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Children of the night

Die Geschichte des Kilian
von

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Xaviers Geschichte III

Kapitel 9
 

Sie nahm mir nicht das Leben, wie du dir vorstellen kannst. Um genau zu sein, tötete sie mich nicht einmal ansatzweise. Ein Schluck war alles, was sie brauchte. Ein zweiter, um ihre Stärke wieder zu finden, und sie ließ ab von mir.

Ich war schwach, kraftlos, konnte keinen klaren Gedanken fassen nach diesem Erlebnis, und ich lag in ihren Armen. Ja, sie hatte sich nun, wieder von neuer Stärke erfüllt, von den eisernen Fesseln befreien können. Doch mir fiel es nicht weiter auf. Ich dachte nicht darüber nach, wie sie, dieses zarte Geschöpf, solch einen Kraftaufwand hatte vollziehen können. Und auch später kam es nicht weiter in meinen Gedanken vor, wurde verdrängt von anderen Dingen.

Wie lange wir so standen, kann ich nicht sagen; wie lange es dauerte, bis ich wieder einen klaren Kopf hatte, weiß ich nicht. „Komm, wir müssen weg“, sagte ich schließlich und nahm Mahara bei der Hand. Sie nickte.

Leichtfüßig eilten wir durch die Korridore, kein Wort glitt über unsere Lippen, ich war wohl zu aufgeregt und sie. Nun, wer weiß schon, wie sie darüber dachte.

Schließlich erreichten wir das Deck, wo ich sie zum ersten Mal im Schein des Mondes sah, ein unvergleichlicher Moment.

Es gibt einige Bilder in meinem Kopf. Bilder, welche ich mir immer wieder ansehen kann, als würde es gerade in diesem Moment geschehen. Eines davon ist meine Mutter, wie sie versuchte, mich davon abzuhalten, hinunter zu gehen, eines ist die Barbarenkönigin am Strand, in ihren weißen Gewändern und erhobenen Hauptes. Und eines ist dieses.

Wie sie dastan. Sanfter, als ein Engel und stärker, als eine Göttin. Das weiße Haar wie der Schein des Mondes selbst. Die Augen funkelten weiß, wie die Sterne am Firmament. Die Haut war wie ein seidenes Tuch, welches sie überzog, und selbst in diesen abgetragenen Kleidern schien sie das erhabenste Wesen der Welt zu sein.

Der Wind erfasste das seidige Haar und spielte damit, jede einzelne Strähne ein Zauber für sich. Eine Zeit lang hatte ich sie nur angesehen, unfähig, meinen Blick von ihr zu wenden. Schließlich kam sie mir entgegen, langsam, wie sie zuvor ihren Kopf gehoben hatte. Lediglich ihre Beine bewegend, nicht ihre Arme, oder Hände. Das Gesicht starr in diesem seltsamen, undefinierbaren Ausdruck, als wäre sie in einer ganz anderen Welt.

Ich fand das Tau, an welchem ich hochgeklettert war. Meine Hände umfassten ihr Hüften und ich hob sie hinauf auf die Reling, denn auch wenn sie anscheinend auf eine ihr eigene Art fähig war zu sehen, ließ ich sie doch nie alleine, lenkte jeden ihrer Schritte, dass ihr auch ja nichts geschah.

Sie war so leicht, leicht wie eine Feder, und sie ließ sich von mir empor heben. Ich stieg ihr hinterher, wollte sie auf meine Schultern nehmen, doch sie schüttelte stumm den Kopf. 'Du bist zu schwach', sagte sie sanft. Und damit hatte sie ja nicht unrecht. Wahrscheinlich wären wir zusammen abgestürzt, doch ihre Worte taten mir irgendwie weh, ich wollte sie nicht alleine klettern lassen.

Ihre edlen Hände schienen nicht für solcherlei gemacht. Nein, sie sollte nie wieder arbeiten müssen, wenn’s nach mir ging. Ich wollte einfach weg von hier, gemeinsam mit ihr, weg von der anderen, weg von den Toten, von den Barbaren. Doch dann musste ich wieder an meine Familie denken. Ich konnte nicht einfach gehen, sie einfach im Stich lassen.

Ich kletterte voraus, so dass ich sie fangen könnte, fiele sie die Reling hinunter. Doch nichts geschah und wir tauchten in das kühle Nass, ich ergriff erneut ihre Hand, zog sie mit ans Ufer, und sie ließ sich ziehen.
 

