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Ein anderes Gefühl als Freundschaft

von

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Kapitel 2.2.

Kapitel 2.2
 

Den Tag verbringe ich komplett mit den Jungs. Oder besser. . . die Jungs verbringen den kompletten Tag mit mir. Es ist ja beinah schon nervig, wie sie sich um mich kümmern und mich nicht einmal aus den Augen lassen. Ich weiß ja, dass sie nur das Beste für mich wollen. Eigentlich ziemlich paradox, so wie ich sie behandelt habe.

Sie tun so viel für mich. . . einfach so. Ohne, dass ich mich für mein Verhalten entschuldigt habe. Doch ich weiß, dass ich um eine Entschuldigung nicht rumkomme. Ich will es auch nicht.

Wir sitzen gerade alle am Wohnzimmertisch und die Jungs lassen sich das Essen schmecken, dass Hitsugi bestellt hatte. Nur ich stocher lustlos darin rum. Zum einen habe ich keinen Hunger, wie so oft in letzter Zeit und zum anderen bin ich gerade viel zu sehr damit beschäftigt, wie ich das Thema der letzten Tage behutsam aufgreifen kann.

Vorsichtig schaue ich von einem zum anderen, bis ich plötzlich Rukas Blick treffe. Er lächelt mich einfach nur an - fast schon aufmunternd, als wüsste er, was mir durch den Kopf geht.

Ich senke meinen Blick. Jetzt oder nie!

"Jungs?!" Ich warte kurz. Will mir sicher sein, dass ich ihre Aufmerksamkeit habe und blicke dann wieder auf. Ihre Blicke sind auf mich gerichtet und sie warten auf das, was ich zu sagen habe.

"Ich möchte mich für mein Verhalten in den letzten Tagen entschuldigen. Es war völlig inakzeptabel wie ich mich benommen habe. Sei es als euer Leader oder als euer Freund. Wenn ihr glaubt, dass ich als Leader versagt habe - was zweifelsohne so ist - dann habe ich nichts dagegen, wenn ihr mich abwählt. Schmeißt mich aus der Band, wenn ihr es für richtig haltet, auch damit komme ich klar. Aber bitte. . . ich bitte euch. . . nehmt meine Entschuldigung an. Ich will eure Freundschaft nicht verlieren."

Sie tauschen untereinander Blicke aus und sehen mich dann ernst an. Ich rechne schon mit dem schlimmsten, doch dann lächeln sie.

"Wo kommen wir denn da hin? Du glaubst, so einfach kannst du dich aus der Affäre ziehen? Nur weil du einmal Mist gebaut hast, schmeißen wir dich doch nicht gleich aus der Band. Und selbst verständlich bleibst du unser Leader! Aber was die Freundschaft betrifft. . ." Ruka zögert und sieht noch einmal zu Yomi und Hitsugi. Das Lächeln von eben ist verschwunden.

Ich muss schwer schlucken. . .

"Meinst du nicht auch, dass eine Entschuldigung bei Niya angebrachter wäre, als bei uns? Wir brauchen keine Entschuldigung! Wir freuen uns vielmehr, wenn du uns irgendwann einen kleinen Einblick in deine Gefühlslage preisgibst, uns anvertraust, was mit dir los ist. Es muss nicht sofort sein, wir wollen dich nicht drängen. Wir wollen nur, dass du weißt, dass wir für dich da sind, wenn du Hilfe brauchst. Aber Ni-ya hast du ganz schön vor den Kopf gestoßen. Er war für dich da. Hat sogar uns belogen, um dein Geheimnis zu wahren. . . und du hast nicht gerade ein Zeichen von Dankbarkeit gezeigt. Im Gegenteil. . ." "Ich weiß. . ." Bedrückt sehe ich auf den Tisch.

Mir fallen Entschuldigungen nie leicht. . . bei Freunden ist es am schwierigsten.

Von Anfang an wusste ich, dass ich mich bei dir entschuldigen muss. Das wann und wo ist mir dabei relativ egal. Aber das wie. . .

