Delirium - Lauren Oliver
In der Zwischenzeit war ich auf der Studienfahrt in London, was unter anderem bedeutete, dass man mir Geld gab, um alles, was ich brauchte (zudem noch Souvenirs und derlei Dinge), bezahlen zu können.
Vermutlich weiß ein großer Teil meiner Freunde schon, was ich mir hole, wenn man mich mit Gled in die Großstadt schickt: Bücher.
Englische Bücher, um genau zu sein, weswegen es sein kann, dass manche noch nicht im Deutschen erschienen sind und dennoch rezensiert werden. Allerdings werde ich mir die Mühe geben und das alles einmal überprüfen und hier hinzufügen.
Den Auftakt macht das Buch "Delirium", geschrieben von Lauren Oliver, der Autorin, die dafür bekannt ist, "Before I Fall" [Deutscher Titel: "Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie"
(ja, dieses Monstrum steht tatsächlich auf einem Cover - dabei ging nur der Platz für irgendetwas Zusätzliches aus)] geschrieben zu haben. Offen gestanden hatte ich geglaubt, es handle sich um keine Buchreihe, sondern nur um dieses eine Buch - auch nachdem ich das Buch fertig gelesen hatte, allerdings musste ich danach erfahren, dass es sich wieder einmal um eine Trilogie handelt.
Der zweite Band wird "Pandemonium" heißen und in Deutschland im März 2012 folgen...
Englisch: Deutsch:
Delirium spielt in den Vereinigten Staaten der Zukunft, genauer gesagt in Portland.
In dieser Version der USA ist es jedoch so eine Sache mit der "Freiheit". Der 04. Juli, heutzutage der gefeierte Unabhängigkeitstag der USA, wird aus einem ganz anderen Grund gefeiert: Es ist der Tag, an dem die Isolation begann, an dem die Grenzen aufgestellt wurden und die Amerikaner sich von dem restlichen Teil der Welt, aus Angst, sich mit der Krankheit zu infizieren, abschottete.
Die gefürchtete Krankheit ist die amor deliria nervosa,
oder auch "die tödlichste aller Krankheiten", da sie nicht nur Infizierte töte, sondern auch diejenigen, die sich nicht angesteckt haben. Die Symptome dieser Krankheit sind für uns andere Krankheiten und Katastrophen: Stress, Herzleiden, Kriege, Hass...
All das könne umgangen werden, schützt man sich vor der Liebe.
Und die Amerikaner haben tatsächlich eine Heilung dagegen gefunden, die verspricht, dass man danach befreit sein würde: Von Ängsten, von Schmerz und von Sorgen.
Das totalitäre Regime schreibt vor, dass sich jeder Bürger an seinem 18. Geburtstag heilen lässt, auch gegen den eigenen Willen.
Lena Haloway ist ein siebzehnjähriges Mädchen, das unter diesem Regime aufgewachsen ist und all die Dinge, die ihr erzählt worden sind, glaubt. Mehr noch, sie gibt sich alle Mühe, sich so zu benehmen, wie das Regime es vorschreibt: Sie geht wegen der Ausgangssperre Minderjähriger vor 21 Uhr nach Hause, hört keine verbotene Musik, liest keine verbotenen Dinge (wie beispielsweise Poesie), sie hat keinen Kontakt zu Jungen und tut auch sonst nichts, das nicht erlaubt ist.
Denn Lena hat Angst, als Sympathisantin zu gelten. Als jemand, der sich gegen die Heilprozedur auflehnt und den "Invaliden", die in der Wildnis hinter der Grenze leben und infiziert sind, hilft. Da ihre Mutter sich selbst umbrachte, um die Liebe zu Kindern und Ehemann nicht aufgeben zu müssen, sagt man, sie habe die Krankheit praktisch im Blut. Lena, die bei ihrer Tante Carol Tiddle lebt, nutzt deshalb den Namen "Lena Tiddle", in der Hoffnung, dass ihre Gegenüber somit keine Vorurteile ihr gegenüber hegten - und sie freut sich darauf, geheilt zu werden.
Hana ist Lenas beste Freundin, während Lena von sich selbst sagt, sie sei schlichtweg normal (nicht dick, nicht dünn, nicht schön, nicht hässlich, aber dafür klein), beschreibt sie Hana immer wieder als unglaubliche Schönheit. Groß, blond, das ansteckendste Lächeln und die großartigste Ausstrahlung auf der ganzen Welt. Lena glaubt, ihre Freundin zu kennen, bis sie ihr eines Tages Worte ins Ohr flüstert, die sie absolut schockieren und vollkommen aus dem Lot werfen.
Und dann ist da noch dieser Fremde, der am Tag ihrer Evaluation lachend auf dem Geländer steht und ihr zuzwinkert. Bei der Evaluation wird festgestellt, wie gut Lena in das Regime passe und, darüberhinaus, ausgewertet, wie sie charakterlich ist und mit wem sie somit später verheiratet werden wird (da es keine Liebe gibt, übernimmt der Staat die Aufgabe der Auswahl der Ehepartner).
Ich muss sagen, das Buch hat mich wirklich mitgenommen. Es ist unglaublich spannend, die Geschichte Lenas inmitten dieser außergewöhnlichen und haarsträubenden Gesellschaft zu verfolgen, welche alleine schon sehr interessant war, wie ich fand. Texte aus der Bibel wurden umgeschrieben, um die Menschen weiter davon zu überzeugen, dass die Heilung das Richtige sei - Bücher wie "Romeo und Julia" werden benutzt, um die Menschen abzuschrecken.
Hin und wieder war es voraussagbar, was als nächstes Geschehen würde - aber mehr als nur ein paar Mal entpuppten sich all meine Vermutungen als falsch.
Lauren Oliver wartet mit einem sehr metapherreichen, jedoch nicht zu stark ausgeschmückten Schreibstil auf und ich kann das Buch nur empfehlen.
Von mir bekommt das Buch ★★★★★ von ★★★★★ und ich überlege tatsächlich, mir auch die nachfolgenden Bände zu holen, sobald sie erschienen sind - wobei ich mich mit dem Ende des ersten Bandes auch schon gut abfinden konnte.