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Children of the night

Die Geschichte des Kilian
von

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Xaviers Geschichte IV

Kapitel 10
 

Ein blauschwarzes Tuch, dass Wasser wie Tinte aussehen ließ, welches alles in seine Geschmeide hüllte und verbarg legte sich übe mich, das Dorf, die Insel.

Ich wartete im Schatten dieser mir so heiligen Nacht, welche nunmehr 2264 Jahre her ist und welche ich doch nie vergessen werde, genauso wenig wie die Nächte zuvor.

Ich weiß noch jedes Detail: Wie sich der Sand auf meinen nackten Füßen anfühlte, als ich am Strandrand entlang lief, immer wieder auf und ab, auf sie wartend. Das kalte Wasser des Meeres, welches mit jeder neuen Welle etwas Kies und Muscheln brachte und wieder nahm und sich sanft über meine Haut ergoss. Der Wind, welcher mir vom Meer her entgegenwehte und mir von fremden Ländern flüsterte, mich liebkoste und hinaus rief.

Doch ich wartete und das nicht vergebens. Sie kam, schön wie am Abend zuvor, wenn auch schmutzig, die Lumpen voll von der Erde, in welcher sie geruht hatte.

„Mahara“, begrüßte ich sie, überglücklich, sie noch mal zu sehen. Zu sehen, dass es doch kein Traum war.

Geschwind schloss ich sie in meine Arme und führte sie dann zu dem Boot, welches ich hatte ergattern können, wobei ich ihr davon erzählte. „Es ist nichts Großes, aber es reicht, wir werden damit sicher bis zur nächsten Insel kommen und von dort auf ein Handelsschiff, welches uns zum Festland bringt, und dann werden wir frei sein.“ Meine Augen müssen geleuchtet haben, ich weiß es natürlich nicht, doch ich weiß, dass ich nie zuvor, und auch später nicht, von solcher Euphorie erfasst worden war.

Das Leben schien jetzt erst zu beginnen, mein Leben, meine Freiheit gemeinsam mit ihr. Alles schien noch offen. Dies schien der Beginn einer neuen Welt für mich. Ja, die Familie war schon vergessen, all die Trauer war vorüber, oder war sie nie da gewesen? Keine Gedanken verschwendete ich daran, dass dies meine Heimat war, welche ich einfach den Barbaren, ihrem Schicksal überließ, einfach, um mein Glück zu finden.

Sie jedoch nickte nur stumm, und wandte plötzlich den Kopf zur Seite. „Was ist?“ Ich folgte ihrem Blick, wenn man es so nennen wollte, jedoch konnte ich nichts im dunklen Dickicht des Waldes erkennen, konnte nicht sehen, was Mahara mit ihren weißen Augen zu sehen imstande war. 'Sie kommt.', hörte ich ihre Stimme in meinem Kopf.

Natürlich wusste ich, wer gemeint war. Wie könnte ich es nicht wissen? Sie, die Namenlose Göttin, welche meine Gedanken verhext hatte. Sie, die Unglücksbringerin meiner Mahara. Ohne zu zögern ergriff ich ihre Hand und zog sie mit mir. „Wir müssen fort!“ Doch sie rührte sich nicht, und ich konnte sie nicht ziehen, so leicht wie sie zuvor gewesen war, so schwer schien sie nun zu sein, unbeweglich wie ein Fels.

„Was zögerst du? So komm doch, ehe sie uns erreicht!“ Doch sie schüttelte nur ihr Haupt, sodass ihr weißes Haar im Wind flog. 'Geh du vor, ich habe noch etwas zu erledigen.' Erschrocken ließ ich sie los, konnte nicht glauben, was ich gerade selber gehört hatte. „Ich werde nicht ohne dich gehen, nicht mit dieser Hexe...“ 'Geh, bitte, hierbei stehst du nur im Weg.'

Natürlich hatte sie Recht, das war mir klar. Was sollte ich kleiner Sterblicher Möchtegern-Held schon ausrichten können?

Nichts, ich würde tatsächlich nur stören, aber ich konnte sie doch nicht einfach ihrem Schicksal, der Frau, die sie solange eingesperrt hatte, überlassen!

'GEH!' Keine Bitte mehr, ein klarer Befehl, ein Funkeln in den leeren Augen. Erneut wollte ich ihre Hand ergreifen, wollte widersprechen doch sie zog ihre Hand weg, ehe ich sie erreichte, trat zwei Schritte nach vorne, drehte sich nicht mehr zu mir um. „Mahara!“ Doch es schien sie nicht mehr erreichen zu können, und trotz ihres Appells blieb ich stehen und sah zu. Sah zu, wie sich aus den Schatten eine dunkle Silhouette abhob und schließlich hervortrat.

