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Wie Brüder

von

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Tränen eines Prinzen

Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören (immer noch) nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit meiner FanFiction.

Teil: 3

Genre: Gundam Wing

Rating: ab 16

Pairing: Treize und Zechs

Kommentar: Man vergisst so leicht, wie jung auch Zechs und Treize noch sind. Vor allem weiß man rein gar nichts über Treizes Familie, seine Eltern und seine Verwandten. Was müssen wohl seine Eltern gedacht haben als er zu einer Persönlichkeit wurde, die für die Geschicke der Welt immer wichtiger wurde....

Nun, wir werden später noch einiges über das Familienleben bei den Khushrenadas erfahren. ;-)

Wie ihr sicher schon bemerkt habt, wollte ich die Entwicklung der Beziehung der beiden näher beleuchten und dazu war es nötig in die Vergangenheit zu gehen. Ich hoffe das stört nicht zu sehr.
 

Kapitel 2: Tränen eines Prinzen
 

Zechs hörte Stimmen in seinem Zimmer und wollte sich am liebsten umdrehen und die Bettdecke über den Kopf ziehen, um ihnen so zu entkommen. Aber da sein Brustkorb ihm bei jedem Atemzug stechende Schmerzen bescherte, ließ er das lieber sein.

Also öffnete er seine Augen einen Spalt weit und sah sich einer versammelten Mannschaft bestehend aus Ärzten und Schwestern gegenüber.
 

„Wie geht es uns heute?“, erkundigte sich ein bullig aussehender Mediziner, der sich gleich anschickte ihm die Bettdecke wegzuziehen und seine Rippen abtasten wollte.

Zechs mochte zwar nicht in Bestform sein, aber so viel Reserven konnte er noch aufbringen und seine Reflexe hatten ihn noch nie im Stich gelassen. Deshalb staunte der Arzt nicht schlecht als sich sein Handgelenk plötzlich in einem eisenharten Griff gefangen war.
 

„Uns geht es schlecht.“, entgegnete Zechs eisig und wünschte sich, dass er seine Maske tragen könnte. Er fühlte sich so verwundbar ohne sie. Die Tatsache, dass er an ein Krankenbett gefesselt war, sich kaum bewegen konnte und irgendwelche Geräte permanent seine Körperfunktionen überwachten, half auch kaum dieses Gefühl abzuschwächen. „Uns geht es eigentlich immer schlecht, wenn wir beim Schlafen gestört werden... Und wissen Sie wie man bei OZ mit Leuten verfährt, denen man eine Lektion erteilen möchte?“, fragte er unvermittelt.
 

Der Arzt stutzte: „Nein.“
 

„Wissen Sie wie es ist bei 15g in den Sitz eines Mobile Suit gepresst zu werden und dabei genau zu spüren wie die Rippen brechen?“, setzte Zechs dann noch erklärend hinzu.
 

„Nein, da bin ich nicht sonderlich erpicht darauf das zu erfahren.“, erwiderte der Arzt schwach und versuche sich zu befreien. Er hatte wohl verstanden, dass er auf Zechs´ Beliebtheitsskala nicht weit oben rangierte. Doch Zechs ließ ihn noch nicht frei.
 

„Schade, ich hätte da sicher etwas arrangieren können.“ Widerwillig ließ er das Handgelenk des Arztes los, der seinen Kollegen einen hilflosen Blick zuwarf.
 

„Haben Sie Schmerzen Lieutenant?“, versuchte jetzt eine junge Ärztin ihr Glück.
 

Endlich jemand, der ihn vernünftig ansprach, ihn nicht wie einen labilen Schwerstkranken behandelte.
 

Er lächelte sie an und warf einen Blick auf ihr Namensschild. „Ja Doktor Portman, die habe ich. Könnte ich etwas dagegen bekommen... bitte?“, das letzte Wort schnurrte er fast und konnte dabei das weibliche Personal kollektiv aufseufzen hören.

Die Ärztin errötete leicht, nickte und notierte etwas in seine Akte.
 

