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Taito for ever....

Sammlung meiner alten Taito-Storys
von

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Story 02 - Erinnerungen

Author: littleblaze
 

Fandom: Digimon

Warnung: Shonen Ai

Paring: Taichi x Yamato
 

Entstehung: 03.01.2002

Feedback: Würde mich sehr darüber freuen!!!
 

Erinnerungen
 

Ich höre, wie sich die Tür öffnet und jemand herein kommt, und ich weiß genau, dass es in meinen Augen ein Fremder ist.
 

Alle reden andauernd auf mich ein, erzählen mir von sich, erzählen mir von mir selber, aber eigentlich möchte ich es gar nicht hören. Zu sehr schmerzt es mich, diese Geschichten zu hören, Geschichten von meinem Leben, von meinen Freunden und von meiner Familie, die in meinen Augen doch sowieso alles nur Fremde sind.

Ich hasse es, wenn ich die Enttäuschung in ihren Gesichtern sehe, weil ich mich wieder nicht an die eine oder andere Geschichte erinnern kann.

Ich war ein sehr beliebter Mensch, das ist mir klar geworden, denn in den zwei Wochen, die ich jetzt schon hier im Krankenhaus liege, kamen mich wirklich sehr viele Leute besuchen. Leute, die behaupten meine Freunde zu sein oder zu meiner Familie gehören, aber für mich sind sie alle nur Fremde.

Man erzählte mir, dass ich ein sehr begabter Fußballspieler sei, wobei ich mich mit dem Gedanken, neunzig Minuten einen blöden Ball hinterher zu rennen, nicht besonders anfreunden kann.

Es soll bei einem meiner Spiele passiert sein. Ich wollte wohl ein Tor mit einem Kopfschuss verhindern und bin voll gegen den Pfosten geknallt. Ich soll sehr stark geblutet haben, eine schwere Gehirnerschütterung... und natürlich die Amnesie nicht zu vergessen, unter der ich im Moment leide.

Keiner weiß, ob meine Erinnerungen wieder kommen werden oder nicht. Aber das Schlimmste für mich ist, dass ich gar nicht weiß, ob ich sie wirklich wieder haben möchte.
 

„Bist du wach Tai?“

Taichi, das soll mein Name sein, aber alle nennen sie mich Tai, ich finde den Namen nicht besonders schön, vielleicht sollte ich mir einen anderen zulegen, ich konnte mich ja sowieso nicht mehr daran erinnern.

„Ja, bin ich."

Bei jedem anderen hätte ich vielleicht nichts gesagt und mich schlafen gestellt, in der Hoffnung, dass er wieder gehen würden, aber ich habe gemerkt, dass es bei ihr völlig sinnlos war. Sie blieb auch wenn ich schlief stundenlang an meinem Bett sitzen.

Sie ist meine Schwester und heißt Hikari, aber alle nennen sie Kari, wenigstens behauptet sie das, ob es wirklich stimmt, kann ich nicht sagen.

„Und, wie geht es dir heute?“

„Mir geht es gut, danke der Nachfrage."

Mir geht es auch gut, körperlich gesehen bin ich in Topform und auch psychisch gesehen fühle ich mich nicht gerade schlecht, wenn diese irre Angst nicht wäre.

Ich habe auch gar nicht so viel Angst davor, meine Erinnerung nicht wieder zu finden, vielmehr ängstigte mich die Zukunft. Was würde denn jetzt mit mir passieren?

Der Doktor hat gesagt, dass ich bald nach Hause gehen könne, aber will ich das? Will ich in ein Haus gehen, wo ich mir fremd vorkomme? Aber was soll ich sonst tun? Ich fühle mich wie ein Gefangener und ich kann noch nicht einmal ausbrechen, weil ich nicht weiß, wohin.

„Das freut mich Tai. Ach ja, ich soll dir von Yamato sagen, dass er heute nicht kommen kann. Es tut ihm schrecklich leid, aber er hat heute eine Bandprobe, er kommt dann morgen.“

„Danke.“

Yamato, das ist auch einer meiner komischen Freunde. Er spielt in einer Band und behauptete mein bester Freund zu sein. Vorstellen kann ich mir das im Moment nicht, er hat so eine komische Art an sich, am liebsten würde ich ihm eine verpassen und weiß nicht einmal wieso. Nicht, dass ich ihn hasse oder so, nein, er ist mir total gleichgültig genauso wie der Rest von diesem ganzen Haufen hier, aber ich hab einfach so ein Verlangen danach. Er kommt jeden Tag ins Krankenhaus, außer heute, wie ich ja soeben vernommen habe. Das einzig Positive an ihm ist, dass er nicht besonders viel redet, endlich mal einer, der die Klappe hält und mich nicht mit irgendwelchen Storys voll labert.