Wie soll ich mich denn bei dir für mein unmögliches Verhalten entschuldigen, für die verletzenden Worte, die ich dir ungerechterweise an den Kopf geworfen habe? Wie soll ich das alles wieder gutmachen? Wie nur soll ich mich ausdrücken - meine Gedanken richtig in Worte fassen? Es ist so schon schwer genug. Doch bei dir. . . es scheint mir fast unmöglich.

Wie nur. . . wie soll ich es schaffen, dass du mir das alles verzeihst?

Plötzlich spüre ich Hitsugis Hand auf meiner Schulter.

"Jetzt ess erst einmal. Darüber, wie du mit ihm sprichst, kannst du auch noch morgen nachdenken. Und dann klärst du das persönlich, so wie gerade mit uns."

Ich nicke leicht und versuche zu lächeln. Wenn ich doch auch nur so optimistisch an das Ganze herangehen könnte. . .
 

Nachdem auch ich ein paar Bissen gegessen habe, mehr als ich am ganzen Tag zu mir genommen habe, verabschiede ich mich von den Jungs. Zumindest von Yomi und Hitsugi, denn Ruka bleibt diese Nacht bei mir.

Dass sie genauestens darauf achten, dass ich etwas esse, haben sie mir ja gleich gesagt. Aber davon, dass ich Tag und Nacht regelrecht beschattet werde, habe ich nicht geahnt.

Ich quartier ihn gleich bei mir im Schlafzimmer ein. Mein Bett ist schließlich groß genug und es wäre auch nicht das erste Mal, dass einer meiner Bandmember bei mir schläft.

Als Ruka sich auf die andere Seite des Bettes legt, muss ich schmunzeln, denn sofort kommt ein angenehmes Gefühl in mir auf.

In den letzten Monaten ist es nicht oft vorgekommen - eigentlich gar nicht mehr - dass jemand mit mir in einem Bett übernachtet hatte. Aber mir fällt sofort auf, was für einen gewaltigen Unterschied es bereits macht, einen Freund über Nacht bei sich zu haben. Ich fühlte mich immer einsam. . . aber heute, kommt diese Gefühl nicht in mir auf. Ich fühle mich nicht mehr allein - genau wie letzte Nacht!

Ich betrachte Ruka von der Seite, während er mir etwas erzählt.

Aber irgendwas kommt mir trotzdem komisch vor.

Als ich dich gefragt habe, ob jemand an meiner Seite gewacht hat, hast du mir gesagt, es sei Ruka gewesen. Ich selbst weiß davon nichts mehr, aber ich glaube dir was du gesagt hast. Nur habe ich trotzdem das Gefühl, dass etwas anders ist. Ich kann nicht genau sagen - was. Aber ich bin mir fast sicher, dass es doch nicht ganz genauso ist, wie letzte Nacht. Ich habe es einfach im Gefühl.
 

Der nächste Tag läuft annähernd genauso ab, wie der vorige.

Beim Frühstück war mir erst furchtbar übel und ich musste mich wieder übergeben, aber dieses mal aus einem anderen Grund. Dieses Mal habe ich es nicht getan, weil ich mit mir nicht zufrieden war. Weil ich mit meinen Problemen nicht klargekommen bin und vor mir selbst davonlaufen wollte. Ich muss mich halt wieder langsam daran gewöhnen etwas zu essen und dann auch noch regelmäßig.

Aber auch diese Übelkeit ging schnell vorbei. Und nun sitzen wir wieder alle beisammen. Obwohl, nicht alle, denn du bist wieder nicht bei uns.

Seit gestern Morgen haben wir nichts mehr von dir gehört. Und zu erreichen bist du auch nicht, womit du unseren Vocal mal wieder fast in den Wahnsinn treibst.

Hitsugi hatte dich angerufen, weil wir allesamt zu der 20-Uhr-Vorstellung ins Kino wollten und danach noch zu ihm nach Hause. Wo ich übrigens diese Nacht auch schlafen werde. Ich nehme an, morgen nacht habe ich Yomi an meiner Seite. Ich kann über das Ganze nur schmunzeln.

