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Deadly Weapon

von

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Prolog

Wir schreiben das Jahr 3046.

Schon vor über 50 Jahren gingen die Vorräte an Erdöl aus. Krieg brach um die letzten Vorkommen dieses wertvollen Rohstoffes aus.

3002 schaffte ein japanischer Forscher den Durchbruch in der Züchtung menschlicher Waffen. Diese Waffen waren einzig auf das Töten von Menschen aus und wurden im Krieg eingesetzt.

Diese Waffen, sogenannte »Deadly Weapons«, wurden in den Kerkern eines alten Gefängnisses gezüchtet.

Des Nachts konnte man aus diesem dunklen Gebäude Schreie von den gezüchteten Waffen hören, die für Versuche misbraucht wurden.

In einem der unteren Kammern gebar eine junge Frau einen kleinen Jungen. Diese Frau war einer der erfolgreichsten Forschungsergebnisse des Professors, der diese Menschlichen Waffen züchte.

Nachdem das Schreien des kleinen Jungen erklang, betraten Sicherheitskräfte den Kerker und versuchten der Frau den Jungen zu entreißen. Doch diese beschützte den Kleinen mit ihrem Leben. Tagelang schaffte sie es den Sicherheitskräften zu verwehten, den Jungen an sich zu nehmen.

Zwei Wochen später saß der kleine, schwarzhaarige Junge alleine in einer Zelle. Er schlief leise und friedlich, ahnungslos, was ihm mit auf den Weg gegeben wurde.

Während er schlief trug man seine Mutter an seiner Zelle vorbei.

Sie war tot.

Krieg

Aoi saß alleine auf dem Sandigen Boden und blickte in die Ferne. Eine seltsame Ruhe erfasste ihn, während er den Wind in seinen Haaren genoss. Er blickte auf seine unnatürlich langen und scharfen Fingernägel.

Nach einigen Minuten erhob er sich und ging langsam den Weg zurück, den er gekommen war. Der Sand drückte durch seine Zehen und ein leichtes Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Endlich konnte er das machen, wofür er geschaffen und überhaupf geboren wurde: Menschen töten.

Mit einem einzigen Satz sprang er über eine Sanddühne hinweg und legte dabei eine Distanz von zehn Metern hinter sich. Es machte ganz den Anschein, als würde ihm so ein Sprung nicht die geringste Mühe kosten. Er blieb stehen und streichte sanft über ein paar Grashalme, die es geschafft hatten sich in dem sandigen Boden zu halten. Wieder schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen.

»Was willst du, Yomi?«

Eben dieser tauchte keine Sekunde später wie aus dem Nichts hinter Aoi auf.

»Ich soll dich zurück holen...Wir warten schon alle im Lager auf dich.«

Der Angesprochene nickte nur und seufzte leise. Er wollte den Strand nicht verlassen. Hier war alles so friedlich.

»Ich wusste, das du gekommen bist, um mich wieder ins Lager zu bringen...aber...hier ist es so friedlich. So, als wäre dieser Krieg überhaupt nicht echt...als wäre er vollkommen irreal und entfernt...«

Yomi schüttelte nur mit dem Kopf.

»Aoi...unser Gruppenführer wartet! Wir müssen zum Einsatz! Du weißt genau, was passiert, wenn wir nicht rechtzeitig da sind!«

Der Schwarzhaarige nickte traurig und drehte sich noch einmal zum Meer. Noch einmal genoss er den zarten Wind auf seinem Gesicht, ehe er sich umdrehte und mit Yomi verschwand.
 

Reita tapste unruhig hin und her. Eine tiefe Unruhe hatte ihn erfasst. Immer wieder warf er Ruka nervöse Blicke zu, der gelangweilt auf einem Stuhl saß und die Augen geschlossen hatte.

»Wo bleiben nur Aoi und Yomi?«, platzte es schließlich aus Reita heraus.

Ruka zuckte nur mit den Schultern und gab ein Brummen von sich.

Reita drehte sich genervt um und erstarrte, als er eben diese Beiden auf sich zukommen sah. Sein Gesicht verfinsterte sich, während er wutentbrannt auf Aoi zustürmte. Ohne zu zögern holte er aus und schlug dem Schwarzhaarigen ins Gesicht. Dieser gab ein gurgelndes Geräusch von sich, ehe er vom Boden abhob und einige Meter durch die Luft flog. Dabei hatte Reita noch nicht einmal kräftig zugeschlagen.

Etwas verwundert rappelte sich Aoi wieder auf und tastete nach seiner blutenden Lippe. Nachdem er auf sein Blut gesehen hatte, das an seinen Fingern klebte, packte ihn die blinde Wut. Einen Moment stand er still da, ehe er innerhalt einer Sekunde hinter Reita stand und diesen brutal zu Boden riss. Die Beiden stürzten sich aufeinander und versuchten sich gegenseitig die Augen auszukratzen. Yomi und Ruka beobachteten das Geschehen nur unbeeindruckt.

Reita stieß Aoi vor die Brust und schleuderte ihn so gegen einen der Holzwagen, die mit Vorräten darauf herumstanden. Aoi entließ zischend die Luft aus seinen Lungen, als das Holz unter ihm brach und tausende von Holzstücken um ihn herum flogen. Jedoch war so ein Aufprall für ihn keine ernsthafte Verletzung. Also sprang er wieder auf die Beine und raste in unmenschlichem Tempo auf den Blonden zu. Kurz vor ihm stoppte er, sprang zur Seite und hiebte mit seinen Klauen nach Reitas Seite. Und traf. Mit einem schneidenden Geträusch gruben sich seine Klauen in Reitas Fleisch und zerfetzte das Gewebe. Reita knurrte und sprang einen kleinen Satz zurück. Gerade wollte Aoi nachsetzten, als er plötzlich einen stechenden Schmerz im Körper spührte und jaulend zu Boden ging.

»Nana...wer wird denn hier gleich an die Decke gehen? Wenn man euch so kämpfen hört, wird einem mal wieder bewusst, dass ihr keine Menschen seid. Ihr hört euch wie wilde Tiere an...«

Aoi blickte gepeinigt auf, als der Schmerz nachließ und erkannte Kaoru, der mit einer kleinen Fernbedienung in der Hand dastand. Ein teifes Grollen verließ die Kehle des Schwarzhaarigen, doch verstummte er je, als er sich einen warnenden Blick von Kaoru einfing. Langsam erhob er sich und trabte gehorsam zu ihrem Pavillon zurück, unter dem Ruka immer noch saß und das Geschehen beobachtete.

Kaoru wendete sich an Reita.

»Weswegen hast du ihn angegriffen?«

Keine Antwort. Zwar war Reita wütend auf Aoi, aber er wollte ihn trotzdem nicht in Schwierigkeiten bringen. Also schwieg er lieber. Kaoru fand das allerdings nicht sonderlich gut.

»Sag! Oder soll ich das Gleiche mit dir wie eben mit 099 machen?«

In Reita zog sich alles zusammen. Er wusste, dass jede »Deadly Weapon« nach der Geburt operiert wurde und man jeder einen kleinen Sender zusammen mit einem kleinen Elektroschocker an der Wirbelsäule angebracht hatte. Sollte also eine der Waffen nicht gehorchen, konnten die Menschen den Elektroschocker aktivieren und der Waffe unglaubliche Schmerzen zufügen. Notfalls konnte man die Waffe auf diesem Weg auch töten. Also spuckte er lieber die Wahrheit aus. So weit ging seine Nächstenliebe dann doch nicht, dass er für jemand anderen Schmerzen übernahm.

»Aoi ist mal wieder abgehauen und als Yomi ihn zurück geholt hat, ist er zu spät gekommen. Und eigentlich müssen wir gleich los, weil wir zu einem Einsatz müssen...«

Reita senkte beim Sprechen den Kopf und blickte auf seine Füße. Es tat ihm schon leid Aoi zu verpetzen, aber er hatte einfach keine Lust den Ärger abzubekommen. Kaoru schwieg währenddessen einen Moment und musterte Aoi eingehend.

»Soso...hat da unser kleines Experiment seinen eigenen Dickkopf entwickelt?«

Einen Moment lang schwieg Kaoru.

»253! Du holst Experiment 308, 517 und 820. Und du 105...du holst Experiment 145, 667 und 588.«

Reita und Ruka verschwanden innerhalb einer Sekunde und ließen Aoi und Kaoru alleine. Der Schwarzhaarige wich ängstlich ein paar Schritte zurück und fixierte Kaoru mit seinen dunklen Augen.

»Experiment 099...Was erlaubst du dir?«, Kaorus Stimme klang ruhig, doch konnte Aoi durch seine übernatürlichen Sinne die Wut deutlich heraushören.

»Du bist eine Waffe! Du weißt doch...Der Mensch stammt vom Wolf ab...Und bloß, weil wir deine Gene verändert haben und dir die Gene des Vaters aller Wölfe eingesetzt haben, heißt das nicht, dass du dir alles erlauben darfst! Zwar hast du an sich wertvollere Gene als die anderen, aber trotzdem hast du nicht das Recht dich als etwas Besseres zu halten und dir mehr raus zu nehmen als die Anderen! So funktioniert das nicht...Wir haben in allen Waffen hier den Wolf wiedererweckt. Und du bist hier zwischen rein gar nichts Besonderes!«

Aoi knurrte leise und versuchte den Sicherheitsabstand zu Kaoru zu vergrößern. Zwar war er vielleicht körperlich überlegen, aber trotzdem hatte Kaoru ihn in der Hand.

»099...Komm sofort hier her! Du wirst deine Strafe bekommen, während dein Team raus in den Krieg zieht! Morgen kannst du wieder mit zu den Einsätzen! Aber vorher werden wir dir noch einmal verdeutlichen müssen, dass du nichts weiter als eine Waffe bist!«

Widerstrebend gehorchte Aoi und zwang seine Beine sich Richtung Kaoru zu bewegen. Bei diesem angekommen senkte er gehorsam den Blick. Langsam streckte er seine Arme aus und wartete geduldig, bis Kaoru ihm die Handschellen angelget hatte. Nachdem er das kalte Metall an seinen Handgelenken spührte blickte Aoi auf und sah zwei Soldaten auf dich zukommen. Diese nahmen ihn in ihre Mitte und führten ihn ab.

Aoi sah noch einmal über die Schulter und blickte Kaoru nach, der zwischen den Wagen verschwand.
 

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Hitsugi hockte auf einem Ast und schnupperte leise in der Luft. Der Wind kam ihnen direkt entgegen. Bessere Bedingungen waren gar nicht möglich. Schon seit drei Stunden hockte er hier.

Während er einen Ast tiefer sprang, behielt er dabei suchend seine Umgebung im Auge. Seine Sinne waren aufs Äußerste geschärft und seine Muskeln zum zerreißen angespannt. Er wusste, das er sterben würde, wenn er sich auch nur einen Fehler erlaubte.

Er blickte nach links und entdeckte Uruha, der in einiger Entfernung in einem Gebüsch kauerte und lauernd seine Augen über die Umgebung schweifen ließ. Plötzlich vernahm Hitsugi ein leises knacken. Arlamiert blickte er sich um, versuchte zu orten, woher das Geräusch gekommen war, und erstarrte. Er hielt den Atem an und blickte langsam nach oben.

Direkt in das Gesicht einer feindlichen Waffe.

Diese hockte über ihm auf einem Ast und musterte ihn neugierig. Langsam wich Hitsugi zurück und gab ein tiefes Grollen von sich.

»Wer bist du?«

Der Fremde legte den Kopf etwas schräg. Nach einigen Sekunden des überlegens strang er von seinem Ast herunter und landete direkt vor Hitsugi.

»Wer ich bin? Ich bin Ko-Ki...«

Hitsugi betrachtete den Fremden eindringlich. Er sah etwas...komisch aus? Vielleicht auch etwas niedlich?

Aber Hitsugi wusste, dass man einen Gegner nicht unterschätzen sollte, bloß weil er niedlich aussah.

»Soso...ich bin Hitsugi...«

Damit holte er aus und krallte nach seinem Gegner. Dieser wich überrascht zurück und bleckte angrifflustig die Zähne. Beide sahen sich einen Moment an, ehe Ko-Ki nach vorne sprang und sich fauchend auf Hitsugi stürzte. Die Beiden vielen kämpfend und nacheinander schlagend vom Ast. Das Gebrüll und Knurren der Beiden erinnerte eher an zwei wilde Tiere, die mit unbändiger Kraft gegeneinander kämpften.

Uruha schreckte aus seinem Versteck und setzte auf Ko-Ki an. Mit einem geschickten Griff riss er diesen von Hizugi weg und umschloss mit seinen kräftigen Fingern dessen Kehle. Der Fremde gab ein gurgelndes Geräusch von sich und krallte seine Klauen in Uruhas Handgelenkt, sodass etwas Blut hervor trat.

Der Brünette setzte seine freie Hand an Ko-Kis Bauch an und wollte eben diesen gerade aufschlitzen, als etwas schweres gegen ihn flog und er unweigerlich nach hinten fiel. Dabei musste er zwanghaft Ko-Ki loslassen, da dieser sonst auf ihm gelegen hätte und er so unterlegen gewesen wär.

Kaum schlug Uruha auf dem Boden auf, sprang er wieder auf und blickte sich nach seinem Angreifer um.

Er war genauso wie er eher weiblich und hatte eine schlanke Figur. Trotzdem wirkte er recht robust und es war definitiv nicht empfehlenswert ihn zu unterschätzen. Aber genauso wenig sollte man Uruha unterschätzen...

»Ryouga...«

Angesprochener beachtete Ko-Ki nicht. Lieber beschäftigte er sich damit Uruha mit seinem Blick zu erdolchen. Dieser erwiederte allerdings den Blick unerkühlt und knurrte leise. Einen Moment machte sich eine unerträgliche Spannung breit, dann gingen Hitsugi und Ko-Ki sowohl Ryouga und Uruha aufeinander los.

Ryouga warf sich auf Uruha und die Beiden stürzten die Böschung hinunter. Hitsugi wollte seinem Teamkameraden zu Hilfe eilen, doch wurde er von dem Kleinern aufgehalten. Ohne Rücksicht auf Verluste schlugen sie aufeinander ein und fügten sich gegenseitig unzählige Wunden zu. Ko-Ki verbrub seine spitzen Zähne in Hitsugis Arm, während dieser dem Anderen mit seiner klauenbesetzten Hand das Gesicht zerkratze. Beide ließen sich nicht vom Schmerz irritieren und kämpften weiter. Einer von den Beiden würde sterben. Hitsugi gewann Stück für Stück die Oberhand und fügte dem Kleinen immer wieder teife Wunden zu. Gerade wollte er zum entscheidenden Schlag ausholen und Ko-Ki den Hals aufschlitzen, als er ein vertrauten und von Schmerz durchtränktes Heulen vernahm.

Ohne Ko-Ki weiter zu beachten raste er los. Das war Uruha gewesen. Anscheinend musste er sich bei dem Sturz, als er die Böschung hinunter gefallen war, verletzt haben. Sonst war der Brünette fast gar nicht zu besiegen oder hielt zumindest stärkeren Gegnern mindestens 10 Minuten stand. Das waren keine fünf Minuten gewesen.

Hitsugi machte einen gewaltigen Satz und krallte sich an einem Ast fest. Suchend blickte er sich um und entdeckte Uruha einige Meter weiter.

Der Brünette war sichtlich verletzt und musste einiges von seinem Gegner einstecken. Oder wohl eher Gegnern. Der Große war mittlerweile nicht mehr alleine. Uruha hielt sich trotz seiner schweren Verletzungen tapfer gegen die Beiden. Hitsugi blickte finster auf die Fremden hinab. Uruha lag schon mehr tot als lebendig auf dem Boden. Trotzdem brüllte er gepeinigt auf, als sich die Zähne von einem der Fremden in seine Schulter gruben und dort ein tiefes und klaffendes Loch hinterließen.

Hitsugi wollte gerade eingreifen, als plötzlich Kaoru in sein Sichtfeld trat. Die Angreifer blickten auf und warfen Kaoru verwirrte Blicke zu, war dieser doch ein Mensch.

Doch für einen Menschen war er außerordentlich gelassen.

Kaoru blickte kurz auf seine Fingernägel und grinste breit.

»Soso...zwei Feinde...«

Einen Moment schweigen.

»Da anscheinend Uruha mit euch Probleme hat, kann ich ja gleich herausfinden, ob Experiment 099 verstanden hat, dass er nichts weiter als eine Waffe ist. Ich hoffe er hat seine Lektion gelernt...«

Wie auf Komando landete der Schwarzhaarige neben Kaoru. Seine Haare vielem ihm ins Gesicht und trotz der Entfernung konnte Hitsugi ein leichtes Zittern bemerken, das durch Aois Körper ging.

Kaoru schien das nicht im Geringsten zu interessieren.

»Pack sie dir!«

Hitsugi blickte nergierig auf das Geschehen. Aoi wirkte in seinen Augen eher gepeinigt und ängstlich. Trotzdem schwang in seinem Verhalten eine unberechenbare Agressivität mit. Sogar Histugi hatte in diesem Moment Angst vor dem Schwarzhaarigen. Er wirkte ganz so, als wäre er vollkommen zerstreut und nicht bei sich selber.

Trotzdem gehorchte er aufs Wort.

Selbst für Uruha zu schnell, schoss Aoi nach vorne und packte sich den kleineren der Beiden an der Kehle. Ryouga fuhr herum und beobachtete entsetzt das Geschehen.

»Takeru!«

Aoi vergeudete nicht eine Sekunde und zerriss den Kleinen einfach in der Luft.

Ryouga war zu geschockt, um überhaupt reagieren zu können. Er war noch nicht einmal in der Lage auszuweichen, als Aoi nach ihm krallte. Doch bevor ihn der Hieb erreichen konnte, gaben Aois Beine nach und der Schwarzhaarige fiel nach vorne in den Sand. Anscheinend hatte er irgendein Problem, denn Aoi wand sich plötzlich unter Schmerzen und stieß klägliche Laute aus. Hitsugi nutzte die Chance und stieß sich vom Ast ab, sodass er hinter Uruha landete. Ryouga schreckte zusammen und löste seinen Blick von Aoi, um den sich mittlerweile eine kleine Blutlache gebildet hatte. Ryouga musste es einsehen. Seine Feinde waren gerade in der Überzahl. Auch wenn Hitsugi und Uruha vom Kampf verletzt verletzt waren, konnten sie ihn immer noch besiegen. Zudem versuchte Aoi trotz seiner schweren Verletzung nach ihm zu schlagen. Die pure Mordlust stand dem Schwarzhaarigen ins Gesicht geschrieben. Also wandte Ryouga sich ab und sprang auf einen nahegelegenenen Baum. Ein Ruf hallte durch den Wald, den Ryouga als Ko-Kis identifizierte. Er sprang davon und war nicht mehr zu sehen. Hitsugi blickte ihm nachdenklich nach.
 

Kai schlabberte etwas Wasser aus seinem Glas und blickte fragend in die Runde.

»Wo ist Aoi?«

Ni~Ya stellte sein Glas weg und betrachtete Kai eindringlich.

»Er liegt im Bett und kuriert sich aus.«

Kai hinterfragte erst gar nicht, sondern erhob sich und verschwand in die Richtung von Aois Zelt. Er machte sich nicht einmal bemerkbar, sondern trat einfach ein.

Im Innenraum des Zeltes war nichts weiter als ein Bett. Alles wirkte karg und auch ein bisschen einsam. So etwas wie Wertsachen besaßen sie als Waffen nicht. Sie hatten ja auch schließlich nichts, was ihnen lieb und teuer sein könnte.

Kai blickte zum Bett und erkannte den dunklen Haarschopf.

»Aoi?«

Angesprochener schreckte auf und sprang alarmiert auf die Beine. Mit einem kalten Blick fixierte der Schwarzhaarige den Neuankömling und knurrte leise. Kai lächelte nur milde und wartete gedundig, bis sich der Andere etwas beruhigt hat. Als dies der Fall war, trabte er zum Bett und ließ sich auf dieses sinken.

»Was ist passiert?«, fragte Kai unvermittelt und blickte Aoi kühl an.

Dieser ließ sich auf den Boden sinken und setzte sich im Schneidersitz hin. Sein Oberkörper war frei, wurde jedoch halb von einem Verband bedeckt. Nach einigen Minuten des Schweigens hob Aoi einfach seine Hand und zog den Verband an der Schulter ein Stück zur Seite. Zu Gesicht kam ein dunkles Brandmal. Kai zog leise die Luft durch die Zähne ein.

»Haben sie das getan, als sie dir eingebläut haben, dass du nur eine Waffe bist?«

Ein Nicken seitens Aoi.

»Das dürfte auch erklären, warum du so zerstreut warst. Ich habe alles von Uruha erfahren.«

Aoi schien nicht den Eindruck zu machen, als wolle er sich weiter unterhalten. Also verließ Kai einfach schweigend das Zelt und ging zu der kleinen Gruppe zurück. Anscheinend hatten sie 099 ziemlichen Schaden zugefügt. So schnell würde er jedenfalls nicht mehr abhauen. Aber mit den Verletzungen würde es am nächsten Tag bestimmt nicht einfach werden zu kämpfen.

Schlechtes Timing

Hmm... v.v

So recht zufrieden bin ich mit dem Kapi irgendwie nicht... Habe im Moment eine Schreibblockade x.x

Und da die Schule im auch noch so viel abverlangt hat, ist mein Hirn irgendwie leer gepustet x.x

Jedenfalls entschuldigung für das schlechte Kapi v.v

vielleicht wird ja das nächste endlich besser...

*drop*
 

LG
 

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Der Wind ließ den Sand durch das Lager wirbeln und zerrte an den Zeltplanen. Schon jetzt war er ekelhaft schwül und drückend warm.

Sakito saß angespannt auf seinem Stuhl und zupfte nervös an ein paar Haarsträhnen herum. In einer halben Stunde sollten sie wieder zum Einsatz. Durch seine übernatürlichen Sinne konnte er die Explosionen der Bomben hören, die auf dem Schlachtfeld in die Luft flogen. Zwar war dies mehrere Kilometer entfernt, doch konnte er trotzdem die Schreie der sterbenden und verletzten Menschen hören. Und diese Schreie machten ihn fast wahnsinnig! Seine Mordlust juckte ihm in den Fingern und er wollte nichts Anderes machen, als das zu tun, weswegen er überhaupt existierte: Menschen töten. Nur dafür war jeder von ihnen da. Als Waffe zu dienen und zu töten.

Ruki betrat den Pavillon und riss damit Sakito aus seinen Gedanken.

»Kommst du? Wir müssen zum Einsatz! Übrigens kommt Uruha nicht mit. Er ist zu verletzt und ist noch im Lazarett.«

Sakito war sofort Feuer und Flamme und sprang auf. Die Vorfreude stand ihm ins Gesicht geschrieben.

Zusammen mit Ruki trabte er zu seiner Gruppe und richtete seinen Blick auf Kaoru. Er war Leiter seiner Gruppe und entwickelte die Strategien. Reita und Ni~Ya waren Gruppenführer und hatten auf dem Schlachtfeld die Aufgabe Befehle weiterzuleiten.

»Ihr werdet im südlichen Bereich agieren. Heute wird eine andere Gruppe in den Wald geschickt. Ihr geht direkt auf das Schlachtfeld und sorgt dafür, dass sich die feindlichen Truppen zurückziehen. Hier geht es um einer der wertfollsten Ölquellen! Also baut ja keine Scheiße!«

Kaorus Befehle drangen nur halb zu Sakito durch. Er war viel zu ungeduldig, als das er sich konzentrieren konnte. Den Anderen erging es genauso. Jeder von ihnen war zum zerreißen angespannt.

Nachdem Kaoru seine Befehle ausgesprochen hatte, rasten sie alle voller Tatendrang los Richtung Schlachtfeld. Zwar besaßen ihre Gegner auch »Deadly Weapons«, doch zogen auch Menschen in den Krieg. Und diese zu töten war das einzige Ziel, das jeder von ihnen im Leben verfolgte.

Es dauerte gerade mal zwei Minuten, bis sie die 20 Kilometer hinter sich gelegt hatten, und den Rand des Schlachtfeldes erreichten. Wieder einmal war er von Vorteil unmenschliche Kräfte zu haben.

Um sie herrum flogen einige Minen in die Luft. Es war tosend laut und Yomi hielt sich kurz die Ohren zu. Es war ZU laut.

Ni~Ya ließ seinen Blick über die Gruppe gleiten und grinste.

»Gruppeneinteilung einehmen!«, bellte er und wartete geduldig, bis sich vor Reita und vor ihm die ihnen zugeteilten Gruppenmitglieder aufgestellt hatten. Kaum waren sie aufgeteilt, sprangen sie davon und stürzten sich in das Schlachtfeld.

Hitsugi landete vor einem der bewaffneten Gegner. Der Mensch blickte ihn entsetzt an, doch bevor sich dieser seiner Situation bewusst werden konnte, packte ihn Hitsugi am Hals und brach ihm mit einer geringfügigen Kraftanstrengung das Genick. Menschen waren so zerbrechlich. Sie waren so verletzlich, dass es fast schon keinen Spaß mehr machte sie zu töten. Es war einfach zu leicht.

Kai war nur einige hundert Meter von Hitsugi entfernt und metzelte alles nieder, was sich in seiner Nähe befand. Aoi kämpfte direkt neben ihm.

Plötzlich wurden Kai und Aoi zu Boden gerissen, wobei dem Schwarzhaarigen ein überraschter Laut über die Lippen kam. Die Beiden rappelten sich auf und betrachteten ihre neuen Gegner. Sie waren genauso wie sie Deadly Weapons.

Der eine war groß und brünett. Er war schlank gebaut und sah recht weiblich aus. Der Andere war kleiner, sah aber dafür korpulenter als der Größere aus.

Der Brünette drehte sich zu seinem Partner.

»Iv...ich glabe jetzt können wir unseren Spaß haben...«

Der Angesprochene grinste breit und kicherte leise.

»Du hast doch schon die ganze Zeit deinen Spaß, Reno. Schließlich liebst du es jeden und alles zu quälen.«

Aoi legte den Kopf schräg und blickte diesen Reno neugierig an. Der Einschätzung nach war Reno etwas schwächer als er, aber Aoi war verletzt. Und mit einer Verletzung zu kämpfen war nicht zu unterschätzen. Jede Wunde stellte einen Empfindlichen Punkt dar und konnte zum Verhängnis werden. Kai warf Aoi einen Blick zu und nickte. Wie auf Komando warfen sich die Beiden auf ihre Gegner. Aoi schlug wie verrückt auf den Brünetten ein und schaffte es sogar ihn ein Stück zurück zu drängen. Reno schien davon aber gar nicht begeistert zu sein und knurrte böse. Er holte aus und...traf Aoi direkt vor die Brust, traf damit direkt seine Wunde.

Aoi brüllte gepeinigt auf und wich taumelnd zurück. Der Geruch seines eigenen Blutes stach ihm in der Nase. Sein Gegner schien einen Moment lang etwas verdutzt, grinste dann aber breit.

»So so...verletzt zu kämpfen ist aber ziemlich dumm...«

Aoi grollte böse und stürzte sich wieder auf seinen Gegner. Er hieb nach dessen Hals, war aber wegen seiner Verletzung zu langsam und kassierte einen harten Schlag gegen seinen Kopf ein. Kai war mittlerweile aus seinem Blickfeld verschwunden.

Renos Lachen drang an sein Ohr. Anscheinend fand dieser Aois Versuche ihn zu verletzen ziemlich lustig. Der Schwarzhaarige hingegen versuchte wieder nach ihm zu schlagen. Reno holte aus und zerriss dem Schwarzhaarigen sein Oberteil. Jetzt konnte er auch den Verband sehen, der sich etwas rot verfärbt hatte. Reno schnaubte abfällig. Er hob sein Knie an und rammte es Aoi in den Bauch. Dieser keuchte schmerzerfüllt auf und stürzte zu Boden. Der Brünette summte vergnügt und setzte sich auf Aois Hüften. Dabei packte er die Arme des Schwarzhaarigen und pinnte sie neben dessen Kopf in den Sand fest.

»Da ist aber einer schlecht gelaunt...Hast dich wohl lange nicht mehr ausgetobt, was? Hast du es schon vermisst Menschen zu zerfetzen?«

Aoi grollte tief. Er wusste, dass er seinem Feind hilflos ausgeliefert war. Dieser war sich seiner aussichtslosen Situation anscheinend mehr als bewusst und kicherte listig.

»Du solltest jetzt lieber Angst um dein Leben haben...«

Reno beugte sich vor und packte mit seinen spitzen Zähnen den Verband. Er zog einmal kräftig daran und löste ihn somit von Aois Brustkorb. Mit neugierigen Augen betrachtete Reno die offenliegende Wunde.

»Das sieht aber nicht so aus, als hättest du dir die Wunde im Kampf zugezogen. Dafür sind die Wundränder viel zu sauber. Andernfalls sähe die Verletzung viel unregelmäßiger und grober aus. Entweder bist du Masochist, oder du warst böse und wurdest bestraft. Wenn du Masochist bist, dann wirst du gleich auf jeden Fall rattig werden...«

Der Brünette beugte sich vor und grub seine Zähne in die tiefe Verletzung. Aoi brüllte wie ein wildes Tier auf und wand sich unter Schmerzen. Reno löste seine Zähne aus dem Fleisch und gackerte amüsiert.

»Also Masochist bist du nicht. Sonst würde ja deine Hose jetzt explodieren...«

Der Schwarzhaarige starrte seinen Gegner fassungslos an. Der Schmerz jagte immer noch durch seinen Körper, doch versuchte er dies zu ignorieren. Als er so in Renos belustigtes Gesicht blickte, packte ihn die blinde Wut. Er hatte genug Schmerzen erleiden müssen! Jetzt wollte er sich nicht so hilflos vor seinem Gegner geben!

Geschickt wälzte er sich herum und zog die Beine zwischen sich und Reno. Dann trat er zu und schleuderte den Brünetten so von sich. Dieser japste verwundert auf, rappelte sich aber gleich wieder auf, als er auf dem Boden landete. Aoi war mittlerweile auch wieder auf den Beinen und funkelte Reno böse und angriffslustig an. Er hatte nicht vor hier zu sterben. Er wollte weiter seiner Aufgabe folgen und im Krieg dienen. Er wollte Menschen töten und dabei diese tiefe Befriedigung empfinden.

Aoi spührte, wie das Blut über seinen Oberkörper floss und in den Sand tropfte. Trotzdem spührte er diese gewaltige Kraft in sich, die danach schrie seinen Gegner in der Luft zu zerreißen. Er fühlte sich wie am Tag zuvor im Wald. Als wäre er nicht mehr Herr seiner Sinne und als würde sein Körper von ganz alleine handeln. Als hätte der pure Instinkt die Kontrolle über ihn übernommen.

Auch Reno schien zu spühren, dass sich der Schwarzhaarige verändert hatte und wich einige Schritte zurück.

Gerade wollte Aoi zum Angriff übergehen, als eine zweite Deadly Weapon in sein Blickfeld trat. Der Schwarzhaarige erstarrte und fixierte den Neuankömmling mit seinem Blick. Auch Reno blickte den Neuen an und grinste breit.

»Ryouga...was verschafft mir die Ehre?«

Ryouga schnaubte nur und betrachtete Aoi eingehend.

»Shin hat gesagt wir sollen zurück kommen. Ich habe Iv schon zurück geschickt. Außerdem hast du eh keine Chance. Wenn der da in so einem Zustand ist, würde er dich einfach in der Luft zerfetzen. Er hat schließlich auch Takeru getöten«, dabei deutete er auf Aoi.

Reno blickte erst verdutzt, dann entsetzt auf den Schwarzhaarigen.

»ER hat Takeru getötet?!«

Ryouga nickte nur und drehte sich wieder um. Er bedeutete Reno ihm zu folgen und verschwand. Der Brünette ließ sich das nicht zweimal sagen und folgte ihm.

Aoi blickte den Beiden nach.
 

Shin saß auf einem Ast und beobachtete aus weiter Ferne das Kampfgeschehen. Langsam erhob er sich und begab sich in Windeseile auf das Schlachtfeld. Er hatte Ryouga doch gesagt, er solle Iv und Reno wieder holen. Aber seiner Meinung nach dauerte das Ganze etwas zu lange.

Suchend jagte er durch die Menschen hindurch und ließ seinen Blick über das Schlachtfeld schweifen. Eine schwarzhaarige Gestalt sprang in sein Blickfeld und er erstarrte. Anscheinend war der Scharzhaarige schwer verletzt und hatte Schwierigkeiten sich auf den Beinen zu halten. Shin kniff die Augen zusammen und ließ seinen Blick über den schlanken Körper wandern. Sein Blick blieb an der Wunde hängen und er erstarrte. Etwas schwarzes schimmerte schwach durch das aufgerissene Fleisch. Es sah so aus, als wäre dort etwas, was nicht da hin gehörte.

Der Brünette schüttelte mit dem Kopf und blickte sich weiter suchend nach seinen Gruppenmitgliedern um.

Nach einigen Minuten erfolgloser Suche verließ er wieder das Schlachtfeld und verschwand wieder in den anliegenden Wald. Kaum landete er auf einem Ast, tauchte Tora vor ihm auf und blickte ihn kalt an.

»Saga wartet. Toshiya hat die Gruppe zusammengerufen. Irgendeine Besprechung soll stattfinden. Aber ich weiß auch nicht so genau, was los ist. Mao hat eine Nachricht geschickt.«

Shin nickte und folgte Tora zurück in ihr Lager. Anscheinend war hier irgendwas im Busch.
 

~~~
 

Mao saß rauchend auf seinem Drehstuhl und blickte nachdenklich an die Zimmerdecke. Er hatte vor einer Stunde das Labor verlassen und hatte sich in sein Zimmer zurück gezogen. Jetzt saß er nachdenkend mit einem Kaffee vor sich da. Vor ihm lag ein zerknüllter und in mitleidenschaft gezogener Brief auf dem Tisch.

Immer wieder warf er dem Papier einen Blick zu und runzelte dabei die Stirn. Er kam einfach nicht dahinter, was damals passiert war.

Yumiko war von ihrer Mission nicht mehr zurückgekehrt. Sie hatte es nur geschafft einen Brief herauszuschmuggeln. Auf diesem standen nur zwei Worte.

»Zerstört, Versteckt.«

Wow. Das war mal eine Aussage!

Mao erinnerte sich nur zu gut an die junge Frau. Sie hatte immer ein lebensfreudiges Strahlen in den Augen gehabt. Nur zu genau konnte er sich an ihr Lächeln erinnern, bevor er sie auf die Mission geschickt hatte, die ihr letztendlich das Leben gekostet hatte.

Erst vor einer Stunde hatte er an Toshiya eine Nachricht geschickt. In Mao war ein Verdacht aufgekommen, der vielleicht zu der Lösung all ihrer Probleme führte. Ob sich dieser Verdacht bewahrheitete, würde sich noch herausstellen. Aber würde er sich herausstellen, würde es unvermeidlich Tote geben. Vielleicht hatte er den Grund herausgefunden, warum Yumiko damals nicht von ihrer Mission zurückgekehrt war.

Mao wendete sich von dem Brief ab und blickte aus dem Fenster. Einige dunkle Wolken hangen am Himmel und ließen die Welt in einem dunklen Schatten liegen. Vielleicht würde er jetzt etwas mehr über den Verlust der jungen Frau herausfinden. Vielleicht. Sicher stand es nicht.

Woher er dieses dringende Bedürfnis hatte zu klären, warum Yumiko getötet worden war, wusste er nicht, aber er wurde das Gefühl nicht los, das es etwas wichtiges war. Und er hatte auch das Gefühl, das etwas direkt vor seiner Nase lag, er aber zu blind war um herauszufinden, was.

Und diese Tatsache verschaffte ihm unruhige Nächte.
 

~~~
 

Shin betrat das große Zelt ihres Gruppenführers und ließ sich neben Hiroto auf einen Stuhl fallen. Reno, Iv und Ryouga waren schon zurück und blickten neugierig zu Toshiya. Dieser ließ seinen Blick durch die Runde schweifen und seufzte leise.

»Mao hat vor knapp einer Stunde eine Nachricht geschickt. In seinem Taxt spielte er auf die Mission an, die damals von unserem Mitglied Yumiko durchgeführt wurde. Er schrieb, dass drei von unserer Gruppe in den Vorfall verstrickt gewesen seien. Diese Drei treten bitte vor und kommen gleich mit mir zu unserer Videocam. Er hat um ein dringendes Gespräch gebeten.«

Einen Moment lang herrschte Schweigen. Dann erhoben sich Shou, Hiroto und Nao. Alle Blicke richteten sich auf die Drei, während sie durch die Stühle hindurch zu Toshiya gingen. Dieser nickte den Dreien zu und bedeutete ihnen ihm zu folgen. Der Rest der Gruppe blieb zurück und blickte ihnen nach.
 

Toshiya zog die Plane eines Zeltes beiseite und ließ Hiroto, Shou und Nao an sich vorbei gehen. Die ließen sich auf drei der vier vorhandenen Stühle fallen und blickten erwartungsvoll zu Toshiya. Dieser trat ebenfalls ein und marschierte zu seinem Laptop. Als dieser hochgefahren war startete Toshiya ein Video und blickte Mao an, der auf dem Bildschirm des Laptops erschien. Kaum war er zu sehen, erhob er auch gleich das Wort.

»Shou...Nao...Hiroto...Ich habe ein paar Fragen an euch.«

Nur ein nicken.

»Ihr erinnert euch doch sicherlich an die Mission, auf die ich euch zusammen mit Yumiko geschickt habe. Damals war er uns gerade der Durchbruch gelungen ebenso wie unsere Gegner »Deadly Weapons« zu züchten. Ihr wart mit einer der ersten erfolgreichen Versuchsergebnisse. Ich habe euch damal los geschickt, um Yumiko in ihrer Mission zu unterstützen. Was ist damals geschehen?«

Nao, Hiroto und Shou warfen sich einen Augenblick lang Blicke zu. Dann erhob Shou das Wort.

»Ich erinner mich immer noch recht gut...«
 

~16 Jahre zuvor~
 

Shou blickte aus dem Fenster und lächelte glücklich. Er konnte immer noch nicht fassen, dass es so einfach gewesen war sich in das Labortorium der feindlichen Armee zu schleichen und dort als >Mitarbeiter< zu agieren.

Seiner einzigen Sorge galt Yumiko. Sie hatte die gefährlichste Rolle übernommen und Shou wusste, dass es ihm, Hiroto und Nao unmöglich war ihr das Leben zu retten, falls sie auffliegen würden. Diese Sorge zermaterte ihm das Gehirn. Aber eine Lösung für das Problem konnte er nicht finden. Es war einfach zu gefährlich, sich Hilfe von Außerhalb zu holen. Hier drinne waren sie ganz allein auf sich gestellt.

Nao kam um die Ecke gebogen und holte mit einem leisen Pfeifen Shou aus seinen Gedanken.

»Kommst du? Es wird Zeit...Hiroto checkt die Wege zum Lavortorium und warnt uns, falls irgendetwas nicht nach unseren Vorstellungen verlaufen sollte.«

In Shou machte sich eine unangenehme Anspannung breit. Auf diesen Moment hatten sie monatelang hinausgearbeitet. Jetzt würde sich herausstellen, ob sich ihre Mühen bezahlt gemacht hatten. Würden sie scheitern, war es unumstritten, dass sie sterben würden.

Zusammen gingen sie hinunter in das Kellergewölbe, wo zugleich die Züchtungsstation für die Waffen waren.

Nao trat nervös von einem Bein aufs Andere. Er machte sich genauso wie Shou Sorgen. Die Mission war schon so gefährlich genug, aber Yumiko war hochschwanger. Nao hatte Angst, dass ihnen dies zum Verhängnis werden würde. Aber sie hatten den Befehl bekommen die Mission zu beenden. Sie konnten es nicht länger hinauszögern.

Shou zog einen Schlüsselbund hervor und öffnete die Tür zum Gewölbe. Quietschend öffneten sich diese und die Zwei sahen sich suchend um. Niemand zu sehen. Erleichtert seufzte Shou auf und entspannte sich etwas. Nao knuffte ihm in die Seite.

»Du weißt doch, dass wir die Arbeitszeiten der Wachen studiert haben. Es sind gerade die 10 Minuten, wo keiner da ist. Wir sollten uns beeilen...«

Der Brünette nickte. Ohne ein weiteres Wort gingen sie zügig den Gang hinunter und erreichten Yumikos Zelle. Die junge Frau lag mit ihrem kugeligen Bauch ruhig atmend und schlafend auf der Holzbridge. Shou öffnete mit zittrigen Händen die Zelle und ließ Nao eintreten. Dieser rüttelte unsanft an der Schulter der jungen Frau und weckte sie somit.

Yumiko schlug ihre Augen auf und blickte mit ihren pechschwarzen Augen in die Naos. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht, ehe sie sich mühsam aufrichtete und sich schwerfällig erhob. Ohne etwas zu sagen verließ sie die Zelle und begab sich mit den Beiden zum Ausgang des Gewölbes.

Die Drei blickten sich immer wieder nach Wachen um, falls doch eine auftauchen sollte. Glücklicherweise schafften sie es unbemerkt aus dem Kellergewölbe heraus zu gelangen und schlichen Richtung Labortorium. Jetzt hing alles nur noch vom richtigen Timing ab und davon, ob ihnen das Glück zur Seite stand.

Nur leider war ihnen das Glück nicht freundlich gesonnen.

Denn plötzlich ging ein unangenehmes Ziehen durch Yumikos Unterleib und sie blieb geschockt stehen. Ein leises und schmerzhaftes Keuchen verließ ihre Lippen.

»Was ist?«, fragte Nao alarmiert und trat von einem Bein auf das Andere.

