Zum Inhalt der Seite

Diesem Einen will ich #Follow

Was macht der Zwergenkönig in meinem Onlinegame?
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

58. Wenn der Vorhang vor der Vorstellung fällt

"Jetzt halt doch mal still, Jacky! Du hüpfst ja herum wie ein kleiner Gummiball. Wie soll ich dir denn so eine anständige Frisur machen?", maulte Chu und fuhr mir mit ihrem Kamm und einer Brüste durch die langen Haare.

"Tut mir leid Chu. Es ist nur. Ach, ich hab einfach Lampenfieber", erwiderte ich seufzend und musterte mein Gesicht in dem kleinen Spiegel des Klowagens.

Inzwischen war es Abend geworden und alle waren mit den Vorbereitungen des Talentwettbewerbs beschäftigt. Auf dem Platz herrschte reges treiben. Einige studierten immer noch ihre Nummern ein, damit sie bis zur letzten Minute perfekt saßen. Andere liefen einfach nur ziellos herum und versuchten die letzten warmen Sonnenstrahlen zu genießen oder bereits einen Blick auf das Grillfeuer zu erhaschen, was entfacht worden war. Dafür hatte man einfach das große Lagerfeuer mit einem Dreibeingestell überdacht und eine riesige runde Metallplatte daran gehängt welche mit Alufolie ausgekleidet war. Immerhin sollte ja jeder, der nicht gerade Vegetarier war, etwas von dem leckeren Grillfleisch abbekommen, das im Küchenzelt vorbereitet wurde.

Aber an Essen war in meiner Situation nicht zu denken. Nein. Mir war unendlich schlecht. Und das kam relativ selten vor wenn es um solche Auftritte ging. Dabei brauchte ich das eigentlich gar nicht zu sein. Seit dem Mittagessen war groß nichts mehr vorgefallen, was mir auf der einen Seite Hoffnung, aber auf der anderen doch wieder Sorgen machte. Unsere Proben am Nachmittag waren reibungsloser von statten gegangen als ich erwartet hatte. Was vermutlich auch daran lag, dass sich der Zwergenkönig der ganzen Sache angenommen hatte und wesentlich mehr eingriff als noch am Vormittag.

Bei solchen Angelegenheiten war ich wirklich insgeheim froh, dass er mir Beistand. Vermutlich war es auch für seine Männer so wesentlich leichter nachzuvollziehen, was ich von ihnen verlangte. Gut zugegeben, schwierig war es noch immer, wenn es um die richtige Aussprache ging. Aber zumindest konnte beim letzten Durchgang jeder seinen Text endlich auswendig und wusste wann er dran war.

Dennoch ließ mich einfach dieses Unwohlsein nicht los, dass das Ganze noch in einer Katastrophe enden würde, weswegen ich nicht still stehen konnte, während meine beste Freundin verzweifelt versuchte meine Haare in Ordnung zu bringen.

Diese war davon natürlich weniger angetan, da sie gerade versuchte meine Krone mit in die Haare einzuflechten. Zu meinem bedauern hatte das alte, bemalte und mit bunten Plastiksteinchen beklebte Blechding doch einiges mehr an Macken als das Kleid. Ihr fehlten hier und da ein paar dieser Steinchen und der ein oder andere Zacken war reichlich verbogen und verbeult. Aber das konnte ich verschmerzen. Zumindest hatte Rumpel das Kleid gehütet wie einen Schatz und in dem stand ich nun im reichlich kleinen und weniger ansehnlichen Wagen. Gut er war soweit sauber und es stank nicht nach irgendwelchen Sachen. Aber selbst das tröstete mich nicht darüber hinweg, dass ich mich wie im Jahr davor ein bisschen Overdressed fühlte. Oder um es anders zu sagen, wie Schneewittchen auf der Dorfkirmes.

Die viel zu lange Schleppe musste ich über dem Arm tragen, damit diese nicht schon vor dem Auftritt schmutzig wurde oder kaputt ging, weil vielleicht jemand versehentlich darauf trat. Von den Ärmeln ganz zu schweigen, die genauso über die Erde schliffen und als Stolperfalle für Hinz und Kunz dienen konnten, weshalb ich sie mehrfach um die Unterarme gewickelt hatte. Doch das half nicht sehr viel, da sie sich immer wieder lösten. Ich rechnete mir schon aus, dass ich wohl zwangsläufig als erste darüber fallen würde, da ich einfach ein Händchen, beziehungsweise ein Füßchen dafür hatte über solche Sachen zu stolpern. Gerade wenn ich vor Nervosität schon fast platzte.

"Jacky! Verflixt und zu genäht! Du bist ja aufgeregter wie bei deiner Hochzeit", fluchte Chu hinter mir und pfriemelte an einer Strähne herum, die sich immer wieder löste, weil ich ununterbrochen auf meine Armbanduhr starrte oder zur Tür hinaus, um nachzusehen wo sich die Zwerge aufhielten. Nach der letzten Szene hatte ich mich sofort mit samt dem Kleid und der Krone zu Chu aufgemacht, um sie zu bitten mich ein bisschen ansehnlicher her zu richten. Ich wollte mich nicht direkt im Zelt der Männer in dieses Kleid schmeißen, da ich befürchtete an einem der Waffenständen hängen bleiben zu können, die mitten im Weg aufgestellt waren.

Außerdem wollte ich, dass mein erstes Auftreten in diesem Kostüm für alle eine Überraschung sein sollte. Chu hatte also schon irgendwie recht damit, dass ich nervöser war wie bei meiner Hochzeit. Ich fühlte mich wieder wie kurz davor einen Bund zu schließen. Auch wenn er nur auf einer Bühne in einem kleinen Barzelt vor einigen Bekannten und Fremden vorgespielt wurde. Innerlich fühlte es sich allerdings mehr danach an, als würde ich zu einem Traualtar gehen. Wenn er auch nicht gerade Prunkvoll war. Noch konnte man es überhaupt Altar nennen.

Am Ende war es ja nur meine Liege, von der ich aufstehen und dann mit Thorin Hand in Hand von dem Podest schreiten würde, nachdem ich mich zu ihm bekannt hatte.