„Mahara“, sagte ich und sprach damit zum ersten Mal ihren Namen aus. Wir saßen in einer kleinen Höhle etwas entfernt vom Dorf. Hier wären wir sicher, zumindest vorerst.

'Bring mich fort.' Einsam, hilflos klang die Stimme in meinem Inneren. Ob sie Angst hatte? Wenn ja, so zeigte sie es nicht. Sie zeigte nur, wie sehr sie mich brauchte, wie schwach sie eigentlich war, selbst mit meinem Blut. Ich nickte nur. Ja wir mussten fort, weit weg von dieser verfluchten Insel, „Meine Familie...“ Sie schüttelte stumm den Kopf, meine Augen weiteten sich, ich kniete vor ihr.

„Was ist mit ihr? Du weißt es, oder?“ 'Bitte, lass uns so schnell wie möglich weg von hier', wiederholte sie etwas eindringlicher. Sie wich der Frage aus.

Sie waren tot, schon lange hatten die Barbaren die Berghöhle gefunden... Ich sah sie fassungslos an. Trauer, welche in mir aufstieg, Tränen, die über meine Wange liefen. Ich wollte es eigentlich nicht. Nicht vor ihr, doch sie wollten nicht aufhören zu fließen, das Schluchzen wollte nicht verstummen, so sehr ich auch dagegen kämpfte.

Ich spürte ihre Hand, welche mir durchs Haar fuhr, sie drückte meinen Kopf stumm gegen ihre Schulter und spendete mir Trost. Sie ließ mich weinen und schwieg.

„Wir müssen weg“, sagte ich schließlich und wischte mir die Tränen ab. „Ja, wir müssen fort, du hast Recht.“ Sie nickte, die Sonne war nicht fern und sie bräuchte einen Unterschlupf. 'Morgen Abend.' hörte ich ihre Stimme. „Wieso morgen Abend?“ Dann fielen mir die Worte jener Barbaren wieder ein: „Sie kommt nur nachts heraus.“ „Ich weiß kaum noch, wie die Sonne aussieht“ Und Mahara war ihr nicht unähnlich, auf eine seltsame Art und Weise glich sie ihr. Dieselbe weiße Haut, dieselben funkelnden Augen.

„Morgen Abend“, bestätigte ich nach einem neuerlichen Nicken. Sie hatten so viele Gemeinsamkeiten wie Unterschiede. Die Haut, Maharas zart wie Seide, jene hart wie Marmor, was sich glich, unterschied sich doch in einer undefinierbaren Art und Weise.

Sie stand auf, tastete sich an der Höhlenwand entlang zum Ausgang, ich folgte ihr, stützte sie mit meiner Hand, führte sie.

Sie ließ mich los. 'Von hier muss ich alleine gehen.' Ich sah sie erschrocken an. 'Keine Sorge, morgen Abend, hier, nur du und ich.' Ich wollte wieder etwas sagen, dass ich sie nicht alleine lassen würde, was denn wäre, wenn die andere sie fände. Doch sie hob ihre Hand und berührte mein Lippen, um sie zu versiegeln. Ihre sanften, kalten Hände. Ich schwieg, sah ihr lediglich in die weißen Augen, welche mich, obgleich blind, sanft, jedoch auch fest entschlossen anzusehen schienen.

Und so ließ sie mich am Strand zurück, um sich ein Erdloch zu buddeln und zu vergraben, irgendwo im Gebüsch, wo niemand sie finden würde. Weder SIE noch ich.

Ich selbst suchte mein Hemd, welches ich am frühen Abend zu Beginn meiner Rettungsaktion zurückgelassen hatte. Ich fand es sogar, zog es mir wieder über und ging wieder in die Höhle. Zunächst brauchte ich etwas Schlaf, einen klaren Kopf, um einen Plan auszuhecken, wie man hier wegkäme, wie ich sie fortbringen könnte, ohne dass wir erwischt würden.
 

Wie du dir vorstellen kannst, war im Dorf alles in heller Aufregung. Nicht nur mein Verschwinden war bemerkt worden, in den zwei Stunden, welche ich in der Höhle geschlafen hatte, hatte man auch das Schiff einmal inspiziert, und so suchte man nach Mahara.