Diese Jungs sind toll! Und ich bin froh, dass ich sie noch immer zu meinen Freunden zählen kann.
 

Bis kurz vor 20 Uhr warten wir vor dem Kino auf dich, doch du kommst nicht. Warum solltest du auch? Hier sind zwar Freunde von dir, aber auch jemand, den du sicher nicht mehr als nötig sehen willst - mich! Die ganze Zeit habe ich mich ungeduldig umgesehen, habe gehofft, dass du doch noch kommst und mit uns den Abend verbringst. Ich wollte mich doch später bei dir entschuldigen. Natürlich könnte ich dich auch anrufen. Aber das wäre nicht gerecht dir gegenüber. Ich kann es mir nicht so einfach machen - ich will es auch nicht. Du sollst mir in die Augen sehen. . . ich will dir zeigen, dass ich es ernst meine.

Noch einmal lass ich meinen Blick umherschweifen, doch weit und breit ist keine Spur von dir. Resigniert lasse ich den Kopf sinken. Und während ich mich umdrehe, um ins Kino zu gehen, teile ich meinen Freunden meine Gedanken mit.

"Er wird nicht kommen! . . . ihr hättet nicht sagen sollen, dass ich dabei bin."

Ich gehe bereits vor. Nur wenige Schritte hinter mir, folgen sie. Ich kann nicht sehen, wie sie besorgte Blicke untereinander austauschen. Auch sie haben gehofft, dass du kommen würdest.

Ich setze mich in die hinterste Reihe. Hitsugi und Ruka setzen sich rechts neben mich. Yomi überlegt noch eine Weile und drängelt sich kurzerhand an uns alle vorbei, um links von mir zu sitzen. Mit einem breiten Grinsen lässt er sich in den Sitz fallen. Und dann wird auch bereits das Licht gedämmt und die Vorstellung beginnt.

Am Anfang versuche ich noch meine volle Konzentration dem Film zuzuwenden, aber das hält nicht lange vor. Schon nach einer halben Stunde blicke ich zu den anderen. Ihnen ist sofort klar, was mir fehlt - du! Ohne dich sind wir halt nicht komplett - es fehlt etwas.

Plötzlich spüre ich eine Hand auf meiner und als ich neben mich sehe, blicke ich in Yomis Augen, die mich traurig ansehen. Kurz huscht ein kleines Lächeln über sein Gesicht, bevor er sich näher zu mir beugt.

"Beim nächsten Mal ist er wieder mit dabei. Ganz sicher! Ich tret ihn sonst in den Po!" Überrascht sehe ich ihn an und er schmunzelt. "Ich will dich schließlich mal wieder richtig lachen sehen. . . . du hast früher so viel gelacht."

Ich lächle den Kleinen beruhigend an und strubble ihm durchs Haar, bevor ich mich wieder der Kino-Leinwand zuwende.

Irgendwie habe ich das Gefühl, ich bin extrem empfindlich geworden - sensibler. Es waren nur ein paar einfache, ehrliche Worte und doch muss ich mich zusammenreißen, dass ich nicht vor den Jungs losweine.

Instinktiv greife ich an die Kette, um meinen Hals. Die Kette, deren Anhänger man nie sieht, weil er immer unter meinen Oberteilen verborgen ist. Aber seit ich diesen Anhänger besitze - der eigentlich viel mehr ein Talisman ist - trage ich diese Kette bei mir - ganz nah an meinem Herzen. . .
 

Nach dem Film gehen wir dann langsam zu Hitsugi. Den ganzen Weg beschäftigt mich der Gedanke, dass du nicht gekommen bist. Ich wusste ja, dass es nicht leicht werden würde, an dich heranzutreten. Aber wenn du mir ausweichst, wie soll ich mich dann bei dir entschuldigen?