Meistens setzt er sich auf den Stuhl am Fenster und spielt ein bisschen auf seiner Mundharmonika rum. Er hat gemeint, dass ich ihm immer sehr gerne zugehört habe, wenn er spielte. Ich kann mich zwar auch daran nicht erinnern, aber ich empfinde diese traurige Melodie als das erste angenehme aus meinem alten Leben.
 

Kari bleibt noch drei Stunden da, in denen aber auch noch weiterer Besuch reinschaute: Ein gewisser Davis, der einfach nicht die Klappe halten kann, Sora, von ihrer Stimme bekomme ich immer Kopfschmerzen und Takeru, der Yamatos Bruder ist und gleichzeitig was mit "meiner Schwester" am laufen hat.

Gegen Abend bin ich endlich wieder allein... nachdenken will ich nicht mehr, über was auch? Die meiste Zeit versuche ich mich durch Musik hören oder mit etwas zu lesen abzulenken.

Ich habe schon ein paar komische Freunde, sie passen irgendwie gar nicht zusammen, gar nicht zu mir... besonders vom Alter her.
 

Etwas später am Abend schauen meine Eltern noch mal vorbei und teilen mir mit, dass ich morgen das Krankenhaus verlassen und nach Hause kommen könne.

Ich sehe ihre erfreuten Gesichter und schenke ihnen ein kleines Lächeln, obwohl mir gar nicht danach zu mute ist.

In dieser Nacht schlafe ich nicht besonders gut, da meine Gedanken nur am Morgen hängen. Ich will gar nicht hier weg, hier fühle ich mich sicher, weiß, dass mir hier niemand etwas tun wird. Aber wie war ist das in meinem angeblichen Zuhause?

Vielleicht ist meine Mutter eine Alkoholikerin und mein Vater schlägt mich? Woher soll ich wissen, ob es mir zu Hause gefallen wird? Kari hat immer so einen ernsten und nachdenklichen Gesichtsausdruck und ich habe schon lange gespürt, dass sie sich nicht nur um mich Sorgen macht. Sie scheint immer sehr nachdenklich zu sein. Vielleicht stimmt Zuhause ja irgendetwas nicht und ich werde direkt in die Hölle fahren.
 

~ * ~
 

Nach dem Frühstück helfen mir meine Mutter und Kari meine Sachen zusammen zu packen. Ich gehe zur vorerst letzten Untersuchung und steige kurze Zeit später mit einem mulmigen Gefühl ins Auto.

Auf den Heimweg schaue ich mir alles genau an, denn ich bin meiner Meinung nach zum ersten Mal hier. Immer wieder erzählt mir Kari etwas von Orten, die ich kennen sollte oder von Häuser, in denen der eine oder andere Freund von mir wohnt. Ich höre ihr zwar zu, aber interessieren tut es mich nicht. Ich mag sie, sie ist die Einzige, zu der ich ein bisschen vertrauen habe, ich will sie nicht verärgern, sonst würde sie sich vielleicht von mir abwenden.
 

Wir halten vor einem großen Wohnblock an, stellen den Wagen ab, fahren mit dem Lift hinauf und bleiben vor einer Tür mit dem Namensschild "Yagami" stehen.

Ein Schauer fährt meinen Rücken hinauf, als meine "Mutter" die Tür aufschließt und mich reinwinkt. Ich stehe wie angewurzelt da, will da nicht hinein gehen, habe viel zu viel Angst, was mich drinnen erwartet, und würde Kari nicht ihren Arm um mich legen und mich sanft mit sich ziehen, würde ich mich wohl keinen Schritt bewegen.

Drinnen sieht es ganz normal aus, wie man sich eben eine Wohnung so vorstellt. Im Wohnzimmer hängen Bilder von Kari und mir, und erstaunt muss ich feststellen, dass ich wohl doch ein Teil dieser Familie war oder besser gesagt immer noch bin.

Kari zeigt mir mein Zimmer, erklärt mir, dass ich jetzt ein Eigenes habe, vor dem Unfall hätten wir es uns noch geteilt, aber jetzt hat Mama gemeint, dass ich ein Eigenes brauchen würde, wofür ich nur mehr als dankbar bin. Sie zeigt mir noch die anderen Räume und lässt mich dann erst einmal ein bisschen alleine.