Dann war er wieder alleine und schloss erschöpft die Augen. Zechs wusste nicht genau ob er seinen Erinnerungen trauen konnte, aber er hätte schwören können, dass gestern Treize bei ihm gewesen wäre. Doch mit absoluter Gewissheit konnte er dies auch nicht sagen. Vor allem die Worte, die der Colonel ihm zu gewispert hatte, bevor er gegangen war. Waren sie wahr? Oder nur ein Traumgebilde, von dem er einfach hoffte, dass es sich als wahr erweisen würde.
 

In dem Moment betrat wieder Zechs´ „Lieblingsarzt“ das Zimmer, einen Krankenpfleger im Schlepptau, der eine Schüssel mit Wasser und einen Waschlappen bereithielt.

Zechs brauchte nicht viel kombinatorisches Geschick um sich ausdenken zu können, was das bedeutete. Verdammt noch mal. So viel Würde hatte er dann doch noch. Lieber würde er stinken wie ein vergammeltes Stück Fleisch als sich von jemandem waschen zu lassen.
 

„Was wird das?“, fragte er überflüssigerweise. Doch seine Stimme hatte wieder diesen kalten Ton angenommen.
 

Doch bevor der Arzt zu einer Erwiderung ansetzen konnte, betrat zufälligerweise gerade Treize das Krankenzimmer, voll bepackt mit Blumen, Pralinenschachteln und einem Seesack.

Zechs ließ seinen Kommandanten auch erst gar nicht zu Wort kommen. „Colonel Treize der Herr hier interessiert sich brennend dafür zu erfahren, wie sich wohl 15g anfühlen.“, knüpfte er an die vorherige Drohung an.
 

Treize sah ihn kurz zweifelnd an, warf dem Arzt einen Blick zu und zuckte dann nur die Achseln: „Davon würde ich Ihnen abraten. Meine Techniker haben schon genug zu tun ohne dass sie zusätzlich noch Erbrochenes von den Armaturen abkratzen müssen.“
 

„Ich glaube. Wir kommen später wieder.“, entschied er Arzt nachdem er abwechselnd Treize und Zechs gemustert hatte, und schob den Pfleger mit samt Schüssel wieder zur Tür hinaus. Und schon waren die beiden Männer alleine.
 

„Himmel noch mal. Zechs du bist wieder charmant.“ Treize schüttelte den Kopf und lud das Gepäck auf dem Tisch ab, der an der Wand stand.
 

Zechs zog es vor nichts darauf zu antworten.
 

„Wie geht es dir?“ Treize setzte sich neben das Bett, musterte ihn eindringlich und legte dabei leicht den Kopf schräg. „Siehst etwas blass aus.“
 

„Geht schon.“, meinte Zechs abwehrend und versuchte sich aufzurichten, was ihm dann auch mit Treizes Hilfe gelang.
 

„Hier...“ Der Ältere stand auf und reichte ihm eine besonders große Schachtel mit echter Schweizer Schokolade. „Von meinen Eltern. Unnötig zu erwähnen, dass sie sich große Sorgen machen.“
 

„Danke. Ich werde mit Ihnen reden. So schlimm ist es schon nicht.“ Er stellte das Präsent auf den Nachttisch neben ihm. Treizes Eltern waren um ihn besorgt wie um ihren eigenen Sohn. Damals vor alle diesen Jahren hätten sie ihn nur zu gerne davon abgehalten, dass er ins Militär eingetreten war und so jeden Tag sein Leben riskierte. Doch inzwischen waren sie wohl froh, dass Zechs ihrem Sohn so oft den Rücken freihalten konnte.
 

„Sag bloß du willst nichts.“ Treize kannte ihn nur zu gut. Normalerweise wurde Zechs bei Schweizer Schokolade immer schwach.
 

Zechs schüttelte den Kopf. „Bedien dich ruhig.“ Was Treize dann nur allzu gerne tat, während er Zechs über die aktuellen Entwicklungen auf dem Laufenden hielt. Doch Zechs hörte nur mit einem halben Ohr hin. Zum einen strengte es ihn zu sehr an, zum anderen dachte er darüber nach, wie er sich die peinliche Angelegenheit ersparen konnte, sich von einem Krankenpfleger waschen zu lassen.
 

„Treize, kannst du mir einen Gefallen tun?“, unterbrach er schließlich seinen Freund.
 

„Was denn?“ Der Colonel war kaum verständlich so voll hatte er den Mund mit Schokolade.
 