Einige Male hatten wir dies in den letzten Stunden durch geprobt und jedes mal hatte mein Herz stärker gepocht je näher der Abend rückte. Und nun war mir fast danach in Ohnmacht zu fallen oder schreiend weg zu laufen. Oder beides, aber nicht in dieser Reihenfolge.

"Es ist nur ein Stück. Es ist nur ein verdammtes Stück", brüllte ich mich in Gedanken immer wieder an, um dort alles zur Ordnung zu rufen. Aber es half einfach nicht. Ständig schwirrten mir wieder diese wirren Bilder durch den Kopf. Eine Mischung aus meiner ersten Hochzeit zusammen gemixt mit Darstellungen von Thorin in seinem königlichen Gewand mit der Krone des Erebor auf dem Kopf. Diese Bilder waren so deutlich und klar, dass sie mir fast weh taten. Ich schüttelte mich kurz, was Chu dazu brachte mich an den Schultern zu packen und mir von hinten ins Ohr zu brüllen: "Jetzt hör doch mal auf, Jacky!"

"Wa-was? Oh. Oh weh, tut mir leid", meinte ich und seufzte tief. "Du bist schlimm heute. Ich weiß ja, dass der Auftritt von dir und diesen übermäßig behaarten Kerlen eine große Herausforderung ist, nachdem was du mir eben schon beim Umziehen erzählt hast. Aber so hektisch habe ich dich noch nie erlebt wenn es ernst wurde", meinte sie und löste dann endlich ihre Frisier-Utensilien aus meinen fertigen Haaren. "Ach, Chu. Du hast ja nicht die leiseste Vorstellung davon, was gerade in mir vor geht. Es ist wie. Als ob. Verdammt ich könnte zum Einen heulen vor Frust und zum Anderen schreien vor Glück", stammelte ich und drehte mich zu ihr um. Meine beste Freundin hob kurz fragend die Augenbrauen hoch und zog ein langes Gesicht. "Also. Ich weiß echt nicht was du hast. Du spielst doch nur eine Rolle und er auch. In dem Fall spielt er sogar zwei. Aber was mich mal so langsam interessiert. Ihr beide seid ja inzwischen zusammen. Hat er dir denn endlich seinen richtigen Namen verraten?", fragte sie und musterte mich eingehend.

Ich schluckte einen Moment. Oh weh. Mit dieser Frage hatte ich zu diesem Zeitpunkt nicht gerechnet. Daran hatte ich überhaupt nicht mehr gedacht. Zu sehr war ich schon in der Welt der Zwerge aus Mittelerde mit eingebunden, dass ich nicht einmal einen Plan zurecht gelegt hatte, wenn ich gefragt werden sollte, wer sie denn waren. Nun hatte ich den Salat. Und das gerade von meiner besten Freundin, die mich sofort durchschauen würde, wenn ich sie belog. Eigentlich konnte ich das auch nicht tun. Dass ich ihr gegenüber immer ehrlich gewesen war, hatte sie mir stets hoch angerechnet. Ich würde sie zu tiefst enttäuschen und womöglich sogar verlieren wenn ich dies auch nur wagen würde. Andererseits war da noch das Versprechen gegenüber den Zwergen, welches ich nicht brechen durfte.

Das war mir fast noch wesentlich wichtiger. Schließlich ging es dabei um eine ganz fremdartige Welt, von deren wahrer Existenz eigentlich kein Mensch erfahren durfte. Nicht einmal meine besten Freunde. Auch wenn ich wusste, dass sie nichts und niemandem etwas erzählen würden. Es war immer noch eine Angelegenheit zwischen mir und dem Zwergenkönig. Und dessen Einverständnis brauchte ich immerhin dafür. Doch woher ihn in diesem Augenblick hervor zaubern, um ihn zu fragen? Schließlich war ich weder eine Hütchenspielerin noch ein weiblicher Gandalf. Folglich musste ich mich doch irgendwie für eine kleine Notlüge entscheiden. So schwer es mir viel. Wobei sie musste ja nicht ganz gelogen sein. Wenn ich nur den Teil wegließ, dass sie echte Zwerge waren und aus Mittelerde mit Hilfe des Arkenstein kamen.

Ich versuchte mir in der Eile etwas aus den Fingern zu saugen, was zumindest halbwegs plausibel klingen konnte und die Wahrheit nur streifte, ohne sie ganz auszuplaudern. Und das musste ich schnell tun, weil Chus Blick immer eindringlicher wurde und meiner Nervosität alles andere als gut tat.

"Also, Chu. Es ist so. Ich mein es ist schon lustig. Ähm. Ja, wie sag ichs dir. Weißt du Thorin. Also Thorin heißt tatsächlich Thorin. Und sogar Eichenschild mit Nachnamen, stell dir vor", stammelte ich und kicherte etwas überdreht. "Wirklich? Woher weißt du da?", fragte sie und ihr Blick wurde von mal zu mal argwöhnischer. Inzwischen brachen über all an meinem Körper kleine Schweißbäche aus, von denen ich nur hoffen konnte, dass sie mir nicht das Kleid vor dem Auftritt ruinierten.

"Ähm. Ich also. Ja, das hab ich in seinem Personalausweis gesehen", meinte ich und setzte ein künstliches grinsen auf. "In seinem Personalausweis? Wirklich?", hakte sie nach. Mit einigem Unmut stellte ich fest, dass sich ihre Miene verfinsterte. Irgendetwas stimmte nicht. Auch ihre lockere Haltung versteifte sich zusehends. Es machte auf mich den Eindruck, als wüsste sie bereits viel mehr als ich nur erahnen konnte. Ich seufzte kurz als ich schließlich unter ihrem strengen Blick einknickte und schüttelte dann den Kopf. "Nein. Hab ich nicht", nuschelte ich und nun seufzte sie. "Wollte ich doch gerade sagen. Ich war nämlich dabei, als die Polizei ihn nach seinen Personalien ausgefragt hat, wo er angeschossen wurde und da hatte er nämlich gesagt, dass er so was gar nicht besitzt. Aber jetzt erklär mir mal, warum du mich belügen wolltest? Das ist doch nicht deine Art. Was ist das für ein Kerl, der dich zu so etwas bringt? Wieso um Himmelswillen nimmst du ihn in Schutz? Ist er vielleicht ein Krimineller auf der Flucht vor dem Gesetz, oder was?", bombardierte sie mich mit Fragen und ich schüttelte nur immer wieder hastig den Kopf, wobei ich schon darauf achtete, das mein Krönchen nicht runter fiel. "Nein. Nein Chu, so ist das nicht. Er ist. Er ist. Wie soll ich sagen...", murmelte ich und rieb in Panik meine klammen Hände aneinander.