Ich schaue mich in meinem Zimmer um und mein Blick bleibt am Schreibtisch hängen, der mich magisch anzuziehen scheint. Eigentlich habe ich gar keine Lust etwas über mich herauszufinden, aber wenn ich schon mal da bin….
 

Das meiste Geschriebene kann ich gar nicht erst entziffern. Toll, kann noch nicht einmal meine eigene Handschrift lesen.

Ich finde ein Photoalbum, schlage es auf. Ich schaue mir die zahllosen Seiten mit vielen bunten Bildern von mir und meinen Freunden an. Es müssen wirklich gute Freunde für mich gewesen sein.

Witzig aussehende Plüschtiere teilen mit uns einige der Bilder. Suchend schaue ich mich im Zimmer um... nichts davon zu sehen..

Des weiteren finde ich noch mehr Zeug, das ich nicht entziffern kann, Bücher von der Schule, ein paar Pokale für irgendwelche Fußballturniere, Arbeiten, die mir zeigen, dass ich nicht gerade der beste Schüler bin, und noch eine Menge anderen Kram, den ich nicht zuordnen kann. An zwei kleinen Gegenständen bleibt mein Blick allerdings ein wenig länger haften.

Ein kleines orangenes Gerät, das mich irgendwie an eine Armbanduhr ohne Band erinnert, und einer Kette mit einem goldfarbigen Anhänger. Der Anhänger ist ein bisschen länglich und eckig und in ihm drin scheint ein kleines orangenes Plättchen zu stecken, auf dem so eine Art Sonne aufgemalt ist. Ich lege beides in die Schublade zurück, schließe sie.

Der Computer verweigert mir den Zugang, da ich das Passwort nicht kenne und sonst ist auch nicht mehr viel zum Vorschein gekommen, was in irgendeiner Weise mein Interesse lockt. Ich lege mich aufs Bett und denke darüber nach, wie lange es wohl dauern wird, bis sie mich alleine nach draußen lassen. Blöder Gedanke, aber über was soll ich mir sonst den Kopf zerbrechen?
 

Nach dem Mittagessen, das übrigens sehr ruhig verläuft, steht Yamato plötzlich in meiner Tür und fragt mich, ob ich nicht Lust habe, ein bisschen raus zu gehen. Natürlich habe ich, endlich raus hier, und er ist auch noch ein sehr ruhiger Begleiter.

Wir schlendern durch die Gegend und reden kaum, nur wenn er meint, dass es wichtig für mich wäre eine beistimmte Information zu bekommen, macht er den Mund auf.

So gegen fünf will er mich wieder nach Hause bringen.

„Willst du mich schon los werden?“

Überrascht auf meine Frage schaut er mich an.

„Wie kommst du denn auf diese Idee Tai? Ich habe Montag, Mittwoch und Freitag immer um halb sechs Probe und deswegen wollte ich dich nach Hause bringen. Aber wenn du möchtest, kannst du auch mitkommen.“

„Geht das denn so einfach?“

„Natürlich, du hast doch sonst auch keine Probe verpasst.“ Er lächelt, das erste Mal, dass ich Yamato lächeln sehe.

„OK, dann würde ich gerne mitkommen.“
 

Die Anderen aus Yamatos Band scheinen nett zu sein, alle begrüßen mich herzlich und freuen sich, dass es mir wieder besser geht. Ich setze mich auf einen Tisch, der an der gegenüberliegenden Seite des Raumes steht, und schaue ihnen zu, wie sie ein Lied nach dem anderen spielen. Viele kenne ich schon auswendig, da ich die CD oft im Krankenhaus gehört habe, und plötzlich überkommt mich der Gedanke, dass er wohl doch mein bester Freund sein muss, immerhin habe ich, nach seiner Aussage hin, keine Probe von ihm verpasst und auch sonst scheinen wir viel gemeinsam unternommen zu haben. Es kommt mir irgendwie so vor als hätten wir schon viele schwere Zeiten zusammen erlebt... besonders, wenn ich ihn singen höre, habe ich dieses Gefühl.
 

„Wo gehen wir jetzt hin, Yamato?“

„Eigentlich habe ich daran gedacht dich nach Hause zu bringen und dann selbst nach Hause zu gehen.“

„Kann... kann ich nicht noch etwas mit zu dir gehen?“

„Du willst mit zu mir?“ Verwundert schaut er mich an.