Zechs hob die Hand wo noch der venöse Zugang gelegt war. „Zieh das raus und zieh um Himmels willen den Stecker von dem EKG, das Piepsen nervt.“
 

„Was hast du jetzt wieder vor?“
 

„Ich will nur duschen.“ Jetzt wo die Schmerzmittel, die man ihm am Ende der Visite noch gegeben hatte, anfingen zu wirken, wollte er dieses Wagnis eingehen.
 

„Duschen? In deinem Zustand. Du spinnst wohl.“
 

„Bitte.“
 

„Und was ist mit deinem Verband?“
 

„Den wird schon wieder irgendjemand erneuern.“
 

„Oh Milli. Nein, vergiss es.“
 

„Dann mach ich es eben selber.“ Was leichter gesagt als getan war. Er schaffte es noch das Pflaster auf seinem Handgelenk abzuziehen und den Zugang zu entfernen. Aber der Stützverband stellt ein schweres Problem dar. Schließlich hatte Treize ein Einsehen und half ihm doch indem er die Bandagen abwickelte.

„Gut, was jetzt?“
 

Zechs antwortete nicht, denn er kämpfte sich gerade aus dem Bett und tappte schon in Richtung des Badezimmers.
 

„Was ist, wenn du umkippst?“, lamentierte Treize und ging hinter ihm her. Wohl bereit Zechs aufzufangen, wenn dieser Fall tatsächlich eintreten sollte.
 

„Dann kipp´ ich eben um.“
 

„Oh Gott Milli.“, flehte Treize. „Immer musst du so stur sein.“
 

Die junge Ärztin von der Visite kam ins Zimmer gestürmt. Sicher war es der Alarm des EKG gewesen, der ihre Aufmerksamkeit geweckt hatte.

Sie blickte Zechs an, der dank des Türrahmens an den er sich lehnte, einigermaßen sicher auf den Beinen wirkte und sie wieder anlächelte. „Entschuldigen Sie Doktor. Ich wollte Sie nicht stören.“
 

„Wo ist ihr Verband? Und was machen Sie hier?“
 

„Ich gehe einem menschlichen Bedürfnis nach. Das ist alles.“
 

„Dafür gibt es Urinflaschen.“ Sie deutete auf den fraglichen Gegenstand, der in einem der Regale stand und bei dessen Anblick Zechs bereits ein Schütteln unterdrücken musste.
 

„Aber Doktor. Ich bin doch noch so jung. Müssen Sie mir das wirklich zumuten?“
 

Sie seufzte und gab sich geschlagen. „In fünf Minuten liegen Sie wieder im Bett.“ Sie funkelte Treize an: „Und Sie passen auf ihn auf, damit nichts passiert.“
 

„Verbarrikadiere die Tür.“, empfahl Zechs dem Colonel als sie wieder alleine waren und ging dann endlich ins Badezimmer. Er schaffte es in der Tat sich zu duschen ohne ohnmächtig zu werden.

Doch Treize hatte die ganze Zeit vor dem Duschvorhang gestanden, bereit ihm zu helfen.

Zechs fand es irgendwie verstörend, dass Treize so nah bei ihm stand – auch wenn das Plastik des Vorhangs sich zwischen ihnen befand und kein Blickkontakt möglich war. Wäre sein Körper in besserer Verfassung, dann hätte ihn das leicht in eine peinliche Situation gebracht. Jetzt jedoch rief es nicht mehr als einen wohligen Schauer auf seinem Rücken hervor.
 

Nach dem Duschen saß er allerdings schwer erschöpft auf dem kleinen Plastikstuhl im Badezimmer. Irgendwie hatte er es geschafft in die Shorts zu schlüpfen, die ihm Treize mitgebracht hatte, aber zu mehr war er nicht mehr fähig.
 

Kein Wunder also dass ihm Treize zuerst eine Standpauke hielt. Ihm aber dann doch ins Bett half – vielleicht fürchtete er sich den Unmut der jungen Ärztin zu zuziehen.

So saß Zechs wenig später wieder im Bett, mit neu angelegten Verband, neuem Zugang und noch immer mit nassen Haaren.

„Ich werde keines dieser Hemden anziehen.“, protestierte er und meinte damit eines der typischen Krankenhausnachthemden, das ihm eine der Schwestern bereitgelegt hatte.
 