"Was ist es dann? In was hat der dich da rein gezogen? Bedroht er dich? Prügelt er dich oder hat er dich vielleicht sogar....", fragte sie und dann erhellte sich ihre Miene zu einer erschreckenden Erkenntnis, die sie blass werden ließ. Ihr entfuhr ein kurzes Keuchen, ehe sie anfing mich hysterisch zu schütteln und mit ihren Schlussfolgerungen fort fuhr: "Sag nicht, er hat dich. Doch nicht etwa als ihr beide unterwegs wart? Gestern Nacht oder am Nachmittag? Ich meine, als du so schmutzig warst. Was hat er dir angetan, Jacky? Mein Gott!"

"Nein Chu. Dazu wäre er nie in der Lage. Das würde er nie tun!", rief ich aus und hob abwehrend die Arme. Doch ich konnte ihrem Gesicht ansehen, dass sie für sich selbst zwei und zwei zusammen gezählt hatte. "Dieses miese Schwein! Komm wir gehen zu Moe und rufen die Bullen, damit sie den Perversling abführen!", rief sie aus und ergriff mein Handgelenk, um mich hinter sich her zu ziehen.

Mir blieb mein irre pochendes Herz im Halse stecken, als sie mich die metallenen Gitterstufen runter zerrte, um mich schnurstracks zur Zeltplatzanmeldung zu schleifen. Doch ich wehrte mich mit Händen und Füßen dagegen, was nicht so einfach wurde, da ich zusätzlich noch mein Kleid hoch halten musste, um nicht zu stürzen. Aber Chu war in ihrer Rage und aufgebrachten Art fast nicht zu bremsen.

"Jacky! Jetzt komm schon. Wenn sie ihn einbuchten brauchst du keine Angst mehr vor ihm zu haben", mahnte sie mich und riss weiter an mir herum. "Nein, Chu. Das will ich nicht! Bleib doch stehen. Hör mir doch zu", sagte ich und versuchte verzweifelt aus ihrer Handumklammerung frei zu kommen. "Wie? Du willst das nicht? Hat er dich etwa schon so sehr in seiner Gewalt? Wie oft tut er es denn schon mit dir, dass du ihm so sehr verfallen bist?", fragte sie und sah mich empört an. "Er tut gar nichts mit mir. Ich sags dir doch. Wenn du mir doch nur einmal zuhören würdest", stammelte ich weiter vor mich hin und schaffte es endlich mich von ihrem fesselnden Griff zu lösen.

"Jetzt hör aber auf. Noch nie warst du so sehr durch den Wind oder bereit einen Mann zu schützen, der derartig offenkundig Gewalt auslebt wie dieser. Der Bekloppte gehört hinter Gitter. Am besten für alle Ewigkeit. Aber schön, wenn du nicht willst. Dann gehe ich allein zu Moe und erzähle ihm, was hier vor geht", meinte sie, machte auf dem Absatz kehrt und wollte allein drauf los stiefeln. "Chu! Er ist echt!", platzte es dann aus mir heraus und binnen Sekunden blieb meine Freundin wie angewurzelt stehen. Ein langes, sehr unangenehmes Schweigen trat zwischen uns ein, während sie sich ganz bedächtig wieder zu mir umdrehte und mich völlig entgeistert ansah. Ich schluckte wieder einmal und hielt meine Schleppe fest in beiden Händen. Mir lief es eiskalt den Rücken runter. Ich hatte so eben ein sehr wichtiges Versprechen gebrochen. Ein Geheimnis ausgeplaudert, das ich geschworen hatte mit ins Grab zu nehmen. Allein diese Tatsache verpasste mir einen tiefen Schlag in die Magengrube.

Wie konnte ich nur? Warum war mir das nur raus gerutscht? Thorin würde mich dafür erwürgen, wenn er es erfuhr. Und das würde er über kurz oder lang. Andererseits. Vielleicht würde er es mir ja noch einmal verzeihen können, da ich mit der reinen Wahrheit verhinderte, dass die Polizei ihn fest nahm und er dann gezwungen wurde die Wahrheit zu sagen. Nicht auszudenken, was sie alles mit ihm anstellen würden, wenn heraus kam, dass er ein echter Zwerg war. Die Vorstellung allein erschütterte mich so sehr, dass mir sofort die Tränen in die Augen schossen. Chu, die meinen innerlichen Konflikt nun mehr als deutlich in meinem Gesicht ablesen konnte, schien etwas zu erschrecken und machte zaghaft ein paar Schritte auf mich zu.

"Er. Ist. Echt", wiederholte sie mit abgehackter Stimme und ich nickte knapp. "Ja. Chu. Er. Er ist der. Der echte Thorin Eichenschild", brachte ich stotternd und flüsternd über meine zitternden Lippen. Ganz zaghaft hob sie die Hände und legte sie mir zu beiden Seiten auf die Schultern. Ihre Augen sagten deutlich, wie verwirrend und unglaubwürdig das gerade klang, als ich es ihr gebeichtet hatte. Und ein bisschen mischte sich all das auch gepaart mit Angst in ihre Stimme, als sie beruhigend auf mich einredete. "Jacky. Ich weiß nicht was ich sagen soll. Ich. Also ich weiß, dass er deinen Lieblings Charakter aus dem Hobbit Filmen spielt. Und ich fühle auch, dass du ihm verfallen bist. Aber. Aber denk doch mal nach. Thorin Eichenschild ist eine fiktive Figur. Nichts weiter als das Hirngespinst eines inzwischen toten Schriftstellers. Dieser Mann da. Ist nicht diese Figur. Er ist nur verkleidet. Und er ist sich dessen wohl gar nicht mehr so bewusst. Genauso wie du. Er hat dich jetzt auch offenbar mit seiner verdrehten Fantasiewelt angesteckt. Das ist schlimmer als ich erwartet habe. Ach, verdammt. Ich hätte dir nie raten dürfen, dich mit ihnen einzulassen", meinte sie und begann nun leise zu schluchzen. Ich schüttelte nur den Kopf und versuchte gegen meinen eigenen inneren Heulkrampf anzukämpfen. "Das stimmt nicht. Ich sage dir die Wahrheit. Ich. Ich kanns beweisen", meinte ich und versuchte ihr klar und deutlich in die Augen zu sehen. Sie erwiderte den Blick und schüttelte sachte mit dem Kopf. "Ist. Ist schon gut Jacky. Du brauchst mir nichts zu beweisen. Wir gehen jetzt gleich zu Moe und. Und dann klären wir das mit den Zwergen, ja?", sagte sie und drückte mich einmal fest an sich.

