Zum Inhalt der Seite

Hagebutten

GazetteXMana
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Continue or Game Over?

Ich muss nicht erklären, dass es Dinge gibt, die manche lieber vergessen würde. Und dass Menschen existieren, die vor ihrer Vergangenheit und vor ihrer Gegenwart weglaufen. Somit ist es wohl auch nicht erwähnenswert, dass ich an diesem Morgen alleine aufwachte.
 

Meine Hände streckten sich wie von selbst; wenn anderen der Schlaf Erholung brachte und ihre Batterien neu auflud, so hatte er heute wohl seine Wirkung bei mir verfehlt. Ich war noch erschöpfter als zuvor und versuchte krampfhaft mit Armgymnastik etwas Leben in meinen Körper zu bringen, der sich wie ein Sack Zement anfühlte.

Nach ein paar Sekunden begann ich mich zu wundern, warum ich mich auf dem Boden befand und infolgedessen kam zu meiner allgemeinen Trägheit auch noch ein Gefühl von Verwirrung hinzu.

Ich massierte meine Schläfen.

Was hatte ich gestern Nacht bloß getrieben?

Mit einiger Mühe richtete ich mich auf, schielte zu meinem Bett, in dem ich mich eigentlich befinden sollte.

Es war nicht angerührt. Das Einzige, was mir auffallen hätte sollen - tat es aber nicht - war, dass es äußerst ordentlich gemacht war.

Ich stand also auf und tappte schlaftrunken in die Küche, in der Hoffnung, etwas Essbares beziehungsweise Trinkbares zu finden; eventuell war Aoi so schlau gewesen und hatte eingekauft?!

Scheinbar hatte mein bester Freund tatsächlich weiter gedacht und so schnappte ich mir die Milchflasche aus dem Kühlschrank und goss etwas von der Flüssigkeit in ein Glas.

Und genau da kam es mir.

Dass das Glas mit einem lauten Knall auf den Boden aufschlug, nachdem ich es fallen gelassen hatte, erweiterte meinen Schreck nur um einige Nuancen.

Mana hatte hier geschlafen.

Mana.

DIESER Mana.

Verdammt!
 

Ohne noch weiter an den zerschellte Trinkbehälter zu denken, rannte ich zurück ins Zimmer, zog halbwegs anständige Kleidung hervor und streifte sie mir über, während ich mir gleichzeitig eine Zahnbürste in den Mund stopfte.

Er musste gar nicht meinen, dass er so einfach von hier verschwinden konnte!

Im Gehen meine Schuhe bindend, war ich bereits aus der Tür, bevor mich noch irgendwer aufhalten hätte können.

Ich dachte nicht daran, dass ich im Begriff war, die peinlichste Aktion meines Lebens zu vollführen. Vielmehr war ich damit beschäftigt, mich darüber aufzuregen, dass Mana einfach abgehauen war und dies ohne etwas zu sagen. Mir war nicht genau klar, warum mich das dermaßen aufregte, aber ich hatte auch nicht sonderlich viel Lust, darüber nachzudenken; alles, was sich in meinem Kopf befand, war: Na warte!

So tigerte ich zum wiederholten Male zu seinem Firmengebäude, trat zum zweiten Mal in meinem Leben unter den vernichtenden Blick seiner Sekretärin, die heute, nicht besser gelaunt als beim letzten Mal, meine Geduld ganz ordentlich auf die Probe stellte. Sie strafte mein eh schon heißgelaufenes Gemüt mit Ignoranz, was mich fast komplett auf die Palme brachte.

So gab ich reichlich ungeduldig von mir: „Wie lange wollen Sie noch Frau Ich-bin-was-Besseres spielen? Verdammt noch Mal, andere Menschen haben auch nicht ewig Zeit!“

Sie hob nur ihren Blick, um mich anzugiften und mir damit zu zeigen, was für ein kleiner Wurm ich doch war.

Aber nicht mit mir.

Bis diese Bürotussi überhaupt hinter ihrem ach so eleganten Schreibtisch hervorstöckeln konnte, war ich doch eigentlich schon längst über alle Berge.

Also tat ich das Naheliegendste: Ich spurtete los, ließ eine empörte Sekretärin mit geöffneter Kinnlade zurück. Bevor sie noch die Gelegenheit gehabt hatte, mein Vorhaben zu durchschauen oder gar zu verhindern, war ich an Manas Tür angelangt.

Dank meiner – wie sollte es auch anders sein – Wut im Bauch schaffte ich es, das schwere Ding mit einem Ruck aufzuschwingen und nicht minder elegant in den Raum zu platzen.

Er sah hoch, blinzelte kurz.

Auf seinem Gesicht hätte sich wahrscheinlich Erstaunen gespiegelt, wenn nicht seine Routinität in Unterdrückung jedes Gefühlszustandes zu allmächtig gewesen wäre.

Ich verzeihte ihm das nicht.

Wurde dadurch noch gereizter.

„Warum haust du einfach ab? Einfach so! Ohne etwas zu sagen oder mich zumindest zu wecken!“, blaffte ich die sitzende Gestalt vor mir funkelnd an.

Seine Hände stützen sich mit den Ellbogen auf der Schreibtischplatte ab und die Finger waren ineinander verhakt. Sie waren so dünn.

Überhaupt wirkte er so zerbrechlich.

Ob ihn ein Sturm wegblasen würde?

„Ich wollte Sie nicht wecken“

War Manas Stimme noch ruhiger als sonst? War das möglich?

Bei dem Klang der Worten verzog sich mein Zorn innerhalb einer Hundertstelsekunde.

Nein.

Er verzog sich nicht.

Er war einfach von einer Sekunde auf die andere nicht mehr da. Weg.

Die Antwort, die ich mir schon zurechtgelegt hatte, passte jetzt nicht mehr.

Also öffnete ich nur meinen Mund, ohne Laute zu formen.

Nachdem ich wie ein Fisch nach etwas Imaginärem geschnappt hatte, schloss ich mein Beißwerkzeug wieder.

„Ist noch etwas..?“, kam es mit kühler Stimme von Mana.

Mein Kopf schüttelte sich wie von selbst, ich drehte mich um.

Das „Nein“ sagte ich gar nicht erst, griff stattdessen nach dem altmodischen Türknauf, der sich jetzt richtig kalt in meiner Hand anfühlte. Leise und mit deutlich mehr Anstrengung als zuvor öffnete ich die Tür und trat hindurch.

Diesmal war meine Niederlage noch zehn Mal schlimmer als bei den letzten Malen.
 

Ich fühlte mich richtig schlecht, als ich das Firmengebäude verließ und in das spärlich belichtete Äußere trat.

Heute schien die Sonne nicht, beziehungsweise tat sie es sehr wohl; ihre Strahlen wurden nur von den Wolken geblockt und daran gehindert, Tôkyô ein bisschen freundlicher aussehen zu lassen.

Warum hatte ich eigentlich so ein Deprimiertheitsgefühl in mir? Was erwartete ich denn? Dass er auf mich wartete, um mir freudig in die Arme zu springen?

Bei dem Gedanken daran verzog ich mein Gesicht.

Bäh, ich war ja nicht schwul.

Und dann noch so eine..

..

..

Mein Kopf suchte nach einem passenden Wort für eine Person, die unbeschreibar war.

..

.. so eine Möchtegernfrau.
 

„Hey, du machst ja ein Gesicht, als hätte dir der Tod höchstpersönlich mitgeteilt, dass du nur noch drei Tage zu leben hast“, gab Aoi kritisch von der Seite, als ich am Mittagstisch saß und gerade Reis in mein Schüsselchen gab. Mit dem Löffel schob ich das kleine Bisschen zu einem noch kleineren Häufchen zusammen und ließ dann meinen Blick lustlos über das aufgetischte Essen streifen.

„Hast du keinen Hunger..?“, fragte Kai leise vom anderen Eck des Tisches.

