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Wie Brüder

von

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Abenddämmerung über Sanc

Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören (immer noch) nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit meiner FanFiction.

Teil: 2

Genre: Gundam Wing

Rating: ab 16

Pairing: Treize und Zechs

Kommentar: Vielen Dank an Lupi, die den ersten Kommentar zu dieser Story geschrieben hat.

Was mich an Gundam Wing schon immer verwirrt hat, waren die Ränge der OZ-Offiziere. Und jetzt nachdem ich auch die englische und japanische Fassung kenne, bin ich noch verwirrter. Ist Zechs jetzt ein Lieutenant, Captain oder Colonel??? Ich werde bei dem Rang der deutschen Synchro bleiben. Nur falls sich jemand schon gewundert hat.
 

Kapitel 1: Abenddämmerung über Sanc
 

Nur langsam konnte Zechs die Augen öffnen und ebenso langsam klärte sich seine Sicht. Sein Brustkorb schmerzte höllisch, aber Schmerzen waren wohl ein eindeutiges Zeichen dafür, dass er noch nicht tot war. Ob darüber froh sein sollte das wusste er noch nicht genau.

Aber allem Anschein nach hatte er es doch irgendwie geschafft dieser letzten Rakete auszuweichen.
 

Er lag in einem Krankenzimmer. Nun dies war nicht weiter überraschend. Doch was ihn verblüffte war, dass auf dem Stuhl neben dem Bett eine blaue Uniformjacke lag. Und es gab nur eine Person bei OZ, die eine solche Uniform trug.

Zechs sah sich noch weiter um und bemerkte, dass er der Inhaber der Jacke am Fenster stand und gedankenverloren hinaus starrte, sich jedoch in diesem Moment umwandte und feststellte, dass Zechs wieder bei Bewusstsein war.
 

Treize seufzte vor Erleichterung und lächelte. Er kam zu Zechs an das Bett und strich ihm die Strähnen aus der Stirn. „Es ist alles in Ordnung, Milliardo.“, flüsterte Treize leise. „Ruh´ dich aus.“
 

Zechs wollte etwas erwidern, doch Treize legte ihm einen Finger an die Lippen und bedeutete ihm ruhig sein. „Ruh´ dich einfach aus.“, wisperte der Ältere wieder.
 

Nur zu gerne folgte Zechs diesem Rat und schloss wieder die Augen. Es war wie damals... In einem anderen Zimmer, einem anderem Land und in einem anderen Leben...
 

~
 

... Der kleine Kronprinz von Sanc starrte mit weit aufgerissenen Augen die Mobile Suits an, die auf der Wiese des Schlossparks landeten und dabei achtlos die Blumen und Möbel zerdrückten, die für das Bankett zu Ehren des Thronjubiläums aufgestellt worden waren.

Immer mehr Soldaten rannten auf den Palast zu und achteten nicht auf den kleinen Jungen, der da gedankenverloren im Weg stand, achtlos stießen sie ihn beiseite.
 

Sie erkannten ihn nicht und dies war auch nicht weiter verwunderlich, denn Milliardo hatte neben einem der großen Fenster in der Gallerie gestanden als der erste Angriff erfolgt war. Die vielen kleinen Scherben der Scheibe, hatten sein Gesicht und seine Hände zerkratzt und seine Kleider zerschlissen. Die ehemals blonden Haare waren als solche nicht mehr erkennbar so waren sie verdreckt vom Ruß der zahlreichen Feuer, die überall auf dem Gelände loderten.
 

Die Wucht der Explosion hatte ihn nach hinten gegen eine der Statuen geschleudert zu deren Füßen er das Bewusstsein verloren hatte.

Minuten später war das ganze Palastgebäude Ziel der Angriffe und als Milliardo wieder zu sich kam, herrschte bereits Chaos: Überall rannten Menschen, versuchten sich und ihre Liebsten in Sicherheit zu bringen. Er hatte keine Ahnung wo seine Mutter,Vater oder seine Schwester Relena waren und außerdem verlief sich in den vielen Gängen, die nicht mehr wieder zu erkennen waren: Wände waren eingestürzt, Möbel von den Druckwellen der Bomben zersplittert.