Dass du nicht kommen würdest, hatte ich mir schon fast gedacht und doch bin ich noch immer traurig darüber. Innerlich macht es mir mehr zu schaffen, als ich zugeben will.

Hätte ich gewusst, dass dieses Gefühl in mir noch schlimmer werden sollte, wäre ich sicher nicht zu Hitsugi gegangen, sondern nach Hause und hätte mich in mein Bett verkrümelt. Aber scheinbar soll ich für meine Worte dir gegenüber noch eine ganze Weile selbst bestraft werden. . .
 

Wir betreten gerade Hitsugis Wohnung. Die Jungs sind guter Laune und albern herum, während ich mich noch immer mit den Kopfschmerzen plage, die irgendwann während des Films angefangen haben. Ich zerbreche mir auch buchstäblich den Kopf über diese verfluchte Situation zwischen uns. Ich gehe schnurstracks in die Küche, nachdem wir alle unsere Jacken und Schuhe ausgezogen haben, und hole mir Wasser und eine Aspirin. Die Jungs sind bereits in der Wohnstube und Hitsugi hat auch gerade bemerkt, dass er eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hat. Während Yomi und Ruka rumalbern, geht er zum Telefon und hört die Nachricht ab.

Erst ist es still, als habe niemand eine Nachricht hinterlassen, doch das Band läuft weiter. Und dann, vernehmen wir deine Stimme.

". . . hi Hitsugi. Ich bins! Scheinbar bist du noch nicht zurück von eurem Trip ins Kino. . . . ist vielleicht auch besser so. . ."

Wir starren alle gebannt auf den AB und warten auf das was du noch zu sagen hast. Irgendwie klingst du komisch, so bedrückt. Und dann dieser Satz. . .

"Ich wollt eigentlich nur schnell was loswerden, bevor ihr allesamt später wieder sauer auf mich seid. . ."

Wieder seufzt du und diese langen Pausen. . . untypisch für dich.

"Ich. . . ich werde für eine Weile verschwinden!"

Ich stehe noch immer im Flur, habe mich noch nicht einen Zentimeter vorwärtsbewegt, seit ich deine Stimme vernommen habe. Und jetzt bin ich dafür sowieso nicht mehr in der Lage.

Meine Innerstes verkrampft sich total - mir wird übel. Und mit einem Mal rutscht mir das Glas aus den Händen und zerspringt auf dem Parkettboden in Hitsugis Wohnung. Völlig geschockt stehe ich da, unfähig irgendwie zu reagieren. Hilflos wandert mein Blick durch das Zimmer, findet aber keinen festen Halt. Die Blicke der Jungs sind auf mich gerichtet, während sie weiter deinen Worten lauschen.

"Ich muss raus aus der Stadt, raus aus Tokyo. Ich brauche etwas Ruhe, Abstand von dem ganzen Tumult, der hier herrscht und den Unruhen in der Band. . . . ihr wisst ja selbst, wie es derzeit zwischen mir und Sakito steht."

Du gehst und es ist meine Schuld! Ich habe es also tatsächlich geschafft. . .

Mit meinen harten Worten, mit meiner abweisenden Haltung, einfach mit meinem ganzen Verhalten habe ich dich vertrieben.

Das Wasser des kaputten Glases durchnässt langsam meine Socken - mir wird kalt. Erst jetzt erwache ich aus meiner Starre und habe nichts anderes im Sinn, als mich zu bücken und die Scherben wieder einzusammeln. Ruka kniet sich neben mich. Versucht mich von meinem Tun abzuhalten.

"Tut mir leid. . . ich werde es natürlich ersetzen." "Ist doch nicht schlimm. Lass es liegen, Sakito!"

Ich will mich ablenken. Einfach nicht mehr darauf achten, was du noch zu sagen hast. Aber ich kann deine Stimme nicht ignorieren.

". . . ich kann so einfach nicht mehr weitermachen. Die Situation ist unerträglich für mich geworden. Ich brauch jetzt erst einmal Abstand von allem. . . . und vielleicht tut ihm der Abstand auch ein wenig gut. So wie es jetzt ist, kann es auf alle Fälle nicht bleiben - da stimmt ihr mir sicher zu. Wenn es so bleibt, kann es nicht für uns beide einen Platz in der Band geben. . ."