„Ja, warum? War ich denn sonst nie bei dir, Yamato?“

„Doch, doch. Habe mich nur etwas gewundert.“

„Also, darf ich jetzt mit zu dir oder hat deine Mutter vielleicht was dagegen?“

„Was soll denn meine Mutter damit zu tun haben, du weißt doch genau dass meine El...“ Er verschluckt sich beinahe an dem Gesagtem, er hat den Unfall anscheinend total vergessen.

„Ist nicht schlimm. Du hast es mir ja anscheinend schon einmal erzählt, dann mach es einfach noch einmal, dann weiß ich es auch wieder.“

„Später vielleicht. Jetzt lass uns erst einmal zu mir gehen und dann koch ich uns etwas Leckeres zu essen. Du hast doch bestimmt schon mächtigen Kohldampf?“

„Jetzt wo du es sagst. Ist mir vorher gar nicht aufgefallen.“
 

Als wir bei ihm ankommen, finde ich es schon ein wenig komisch, dass anscheinend niemand da ist, der sich um Yamato zu kümmern scheint.

Als erstes ruft er bei mir zu Hause an und sagt Bescheid, dass ich bei ihm bin und sie sich keine Sorgen zu machen brauchen, danach bekomme ich das beste Essen in meinem Leben vorgesetzt.

„Das ist wirklich klasse. Ich wusste gar nicht, dass du so gut kochen kannst.“

„Was glaubst du, warum du so oft hier warst?“

Wir lachen auf und Yamato verschüttet aus Versehen etwas Cola über sein Shirt.

„Mist.“

Er zieht es aus, wirft es in die Ecke und bevor er den Raum verlässt, wahrscheinlich um sich ein Neues zu holen, könnte ich schwören, einen dieser komischen Anhänger um seinem Hals gesehen zu haben.
 

Als wir später vor dem Fernseher sitzen, kann ich meine Neugier nicht mehr halten.

„Sag mal, wohnst du eigentlich ganz alleine hier? Wo ist den dein Bruder? Deine Eltern?“

„Meine Eltern haben sich scheiden lassen, als ich sechs Jahre alt war. Takeru kam zu meiner Mutter und ich kam zu meinem Vater.“

„Und wo ist dein Vater?“

„Mein Vater arbeitet für einen Fernsehsender und da Nachrichten auch vor der Nacht und vor dem Wochenende nicht halt machen, arbeitet er ziemlich viel. Er kommt oft sehr spät nach Hause und manchmal auch gar nicht.“

„Dann bist du immer alleine?“

„Ich war nie wirklich alleine, Tai, denn ich habe Freunde.“ Er zwinkert mir zu.

Und dann verstehe ich es. Er braucht mich genauso, wie ich ihn brauche.

„Es tut mir leid, dass ich in der letzten Zeit kein guter Freund für dich war.“

„Aber das war doch nicht deine Schuld, Tai.“

„Ich würde gerne ein paar Dinge erfahren.“

„Dinge?“

„Wie haben wir uns eigentlich kennengelernt und wie lange kennen wir uns schon?“

„Kennengelernt haben wir uns in einem Sommercamp, da waren wir elf. Wir hatten eine menge Spaß... in diesem Camp. Aber nicht nur wir beide waren in diesem Camp, auch andere unserer Freunde.“

„Gehören ein paar von meinen Krankenhausgästen auch dazu?“

„Ja, mit uns im Camp waren Izzy, Sora, Mimi, Joe und Takeru.“

„Erzähl mir ein bisschen mehr“, bitte ich.

Er erzählt mir von den Anderen, wie unsere Freundschaft immer fester wurde, als wir wieder aus dem Camp kamen, von seiner Band, von sich und ein bisschen von mir selber.

Ich höre ihm richtig interessiert zu, und langsam überkommt mich doch die Sehnsucht, einen Jungen mit dem Namen Taichi Yagami besser kennenzulernen.

Er redet lange und ich erzähle ihm von meinen Ängsten, die ich habe.
 

~ * ~
 

Als ich wach werde, liege ich nahe bei ihm, halb auf und halb neben der Couch und die Sonne erhellt das Zimmer. Wir sind wohl eingeschlafen und haben die ganze Nacht hier verbracht.

Mich unter seinem Bein durchwinde, wird er ebenfalls wach. Erschrocken schaut er sich um.