Treize reichte ihm kommentarlos ein T-Shirt, doch auch das musste Zechs ablehnen, denn er konnte kaum noch die Arme heben. Wie dann in ein Shirt schlüpfen?
 

„Hast du mir kein normales Hemd mitgenommen?“
 

„An was soll ich denn noch alles denken?“, verteidigte sich Treize, sah es dann jedoch ein, dass Zechs wirklich nicht mehr in der Lage war sich zu bewegen und dass so ein geblümtes Nachthemd, das den Rücken freiließ auch recht entwürdigend war. „Also gut.“, seufzte er, zog die blaue Jacke seiner Uniform aus und begann das weiße Hemd aufzuknöpfen, das er darunter trug um es Zechs zu geben.

„Was ich alles für dich tue.“, jammerte der Ältere vor sich hin als er das Hemd aus den Bund seiner Hose zog.
 

Zechs lächelte ihn dankbar an und insgeheim verschlang er jeden Quadratzentimeter Haut, den Treize so unfreiwillig entblößte. Er hatte seinen langjährigen Freund schon lange nicht mehr halbnackt gesehen und bewunderte jetzt ihm Stillen den trainierten Oberkörper des anderen, der eindeutig nicht nur von der vielen Schreibtischarbeit herrühren konnte. Bevor Treize es bemerkte, dass er da so eingehend gemustert wurde, wandte Zechs den Blick wieder ab und konzentrierte ihn stattdessen auf die Bettdecke, die zwar nicht mit Blütenmotiven bedruckt war, aber dafür mit einem Muster kleiner Mobile Suits überzogen war. Er wusste, dass es solche Bettüberzüge für Kinder gab. Jemand hatte das wohl für einen tollen Witz gehalten, wenn der große Zechs Merquise in so einem Bett lag.
 

„Streck die Arme ein bisschen aus, wenn´s geht.“, riss ihn Treize aus seinen Gedanken und half Zechs in das Hemd, knöpfte es ihm schließlich sogar noch zu. Die Stellen, an denen seine Finger dabei Zechs´ bloße Haut berührten, schienen plötzlich in Flammen zu stehen.
 

„Jetzt zufrieden?“
 

„Danke.“, murmelte Zechs ein bisschen beschämt.
 

„Was ist mit deinen Haaren? Komm bloß nicht auf den Gedanken, dass ich sie dir trocken föhne.“
 

„Früher hast du es doch auch gemacht.“, erwiderte Zechs leise...
 

~
 

... Treize dachte angestrengt über das nächste taktische Manöver nach: Wie um alles in der Welt konnte er sich von diesem Ball davonstehlen? Seine erste Variante hatte vorgesehen sich durch die großen Flügeltüren der Offiziersmesse zu schleichen, doch dort war er von einem alten Bekannten abgefangen und in Gespräch verwickelt worden, was ihn prompt wieder an seinen Ausgangspunkt – nämlich der Platz neben des Buffets – gebracht hatte.

Variante zwei war etwas ausgeklügelter gewesen und baute darauf, dass die Rohrleitungen der Toiletten noch so durchgerostet wie zu seiner Zeit als Kadett waren und so nur allzu leicht eine mittelschwere Überschwemmung verursachen konnten, wenn man mit etwas Nachdruck gegen die Rohre trat. Doch zu seinem Leidwesen waren alle Leitungen in erstklassigem Zustand.

Mittlerweile war er bei Variante drei angelangt: Einen terroristischen Anschlag herbeisehnen. Da aber solche Anschläge selten die Angewohnheit haben zu rechten Zeit am rechten Ort stattzufinden – und dann meist auch noch die falschen Leute trafen – musste er sich wohl um eine vierte Variante bemühen... Und dabei war er doch eigentlich nach Tansania gekommen um sich den verbesserten Aries anzusehen und nicht um seine neuen Stiefel durchzutreten. Doch irgendjemand an der Lake Victoria Akademie hatte wohl ziemliche Angst um seine derzeitige Position und meinte die Kommission bestehend aus Allianzpersonal, Offiziere der Specials und Mitgliedern von Romefeller besonders beeindrucken zu müssen.
 