Teilweise ging der Palast schon in Flammen auf und schließlich war Milliardo aus einem der Fenster geklettert und unsanft auf dem Boden des Parks aufgekommen. Dabei hatte er sich den Arm ausgekugelt, doch der kleine Prinz spürte die Schmerzen nicht einmal. Dazu war er viel zu verstört und verwirrt.

Jeder liebte doch seinen Vater, den König von Sanc. Erst gestern hatten die vielen Menschen der Familie zugejubelt und kleine Kinder hatten ihnen Blumen überreicht. Wieso jetzt das?
 

Und was waren das für riesige Maschinen, die jetzt auf dem Rasen im Park standen? Mit morbider Faszination betrachtete er die Mobile Suits. Noch nie in seinem Leben hatte er so einen Koloss aus Metall gesehen.
 

Gellende Schreie zogen schließlich seine Aufmerksamkeit auf sich. Am anderen Ende des Gartens wurde eine Gruppe Menschen von mehreren Soldaten eskortiert. Milliardo erkannte sein Kindermädchen unter ihnen und als er ein paar Schritte auf sie zugegangen war auch seine Mutter und seinen Vater, der resigniert den Kopf gesenkt hatte und sich von den Soldaten widerstandslos führen ließ. Sie wurden gezwungen an einer Mauer Aufstellung zu nehmen und Milliardos Mutter schluchzte auf. Er konnte sie in dem Lärm zwar nicht hören, sah es aber wie sich ihr Gesicht verzog und sie die Hände vor die Augen schlug.
 

Milliardo wollte auf sich aufmerksam machen, seiner Mutter zurufen und zu ihr gehen. Er stolperte über das Gras und fiel hin, wobei sein Arm ein knirschendes Geräusch von sich gab, doch er rappelte sich wieder auf. Milliardo verstand nicht so recht, was da vor sich ging.

Da senkte der Commander der Soldaten seinen Arm und die erste Salve löste sich aus den Gewehren. Die meisten der Leute an der Mauer sackten wie Marionetten in sich zusammen, deren Schnüre man abgeschnitten hatte.

Versteinert blieb Milliardo stehen, selbst von seinem Standpunkt aus konnte er sehen wie sich der weiße Marmor unter den Körpern rot färbte.

Milliardo mochte noch nicht fiel verstehen, aber dass hier Menschen ermordet wurden, das wusste er. Und seine Eltern?

Sie standen noch immer an der Mauer und hielten einander umklammert.

Mit einem Mal wurde ihm bewusst, dass auch seine Eltern als leblose Körper auf dem Marmor enden würden. Er wollte etwas rufen und bekam doch keinen Ton heraus, wieder hob der Commander seinen Arm. Milliardo hörte ganz deutlich das Klicken der durchladenden Gewehre. Wie in Zeitlupe senkte sich der Arm wieder. „Mama!“, fiepte er.

Wie durch Zufall, sie konnte ihn nicht gehört haben, sah seine Mutter tatsächlich in seine Richtung. Ein letztes Lächeln und ein Ausdruck von unaussprechlicher Trauer zierte ihr Gesicht bevor die Schüsse fielen.
 

„Sieh nicht hin.“ Jemand legte ihm im letzten Augenblick eine Hand über die Augen und drehte ihn weg.
 

„Mama.“, weinte Milliardo nun und wehrte sich gegen die Person, die ihn festhielt.
 

„Hör auf Milliardo.“ Er hatte sich soweit wieder aus dem Griff des anderen befreit und wollte sehen, was mit seinen Eltern war. „Nein, sieh mich an Milli.“
 

„Treize!“ Jetzt erst erkannte Milliardo den anderen. Es war Treize, der Sohn eines Botschafters hier in Sanc. Treize hatte die Ferien in Sanc verbracht und Freundschaft mit dem kleinen Prinzen geschlossen. Der junge Offizier hatte ihm das Schachspielen beigebracht und sie waren oft durch die dichten Wälder des Schlossgartens gestreift.

Jetzt trug der Junge die Uniform der Specials und hielt Milliardos Gesicht in beiden Händen, damit er sich nicht wieder zu seinen Eltern umdrehen konnte. Treize wirkte so viel älter und so ernst.

Milliardo bekam fast Angst vor ihm. Doch er wehrte sich nicht als Treize ihn an der Hand nahm und ihn vom Ort des grausigen Geschehens wegzog.
 