„Scheiße, wie spät haben wir?“

„Äh... Neun Uhr, wenn eure Uhr da drüben richtig geht.“

„Mist, mein Vater wird mich umbringen, wenn der rauskriegt, dass ich nicht in der Schule bin.“

Schule! Habe ich ja ganz vergessen, irgendwann muss ich ja bestimmt auch wieder hin.

„Sind wir in der selben Klasse?“, frage ich, während er sich umzieht.

„Klar sind wir das, wir sitzen sogar nebeneinander.“

„Gut.“

„Ich bringe dich nach Hause und geh dann noch in die Schule, vielleicht fällt mir ja noch ne gute Ausrede ein.“
 

Auf dem Weg zu mir nach Hause halten wir an einen Schreibwarengeschäft an, da Yamato noch Tinte braucht. Als er wieder raus kommt, überreicht er mir eine kleine Tüte.

„Für dich.“

„Für mich?“ Freudestrahlend nehme ich die Tüte an mich und ziehe den Inhalt heraus. Es ist ein Buch in einem wunderschönen Einband, so eine Art Tagebuch.

„Weißt du, als ich damals Kummer hatte und niemand da war, dem ich es erzählen konnte, habe ich alles in so ein Buch geschrieben, und das hat mir wirklich sehr geholfen.“

„Aber...“

„Ich weiß, ein komischer Gedanke, aber wenn dich die Angst überkommt... für diesen Notfall, schenke ich dir dieses Buch.“

„Danke.“
 

Zu Hause angekommen ist meine Mutter überglücklich, dass es mir anscheinend etwas besser geht, sogar ein aufrichtiges Lächeln bin ich bereit, ihr zu schenken.

Ich gehe auf mein Zimmer und setze mich an meinen Schreibtisch. Man muss ja nicht nur schlimme Gefühle in so ein Buch eintragen, oder? Ich entschließe mich, auch meine schönen Gedanken hinein zu schreiben... ich beschreibe das Gefühl, das ich hatte, als ich dieses Buch gekriegt habe.

Als ich fertig damit bin, mache ich mich auf die Suche nach einem guten Versteck, immerhin soll es niemals jemand anderer lesen.

Ich schaue mich lange um, bevor ich mich dazu entschließe, es unter meine Matratze zu legen. Nicht gerade originell, aber im Moment fällt mir einfach nichts besseres ein.

Ich hebe die Matratze an und gerade als ich das Buch darunter schieben will, sehe ich, dass da schon etwas liegt. Ich stemme die Matratze noch höher und ziehe zwei Bücher zum Vorschein, solche Bücher, wie ich gerade eins bekommen habe. Ich war wohl noch nie besonders originell.
 

Soll ich diese Bücher wirklich lesen?

Ich habe sie geschrieben, es stehen mit großer Sicherheit meine Gedanken und Ängste in diesen Büchern drin. Was, wenn die Gefühle in diesen Büchern nicht mit meinen jetzigen übereinstimmten, wenn da Sachen drinnen stehen, die mir Angst machen, die mich wütend machen?

Will ich sie wirklich lesen?

Ja, das will ich.

Mein Drang, den wahren Taichi Yagami kennenzulernen, ist größer geworden, als die Angst, die ich verspüre.

Welches Zuerst?

Ich entscheide mich für das dickere Buch, setze mich auf mein Bett und lehne mich gegen die Wand. Einmal atme ich noch tief ein, dann schlage ich es auf und fange an zu lesen.
 

Drei Stunden brauche ich, um das Buch zu Ende zu lesen.

Ich muss wohl ziemlichen Spaß am Schreiben gehabt haben. Wollte ich vielleicht sogar mal Schriftsteller werden? Ich muss unbedingt nachher mal Yamato fragen. Dieses Buch würde bestimmt viel Geld einbringen. Es ist wirklich toll geschrieben und erst der Inhalt, ein klasse Kinderbuch.

Es handelt von einer anderen Welt, der Digiwelt. Er, mehr gesagt ich, habe es so geschrieben als hätte ich es selber erlebt. In der Geschichte reise ich mit meinen Freunden in eine andere Welt und wir beschützen diese und auch unsere Welt gegen bösartige Digimon.

Digimon? Wie war ich bloß auf diesen Namen gekommen? Ein bisschen kreativer hätte ich ja doch schon sein können... Digiwelt, Digimon, Digiritter, Digivice. Aber es ist trotzdem eine der besten Geschichten, die ich bis jetzt gelesen habe, wenigstens soweit ich mich erinnere.
 