Dabei hatte sich Treize sogar insgeheim danach gesehnt Milliardo, oder besser gesagt Zechs, wieder zu sehen. Der Junge war jetzt an seinem dritten Jahr an der Akademie und zeigte bereits jetzt hervorragende Fähigkeiten was das Fliegen der Suits anging. Aber so wie es jetzt aussah würde er seinen Freund wohl nur auf der Abschlussparade morgen Mittag aus der Ferne sehen. Ein Jammer!
 

Treize hatte erst vor einem halben Jahr seinen neuen Dienst im Hauptquartier der Allianz angetreten. Nach dem unglücklichen Zwischenfall auf X18999 hatte man ihn befördert und ihm einen neuen Aufgabenbereich gegeben.

X18999... Treize lächelte versonnen. Wie es wohl Leia ging? Leia Barton, die Krankenschwester, die bei ihm gewesen war nachdem er aus dem Koma erwacht war. Leia Barton mit der er einige aufregende Nächte verbracht hatte.

Er nahm sich vor ihr so bald als möglich einen Brief zu schreiben und verbannte die junge Frau aus seinen Gedanken, während er vorgab interessiert einer alten Anekdote zu lauschen, die Duke Holtzen zum Besten gab.
 

Schließlich versuchte er es kurz nach Mitternacht doch noch einmal mit Variante eins und hatte sogar Glück. Treize versuchte sich möglichst in den Schatten zu verbergen als er um das Haus herumschlich. Er hatte schon den Weg zum See eingeschlagen, da hörte er plötzlich gedämpfte Schreie und Anfeuerungsrufe. Es hörte sich verdächtig nach einer Schlägerei an. Wenn die Leute von der Allianz das mitbekamen, dann war das Image von OZ mal wieder einmal im Keller. Deshalb folgte er den Geräuschen und fand tatsächlich mehrere Kadetten, die am Ufer des Sees standen.

Von seinem Platz aus konnte er auch die zwei Kämpfenden erkennen: Sie standen im Wasser und der eine rutschte gerade aus, was sofort von dem Kontrahenten ausgenutzt wurde, der den Kopf des Unglücklichen unter Wasser drückte, ihn wieder hochzog und nochmals ins eiskalte Nass drückte.
 

Treize straffte sich und wollte schon einschreiten, da befreite sich der andere aus seiner misslichen Lage und demonstrierte wie gut er im Nahkampfunterricht aufgepasst hatte.
 

Gut, jetzt war es wirklich an der Zeit, dass er diesem ein Ende bereitete. Der arme Junge wurde ja noch vollständig zu Brei geschlagen.

So leise wie möglich näherte er sich den Jungen. „Guten Abend, Kadetten.“
 

Mit einem Mal wurde es still und alle Anwesenden erstarrten zu Salzsäulen, die zwei Kämpfenden eingeschlossen. Erst jetzt als er sich ihnen näherte erkannte er, dass einer der beiden niemand anders als Zechs war.

Dass er den blonden Jungen unbedingt sehen wollte, war ja gut und schön. Aber nicht unbedingt unter diesen Umständen. Noch immer hielt er seinen Gegner in einem schmerzhaften Griff fest und konnte es nicht lassen dem noch einen Schlag drauf zugeben, bevor er ihn losließ.

Treize war leicht schockiert. Von Zechs hätte er so ein Verhalten nie erwartet. „Ich will gar nicht wissen, wer Schuld an dieser Auseinandersetzung hatte. Es ist mir auch egal wer hier wen provoziert hat. Aber dass damit das Ansehen von OZ in den Schmutz gezogen wird, ist mir nicht egal. Deshalb werden ihre gesamte Klassen mit Sanktionen belegt. Und wenn Sie klug sind, werden Sie über diesen Vorfall kein weiteres Wort mehr verlieren.“
 

Die Kadetten schweigen und starrten betreten den Sand unter ihren Füßen an.
 

„Ist das klar?“, erschallte seine Stimme in bester Kasernenhofmanier.
 

„Sir. Ja Sir.“
 

Nachdem er sich ihre Klassennummern hatte geben lassen, entließ er sie. Sie hatten es alle eilig in ihre Quartiere zu verschwinden. Nur einer blieb noch am Strand zurück. Zechs hob gerade die Sonnenbrille wieder auf, die während des Kampfes auf dem Boden gelandet war.