„Hey ihr da!“ Die barsche Stimme ließ Milliardo zusammenzucken und er blickte Treize hilfesuchend an. „Bleib dicht hinter mir.“, raunte ihm dieser zu und drehte sich zu der Stimme um. Das Kinn hoch erhoben und eine Hand an der Waffe, die in seinem Gürtel steckte.

„Was gibt es... Private?“ Die Stimme des anderen Jungen hatte einen scharfen, kommandierenden Klang.
 

Milliardo spähte an Treize Hüfte vorbei und sah wie der Soldat vor ihnen Treize ungläubig musterte und erst jetzt seine Uniform und die Rangabzeichen wahrnahm. Doch man sah ihm auch deutlich an, dass er sich nur ungern etwas von einem zwölfjährigen Jungen befehlen lassen wollte. Egal ob dieser in der Befehlskette über ihm stand oder nicht.
 

„Ich habe meine Anweisungen. Alle Zivilisten auf dem Gelände des Palastes sind unverzüglich zum Commander zu bringen... Sir.“, widerwillig fügte der Soldat dieses letzte Wort an und ging einen Schritt auf die beiden Jungen zu.
 

Der Prinz vernahm ein leises Klacken. „Ich habe auch meine Befehle Private.“ Und Treize richtete die Pistole auf den Soldaten, der wurde weiß im Gesicht als er auf die schwarz glänzende Waffe blickte.
 

„Aber...“
 

„Sie widersetzen sich einem direkten Befehl.“, mahnte Treize und seine Hand zitterte nicht einmal als er auf den anderen Mann zielte.
 

„Sie... sie wollen mich doch nicht erschießen?! Ich bin auch Soldat!“
 

„Wenn es nötig ist.“, erwiderte die eiskalte Stimme neben Milliardo.
 

Treize wusste nicht wie der Soldat, der noch immer vor ihnen stand, reagieren würde. Im schlimmsten Fall würde er ihn tatsächlich erschießen müssen. Und Treize hatte bis jetzt noch nie einen Menschen von Angesicht zu Angesicht getötet. Aber er wusste auch, dass er den Prinzen von Sanc schützen würde.

Die Aktion der Allianz gegen das Königreich Sanc und die Ermordung der Königsfamilie war ein einziger Wahnsinn. Dies würde den Widerstand gegen das Militär nur noch erhöhen und würde den König zur der Symbolfigur schlechthin werden lassen. Ähnlich wie den Kolonistenführer Heero Yuy.

Milliardos Griff an seinem Bein hatte sich gelöst und bevor er sich umdrehen konnte, bewegte sich bereits der Soldat vor ihm.
 

„Bleib stehen.“, bellte der Mann den kleinen Prinzen an, der in Richtung der Mauer rannte, wo die Leichen seiner Eltern lagen. „Der Bengel ist doch nicht etwa der Prinz?!“
 

Als Treize sah, wie der Soldat seine Waffe zog und alle Bedenken waren wie weggefegt. Es war nicht anders wie auf der Jagd. Es war die gleiche Bewegung und der gleiche Knall und doch sollte ihm dieses Bild immer im Gedächtnis bleiben, wie der Mann vor ihm in sich zusammensackte, das Blut von der Schusswunde zwischen den Augen über sein Gesicht rann.

Schnell wandte sich Treize von diesem Anblick ab und drehte sich um. Wo war Milliardo? Zum Glück befanden sich jetzt gerade keine anderen Soldaten in diesem Teil des Gartens und der Lärm des Feuers und Mobile Suits hatte den Schuss sicher übertönt.

Vielleicht konnte er dem Prinzen den Anblick seiner ermordeten Eltern ersparen. Milliardo hatte an diesem Tag weiß Gott genügend Tote gesehen.

Seine Befürchtungen bewahrheiteten sich nicht, denn Milliardo stand keine zehn Meter neben ihm und hatte seinen Blick auf den toten Soldaten zu Treizes Füßen gerichtet.

Treize konnte nur hoffen, dass Milliardo ihn nicht auf die gleiche Stufe mit den Soldaten der Allianz stellte, die seinen Eltern getötet hatten und sich jetzt nicht mehr von ihm helfen ließ. Doch insgeheim musste sich Treize selbst fragen, ob er selbst so viel besser war wie diese Soldaten.
 