Zuerst bemerkte ich die Augen, wie zwei funkelnde Sterne, dieses Mal mehr grau als schwarz, dennoch bezaubernd wie nie zuvor. Ihr weißes Gesicht reflektierte das Sternenlicht, als sie aus dem Dickicht hervortrat. Dieses Mal war sie nicht in Weiß gekleidet, sondern in ein passendes schwarzes Gewand, ein zufriedenes, selbstsicheres Lächeln auf den makellosen Lippen. „So sieht man sich wieder.“ Einen Moment glitten ihre Augen zu mir und das Lächeln schien sogar noch größer zu werden. „Auf die Hilfe eines Sterblichen angewiesen zu sein...“ 'Sag, was du willst, oder geh wieder!' Zwar hatte sie mich weggeschickt, doch ließ sie mich mithören, oder konnte sie das nicht regulieren?

„Nicht so hektisch, meine Liebe, wir haben doch die ganze Nacht“, lachte die Frau und trat noch einen weiteren Schritt auf uns zu. Ich wich unwillkürlich zurück, was sie wiederum zu amüsieren schien. 'Lass uns!' ... „Herzallerliebst. Wer hätte gedacht, dass du ihn tatsächlich mitnehmen willst. Ich gebe zu, er ist... interessant, doch sicher nicht mehr. Immerhin hat er es geschafft. dich zu befreien, was mich übrigens ein wenig geärgert hat...“ Wieder blitzen ihre Augen zu mir. 'Wenn du etwas zu sagen hast, so sag es, Kaguya.' „Aber Schwesterchen. Ich wollte mich doch nur verabschieden.“

Inzwischen stand sie direkt vor Mahara, und es war ein eigenartiges Bild: Ihre schwarzen, gelockten Haare, das feine, ebenso nachtschwarze Gewand und ihr gegenüber die glatten, weißen Haare, die blanken Augen, die Lumpen. Und doch waren sie Schwestern, glichen sich, wie ich es ja schon beschrieb. Eines stand jedoch fest, es war keine Schwesternliebe, welche sich da abspielte.

„Ich will dich und deinen Sterblichen...“ „Ich habe einen Namen.“ Was in mich gefahren war, weiß ich selber nicht genau, warum musste ich mich in ihr Gespräch einmischen? Nur, damit diese Göttin der Verdammten mich einmal richtig ansah? Einmal mit mir sprach? War es mir so wichtig, von ihr beachtet zu werden?

Sie schloss die Augen. „Ich will dich und Xerxes ziehen lassen, wenn du mir gibst, was ich verlange.“ 'Was verlangst du?' Ich verstummte wieder, sie hatte nicht einmal gefragt, wie ich hieß. Sie hatte es einfach gewusst, hatte mich keines vernünftigen Blickes gewürdigt. Wahrscheinlich war es unter ihrer Würde, mit Gewürm wie mir zu kommunizieren.

Sie sahen sich stumm an, ich jedenfalls hörte nichts, doch das bedeutete nicht, dass sie nicht diskutierten. So hatte ich jedoch einen kurzen Moment, um meine Gedanken zu ordnen. Im Großen und Ganzen verstand ich noch immer nichts von dem, was sich um mich herum abspielte. Ich wusste, dass diese Frauen nicht normal waren, irgendeine Art der Gottheit schienen sie zu sein. Götter mit übermenschlichen Kräften, deren Existenz jedoch auf die Nacht beschränkt war. Des Weiteren schienen sie beide beinahe gleich mächtig zu sein, sonst hätte Kaguya sich genommen, was sie verlangt hatte, oder war es etwas, dass man freiwillig geben musste? Schwester, hatte sie Mahara genannt, war dies wörtlich zu nehmen? Waren sie Blutsverwandte?

Du siehst also, ich kenne dieses Gefühl der Unweissenheit wie du sie leider mit erleben musstest.

Doch näher vermochte ich nicht auf diese Fragen einzugehen. „Gut, dann wären wir uns ja einig.“

Ich schreckte auf, geweckt aus meinen Gedanken, sah mehr interessiert als ängstlich zu den Vampirinnen, um zu sehen, was geschehen war. Mahara nickte stumm, fuhr sich einmal durchs Haar, nein, strich es zur Seite, und entblößte so ihren Hals.