„Komm mit.“, befahl ihm Treize und geleitete den jungen Kadett zu seinem Quartier. Bei aller Liebe und Zuneigung, die er für den ehemaligen Prinzen von Sanc empfand. Treize musste ihm jetzt die Leviten lesen.
 

Sobald Zechs hinter ihm die Tür geschlossen hatte, konnte Treize auch nicht mehr an sich halten: „Was um alles in der Welt hast du dir dabei gedacht? Prügelst dich wie ein primitiver Prolet. Was wenn, dich jemand anders gesehen hätte und du einen Eintrag in deine Akte bekommen hättest?“ Er hatte es nicht nötig seine Stimme zu erheben, aber der strenge Ton darin, war wohl auch Zechs nicht entgangen. Der schwieg nur und starrte stoisch auf den roten Teppich unter seinen Stiefeln und auf die Dreckspuren, die er darauf hinterlassen hatte.
 

„Vermutlich ist es besser für dich, dass du nichts sagst. Wenigstens dies scheinst du gelernt zu haben. Aber trotzdem, was hast du dir dabei gedacht?“
 

„Eigentlich habe ich rein gar nichts gedacht.“, erwiderte Zechs leise, den Kopf noch immer gesenkt.
 

„Das ist ja noch schlimmer! Glaubst du in der Schlacht kannst du dich einfach so von deinen Gefühlen leiten lassen?! Und ohne nachzudenken gegen den Feind anrennen?.. Zechs du kannst kein Offizier von OZ sein, wenn du dich und deine Gefühle nicht beherrschen kannst.“
 

Treize knotete grob seine Halsbinde auf und öffnete den Kragen seiner Uniform.

„Sieh mich an, wenn ich mit dir rede.“, forderte er. Doch was er dann sah, brachte auch ihn gehörig aus dem Konzept: Zechs war nahe daran in Tränen auszubrechen.

Zechs hatte seit dem Fall von Sanc nicht mehr vor Treize oder sonst irgendeinem Menschen geweint. Und so schwerwiegend war die Standpauke jetzt auch nicht gewesen. Zechs musste als Kadett der hiesigen Akademie schon ganz anders zur Schnecke gemacht worden sein. Außerdem hatte der Junge seine Gefühlsregungen schon immer gut zu beherrschen gewusst.

Außerdem stecke Zechs noch immer in seinen nassen Kleidern und begann jetzt auch noch vor Kälte zu zittern.

Alles in Allem bot er einen erbärmlichen Anblick.
 

„Setz dich Milli.“ Treize hatte ein Einsehen und deutete auf das Bett. Dann ging er zum Kleiderschrank um dort einige Handtücher und eine warme Decke zu holen. „Zieh die nassen Sachen aus, sonst holst du dir eine Erkältung.“
 

Zechs gehorchte, sagte aber ansonsten nichts. Als er in die Decke gehüllt auf dem Bett saß und den Kopf hängen ließ, machte er einen so hilflosen und traurigen Eindruck auf Treize, dass es ihm schon selbst weh tat. Er nahm sich ein Handtuch, kniete sich hinter Zechs und begann ihm die Haare zu trocknen. Etwas was er seit Millis Kindheit nicht mehr getan hatte, doch der andere ließ ihn gewähren. Zechs zitterte jetzt zwar nicht mehr so sehr, aber seine Schultern zuckten von Zeit zu Zeit auf verräterische Weise.

Schließlich ließ Treize eine Hand auf der Schulter seines Freunden ruhen. „Was ist passiert Milli?“, fragte er sanft. „So kenne ich dich gar nicht und dich hat doch noch nie so leicht etwas aus der Ruhe gebracht.“
 

Der Junge hatte noch immer den Kopf gesenkt. „Nur ein Streit.“, wich er mit heiserer Stimme aus.
 

„Milli.“ Treize setzte sich neben ihn und zog ihn näher an sich heran. „Wenn du Probleme hast, dann musst du mit den Vertrauensleuten reden.“
 

„Darüber kann ich mit ihnen nicht reden.“, erwiderte Zechs leise. „Sie haben mich wegen meinen Haaren aufgezogen.“, bekannte er dann unglücklich.
 