Die brünette Frau atmete teif durch und blickte ihre beiden Begleiter mit ernster Miene an.

»Das Kind will auf die Welt...<<

Vergangenes

Yumiko saß keuchend an der Wand angelehnt auf dem Boden und blickte zu Nao auf.

»Was machen wir jetzt?«, brachte sie angestrengt hervor.

Nao und Shou warfen sich einen ratlosen Blick zu. Gute Frage, was sie jetzt tun sollten. Shou ergriff als Erster wieder das Wort.

»Nao...Du gehst zu Hiroto. Ich bleibe bei Yumiko.«

Der Kleinere nickte und verschwand in der nächsten Sekunde um die nächte Eckte.

So war das nicht geplant gewesen. Nao machte sich tierische Sorgen. Sie sollten Yumiko eigentlich aus dem Gebäude schleusen und ihr später geborenes Kind als Forschungsobjekt nutzen, um die Waffen perfekt nachzüchten zu können. Auch wenn Nao und Shou so gesehen ein Forschungserfolg waren, waren die Techniken zur Erschaffung der Deadly Weapons noch lange nicht ausgereift. Also lag es an ihnen, die Forschungsdaten der Japaner zu stehlen und dem Konzern, für den sie arbeiteten, zu ermöglichen ebenso effiziente Waffen zu züchten.

Nao raste um eine weitere Ecke und erblickte Hiroto, der nervös und zappelig dastand und nach Wachen Ausschau hielt.

Kaum erblickte Hiroto den Anderen stürmte er auf diesen zu und blickte ihn fragen an.

»Wo sind Shou und Yumiko?«

»Yumiko hat Wehen bekommen. Shou ist bei ihr geblieben. Wir müssen das jetzt zu Zweit durchziehen...Und dann so schnell wie möglich zurück und Yumiko hier raus schaffen!«

Gehetzt raste Nao zusammen mit Hiroto weiter und erreichte nach kurzer Zeit das Forschungslabor. Nao knackte den Code für die Eintrittstür und schlüpfte durch diese durch, als sie sich endlich leise öffnete. Hiroto folgte ihm und blickte sich mit großen Augen in dem riesigen Labor um.

Der Raum war steril gehalten und das Licht der Lampen spiegelte sich leicht in den makellos weißen Fliesen. Der Raum war ordentlich und nirgends lag etwas herum.

Hiroto trabte zu einem großen Glasbehälter und begutachtete, was darin schwamm. Als er es erkannte, taumelte er erschrocken zurück.

»N-nao?«

Angesprochener drehte sich fragend blickend zu Hiroto um.

»Was denn?«

»G-guck mal!«

Nao seufzte und trabte zu Pon hinüber um sich seine Entdeckung anzusehen. Er blickte durch die Glasscheibe und erschauderte.

Eine Gestalt schwebte in Embriohaltung in der bläulichen Flüssigkeit. Es hatte die Augen geschlossen und schien in einer Art Schlaf zu liegen. Das Wesen allerdings hatte nichts menschliches mehr an sich. Zwei lange Hörner ragten aus dem Schädel des Wesens und verliehen ihm etwas dämonenähnliches. Die Hände waren in einer verkrampften Haltung. Einige der Glidmaßen waren länger oder kürzer, als sie eigentlich sein sollten. Das Tier oder was auch immer es war, erinnerte an ein verstümmeltes Kind.

Nao wendete angewidert den Blick ab und unterdrückte einen Würgereiz.

»Pon...hilf mir lieber die Unterlagen zu finden...«

Angesprochener nickte und fing zusammen an mit Nao das Labor zu durchsuchen. Mit jeder Sekunde, die sie damit verbrachten zu suchen, wurde Nao immer nervöser. Sie hielten sich jetzt schon eine halbe Stunde hier drinne auf und hatten nichts gefunden, was nach dem aussah, was sie suchten.

Pon trabte um einen Tisch herum und ließ seinen Blick über die Schaltpulte gleiten. Dabei verfing sich sein Fuß in einem Kabel und er stolperte. Polternd landete er auf dem Pult. Nao wirbelte herum und blickte mit entsetzten Augen auf Pon. Dieser blickte etwas bedröppelt.

»Pass doch auf!«, fuhl Nao ihn an und konzentrierte sich wieder auf seine Suche. Pon richtete sich auf und kam dabei auf eine Hand voll Knöpfe, als er sich abstützte.

Leider auf die falschen.

Einer war ein Notfall-Alarm Knopf und keine Sekunde später ging der Alarm los. Nao wirbelte zu Pon herum und blickte diesen mit entsetzten Augen an.

Hiroto biss sich auf die Unterlippe. Doch neben dem Alarmknopf hatte er noch auf einen anderen Gedrückt. Hinter Pon fuhr eine Aufrichtung aus dem Boden.

Nao beobachtete wie gebannt, wie das aus dem Boden heraus kam, was sie die ganze Zeit gesucht hatten.

Mit ein paar Sätzen war er bei der Vorrichtung, schnappte sich den kleinen länglichen Gegenstand und die Laborergebnisse, die neben diesem Gegenstand lagen.

»Komm!«

Nao packte Pon und zerrte diesen raus aus dem Labor. Abgehetzt rannten sie um eine Ecke, konnten hinter sich schon das Brüllen der Sicherheitsleute hören.

»Wir müssen zurück zu Yumiko!«

Hiroto nickte und legte noch an Tempo zu.

Nebeneinander rasten sie den Gang hinunter und...

steißen fast mit Shou zusammen, der ihnen gehetzt entgegenlief. Hiroto blieb zusammen mit Nao stehen und schnappte nach Luft.

»Wo ist Yumiko?«

»Sie wartet auf uns.«, antwortete Shou und trieb die Beiden an weiter zu rennen.

Nao warf im Laufen immer wieder einen Blick auf Shou. Schließlich konnte er die Frage nicht mehr zurück halten.

»Sind Yumiko und das Kind in Ordnung?«

Der Brünette nickte und führte die Beiden zu einer kleinen Nische. Yumiko sah zusammengesunken darin und hielt einen kleinen Jungen in den Armen. Das Baby öffnete die Augen, als es die Anwesenheit der Neuankömmlinge spührte und blickte diese aus klugen Augen an.

»Es hat nicht einmal geschrien, als es zur Welt gekommen ist. Als würde es wissen, dass es um sein Leben geht...«

Shou streichte lächelnd über den Kopf des Baby und seufzte leise.

Nao schob den Brünetten beiseite und rüttelte an Yumiko herum, damit diese aufwachte.

»Wir haben jetzt keine Zeit für Vatergefühle! Es ist nicht dein Baby, Shou. Du solltest wissen, was für ein Monster in dem Kind steckt. Schließlich ist das Baby der ablosute Durchbruch, was es diese widerlichen Versuche angeht.«

Das schwarzhaarige Baby schien die konservative Einstellung Naos zu spühren und bleckte seine spitzen Zähne. Ein leises Knurren kam aus der zierlichen Kehle.

Yumiko öffnete langsam die Augen und zog beschützend das Kind an sich.

»Nao...Was machst du da?«

Angesprochener schüttelte mit dem Kopf und zog die junge Frau auf die Beine.

»Wir müssen hier raus! Pon hat den Alarm ausgelöst!«

Die junge Frau nickte.

»Habt ihr die Forschungsergebnisse?«

Nao nickte und hielt den langen Gegenstand zusammen mit den Testergebnissen hoch.

»Jetzt aber raus hier!«

Yumiko aber blieb stehen und hielt den Schwarzhaarigen am Ärmel zurück.

»Nao...Ihr habt den Alarm ausgelöst...Wenn ich mitkomme, werden wir hier nie heile rauskommen! Und die Gefahr, dass ihr geschnappt werdet, ist einfach zu groß! Wir dürfen nicht riskieren, dass sie die Forschungsergebnisse und dieses Zeug wieder in die Hände bekommen!«

Dabei deutete sie auf den länglichen Gegenstand.

»Und was sollen wir deiner Meinung nach tun?«, fragte Pon aufgebracht.

Yumiko wendete sich jetzt an Shou.

»Bitte...Ihr flieht! Lasst die Versuchsergebnisse und dieses Zeug bei mir...Ich weiß, wo ich es verstecken kann...«

Während sie sprach klammerte sie sich förmlich an das Baby. Das Kleine sah sie aus großen und wissenden Augen an. Als wüsste es genau, was seine Mutter vorhatte.

Shou überlegte fiebrig. Sollte er es riskieren? Egal, was er tat: das Risiko war eh groß, geschnappt zu werden. Und wenn die Forschungsergebnisse WIRKLICH wieder zurück kommen sollten, dann waren sie verloren. Und die Forschungsergebnisse hier zu verstecken war vielleicht sicherer, als sie mitzunehmen. Schließlich würde damit niemand rechnen. Zumal sie hier immer noch einen Kontaktmann hatten...

»Ist gut.«

Damit entriss er Nao die Materialien und drückte sie Yumiko in die Hand.

»Viel Glück...«

Und schon rasten die Drei davon. Yumiko blickte ihnen nach. Eine tiefe Trauer erfasste sie.

Ein leises Geräusch riss sie aus ihren Gedanken. Das Baby hatte angefangen zu zappeln und gab unzufriedene Laute von sich. Yumiko nickte und machte sich daran wieder in die Gemächer zu laufen. Es wurde Zeit für immer diese schrecklichen Experimente zu unterbinden.
 

~~
 

Shou beendete seinen Bericht und schloss einen Moment die Augen. Damals hatten sie es mit Hängen und Würgen geschafft zu entkommen. Wären Yumiko und das Baby dabei gewesen, hätten sie es wahrscheindlich nicht geschafft.

Yumiko...

Die junge Frau trat vor sein inneres Auge. Ihre langen Haare, ihr freundliches Lächeln, ihr warmer Blick. Das alles war fort und hinterließ in Shou eine unerträgliche Leere.

Mao nickte nur stumm und seufzte leise.

»Danke für den Bericht.«

Damit drückte er auf einen Knopf und der Bildschirm wurde schwarz.
 

~nachts~

Shou saß auf einem Ast, hatte die Beine angewinkelt und starrte zum Himmel hinauf. Die Wolken verdeckten die Sterne und der Himmel war wie eine unendliche Schwärze.

Neben ihm tauchte in der Dunkelheit Reno auf. Der Langhaarige ließ sich neben Shou auf den Ast sinken und schwieg einen Moment.

»Toshiya hat uns alles erzähl.«

Schweigen.

»Du hast diese Yumiko geliebt, oder?«

Shou nickte. In seinen Augen sammelten sich Tränen. Verzweifelt versuchte er sie zurück zu halten, doch sie brachen aus ihm heraus.

»Ich habe sie geliebt und sie mich. Ich habe diesen kleinen Jungen als mein eigenes Kind betrachtet. Und jetzt ist alles weg! Yumiko ist tot und ich habe keine Ahnung, was aus dem Kind geworden ist. Wenn ich zumindest wüsste, wo der Kleine ist und was aus ihm geworden ist! Wenn ich wüsste, was dannach noch passiert ist!«

Reno starrte betrübt vor sich hin.

»Es tut mir wirklich leid, Shou...Und das meine ich ernst.«

Shou zwang sich mehr oder weniger ein Lächeln auf.

»Wären wir nur nich ein Fehlschlag...Unsere Forschungen waren damals bei weitem nicht so weit wie heute. Wir haben zwar auch veränderte Gene, aber wir können nicht so wie die neuen Ergebnisse unsere komplette Kraft ausschöpfen. Wenn ich meine komplette Kraft ausschöpfen könnte, hätte ich Yumiko und mein Kind geschützen können...Wenn Nao und Horito es könnten, wäre vielleicht alles ganz anders gelaufen...Sie sagen zwar immer, wir wären Erfolge gewesen, aber ich habe das Gefühl, dass es so nicht ist. Ich fühle mich schwach...«

Reno biss sich auf die Unterlippe und seufte innerlich. Für Shou musste das der schlimmste Tag in seinem Leben gewesen sein. Nicht nur seine Geliebte zu verlieren, sondern auch seinen Sohn. Vielleicht war Shou nicht der leibliche Vater des Kindes, aber er hatte einfach das Gefühl, dass er der Vater von dem Baby war.

Das Gefühl seine ganze Familie zu verlieren...Reno verdrängte seine Gedanken. Über soetwas wollte er nicht nachdenken. Er hatte zwar noch nie eine Familie gehabt und legte auf soetwas keinen Wert, aber er wusste, wie es war seinen besten Freund zu verlieren. Und diese Erfahrung war schon schlimm genug gewesen. Aber die Familie zu verlieren war noch einmal eine Nummer härter.

Langsam erhob sich Reno wieder und blickte zu Shou.

»Ich gehe zurück...Wenn was ist, dann komm einfach zu mir. Ich hab für dich ein offenes Ohr.«

Damit drehte sich der Brünette um und verschwand wieder in der Dunkelheit. Shou blieb einsam und verlassen auf dem Ast sitzen.
 

~am nächsten Morgen~

Reita kaute auf einem Stück rohem Fleisch herum und beobachtete Sakito, der gelangweilt ein paar Kieselsteine durch die Gegend schoss.

Ruka saß neben Reita und hatte den Kopf in den Nacken gelegt.

»Was glaubst du wie lange wir uns noch um die Ölquellen schlagen werden? Ich meine ich hab es langsam satt...Kaoru scheint auch schon etwas angenervt zu sein. Sein Boss macht anscheinend ziemlich Druck, dass sie die Quellen endlich bekommen. Aber das wird gar nicht so einfach. Aoi ist schwer verletzt und Ni~Ya hat sich gestern auch einen gefangen. Dieser Saga hat ihm ein Bein gebrochen beim Kampf gestern. So ein Scheiß aber auch...«

Reita schlang das letzte bisschen Fleisch hinunter.

»Unsere Gegner haben auch zehn Deadly Weapon. Genau wie wir. Zwei Sind bei uns ausgefallen. Acht gegen zehn...Hmm...Na ja. Nao, Hiroto, Saga, Tora und Shou sind schwächer als wir, weil sie 'ältere Modelle' sind. Nur die anderen fünf dürften Probleme machen. Aber da wir Hitsugi auf unserer Seite haben und wir auch noch Vollendete sind und unsere ganze Kraft ausschöpfen können würde ich sagen es steht im Moment gleich.«

Während der Blonde sprach wendete er seinen Blick nicht einen Augenblick von Sakito ab.

»Ich fände es mal interessant diesen Reno gegen Hitsugi kämpfen zu sehen. Was Aoi erzählt hat...Anscheinend hat dieser Reno eine sadistische Ader. Aber wenn Hitsugi einmal in Fahrt kommt...Das wäre sicherlich amüsant...«

Ruka warf Reita einen Seitenblick zu.

»Wir sind nicht hier, um über sowas zu labern. Wir müssen uns mal eine Strategie ausdenken, wie wir es gebacken bekommen unsere Feinde auszuschalten.«

»Gute Idee.«

Ruki kam um die Ecke gedackelt und hielt einen Teller in der Hand, auf dem ein blutiges Stück Steak lag.

»Ruka...Statt zu meckern, solltest du was essen.«

Damit knallte der Kleine Ruka den Teller vor die Nase.

»Ich war gerade bei Ni~Ya und Aoi. Den Beiden geht es wieder weitestgehend gut. Morgen sollen sie noch mal im Larzarett bleiben und dann wieder kämpfen.«

Ruki ließ sich neben Reita auf einen Stuhl fallen und grinste diesen breit an.

»Du hättest mal Aois Wunden sehen sollen. Selbst für eine Waffe heilen seine Wunden erstaunlich schnell. Kaoru war vorhin bei den Beiden und hat ihnen den Marsch geblasen, weil sie nicht einsatzfähig sind. Ihr hättet mal Ni~Ya sehen sollen. Ich dachte er springt Kaoru gleich an den Hals und erwürgt ihn.«

Rukas Blick verfinsterte sich.

»Irgendwann wird Ni~Ya Kaoru auch in der Luft zerreißen. Wenn Kaoru auch nur einmal diese scheiß Fernbedienung vergessen sollte, womit er diesen Elektroschocker auslöst, dann werde ich ihm dabei sogar helfen.«

Reita und Ruki lachten beide auf. Ruka blickte immer noch finster und stieß einen leisen Pfiff aus. Sakito blickte von seinem gefrusteten Steinkicken auf und fing das Stück Steak auf, dass Ruka ihm zuwarf.

Unvorhergesehenes

Das Labortorium war dunkel und verlassen. Stille lag wie ein schweres Tuch in der Luft.

Geräuschlos sprangen flackernd die Lampen an, als sich ebenso lautlos die Türen zu dem Labortorium öffneten. Miyavi betrat mit zügigen Schritten das Labor und blickte sich suchend um. Während Kaoru im Krieg war, um sich ein genaueres Bild der Situation zu machen und gleichzeitig ein paar Einsätze zu führen, war Miyavi dafür zuständig, dass die Experimente weiter wie geplant verliefen und das alles nach rechten Dingen zulief. Kurz: Miyavi war Kaorus engster Vertrauter.

Der Schwarzhaare durchquerte das Labor und zog an einem der Metallschränke eine Schublade auf. In dieser lag ein Haufen Unterlagen unsortiert durcheinander. Seufzend begann er, die Unterlagen zu durchwühlen und zog schließlich eine blaufarbene Mappe heraus. Mit dieser in der Hand trabte er zum Labortisch und öffnete sie.

Ein Haufen Blätter war unordentlich in die Mappe hereingedrückt und waren von Eselsohren gekennzeichent. Miyavi schob einige der obenliegenden Unterlagen beiseite und zog einen zusammengetackerten Haufen Blätter hervor. Mit diesen Blättern ließ er sich auf einen Stuhl sinken und fing an diese durchzulesen. Nach einigen Minuten legte er den Blätterhaufen beiseite und starrte nachdenklich an die Zimmerdecke.

Er hatte sich eben die Entstehung der Deadly Weapon angesehen. Eigentlich war die Idee recht simpel, aber schwer umzusetzen.

Man manipulierte die Gene einer Samenzelle, indem man einige Basen aus der DNA austauschte und einige Abschnitte einer Wolfs-DNA einfügte. Einfach gedacht, schwer umzusetzen. Bei jeder DNA mussten individuelll bestimmte Basen ausgetauscht werden. Und das herauszufinden war eine heiden Arbeit und kostete unmengen an Geld.

Seufzend erhob sich Miyavi und schob die Mappe zurück in die Schublade.

Seine Gedanken schweiften an den Tag zurück, an dem eine Gruppe von Deadly Weapons einige der Laborunterlagen entwendet und einen bestimmten Gegenstand gestohlen hatten. Nachdenklich blieb Miyavi noch einige Augenblicke sitzen, dann verließ er das Labor. Draußen im Gang bog er nach links und betrat durch eine andere Tür ein anliegendes Labor. In diesem befand sich ein großer gläserner Behälter, in dem ein Versuchsobjekt in einer bläulichen Flüssigkeit schwebte. Das Experiment hatte die Augen geschlossen und bewegte sich kein Stück.

Miyavi legte die Hand auf das kühle Glas und betrachtete die Waffe. Ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Noch nie war es vorher gelungen, eine Waffe wie diese zu züchten. Sie hatte nichts menschliches mehr an sich, gehorchte einzig auf den Instinkt. Auf den Instinkt zu töten. Und da war es auch egal, ob es sich dabei um Artgenossen handelte oder nicht.
 

~~~~
 

Aoi öffnete langsam die Augen und gähnte herzhaft. Der Schlaf hatte ihm gut getan und die Schmerzen von seinen Verletzungen waren fast vollständig verschwunden.

Müde richtete er sich auf und begann die Verbände von seinem Brustkorb zu schälen. Die freigelegte Haut war so gut wie verheilt. Ein zufriedenes Lächeln legte sich auf das Gesicht des Schwarzhaarigen, während er sich erhob.

Kaum war er einigermaßen wach, schob er die Zeltplane beiseite und ließ seinen Bick durchs Lager schweifen. Es war noch Nacht und das Lager lag wie ausgestorben da. Aoi zögerte. Sich nachts draußen erwischen zu lassen, würde definitiv eine ziemlich harte Strafe mit sich bringen. Andererseits...Das war die Gelegenheit, um abzuhauen.

Der Schwarzhaarige fand es furchtbar eine Waffe zu sein. Sein Instinkt brachte ihm zwar eine gewisse Befriedigung, wenn er Menschen tötete, aber sein Verstand schrie dannach, ein Mensch zu sein. Er wollte das alles hinter sich lassen und einfach nur als Mensch leben. Von anderen Menschen akzeptiert werden und vielleicht sogar Freunde zu finden, war ein Traum, der vielleicht unmöglich war, aber der doch tief in seinem Inneren schlummerte. Es würde ihm sogar reichen, einfach nicht mehr als Tier, sondern als Mensch behandelt zu werden.

Aoi ließ noch einmal seine Gedanken passieren und seufzte leise. Abhauen war eine scheiß Idee, aber vielleicht war ja nichts gegen einen nächtlichen Spaziergang einzuwenden und dabei seine Gedanken zu ordnen.

Leise schlich er zwischen den Zelten hindurch und achtete darauf, kein einziges Geräusch zu verursachen. Nach einigen Minuten hatte er es geschafft und war mit ein paar Sprüngen im dunklen Wald verschwunden.

Kaum war das Lager aus Sichtweite, ließ sich Aoi auf einen Ast nieder und betrachtete versonnen den Sternenhimmel. In dieser unendlichen Weite des Universums kam er sich so winzig klein vor. So unbedeutend. Aber genau das verschaffte ihm eine gewisse Ruhe. Dieses Gefühl zeigte ihm, dass er nur ein kleines Rad im ganzen System war. Dass es auch Andere wie ihn gab. Dass doch alle Menschen gleich waren und nur ein glückliches Leben anstrebten. Dass auch er als Deadly Weapon genauso Träume und Wünsche hatte wie ein Mensch.

Minutenlang saß er da, genoss den Wind in seinen Haaren und gab sich der Sehnsucht frei zu sein hin. Minutenlang genoss er das Gefühl der Einsamkeit.

Plötzlich riss ihn etwas vom Ast runter und er stürzte Richtung Boden. Noch einmal rechtzeitig konnte er sich an einem Ast festklammern und blickte sich suchend nach seinem Angreifer um. Dieser kam langsam über den Baum auf ihn zugeschlichen und bleckte wütend die Zähne.

Aber Aoi hatte jetzt alles andere als Lust, sich zu schlagen. Kalt fixierte er sein Gegenüber und knurrte leise.

»Wir sind hier nicht auf dem Schlachtfeld. Man muss sich ja wohl nicht grundsätlich gegenseitig die Kehlen aufschlitzen!«

Sein Gegenüber blieb überrascht stehen und blinzelte den Schwarzhaarigen einen Moment lang verwirrt an.

»Bitte was?«

Aoi seufzte und setzte sich einfach wieder auf den Ast, um weiter in den Sternenhimmel zu sehen. Der Angreifer war von dem Verhalten so verstört, dass er noch nicht einmal Anstalten machte Aoi ein weites Mal anzugreifen. Einige Minuten blieben die Beiden einfach so in ihrer Position, bis sich Aoi zu dem Fremden drehte und ihn leicht gereizt anblickte.

»Es nervt mich, wenn du da so stehst. Entweder gehst du, oder du setzt dich neben mich. Aber hör auf da so rum zu stehen!«

Der Fremde zögerte, setzte sich aber nach kurzem Überlegen neben Aoi. Irgendwie war der Schwarzhaarige interessant. Warum also schon gehen?

Aoi lächelte leicht und legte den Kopf in den Nacken.

»Wie heißt du?«

»Shou...«

Der Schwazhaarige musterte den Brünetten und lächelte wieder.

»Shou also...«

Minutenlang saßen sie schweigend nebeneinander und betrachteten einfach nur den Himmel. Beobachteten das funkeln der Sterne und lauschten den Geräuschen, die aus dem Unterholz drangen. Schließlich erhob Shou wieder das Wort.

»Wie meintest du das, dass man sich nicht grundsätzlich gegenseitig die Kehle durchschneiden muss?«

Aoi zögerte, musterte noch einmal sein Gegenüber und gab erst dann eine Antwort.

»Hast du dir nicht auch schon mal gewünscht, einfach nur ein Mensch zu sein? Einfach nur ein normales Leben zu führen...Auch, wenn dieses Gefühl nur einen Augenblick andauert...«

Shou schüttelte mit dem Kopf.

»Nein...Wieso machst du dir über soetwas Gedanken?«

»Weil wir in den Augen der Menschein einfach nur Gegenstände sind. Sie behandeln uns, als hätten wir keine Gefühle. Als müssten wir einfach nur wie Maschinen funktionieren. Und wenn eine Waffe nicht funktioniert, wird sie eben beseitigt und durch eine Andere ersetzt. Ich frage mich, wie Menschen so überhaupt leben können. Kaum ist jemand oder etwas anders als es sein sollte, wird es gleich von der Gesellschaft verstoßen und anders behandelt. Wir sind anders. Wir sind keine Menschen. Also werden wir auch anders behandelt.«

Shou betrachtet den Schwarzhaarigen eingehender. Die schwarzen Haare vielen Aoi wuschelig ins Genick und umramten dessen Gesicht. Die Statur war zwar schlank, aber in jeder Bewegung schwang eine gewisse Eleganz mit.

Shou dachte einen Moment lang an seinen Sohn.

Kaum trat das Bild vor seine Augen, verscheute er dieses wieder und schloss einen Moment die Augen. Sein Herz hatte einen Satz gemacht und pumpte jetzt rasend das Blut durch seine Venen.

Plötzlich wollte Shou nur noch von diesem Jungen weg. Einfach nur weg.

Langsam erhob sich der Brünette und warf noch einmal einen Blick zu Aoi.

»Ich gehe. Man sieht sich.«

Damit verschwand er zwischen den Bäumen. Aoi blickte ihm nach. Er hatte selber nicht gewusst, warum er Shou auf einmal alle diese Dinge erzählt hatte. Und woher auf einmal diese Gedanken kamen. Aber irgendwie hatte er sich bei dem Brünetten wohl gefühlt. Es war ihm selber ein Rätsel, warum er einem Wildfremden und dazu noch einem Feind das alles erzählt hatte und nicht irgendjemandem, der ihm nah stand. Einen Moment lang dachte Aoi nach und musste feststellen, dass es eigentlich Niemanden gab, der ihm nah stand. Zwar waren die anderen Gruppenmitglieder vertraut, aber so wirklich eine Beziehungsperson hatte er nicht. Niemanden mit dem er über seine Probleme und seine Gedanken reden konnte. Und Shou war der Erste gewesen, der sich nicht einfach weggedreht hatte, sondern ihm zugehört hatte. Trotzdem machte sich in dem Schwarzhaarigen eine gewisse Nervosität breit. Shou war ein Feind... Ihm einfach diese Gedanken anvertraut zu haben war dumm.

Wobei Shou anscheinend anders war, als die Anderen. Hätte der Brünette wie die Anderen gehandelt, hätte er nicht aufgehört Aoi zu attackieren. War es das gewesen, was Aoi dazu veranlast hatte, ihm einfach seine Gedanken anzuvertrauen?
 

Shou lehnte sich erschöpft an einen Baum und schloss einen Moment lang die Augen. Sein Herz raste immer noch wie verrückt.

Was um alles in der Welt war das für eine Situation gewesen?

Der Schwarzhaarige hatte einfach so mir nichts dir nichts angefangen seine Gedanken auszuspucken. Warum hatte er das getan?

Shou wusste weiß Gott nicht, was in dem Kopf Aois abgegangen war, dass dieser sich einfach so geöffnet hatte. Einem Fremden einfach so zu vertrauen war etwas, was dem Schwarzhaarigen bei jeder anderen Person zum Verhängnis geworden wäre.

Aber aus irgendeinem Grund hatte der Brünette das Gefühl, dass er seine Begegnung mit Aoi lieber für sich behalten sollte. Und da auf seine Gefühle immer Verlass war, würde Shou auch kein Wort zu einem seiner Kollegen sagen.

Noch einmal kehrte er in Gedanken zu der Begegnung zurück und ließ sich noch einmal Aois Worte durch den Kopf gehen.

Shou hatte sich nie sonderlich viel damit beschäftigt, was es bedeuten würde, frei zu sein. Er wusste nicht wie es war, das zu tun was man wollte. Und wenn er so darüber nachdachte, erfasste Shou eine gewisse Angst frei zu sein. Er hatte hier alles, was er brauchte. Er war für das hier, weswegen er existierte und das reichte ihm aus. Seine Freunde waren an seiner Seite und kämpften mit ihm. Warum also frei sein, wenn es hier gut war?

Shou versuchte Aois Gedanken nachzuvollziehen und kam nur auf eine Idee. Kaoru musste den Waffen ziemlich zusetzen und diese nicht wie Menschen, sondern wie Tiere behandeln. Shou war zwar auch eine Waffe, aber auf seiner Seite wurde er nicht wie ein Tier behandelt, sondern wie ein Mensch, der Verstand besaß und nachdachte. Und genau das waren Deadly Weapons ja auch. Auch wenn sie vielleicht veränderte Gene besaßen, war das noch lange kein Grund, um zu sagen, dass sie keine Gefühle besaßen und wie Maschinen handelten.

Ihnen tat es auch ein Stück weit weh, Menschen zu töten. Auch wenn sie anders waren, war doch trotzdem ein Teil von ihnen menschlich. Und seine eigene Art auszurotten war alles andere als natürlich.

Ein Seufzen entwich Shous Lippen.

Was auch immer diese Begegnung mit sich gebracht hatte: er empfand Mitleid mit den Waffen ihren Gegner.
 

~der nächste Tag~

Yomi stand mit seinem Kaffee in der Hand neben Kai im Lager und beobachtete das Tun der Menschen, die dabei waren ihre Waffen zu laden und sich für den Kamp vorzubereiten.

Während er ein Gähnen von sich gab, konnte man seine spitzen und blitzenden Zähne sehen. Die Nacht war viel zu kurz gewesen und aus irgendeinem Gefühl heraus befürchtete er, dass sich diese komplette Geschichte umkrempeln würde und das noch eine Menge Arbeit und Ärger auf die zukam. Und dieses Gefühl machte ihn launisch. Mit agressiver Miene wendete er sich ab, trabte mit zusammengezogenen Augenbrauen zu ihrem Pavillon und ließ sich unter diesem im Schatten auf einen Stuhl fallen. Mürrisch griff er nach einem rohen Stück Fleisch und grub seine Zähne in selbiges.

»Na, schlecht gelaunt?«

Ruka kam grinsend auf ihn zu und streckte sich genüsslich im Sonnenlicht.

»Wenn man sich mit so einer Miene sieht, bekommt man ja fast Angst. Wenn du jetzt nur ein klein wenig größer wärst, würde sogar ich die Flucht vor dir ergreifen.«

Yomi schnaubte und bleckte wütend die Zähne.

»Tu nicht so, als hättest du auch nicht dieses komische Gefühl! Irgendwas braut sich an...«

Ruka ließ seinen Blick über Yomis Gesicht wandern und ließ sich neben diesem in einen Stuhl sinken. Seine Miene war mittlerweile toternst.

»Ich habe mich eben mit Ruki unterhalten. Er meinte die Anderen hätten auch alle so ein komisches Gefühl. Du hast recht...Irgendwas braut sich da an...Aber noch tut sich nichts. Wir wissen ja noch nicht einmal, woher dieses Gefühl kommt. Also überstürz nichts und schließ keine voreiligen Schlüsse.«

Damit wuschelte er dem Kleinen kurz durch die Haare, erhob sich und verschwand zwischen den Zelten. Der Wind wirbelte den Staub auf und ließ Rukas Gestalt dabei unklar und verschwommen wirken.

Yomi blickte ihm nach und seufzte leise. Ruka hatte Recht. Sich jetzt verrückt zu machen brachte rein gar nichts. Zudem konnte es ein tötlicher Fehler sein, wenn man im Kamp unkonzentriert und fahrig handelte.

Zügig schlang er das letze bisschen Fleisch hinunter und erhob sich wieder. In zehn Minuten mussten sie bei Kaoru sein. Zu spät kommen wurde bei ihm hart bestraft. Also lieber zu früh, als zu spät.

Kai trabte auf ihn zu und lächelte ihn zuversichtlich an.

»Komm...Wir gehen. Die anderen sind bestimmt auch schon da.«

Zusammen durchliefen die das Lager und beobachteten dabei die Menschen, die aufgebracht durcheinander liefen und sich auf den Weg zu ihren Einsätzen machten. Die Anspannung auf einem Kampf lag in der Luft und Yomis Nackenhaare stellten sich auf. Nervösität kroch in seine Glieder und sein Adrenalinspiegel schoss in die Höhe. Unruhig begann er mit den Zähnen zu knirschen. Kai warf ihm einen Seitenblick zu und zog die Augenbrauen hoch.

»Yomi...Reiß dich jetzt mal zusammen... Du weißt genau, wie sehr es Kaoru hasst, wenn du so zappelig bist. Wenn er schon dann schlechte Laune bekommt, dann können wir uns warm einpacken. Also hör auf hier so rum zu zappeln!«

Yomi nickte und entspannte sichtlich seine Muskeln. Etwas beruhigt lächelte Kai und schob die Plane vom Zelt, an dem sie mittlerweile angekommen waren, beiseite. Die Blicke der Anderen richteten sich auf die Beiden, während sie zusammen das Zelt betraten und sich hinsetzten. Reita erhob sich und trabte zu Kai hinüber.

»Kai...«

Angesprochener nickte.

»Wir sind alle nervös und haben dieses Gefühl. Also bleib einfach ruhig.«

Der Blonde nickte und trabte wieder zurück zu Ruki, der ebenso einen angespannten Eindruck machte. Uruha saß neben Ni~Ya und machte ein nachdenkliches Gesicht. Hitsugi starrte wie hypnotisiert auf die Zeltplane und wartete darauf, dass sich diese beiseite schob und Kaoru endlich das Zelt betreten würde. Minuten der Anspannung verstrichen, bis schließlich Kaoru das Zelt betrat und sich die erwartungsvollen Blicke auf ihn richteten. Der Gruppenleiter stellte sich nach vorne und ließ seinen Blick über die angespannten Gesichter wandern.

»Reita! Ni~Ya! Ihr beide übernehmt wie gewohn das Komando. Kai und Sakito kommen stündlich zurück und leisten mir Zwischenberichte. Ansonsten läuft alles so wie immer.«

Ein zustimmendes Raunen machte die Runde und der Reihe nach erhoben sich alle und verließen das Zelt. Sie teilten sich in ihre jeweilige Gruppe ein und verließen gemeinsam das Lager.
 

Der Wind fuhr durch Ivs Haare und brachte den Geruch von Blut mit sich. Er war jetzt schon seit einer Stunde auf dem Schlachtfeld, auf dem sie am Tag zuvor gekämpft hatten. Langsam schritt er zwischen den Leblosen Körpern hindurch und beobachtet einige Krähen, die sich auf diesen niedergelassen hatten und an ihnen nagten. Ein breites Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Mit einem Satz war er bei einem der Vögel und packte das Tier an einem Flügel. Die restlichen Krähen flogen schreiend davon, während das Tier in Ivs Hand verzweifelt zappelte und sich freizukämpfen versuchte. Er hob das Tier in die Höhe und blickte diesem in die von Angst weit auferissenen Augen.

Einen Moment lang blickte er dem schwarzen Tier einfach nur in die Augen. Ein Schnauben verließ seine Lippen und mit einem einzigen Griff brach er dem Tier das Genick. Achtlos ließ er es neben einem der Leichnamen in den Sand fallen.

Iv wendete sich ab und verließ das Schalchtfeld. Sie hatten jetzt schon zwei Ölquellen verloren und mussten unbedingt wieder einen Erfolg bringen.

Der Dunkelhaarige blickte gen Himmel und seufzte leise. Heute würden sie um eine der ertragreichsten Ölquellen kämpfen. Wenn sie heute versagten, würde es einen heiden Ärger geben. Aber er beruhigte seinen Herzschlag. Tora hatte irgendeine total ausgefuchste Idee gehabt, um den anderen Waffen das Handwerk zu legen. Klar war, dass ein Massaker bevorstand.
 

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Juhu ich habs endlich mal geschafft =___=

*erschöpft den kopf auf die tischplatte leg*

man die geschichte ist ja erst am anfang und ich finde es echt schwer irgendwie so den einstieg hinzubekommen x.x

die FF macht mich ferig x.x

so probleme hatte ich noch nie mit ner FF x.x aber irgendwie liebe ich sie von allen am meisten *__*

hoffentlich hats euch trotzdem gefallen :)

über komis würde ich mich freuen ^.^

Lg

hahanoevy-chan

Explosion

O____O

woa... ich hab über ein halbes jahr hier kein neues kapi hochgeladen... das tut mir wirklich leid :(

meine FF ist aber nicht tot xD

ich LIEBE sie einfach und werde sie auch definitiv zuende schreiben :)

ist nur etwas schwer... hatte das letzte halbe jahr ziemlich viel stress mit schule und so...

und da ich ja auch noch 2 andere FFs nebenbei laufen lasse... *hust*

ich hab bei der einen irgendwann noch mal eins hochgeladen... aber das es bei dieser hier jetzt so lange gedauert hat ist ja schon wirklich frustrierend O_O

ich hoffe ihr verzeiht mir das :)

ich habs auch versucht extra lang zu schreiben ;)

hoffentich erinnert ihr euch noch, was vorher passiert ist :D

ich wünsche euch jedenfalls viel spaß beim lesen <3

und hasst mich bitte nicht nach dem kapi :D

ach und nicht zu vergessen:

frohes neues jahr :D
 

@klene-Nachtelfe: dankeschön für deine vielen komis :) auch für die bei meinen anderen FFs :) Das ist total lieb von dir <3

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Sakito schnaubte und versuchte den beißenden Geruch von Blut zumindest etwas zu ignorieren. Aber das war fast unmöglich. Der süßliche Geruch hing wie ein schweres Tuch in der Luft und nahm ihm fast die Luft zum Atmen. Zudem drehten seine Instinkte am Rad. Der übermächtige Drang zu töten legte sich langsam aber sicher über seinen Verstand. Allerdings war da noch ein anderes Gefühl, das sich unter diese unbändige Mordlust mischte: das Gefühl von Angst.

Sakito wurde den Eindruck nicht los, dass irgendetwas nicht stimmte.

Sein Blick wanderte zu den Anderen, auch sie schienen aus irgendeinem Grund unnatürlich unruhig zu sein. Die Tatsache, dass er nicht der Einzige war, der dieses seltsame Gefühl hatte, machte ihn noch unruhiger.

Sakito konzentrierte sich und beruhigte sich etwas. Es würde schon alles gut gehen.

Nach einigen Minuten des Laufens gelangten sie auf das Schlachtfeld. Bomben explodierten in ihrer Nähe und die Luft war mit Staub geschwängert. Sakito verstand einfach nicht, warum sich die Menschen wegen Ölquellen so den Kopf einschlugen. Aber er hatte auch recht wenig Ahnung von sowas. Also machte er sich darüber auch keine Gedanken, sondern machte einfach das, was er gesagt bekam.

Die Anderen blieben hinter ihm stehen und checkten erst einmal genauso wie er die Ausgangssituation ab. Die feindlichen Waffen waren noch nicht in Sicht und im Moment stand es auf ihrer Seite wirklich gut.

Ein teuflisches Grinsen legte sich auf Sakitos Gesicht. Ohne Vorwarnung rannte er in das Gemetzel hinein und ortete mit seinen übernatürlichen Sinnen die feindlichen Gegner. Ohne Gnade brach er durch die feindlichen Reihen und metzelte jeden Menschen nieder, der ihm vor die Augen kam. Blut klebte an seinen Händen, seiner Kleidung und seinem Gesicht. Der Geruch brachte ihn in eine Art Rausch und ließ ihn jeden klaren Gedanken vergessen.
 

Tora saß auf einem Baum und beobachtete das Geschehen interessiert. Ein breites Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Sein Blick wanderte zu Shou, der nervös von einem Bein aufs Andere trat.

»Wollen wir nicht mal eingreifen?«, fragte Shou schließlich leise und fixierte dabei Tora. Dieser erhob sich langsam und vergrub seine Hand in seiner Hosentasche.

Statt zu antworten, gab Tora ein leichtes Nicken von sich und sprang von seinem Ast hinunter. Leichtfüßig landete er einige Meter unter sich auf dem Boden. Ohne auf die Anderen zu warten, setzte sich Tora in Bewegung und schritt zügig auf das Schlachtfeld zu. Shou, Hiroto und die Anderen beobachteten das Geschehen interessiert aus der Ferne. Tora machte nicht im entferntesten den Eindruck, als ob er wegen irgendetwas unsicher war oder sich einschüchtern ließ.

Shou beobachtete weiter interessiert das Geschehen und folgte mit seinen Augen Tora auf Schritt und Tritt. Nao und Reno waren beide neben ihm und beobachteten ebenfalls interessiert, was Tora vorhatte.

Aus der Ferne konnte Shou erkennen, wie Tora einen kleinen Gegenstand aus der Hosentasche zog. Der Schwarzhaarige hatte niemand anderem außer Saga in den Plan mit eingeweiht. Dieser war vollauf begeistert gewesen. Shou wusste nur, dass Tora zu ihm und den Anderen gesagt hatte, dass sie auf dem Ast warten sollten, da er eine Idee hatte.

Shou war aber alles andere als begeistert, als er erkannte, was Tora vorhatte. Einen Moment lang spiegelte sich das pure Entsetzten auf seinem Gesicht wieder. Dann sprang er vom Ast herunter und jagte ohne einen Moment auch nur zu warten auf das Schlachtfeld zu.

Er konnte hören, wie die anderen ebenfalls vom Ast sprangen und ihm hinterher rannten. Tora warf die Granate genau in dem Moment auf das Mienenfeld, als Shou schlitternd zum stehen kam. Eine Sekunde später waren auch die Anderen da. Dann folgte die Explosion.
 

Aoi packte den Kopf des Menschen und brach ihn mit einem kurzen Druckaufwand. Ein lautes Knacken ertönte und leblos glitt der Körper des Mannes zu Boden. Trauer erfüllte Aoi, während er die toten und noch vor Entsetzten weit aufgerissenen Augen des Menschen ansah. Er knirschte kurz mit den spitzen Zähnen und wendete sich ab, um sich wieder seinem nächsten Gegner zu stellen.

Ruki war in seiner Nähe und kämpfte neben Kai. Der Kleine hatte sichtlich Spaß an dem Abschlachten und hatte ein breites Grinsen auf seinem Gesicht. Auch der Rest seiner Gruppe waren anscheinend von den Kämpfen begeistert und metzelten die Menschen alle nach und nach nieder. Den Anderen entging in ihrer Rage aber etwas, was Aoi ins Auge viel und ihn gleichzeitig tief beunruhigte.

Eine der feindlichen Waffen trat auf das Schlachtfeld und bewegte sich leichtfüßig durch die Menschen hindurch. Dabei war der Schwarzhaarige darauf bedacht, von keinem anderen der Waffen entdeckt zu werden. Aoi knurrte leise und pirschte auf den Gegner zu. Irgendetwas schien nicht ganz richtig zu sein. Diese Selbstsicherheit, die von der anderen >Deadly Weapon< ausging, war gerade zu gruselig. Etwas unschlüssig blieb Aoi einen Moment lang auf der Stelle sehen. Genau in diesem Moment zog Tora einen kleinen Gegenstand aus der Hosentasche und warf diesen Richtung der Mienenfelder. Einen Moment lang war es totenstill. Dann erfüllte die Wucht einer Granaten-Explosion die Luft. Der Boden erbebte und durch die Erschütterung flogen die Mienen in die Luft. Eine weitere und diesmal gewaltigere Explosion folgte. Aoi spührte, wie er durch die Wucht der Druckwelle von den Beinen gerissen wurde und durch die Luft flog. Teile flogen durch die Luft und die Welt schien aus den Fugen zu geraten. Es herrschte kein Unterschied mehr zwischen Himmel und Erde, oben und unten, Recht und Unrech. Er schrie, während er das Gefühl durchlebte durch den Druck in der Luft zerrissen zu werden. Eine weitere Detonation erzeugte eine weitere Druckwelle. Dann war alles schwarz.
 

Staub hing in der Luft und erschwerte die Sicht, sodass man nur auf höchstens einem Meter irgendetwas erkennen konnte.

Ein leises und schmerzvolles Stöhnen entglitt Hitsugis Lippen, als er die Augen öffnete und sich langsam aufrichtete. Er wusste nicht, was geschehen war. Sein Hirn lief auf Hochtouren und versuchte einen logischen Zusammenhang mit dem Gesehenen und mit dem in Einklang zu bringen, was geschehen war. Aber seine Gedanken brachten ihn auf kein schlüssiges Ergebnis.

Langsam tastete er sich vorwärts und stieß mit seinen Fingerspitzen gegen einen reglosen Körper. Etwas verunsichert rollte er die Person herum und konnte durch den Staub hindurch Kais Gesicht erkennen.

»Kai! Kai wach auf!«

Hitsugi rüttelte etwas unsanft an Kais Schulter herum. Aber der Schwarzhaarige rührte sich nicht. Etwas verärgert schnaubte Hitsugi.

»Kai! Jetzt wach endlich...«

Hitsugi stockte und glitt mit zittrigen Fingern ein Stück richtung Schlüsselbein und anschließend nach oben. Seine Finger beführten einen kalten und harten Gegenstand. Das Blut wich dem Kleinen aus dem Gesicht, während er den beißenden Geruch von Blut wahrnahm. Langsam erhob sich Hitsugi und taumelte einen Schritt zurück. Kai war tot. Tot. Er konnte es einfach nicht begreifen.

Minutenlang stand er starr da und betrachtete den Körper zu seinen Füßen, während sich der Staub in der Luft nach und nach legte und die Sicht klarer wurde. Benommen setzte sich Hitsugi in Bewegung, langsam aber sicher weg von dem zerfetzen Leichnam Kais. Mit jedem Schritt schien eine halbe Ewigkeit zu vergehen. Eine seltsame Taubheit legte sich über sein Gemüt, während er den Blick über das Schlachtfeld schweifen ließ. Aus der von Staub geschwängerten Luft tauchte vor ihm erst undeutlich, aber dann immer klarer werdend die Umrisse einer Gestalt auf. Hitsugi blieb ungerührt stehen und beobachtete das Wesen, das sich langsam auf ihn zu bewegte. Seine Instinkte verrieten ihm, dass es sich bei der Gestalt um eine andere >Deadly Weapon< handelte, aber er machte sich keine Sorgen darum, ob es sich um eine feindliche handelte, denn sie schien so oder so verletzt zu sein. Die Gestalt humpelte und hielt sich zudem die linke Seite. Ein strenker Gesuch von Blut wehte zu Hitsugi hinüber. Die Gestalt kam immer näher und der Kleine erkannte, dass sein Gegenüber relativ groß war und strubbelige braune Haare hatte. Jetzt konnte Histugi auch das Gesicht der anderen Waffe erkennen.

Die Beiden blickten sich einen Moment lang tief in die Augen. Ein Moment, in dem die Zeit zu stehen schien. Dann knickte das Bein des Braunhaarigen ein und er langete vornüber im Sand. Ein dumpfes Geräusch war zu hören, als der Brünette auf dem Boden aufschlug. Hitsugi zögerte einen Moment, warf dann aber seine Bedenken über Bord und lief zu der feindlichen Waffe hinüber. Behutsam rollte er den Anderen auf den Rücken und betrachtete eingehend dessen Gesicht.

»Wie heißt du?«, fragte Hitsugi leise.

»Shou...«, meinte der Brünette leise und holte dabei pfeifend Luft.

Hitsugi nickte und hob Shou auf seine Arme.

»Ich helfe dir...«
 

Hustend richtet Aoi sich auf. Seine Lunge krampfte und schrie dannach sich mit frischer Luft zu füllen und dem widerlichen Staub zu entkommen. Doch der Wunsch erfüllte sich nicht und er musste weiter die staubige Luft atmen. Seine Lunge war davon aber nicht sonderlich angetan und verkrampfte sich noch mehr. Ein Röcheln verließ seine Lippen und er würgte. Eine Hand legte sich auf seine Schulter und Aoi blickte keuchend auf. Er erkannte Uruha, der ihn am Arm packte und auf die Beine zog. Aoi gab dem Druck nach und ließ sich hinter dem Brünetten herziehen. Er spührte den Sand unter seinen Füßen nachgeben, nahm den Geruch von Blut und verbranntem Fleisch wahr. Übelkeit stieg in ihm auf und ließ ihn einen Moment lang schwarz sehen. Hätte Uruha ihn nicht erbarmungslos weiter gezogen, wäre er vollkommen orientierungslos irgendwo hin gerannt.

So aber wurde die Luft langsam aber sicher immer klarer, bis die Beiden schließlich aus der Rauchwolke auftauchten. Erleichtert tankte Aoi frische Luft und ließ sich erschöpft zu Boden gleiten. Staub hing in seinen Haaren und seiner Kleidung. Uruha setze sich neben ihn und holte ebenfalls tief Luft.

»Wo sind die Anderen?«, fragte der Schwarzhaarige leise und ließ dabei seinen Blick über die kleinen Staubschwaden gleiten.

»Keine Ahnung... Ich hab nur dich gesehen.«

Schweigen breitete sich über die Beiden aus. In stiller Übereinkunft nicht weiter darüber zu reden und der Gewissheit ins Auge zu sehen, dass dabei definitiv jemand von ihnen umgekommen war, saßen sie da und beobachteten die große Wand aus Staub, die sich bedrohlich vor ihnen Aufbaute. Nach einigen Sekunden hielt Aoi es einfach nicht mehr aus.

»Wir müssen irgendwas machen!«, fuhr er Uruha an.

Dieser blickte etwas wehleidig und wollte gerade etwas sagen, als sich zwei Gestalten aus der Staubwolke lösten und auf die zukamen. Aoi erkannte Hitsugi, der Shou auf den Armen trug. Der Schwarzhaarige schluckte schwer. Er erinnerte sich noch zu genau an das Gespräch, das er mit dem Brünetten geführt hatte. Uruha ging an Aoi vorbei und blieb vor Hitsugi stehen. Dieser ließ den schwer verletzen Shou zu Boden und blickte Uruha aus ernsten Augen an.

»Er ist vielleicht unser Feind, aber er ist immer noch genauso wie wir. Ich musste ihm einfach helfen...«

Uruha ging darauf gar nicht ein, sondern packte Hitsugi am Kragen und zog ihn mit sich mit. Aoi blickte den Beiden nach. Schließlich richtete er seinen Blick auf Shou und ging auf diesen zu. Langsam ließ er sich neben dem Brünetten zu Boden sinken und betrachtete eingehend dessen Gesicht.

»Wo bist du verletzt?«

Shou holte pfeifend Luft und schob seine versenkte Jacke ein Stück beiseite. Ein Eisenstück hatte sich in seine Seite gegraben und ließ ihn tierische Schmeren empfinden. Aoi zischte leise auf, als er die tiefe Wunde sah und richtete einen Blick wieder auf Shous Gesicht.

»Wenn wir nichts machen, stirbst du.«

Der Brünette nickte leicht und keuchte dabei leise vor Schmerzen.

Aoi zog ein kleines Messer aus seiner Hose und klappte es auf. Vorsichtig tastete er Shous Taschen ab und fand schließlich neben einer Schachtel Zigaretten ein Feuerzeug.

»Ich kann nicht versprechen, dass es klappt, aber ich versuchs...«

Aoi klickte mit dem Feuerzeug und hielt das Eisen des Messers in die kleine Flamme. Das Eisen wurde mit jeder Sekunde immer heißer und als Aoi die Hitze der Klinge schon durch den Griff spühren konnte, machte er das Feuerzeug aus und legte es beiseite. Mit der freien Hand umfasste er den Eisensplitter und blickte Shou in die Augen.

»Das wird jetzt weh tun...«

Mit diesenn Worten packte er den Splitter fester und zog ihn herraus. Shou schrie sich dabei die Seele aus dem Leib und wand sich unter den Schmerzen. Mit einer leisen Geräusch löste sich der Splitter aus dem Fleisch und hinterließ ein Daumendickes, etwa 8 cm tiefes Loch. Shou stöhnte vor Schmerz auf und presste seine Hand auf die offene Stelle. Erbarmungslos zog Aoi die Hand beiseite und senkte das heiße Messer in die Wunde. Ein markerschütternder Schrei verließ Shous Lippen, doch Aoi drückte ihn mit dem freien Arm fest auf den Boden, damit der Brünette sich ihm nicht entziehen konnte. Nach ein paar Sekunden zog er die heiße Klinge wieder vorsichtig heraus und betrachtete sein Werk. Die Wunde war zwar nicht vollkommen zugebrannt, aber die Blutung war größtenteils gestillt. Somit hatten sie Zeit gewonnen einen Arzt zu finden und Shou so das Leben zu retten.
 

Hitsugi stolperte hinter Uruha her und knurrte dabei leise.

»Lass los...«

Nach mehreren hundert Metern blieb Uruha schließlich stehen und ließ den Kleineren wieder los. Dieser richtete sich missgelaunt das T-Shirt und funkelte Uruha dabei wütend an.

»Du brauchst mir jetzt gar keine Vorwürfe zu machen! Was hätte ich machen sollen?! Ihn da einfach liegen lassen? Sicherlich nicht!«, fuhr Hitsugi den Brünetten an und ließ dabei ein tiefes Grollen aus seiner Kehle vernehmen.

Uruha schnitt mit der Hand durch die Luft und fluchte dabei vor sich hin.

»Darum geht es mir doch gar nicht!«, maulte der Brünette schließlich.

Überraschung legte sich über das Gesicht des Piercingträgers.

»Und worum dann?«

»Ich hätte es genauso gemacht wie du! Aber was sollen wir denn jetzt mit ihm machen?! Wenn wir ihn zu den Feinden rüberbringen, werden die uns in der Luft zerfetzen und uns die Schuld dafür geben! Außerdem würde er es in dem Zustand überhaupt nicht in sein Lager zurück schaffen. Zumindest nicht lebend. Aber was glaubst du wohl, was Kaoru mit ihm machen wird? Zum Kaffee wird er ihn sicherlich nicht einladen!«

Hitsugi schluckte und blickte zu Shou rüber, der sich unter Aois Prozedur die Seele aus dem Leib schrie.

»Wir müssen ihn mit zu uns nehmen... Etwas anderes bleibt uns nicht übrig. Vielleicht haben wir Glück und Kaoru zwingt ihn nur dazu ihm zu dienen.«

»Ob das dann aber sein Glück ist, ist fraglich. Aber da kümmern wir uns später drum... Wir müssen erst mal die Anderen finden...«

Den letzten Satz sagte Uruha mit einem bitteren Unterton.
 