„Komm her Milli.“ Er versuchte seine Stimme so wenig befehlend wie möglich klingen zu lassen und schritt auf den Jungen zu. „Wir müssen von hier verschwinden.“
 

Zum Glück ließ sich der Junge von ihm berühren, auch wenn er ansonsten wie eine leblose Puppe war. Treize zog ihn behutsam in Richtung der hohen Hecken, die die Grenze des Gartens markierten.

Als sie sich in Deckung befanden, hatte Treize Zeit sich die Verletzungen des Prinzen näher an zu sehen. Der rechte Arm benötigte dringend ärztliche Behandlung und die Haut der Arme und des Gesichts war von unzähligen kleinen Wunden übersäht. Treize hatte diese Art von Verletzung auf den Schlachtfeldern gesehen wenn Soldaten neben berstenden Scheiben standen und gegenüber den Splittern ungeschützt waren. Wahrscheinlich war Milliardo das Gleiche passiert. Der Kleine hatte Glück gehabt, dass seine Augen nicht in Mitleidenschaft gezogen worden waren.

„Milli.“, er strich die Haare beiseite und wischte das Blut ab. „Milli. Sieh mich an.“

Doch der Kleine reagierte nicht, blinzelte nicht einmal. Treize würde es nicht im Geringsten wundern, wenn er jetzt unter Schock stünde.

Auf jeden Fall mussten sie den Schlosspark so schnell wie möglich verlassen. Denn die Allianz würde nach den Kindern suchen lassen und Treize wollte heute nicht noch einen Menschen töten.
 

Ohne Zwischenfälle erreichte er die Botschaft. Die Tore waren geschlossen, aber die Soldaten erkannten ihn und öffneten ohne Kommentar. Milliardo klammerte sich an ihn und hatte das Gesicht in Treize Halsbeuge vergraben. Treize hatte den Jungen schließlich die letzten Meter getragen, denn der Kleine war zu keinem Schritt mehr fähig gewesen.
 

Kaum hatte er die Villa betreten, stürmte ihm seine Mutter entgegen. „Treize, Junge. Wo warst du? Wir haben uns Sorgen gemacht.“ Doch verstummt sofort als sie sah, wen er da auf dem Arm trug.

„Gott steh uns bei. Ist er das?“
 

Treize nickte traurig. Seine Mutter hatte Milliardo schon immer sehr gemocht und war auch eine gute Freundin der Königin gewesen. Sicherlich würde sie den Prinzen wie ihren eigenen Sohn behandeln und beschützen - vor allem wenn sie erst einmal wusste, was heute Nachmittag im Schloss alles passiert war.
 

„Der Arme.“ Sie kam zu ihm und nahm ihm Milliardo ab, der schien eingeschlafen zu sein, denn er rührte sich nicht. „Ich lasse einen Arzt rufen.“, entschied sie und wollte sich bereits auf den Weg in das obere Stockwerk machen, wo die Gästezimmer untergebracht waren. Doch dann besann sie sich eines Besseren und drückte ihren Sohn kurz an sich. „Ich bin stolz auf dich Treize.“
 

„Maman?“ Er wusste nicht so recht, was er von diesem Lob halten sollte. Sie wusste doch gar nicht, was er heute alles getan hatte. Dass er einen Menschen getötet hatte... einfach so.

Offensichtlich sah sie es ihm doch an. „Reden wir später. Dein Vater bespricht sich mit Catalonia und Ventei im Salon. Am besten gehst du mit mir nach oben und hilfst mir Milliardo zu versorgen.“
 

„Catalonia und Ventei sind hier?“ Was machten zwei der höchsten Offiziere der Allianz und OZ im Hause des Botschafters?
 

„Sie haben uns bereits vor einer Woche gewarnt.“, bemerkte seine Mutter mit trauriger Stimme. „Aber wir durften uns nichts anmerken lassen. Wir durften auch dir nichts sagen. Dein Vater hat noch versucht wenigstens etwas für die Kinder tun zu können, aber...“ Sie schüttelte resignierend den Kopf. „Komm mit Treize, du kannst da nichts mehr tun.“
 

„Ich werde mit ihnen reden.“
 

„Treize. Du bist erst zwölf Jahre alt. Deinen Rang als Lieutenant hast du auch nur auf Wohlwollen von Catalonia erhalten. Für sie bist du nur ein Junge. Sie werden nicht auf dich hören.“
 

Er beachtete sie nicht weiter und öffnete die Türen zum Salon. Augenblicklich verstummten die Gespräche der Männer. Nicht nur Ventei und Catalonia waren anwesend auch diverse andere Mitglieder der Allianz wie General Septem. Auch wenn ihm an der Akademie der Specials der Respekt gegenüber Höherrangigen eingebleut worden war. Hier und jetzt waren sie für ihn nur Feiglinge. Und er schwor sich eines Tages würden sie dafür bezahlen, dass sie den Angriff auf Sanc geplant und gebilligt hatten.
 

