Zum Inhalt der Seite

Sad Smiling

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Langsam senkte Ryu seinen Kopf wieder, stützte seine Unterarme auf seine Knie und betrachtete das leicht trübe Badewasser. Noch immer tropfte es von seinem Kopf herab, er hielt den Duschkopf noch in der Hand. Langsam bildete sich eine Schicht von weißem Schaum auf der Wasseroberfläche, die immer wieder von den Wassertropfen von Ryus langem, dunkelrotem Haar zerstört wurde. Ryu starrte nur auf die Tropfen, die auftrafen und Kreise auf das Wasser zauberten. Nur langsam hob er seinen Kopf und starrte nun an die Wand, strich sich ein paar nasse Haare aus dem Gesicht und grübelte weiter.

Dann hob er langsam seine Hand, griff zum Badetuch, stieg aus der Wanne und rieb sich trocken. Fast wie im Schlaf zog er seine Shorts und die Hose an und zog sich das leicht bläuliche Hemd über die Schultern, ließ es aber offen.

"Ryu?", hörte er seinen Vater, "Bist du dann soweit? Ich muss auch noch ins Bad!" - "Jaja, bin schon fertig!", antwortete er ihm.

Mit dem Handtuch über eine Schulter geschlungen öffnete er die Tür und verließ das Bad. Mit leisen Schritten begab er sich über den beheizten Boden in sein Zimmer, wo er sich zunächst vor seinem großen Spiegel die Haare kämmte.

"Also wirklich...", stand Ryus Schwester in der Tür, "...man könnte meinen, du seiest ein Mädchen, mit den langen Haaren und dem Spiegel!" - "Hä?" Ryu sah seine kichernde Zwillingsschwester nur fragend an und wandte sich dann wieder dem Spiegel zu. "Du, Myri?" - "Ja?" - "Sag bitte Vater, er soll sich beeilen..." - "Hasts wohl eilig, hm?", grinste Myriam. Ryu sah es im Spiegel und kämmte sich etwas entnervt schneller die Haare: "Mag sein...mach' hin!" - "Schon gut...", grinste sie und verließ das Zimmer.

Ryu schaute derweil in seinen Kleiderschrank. ,Was zieh' ich eigentlich an?', dachte er. ,Was sie wohl mag?' Er entschied sich schließlich für ein rotes Hemd. Die Hose behielt er gleich an. Schließlich höre Ryu seinen Vater aus dem Bad kommen. Langsam schob dieser die Zimmertür auf: "Hey, Feuermelder! Wir sind dann soweit!" - "Du sollst mich nicht immer ,Feuermelder' nennen, alter Herr!", sagte Ryu entnervt. "Alter Herr!? Jetzt geht's wohl los!" Sein Vater warf ein Kissen nach ihm. Ryu neigte seinen Kopf leicht: "Verfehlt, haha!" Patsch! Da traf ihn der Hausschuh. "Au, verflucht! Das war unfair!", nörgelte er. "Komm schon, wir sind fertig!", grinste sein Vater. "Mit den nassen Haaren!?", fragte Ryu. "Na was kann ich denn dafür, dass du erst so spät baden gegangen bist? Ist das mein Date? Du warst viel zu lange an deinem Tisch! Warum lässt du deine Musik nicht einmal sein? Wenigstens für ein Mädchen!" - "Gute Idee..." Auf diese Worte griff sich Ryus Vater an den Kopf: "Aus dir werd' ich nicht schlau..." - "Haha, wirst du auch so nicht!" Patsch! Schon landete der zweite Hausschuh in Ryus Gesicht. "Ist ja gut, ich komm' gleich..."