Mir entrann ein schmerzhaftes Seufzen. Genau davor hatte ich mich die ganze Zeit über gefürchtet. Sie glaubte mir einfach nicht. Sie dachte wohl ich sei komplett übergeschnappt. Und ein Großteil in mir wollte ihr da sogar zustimmen. Dennoch sprachen all meine Beweise einfach dagegen und selbst mein Herz und mein Verstand waren sich dieser Sache mehr als sicher. Sie waren nicht gelogen. Sie waren einfach echt. Ich musste Chu nur davon überzeugen.

Nur wie? Auf der Stelle und sofort war es unmöglich. Vor allem da sich uns bereits jemand näherte, der mir fröhlich entgegen rief: "Cuna! Wo bleibst du so lange?"

Als ich meinen Kopf in Richtung des Rufers drehte erkannte ich, wie Bofur mit wedelnder neuer Zipfelmütze auf mich zu kam. Er war bereits mit seiner vollen Rüstung verkleidet und sah so aus, als wäre er geschickt worden mich abzuholen. Ich löste mich von Chu, die mich danach wieder an den Schultern fest hielt. Der Zwerg verlangsamte seine Schritte, bis er endlich vor uns zum Stehen kam. Er grinste sehr breit, als er mich von oben bis unten musterte. "Bei Durins Bart. Ich hätte dich ja fast nicht erkannt. Welch eine bezaubernde Prinzessin", meinte er und ergriff ungefragt meine Hand, um diese mit einem kleinen höflichen Kuss zu versehen, ohne meine Haut zu berühren. Unter anderen Umständen hätte mich dies zum Kichern gebracht. Aber es war mir gründlichst vergangen. Stattdessen konnte ich nur ein kurzes "Danke" über meine Lippen pressen. Ahnte er doch noch nicht einmal, dass ich sie gerade alle verraten hatte.

Verrat. Als mir das in den Kopf stieg wurde mir schlecht. Am liebsten hätte ich mich auf der Stelle übergeben. Doch dafür war meine Kehle viel zu zugeschnürt. Nicht auszudenken was geschah, wenn sie davon erfuhren. Denn dieses mal konnte ich es unmöglich verheimlichen. Noch war er ahnungslos und voller Vorfreude auf des bevorstehende Spektakel, wofür wir so hart gearbeitet hatte.

Als er den Kopf hob, grinste er daher noch breiter. "Wahrlich. Wie eine echte Königin. Thorin wird überwältigt von deiner Erscheinung sein. Man schickt mich im übrigen dich zu holen, damit wir zusammen zum Schankzelt gehen können", meinte er fröhlich und sah zwischen Chu und mir hin und her.

"Jacky. Bitte. Zieh das nicht durch", sagte sie mit mahnender Stimme und schüttelte mich noch einmal kurz an den Schultern. Doch ich seufzte einmal schwer und löste langsam ihre Hände. "Chu. Ich weiß du hältst mich für verrückt. Aber als meine beste Freundin bitte ich dich inständig. Warte bis nach dem Talentwettbewerb. Dann werde ich dir alles in Ruhe erklären. Ich muss aber vorher mit jemand bestimmten darüber sprechen. Wenn. Wenn das in die Hose geht, dann. Dann können wir das immer noch machen was du vor hast", erklärte ich ihr so ruhig wie es nur ging.

Ich sah wie sie skeptisch und verzweifelt eine Augenbraue hob. Ich wusste, dass sie mich gerade lieber festgehalten und zur Anmeldung geschleift hätte.

Aber sie behielt ihre Hände bei sich und nickte mir dann langsam zu. "Ich werde warten", meinte sie und klang sehr verbittert. Ich erwiderte ihr Nicken und wandte mich dann Bofur zu, der sich nun verwirrt am Kopf kratzte. Ich atmete einmal tief durch bevor ich mit angespannter Stimme zu ihm sprach. "Komm. Lass und gehen. Wir dürfen die Anderen nicht warten lassen", meinte ich und ging dann an ihm vorbei. "Ähm. Ja. Ich komm schon", sagte er und stolperte hinter mir her.

Als er neben mir auftauchte bemerkte ich bei einem Seitenblick, dass er mich unentwegt fragend ansah. "Was ist denn?", fragte ich ungeduldig. "Sag mal. Worüber habt ihr gerade gesprochen?", hakte er nach und legte den Kopf schief.

"Über nichts, was dich anbelangt", sagte ich knapp und fühlte wie sich mein Körper im Gehen etwas versteifte, je näher wir der Gruppe wuselnder, kleiner Männer kamen, die alle Sachen zusammen packten, um diese rüber zu tragen. "Aber. Cuna...", begann er, doch ich schüttelte nur den Kopf. "Konzentrier dich jetzt auf den Auftritt. Damit ja nichts schief geht", murmelte ich, wobei ich nicht wusste, ob es für ihn oder mich selbst bestimmt war. Nachdem ich ihn aber seufzen hörte, war mir klar, dass er die Sache zunächst auf sich beruhen ließ. Aber das nagende Gefühl in meinem Herzen wurde ich einfach nicht mehr los. Es wurde noch schlimmer, als ich die Zwerge erreicht hatte und ihnen reihum die Münder offen stehen blieben. Dennoch fehlte einer und das behagte mir gar nicht. "Wo ist Thorin?", fragte ich prompt, nachdem ich alle nacheinander angesehen hatte und sie sich vor lauter Komplimenten über mein Kostüm überschlugen.