~~~
 

Ryouga richtete sich langsam auf und reib sich den Sand aus den Augen. Benommen schüttelte er den Kopf und blickte sich schließlich um. Um ihn herum lagen zig Leichen und gaben einen beißenden Geruch von sich. Angewiedert erhob er sich vollständig und taumelte zwischen den leblosen Körpern hinhindurch. Sein Blick huschte von Gesicht zu Gesicht. Schließlich erblickte er Pon, der bewegungslos einige Schritte von ihm entfernt im Sand lag. Langsam schlich Ryouga auf ihn zu und schüttelte an dessen Schulter. Einen Moment befürchtete er Hiroto wäre tot, aber dann erkannte er, dass der Kleine nur bewusstlos war. Mühsam legte sich Ryouga den Kleinen über die Schulter und suchte weiter. In diesem Blutbad brachte ihm sein Geruchsinn rein gar nichts, denn der süßliche Geruch der lebensspendenden roten Flüssigkeit überdeckte jeden anderen Geruch.

Ryouga suchte einige Minuten weiter, schritt zwischen Leichen hindurch, stieg über welche drüber und schob auch manche von anderen herunter, um zu gucken, ob vielleicht einer seiner Partner von einer begraben war. Er konnte nur noch Iv finden, der sich das Bein gebrochen hatte. Somit machte er sich mit Pon auf der Schulter und Iv an seiner Seite, der sich auf ihn stützte, richtung Lager zurück. Kaum trat er aus der dichten Staubwolke, konnte er Reno und Tora entdecken, die sich in einiger Entfernung erschöpft in den Sand gesetzt hatten. Langsam gingen sie auf die Beiden zu und setzten sich schließlich neben sie. Ryouga ließ Pon zu Boden sinken und blickte zu Reno. Ryougas Atmung stockte einen Moment, als er den aufgerissenen Brustkorb und die ausgekugelte Schulter Renos sah. Dieser war mit dem Oberkörper an Tora gelehnt und atmete schwer. Die Verletzung schien zwar schmerzhaft zu sein, aber es machte nicht den Anschein, als würde Reno deswegen in Lebensgefahr schweben. Ryouga zog sich das zerfetzte T-Shirt über den Kopf, riss es in streifen und umwickelte damit den Brustkorb des Verletzten. Dann packte er Renos Arm und drehte diesen wieder in das Gelenk hinein. Reno brüllte auf und warf sich nur Seite, sich krampfhaft die Schulter haltend.

Ohne dem eine Beachtung zu schenken, wendete sich Ryouga an Tora und funkelte diesen aus hasserfüllten Augen an.

»Was hast DU GETAN!? BIST DU VÖLLIG BESCHEUERT! Wir hätten dabei STERBEN können! Und Saga, Shin, Ko-Ki, Nao und Shou sind IMMER NOCH NICHT AUFGETAUCHT!«

Tora blickte den Brünetten aus ungerührten Augen an.

»Ich habe nie erwartet, dass ihr mir aufs Schlachtfeld folgt. Nicht meine Schuld, wenn ihr nicht nachdenkt.«

»WENN HIER WER NICHT NACHGEDACHT HAT, DANN DU!«

Ryouga musste seine ganze Disziplin aufbringen, dem Schwarzhaarigen nicht an die Gurgel zu springen. Mit dem Gedanken, dass ein Ausraster die Situation nicht verbessern würde, beruhigte sich der Brünette wieder und blickte zu Reno, dem vor Schmerz wegen seiner Schulter die Tränen über die Wangen liefen.

»Jetzt reiß dich mal zusammen, Reno!«

Der Brünette fing sich dafür einen versuchten Tritt gegens Schienbein vom Angesprochenen ein. Ryouga machte einfach einen Schritt zurück und wich so dem heransausenden Fuß aus. Tore beachtete die Situation mit einem verächtlichen Schnauben und richtete seinen Blick wieder auf das Schlachtfeld. Schließlich erhob er sich und verschwand in der dunklen Staubwolke. Minuten vergingen, in denen Iv dem Schwarzhaarigen nachblickte und Ryouga versuchte Reno die Schmerzen etwas zu erleichtern.

Dann kehrte Tora zurück. Er hatte Ko-Ki und Shin im Schlepptau. Shin trug den scheinlich bewusstlosen Saga bei sich. Zumindest dachte Iv das zuerst. Bei genauerem hinsehen konnte er erkennen, dass dich Sagas Brustkorb nicht hob und senkte. Geschockt blickte er in Shins Gesicht, dieser allerdings wirkte seltsam abwesend. Etwas panisch blickte Iv zu Reno und Ryouga rüber. Die Beiden wurden bei dem Anblick augenblicklich ernst. Shin legte Saga vorsichtig auf den Boden und trat einen Schritt zurück.

»Wir haben Shou nicht finden können...«, sagte er seltsam trocken. Mit deisen Worten wendete sich Shin ab und setzte sich einige Meter entfernt in den Sand.
 

~~~
 

Ruki erstarrte, als er die Worte aus Hitsugis Mund hörte.

Mittlerweile hatten sich alle bei Aoi und Shou versammelt. Alle, außer Kai und Ni~Ya, waren aufgetaucht. Was mit Ni~Ya war, wusste niemand. Und warum Kai nicht auftauchte, hatten sie jetzt erfahren.

Betretenes Schweigen legte sich über die Gruppe, bis schließlich Reita sich erhob und auf das Schlachtfeld zuging. Minuten verstrichen, in denen der Blonde weg war, dann kehrte er mit dem leblosen Körper Kais wieder.

Angewiedert wendete Ruki den Blick ab und schluckte hörbar. Er konnte das einfach nicht ertragen. Ein Beben ging durch seinen Körper, als Reita wieder das Wort ergriff.

»Wir müssen ihn begraben... Kaoru würde ihn einfach wie ein Stück Dreck verbrennen...«

Damit legte Reita Kai zu Boden und begann neben ihm den Sand beiseite zu schieben und ein Loch zu graben. Nach und nach gesellten sich die Anderen auch zu dem Blonden, um ihn zu helfen. Nach kurzer Zeit war ein ausreichend großes Loch geschaffen und gemeinsam legten sie Kai hinein. Die Sonne verschwand hinter einer Wolke und ein Schatten legte sich über sie alle, als die letzte Hand Sand auf Kais Grab geschoben wurde.
 


 

~abends~
 

Die Sonne berührte den Horizont und tränkte den Himmel in einem dunklen Rot. Sakito betrachtete das Schauspiel mit trübem Blick. Kaoru war immer noch auf 180 und hatte sie alle dazu gestraft in einem großen Zelt zu warten, während Shou im Lazarett behandelt wurde und dem Verschwinden Ni~Yas nachgeforscht wurde. Eine sowohl betretene als auch gereizte Stimmung lag über jedem von ihnen und die Erwartung zu erfahren, was mit Ni~Ya passiert war, war förmlich zu greifen. Sakitos Blick wanderte über den Horizont und blieb schließlich an den dunklen Gewitterwolken hängen, die sich bedrohlich in der Ferne auftürmten und wie eine Kathedrale neben dem Sonnenuntergang prangten. Es wirkte fast so, als hätte jemand aus Spaß einfach ein paar Wolken in ein Bild gemalt, völlig unpassend und abstrakt.

Einen Moment lang schweiften seine Gedanken zu dem Moment, in dem die Kaoru weiß gemacht hatten, dass Kai ebenso wie Ni~Ya einfach verschwunden war. Noch immer summten Sakitos Ohren von dem Rumgeschrei, nachdem sie ihrem Herrn diesen Affen aufgebunden hatten und dieser dannach vollkommen ausgerastet war.

Die Zeltplane wurde beiseite gezogen und Sakito unterbrach seine Gedanken. Ein Soldat stand im Zelteingang und blickte auf die Gruppe.

»Kaoru lässt ausrichten, dass man den Leichnam von Nummer 588 gefunden hat.«

Damit ließ der Soldat die Plane wieder zurück fallen und verschwand mit schweren Schritten im Lager. Die Worte hinterließen eine drückende Stille. Die Hoffnung, Ni~Ya habe überlebt, wurde je weggewischt.

Ruka saß auf einem Stuhl und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Der Schmerz über den Verlust seines Freundes hinterließ ein klaffendes Loch in seiner Seele. Einen Moment lang ließ der Schmerz über den Verlust seinen Atem stocken, dann erhob er sich und stürmte aus dem Zelt.

Yomi blickte seinem Freund nach und folgte ihm schließlich. Die anderen blieben still schweigend zurück. Nach einigen Minuten erhob sich Reita ebenfalls und verließ das Zelt. Nach und nach folgten ihm die anderen auch, bis nur noch Aoi alleine im Zelt saß. Mittlerweile war es stock duster, doch die Dunkelheit stellte für ihn kein Problem dar. Langsam erhob auch er sich und schlurfte raus. Langsam ging er durch das Lager und blickte dabei gen Himmel. Die Sterne wurden mittlerweile durch die Gewitterwolken verdeckt. Grelle Blitze zuckten über den Himmel, Vorboten vor der Sinnflut, die über die Erde hereinbrechen würde.

Der Schwarzhaarige schlüpfte in sein Zelt, das er erreicht hatte, und legte sich drinnen auf das Bett. Nachdenklich blickte er auf die Zeltplane, die über ihm gespannt den Blick auf den Himmel versperrte. Seine Gedanken rasten. Bilder zuckten vor seinem inneren Auge auf, Bilder von Kais Leichnam, Bilder von der Explosion. Aufgewühlt wälzte er sich auf die Seite und lauschte dem Donnerschlag, der direkt über den Zeltlager erklang. Sekunden später goss es aus Eimern. Das Geräusch der Regentropfen, die auf die Plane prasselten, beruhigten seine Gedanken und ließen ihn nach und nach in den Schlaf driften.
 

Ruka liefen die Tränen übers Gesicht, während er im Regen stand. Sein Schluchzen hörte sich seltsam in seinen Ohren an, hatte er zuvor doch noch nie geweint. Leise Schritte hinter ihm verleiteten ihn dazu über seine Schulter zu blicken. Yomi stand da und blickte aus traurigen Augen zu ihm auf.

»Es tut mir leid...«, sagte der Kleine und blickte dabei auf seine Füße.

Ruka richtete seinen Blick wieder nach vorne und ballte zitternd seine Hand zur Faust.

»Das werden sie bereuen...«

Mit diesen Worten schritt er an Yomi vorbei und verschwand in der Dunkelheit, um in sein Zelt zu gehen. Der Brünette blickte ihm nach und seufzte leise. Nach einigen Sekunden ging auch er zu seinem Zelt.

Als er sich schlafen legte war sein letzter Gedanke, dass er Ruka noch nie so verbittert gesehen hatte.
 

~~~
 

Ryouga saß neben Renos Bett und betrachtete das Gesicht des Schlafenden. Zum Glück waren die Verletzungen des Brünetten nicht allzu schlimm gewesen. Jetzt brauchte Reno nur noch Ruhe, damit er vollständig genesen konnte.

Die Gedanken Ryougas kehrten zu dem Vorfall zurück. Tora war sichtlich betroffen gewesen von Sagas Tod. Trotzdem machte es die Sache nicht wieder gut. Ein bitterer Geschmack legte sich über die Zunge des Brünetten, während er daran dachte, wie sie zusammen mit Toshiya Saga der Erde beigelegt hatten.

Und Shou war immer noch nicht aufgetaucht. Ryouga legte vor lauter Sorge die Stirn in Falten und seufzte leise. Das war sicherlich nicht das letzte Mal, dass so etwas fürchterliches passieren würde. Mit diesem Gedanken kroch eine unbarmherzige Angst in Ryouga hoch. Je ergriff ihn das Gefühl so schnell weg zu müssen wie nur möglich. Hier waren sie nicht sicher, hier herrschte nur der Tod. Noch nie hatte der Brünette den Krieg als etwas schlimmes empfunden, denn dafür war er ja überhaupt am Leben. Aber jetzt wurde ihm bewusst, wie grausam die Welt war. Für einen Rohstoff starben tausende von Menschen. War das Leben nichts wert im Gegensatz zum Geld?

Nachdenklich lehnte er sich zurück und lauschte dem Regen. Egal wie, sie mussten hier weg. Er würde einen Weg finden. Irgendwie...
 

~~~
 

Ein Geruch von frischer Erde und Tannennadeln hing in der Luft. Tiefer Friede spühlte über den Geist Aois hinweg. Plötzlich spührte er, wie sich sein Körper veränderte. Seine Knochen knackten vernehmlich und sein Rücken drückte sich durch. Ein wölfisches Jaulen kam über seine Lippen. Dann war es vorbei. Der Schmerz ließ nach und abermals wurde er von einem tiefen Frieden erfasst. Auf leisen Pfoten tapste er durch das Gras auf einen kleinen Teich zu. Als er diesen erreichte, blickte er sein Spiegelbild im Mondlicht an. Seine Iris war größer und nahm nun sein ganzes Auge ein. Sie war genauso pechschwarz wie sein Fell und verpasste ihm ein fast schon dämonisches Aussehen. Er drehte sich um und betrachtete die anderen Wölfe, die hinter ihm standen. Einer war hell und hatte einen schwarzen Streifen auf der Seite. Neben ihm stand ein anderer brauner, der ebenso wie der blonde einen schwarzen Streifen besaß. Sein Blick huschte zu den anderen drei braunen Wölfen. Der eine war dunkelbraun und hatte einen hellen Bauch, der andere war komplett hellbraun und der andere ganz dunkelbraun. Neben diesen dreien stand noch einer. Er war ganz hell, hatte aber im gegensatz zu dem anderen hellen keinen dunklen streifen auf der Seite. Er wollte die weiteren Tiere mustern, die noch da waren, hatte aber auf einmal ein seltsames Gefühl und wendete seinen Blick wieder zurück zum Teich. Auf der anderen Seite des Teiches saß ein schneeweißer Wolf. Der war so weiß, dass Aoi fast geblendet war. Er hatte noch nie so ein riesiges Tier gesehen. Der Wolf war mindestens doppelt so groß wie er selber. Das fremde Tier blickte Aoi eindringlich ein. Der Schwarzhaarige hatte das Gefühl sich in den gelben Augen zu verlieren...
 

Erschrocken jagte Aoi hoch. Sein Herz wummerte wie verrückt in seiner Brust, als hätte er einen Marathon hinter sich. Langsam ließ er sich wieder aufs Bett zurück sinken und starrte die Zeltplane an. Draußen war immer noch das Geräusch von Regen zu hören, allerdings war es etwas heller. Der Tag war also schon angebrochen.

Er sammelte seine ganze Motivation in seinem Inneren und schwang sich vom Bett herunter. Ohne zu zögern trat er aus dem Zelt in den Regen hinein. Er goss zwar nicht mehr so schlimm wie in der Nacht, aber trotzdem war er nach wenigen Sekunden komplett durchweicht. Schnell flitzte er auf das Lazarett zu und ging an den Soldaten vorbei, die vor diesem Wache hielten.
 

Shou lag in seinem Bett und starrte gelangweilt vor sich hin. Er hatte in der Nacht nicht schlafen können und war jetzt vollkommen erledigt. Er wusste nicht warum, aber trotz der Erschöpfung konnte er einfach nicht schlafen. Ständig traten vor seinem Auge die Bilder von seiner ersten Begegnung mit Kaoru auf. Ein tiefes Gefühl der Unruhe erfasste ihn, während er an den Mann dachte.

Der Vorhang vor seinem Bett wurde beiseite gezogen und der Brünette zuckte erschrocken zusammen. Sein Blick schoss zu Aoi, der zerwühlt vom Schlaf und mit einem seltsamen Gesichtsausdruck vor ihm stand.

»Äh... Ist irgendwas?«, fragte Shou überrascht.

Der Schwarzhaarige ließ sich auf einen Stuhl sinken und betrachtete den Brünetten nachdenklich. Er wusste selber nicht warum, aber er brauchte Ablenkung. Der Traum schoss immer wieder vor Aois inneren Auge vorbei. Es jagte ihm Angst ein.

»Wie geht es dir?«, fragte er schließlich leise.

Shou musterte Aoi etwas skeptisch. Der Schwarzhaarige schien sich wieder einigermaßen gefangen zu haben. Zumindest wirkte er wieder etwas normal.

»Den Umständen entsprechend. Übrigens danke, dass du mir das Leben gerettet hast...«

Etwas verlegen kratzte sich Aoi am Hinterkopf und lächelte.

»Ach kein Ding...Du Shou...«, Aoi zögerte einen Moment. »Ich... Ich mag dich irgendwie... Wenn du was brauchst, dann sagst du es mir, okay?«

Ein Ausdruck von Überraschung huschte über das Gesicht des Brünetten, gefolgt von einem Lächeln.

»Danke.«

Diesmal war es an dem Schwarzhaarigen überrascht zu blicken. Er hatte das Wort nie von jemandem Gehört. Ein Gefühl von Wärme breitete sich in seinem Inneren aus.

»Nein... Ich habe mich zu bedanken.<<

Satoshi

:3

Wui ich leg hier die Kapitel in Rekordzeit hin xD

Ich war glaube noch nie so schnell...

2 kapis an 2 tagen...

ich hoffe es gefällt euch :)

ich hab in dem kapi ein bisschen aufklärung zu dem geleistet, was vor 16 jahren in der geschichte passiert ist :)

hoffentlich gefällt es euch (((o(^.^)o)))

über Komis würde ich mich wirklich mega freuen :)

Liebe Grüße
 

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Ruka betrachtete die Träne, die auf seiner Handfläche gelandet war und leicht das Licht der kleinen Lampe brach, die im Zelt an der Decke hing. Er rieb sich über die Augen und schniefte leise. Seine Gedanken kreisten um Ni~Ya und um die Zeit, die sie zusammen verbracht hatten. Er hatte bis jetzt nie gewusst, wie es war, wenn man einen geliebten Menschen verliert. Jetzt wusste er es und er wünschte sich nie diese Erfahrung gemacht haben zu müssen.

Abermals wischte er sich über die Augen und spannte seine Muskeln an. Mit einer schnellen Bewegung stand er auf den Beinen und griff nach der Lampe, um diese auszumachen. Kaum erlosch das Licht, wurde er von der drückenden Dunkelheit der Nacht verschluckt. Er hatte einen ganzen Tag in seinem Zelt verbracht, hatte nicht auf die Rufe der Anderen, er möge doch heraus kommen, geachtet. Sein Tränenfluss war mittlerweile versiegt. Zwar fühlte er sich nicht gut, aber immerhin ein wenig besser. Das Verlangen nach Gesellschaft verleitete ihn dazu die Eingangsplane beiseite zu schieben und in den Regen hinaus zu treten. Es hatte den ganzen Tag geregnet und es sah auch nicht so aus, als würde es so schnell aufhören. Mit schweren Schritten watschte er über den schlammigen Boden und erreichte schließlich Reitas Zelt. Ohne sich bemerkbar zu machen, trat er ein. Reita war nicht da.

Ein Seufzen verließ Rukas Lippen und er verließ das Zelt wieder. Sofort zog er die Plane zu Uruhas Zelt, das neben Reitas stand, ebenfalls beiseite. Auch es war leer.

Mit gerunzelter Stirn schloss er die Augen und konzentrierte sich auf die Geräusche in seiner Umgebung. Einen Moment lang hörte er nichts, bis er zusammenzuckte, als er Aois Stimme vernahm. Anscheinend war der Schwarzhaarige bei Shou und unterhielt sich mit ihm. Ruka hörte weiter und vernahm schließlich ganz leise die Stimme Rukis. Kurz darauf erklangen auch Uruhas und Reitas Stimme. Sofort schlug der Schwarzhaarige die Augen wieder auf und folgte der Richtung, aus der er die Stimmen der Anderen vernommen hatte. Nach einigen Metern konnte er auch den schwachen Geruch der Anderen wahrnehmen.

Schließlich fand er Ruki, Reita, Uruha, Yomi und Hitsugi im Gemeinschaftszelt sitzen. Sie hatten es sich auf den Stühlen gemütlich gemacht und verspeisten dabei einen Teller blutiger Steaks. Anscheinend war Kaoru diesmal großzügiger gewesen und hatte ihnen mehr gegeben.

»Wieso ist Aoi schon wieder bei Shou?«, fragte Ruka, während er eintrat.

Die Blicke der Anderen richteten sich auf ihn.

»Keine Ahnung. Er war schon heute Morgen bei ihm.«, meinte Uruha desinteressiert und schnappte sich ein neues Stück Fleisch.

Ruka ließ sich gegenüber Yomi auf einen Stuhl fallen und schnappte sich ebenfalls ein Stück der saftgigen Steakstücke. Erst jetzt bemerkte er, wie hungrig er eigentlich war und schlang das Stück gierig hinunter.

»Ich wette Kaoru macht ihm noch Stress, wenn er Shou weiter so oft besucht...«, murmelte Ruki zwischen zwei Bissen Fleisch und starrte dabei nachdenklich auf den durchweichten Boden. Yomi nickte bekräftigend und gab ein Seufzen von sich.

»Kaoru behandelt und so oder so wie Tiere und nicht wie Menschen. In seinen Augen sind wir nichts weiter als Werkzeuge und wenn Eins nicht mehr funktioniert, wird es eben ausgewechselt. Ob Aoi da noch ein wenig mehr Stress bekommt oder nicht, spielt dabei doch fast gar keine Rolle.«

Betretenes Schweigen machte sich auf Yomis Worte hin in der Runde breit. Nur das Donnern des Gewitters und das Prasseln des Regens waren die einzigen Geräusche. Nach einigen Minuten erhob sich Hitsugi und streckte sich ausgiebig.

»Ich gehe ins Bett. Der Mond scheint eh nicht, daher bringt es so oder so nichts wach zu bleiben.«

Damit verschwand der Kleine in der Dunkelheit und ließ den Rest der Runde zurück.

Uruha blickte ihm noch einige Minuten nach und seufzte dann leise. Die Genveränderung hatte auch eine Menge Einfluss auf ihn Verhalten genommen. Sie alle liebten es sich des Nachts einfach ins Mondlicht zu legen und in selbigen zu baden. Es verlieh ihnen Kraft und wirkte sich irgendwie auch positiv auf ihre Psyche aus. Nach einem ausgiebigen Mondbad hatte Uruha immer das Gefühl drei Wochen im Urlaub gewesen zu sein. Das ausgerechnet nach einem Todesfall der tröstende Schein des Mondes nicht da war, ließ die Stimmung noch tiefer sinken.

Nach und nach standen die Anderen ebenfalls auf und begaben sich zu ihren Zelten. Nur Uruha blieb sitzen und betrachtete die langen Blitze, die sich über den Himmel zogen.
 

~~~
 

Ausgiebig gähnend saß Ko-Ki auf seinem Stuhl und streckte sich dabei.

Iv ignorierte den etwas Größeren und spielte auf seinem Handy ein Spiel. Shin brütete über einem Sudoku und Ryouga und Reno stritten sich lauthals, ob für den Verletzten noch Bettruhe von Nöten war. Reno war der Überzeugung er müsse sich nicht mehr ausruhen, Ryouga hingegen hielt ihm vor, wie verantwortungslos diese Ansicht war. Blablabla...

Nach einigen Minuten der Streiterei platzte Shin schließlich der Kragen und er richtete seinen funkelnden Blick auf die Beiden.

»ES REICHT!«

Ko-Ki erschreckte sich so dermaßen wegen des plötzlichen Losschreien Shins, dass er zusammenzuckte und dabei versehentlich ein Glas umstieß, dass er auf der Lehne seines Stuhls abgestellt hatte. Ein leises Fluchen wich ihm von den Lippen, während er nach dem Glas angelte.

»Hört auf euch zu streiten! Das bringt doch nichts! Kümmert euch lieber mal darum, dass er Nao wieder etwas besser geht!«

Selbiger saß vollkommen deprimiert neben Tora und Hiroto in der Ecke und schniefte leise vor sich hin. Die anderen Beiden warfen Nao immer wieder mitleidige Blicke zu, wirkten aber selber viel zu deprimiert, um sich der Aufgabe gewachsen zu fühlen, den Schwarzhaarigen zu trösten.

Ryouga kommentierte die Situation mit einem genervten Augenrollen und fing sich daraufhin einen wütenden Blick seitens Tora ein. Ohne auf den Blick zu achten ließ sich der Brünette auf einen Stuhl fallen und grinste in die Runde.

»Was haltet ihr davon, wenn wir abhauen?«

Iv verschluckte sich an seiner eigenen Spucke und hustete laut los, während Ko-Ki vor Überraschung abermals das Glas aus der Hand rutschte. Alle Blicke waren nun auf Ryouga gerichtet und ihm galt sämtliche Aufmerksamkeit.

»Warum sollten wir abhauen?«, fragte Hiroto misstrauisch.

Das Grinsen auf Ryougas Gesicht wurde noch breiter.

»Mal ehrlich: was geht uns der Krieg an? Das ist eine Sache der Menschen. Wir sind zwar selber Menschen, aber sie würden uns niemals zu ihresgleichen zählen. Wenn wir diesen Krieg gewinnen, würden wir so oder so nirgendwo einen Ort finden, an dem wir akzeptiert werden würden. Also können wir genauso gut abhauen und wären so sicher, dass keiner von uns umkommen würde. Sowas wie mit Saga muss nicht grundsätzlich passieren...«

Als er den Namen des Verstorbenen aussprach, zuckte Nao zusammen. Shin hingegen schüttelte mit dem Kopf.

»Mal ehrlich... Was würde das bringen? Man würde uns jagen und versuchen wieder einzufangen. Das Resultat wäre also das gleiche.«

Shin lehnte sich zurück und blickte etwas nachdenklich vor sich hin. Ryouga hingegen schien von seinem Standpunkt überzeugt und blickte die Anderen aus glänzenden Augen an.

»Wenn wir weg sind, können die Menschen so oder so nichts gegen uns tun! Wir sind schneller, schlauer und vor allem hören, sehen und riechen wir die Menschen, lange bevor sie uns wahrnehmen können. Es wäre ein Leichtes für uns zu fliehen und das alles hinter uns zu lassen. Wir bräuchten nie wieder irgendwas tun, was wir nicht tun wollen!«

Die Anderen warfen sich alle einen Blick zu.
 

Miyavi saß nachdenklich über seinen Akten und versuchte dem Geheimnis auf die Spur zu kommen.

Was war passiert, als Yomiko mit dem kleinen Jungen geflohen war?

Miyavi zog ein Bild von dem Jungen aus der Unterlagen und studierte es eingehend. Experiment 099 war auf dem Bild gerade vielleicht im Kindesalter. Trotzdem blickte er aus tiefgründigen und dunklen Augen aus dem Foto zu Miyavi hinauf. Der Blick war gezeichnet durch Angst, Hass und unendlichen Qualen, die der Junge all die Jahre hier in dem Labor ertragen hatte müssen.

Er legte das Foto beiseite und widmete sich wieder den Unterlagen, die vor ihm auf dem Tisch ausgebreitet waren. Es gab nur einen Weg, herauszufinden, wo es sich befand. Entweder wusste der Junge es, was Miyavi allerdings stark bezweifelte, oder jemand Unbeteiligtes...

Ein breites Grinsen legte sich auf das Gesicht des Langhaarigen. Er lief zum Aktenschrank und zog einige Mappen aus diesem. Sofort setzte er sich mit diesen an den Schreibtisch und untersuchte dessen Inhalt ausgiebig. Nach einigen Minuten hatte er das gefunden, was er suchte.

Grinsend schlug er die Mappe wieder zu, griff nach seiner Jacke und verschwand mit wehenden Haaren aus dem Labor. Ohne einen Augenblick zu verschwenden schritt er zügig durch die Gänge und gelangte schließlich in die Tiefgarage. Er zog seinen Autoschlüssel hervor, stieg in den Wagen ein und startet den Motor. Keine Minute später raste er durch die Stadt. Obdachlose und arme Menschen liefen auf den Bürgersteigen herum. Nur wenige Kinder waren zu sehen.

Miyavi schenkte dem keine Beachtung, sondern erhöhte seine Geschwindigkeit und raste zwischen den Häusern entlang.

Wieso war er nicht früher auf die Idee gekommen?

Der Name, den er auf dem Papier gesehen hatte, trat immer wieder vor sein inneres Auge und veranlasste ihn dazu triumphierend zu lachen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sich das ungeklärte Rätsel entlüftete. Jetzt musste er nur noch IHN zum sprechen bringen.