Das Zweite, erkenne ich sofort als eine Art Tagebuch. Es sind allerdings keine Datumsangaben zu erkennen.

Viele Einträge handeln davon, wie sehr ich die Schule doch hasste, den Fußball liebte und wie sehr mir Soras Stimme auch schon damals den Nerv geraubt hat.

Einige Stellen handeln davon, dass Kari krank war und ich mir große Sorgen um sie gemacht habe. Es folgte das übliche Zeug wie: War ein scheiß Tag, Mama war wieder sauer auf mich, habe eine schlechte Note geschrieben, usw. Ich will schon aufhören zu lesen, als ich in dem letzten Drittel des Buches auf einen interessanten Eintrag stoße:
 

Ich weiß nicht genau wie ich es beschreiben soll,

aber in letzter Zeit habe ich immer so ein komisches

Gefühle, wenn ich in Yamatos Nähe bin.

Was würdest du von mir halten, wenn du es wüsstest?

Davon halten, dass ich denke, schwul zu sein, dich zu lieben?

Würdest du mich hassen?

Würdest du mich verachten?

Es tut so weh, dir das alles nicht sagen zu können.

Wenn ich nur einen Wunsch frei hätte, würde ich mir wünschen,

den Mut zu habe, dir meine Liebe zu gestehen.

Nein, ich bin nicht der Träger des Wappen des Mutes,

sondern der Feigheit.

Ich werde dich niemals Lieben dürfen.
 

Es steht wirklich da... das kann doch nicht stimmen…

Was hat das zu bedeuten? Liebte ich ihn wirklich?

Schnell blättere ich weiter, um nachzuschauen, ob noch weitere Einträge dieser Art vorhanden sind, doch ich kann keine finden... das Buch endete abrupt.

Das ist doch alles nicht wahr, das muss doch ein schlechter Scherz sein!

Mein Herz verkrampft sich.

Hatte ich jemals den Mut gehabt, es ihm zu sagen? Weiß er es?
 

Yamato kommt wie versprochen am Nachmittag wieder und ich quetsche ihn über belangloses Zeug aus. Wenn er es wüsste, müsste es doch irgendwelche Anzeichen geben, oder? Doch wovor habe ich eigentlich so eine Angst? Es ist doch gar nicht mein Geheimnis, es ist “Seines“. Es ist Taichi Yagamis Geheimnis und nicht meines. Ich liebe ihn doch nicht…

Als uns langsam die Gesprächsthemen ausgehen, bekomme ich es witzigerweise mit der Angst, dass er vielleicht gehen könnte, wenn wir uns nichts mehr zu sagen haben.

Ich überlege krampfhaft über was man noch sprechen kann, als mir plötzlich wieder die Bücher einfallen.

„Habe ich dir eigentlich schon einmal von der Digiwelt erzählt?“

Er kippt beinah vom Stuhl und ich schaue ihn fragend an.

„Von der Digiwelt? Wie meinst du das?“

Ich sehe sein erschrockenes, aufgeregtes Gesicht und kann dies gar nicht verstehen. Habe ich etwas Falsches gesagt?

„Ja, weißt du, als ich ein gutes Versteck für dein Buch suchte, fand ich zufällig ein anderes Buch. Ich hatte mich wohl als Schriftsteller versucht und eine Art Kinderbuch geschrieben." Ich grinse verlegen, er schaut mich ernst an.

„Darf ich das Buch mal sehen?“

„Natürlich, aber nicht lachen.“ Ich ziehe es aus seinem Versteck und reiche es ihm, der es Minutenlang durchblättert und mich dann überrascht ansieht.

„Du hast das alles aufgeschrieben?“

„Ja, und was denkst du? Ob es sich verkaufen lässt?“

„Ob es sich verkaufen lässt? Ist das dein Ernst?“

„Natürlich, oder ist es so schlecht? Dann schmeiß ich es sofort weg.“

„Du willst es wegschmeißen, Tai?“ Er sieht mich prüfend an. Ich verstehe immer noch nicht, warum er so komisch auf dieses blöde Buch reagiert.

„Tai, weißt du denn gar nicht, was das ist?“

„Ein Buch?“

„Hör mir mal zu. Die anderen und ich, wir haben uns entschlossen, es dir erst einmal nicht zu sagen, da du ja auch so schon verwirrt genug warst. Wir wollten, dass es dir vielleicht selber wieder einfällt, und warten bis du uns von alleine darauf ansprichst. Wir wussten ja nicht, dass du alles aufgeschrieben hast.“

„Es tut mir leid, aber ich versteh dich immer noch nicht wirklich.“

Er setzt sich genau vor mich und schaut mir tief in die Augen.

„Tai, diese Geschichten, die sind alle wahr. Du, wir haben sie zusammen erlebt. Wir waren in diesem Sommercamp, welches du hier beschrieben hast, und wir sind in die Digiwelt gereist. Verstehst du mich Tai, das alles ist war. Du hast es nur vergessen.“

Was redet der denn für einen Mist zusammen? Das kann doch unmöglich wahr sein... Doch irgendwas in seinen Augen... so viel Entschlossenheit, soviel Ehrlichkeit, kann es die Wahrheit sein oder lügt er mich an? Was soll ich denn bitteschön glauben? Das ist doch nur eine Geschichte, nur eine Geschichte...

„Wie soll ich dir das denn glauben?“

„Wenn du mir nicht glaubst, können wir sofort in die Digiwelt gehen und ich beweise es dir.“

„Du willst in die Digiwelt gehen? Wie stellst du dir das vor? Beamen?“ Ein nervöses Lachen verlässt meine Lippen.

„Wo ist dein Digivice Tai?“

„Mein was?“

„Digivice!“ Er zeigt mir dieses kleine Gerät, das ich vor kurzen in Händen hielt. Er hat genau das gleiche, es hat nur eine andere Farbe. Geistesabwesend starre ich auf das kleine Gerät.

„Wo ist es Tai?“

„In... in der Schublade da drüben.“

Ich zeige auf die richtige Schublade und ehe ich mich versehe, hängt mir Yamato diesen komischen Anhänger um den Hals und drückt mir dieses, wie nannte er es, Digivice?... in die Hand. Ich kann ihn nur noch ungläubig anschauen und, um mir einen weiteren Beweis zu liefen, hält er mir seinen Anhänger vor die Nase.

„Wir sind auserwählte Digiritter, Tai, und das werde ich dir jetzt beweisen.“

Er zieht mich auf die Beine und schleift mich hinter sich her, er klopft an Karis Zimmer und ruft nur, dass wir ein Tor zur Digiwelt bräuchten. Dann schleift er mich zurück in mein Zimmer und wirft den Computer an.

Kurz darauf kommt Kari ins Zimmer und schließt die Tür hinter sich. Bin ich vielleicht doch im falschen Film? Warum hat sie die Tür abgeschlossen? Wollen sie nicht, dass jemand rein kommt oder dass ich nicht mehr raus komme? Ein seltsames Gefühl von Angst überkommt mich, was haben sie verdammt noch mal vor?

„Wie ist dein Passwort Tai?“

„Keine Ahnung, schon vergessen... Amnesie?!“, bin ich irgendwie mächtig froh darüber, es ihnen nicht nennen zu können.

Yamato gibt das Wort "Digiwelt" in den Computer ein, aber der Zugriff wird verweigert. Ich schaue mir das Schauspiel genau an.

Als nächstes gibt er "Agumon" ein, aber auch hier wird der Zugriff verweigert. Kurz scheint er zu überlegen, bevor er einen neuen Versuch startet. Er gibt "Yamato" in den Computer ein und der Zugriff wird gewährt.

Sofort fallen meine Gedanken wieder auf das zweite Buch. Yamato ist mein Passwort. Aber woher weiß er das, hatte ich ihm meine Liebe doch noch gestanden, bevor das mit dem Unfall passiert ist oder ist das nur reiner Zufall? Leider habe ich keine Zeit mehr, darüber nachzudenken, denn ich werde wieder auf die Beine gezogen.

„So Tai, wir gehen jetzt in die Digiwelt und in zwei Sekunden wirst du sehen, dass es nicht nur eine Geschichte ist.“

Was hat er denn jetzt vor?

Er hebt meine Hand, in der ich das Digivice festhalte, hoch und richtet es auf den Bildschirm. In seiner anderen Hand hält er seins und Kari hält auch irgendetwas hoch, aber es sieht anders aus, keine Ahnung was es ist.

„Tor zur Digiwelt öffne dich“, höre ich Kari noch rufen und im nächsten Moment fühle ich mich ganz eigenartig. Ich schließe die Augen, bin mir sicher, dass ich die ganze Zeit über jemanden an mir spüre, und als nächstes kommt ein harter Aufprall.