"Der ist gerade noch einmal los gegangen, um etwas zu besorgen", kam es trocken von Dwalin, der Kilis Bogen über der Schulter trug. "Los? Wohin? Was will er denn Organisieren?", fragte ich und in mir stieg wieder die Nervosität auf. "Hat er nicht gesagt. Er hat sich den Stein geschnappt und ist eben weg. Er meinte es würde nicht lange dauern", sagte Fili und zuckte mit den Schultern. "Moment. Er ist JETZT nach Mittelerde aufgebrochen?", rief ich aus und meine Schleppe fiel mir aus den Händen auf den staubigen Boden. "Nur die Ruhe, Cuna. Er ist rechtzeitig wieder zurück. Hab etwas vertrauen zu ihm", sagte Kili und legte mir eine Hand auf die Schulter. Mir gaben fast die Knie nach, als er das Wort "Vertrauen" verwendete. Ich konnte mich gerade noch so fangen, ehe ich fast in mich zusammen knickte. "Oh. Verzeih. Hab ich zu fest drauf gehauen?", fragt er und wollte mich festhalten. Ich schüttelte nur mit zusammengepressten Lippen den Kopf.

"Ihr seht unglaublich blass aus. Fühlt Ihr Euch nicht wohl?", fragte Balin und trat mit besorgter Miene nähe. "Ich. Ja. N-nein. Bin ein bisschen. Nervös jetzt. Vor. Dem Auftritt. Hab nur etwas Lampenfieber", plapperte ich stotternd. "Was?!", riefen sie alle gleichzeitig aus. Sofort packte mich Kili etwas fester und sein Bruder ließ gerade die Waffen fallen, die er getragen hatte um zu mir zu eilen. Der Rest murmelte hastig vor sich hin und zwölf Augenpaare sahen mich verstört an. "Das ist ja schrecklich", kam es von Dori und seine beiden Brüder nickten beunruhigt. "Ist das vielleicht ansteckend?", fragte Gloin und dessen Bruder zuckte mit den Schultern.

Ich verzog vor Verwirrung das Gesicht, als Fili sich genau vor mich stellte und mir seine rechte Hand auf die Stirn legte. "Deine Augen sind leicht gerötet. Du bist blass. Und warm ist deine Stirn auch. Aber ich verstehe das nicht. Wie bist du so schnell krank geworden?", murmelte er nachdenklich, als er mich forschend untersuchte. "Was tust du denn da? Ich bin nicht krank. Zumindest nicht mehr als sonst auch", erwiderte ich dem blonden Jungen und schob diesen etwas von mir weg. "Aber du hast doch gerade gesagt, dass du Fieber hättest. Und deine Freundin vorhin wollte dich doch auch davon abbringen, diesen Auftritt mit uns zu machen. Oder habe ich mich da verhört?", kam es von Bofur der skeptisch die Augenbrauen hob. Ich seufzte und schüttelte den Kopf. "Das versteht ihr mal wieder falsch. Lampenfieber ist keine Krankheit im eigentlichen Sinn. Es bedeutet lediglich, dass ich gerade sehr beunruhigt bin, mich auf die Bühne zu stellen, um dort etwas vor zu tragen", erklärte ich worauf sich allgemeines Unverständnis breit machte.

"Wie kommt das auf einmal? Du hast uns doch in den letzten Stunden alles beigebracht. Wieso geht es dir plötzlich schlecht damit?", fragte Ori vorsichtig nach. "Ich. Es hat nichts mit dem Auftritt an sich zu tun. Es ist. Was anderes. Und das Thorin jetzt auch noch fehlt macht es nicht besser. Weiß jemand von euch ganz sicher, dass er pünktlich wieder da ist?", hakte ich nach, doch reihum erntete ich nur Schulterzucken.

Meinem Mund entkam wieder ein tiefes Seufzen und ich legte eine Hand auf mein Gesicht, woraufhin mich Kili seinen Griff verstärkte. "Ich glaube du solltest dich setzen. Oder auf deine Liege legen. Du siehst wirklich nicht gesund aus", murmelte er mir sacht ins Ohr. "Es geht mir gut, Kili. Drück meinen Arm nicht so fest, das tut weh", erwiderte ich und versuchte mich von ihm zu lösen. Er lockerte zwar seinen Griff, blieb aber dennoch an meiner Seite. Genau wie sein Bruder, der sich auf der anderen postierte wie eine Leibwache. Offenbar hatten sie von ihrem Onkel vor seinem Aufbruch deutliche Anweisungen erhalten, sich um jeden Preis um mein Wohlergehen zu kümmern. Und ihnen würde mit Sicherheit eine ordentliche Schelte drohen, wenn sie diesem Versprechen nicht gerecht werden.

Wieder durchzog mich ein nagender Schmerz in der Brust und ich schüttelte betreten den Kopf. Ich durfte nicht an so etwas denken. Das machte es umso schlimmer. Nur schaffte ich es nicht sie abzuschütteln. Es war wie in Edgar Allen Poes Roman, "Das verräterische Herz". Nur dass in meinem Fall nicht das Herz eines toten Menschen laut in meinen Ohren pochte, sondern mein Eigenes, das durch diesen Verrat einfach nicht mehr zur Ruhe kam. Diese permanenten Gewissensbisse plagten mich noch auf den ganzen Weg zum Fisse Ma "Tent" chen. Dort angekommen, waren bereits alle Bartische in die Ecke geräumt und wieder einmal lange Stuhlreihen aufgestellt worden.

Neben der Bühne stand das Sofa der Jury, des heutigen Abends, die sich bereits munter plaudernd auf ihren Plätzen eingefunden hatte. Dazu gehörten unsere Heidi Krumm in ihrem typischen schwarzen Gothik-Samtkleid und den Hochgesteckten braunen Haaren, sowie der ebenso dunkelhaarige Don Mercedes Moped, der wie immer nur in Weste Schlips und Anzughose am rechten Rand saß. Als dritten hatten sie Nils den blonden Zeltstadtpraktikanten dazu gesetzt, der in seinem schwarzen Rock und dem nicht gerade dazu passenden, türkies-gelb-kartierten Hemd auf der anderen Seite von Heidi platz genommen hatte. Moe stand mit seinem Mikro auf der Bühne und machte noch den ein oder anderen Soundcheck, ehe es los ging. Nach und nach füllte sich das Zelt immer mehr und die Menschen kamen in Scharen herbei, um sich das Spektakel anzusehen oder gegebenenfalls selbst daran teil zu nehmen.