Dankbar über Kais Worte, die verhinderten, dass ich Aoi antworten musste, schüttelte ich mein Haupt und erwiderte: „Ich habe heute einfach keinen Hunger.. Mir ist etwas schlecht“

„Hoffentlich wirst du nicht krank. Jetzt, wo wir doch Ferien haben“, nuschelte Reita hervor, während er auf seinem Karottengemüse herumkaute.

„Nein, das wird schon“, antwortet ich, wissend, dass meine Unlust auf das vor mir Stehende, welches ich übrigens sonst wirklich innerhalb von Sekunden verschlang, weil Kai so gut kochte, von etwas ganz anderem als einem Virus kam.

Dass Aoi mich weiterhin aus den Augenwinkeln heraus beobachtete und sich von der Krankheitstheorie nicht überzeugen lassen hatte, fiel mir nicht auf.

Ich war zu beschäftigt, das Essen hinunterzuwürgen.
 

Den Kirschbaum vor meinem Fenster betrachtend hing ich Gedanken nach. Zugegeben, es war wirklich klischéehaft, genau diese Pflanze im Garten zu haben, aber sie war eben ein Produkt meiner Sturheit. Der Sturheit, dass ich genau DIESEN Baum an diesem Fleck haben wollte.

Es war schon ein Jahr her, seit er eingesetzt wurde. Gott, war das ein Trara gewesen.. Noch jetzt musste ich grinsen, wenn ich mich daran zurückerinnerte, wie meine vier Freunde mit vereinten Kräften das Ding versucht hatten zu pflanzen. Natürlich war ich daneben gestanden und hatte nur neunmalkluge Anweisungen gegeben, die sie erst Recht auf die Palme gebracht hatten.

Ein Lachen entfuhr mir und ich fragte mich erneut, warum ich mich eigentlich so aus dem Konzept bringen ließ von Mana.

Er war nichts weiter als ein Mann, der einfach blöd war. Oder dumm. Oder beides zusammen.

Vollgetankt mit neuer Kraft schob ich meinen Stuhl rückwärts und stand auf, verließ das Zimmer.
 

„Aoi? A-O-I!“

„Ich bin nicht schwerhörig, Kurzer“, knurrte es aus Aois Zimmer.

Ich beeilte mich, einzutreten und ihm schnell in die Seite zu boxen, bevor er registrieren konnte, dass eine Attacke auf ihn geplant war.

„Nenn' mich nicht 'Kurzer'!“, fauchte ich ihn an.

Aois Grinsen ließ mich trotzig werden.

„Dann frage ich dich eben nicht, ob du mit ins Kino gehst“

Damit hatte ich mich schon umgedreht und war nun startklar, um filmreif aus dem Raum zu marschieren.

„Halt. Warte. Ich komme mit. Schön, dass du fragst, Kleiner“

Sein Grinsen war jetzt noch breiter als zuvor und nahm fast das ganze Gesicht ein.

Ich schnaubte.
 

„Denkst du wirklich, es war eine gute Idee, sich diesen Film auszusuchen? Er wirkt so.. langweilig“, maulte Aoi neben mir, während ich nach unseren Plätzen Ausschau hielt.

„Klappe“, zischte ich zurück und lotste uns zu den dunkelroten Sitzen in der Mitte des Raumes.

„Wir haben ja nicht mal gute Plätze“, nörgelte Aoi fröhlich weiter und ich fauchte genervt zurück: „Du warst derjenige, der sich quasi selbst eingeladen hat – also beschwer' dich nicht!“

Damit gab sich mein Freund geschlagen und ließ sich seufzend neben mir in einen der Samtsessel sinken.

„Zumindest sind die Dinger weich“, stellte er fest, „Da schlaf' ich wenigstens gut“

Das Kissen, welches ein Kind von der vorigen Vorstellung wohl vergessen hatte, traf ihn frontal ins Gesicht.
 

Aoi hatte Recht.

Der Film war wirklich langweillig.

Nein, eigentlich schon mehr als das. Während den diffusen Dialogen versuchte ich, mir meine Zehennägel wach zu halten und nicht zu gähnen.

„Hey, Ruki, nicht einschlafen“, flüsterte eine Stimme links von mir.

