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Moderne Kunst und rupuni

Autor:  larvl
Moderne Kunst ist für mich eines der größten kulturellen Rätsel der letzten und vermutlich der nächsten hundert Jahre. Obwohl ich immer wieder durch entsprechende Galerien geschleift/geführt wurde, mich mit Kunstwerken, Künstlern, Sinn und Unsinn ihrer Werke beschäftigt habe, erschließt sich mir der Großteil der modernen Kunst nicht, sondern lässt mich ratlos zurück.

Ich möchte den entsprechenden Künstlern ihre Kunst weder absprechen, noch will ich sie kritisieren. Es ist nun einmal einfach so, dass ich sie nicht verstehe. Vielleicht macht mich das zu einem oberflächlichen Menschen mit weniger Intellekt als diejenigen, die vor diesen Werken stehen, mit großen Augen, brennenden Herzen und unübertroffener Begeisterung, aber für mich besteht die wahre Kunst nun einmal darin, vor einer weißen Wand mit einem angeklebten Haar zu stehen und dabei mehr zu empfinden als Ratlosigkeit.

Mir ist klar, dass Aktionskunst ihren Sinn hat und den möchte ich ihr nicht absprechen aber manchmal lehnte ich mich zurück und denke darüber nach, dass ich mich nie ,Künstler' nennen könnte, sondern vielleicht.. naja... sagen wir... Handwerker mit Kreativbegabung.

Warum? Weil mich ,Kunst' bisher fast ausnahmslos abgeschreckt hat. Ich bin das schwarze Schaf, das in einer Vorlesung gewagt hat, den Sinn einer Exkrement-produzierenden Maschine, deren Kot man für 900 Dollar ersteigern kann in eine Richtung gelenkt zu haben, den er meiner Meinung nun einmal hat: Aus Scheiße Geld machen.

Ich bin der Rabe unter den Tauben, der vor einer Bilderreihe steht, die Vaginas darstellen soll und sich fragt, ob der Künstler sich vielleicht einen großen Witz mit seinen Fans erlaubt hat.
Ich habe tausend Diskussionen geführt mit Menschen, die diese Kunst schätzen aber das macht mich nicht weniger ratlos. Ich will mir keine farbenfrohe, sehr frei interpretierte Vagina auf Leinwand in den Flur hängen, ehrlich gesagt habe ich nicht einmal Interesse, sie mir anzusehen.

Während ich das hier schreibe stelle ich außerdem mit erschrecken fest, dass ich mich an kaum ein Kunstwerk erinnern kann. Dafür, dass ich schon so viele Gesehen habe, ist das ziemlich gruselig.

Haben sie mich so wenig berührt? Habe ich so wenig Kontakt zu ihnen, dass ich meine Zeit vermutlich ebenso vor einer weißen Wand hätte verbringen können?

Die traurige Antwort lautet Ja.

Es lag nicht an meinen Lehrern, Professoren und Kommilitonen, sie haben ihr Bestes gegeben. Aber es scheint, als hätte ich dafür kein Gespür und kein Talent. Woran ich mich aber sehr gut erinnere, waren die alten Schinken, die oft in die unbedeutendsten Ecken verbannt wurden. Die haben mich berührt. Mein Problem ist vielleicht das fehlende Handwerk. Die -oft- vollständige Abstinenz von figürlicher Vorstellung, von handwerklichem Können. Jeder ist Künstler. Keiner ist Künstler. Ja. Zugegeben, das schreckt mich ab.

Natürlich gibt es auch moderne Künstler auf dem handelsüblichen Kunstmarkt die mir gefallen, aber die lassen sich an einer Hand abzählen und können nicht gegen meine Faszination von CG-Artists anstinken, die Handwerk, Design, Charakter und Kreation manchmal mit einer Einmaligkeit verbinden, dass mir das Herz aufgeht.