Langsam öffne ich die Augen wieder. Es ist so verdammt hell. Ich kann es nicht glauben... ich sehe Bäume, eine Wiese und Blumen um mich herum. Yamato lächelt mich sanft an.

„Willkommen in der Digiwelt, Tai.“
 

Vier Stunden verbringen wir hier, hier in der Digiwelt.

Yamato und Kari bestätigen mir alle Geschichten, die ich vorher in meinem Buch gelesen habe, erzählen mir noch die ein oder andere, die nicht in meinem Buch steht. Von den neuen Digirittern, dem Digimonkaiser, wie sich Ken uns angeschlossen hat und dem Kampf gegen MaloMiyotismon.

Irgendwie klingt das alles total weit hergeholt, aber immerhin stehe ich hier, hier in der Digiwelt, und in meinem Herzen spüre ich ganz genau, dass alles der Wahrheit entspricht, was sie mir erzählen.

So viele neue Eindrücke gehen auf mich über, obwohl sie ja gar nicht neu sind, und wie gerne würde ich mich an diese Abenteuer mit meinen Freunden erinnern. Es muss eine wirklich tolle Zeit gewesen sein.

„Woher kanntest du eigentlich mein Passwort?“, kommt es mir plötzlich in den Sinn.

„Ich kannte es nicht. Aber ein paar Stunden, bevor das mit dem Unfall war, kamst du zu mir und sagtest, dass es drei ganz wichtige Dinge in deinem Leben gibt, abgesehen von deiner Familie natürlich. Diese waren: Die Digiwelt, Argumon und... ich!

Ich... ich wollte dir darauf antworten, aber bevor ich es konnte, bist du schon davon gerannt. Ich sah mir das Spiel an und wollte eigentlich danach mit dir reden, aber dann... Dann war das mit dem Unfall und na ja, hier stehen wir nun.“

„Und was wolltest du mir sagen?“

„Dass du mir auch sehr wichtig bist.“

„Weißt du was..." Ich berühre leicht seinen Arm. "Ab diesem Moment werde ich neue Erinnerungen sammeln und einfach hoffen, dass sie mir dieses Mal nicht wieder verloren gehen.“
 

Erinnerungen - Ende:
 

Wenn ihr meinen Schreibstil mögt, würde ich mich freuen, wenn ihr in "Abweisung" mal rein schnuppert. Die Story bedeutet mir besonders viel. Link: http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/11725/83524/



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

Kommentar schreiben
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Von:  Koribian
2008-08-20T15:39:45+00:00 20.08.2008 17:39
Ich kann den anderen nur zustimmen: klasse gemacht & ein schöner Stil :D
Taito4ever xD


Von:  MuckSpuck
2007-03-11T13:19:47+00:00 11.03.2007 14:19
Ich liebe taito-stories. Wenn du dich also dazu entschließt, mal neue zu schreiben oder noch alte hast, sag mir doch bescheid.
Ich finde nur, du könntest diese Geschichten viel mehr ausbauen! Hat potenzial!

lG Mucki
Von:  bebi
2006-09-29T11:45:55+00:00 29.09.2006 13:45
Die gefällt mir sehr gut. Um ehrlich zu sein viel besser als die erste, weil de depremierend war. Bin ein Fan des rosaroten. ;)
Super Story^^
LG bebi
Von: abgemeldet
2006-09-26T09:01:16+00:00 26.09.2006 11:01
Hallöle ^^y
du hast einen klasse Schreibstil...^^
die Story ist wieder mal super umgesetzt...^^
hoffe da kommt noch mehr...^^
mata ne
Von:  x_miyuchan_x
2006-09-24T20:20:07+00:00 24.09.2006 22:20
finde ich auch! ne fortsetzung wär klasse!! is ja wieder ein offenes ende... tais gefühle hast du wirklich klasse beschrieben!
Von: abgemeldet
2006-09-22T14:39:02+00:00 22.09.2006 16:39
Ich liebe Taito,
danke für deine Fanfics!!
Hoffe du hast noch ein paar mehr, deine alten Fanfics habe ich früher schon immer gerne gelesen!!
Von:  Momo_
2006-09-22T10:17:17+00:00 22.09.2006 12:17
Hmm uu
Ich finde das schreit nach einer Fortsetzung x__x
Nyan >< Ich mag deinen Schreibstil oO


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