Ich drehte mich zur Seite, deutete ein Grinsen an, dass von meinem Freund erwiderte wurde.

„Ich schlafe nicht, ich meditiere nur mit geschlossenen Augen“, fügte ich noch hinzu, woraufhin Aoi leise lachte.
 

Vorne küsste der Hauptdarsteller gerade eine zweitklassige Schönheit.

„Ruki, hast du schon mal einen Mann geküsst?“

Mein Kopf schnellte zur Seite.

„Was?“

Mit einem etwas verwunderten Blick versuchte ich Aois Gesichtsausdruck zu deuten. Das ging jedoch mehr als schwer; so hell war es im Kino nun auch wieder nicht.

„Wie meinst du das?“, fragte ich nach.

„So, wie ich es sage“, gab mein Freund zurück.

„Seh ich so schwul aus?“, erwiderte ich, nicht ganz ohne daran zu zweifeln, ob ich vielleicht nicht Manns genug war.

„Ja.. du siehst wie eine Frau aus. Du solltest dich vor der Männerwelt in Acht nehmen“, kam es altklug zurück.

Ich grinste.

„Idiot“

Aois Lachen klang nahe an meinem Ohr.

„Na sag, hast du jetzt schon mal?“

„Nein“, antwortete ich ehrlich, „noch nie“

„Ah. Ok“

Die Stimme, die eben noch nahe bei mir gewesen war, entfernte sich wieder. Ich fühlte mich ein bisschen seltsam.

Wie kam er bloß auf diese Frage?

Während ich noch weiter darüber grübelte, was Aoi wohl gerade ritt, richtete dieser erneut das Wort an mich.

„Und willst du mal?“

„Eh?“, gab ich perplex zurück.

„Ich nehme das als 'Ja'“

Ohne dem noch etwas hinzuzufügen und ohne mir die Zeit zu lassen, ein „Nein!“ zu rufen, hatte er seinen Körper mir vollkommen zugewandt und seine Lippen auf meine gelegt. Reflexartig schloss ich meine Augen, riss sie dann wieder auf und schubste Aoi erschrocken von mir.

„Was soll das?“, zischte ich ihm zu, versuchte dabei, die Stimme nicht zu laut werden zu lassen, da es ja noch andere Kinobesucher gab, die eventuell auf uns aufmerksam würden, wenn ich wie ein Wilder herumschrie. Und Aufmerksamkeit war jetzt das Letzte, das ich wollte. Es war schon peinlich genug, dass mein bester Freund mitten im Kino über mich herfiel. Vor versammelter Mannschaft. Vor der Öffentlichkeit. Küsste.

„Hey, hey, nicht so empört!“

Aois Lachen erklang wieder an meiner Seite.

„Ich wollte dich lediglich um eine Erfahrung bereichern“

„Spar dir deine Bereicherungen für wen anders auf“, erwiderte ich kalt und verließ den Kinosaal.

~~+~~



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  tayo
2006-12-12T10:56:03+00:00 12.12.2006 11:56
goil*-*
MOTO...das is ja voll cool
hätt nie gedacht, das man mana auch mal so darstellen kann^^
super.gefällt mir*smilu*
Von: abgemeldet
2006-11-26T16:12:36+00:00 26.11.2006 17:12
man ich lieb diese klugscheißer sprüche *rofl*
'ich schlafe nicht, ich...'
muhaha
mensch, aoi gogo *_*
ich stehe voll hinter dir du hengst!
mana geht mir immer mehr auf den senkel,aber gleichzeitig wird es immer spannender.
spannender als sonst schon...
Von:  sleepin-forest
2006-11-25T18:19:53+00:00 25.11.2006 19:19
Ö.ö... also Aoi war ja schon immer verdächtig, aber nun hat er sich selbst getoppt... ö.ö;;;
Hach ja, endlich geht's weiter. *_*d *freu* Und gleichzeitig is es noch ncith am Ende *-* Und das ist auch gut so! X3333 *hehe* Kann ich die FF noch weiterhin geniesen... *auf nächstes Kapi wart*


Zurück