Septem erhob sich. „Lieutenant, sie sind hier nicht erwünscht.“
 

„Nein General. Sie sind hier nicht erwünscht.“
 

„Treize.“, ermahnte ihn sein Vater streng. „Geh auf dein Zimmer.“
 

„Botschafter Khushrenada. Ich bin hier als Soldat der Specials. Nicht als ihr Sohn.“ Er bemerkte den Gesichtsausdruck seines Vaters, der von diesen Worten völlig überrumpelt war.

„Und als Soldat ist es meine Pflicht den hier anwesenden Offizieren der Allianz Bericht zu erstatten.“
 

„Wir benötigen ihren Bericht nicht.“
 

„Das sehe ich anders, denn ich habe keinen von ihnen auf dem heutigen Schlachtfeld gesehen. Bei Gott, das war nicht einmal ein richtiges Schlachtfeld. Heute sind auch keine Soldaten gestorben, sondern nur unschuldige Zivilisten, die man wie Verbrecher standrechtlich erschießen ließ. Und das nur weil die Allianz zu keiner vernünftigen Kriegsführung mehr fähig ist. Diese Aktion gegen Sanc wird uns nur noch mehr Aufstände einbringen.

Sie können sich glücklich schätzen den Rebellen eine weitere Symbolfigur geschaffen zu haben.“
 

„Lieutenant ich bringe sie vor ein Kriegsgericht.“, unterbrach ihn Ventei.
 

„Sir, ich unterstehe keinem Kommando der Allianz, das dürfte ihnen klar sein. Einzig General Catalonia kann mir befehlen.“
 

Alle Augen wandten sich dem bereits etwas älteren General zu. Der nickte nur bestätigend und deutete auf den Platz hinter seinem Sessel. „Lieutenant Khushrenada wird der weiteren Besprechung beiwohnen.“
 

Zähneknirschend beobachteten die übrigen Offiziere wie er hinter dem General Stellung bezog. Treize würde es nie zugeben, aber sein Herz klopfte so schnell wie nach dem Fitnesstraining. Er hatte gerade offen gegen die Spitze der Allianz rebelliert. Wenn nicht sein Onkel im Raum gewesen wäre, dann hätten sie ihn womöglich wirklich in Handschellen abführen lassen und ihn vor das Kriegsgericht gestellt.

Er wusste auch, dass er sich damit nicht gerade Sympathien bei Septem und Ventei eingebracht hatte. Jedoch schwor er sich in diesen Stunden, dass er nie irgendwelchen Befehlen dieser Männer gehorchen würde. Er würde es selbst sein, der die Befehle gab. Die Allianz hatte ausgedient. Es war nur noch eine Frage der Zeit, da würde sie stürzen, dessen war er sich ganz sicher.

Kurz bevor sich die Versammlung auflöste, kam die Frage nach dem Verbleib des Prinzen und der Prinzessin auf.
 

„Sie sind beide tot.“, bemerkte Treize mit kalter Stimme und wieder einmal ruhten aller Augen auf ihm. „Ich habe die Leichen gesehen... Granatsplitter.“, fügte er erklärend noch hinzu.
 

„Wir werden trotzdem eine Suchaktion starten. Wir brauchen Beweise.“, bemerkte Septem.
 

„Das Wort eines Specials ist über allen Zweifel erhaben.“, erwiderte General Catalonia und erhob sich, er hielt die Besprechung für beendet.
 

„Hier haben Sie ihren Beweis. General...“, Treize zog das blutbeschmierte Tuch aus seiner Tasche hervor und warf es Septem vor die Füße. Er hatte heute bereits einen Menschen getötet, warum jetzt nicht noch eine Lüge in die Welt setzen? „Ein einfacher DNA – Test sollte genügen um zu beweisen, dass es sich um das Blut des Prinzen handelt. Eines muss ich ihnen lassen, sie haben sauber gearbeitet. Die Peacecrafts sind ausgelöscht.“
 

Als er mit seinem Vater alleine war, setzte er sich auf einen der Sessel und schaute betreten zu Boden. „Entschuldige, ich habe mich nicht so verhalten wie es ein Sohn tun sollte.“, murmelte er.
 