Habe ich das gerade richtig verstanden?! Erschrocken blicke ich auf, sehe unverwandt auf den AB, als könne er mir die Antwort darauf geben. Die anderen tun es mir gleich. Auch sie hat die letzte Aussage ein wenig verwirrt.

"Ich weiß noch nicht, wie lange ich fort sein werde. Und sag Yomi, er soll gar nicht erst versuchen mich zu erreichen - ich werde das Handy hiernach gleich abschalten, aber. . . sobald ich zurück bin, melde ich mich."

Sobald du zurück bist? Wann wird das sein? Ich will nicht, dass du fortgehst. Das wollte ich nie! Ich will dich nicht erneut verlieren!

Erneut greife ich an meine Kette und versuche krampfhaft die aufkommenden Tränen zu unterdrücken.

Noch immer halte ich eine der Scherben in meiner Hand. Ich halte sie bereits viel zu fest und je mehr ich in meinen Gedanken versinke, desto fester wird der Griff um sie. Ruka packt mich am Handgelenk und tut mir gezwungenermaßen ein wenig weh, damit ich meinen Griff wieder lockere und er mir die Scherbe aus der Hand nehmen kann. Erschrocken sehe ich ihm ins Gesicht. Doch sein Blick ist noch immer auf meine Hand gerichtet und er schüttelt leicht mit dem Kopf. Ich folge seinem Blick, sehe eine kleine feine Linie, aus der mein Blut hervorkommt. Ich habe mich unbewusst geschnitten, aber das ist mir egal. Ich habe keinen Schmerz gespürt und spüre ihn auch jetzt nicht. Es ist ja auch nur eine kleine Schnittwunde. Nur ein kleiner Riss auf der Oberfläche meiner Haut. Nichts, im Vergleich zu dem Riss, der sich in meinem Innern auftut und mir seelischen Schmerz bereitet.

". . . also dann, macht euch nen schönen Urlaub. Und. . . bitte, bitte gebt ein wenig acht auf Sakito. Ihr seid doch seine Freunde und auch wenn er es nicht zugibt. . . er braucht euch! Machs gut und grüß die anderen."

Und was ist mit dir? Du bist auch mein Freund! Dich brauch ich auch!

Mein Atem wird schwer und ich kann nicht verhindern, wie sich die Tränen, die ich anfangs noch unter Kontrolle hatte, einen Weg ins Freie bahnen.

Langsam, Träne für Träne, rinnen sie über meine Wangen. Ich kann den Schmerz nicht länger verbergen. Kann ihn nicht wie die Wochen zuvor in meinem Innern verborgen halten.

All die Wochen und Monate haben mich Gefühle geplagt, deren Ursprung ich anfangs noch nicht deuten konnte. Gefühle wie Traurigkeit und aufsteigende Eifersucht, die den Schmerz in mir immer mehr steigerten. Aber das ist nichts zu dem Schmerz, der mich gerade in den Wahnsinn treibt - mich zugrunde richtet.

Traurig bin ich noch immer. . . aber die Eifersucht, diese dumme Eifersucht, mit der ich das alles angerichtet habe, wurde von Verzweiflung abgelöst. Ja, ich bin verzweifelt. Und ich lasse diese Verzweiflung einfach heraus, genau wie zuvor die Tränen, die sich noch immer unentwegt einen Weg ins Freie suchen.

Ich merke nicht, wie sich auch Yomi und Hitsugi nähern. Merke nicht, wie ich von meinen Freunden besorgt beim Namen gerufen werde. Ich habe mich voll und ganz meiner Verzweiflung hingegeben, sitze noch immer auf den nassen Parkettboden und flüstere - fast schon apathisch - immer wieder den selben Satz.

"Es tut mir leid. . . es tut mir alles so leid!"