Was nun passierte, dürfte dir inzwischen klar sein. Was Kaguya gefordert hatte, war ein Schluck des mächtigen Blutes Maharas. Nicht deren Tod, nicht meinen, oder dass sie hier blieb. Ich konnte nur stumm beobachten, wie die schwarze Gestalt Kaguras sich Mahara nährte, ruhig, gemächlich, würdevoll schritt sie über den Sand. Ihr Füße waren nackt. Ich weiß nicht, warum, aber es fiel mir auf, so wie die kleinen, zarten Zehen, welche aussahen, als wären sie aus Porzellan, die Zehennägel wie aus Glas, und der Sand schien von der glatten Haut abzuperlen. Wie sie über den Strand ging, so majestätisch, als wäre sie Diana persönlich, das Haar bei jedem Schritt erneut wehend, und ein neues Kunstbild ergebend, wie es vom Wind getragen wurde.

Sie schien diesen Moment zu genießen, schien jede Sekunde voll auskosten zu wollen, ihren Triumph über Mahara; und vielleicht lag es auch daran, dass ich da war. Ein Zuschauer, den sie beeindrucken konnte, für den all das so wirken musste, wie es war, und doch begriff ich damals die Bedeutsamkeit dieses Rituals nicht. Niemand, nicht einmal ein Vampir, begreift es, bis er einmal das Blut eines anderen Vampirs getrunken hat.

Die schwarze Göttin blieb vor Mahara stehen, streckte ihre zarten Finger aus und strich ihrem Opfer über die zarte Wangenpartie. Mahara hatte die Augen geschlossen, erwartete den Kuss Kaguras.

„Was...?“ Langsam hatte ich meine Stimme wiedergefunden, hatte mich von dem Bann gelöst, welcher mich vorher zu ersticken schien. „Was passiert hier?“ 'Keine Sorge' Es war die beruhigende Stimme Maharas, welche ich erneut in meinem Kopf vernahm. 'Mir wird nichts geschehen, wir werden gleich in Richtung Horizont fahren, weit fort von hier, und dann werden wir all das erleben, wovon du träumst.' Ein Lächeln lag auf ihren zarten roten Lippen. Ganz anders als das kalte, grausame Lächeln ihrer Schwester, welche nun Mahara in ihre Arme nahm, sie förmlich umschlang und dann in ihre Halsschlagader biss.

Erneut eines jener Bilder, die ich mir immer wieder angucken kann, welche ich im Gedächtnis habe, als würde ich es jetzt wiedererleben. Der Mond, welcher sich aus dem Schleier der Wolken befreite und auf die Szene herniederschien, die weißen und schwarzen Haare, welche sich zu einem magischen Spiel des Windes vermengten. Beide Frauen steif, als handle es sich um Statuen, nicht um zwei Lebewesen. Lediglich das wehende Haar, die seidene Kleidung konnte verraten, dass dies keine Skulpturen waren, welche sich dort in dieser ewigen und innigen Umarmung hielten.

Mir schien dieser Moment Ewigkeiten zu dauern. Ewigkeiten der Angst, in der ich um das Leben meiner Mahara bangte und gleichzeitig begierig war zu erfahren, was sich mir da eigentlich bot. In Wahrheit jedoch war dies eine Angelegenheit, die nur Sekunden in Anspruch nahm, doch ist dir sicher bekannt, das Menschen die Zeit immer unterschiedlich wahrnehmen. Wenn etwas schön ist, so fliegen die Jahre nur so dahin und wenn etwas schlimm oder langweilig ist, scheint eine Sekunde die Zeitspanne eines Jahrhunderts ausfüllen zu können. Dies ist bei Vampiren, insbesondere bei jungen, übrigens genauso, auch wenn Unsereins die Zeit ganz anders wahrnimmt als die Sterblichen, zumal wir alle Zeit der Welt haben.

Die Prozedur fand ein Ende. Mahara war in die Arme ihrer Schwester gesunken, jedoch konnte ich sehen, wie sie atmete, langsam und gleichmäßig. „Hier, Junge.“ Sie sah mich an, ihre Augen wieder schwarz wie die Nacht, welche uns umgab. Mein Herz schien stehen zu blieben, genauso wie ich selber. Mahara war wunderschön, das stand außer Frage doch in diesem Moment hätte ich sicher alles für Kagura getan. Wohl wissend, dass sie für den Tod meiner Eltern verantwortlich war, wohl wissend, was sie Mahara angetan hatte, dass sie sie in ein Schiff eingesperrt hatte... doch ich war nur ein einfältiger Sterblicher, und sie übte lediglich die Macht aus, die jeder Vampir auf einen Sterblichen zu haben pflegte. In diesem Fall war es jedoch noch extremer. Sie hatte gerade neue Kraft erhalten, Maharas Blut pulsierte durch ihre Adern und ließ sie einige ihrer Züge annehmen, der sanfte Blick, das geheimnisvolle Lächeln.