Immerhin war es Tag, SIE, die für mich noch namenlose Schönheit mit dem schwarzen Haar, war nicht wach, würde mich nicht aufhalten können.

An jenem Tag machte ich keine dummen kleinen Spielchen. Nie wieder, das hatte ich mir geschworen, würde ich so törricht, so naiv handeln. Ich nahm meine Pflicht, die ich eingegangen war, den Vertrag, den ich in meinem Kopf unterschrieben hatte, nämlich Mahara zu beschützen, sehr ernst und ich schwor mir, nie wieder etwas so auf die leichte Schulter zu nehmen wie an dem Tag, da die Katastrophe begonnen hatte.

So schlich ich zu meinem alten Haus -inzwischen eine Art Hauptsitz der Barbaren- und wie es schien, begann die Anführerin es sich häuslich bequem zu machen. Doch sie interessierte mich nicht weiter, genauso wenig wie die Anderen, das Einzige, was noch zählte, war meine weitere Existenz.

Das Leben ging weiter, ich konnte ohnehin nichts gegen diese fremden Krieger ausrichten, gegen die seltsame Göttin, auch wenn ich mir nichts sehnlicher wünschte, als mit ihr zu sprechen, sie selbst zu fragen, wer sie war und was sie hier wollte, und was für einen Grund sie hatte, Mahara gefangen zu halten. Doch sie würde sich mir nicht zeigen. Nicht am Tage, soviel stand fest. Und sollte sie sich dennoch zeigen, so würde ich es sicher nicht überleben.

Ich hatte sie beleidigt, indem ich geflohen war, indem ich ihre Gefangene entwendet hatte. Andererseits hätte sie uns immer aufspüren können, oder hatte Mahara die Kraft, ihre Gedanken zu verbergen? Hatte sie die Kraft besessen, mich vor ihrer Macht zu schützen?

War es denn so wichtig?

Deinem Blick zu entnehmen ja, doch ich empfand es anders. Du darfst mich nicht missverstehen, ich hatte durchaus auch meine Gedanken, meine Zweifel und Ängste, doch lasse ich solcherlei ruhen, wartete, dass es sich von selbst aufklärte, ließ die Zeit alles bewirken, und so mache ich es noch immer. Ich konnte nicht auf meiner geliebten Insel bleiben. Sie würden mich früher oder später finden, und alleine hatte ich kaum Chancen davonzukommen. Und Mahara war, wie du zugeben musst, eine Bereicherung. Was hätten mir also Zweifel gebracht, außer dem sicheren Tod?

Fragen sind gut, sind wichtig, und es gibt keine dummen Fragen, zumindest, wenn es ernsthaft Gemeinte sind. Doch sollte jede Frage zum richtigen Zeitpunkt gestellt werden, und damals war er noch nicht gekommen, und so wartete ich auf ihn.
 

Nun, ein Boot zu beschaffen war, wie du dir denken kannst, ziemlich kompliziert. Sie lagen am Hafen, darunter das Boot meiner Familie, welches sich doch deutlich von den kleinen Nussschalen der anderen Bewohner abhob.

Sicher war es für lange Reisen besser geeignet, doch wie es unbemerkt stehlen? Ich hatte also die Wahl: entweder eines, das gefährlich zu bekommen und sehr gefährlich für die Überfahrt war, oder eines, das SEHR schwer zu bekommen war, aber eine einigermaßen sichere Überfahrt darstellte.

Das eine würde früher, das andere spätere den Tod bedeuten.... Ich entschied mich für die Nussschale, zumal ich auch nicht wusste, wie wir zu zweit das größere Boot steuern sollten.

Es war ein ziemlich heikles Unterfangen, unbemerkt an den Barbaren vorbeizukommen. Es war wohl auch mehr Glück als Verstand, dass ich es schaffte, das Bötchen im Schilf etwas abseits der Stadt zu verstecken.

Zumindest hatte ich den Tag sinnvoll verbracht, ich besorgte mir Wasser aus einer Quelle nicht fern des Dorfes und einiges an Essen, jedoch nichts, was sich länger halten konnte. Den Rest des Tages nutzte ich, um meine Kräfte zu sammeln, um mich für die kommende Nacht auszuruhen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  lexi16
2007-05-01T14:30:27+00:00 01.05.2007 16:30
also jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher, ob nciht vielleicht doch Kaguya ihn zum Vampir amcht.
bislang ist er ja noch keiner......hmmm......


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