Ich spüre, wie mich Ruka in eine Umarmung zieht. Aber ich möchte das nicht! Ich will nicht, dass sie mich trösten. Ich habe es nicht verdient, dass sich überhaupt jemand um mich sorgt. Sie sollen mich einfach nur in Ruhe lassen. . .

Ich wehre mich gegen diese Umarmung, versuche von ihr loszukommen, doch Ruka ist kräftiger, als ich bislang annahm und mein Körper noch immer viel zu geschwächt.

Also lass ich es zu, dass mich Ruka weiter festhält. Mich an seinen Körper drückt und versucht zu trösten.

". . . ich habe alles kaputt gemacht. Alles zerstört. . . Ihr hattet recht! Ni~ya ist weg. . . und ich bin schuld. Ich habe ihn vertrieben. . ." "Du hast ihn nicht vertrieben. Er erholt sich nur ein wenig ohne uns. Und danach kommt er wieder." "Was macht euch da so sicher?" Wütend springe ich auf und schreie sie an. Dabei bin ich nicht wütend auf sie, sondern auf mich. Und sie können für die ganze Situation nun wirklich nichts.

Ich schüttle nur leicht mit den Kopf. Für mich ist bereits alles verloren. Ich mache mir keine Hoffnungen mehr.

"Ich bin schuld. . . ich allein. Ich wollte mich doch beim ihm entschuldigen. Ich wollte mich ganz ehrlich bei ihm entschuldigen, ihm sagen, dass es mir leid tut. . . aber nun ist es zu spät! Jetzt ist er fort. . . und er wird nicht zurückkehren! . . . erst richte ich unsere Freundschaft zugrunde. . . und nun die Band. Nightmare ist am Ende!"

Ich habe meinen Satz kaum beendet, da spüre ich auch schon ein leichten brennenden Schmerz an meiner Wange. Überrascht blicke ich in Yomis Augen, der sich mir gegenübergestellt hat, die Hand noch immer gehoben, von der Ohrfeige, die er mir verpasst hat.

"Noch ist gar nichts verloren! Du. . . du kennst Ni~ya doch schon länger, als wir alle. Du müsstest doch wissen, dass er seine Freunde nicht im Stich lässt. Auf ihn kann man sich verlassen! Er macht nur ein wenig Urlaub. Und dann. . . kommt er zurück und wir gehen wieder alle zusammen auf Tour. Ganz sicher! Also hör auf, immer alles gleich so negativ zu sehen."

Ich bin wirklich überrascht. So ernst habe ich unseren Vocal selten gesehen.

Ich greife an meine Schläfen - meine Kopfschmerzen sind schlimmer geworden. Kein Wunder, so wie ich rumgeschrieen habe. Kurz darauf steht Hitsugi neben mir und hält mir ein neues Glas Wasser entgegen.

"Hier. . . du nimmst jetzt was gegen deine Kopfschmerzen, legst dich hin, schläfst dich morgen schön aus und dann sieht es gleich ganze anders aus."

Ich nicke leicht, obwohl ich mich gar nicht hinlegen will - schlafen werde ich sicher nicht können - und lasse mich bereits Richtung Schlafzimmer drängen.

Mein Blick fällt auf Hitsugis riesiges Bett - "Spielwiese" hatten wir damals dazu gesagt und gelacht, als unser zweiter Gitarrist daraufhin geschmollt hatte. "Ich brauch halt viel Platz." war seine Antwort gewesen.

Ich ziehe mich bereits aus und lege mich ins Bett. Sofort kommen mir noch weitere Erinnerungen von diesem Abend hoch. Das war auch einer dieser unvergesslichen Momente in meinem Leben - vielleicht, weil du darin eine Rolle gespielt hast.

Soweit ich mich richtig erinnere hatten wir an dem Tag die Veröffentlichung unseres ersten Albums gefeiert. Wir waren alle so happy. . . und als wir letztendlich in Hitsugis Wohnung ankamen, waren wir auch schon etwas angeheitert. Das Ende des Tages sah jedenfalls so aus, dass wir alle auf diesem großen Bett lagen und lachten. Du warst anfänglich Opfer ein gemeinschaftlichen Kitzelattacke geworden. Ich hatte mich schnell an den Rand gelegt und lachend dabei zugesehen, wie die anderen quasi gestapelt auf dir drauflagen. Du hast so herzhaft gelacht, dass dir sogar die ersten Lachtränen in die Augen gestiegen waren. Ich weiß nicht mehr genau wie, aber irgendwie hattest du dann die Aufmerksamkeit von Yomi und Ruka auf Hitsugi gelenkt, woraufhin die zwei über ihn herfielen und du ließest dich dann völlig außer Atem neben mich nieder. Lachend hast du mich angesehen und ich habe zurückgelächelt. Deine Augen haben so vor Freude geglänzt. Du warst rundum zufrieden und wirktest richtig glücklich. Ich weiß noch genau, wie ich den Blick nicht von dir wenden konnte. Du sahst einfach so süß aus und es hat richtig gut getan, dich nach so langer Zeit - um genau zu sein, fast 5 Jahre, in denen ich dich nicht gesehen hatte - wieder so ungezwungen lachen zu sehen. Ich hatte es vermisst, dein Lachen.

. . . und auch jetzt vermisse ich es.

Wie konnte es nur so weit kommen? Wieso bin ich es selbst, der dein Lachen zerstört hat, wo ich es doch so liebe?

Während ich so meinen Gedanken nachhänge, mal wieder wie so oft in Selbstmitleid verfalle, fallen mir letztendlich doch ziemlich schnell die Augen zu. Und das, wo ich doch vor nur wenigen Minuten davon überzeugt gewesen bin, dass ich nicht schlafen kann. Aber ich kann es und ich träume sogar. Jedoch nicht unbedingt etwas gutes. . .
 

~ . ~
 

Kurz nachdem Yomi und Ruka gegangen sind, ist Hitsugi auch schlafen gegangen. Ihm ist gleich aufgefallen, dass ich unruhig schlafe und als er sich neben mich gelegt hat, ist ihm auch die nasse Tränenspur auf meiner Wange aufgefallen.

Mit einem Seufzen hat er mir die Tränen weggewischt und die Decke wieder richtig über mich gelegt.

"Nicht weinen, Leader-san! Es wird alles wieder gut! Warum bemerkt ihr denn nicht, wie viel ihr euch gegenseitig wirklich bedeutet?"

Traurig lächelnd hat er mich noch eine Weile betrachtet, bevor auch er die Augen geschlossen hat und eingeschlafen ist.
 


 

dis:hier des war des nächste....und?

bitte mal die rechtschreibefehler überlesen ne.....auch im folgekapi....ich wurde ja gedrängelt und hab deswegen nich nochmal drübergelesen*gomen ne*



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2006-12-26T02:00:51+00:00 26.12.2006 03:00
Spielwiese |D""""""""""""""""
Von:  Salamander
2006-01-07T21:15:36+00:00 07.01.2006 22:15
Ich glaub ich muss nicht viel schreiben... du weisst wie sehr ich deine Fanfic mag!^^ Das Kapitel find ich wieder mal suuuper! Sooo... jetzt gleich noch das nächste Kapi lesen...^^
Von: abgemeldet
2006-01-04T05:03:03+00:00 04.01.2006 06:03
..omg...
*ausgetrocknet sei*
aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah das is so verdammt traurig das es verboten gehört....
..aber so genial geschrieben....
aba...sakitooooo, ni~yaaaaa... *wieder flenn* *sniffs*
..tuuu was...>.>
Von:  Cristina-SaDiablo
2006-01-04T04:51:45+00:00 04.01.2006 05:51
SOOORRRRAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!!!*shakes*
du schuldest mir insgesat mindestens 3 packungen taschentücher!!!
menno...wie kannsu nur? das is ja schlimm...aber ich lieb deinen stil einfach
*flauschu*


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