Miyavi parkte seinen Wagen vor einem großen Gebäude, das einem Gefängnis glich. Die Fahrt hatte nur zehn Minuten gedauert, kam ihm aber vor wie eine halbe Ewigkeit. Stürmisch sprang er aus dem Wagen und raste auf das Tor zu. Er zeigte einem Wächter seinen Ausweis und trat durch das Tor hindurch. Ein breiter Weg führte auf das große Gebäude zu. Er schritt den mit Kies bedeckten weg entlang. Unter seinen Solen knirtschte der Kies und das Geräusch ließ ihm einen unangenehmen Schauder über den Rücken laufen. Er war so aufgeregt, dass die Hitze in ihm auftieg und sich feine Schweißtropfen auf seiner Stirn bildeten. Der Abstand zu der Eingangstür kam ihm statt immer kürzer immer länger vor. Endlich hatte er die Tür erreicht und drückte diese mit Schwung auf. Sein Atem ging schneller als gewöhnlich und sein Puls schien förmlich zu explodieren. Würde sich sein Verdacht bestätigen...

Er erreichte den Schalter, zeigte abermals seinen Ausweis vor und fragte nach der Zelle eines Experiments. Sofort wurde er von der freundlichen Frau weitergeführt und an einen weiteren Wachmann übergeben. Nach einer endlos scheinenden Kontrolle wurde er endlich in den Bereich der Zellen geführt, in denen die misslungenen, zu alten oder aus anderen Gründen nicht mehr im Dienst stehenden Experimente saßen. Er ließ sich eine Eisentreppe in das erste Obergeschoss führen und hielt schließlich vor einer der Zellen. Der Wachmann verabschiedete sich und schritt davon. Miyavi richtete seine Aufmerksamkeit nun vollkommen auf das Experiment. Es hatte die Nummer 446. Seine Haare waren schwarz, genicklang und strubbelig, das Gesicht von den vielen Test, die man an ihm durchgeführt hatte, ausgemergelt. Die Augen glanzlos.

»Experiment 446!«

Das Experiment richtet langsam seinen Bllick auf Miyavi und starrte diesen unbeeindruckt an.

»Ja, Sir?«

In der Ansprache klang sowohl Respekt als auch Hohn mit. Miyavi schnaubte verächtlich und starrte Experiment 446 verächtlich an.

»Erinnerst du dich an eine junge Frau namens Yumiko? Sie ist vor über 16 Jahren bei einem Fluchtversuch ums Leben gekommen. Sie hat einen Sohn geboren.« Während er sprach zog er ein Foto des Jungen und der jungen Frau hervor. Experiment 446 stand von seiner Liege auf und schlufte an das Gitter, um sich die Fotos genauer anzusehen. Einige Minuten lang betrachtete der Schwarzhaarige das Foto und nickte dann leicht.

»Ich erinnere mich... Sie war in der Zelle mir gegenüber.«

»Ganz genau! Und sie hat einen Gegenstand aus dem Labor gestohlen. Und die dazugehörigen Unterlagen. Weißt du, wo sie beides versteckt hat?«

446 starrte Miyavi einen Moment lang aus dunklen Augen an, dann lachte es los.

»Glauben Sie im erst, dass ich Ihnen das verraten werde?!« Kichernd wischte er sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln. Dann kehrte die Ernsthaftigkeit wieder in das Gesicht der Deadly Weapon zurück. »Ich bin von euren Experimenten angewidert. Ich weiß, was sie gestohlen hat. Sie brauchen darum also kein großes Geheimnis zu machen. Und ich weiß auch, wozu es gut ist. Aber...«, der Schwarzhaarige zog sein T-Shirt hoch und der Blick auf unzählige Narben und Brandmale wurde frei, »...ich habe nichts mehr zu verlieren. Mein Leben hat keinen Sinn mehr. Ich verrotte hier in dieser Zelle. Und wenn ich so oder so zum sterben verdammt bin, dann verrate ich Ihnen sicherlich nicht, wo es sich befindet. Aber eins verrate ich Ihnen.« Ein gehässiges Grinsen schlich sich in das Gesicht von Nummer 446. »Die Unterlagen hat sie zerstört. Yumiko hat sie zerpflückt und gefressen. Sie konnte sie nicht verbrennen, schließlich hatte sie kein Feuerzeug. Also hat sie ganz tapfer die 269 Seiten von euren verschissenen Unterlagen gefressen!«

Die Deadly Weapon spuckte aus und blickte Miyavi aus schelmisch grinsenden Augen an.

»Wenn sie wissen wollen, was mit dem Gegenstand passiert ist, dann müssen sie mich schon überzeugen es zu verraten...«

Miyavi stand die schiere Wut ins Gesicht geschrieben, während er hilflos mit ansehen musste, wie sich der Schwarzhaarige wieder zu seiner Liege ging und sich auf dieser niederließ. Ohne ein weiteres Wort drehte Miyavi sich um und verschwand wieder die Treppe hinunter.

Eine viertel Stunde später saß er in einem Café, hatte eine dampfende Tasse Kaffee vor sich und zermaterte sich das Hirn darüber, wie er das Experiment zum Reden bringen sollte. Es war nicht zu übersehen und überhören gewesen, dass für 446 keine Gefahr darin bestand das Geheimnis für sich zu behalten. Und Miyavi erkannte, dass jede Folter bei so einer Persönlichkeit rein gar nichts bewirkte. Wenn, würde 466 das Geheimnis mit ins Grab nehmen. Aber das durfte auf keinen Fall geschehen. Dafür war es einfach zu wichtig herauszufinden, wo der Gegenstand geblieben war. Miyavi hatte also nur eine Chance...

Er trank seinen Kaffee aus und verließ wieder das Café. Es wurde Zeit, Informationen einzuholen. Also stieg er wieder in seinen Wagen und raste zum Labor zurück. Kaum saß er wieder vor dem Schreibtisch, untersuchte er wieder die Protokolle. Vielleicht würden sie etwas über den Verbleib des Gegenstands verraten. Nach einer Stunde gab er es auf und lehnte sich erschöpft zurück.

Gut, noch einmal alles durchgehen.

Yumiko hatte es zusammen mit zwei anderen Deadly Weapons geschafft die Spritze aus dem Labor zu entwenden. Gleichzeitig hatte sie die Unterlagen zur Selbigen und ihrem Inhalt gestohlen. Dass die Unterlagen zerstört waren, war in der Tat ein ziemliches Problem. Es hatte Jahrzehnte gedauert, den Stoff herzustellen, der über die Spritze in den Organismus gegeben wurde. Es war einfach unmöglich das Sekret ohne die Unterlagen wieder herrzustellen. Es sei denn, man konnte es wieder in seinen Besitz bringen und analysieren. Zudem hatte es um so länger gedauert eine Deadly Weapon zu erschaffen, die den Voraussetzungen gerecht wurde die Flüssigkeit und derren Auswirkungen zu ver- und ertragen, ohne dabei zu sterben. Experiment 099 war der erste Durchbruch gewesen. Die Anderen folgten mit ebenso perfekten Genen. Allerdings hatte keiner der Anderen Experimente die gleichen Gene wie 099. Er fiel aus diesem Schema definitiv heraus. Gedankenverloren schritt Miyavi zu einer Tür, schob einen Elektrochip durch ein elektronisches Schloss und die Türen glitten zur Seite. Er musste die Prozedur geschlagene sieben Mal wiederholen und zudem bei jeder weiteren Tür einen anderen Code mit eintippen. Schließlich stand er vor einem riesengroßen Schaltpult, vor sich eine Glaskugel mit einer durchsichtigen Flüssigkeit darin. In dieser schwebte regungslos ein riesengroßer, weißer Wolf. Man hatte die Gene des Urwolfts rekonstruiert und durch fortgeschrittene Technik den ersten Wolf wiedererschaffen. 099 hatte die Gene dieses Tieres eingesetzt bekommen. Das erste und letzte Experiment, dass die Kraft dieser Gene überlebt hatte. Alle anderen waren der Kraft nicht gewachsen gewesen und waren nach wenigen Wochen oder Monaten gestorben. Nachdenklich betrachtete Miyavi das riesige Tier. Mit einem Mal kam ihm eine Idee. Er lief zu einem ausfahrbaren Schrank, gab einen Code ein und entnahm dem Schrank eine Blutprobe von 099. Er öffnete sie, setzte sie in ein Gerät ein und leitet das Blut in die klare Flüssigkeit, in der der Wolf schwebte. Das Blut verteilte sich. Gebannt beobachtete Miyavi das Gesicht des Wolfes. Im ersten Moment tat sich nichts, doch dann öffnete das Tier seine Augen. Gelbe Pupillen blickten zwischen halb geöffneten Lidern verträumt vor sich hin. Ein kleines Zucken ging durch die rechte Hinterprote, dann schloss das Wesen wieder seine Augen und befand sich im gleichen Trancezustand wie zuvor. Miyavi schrieb das Ergebnis auf und verschwand wieder aus dem Labor. Er hatte noch nie so eine Reaktion bei dem Wolf gesehen. Gab man beispielsweise Kuhblut in die Flüssigkeit, öffnete das Tier zwar seine Augen nicht, begann aber mit seinen Gliedmaßen zu zucken. Es war das erste Mal, dass es seine Augen geöffnet hatte.

Ein breites Grinsen schlich sich auf Miyavis Gesicht. Er griff nach dem Telefon.
 

Satoshi saß auf seiner Liege und starrte die Wand gegenüber an. Er hatte Miyavi noch nie zuvor gesehen. Er ließ sich aber von ihm nicht ins Boxhorn jagen. Solange er für das Geheimnis nichts bekam, würde er keinen Ton sagen.

Das Geräusch schwerer Stiefel riss den Schwarzhaarigen aus seinen Gedanken. Ein Wächter trat vor seine Zelle und schloss diese auf.

»446! Mitkommen!«

Schwerfällig erhob sich angesprochener und schlurfte dem Wächter nach. Dieser hatte eine kleine Fernbedienung in der Hand. Aus Erfahrung wusste Satoshi, dass er auf Knopfdruck durch den Elektroschocker, der durch eine Operation an seiner Wirbelsäule angebracht worden war, tierische Qualen erleiden würde, sollte er auch nur einen Gedanken daran verschwenden, abzuhauen. Also trabte er brav dem Wächter nach und gelangte schließlich in einen kleinen Raum, in dem ein Tisch und zwei Stühle standen. Auf dem einen saß der Kerl vom Morgen. Etwas überrascht ließ sich Satoshi auf den anderen Stuhl fallen und fixierte sein Gegenüber.

»Sie sind ziemlich enervierend. Haben sie von dem Gespräch heute Morgen nicht genug?«

Feixend musterte der Schwarzhaarige den Anderen und bleckte dabei amüsiert seine spitzen Zähne.

Der Langhaarige ließ sich davon nicht einschüchtern.

»Ich möchte dir etwas zeigen. Ich habe extra angerufen und abgeklärt, dass ich dich mitnehmen kann.«

Nun war 446 wirklich überrascht. Der Überraschung folgte Misstrauen und er lehnte sich mit skeptischem Blick zurück.

»Und was wollen Sie mir zeigen?«

»Das wirst du gleich sehen.«

Miyavi erhob sich, nahm dem Wärter die kleine Fernbedienung ab und bedeutete Satoshi ihm zu folgen. Dieser blieb ungerührt auf seinem Stuhl sitzen.

»Ich bin hier seit zehn Jahren drinne. Und jetzt auf einmal soll ich raus? Wie stellen Sie sich das vor?«

Auf die Frage hin ließ Miyavi die Fernbedienung vor Satoshis Gesicht herumbaumeln. Etwas gereizt erhob sich dieser und folgte dem Anderen raus. Als sich die Türen öffneten kniff der Schwarzhaarige die Augen zusammen. Einen Moment lang war er geblendet, aber seine Augen gewöhnten sich schnell an das hellere Licht. Er konnte nicht anders und musste stehen bleiben. Sein Blick wanderte über den Horizont, er sog gierig die frische Luft ein und er schloss die Augen, als ein Windhauch über sein Gesicht zog. Eine Träne löste sich aus seinen Augenwinkeln und lief über seine Wange, um sich letztendlich von seinem Kinn zu lösen und auf den Boden zu tropfen.

Langsam öffnete Satoshi wieder seine Augen und stieg in den Wagen ein, der direkt neben der Eingangstür geparkt war.

Veränderungen

Mit geweiteten Augen starrte Satoshi auf den riesengroßen weißen Wolf, der vor ihm in der klaren Flüssigkeit schwebte und zu schlafen schien. Sein Herz begann bei dem Anblick wie wild zu rasen. Er wusste selber nicht, warum, aber er hatte noch nie so eine Bedingungslosigkeit gegenüber einem Wesen gefühlt wie diesem. Er war von dem Anblick so gefesselt, dass er sogar Miyavi vergaß, der neben ihm stand und ihn genau beobachtete.

Langsam schritt der Schwarzhaarige näher an das Glas heran und saugte jede kleine Einzelheit des Tieres in sich auf. Das Gefühl von Bedingungslosigkeit gegenüber dem Wolf stieg in ihm immer mehr auf, bis er plötzlich etwas empfand, was er seit Jahren nicht mehr empfunden hatte: einen Sinn in seinem Leben. Er wollte das Wesen mit seinem Leben beschützen. Er würde für es sterben, wenn es von Nöten sein würde. Er würde alles für den Wolf aufgeben. Er würde ihn vor alles und jedem beschützen...

Erst jetzt wurde sich Satoshi bewusst, dass Miyavi ihn die ganze Zeit über beobachtete. Er schnalzte wütend mit der Zunge und wendete sich ab.

»Warum zeigen Sie mir das?«

Miyavi schnaubte nur verächtlich und hob ein kleines Gläschen vom Schaltpult, von dem der Geruch von Blut ausging. Satoshi entging dabei nicht, dass der Blutgeruch außergewöhnlich angenehm war und eine seltsame Wärme in ihm auslöste.

Der Langhaarige richtete seinen Blick auf den weißen Wolf und hielt das leere Gläschen hoch, an dem noch etwas von dem restlichen Blut klebte. Jetzt richtete er seine Worte direkt an das Tier.

»Du weißt, dass dies das Blut deines Sohnes ist.«

Als Reaktion auf die Worte öffnete das Tier einen Spalt breit seine Augen und richtete seinen schwachen Blick auf das Gläschen. Verschmitzt grinste Miyavi.

»Du weißt, was ich will. Bring Nummer 446 zum Reden, oder ich lasse Nummer 099 oder »Aoi«, wie ihn seine Mutter ach so süß getauft hat, umbringen.«

Einen Moment lang tat sich nichts, dann richtete der Wolf seinen Blick auf Satoshi.

Der Schwarzhaarige erbebte unter dem Blick. Langsam öffneten sich seine Lippen...
 

Eine halbe Stunde später stand Miyavi wieder im Labor und hatte ein triumphierenden Blick auf dem Gesicht. Auf seine Anweisung hin war 446 in einer der Zellen unter dem Labor gebracht worden. Vielleicht würde er ihn noch brauchen.

Jetzt verschwendete Miyavi aber keine Zeit, sondern begab sich abermals durch eine Labortür. Vor ihm war der Behälter mit der blauen Flüssigkeit, in dem das noch schlafende Experiment lag. Er drückte auf einen Knopf und ließ die Flüssigkeit ablaufen. Als das große Gefäß leer war, drückte er auf einen weiteren Knopf und die Klappe zu dem Gefäß öffnete sich surrend. Kaum gelangte die Luft in die Kapsel, öffnete das Experiment seine Augen, atmete das erste Mal ein und richtete sich auf. Miyavi machte beeindruckt einen Schritt zurück, hatte er doch noch nie so eine derart bösartige Aura wahrgenommen. Das Experiment starrte Miyavi aus dunklen Augen an. Dieser reichte dem Wesen das kleine Glasröhrchen. Das Experiment roch daran und nahm den Blutgeruch auf.

»Finde ihn... Und bring ihn lebend her!«
 

~~~
 

Fröstelnd schlang Aoi seine Arme um seinen Oberkörper und ließ seinen Blick über den Himmel schweifen. Die Gewitterwolken hatten sich verzogen und die Wolkendecke riss auf, um die ersten blauen Streifen des Himmels frei zu geben.

Wenn sie Glück hatten, würde heute Nacht der Mond scheinen. Etwas besser gelaunt wendete er sich an Uruha und grinste diesen an.

»Wir haben jetzt zwei Tage lang nicht gekämpft. Ich fühl mich richtig erholt.«

Der Brünette nickte zustimmend und lächelte dabei.

»Wart's ab... Kaoru lässt uns bestimmt nicht noch länger ausruhen. Heute ist sicherlich der letzte freie Tag.«

Aoi nickte verstehend und blickte wieder gen Himmel.

»Ich war heute Morgen wieder bei Shou.«

»Das wundert mich nicht. Wie geht es ihm?«

»Gut..«

Aoi zögerte und blickte etwas ernster zu seinem Freund. »Ich weiß nicht warum, aber manchmal... blickt er mich an, als wäre ich sein Sohn. Er sieht mich dann immer so fürsorglich an, macht es aber nur, wenn ich ihm den Rücken zudrehe. Es fällt mir aber trotzdem auf...«

Der Brünette warf Aoi einen Seitenblick zu und runzelte dabei seine Stirn. Einen Moment schwieg er, ehe er darauf antwortete.

»Ich mache mir etwas Sorgen. Du solltest dich nicht zu sehr an Shou hängen. Das könnte dir zum Verhängnis werden...«

Ein Schnauben war seitens des Anderen zu hören.

»Vielleicht hast du Recht, aber... ich bin dabei, eine wunderbare Freundschaft zu ihm aufzubauen...«

»Und was, wenn er mehr als nur eine Freundschaft in dir sieht? Was, wenn er in dir wirklich so etwas wie einen Sohn sieht? Ich meine du weißt ja nie, was in seiner Vergangenheit passiert ist. Vielleicht hat er jemand wichtigen verloren und sieht in die jetzt einen Ersatz.«

Ratlos zuckte Aoi mit den Schultern.

»Ich könnte ihn mal nach seiner Vergangenheit fragen...«

»Mach das lieber nicht. Wer weiß, was dann passiert. Vielleicht hat er auch irgendwas verdrängt und rastet dann komplett aus, wenn du ihn dannach fragst. Oder er wird wütend, weil du ihn dannach gefragt hast... Man weiß ja schließlich nie so wirklich, an wen man gelangt... Außerdem ist es kein Grund naiv zu handeln, nur weil man jemanden mag. Er könnte versuchen dich auszuspionieren und einen Schwachpunkt in unserer Gruppe ausfindig zu machen. Oder dich selber zu einem Schwachpunkt zu machen. Schätz die Situation nicht falsch ein. Shou ist eine Bedrohung und wenn er sich als wirkliche Gefahr entpuppt, muss er eliminiert werden. Und Kaoru wird keine Gnade walten lassen, bloß weil du Shou gerne magst. Vergiss nicht, dass wir in Kaorus Augen nichts weiter als Werkzeuge sind. Und wenn er herausbekommt, dass du Shou immer besuchst... Es wundert mich offen gesagt, dass die Wächter dich noch nicht verpetzt haben.«

Uruha hatte mit seinen Worten definitiv Recht, das wusste Aoi auch zu gut, aber die Worte schmerzten ihn und er musste schwer schlucken. Shou war definitiv ein guter Mensch! Er war nett, lustig und vor allem lieb. Das spührte Aoi einfach und er war auch der festen Überzeugung, dass es auch 100%ig so war.

Er wollte gerade den Mund öffnen, um etwas zu erwiedern, als sich ihm plötzlich die Nackenhaare aufstellten und ihm ein unangenehmer Schauder über den Rücken lief. Irritation erfasste sein Gemüt und er blickte Uruha verwirrt an.

»Hast du das gerade auch gemerkt?«

»Was gemerkt?«

Der Brünette musterte etwas misstrauisch den Schwarzhaarigen, der vollkommen weggetreten da stand, allerdings bis in die letzte Faser seines Körpers angespannt.

»Aoi...?«

Der Angesprochene zuckte erschrocken zusammen und blickte mit panischen Augen zu Uruha.

»W-Was?«

Man konnte ein hektisches Keuchen in der Stimme hören.

»Was hast du?«

Gefragter schüttelte nur mit dem Kopf und ließ sich langsam auf die Knie ins dürre Gras sinken. Dort sitzend fuhr er sich aufgewühlt durch die Haare.

»Hast du das eben wirklich nicht gespührt?«

Uruha schüttelte mit dem Kopf und ging neben Aoi in die Hocke.

»Du siehst nicht gut aus... Willst du dich hinlegen?«

Als Antwort schüttelte Aoi mit dem Kopf. Dabei fielen ihm die pechschwarzen Haare über die Augen.

»Alles okay...«, murmelte er benommen.

Leise Schritte waren zu hören und Sekunden später stand Reita vor ihnen. Der Blonde zog überrascht die Augenbrauen hoch und musterete die Beiden auf dem Boden hockenden.

»Was macht ihr bitte da unten?«

Ohne darauf zu antworten, erhoben sich Beide und gaben etwas unverständliches von sich. Reita zuckte nur mit den Schultern.

»Kaoru hat ein Treffen einberufen...«
 

Die ersten Sonnenstrahlen brachen durch die Wolken hindurch und trafen wärmend auf das nasse Gras. Kaoru stand im Gemeinschaftszelt und tippte entnervt mit dem Fuß auf dem Boden. Nach einigen Minuten kamen endlich Uruha, Aoi und Reita in das Zelt. Die Anderen waren bereits schon da und blickten aufmerksam zu ihm. Gereizt wartete er, bis auch die drei Nachzügler saßen und erhob schließlich das Wort.

»Für euch ist heute der letzte Tag zum ausruhen. Ab morgen werdet ihr wieder in den Krieg ziehen. Unsere Gegner haben sich bis jetzt noch relativ ruhig verhalten.«

Er legte eine kurze Pause ein.

»Ich will morgen Ergebnisse sehen! Wir können es uns nicht leisten noch mehr Zeit zu verschwenden! Entweder bringt ihr morgen einen ordentlichen Erfolg, oder es gibt Ärger!«

Eine angespannte Unruhe machte sich unter den Deadly Weapons breit, während Kaoru ohne ein weiteres Wort aus dem Zelt verschwand. Er hatte zwar nur ein paar Sätze gesagt, aber diese hatten eine durchschlagende Wirkung gehabt.

Nach einigen Sekunden des Schweigens erhob Ruki mit fester Stimme das Wort.

»Wir sollten uns wirklich mehr anstrengen. Kaoru wird stink sauer... Und ich hab keine Lust seinen Elektroschocker zu spühren...«

Gezeizt wendete sich Hitsugi an den Kleinen.

»Und wie stellst du dir das vor?! Ni~Ya und Kai sind tot! TOT! Glaubst du wir können einfach wieder aufstehen und weiter kämpfen, als wäre nichts gewesen?! Und überhaupt: wenn wir es nicht geschaft haben, als Ni~Ya und mit Kai noch da waren, dann schaffen wir es jetzt erst recht nicht!«

Die Worte lösten bei den Anderen eine tiefe Betretenheit aus, aber Ruki schien förmlich zu explodieren.

»Und was glaubst du, macht Kaoru MIT UNS!? Glaubst du im Erst, ihn interessiert auch nur entfernt, was wir fühlen!?«

Aoi öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber der Kleine fuhr ihm dazwischen.

»Halt deine Klappe! DU traust dich vielleicht abzuhauen! Du hast es ja auch schon oft genug gemacht! Ein Wunder, dass du die letzten paar Tage ausgehalten hast, ohne auch nur ein Mal die Flucht zu ergreifen! Und lass mich raten: Shou ist der Grund, weswegen du hier bist! WIR SIND DIR DOCH SCHEISS EGAL!«

Ein wütendes Knurren drang aus dem Mund des Schwarzhaarigen, während er aufsprang und sich vor Ruki aufrichtete.

»Lass Shou gefälligst aus der Sache raus!«

Während Aoi die Drohung aussprach, blitzen seine spitzen Zähne und seine Pupillen verengen sich. Ruki zuckte etwas zurück, blickte dann aber trotzig in die Runde.

»Es ist EURE Schuld, wenn Kaoru uns bestraft!«

Damit raste der Kleine aus dem Zelt und ließ die Anderen zurück. Reita war sofort auf den Beinen und folgte dem Brünetten. Yomi schüttelte mit dem Kopf und erhob sich ebenfalls.

»Das klingt vielleicht hart, aber Ruki hat Recht. Ihr kennt Kaoru.«

Mit diesen Worten verschwand auch er aus dem Zelt.
 

Shous Finger glitten über den dicken Verband, der um seinen Bauchraum gewickelt war und auf seine Wunde drückte. Mittlerweile fühlte er sich wieder richtig gut. Es hatte gut getan einfach mal zwei Tage im Bett zu liegen und sich auszuruhen. Die Umstände waren zwar nicht gerade wünschenswert, aber immerhin hatte er so Zeit zum Nachdenken gehabt. Oft waren seine Gedanken zu Yumiko geschweift, an den Blumenduft ihrer Haare, ihre sanfte Stimme und an ihre warm blickenden Augen. Immer wenn seine Gedanken zu ihr schweiften, gelangten sie gleichzeitig auch immer zu Aoi. Er hatte den genauso warmen Blick wie sie, die gleichen feinen Gesichtszüge und vor allem hatte er auch diese Fürsorge. Zwar kümmerte sich der Schwarzhaarige eher um ihn, aber Shou empfand trotzdem eine seltsames Verlangen Aoi zu beschützen statt andersherum. Er und Yumiko waren sich so ähnlich vom Wesen, dass es schon fast schmerzte. Gleichzeitig verspührte der Brünette aber auch eine gewisse Verbundenheit zu dem Anderen. Er fing an für ihn wie ein Sohn zu werden. Zwar nur langsam, aber dafür unaufhaltsam.

Diese Gedanken und Gefühle waren sowohl etwas schönes, da nun ein Lebensinhalt zu existieren schien, aber zugleich waren sie höchst beunruhigend. Seinem Feind sollte man nicht blind vertrauen.

Aber war Aoi überhaupt ein Feind?

Nachdenklich blickte Shou an die Decke und das erste Mal seit zwei Tagen dachte er an Ryouga, Reno und die Anderen. Ein Stechen in seinem Brustkorb verreit Shou seine Sehnsucht nach seinen Freunden.

Was sie wohl gerade taten? Waren sie dabei einen Plan zu entwerfen ihn zu retten?

Wussten sie überhaupt, dass er noch lebte?

Was war, wenn sie Alle bei der Explosion ums Leben gekommen waren?

Aus diesen drei Fragen entstanden in seinem Kopf immer mehr, bis sein Schädel zu summen und zu pochen schien. Der Gedanken ihnen könnte etwas zugestoßen sein, trieb Shou die Tränen in die Augen. Gleichzeitig bekam er Angst, sie hätten ihn aufgegeben und würden denken er wäre tot. Der Angst folgte Panik.

Er musste so schnell wie möglich hier raus. Egal wie, aber raus. Zu seinen Freunden zurück, die gleichzeitig seine Familie waren. Zurück in die Humanität, die von Toshiya ausging. Hier war es nicht zum aushalten. Kaoru herrschte wie ein Diktator über die Deadly Weapons und ließ sie leiden. Diesem hermetische Denken Kaorus ausgesetzt zu sein, war das schlimmste, was Shou je erlebt hatte.

Gestern hatte er einen Besuch von Kaoru bekommen. Nie wieder wollte der Brünette diesen Kerl wiedersehen. Noch nie hatte er so viel Verachtung für eine Deadly Weapon in den Augen eines Menschen gesehen. Der Besuch hatte in Shou eine Nervosität ausgelöst, wie er sie noch nie kennengelernt hatte. Erst nach einigen Stunden hatte er sich beruhigen können.

Was genau war mit diesem Kerl falsch?

Grübelnd richtete Shou seinen Blick auf die Zimmerdecke.
 

~~
 

Der Boden unter den Füßen des Experiments flog förmlich nur so dahin. Der Wind wehte leicht um seine Nase und brachte den frischen Duft von Tannennadeln mit sich. Nur vom Instinkt geleitet lief das Wesen in einer irren Geschwindigkeit weiter. Die Gewissheit seinem Ziel mit jedem Schritt immer näher zu kommen, brannte wie Batteriesäure in seinen Adern.

Es gab nur ein Ziel: die gesuchte Deadly Weapon einzufangen und zu Miyavi zu bringen.

Mehr war nicht von belang. Sollte er sich wehren, würde das Experiment zu härteren Mitteln greifen. Wenn es gar nicht anders ging, würde es töten. Lieber eine tote Zielperson, als gar keine mit nach Hause bringen.

Ohne Unterlass arbeiteten die Muskeln der Waffe weiter. Mit jedem Schritt schien das Wesen noch mehr an Geschwindigkeit zuzunehmen, auch wenn dies unmöglich erschien.
 

~~
 

Chaos.

Schreie.

Blut.

Panik stieg in Aoi auf. Er sah, wie jemand vor ihm zu Boden viel.

Jetzt gab es nichts mehr zwischen ihm und diesem Monster. Er konnte die Krallen in seinem Fleisch spühren, schrie nun selber. Zappelte, versuchte sich zu befreien...
 

Mit einem Aufschrei fuhr der Scharzhaarige hoch. Sein Atem ging stoßweise und gehetzt.

Das seltsame Gefühl vom Mittag bestärkte sich mit jedem Augenblick.

Ohne eine Sekunde zu verschwenden, schlug er die Decke beiseite. Sofort sprintete er nach draußen und lief zu den Zelten der Anderen.

Keine fünfzehn Minuten später waren alle zusammen im Gemeinschaftszelt und blickten neugierig auf Aoi. Dieser trat nervös von einem Bein aufs Andere und versicherte sich erst mal, ob sie nicht belauscht wurden.

Schließlich blickte er etwas beruhigt in die Runde und atmete tief durch.

»Ich weiß, wie wir abhauen können!«

Erstaunte und zugleich ungläubige Blicke wurden ausgetauscht. Schließlich erhob Uruha das Wort.

»Und wie stellst du dir das vor? Ich meine vergiss nicht, dass wir mit dem Elektroschocker auch einen Sender eingepflanzt bekommen haben. Und Kaoru killt uns alle, wenn er dahinter kommt.«

Ein breites Grinsen schlich sich auf das Gesicht des Schwarzhaarigen. »

Wir sind erstens viel schneller weg. Und wenn wir alle zusammen abhauen, hat Kaoru keine anderen Deadly Weapons, die er hinter uns her schicken könnte. Und was es den Sender anbelangt...«

Der Schwarzhaarige zog ein Skalpel hervor uns hielt die glänzende Klinge ins Licht.

»Es wird weh tun... aber... Was ist ein Moment des Schmerzes schon, wenn man dafür die Freiheit haben kann?«
 

Zur gleichen Zeit lief Iv durch das Lager und verschand in Ryougas Zelt.

Die Anderen waren bereits schon alle da. Als Iv eintrat, atmete Ryouga erleichtert aus. Der Brünette schnappte einen Rucksack und schulterte diesen.

»Ich hab den mitsamt ein paar Vorräten mitgehen lassen. Ich hab Toshiya einen Brief geschrieben und den bei Reno aufs Bett gelegt. Er wird ihn sicherlich bald finden... Wir sollten los...«

Damit zog er die Zeltplane beiseite und checkte, ob die Luft rein war. Als er sich dessen sicher war, machte er zusammen mit den Anderen den ersten Schritt in die Freiheit.

Flucht I

Unter Naos Fuß zerbrach leise knackend ein Zweig. Sein Blick schweifte durch die Dunkelheit. Seine Sinne waren aufs Äußerste geschärft, bereit auch nur jedes noch so kleine Geräusch, jeden schwachen Geruch oder jede Bewegung wahrzunehmen.

Die Anderen blickten sich ebenfalls angespannt um. Hinter ihnen leuchteten in der Ferne die Lichter des Lagers. Noch war alles ruhig, aber sie waren auch erst seit einer halben Stunde unterwegs und es war vielleicht nur noch eine Frage von Minuten, bis Toshiya den Brief finden würde. Was dann passieren würde, stand in den Sternen. Toshiya war ohne Frage im Gegensatz zu den meisten Menschen human gegenüber Deadly Weapons. Aber wie er auf so ein Verhalten reagieren würde, wusste niemand. Also war es wichtig so schnell wie möglich das Weite zu suchen.

Reno wendete seinen Blick ab und ging weiter. Nach und nach wendeten auch die Anderen sich ab und folgten ihm weiter, bis die Dunkelheit sie verschluckte und es so aussah, als wären sie nie da gewesen. Als würden sie nicht einmal existieren. Zumindest nicht für die Menschen.
 

~~~
 

Nachdenklich blickte Reita auf seine Hände. Nach Aois Vorschlag waren sie alle erst einmal in ihre Zelte gegangen, um darüber nachzudenken.

Eins war klar:

Es war nicht ungefährlich den Elektroschocker mitsamt dem Sender selber aus dem Körper zu schneiden. Beides saß an einer sehr empfindlichen Stelle. Ein falscher Schnitt und man wäre queerschnittsgelämt.

Und wenn sie es trotzdem schaffen würden, hieß das noch lange nicht, dass Kaoru ihnen keine anderen Deadly Weapons hinterher schickten würde, um sie zu verfolgen. Sie hatten vielleicht ein paar Tage vorsprung, da die Aktion unerwartet war und es seine Zeit dauern würde, bis neue Waffen in das Lager gebracht werden konnten, aber die Chance gefasst zu werden, war trotzdem verdammt hoch. Und wenn sie dann ins Lager zurück gebracht würden, wäre das Empfangskommite sicherlich nicht sehr freundlich...

Der Blonde biss auf seiner Unterlippe herum und dachte fieberhaft nach. Entweder musste er das Risiko eingehen, oder er würde für immer ein Gefangener sein und unter Kaoru leiden.

Langsam erhob er sich und trat aus dem Zelt hinaus. Er wollte noch einmal mit Aoi reden. Vielleicht würde es ihm dann leichter fallen sich zu entscheiden.
 

Im selben Moment, in dem Reita das Zelt verließ, stand Kaoru auf der anderen Seite des riesigen Zeltlagers und rauchte. Mit gerunzelter Stirn zog er an seiner Ziarette und dachte an das Gespräch, was er zuvor mit Miyavi geführt hatte. Über ihn hatte Kaoru erfahren, was vor 16 Jahren passiert war. Diese Entwicklung war bedenklich.

Während er nachdachte, starrte er in die Dunkelheit, die sich vor ihm erstreckte. Miyavi hatte ihm auch von dem Experiment erzählt, dass er auf den Weg geschickt hatte, um Nummer 099 zurück zu holen.

Kaoru ließ die Zigarette auf den Boden fallen und trat sie aus. Gleichzeitig erweckte eine Bewegung seine Aufmerksamkeit. Angestrengt blickte er in die Dunkelheit. Nach einigen Sekunden löste sich aus dieser eine kleine und schmal gewachsene Gestalt. Es war das Experiment.

Es kam auf Kaoru zu und blieb vor diesem stehen. Dieser betrachtete das Ergebnis seiner Forschung zufrieden und nickte, als müsste er sich selber als Lob bestätigen.

»Kyo...«

Das Experiment starrte den Mann vor sich unverwand auf, reagierte bei seiner Namensaussprache allerdings nicht. Schließlich öffnete er langsam seinen Mund und seine dunkle Stimme erklang.

»Wo ist 099?«

Der Gefragte blickte lächelnd Kyo an.

»Damit eins klar ist: Du holst dir 099 und verschwindest sofort wieder. Ich möchte Tote vermeiden. Also versuch das ganze ohne großes Blutvergießen zu klären!«

