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Hagebutten

GazetteXMana
von

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Phase 1

Ich war noch keine 100 Meter gekommen, als mein Freund mich einholte. Schon von Weitem konnte ich seine Schritte hören. Natürlich erkannte ich sie; wie hätte ich sie nicht erkennen können?!

„Warte, Ruki! Das war nicht so gemeint! Hey, bleib stehen!“

Ruckartig hörten meine Beine einfach auf zu gehen, ich hielt an.

Warum folgte mein Körper eigentlich immer seinem eigenen Kopf?

„Was?“, zischte ich ihn an, als er etwas außer Atem neben mir zum Stillstand kam.

„Es tut mir leid, Ruki.. Es war wirklich nicht so gemeint. Sei nicht böse.. Bitte..“

Täuschte ich mich, oder hörte ich tatsächlich ein Flehen aus seinem rasselnden Atem heraus?

Nein, das konnte nicht sein. Das war absurd.

„Wenn du's nich wieder tust. Ich bin NICHT schwul, verdammt!“, erwiderte ich gereizt.

Aoi senkte seinen Blick, hob ihn jedoch gleich wieder an, um mir direkt in die Augen zu sehen.

„Wäre das für dich so schlimm, wenn du schwul wärst..?“

Diesmal glaubte ich, Traurigkeit, vielleicht eine Spur von Verletztheit, zu vernehmen.

Ich schimpfte mich einen Idioten und antwortete.

„Sag' nicht, dass du's bist“

Es war als rein rethorische Frage gedacht. Auf rethorische Fragen erwartet man keine Antwort.

Ich bekam eine.

„Doch“

Meine Lippen öffneten sich, ein ungläubiger Ausdruck trat in meine Augen.

„Aber du bist doch mein bester Freund..“

„Tu' nicht so, als wär's 'ne Krankheit..“, murmelte Aoi leise, betrachtete seine Schuhspitzen, die ein bisschen dreckig waren. Es waren seine Lieblingsschuhe.

Fassungslosigkeit überkam mich; warum hatte ich nie etwas bemerkt?

„Du hast nie etwas gesagt..“

„Nachdem du so reagiert hast, bereue ich, dass ich es dir jetzt erzählt hab'..“, sprach er zum Boden.

„Du hast keine Ahnung, wie schwer das ist, oder?“, fügte er hinzu, nachdem ein paar Sekunden verstrichen waren.

„W-Wie meinst du das..?“, konnte ich nur fragend erwidern.

„Du weißt nicht, wie schlimm es ist, wenn du dich in deinen besten Freund verliebst.. Wenn du plötzlich erkennst, dass du anders bist. Und wenn dann dieser Freund dermaßen hetero ist, dass du nicht die entfernteste Chance hast. Wenn du ständig dieses Verlangen nach ihm hast. Wenn du ihn die ganze Zeit über berühren willst und es nicht tust, weil du nicht verdächtig sein willst. Und jetzt hast du auch noch so reagiert.. Ich fühle mich wie ein Vollidiot“

Die Stimme wurde immer leiser, bis sie schließlich verebbte und scheinbar von der Nacht aufgesogen wurde. Auf Aois Gesicht zeichnete sich merkbar sein Gemütszustand ab; mein Freund war oft sensibler, als man annahm.

Mit einem Mal tat er mir sehr leid. Der Schock, den ich eben noch verspürt hatte, wich einem starken Gefühl von Reue.

Wie konnte ich meinen besten Freund nur dermaßen verletzen? Und warum hatte ich die ganze Zeit über nichts bemerkt?

Ich trat an ihn heran und zog ihn in meine Arme.

„Es tut mir leid..“

Flüsternd sprach ich auf ihn ein, merkte dabei, wie er seine Arme hob, um sie um mich legen zu können, jedoch mitten in der Bewegung abbrach und sie wieder an seine Seiten fallen ließ. Der Mut, mich noch einmal zu berühren, hatte ihn verlassen.

Und ich war Schuld daran.

„Du kannst mich ruhig umarmen. Es ist schon okay.. Du hast es doch vorher auch immer getan..“

Durch Aois Nicken streifte sein Haar meinen Hals. Ich erschauderte.

Als ich seine warmen Arme spürte, sprach ich weiter.