Sein Vater seufzte und schüttelte verwundert den Kopf. „Wie sehr du dich verändert hast. Ich erkenne dich kaum wieder.“ Treize sah ihn an und meinte in den Augen seines Vaters eine Spur von Traurigkeit zu sehen, die er selbst jedoch nicht verstand und sich auch nicht erklären konnte.

„Deine Augen haben schon mehr Schlachtfelder, Tote und Verwundete gesehen als ich in meinem ganzen Leben. Du musstest schon sehr früh erwachsen werden Treize. Ich bete, dass du dies irgendwann nicht einmal bereust.“
 

Treize verstand die Worte seines Vaters nicht. Der Krieg gehörte nun einmal zu seinem Leben, wie konnte es auch anders sein. Überall auf der Erde schwelte die Glut des Widerstandes. Es war nur eine Frage der Zeit bis sich daraus ein großes Feuer entfachen würde. Und er würde dabei sein.

Der Kampf war nun einmal Grundlage der Menschheit. In diesem Punkt unterschied den Menschen nichts von den Tieren. Aber einzig der Mensch konnte die dem Kampf innewohnende Schönheit und Erhabenheit erkennen.

Aber da es nie ein Licht ohne Schatten gibt. Gehörte zu der Schönheit auch der Tod. So war es doch schon immer gewesen und Treize hatte das akzeptiert.
 

Es war inzwischen dunkel geworden und Treize beobachtete die Feuer, die sich noch immer durch den Palast von Sanc fraßen. Mittlerweile waren zwar unzählige Löschfahrzeuge ausgerückt, aber sie waren den Flammen noch nicht Herr geworden.

Hinter ihm vernahm er das Rascheln von Stoff und drehte sich um. Milliardo träumte wieder. Er bewegte sich im Schlaf und hatte das Gesicht schmerzhaft verzogen.

Treize seufzte. Er brauchte wahrlich keine psychologische Ausbildung um zu wissen, was den Kleinen so sehr in seinen Träumen beschäftigte. Er setzte sich wieder an das Bett und murmelte beruhigende Worte während er die Hand des Jungen hielt, die mit einem dicken Verband umwickelt war.

Das Schweigen des Arztes hatten sie sich nicht einmal erkaufen müssen. Nur zu gern hatte der Mann dem rechtmäßigen Erben geholfen. Doch schon morgen würde Treize mit dem Prinzen das Land verlassen, egal wie ernst dessen Zustand war.

Er zweifelte nicht daran, dass die Allianz trotz seiner Worte nach den Kindern suchte. Doch sie würden nicht im Hause der Khushrenadas, das bekannt war für seine Verbindungen zu OZ und der Romefellerstiftung, nach dem Prinzen suchen. Was allerdings mit Relena war, das vermochte auch Treize nicht zu sagen.
 

Mit einem erstickten Schrei schreckte Milliardo hoch. Er schien noch ganz gefangen in den Ängsten seiner Albträume und blickte wirr um sich. Treize drückte ihn wieder sanft in die Kissen zurück und strich ihm über die Stirn.

„Ganz ruhig. Du bist in Sicherheit. Dir wird nichts mehr geschehen.“, murmelte er immer und immer wieder. Bis die Atemzüge des Jüngeren wieder ruhiger geworden waren.
 

„Warum hast du ihn erschossen?“, die leise Stimme des Jungen war kaum hörbar und überraschte Treize, der gedacht hatte Milliardo wäre längst eingeschlafen.
 

„Ich musste es tun.“, sagte er einfach.
 

„Vater hat immer gesagt, dass es Alternativen gibt zum Kämpfen.“
 

„Das glaube ich nicht.“, erwiderte Treize hart. Er glaubte tatsächlich, dass die Welt wie sie heute war, noch nicht für den bedingungslosen Pazifismus geschaffen war, den König Peacecraft immer gepredigt hatte. „Er hätte dich und mich getötet, wenn ich es nicht getan hätte.“
 

Milliardo schluckte schwer. Er konnte es sich noch nicht so recht vorstellen, dass ihm jemand nach dem Leben trachten würde. „Ich versteh das alles nicht.“, schluchzte er unglücklich auf.
 

Treize musste trotz allem lächeln. Er beugte sich über den Jungen und trocknete ihm die Tränen. „Ach Milli, ich versteh auch nicht alles. Aber so ist das nun einmal. Irgendwann werden wir es verstehen.“
 

„Was ist mit Relena?“
 

„Ich weiß es nicht.“, antwortete Treize ehrlich. „Vielleicht hat sie überlebt.“ Auch wenn er dies selbst für wenig wahrscheinlich hielt.
 

„Was wird jetzt aus mir?“
 

Auch dies konnte Treize nicht mit Bestimmtheit sagen. Doch eines wusste er: „Du brauchst keine Angst haben, bei uns bist du sicher. Wir werden morgen nach Deutschland gehen.“
 

„Kann ich mit an die Akademie?“
 

„Nein Milli. Dazu bist du bist noch zu jung. Außerdem ist das gefährlich.“
 

„Mir egal.“ Der Junge griff nach Treizes Hand und drückte sie. „Ich will bei dir sein.“
 

Eine Reaktion die Treize nur allzu gut verstand. Er war die einzige Person, die Milliardo kannte und die noch lebte. Alle seine anderen Vertrauenspersonen waren heute umgekommen.
 

„Erzählst du mir eine Geschichte?“, bettelte Milliardo.
 

„Bist du nicht müde?“, erkundigte sich der Ältere. Und erntete nur ein Kopfschütteln. Er selbst war jedoch völlig geschafft und würde sich gerne hinlegen. „Ich glaube, ich kann nicht gut Geschichten erzählen, wenn ich dabei im Sitzen einschlafe.“, wich er aus.
 

„Dann leg dich doch hin.“ Und schon rückte der Prinz zur Seite um auf dem großen Bett Platz zu machen.

Und wie so oft in den nächsten Jahren konnte Treize dem blonden Jungen einfach keinen Wunsch abschlagen. „Also gut.“, er schlüpfte aus seinen Schuhen und machte es sich auf dem Bett bequem.
 

„Erzähl von den Piraten! Von der Blackpearl und diesem Captain Sparrow.“
 

„Schon wieder?“ Die Geschichte mit dem verfluchten Piratenschiff und dem abtrünnigen Captain hatte er dem Jungen doch bereits vor einer Woche erzählt.
 

„Bitte Treize.“
 

„Na schön...“, seufzte er und gab sich schließlich geschlagen...
 

~
 

...Treize beobachtete wie Zechs langsam wieder einschlief. Er hatte mit einem der behandelnden Ärzte gesprochen und diese hatten ihn dahingegend beruhigt, dass der Zustand des Lieutenant nicht so ernst war, wie zuerst angenommen. Jedoch benötigt er vor allem Ruhe damit er sich wieder erholen konnte.

Er stand noch immer vor dem Bett und beobachtete das ruhige Heben und Senken der Brust des anderen als seine Assistentin das Zimmer betrat.
 

„Ja Lady Une. Was gibt es dieses Mal?“, erkundigte er sich mit wenig Interesse. Warum konnte er nicht einmal fünf Minuten bei dem Mann sein, dessen Wohl ihm über alles ging?
 

„Die Diplomaten von L2 warten.“, bemerkte sie und Treize konnte den missbilligenden Tonfall ganz deutlich hören. Lady Une verstand nicht, warum er so dringend den Lieutenant besuchen wollte und deshalb sogar seinen kompletten Terminkalender umgeworfen hatte.

Doch wohl oder übel musste er sich jetzt losreißen. Die Pflicht rief. „Meine geliebte Lady Une, wie gut, dass sie mich daran erinnern. Was würde ich wohl ohne sie tun.“, meinte er mit einem sarkastischen Ton.

„Sie können gehen. Ich komme gleich nach.“, schickte er sie dann fort.
 

Er wartete bis er wieder alleine war, dann beugte sich Treize nochmals über den Körper des Schlafenden, strich ihm zärtlich über die Wange und wisperte etwas in dessen Ohr. Etwas, was er Zechs nie sagen würde, wenn dieser wach war.
 

Fortsetzung folgt...



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