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Etwas über 'Hocus Pocus II' Film, Hocus Pocus, Kritik, Review

Autor: Sayaki_Kiramoto
Fast 30 Jahre nun ist es her, dass der Original 'Hocus Pocus'-Film weltweit in den Kinos anlief
- und an den Kinokassen grandios gescheitert ist.
Tatsächlich ist 'Hocus Pocus' einer der Filme, der erst NACH seinem Kinolauf
von den Menschen entdeckt und geliebt wurde und kaum das die Menschen diesen
Film für sich entdeckt hatten, wünschten sie sich MEHR davon.
Und in den letzten 30 Jahren tauchten dann auch immer wieder mal Gerüchte um eine
Fortsetzung auf, aber wirklich konkret wurde es nie. Zumindest nicht bis vor kurzem,
als Disney sich dann DOCH dazu durchringen konnte, die lang ersehnte Fortsetzung
des inzwischen zum Halloween-Klassiker aufgeschwungenen Films auf den Weg zu bringen.
Allerdings traute das Maus-Haus den Sanderson-Schwestern wohl offenbar
nach wie vor nicht zu, an den Kinokassen auch mal erfolgreich zu sein und
deswegen einigte man sich auf einen kleinen TV-Film für den hauseigenen Streaming-Dienst. |DD'


Nun, da auch ICH eine Freundin des Originals bin, habe ich ebenso wie viele andere
Menschen auch sehnsüchtig auf diesen Film gewartet und was soll sagen?...
Er ist.. okay... aber kommt BEI WEITEM nicht an das Original heran. Leider. :/

Aber wieso sehe ich das so?

Nun ja. Um das besser verstehen zu können müssen wir uns noch einmal die
Besonderheiten des ersten Films vor Augen führen:

Hauptfigur Max Dennison fasste es einmal so schön zusammen;
'3 Vogelscheuchen im Kampf gegen das 20-Jahrhundert'
- das fasst es eigentlich sehr gut zusammen, was den besonderen Charme des Films ausmacht.
Wir haben hier die drei Sanderson Hexenschwestern, die 300 Jahre nach ihrem
eher unschönen Ableben auf die Erde zurückkehren und um dort auch bleiben zu können,
sich Kinderseelen bis zum Morgengrauen einverleiben müssen.
So weit, so gut.
Dies wird allerdings durch den Umstand erschwert, dass sie sich nicht mehr im
Salem von 1693 befinden, sondern eben im Salem von 1993
- die Welt hat sich also radikal verändert. Und sie haben nur eine Nacht
um sich in der damaligen Moderne zurecht zu finden. Keine leichte Aufgabe!
Hinzu kommen noch zwei Teenager und ein kleines Mädchen,
welche von einer von ihnen selbst verfluchten Katze unterstützt werden,
und die nun zusammen versuchen, die Sanderson Schwestern aufzuhalten.

Der Plot ist sicher nicht frei von Fehlern,
aber die sind verkraftbar- die Geschichte funktioniert trotzdem und
glänzt durch fabelhafte Charaktere und ihren meisterhaften Darstellungen.
Der Film lebt aber auch von seiner 'Lockerheit' und richtet sich nicht nur an
Kinder als potenzielles Publikum, sondern auch
an Erwachsene. Und dieser Spagat zwischen den Altersstufen gelingt
ihm nahezu problemlos!
Es ist eben wirklich ein guter Film.

Aber was macht der zweite denn nun so verkehrt, dass es ihm nicht gelingen will an den ersten anzuknüpfen?

Um es auf den Punkt zu bringen:
die eben erwähnte 'Lockerheit' ist weg.
Richtete sich der erste teil noch an ein Publikum mit einer breiten Altersfächerung, zielt dieser hier offenbar nur auf Kinder ab. Und genau DESWEGEN fühlte sich der Film für MICH wie eine
kinderfreundliche Version des ersten Teils an. Aber wie gelange ich zu diesem Gefühl?
Naja, zunächst einmal hält der Film es für nötig den Sanderson-Schwestern eine 'tragische' Hintergrundgeschichte zu geben, der ihren weiteren Lebenswandel wohl erklären soll.
Spoiler

Hatte man sich im ersten Film darauf verständigt,
dass das eben einfach nur bösen Hexen sind,
stellt der zweite teil sie als arme ehemalige Waisen dar,
gegen die sich ganz Salem verschworen hatte und sie auseinanderreißen wollte.
Da MUSSTEN sie ja zu Hexen werden- völlig klar!


In der 'Erwachsenenwelt' weiß man, dass es Menschen gibt, die Ärsche sind,
einfach weil sie eben Ärsche sind. Aber für heutige Kinder muss man das 'Böse'
offenbar erklärbar bzw. nachvollziehbar machen,
denn einfach nur SO böse Menschen gibt es ja nicht.
Das wäre zu unkontrollierbar und gruselig...

Das ist schon mal Punkt eins.

Der zweite Punkt ist das abändern von nicht sehr
kinderfreundlichen Geschichten IN kinderfreundliche Geschichten!
Spoiler
Es bleibt z.b. unerwähnt wo Winifreds Buch eigentlich herkommt
bzw. seine Geschichte wurde geändert.
Hieß es im ersten teil noch, sie habe es vom Teufel persönlich erhalten,
wird es im zweiten Film als ein Geschenk von irgend so einer Random-Waldhexe dargestellt.
Fairerweise muss man allerdings erwähnen, dass die Herkunft des Buches im
ersten teil basierend auf den Mutmaßungen der Katze Binx erzählt wird -
das MUSS also nicht stimmen. Und wenn die Schwestern tatsächlich schon mal den
Teufel troffen hätten, wären sie später nicht auf das Kostüm eines Stadtbewohners reingefallen.
Das es jedoch in Menschenhaut gebunden wurde, bleibt allerdings auch unerwähnt und
außerdem hat das Buch, dem 'nichts gutes entspringt' nun auch Gefühle und ist eigentlich
gar nicht 'böse'. Auch die Geschichte zwischen Winifred und ihrem Ex, Billy Butcherson,
wurde auf kinderfreundlich getrimmt. Hieß es im ersten teil noch, er wäre ihr Liebhaber
gewesen der sie jedoch mit ihrer Schwester betrogen hatte, heißt es im zweiten Teil nun,
zwischen Winifred und Billy gabs nur EINEN Kuss - sonst nichts.
Und auch auf die Geschichte mit Sarah wird nicht eingegangen.


Der dritte Punkt ist das streichen der Hauptmotivation der Schwestern;
das Aussaugen des Lebens der Kinder um ihr eigenes Leben und ihre Jugend (wieder) zu erhalten.
Spoiler
Stattdessen will sich Winifred nun an den Random-Nachkommen
irgendeines Pfarrers rächen, der sie vor 300 Jahren mal von ihren Schwestern trennen wollte.
Diese Motivation kommt völlig aus dem Nichts und ist daher sehr unglaubwürdig.
ABER eben kinderfreundlicher als das auslöschen von Kinderleben! und darum gehts
beim umschreiben ja. ;) Versteht mich nicht falsch: eine Rachestory hätte man
durchaus schreiben können! Aber dann doch eine mit mehr Substanz und Glaubwürdigkeit;
z.b. indem sich die Schwestern an Max rächen wollen usw.
Da hätte es durchaus bessere Lösungen geben können...


Und dann ist da der vierte Punkt: am ende des Tages wollen die Schwestern niemandem
irgendwas böses; sie wollen nur zusammen sein. <3 <3
Nawww... das ist süß! Aber völlig unpassend.^_^"
Und es trägt leider nur dazu bei, dass ikonische Antagonistinnen zu
schwülztigen Wanna-be-Heldinnen werden. Für einen Kinderfilm mag das
vielleicht eine optimale Darstellung sein.
Nur bricht es halt mit dem Erbe des ersten Films - und das ist eher Suboptimal.

Und zu guter Letzt ist da noch Punkt 5: damit auch wirklich JEDE*R
versteht und einsieht, dass Hexen nicht grundsätzlich Böse sind,
bekommen die Sanderson-Schwestern als Gegenspielerin
diesmal eine ebenso junge wie gute Teenie-Hexe.
Spoiler
Und die gute Anfängerhexe erbt schließlich Winifreds Buch,
ehe diese sich bereitwillig von ihrer Gegenspielerin besiegen lässt,
damit sie endlich Erlösung findet und wieder mit ihren Schwestern
zusammen sein kann. <3


Das sind so... die Hauptgründe weshalb mir dieser Film so vorkommt, als sei er gar nicht
für die alten Fans des ersten Films gemacht, sondern vor allem für Kinder.
Er ist einfach extremst harmlos und kinderfreundlich an allen Ecken und Kanten.

Und obwohl das alles nun erst mal sehr negativ klingt, sage ich nicht, dass der Film
grundsätzlich schlecht ist. Ich sagte ja: Er ist okay.

Denn er hat durchaus so seine Momente.
Und man merkt, dass die Autor*innen wirklich versucht haben, logisch zu bleiben,
auch wenn ihnen das eher schlecht als recht gelingen will.
Spoiler
So wird z.b. die Figur des 'Gilbert' eingefügt. Ein Mann,
der als Kind Zeuge des Halloweens von '93 wurde und weil die Sanderson-Hexen
das einzige Highlight in dieser Nacht für ihn waren, ist er nun bemüht, sie zurückzuholen
und drehte eigens dafür schon als eben jenes Kind eine eigene schwarzflammige Kerze.
Soweit so gut. Damit ist schon mal erklärt woher die neue Kerze kam;
es bleibt jedoch unlogisch wieso Gilbert als Kind/Teenager bzw. eben bevor er
seine Unschuld verlor, nicht SELBST die Kerze entzündet hat, sondern erst auf
irgendwelche Teenager warten wollte mit denen er sich irgendwie anfreundet und
welche er dann wiederum dazu verleiten will, die Kerze zu entzünden.
Das wirkt für MICH.. eine wenig zu Umständlich, dieser Plan...aber o.k. ^_^"


Trotz allem kann ich aber eben nicht darüber hinwegsehen, dass ich alles in allem doch
eher enttäuscht bin. Der Film bricht mit der Art des ersten Films und bleibt insgesamt unter
seinen Möglichkeiten.

Außerdem; und das ist z.b. etwas was ich gar nicht mag - es wird angedeutet dass
es noch einen dritten Film geben KÖNNTE, denn es werden in diesem Film diverse
Themen angerissen, die dann aber nicht weiter Thematisiert werden.
Es wird halt nur gezeigt;
'Behaltet DAS mal jetzt im Auge...! da kommt noch was..!'
- aber WAS da noch kommen soll, DAS wird HIER eben NOCH NICHT gezeigt.
Spoiler
Es ist z.b. völlig klar das Gilberts Katze nicht einfach nur eine Katze ist.
Aber ihr Geheimnis bleibt geheim. Und auch der Rabe, in dem sich die Random-Waldhexe
aus dem Anfang verwandeln konnte, ist im späteren Verlauf des Films wieder zu sehen,
genauso wie eine Schachtel mit der Beschriftung 'B.F. Candle no.2'- Gilbert hat also
offensichtlich nicht nur EINE Kerze gedreht...


Und ich mag es eben nicht, wenn Geschichten unvollendet bleiben. ~__~
Ob hier ein weiterer Film kommt, ist noch völlig unklar- die Grundsteine dafür sind aber gelegt.
Ob ich einen weiteren Film wollen würde..? Naja. Vielleicht.
Aber wohl deutlich eher, würde sich teil 3 wieder auf die Eigenheiten des ersten Teils besinnen und diese
Samthandschuhe ausziehen die man für Teil 2 angezogen hat. Ich kann verstehen dass Disney
auch neue Fans für diese Filme gewinnen möchte.. aber der eigentliche Zuschauerkern, also die
Leute, die sich das STARK ÜBERWIEGEND ansehen, sind eben die ERWACHSENEN Fans des ersten Films.

Und da würde ich mich eben freuen, wenn Disney unsere bestehende Fanbase stärker im Fokus
hätte als potenzielle neue Fans in den Grundschulen dieser Welt.

Aber.. das ist eben auch nur meine bescheidene Meinung. ;)


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