„Du hast mich deswegen geküsst..?“

„Ich wollte es nicht tun, aber ich irgendwie musste ich.. Keine Ahnung, ich habe mir damit alles zerstört, aber irgendetwas musste einfach geschehen, weil.. ich wusste es ja nicht.. wie du.. keine Ahnung..“, kam es von oben, Aoi war größer als ich.

„Weißt du, in meinem Kopf war immer diese ganz kleine Hoffnung, dass du mich vielleicht ja doch magst.. Aber jetzt..“

Er schluckte, das konnte ich hören.

„Es tut mir leid“, antwortete ich schuldbewusst, „Ich stehe nicht auf Männer“

„Ja ich weiß“
 

Nachdem sich Aoi selbst von mir gelöst hatte, waren wir nach Hause zurückgekehrt, an den Film hatten wir keinen Gedanken mehr verschwendet.
 

Ich saß in meinem Zimmer und grübelte. Grübelte über Aoi und seine Relation zu mir nach. Mir war noch nie in den Sinn gekommen, darüber nachzudenken, was ein Mann für einen anderen empfinden konnte. Und schon gar nicht, wenn es sich auf meine Freunde bezog. Ich war bis dato immer der Meinung gewesen, sie alle würden Frauen bevorzugen. So wie das eben der Fall war.

Normalerweise.

Wobei, durfte ich Aoi jetzt nicht mehr als normal bezeichnen?

Und wie würde er sich dabei fühlen, wenn ich ihn als anders bezeichnete? Was fühlte man als Schwuler überhaupt?
 

Noch bevor ich den Gedanken zu Ende geführt hatte, war ich vom Stuhl aufgesprungen und aus meinem Zimmer gerannt.

Warum nicht gleich die Quelle fragen?!

Aoi war gerade am Stimmen seiner Gitarre, als ich in den Raum platzte. Dementsprechend verdutzt war auch sein Gesichtsausdruck.

“Kann ich dich was fragen?”, sprach ich einfach gerade aus, ohne weiter Umschweife, die das Thema benebeln hätten können.

“Ja klar..?”, erwiderte mein Freund etwas verdattert, legte sein Instrument neben sich aufs Bett und schenkte mir seine Aufmerksamkeit.

“Wie fühlst du dich? Ich meine, was fühlst du, wenn du mich.. Was fühlst du im Bezug auf mich?”, schaffte ich schließlich zu sagen, nachdem ich mich doch etwas verhaspelt hatte.

“Wie meinst du das?”

Aoi lehnte sich etwas nach vor, so wie wenn er mich dann besser verstehen hätte können.

“Ist es.. wie bei einer Frau?”, setzte ich meine Frage fort.

Langsam zeichnete sich auf seinem Gesicht Erkennen ab, sein Körper schob sich zurück in die alte Position und nahm eine Stellung ein, die ihm wohl mehr Angenehme verschaffen sollte.

“Willst du dich nicht vielleicht setzen..?”

Aois Lippen umspielte ein verlegenes Lächeln.

Sofort nahm ich Platz, fast als befolgte ich einen Befehl.

“Willst du das wirklich wissen?”, druckste er nun herum, wahrscheinlich war es ihm doch nicht ganz so geheuer die ganze Fragerei. Und dann auch noch von mir, der Person, die ihm einen Korb gegeben hatte.

Vielleicht war es auch einfach nur die Warnung, dass ich jetzt unbekanntes Territorium betreten würde.

“Ja”, gab ich ehrlich zurück.

“Wenn ich dich sehe, dann möchte ich dich berühren. Ich bin glücklich, wenn ich mit dir spreche, ich kann mich den ganzen Tag darüber freuen. Schon am Morgen stehe ich gerne auf, weil ich weiß, dass ich dich beim Frühstück sehen werde. Wenn du mich umarmst, dann verspüre ich immer Hoffnung.. Aber natürlich weiß ich, dass es keine gibt. Das ist mir klar und wenn ich dann wieder auf den Boden der Tatsachen komme, bin ich deprimiert, möchte aufgeben. Dann ertrage ich es kaum, deine Anwesenheit zu wissen”

Innerhalb kürzester Zeit hatte er all das zu ein paar Sätzen komprimiert, was in ihm und seinem Kopf war, mit was er jeden Tag konfrontiert war. Ich ahnte, dass der Teil, den er mir nicht erzählt hatte, um Dimensionen gewaltiger war.