Kyo nickte und schritt an Kaoru vorbei ins Lager hinein.
 

~~~
 

Mao lauschte Miyavis Worten und gab nur zwischenzeitlich ein zustimmendes Nicken von sich.

Er sprach mit ihm gerade über Webcam.

Die Geschichte, die Mao von seinem Spion gehört hatte, war höchst beunruhigend. Sollte Kaoru die Spritze in die Hände bekommen, hätten sie ein verdammt großes Problem!

Er schaltete die Webcam aus und griff zu seinem Handy, um Toshiyas Nummer anzuwählen. Er musste sich unbedingt mit ihm Beraten. Nach einigen Sekunden des Freizeichens nahm sein Arbeitnehmer ab.

»Ja?«

»Toshiya... Ich muss mit dir über etwas reden...«

Einen Moment war in der Leitung nichts zu hören.

»Mao. Wir haben ein Problem!«

Angesprochener zog etwas überrascht die Augenbrauen hoch.

»Und was für ein Problem?«

»Ryouga, Shin, Tora und die Anderen sind abgehauen! Ich hab vor einer viertel Stunde einen Brief erhalten, den man auf Renos Bett gefunden hat. Wir haben keine Chance mehr unseren Gegnern etwas entgegen zu setzten!«

Die neue Nachricht warf Mao komplett aus der Bahn. Einen Moment lang brauchte er, um sich zu fangen. Schließlich fragte er ernsthaft: »Du hast vor sie gehen zu lassen, oder?«

Auf die Frage hin schwieg Toshiya. Das war Mao Antwort genug.

»Hör zu! Mit ist es egal, wie du es anstellst, aber BRING SIE ZURÜCK! Wir sind Kaoru schutzlos ausgeliefert! Und wenn er dann noch die Spritze in die Hand bekommt...«

Die Irritation des Anderen war förmlich durch das Handy zu spühren.

»Spritze?«

Und so erzählte Mao Toshiya alles, was er von Miyavi erfahren hatte. Nachdem er die Geschichte beendet hatte, herrschte abermals Schweigen zwischen den Beiden. Schließlich erhob Toshiya wieder die Stimme.

»Ich werde sie zurück holen.«
 

Aois Muskeln waren auf einmal bis zum zerreißen angespannt. Er spührte, wie die Gefahr näher kam. Er wusste nicht genau warum, aber er stürmte aus dem Zelt herraus, nur um direkt in Reita hinein zu laufen. Dieser blickte den Schwarzhaarigen überrascht an.

»Was hast du denn?«

Gefragter schoss mit seinem Blick nervös hin und her und suchte die Dunkelheit ab. Es schien niemand da zu sein, doch dann drehte der Wind und ihm schlug der Geruch von einem Fremden entgegen. Der Blonde roch es ebenfalls und trat ungemütlich von einem Bein aufs Andere.

»Irgendwas geht hier vor...«

Aoi beachtete die Bemerkung nicht, sondern schnappte Reita am Kragen und zog ihn in die Dunkelheit. Dort versteckten sie sich hinter einer Zeltecke, darauf achtend, dass ihnen der Wind entgegen schlug. Beide lugten unbemerkt um die Ecke und starrten auf Aois Zelteingang.

Einige Minuten lang tat sich nichts, bis der Geruch auf einmal wesentlich stärker wurde und eine kleine Gestalt zwischen den Zelten auftauchte. Jeder Mensch hätte ihn durch die Dunkelheit nicht gesehen, aber für Aoi und Reita war das kein Problem.

Sie beobachteten, wie der Fremde die Zeltplane beiseite zog und in Aois Zelt trat. Die Beiden warfen sich einen alarmierten Blick zu. Ihr Instinkt meldete sich und bedeutete ihnen so schnell wie möglich das Weite zu suchen. Sie spührten die Gefahr, die von dem Fremden ausging.

Ohne eine weitere Sekunde zu verschwendet schlichen sie zwischen den Zelten davon. Als sie sich in Sicherheit fühlten, blickte Reita Aoi eindringlich an.

»Wer war das?«

»Keine Ahnung... Aber wir müssen hier weg! Du holst die Anderen und ich... ich hole Shou. Ich lasse ihn hier nicht zurück.«

Damit drehte sich der Schwarzhaarige um und verschwand zwischen den Zelten, bevor der Blonde auch nur zu einer Erwiderung ansetzen konnte. Reita fluchte und huschte einige Sekunden später davon. Er musste die Anderen einsammeln, bevor der Fremde sie erreichte.

Eine halbe Minute später stand er vor Uruhas Zelt und schlüpfte hinein. Der Brünette lag auf dem Bett und döste vor sich hin. Der Blonde rüttelte an der Schulter des Anderen und weckte ihn so. Etwas verschlafen reib sich Uruha die Augen und blickte seinen Freund fragend an.

»Was ist?«

»Wir müssen hier weg...«

Ohne Fragen zu stellen war Uruha auf den Beinen und folgte dem Blonden nach draußen. Dort liefen sie zwischen den Zelten entlang, während Reita sich nervös immer wieder umsah, um sich zu vergewissern, dass der Fremde sie nicht verfolgte oder entdeckte. Schließlich blieb er stehen und drehte sich zu dem Brünetten um.

»Pass auf... Du holst Ruka und Yomi. Ich hole Hitsugi. Wir treffen uns in einer viertel Stunde vorm Gemeinschaftszelt. Aoi kommt mit Shou.«

Beide trennten sich und machten sich auf den Weg die anderen drei einzusammeln.
 

Kyo stand in Aois Zelt und runzelte die Stirn. Irgendetwas stimmte nicht.

Sie wussten, weswegen er hier war. Beziehungsweise sie wussten es nicht. Aber sie spührten, dass etwas nicht richtig war.

Einen Moment stand er nachdenklich da, dann drehte er sich um und trat wieder nach draußen. Sein Blick schweifte über die anderen Zelte, die vor ihm standen. Er konnte niemanden entdecken. Langsam schritt er zwischen den Zelten hindurch und schnupperte in der Luft. Er konnte nichts riechen. Stirnrunzelnd ging er weiter und trat um ein Zelt herum. Und dann roch er es. Er konnte den Geruch von 099 wahrnehmen. Und nicht nur seinen. Jemand anderes war bei ihm gewesen. Das spielte jetzt aber keine Rolle.

Zielsicher folgte er der Fährte von 099. Er konnte an der Intensität des Geruchs feststellen, dass 099 vor ungefähr 1 1/2 Minuten hier gewesen war. Es würde vielleicht eine halbe Minute dauern, dann hätte Kyo ihn gefunden.
 

Als Shou das Gesicht des Schwarzhaarigen sah, wusste er sofort, dass etwas nicht stimmte. Besorgt richtete er sich auf und blickte Aoi alarmiert an.

»Was-?«

Bevor der Brünette seine Frage beenden konnte, packte Aoi ihm am Handgelenk und zog ihn auf die Beine.

»Wir müssen hier weg!«

»Und wie stellst du dir das vor? Hast du vergessen, dass vorne die Wachen stehen?«

Der Schwarzhaarige blickte Shou ernst an.

»Lauf einfach.«

Mit diesem Satz zog Aoi den Anderen mit einem Ruck hinter sich her. Beide rasten auf den Ausgang zu. Der Wächter blickte überrascht auf die beiden Gestalten, die auf ihn zugestürmt kamen, war aber viel zu überrascht, um auch nur im Ansatz etwas unternehmen zu können. Eine Sekunde später waren die Beiden auch schon an ihm vorbei gestürmt und türmten in die Dunkelheit.
 

Kyo schnupperte abermals in der Luft. Er trat ins Licht und starrte auf das Lazarett. Er konnte zwei Gestalten sehen, die in der Dunkelheit verschwanden. Gleichzeitig schlug der Wächter vor dem Lazarett Alarm.
 

Der Wind sauste in Aois Ohren, während er in einem Mordstempo durch die Dunkelheit raste. Hinter ihnen erklang schrill der Alarm. Es wurde Zeit so schnell wie möglich das Weite zu suchen. Noch immer zog er Shou erbarmungslos am Arm weiter mit sich. Dieser legte den Kopf in den Nacken und stieß zwei langgezogene und verdammt laute Heuler aus. Sein Ruf, der sich wie Wolfsgeheul anhörte, schallte in Aois Ohren wieder und verlor sich in der Nacht.

Ohne dem Bedeutung beizumessen, raste der Schwarzhaarige weiter. Die Zelte flogen an ihnen nur so vorbei, dann standen sie vor dem Gemeinschaftszelt. Die Anderen fünf waren bereits schon da und blickten nervös hin und her.

Yomi trat auf die Beiden zu.

»Wir haben alles von Reita gehört. Wir müssen sofort fliehen!«
 

»Das wird nicht nötig sein.«
 

Der Satz schien einen Moment noch in der Luft zu hägen. Dann drehten sich die Sieben zu Kyo um, der zwischen den Zelten stand und Aoi mit eiskalem Blick fixierte.
 

~~
 

Shin stoppte und drehte sich um.

Hatte er gerade Shous Ruf gehört?

Ein zweiter Ruf bestätigte ihm seine Vermutung und auch die Anderen blieben stehen.

Ryouga blickte zurück und lauschte abermals, aber es ertönte kein weiterer Ruf. Der Brünette dachte einen Moment lang nach.

War Shou nicht tot?

Sie hatten es bis jetzt anbenommen, weil er einfach verschwunden war. Aber man hatte seine Leiche nicht gefunden...

Ihm viel es wie Schuppen von den Augen. Shou war gefangen genommen wurden.

»Iv, Ko-Ki und Nao! Ihr kommt mit mir! Tora und Reno, ihr sucht ein Versteck. Wenn ihr meinen Ruf hört, dann macht euch bemerkbar. Wir holen Shou.«

Damit rasten die Vier in die Dunkelheit.

Reno und Tora blickten ihnen einen Moment lang nach. Dann wendeten sie sich ab und trabten ins Unterholz, um ein gutes Versteck zu finden.
 

~~
 

Panik schnürrte Aoi die Luft ab, während er die fremde Deadly Weapon anstarrte, die langsam auf ihn zugeschlichen kam. Die Anderen waren nicht minder beunruhigt und starrten den Fremden unentwegt an.

Kyo blieb einige Meter vor Aoi stehen.

»Ich bitte dich mitzukommen. Du hast etwas, was von sehr hoher Bedeutung für Kaoru ist. Du musst mit ins Labor zurück kommen.«

Bei dem letzten Satz zog sich in dem Schwarzhaarigen alles zusammen. Einen Moment lang blitzten Bilder aus seiner Vergangenheit vor seinem inneren Auge auf. Zugleich spührte er Hass und Abscheu in sich aufsteigen. Er spührte wieder die Schmerzen, die er während all den verschiedenen Test hatte aushalten müssen. Voller Wut blickte er Kyo an.

»Ich werde NIE wieder in dieses verfluchte Labor zurück kehren!«, knurrte er und bleckte dabei seine spitzen Zähne.

Der Andere schien vollkommen ruhig und blickte Aoi nur unbeeindruckt an.

»Dann werde ich dich leider zwingen müssen mitzukommen.«

Kyo machte einen Schritt auf den Schwarzhaarigen zu. Im selben Moment schoss Ruki nach vorne und krallte nach dem Bauch des Feindes. Kyo machte überrascht einen Schritt zurück und blickte Ruki neugierig an. Dann legte sich etwas gefährliches über sein Gesicht.

»Ich werde keine Gnade zeigen.«

Im selben Moment schoss Uruha nach vorne und stürzte sich auf den Fremden. Einen Moment lang sah es so aus, als hätte der Brünette Kyo überwältigt, doch dann gewann der Kleine die Oberhand und drängte den Größeren immer weiter zurück.

Aoi stellten sich die Nackenhaare auf und er gab ein gefährliches Grollen von sich. Irgendetwas setzte in seinem Kopf aus.
 

Die Bewegung der beiden Kämpfenden erstarb jäh, als sie spührten, wie sich die Grundstimmung der Situation änderte. Alle Blicke richteten sich auf Aoi, der mit seinem stechenden Blick den Fremden aufzuspießen schien. Einen Moment lang schien die Zeit still zu stehen, dann gingen die beiden Monster aufeinander los. An dem Schwarzhaarigen schien kein Stück mehr menschlich zu sein. Er erinnerte mehr an eine Bestie als an alles Andere. Und jetzt stand er einer anderen Bestie entgegen.

Ruka erkannte sofort, dass die Beiden auf einem Kampfniveau aufeinander losgingen, dem keiner von ihnen standhalten konnte.

Er wirbelte herum und erstarrte, als vier Gestalten aus der Dunkelheit auftauchten. Shou blickte ebenfalls zu den Neuankömmlingen und stieß einen leisen Ruf aus. Er rannte auf die Anderen zu und fiel Ryouga in die Arme. Dieser fing ihn auf, blickte aber sofort zu den beiden Kämpfenden. Noch nie hatte der Brünette so eine derartige Gewalt gesehen. Er konnte nicht anders. Er blieb wie gebannt stehen und starrte die beiden Kämpfenden an.
 

Aois Krallen schlugen ins Leere. Frustriert kam ein dämonisches Heulen aus seinem Mund. Seine Zähne ragten über seine Unterlippe hinaus und gruben sich leicht in die Haut seines Kinns. Kyo holte aus und verpasste dem Schwarzhaarigen einen Schlag gegen die Schulter. Aoi spührte, wie die Sehnen und das Fleisch zerstört wurden, nutzte aber den Moment und krallte mit seiner freien Hand nach Kyos Haaren und sich gleichzeitig mit seinem ganzen Körpergewicht gegen seinen Feind zu werfen. Er erwischte die Haare des Anderen, riss dessen Kopf nach hinten und versuchte seine Zähne in Kyos Kehle zu versenken. Dieser drehte sich allerdings gerade noch rechtzeitig weg und der Schwarzhaarige erwischte nur ein paar Sehnen. Trotzdem brüllte der Kleinere vor Schmerz auf. Die Beiden schienen einen Moment in einer Todesumarmung, aneinander gekettet durch ihr gleiches schmerzvolles Schicksal. Dann lösten sie sich voneinander und gingen abermals aufeinander einschlagend aufeinander los. Aoi dachte nicht mehr, folgte nur noch seinem Instinkt, wich schlägen aus und versuchte selber Treffer zu landen.

Die kampfwütigen Geräusche, die aus seinem Mund kamen, schienen von jemand anderem zu sein.

Dann wurde er plötzlich von hinten gepackt und von Kyo weggerissen.

Ruki zog ihn am T-Shirt weg und schubste ihn in Richtung der anderen.

»Haut ab!«

Er sprach den Befehl zu ende, und schon stürzte sich Kyo auf ihn.

Aoi wollte wieder auf Kyo losgehen und Ruki beschützen, aber Reita packte ihn und riss ihn erbarmungslos mit sich. Er spührte, wie der Boden unter ihm dahin raste, konnte Shou und die anderen um sich herum wahrnehmen. Auch, wie sie sich immer mehr vom Lager entfernten und Rukis kämpfende Gestalt in immer weitere Ferne rückte. Dann schwanden seine Sinne und die Welt verschwand in einem Strudel dunkler Farben und einem dichten Nebel, der sich über seinem Geist ausbreitete.

Flucht II

Kyo wollte nichts Anderes, als an dem Kleinen vorbei und sich Aoi zu schnappen.

Dass dieser ihn aber nicht vorbei lassen wollte, vereinfachte die Situation nicht gerade.

»Ich will dich nicht töten. Ich will nur an dir vorbei.«

Ruki schnaubte bei den Worten und bleckte angriffslustig seine spitzen Zähne.

»Fick dich!«

Das war nicht die Antwort gewesen, die Kyo hören wollte. Eigentlich hatte er auch nicht vor zu töten. Es war sein Auftrag Aoi zum Labor zu bringen und nicht zu metzeln. Da sein Gegenüber aber nicht bereit war beiseite zu treten, würde er eben zu härteren Mitteln greifen.

Ruki holte aus und versuchte seine Klauen in Kyos Seite zu schlagen. Dieser wich dem Schlag aus und packte Ruki, eher dieser reagieren konnte, am Arm und verdrehte ihm diesen auf den Rücken. Ein überraschter und zugleich schmerzhafter Laut kam über die Lippen des Brünetten.

Kyo hielt den etwas Größeren erbarmungslos fest und legte seine krallenbesetzten Finger an Rukis Hals.

»Entweder lässt du mich jetzt gehen, oder du stirbst.«

Ruki zuckte unter dem Gefühl der sich in seine Haus grabenden spitzen Krallen zusammen, dachte aber nicht einen Moment daran auszugeben und trat daher nach hinten, um Kyos Schienbein zu treffen. Für Kyo war diese Tat Antwort genug. Ohne mit der Wimper zu zucken, durchstach er mit seinen langen Krallen die Kehle seines Opfers.

Ruki spürte einen stechenden Schmerz durch seinen Hals schießen. Der Schmerz breitete sich über die Nerven gleichermaßen über Kopf und Brustkorb aus, ehe er ein gurgelndes Geräusch von sich gab, zusammensackte und hart auf den Boden aufschlug.

Im selben Moment trat Kaoru zwischen den Zelten hervor.

»Diese Sauerei hättest du dir sparen können.«

Kyo fixierte seinen Herren mit einem nüchternen Blick.

»Er ist nicht tot. Ich hab ihn nur kampfunfähig gemacht. Vielleicht kann er uns noch einmal von Nutzen sein.«

Damit schritt Kyo in die Dunkelheit und nahm die Fährte der Flüchtlinge auf.

Kaoru blickte der Waffe nach und schüttelte mit dem Kopf. Schließlich rief er zwei Sanitäter und ließ Ruki ins Lazarett bringen.
 

Ein leises Stöhnen drang über Aois Lippen, während er die Augen öffnete. Es dauerte einen Moment, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten und er klar sehen konnte. Er konnte neben sich eine leichte Bewegung wahrnehmen und als er nach Rechts blickte, konnte er Uruha erkennen.

»Wo sind wir hier…? «

Der Brünette half Aoi sich aufzurichten und deutete in die Runde. Der Schwarzhaarige konnte einige der feindlichen Waffen erkennen, war aber noch zu benommen, um aufzuspringen und diese anzugreifen. Stattdessen warf er Uruha einen fragenden Blick zu.

»Du warst nur ganz kurz bewusstlos. Aber wir haben in der Zeit beschlossen, dass wir erst mal alle zusammen in einer Gruppe bleiben. Das ist sicherer. Wenn wir weit genug von Kaoru entfernt sind, werden wir uns aber von ihnen trennen. «

Aoi wusste, dass beide Seiten diesen Entschluss nur aus purem Eigennutz getroffen hatten. Und er akzeptierte diese Entscheidung. Vorerst zumindest.

Bevor er sich da aber weiter Gedanken drüber machte, stand er etwas wackelig auf den Beinen auf und blickte in die Runde.

»Wir sollten abhauen! So schnell wie nur möglich. «

Er konnte nicht sagen warum, aber er hatte das Gefühl diese Gefahr kam wieder näher. Langsam, aber unaufhaltsam aufholend.

Ohne einen Einwand zu erheben, erhoben sich alle vom Boden und klopften sich die Erde auf der Kleidung. Bevor sich die große Gruppe allerdings in Bewegung setzte, erhob Iv das Wort.

»Wir sollten vielleicht erst einmal einen Anführer wählen. «

Kaum waren die Worte ausgesprochen, legte sich eine unangenehme Anspannung über sie. In dieser Situation war es unmöglich, einen Gruppenleiter zu erwählen.

»Wie wäre es, wenn jede Gruppe einen Anführer wählt und die müssen sich dann eben einigen. «

Uruha hatte gesprochen und blickte ernst in die Gesichter der anderen Deadly Weapons. Da allerdings keinem Anderen eine bessere Idee einfiel, erklärten sich alle mit Uruhas Vorschlag einverstanden. Nach drei Minuten standen die beiden Leiter der Gruppe fest. Ruka und Shin waren die Beiden, die als Gruppenleiter auserwählt worden waren.

Die beiden liefen voran und die Gruppe verschwand im Unterholz.
 

~ ~ ~
 

Mao stand kurz davor zu explodieren. Wütend stampfte er im Labor auf und ab und fluchte dabei ununterbrochen vor sich hin.

Wie hatten es die Deadly Weapons wagen können abzuhauen?!

Ein finsteres Grollen kam aus Maos Kehle. Das würde definitiv ein böses Nachspiel mit sich ziehen. Er würde sie sicherlich nicht ungestraft davon kommen lassen…

Das Telefon klingelte und riss Mao damit aus seinen Gedanken. Er erkannte die Nummer auf dem Display und hob ohne sich zu melden einfach ab.

»Die Deadly Weapons von Kaoru sind ebenfalls abgehauen. Das Experiment >Kyo< wurde auf sie angesetzt.«

Miyaviy stimme drang aus dem Höhrer und Mao ließ hörbar die Luft aus seinen Lungen entweichen.

»Das beruhigt mich etwas… «, murmelte Mao und ließ sich auf einen der Laborstühle sinken.

»Wir müssen sie zurück bringen, egal wie. Das ist unsere Chance. «

Mit diesen Worten legte er auf wieder auf und vergrub sein Gesicht in den Händen, während er sich auf dem Labortisch abstützte. Sie Situation war einfach komplett eskaliert. Es bedeutete eine Gefahr für jeden Menschen, wenn die Deadly Weapons unkontrolliert herumliefen. Zwar verhielten sie sich in Gefangenschaft ruhig, das bedeutete aber noch lange nicht, dass sie friedlich waren, wenn sie einem Menschen begegneten.
 

~ ~ ~
 

Etwas beruhigter trabte Aoi hinter Shou her und grübelte vor sich hin. Er konnte spüren, wie der Abstand zu Kyo mit jeder Sekunde wuchs. Seufzend reib er sich über die Augen und zermaterte sich den Kopf darüber, wie es weitergehen sollte. Er konnte das Skalpell spüren, das schwer in seiner Tasche lag und ihm bei jedem Schritt leicht ins Bein stach. Schließlich blieb er stehen.

Die Anderen gingen noch einige Schritte weiter, ehe auch sie stehen blieben und den Schwarzhaarigen fragend ansahen.

»Wir müssen diesen Sensor loswerden. «

Das war eine simple Tatsache, aber als er sie aussprach, folgte darauf betretenes Schweigen. Schließlich erhob Hitsugi das Wort.

»Du hast recht… «

Damit zog sich Hitsugi das T-Shirt aus und entblöste damit seinen Oberkörper.

»Ich weiß, dass du ein Skalpell dabei hast. «

Damit drehte er Aoi den Rücken zu und legte sich flach auf den Boden. Der Schwarzhaarige schritt zögernd auf den am Boden liegenden zu, während die Anderen interessiert das Geschehen beobachteten. Aoi ließ sich neben dem Piercingträger in die Hocke sinken und betrachtete nachdenklich den Verlauf seiner Wirbelsäule.

»Das wird wehtun… «

Ohne mit der Wimper zu zucken nickte Hitsugi nur und schloss die Augen. Etwas zögernd setzte Aoi das Skalpell an und machte einen fünf Zentimeter langen Schnitt seitlich aber sehr nah an der Wirbelsäule. Er hatte keine Ahnung, wie er das anstellen sollte, aber seine Instinkte sagten ihm, was er zu tun hatte. Vorsichtig arbeitete er sich mit der scharfen Klinge Stück für Stück immer tiefer.

Hitsugi biss vor Schmerz die Zähne zusammen und unterdrückte ein schmerzhaftes Wimmern. Er spührte, wie die Klinge durch sein Fleisch schnitt und immer mehr Gewebe freilegte. Je tiefer Aoi schnitt, desto stärker wurden die Schmerzen, bis sie förmlich in seinem Körper zu explodieren schienen. Er sah nichts mehr, roch nichts mehr, fühlte nichts mehr außer diesen Pein, durch jede Faser seines Körpers jagte. Mittlerweile keuchte Hitsugi wegen der Qualen. Blut lief über seinen Rücken und tropfte auf den Boden.

Aoi steckte vorsichtig das Skalpell wieder weg und beugte sich etwas tiefer über die tiefe Wunde. Ganz vorsichtig schob er seine langen Fingernägel in die Wunde, darauf bedacht keinen weiteren Schaden zu verursachen, und stieß schließlich auf einen kleinen festen Gegenstand. Mit äußerster Vorsicht löste er den Sensor von Hitsugis Wirbelsäule und zog ihn langsam Stück für Stück heraus. Der Verletzte schrie vor Schmerz und Uruha und Reita mussten Hitsugi am Boden festhalten, damit dieser keine falsche Bewegung machte. Nach einigen Sekunden, die wie Stunden schienen, hatte Aoi den Sensor in der Hand und atmete erleichtert durch. Vorsichtig heugte er sich über Hitsugis zitternden Körper und drückte die Wundräner der Verletzung zusammen. Sofort setzte der Heilungsprozess ein und die Wunde begann durch das gerinnende Blut zu verkleben. Nach einigen Minuten löste er den Druck und ließ sich erleichtert zu Boden sinken. Schweiß lief über seine Stirn und er atmete angestrengt, aber er hatte es geschafft den Sensor zu entfernen. Hitsugi lag immer noch auf dem Boden und rührte sich nicht, damit der tiefe Schnitt nicht wieder aufbrach.

Uruha und Reita ließen den Kleinen los, während Sakito den Sensor in die Hand nahm und ihn nachdenklich betrachtete. Schweigend reichte er ihn an Ruka weiter. Aoi hingegen schien nicht einen Moment lang Interesse an dem kleinen Ding zu haben, sondern krabbelte zu Hitsugi und blickte diesen besorgt an.

»Ist alles okay? «

Die Stimme des Schwarzhaarigen war brüchig und verunsichert. Hitsugi fixierte mit halb geschlossenen Augen Aoi und lächelte matt.

»Danke... «

Überraschung breitete sich in den Gesichtszügen des Schwarzhaarigen aus, bis sich schließlich ein sanftes Lächeln auf dessen Miene schmuggelte.

»Ich hatte schon Angst ich mach was falsch...«

Damit richtete Aoi sich wieder auf und blickte in die Runde.

»Wir müssen trotzdem weiter... «

Seine Nackenhaare standen ihm ab und er spürte wieder diese sich nähernde Gefahr. Sie hatten Zeit verschwendet und das mussten sie jetzt wieder raus holen. Aber so war zumindest schon mal Hitsugis Sensor raus. Sie mussten diese Dinger unbedingt los werden, denn solange die in ihren Körpern waren, konnte Kaoru sie ohne weiteres finden.

Der Schwarzhaarige beugte sich hinab und hob Hitsugi ganz sanft hoch, um ihn huckepack zu nehmen. Uruha, der den Sensor mittlerweile in der Hand hatte, ließ selbigen einfach fallen und schritt den Anderen hinterher weiter ins Unterholz.
 

~ ~ ~
 

Kyo spürte, dass der Abstand zu der Gruppe immer größer wurde. Ihre Fährte war zwar noch stark, aber sie ließ mit jeder Sekunde nach. Und er wusste, dass er zurück ins Lager musste, wenn der Morgen einbrach. Er durfte nicht zu lange weg bleiben, denn noch immer musste er in der Nähe seines Herren bleiben und diesem gehorchen.

Schnüffelnd schritt er zwischen den Bäumen hindurch und witterte abermals in der Luft. Das Laub zu seinen Füße war platt gelegen. Vor vielleicht einer Stunde waren sie hier gewesen. Langsam folgte er weiter der Fährte und stieß plötzlich auf einen penetranten Blutgeruch. Mit verzogener Miene suchte er seine Umgebung ab und konnte einen Blutfleck entdecken. Anscheinend war einer von ihnen verletzt. Kyo suchte weiter und entdeckte einen kleinen metallenen Gegenstand im Laub liegen. Vorsichtig hob er diesen auf und lies ihn in seine Tasche gleiten. Jetzt war es ein Leichtes sie aufzuspüren und zurück zu bringen.
 

Wachsam blickte sich Reita um und schnupperte in der Luft. Weder war ein verräterisches Geräusch, noch lag ein seltsamer Geruch in der Luft. Trotzdem fühlte er sich mehr als nur unwohl. Behutsam schob er einen Ast eines Baumes beiseite und führte die Gruppe noch tiefer ins Dickicht. Shin war anscheinend nicht darauf erpicht die Gruppe anzuführen und überließ gerade Reita die Führung. Dieser warf immer wieder Blicke über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass auch alle da waren. Es war klar, dass für Aoi das zusätzliche Gewicht kein Problem darstellte und es war auch klar, dass auch niemand die Gruppe verlassen würde, da es alleine viel zu gefährlich wäre, aber es war immer wieder beruhigend zu sehen, dass alle da waren.

Der Weg wurde mit jedem Meter beschwerlicher, aber zugleich wusste der Blonde, dass das Unterholz momentan der einzige schützende Unterschlupf war. Schritt für Schritt kämpften sie sich voran, Minute um Minute verstrich. Mit jeder Minute wuchs die Anspannung.

Nach drei Stunden Flucht waren sie alle bereits komplett am Ende, zerkratzt von den Ästen und Dornen und erschöpft vom beschwerlichen Vorwärtskommen. Sie brauchten unbedingt eine Pause. Shin machte sich auf die Suche nach einem geeigneten Unterschlupf und kam nach zehn Minuten wieder zurück.

Gemeinsam liefen sie Shin hinterher und konnten schließlich eine Mulde im Dickicht erkennen. Sie kletterten über Baumstämme, zerbrachen Äste und zwängten sich durch Lücken hindurch, bis sie schließlich die Mulde erreichten und sich erschöpft niederließen.

Behutsam setzte Aoi Hitsugi auf dem Boden ab und beobachtete lächelnd, dass der Kleine zumindest wieder stehen konnte. Langsam ließ sich der Schwarzhaarige zu Boden sinken und lehnte sich erschöpft an Yomi.

Ruka entschied sich dazu die Wache zu übernehmen, während sich die Anderen ausruhen und schlafen konnten.
 

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Der Blutgeruch ließ langsam aber sicher nach, bis er fast vollständig versiegte und nur noch ein leichter Hauch dessen in der Luft lag. Langsam aber sicher wurde Kyo nervös, denn in gut zwei Stunden würde es anfangen hell zu werden und dann musste er zurück. Und ohne Erfolg wiederzukehren, war für ihn nicht zu akzeptieren. Selbst wenn er eine Hundertschaft gegen sich hätte: Kyo würde so lange kämpfen, bis er Aoi hatte und würde diesen zum Labor bringen.

Im Pirschgang schlich er weiter und witterte dabei immer wieder in der Luft. Die Gruppe hatte es geschafft einen beachtlichen Vorsprung einzuräumen. Zudem wurde der Weg immer beschwerlicher und es tauchten immer wieder neue Hindernisse wie große Baumstämme und Gebüsch auf. Allerdings würde Kyo den Teufel tun, einfach aufzugeben.

Flucht III

Eine Wolke schob sich langsam vor den Mond und tilgte Stück für Stück dessen Lichtschein von der Landschaft. Mit der Dunkelheit breitete sich eine durchdringende Bedrücktheit aus.

Ein kleiner Fuchs trabte zwischen den Bäumen hindurch und schnupperte in der Luft auf der Suche nach etwas Essbarem. Aufmerksam blickte er sich um und zuckte dabei leicht mit den Ohren. Eine dunkle Gestalt tauchte zwischen den Bäumen auf und der kleine Fuchs zuckte vor Schrecken zusammen, bevor er schnell das Weite suchte und in der Dunkelheit verschwand.

Kyo blickte dem kleinen Fuchs nicht mal hinterher. Es würde noch zwei Stunden dauern, bis es hell werden würde. Bis dahin musste er die Gruppe finden und 099 zu Kaoru bringen. Sollte Kyo den Schwarzhaarigen nicht finden, würde es sicherlich verdammt viek Ärger geben. Also legte er noch einen Zahn zu und lief etwas schneller zwischen den Bäumen hindurch. Er spürte, dass er sie bald eingeholt haben würde.
 

Ruka blickte sich aufmerksam um und hörte dabei angestrengt nach irgendwelchen auffälligen Geräuschen. Bis jetzt hatte er nichts bemerkt, aber mit jeder Sekunde wurde er nervöser. Einen Moment lang stand die Luft still, dann drehte der Wind und ein markanter Geruch schlug Ruka entgegen. Sofort war er auf den Beinen und weckte die Anderen. Angespannt duckten sich alle auf den Waldboden und blickten suchend in die Dunkelheit. Einige Sekunden tat sich nichts, dann entdeckte Shou eine dunkle Gestalt, die zwischen den Bäumen hervortrat. Sie war keine zehn Meter von ihrem kleinen Versteck entfernt. Keiner der Deadly Weapons wagte es auch nur zu atmen und alle beteten zu Gott und dem Teufel, dass der Wind nicht drehen würde.

Kyo blieb stehen und schnupperte leise in der Luft. Nichts. Etwas verärgert schnupperte er noch einmal und suchte den Boden nach Spuren ab. Wieder nichts. Er wusste aber, dass sie hier irgendwo waren. Er konnte ihre Anwesenheit spüren, konnte allerdings nicht genau sagen, wo sie waren. Er schätze die Entfernung auf einen Umkreis von einem halben Kilometer. Nachdenklich machte er noch ein paar Schritte vor und schnupperte wieder in der Luft.

Uruha hatte sein Herz noch nie so schnell rasen gehört, als Kyo ein paar Schritte vor machte und nur noch ein wenig Geäst zwischen dem Untier und ihnen war. Schweiß lief ihm über die Stirn und in die Augen hinein, aber das Berennen störte ihn gerade nicht im geringsten. Er drückte sich noch fester auf den Boden und blickte mit großen Augen zu Kyo, der nur einige Schritte von ihm entfernt war.

Dann drehte das Monster sich um und trabte Richtung Osten zwischen den Bäumen davon. Einige Sekunden lang rührte sich keiner von Ihnen, dann entließ Uruha erleichtert seinen angehaltenen Atem. Vollkommen erleichtert drehte er sich auf den Rücken und legte seine Hand auf sein Herz. Es raste immer noch wie verrückt in seiner Brust, als wäre er gerade eine geschlagene Stunde lang gesprintet.

Die Anderen erwachten auch aus ihrer Starre. Zwar war Kyo nicht mehr zu sehen, aber es wagte trotzdem keiner von ihnen ein Wort zu sagen, aus Angst Kyo könnte sie hören.
 

Die ersten Sonnenstrahlen vielen über den Horizont und berührten sanft die Landschaft. Kyo blieb stehen und blickte einen Moment lang den Sonnenaufgang an. Dann gab er ein tiefes und missbilligendes Grollen von sich, ehe er sich abwendete und den Weg zurück antrat. Er hatte versagt und Experiment 099 nicht gefunden. Noch nie zuvor, hatte er so eine schlechte Laune gehabt.
 

Es war bereits eine Stunde lang hell, bevor die kleine Gruppe es wagte aus ihrem Versteck zu krabbeln. Dabei blickten sie sich alle aufmerksam um. Als keine Gefahr zu erkennen war, liefen sie etwas selbstsicherer herum. Aoi atmete tief durch und sog dabei den Duft der Tannen auf. Zufrieden lächelnd streckte er sich. Dabei erklang ein tiefes Rumoren aus seinem Magen. Erst jetzt bemerkte er, wie hungrig er eigentlich war. Er winkte Uruha zu sich rüber und zusammen machten sie sich auf die Suche nach etwas Essbarem.

In der Zeit setzten sich Ruka und Shin setzten sich in der Zeit zusammen und beredeten, wie es weiter gehen würde und wo sie entlang ziehen würden. Iv und Ko-Ki begaben sich ebenfalls auf die Jagt.

Uruha und Aoi liefen zusammen durch den Wald und schnupperten dabei immer wieder in der Luft, auf der Suche nach einer Fährte. Es dauerte nicht lange, bis sie den Geruch eines Rehs aufnahmen, das erst kürzlich vorbei gelaufen sein müsste. Zusammen jagten die Beiden durchs Unterholz dem Reh hinterher. Nach einigen Minuten hatten sie das Tier entdeckt und schafften es dieses auch zu erlegen. Nachdenklich betrachtete Uruha das tote Tier.

»Also so abgemagert, wie das ist, wird das wohl kaum für uns alle reichen.«

Die Bemerkng reizte den Schwarzhaarigen und wütend funkelte dieser den Brünetten an.

»Wenn es nicht reicht, kannst du ja noch mal jagen gehen.«

Entnervt verdrehte Uruha die Augen und verpasste Aoi einen Klaps auf die Schulter.

»Jetzt entspann dich mal. Ko-Ki und Iv bringen bestimmt auch noch was mit. Und sollte das nicht reichen, können die Anderen ja auch mal jagen gehen.«

Damit war die Diskussion beendet und Uruha legte sich das Tier auf die Schulter. Zeitgleich kamen mit ihnen auch die anderen beiden Jäger zurück in die Gruppe. Iv und Ko-Ki hatten es geschafft ein Wildschwein zu erlegen. Zusammen verzehrte die Gruppe die beiden Tiere. Zwar war keiner von ihnen wirklich gesättigt, aber zum weiter reisen würde es reichen.

Yomi warf seinen Knochen beiseite und blickte fragend zu Ruka und Shin.

»Habt ihr euch überlegt, wie es jetzt weiter gehen soll?«

Die Beiden angesprochenen Nickten auf Yomis Frage.

»Wir werden weiter zusammen reisen, weil es einfach zu gefährlich ist, wenn wir uns trennen. 300 Kilometer Richtung Süden befindet sich die nächste Stadt. Dort werden wir unser nächstes Lager aufschlagen. Zwei von uns werden dann in die Stadt gehen und nachforschen, wie sich die Situation auf dem Schlachtfeld weiter entwickelt hat. Proviant brauchen wir nicht, das Futter erlegen wir uns selber. Das Wasser werden wir aus einfachen Bachläufen trinken. Sobald wir die Informationen aus der Stadt haben, werden wir die Zivilisation so gut wie möglich umgehen«, erklärte Shin.

Zustimmend nickte die kleine Runde. Ohne auch nur eine Minute zu warten, setzten sie sich in Bewegung Richtung Süden.
 

Kaoru stand kurz davor zu explodieren. Wütend lief er in seinem Zimmer auf und ab, versuchte sich dabei zu beruhigen. Kyo war vor gut einer Stunde zurück gekommen und hatte nicht die Ergebnisse geliefert, die Kaoru eigentlich hören bzw. sehen wollte.

Er lief zum Telefon und wählte die Nummer seines Labors. Nach wenigen Sekunden des Freizeichens nahm Miyavi ab. Ohne große Begrüßungsfloskeln brachte Kaoru sein Problem gleich auf den Punkt.

»Kyo hat die Gruppe nicht gefunden. Das heißt Experiment 099 ist uns durch die Lappen gegangen.«

Einen Moment lang herrschte Schweigen in der Leitung. Schließlich erhob Miyavi wieder das Wort.

»Noch ist nichts verloren. Wenn wir sie nicht finden, müssen wir sie eben zu uns kommen lassen.«

Überrascht zog Kaoru die Augenbrauen hoch.

»Und wie stellst du dir das vor?«

»Die Sache ist ganz einfach. Wir wissen Beide, dass jede Deadly Weapon ein tiefes Bedürfnis hat den Ursprung ihres Lebens zu beschützen. Und diesen Ursprung haben wir im Labor. Also ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie zu uns kommen. Wir müssen nur den Richtigen Köder auslegen...«

Die Beiden telefonierten noch eine halbe Stunde lang, dann legte Miyavi auf. Ein breites Grinsen legte sich auf das Gesicht des Langhaarigen. Er begab sich wieder zum Sicherheitstrakt und betrat diesen. Minutenlang betrachtete er den weißen Wolf, der vor ihm in der Flüssigkeit schwebte. Sein Grinsen wurde noch breiter.

»Wir wissen beide, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis ihre Sehnsucht nach dir sie hier her lockt.«
 

Aoi nahm einen Schluck aus dem kleinen Bach, der zwischen den Bäumen entlang lief. Reita stand hinter ihm uns beobachtete dabei aufmerksam die Umgebung. Sicher war sicher. Nachdem der Schwarzhaarige keinen Durst mehr verspürte, richtete er sich auf und streckte sich ausgiebig. Der Blonde hockte sich satt seiner hin und trank etwas von der klaren Flüssigkeit. Die Mittagszeit war angebrochen und die Sonne stand sengend heiß am Horizont. Im Wald war die Temperatur zwar noch angenehm, aber trotzdem waren sie alle bereits erschöpft und müde. Die Nacht hatte ihren Tribut gefordert und nachdem die Anspannung von ihnen allen abgefallen war, machte sich nun schlechte Laune und Erschöpfung unter der Gruppe breit. Ruka und Shin schienen allerdings nicht eine Sekunde daran zu denken, eine Pause einzulegen.

»Ihr könnt euch ausruhen, wenn wir die Stadt erreicht haben«, lautete Shins Begründung. Alle hatten bei diese Worten entnervt aufgestöhnt. Ruka hatte dann aber ebenfalls ein Machtwort gesprochen und so wagte es keiner mehr sich zu beschweren.

Zusammen trabten sie also weiter durch das Unterholz, darauf achtend, ob sich jemand in ihrer Nähe befand oder etwas anderes Auffälliges zu sehen war.

Als der Tag begann sich dem Abend zu neigen, überquerten sie gerade eine Kuppe. Unter ihnen erstreckte sich die Stadt. Zufrieden lächelnd ließ sich Hitsugi ins Gras sinken und holte erschöpft Luft. Die Strecke hätten sie eigentlich locker in ein Paar Stunden hinter sich gelegt, aber in ihrem Zustand wäre das unmöglich gewesen. Zumal Hitsugi noch verletzt war und das Vorankommen dadurch ziemlich erschwert war.

Ruka setzte sich ebenfalls ins Gras und blickte auf die Stadt hinunter, in der langsam die Lichter der Zivilisation erstrahlten.

»Wir werden erst morgen früh in die Stadt gehen. Bis dahin ruhen wir uns aus«, orderte Ruka an.

Zustimmendes Gemurmel machte sich unter den Gruppenmitgliedern breit, während sie sich alle erschöpft hinsetzten. Aoi räusperte sich und erhob das Wort.

»Da wir ja jetzt so oder so eine Pause einlegen, würde ich sagen wir entfernen die nächsten Sender...«

Etwas angespannt nickte Yomi, während er sich erhob und zu Aoi rüber ging.

»Ich melde mich freiwillig als nächster... Schließlich muss es ja eh früher oder später passieren.«

Mit diesen Worten legte sich Yomi flach auf den Bauch und atmete hörbar durch. Der Schwarzhaarige hockte sich neben ihn und zog vorsichtig Yomis T-Shirt hoch. Aüßert vorsichtig führte Aoi die selbe Prozedur wie bei Hitsugi durch. Nach gut einer halben Stunde hatte er den Sender in der Hand und blickte gebannt auf den Kleinen, der schwer atmend in Glas lag.

»Geht es dir gut?«

Yomi nickte auf die Frage nur und schloss die Augen, nur um Sekunden später vor Erschöpfung einzuschlafen. Erleichtert richtete Aoi sich auf und warf den Sender in hohem Bogen davon. Zufrieden blickend setzte Sakito sich neben Yomi ins Gras uns streichelte sanft dessen Kopf. Nach einigen Sekunden blickte er zu Aoi auf.

»Wir sollten die Sender so schnell wie möglich entfernen. Von einem Gruppenmitglied wirst du es noch machen müssen.«

Wie auf Kommando trat Reita hervor und blickte seinen schwarzhaarigen Kollegen ernst an.

»Ich will dieses Scheiß-Teil los werden...«

Aoi nickte und bedeutete dem Blonden sich ebenfalls ins Gras zu legen. Nachdem er auch bei Reita den Sender entfernt hatte, lehnte Aoi sich müde zurück und rieb sich die Augen.

»Ich muss schlafen...«

Ruka nickte verstehend und bickte zu Shin.

»Du übernimmst diesmal die Wache.«

Der Angesprochene nickte und platzierte sich an einer günstigen Stelle, wo er sowohl die Gruppe als auch die Umgebung gut im Blick hatte.

Uruha setzte sich neben Yomi und Reita, um speziell auf die Beiden ein Auge zu haben. Die restlichen Deadly Weapons schliefen ausgelaugt und erschöpft ein.

Stadtbesuch

Sanft kitzelten die Sonnenstrahlen Sakitos Nase. Im ersten Moment fand er das Gefühl angenehm, bis sich ein Niesreiz bemerkbar machte und er diesem nicht gerade leise nachkam. Hiroto, der neben dem Dunkelhaarigen geschlafen hatte, jagte erschrocken hoch. Etwas gereizt blickte der Kleine Sakito an.

»Man kannst du nicht mal leise sein?!«

Der Angeklagte gab nur ein miesepetriges Brummen von sich und wälzte sich auf die Seite, um friedlich weiter schlagen zu können. Allerdings dachte Pon nicht im Traum daran Sakito jetzt weiter schlafen zu lassen. Unsanft verpasste er Sakito einen Tritt in den Rücken. Dieser fuhr herum und brüllte den Kleinen an.

»LASS DEN SCHEISS DU PENNER!«

Der Krach ließ jetzt auch die Anderen Gruppenmitglieder wach werden. Die beiden Streithähne schenkten dem aber keine Aufmerksamkeit und fauchten sich stattdessen weiterhin böse an.

Bis zu dem Moment, in dem Hitsugi seine Hand auf Pons Schulter legte.

»Ihr habt mich geweckt...«

Bei der dunklen Stimme des Piercingträgers schrillten bei Sakito sämtliche Alarmglocken. Hitsugi war eigentlich immer friedlich, es sei denn man weckte ihn...

Hiroto schien nicht im geringsten irgendwas von der Gefahr wahr zu nehmen, so aufgebracht war der kleine.

»Er hat angefangen!«

Dabei zeigte der Blonde auf Sakito. Ein Fehler, wie sich herausstellte. Keine halbe Minute später lagen sowohl Hiroto als auch Sakito vollkommen zerschlagen in der Ecke. Zufrieden ließ Hitsugi noch einmal vernehmlich seine Finger knacken, dann drehte er sich zu den Anderen.

»Ich hab Hunger!«
 

Sanft berührte Uruha die Schulter Yomis, wodurch er sich der Aufmerksamkeit des Kleinen sicher wurde.

»Wie geht es dir?«

Vorsichtig bewegte der Kleine seine Schultern sch traute sich schließlich vorsichtig seine Rückenmuskulatur anzuspannen. Der Schmerz war zwar noch groß, aber er konnte sich zumindest bewegen. Reita ging es nicht anders. Allerdings sollten beide den Tag über noch liegen und sich ausruhen.

Wie an der Prügelsituation schon bemerkt, ging es Hitsugi hingegen wieder richtig gut. Er konnte sich wieder frei bewegen und sein Rücken machte ihm kein bisschen Probleme mehr. Zufrieden streckte er sich und drehte dabei seinen Oberkörper in alle erdenklichen Richtungen. Grinsend wendete er sich an Aoi.

»Danke...«

