Was ist Respekt?
Autor: Finvara
Ich möchte euch einen Teil der fachlichen Begründung vorstellen - nämlichen jenen, der sich damit beschäftigt, was Respekt überhaupt ist.
Respekt ist ein großes Wort, dass schwer zu fassen ist. Denn es gibt keine allgemeingültige Definition von Respekt. Jedes Individuum definiert Respekt für sich anders. Des Weiteren definieren Wissenschaftler aus verschiedenen Fachrichtungen, zum Beispiel Philosophie oder Psychologie, Respekt ebenfalls unterschiedlich (vgl. Strobl, S.19). Um sich mit dem Begriff zu befassen, kann der Ursprung des Wortes „Respekt“ hilfreich sein. Respekt leitet sich von dem lateinischen Wort „respicere“ ab. Übersetzt bedeutet es so viel wie „rücksehen“ oder „Rücksicht nehmen“ (vgl. Strobl, S. 19 u. Kupcik). Respekt hat also etwas mit Rücksicht nehmen auf einen selbst und andere zu tun. Wir achten auf die Menschen in unserer Umgebung, auf uns selbst, aber auch auf die Umwelt und die Lebewesen in ihr. Zudem können wir im weitesten Sinne auch Rücksicht auf Gegenstände nehmen und respektvoll mit dem Eigentum anderer umgehen.
Respekt ist auch in verschiedenen Religionen ein Thema. Nächstenliebe ist ein Zeichen von Respekt. Wenn ich Rücksicht nehme auf meinen Nächsten, erweise ich ihm Respekt. Es wird betont, dass jedem Individuum Respekt zusteht, doch leider sieht das in der Ausübung oft anders aus und Respekt wird an verschiedene Bedingungen geknüpft wie zum Beispiel, dass man einer gewissen Glaubensgemeinschaft angehört (vgl. Strobl, S. 19-15).
Der Soziologe Richard Sennet betont, dass Respekt nur möglich ist, wenn die Autonomie jedes einzelnen Individuums anerkannt wird. Laut ihm sind also Zuschreibungen auf Grund des Erscheinungsbildes respektlos (vgl. Strobl, S. 28). Man kann einen Menschen, so interpretieren wir Sennets Aussage, nur respektieren, wenn man ihn annimmt so wie er ist und keine Vermutungen über seinen Charakter, seine Biografie oder ähnliches aufstellt.
Die am meisten genutzte Definition stammt aus einem Aufsatz des Philosophen Stephen L. Darwall, der 1977 veröffentlich wurde. Er unterteilt Respekt in den vertikalen und horizontalen Respekt. Auch die RespectResearchGroup, eine Gruppe von Forschern zum Thema Respekt der Universität Hamburg, folgt dieser Definition. „Horizontaler Respekt“, schreibt Nils van Quaquebeke, „ist erst mal ein bedingungsloser Respekt. Das heißt, die andere Person muss nichts erfüllen, damit ich sie respektiere. Die banale Bedingung, die diese Person erfüllen muss, ist ein Mensch zu sein.“(van Quaquebeke, 2007, 38).
Vertikaler Respekt hingegen meint, dass ein Mensch etwas getan haben muss, damit andere Personen sie respektieren. (vgl. Strobl, S.30).
Die Definition von Respekt der RespectResearchGroup sagt: „Eine Einstellung eines Menschen einem anderen gegenüber, bei welcher er in diesem einen Grund erkennt, der es aus sich heraus rechtfertigt, ihn zu beachten und auf solche Weise zu agieren, dass bei ihm über Resonanz das Gefühl entsteht, in seiner Bedeutung und seinem Wert (an)erkannt zu sein“(Strobl, S.30).
Aus den verschiedenen Definitionen ziehen wir für uns heraus, dass Respekt viele Aspekte umfasst. Im Mittelpunkt dabei steht, dass dem Gegenüber mit Achtung begegnet wird und dass seine Würde nicht verletzt wird. Durch die Umgangsformen verschiedener Kulturen, wie zum Beispiel in Deutschland das Siezen oder durch verschiedenen Handlungen wie einander helfen, äußern wir den Respekt, den wir im inneren als Haltung mit uns tragen.
Quellen:
van Quaquebeke, N., Henrich, D. C., & Eckloff, T. (2007). “It’s not tolerance I’m asking for, it’s respect!” A conceptual framework to differentiate between tolerance, acceptance and respect. Gruppendynamik und Organisationsberatung, 38(2), 185-200.
Strobl, Ingrind (2010): Respekt Anders miteinander umgehen!. München: Pattloch Verlag GmbH & Co. KG
Kupczik, Ingrid (2013): Mehr Respekt, Bitte!. 20.03.2015. URL: http://www.apotheken-umschau.de/Psyche/Mehr-Respekt-bitte-212961.html - Datum: 11.06.16