Ein sehnsüchtiger und zugleich niedergeschlagener Blick begleitete seine Worte und jetzt, als er geendet hatte, konnte ich seine Deprimiertheit regelrecht spüren.

Es war wohl wirklich hart für ihn.

Ich bewegte mich aus meiner Starre und stand auf, ging auf ihn zu und ließ mich neben ihm nieder.

“Kannst du mir noch mehr davon erzählen? Es interessiert mich..”

Ich flüsterte. Seltsamerweise.

Aoi musterte mich einige Zeit mit einem Ausdruck, den ich nicht deuten konnte, aber trotzdem nickte er schließlich.

“Was möchtest du wissen?”

“Wenn ich dich berühre, möchtest du dann mehr?”

Es dauerte, bis eine Antwort kam. Ich hatte auch wirklich schamlos und direkt gefragt, kein Wunder, dass es ihn so viel Überwindung kostete, etwas zu erwidern.

“Ja. Am liebsten möchte ich mit dir schlafen”

Ich spürte, wie ich erschrocken die Luft einzog, sie wieder herausließ mit deutlich langsamerer Geschwindigkeit.

“D-Du meinst..”

Er nickte.

“Ja”

“Wie willst du das machen?”

Ich sprach ohne zu denken.

“Ruki..”, kam es entnervt von Aoi. “Lebst du hinter dem Mond..?”

Ich beeilte mich, mich zu entschuldigen. Natürlich wusste ich, wie das ging. Ganz so blöd war ich dann auch wieder nicht. Auch wenn ich mich auf diesem Gebiet nicht so gut auskannte wie Aoi.

“Es gibt also keinen Unterschied zwischen deiner Liebe und meiner”, sagte ich schlussendlich.

“Hast du das wirklich geglaubt..?”

Aois Gesicht wirkte verletzt.

“Ich habe noch nie darüber nachgedacht”, gab ich kleinlaut bei und ärgerte mich nun etwas darüber, dass ich immer andere Dinge im Kopf gehabt hatte.

Aois Schweigen, als er sich von mir wegdrehte, versetzte mir einen Stich.

Hatte ich wirklich gedacht, so naiv durchs Leben zu kommen?

~~~+~~~



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  sleepin-forest
2007-01-31T18:10:36+00:00 31.01.2007 19:10
°-° och, kein Mana...
Ich bin ja mal gespannt, worauf das mit Aoi hinausläuft... irgendwie mag ich ihn nicht so in dieser FF, vielleicht weil nicht so tief auf ihn eingegangen wird. Finde ich allerdings nicht nur negativ, schließlich geht es ja 8hoffentlich ;D~) in erster linie noch um Mana und ruki. :3 Dennoch finde ich es etwas merkwürdig, dass er so garnicht verzweifelt wirkt, dass Ruki ihn abgewiesen hat, obwohl er ihn doch scheinbar liebt. Ich weiß ja nciht, was du so vorhast und ob du einfach nicht zu viel Zeit mit Aoi verbringen willst und deshalb kein großes Drama drauß machst, aber ein bisschen trauriger dürfte er meiner Meinung nach schon sein. xD~ Er soll ja nicht gleich von 'ner Klippe hüpfen. ^^° Nun ja, wie auhc immer... X3 Ich freu mich auf die Fortsetzung und hoffe du nimmst mir mein Rumgenörgel nicht allzu übel, ist auch nicht wirklich negativ gemeint.
Von:  tayo
2007-01-19T10:14:18+00:00 19.01.2007 11:14
genial und ich warte schon ganz gespannt auf die fortsetzung^^
Von: abgemeldet
2007-01-16T21:44:05+00:00 16.01.2007 22:44
ich wusste es *muahha*
buono einfach buon
ich luv das kapitel X3
'wie willst du das machen' *augenverdreh* ruki ist ne wucht
armer aoi hat jetzt noch mhr zu kämpfen,wo es ihm nun direkt von ruki bestätigt wurde,dass dort nichts sein kann *seufz*
armer kerl~~
und scheiß auf mana XDDD~~ joke, bin gespannt wie es ind er hinsicht weitergeht ^^


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