Kurz darauf verließ Ryu sein Zimmer und schlurfte zum Auto. Sein Vater fuhr los, die Straße entlang, aus der Stadt heraus in die nächste und die übernächste. Schließlich wurde er langsamer: "War's hier?" - "Glaub' schon..." - "Du wirst doch wohl wissen, wo ihr euch treffen wollt, wenn's schon ein Blind Date ist!" - "Es ist mein erstes Date überhaupt!" - "Na und? Hat das jetzt irgendwas zu sagen?" Ryu lehnte sich zurück und verschränkte die Arme: "Nein..." Sie fuhren noch eine Weile weiter. "Was hat se eigentlich an?", fragte der Vater. "Sie meinte, sie hätte 'nen dunkelblauen Rock an und dazu was weißes...irgendwie so..." - "Oho, macht sich wohl hübsch für dich!" - "Ach was..." - "Woher kennt ihr euch eigentlich?" - "Aus'm Internet..." - "Schau' mal, ist sie das nicht?" Ryu schreckte auf: "Was? Wo? Hä? Ich seh' nichts!" - "Wollt' nur mal sehen, ob du reagierst!", grinste der Vater. "Du träumst so vor dich hin...bist aber doch nervös!" - "Na und?", grummelte Ryu.

"Schau mal,", sagte Ryus Vater wieder nach einer Weile, "ist sie das nicht?" - "Jaja, darauf fall' ich nicht noch mal rein!" - "Ich mein's ernst!" - "Nene, is' klar..." Plötzlich stoppte der Vater ruckartig das Auto und stieß Ryu heraus, der direkt vor die Füße seines Blind Dates stolperte. "Äh...'tschuldigung...", stotterte er, "...Meli?" - "Ja...", erwiderte sie völlig entgeistert. "Also gut, Feuermelder, ich hol' dich dann ab, wenn du mich anrufst!" - "Hast du dir das ,Feuermelder' schon von Myri angewöhnt, alter Herr!?" - "Wie oft hab' ich dir gesagt, du sollst mich nicht ,alter Herr' nennen!? Na gut...habt Spaß!" Ryus Vater fuhr weg. "Er treibt mich noch mal auf die Palme...", stöhnte Ryu.

"Na gut,", wandte er sich Meli zu, "was machen wir?" - "Keine Ahnung...", zwinkerte sie. "Lad' mich doch zu was ein!" - "Ich hab' eigentlich gar kein Geld...", lächelte Ryu, dachte aber: ,Essen ist ja so was von langweilig...'. In diesem Moment kam sein Vater wieder vorbeigefahren. Er kurbelte das Fenster herunter und streckte seine Hand heraus, die ein paar kleinere Geldscheine hielt. "Hier, falls ihr essen gehen wollt!" - "Da...danke...", zuckte Ryu entnervt und nahm das Geld an.

Kaum war sein Vater wieder weg, sagte Meli: "Hey, klasse! Jetzt können wir doch was essen gehen, Süßer!" - "Süßer?", zögerte Ryu, "Du bist wohl immer so direkt...?" - "Ja. Außerdem stimmt es doch..." Meli strich mit einer Hand über seine Wange. Ryu war leicht überrascht, nahm dann aber ihre Hand und hielt sie fest. Sie streckte kurzerhand die andere nach ihm aus und kraulte seinen Nacken. "Äh...Ryu?", fragte sie schließlich, "Stimmt was nicht? Du läufst so rot an..." Ryu stand wie angewurzelt da. ,Das ist das erste Mal, dass ich mein Mädchen berührt!', dachte er, ,und gleich so eingehend...hui, und ihre Beine...sie ist wirklich gut gebaut...' "Ryu!!!" Er schreckte auf: "Hä? Ja, was bitte?" - "Du erdrückst meine Hand!!!" Ryu schaute zur Hand: Völlig zusammengedrückt.

"Oh, sorry!", fuhr er hoch und ließ ihre Hand los. "Macht nix!", zwinkerte sie, "Ich mag feste Männerhände..." ,Heiliges...' "Gehen wir?" - "J...ja...!" Meli nahm seine Hand und führte ihn in ein kleines Café. Sie setzten sich und Ryu bestellte die Getränke, die auch gleich darauf kamen. Schließlich bestellte Meli sich ein Eis und Ryu ein Schinkenbrötchen.