Die Zwerge und ich nahmen in der ersten Reihe platz, damit wir schnellst möglichst aufbauen konnten, sobald wir dran waren. Das war allerdings nicht sofort, was zum Einen gut für die Aufführung, aber zum Anderen schlecht für meine Nerven war. Ich rutschte hibbelig auf meinem Stuhl herum und hatte mühe damit, mir nicht meine schöne Frisur mit den Fingern zu zerzausen, für die Chu so lange gebraucht hatte. Das Warten macht mich fast wahnsinnig und die ausgelassene, gute Stimmung unter Menschen und Zwergen quälte mich zusehends mehr. Schließlich sprang ich kurz vor beginn der Show einfach von meinem Platz auf und ging wortlos an den kleinen Männern vorbei Richtung Theke. "Cuna, wo willst du hin?", fragte Kili, als ich ihm entgegen kam. Er war los geschickt worden, um für die versammelte Mannschaft Getränke zu holen, damit sie sich wenigstens in der Zeit des Wartens mit etwas beschäftigen konnten.

"Ich geh mir was zu trinken holen", murmelte ich ihm zu. "Brauchst du nicht. Ich hab für dich schon Wasser geholt", sagte er und wollte mir eine Flasche in die Hand drücken. Ich hob allerdings die Hand und schob sie ihm zurück. "Nicht das. Ich brauch was anderes", meinte ich trocken und ließ ihn mit ratloser Miene stehen. Aber anstatt zu den anderen zurück zu gehen kam er mir nach und stellte vorher die Flaschen auf einem der Tische am Rand ab. Ich war in der Zwischenzeit beim Barkeeper angekommen und bestellte mir ausgerechnet das was ich ihnen verboten hatte. Ein volles Glas Met. Das deutlichste Zeichen, dass es endgültig mit mir durch ging. Dass ich ausgerechnet so etwas zur Nervenberuhigung brauchte, erschütterte mich zu tiefst und im Nachhinein betrachtet kam ich mir sehr armselig vor.

So etwas hatte eigentlich früher nur meine Mutter getan, wenn sie wieder in einer ihrer schweren Depressionsphasen gewesen war. Und nun lief ich Kopfüber in genau das selbe Verhalten hinein. Eines das ich bis aufs Blut immer abgelehnt und gehasst hatte. Nur wusste ich gerade in diesem Moment keinen Ausweg. Kein anderes Mittel um meinen Geisteszustand zumindest in eine Richtung zu lenken. Ich wollte vergessen, was ich getan und gesagt hatte. Ich kam mit dem Wissen, jemanden so betrogen zu haben einfach nicht klar. Es war unverzeihlich in beiderlei Hinsicht. Zum Einen, der Verrat an sich und zum Anderen, dass ich meine Prioritäten hiermit beinahe zu Grabe getragen hätte, wäre mir Kili nicht in die Parade gefahren und hätte mir das Glas aus der Hand gerissen, als ich es gerade an den Mund setzen wollte. "Hey! Gib das wieder her!", protestierte ich und wollte es mir zurück holen, doch als ich mir seinen strengen Blick einfing, zog ich unwillkürlich die Hand zurück. "Was in Durins Namen ist in dich gefahren, Cuna?", raunte er mich an und stellte das Glas kräftig auf die Theke, sodass es richtig knallte und sich ein paar Leute kurz empört umdrehten. "Ich. Ich. Gar nichts. Ich wollte nur", stammelte ich und schluckte dann, als er mich noch schärfer ansah. Diesen Ausdruck in seinen Augen kannte ich auch noch nicht. Und wie bereits bei seinem Bruder wurde mir die Familienähnlichkeit zu seinem Onkel deutlich bewusst. Diese harten, majestätischen Gesichtszüge waren unverkennbar. Hätte er nicht braune Augen gehabt, so wäre ich davon ausgegangen, Thorin in jungen Jahren vor mir zu haben.

Ich schüttelte einen Augenblick den Gedanken ab und bekam dann eine ordentliche Standpauke von ihm. "Was tust du hier nur? Du hast uns untersagt Alkohol zu uns zu nehmen und selbst hältst du dich nicht dran. Das kann doch nicht wirklich dein Ernst sein. Ich bin maßlos enttäuscht von dir", knurrte er und funkelte mich wütend an.

"Was ist denn hier los?", kam plötzlich die Stimme seines Bruders von der Seite, kurz bevor dieser bei uns auftauchte. "Was los ist? Cuna will sich vor unserer Nase betrinken", sagte er und deutet dann auf das Glas Met auf dem Tresen. Ich schluckte schwer, als auch Filis Gesicht den selben Ausdruck annahm wie sein Bruder. Schnaubend sah er mir ins Gesicht und fasste mich grob am Arm. "Komm mit", meinte er barsch und zog mich hinter sich her. "Wa-Warte. Wohin denn, Fili?", fragte ich und hob hastig meinen Rocksaum. "Nach draußen", knurrte er über die Schulter und schon waren wir zu dritt durch die Menge vor das Zelt gelangt und stellten uns mit einigem Abstand zu den kleinen Grüppchen Rauchern auf, die noch einmal ihren blauen Dunst in vollen Zügen genießen wollten.

Der junge Zwerg zog mich neben das Häuschen vom "ROZ" und drückte mich mit dem Rücken an die Holzwand. Kili trat etwas versetzt hinter ihn. Beide sahen nicht nur wütend, sondern auch unendlich besorgt aus. "Was ist geschehen?", fragte der ältere von beiden gerade heraus.