Der Schwarzhaarige nickte nur und erhob sich schwerfällig aus dem Gras, um sich ausgiebig zu strecken. Müde gähnte er und wendete sich an Shin und Ruka.

»Es ist viel zu auffällig, wenn wir alle zusammen in die Stadt gehen. Habt ihr euch schon überlegt, wie wir vorgehen?«

Ruka nickte und begann zu erklären.

»Da sowohl Reita als auch Yomi verletzt sind, wäre es sinnvoll, wenn einige von uns hier bleiben und aufpassen. Bei einem Angriff können die Beiden so beschützt werden. Außerdem sollten wir unauffällig bleiben. Also bleibt allein deswegen Hitsugi hier. Des weiteres werden wir auch nicht als große Gruppe in die Stadt gehen. Ich habe an zweier Teams gedacht. So kann man schnell abhauen, falls etwas schief gehen sollte. Shin und ich haben auch schon beschlossen, wer als Team in die Stadt geht und wer hier bleiben wird. Als zweier Team gehen Shin und Ko-Ki, Aoi und Reno, Iv und Nao. Uruha, Tora, Ryouga, Sakito, Hitsugi, Shou, Hiroto und ich bleiben hier und passen auf Reita und Yomi auf.
 

Kaoru startete seinen Laptop und loggte sich ein, um auf das Satellitensystem zugreifen zu können. Über den Satelliten startete er ein Ortungsprogramm. Nach einigen Sekunden hatte er die Sender der Deadly Weapons geortet. Ein Lächeln schlich sich auf Kaorus Gesicht. Sofort erhob er sich und schritt aus seinem Zelt heraus. Er stieß einen lauten Pfiff aus und wartete einen Moment. Kyo kam zwischen den Zelten hervor gelaufen und folgte seinem Herrn in das Zelt hinein. Dort setzte sich die Deadly Weapon auf einen Stuhl gegenüber des Schreibtisches. Kaoru ließ sich ebenfalls nieder und deutete auf den Standort der Deadly Wepons. Ohne ein Wort drückte er Kyo ein kleines Gerät in die Hand.

»Damit wirst du sie finden.«
 

Der Wind fuhr durch das Gras und drückte dieses zu Boden. Am Himmel zeigten sich vereinzelte Wolken.

Aoi blickte auf die Stadt hinunter und seufzte leise. Die Gebäude waren grau und trostlos. Der Schwarzhaarige warf Reno einen Blick zu. Dieser schritt ohne ein Wort an Aoi vorbei und trabte zielsicher auf die Stadt zu. Nach einigen Sekunden setzte sich auch Aoi wieder in Gang und folgte dem Anderen.

Zusammen betraten sie die Stadt und blickten sich um. Der erste Eindruck war abstoßend. Die Häuserwände waren schwarz von Ruß und auf der Straße flogen vereinzelte Zeitungsblätter herum. Glasscherben glitzerten in den Sonnenstrahlen und der Müll lag überall verteilt auf dem Bürgersteig. Die Häuser wirkten verlassen. Blickte man genauer hin, konnte man die Menschen sehen, die sich hinter den Vorhängen der Fenster versteckten und nervös auf die Straße herausblickten. Eine tote Katze lag zerrupft auf der Straße und entließ den typisch süßlichen Verwesungsgeruch. Angewidert rümpfte Reno die Nase und wendete sich ab. Aoi studierte den Bürgersteig und schüttelte traurig mit dem Kopf. Blut klebte an einer Hauswand. Die Spuren der Gewalt waren nicht zu übersehen.

»Ich hätte nie gedacht, wie es in Wirklichkeit ist... Es ist die Schuld des Krieges, dass so etwas hier passiert.«

Reno hörte nicht hin und blickte sich stattdessen weiter um.

»Das ist ja die reinste Geisterstadt hier... So viel zum Thema wir sollen nicht auffallen. Da fällt man ja schon alleine deswegen auf, weil man tagsüber auf die Straße geht. Da kann man sich ja gleich ein buntes Schild umhängen mit der Aufschrift 'bitte erschieß mich!'«

Langsam liefen sie die Straße weiter hinunter. Die Fenster der Läden waren zerschlagen und an manchen Stellen lagen die Patronenhülsen von Munition. Langsam aber sicher wurden die Beiden nervös.

»Lass uns verschwinden!«

Aoi schüttelte mit dem Kopf und blickte ernst zu dem Brünetten.

»Wir haben den Auftrag bekommen herauszufinden, was im Moment los ist. Außerdem sollen wir nach Futter suchen.«

Unzufrieden gab Reno nach.

»Na gut! Aber wir beeilen uns. Ich will nicht länger als nötig in diesem Drecksloch bleiben...«

Verstehend nickte Aoi. Er wollte auch nicht länger als nötig in dieser Stadt bleiben. Der Boden schien noch von der nächtlichen Gewalt warm zu sein, als hätte er die Körperwärme der Menschen, die gestorben waren, in sich aufgenommen. Reno erblickte ein kleines Kiosk und deutete darauf. Gemeinsam durchschritten sie die zerschlage Glastür dessen. Sämtliche Regale waren umgeworfen und alle Lebensmittel gestohlen. Reno bückte sich und hob ein Zeitungsblatt auf. Er überflog es und warf es wieder achtlos beiseite. Erschöpft ließ er sich auf in die Hocke und suchte den Boden nach irgendwelchen Spuren ab. Schließlich erhob er sich wieder und blickte zu Aoi.

»Ich glaube, wenn wir wirklich etwas wichtiges und aussagekräftiges herausfinden wollen, müssen wir bis heute Abend warten. Irgend jemand wird ja wohl etwas wissen. Und eine wirkliche Gefahr geht von den Menschen ja nicht aus. Und sollte jemand auf uns schießen, weichen wir den Kugeln einfach aus. Das ist schließlich nicht so schwer.«

Einen Moment lang überlegte Aoi, dann nickte er.

»Wir haben noch eine menge Zeit, bevor es dunkel wird. In der Zeit können wir die Stadt auskundschaften und uns ein Bild machen. Und vielleicht finden wir ja noch irgendetwas zu fressen.«
 

Shin und Ko-Ki erging es nicht anders. Sie betraten die Stadt von einer anderen Seite aus und fanden dasselbe trostlose und gewaltgeprägte Bild vor, wie Aoi und Reno. Der Wind, der durch die Straßen fegte wirbelte Staub auf, der in den Augen brannte.

Allerdings hatten die Beiden mehr Glück. Sie waren etwas ins Stadtinnere vorgedrungen, als sie einen Supermarkt entdeckten. Vorsichtig schlichen sie sich über den leeren Parkplatz. Nirgends war irgendein Mensch zu sehen. Die Eintrittstüren des Markes waren ebenfalls zerschlagen. Vorsichtig pirschten sie sich in den Eingangsbereich vor und warfen einen Blick in das Innere. Die Regale standen alle noch, aber auf dem Boden waren Plastiktüten, Papier und andere Gegenstände. Alles schien verlassen. Ko-Ki spannte seine Muskeln an und machte einen großen Sprung. Sanft landete er auf einer der hohen Regale und verschaffte sich von dort oben einen Überblick. Er schnüffelte in der Luft, konnte aber nicht feststellen, dass jemand Lebendes sich in diesem Supermarkt befinden konnte. Shin trat nun ebenfalls hervor und durchsuchte die Regale. Er kickte eine leere Dose davon und seufzte leise. Er lief die Reihe weiter hinunter und suchte weiter nach möglichen Lebensmitteln, auch wenn er selber nicht wirklich glaubte, dass er welche finden würde. Achtsam tastete er sich weiter vor und erreichte die Kasse. Staub hatte sich mittlerweile überall verteilt und ein muffiger Geruch hing in der Luft. Ko-Ki gesellte sich zu dem Brünetten und blickte sich ebenfalls um.

»Vielleicht sollten wir mal hinten im Lager nachsehen?«

Shin nickte und zusammen trabten sie zum Lager hinüber. Die Tür wurde zuvor schon einmal mit einem Stemmeisen brutal geöffnet. Sie blickten sich im Lager ausgiebig um, konnten allerdings nichts entdecken. Also verließen sie wieder den Supermarkt. Draußen setzten sie sich auf dem Parkplatz auf einen großen Stein und überlegten zuerst einmal.

»Vielleicht sollten wir einfach zurück gehen. Mir kommt das Ganze hier eh sehr spanisch vor. Wenn hier tagsüber kein Mensch unterwegs ist, wird hier heute Nacht sicherlich die Hölle los sein. Und ich habe offen gesagt keine Lust eine Knarre vor der Nase zu haben.«

Ko-Ki blickte sich nervös um, während er die Worte aussprach. Shin nickte nur verstehend und erhob sich wieder.

»Komm... Wir machen uns vom Acker...«
 

Iv stand kurz davor auszurasten. Er war vollkommen genervt davon, dass sich diese Stadt als absolutes Wrack herausstellte und jetzt war Nao auch noch total am abspacken. Der Schwarzhaarige malte sich ständig aus, was alles passieren könnte und wer ihnen was auch immer antun könnte und teilte dies auch noch Iv mit. Dabei war dieser schon angespannt genug, weil eine seltsame Spannung in der Luft lag. Schließlich platzte ihm der Kragen.

»Nao! Jetzt halt einfach mal für zehn Minuten deine Klappe!«

Sofort verstummte Nao und blickte betreten auf seine Füße.

»Entschuldige...«, murmelte er leise.

Iv beachtete den Anderen gar nicht mehr und blickte sich weiter aufmerksam um. Der stickige Geruch, der in der Luft hing, war fast gar nicht zum aushalten. Genervt blickte er gen Himmel und seufzte. Die Wolken hatten sich verdichtet und hingen schwer am Firmament.

»Wie es aussieht, wird es in so gut zwei bis drei Stunden anfangen zu regnen. Lass uns lieber zurück gehen. Wir finden hier eh nicht wirklich etwas. Wahrscheinlich würden wir Stunden brauchen, bis wir irgendeinen Laden gefunden hätten. Die Anderen haben dann sicherlich mehr Glück. Ganz ehrlich möchte ich auch nicht länger als möglich hier in dieser Stadt bleiben... Das ist ja das einzige Loch hier...«

Nao nickte und drehte sofort auf dem Absatz um. Er wusste nicht genau warum, aber er blieb stehen und starrte auf einen Mülleimer, der umgekippt auf dem Bürgersteig lag. Langsam ging er auf diesen zu und hockte sich vor diesen. Iv war auch stehen geblieben und beobachtete neugierig, was Nao da tat. Dieser griff in den Müll und zog eine zerfledderte Zeitung hervor. Er blätterte die ersten Seiten um und stockte. Iv bemerkte die Veränderung und trat heran, um Nao über die Schulter zu blicken. Das Bild eines schneeweißen Wolfes prangte über dem Artikel. Bei dem Anblick stellten sich bei Iv sämtliche Haare auf und ein Schauder jagte über seinen Rücken. Nao riss den Artikel heraus, steckte ihn in seine Hosentasche und richtete sich wieder auf. Auch ihm standen die Haare zu berge. Schweigend standen sie da und versuchten zu verstehen, was dieses Gefühl zu bedeuten hatte, aber sie konnten es einfach nicht zuordnen. In Naos Kopf rasten die Gedanken. Und dann auf einmal verstand er. Er verstand, warum er lebte und was seine Aufgabe war. Auch Iv schien genau in dem Moment diesem Gefühl zu erliegen. Die Beiden blickten sich an und beide wussten, was der jeweils andere dachte und fühlte.
 

Sakito hockte neben Shou und blickte auf die Stadt hinunter. Suchend blickte er die Gegend ab, als er Nao und Iv die Stadt verlassen sah. Er sprang auf und jagte den Hand hinunter. Es waren gut drei Kilometer bis zur Stadt, aber die legte er mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit zurück.

»Und?! Irgendetwas herausgefunden? Ihr wart ja wirklich schnell...«

Nao nickte nur, spannte seine Muskeln an und machte einen riesigen Satz den Hang hinauf. Die anderen Beiden folgten in ebenso großen Sprüngen. Nach einigen Sekunden waren sie wieder bei der Gruppe und wurden freudig begrüßt. Sofort ergriff Ryouga das Wort.

»Habt ihr irgendetwas entdeckt oder herausgefunden?«

Iv ließ sich ins Gras sinken und streckte sich erst einmal ausgiebig.

»Wir warten am besten, bis die Anderen auch zurück sind. Alles doppelt zu erzählen wäre ja dämlich. Wir sollten uns lieber darum kümmern, dass wir einen vernünftigen Unterschlupf bekommen. Es sieht so aus, als würde es bald regnen.<<

Neue Wege

Shin und Ko-Ki erreichten gerade die Gruppe, als Yomi den letzten Ast plazierte und so den Unterschlupf vollendete. Freudig überrascht betrachtete Ko-Ki die Konstruktion und rüttelte etwas daran, um die Standfestigkeit zu testen. Zufrieden ließ er wieder davon ab und wendete sich an Nao und Iv.

»Habt ihr etwas herausgefunden?«

Die Beiden nickten.

»Wir warten aber, bis Aoi und Reno aus der Stadt zurück kommen.«

Auf Rukas Worte hin blickten alle besorgt hinunter auf die Stadt. Es begann langsam zu dämmern und die ersten Regentropfen fielen. Zusammen verkrochen sie sich in den Unterschlupf und kuschelten sich aneinander, um sich gegenseitig zu wärmen. Ein Donnern ertönte krachend und bedrohlich aus dem Himmel. Dann folgte die Sintflut.
 

Der Regen durchweichte innerhalb von Sekunden die Zeitungen und verdunkelte durch seine Nässe das Grau der Straße und der Häuser. Reno hätte nie gedacht, dass die Stadt noch trostloser hätte aussehen können. Jetzt wurde er vom Gegenteil überzeugt. Er wendete sich zu Aoi.

»Es wird dunkel... Ich glaube wir können uns langsam auf den Weg machen und mal gucken, ob da irgendetwas interessantes passiert.«

Der Schwarzhaarige nickte und erhob sich vom staubigen Boden, auf dem er bis eben noch gesessen hatte. Zusammen verließen sie aus dem Kiosk, in dem sie Unterschlupf gefunden hatten, und traten heraus in den Regen. Da es förmlich aus Eimern goss, waren die Beiden nach einigen Sekunden schon bis auf die Knochen durchweicht. Ein Blitz zuckte über den Himmel und tauchte die Straßen einen Augenblick lang in Licht. Aoi und Reno liefen die Straße hinunter und achteten dabei auf Geräusche. Nach einigen Schritten stürzte eine Flut von Geräuschen auf sie ein. Sie hörten mehrere Schüsse, die zeitnah an unterschiedlichen Orten abgefeuert wurden, das Weinen eines Kindes, das Wimmern und Flehen einer Frau. Aoi begann gleich nur die wichtigen Eindrücke herauszufiltern und konnte eine Gruppe von Männern hören, die sich in der Nähe unterhielten. Auch Reno schien sie bemerkt zu haben und legte den Kopf schräg, um genauer herauszufinden, wo sie sich befanden. Die beiden Deadly Weapons warfen sich einen Blick zu und setzten sich in die gleiche Richtung in Bewegung. Sie überbrückten innerhalb von einigen Sekunden die Distanz und blieben an einer Ecke stehen. Vorsichtig lugte Aoi um die Ecke und entdeckte eine Gruppe von Männern, die unter einem Vorbau saßen. Reno wartete einen Moment lang und beugt sich zu Aois Ohr hinab.

»Wir sollten sie ansprechen. Die haben eh keine Chance gegen uns.«

Der Schwarzhaarige nickte und zusammen traten sie um die Ecke. Kaum erblickten die Männer die Beiden, senkte sich Schweigen über sie. Zögernd schritt Reno auf die Gruppe zu und räusperte sich. Bevor er allerdings etwas sagen konnte, erhob sich einer der Männer. Er war stark bemuskelt und trug einen Drei-Tage-Bart.

»Was suchen denn zwei Kinder wie ihr hier?«

Bei dem Grinsen des Mannes stellten sich bei Aoi alle Haare auf und er gab ein drohendes Knurren von sich. Die Fremden schienen zu bemerken, dass Reno und Aoi anders waren. Der Mann ließ sich allerdings nicht beirren und trat näher heran.

»Ich würde sagen ihr verpisst euch von hier... Oder wir schlagen euch eure hübschen Gesichter ein.«

Aoi zuckte nicht einmal mit der Augenbraue, während er sich Auge in Auge mit dem Mann wiedersah. Diesmal bleckte er seine spitzen Zähne. Ein Schatten legte sich über das Gesicht des Mannes. Innerhalb von Sekunden hatte er eine Waffe gezogen und richtete diese auf Aois Gesicht.

»Ich weiß, was du bist...«

Überrascht blickte Reno den Mann an. Dieser sprach unbeirrt weiter.

»Über euch gibt es so viele Artikel in den Zeitungen... Ihr seid diese Monster, die im Krieg kämpfen...«

Die anderen Männer wurden jetzt nervös und begannen unter einander zu reden. Der Drei-Tage-Bart-Mann funkelte Aoi böse an und trat einen Schritt zurück. Mit seiner Waffe schwenkte er immer wieder zwischen Reno und Aoi hin und her.

»Ich habe eben gesagt ihr sollt euch verpissen... Also macht, dass ihr davon kommt! Wir wollen mit so was wie euch nichts zu tun haben!«

Die Beiden erkannten, dass es keinen Sinn hatte zu versuchen eine Konversation zu starten. Also drehten sie sich einfach um und gingen wieder um die Ecke. Kaum waren sie aus dem Blickfeld der Männer verschwunden, blieben sie wieder stehen und lauschten. Ihr Auftreten würde zumindest das richtige Gesprächsthema einleiten.

»Ich fasse es nicht, dass zwei von DENEN hier in der Stadt herum lungern...«, erklang die Stimme des Drei-Tage-Bart-Mannes.

»Ich auch nicht. Aber sie sollten dankbar sein, dass sie nicht in Hirakata gelandet sind. Da unten in Japan geht ja richtig die Post ab. Wenn sie da gelandet wären, würden sie jetzt nicht mehr leben.«

Von der Akustik her hätte Aoi geschätzt, dass der Mann, der gesprochen hatte, links vom Drei-Tage-Bart-Mann saß. Der Satz hatte allerdings schon gereicht. Er tauschte mit Reno einen Blick und beide drehten sich um, verschwanden die Straße hinunter und rasten weiter mit einem wahnsinnigen Tempo durch die Stadt. Aoi machte einen Satz und sprang auf einer der Dächer. Reno folgte ihm. Zusammen sprangen sie von Dach zu Dach und hatten nach einigen Sekunden den Rand der Stadt erreicht. Sie jagten den Hang hinauf und entdeckten den kleinen Unterschlupf, den die Gruppe aus Ästen und Blättern zusammengebastelt hatten. Klitschnass traten Aoi und Reno in das Versteck und schüttelten sich den Regen aus den Haaren. Ruka erhob sich und begrüßte die Beiden freudig.

»Wir haben uns schon Sorgen gemacht. Ich dachte schon, euch wäre etwas passiert.«

Die Drei setzten sich wieder hin. Shin musterte die Beiden und erhob schließlich das Wort.

»Da wir ja jetzt alle zusammen sind, können wir ja endlich zusammentragen, was ihr herausgefunden habt.«

Ko-Ki sprach zuerst und trug zusammen, was er und Shin herausgefunden hatten.

»Etwas wirklich interessantes haben wir eigentlich nicht entdecken können. Es gibt nichts zu Essen, alle Läden wurden ausgeräumt und die Straßen waren menschenleer. An Infos haben wir rein gar nichts zusammentragen können.«

Ruka nickte und wendete sich an Nao und Iv.

»Ihr habt ja vorhin schon gesagt, dass ihr etwas herausgefunden hättet.«

Nao nickte und griff in seine Hosentasche. Er zog eine zerfledderte und schmutzige Zeitungsseite heraus. Diese entfaltete er und legte reichte sie an Ryouga, der neben ihm saß. Das Foto machte die Runde und wurde zuletzt an Aoi gereicht. Er nahm das Blatt in die Hand und blickte auf den weißen Wolf, der über dem Artikel abgebildet war. Sein Herz machte einen Satz und begann wie wild zu rasen, während ihm abwechselnd heiß und kalt wurde. Seine Augen schossen die Zeilen entlang und er saugte jedes der Worte auf, die in dem Text standen. Nachdem er zu ende gelesen hatte, ließ er das Blatt sinken und schluckte schwer. Eine angespannte Stille hatte sich über die Gruppe gelegt und alle mussten verarbeiten, was sie gesehen hatten. Und er erging ihnen allen gleich. Sie alle wussten, dass sie dafür geboren waren dieses Wesen zu beschützen.
 

Kyo rannte trotz des Regens unbeirrt weiter. Der Donner und die Blitze jagten ihm nicht im geringsten Angst ein, während er über die schlammige Wiese jagte. Vor gut einer Stunde hatte er sich auf den Weg gemacht die Gruppe zu suchen und Experiment 099 zurück zu bringen. Kaoru hatte ihn in alles eingewiesen. Sollte es sich als unmöglich herausstellen 099 zurück zu bringen, sollte er -wenn nötig mit Gewalt- die Spritze an sich reißen. Mittlerweile war es dunkel und nur die am Himmel aufzuckenden Blitze erhellten die Gegend ab und an. Trotzdem ließ Kyo unbeirrt weiter. Kaoru hatte zwar mit Miyavi abgesprochen, dass sie warten würden, bis die Deadly Weapons von alleine zu ihnen kommen würden, aber solange sich die Gruppe noch in einem Bereich bewegte, in dem sie agieren konnten, würde Kaoru sich die Chance nicht entgehen lassen sich das zu holen, was er wollte.

Er lief noch zwei Stunden lang weiter, ehe er wetterbedingt einen Unterschlupf aufsuchte und sich erst einmal das Wasser abschüttelte. Das Gerät zeigte an, dass er ein großes Stück aufgeholt hatte. Mit einem Lächeln auf den Lippen kugelte er sich zusammen und schloss die Augen. Den Rest der Nacht durch zu laufen hätte keinen Sinn, denn er brauchte immer noch Kräfte, wenn er die Gruppe erreicht haben würde.
 

Shou schlug die Augen auf und blickte sich müde um. Es dämmerte erst, aber irgendetwas sagte ihm, dass er aufstehen sollte. Ohne ein Geräusch erhob er sich und blickte sich um. Aoi saß am Eingang des Unterschlupfs und blickte auf die Stadt hinab. Der Brünette ging zu ihm hinüber und ließ sich neben ihn zu Boden sinken.

»Ist alles okay bei dir?«

Ohne eine Regung zu zeigen blickte Aoi weiter auf die Stadt hinunter, als er antwortete.

»Eigentlich sollte alles okay sein. Ich habe mich noch nie so gut gefühlt. Aber... Ich frage mich, wie es jetzt weiter gehen soll. Wir haben gestern noch von dem Gespräch der Männer erzählt... Und wenn ich so darüber nachdenke, haben wir eigentlich nur die Wahl nach Japan zurück zu kehren. Ich will aber nicht dorthin zurück. Dort ist meine Mutter umgebracht worden. Und dort haben sie diese ekelhaften Experimente gemacht...«

Shou schwieg einen Moment lang.

»Was für Experimente?«

Betrübt blickte der Schwarzhaarige noch einen Moment lang auf die düstere Stadt, ehe er seinen Blick abwendete und diesen auf Shou richtete.

»Wie du sicherlich weißt, bin ich der erste richtige Durchbruch von den Experimenten. Und damals hat man versucht herauszufinden, wozu diese neue Art von Waffe in der Lage ist. Deswegen hat man eben Experimente mit mir gemacht. Beispielsweise haben sie mir irgendwelche Gifte versetzt und mit Waffen auf mich geschossen. Da war ich gerade mal sieben Jahre alt.«

Nachdenklich blickte Shou auf seine Hände und schluckte vernehmlich.

»Das klingt furchtbar... Darf ich dich etwas fragen?«

»Schieß los.«

Der Brünette zögerte und wurde auf einmal unsicher. Aber er musste es einfach wissen.

»Deine Mutter... Erinnerst du dich noch an sie?«

»Nicht wirklich. Sie wurde ja getötet, als ich zwei Wochen alt war. Man hat mir aber von ihr erzählt. Ich weiß zumindest ihren Namen. Sie hieß Yumiko.«

Der Satz traf Shou wie ein Faustschlag. Mit geweiteten Augen blickte er den Schwarzhaarigen und öffnete den Mund, als wolle er etwas sagen. Doch er schloss ihn wieder und blickte stattdessen benommen auf den Boden. Etwas irritiert zog Aoi eine Augenbraue hoch und tippte Shou auf die Schulter.

»Alles okay?«

Gefragter schüttelte mit dem Kopf und schluchzte leise.

»Ich kannte Yumiko.«

Erschrocken wich Aoi vor dem Brünetten zurück und blickte diesen geschockt an.

»W-Woher kanntest du sie?«

Tief atmete Shou durch und schloss einen Moment lang die Augen. Dann begann er zu erzählen, wie ihr Fluchtplan damals gescheitert war, wie er in ihrer schweren Stunde bei ihr war und wie er Aoi als kleines Baby das erste mal in den Arm genommen hatte. Nachdem er geendet hatte, breitete sich Stille über sie beide aus. Einen Moment lang zögerte der Brünette, dann griff er in seine Hosentasche und zog ein Foto hervor. Es war etwas von der Feuchtigkeit durchweicht, doch konnte man die Person darauf noch gut erkennen. Er reichte es Aoi und lächelte dabei matt.

»Das ist ein Foto deiner Mutter.«

Aoi nahm es entgegen und betrachtete es neugierig. Nach einigen Sekunden reichte er es wieder an Shou zurück.

»Sie war hübsch.«

»Ja das stimmt...«

Einen Moment lang schwiegen sie Beide wieder. Dann erhob Aoi wieder das Wort.

»Wie hast du zu meiner Mutter gestanden? Nachdem, was du mir erzählt hast, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie einfach irgendeine Frau für dich war.«

Mit geröteten Wangen blickte Shou beschämt zu Boden. Er traute sich nicht in die Augen des Schwarzhaarigen zu sehen. Was würde er denken, wenn er ihm erzählen würde, was er für Yumiko empfunden hatte? Shou war schließlich auch selber mit der Situation überfordert. Erst jetzt verstand er wirklich, warum er immer so eine Verbundenheit zu Aoi empfunden hatte. Zuvor hatte er nie gewusst, woher das kam, aber jetzt wusste er es. Und erst jetzt wurde ihm auch bewusst, warum er diese Gefühle hatte. Aoi hatte genau den gleichen Körpergeruch, wie sie ihn hatte. Er hatte auch dieses warmen und doch von Schmerz und Verzweiflung geprägten Blick. Schließlich hob er wieder seinen Blick und fixierte Aoi.

»Ich habe sie geliebt. Jetzt weißt du es.«

Betrübt blickte Aoi bei Seite und schloss die Augen. Die Worte musste er einen Moment lang verarbeiten. Er erhob sich und blickte wieder auf die Stadt hinab.

»Es tut mir leid...«, flüsterte er leise und wendete sich dabei wieder Shou zu. Er öffnete wieder den Mund und wollte etwas sagen, als Reita, der einen Meter von ihnen entfernt lag die Augen öffnete. Sofort schloss er wieder den Mund und blickte zu Shou.

»Wir reden wann anders weiter.«

Damit trabte er zu Reita hinüber und hockte sich neben ihn.

»Wie geht es dir?«

Der Blonde bewegte sich vorsichtig hin und her und richtete sich schließlich langsam auf. Sachte erhob und streckte er sich. Nach einigen Sekunden grinste er breit.

»Ich fühle mich richtig gut!«

Zufrieden nickte Aoi und erhob sich ebenfalls. Nun kam auch Bewegung in den Rest des Ladens. Nach und nach wachten auch die Anderen auf. Ein lautes Knurren ließ sie alle aufhorchen. Verdutzt blickten sie alle Ryouga an. Dieser blickte etwas missmutig und verzog sein Gesicht.

»Ich hab eben Hunger!«

Ruka nickte verstehend und wendete sich an Sakito und Yomi.

»Ihr besorgt etwas zu fressen. Shin und ich überlegen in der Zeit, wie wir weiter vorgehen.«

Die Beiden verschwanden aus dem Unterschlupf und machten sich auf die Jagt, während sich Shin mit Ruka zusammen setzte.

»Wir müssen es irgendwie schaffen den europäischen Kontinent zu überqueren. Außerdem müssen wir uns vorher irgendwie überlegen, wie wir den Nord Atlantischen Ozean überqueren können, ohne dabei zu ersaufen.«

Nachdenklich kaute Shin auf Rukas Worte hin auf seinem krallenartigen Fingernagel herum. Nach einigen Sekunden erhob er das Wort.

»Ich würde sagen wir dringen erst einmal bis zur Küste vor. Dann können wir uns überlegen, ob wir uns auf ein Schiff schleichen oder so.«

Zufrieden mit dieser Antwort nickte Ruka.

»Einfach wird das allerdings nicht. Aber so haben wir wenigstens ein Ziel.«

Die Beiden teilten der Gruppe mit, wie sie weiter vorgehen würden, als Sakito und Yomi wieder zurück kamen. Sie alle wussten, dass der Weg bis nach Japan verdammt weit sein würde, aber sie hatten keine Andere Wahl. Sich nur auf der Flucht zu befinden würde sie irgendwann ausmergeln und die Situation nicht verändern. So würden sie vor Ort agieren können und mögliche Auswirkungen selber bestimmen können.
 

Kaoru saß mal wieder vor seinem Laptop und beobachtete die Route, die Kyo bis jetzt hinter sich gelegt hatte. Er steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen und zündete sich diese an. Er hatte nicht eine Sekunde Zweifel daran, dass Kyo seinen Auftrag erfüllen würde. Lächelnd nahm er noch einen Zug und pustete den Rauch in die Luft.

Entwicklungen

Es goss immer noch wie aus Eimern, als die Gruppe der Deadly Weapons den Unterschlupf verließ und auf den Weg zur Küste machten. Innerhalb von Sekunden waren sie alle durchweicht. Das Gras war durch den starken Regen platt gedrückt und bei jedem Schritt sickerte das Wasser aus der Erde hoch. Es war schlammig und eiskalt. Fröstelnd schlang Iv seine Arme um seinen Körper und stemmte sich gegen den starken Wind. Unter solchen Bedingungen würden sie nur sehr langsam und schwer voran kommen. Glücklicherweise waren Reita und Yomi wieder gesund, sonst wäre das Vorankommen noch beschwerlicher geworden. Niemand in der Gruppe sprach ein Wort und jeder Konzentrierte sich nur darauf so gut wie möglich voran zu kommen. Ruka lief zusammen mit Shin ganz vorne und gab somit die Richtung an, in die sie gehen musste. Ihr Instinkt sagte ihnen, wo sie lang mussten. Somit konnten sie sich nicht verlaufen.

Aoi lief neben Shou her und warf den Brünetten immer wieder Blicke zu. Dieser tat so, als würde er dies nicht bemerken und lief ungestört weiter hinter Ruka und Shin her. Nach einigen weiteren Minuten des Schweigens erhob der Schwarzhaarige seine Stimme.

»Du merkst es auch, oder? Kyo ist wieder auf unserer Spur. Die Anderen können es sicherlich auch fühlen. Kein Wunder, dass Ruka und Shin so ein irres Tempo anschlagen.«

Es dauerte einen Moment, ehe Shou nickte.

»Er ist wahnsinnig schnell... In der Nacht hat er sicherlich eine Menge aufgeholt. Wenn wir Pech haben, werden wir die Nacht durch laufen.«

Verstehend nickte Aoi und seufzte leise.

»Diese Reise wird noch der reinste Horror.«

Die Worte schienen Shou zu amüsieren, denn er lachte leise auf. Fragend und etwas missbilligend warf Aoi ihm einen Blick zu. Schließlich erklärte der Brünette, nachdem er sich beruhigt hatte.

»Du sagst jetzt schon, dass die Reise ein Horror wird, obwohl sie gerade erst angefangen hat. Sicherlich wird sie ein Horror. Aber ich glaube, dass unser Ziel erst das sein wird, was uns den absoluten Graus bescheren wird. Wenn ich ehrlich bin, glaube ich nicht, dass wir alle das unbeschadet überstehen werden.«

Betrübt blickte der Schwarzhaarige zu Boden und machte dabei einen Satz über einen kleinen Stein. Die Aussichten, die ihr Weg stellte, deprimierten ihn. Es nahm ihm jegliche Hoffnung und ließ ihn sich auf einmal kraft- und hilflos fühlen. Ein Seufzen verließ seine Lippen, während er gen Himmel blickte und in Gedanken die dunklen Gewitterwolken verfluchte. Mit jeder Sekunde sank seine Stimmung. Den Anderen erging es anscheinend nicht anders. Der Regen und die Kälte quälte sie ununterbrochen und Wind riss erschöpfend an ihnen herum.
 

Selbst Kyo litt unter den erbarmungslosen Bedingungen. Mühsam setzte er einen Fuß vor den anderen und schleppte sich so Schritt vor Schritt voran. Stundenlang legte er so Meter für Meter hinter sich. Das Gerät von Kaoru verriet ihm, dass die Gruppe bereits weiter gezogen war und sich in Bewegung befand. Er korrigierte seine Richtung etwas und versuchte sein Tempo etwas zu beschleunigen, obwohl dies nahezu unmöglich war. Das Gewitter war mittlerweile zu einem richtigen Sturm geworden und ununterbrochen Donnerte und Blitzte es. Nachdenklich blickte Kyo gen Himmel und stemmte sich dabei weiterhin gegen den heftigen Wind. Er musste es einsehen. Es hatte keinen Sinn durch den Sturm zu laufen. Es würde ihn nur unnötig erschöpfen und außerdem war es gefährlich. Er blickte sich um und konnte in einiger Entfernung einen Felsvorsprung entdecken. Mühsam schleppte er sich bis zu diesem und suchte dort Schutz. Frierend lehnte er sich an die kalte Felswand und schlang die Arme um seinen Körper. Es war so kalt, dass er deswegen zittern musste. Erschöpft schlang er seine Arme enger um den Körper und schloss seine Augen. Erst jetzt bemerkte Kyo, wie erschöpft er eigentlich war. Innerhalb von einigen Sekunden war er eingeschlafen.

Der Gruppe erging es kein bisschen anders. Der Wind pfiff ihnen in den Ohren und trieb ihnen die Tränen in die Augen. Es begann bereits zu dämmern und sie alle waren erschöpft und müde. Schließlich trabte Reita nach vorne und redete mit Ruka und Shin.

»Wir sind alle müde und Yomi und ich könnten mal eine Pause gebrauchen. Wir sind immer noch von dem Eingriff erschöpft. Außerdem kommen wir so kein bisschen weiter. Sollten wir den Sturm hinter uns gelassen haben, sind wir dann so fertig, dass wir uns so oder so ausruhen müssten. So können wir das vielleicht vermeiden.«

Verstehend nickten die beiden Anführer und berieten sich einige Minuten untereinander. Schließlich führten sie die Gruppe eine weitere halbe Stunde durch den Sturm, bevor sie ein Waldstück entdeckten, in dem sie Schutz fanden. Schnell trugen sie Äste und andere Materialien zusammen, um daraus einen provisorischen Unterschlupf zu bauen. Als sie fertig waren, ließen sie sich alle müde und ausgelaugt auf den Boden sinken. Jeder von ihnen brauchte dringend eine Runde Schlaf und somit verzichteten sie ausnahmsweise auf den Wachposten. Sie kuschelten sich alle eng aneinander, um sich gegenseitig zu wärmen und waren innerhalb von Minuten allesamt eingeschlafen.
 

Es war so finster, dass man die Hand vor Augen nicht sehen konnte. Wie blind tastete Aoi sich vorwärts. Er strich mit seinen Fingern über den Boden, der sich makellos glatt und eben anfühlte. Er sah nichts, hörte nichts und traute nicht dem, was er fühlte. Wie ein Schleier erhob sich die Dunkelheit und langsam aber sicher konnte er nach und nach etwas erkennen. Alles war grau und stumpf. Er wusste nicht wo er war, noch was er hier sollte.

»Hallo?«

Die Unsicherheit in seiner Stimme hallte in der Leere wieder und ließ einen Hauch von Ewigkeit in der Luft zurück. Vorsichtig erhob er sich und blickte sich suchend um. Niemand war da. Niemand antwortete. Sollte er einfach gehen?

Er drehte sich um und erstarrte. Innerhalb von Sekunden hatte sich alles verändert. Der zuvor graue Boden war auf einmal weiß und der Himmel -falls es denn einer war – erstrahlte in einem blendenden Schwarz. Und auf diesem weißen Boden saß drei Meter vor ihm ein Wolf. Er hatte pechschwarzes Fell und ebenso schwarze Augen. Unsicher blickte Aoi sich um und ging einen Schritt zurück. Er hatte solche Angst, dass sein Herz in seiner Brust einen Marathon lief. Innerhalb einer Sekunde wirbelte er herum und rannte. Er rannte so schnell wie nie zuvor in seinem Leben. Er wollte weg von diesem Wesen. Er hatte nicht die geringste Ahnung, woher es kam, aber er wusste ganz genau, was bzw. wer der Wolf gewesen war. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, in der er rannte, bis er erschöpft stehen blieb und nach Luft wrang. Schweiß ließ ihm über die Stirn und brannte ihm in den Augen. Er stemmte sich auf seine Knie und versuchte sich zu beruhigen. Nach einigen Minuten hob er wieder den Blick und erstarrte. Ein riesengroßer Spiegel stand auf einmal wie aus dem Nichts vor ihm. Er blickte in sein Spiegelbild und sah den schwarzen Wolf. Wie hypnotisiert streckte er die Hand aus und versuchte den Spiegel zu berühren. Es fühlte sich an, als würde er in Wasser fassen, doch der Spiegel zersprang in tausend kleine Scherben.
 

Erschrocken jagte Aoi hoch. Sein Herz raste und wie in seinem Traum ließ ihm der Schweiß über die Stirn. Sein Atem ging stoßweise und erstickt, während er versuchte die Situation zu verstehen. Irgendetwas hatte sich verändert. Auf einmal fühlte er, dass dort etwas war. Dieses Wesen... Es war der in einem Körper bestehende Instinkt zu töten. Die Rationalität, die von diesem Tier ausging, zeugte von Kompromisslosigkeit und Grausamkeit. Aoi hatte Angst. Noch nie hatte er dieses seltsame Gefühl gehabt und er wusste nicht wirklich, wie er damit umgehen sollte und konnte. Er wischte sich über das Gesicht und atmete tief durch. Es war immer noch dunkel und die anderen Gruppenmitglieder schliefen noch. Langsam ließ er sich zurück sinken und kuschelte sich wieder in die vertraute Wärme der Gruppe. Langsam aber sicher beruhigte sich auch sein Herzschlag wieder und er schloss wieder die Augen. Er war allerdings so aufgewühlt, dass er nicht richtig einschlafen konnte. Da war etwas Anderes, etwas Lebendiges in ihm, was ihn innerlich anspannte. Erst nach Stunden des Wachlegens und des Nachdenkens dämmerte er langsam aber sicher weg und glitt in einen traumlosen Schlaf.
 

Es war bereits hell, als Uruha die Augen aufschlug. Ein Vogel saß auf einem Ast und verkündete fröhlich zwitschernd, dass der Sturm vorbei war. Müde richtete sich der Brünette auf und streckte sich erst einmal ausgiebig. Der gestrig anstrengende Tag steckte ihm immer noch in den Knochen, aber er bemerkte, wie er zumindest wieder etwas ausgeruht war. Er wälzte sich herum und erhob sich langsam. Die Anderen schliefen noch, also beschloss er erst einmal nachzusehen, was draußen los war. Möglichst leise verließ er den Unterschlupf und blickte sich um. Es war vielleicht seit einer Stunde hell, aber dafür schien die Sonne mit unbändiger Kraft und blendete ihn. Sein Magen machte sich lauthals bemerkbar. Einen Moment lang überlegte Uruha, dann schritt er zwischen den Bäumen hindurch, um nach einem Tier Ausschau zu halten, das er vielleicht erlegen konnte. Unter seinen Füßen knackte ein kleiner Zweig, während er weiter lief und sich weiter suchend umblickte. Von dem Sturm schien nicht die reinste Spur zurück zu blieben und die Natur schien dafür umso mehr strahlen zu wollen. Er hörte das Krabbeln und Quieken der Mäuse unter der Erde und der Geruch von Tanne hing markant aber doch unaufdringlich in der Luft. Zufrieden schloss der Brünette die Augen und genoss einen Moment lang die Ruhe, die ihn umgab. Er hörte, wie ein Hase in seinem Bau buddelte und lächelte. Ohne auch nur das leiseste Geräusch zu verursachen, schlich er zu dem Bau und griff in diesen Hinein. Seine Hand bekam die Ohren des Hasen zu fassen und an diesen zog er das zappelnde Tier aus dem Bau. Mit einem schnellen Griff machte er kurzen Prozess mit dem Hasen und brach diesem das Genick. Zufrieden setzte sich Uruha vor einen Baum und begann das rohe Fleisch des Tiers zu essen, während er dabei die Vögel beobachtete, die durch das Geäst flogen und dabei einen riesigen Lärm veranstalteten. Nachdem er aufgegessen hatte, schaufelte er ein Loch und vergrub die Überreste seines Jagderfolgs, um keine Tiere durch den Blutgeruch anzulocken. Minutenlang starrte er noch in den Himmel, als er ein brummendes Geräusch in der Ferne vernahm. Irritiert blickte er sich um und versuchte herauszufinden, woher es kam. Neugierig lief er somit aus dem kleinen Waldstück heraus und ließ seinen Blick über die Gegend schweifen. In der Ferne konnte er eine kleine Farm ausmachen, wo ein Bauer gerade mit seinem Trecker sein Feld bewirtschaftete. Daher war also das Geräusch gekommen. Uruha wendete sich wieder ab und lief zu seiner Gruppe zurück. Mittlerweile waren alle wach und begrüßten ihn herzlich.

»Ich konnte eine Farm ausfindig machen. Vielleicht finden wir da etwas, was wir auf Vorrat mitnehmen können. Wir brauchen zumindest etwas zu Fressen, um das Meer überqueren zu können. Ohne einen Vorrat werden wir das ansonsten nie überleben.«

Ruka und Shin nickten beide verstehend, ehe sie sich an die Gruppe wendeten.

»Uruha weiß, wo der Hof ist. Er wird zusammen mit Ryouga dort hin gehen und nachsehen, ob sich etwas abstauben lässt.«

Ryouga nickte und erhob sich von seinem Sitzplatz. Zusammen mit Uruha verließ er die Gruppe und machte sich auf den Weg zu dem Hof. Sie schlichen im hohen Gras um den kleinen Hof herum und machten sich erst einmal ein Bild von der Lage. Der Bauer war auf dem Feld und arbeitete. Ansonsten standen nur drei Kühe und zwei Schweine auf der Wiese. Leise schlichen sie zum Haus, das neben der Scheune stand und blickten durch das Fenster hinein. Es schien niemand anderes da zu sein. Auf einen Versuch hin mussten sie feststellen, dass die Tür offen stand.

»Ziemlich unvorsichtig.«, bemerkte Ryouga und schlich in den Flur hinein.

Es dauerte etwas, bis sie die Küche gefunden hatten und in den Kühlschrank blickten. Es waren zwar Lebensmittel dort drinnen, aber keine, die sich auf Dauer hielten. Also suchten sie weiter und fanden nach einigen Minuten eine Speisekammer. Sofort begannen sie alles in einen Rucksack zu stopfen, den sie im Flur gefunden hatten. Es dauerte keine zehn Minuten, bis sie alles nötige eingepackt hatten und wieder durch den Flur zurück schlichen. Es tat Uruha zwar etwas Leid den Mann zu beklauen, aber sie hatten selber keine Wahl. Zeit, um zu jagen, hatten sie nicht mehr. Sie mussten so schnell wie möglich voran kommen und atlantischen Ozean überqueren. Für ein schlechtes Gewissen war dort nicht platz.

Draußen angekommen zog Ryouga leise die Tür zu, um keine Geräusch zu verursachen. Unbemerkt verließen sie wieder den Hof und schlichen durch das Gras wieder zurück zum Waldstück. Sie brachten den Rucksack zu ihrem Versteck und breiteten den Inhalt erst einmal auf dem Boden aus. Zufrieden nickte Shin und packte die Sachen wieder ein.

»Wir müssen uns sofort wieder auf den Weg machen. Wir haben keine Zeit zu verlieren!«

Sein Befehl löste zwar allgemeine Unzufriedenheit aus, doch wussten sie, dass sie keine andere Wahl hatten. Sie hatten schon viel zu lange geschlafen und jetzt auch noch Zeit dadurch verschwendet, dass sie Lebensmittel gestohlen hatten. Ko-Ki schulterte sich den Rucksack und zusammen machten sie sich wieder auf den beschwerlichen Weg. Sie mussten sich beeilen, denn sie mussten wieder einen Teil des Vorsprungs gut machen, denn sie vor Kyo hatten.
 

Dieser blickte grinsend auf das kleine Gerät. Er war sofort aufgebrochen, nachdem der Sturm nachgelassen hatte. Schon seit drei Stunden war er auf den Beinen und holte langsam aber sicher die Gruppe auf. Wenn es weiter so gut für ihn lief, würde er sie in drei bis vier Tagen eingeholt haben. Und dann würde er sich Experiment 066 holen. In Gedanken malte er sich bereits aus, was er dem Schwarzhaarigen für Schmerzen und Qualen bereiten würde, wenn dieser sich zur Wehr setzten würde. Es kitzelte ihm schon in den Fingerspitzen sich endlich sein Ziel zu schnappen und den Befehl seines Herren zu erfüllen.

Er stopfte das Gerät wieder in seine Tasche und jagte in einem irrsinnigen Tempo weiter. Zwar war er noch erschöpft von der Nacht und seine Kleidung klebte ihm noch nass am Körper, doch durch die Bewegung wurde ihm warm und langsam trockneten auch sein Shirt und seine Hose. Sein Körper war dazu ausgelegt solche extremen Belastungen stand zu halten und so würde er heute noch nicht einmal eine Pause machen, um Nahrung oder etwas zu Trinken zu sich zu nehmen.
 