"Sag mal, Ryu...?", fragte Meli. "Mmh?", tönte es aus Ryus Richtung, der an seiner Cola nippte. "Wieviele Frauen hattest du schon im Bett?" Ryu musste prusten und verschluckte sich dabei. Die Cola flog quer über den Tisch, während er noch hustete. Als er sich wieder beruhigt hatte, erwiderte er: "Ich hab' eigentlich noch gar keine Erfahrungen..." - "Oha, eine Jungfrau...?", zwinkerte Meli. "Und wie viele Kerle hattest du schon im Bett?", fragte Ryu. "Och...", erwiderte sie und nahm einen Schluck von ihrem Kaffee, "Vierzig!?" Ryu musste schon wieder prusten. "Hey, du bist witzig!", lachte Meli. "Ach, verflucht...wann trudelt das Essen endlich ein!?" In diesem Moment kam die Bedienung mit dem Brötchen und dem Eis. Meli nahm einen Löffel voll, steckte ihn genüsslich in ihren Mund, saugte leicht daran und spielte mit ihrer Zunge gut sichtbar am Eis herum, während Ryu dem nur entgeistert und mit hochrotem Kopf zusah. "Isst du dein Eis immer so...?" - "Nicht nur das Eis...wie wäre es, wenn ich mal an deinem-" Plötzlich verschluckte sich Ryu bei diesen Worten und musste wieder husten. "Du bist so was wohl nicht gewöhnt, wie?" - "N...nein...ich geh' mal auf's Klo, muss mich mal sauber machen..." - "Darf ich mitkommen?", fragte Meli. "Eh...!?"

Ehe Ryu es sich versah, befanden sich beide schon in einer Kabine. Meli kramte ein Taschentuch heraus und fing an, die Krümel von Ryus Wangen zu küssen. "M...Meli!? Hast du nicht das Taschentuch...?" - "Pst...", flüsterte Meli, "Das ist dafür, dass du hier nicht alles einsaust..." - "Wie bitte!?", fragte Ryu mit hoher Stimme und spürte Melis Hand an seinem Gürtel. Er presste sich gegen die Wand...

"Haha, war doch nur'n Scherz!", lachte Meli. "Äh...Ryu?" - "Eeeh...hehehe..." Ryu, völlig neben sich, rutschte mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht die Wand herunter.

Als die beiden wieder draußen waren, aßen sie auf und gingen nach draußen.

"Wo wohnst du eigentlich?", fragte Ryu. "Da drüben..." Meli zeigte auf das Haus, was nur ein paar Straßen weiter lag. "Und...wir konnten nichts bei dir essen!?", druckste Ryu. Ich hab' grad nix im Kühlschrank außer vielleicht 'ner Flasche Sekt..." - "Gehn' wir zu dir?" - "Können wir...aber was willst du dort, Süßer?" - "Mich ein bisschen...ähm...ausruhen...das von eben war doch etwas heftig, weißt du...? Ich hatte halt noch nie eine Freundin..." - "Bin ich dein erstes Date?" - "J...ja..." Ryu schaute zur Seite. "Na gut, wollen wir dir das Date mal verschönern!" Ryu schaute Meli fragend an, ging aber mit ihr.

Als sie in der Wohnung waren, schloss Meli die Tür hinter sich und drehte den Schlüssel herum. "Endlich allein, was?" - "Hmh...joa..." Ryu betrachtete völlig unauffällig die hübschen Tapeten. "Willst du's auch?" - "Sag' mal, wo hast du die ganzen modernen Möbel her!?", lenkte Ryu ab. "Ist doch egal..." Meli ging zu ihm und schmiegte sich an. "Na komm schon...ich spür's doch, du bist heiß..." - "Ääähm...ich muss...nach Hause..." Ryu machte sich los und wolle die Tür öffnen, aber die war verschlossen; schnell versuchte er, den Schlüssel herumzudrehen, aber noch bevor er gehen konnte, nahm ihn Meli von hinten in den Arm. "Hast du Angst, kleiner Ryu?" Zögernd drehte Ryu sich um, weil Melis Körper plötzlich so warm geworden war, und erschrak: "M...Meli! Zieh' dir bitte was an!!!" - "Wieso denn?" Sie zog ihn ins Schlafzimmer und direkt aufs Bett.
 