Ich atmete stoßweise und biss mir auf die Lippen. "Ich. Ich weiß nicht, worauf du hinaus", stotterte ich hastig, doch schon knallten links und recht neben mir zwei kräftige Hände auf das braune Holz, was einen ordentlichen Krach verursachte. "Versuch dich nicht raus zu winden. Ich hab eben mit Bofur gesprochen. Er meinte, du und deine Freundin. Diese Chu. Ihr hättet irgendwas besprochen und wolltet euch noch einmal darüber unterhalten, wenn das hier vorbei wäre. Du wolltest wohl auch noch mit jemand anderem sprechen. Also, red nicht lange drum herum sondern sag es einfach", fauchte er mich barsch an.

Mein Herz bekam einige Aussetzer. Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt musste ich in diese Konfrontation geraten. War der Tag denn nicht schon schlimm genug gewesen? Musste das auch noch auf mich ein prasseln? Ich verstand die Welt nicht mehr. Ich verstand mich selbst nicht mehr. Ich konnte nichts anderes mehr tun, als dem Jungen vor mir verzweifelt um den Hals zu fallen und drauf los zu schluchzen, wobei ich mir alles auf einmal von der Seele redete. "Ich hab. Ich hab euch verraten. Ich hab euch alle verraten. Ich wollte das nicht. Ich hatte angst davor, man würde euch weg schaffen", klagte ich und krallte mich fest in die Lederweste des blonden Zwerges. "Cuna? Was ist? Was meinst du denn? Sprich deutlich!", fragte dieser sichtlich überrascht und überfordert mit meinem Heulanfall. Ich versuchte ruhiger zu atmen, um es ihm dann etwas verständlicher zu erklären. Aber das machte es nicht gerade weniger schmerzhaft.

"Chu. Chu hat mich nach Thorins wahren Namen gefragt. Ich. Ich hab versucht ihr zu eine Notlüge aufzutischen. Die hat sie aber durchschaut. Und dann dachte sie Thorin hätte mir irgendwas angetan, weshalb ich ihn in Schutz genommen hätte. Und. Und dann wollte sie mit mir die Polizei holen, damit sie ihn einfangen und weg sperren. Ich. Ich hatte keine andere Wahl, Fili. Ich. Ich hab ihr gesagt, dass. Dass ihr echte Zwerge seid und auch wirklich die, die ihr eben seid. Und ich hab ihr Beweise versprochen", presste ich mühsam unter meinem Schluchzen hervor.

"Du hast ihr Beweise versprochen? Was denn für Beweise?", fragte Kili entsetzt aus dem Hintergrund. "Des. Deshalb. Wollte ich vorher mit. Mit Thorin reden. Ich wollte, dass er es als erster erfährt, was ich getan habe. Ihr solltet davon nichts wissen. Keiner von euch. Ich hab heute und gestern schon zu viel Scheiße gebaut. Und jetzt auch noch das. Ich. Ich kann nicht mehr", jammerte ich und drückte den jungen Zwerg nur noch fester. "Was für Beweise, Cuna? Bleib bei der Sache", ermahnte mich dieser streng. Allerdings versuchte er trotz seiner forschen Worte, mich mit vorsichtigem Hinterkopf- und Rückenstreicheln zu beruhigen.

Unter großer Anstrengung brachte ich dann, das über die Lippen, was ich ursprünglich für Chu vorgesehen hatte.

"Ich. Ich wollte. Dass er sie Einweiht. Ich wollte. Dass er. Ihr den Arkenstein zeigt", stammelte ich.

Nun trat Schweigen unter den Brüdern ein. Filis Hand hielt auf meinem Rücken inne. Sie waren wohl mehr als geschockt von meinen Worten. "Wie. Wie konntest du ihr nur so etwas versprechen?", fragte Kili leise, als er sich wieder gefangen hatte. Er war näher gekommen und eine weitere Hand legte sich auf meinen Rücken. "Ich. Ich wollte das nicht. Ich wollte euch nicht verraten. Ich wollte Thorin nicht verraten. Ich hatte nur so eine Angst, dass sie ihm etwas antun, wenn Chu die Polizei gerufen hätte. Ich wollte ihn doch nur beschützen. Und jetzt. Jetzt wird er mich auf ewig hassen, wenn er von meinem Verrat erfährt", sagte ich und hustete kraftlos.

Einen Moment lang taten oder sagten beide nichts. Sie blieben einfach nur bei mir stehen und wussten nicht wirklich, was sie machen sollten. Dann ließen sie mich auf einmal ruckartig mit einem Keuchen los und ich hob verwirrt den Kopf, ohne die Augen zu öffnen. Ich wischte mir nur die Tränen weg und atmete tief durch. "Ich. Ich weiß, was ihr jetzt von mir denkt. Ich habs mir endgültig mit euch allen versaut. Es. Ich glaube es wäre besser wenn. Wenn ich verschwinde und euch nie mehr unter die Augen komme", nuschelte ich und wollte mich gerade zur Seite umdrehen, als sich von dort zwei kräftige Arme um mich schlossen. Der Jemand packte mit der einen Hand meinen Hinterkopf und drückte so mein Gesicht in ein weiches duftendes Fell. Die Andere verharrte umgehend auf meinem Rücken.

Ich wusste erst gar nicht wie mir geschah, noch wer sich dazu erdreistete, mich so wortlos und bestimmend an sich zu drücken.
 

Bis mir eine wohlig, warme, tiefer Stimme sanft ins Ohr flüsterte: "Du gehst nirgendwo hin. Nicht bevor dieser Abend endet."
 

-58. Wenn der Vorhang vor der Vorstellung fällt / ENDE -


Nachwort zu diesem Kapitel:
Und mal wieder ein netter kleiner Cliffhänger.^^

Damit Hallo meine lieben Leserinnen und Leser.

Ja es ist vermutlich unerträglich wie ich derzeit meine Fan-Fiction so in die Länge ziehe. Aber ich habe halt so manche sachen von Vorherein eingeplant als ich die idee dazu hatte. Ich hoffe ihr seht es mir nach das ich natürlich auch erst einmal die Wege bis zu diesen Punkten zusammenbasteln muss.
Aber tja. Da is es jetzt wohl raus. Das hoch heilige versprechen wurde gebrochen. Jetzt geht es wirklich nur noch um schadensbegrenzung.
Fragt sich ob der gewisse Jemand wirklich alles mitbekommen hat was die Ärmste so von sich gab. Und ob er ihr das verzeihen wird^^
Und wo war Thorin auf einmal hingegangen? Was hat der wohl noch so vor?
Vielleicht sagt es euch ja das nächste Kapitel.
Ich hoffe mal wieder, dass es euch gefallen hat und das ihr weiter dabei bleibt. :D

Liebe Grüße Eure Virdra-sama ^^ Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2016-08-02T19:12:11+00:00 02.08.2016 21:12
Hi,
NEIN, NEIN!!! Das hat sie jetzt nicht getan! Cuna, was machst du nur? Oh schande wie wird Thorin darauf reagieren? Sie hätte doch einfach zu Chu sagen können das sie in der ganzen Aufregung total vergessen hat ihn nach seinen Ausweis zu fragen.
Werden die Zwerge ihr jetzt noch vertrauen? Oder werden sie sie jetzt wie Gloin behandeln? Wie wird es jetzt weiter gehen?

LG Pellenor
Antwort von:  Virdra-sama
02.08.2016 21:16
Hallöchen,

nunja... ich sagte ja sie tritt in Fettnäpfchen. Das war wohl eines der größeren. Also ein ganzer Pott. Bisher wissen aber nur Kili Fili... und bedauerlicherweise auch Thorin davon. Nur was hätte sie tun sollen um ihre Beste Freundin aufzuhalten? Sie hätte so oder so die Polizei gerufen. Egal was sie sonst gesagt hätte. Von daher lieber mit dem Kopf durch die Wand und mit den Konsequenzen leben.
Leicht wird es nun nicht den Auftritt heil über die Bühne zu bringen. Denn das Ganze wird sehr an ihr Nagen. Dafür wirds aber auch noch was zum Lachen geben.^^

LG Virdra-sama
Von: abgemeldet
2016-04-02T16:16:50+00:00 02.04.2016 18:16
Huhu,
nein sch.... so ein blöder Konflikt aber auch, auf der einen Seite ihre langjährige Freundin die es nur gut mit ihr meint und denkt das Thorin sonst was mit ihr anstellt. Und auf der anderen Seite Thorin der Mann dem ihr Herz gehört und dem sie ein Versprechen gab. Dies zu halten ist sehr schwer, aber um die Zwerge zu schützen bricht sie es.
Oh man Cuna tut mir ja so leid. Ich kann aber auch Chu verstehen, sie sieht nur das äußere und das gefällt ihr nicht. Klar dass sie nur ihre Freundin schützen will.
Wie wird Thorin darauf reagieren? Wird er ihr noch vertrauen können? Ich hoffe ja dass ich es im nächsten Kapitel lesen kann.

Wow was für ein Spannendes Kapitel. Aber jetzt freue ich mich auf die Neuaufführung von Schneewittchen.

LG Anduril
Antwort von:  Virdra-sama
02.04.2016 18:23
Hallöchen,

mit Geheimnissen ist es immer sehr schwierig. Besonders wenn sie mehrere Leute betreffen. Cuna hatte im Endeffekt keine andere Wahl als es ihr zu erzählen, damit man die Zwerge nicht mitnimmt und diese dann untersucht.
Ob Thorin ihr danach vertraut oder nicht wird sich ja noch zeigen.
Das alles und noch viel mehr nach der Aufführung. Aber auch hier wieder die Warnung, schnall dich gut fest, sonst fällst du um vor lachen. ^^

LG Virdra-sama
Von:  ai-lila
2016-03-03T19:23:27+00:00 03.03.2016 20:23
Hi~~

Okay~ das war wirklich nervenaufreibend.
Ich kann Chu durchaus verstehen...
Cuna aber auch...
wenn irgend nen Depp mitbekommt, das Thorin echt ist und sein Arkenstein unglaubliche Mächte in sich birgt, würde
es Chaos geben.

Ob eben dieser "Verratene" dies auch so sieht....... oh man.
Und bei Cunas sprichwörtlichem "Glück" hat Thorin sich schon die "Sünderin" geschnappt.

Klasse Kapi.
LG Ai
Antwort von:  Virdra-sama
03.03.2016 20:33
Hallöchen,

tja was soll ich dazu sagen? Am besten nicht so viel. Denn sonst würde ich dir womöglich das nächste Kapitel vermiesen, bevor du es angefangen hast.

Fakt ist aber, dass du möglicherweise sehr angenehm überrascht sein wirst. :D

LG Virdra-sama
Von:  CC16
2015-01-16T19:50:32+00:00 16.01.2015 20:50
Hallo, Meisterin des Cliffhangers! die letzten Kapitel haben wie immer viel Spaß gemacht und ich kann es kaum erwarten, wie schneewittchen demnächst neu erzählt wird. Eine frage beschäftigt mich schon seit lämgerem: geht es nach der Zeltstadt weiter? Bis hoffentlich bald CC16
Antwort von:  Virdra-sama
17.01.2015 01:09
Hallöchen. Danke für den netten neuen Titel. Freut mich sehr das ich inzwischen in die Meisterliga aufgestiegen bin.
Wie schneewittchen neu erzählt wird. Nunja ich habe da einige interessante Elemente mit eingebaut und hoffe natürkich, dass diese beim Leserpublikum ankommen. Es wird eine ziemliche Überraschung geben. Soviel sei verraten.
Um auf deine Frage zu antworten.
Ja es wird definitiv nach der Zeltstadt weiter gehen. Denn unsere Welt hat ja immer noch mehr Fettnäpfchen zu bieten als nur in diesem kleinen Rahmen wie da vor ort.
Allerdings muss ich ein weiterschreiben der FF für dieses Wochenende absagen, da es mehrere Familiäre Zwischenfälle gegeben hat, um die ich mich zu aller erst sorgen muss. Deshalb beschränke ich mich dieses Wochenende wohl nur darauf bei den bereits bestehenden Kapiteln hier und da kleinere Grammatikalische veränderungen durch zu führen. Damit sich ein paar Passagen besser lesen lassen.
Ich verspreche aber, dass ich es bald fort führen werde. Wenn diese Sachen erledigt wurden.
Bitte bis dahin etwas um geduld.
LG Virdra-sama ^^


Zurück