In dem Sinne: Ist das Kunst, oder kann das weg?
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Datum: 27.12.2015 10:37
Ein wirklich schweres Thema...
Ich glaube manchmal solche Bilder sind nur bei denen beliebt, die etwas an der Wand haben möchten, was sie nicht ansieht. Eine (fast) ausdruckslose Dekoration, die man oftmals ausblenden kann. Bei mir ist es z.B. so, dass ich keine Fotos oder Fanarts an der Wand mag, weil ich damit etwas verbinde. Bei originalen random Charakteren ist es was anderes. Genauso kann ich keine Bilder an meiner Wand leiden, von dessen Zeichnern ich einen negativen Eindruck habe, weil ich dann an diese denken muss. 
Diese Probleme gibt es bei der modernen Kunst nicht. Natürlich sehen die richtigen Fans darin auch Ausdruck, aber sie haben doch Interpretationsraum und sehen das, was sie selber sehen wollen und kaufen das, in dem sie etwas ansprechendes sehen. Wenn sie sagen etwas währe ein Meisterstück, heißt es immer noch nicht, dass sie es an der eigenen Wand haben wollen, denn vielleicht sind Mumus ihnen dann doch zu doof. Andere spricht es dann wieder an, dass klar zu sehen ist, dass sich alles um Sex dreht, auch in dieser abstrakten Form. Ist ja nicht so, als gäbe es in anderen Kunstrichtungen nicht auch die Fans die sagen: "Ja, ansehen in einer Galerie ist toll! Aber nicht an meiner Wand! Ich will daran nicht dauernd denken". 
 
Ich persönlich würde mir vieles von der modernen Kunst auch nicht an die Wand hängen. Bei Freunden und Verwandten passt es oftmals aber zur klaren Wohnungseinrichtung, sodass es stimmig wirkt. Eigentlich nehme ich Matschepatsche-Kram von anderen Künstlern gar nicht wahr... und das obwohl ichs beim Malen selber einsetze, um reduzierte Hintergründe zu malen XD Es lenkt das Augenmerk super auf die Personen, die ich davor setze... Aber einzeln? XDDD Was sollte das nun Aussagen? Es würde farblich und von den Formen ja keine Person unterstützen... 
Vielleicht soll die moderne Kunst ja die Menschen unterstreichen, die in der Wohnung leben :D
Fräulein Professor Doktor mult. h.c., euer Hoheit fucking Princess Java of Superkaffeefee, Neguse Negest, Kaiserin von Imaginäria, Verbündete des Größenwahns.

Java Ashtray Art * Facebook
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Datum: 28.12.2015 00:39
Moderne Kunst konnte mich bisher auch nie begeistern. Grob gesagt gibt es für mich jedoch zwei Arten von Kunst. Kunst, die von der jeweiligen Kultur als solche betitelt wird, aus welchen Gründen auch immer und Kunst als etwas dessen Schönheit mich fasziniert. Moderne Kunst packt mich einfach nicht. Wenn ich vor einem modernen Werk stehe, wundere ich mich meist eher was das überhaupt sein soll. In manchen sehe ich noch einen gewissen ästhetischen Wert im Sinne von "der Farbklecks bildet einen schönen Kontrast zur Wand und lockert den Raum auf", aber letztendlich brauche ich wohl etwas Figürliches, um es schön zu finden (was natürlich nicht heißt, dass ich alles Figürliche automatisch schön finde). Anderen Leuten geht es vielleicht genau umgekehrt. Vielleicht sehen sie in aufgeregten Farbwirbeln, was ich in geschwungenen Umrisslinien sehe.
Meist habe ich auch den Eindruck, dass Leute, die moderne Kunst mögen, viel mehr von der Idee des Werkes begeistert sind als seiner Schönheit. So erinnere mich an eine Glasvitrine, welche unzählige Glasflaschen und Ähnliches mit Beschriftung enthielt. Alle unter schiedlich gefüllt. Auf einer der Flaschen (die restlichen habe ich längst wieder vergessen), stand einfach nur ein Etikett mit Aufschrift "Niveau". Das fand ich amüsant, die Idee hatte was, aber als Kunst würde ich es nicht beschreiben. Als schön auch nicht und in die Wohnung stellen würde ich mir so etwas erst recht nicht. Andererseits gibt es ebenfalls viele Werke aus früheren Epochen, denen ich nicht viel abgewinnen kann. So langweilt z.B. niederländische Landschaftsmalerei mich, auch wenn sie ganz hübsch anzusehen sein kann. Sie fasziniert mich einfach nicht (da kann das handwerkliche Geschickt dahinter noch so toll sein) und dennoch kann ich solche Bilder noch als Teil des künstlerischen Kanons verstehen. Bei modernen Werken fällt mir das manchmal sehr, sehr schwer, weil einfach alles zur Kunst erhoben werden kann. Vielleicht bin ich einfach zu altmodisch für dieses Kunstverständnis. Und der Kunstmarkt hat eh ein Eigenleben.
Wenn wir bedenken, daß wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt.
- Mark Twain

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