~~~
 

Miyavi saß auf seinem Laborstuhl und trank genüsslich einen Kaffee. Über seinen Laptop führte er ein ausgiebiges Gespräch mit Mao und klärte diesen über die Situation auf, in der Kaoru zur Zeit steckte. Mao schien sichtlich zufrieden mit dem Ergebnis, schien sich allerdings auch Sorgen zu machen, da Kaoru die Deadly Weapon Kyo auf die Gruppe angesetzt hatte.

Miyavi beendete das Gespräch und schaltete seinen Laptop aus. Grinsend griff er nach seinem iPhone und wählte eine Nummer. Nach einigen Sekunden hob jemand ab. Das Gespräch dauerte gute vier Stunden, bis Miyavi wieder auflegte und sich erschöpft zurück in seinen Laborstuhl sinken ließ. Er war zufrieden, wie er die Situation zu seinen Gunsten leiten konnte. Die Firma >Crude Oil< hatte ihn als Spion in Maos Riehen gesetzt. Seine Aufnahme in Maos Ölkonzern >MD Oil< hatte wunderbar geklappt und zu seiner Überraschung wurde ausgerechnet er von Mao dazu beauftragt als Spion in die Reihen Kaorus einzudringen. Es war ein Kinderspiel. Von seiner Situation aus konnte er Perfekt für >Crude Oil< Maos und Kaorus Konzern ausspionieren und alles zu Gunsten seines Konzerns leiten. Es hing alles von ihm ab, welche Informationen an Mao und Kaoru hindurch drangen. Und dieses Machtspiel gefiel ihm. Niemand ahnte auch nur, wie er die Situation in der Hand hatte und das jedes Zug in diesem Spiel von ihm gezogen wurde.
 

Mao klappte seinen Laptop zu und seufzte schwer. Irgendwie gefiel ihm die ganze Situation nicht. Er hatte das Gefühl, dass ihm alles durch die Finger glitt und er die Kontrolle über die Situation verlor. Er nahm Kontakt zu Toshiya auf und fragte, ob dieser irgendwelche Fortschritte darin gemacht hatte die entflohenen Deadly Weapons wieder aufzuspüren. Das Gespräch verlief nicht zu seiner Zufriedenheit. Mit schlechter Laune legte er wieder auf und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Die Situation war dabei vollkommen zu eskalieren. Kaoru hatte seine mörderische Waffe von der Leine gelassen und die Deadly Weapons waren verschwunden. Gleichzeitig flogen trotzdem noch weiter die Bomben in die Luft, da der Kampf um das Öl immer noch nicht beendet war. Alles war chaotisch und unübersichtlich.

Die Sorge, was passieren würde, wenn die Waffen wieder irgendwo auftauchten, machte ihm zu schaffen. Gestresst steckte er sich eine Zigarette zwischen die Lippen und steckte diese an. Er inhalierte den Rauch und behielt ihn einige Sekunden in der Lunge, ehe er ihn wieder in die Luft entließ. Nachdenklich drehte er sich in seinem Stuhl langsam hin und her und zermarterte sich darüber den Kopf, was er jetzt tun sollte. Eine Sondereinheit los schicken, um die Deadly Weapons wieder einzufangen? Fahndungen ausstellen? Ein Kopfgeld auf die Experimente ausstellen?

Genervt drückte er seinen Glimmstängel im Aschenbecher aus und lehnte sich zurück. Der Stress hatte ihn ausgelaugt. Er war müde und brauchte dringend eine Runde Schlaf. Also schaltete er das Licht aus und verließ sein Büro. Zumindest gönnte er sich eine Stunde Schlaf, bevor er wieder weiter arbeiten würde. Vielleicht würde ihm dann eine Lösung für das Problem einfallen.
 

Ebenso wie Mao grübelte Kaoru über das Problem nach. Er hatte zwar das getan, was in seiner Macht stand, doch war er trotzdem unzufrieden. Zu wissen, dass diese Bestien einfach umher wanderten und sich niemand im Notfall gegen sie wehren könnte, verschaffte ihm schwitzige Hände. Sollte irgendetwas passieren, war sein Konzern dran und würde zahlen müssen. Aber das wusste er zu verhindern. Er würde jede dieser Bestien auslöschen, wenn nötig auch persönlich.

Entschlossen packte er seine Jacke und rief den Oberoffizier zu sich.

»Ich werde nach Japan zurück gehen. Sie übernehmen das Befehlskommando. Sobald ich in Tokio bin, werde ich mich melden und dir neue Befehle durchgeben.«

Der Oberoffizier nickte und machte einen Schritt zur Seite, damit Kaoru an ihm vorbei das Zelt verlassen konnte.

Gezielt lief Kaoru auf einen Hubschrauber zu und setzte sich in diesen. Der Pilot reichte ihm Ohrschützer, die dieser aufsetzte. Sekunden später hob der Hubschrauber ab und flog davon.

Jagd

Kaoru blickte auf die Landschaft Amerikas hinab, während der Hubschrauber über diese hinweg raste. Es würde ein verdammt langer Flug nach Japan zurück werden, dessen war sich Kaoru klar. Also lehnte er sich zurück und schloss die Augen, um noch einmal die Situation zu überdenken. Egal wie, er musste die Deadly Weapons zurück bringen. Wenn er dies nicht schaffen würde, hatte er keine andere Wahl, als sie zu töten.

Kaoru schlug die Augen wieder auf und blickte wieder auf die Wiesen, die unter ihnen verschwanden. Er hatte schon die perfekte Idee, was er tun würde. Er würde den perfekten Köder auslegen, um die Deadly Weapons anzulocken und gefangen zu nehmen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ihm die Bestien in die Falle gingen.
 

Miyavi stand am Fenster und blickte hinaus. Regentropfen prasselten auf die Erde und das Wasser floss in breiten Rinnsalen die Straße hinunter. Langsam führte er seine Zigarette an seine Lippen und zog genüsslich an dieser. Mao saß in der absoluten Zwickmühle und hatte kein bisschen mehr Kontrolle über die Situation. Diese Spielfigur hatte Miyavi somit schon aus dem Spiel gekickt. Fehlte nur noch Kaoru. Ein leichter Schatten legte sich über Miyavis Gesicht. Kaoru war wie ein Parasit. Man konnte so oft auf ihn drauf treten wie man wollte, er überlebte jedes Mal und versuchte immer wieder die Situation in die Hand zu bekommen. Und meistens schaffte er das auch.

Miyavi drückte die Zigarette aus und wendete sich vom Fenster ab. Ein breites Grinsen lag auf seinem Gesicht. Kaoru war auf dem Weg hier her. Er würde nichts ahnend hier landen. Und dann würde er sterben.

Mit diesem Gedanken begab er sich wieder in das geheime Labor. Er blickte auf die große Glaskugel und auf den darin schwebenden Wolf.

»Du weißt was ich will... Ich will, dass Kaoru stirbt. Und wenn ich dich benutze, kann ich Satoshi lenken, wie es mir passt. Ich will, dass du ihn darauf abrichtest Kaoru zu töten!«
 

Satoshi lag im Keller des Gebäudes in einer dunklen Zelle. Er war am schlafen und rührte sich nicht einen Millimeter. Doch plötzlich zuckte er hoch und blickte sich aufmerksam um. Er wusste nur, dass er Kaoru töten sollte. Und genau das würde er tun.
 

~ ~ ~ ~
 

Nachdenklich kaute Aoi auf seinem Fingernagel herum. Seine Beine folgten wie selbst der Gruppe, während seine Gedanken damit beschäftigt waren seinen Traum zu verarbeiten. Er hatte Angst. Irgendetwas hatte sich verändert. Er spürte, dass etwas Fremdes in seinem Inneren rumorte und nur darauf wartete herauszubrechen. Dieses Fremde jagte ihm Angst ein und ließ ihn Ekel empfinden, doch auf der anderen Seite hatte es etwas mystisch Anziehendes und auch einen Hauch von Geborgenheit an sich. Er wusste einfach nicht mehr, was er denken sollte.

Ein Seufzen verließ seine Lippen, während er gen Himmel blickte und einem Vogel nachblickte, der nach Norden davon flog. Er wendete seinen Blick wieder ab und fixierte Uruha, der direkt vor ihm lief und sich mit Reita und Reno unterhielt. Plötzlich traf ihn ein heftiger Stoß auf den Rücken und er stolperte nach vorne. Überrascht blickte Aoi über seine Schulter und erkannte Sakito. Dieser grinste frech.

»Was bist du denn so schweigsam? So kennt man dich ja gar nicht. Sonst redest du doch mehr als jede Frau.«

Genervt blickte Aoi Sakito an und setzte eine beleidigte Miene auf.

»Betitel mich nicht als Frau! Du bist doch selber so ein Weib!«

Ein belustigtes Lachen drang aus Sakitos Kehle.

»Du solltest nicht so frech sein!«

Unbeeindruckt zuckte der Schwarzhaarige mit den Schultern und konzentrierte sich wieder darauf den Anderen hinterher zu laufen. Wenn sie jetzt die nächsten drei Wochen einfach so langweilig vor sich hin latschen würde, würde er ausrasten. Es war einfach nur tot langweilig.
 

Der Wind pfiff in Kyos Ohren, während er ununterbrochen weiter raste. Die Landschaft floss förmlich unter ihm dahin und mit ihr auch die Entfernung zur Gruppe. Die Erschöpfung der Nacht steckte noch in seinen Knochen, doch mit jedem Schritt kam seine Energie immer mehr zurück und neuer Elan schien ihm Flügel zu verleihen. Mittlerweile war er sich 100%ig sicher, dass er die Gruppe einholen würde, noch bevor sie die Hafenstadt erreicht hätten.
 

Mao schlug die Augen auf und blickte verschlafen auf die Uhr. Er hatte gerade mal drei Stunden geschlafen. Müde gähnte er und schwang seine Beine über die Bettkante. Schlaftrunken griff er nach seinem Hemd und zog sich dieses an. Ein Seufzen verließ seine Lippen, während er sich über die Augen rieb. Sein Schädel brummte und fühlte sich so an, als würde man ihn mit einem Vorschlaghammer bearbeiten.

Er zog sich ebenfalls seine Hose an und schlurfte motivationslos aus seinem Schlafraum. Provisorisch frühstückte er am Laptop und erkundigte sich zuerst bei Toshiya, ob irgendetwas neues passiert sei. Da es nichts aufregendes zu berichten gab, beendete er wieder das Gespräch und lehnte sich in seinem Bürostuhl zurück. Er musste handeln. Aber ihm waren schlicht und ergreifend die Hände gebunden. Miyavi hatte ihm berichtet, dass Kaoru auf dem Weg nach Japan war. Irgendetwas musste er doch aus dieser Information herausziehen können... Was für einen Vorteil könnte ihm das bringen?

Die Idee kam so überraschend, dass Mao nach Luft schnappen musste. Sofort sprang er auf und raste in den Keller des großen Laboratoriums. Er hatte noch diese eine einzige Chance. Wenn er Kaoru aus dem Weg räumen würde, wären seine Truppen ohne Anführer und sein Konzern hätte keine Leitung mehr.

Er öffnete eine große Stahltür und trat in einen dunklen Raum. Flackernd sprangen die Lampen an. Vor ihm lag eine Gestalt gefesselt und an ein großes Bett gekettet.

»Mizuki...«

Die Gestalt fixierte ihn aus trüben und gefühlskalten Augen. Mao setzte sich auf das Bett und streichelte der Gestalt sanft über die Haare.

»Mizuki... Ich weiß ich hätte dir das als dein Vater nicht antun sollen...«

Wahrend Mao sprach streichte er über einen dicken Verband, der um den linken Arm des Jungen gewickelt war. Vorsichtig nestelte Mao an dem Verband herum und wickelte ihn anschließend langsam ab. Zu sehen war eine 20 cm lange Narbe, die sich den kompletten Unterarm entlang zog.

»Gut... Die Wunde deines Selbstmordversuchs ist abgeheilt...«

Eiskalt fixierte der Junge seinen Vater. Wut und Verbitterung sprach aus den dunklen Augen.

»Ich hasse dich...«

Mizukis Stimme klang leise aber hart. Einen Moment lang herrschte Schweigen zwischen den Beiden, dann seufzte Mao.

»Du bist einer unserer verfehlten Experimente. Als du geboren wurdest, habe ich in deinen Körper modifizierte Zellen eines Wolfes gesetzt. Leider hat dein Körper auf die Zellen nicht so reagiert, wie wir dachten. In deinem kompletten Körper sind Entzündungen ausgebrochen und es war eigentlich ein Wunder, dass du überhaupt überlebt hast...«

»Das weiß ich alles schon.«, antwortete Mizuki kalt und genervt.

Sein Vater nickte gedankenverloren.

»Du bist zwar ein Fehlschlag, aber das heißt noch lange nicht, dass du nicht dazu in der Lage bist einen Menschen zu töten. Deine Reaktionen und Muskelstärke ist schließlich trotzdem übernatürlich ausgeprägt. Und ich will, dass du für mich Kaoru tötest.«

»Nenn mir einen Grund, warum ich meinem Schänder einen Gefallen tun sollte! Mir mit dem Tod zu drohen bringt dir nichts. Ich wäre lieber tot, als das, was ich bin! Ich bin weder Mensch, noch Deadly Weapon! Menschen verachten mich, weil ich nicht bin wie sie! Und Deadly Weapons verachten mich, weil ich trotzdem bei weitem nicht so stark bin wie sie! Ich habe niemanden und deswegen hat das Leben keinen Wert für mich. Also hast du auch nichts, womit du mich zwingen kannst.«

Mao seufzte und schüttelte leicht mit seinem Kopf.

»Wenn du das tust, hast du wenigstens einen Sinn erfüllt. So wirst du nie vergessen, wenn du stirbst. Und vor allem wäre Kaori stolz auf dich gewesen.«

Bei Namen seiner Mutter, verlor Mizuki jegliche Farbe aus seinem Gesicht. Mao unterdrückte ein triumphierendes Grinsen und redete unbeirrt weiter.

»Kaori hat ihr Leben gelassen, als sie dich auf die Welt gebracht hat. Bist du nicht der Meinung, dass du ihr dafür auch etwas schuldig bist?«

Sein Sohn blickte so, als hätte man ihm mit einem Baseballschläger einen Schlag auf den Kopf verpasst. Schließlich öffnete Mizuki wieder seine bebenden Lippen.

»Ich tu es... Aber nicht für dich... Ich will, dass der Tod meiner Mutter nicht umsonst war. Sie hat ihr Leben für mich gelassen, also sollte mein Leben auch nicht sinnlos sein...«
 

Vollkommen entnervt verdrehte Reno die Augen. Es fing schon wieder an zu regnen. Seitdem sie sich auf die Flucht begeben hatten, schien es in seinen Augen nur noch zu regnen. Ryouga lief neben ihm her und lachte belustigt.

»Du hast ein Gesichtsausdruck wie ein kleines Kind, dem man seinen Lolli weggenommen hat.«

Renos Augen verengten sich zu Schlitzen und er verpasste Ryouga einen sanften Schlag auf den Hinterkopf.

»Es ist frustrierend... Es wäre ja kein Problem, wenn es regnet. Aber es muss ja dann immer gleich so kalt sein!«

Ryouga lachte wieder belustigt und knuffte Reno in die Seite.

»Wenn du herum heulst, macht das sie Situation nicht besser. Es dauert sicher nicht mehr lange, bis wir die Hafenstadt erreicht haben.«

»Wie lange glaubst du brauchen wir denn noch, bis wir in der Hafenstadt sind?«

»Spätestens in zwei Tagen sind wir da. Wenn wir die Nacht durch laufen, sind wir vielleicht morgen Abend schon da. Zumindest, wenn wir das zügige Tempo wie jetzt beibehalten.«

Als Shins Stimme hinter ihnen erklang, zuckten Reno und Ryouga vor Schreck leicht zusammen. Shin schloss zu den Beiden auf und lief neben ihnen her.

»Wir müssen allerdings aufpassen. Reita ist immer noch verletzt und wir müssen auch unbedingt die restlichen Sender los werden. Wir werden das wahrscheinlich machen, wenn wir uns auf irgend ein Schiff geschmuggelt haben.«

Verstehend nickten Ryouga und Reno. Schließlich legte sich Schweigen über sie. Mit jeder Sekunde wurde der Regen dichter und kälter. Glücklicherweise wehte kein starker Wind, weswegen sie zumindest weiter laufen konnten. Als es am Ende des Tages begann zu dämmern, hielt Ruka die Truppe an und reif eine Beratung ein.

»Wir müssen uns jetzt entscheiden... Entweder laufen wir die Nacht durch und erreichen morgen Abend die Stadt, oder wir machen eine Pause und nehmen in kauf einen Tag länger zu brauchen.«

Die Antwort auf die Frage wurde von allen gleich beantwortet. Sie würden weiter laufen und morgen Abend die Stadt erreichen. Zufrieden nickte Ruka und setzte sich wieder in Bewegung. Unbeirrt liefen sie also weiter, während die Sonne hinterm Horizont verschwand und die Welt in Dunkelheit versank.
 

Ruki schlug die Augen auf und blickte sich irritiert um. Er lag gefesselt auf dem Bett im Lazarett und konnte sich keinen Zentimeter bewegen. Er biss die Zähne zusammen und wendete all seine Muskelkraft auf, um seine Fesseln zu sprengen. Er schaffte es nicht. Das einzige Resultat war, dass seine Muskeln anfingen von der Anstrengung zu brennen und er vor Erschöpfung anfing nach Luft zu schnappen. Trotzdem gab er nicht auf und versuchte es immer weiter. Nach einer halben Stunde bemerkte er, dass irgendetwas draußen vor sich ging. Sekunden später betrat der Oberoffizier das Lazarett und richtete seinen Blick auf Ruki. Mit langen Schritten kam der Oberoffizier auf die gefesselte Deadly Weapon zu und blieb vor dessen Bett stehen. Wütend bleckte Ruki die Zähne und knurrte leise.

»Was wollen sie?«

Kalt blickte der Mann auf ihn hinab und grinste schließlich breit.

»Kaoru ist nach Japan zurück geflogen. Und in der Zeit habe ich das Kommando hier. Und soll ich dir was verraten... Ich hasse euch Deadly Weapons! Und da ich das Gefühl habe, dass du eine Gefahr für unsere Truppen darstellst, werde ich dich unter dieser Begründung eliminieren.«

Damit streckte der Oberoffizier die Hand aus und bekam von einem der Soldaten eine Spritze gereicht. Ruki blickte den Mann nur schockiert an und lag wie gelähmt auf dem Bett. Es kam ihm wie in Zeitlupe vor, als sich sie lange Nadel der Spritze in seinen Arm senkte und sich das Sekret in seinen Muskel drückte. Mit geweiteten Augen blickte er noch einmal auf den Oberoffizier, der die Spritze in eine Schale warf, ihm den Rücken zudrehte und zusammen mit den Soldaten das Lazarett wieder verließ. Dann war er alleine.

Ruki spürte, wie sein Herz schneller schlug und sich das Sekret in seinem Körper ausbreitete. Schweiß lief ihm über die Stirn, während er merkte, dass seine Körperfunktionen begannen immer langsamer abzulaufen. Seine Nackenhaare stellten sich auf, während sowohl sein Herzschlaf als auch seine Atmung immer langsamer wurden. Seine Muskeln begannen zu krampfen und er hatte das Gefühl zu verbrennen. Sein Leben wurde genauso aus ihm herausgepresst wie der Saft aus einer Zitrone. Er hörte, sah und fühlte nichts mehr. Nur noch die letzten kämpfenden Herzschläge dröhnten in Rukis Kopf, ehe sein Körper den Kampf gegen das Mittel verlor und sein Leben komplett aus seinem Körper wich.

Wandel

BAM :D

Überraschung ;) Ich hab mal wieder nach JAHREN durch meine FFs geblickt und gedacht, dass ich ja mal wieder was machen könnte :D

Also hab ich mich gleich mal dran gesetzt und - die scherlich tot gelgaubte - FF weiter geschrieben :D Ich hab zwar mit Uni super viel zu tun, aber ich hab im Moment wieder richtig Lust was zu schreiben :) Als Ausgleich zur Uni auch vielleicht ganz gut :)

Dann wünsche ich euch mal viel Spaß! :D
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Erschrocken hielt Reita in seiner Bewegung inne. Er hielt so abrupt an, dass Ryouga in ihn hinein lief.

Uruha spürte es ebenfalls und blieb auch stehen.

»Ruki...«, wisperte er leise.

Die anderen hatten es ebenso gefühlt und blickten betreten zu Boden. Niemand wagte es etwas zu sagen. Sie hatten schon zu harte Verluste mit Kai, Ni~Ya und Saga erlitten, sodass niemand diesen Verlust auch noch kommentieren wollte.

Also setzten sie sich stumm wieder in Bewegung, im stillen Einvernehmen darüber nicht zu reden. Der Regen war als einziges Geräusch zu vernehmen. Trotz der schlechten Wetterbedingungen liefen sie unbeirrt weiter. Schlamm spritzte bei jedem Auftreten eines Fußes in alle Richtungen. Schließlich waren sie alle von oben bis unten voller Schlammspritzer und klitschnass.

Yomi hätte sich am liebsten einfach einen Unterschlupf gesucht und sich schlafen gelegt. Die Strapazen der letzten Tage steckten ihm einfach zu tief in den Knochen. Er war zwar eine Deadly Weapon, aber die Kälte machte ihm trotzdem zu schaffen. Zudem drifteten seine Gedanken immer wieder zu den Sensoren, die noch in ihren Körpern eingepflanzt waren. Es machte ihm tierische Sorgen, ob nicht Kaoru aus seiner Wut heraus über Satellit einfach die Elektroschocker aktivierte und sie alle sterben lassen würde. Andererseits hatten sie noch die Gewissheit, dass ihre Entstehung einen riesigen Aufwand und Unmengen an Geld gekostet hatte. Also würde Kaoru sich sicher noch zügeln.

Sakito lief neben Yomi her und hing ebenfalls seinen Gedanken nach. Allerdings grübelte er über etwas ganz anderem. Schließlich verpasste er Yomi einen leichten Stoß in die Seite und riss diesen damit aus seinen Gedanken.

»Sag mal Yomi... Findest du nicht auch, dass irgendwas an Aoi komisch ist?«

Überrascht blickte Yomi auf und betrachtete intensiv die Rückseite des Schwarzhaarigen. Schließlich nickte er zögernd.

»Du hast Recht... Irgendetwas ist anders. Aber vielleicht liegt das auch einfach nur daran, dass er genauso wie wir einfach fertig ist und deswegen so angespannt ist. Aber du hast schon recht... Irgendetwas ist anders...«

Aoi bemerkte nicht, dass sie beiden über ihr redeten. Er warf Shou immer wieder Seitenblicke zu und überlegte fieberhaft, wie er am besten das Thema über seine Mutter ansprechen sollte. Er fand die Vorstellung etwas seltsam, dass Shou einmal in seine Mutter verliebt gewesen sein sollte. Auf der einen Seite wollte er unbedingt wissen, wie seine Mutter gewesen war, auf der anderen Seite war es ihm irgendwie etwas unangenehm darüber zu reden. Zudem hing ihm Rukis Tod zu sehr nach, als das er sich jetzt auf solch ein Gespräch hätte einlassen können. Es schwirrte ihm so viel im Kopf herum, dass er einfach nicht wusste, über war er zuerst nachdenken sollte.

So beschäftigte ihn auch die Frage, warum Kyo ihn zurück ins Labor bringen sollte. Dann wollte er aber zeitgleich etwas über seine Mutter erfahren und warum man sie getötet hatte. Neben diesen aufreibenden Gefühlen stieg in ihm das Bedürfnis auf, sich an Kaoru zu rächen. Er war für Rukis Tod verantwortlich und Aoi wollte, dass er dafür bezahlte. Außerdem schwirrte ihm die ganze Zeit über das Bild des weißen Wolfs vor Augen. Er empfand eine so tiefe Sehnsucht danach dieses Wesen zu finden und zu beschützen, dass es ihn innerlich fast zerriss. Und sein Instinkt sagte ihm, dass dieser Wolf in Zusammenhang zu seinen seltsamen Träumen stand, in denen er immer wieder dem schwarzen Wolf gegenüber saß.

Sein Blick wanderte gen Himmel, der von schwarzen Gewitterwolken verhangen war. Und er wusste, dass bald seine Fragen eine Antwort finden sollten.
 

Das Dröhnen der Rotoren drang nur schwach durch die Ohrenschützer, die Kaoru aufgesetzt hatte. Wenn er in Tokyo landete, würde er sich in die nächste Limousine setzen und nach Hirakata fahren. Dorf war Miyavi in seinem Forschungslabor. Und auch der weiße Wolf. Er würde sich vor Ort in Ruhe Gedanken darüber machen, wie er das Wesen gegen die Deadly Weapons einsetzen könnte. Jetzt schaltete er aber den Laptop an und baute eine Verbindung zu Miyavi auf.
 

Miyavi nahm einen herzhaften Schluck aus seiner Kaffeetasse und las sich dabei die Unterlagen durch, die auf seinem Schreibtisch lagen. Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Erst würde er sich um Kaoru kümmern und anschließend Kyo auf Mao hetzen. Dann würde er die Kontrolle über beide Öl-Konzerne übernehmen. Er kostete gerade das Gefühl der Macht aus, als der Laptop sich meldete. Genervt rollte er auf seinem Schreibtischstuhl hinüber zum Laptop, der auf dem Tisch in der Raummitte stand. Er erkannte einen eingehenden Anruf von Kaoru. Sofort nahm er ab.

»Hi. Was gibt’s?«

Kaoru blickte finster in die Webcam.

»Ich bin auf dem Weg zurück nach Japan. Bereite alles vor. Ich werde die Deadly Weapons zurück bringen! Ich werde mich zum Flughafen fliegen lassen und dort in meinen Privatjet umsteigen. Ich bin in 15 Stunden da. Du kannst dir in der Zeit Gedanken darüber machen, wie wir den weißen Wolf als Waffe gegen diese Monster einsetzen können!«

Damit verschwand Kaoru ohne ein weiteres Wort aus der Leitung. Einen Moment lang betrachtete Miyavi den leeren Bildschirm, dann fing er an zu lachen.

Kaoru war so ein Narr! Sobald er nur einen Schritt auf die Insel machen würde, wäre das seine letzte Tat. Miyavi erhob sich von seinem Stuhl und schnappte sich den Generalschlüssel vom Tisch. Gemächlich verließ er das Labor und begab sich durch die weißen Flure in die Kerkerräume des großen Gebäudes. Er schritt durch die Reihen der Zellen und blieb vor der Zelle Satoshis stehen. Ein selbstgefälliges Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit.

»Es gibt Arbeit für dich zu tun...«
 

Die Sonne musste bereits wieder seit Stunden aufgegangen sein, doch die Gewitterwolken erschwerten dem Licht das Durchdringen zur Erdoberfläche. Er herrschten Lichtverhältnisse wie zur Dämmerung.

Yomi und Reita hatten beide mittlerweile Schwierigkeiten den Anschluss zur Gruppe zu halten. Die Operation zur Entfernung der Sender hatte einfach zu viel Kraft gekostet und da sie ohne Pause die Nacht durchgelaufen waren und immer noch keine Pause einlegten, waren sie entsprechend erschöpft. Ruka machte sich Sorgen um die beiden, ob sie die lange Reise ohne Pause durchhalten würde. Schließlich wurde ihm der Anblick der beiden zu viel und er winkte Tora zu sich heran.

»Du nimmst Yomi.«

Damit ging er auf Reita zu und schnappte sich diesen. Bevor Reita auch nur einen Einwand anbringen konnte, fand er sich Huckepack auf Rukas Rücken wieder.

»Was soll das?!«, platzte er wütend aus ihm heraus. Dabei versuchte er sich durch Zappeln zu befreien, wodurch Ruka seinen Griff aber nur verstärkte.

»Ihr seid einfach zu langsam. Außerdem stell dich nicht so an! Yomi schimpft auch nicht!«

Dabei deutete er auf Tora, der sich Yomi ebenfalls auf den Rücken gehievt hatte. Yomi wirkte sogar erleichtert, dass er sich nicht mehr so anstrengen musste.

Also ließ Reita die Prozedur über sich ergehen. Erst jetzt spürte er die Müdigkeit in seinen Knochen. Also lehnte er seinen Kopf an Rukas Schulter an und schloss die Augen. Keine drei Sekunden später war er eingeschlafen.

Uruha betrachtete Grinsend das Schauspiel. Er stieß Aoi in die Seite und deutete auf den Schlafenden Reita.

»Wer hätte gedacht, dass er mal so niedlich aussehen kann.«

Aoi brachte sogar ein schwaches Lächeln zustande.

»Hoffentlich sabbert er nicht auf Rukas Schulter.«, kommentierte er.

Uruha lachte auf, wurde aber sofort wieder ernst.

»Vielleicht sollten wir die Chance beim Schopf ergreifen. Wir haben immer noch nicht alle Sender entfernt und es bringt uns einfach nichts, wenn wir abhauen, wir aber jeder Zeit geortet werden können. Kapru sitzt bestimmt gerade vor seinem Laptop und sieht zu, wie wir uns als kleine Punkte über die Landkarte bewegen. Wenn wir das aber heute machen, können wir uns erstens noch ausruhen und die schlechten Wetterbedingungen verwischen zudem noch unsere Spuren. Idealer können wir es doch eigentlich nicht treffen. Und morgen reisen wir weiter. Wir kommen dann immer noch früh genug in der Hafenstadt an.«

Aoi dachte einen Moment darüber nach und nickte schließlich. Damit schloss Uruha zu Ruka und Shin auf, um den beiden seinen Plan zu erläutern.

Eine halbe Stunde später hatten sie einen geeigneten und vor allem trockenen Unterschlupf gefunden. Aoi zog das Skalpel aus der Tasche, dass er damals bei einem der Besuche bei Shin im Lazarett hatte mitgehen lassen, und blickte zu Uruha, Sakito und Ruka.

»Ich werde bei euch dreien zuerst den Sender entfernen. Irgendwer muss es dann bei mir machen.«

Mit diesen Worten ging er neben Ruka in die Knie, der sich auf den Bauch gelegt hatte, und schob dessen T-Shirt über die Lendenwirbel. Ohne große Umschweife versenkte er das Skalpell in Rukas Fleisch.

Es dauerte über eine Stunde, bis Aoi es entlich geschafft hatte bei allen dreien den Sender zu entfernen. Bei Sakito hatte es einige Schwierigkeiten gegeben, da bei die Einpflanzung des Senders offensichtlich nicht ordnungsgemäß durchgeführt worden war. Es war schwer gewesen das kleine Gerät von der Wirbelsäule zu lösen, ohne dabei einen bleibenden schaden zu verursachen. Letztendlich hatte es nach über einer halben Stunde geklappt, in der Sakito bereits das Bewusstsein verloren hatte. Jetzt lag er auf dem Waldboden und schlief.

Aoi wendete sich Shou zu und drückte diesem das Skalpel in die Hand. Wortlos legte er sich auf den Boden und wartete darauf, dass die Tortour anfing.

Er hatte gewusst, dass er schmerzhaft war, aber mit so etwas hatte er nicht gerechnet. Als Shou das Skalpell ansetzte, war erst noch alles in Ordnung, aber je tiefer er in das Gewebe eindrang, desto elementarer wurde der Schmerz, bis es ihm fast den Verstand kostete. Er wollte schreien, war aber so gelähmt, dass er es nicht konnte. Der Schmerz löschte seinen Verstand aus, bis er in die Dunkelheit hinab stürzte.
 

Aoi hörte den Wind, der leise durch das hohe Gras strich. Er öffnete die Augen und blickte sich irritiert um. Er war wieder in seiner seltsamen Traumwelt. Der Himmel war pechschwarz und sternlos. Er lag auf einer Wiese, auf der das Gras und alle Pflanzen weiß und farblos waren. Einen Moment lang empfand er eine Tiefe Trostlosigkeit. Doch ein leises plätschern lenkte sofort seine Aufmerksamkeit auf sich. Erstaunt erhob sich Aoi aus dem Gras und konnte einige Schritte von ihm entfernt die spiegelglatte Oberfläche eines Teichs erkennen. Er schritt zu diesem, stand einen Moment lang unschlüssig da. Dann trat er an die glatte Scheibe heran und betrachtete sein Spiegelbild.

Erschrocken wich er zurück. Sein Herz setzte einen Moment aus, ehe es anfing wie wild zu rasen. Er hatte wieder den schwarzen Wolf als sein Spiegelbild gesehen. Das Tier hatte auf einer grünen Wiese gestanden, auf der Bienen herum flogen und wo die Sonne eine angenehme Wärme verbreitet hatte.

Aber das Bild hatte nur Angst in Aoi hinterlassen. Also zog er sich mit klopfenden Herzen in den schwarzen Schatten einer schneeweißen und farblosen Eiche zurück.

Erwischt

:D und das nächste Kapi ist online <3

ich hab es nicht noch mal übergelesen, aber ich hoffe, dass es trotzdem gefällt :)

noch ein riesiges Danke an meine lieben Komi-Schreiber <3 Vielen vielen Dank :)

viel spaß beim lesen!
 

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Langsam öffnete Aoi die Augen. Sein Gesicht lag auf der kühlen und leicht feuchten Erde. Der Geruch nach Gras stieg ihm penetrant in die Nase, sodass er sich vorsichtig erhob. Der Schmerz fuhr ihm in den Rücken und ein Stöhnen drang aus seinem Mund. Sofort war Shin an seiner Seite.

»Alles okay?«

Aoi nickte nur vorsichtig und brachte sich in eine etwas angenehmere Position. Sein Blick schweifte zu Uruha, Sakito und Ruka, die neben ihm im Gras lagen. Alle drei hatten die Augen geschlossen und schienen sich von der Tortour noch erholen zu müssen.

»Wie lange haben wir geschlafen?«, fragte Aoi schließlich, ohne den Blick von den drei Schlafenden abzuwenden.

»Etwa vier Stunden sind seitdem vergangen. Wir wollten euch etwas Zeit zum ausruhen geben. Reno und Ryouga sind währenddessen auf der Jagt gewesen und haben es geschafft zwei Rehe zu erledigen. Wir haben schon etwas gegessen, euch aber genug über gelassen.«

Dabei deutete Shou auf zwei Rehkadaver, die zwei Meter von Aoi entfernt lagen. Bei dem Anblick bemerkte Aoi erst, wie hungrig er eigentlich war. Behutsam erhob er sich und ging zu einem der toten Rehe hinüber, um etwas zu essen. Erstaunt blickte Shou ihn an.

»Du kannst schon laufen?!«

Der Schwarzhaarige kaute zuerst auf, bevor er antwortete.

»Bei mir verheilen Wunden eigentlich recht schnell.«

Shou nickte leicht mit dem Kopf und grinste schief.

»Das liegt bestimmt an deinen besseren Genen. Uruha, Ruka und Sakito sind schließlich immer noch nicht aufgewacht.«

Aoi blickte wieder zu den drei schlafenden hinüber. Es bereitete ihm etwas Sorgen, dass sie jetzt nicht schnell genug voran kamen. Er wollte so schnell es ging Amerika verlassen und zurück nach Japan.

Bevor er allerdings seinen Gedanken nachhängen konnte, wurde er von Reno angesprochen. Der Brünette saß auf einem Stein, streichte sich die langen Haare aus dem Gesicht und grinste breit.

»Du bist ja schon wach!«

Als Antwort gab Aoi nur ein leichtes Nicken von sich und widmete sich gleich wieder dem toten Reh.

Reno schien etwas beleidigt, dass Aoi seinen Versuch eine Konversation zu starten so ablehnte. Also wendete er sich an Ryouga und fing mit diesem ein Gespräch an.

»Ich hatte so einen seltsamen Traum.«

Ryouga zeigte sich wenig interessiert, doch Reno redete unbeirrt weiter.

»Es kam mir aber irgendwie nicht wie ein Traum vor. Ich habe mich selber im Traum gesehen. Aber ich war nicht ich. Jedenfalls nicht in menschlicher Form. Ich sah wie ein Wolf aus.«

Bei den Worten horchte Aoi interessiert auf. Er war nicht der einzige mit diesen seltsamen Träumen?!

Ryouga hingegen blickte Reno nur unbeeindruckt an.

»Aha.«

Sofort verdrehte Reno die Augen und verpasste Ryouga einen sanften Schlag gegen den Arm.

»Jetzt sei doch nicht immer so ein Stinkstiefel! Interessiert dich das denn gar nicht?«

Zur Antwort schüttelte der Angesprochene nur mit dem Kopf.

Aoi hingegen war Feuer und Flamme und wollte Reno gerade mehr fragen, als er neben sich ein leises und schmerzhaftes Keuchen vernahm. Sein Kopf schnellte zu Uruha herum, der die Augen geöffnet hatte und mit schmerzverzerrtem Gesicht zu ihnen hinauf schaute.

Sofort trat Shin neben sie alle. Schweigen senkte sich über die Gruppe, während der Gruppenführer das Wort erhob.

»Wir haben uns lange genug ausgeruht. Sakito und Ruka sind zwar noch nicht wach, aber wir werden sie abwechseln tragen. Aoi du kannst schon alleine laufen?«

Zur Bestätigung nickte der Schwarzhaarige.

Kaum hatte Shin zu ende geredet, erhoben sich auch alle. Tora nahm Ruka auf den Rücken, Nao Sakito und Ryouga Uruha.

Damit traten sie in den Regen hinaus und machten sich weiter auf den beschwerlichen Weg. Aber sie waren ihrem Ziel schon näher gekommen. Lange würde es nicht mehr dauern, bis sie die Hafenstadt erreicht hatten. Shin schätzte, dass sie vielleicht noch einen Tag brauchen würden, vielleicht auch weniger.
 

Kyo schnupperte leise in der Luft, vernahm aber nur noch einen leichten Geruch der Gruppe. Er blickte auf das kleine Gerät in seiner Hand. Die Punkte bewegten sich nicht mehr. Ein Fluchen drang aus seinem Mund. Sie mussten die Sender entfernt haben. Aber so schnell würde er nicht aufgeben.

Er ließ das Gerät wieder in seine Tasche gleiten. Ohne Zeit zu verschwenden, raste er in wahnsinniger Geschwindigkeit weiter.