Treize strich gerade über die selbigen. Ja, sie waren ungewöhnlich lang. Gerade für einen Kadetten. „Willst du sie nicht abschneiden?“
 

„Nein.“
 

Treize wusste auch warum. Die Könige und Prinzen von Sanc hatten schon immer ihre Haare lang getragen. Dies war die einzige Verbindung für Zechs, die er zu seiner alten Heimat und seinem alten Leben noch hatte, die er sich selber noch zugestand. Treize konnte auch gut verstehen, dass sich der Junge verloren vorkam zwischen den zwei Identitäten, die er verkörperte: Den gefallenen Prinzen, der von allen für tot gehalten wurde. Und den jungen Kadetten von OZ. Dass mit diesem Konflikt auch nicht die Vertrauenspersonen der Akademie um Rat fragen konnte, leuchtete Treize ein.

Und dass sich Zechs mit seinen zarten zwölf Jahren hier recht alleine und verloren vorkommen musste, wäre auch kein Wunder. Womöglich war es auch das, was ihn so traurig stimmte.
 

„Dann willst du mit mir darüber reden?“, bot er sanft an und strich Zechs leicht über den Rücken. „Oder soll ich dich alleine lassen?“
 

„Nein.“ Auf das was dann geschah, war er auch nicht recht vorbereitet. Zechs klammerte sich an ihn, die eine Hand im dicken Stoff der Uniform vergraben und schluchzte los.

Es dauerte eine Zeit bis Zechs´ wieder normal atmen und mehr als einige wenige, unzusammenhängende Worte sprechen konnte, ohne erneut anfangen zu müssen zu weinen.

Tatsächlich war es so wie Treize vermutet hatte. Zechs fühlte sich wirklich einsam und verloren. Es gab niemanden, der ihm eine gewissen Stabilität bieten konnte. Natürlich gab es da Treize und seine Familie, aber die sah Zechs auch nur in den Ferien. Und die enge Verbindung, die er zu den Khushrenadas hegte, und um die auch jeder wusste, waren für ihn ebenfalls eine Belastung, denn ständig maß man ihn mit Treize oder warf ihm Begünstigungen vor.
 

„Was ist noch Milli?“ Treize spürte, dass es noch etwas gab, das den Jungen beschäftigte.
 

„Ich... Ich habe... Vor einigen Wochen habe ich meinen ersten Einsatz geflogen. Ich war so stolz, dass ich als einziger aus meiner Klasse ausgewählt wurde und ich habe es genossen in einem richtigen Mobile Suit zu sitzen... Ich war einer Gruppe von Aries zugeteilt, wir sollten einen Sektor auskundschaften und sind dabei auf einen feindlichen Konvoi gestoßen.“
 

„Und weiter?“, bohrte Treize sanft nach und schloss die Arme um die schmalen Schultern des Blonden. Zechs rückte näher an ihn und seine Stirn ruhte an Treizes Hals, so dass dieser die warmen Atemzüge des Jungen auf seiner Haut spürte.
 

„Wir haben die Fahrzeuge unter Beschuss genommen. Als wir dachten, es gebe keinen Widerstand mehr sind wir gelandet... Aber es waren nicht nur Militärfahrzeuge gewesen, sondern auch Flüchtlinge und Verwundete. Wir haben unschuldige Menschen getötet... Es waren alte Menschen und Kinder unter den Toten!“
 

Treize konnte Zechs´ Gefühle sehr gut nachvollziehen und wusste auch nicht so recht, wie er diesem Trost spenden sollte. Dies waren Geschehnisse, die für einen Frontsoldaten den Alltag bedeuteten. Immer mal wieder wurden unschuldige Zivilisten im Eifer des Gefechts getötet.

Doch Zechs war auch erst zwölf Jahre alt. Selbst bei OZ wurden Zwölfjährige normalerweise noch nicht in einen Mobile Suit gesetzt. Zuerst verrichteten sie Dienst in der Kommandozentrale, um so die Schlachtfelder besser kennenzulernen. Weiß Gott wer befohlen hatte, dass Zechs einen richtigen Einsatz fliegen musste.