Sie kam näher. So langsam und majestätisch, wie sie sich zuvor Mahara genähert hatte, kam sie auf mich zu, Mahara auf ihrem Arm, und sie legte das zarte und nun so gebrechlich wirkende Geschöpf in die meinen. „Bis Sonnenaufgang habt ihr Zeit, dann kann ich euch holen, euch verfolgen, handeln, wie es mir beliebt. Nutzt die Zeit gut, und nun geht.“ Ihre Stimme war ehrfurchtgebietend, es war klar, weshalb sie die Barbaren anführte. Ein Ton, dem keiner widersprechen konnte.

Ich nickte nur stumm, und sie lächelte. „Und pass gut auf dich auf, Jungchen.“ Wieder hatte sie meinen Namen nicht ausgesprochen, eine Geste, welche mich ein wenig kränkte, hatte Mahara mich doch für würdig befunden, mit ihr zu reisen. doch Kaguya schien dies gleichgültig zu sein. Sterblicher war Sterblicher, und wahrscheinlich wäre ich selbst als Vampir nicht besser behandelt worden.

Sie verschwand, ehe ich etwas hätte antworten können. Einen Moment stand ich perplex da, bis sich Mahara in meinem Arm bewegte und sich zu meinem Hals vorkämpfte, um mich erneut in den ekstasengleichen Zustand wie schon am Abend zuvor zu versetzen.

Noch immer wurde ich nicht zum Vampir. Dies war nur verständlich, jemand musste tagsüber segeln. Wie sollte dies gehen, wenn zwei Vampire an Bord waren? Jemand musste auf sie aufpassen, wenn es Tag war, zumindest, bis wir einen guten Unterschlupf gefunden hatten.
 

Umgehend nachdem sie wieder zu Kräften gekommen war, machten Mahara und ich uns auf den Weg. Um das Sonnenlicht brauchten wir uns keine Sorgen zu machen, es gab eine Kiste auf dem Boot, normalerweise für den Fischfang gedacht, doch nun würde Mahara sie als ihre Ruhestätte verwenden. Ich hatte ihr schwören müssen, der Kiste nicht zu nahe zukommen. Zu meiner eigenen Sicherheit. Dies ist auch der Grund, weshalb du nie wissen durftest, wo ich ruhe, denn wenn Sterbliche bei Tage in die Nähe unserer Särge kommen, so setzt unbewusst ein Mechanismus in unseren Körpern ein, welcher den Eindringling tötet. Schnell und sauber mit der Hand durchs Herz, oder den Kopf ab.
 

Ich könnte dir nun jeden Tag beschreiben, wie wir über den Ozean segelten, wie ich nachts an ihrer Seite einschlief und tags das Boot lenkte, immer darauf hoffend, endlich Land zusehen, doch das halte ich für unwichtig. Auch auf der nächsten Insel geschah nichts Wichtiges, außer, dass ich Mahara mit neuer Kleidung ausstaffierte, was sie noch bezaubernder machte.

Wir reisten von Insel zu Insel bis zum Festland, diese Prozedur dauerte schon bald einen Monat. Keine Zwischenfälle, keine Verfolger von Kaguya, jedoch erfuhr ich viel über ihre Art.

Die Kinder der Nacht, oder die Götter der Nacht. Wir haben unseren Ursprung in Indien, wie Mahara berichtete. Sie selber stammte auch aus dem Osten, gehörte zu den Ältesten, jedoch erzählte sie mir nicht mehr über unsere Entstehung. Ich weiß nicht, ob sie es einfach nicht wusste, doch ich glaube, sie hätte mehr erzählen können und es nur nicht gewagt. Vielleicht ist das Wissen der Entstehung auch der Schlüssel unseres Todes... wer weiß, vielleicht wird es auch nie ein Weiterer unserer Gattung erfahren...

Nun, wie wurde ich zu dem, was du heute vor dir siehst? Das ist es doch, was du dich fragst.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  lexi16
2007-05-01T14:46:28+00:00 01.05.2007 16:46
Und noch immer kein vampir, aber er wird von mahara dazu gemacht und..hey, der erste bezug zum RPG. ^^
ursprung in indien. ^^
Interesting. ^^
Chris: Xavier braucht ne eigene FF um seine entstehung zu erzählen.
Lex. Ach halts maul. Lies die Ens von gestern wieder durch, da warst du so schön ruhig....


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