Drei Stunden später erreichte er die kleine Höhle, in der sich die Gruppe aufgehalten hatte. Kyo ließ sich einen Moment Zeit, um etwas von den Rehkadavern zu essen, die sie zurück gelassen hatten. Anschließend suchte er den Boden ab und fand schließlich, wonach er gesucht hatte. Behutsam hob er einen der kleinen Sender auf, die am Boden lagen. Der Blutgeruch daran verriet ihm, dass dieser von Sakito war. Er fand nach kurzer Suche noch drei andere. Er betrachtete die kleinen Geräte, ließ sie dann aber unbeachtet wieder zu Boden fallen und trat aus dem Unterschlupf. Der Regen ließ langsam aber sicher nach. Zum Glück hing die Fährte der Gruppe noch schwach in der Luft. Und dass es jetzt aufhörte zu regnen, würde seine Verfolgung um einiges erleichtern. Sie hatten nur noch einen kleinen Vorsprung und mit vier verletzten würde es schwer sein, schnell voran zu kommen. Kyo würde sie im Morgengrauen eingeholt haben.
 

Reno keuchte unter dem schweren Gewicht von Uruha. Er hatte vor einer Stunde Ryouga abgelöst. Mittlerweile war er Nacht und über ihnen erstreckte sich ein pechschwarzer und sternenloser Himmel.

Ruka und Sakito waren wieder bei Bewusstsein, wurden aber weiter von ihnen getragen. Aoi hingegen hatte Schwierigkeiten den Anschluss nicht zu verlieren. Seine Wunde erschwerte ihm jeden Schritt und immer wieder flammte der Schmerz so heftig auf, dass ihm für Sekunden schwarz vor Augen wurde. Shou lief besorgt neben dem Schwarzhaarigen her, damit er gegebenenfalls eingreifen konnte, sollte Aoi das Bewusstsein verlieren.

Shin machte sich ebenfalls Sorgen und blickte immer wieder über die Schulter, um zu sehen, ob das Rudel nicht zu weit auseinander fiel. Mit gerunzelter Stirn betrachtete er immer wieder die Verletzten. Aber bald würden sie es geschafft haben. Ein leichter Geruch nach Ozean wehte ihm bereits um die Nase. Noch eine Stunde, dann hätten sie die Hafenstadt erreicht und könnten nach einem geeigneten Überseeschiff suchen.
 

Satoshi rieb sich die von den Handschellen wunden Handgelenke, wendete seinen Blick allerdings nicht eine Sekunde von Miyavi ab, der ihn mit in sein Labor genommen hatte.

»Kaoru wird in 8 Stunden in Tokyo landen. Von dort wird er wieder mit dem Hubschrauber hier nach Hirakata fliegen. Ich werde dich zehn Minuten vor seiner Ankunft in den Raum bringen, in dem sich der weiße Wolf befindet. Der Raum ist Videoüberwacht. Ich werde einem der Wärter den Auslöser für deinen Elektroschocker geben, damit er dich in dieser Zeit überwachen und gegebenenfalls eingreifen kann, falls du auf den Gedanken kommst etwas außerplanmäßiges zu veranstalten.«, erklärte Miyavi, während Satoshi verstehend nickte und mit wachen Augen jede Bewegung und Regung im Gesicht des Langhaarigen beobachtete.

»Wenn Kaoru dann hier landet, werde ich ihn ins Labor bringen. Du wirst ihn in dem Moment töten, in dem er das Labor betritt. Ich werde dafür sorgen, dass dein Überwachungsmann der einzige Augenzeuge sein wird. Nachdem du Kaoru erledigt hast, wirst du, wenn ich zurück bin, mit mir in den Überwachungsraum gehen und den Wachmann erledigen. Wir lassen es wie einen Ausbruchsversuch deinerseits aussehen. Ich werde dafür sorgen, dass du von deiner Schuld freigesprochen wirst.«
 

Langsam trat Mizuki ins Mondlicht hinaus. Er war seit Jahren nicht aus seiner Zelle gekommen und jetzt erschlugen ihn die Eindrücke. Einen Moment lang atmete er einfach nur die frische Luft ein. Er konnte sein Glück nicht fassen, dass er aus dieser Hölle hinaus durfte, wenn auch nur für ein paar Tage. Aber Mizuki würde nie wieder zurück kehren. Er würde seinen Auftrag ausführen und sich dann aus dem Staub machen. Es war ihm egal, welche Konsequenzen sein Handeln für Mao haben würde.

Noch einmal warf er einen letzten Blick auf das hässliche Gebäude, dass er eben erst verlassen hatte. Dann setzte er sich langsam in Bewegung. Nach und nach passierte er alle fünf Stahltore, die das Gelände absichern sollten. Keiner der Wachmänner machte Anstalten ihn aufzuhalten, bis er endlich das letzte Tor hinter ich gelassen hatte.

Das Gefühl der Freiheit war einen Moment lang so übermächtig, dass er stehen bleiben und sich beruhigen musste. Nach einigen tiefen Atemzügen ging er schließlich weiter, wurde immer schneller, bis er in die Nacht hinaus stürmte.
 

Mao beobachtete von seinem Labor durch das Fenster aus Mizuki. Sein Sohn schien erst etwas ratlos vor den Toren zu stehen, bis er anfing zu rennen und in die Dunkelheit hinaus raste. Mao wusste, dass Mizuki seinen Auftrag erfüllen würde, aber nicht wieder zurück kehren würde. Und das war auch gut so. Mao wollte Mizuki nie wieder sehen, nie wieder seinem Größten Fehler im Leben ins Gesicht sehen. Vielleicht konnte er jetzt wieder an seine Frau denken, ohne dass ihn das Schuldgefühl innerlich zerriss.

Er wendete sich vom Fenster ab und setzte sich wieder in seinen Schreibtischstuhl. Seine Gedanken schweiften zu seinem engsten Vertrauten Miyavi. Von ihm wusste er, dass Kaoru hinter Aoi her war und Kyo auf diesen angesetzt hatte. Yumikos Zettel ergaben auf einmal einen zu einfachen Sinn. »Verteckt, zerstört.«. Sie hatte damals eigenständig in der Zelle die Unterlagen zerstört und die Spritze in Aois Körper versteckt. Auch das wusste er durch Miyavi. Sollte Kaoru die Spritze in die Hand bekommen, hätten sie ein gewaltiges Problem. Mao atmete tief durch und versuchte sich zu beruhigen. Mizuki würde seinen Auftrag erfüllen, dessen war er sich sicher.
 

Dieser raste wie von der Tarantel gestochen durch die Nacht. Der Gebäudetrakt, in dem er jahrelang gefangen genommen wurde, lag zur Sicherheit in einem kilometerweit unbewohnten Gebiet 80 Kilometer von Hirakata entfernt. Er würde nicht lange brauchen, um dort anzukommen.

Nach gut zehn Kilometern drosselte er sein Tempo. Ein Bach floss über die Wiese, über die er gerade lief. Fasziniert blieb Mizuki neben dem Bach stehen und berührte mit den Fingerspitzen vorsichtig die glänzende Oberfläche. Er beobachtete gebannt einige Minuten lang, wie das Wasser um seine Hand herum floss, bis er sich schließlich wieder aufrichtete und sich neugierig umblickte. Einen Moment lang überlegte er, dann witterte er vorsichtig in der Luft. Die Fährte eines Hasen lockte ihm zu einem Bau. Es dauerte nicht lange, bis er den Hasen aus seinem Versteck heraus gezogen hatte und diesem mit einem schnellen Griff den Hals umdrehte. Genüsslich verspeiste er das Fleisch und badete sich dabei im Mondlicht.
 

Die Dämmerung setzte gerade ein, als sie über einen Hügel stiegen und sich endlich unter ihnen die Hafenstadt erstreckte. Shin überlegte einen Moment, dann deutete er auf Hiroto, Aoi, Uruha, Sakito und Ruka.

»Ihr bleibt hier. Hiroto du kümmerst dich um die verletzten. Tora, Nao und Shou ihr bildet eine Gruppe. Hitsugi, Reita und Yomi ihr auch. Reno, Ryouga, Iv und Ko-Ki kommen mit mir. Wir gehen runter in die Stadt und hören uns im Hafen um, ob ein Überseeschiff noch heute ablegt. Wir treffen uns in einer Stunde wieder hier.«

Ruka, Uruha und Sakito legten sich erschöpft ins Gras und schliefen unter den Strapazen sofort ein. Nur Aoi blickte wehmütig den Rudelmitgliedern hinterher, die den Hügel hinab in die Stadt verschwanden. Er war nervös und wollte nicht herum sitzen.

Hiroto hatte sich auch ins Gras niedergelassen und ruhte sich aus.

»Hiroto... Ich gehe nicht weit weg, aber ich verschaffe mir mal aus der Entfernung einen Überblick über die Stadt. Vielleicht hilft uns das weiter.«

Auf Aois Vorschlag hin blickte Hiroto etwas misstrauisch, nickte dann aber.

»Geh aber nicht zu weit weg!«

Damit machte sich Aoi auch schon davon. Er suchte eine Weile, bis er einen geeigneten Platz fand, von dem aus er einen guten Überblick hatte.

Es raschelte leise im Gras hinter Aoi, doch er beachtete das nicht, bis der Wind sich eine Sekunde später drehte. Kyos Geruch schlug ihm entgegen.

Erschrocken wirbelte Aoi herum, doch es war bereits zu spät. Kyos Klaue schlug krachend in Aois Oberkörper ein, durchdrang das Fleisch, zersplitterte die Knochen. Der Schwarzhaarige brachte nur ein ersticktes Stöhnen aus seinem Mund. Kyo blickte grinsend auf sein Opfer hinab, das sich gerade noch auf den Beinen halten konnte.

»Hab ich dich also doch noch erwischt...«

Ohne erbarmen schob Kyo seine Klaue tiefer in das warme Fleisch, beachtete Aois Aufkeuchen und dessen Blutspucken nicht, und stieß endlich mit seinen Fingerspitzen gegen einen kleinen Gegenstand. Seine Hand umschloss diesen und brutal zog er den Gegenstand aus der klaffenden Wunde. Aoi brach sofort zusammen und blieb zuckend zu Kyos Füßen liegen. Dieser betrachtete neugierig die kleine Spritze, die er in seiner blutverschmierten Hand hielt.

Wegen so eines kleinen Gegenstands wurde so ein großer Aufwand betrieben?

Kopfschüttelnd steckte Kyo die Spritze in seine Hosentasche und beugte sich zu Aoi hinab, um sich diesen über die Schulter zu legen.

Wolf

Hiroto beobachtete neugierig die Gesichter der drei schlafenden Deadly Weapons. Er konnte einfach nicht begreifen, warum Kaoru den Anderen die Sensoren eingesetzt hatte. Diese Tyrannei lag einfach außerhalb seiner Vorstellungskraft.

Gähnend streckte er seine überstrapazierten Gliedmaßen, als ihm plötzlich ein stechender Blutgeruch entgegengewehte. Sofort erkannte er, dass es sich um Aois handelte.

Er sprang auf und raste in die Richtung, aus der er den Geruch wahrgenommen hatte. Weit weg konnte es nicht sein, denn der Schwarzhaarige hatte erst vor ein paar Minuten die klei-ne Gruppe verlassen. Hiroto machte einen Sprung auf eine Anhöhe und dann sah er sie. Kyo war gerade dabei sich zu dem offensichtlich bewusstlos im Gras liegenden Aoi hinab zu beu-gen. Anscheinend wollte Kyo Aoi entführen.

Hiroto überlegte nicht lange und raste auf Kyo zu. Dieser hatte den Kleinen aber schon längst bemerkt und stellte sich dem Angriff.

Brüllend trafen die beiden Deadly Weapons aufeinander. Mit brutaler Mordlust versuchte Hiroto seinem Gegner den Bauch aufzuschlitzen, war aber zu langsam. Kyo holte mit seiner Kralle aus, traf die rechte Gesichtshälfte seines Gegenübers und zog eine klaffende Wunde bis zum Schlüsselbein hinunter. Blut spritzte in alle Richtungen und Hiroto wusste, dass Kyo ihm die Halsschlagader aufgerissen hatte. Er hörte ein gurgelndes Geräusch aus seiner eige-nen Kehle, ehe er zu Boden ging. Keuchend lag er im Gras, spürte die warme Flüssigkeit und seine Lebensenergie aus sich hinauslaufen, dabei Kyos verächtlichen Blick auf sich. Kyo machte sich nicht einmal die Mühe ihm den letzten Gnadenstoß zu verpassen, sondern wandte sich ab, um seine Aufmerksamkeit wieder auf Aoi zu richten.

Nach Luft ringend streckte Hiroto seine Hand nach Kyo aus. Er konnte ihn einfach nicht errei-chen. Sein Blick wurde verschwommen und milchig, dann verlor er das Bewusstsein.
 

Schwarzes Nichts umfing ihn. Hier gab es keinen Schmerz, kein Leid aber ebenso wenig Freude oder Liebe. Aber etwas war trotzdem da: das leise Plätschern von Wasser.

Hiroto öffnete die Augen. Er lag auf einer Wiese. Die Blumen, Bäume und alles andere hatten keine Farbe und waren einfach nur weiß. Er richtete sich auf und sah sich um. Es gab nichts Interessantes zu entdecken, nur langweiliges Weiß, aber dann entdeckte er einen kleinen Teich keine fünf Meter zu seiner rechten. Sein Körper fühlte sich seltsam ausgelaugt und erschöpft an, trotzdem schleppte er sich schwerfällig zum Wasser und ließ sich am Ufer wieder nieder. Einen Moment lag war er etwas ratlos, dann beugte er sich nach vorn und blickte auf die spiegelglatte Oberfläche des Teichs. Bernsteinfarbene Augen blickten ihm entgegen. Erschrocken zuckte Hiroto bei dem Anblick zusammen, konnte sich aber nicht abwenden. Im Gegenteil. Irgendetwas an seinem Spiegelbild schien ihn magisch anzuziehen. Statt zurück zu weichen beugte er sich immer weiter nach vorn, bis sein Gesicht die Wasseroberfläche berührte. Dann drehte sich die Welt kopfüber. Er verlor das Gleichgewicht und stürzte vornüber in den Teich. Dunkles, tiefes Wasser empfang ihn.

Er konnte nicht atmen, sich nicht bewegen, und konnte nur mit ansehen, wie die rettende Wasseroberfläche in immer weitere Ferne rückte, während er immer tiefer dem lichtlosen Grund des Teiches entgegen sank. Hier konnte ihn niemand retten, er würde elendig ertrin-ken. Als er schon fast alle Hoffnung aufgegeben hatte, bemerkte er ein strahlendes Licht aus der Dunkelheit vor sich auftauchen. Hiroto wunderte sich einen Moment, da er nichts ande-res als tiefe Dunkelheit am Grunde des Teiches erwartet hatte. Das Licht, dem er entgegen sank, wurde immer heller, bildete schließlich eine Kugel, die mit jeder Sekunde größer wur-de. Dann plötzlich durchstieß er die Wasseroberfläche. Aber diesmal in eine andere Welt. Die Sonne strahlte, das Gras war grün und der Duft von Blumen lag in der Luft. Und Hiroto verstand, dass er neu geboren wurde.
 

Kyo beugte sich zu Aoi hinab und packte diesem im Genick. Dabei ließ er die kleine Spritze in seine Hosentasche gleiten. Er wollte sich gerade wieder aufrichten, als er hinter sich das unverkennbare Geräusch splitternder Knocken vernahm. Kyo wirbelte herum, aber da raste ihm schon eine Kreatur aus Klauen und Reißzähnen entgegen. Gerade noch rechtzeitig konn-te er sich so tief beugen, dass das Tier über ihn hinweg flog. Er wirbelte im selben Moment herum, in dem Hiroto wieder auf seinen vier Pfoten landete. Einen Moment lang war Kyo vollkommen überrumpelt, dann bleckte er dem Wolf die Zähne entgegen.

»Wie hast du das gemacht? «

Der Wolf, der einst Hiroto gewesen war, gab nur ein tiefes Knurren von sich und kam mit aufgestelltem Rückenkamm auf Kyo zugepirscht. Kyo wusste sofort, dass er gegen dieses Tier nicht gewachsen war. Gegen einen richtigen Wolf hatte er keine Chance.

Vorsichtig ließ er Aoi wieder zu Boden gleiten und trat zurück. An Hirotos Körpersprache konnte Kyo sehen, dass es dem Wolf hier um nichts anderes ging, als sein Rudelmitglied zu beschützen. Und da Kyo wusste, dass er im Falle eines Kampfes verlieren würde, trat er vor-sichtig den Rücktritt an. Ohne eine unvorhergesehene Bewegung zu machen, entfernte er sich rückwärtsgehend immer weiter von Aoi, bis er sich schließlich abwand und die Flucht ergriff. Er hatte immerhin die Spritze in seinen Besitz bekommen, alles andere war zweitran-gig.
 

Hiroto beobachtete noch einen Moment, wie Kyo in der Ferne verschwand, dann tapste er zu Aoi hinüber. Vorsichtig schnüffelte er am Gesicht des Schwarzhaarigen und stieß ein leises Fiepen aus. Er war froh, dass es nicht zum Kampf gekommen war. Sein neuer Körper war vollkommen ungewohnt und überforderte ihn. Alle Sinneseindrücke waren so intensiv, dass er das Gefühl hatte sein Gehirn würde unter der Flut von Informationen platzen.

Wieder fiepte er leise und blickte mit hängenden Ohren auf Aoi hinab. In seiner aktuellen körperlichen Form war es für Hiroto unmöglich den Schwarzhaarigen wieder zurück zu ihrem Rastplatz zu bringen. Also folgte er einfach seinem Instinkt. Behutsam legte er sich neben den Verletzten nieder, um ihn mit seinem Körper und Fell zu wärmen. Gleichzeitig legte er den Kopf in den Nacken und ließ zum ersten Mal ein richtiges Wolfsheulen in den Himmel hinauf steigen.
 

Nao, Shou und Tora waren nicht sehr überrascht, als sie die Hauptstraße der Hafenstadt be-traten und keine Menschenseele zu sehen war. Wütend stieß Tora einen Fluch aus und kickte eine leere Blechdose weg, die auf dem Gehweg lag.

»Wenn sich hier alle nur feige in ihren Häusern verkriechen, wie sollen wir denn dann je-mals jemanden finden, der uns ein Übersee-Ticket verkauft?!«

Nao blickte etwas entrüstet zu Tora hinüber.

»Ich glaube kaum, dass wir uns eins kaufen werden. Wir finden einfach nur heraus, wo die Schiffe anlegen und wann welches Schiff in welche Richtung ablegt. Und wenn wir ungefähr einen Plan haben, dann schleichen wir uns einfach auf eines der Schiffe oder bedrohen einen Kapitän einfach so lange, bis er uns freiwillig mitfahren lässt. «

In diesem Moment hörten sie alle drei das Wolfsheulen.

Nach Luft schnappend blieb Shou stehen. Es war, als hätte das Wolfsheulen etwas ganz tief in seinem Inneren berührt und seinen ganzen Körper in Schwingung versetzt. Nao und Tora musste es ähnlich ergehen, denn auch sie blieben wir angewurzelt stehen.

Einen Moment lang klang der Ruf in der Luft noch nach. Shou blickte die anderen Beiden an und er konnte in ihren Blicken sehen, dass auch sie wussten, zu wem der Ruf gehört hatte. Ohne zu zögern machten sei sich sofort auf den Rückweg.
 

Ko-Ki wirbelte herum und wollte gerade los rennen, als Shin ihn am Arm packte und zurück hielt.

»Warte!«

Iv, Reno und Ryouga blicken verwirrt zu Shin. Sie alle hatten Hiroto auch gehört und wollten zur Gruppe zurückkehren.

»Warum? «, fragte Ko-Ki misstrauisch, während er sich vorsichtig aus Shins Griff befreite.

»Die anderen werden es auch gehört haben. Wenn wir jetzt alle zurück rennen, bringt das niemandem etwas. Überlass den Anderen die Angelegenheit und wir kümmern uns darum, dass wir ein Schiff finden, dass nach Japan ablegt. Am besten noch eins, dass heute Abend fährt. Ich will so schnell wie möglich weg von hier. Also lasst uns lieber in den Hafen gehen. «
 

Hiroto lag keine zwei Minuten neben dem bewusstlosen Aoi, als er leise Schritte vernahm, die sich ihnen näherten. Mit aufmerksam aufgestellten Ohren blickte er erwartungsvoll in die Richtung, aus der er nun auch leise Stimmen vernehmen konnte. Einen Augenblick später erblickte er Shou, Nao und Tora. Er sprang auf seine vier Pfoten und lief den Dreien mit we-delnder Rute entgegen.

Shou blickte völlig entgeistert den Wolf an, der ihnen entgegen kam.

»Hiroto?! «, fragte er ungläubig und nahm das große Tier freudig in Empfang.

Zur Bestätigung schmiegte Hiroto seinen Kopf an Shous Hand und gab dabei ein leises Brummen von sich. Tora und Nao warfen sich einen ungläubigen Blick zu. Dann fiel ihr Blick auf Aoi.

Mit einem Satz war Shou an Aois Seite und untersuchte vorsichtig die Wunde.

»Was ist hier passiert?!«, fragte er verzweifelt in Hirotos Richtung, doch dieser gab nur eine Art Bellen von sich. Beunruhigt schnupperte Shou in der Luft.

»Kyo?!«, rief er entsetzt aus. »Kyo war hier und du hast ihn in die Flucht geschlafen?!«

Völlig entgeistert blickte Shou zu Hiroto, der jetzt um sie herum sprang. Kopfschüttelnd wendete er sich wieder dem Verletzen zu und untersuchte weiter die Wunde. Nach kurzer Zeit gab er ein erleichtertes Seufzen von sich.

»Die Wunde ist zwar tief, fängt jetzt aber schon an wieder abzuheilen. Ich denke heute Abend wird sich die Verletzung soweit geschlossen haben, dass wir trotzdem weiter ziehen können. «

Erleichtert ließ sich Shou ins Gras zurück sinken und atmete dabei tief durch. Hiroto kam zu ihm hinüber getrabt und stupste ihn vorsichtig mit seiner nass kalten Nase an.

Lächelnd streichelte Shou den Kopf des Wolfs.

»Hiroto ich weiß zwar immer noch nicht, wie du es geschafft hast dich in einen Wolf zu verwandeln, aber auf jeden Fall hast du verdammt weiches Fell.«

Lachend setzte sich Tora neben die Beiden ins Gras.

Leise Stimmen wehten zu ihnen hinüber. Hiroto gab einen freudigen Lauf von sich und stürz-te Hitsugi, Reita und Yomi entgegen, die auch aus der Stadt zurück kamen.

»Was ist passiert? «, fragte Reita abgehetzt. Sie waren ebenfalls sofort umgekehrt, als sie Hirotos Wolfsheulen gehört hatten.

»Aoi wurde von Kyo angegriffen, aber unser kleiner Gestaltenwandler Hiroto hat anschei-nend den Kampf aufgenommen und glorreich gesiegt.«

Erleichtert entließ Reita die Luft aus seinen Lungen.

»Geht es Aoi gut? Und was ist bitte mit Hiroto passiert? Warum bist du ein Wolf?«

»Aoi ist noch bewusstlos, aber er sollte bald wieder wach werden. Seine Wunden verheilen zum Glückselbst für eine Deadly Weapon sehr schnell, daher sollten wir heute Abend abflug-bereit sein. Warum Hiroto sich einen Pelz zugelegt hat, wissen wir allerdings auch nicht. «

Reita nickte.

»Dann lasst uns Aoi zu den Anderen zurück tragen. Wir sollten Uruha, Sakito und Ruka nicht zu lange alleine lassen.«

Die anderen gaben sich einverstanden und Hiroto ließ noch einmal für alle ein langgezoge-nes Wolfsheulen in den Himmel steigen.

Seefahrt

Kaoru war bereits am Flughafen gelandet und in seinen Privat-Jet umgestiegen, als er einen Anruf von Kyo erhielt. Erwartungsvoll nahm er das Gespräch entgegen.

„Hallo Kyo. Ich hoffe Du hast gute Nachrichten.“

Die Deadly Weapon schwieg einen Moment.

„Ja, das habe ich. Ich habe es geschafft die Spritze in meinen Besitz zu bringen. Allerdings war es mir unmöglich Experiment 099 gefangen zu nehmen.“

Das war zwar nicht das erhoffte Ergebnis, aber Kaoru zeigte sich zufrieden.

„Über Experiment 099 brauchst Du dir keine Gedanken mehr zu machen. Ich bin mir sehr sicher, dass er von allein zu uns kommen wird.

Ich werde meinem Piloten Bescheid geben, dass er dich abholen soll. Kehr zum Lager zurück. Dort wird mein Hubschrauber auf dich warten und dich zum Flughafen fliegen. Dort stehen mein zweiter Privat-Jet und meine Ersatz-Crew bereit. Sie werden dich nach Japan bringen. Bring mir die Spritze. Wir treffen uns im Labor, wenn du angekommen bist.“

Damit trennte Kaoru die Verbindung und lehnte sich im Sessel zurück. Müde rieb er sich über die Augen und entließ ein Seufzen. Irgendwie musste er die Situation ohne große Schäden wieder unter Kontrolle bringen. Immerhin hatte er von Miyavi erfahren, dass Maos Deadly Weapons ebenfalls abgehauen waren. Einen Moment lang verspürte er Erleichterung, Miyavi als seinen Spion zu wissen.
 

Dass Miyavi allerdings ein Doppel-Spion war und dabei war seinen Plan umzusetzen um Kaoru das Leben zu nehmen, davon wusste dieser nichts.

Miyavi saß in seinem Labor und überprüfte noch einmal seine Überlegungen zu Kaorus Mordanschlag.

Wenn er Kaoru aus dem Weg geräumt hatte, musste er sich nur noch um Mao kümmern. Er würde die Beiden aus dem Weg räumen, sich an die Spitze der beiden Ölfirmen setzen und sein eigentliches Ziel verfolgen, von dem er bis jetzt niemanden in Kenntnis gesetzt hatte.

Sowohl Mao als auch Kaoru waren so darauf konzentriert sich gegenseitig das Leben zur Hölle zu machen und um ihren Machtvorteil zu kämpfen, dass sie dabei völlig übersahen, dass die wahre Gefahr aus ihren eigenen Reihen kam. Und wenn er einmal die Spritze in die Hand bekam, dann würde er als einziger Sieger aus diesem Spiel hervor gehen.
 

Aoi öffnete langsam seine Augen. Das erste was er erkannte war Sakito, der sich mit besorgtem Blick über ihn gebeugt hatte.

„Wie geht’s dir?“

Aoi versuchte sich etwas zu bewegen, stöhnte aber vor Schmerz auf. Sein ganzer Körper fühlte sich wund und verspannt an. Dann kam die Erinnerung zurück.

„Was ist passiert? Wo ist Kyo?“

Tora trat in sein Blickfeld und ging neben ihm in die Hocke.

„Hiroto hat Kyo in die Flucht geschlagen. Er hat dir das Leben gerettet.“

Vorsichtig richtete sich Aoi auf, und blickte sich um. Das Rudel saß zusammen, alle Blicke waren auf ihn gerichtet. Trübe blickte er sich um und erstarrte, als er Hiroto erblickte. Der Wolf kam auf ihm zugetrabt und stupste ihn sanft mit der Nase an.

„Hiroto?! Bist du es wirklich?!“, fragte Aoi entgeistert, während er den Kopf des großen Tiers streichelte.

„Wir konnten es auch erst gar nicht glauben“, ertönte Hitsugis Stimme.

Genau in dem Moment erhob sich Ruka und blickte mit ernstem Blick zu Aoi.

„Bist Du in der Lage aufzustehen?“

Der Schwarzhaarige nickte und stellte sich langsam auf seine noch etwas wackeligen Beine. Die Wunde, die Kyo ihm zugefügt hatte, war zwar tief gewesen, aber durch seine übernatürlichen Fähigkeiten schon sehr gut abgeheilt.

Zufrieden nickte Ruka.

„Du hast über 24 Stunden geschlafen. Hitsugi, Yomi und Reita konnten in der Stadt etwas ausfindig machen. Ein Schiff wird noch heute Abend nach Europa übersetzen. Wir hatten offen gestanden schon Sorgen, ob du überhaupt rechtzeitig wach wirst. Ich weiß es ist eine Zumutung in deinem Zustand, aber wir sollten uns sofort auf den Weg in die Stadt machen. Wir müssen einen Weg finden entweder ein Ticket für das Schiff zu bekommen oder uns unbemerkt drauf zu schleichen.“

Mit diesen Worten standen auch die anderen auf. Bevor sie sich aber in Bewegung setzten, erhob Shin noch einmal das Wort.

„Wir sollten uns möglichst unauffällig verhalten. Eine solch große Gruppe wird aber zwangsläufig auffallen, wenn wir zusammen in den Hafen gehen. Wir werden zusammen in die Stadt gehen und dann das Risiko eingehen müssen uns aufzuteilen. Ihr werdet das Schiff nicht verwechseln können, weil es das einzige ist, dass seit Wochen eine Überseefahrt antritt. Soweit wir das in Erfahrung bringen konnten, soll die Bezahlung für ein Ticket durch Lebensmittel erfolgen. Anscheinend herrscht daran der größte Mangel. Wir haben noch den Rucksack voll Proviant. Wir werden jedem davon etwas geben, damit bezahlt ihr.“

Damit warf er Ko-Ki den Rucksack zu. Dieser fing ihn auf und entnahm ihm eine Dose, bevor er ihn weiter reichte. Nachdem der Proviant als Zahlungsmittel verteilt wurde, setzte sich die Gruppe in Bewegung.

Am Stadtrand trennten sie sich in vier kleinere Gruppen.

Aoi blickte den anderen einen Moment lang nach, ehe er Reita und Uruha in die Stadt folgte. Die anderen wählten jeweils einen anderen Weg, damit sie nicht zusammen den Hafen betraten.

Sakito, Yomi, Ruka und Hitsugi liefen die Hauptstraße hinunter Richtung Hafen. Nach gut zehn Minuten hatten sie den Hafen erreicht und blickten sich suchend um. Mehrere Fischer verluden ihre Waren, beschützt von bewaffneten Security. Anscheinend waren die Menschen in so großer Not, dass sie jeden Lebensmitteltransporter mit Waffen schützen mussten.

Dann fiel Sakito das riesige Schiff auf, das an Dock 08 anlag. Es war gigantisch und eine Menschenschlange von gut 200 Menschen stand Schlange vor dem Zugang, um auf das Schiff zu gelangen. Yomi ließ seinen Blick über die Gestalten wandern, konnte aber keinen der anderen Deadly Weapons entdecken. Er und Sakito tauschten einen besorgten Blick aus.

„Sie werden schon kommen“, beruhigte Ruka die drei und steuerte weiter auf die Menschenschlange zu.
 

Nao betrachtete besorgt Hiroto, der auf weichen Pfoten vor ihnen mit schwingender Rute die Straße hinunter lief. Dabei schnüffelte er an allen möglichen Gegenständen, um diese auf ihre Gerüche zu untersuchen.

„Sag mal Hiroto…“, begann Nao seinen Satz und der Wolf blickte ihn sofort mit seinen bernsteinfarbenen Augen aufmerksam an.

„…ich will dir ja nicht zu nahe treten, Hiroto, aber könntest Du nicht vielleicht wieder deine menschliche Gestalt annehmen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Haustiere auf dem Schiff erlaubt sind…“, äußerte Nao seine Sorgen.

Hiroto blickte einen Moment ganz entrüstet.

„Ich wollte dich jetzt nicht als Haustier bezeichnen!“, entschuldigte sich Nao sofort. „Aber ich denke die Leute werden denken du wärst einfach nur ein riesiger Hund. Ich meine wer würde denn denken, dass jemand einen Wolf mit aufs Schiff bringt?“

Tora blickte mitleidig auf Hiroto.

„Ich glaube Nao hat Recht, Hiroto. Du solltest es zumindest versuchen dich zurück zu verwandeln.“

Der Wolf ließ sich auf seine Hinterpfoten nieder und schloss konzentrierend die Augen. Gespannt beobachteten Shou, Tora und Nao das Geschehen. Und es geschah…nichts. Hiroto öffnete wieder seine Augen und sah an sich herab, offensichtlich von dem Ergebnis enttäuscht. Shou kratzte sich ratlos am Kopf.

„Tja ich glaube wir sollten einfach den Tatsachen ins Auge blicken.“
 

Uruha blickte nervös die Menschenschlange entlang. Er hatte Hitsugi, Ruka, Sakito und Yomi weiter vorne ausgemacht, tat aber wie besprochen so als ob er sie nicht kennen würde. Allerdings fehlten immer noch Shou, Tora, Nao und Hiroto. Iv, Ko-Ki, Reno, Ryouga und Shin waren auch noch nirgends zu sehen. Vorne kam Bewegung in die Menge und er konnte erkennen, wie einer der Besatzungsmitglieder die Rampe zum Schiff öffnete und die ersten Leute ihren Zugang zum Schiff erkauften.

Besorgt blickte der Brünette die Schlange noch einmal hinab, als er Tora, Nao, Tora und Hiroto auf das Dock zukommen sah. Unglücklich seufzte Uruha. Hiroto war immer noch in seiner tierischen Gestalt. Anscheinend konnte er sich nicht zurück verwandeln. Ob er allerdings so auf das Schiff gelangen konnte war fraglich.

Uruha blickte wieder nach vorn und konnte erkennen, dass Hitsugi, Yomi, Ruka und Sakito jetzt an der Reihe waren. Einen Moment lang war er extrem angespannt, als er aber erkannte, dass die vier ohne Probleme die Zugangskarten verkauft bekamen und das Schiff über die Rampe betraten, lösten sich seine Bedenken in Luft auf.

Sie standen noch eine halbe Stunde an, bevor auch er zusammen mit Aoi und Reita an der Reihe war. Sie gaben Ihren Proviant als Zahlungsmittel und folgten den Anderen aufs Schiff. Uruha warf noch einen letzten besorgten Blick über die Schulter. Shin und die anderen waren immer noch nicht zu sehen.
 

Endlich kamen auch Tora, Hiroto, Shou und Nao dran. Gerade wollte das Besatzungsmitglied ihnen die Karten geben, als sein Blick auf Hiroto fiel. Streng blickte er die drei an.

„Tiere sind auf dem Schiff nicht erlaubt!“

Shou blickte einen Moment lang verwundert auf Hiroto hinab. Dann wendete er sich an den Verkäufer.

„Ich bin Jäger. Und dieser Hund ist mein Begleiter und Helfer. Ohne ihn kann ich nicht jagen gehen. Ich bezahle was Sie verlangen, aber lassen Sie mich mein Tier mitnehmen.“

Finster blickte der Mann Shou an, ehe er ihn mit einer unfreundlichen Geste bedeutete einfach weiter zu gehen. Shou bedankte sich und betrat gefolgt von Hiroto, Nao und Tora die Rampe.
 

In dem Moment kamen auch Iv, Ko-Ki, Reno, Ryouga und Shin in den Hafen gelaufen. Gerade wollten die Letzen bezahlen, als sie sich anstellten und zum Glück noch einen Platz auf dem Schiff bekamen.

Hinter ihnen schloss der Mann den Zugang und sie rannten die Rampe hinauf. Oben angekommen fluchte Shin laut los. Da sie jetzt in Sicherheit waren, kam Shou auf sie zugelaufen.

„Was ist passiert, warum hat das so lange gedauert?“

Entnervt schnaubte Shin.

„Anscheinend ist eine kleine Gang aus der Stadt auf die Idee gekommen uns zu überfallen. Ich hatte unseren Rucksack mit unseren Proviantresten dabei, den sie sich unter den Nagel reißen wollten. Nur haben sich die Kerle mit den falschen angelegt. Und als wir schon mal dabei waren die Jungs zu verhauen, da haben wir und gleich noch an ihrem Eigentum bedient. Als so eine Art Entschädigung für die Umstände, die sie uns bereitet haben.“

Neugierig betrachtete Shou den Rucksack, den Shin bei sich trug und der wesentlich voller wirkte als noch bei ihrem letzten Treffen. Shin aber bedeutete Shou mit einer Geste erst einmal weiter zu gehen.

Sie gingen hinauf aufs Deck und wurden dort vom Kapitän empfangen.

Sie erhielten die Information, wer in welcher Kajüte schlief und dass die Crew sich nicht dazu verpflichtete die Gäste zu ernähren. Dafür war ganz offensichtlich nicht genug zu essen da. Erst jetzt viel Shou auf, dass alle Leute einen großen Rucksack dabei hatten, anscheinend mit nichts anderem als Proviant gefüllt, um die Überseefahrt zu überstehen.

Der Kapitän verließ das Deck, um auf die Brücke zu gehen und die Versammlung löste sich langsam auf.

In der Kajüte angekommen, schob Shin den Rucksack unters Bett und ließ sich auf selbiges fallen. Er teilte sich einen Raum mit Iv. Es war verdammt eng, aber für die paar Tage würden sie es aushalten.

Ein lautes Dröhnen erklang: das Schiff legte ab.



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Kommentare zu dieser Fanfic (14)
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Von:  Yuan-chan
2014-06-15T10:23:58+00:00 15.06.2014 12:23
Du schreibst weiter, das freut mich x'3
Aber mit der Wendung hab ich nicht gerechnet ><
Ich bin mal sehr gespannt, ob Kaoru nun aus dem weg geräumt wird und was kyo dann macht, wenn sein auftraggeben nicht mehr da ist. Ich werde geduldig warten :3
Von:  Yuan-chan
2014-05-21T20:07:14+00:00 21.05.2014 22:07
Hallöchen^^
Ich habe deine FF vorher nie gelesen und mit dem neuen Update des letzten Kapitels, bin ich drauf gestoßen. Ich finde die Story sehr spannend und individuell, weshalb ich wirklich hoffe, dass es nicht das letzte Update war. Also Wink mit dem Zaunpfahl~ Ich hoffe ganz dolle dass ich mehr von dir lesen darf :3 Die Kapitel können auch gerne länger auf sich warten lassen, nur gibt die FF nicht auf, das wär echt schade drum ><
Also~ ich feuer an (^0^)/
Von:  klene-Nachtelfe
2012-04-01T14:32:42+00:00 01.04.2012 16:32
Oha es bleibt also spannend, aber desto mehr sender wech sind, desto besser!!!
Ich hoffe Miyavis plan geht nicht auf, wenn ich ehrlich sein soll ^.^
WEITER SO!!!
LG -^.^-
Von:  klene-Nachtelfe
2012-02-26T06:42:13+00:00 26.02.2012 07:42
Ui ui ui....das ist so spannend!!!

Ich fieber richtig mit bei deren Flucht, steh richtig unter ansapnnung! =)
Wirklikch toll das Pitelchen!!!
WEITER SO!!!
LG -^.^-
Von:  klene-Nachtelfe
2012-01-13T17:35:38+00:00 13.01.2012 18:35
*quietsch*
Oh mein Gott!!!
Das ist sooooon spannend!!!
Das ist einfach....unbeschreiblich!!!
Ich weis nicht was ich an konstruktivem hier schreiben soll....ich weiß nur das ich weiter lesen WILL!!!
Ich bin gespannt wie ein flitzebogen...!!!
Wirklich klasse!!!
WEITER SO!!!
LG -^.^-
Von:  klene-Nachtelfe
2012-01-11T20:04:10+00:00 11.01.2012 21:04
Oh mein Gott!!!
Das ist einfach meeegaaa spannend...ich halt zwischendurch immer wieder die Luft an!!!
Wirklich genial...ich bin fänds interesant wenn die beiden Flüchtlingsmannschaften auf einander treffen würden, aber ich bin auch einfach nur gespannt wie das alles ausgehen wird!!!
Spannung zum greifen nah!!!
WEITER SO!!!!!
LG -^.^-
Von:  klene-Nachtelfe
2012-01-11T06:22:28+00:00 11.01.2012 07:22
Oh mein Gott!!!
Das ist total spannend!!!
Hoffentlich bekommt Miyavi diese Spritze nicht in die Finger...ich mein wer weiß was der damit anstellt!!!
Und überhaupt....das ist einfach meeeegaaaaa spannend zum lesen!!!
WEITER SO!!!
LG -^.^-
Von:  klene-Nachtelfe
2012-01-11T06:04:49+00:00 11.01.2012 07:04
Wuhu es geht weiter !!! *freu*
Oha wirklich dramatisch....mir scheint dieses Kapitel wie eine Art Wendung des ganzen!
Immerhin denken jetzt viele von ihnen anders über ihre Situation!
Ich bin unglaublich gespannt wie es weiter gehen wird!
LG -^.^-
Von:  klene-Nachtelfe
2011-06-06T05:30:59+00:00 06.06.2011 07:30
Wuhuuuu es geht weiter *freu*
Ich finds richtig genial!!!
Vorallem das Gespräch zwischen Aoi und Shou war total klasse!
Ich bin total Gespannt was jetzt wird und wie es weiter geht mit denen!!!
Echt klasse Kappi!!!
Freu mich schon darauf das es bald weiter geht!!!
LG -^.^-
Von:  klene-Nachtelfe
2011-04-04T19:05:37+00:00 04.04.2011 21:05
*umgucken tu*
Huch erste?...
COOL!!!! xD
Also ich finde das ganze höhrt sich fast so an als wäre Aoi das Kind!...hmmmm das wäre mehr als nur interessant, denn immerhin sind die Fronten ja verhärtet wie mir scheint!
Also ich finds echt klasse....eigendlich ja nicht so meins, aber dein schreibstil hat mich überzeugt, da macht das Lesen echt spaß!!!
Bis zum Nächsten also!
LG -^.^-


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