„Es war nicht deine Schuld. Du konntest das nicht wissen. Schuld hatte dein kommandierender Offizier.“, beschwichtigte er den Jungen schließlich.
 

„Ist das nicht zu leicht, einfach so die Schuld auf andere zu schieben?“ Zechs reagierte trotzig.
 

„Ich weiß nicht, was ich sonst sagen soll Milli. Es ist nun einmal geschehen und so hart es klingt. Es werden nicht die letzten Menschen gewesen sein, die du getötet hast.“
 

„Ich weiß.“ Und wie der Junge diese Worte sprach... Er sprach sie wie ein alter Mann aus, mit einer Gewissheit, die Treize traurig machte. Doch es stimmte nun einmal. Das Soldatenleben war ein harter und grausamer Beruf.
 

„Den Ernsten vergisst man nie. Das ist ganz natürlich.“, murmelte Treize dann und dachte da den Soldaten in dem Schlossgarten von Sanc, den er damals erschossen hatte. „So ist das nun einmal als Soldat.“, fügte er leiser an.
 

„Ich war so stolz, die Uniform der Specials anziehen zu können und den Suit zu fliegen.“, erzählte Zechs nach einigen Minuten weiter. „Doch jetzt, da ekelt es mich davor.“
 

„Shh.“, machte Treize und strich ihm immer wieder über die Haare. „Versuch etwas zu schlafen. Morgen sieht alles wieder leichter aus... Vielleicht hilft es dir, wenn du beichten gehst?“, schlug er dann vor.
 

„Ich war seit Sanc nicht mehr in einer Kirche.“, bemerkte Zechs. „Wie gehst du damit um?“
 

Treize schloss die Augen und ihm war als ob er die Namen der Soldaten, die er getötet hatte oder die unter seinem Kommando gestanden haben, wie in Stein gemeißelt vor sich sah. „Ich weiß ihre Namen. Jeden Einzelnen.“, gestand er.
 

„Ich verstehe.“, flüsterte Zechs. „Ja, das verstehe ich wirklich.“
 

Schließlich war Zechs eingeschlafen und lehnte schwer an dem Älteren. Nun hatte Treize endlich die Muse ihn genauer zu betrachten und er schob die düsteren Gedanken, die das Gespräch in ihm hervorgerufen hatte weit von sich.

Schon jetzt konnte man erkennen, dass aus dem Jungen einmal ein sehr attraktiver Mann werden würde. Sein Gesicht wurde langsam markanter und er war ein bisschen gewachsen seit ihn Treize das letzte Mal gesehen hatte. Er fragte sich, ob Zechs einmal größer als er selbst werden würde.

Und als er so dasaß, den Jungen auf dem Schoß, der sich so voller Vertrauen an ihn kuschelte, verspürte er nicht zum ersten Mal, dass es hinter der Fassade von brüderlicher Zuneigung weit leidenschaftlichere Gefühle gab.

Obwohl... eigentlich hatte Treize immer gedacht, dass er ausschließlich auf Frauen stehen würde. Doch wenn er Zechs so ansah... Er seufzte frustriert auf, warum es noch länger leugnen. Er fühlte sich nun einmal zu Zechs hingezogen. Er wollte den Jungen beschützen und wollte, dass er nicht mehr so etwas Schreckliches wie den Verlust seiner Eltern durchmachen musste. Aber noch mehr wollte er, dass Zechs die Liebe auf die gleiche Weise erwiderte.
 

Wobei Treize mit seinen siebzehn auch leicht die Hormone durchgingen, wie er häufig des Nachts feststellen musste.

So dann eben auch jetzt. Doch er versuchte diese Gefühle so gut es ging zu unterdrücken. Vielleicht würde Zechs später einmal auch so wie er empfinden – vielleicht. Doch jetzt war Zechs vor allem noch viel zu jung und Treize wollte ihn sicher nicht zu etwas zwingen oder ihn dominieren.
 

So kam es auch, dass er Zechs hochhob und sanft auf die Kissen bettete. Zechs bewegte sich im Schlaf und erst als Treize ihm über die Wange strich und leise auf ihn einredete, wurde Zechs wieder ruhiger.
 

Sollte sich der Junge hier ausschlafen. Treize würde mit der Couch vorlieb nehmen...
 

Fortsetzung folgt...



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