[Cut; Meli X Ryu]
 

"Mhm..." Meli hob ihren Kopf etwas und grinste ihn an. "Schmeckt gut...", lächelte sie und leckte die Reste weg. Dann legte sie sich neben ihn und ließ ihn los. Ruckartig drehte sich Ryu von ihr weg und rollte sich zusammen. Tränen flossen über seine Wangen und er machte fast panisch seine Hose zu. "Was...hast du getan..." Ohne sich einmal umzusehen ging er zur Tür und öffnete sie. "Komm' mal wieder, Süßer!", rief ihm Meli hinterher. Ryu hielt inne, drehte sich um. "Halt's Maul, du Schlampe!!!", schrie er unter Tränen, holte aus und knallte die Tür mit aller Kraft zu. Während noch ein leises Lachen aus Melis Wohnung drang, rannte Ryu die Treppen nach unten. Seinen Vater wollte er nicht anrufen, es war ihm zu peinlich. Er rannte los, beachtete die Köpfe der Menschen nicht, rannte immer weiter, bis er schließlich nach lange Zeit zu Hause war. Blitzschnell riss er sich die Sachen vom Leib und sprang unter die Dusche, wo er etwas mehr als zwei Stunden blieb, um die Schande von sich abzuwaschen. Er konnte nicht glauben, was gerade passiert war. Als er fertig war, hüllte er sich in ein Badetuch und rannte in sein Zimmer. Unterwegs begegnete er seinem Vater: "Hey, Ryu! Schon wieder daheim? Endlich bist du aus der Dusche raus!" - "Lass' mich!", schluchzte Ryu und stieß seinen Vater zur Seite. Er zog sich an und verkroch sich in seiner Bettdecke.

Schließlich betrat sein Vater das Zimmer: "Lief wohl nicht so gut...?" Ryu schaute aus dem Fenster: "Ich...will nicht drüber reden..." Sein Vater verließ das Zimmer schließlich wieder. Ryu hörte Stimmen von draußen: "Was hat er denn?" - "Kein Ahnung, er will nicht reden..." - "Vielleicht kann ich mal...?" - "Kannst es ja mal versuchen...er wirkt sehr geknickt..."

Kurz darauf betrat Myriam Das Zimmer. "Ryu...?" Es war schon spät geworden und er nahm sie nur noch schattenhaft wahr. "Lass' mich allein..." - "Nein...ich will nicht, dass du so mies drauf bist..." Sie setzte sich auf sein Bett. Ryu zögerte einen Moment, rückte dann aber ein Stückchen. "Wenn du reden willst, weißt du, ich bin da, ja?" In diesem Moment wurde Myri nach unten gezogen und landete direkt neben Ryu, der sie fest umklammerte. "Schwesterchen..." Myriam blieb ruhig und hielt ihm im Arm, kraulte seinen Nacken ein wenig. "Sie hat was mit mir gemacht...das wollte ich nicht..." Myriam schaute Ryu an: Sein Gesicht war verweint und er vergrub es in ihrer Schulter. "Es ging alles so schnell...ich konnte mich nicht wehren..." - "Ryu..." Während Ryu schluchzte, nahm ihn Myriam enger in den Arm und legte die Decke über ihn. "Das wird wieder...warst du deswegen so lang unter der Dusche?", fragte die Blonde und spürte ein Nicken an ihrer Schulter. "Ich versteh' dich." Ruhig legte sie sich auf das Bett und blieb bis zum nächsten Morgen dort.

Als Ryu erwachte, sah er Myriams Gesicht. Sie schlief, hielt aber noch seine Hand. Ryu fragte sich, was sie hier machte, doch dann schoss es ihm wieder durch den Kopf: Meli! Ryu kniff die Augen zu und umfasste dabei Myriams Hand fester, die dadurch aufwachte. "Ryu? Geht...geht's dir besser?" Ryu öffnete wieder seine Augen. "Ein...bisschen...na ja, es muss irgendwie weiter gehen..." - "Genau! Das ist die richtige Einstellung!" Myriam stand auf und glättete ihre Sachen. Als sie das Zimmer verließ, hörte Ryu wieder Stimmen: "Und?" - "Es lief gestern nur ein bisschen schief...ist wohl nicht ganz ihr Typ, unser Ryu..." - "Ahja, aber weswegen war er so lang unter der Dusche?" - "Er meinte, dass sie ihn zum Spaß mit Eddings bemalt hätte und so..." - "Mit Eddings!?" - "Tja...ich weiß auch nicht, warum..." Die Stimmen wurden leiser. ,Danke, Schwesterchen,', dachte Ryu, ,dass du mich nicht bloßstellst vor ihm...'



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück