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Folgenschwere Kindheit

Inuyashas Zeit nach dem Tod seiner Mutter
von

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Mutters Tod

Ich präsentiere euch meine zweite FF! Die tragische Geschichte von Inuyashas Kindheit....
 

Eine matte Dunkelheit hatte Besitz von einem kleinen Zimmer ergriffen. Einzelne Sonnenstahlen drangen durch ein breites Fenster. Staubkörnchen tanzten in ihrem Licht.

In einer Ecke stand ein großes Bett. Es war sehr kunstvoll gebaut und mit seidenen Laken bezogen, sodass man schon auf dem ersten Blick sah, dass es einer reichen Familie gehörte.

Eine schöne Frau lag darin. Ihr Gesicht war sehr blass und ihre Augen blutunterlaufen. Sie stöhnte leise. Sofort beugte sich eine andere Frau über sie. Ihr Gesicht war runzlig und voller Falten.

" Izayoi, Herrin." hauchte sie besorgt. " Hast du Schmerzen?"

Sie nahm ein nasses Tuch, wrang es aus und legte es Izayoi auf die glühende Stirn.

" Keine Sorge. Ich bin ja da." sagte sie sanft. Sie betrachtete die Kranke kummervoll. Izayoi lag jetzt schon seit Tagen im Bett und rang mit dem Tod. Es würde nur eine Frage der Zeit sein, bis sie das nicht mehr durchhielt.

Andere an ihrer Stelle wären vielleicht schon gestorben, aber Izayoi war eine starke Frau. Die Alte war immer stolz darauf gewesen, aber jetzt wünschte sie sich es wäre anders.

Dann müsste die Kranke wenigstens nicht so sehr leiden.

Dann wäre es schnell vorbei.

Sie könnte einfach einschlafen und nicht mehr aufwachen. Stattdessen musste sie sich bis zu ihrem Tod in Schmerzen winden.

Dabei war ihr Schicksal schon hart genug, vor allem wegen ihrem kleinen Sohn. Die alte Frau mochte ihn. Er war ein lieber und lebhafter Junge, aber leider war sie ziemlich die einzige, die so dachte.

Was würde mit ihm passieren, wenn seine Mutter tot war? Die anderen würden sich nicht um ihn kümmern wollen. Schon damals, als Izayoi mit ihm auf dem Arm ankam, hatten sie ihn mit großem Unwillen aufgenommen. Traurig senkte die alte Frau die Augen und strich Izayoi zärtlich über die Wange.

Sie zuckte erschrocken zusammen, als sich die Tür des Zimmers langsam öffnete. Herein kam eine ältere Frau mit einem schönen Kleid, welches bunte Muster und Verzierungen aufwies. Ihr schwarzes Haar war zu einem strengen Knoten zusammengebunden. Sie versuchte würdevoll auszusehen und ihre Miene nicht zu verziehen, aber trotzdem stahl sich eine kleine Sorgenfalte auf ihre Stirn.

"Wie geht es meiner Tochter, Lin?" fragte sie ernst und warf einen besorgten Blick auf die Kranke.

"Nicht gut Herrin. Ich habe alles versucht, aber die Heilkräuter wirken nicht. Ihr Zustand wird immer schlimmer. Ich.... ich befürchte, dass..." Lin schluckte schwer und konnte den Satz nicht mehr beenden. Sie stieß einen leisen Schluchzer aus.

Die Herrin nickte leicht.

"Ich verstehe." sagte sie. "Bleibe trotzdem bei ihr und rufe mich wenn...."

"Ja Herrin."

Die schöne Dame nickte ihr noch einmal zu und verließ den Raum. Behutsam schloss sie die Tür hinter sich. Lin hob den Blick und trocknete sich die Augen. Es ist verständlich, dass eine Mutter besorgt um ihre einzige Tochter ist, aber ihren Enkel konnte die Herrin nicht ausstehen. Sie sagte, er bringt schmutziges Blut in die Familie. Das hatte sie Izayoi auch immer wieder vorgeworfen, aber die hatte die ganze Zeit zu ihrem Sohn gehalten und ihn verteidigt.

Wer würde das in Zukunft tun?

Plötzlich bewegte sich die Kranke im Bett und riss Lin aus ihren trübseligen Gedanken. Schnell fasste sie Izayois Hand und blickte mit feuchten Augen in ihr weißes Gesicht.

"Was ist Izayoi?" fragte sie leise. Die Kranke öffnete den Mund, brachte aber nur einen krächzenden Laut zustande. Ihre Augen huschten zu einem Wasserkrug. Lin verstand sofort und füllte hastig einen Becher.

Sie hob Izayois Kopf etwas hoch, damit sie besser trinken konnte, und flößte ihr das frische Wasser ein. Sie trank gierig alles aus und sank anschließend wieder in ihr Kissen.

Nun versuchte sie noch einmal zu sprechen. Ihre Lippen öffneten sich zitternd und bildeten schwache Worte.

"Lin.... m- mein Sohn...." sagte sie heiser und starrte die alte Frau bittend an.

"Was? Was sagst du?" fragte Lin und beugte sich mehr zu ihr hinab. Sie drückte aufmunternd ihre Hand. " Ich habe dich nicht verstanden... bitte sag das noch mal."

Izayoi atmete pfeifend ein.

"Mein Sohn... hol ihn..." Sie brach ab und schloss erschöpft die Augen.

Lin blickte sie unschlüssig an.

"Ich... ich soll deinen Sohn..." wiederholte sie stotternd und zog zweifelnd die Stirn in Falten.

In diesem Zustand wollte sie ihr Kind sehen? Sie hatte ja kaum Kraft um zu reden, geschweige denn ihren kleinen Sohn zu empfangen. Die Herrin hatte Besuche solcher Art strengstens untersagt.

Aber... es war die Bitte einer Sterbenden. Lin war nicht so herzlos ihr diesen Gefallen zu verwehren. Sie seufzte resignierend und lächelte Izayoi an, die ihre Augen wieder geöffnet hatte und sie mit unergründlichen Blick anstarrte.

"Na gut. Ich werde ihn holen." versprach die Alte und stand auf. Vom vielen Sitzen waren ihre Beine steif geworden. Sie streckte sich und verließ mit schlurfenden Schritten den Raum.

Zurück blieb eine wartende Izayoi.
 

Ein kleiner Junge saß mit baumelnden Beinen auf einer schmalen Mauer. Er unterschied sich wegen dem weißen Haar und den spitzen Hundeohren von allen anderen Kindern. Aber wie die anderen tollte er an diesem Tag nicht herum.

Betrübt blickte er zum großen Haus. Das machte er jetzt schon seit vielen Stunden denn dort, in einem Zimmer lag seine Mutter. Er musste hier bleiben und auf sie aufpassen.

Der Junge hatte längst bemerkt, dass etwas mit ihr nicht stimmte, obwohl die anderen ihm immer etwas anderes erzählten. Seit sie krank war wurde er viel öfters von den anderen schikaniert und gedemütigt. Sie nutzten ihre Abwesenheit schamlos aus.

Außerdem war sie Tag und Nacht in ihrem Zimmer eingeschlossen, in den man ihn nicht hineinließ. Nur Lin durfte bei ihr sein.

Ihn schickten die Diener immer hinaus. "Geh brav spielen." schärften sie ihm jedes Mal unwirsch ein.

Wieso durfte er seine Mutter nicht sehen? Mochte sie ihn nicht mehr?

Dazu hätte sie eigentlich viele Gründe. Der Junge seufzte und ließ die Schultern hängen. Er hatte seine Mutter schon oft in Schwierigkeiten gebracht, da er ein Halbdämon war. Er erinnerte sich nur allzu gut, wie die Dorfleute mehrmals am liebsten über sie hergefallen wären. Sie hatten es dann nur deshalb nicht getan, weil sie zu einer vornehmen Familie gehörte. Es ziemte sich nicht eine feine Dame zu schlagen.

Aber einen kleinen wehrlosen Jungen schon. Wenn er alleine war fielen sie wie Raubtiere über ihn her. Unverletzt ging er bei diesen Schlägereien nie hervor.
 

"Mama, was ist ein Halbdämon?" hatte er seiner Mutter einmal gefragt. Sie hatte ihn daraufhin auf den Schoß genommen und sanft an sich gedrückt.

"Ein Halbdämon ist etwas ganz Besonderes." hatte sie ihm geantwortet.

"Ach ja? Ich bin also etwas Besonderes?"

"Ja, das bist du."

"Aber wieso sind die anderen dann so böse zu mir?"

Izayoi strich ihm tröstend über den Kopf.

"Weil sie nicht sehen, was du wirklich bist. Ihre Augen sind verschlossen."

"Kann ich sie ihnen öffnen?"

"Ja."

"Wie?"

"Das musst du selbst herausfinden, Inuyasha."
 

Der Junge seufzte abermals und kehrte mit seinen Gedanken wieder in die Gegenwart zurück.

Dieses Gespräch lag schon eine Weile zurück und er hatte noch immer nicht verstanden, wie er den anderen die Augen öffnen konnte.

"Inuyasha!" rief plötzlich eine fröhliche Kinderstimme. Der Junge drehte den Kopf und sprang hastig von der Mauer. Er winkte begeistert einem kleinen Mädchen zu, das auf ihn zugelaufen kam.

"Hallo Alina!" begrüßte er sie. Das Mädchen hielt keuchend vor ihm an und schenkte ihm ein breites Grinsen.

"Komm schnell! Ich habe eine Schlammpfütze gefunden! Damit können wir etwas Tolles bauen."

Inuyasha wurde von der Fröhlichkeit des Mädchens angesteckt und vergaß seine momentanen Sorgen. Mit glänzenden Augen blickte er sie an.

"Ah! Das wird ein Spaß! Beeilen wir uns, bevor die anderen den Schlamm entdecken."

Die zwei liefen so schnell sie konnten zu der besagten Stelle und knieten sich auf den Boden. Eifrig machten sie sich daran, Schlammbällchen zu formen und widmeten sich völlig ihrem Spiel. Sie vergaßen alles andere um sich herum.

Schlamm ist ein vielseitiges Spielmaterial. Man kann damit Häuser formen und eine ganze Stadt aufbauen. Die beiden Freunde spielten gern damit.

"Ich habe eine Idee." verkündete Alina, während sie einen Schleimklumpen knetete. "Wir machen diesmal eine Fabel- Wesen Stadt mit einem Elfenturm und so."

Inuyasha nickte. Er war immer mit Alinas Ideen einverstanden, da diese voller Einfallsreichtum und kindlicher Phantasie sprühten. Mit ihr machte alles Spaß, egal wie langweilig das Spiel am Anfang auch wirkte. Schlussendlich konnte man gar nicht mehr genug davon kriegen.

Spielen ist eine Kunst.

Entweder man kann es oder man es nicht.

Man muss mit großer Sorgfalt diese Kunst ausüben und andere mit hineinziehen. Alina konnte das. Sehr gut sogar.

Inuyasha konnte sich gar nicht vorstellen, was er ohne sie machen würde. Sie steckte ihn immer mit ihrem Lachen an und ließ ihn alles, was ihn betrübte vergessen. Dadurch half sie ihm sein Schicksal als Halbdämon besser zu ertragen und über den grauen Alltag hinwegzusehen.

So war das auch jetzt. Gerade bauten sie gemeinsam einen hohen Turm, der aber immer wieder in sich zusammenfiel.

"Ach." klagte das Mädchen. "Das geht nicht. Der Schlamm ist viel zu nass."

"Du musst ihn nur gut ausquetschen." erklärte Inuyasha und zeigte er ihr. Er nahm eine Handvoll Schlamm und drückte fest zu. Einzelne Wassertropfen rannen durch seine Finger. Zurück blieb klebriger Schlamm.

"Siehst du? Jetzt hält er besser, schau mal!" Ohne Vorwarnung warf er Alina den Schlamm ins Gesicht. Das Mädchen kugelte nach hinten in eine Braune Pfütze. Dreck spritzte von allen Seiten auf. Inuyasha lachte laut auf.

Prustend und keuchend kam Alina wieder hoch. Sie wischte sich das Gesicht ab und blickte ihren Freund bitterböse an. Sein Lachen verstummte augenblicklich und er zuckte schuldbewusst zusammen.

"Habe ich dir weh getan? Das wollte ich ni..." Ein Schlammball klatschte ihm mitten ins Gesicht und erstickte seine Worte. Alina hielt sich den Bauch vor Lachen.

"Inuyasha! Du fällst immer wieder auf den gleichen Trick rein!" rief sie kichernd. "Außerdem könnte ich dir nie böse sein."

Inuyasha spuckte einige Steinchen aus und funkelte Alina herausfordernd an.

"Na warte, das bekommst du zurück!" rief er grinsend und spritze sie an. Alina kreischte und drehte ihr Gesicht weg. Augenblicklich brach hier eine wilde Schlammschlacht aus. Die Kinder rollten im Dreck herum und bewarfen sich gegenseitig mit Schlamm.

Sie hörten erst auf, als sie beide über und über mit Dreck besudelt waren. Müde setzten sie sich ins Gras und schnappten nach Luft.

"Jetzt hab ich Bauchweh. Zuviel Lachen tut doch nicht so gut, wie alle sagen." meinte Alina und strich sich durch die schmutzigen Haare.

"Ja. Mir geht es genauso." stimmte ihr Inuyasha atemlos zu.

Er streckte sich und gähnte herzhaft.

Eine ganze Weile saßen sie schweigend nebeneinander und hingen ihren eigenen Gedanken nach. Die Felder glänzten im goldenen Licht der Sonne und der Wind rauschte in den Baumkronen.

"Er erzählt uns eine Geschichte." flüsterte Alina. Ihre Augen blickten verträumt in den Himmel. Inuyasha sah sie neugierig an.

"Wer?" fragte er ebenso leise.

"Der Wind." Sie schloss die Augen und atmete tief ein. "Hör ihm zu."

Inuyasha folgte ihrem Beispiel und spitzte die Ohren. Alles was er hörte war nur der natürliche Klang des Windes: Mal ein langgezogenes Pfeifen, dann wieder ein Rascheln und Wispern.

"Hörst du?" erkundigte sich Alina nach einigen Sekunden.

"Ich... ich glaub schon." log Inuyasha. Er konnte sich nicht vorstellen, dass der Wind etwas sagen könnte, aber er wollte Alina nicht verletzen.

"Äh... was erzählt er?" fügte er nach einigem Zögern hinzu.

"Er sagt, dass du bald tot bist." antwortete eine kalte Stimme hinter ihm, gefolgt von spöttischem Lachen.

Inuyasha und Alina sprangen erschrocken auf. Fünf Kinder waren unmerklich hinter ihnen aufgetaucht und grinsten hämisch. Ihr Anführer, der gerade gesprochen hatte, war groß und hatte einen bösartigen Glanz in den Augen. Die Lieblingsbeschäftigung von ihm und seiner Bande war, Inuyasha zu jagen. Alina hatte auch unter ihren Streichen zu leiden, aber sie bekam nie viele Schläge ab, da sie die Tochter eines bedeutenden Kaufmannes war.

Ihr Vater duldete es nicht, wenn sich seine Tochter prügelte und schalt die Jungen deswegen immer aus. Sie hatten Angst vor ihm, da er einen sehr strengen Eindruck machte.

Und er war tatsächlich streng.

In seinen Augen war Inuyasha eine gefährliche Bestie. Er wollte nicht, dass Alina mit ihm spielte, aber so oft er sie auch deswegen geschlagen hatte, sie traf sich immer wieder heimlich mit ihm.

Jetzt ging sie entschlossen auf den Anführer der Bande zu und stemmte die Hände in die Hüften. Ihre Augen blitzten zornig.

"Nein, das hat er nicht gesagt." zischte sie wütend. "Du kannst ja nicht einmal die Stimme des Windes hören."

"Weil es sie nicht gibt, du dumme Kuh!" erwiderte der Junge und spuckte verächtlich vor ihre Füße auf den Boden. Wut flammte in Inuyasha auf. Er stapfte auf den Jungen zu und blickte mutig zu ihm auf.

"Nenn sie nicht so, Rigon!" sagte er mit fester Stimme. Sein Gegenüber war einen Kopf größer als er, aber davon ließ er sich nicht beeindrucken.

Rigon grinste breit und offenbarte eine Reihe gelber Zähne.

"Ohhhh. Unser Kleiner sollte sich besser nicht so aufregen! Lass das lieber sein, klar?"

Er tätschelte Inuyasha den Kopf. Die anderen Jungen lachten schallend.

Inuyasha ballte wütend die Faust und schlug Rigons Arm weg.

Das Lachen verstummte. Alina hielt entsetzt den Atem an, während Rigon den Kleineren schweigend anstarrte und eine kaum merkliche Bewegung mit dem Arm machte. Sofort kreisen seine Freunde Inuyasha und Alina ein.

"Werd nicht frech, Halbblut. Das könnte sonst böse für dich enden." sagte Rigon mit leiser bedrohlicher Stimme. Er ging langsam auf Inuyasha zu und hob den Arm.

"Obwohl... es endet immer böse für dich, nicht wahr?" grinste er und schlug ihm in den Magen.

Keuchend ging Inuyasha in die Knie und hielt sich den schmerzenden Bauch. Alina schrie auf und sprang mit einem Satz zu ihm. Sie stellte sich schützend vor ihren Freund.

"Lass ihn Rigon!" rief sie erbost. "Er hat dir nichts getan!"

"Er ist ein Halbblut, Alina. Das genügt mir. Und du solltest dich besser nicht hier einmischen."

Er ging auf sie zu und schob sie einfach zur Seite.

"Aus dem Weg, Alina. Ich will dir nicht wehtun müssen, sonst bekomme ich es mit deinem Alten zu tun."

"Ha! Du kannst mich ruhig schlagen! Ich werde auf jeden Fall nicht zulassen, dass du Inuyasha etwas zuleide tust!" Sie sprang ihn unerwartet an und zerkratzte ihm sein Gesicht.

"Ahhhrgg! Was soll das? Schafft mir dieses Biest vom Hals!" Einer seiner Freunde kam sofort herbeigelaufen und zerrte die zappelnde Alina von seinem Anführer weg.

Rigon fuhr sich übers Gesicht und knurrte zornig.

"Halt sie bloß fest!" sagte er zu seinem Kumpel, der alle Mühe hatte Alina zu bändigen. Sie schrie und strampelte wild um sich.

"I- ich versuch´s." ächzte der Junge und versuchte den Tritten auszuweichen.

Inuyasha erhob sich stöhnend.

"Lass... lass sie los." forderte er ihn auf. Rigon wandte sich ihm zu und funkelte ihn belustigt an.

"He. Sei froh, dass er sie festhält. So passiert ihr auch nichts, im Gegensatz zu dir!"

Die letzten Worte hatte er geschrieen und Inuyasha sofort darauf ins Gesicht geschlagen. Er taumelte überrascht zurück und hielt sich die blutende Nase.

Rigon packte ihn schnell am Hals und zog ihn dicht zu sich heran. Inuyasha konnte jeden einzelnen seiner fauligen Zähne sehen. Er rümpfte die Nase und drehte das Gesicht weg.

"Ich weiß, dass es deiner Mutter gar nicht gut geht." flüsterte Rigon so leise, dass nur Inuyasha ihn hören konnte. "Wird auch bald Zeit, dass sie verreckt."

Inuyasha riss entsetzt die Augen auf. Ein unbändiger Zorn erwachte ihn ihm und brodelte langsam auf. Normalerweise wurde immer er beleidigt. Noch nie hatte es jemand gewagt etwas gegen seine Mutter zu sagen. Noch nie.

Inuyasha stieß einen lauten Schrei aus und packte Rigons Handgelenk. Er drückte so fest zu, dass Rigon das Gesicht vor Schmerz verzerrte und Inuyasha hastig losließ. Der gönnte dem Jungen keine Pause. Er sprang auf ihn zu und schlug ihm mehrmals hintereinander ins Gesicht.

Er hörte etwas knacken und hoffte die Nase gebrochen zu haben. Blut strömte Rigon schon bald übers Gesicht.

Er keuchte und fuchtelte wild mit den Händen, um Inuysha abzuwimmeln. Aber der war nicht mehr zu bremsen. Etwas in ihm war erwacht. Eine Wut, die ihn nicht mehr klar denken ließ.

Sein Kampfesgeist war noch nie so groß gewesen. Er fühlte nur noch Hass und das Verlangen nach Rache.

"Nimm sofort zurück, was du gesagt hast!" brüllte er immer wieder, bis seine Stimme ganz heiser wurde. Plötzlich fühlte er sich von hinten gepackt und kräftig zurückgezogen. Er zappelte und trat verzweifelt um sich.

Rigon wischte sich das Blut weg und betastete vorsichtig seine Nase. Er wimmerte leise, als ihm ein stechender Schmerz durchfuhr. Wütend drehte er sich zu Inuyasha um, der von zwei Jungen festgehalten wurde.

"Du dreckiges Halbblut!" fluchte er. "Das wird dir jede Menge Ärger einbringen! Das werde ich den Dorfleuten erzählen. Alle werden davon erfahren und dann bist du dran!"

Prompt schlug er Inuyasha dreimal heftig ins Gesicht und gleich darauf einige Male in den Bauch. Inuyasha stöhnte auf und sackte in sich zusammen.

Alina schluchzte leise und kniff die Augen zu, als Rigon Inuyasha an den Haaren packte und ihn zwang ihn anzusehen.

"Das ist nur eine kleine Kostprobe. Die Dorfleute werden dich windelweich prügeln." prophezeite er. Inuyasha antwortete nicht. Er hing schlaff im Griff der Jungen, die ihn festhielten.

"Los wir gehen jetzt." befahl Rigon und ging Richtung Dorf. Seine Freunde schlossen hastig zu ihm auf. Inuyasha fiel schwer auf den Boden. Kaum wurde Alina losgelassen, lief sie weinend zu ihm. Sie vergrub ihr Gesicht in sein dreckiges Gewand und schluchzte hemmungslos.

Inuyasha hustete und richtete sich etwas auf. Überrascht blickte er auf die weinende Alina. Er drückte sie sanft von sich weg.

"Weine nicht." sagte er beschwichtigend. Sie hob den Kopf und blickte ihn aus tränenden Augen an.

"Sie werden dich töten, Inuyasha. Du musst weglaufen!"

"Nein. Ich lasse meine Mutter nicht alleine."

"Aber..."

"Nein, ich bleibe." Er stand entschlossen auf und zog Alina mit auf die Füße. Langsam gingen sie zurück nach Hause.

"Wie... wie hast du vorhin so gut kämpfen können?" fragte das Mädchen nach einer Weile. Inuyasha zuckte ratlos mit den Schultern.

"Ich weiß nicht." antwortete er wahrheitsgemäß. Er wollte noch etwas hinzufügen, aber eine bekannte Stimme hinderte ihn daran:

"INUYASHA!" rief sie laut. Es war Lin. Sie schien schon lange nach ihm zu suchen.

"Ich... ich muss gehen." sagte der Junge. Alina drückte seine Hand.

"Pass auf dich auf, ja?" flüsterte sie.

"Mach ich. Pass du auch auf dich auf."

Alina nickte leicht und ließ seine Hand los. Sie stürmte schnell davon, damit Inuyasha sie nicht schon wieder weinen sah.

Er ging auf das Haus zu. Eigentlich wollte er sich an Lin vorbeistehlen, aber sie erblickte ihn sofort.

"Inuyasha, du ungezogener Junge! Wo bist du nur.... ach du liebe Güte!" stieß sie aus, als sie den dreckigen und blutverschmierten Inuyasha sah. Sie lief hastig auf ihn zu und beugte sich besorgt zu ihm hinab.

"Was ist passiert? Ach du armes Kind!" Sie fasste seine Hand und begleitete ihn zum Brunnen, wo sie anfing ihn mit einem Lappen das Gesicht abzuwaschen.

"Ich will jetzt gar nicht wissen, was geschehen ist." sagte sie. "Deine Mutter will dich sehen." Inuyaha sprang erfreut auf.

"Was?! Wirklich?" Bevor Lin ihn aufhalten konnte sprintete er schon davon.

"Halt warte! Du bist noch ganz schmutzig!" rief sie ihm hinterher. "Die Hausherrin wird mit dir furchtbar schimpfen!" Aber der Junge hörte sie nicht mehr. Er war schon im Haus und lief auf das Zimmer seiner Mutter zu.

Er riss die Tür auf und stürmte hastig in den Raum . Sein erster Blick fiel auf die Kranke im Bett.

"Mama..."sagte er leise. Izayoi hob mühevoll den Kopf und lächelte strahlend, als sie ihr Kind sah. Vor Freude bekam sie sogar etwas Farbe ins Gesicht und neue Kraft durchströmte sie. Glücklich breitete sie die Arme aus.

"Mein lieber Junge." flüsterte sie mit tränenden Augen. "Komm zu mir."

Inuysha ging zögernd auf sie zu und setzte sich auf den Bettrand.

"Was ist das? Du bist ja ganz schmutzig mein Lieber." bemerkte Izayoi stirnrunzelnd und strich Inuyasha zärtlich über die Wange.

"Ich... ich hab mit Alina gespielt." erklärte er und beschloss den Rest wegzulassen. Das Blut schien seine Mutter noch nicht bemerkt zu haben.

"Wie schön, dass du eine so gute Freundin hast."

Inuyasha nickte und biss die Zähne zusammen. Seine Mutter sah so zerbrechlich und schwach aus. Er konnte ihren Anblick nicht ertragen. Schließlich brach er in Tränen aus, die er einfach nicht mehr zurückhalten konnte.

"Aber, aber." sagte Izayoi besorgt. "Was ist denn, mein Kleiner?"

"Ich sehe doch, dass... dass es dir nicht gut geht!" schluchzte er. "Was ist mit dir, Mama?"

Izayoi blickte ihren Sohn voller Mitleid an und drückte ihn schweigend an sich. Er umschlang ihren Hals und klammerte sich verzweifelt an ihr fest. Weinkrämpfe durchschüttelten ihn.

Izayoi hielt ihn geborgen in ihren Armen.

"So ist es gut Inuyasha." sagte sie. "Weine dich aus."

Und das tat er. Seine Angst und seine Sorgen, die er in all diesen Tagen ertragen musste, strömten aus ihm heraus. So lange hatte er seine Mutter nicht mehr sehen dürfen.

So lange hatte er nicht mehr ihren guten Duft gerochen und so lange hatte er nicht Schutz bei ihr suchen können.

Für eine zarte Kinderseele war das alles zu viel gewesen.

Izayoi hielt ihren Sohn schweigend fest und wartete geduldig, bis er sich wieder ein bisschen beruhigt hatte. Anschließend schob sie ihn etwas von sich, um ihm ins Gesicht zu schauen. Die Tränen hatten saubere Spuren auf den dreckigen Wangen hinterlassen. Izayoi nahm ein Tuch und trocknete Inuyashas Gesicht ab.

"So. Jetzt ist genug geweint." sagte sie sanft, aber bestimmt. "Hör mir gut zu, Inuysha."

Ihre Stimme war plötzlich sehr ernst geworden, sodass der Junge beunruhigt aufblickte. Er ahnte nichts gutes.

"Deiner Mutter geht es nicht gut, mein Lieber. Ich werde bald nicht mehr hier sein, um dich zu beschützen. Verstehst du?" Inuyasha schüttelte den Kopf.

"Das heißt ich... ich werde sterben Inuyasha." erklärte Izayoi geradeheraus. Dem Jungen stockte der Atem. Er hatte sich doch gerade verhört? Das durfte einfach nicht wahr sein!

"Nein." flüsterte er.

"Doch, mein Kleiner. Doch." erwiderte seine Mutter traurig. Ihre Augen glänzten feucht. "Es ist der Lauf der Dinge. Jeder wird einmal sterben. Einige früher als erwartet und andere erst wenn sie ganz alt sind. Du brauchst nicht traurig zu sein, ja? Ich werde immer über dich wachen, Inuyasha. Das weißt du doch. Außerdem bist du so ein tapferer Junge. Du wirst das durchstehen."

"Nein! Ich will nicht!" schrie Inuyasha verzweifelt und schüttelte sich. Izayoi hielt ihn an den Schultern fest und suchte nach seinem Blickkontakt.

"Bitte... Inuyasha hör mir zu. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Wenn ich nicht mehr da bin musst du für dich selbst Sorgen. Hör zu!" Sie drehte ihn mit sanfter Gewalt herum und blickte ihn scharf an. Inuyasha schluchzte leise, aber er erwiderte den Blick seiner Mutter tapfer.

"Mein lieber Junge." sagte Izayoi und zwang sich zu einem Lächeln. "Das alles ist bestimmt schwer für dich, aber das was ich dir jetzt sage ist sehr wichtig. Präge es dir gut ein, ja?" Inuyasha schniefte. Er nickte langsam.

"Gut. Wenn ich ins andere Reich übergehe, dann bist du nicht vollkommen allein, Inuyasha. Geh zu deinem großen Bruder. Er wird dich beschützten, hörst du?"

Und ob er es hörte und um ehrlich zu sein er konnte es nicht glauben. Blinzelnd blickte er in die dunklen Augen seiner Mutter.

Er hatte seinen Bruder nur selten gesehen, aber er wusste, das er ihn garantiert nicht aufnehmen würde. Er war ein Youkai. Für alle Youkais galt das gleiche: Hanyous waren Abschaum und bei ihnen nicht willkommen.

Nein, sein Bruder Sesshomaru war viel zu Stolz, um sich um ihn zu kümmern.

Inuysha schluckte schwer.

"Ja, Mama." sagte er schließlich. Er brachte es nicht übers Herz ihr von seinen Vermutungen zu erzählen. Er fühlte sich elend, da er zusätzlich auch noch eine Lüge gesagt hatte. Er würde nämlich nicht zu seinem Bruder gehen.

Izayoi lächelte ihn erleichtert an und sank mit einem tiefen Seufzer auf ihr Bett zurück.

"Das ist gut, mein Lieber. Geh zu ihm. Und hab keine Angst vor den anderen. Vor meiner Mutter nicht und von den Dorfleuten auch nicht."

"Aber... sie werden mich töten, wenn du nicht mehr da bist!" sagte der Junge mit weinerlicher Stimme. Izayoi blickte ihn erschrocken an.

"Was sagst du da? Nein Inuyasha. Keine Sorge. Du stehst unter meinem Schutz auch nach meinen Tod. Und bitte weine nicht mehr." fügte sie hinzu, als Tränen über Inuyashas Wangen herunterkullerten.

"Aber du musst doch traurig sein." sagte er.

"Nein. Ich werde im anderen Reich sehr glücklich sein. Es wird mir gut gehen."

"Versprichst du es mir?" hauchte er Kleine. Izayoi lächelte liebevoll.

"Ja, Inuyasha. Sei nicht mehr traurig. Das musst du mir versprechen."

"Na gut." Inuyasha fuhr sich mit dem Ärmel über die nassen Augen. "Ich verspreche es."

"Du bist ein starker Junge." Sie küsste ihn auf die Stirn und zog ihn zu sich heran. Inuyasha umarmte sie stürmisch. Eine einsame Träne rollte Izayoi über die Wange.

"Es tut mir so leid, mein Junge." murmelte sie so leise, dass Inuyasha nichts davon hörte.
 

An der Tür stand Lin und beobachtete die beiden. Sie war sehr erstaunt. Als Izayoi ihr Kind sah, hatte sie sofort wieder Kraft bekommen. Das Reden war ihr auch viel leichter gefallen.

Ihre Bindung mit Inuyasha war sehr stark.

Was würde der Junge nur ohne seine Mutter machen?

Lin seufzte kummervoll und ließ Mutter und Kind für sich alleine.
 

Izayoi starb einige Stunden nach ihrem Gespräch mit Inuyasha. Er selbst saß zu dieser Zeit wieder auf der Mauer und ließ die Beine herabbaumeln. Er starrte geistesabwesend ins Leere.

Mehrmals wurde sein Name gerufen, aber er hörte nicht.

Schließlich kam eine Dienerin fluchend herausgelaufen und packte ihn grob am Arm. Unsanft schleifte sie ihn ins Haus.

All das bekam Inuyasha gar nicht mit. Er sah seine Umgebung wie durch einen Schleier. Alles wirkte verschwommen und nicht real. Was seine Mutter ihm auch immer gesagt hatte, er konnte die Tatsache nicht akzeptieren, dass sie tot war.

Er war gefangen in seiner Trauer. Niemand konnte zu ihm durchdringen, geschweige denn ihn trösten. Er verschloss sich in seinem Inneren und ließ niemanden zu sich hinein.
 

Ahhhhh! Das ist so traurig! Im nächsten Kapitel wird es wieder schwer werden für Inuyasha.

Es wird "Außenseiter" heißen. Der Arme tut mir echt leid.

Außenseiter

Hallo und willkommen zum zweiten Kapitel! Freut mich, dass ich jetzt schon so viele Leser/innen habe^^ Inuyasha hat es auch in diesem Kap nicht gerade leicht....
 

Der Tod von Izayoi hatte alle schwer getroffen. Es herrschte viel Kummer und eine gedrückte Stimmung. Überall sah man weinende Bekannte und Freunde, die sich ein kleines Tuch auf die Augen pressten.

Izayoi wurde stattlich begraben und ihre Mutter hielt eine bewegende Rede. Als Hausherrin musste sie stets die Ruhe bewahren und ernst bleiben, aber der Tod ihrer Tochter ging ihr doch schwer zu Herzen. Sie konnte einige Tränen nicht unterdrücken und in ihrer Zeit der Trauer vergaß sie sogar ihren verhassten Enkel.

Der stand beim Begräbnis die ganze Zeit still neben Lin. Die alte Frau hielt dabei die Hand des Kleinen, aber er schien dies nicht zu merken. Er war nicht ansprechbar, sagte selbst kein Wort und aß nichts mehr. Lin machte sich zunehmend Sorgen um ihn.

Es war verständlich, dass er bestürzt war, aber ein Kind durfte nicht die ganze Zeit so trübselig sein. Ein Kind sollte auch lachen und spielen können. Aber Lin sagte vorerst einmal nichts dazu. Sie hielt es für besser Inuyasha einige Tage in Ruhe zu lassen. Hoffentlich würde er dann von selbst wieder aus seiner Lethargie aufwachen.

Das Begräbnis dauerte einige Stunden.

Am Ende ging jeder Anwesende zu Izayois Sarg, um sie zum letzten Mal zu sehen, bevor Erde über sie zugeschüttet wurde. Manch einer legte auch eine Blume ins Grab.

Als Inuyasha nur noch einige Schritte von seiner Mutter entfernt war, riss er sich plötzlich von Lin los und stürmte mit wehenden Haaren davon.

Die Alte versuchte ihn noch zu fassen, aber er schlängelte sich flink wie ein Wiesel zwischen den Herumstehenden durch.

"Inuyasha! Wo willst du hin?" rief Lin verzweifelt. Sie spürte, dass jemand neben ihr trat. Es war die Hausherrin. Stirnrunzelnd blickte sie dem Jungen nach.

"Wieso läuft er weg? So eine Unverschämtheit. Er will nicht einmal mehr seine Mutter sehen." Lin blickte ihre Herrin erschrocken und zugleich auch etwas zornig an.

"Er ist ein Kind, Herrin! Seine Trauer ist unendlich groß. Vielleicht will er alleine bleiben." vermutete sie. Izayois Mutter seufzte tief.

"Seine Trauer ist groß?" wiederholte sie leise. "Nein, Lin. Hanyous haben keine Gefühle." Ohne noch etwas zu sagen wandte sie sich um, und befahl einer Gruppe von Arbeitern das Grab jetzt zuzuschaufeln. Lin warf einen wütenden Blick auf die Hausherrin.

Sie war Izayoi eine gute Mutter gewesen, aber wieso sagte sie so hässliche Dinge zu ihrem Enkel? Wenn es um Dämonen und Hanyous ging, war sie sehr engstirnig. Mit Schrecken realisierte Lin, dass eine heiße Wut in ihr aufflammte. Eine Wut, die sich gegen ihre eigene Herrin richtete. Die Alte schüttelte energisch den Kopf.

Als sie sich wieder beruhigt hatte, ging sie los, um Inuyasha zu suchen.
 

Der Junge lief so schnell, wie ihn seine Beine trugen. Bloß weg vom Sarg seiner Mutter. Weg von all diesen trauernden Menschen.

Er wollte seine Mutter so in Erinnerung behalten, wie er sie zum letzten Mal gesehen hatte: Mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht, kurz bevor er das Zimmer verlassen hatte. Auf keinen Fall wollte er ihre blasse Leiche sehen.

Er würde bestimmt Ärger bekommen, weil er einfach weggelaufen war, aber das war ihm egal. Alles war ihm mittlerweile egal. Fast wünschte er sich ebenfalls zu sterben. Ob er dann seine Mutter wiedersehen würde?

Sie hatte ihm erzählt, dass sie im anderen Reich glücklich sein würde. War sie schon dort? Inuyashas Schritte wurden langsamer. Ohne es zu merken hatten ihn seine Füße zum Waldrand gebracht. Nicht weit entfernt stand ein kleiner Schrein. Er erinnerte sich, dass seine Mutter mit ihm oft hierher gegangen war. An diesem versteckten Ort hatte sie ihm immer Geschichten erzählt. Niemand hatte sie gestört, da die Dorfleute diesen Schrein fürchteten. Sie sagten er sei von Dämonen erbaut worden und deshalb verflucht.

Zur Hälfte stimmte dieses Märchen. Der Schrein wurde tatsächlich von einem Dämon gebaut. Und zwar von Inuyashas Vater. Das hatte Izayoi ihrem Sohn schon Dutzende Male erzählt.

"Er hat diesen Schrein gebaut, damit wir uns an ihn erinnern Inuyasha." hatte sie ihm liebevoll gesagt. Ihre Augen glänzten, als sie sich an diesen stattlichen Youkai zurückerinnerte.

Inuyasha fühlte sich in der Nähe des Schreins vollkommen sicher. Er setzte sich am Eingang hin und starrte gedankenverloren auf den Boden. Einige Tränen rollten ihm über die Wangen. Eigentlich hatte er schon so viel geweint, dass sie versiegt sein müssten, aber beim Gedanken an seine Mutter kamen sie ihm wieder hoch. Er schien unerschöpfliche Reserven davon zu haben.

Er blieb sehr lange reglos sitzen. Erst als die Sonne hinter den Bergen verschwand und es langsam dunkel und kalt wurde, stand er auf und ging zögernd zurück.

Er hatte schreckliche Angst, was jetzt mit ihm geschehen würde. Durfte er bleiben? Wurde er fortgejagt? Oder gar getötet?

Ein Schauer fuhr ihm den Rücken herunter. Er fröstelte und schlang die Arme um seinen Oberkörper. Eigentlich wäre es besser wenn er einfach abhauen würde, wie Alina gesagt hatte. Dadurch müssten die anderen ihn schon jagen, wenn sie ihn unbedingt töten wollten. Er würde sich aber verstecken und weit weg gehen, bis sie ihn nicht mehr finden konnten.

Ja, weglaufen wäre das vernünftigste. Wieso ging er aber weiter in Richtung Haus?

Unbeirrt setzte er einen Fuß vor den anderen. Er wollte umdrehen, und in den Wald laufen, aber etwas hielt ihn zurück. Da erkannte er, dass er Lin und Alina nicht allein lassen konnte. Er musste sich erst bei ihnen verabschieden, sonst würden sie sich Sorgen machen.

Deutlich entschlossener, aber mit einem beklemmenden Gefühl im Magen, ging er auf das große Haus zu. Die Dachspitze tauchte schon über den Baumkronen auf. Inuyasha hob den Blick, als ihm eine bekannte Witterung in die Nase stieg.

Eine Gestalt kam in der Dunkelheit auf ihn zu. Sie winkte hektisch.

"Inuyasha! Zum Glück habe ich dich gefunden." sagte Lin erleichtert. Sie fasste Inuyashas Hand und führte ihn zum Haus zurück.

"Es ist kalt hier draußen. Wo warst du die ganze Zeit?" wollte die Alte wissen und warf dem Jungen einen Blick zu. Inuyasha druckste ziemlich herum, bevor er sehr leise antwortete.

"Beim Schrein."

"Ah." Lin wusste über diesen Ort bescheid. Sie war vielleicht die einzige, die wusste wer den Schrein gebaut hatte.

"Hast du dort Trost gefunden?" fragte sie sanft. Inuyasha schwieg. Er wusste nicht was er darauf antworten sollte. Einerseits hatte er sich dort für einen kurzen Moment gut gefühlt, aber andererseits hatte er immer noch einen schweren Kloß im Hals.

Lin zuckte verständlich mit den Schultern.

"Du musst nicht reden, wenn du nicht willst."

Der Junge nickte dankbar. Er mochte Lin, weil sie immer sofort verstand und sehr einfühlsam war. Ohne sie würde Inuyasha nicht mehr weiterwissen.

"Wird die Hausherrin böse auf mich sein?" fragte er nach einer Weile etwas ängstlich.

"Hab keine Angst. Sie wird dir nichts zuleide tun. Das war der letzte Wunsch deiner Mutter, weißt du?"

Der Junge atmete hörbar aus. Vorerst war er also in Sicherheit.

Aber er hatte ein beunruhigendes Gefühl. Es war ihm, als ob noch etwas Schlimmes geschehen würde. Er schluckte schwer und sagte den Rest des Weges nichts mehr.

Als sie das Haus erreichten, brachte Lin den Kleinen zu Bett.

"Versuch etwas zu schlafen, ja?" sagte sie. Inuyasha drehte sich nur auf die andere Seite und vergrub sein Gesicht in der Decke.

Lin seufzte schwer und schloss leise die Tür.
 

Nach einigen Tagen beruhigte sich die Lage wieder ein bisschen.

Es wurde eine Versammlung einberufen, um zu entscheiden , was nun mit Inuyasha geschehen sollte. Eine Menge Leute saßen an einem großen Tisch.

Es handelte sich dabei um die Hausherrin und Verwandte der Familie. Viele Gesichter blickten mürrisch oder gelangweilt drein. Die Herrin räusperte sich vernehmlich.

"Ihr alle wisst, wieso ich euch gerufen habe." vermutete sie und erntete nickende Köpfe von allen Seiten. Ein älterer Mann schnaubte wütend auf.

"Diese Versammlung hat doch keinen Sinn, Salinra- sama!" sagte er laut. "Wieso töten wir diesen Bastart nicht einfach?" Er schlug mit der Faust auf den Tisch und blickte zornfunkelnd in die Runde. Sofort stimmten ihm einige der anderen bei.

"Ja, er hat Recht!" rief einer.

"Genau. Machen wir es so, wie Garun gesagt hat!" meinte ein anderer. "Räumen wir diesen Hanyou einfach aus dem Weg!" Zustimmendes Gemurmel erfüllte den Saal.

Salinra, die Hausherrin, hob die Hand, um sich wieder Gehör zu verschaffen. Augenblicklich verstummten die Gespräche und alle wandten sich wieder ihr zu.

"Bitte! Wir wollen doch vernünftig bleiben, also lasst uns nicht lange darüber streiten. Außerdem kann ich ihn nicht töten lassen. Ich kann den letzten Wunsch meiner Tochter nicht missachten."

Sie warf einen scharfen Blick auf Garun, der daraufhin verlegen den Kopf senkte.

"Versuchen wir also eine andere Lösung zu finden." fuhr die Herrin fort. "Eine, die nicht so blutig enden muss."

Sie blickte gespannt in die Runde. "Na? Einige Vorschläge?"

Eine pummelige Frau stand zögernd auf und warf einen unsicheren Blick auf die anderen.

"Also, ich sage, dass der Hanyou weiterhin hier bleiben sollte, weil..." Sie konnte den Satz aber nicht mehr beenden, da schon nach ihren ersten Worten ein wildes Protestgeschrei losbrach. Alle riefen erbost durcheinander, wobei jeder den anderen lauthals zu übertönen versuchte. Es war aber deutlich herauszuhören, dass niemand mit dem Vorschlag der pummeligen Frau einverstanden war.

"Das ist unerhört!"

"Er kann nicht bleiben!"

"Ein Bastart in unserer Familie! Was für eine Schande!" Waren die Meinungen der anderen.

Salinra hämmerte wild auf den Tisch. Ihre Augen funkelten wütend.

"Aufhören!" brüllte sie gebieterisch. Die heftig debattierenden Menschen hielten tatsächlich inne und wandten sich zu ihr um. Einige senkten demütig den Kopf, als sie den kühlen Gesichtsausdruck der Herrin begegneten.

"Ihr benehmt euch wie Kleinkinder!" schalt sie die Verwandtschaft. "Schreit herum, als ob gleich die Welt untergehen wird!" Eine peinliche Stille breitete sich aus, die nach einigen Sekunden von einem schüchternen Husten unterbrochen wurde. Alle Blicke wandten sich der Geräuschquelle zu. Eine kleine Frau duckte sich etwas unter den vielen Augen, die sie erwartungsvoll anstarrten.

"Äh.... ich glaube, dass der Hanyou bei uns nicht gut aufgehoben ist." meinte sie leise und lief rot an. Sie sank noch etwas tiefer in ihren Sessel, aber diesmal waren keine zornigen Rufe zu hören. Garun nickte ihr sogar zustimmend zu.

"Ja sie hat Recht." sagte er zu Salinra. "Er wäre auch eine Gefahr für uns. Diese Hanyous sind wie Raubtiere. Wenn sie klein sind, tun sie noch keinem etwas, aber ausgewachsen...." Er seufzte und schüttelte den Kopf. "Ausgewachsen sind sie Killermaschinen."

Der Rest der Anwesenden stimmte ihm entschlossen zu. Die schüchterne Frau richtete sich erfreut auf und ließ einen Ich- habs- doch- gewusst Blick durch die Reihe streifen. Auch die Herrin nickte bestimmt.

"Ja. Das habe ich mir auch schon gedacht." teilte sie mit, zog aber fragend die Augenbrauen hoch. "Aber was tun?"

"Na, das liegt doch auf der Hand!" rief ein Mann mit einem riesigen Schnauzbart. "Wie jagen ihn fort!"

Wiederum erklangen heftige, zustimmende Rufe. Einige nickten so heftig, dass ihre Haare wie wild flogen. Salinra schwieg eine Weile und dachte nach. Schließlich nickte auch sie.

"Das ist ein guter Vorschlag." sagte sie langsam. "Na schön!" sie klatschte einmal in die Hände und zog somit alle Blicke wieder auf sich. "So machen wir es. Der Hanyou wird so bald wie mö..."

"Nein! Das könnt ihr doch nicht machen!" Irritiert drehte sich die Herrin um. Sie zog verärgert die Stirn in Falten, da sie in ihrer Rede unterbrochen worden war. Auch die anderen Verwandten blickten sich verwirrt um, auf der Suche nach dem Störenfried.

"Wer hat das gesagt?" wollte Salinra wissen. Aus einer dunklen Ecke kam eine ängstlich dreinblickende Gestalt zum Vorschein.

"Ich." antwortete sie leise. Sofort hörte man überraschtes Gemurmel und viele warfen der Gestalt missbilligende Blicke zu. Die Herrin presste ihre Lippen so fest zusammen, dass sie wie ein weißer Strich aussahen.

"Lin. Was fällt dir ein dich hier zu verstecken?" zischte sie erbost. Lin zuckte bei dem unfreundlichen Ton sichtlich zusammen, aber als sie sprach war ihre Stimme fest und klar.

"Er ist noch ein Kind." erklärte sie. "Ihr könnt ihn nicht fortjagen. Da draußen sind wilde Tiere, Räuber und Youkai!"

"Er ist selbst zur Hälfte ein Youkai." sagte Garun schulterzuckend.

"Du hast hier nichts zu sagen, Lin!" begehrte die Herrin auf, ohne Garuns Bemerkung zu beachten. "Du bist nur eine Zofe und hast mit dieser Angelegenheit nichts zu schaffen!"

"Aber Herrin..."

"Du sollst dich hier nicht einmischen!"

"..."

"Lin?" Die alte Zofe seufzte leise. In ihren Augen spiegelte sich tiefe Traurigkeit.

"Ja, Herrin." antwortete sie resignierend. Für einen Moment breitete sich eine unangenehme Stille aus. Schon zum zweiten Mal an diesem Abend.

Lin stand reglos da. Ihre Gedanken rasten. Sie musste etwas tun! Sie musste das Kind ihrer Freundin doch beschützen! Inuyasha...., dachte sie und sein betrübtes Gesicht tauchte vor ihren Augen auf. Entschlossen straffte sie die Schultern und nahm einen neuen Versuch.

"Ihr seid also tatsächlich so kaltherzig und setzt ein wehrloses Kind aus?" rief sie. Ihre stimme bebte vor Wut. "Habt ihr so große Angst vor ihm?" Die Sitzenden starrten Lin sprachlos an. Verwunderte Blicke wurden getauscht.

Der Mann mit dem Schnauzer schnaubte verächtlich.

"Ich habe keine Angst vor ihm, Weib. Aber ich habe etwas gegen Monster, verstehst du? Er muss weg, gar keine Frage! Und wie schon gesagt: Du hast hier absolut nichts zu sagen!" Lin öffnete protestierend den Mund, wurde aber von einer mageren Frau unterbrochen.

"Ganz genau." flötete sie und reckte hochnäsig die Nase in die Luft. "Außerdem haben sich die Dorfleute schon beschwert. Nicht wahr, Salinra- sama?" Sie warf einen unschuldigen Blick auf die Hausherrin, die im ersten Moment verwirrt blinzelte.

"Ach ja." sagte sie dann. "Dieser Hanyou hat einen Jungen aus dem Dorf schwer verletzt. Die Leute sind verärgert und beunruhigt, versteht sich."

"Aber Herrin!" meldete sich da wieder die alte Zofe. "Ihr hättet sehen sollen wie Inuyasha verwundet war! Die Dorfkinder haben ihn fast zu Tode geprügelt!"

Salinra warf ihr einen eisigen Blick zu.

"Die Prügel hat er sich bestimmt verdient!" Garun hob mit einem Ruck den Kopf.

"Er hat einen Jungen verletzt?" rief er ungläubig aus. "Wenn er jetzt schon die anderen Kinder schlägt, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis er jemanden tötet!"

"Du hast recht!" warf die magere Frau ein. Ausnahmslos alle stimmten mit lauten "Ja" Rufen ein. Lin sackte in sich zusammen und starrte entgeistert in die Runde.

"Dann sind wir alle einverstanden, dass dieser Bastart verbannt wird?" rief Garun und stand auf, sodass er alle anderen überragte und gut gesehen wurde.

Seiner Frage folgte ein tosender Beifall. Garun grinste erfreut.

"Aber... aber..." stammelte Lin. Was sollte sie noch sagen? Sie konnte diesen Haufen von Verrückten nicht aufhalten. Sie waren stur wie Holzpflöcke.

Die magere Frau wandte sich der Zofe betont langsam herum und funkelte sie an.

"Du kannst nichts dagegen tun." sagte sie und lächelte hämisch. "Außerdem können sich doch die anderen Youkai um den Hanyou kümmern."

Lins Gesicht lief vor Wut rot an.

"Pass auf, das es dir nicht in die Nase regnet, wenn du sie so hoch hältst!" platzte sie heraus, noch bevor sie sich bremsen konnte. Die Frau erstarrte und atmete pfeifend ein. Sie lief purpurrot an.

Auch die anderen setzten entgeisterte Blicke auf. Niemand sagte etwas.

Die Hausherrin bebte vor Zorn. Sie konnte nicht glauben, dass ihre sonst so fleißige Zofe derart ungehobelt war. Dabei war sie mit Izayoi sehr eng befreundet gewesen und sie hatte ihre Arbeit immer gut gemacht. Und jetzt das... Was für eine Enttäuschung.

"Lin." sprach Salinra in die Stille. Sie bemühte sich ihre Stimme ruhig klingen zu lassen, aber es gelang ihr nicht ganz den Ärger daraus zu verbannen. Die Zofe zuckte erschrocken zusammen. Sie mied es in ihre die Augen zu sehen.

"Ja, Herrin?" antwortete sie kleinlaut.

"Verlasse sofort diesen Raum. Wir sprechen uns später noch."

"Ja, Herrin. Es tut mir leid, dass..."

"Sofort!"

Hastig klappte Lin den Mund zu und verließ mit schnellen Schritten den Saal. Die Herrin atmete hörbar aus und entspannte sich wieder. Sie wandte sich der dünnen Frau zu.

"Bitte verzeih dieses ungehobelte Verhalten meiner Zofe..." sagte sie entschuldigend. Die Frau zog nur eine beleidigte Grimasse und nickte kaum merklich.

Salinra stieß einen Seufzer aus und warf einen Blick in die Runde.

"Dann ist die Sitzung damit abgeschlossen." verkündete sie breitkundig. "Der Hanyou soll von hier verbannt werden. Die anderen Youkai sollen sich von mir aus um ihn kümmern. Wer mit dieser Entscheidung einverstanden ist, soll die Hand hochheben."

Sofort schossen alle Hände in die Höhe. Die Herrin nickte zufrieden.

"So soll es sein." sagte sie.
 

Lin fühlte sich ziemlich schlecht. Sie hatte es nicht geschafft Inuyasha zu schützen. Sie hatte versagt und zwar gewaltig. Außerdem würde sie von der Herrin wegen ihrem frechen Verhalten bestraft werden. Die Zofe seufzte schwer. Sie wusste selbst nicht, was über ihr gekommen war so etwas zu sagen.

Gerade wollte sie Inuyasha aufsuchen und ihm die Lage zu erklären, als sich die Tür des Versammlungssaales öffnete. Die ganze Verwandtschaft verließ ihn mit glückseligen Gesichtern. Sie schwatzten und lachten fröhlich miteinander. Keiner würdigte Lin auch nur eines Blickes.

Die Herrin verließ als letzte den Saal und warf einen kurzen Blick auf die schweigsame Lin.

"Komm mit. Ich muss dich sprechen." sagte sie tonlos. Die Alte folgte ihr betrübt.
 

Der kleine Inuyasha saß neben einem großen Baum und ahnte noch nichts von seinem ungewissen Schicksal. Er starrte gedankenverloren in die Luft.

In den letzten Tagen hatte er Alina nicht mehr gesehen. Normalerweise blieb sie nie so lange weg. Das konnte also nur eines bedeuten: Ihr Vater hielt sie möglicherweise zu Hause fest. Vielleicht hatte er sie in den Keller gesperrt und sie sogar geschlagen.

Bei diesem Gedanken keimte Wut in Inuyasha auf. Er musste Alina helfen.

Entschlossen stand er auf und machte sich auf in Richtung Dorf. Auf halben Weg erstarrte er plötzlich. Seine Nase nahm den Geruch von Feuer auf und er hörte zornige Rufe.

Instinktiv sprang er hinter einem Stein und duckte sich so tief wie möglich. Im nächsten Moment war er froh sich rechtzeitig versteckt zu haben, denn eine große Menge von Dorfleuten ging zielstrebig in Richtung von Inuyashas Haus. Sie trugen Fackeln und einige hatten auch Waffen dabei.

Der Junge machte sich noch kleiner. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Was wollten sie jetzt hier? Sie sahen sehr wütend aus. Irgendwie wurde Inuyasha das Gefühl nicht los, dass sie wegen ihm gekommen waren. Leise beschloss er ihnen zu folgen. Er wollte unbedingt wissen, was da los war. Geschickt schlich er der wütenden Menge nach, wobei er sich die ganze Zeit gut versteckt hielt. Niemand bemerkte ihn.

Am Haus der Herrin angelangt huschte der Junge hinter dem großen Baum und lugte vorsichtig auf den Hof. Dort hatten sich die Dorfleute inzwischen versammelt und riefen laut nach der Hausherrin. Diese wurde sofort vom Lärm angelockt und kam schnell herbei.

Misstrauisch blieb sie an der Tür stehen und beäugte die Menschenmenge. Ihre Augen huschten missbilligend über die Waffen.

"Was wollt ihr hier?" fragte sie scharf. "Und was fällt euch ein bewaffnet zu mir zu kommen?" Sie blickte auffordernd auf die vielen Gesichter. Ein muskulöser Mann trat mit grimmiger Miene aus der Reihe. Inuyasha erkannte ihn als den Vater von Alina.

"Verzeiht Herrin. Aber die Waffen sind nur zu unserem Schutz hier." sprach er. Seine Stimme hatte einen tiefen und rauen Klang. "Vor ein paar Tagen sind einige Dorfleute zu Euch gekommen." fuhr er fort, als Salinra nichts sagte. "Sie haben Euch doch erzählt, dass dein Hanyou einen Jungen aus dem Dorf schwer verletzt hat."

"Ja, das habe ich nicht vergessen." sagte die Herrin. "Was den Hanyou anbelangt haben meine Verwandten und ich bereits eine Entscheidung getroffen. Er wird verbannt."

Alinas Vater blickte sie erstaunt an.

"Ach ja?" rief er. "Aber er muss doch auch auf andere Weise bestraft werden!" Die Dorfleute stimmten ihm laut zu. Inuysha saß in seinem Versteck und blickte beunruhigt zu dem Geschehen. Verbannt? Was bedeutete das? Auf jeden Fall hörte es sich nicht gut an.

"Wir sollten ihn töten!" rief ein anderer Mann aus dem Dorf und schwang seine Sense.

"Nein." sagte die Herrin fest. "Der letzte Wunsch meiner Tochter soll nicht missachtet werden. Dem Hanyou soll kein Leid geschehen."

Die Dorfleute schwiegen betroffen. Einige nickten verständlich den Kopf.

Alinas Vater erhob schließlich das Wort:

"Herrin, wir wollten euch nicht zu nahe treten. Eine Verbannung ist sicher die beste Lösung. Habe ich Recht?" Die Menschen stimmten ihm alle schnell zu.

"Ich bin froh, dass wir einer Meinung sind." sagte die Herrin erleichtert. Inuyasha hatte genug gehört. Er hatte Angst. Was hatten sie mit ihm vor? Er beschloss sich irgendwo zu verkriechen und sich nie mehr blicken zu lassen. Leise stand er auf und schlich auf Zehenspitzen davon. Weit kam er nicht, denn plötzlich spürte er, dass ihn jemand am Kragen packte und hochhob.

"He! Seht mal wen ich hier gefunden habe!" rief ein junger Bursche und ging zu den Dorfleuten. Inuyasha zappelte in seinem Griff und versuchte sich vergeblich zu befreien.

"Ha! Der Kleine Bastart!" sagte Alinas Vater grinsend. "Wir setzen ihn am besten sofort im Wald aus."

"Was habt ihr vor?" fragte Inuyasha leise. Der Kaufmann warf ihm einen eisigen Blick zu.

"Das habe ich doch gerade gesagt. Wir verbannen dich. Das heißt, wir jagen dich fort und du darfst nie wieder hierher zurückkehren, sonst töten wir dich, klar?" Er wartete nicht eine Antwort ab, sondern ging mit schnellen Schritten zum Wald, der in der untergehenden Sonne allmählich dunkel wurde und somit bedrohlich wirkte.

Inuyasha wurde immer noch am Kragen festgehalten. Er warf einen hilfesuchenden Blick zum Haus, aber die Herrin war fort. Niemand kam ihm zu Hilfe.

Die Dorfleute brachten ihn ein Stück in den Wald hinein. Auf einen Wink vom Kaufmann hin, ließ der Bursche Inuyasha fallen, der unsanft auf den Boden fiel.

"So Hanyou. Du wirst jetzt tief in diesen Wald gehen und wenn wir dich jemals wieder zu Gesicht bekommen bringen wir dich um." sagte Alinas Vater mit bedrohlicher Stimme. Er hielt dem Jungen zum Beweis ein scharfkantiges Schwert unter die Nase. Inuyasha riss entsetzt die Augen auf. Hastig sprang er auf, bevor er noch verletzt wurde. Er wich ängstlich zurück.

Die Dorfleute brüllten ihn an und fuchtelten mit den Fackeln in seine Richtung.

"Verschwinde jetzt!" riefen sie. Das ließ sich Inuyasha nicht zweimal sagen. Schnell stolperte er in den Wald, die Menschen folgten ihm ein ganzes Stück. Einige spitze Waffen streiften ihn und brachten ihn ab und zu zum Fallen. Blitzschnell rappelte er sich jedes Mal wieder auf, ohne jedoch von Stößen verschont zu werden.

Er lief so schnell ihn seine Beine trugen.

Er hielt auch nicht an, als die Rufe der Menge längst erstarben und es ganz still um ihn herum war. Die Dunkelheit des Waldes verschluckte ihn wie ein weit aufgesperrtes Maul.
 


 

Diese Dorfleute würde ich am liebsten alle lynchen. In dieser FF lasse ich Inuyasha ganz schön was durchmachen. Aber das tu ich nicht zu Fleiß! *Inuyasha umarmt*

Ich muss mich halt der Geschichte anpassen.

Das nächste Kapitel heißt dann: "Dämonenblut"

Sobald es da ist schicke ich euch wieder eine ENS, wenn's recht ist:)

Dämonenblut

So, das dritte Kapitel ist da! Ich bedanke mich bei euch allen für eure liiiiiiiieben Kommis und hoffe, dass ihr mir weiterhin treu bleibt.

*knuddel*

Und jetzt viel Spaß beim Lesen:
 

Finsternis hüllte den großen Wald ein. Zwischen den Bäumen wisperte es und viele Augen lugten aus schwarzen Löchern hervor. Inuyasha fröstelte. Er fühlte, wie er von seltsamen Wesen beobachtet wurde. Das machte ihm Angst. Was wenn ein Dämon unter ihnen war?

Was sollte er dann tun? Er konnte sich doch nicht verteidigen. Er war vollkommen hilflos.

"Mama." schniefte der Kleine und ließ seinen Blick ängstlich durch die Gegend steifen. Viel konnte er nicht erkennen, dazu war es viel zu dunkel, aber er spürte etwas... Eine bedrohliche Anwesenheit.

Wenn doch bloß seine Mutter hier wäre, um ihn zu beschützten. Aber hatte sie nicht gesagt, dass sie immer bei ihm sein würde, auch nach ihrem Tod? Dieser Gedanke gab Inuyasha neue Hoffnung. Etwas mutiger ging er weiter. Er beschloss ein sicheres Plätzchen zu suchen und dort bis am Morgen zu bleiben. Und dann.... Ja, was dann?

Wenn er ins Dorf zurückging würden ihn die Menschen dort töten. Er wollte aber Alina noch einmal sehen. Es gab nur einen Ort, wo das möglich war: Beim kleinen Schrein.

Die Dorfleute trauten sich dort nicht hin und Alina würde wissen, dass Inuyasha am Schrein auf sie wartete. Das hatten sie vor langer Zeit so vereinbart. Es war ihr geheimer Treffort für Notsituationen.

Entschlossen drehte sich Inuyasha um und ging wieder den ganzen Weg zurück. Der Schrein lag ziemlich weit entfernt, aber der Junge wollte ihn unbedingt so schnell wie möglich erreichen. Er war der sicherste Ort den er sich vorstellen konnte.

Um ihn herum huschten allerlei Geräusche hin und her. Der Ruf eines Waldkauzes ließ ihn erschrocken zusammenzucken. Noch viel unheimlicher waren diese schmatzenden und knurrenden Laute an seiner rechten Seite. Inuyasha schluckte schwer. Seine Füßen fühlten sich plötzlich an wie Blei. Er vermied es tunlichst den Blick nach rechts zu wenden. Immer mit den Augen starr geradeaus, nach dem Prinzip "Wenn ich ihn nicht sehe, sieht er mich auch nicht."

Eine zeitlang funktionierte diese Taktik tatsächlich. Dann aber wurde es wie auf Knopfdruck vollkommen still. Inuyasha sog entsetzt den Atem ein. Es war so leise, als ob jegliches Leben, von einem Wimpernschlag auf den anderen, verschwunden wäre. Es gab nur noch ihn und dieses ETWAS hinter ihm, welches tiefe, gurgelnde Laute ausstieß. Es war ein hässliches Geräusch.

Mit schlurfenden Schritten kam es näher. Es hörte sich so an, als ob etwas Schweres am Boden geschleift würde. Inuyasha hielt nicht an. Wie in Trance setzte er einen Fuß vor den anderen. Er vermied es laut zu atmen und bewegte sich so vorsichtig, als ob er in einem zerbrechlichen Porzellanhaus wäre.

Schließlich begann das Wesen hinter ihm zu laufen. Es brüllte laut auf und steuerte direkt auf Inuyasha zu. Dieser wurde sofort von nackter Panik ergriffen und ließ alle Vorsicht fallen. Er schrie laut auf und sprintete durchs Gebüsch. Sein Verfolger blieb ihm dicht auf den Fersen. Jetzt, wo er sein Opfer gefunden hatte, würde er es nicht mehr so schnell entkommen lassen.

Der Junge war schon bald außer Puste. Er keuchte und stolperte immer wieder. Der reine Überlebenswillen hielt ihn noch auf den Beinen. Äste peitschten ihm ins Gesicht und zerrten an seinen Kleidern, wie um ihn zurückzuhalten. Schließlich passierte es: Inuyasha fiel hin und klemmte sich den Fuß zwischen zwei Wurzeln ein. Verzweifelt zerrte er daran, aber er steckte fest. Hastig begann er an den Wurzeln zu kratzten und sie entzwei zu reißen. Er war jedoch viel zu langsam. Das Wesen hatte ihn bereits erreicht und baute sich unheilverkündend vor ihm auf. Inuyasha schrie wiederum. Er war froh seinen Verfolger in dieser Dunkelheit nicht sehen zu können. Entsetzt kniff er die Augen zusammen und wartete auf den tödlichen Schlag.

Er blieb aus.

Ganz unerwartet brach ein weiteres Ungeheuer aus dem Dickicht hervor und stürzte sich gierig auf das andere Wesen. Die beiden brüllten und verbissen sich ineinander. Inuyasha nutzte diesen Moment, um sich zu befreien. Schnell sprang er auf und rannte weiter, ohne noch einen Blick auf die Kämpfenden zu werfen, die sich gegenseitig zerfleischten.
 

Lin saß auf einem einfachen Holzstuhl und blickte betrübt aus dem Fenster. Draußen war es dunkel. Wo mochte Inuyasha jetzt sein? Die Herrin hatte ihr verboten ihn jemals wieder zu sehen.

Das würde nicht schwer sein, jetzt wo er nicht mehr hier war. Verzweifelt verbarg Lin ihr Gesicht in den Handtellern und schluchzte leise. Inuyasha würde da draußen nicht überleben. Auf keinen Fall. Er war ja noch ein kleines Kind.

Sie würde ihn nie wieder sehen. Niemals wieder.
 

Inuyasha hatte inzwischen ohne weitere Ereignisse den Schrein erreicht. Nicht weit entfernt erkannte er die blassen Lichter des Dorfes. Er würde jedoch nicht hingehen.

Alina würde bestimmt zu ihm kommen, dessen war er sich sicher. Er würde dann für den Rest seines Lebens hier bleiben. Vielleicht würde es dann irgendwann einmal diesen Ort auch verlassen. Wer weiß.

Erschöpft machte er die Tür zum Schrein auf und setzte sich erleichtert auf den Boden. Hier war er sicher. Hier konnte er in Ruhe leben. Er seufzte glücklich und schloss die Augen.

Mit dem Gedanken an seine Mutter schlief er schließlich ein.
 

Am Morgen stand Inuyasha schon sehr früh auf. Er gähnte müde und streckte seine müden Glieder. Es war das erste Mal, dass er aufwachte und ihn niemand begrüßte. Traurig rappelte er sich auf und ging nach draußen.

Der Tag war noch jung und frisch. Tautropfen hingen wie kleine Perlen an den Grashalmen. In den Bäumen sangen die Vögel. Sie klangen so unbekümmert und fröhlich, dass es Inuyasha schier das Herz zusammenschnürte. Er konnte diese Heiterkeit nicht ertragen. Nicht wenn seine Mutter vor kurzem gestorben war und er kaltblütig davongejagt wurde.

Er schniefte und versuchte die Tränen mit allen Mitteln zurückzudrängen. Jetzt durfte er nicht weinen. Er musste zusehen wie er überleben konnte. Dazu brauchte er zuallererst einmal etwas zu essen.

Er schnüffelte in der Luft. Ganz in der Nähe nahm er den Duft von Beeren wahr. Erfreut folgte er der Witterung und stürzte sich hungrig auf die Stauden. Er stopfte sich die Beeren gleich haufenweise in den Mund. Sie schmeckten etwas bitter, aber er wagte es nicht sich zu beschweren. Es hätte auch schlimmer sein können. Zum Beispiel könnte er schon tot sein. Diese unheimliche Begegnung in der Nacht trieb ihm immer noch einen kalten Schauer den Rücken herunter.

Als er endlich satt war, stand er auf und setzte sich auf einen modrigen Baumstumpf. Die Sonne schickte ihre leuchtenden Strahlen durch das dichte Blätterdach. Inuyasha genoss ihre wärmenden Berührungen. Sie tauten seine klammen Glieder langsam wieder auf. Noch nie hatte er es in der Nacht so kalt gehabt. Immer hatte er eine Decke gehabt.

Dieses neue Leben strapazierte ihn jetzt schon. Er war es nicht gewöhnt auf sich allein gestellt zu sein. Irgendwann würde ihn bestimmt so ein Monster aus dem Wald auffressen. Oder mächtige Youkai bekamen ihn in die Finger. Als dritte Möglichkeit könnte er den Menschen in die Hände fallen.

Keine dieser Perspektiven gefiel ihm. Er war nirgends willkommen. Niemand wollte ihn haben. Warum nur? Inuyasha stieß einen tiefen Seufzer aus. Hoffnungslosigkeit breitete sich in ihm aus. Seine Mutter hatte ihn tapfer genannt. Sie hatte gesagt er würde all das durchstehen, aber er selbst glaubte längst nicht mehr an diese Worte.
 

Der Nachmittag nahte und es wurde wärmer. Eine laue Briese wehte durch die Felder. Inuyasha hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Er saß noch immer auf den Baumstumpf und wartete auf Alina. Er wurde nicht enttäuscht.

Sobald die Sonne schon fast im Zenit stand kam eine kleine Gestalt schüchtern zu ihm gelaufen. Sie blickte sich immer wieder ängstlich um und duckte sich ab und zu hinter einem Strauch.

"Inuyasha? Bist du da?" fragte sie leise. Der Junge sprang sofort auf.

"Ja, Alina. Ich bin hier!" Kaum hatte er ausgesprochen lief das Mädchen hastig zu ihm und umarmte ihn stürmisch. Inuyasha taumelte etwas zurück.

"Inuyasha! Ich bin ja so froh!" schluchzte sie und drückte ihren Freund an sich. Der Junge errötete leicht und löste sich sanft von ihrer Umklammerung. Alina blickte ihn aus großen feuchten Augen an.

"Ich hatte so große Angst." gestand sie ihm ein. "Ich dachte mein Vater und die anderen hätten dich getötet." Sie wischte sich über die Augen.

In diesem Moment sah Inuyasha es. Er näherte sich Alina und blickte ihr fest aufs linke Auge. Es war blau und geschwollen.

Das Mädchen wich hastig zurück und bedeckte sich die wunde Stelle mit einem Tuch.

"War das... dein Vater?" fragte Inuyasha, obwohl er die Antwort bereits wusste. Alina nickte zögernd.

"Dieser verdammte..." Er ballte wütend die Fäuste. Schnell packte Alina sein Handgelenk und blickte ihn scharf an.

"Komm jetzt nicht auf dumme Gedanken, ja? Wenn du ins Dorf gehst wirst du getötet!"

"Niemand darf dir weh tun!" entgegnete der Junge zornfunkelnd.

"Ich weiß, dass du das nicht gern siehst." sagte Alina leise und ließ ihren Freund los. "Aber du darfst nicht zurück." Sie blickte ihn bittend an. Diesem Blick konnte Inuyasha einfach nicht nein sagen. Wiederwillig nickte er. Alina lächelte ihn glücklich an und setzte sich aufs Gras. Sie strich gedankenverloren über einige Blumenköpfe.

"Das muss alles so entsetzlich für dich sein, Inuyasha." sagte sie plötzlich. "Du musst dich ja furchtbar einsam fühlen. Bestimmt hast du geweint, stimmts?"

"Nein. Ich weine nie." antwortete er tapfer und zog eine grimmige Miene. Alina lachte leise, verstummte aber sogleich wieder.

Die Situation wirkte irgendwie gespannt. Etwas hatte sich zwischen den Kindern geändert. Es würde nie mehr so sein können wie früher. Sie spürten das und wussten nicht so recht wie sie damit umgehen sollten.

Schließlich setzte sich Inuyasha neben seiner Freundin. Verlegen schwiegen sie eine Weile.

"Ich werde dich nicht mehr sehen können." sagte Alina unerwartet. Inuyasha hob entsetzt den Kopf. Alina sah ihn nicht an, als sie weitersprach.

"Es ist zu gefährlich, weiß du. Wenn mir jemand folgt und dich hier sieht dann..." Sie schniefte und blinzelte sich die Tränen aus den Augen.

"Niemand wird mich hier sehen." versicherte ihr Inuyasha. "Ich bin hier sicher." Alina schüttelte den Kopf.

"Es ist mir egal was du sagst. Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn du wegen mir getötet wirst!" Sie starrte ihn scharf an. Ihre Augen funkelten. "Wenn überhaupt, dann kann ich dich nur mehr selten sehen. Es tut mir leid." Sie senkte wieder den Kopf und zeichnete sinnlose Kreise in die weiche Erde. Inuyasha sagte nichts. Im Grunde wusste er, dass sie Recht hatte.

Wieder schwiegen die beiden.

Schließlich erhob sich Alina und klopfte sich den Dreck aus der Kleidung.

"Ich muss gehen." sagte sie. Inuyasha sprang auf.

"Schon?"

Sie nickte. Plötzlich hatte sie einen Kloß im Hals. Sie schluckte schwer. Schnell drehte sich um und wollte gehen, aber Inuyasha hielt sie noch am Ärmel zurück.

"Wann kommst du wieder?" fragte er eindinglich. Er wollte nicht, dass sie jetzt schon ging. Er fühlte sich so einsam. Alina drehte leicht den Kopf und lächelte ihn warm an.

"So bald wie möglich." versprach sie und schüttelte seine Hand ab. Vorsichtig schlich sie zum Dorf zurück und winkte Inuyasha noch schnell zu, bevor sie zwischen den Bäumen verschwand.
 

Alina war sich sicher, dass niemand sie gesehen hatte. Doch so sehr sie auch aufgepasst hatte, jemand hatte sie beobachtet. Sie befand sich gerade auf dem steinigen Weg, der zum Dorf führte, als eine kräftige Hand sie am Arm packte.

Erschrocken wirbelte sie herum und riss entsetzt die Augen auf. Hinter ihr stand niemand anderes als Rigon. Er grinste hämisch.

"Na, wen haben wir hier?" sagte er und zog Alina näher zu sich heran. "Die kleine Freundin von diesem Versager. Hast wohl geheult, was?"

Das Mädchen zerrte an seinem Arm und versuchte vergeblich sich zu befreien.

"Lass mich los!" zischte sie wütend.

"He, nicht so hastig! Zuerst will ich wissen, wo du warst."

"Das geht dich nichts an!"

Rigon richtete einen finsteren Blick auf sie.

"Ich bin nicht blöd, weißt du." sagte er mit bedrohlicher Stimme. "Ich habe gesehen, wie du in den Wald gegangen bist. Du hast dich ständig umgeschaut. Hattest wohl Angst, dass dich jemand sieht, wie?"

Alina schnaubte zornig und kratzte über Rigons Hand. Er ergriff ungerührt ihren freien Arm und hielt diesen auch fest im Griff. "Versteckt ER sich vielleicht dort?" fragte er in befehlenden Ton. Alina presste die Lippen aufeinander.

"Wie kommst du darauf? Er wurde fortgejagt." sagte sie fest und blickte Rigon unerschrocken in die Augen. Er lächelte breit.

"Ach ja? Und was ist das?" Er griff auf Alinas Schulter und pflückte ihr zwei Haare aus dem Stoff. Das Mädchen keuchte entsetzt.

"Haare." verkündete Rigon und betrachtete sie sorgfältig. "Ich würde sagen sie sind so... silbrig- weiß. Und wer hat solche Haare?" Er grinste Alina an und versetzte ihr einen Stoß, der sie zu Boden fallen ließ. Er drehte sich um und schlug die Richtung ein, aus der Alina gerade gekommen war.

"Nein!" rief das Mädchen. "Warte!" Sie sprang hastig auf und rannte dem Jungen hinterher. Er wandte sich ihr im Laufen zu und schlug sie ohne Vorwarnung wieder auf den Boden.

"Lass mich, du blöde Ziege!" rief er und verschwand im nächsten Moment zwischen den Bäumen. Alina versuchte ihren Sturz abzufangen, aber stattdessen fiel sie mit ihrem ganzen Gewicht auf ihren linken Fuß. Ein hässliches Knacken war zu hören. Das Mädchen schrie schmerzerfüllt auf und rollte sich schnell auf die Seite, um ihren Fuß freizulegen. Er stand in einem seltsamen Winkel ab. Alina wimmerte entsetzt, als sie ihn so sah.

"Mein... mein Fuß..." Tränen des Schmerzes füllten ihre Augen. "I... Inuyasha..."

Ich muss zu ihm und ihm helfen, dachte sie fieberhaft. Rigon wird ihm weh tun.

Mit zusammengebissenen Zähnen kroch Alina über den Boden. Ihren gebrochenen Fuß schleifte sie einfach hinter sich her.
 

In der Zwischenzeit war Rigon schon längst im Wald und blickte sich suchend um.

Die Dorfleute werden sehr stolz mit mir sein, wenn ich ihnen sage, wo sich dieser Hanyou versteckt hält, dachte er und grinste breit.

Wenn er doch nur wüsste, wo er war... Bestimmt hatte er sich irgendwo verkrochen. An einem Platz, wo es für ihn sicher war. Natürlich! Der Schrein.

Rigon hatte davon gehört, dass Inuyasha und seine Mutter sich oft dort aufgehalten hatten. Er wusste auch, dass er verflucht war, aber er würde ja nicht zu nah ran gehen. Nur soweit, bis er Inuyasha sah.

Geduckt schlich er zum besagten Ort. Immer wieder blickte er sich aufmerksam um und passte auf, nicht versehentlich auf einen Ast zu treten. Er sah bereits das kleine Gebäude zwischen den Bäumen. Langsam trat er darauf zu und blieb in sicherer Entfernung stehen. Inuyasha war nirgends zu sehen.

"Komm raus Hanyou! Ich weiß, dass du da bist!" rief er laut. Aufmerksam ließ er seinen Blick umherstreifen. Da tauchte Inuyasha so lautlos neben dem Schrein auf, dass Rigon erschrocken zusammenfuhr. Er hatte sich schnell wieder im Griff und grinste Inuyasha mit seinen gelben Zähnen an.

"Ich weiß jetzt, wo du dich versteckst. Den anderen wird das bestimmt interessieren!" Inuyasha blickte ihn entsetzt an. Er würde doch nicht...

Oh doch er wird, sagte eine Stimme in Inuyashas Kopf. Sie dir nur seine Augen an.

Er tat es und was er darin las, beunruhigte ihn noch mehr. In den Augen funkelte eine böse Vorfreude. Kein Erbarmen spiegelte sich darin. Inuyasha schluckte.

"Du wirst ihnen nichts sagen, klar? Sonst..."

"Sonst was?" äffte er und stemmte die Hände selbstsicher in die Hüften. "Was willst du denn schon tun?"

"Das wirst du schon noch sehen!"

"Ohhhh! Ich hab ja solche Angst!" Er setzte eine erschrockene Miene auf, die vor Spott nur so triefte, und lachte dann brüllend auf. "Erzähl du mir nicht, wie du gegen mich ankommen willst!" rief er mit sich überschlagender Stimme. Inuyasha ballte die Fäuste und machte einen Schritt auf ihn zu. Er hielt aber sofort wieder an. Rigon schien sich nicht näher an den Schrein zu wagen. Vorerst einmal war Inuyasha also sicher. Das gab ihm neuen Mut.

"Woher wusstest du überhaupt, dass ich hier bin?" fragte er, um dem Lachanfall von Rigon endlich ein Ende zu bereiten. Der Junge richtete sich wieder gerade hin und wischte sich einige Tränen aus den Augenwinkeln.

"Du wirst es kaum glauben!" kicherte er. "Alina hat mir freundlicherweise gesagt, dass du dich hier irgendwo noch aufhältst." Inuyasha blickte ihn ungläubig an. Alina sollte ihn verraten haben? Nein, niemals. Das konnte nicht sein!

"Ich glaube dir nicht. Du hast ihr irgendetwas angetan!" sagte er und funkelte Rigon zornig an. Der erwiderte seinen Blick ungerührt und grinste noch breiter.

"Oh nein. Sie hat ganz freiwillig...."

"AHHHHH!! HILFE!!" Ein entsetzter Schrei zerriss plötzlich die Luft und brachte Rigon aprupt zum Verstummen. Die Beiden Jungen wandten sich gleichzeitig der Richtung zu und blickten mit erschrockenen Gesichtsausdrücken in den Wald. Inuyasha fuhr ein Schauer den Rücken herunter. Ihm wurde abwechselnd warm und kalt.

"D- das war A- Alina." stammelte er und stürzte an Rigon vorbei. Der schaute ihm erstaunt nach.

"Was? Alina?" Entsetzt dachte er daran, wie er sie zu Boden gestoßen hatte. Da war doch nichts schlimmes passiert, oder? Plötzlich hatte er ein mulmiges Gefühl im Magen. Am liebsten würde er einfach weglaufen, aber stattdessen rannte er Inuyasha hinterher. Er musste wissen, was da passiert war. Alinas Schrei hatte ja grauenhaft geklungen.
 

Inuyasha lief so schnell er nur konnte. Alina war in Gefahr, das spürte er ganz genau. Er roch ihr Blut und ihre Angst. Was hatte dieser verdammte Rigon nur mit ihr gemacht? Dafür würde er büßen. Als er durch eine dichte Wand aus Sträuchern brach, vergaß er allerdings sofort seine Wut auf Rigon.

Alina lag wimmernd auf den Boden. Über ihr stand ein grässlicher Dämon, der gierig auf das Mädchen hinabblickte. Sein Mund war sperrangelweit offen und schien den ganzen Kopf einzunehmen. Messerspitze Zähne saßen, unordentlich aufeinandergestapelt, darin. Blut klebte an ihnen und Inuyasha registrierte mit wachsenden Schrecken, dass Alina an der Seite stark blutete.

Sie hob den Kopf, als sie das Knacken der Äste hörte und lächelte erfreut auf.

"Inuyasha!" rief sie und schrie sofort wieder auf, als der Dämon zu einem weiteren Schlag ausholte. Inuyasha hob schnell einen Stein auf und lief auf den Dämon zu.

"He, du Fettsack! Ich bin hier!" rief er herausfordernd und warf den Stein mit aller Kraft auf den Kopf des Dämons. Dieser grunzte und ließ von Alina ab. Er wandte sich langsam Inuyasha zu, der ihn nun entsetzt anstarrte und seine prekäre Lage erkannte.

Ängstlich wich er zurück.

"Lauf Alina!" schrie er, während er noch einige Steine aufhob. Der Dämon kam sabbernd auf ihn zu.

"Ich... ich kann nicht!" antwortete das Mädchen. "Mein Fuß ist gebrochen."

"Was? Wie denn?" Das war keine gute Neuigkeit. Er würde Alina wohl wegtragen müssen.

"Rigon hat mich gestoßen und da ist es passiert."

"Was sagst du da!?" Er traute seinen Ohren nicht. Also war doch Rigon an allem Schuld. Er würde nachher sein blaues Wunder erleben. Inuyasha knurrte und begann mit seiner lächerlichen Munition den Dämon zu bewerfen. Er nahm die Steine kaum wahr. Sie prallten wirkungslos von ihm ab. Schon viel zu bald stand Inuyasha mit leeren Händen da. Jetzt konnte er nur noch weglaufen. Aber er durfte Alina nicht im Stich lassen. Was sollte er bloß tun?

Bevor er eine Entscheidung treffen konnte schlug ihn der Dämon mit seiner gewaltigen Pranke zu Boden. Inuyasha rollte über den holprigen Waldboden und blieb etwas benommen liegen. Der Dämon brüllte auf und stürzte sich mit seinen vielen Zähnen auf ihn.

Er erreichte sein Opfer jedoch nicht, denn plötzlich flog ihm ein Tannenzapfen direkt ins Auge. Er knurrte wütend und wirbelte herum. Alina blickte ihm unerschrocken entgegen.

"Lass meinen Freund in Ruhe, du Monster!" rief sie erbost. Inuyasha richtete sich entsetzt auf. Der Dämon grollte und stapfte hungrig auf Alina zu.

"Nein!" Inuyasha sprang ihm auf den Rücken und kratzte wie wild auf seiner harten Oberfläche. Der Dämon brauchte sich nur einmal heftig zu schütteln und der Junge flog in hohem Bogen von seinem Rücken. Unbeeindruckt ging das Scheusal weiter und packte Alina grob. Er hob sie zu seinem stinkenden Mund. Das Mädchen schrie wie am Spieß und fing gleichzeitig an zu weinen. Ihr Gesicht war blass vor Angst.

Inuyasha kreischte ebenfalls und rannte auf sie zu. Er war nicht schnell genug. Der Dämon schloss seine Zähne um Alinas rechten Arm und biss zu.

"ALINAAAA!!!" brüllte der Junge und sprang hoch in die Luft. Er ballte die Faust und schlug dem Dämon ins Gesicht. Er ließ Alina überrascht fallen und taumelte zurück. Polternd fiel er zu Boden. Inuyasha nahm alles nur mehr verschwommen wahr. Ein roter Schleier hatte sich vor seinen Augen gelegt. Er stürzte sich wiederum auf seinen Gegner und hieb wie wild auf ihn ein. Dieser schrie nun, mehr vor Schmerz denn als Überraschung, auf.

Er versuchte sich immer wieder aufzurichten, aber Inuyasha nagelte ihn mit seinen Schlägen regelrecht auf den Boden fest. Der Dämon blutete bereits aus zahlreichen Wunden. Schließlich ließ Inuyasha kurz von ihm ab, um Atem zu schöpfen. Diese Gelegenheit nutzte sein Gegner. Er sprang hastig auf und torkelte blutüberströmt davon. Inuyasha verfolgte ihn nicht. Er wusste, dass er sowieso bald sterben würde. Mit diesen Verletzungen würde er nicht weit kommen.

Er schnaufte schwer und sprang mit einem Satz zu seiner Freundin. Fassungslos kniete er sich neben sie hin und streckte eine zitternde Hand nach ihr aus.

"Nein... Alina...." Tränen rannen ihm unkontrolliert die Wangen herunter. Er Schluchzte laut und ballte so fest seine Hand, dass die Krallen in sein Fleisch schnitten. Ein Geräusch hinter ihm ließ ihn knurrend herumfahren. Es war Rigon, der angesichts Inuyashas Gemüt erschrocken zurückwich. Er hatte ihn noch nie so rasend erlebt. Inuyasha stand auf und ging mit festen Schritten auf ihn zu. Er schnaubte schwer.

"I- Inuyasha...." stotterte der eingeschüchterte Rigon und nannte seinen Gegenüber zum ersten Mal beim Namen. "Ich habe alles gesehen. Ist... ist Alina... ich meine... sie..."

Inuyasha gab ihm keine Antwort. Er sprang auf ihn zu und schleuderte ihn gegen einen Baum. Rigon keuchte überrascht und schnappte nach Luft.

Woher hat er plötzlich diese Kräfte? dachte er entsetzt. Inuyasha ließ ihm keine Zeit sich aufzurappeln. Er packte ihn mit einem kräftigen Griff am Hals und zog ihn unsanft hoch.

"Rigon." flüsterte er leise. Seine Stimme hatte einen seltsamen Klang. "Alina ist tot und es ist deine Schuld."

"Was? Nein! Nein, das ist nicht wahr!" schrie der Junge mit weinerlicher Stimme und zappelte wild. Inuyasha funkelte ihn kalt an.

"DOCH DU BIST SCHULD! DU HAST ALINA DEN FUß GEBROCHEN, SIE KONNTE NICHT WEGLAUFEN!!" Er brüllte diese Worte so laut, dass seine Stimme ganz rau davon wurde. Rigon begann nun zu weinen. Angst und Schuldgefühle brachten ihn dazu.

"Das... das wollte ich nicht. Ehrlich!" schluchzte er, aber Inuyasha hörte gar nicht hin. Er warf Rigon gegen einen anderen Baum. Der Junge flog mit dem Kopf hart gegen den Stamm. Es knackte und er blieb reglos liegen.

Erst jetzt klärte sich Inuyashas Sicht wieder auf. Er starrte entgeistert auf Rigons Leiche. Tränen der Verzweiflung füllten seine Augen. Er begann am ganzen Leib zu zittern.

"Was... was habe ich getan?" sagte er leise und starre auf seine Hände.

Plötzlich erklangen laute Rufe und eilende Schritte kamen näher.

"Die Schreie kamen aus der Richtung." rief jemand. Inuyasha fuhr wie von der Tarantel gestochen hoch. Oh nein! Die Dorfleute. Sie kamen hierher!

Hastig wirbelte der Junge herum. Mit einem letzten Blick auf Alinas blutigen Körper lief er in den Wald. Er schlug nicht die Richtung zum Schrein ein, sondern steuerte auf den Herzen des Waldes zu.

Alina, dachte er weinend. Es tut mir so leid.

Mit gesenkten Kopf stürmte er Hals über Kopf ins Dickicht. Er würde nie wieder hierher zurückkehren.

Er würde nie wieder unter Menschen gehen.

Nie wieder.

Er war eine Bestie. Ein wildes Tier.

Er hatte sogar getötet.
 


 

Bevor ihr mich alle erwürgt und verwünscht, muss ich euch sagen, dass Alina NICHT tot ist. Das kann ich euch doch nicht antun^^

Sie ist bloß bewusstlos und wird wieder gesund gepflegt.

Ich denke jedoch nicht, dass Inuyasha je davon erfahren wird, da ich sonst in den folgenden Kapiteln einiges umändern müsste. Außerdem brauchte es etwas Erschütterndes, damit seine Kräfte erwachen. :)

Vielleicht kommt Alina noch kurz einmal vor, sicher ist das aber nicht!

Dafür verspreche ich euch, dass der tragischste Teil jetzt vorbei ist. Inuyasha fügt sich langsam in sein neues Leben ein und kommt immer besser damit klar. ^^
 

Das nächste Kapitel heißt: "Weg ins Ungewisse"

Weg ins Ungewisse

Viel Vergnügen mit dem vierten Kapitel. Inuyasha trifft jetzt auf einen alten Bekannten....
 


 

Wie blind stolperte der kleine Inuyasha durch das Unterholz. Schon wieder.

Warme Tränen rollten ihm die Wangen hinunter. In den letzten Stunden hatte er so viel verwirrendes erlebt, dass er sich ganz ausgelaugt fühlte.

Zudem hatte er furchtbare Angst. Er hatte jemanden getötet. Er hatte es tatsächlich getan! Zugegeben- Rigon war ein furchtbarer Kerl gewesen. Gemein, hinterhältig und bösartig schlechthin. Und trotzdem... Als er Inuyasha in diesem rasenden Zustand gesehen hatte, hatte sogar er Angst bekommen. In diesem Moment war er einfach nur ein ängstliches Kind gewesen, aber Inuyasha hatte das nicht gesehen. Er hatte ihn nur als jenen Jungen betrachtet, der ihn immer schlug und jagte. Inuyasha hatte sogar Freude daran gespürt sich an dieses wehrlose Kind zu vergreifen.

Ihm fröstelte plötzlich und er begann am ganzen Leib zu zittern. Was hatte er sich bloß dabei gedacht? Was hatte er nur getan? Was würde seine Mutter dazu sagen?

Sie würde bestimmt furchtbar enttäuscht sein. Inuyasha schniefte.

Die Dorfbewohner würden beim Fund von Rigons Leiche bestimmt sofort Jagt auf den Mörder machen. Und sie würden genau wissen, wer der Übeltäter war. Dazu brauchte man doch nur zwei und zwei zusammenzuzählen.

Ein Grund mehr, dass sich Inuyasha so schnell wie möglich aus dem Staub machte. Aber wohin? Das war die große Frage. Sie lag schon die ganze Zeit unbeantwortet in der Luft und Inuyasha belies es dabei. Er hatte auch keine große Lust darüber nachzudenken, dass er jeden Moment von einem Dämon oder von einer Räuberbande überfallen werden könnte. Das machte ihm nur noch mehr Angst.

Mit aller Kraft versuchte er an etwas Ermutigendes zu denken.

Alina.

Dieser Name tauchte urplötzlich in seinem Kopf auf.

SIE hatte ihm jedes Mal Mut gemacht. An SIE hatte er stets gedacht, seit seine Mutter tot war. Nun war sie selbst nicht mehr da.

Inuyasha hatte Alina bis jetzt erfolgreich aus seinen Gedanken vertrieben, aber die ganze Zeit konnte er das nicht tun. Immerhin war sie seine beste Freundin gewesen. Es war unvermeidlich nicht an sie zu denken. Aber es tat so weh. So furchtbar weh.

Inuyasha wimmerte. Ein Stich fuhr ihm durch Herz, als er an Alinas schreckensweiten Augen dachte. Diese Augen, die ihn niemals bösartig angefunkelt hatten. Die immer nur das Gute in ihm gesehen hatten. Er würde sie nie wieder sehen.

Bei diesem Gedanken überkamen ihn plötzlich heftige Erinnerungen an seine Freundin. Sie brachen wie ein Schwall eiskalten Wassers über ihn her und er zuckte, über dieses unangenehme Gefühl, kurz zusammen. Er dachte daran wie sie miteinander gespielt hatten. Die Schlammschlacht und die vielen schönen Momente, in denen sie einfach so nebeneinander gesessen waren, ohne etwas zu sagen....

Inuyasha hielt erschöpft inne. Es dämmerte bereits und erst jetzt merkte er, dass er die ganze Nacht ununterbrochen gelaufen war. Seine Beine fühlten sich an wie Gummi. Zitternd setzte er sich auf einen weichen Moospolster und kauerte sich zusammen.

Der Wind rauschte leise in den Baumkronen. Er schien keine Sorgen zu haben und zupfte sogar leicht an Inuyashas Haaren, wie um ihn aufzumuntern. Aber Inuyasha nahm das nicht zur Kenntnis. Der Wind brachte auch nur schmerzliche Erinnerungen. Alina hatte ihn gemocht. Sie hatte seinem Rauschen immer zugehört und Inuyasha war sich sicher, dass sie es auch verstanden hatte.

Ob ihre Seele jetzt mit dem Wind flog?

Dann müsste sie ja hier sein, ganz in seiner Nähe. Hastig sprang Inuyasha auf und blickte sich mit verweinten Augen um.

"ALINA!" brüllte er. Es war ein Ruf der Verzweiflung, der Trauer und der Wut. Niemand hörte ihn. Er war ganz allein. Er schluchzte leise und ließ sich auf den Boden fallen.

Eine ganze Zeit lag er einfach so da und dachte an nichts. Er blickte lediglich ins Leere während er stumm vor sich hin weinte.

Nach einer Weile nahm er ein Knacken wahr. Alarmiert setzt sich der Junge auf und blickte in die Richtung des Geräusches. Waren das schon die Dorfleute? So schnell konnten sie aber nicht sein! Schnell sprang Inuyasha auf und starrte in den Wald. Seine Sicht wurde von den Tränen verschleiert. Hastig fuhr er sich mit dem Ärmel über die Augen.

Jetzt erkannte er eine vage, graue Gestalt, die hinter einem Baum hervortrat. Oder besser gesagt- sie schwebte. Ihre Füße berührten den Boden nur um Haaresbreite nicht und auch den Ästen und Bäumen wich sie geschickt aus. Ängstlich trat Inuyasha zurück. Diese Erscheinung stellte niemanden von den Dorfleuten dar, aber sie sah trotzdem bedrohlich aus. Eine finstere Aura ging von ihr aus. Wer oder was war das bloß?

Die Gestalt trat näher. Nanu? Noch immer konnte Inuyasha keine Konturen wahrnehmen. Hatte er vielleicht noch Tränen in den Augen? Dieses Wesen kam ihm so verschwommen vor. Er rieb sich nochmals kräftig die Augen und blinzelte ein paar mal.

Die Gestalt hatte sich nicht verändert. Da begriff Inuyasha, dass sie wohl immer so aussah. Aber was wollte sie von ihm? Erschrocken zuckte er zusammen, als sie auch noch zu sprechen anfing.

"Hab keine Angst, Kleiner." sagte sie sanft. Es war die Stimme eines Mannes und sie klang so unendlich liebevoll und weich, dass Inuyasha sofort das Herz dahinschmolz. Von so einem freundlichen Wesen hatte er bestimmt nichts zu befürchten.

"Komm zu mir." forderte sie den Jungen nun auf und streckte ihm einladend eine Hand hin. Inuyasha ergriff sie zögernd. Kräftige Finger schlossen sich um die seinen und Inuyasha hatte mit einem Mal das Gefühl einen schrecklichen Fehler begangen zu haben. Ihm war, als ob er die Stimme seiner Mutter hören konnte. Sie hatte ihm stets gesagt: "Vertraue keinem Fremden. Manchmal kommen böse Dämonen in Menschengestalt zu dir. Du musst immer auf der Hut sein!"

Inuyasha lief es plötzlich eiskalt den Rücken herunter. Er zerrte an der Hand dieser Gestalt und versuchte sich zu befreien. Das verschwommene Wesen blickte erstaunt zu ihm hinab.

"Aber was ist denn Kleiner?" fragte sie zärtlich.

"Du bist ein Dämon! Lass mich sofort los!"

Sie lächelte milde und drückte ihm beruhigend die Hand.

"Was sagst du da? Ich bin hier, um dir zu helfen."

"Nein! Ich glaube dir nicht!" Inuyasha hatte angefangen zu kratzen und zu beißen. Wo blieben nur seine Kräfte wenn er sie brauchte? Als er Rigon angegriffen hatte, war er stark und mutig gewesen. Wieso fühlte er sich jetzt so hilflos? Kamen seine Kräfte nur unter bestimmten Bedingungen zum Vorschein? Wenn ja, konnte er nicht länger darauf warten. Er musste jetzt sofort etwas tun.

"Du bist ein Dämon!" rief er wütend. "Ich kann dich nicht einmal richtig sehen. Du bist ganz verschwommen! So unnormal kann nur ein elender Dämon sein!" Das fremde Wesen zuckte bei diesen Worten leicht zusammen. Ihr blasses Grau wurde für einen kurzen Moment etwas dunkler und bedrohlicher. Dieser Zustand legte sich jedoch gleich wieder und die Gestalt hatte sich schnell wieder in der Gewalt.

"Unnormal? Elender Dämon?" wiederholte sie leise.

"Ja, genau! Ich hasse euch alle! Ich wünschte du wärst tot, du verfluchter Schatten!"

Verfluchter Schatten? Wie kommt der Junge nur darauf mich so zu nennen? dachte die Gestalt verärgert. Laut sagte sie:

"Wieso nennst du mich so? Ich will dir doch nur helfen."

"Lass mich los, dann helfe ich DIR mich zu fürchten!"

Die Gestalt lachte amüsiert.

"Was willst du schon.... AUTSCH!" Hastig ließ sie Inuyashas Hand los und betrachtete verwundert die heftig zerkratzte Handfläche. Der Junge sprang derweil schnell zurück und wedelte mit der rechten Hand durch die Luft. Das sollte wahrscheinlich abschreckend wirken.

"Wenn du mir noch einmal zu nahe kommst schlitze ich dich auf!" rief Inuyasha warnend. Auch das sollte abschreckend wirken.

Die graue Gestalt fand diese Situation allerdings nur lächerlich. Außerdem hatte Inuyasha sie nun richtig rasend gemacht. Sie stellte sich aufrecht hin und breitete die Arme weit aus. Das graue Gewand flatterte heftig und wurde zunehmend schwärzer. Zwei weiße Augen lagen dort, wo das Gesicht sein sollte und starrten den Jungen nun hasserfüllt an.

"Du wagst es mich zu verletzen?" rief sie mit einem eisigen Unterton. "Mich, den Herrn der dunklen Gefühle? Weißt du eigentlich mit wem du dich da angelegt hast, Halbblut?"

Inuyasha zuckte schmerzlich zusammen, als er wieder einmal abfällig so genannt wurde. Er wich immer weiter zurück, bis er mit dem Rücken gegen einen Baumstamm stieß.

"Jetzt wirst du dafür bezahlen!" fuhr die Gestalt fort und holte mit der Linken weit aus. Inuyasha reagierte schnell: Er rollte sich auf die Seite, sodass der Baum zerfetzt wurde, statt er. Hastig wirbelte er herum und lief davon. Hinter sich hörte er ein kaltes Lachen.

"Du entkommst mir ja doch nicht, Hanyou!"

Inuyasha hörte gar nicht hin. Mit gesenkten Kopf rannte er um sein Leben und schalt sich dabei in Gedanken. Zuerst große Töne spucken und danach wie ein Feigling einfach abhauen. So hatte er sich das alles nicht vorgestellt.

Aber er wollte nicht kämpfen. Er wollte nicht noch einmal töten. Das würde er nicht aushalten.

Er ist ein Dämon, sagte eine kleine Stimme in seinem Kopf. Ein Dämon, der dich ohne mit der Wimper zu zucken die Kehle aufschlitzen wird. Du musst dich verteidigen, und wenn nötig ihn töten!

Nein! Inuyasha schüttelte sich. Das würde er nicht tun. Er würde einfach weglaufen und dieser Dämon würde ihn dann niemals bekommen. Wie sehr er sich da irrte zeigte sich schon bald.

Der Dämon tauchte nicht hinter ihm, sondern gleich vor ihm auf, und das so plötzlich, dass Inuyasha nicht mehr rechtzeitig bremsen konnte und prompt gegen ihn prallte. Wie konnte er nur so schnell sein! Er hatte Inuyasha sogar überholt, ohne, dass er etwas davon mitbekommen hatte! Ungläubig starrte der Junge nun zu der großen Gestalt auf, die ihn hämisch angrinste.

"So kleiner Hanyou." sagte sie bedrohlich leise. "Eigentlich wollte ich zuerst nett zu dir sein. Wenn sie mir vertrauen kann ich meinen Opfern besser ihre Gefühle abzapfen, weißt du." Nein, Inuyasha wusste das nicht und um ehrlich zu sein- er wollte es gar nicht so genau wissen. Das Wesen lachte nun leise und diesmal schwang keine Wärme mit. "Aber du bist ja ziemlich gerissen. Hast gleich verstanden wer ich bin."

Der Dämon betrachtete Inuyasha eingehend. "Du scheinst jedoch nicht viel Erfahrung mit Youkai zu haben, was?"

Der Junge schüttelte unsicher den Kopf. Der Dämon grinste noch breiter.

"Was macht eigentlich ein Hanyou Kind ganz alleine in einem Wald, in dem es nur so von Youkai wimmelt?" fragte er, sichtlich interessiert. "Na ja. Auf jeden Fall hast du schon dein Todesurteil unterschrieben, als du diesen Wald betreten hast. Und jetzt mache ich deinen Tod offiziell!" Ohne Vorwarnung ließ er seine Hand auf Inuyasha herabsausen, der sich hastig darunter wegduckte und zur Seite sprang. Der Dämon drehte sich beeindruckt zu ihm um.

"Holla! Ganz schön flink. Du hast also doch kämpfen gelernt."

Kämpfen gelernt? Inuyasha blinzelte verwirrt. Nein, das hatte er bestimmt nicht. Dass er noch lebte hatte er ganz allein Glück und Zufall zu verdanken.

Im Moment wünschte er sich, dass er sich tatsächlich auf diese zwei Eigenschaften verlassen konnte. Das dumme war nur, dass sie ziemlich unbeständig waren. Glück hatte man nicht ewig. Es verließ einen, bevor man richtig Nutzen daraus zeihen konnte. Und der Zufall... war eben auch nur ganz zufällig hin und wieder mal da. Man konnte sich nicht hundertprozentig darauf verlassen.

Inuyasha wollte auf jeden Fall noch am Leben bleiben. Er würde alles dafür tun.

Auch töten? Diese Frage tauchte frech hinter seinem Kopf auf und klang noch lange nach. Inuyasha knurrte gereizt. Nein, das würde er nicht!

Oder vielleicht doch, schoss es ihm plötzlich durch den Kopf, als der Dämon wieder auf ihn zukam und ihn nur um haaresbreite verfehlte. Wenn das so weiterging würde er bestimmt noch verletzt werden. Außer er schlug selbst zurück. Sein Instinkt riet ihm dringend dazu.

Immerhin hatte Inuyasha es ja schon einmal geschafft zu kämpfen. Er würde den Dämon nicht töten sondern nur außer Gefecht setzten. Die Entscheidung war gefallen.

Inuyasha setzte ein grimmiges Gesicht auf und stieß einen mutigen Kampfesschrei aus. Er sprang seinem Gegner entschlossen entgegen. Eigentlich hatte er vorgehabt ihm ins Gesicht zu schlagen, aber es kam ganz anders. Der Dämon streckte gelassen seine Hand aus und packte Inuyasha noch im Sprung am Hals. Der Junge keuchte überrascht. Krampfhaft fasste er das Handgelenk seines Gegners.

"Was sollte das jetzt werden?" fragte der Große und runzelte verwundert die Stirn. Er wusste nicht recht ob er jetzt lachen oder einfach nur weinen sollte. So etwas Erbärmliches hatte er noch nie gesehen.

Inuyasha funkelte ihn tapfer an.

"Ich habe gerade erst angefangen. Das gehört alles zu meiner Taktik, du wirst schon noch sehen!" murrte er. Was sagte er da eigentlich? Er war so gut wie tot, von wegen Taktik. Inuyasha schämte sich selbst dafür so etwas gesagt zu haben.

Der Dämon lächelte kühl.

"Taktik, was? Du hast dir tatsächlich so etwas zurechtgelegt? Nun, mir soll es gleich sein. Ich habe jetzt genug von dir. Du... HE!" Er ließ Inuyasha so plötzlich los, als hätte er sich an ihm verbrannt. Während der Junge überrascht zu Boden fiel, erkannte er auch den Grund dafür: Etwas klebte am Hals des Dämons und piekste ihm unangenehm in die Haut. Mit der flachen Hand klatschte dieser auf die besagte Stelle. Ein röchelnder Laut erklang und ein winziges Etwas trudelte zu Boden.

"Lauf Inuyasha!" rief es. "Ich halte diesen Dämon solange hin!"

Inuyasha blinzelte verwirrt. Er wusste nicht so recht, was er davon halten sollte. Was jetzt schon wieder los? Wer was dieser Winzling? Nun ja, er half ihm, das war im Moment alles, was ihn interessierte.

Blitzschnell wirbelte er herum und sprintete davon. Er würde diesem Neuankömmling, fürs erste, wohl oder über vertrauen müssen. Hinter sich hörte er ein wütendes Brüllen gefolgt von einem lauten Krachen und das Geräusch von splitterndem Holz.

Bis jetzt schien sich dieser Kleine gut zu halten, denn die lauten Schreie kamen sicher nicht von ihm. Währenddessen lief Inuyasha so schnell er konnte. Allmählich hatte er ja Übung darin. Erst als er nichts mehr hörte, hielt er an und drehte sich keuchend um.

Ob er jetzt endlich in Sicherheit war? Auf jeden Fall konnte er die Anwesenheit des Dämons nicht mehr spüren. Und was war mit seinem Retter?

Suchend spähte er ins Dickicht, sah aber nichts anderes, als Bäume und Büsche. Nun ja, wie sollte man auch so ein kleines Wesen zwischen all dem Grün erkennen?

Vielleicht ist er auch tot, dachte der Junge beunruhigt. Nervös machte er einen Schritt nach vorne und lauschte aufmerksam. Konnte er seinem Retter überhaupt vertrauen? Vielleicht war er ja auch nur so ein Schwindler, wie dieser Dämon von eben.

Kaum hatte dieser Gedanke Form angenommen, spürte Inuyasha ein kurzes Stechen auf seiner Nasenspitze. Aus einem reinem reinen Reflex heraus patschte er mit der Hand darauf und beobachtete, wie derselbe Winzling von vorhin, platt gedrückt, auf seiner Handfläche lag. "Nanu? Du bist schon da?" fragte er erstaunt. Der hatte ihn ja schnell eingeholt. "Wer bist du eigentlich? Und wie hast du diesen Dämon besiegt?"

"So viele Fragen auf einmal..." stammelte das kleine Insekt, oder was es sonst darstellte. "Aber dein Blut ist so köstlich! Wenn ich doch nur ein bisschen.... das würde mir helfen dir alles zu erklären..."

"Hä?" Inuyasha blickte ihn schräg an. "Bist du eine Mücke?"

"Wie?? So eine Beleidigung! Ich bin natürlich ein Floh!" Er verschränkte seine vier Arme vor der Brust und blickte schmollend zu Inuyasha hoch. "Und ich heiße Myoga." fügte er hinzu. Inuyasha musterte ihn misstrauisch. Wenn er ein Schwindler war, dann machte er seine Sache ganz gut. Er konnte sich prima verstellen. Inuyasha beschloss ihm besser nichts zu glauben. So leicht sollte er nicht mehr reingelegt werden. Er ließ er den Floh fallen und wich etwas zurück. Myoga rappelte sich benommen auf.

"Was sollte das jetzt?" grummelte er.

"Du hast diesen großen Dämon besiegt! Ich weiß jetzt auch warum!" Er holte tief Luft. "Du willst jetzt mich töten!"

Myoga sog entsetzt den Atem ein.

"Machst du Witze? Ich würde doch nie dem jüngsten Sohn von Inutaishou- sama etwas zuleide tun!" Erbost über diese falsche Beschuldigung hüpfte er auf und ab. Inuyasha erstarrte.

"Woher... woher kennst du meinen Vater?" stotterte er überrascht. Myoga schwellte stolz die Brust.

"Ich habe ihm gedient und ihm versprochen auf dich aufzupassen."

"Wirklich?" Ein warmes Gefühl machte sich plötzlich in Inuyasha breit. Zum ersten Mal in diesen Tagen fühlte er wieder Freude in sich aufsteigen. Sein Vater. Er hatte an ihn gedacht. Er hatte ihm einen Beschützter hinterlassen. Wenn so etwas Kleines tatsächlich ein Beschützer war, hieß das....

Aber viele kannten seinen Vater. Schließlich war er ein bekannter Hundedämon gewesen. Das wusste er von seiner Mutter. Was, wenn dieser Myoga nur sein Vertrauen gewinnen wollte, um ihn hinterher aufzusaugen? Argwöhnisch betrachtete er den Floh.

"Du könntest auch lügen. Beweise mir, dass du meinem Vater wirklich gedient hast!"

Der kleine Dämon seufzte tief.

"Liebe Güte. Du bist aber misstrauisch Junge." Er verschränkte seine vier Arme und starrte in den Himmel. "Nun gut, wenn du unbedingt Beweise brauchst.... Ich kann dir alles über deine Familie erzählen: Dein Vater war ein Hundedämon, mit sehr schmackhaften Blut, nebenbei bemerkt. Er war Herrscher der westlichen Gebiete und hat auch noch einen anderen Sohn. Sesshomaru. Dein großer Halbbruder. Deine Mutter ist Izayoi, eine Prinzessin von..."

"Schon gut!" rief Inuyasha heftig dazwischen. Er wollte jetzt nicht unbedingt an seine Mutter erinnert werden. "Ich glaube dir ja." Das meinte er ernst. Außerdem sah dieser Floh nicht so aus, als ob er jemanden wie Inuyasha fressen würde.

Myoga strahlte ihn an.

"Sehr schön! Dann lass uns mal gehen."

"Wohin?"

"Na zu deinem Bruder." Inuyasha erstarrte und runzelte unwillig die Stirn.

"Nein." sagte er fest.

"Nein?" echote der Floh und blinzelte verwirrt. "Wieso nicht?" Inuyasha schmollte und drehte sich weg.

"Ich will nicht zu ihm gehen."

"Aber..." Myoga begann sichtlich nervös zu werden und fummelte beunruhigt an seinen Kleidern herum. "Aber nur er kann dir helfen zu überleben." versuchte er seinen Schützling zu überreden.

"Wieso? Du bist doch auch stark. Wieso kannst du mir nicht helfen? Wie hast du eigentlich den Dämon vorhin besiegt?" Neugierig blickte der Junge ihn an. Seltsamerweise schien Myoga diese Frage unangenehm zu sein. Er druckste verlegen herum.

"Na ja... das war eigentlich kein richtiger Kampf... äh... Ich habe ihn lediglich mit Steinen beworfen." Er senkte beschämt den Kopf. Eine große Heldentat war das ja nicht gerade gewesen. Man beachte, dass die Steine, die ER aufheben konnte, eigentlich nur winzige Krümel waren.

"Hä? Mit Steinen?" wiederholte Inuyasha und ließ enttäuscht die Schultern hängen. Er wusste nicht so recht, was er nun von diesem Floh halten sollte.

"Ja." Offensichtlich war Myoga so erleichtert nicht ausgelacht zu werden, dass er den verdrießlichen Unterton in Inuyashas Stimme vollkommen überhörte. Etwas selbstsicherer richtete er sich auf. "Dieser Dämon ernährt sich von Gefühlen. Steine haben keine Gefühle und schaden ihm, wenn er sie berührt."

"Ach so." Inuyasha fühlte sich plötzlich ziemlich niedergeschlagen. Diese Erklärung erinnerte ihn an etwas. Wenn doch nur dieser Dämon, den Alina angegriffen hatte, auch von so einer Sorte gewesen wäre, dann hätte ihn Inuyasha mit seinen Steinwürfen gleich in die Luft schlagen können. Betrübt ließ er den Kopf hängen.

Myoga merkte, dass etwas nicht stimmte und hüpfte dem Jungen auf die Schulter. Aufmerksam blickte er ihn an.

"Nun komm schon. Ich dachte deine Mutter hat gesagt, dass du nicht traurig sein sollst. Hast du ihr das nicht versprochen?" sagte er aufmunternd und erntete dafür einen finsteren Blick.

"Woher weißt du das?" fragte Inuyasha scharf.

"Äh... äh... Nun ja...Ich weiß gar nicht was du hast!" Hastig wich der kleine Dämon zurück und wäre beinahe wieder auf den Boden gefallen. Wild ruderte er mit seinen Ärmchen und krallte sich im Stoff fest. Inuysha beachtete ihn nicht länger. Dieser Floh hatte immerhin Recht.

Er hatte seiner Mutter versprochen nicht traurig zu sein... Also gut. Er würde sich anstrengen und sein Wort halten. Außerdem war seine Mutter auch nicht mehr alleine. Alina war ja bei ihr. Inuyasha lächelte bei diesem Gedanken. Wenigstens war seine Freundin jetzt an einem guten Ort.

"Na gut, gehen wir!" rief er heiter und ging los. Myoga atmete erleichtert aus.

"Sehr gut. Auf zu deinem Bruder!" rief er laut, aber viel Begeisterung schwang dabei nicht mit. Inuyasha blickte ihn schräg an.

"Ich sagte doch: Nein. Ich gehe nicht zu ihm." Myoga seufzte genervt. Was war das nur für ein schwieriges und stures Kind?

"Wir gehen jetzt zu Sesshomaru- sama. Ob es dir passt oder nicht. Ich befolge schließlich auch nur meine Befehle."

"Ach? Und wer hat dir diesen Befehl gegeben?"

"Dein Vater."

Inuyasha wandte sich ihm überrascht zu. Sein Vater?

"Aber... aber wieso..."

"Genug jetzt! Ich glaube der Grund ist nicht so wichtig. Hauptsage ist, dass dein werter Herr Vater so entschieden hat. Er wird schon gewusst haben, was er tut."

Der Junge ließ etwas beschämt den Kopf hängen. Er hatte ja nicht vorgehabt die Entscheidungen seines Vaters anzuzweifeln, aber Sesshomaru... er...

"Mein Bruder ist ein Youkai." sagte er leise.

"Ja, und?"

"Alle Youkai hassen mich, weil ich ein Hanyou bin."

Myoga blickte ihn scharf an und blinzelte mehrmals verwirrt.

"Du liebe Zeit! Er ist dein BRUDER!" rief er etwas erbost. Inuyasha runzelte unwillig die Stirn und schnaubte abfällig.

"Na gut. Dein HALBbruder, meinetwegen." verbesserte sich Myoga seufzend. "Aber willst du den Befehl deines Herrn Vater deshalb missachten?"

Der Junge schlug resigniert die Augen nieder. Er konnte seinen Vater nicht einfach ignorieren. Immerhin hatte er ihn noch nie gesehen und jetzt erhielt er endlich einmal eine Botschaft von ihm. Diese wollte er natürlich nicht einfach zur Seite schieben. Sie war alles, was er von seinem Vater hatte. Außerdem... seine Mutter hatte ihm doch auch gesagt, er soll zu Sesshomaru gehen... Auch wenn er bezweifelte, dass dieser ihn mit offenen Armen empfangen würde.

"Nein." beantwortete er kleinlaut Myogas Frage. Der Floh atmete hörbar aus. Die Erleichterung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.

Na endlich, dachte er beruhigt und machte es sich auf Inuyashas Schulter etwas bequemer. Leise seufzend verschränkte seine Arme und wandte sich Inuyasha zu.

"Also los." forderte er ihn auf.

Schweigend, und etwas widerstrebend, setzt sich der Junge in Bewegung.
 


 

Das nächste Kapitel heißt: "Der Dämon in mir"

^.^
 

Über ein Kommi würde ich mich natürlich jederzeit freuen!

Der Dämon in mir

Die Geschwister treffen nun aufeinander. Wird Sesshomaru seinem kleinen Bruder helfen? Lest doch selbst:
 


 

Myoga erwies sich schon bald ein ziemlich merkwürdiger Zeitgenosse. Inuyasha konnte ihn nicht recht einordnen. War er mutig und stark oder einfach nur ein elender Feigling?

Unterwegs erzählte er Inuyasha Geschichten über seine tapferen Dienste, die er für Inutaisho gemacht hatte, aber der Junge hatte da seine Zweifel, dass er wirklich die Wahrheit sagte.

"Sag mal Myoga, wie war denn mein Vater?" unterbrach er den Redeschwall seines Begleiters. Seine Mutter hatte ihm zwar schon allerhand über seinen Vater erzählt, aber er hörte immer wieder gern von ihm. Myoga hielt inne und kratzte sich am Kinn. Sein Gesicht hellte sich auf, als er an seinen alten Meister zurückdachte.

"Oh, er war ein Hundeyoukai mit dem schmackhaftesten Blut weit und breit. Schade, dass deines nicht annähernd so saftig ist." Er seufzte bedauernd, näherte sich aber trotzdem Inuyashas Hals und stach unmerklich in seine Haut.

"Hey!" Inuyasha quetschte ihn zwischen seinen Fingern. Der, so grob behandelte, Floh gab einen röchelnden Laut von sich und stammelte etwas von einer Entschuldigung. Inuyasha setzte ihn grimmig wieder auf seiner Schulter zurück.

"Aber dein Blut hat dafür einen süßen Nachgeschmack." setzte der Floh sein Gespräch unbeirrt fort und schielte wieder zu Inuyasha. Dieser knurrte warnend. Schnell wandte sich Myoga wieder ab und tat so, als ob er in der Ferne etwas suchen würde.

Obwohl er ein furchtbarer Angeber zu sein schien, freute sich der Junge doch über seine Gesellschaft. Zu sehr fürchtete er den Gedanken schon wieder alleine zu sein. Außerdem könnte dieser Floh ihn notdürftig vor anderen Youkai schützen. Wenn diese Geschichten, die er erzählt hatte, der Wahrheit entsprachen, dann musste er eigentlich richtig stark sein.

Hinzu kam noch, dass sein Vater ihn anscheinend sehr geschätzt hatte. Myoga hatte sich stolz als seinen "Berater" bezeichnet.

"Warum wollte mein Vater, dass du auf mich aufpasst?" fragte Inuyasha nach einer Weile. Seltsamerweise schien Myoga dieses Thema gar nicht zu behagen.

Er lief etwas rot an und begann verlegen herumzudrucksen.

"Äh... na ja... also..." Er hielt an und räusperte sich laut. "Nun, er befürchtete, dass du als Halbdämon... äh ein bisschen Hilfe gebrauchen könntest. Und falls deiner Mutter etwas passieren sollte, dann... äh..." Es war ihm sichtlich unangenehm darüber zu reden, wusste er doch wie frisch der Schmerz über ihren Tod noch war.

Inuyasha schwieg. Er starrte gedankenverloren zu Boden und forderte Myoga auch nicht auf weiterzusprechen. Auch der Floh zog es lieber vor still zu sein. Er hätte gern etwas Tröstendes gesagt, aber er wusste nicht so recht, wie er mit so einer Situation umgehen sollte. Hinzu kam, dass er mit einem Vokabular für solche Gelegenheiten nicht gut genug ausgestattet war.

So schwiegen beide und hingen ihren eigenen Gedanken nach.

Nach einer Weile hob Inuyasha mit einem Ruck den Kopf, sodass Myoga überrascht aufsprang.

"Was ist?" fragte er alarmiert und versteckte sich vorsorglich hinter einer roten Kleiderfalte. Inuyasha hob die Nase in den Wind.

"Ich rieche Sesshomaru." teilte er dem Floh mit.

"Na wunderbar. Dann ... geh." Er klang nicht gerade erfreut. Im Gegenteil- er duckte sich noch tiefer und machte sich so klein wie möglich.

"Wenn er nicht nach mir fragt, dann solltest du mich besser auch nicht erwähnen." schärfte er seinem jungen Begleiter ein. Inuyasha runzelte fragend die Stirn.

"Warum?"

"Äh.... aus Sicherheitsgründen."

Der Junge zuckte lediglich mit den Schultern und setzt seinen Weg fort. Dieser Floh benahm sich ja seltsam. Aber auch Inuyasha war mulmig zumute.

Würde sein Bruder ihm überhaupt zuhören? Würde er ihn aufnehmen? Würde er ihm helfen? Inuyasha schüttelte heftig den Kopf und drängte diese Sorgen zurück. Er durfte vor seinem großen Bruder auf keinen Fall als schwach dastehen, sonst würde er ihn sofort wieder wegjagen. Inuyasha wusste, dass er Schwäche nicht ausstehen konnte.

Außerdem brauchte er nun wirklich keine Angst zu haben. Seine Eltern hätten ihn bestimmt nicht dazu aufgefordert zu seinem Bruder zu gehen, wenn er dann von ihm getötet wurde. Dieser Gedanke beruhigte den Jungen. Er sprach sich selbst Mut zu und trat entschlossen aus dem Wald heraus.

Vor ihm erstreckten sich nun weite Hügel, die wie grüner Samt in der Sonne glänzten. Der Wind rauschte an ihm vorbei und bewegte die langen Gräser sachte hin und her. Auf einem entfernten Hügel stand eine große, erhabene Gestalt. Sesshomaru.

Inuyasha erkannte ihn sofort wieder. Das Fell auf seiner Schulter, die edlen Kleider und die langen silbrig- weißen Haare. Er stand mit dem Rücken zu seinem kleinen Bruder und schien seine Anwesenheit noch nicht bemerkt zu haben.

Inuyasha schluckte und ging schüchtern auf ihn zu. Da fiel ihm ein, dass er sich ja vorgenommen hatte nicht als Jammerlappen dazustehen und richtete sich sogleich selbstsicher auf. Myoga gab die ganze Zeit keinen Mucks von sich. Ob er doch nicht so mutig war?

Inuyash beschloss auf jeden Fall nicht mit seiner Hilfe zu zählen, falls es hart auf hart kommen würde.

Als er hinter seinem großen Bruder stand, regte sich der immer noch nicht. Inuyasha machte einige laute Geräusche, um auf sich aufmerksam zu machen, aber er wurde vollkommen ignoriert. Schließlich fasste er sich ein Herz und sprach seinen Gegenüber an.

"Äh... Sesshomaru?" Das klang gar nicht so grimmig und gefährlich, wie er es vorgehabt hatte. In Gedanken fluchte er bereits. So würde ihn sein Bruder niemals aufnehmen, nicht wenn er sah, wie sehr er sich eigentlich fürchtete.

Sesshomaru allerdings, schien jetzt endlich aufgetaut zu sein. Er bewegte sich leicht, drehte sich aber nicht um.

"Myoga." sagte er tonlos. Inuyasha fröstelte, als er die Kälte in seiner Stimme wahrnahm. "Komm sofort her. Ich weiß, dass du da bist."

Sofort wühlte sich der kleine Dämon unter dem Stoff hervor und blickte verschreckt zu dem großen Youkai. Er hatte ihn also doch bemerkt. Nach wie vor sehr aufmerksam, der ältere der Brüder. Myoga schluckte und hüpfte gehorsam von Inuyashas Schulter.

Zögernd näherte er sich dem Youkai und sprang behände auf einen kleinen Felsen.

"Sesshomaru- sama. Es ist mir eine Ehre Euch wiederzu..."

"Was will ER hier?" wurde er scharf unterbrochen. Myoga begann leicht zu zittern. Er hatte doch gewusst, dass Sesshomaru erzürnt sein würde seinen Halbbruder hier zu sehen. Wie sehr wünschte sich der Floh, dass Inutaisho jetzt hier wäre. Er war der Einzige, vor dem Sesshomaru Respekt gehabt hatte.

Da es nun mal nicht so war seufzte Myoga tief und legte sich eine gute Antwort parat.

"Nun..." begann er unsicher. "Euer werter Herr Vater hat mir doch befohlen Inuyasha zu Euch zu bringen, falls es nötig sein sollte. Na ja... jetzt ist der Moment dazu."

Er stieß die Luft gepresst aus und hielt gespannt den Atem an. Beunruhigt wartete er auf irgendeine Reaktion. Doch Sesshomaru schwieg.

Nach einer Weile, die Myoga wie eine Ewigkeit vorkam, fing er an zu sprechen: "Und? Was will er?"

Der Flohdämon entspannte sich wieder. Er hätte einen Wutausbruch erwartet, aber wie es aussah war Sesshomaru etwas reifer geworden und schien nicht mehr so schnell in Rage zu geraten.

"Er braucht Eure Hilfe." erklärte er nun eifrig. "Er hat sonst niemanden mehr. Außerdem muss er lernen sich zu verteidigen."

Sesshomaru schnaubte verächtlich.

"Ich werde ihn nicht trainieren, falls du das meinst."

Myoga blinzelte überrascht und sah enttäuscht aus.

"Aber... aber was soll er tun, wenn er anderen Youkai begegnet?"

"Das ist nicht mein Problem."

Oh je. Myoga sackte sichtlich in sich zusammen. Niedergeschlagen schwieg er. Dieser Sesshomaru war nach wie vor unglaublich stur. Er würde seinen Bruder tatsächlich einfach im Stich lassen! Das würde er ohne weiteres fertig bringen.

Aber Myoga hatte doch Inutaisho versprochen, dass er sich um Inuyasha kümmern würde. Beim Gedanken an seinen früheren Herren richtete sich der Floh wieder auf. Seine Augen funkelten nervös.

"Sesshomaru- sama! Wollt Ihr den Befehl und den Wunsch Eures Vaters missachten?"

Das saß. Sesshomaru zuckte merklich zusammen. Auf diese Frage konnte er nichts erwidern. Außerdem achtete er seinen Vater und es käme ihm nie in den Sinn ihn zu enttäuschen.

Also gut. Wenn es unbedingt sein musste...

Der große Youkai drehte sich betont langsam um. Zwei goldene und ausdruckslose Augen blickten auf Inuyasha hinab und musterten ihn aufmerksam. Der Kleine starrte zurück und versuchte ruhig zu bleiben. Trotz seiner Bemühungen bemerkte Sesshomaru sofort seine Unsicherheit und Nervosität.

Missbilligend dachte er an die schwächliche menschliche Seite seines Bruders.

Die Geschwister blickten sich lange an. Es war, als ob sie sich zum ersten Mal sehen würden. In gewisser Weise stimmte das auch. Sie waren sich noch nie so nahe gegenüber gestanden.

Der Jüngere schluckte unbehaglich. Sollte er etwas sagen? Als er es versuchte brachte er jedoch kein Wort heraus.

Zu seiner Erleichterung löste Sesshomaru, gleich darauf seinen unangenehmen Blick von ihm und wandte sich wieder um. Langsam ging er den Hügel hinunter, in der Annahme, dass sein Bruder ihm folgen würde.

Inuyasha blickte zu Myoga, der ihm aufmunternd zunickte.

"Geh mit ihm. Er wird dir nichts tun." versicherte er ihm erleichtert. Diese unangenehme Arbeit hatte er also erfolgreich hinter sich gebracht.

"Und was ist mit dir?" fragte der Junge.

"Mit mir? Äh... nun ja... ich muss leider gehen. Hab noch was zu erledigen." sagte der kleine Dämon hastig. Etwas zu hastig. Inuyasha kniff nachdenklich die Augen zusammen .

"Hast du Angst vor Sesshomaru?" fragte er geradeheraus. Daraufhin wurde Myoga ein bisschen rot und hüpfte schnell von Felsen, damit Inuyasha seine Verlegenheit nicht sah. Mit großen Sprüngen eilte er davon.

"Ich komm später noch mal zu dir!" rief er über die Schulter, dann war er schon nicht mehr zu sehen.

Inuyasha sah ihm noch eine Weile nach, dann drehte er sich um und lief seinem Bruder hinterher, der sich bereits ein ganzes Stück entfernt hatte.
 

Inuyasha ging vorsorglich einige Schritte hinter seinem großen Bruder. So ganz traute er sich noch nicht in seine Nähe. Bei Youkai wusste man nie, wie sie reagieren würden.

Sesshomaru schien allerdings nichts vom ihm zu wollen. Überhaupt beachtete er ihn gar nicht. Inuyasha fühlte sich ziemlich unbehaglich in seiner Gesellschaft.

Sein Bruder sprach nicht, scherzte nicht und sah Inuyasha kein einziges Mal an. Das einzige, das man spürte, war eine kribbelnde Kälte, die vom Youkai ausging. Was, wenn er seinen kleinen Halbbruder die ganze Zeit so behandelte?

Inuyasha hatte schon jetzt keine Lust mehr bei ihm zu sein. Er wollte bereits von Anfang an nicht zu ihm gehen. Hätte er sich doch nur nicht von Myoga dazu überreden lassen. Am liebsten wäre er wieder mit ihm fortgegangen. Zumindest schien der kleine Flohgeist wenigstens Humor zu besitzen, das man von Sesshomaru nicht gerade behaupten konnte. Inuyasha blickte neugierig zu ihm auf und beobachtete das flauschige Fell auf seiner Schulter. Ob sein Vater auch so etwas gehabt hatte? Fast sah er sich in der Versuchung es anzufassen, hielt jedoch rechtzeitig inne und zog seine Hand hastig zurück.

Er senkte den Blick wieder auf den Boden und stieß einen kleinen Seufzer aus. Wie weit wollten sie eigentlich noch gehen? Inuyasha war so müde. Er war ja schon lange nicht mehr zur Ruhe gekommen. Dauernd musste er davonlaufen.

Jetzt nicht mehr. Das war wohl das einzige Positive an er Gesellschaft seines Bruders. Bei ihm war er wenigstens in Sicherheit. Inuyasha spürte die Macht, die von ihm ausging und war froh, dass diese auf seiner Seite war.

Wenigstens musste er keine Angst mehr haben angegriffen zu werden. In diesem Punkt vertraute er seinem Bruder voll und ganz. Er würde nicht zulassen, dass ihm etwas passieren würde.

"Man hat dich fortgejagt?" fragte Sesshomaru plötzlich. Dass er etwas sagte, kam für Inuyasha so plötzlich, dass es ihm für einen Moment die Sprache verschlug.

"Was ist?" erkundigte der Youkai ungeduldig. Offensichtlich war er es nicht gewohnt, dass man sich mit einer Antwort so viel Zeit ließ. Inuyasha fummelte nervös an seinem Ärmel herum.

"Äh.... ja." antwortete er leise. Er wollte nicht unbedingt an diesen Abend zurückerinnert werden. Wieso sprach Sesshomaru überhaupt davon?

"Und du hast dich nicht gewehrt." fuhr er nun fort. Er war mehr ein Feststellung, als eine Frage, trotzdem fühlte sich Inuyasha verpflichtet zu antworten.

"Na ja... ich... wie hätte ich das denn machen sollen? Es waren so viele." stammelte er.

"Es waren MENSCHEN." sagte Sesshomaru abfällig. "Schwaches Gesindel."

Inuyasha schwieg. Er hatte nicht gewusst, dass sein Bruder Menschen so sehr verachtete. Er wusste offensichtlich nicht, dass nicht alle bösartig waren. Alina und Lin zum Beispiel waren herzensgut.

"Nicht alle Menschen sind gemein." versuchte er seinem Bruder, nach einigem Zögern, zu erklären. Dieser schnaubte verärgert.

"Ich sagte, sie sind schwach." wiederholte er knapp. Darauf wusste Inuyasha nichts mehr zu erwidern. Ihm kamen die Menschen jedoch nicht schwach vor. Sie hatten gute Waffen und zutreten konnten sie auch ganz gut, das hatte Inuyasha ja am eigenen Leib erfahren. Schweigend gingen die Brüder weiter. Sie hatten sich wohl nichts mehr zu erzählen.
 

Sesshomaru konnte es immer noch nicht fassen. Er schleppte tatsächlich seinen kleinen Bruder mit herum!

Dabei hätte er weitaus besseres zu tun, als sich um diesen Halbdämon zu kümmern. Als ihm vor sechs Jahren sein Vater befohlen hatte, auf seinen Bruder aufzupassen, hatte er schon geahnt, dass er ihn eines Tages am Hals hatte.

Er wusste zudem nicht genau, was er nun mit ihm anstellen sollte. Er konnte nicht die ganze Zeit bei ihm sein. Schließlich musste sich Sesshomaru auch um andere Dinge kümmern. Dabei wollte er auf keinen Fall seinen Halbbruder dabeihaben, aber er konnte ihn auch nicht einfach abservieren.

Sesshomaru hatte sofort bemerkt, dass der Kleine so gut wie nichts draufhatte. Er war unsicher und wusste wohl auch nicht, wie er sich verhalten sollte.

Außerdem hatte er anscheinend keine Ahnung über seine verborgenen Kräfte. Wenn er nicht einmal darüber bescheid wusste, dann wunderte es Sesshomaru, wie er bis jetzt überleben konnte. Offensichtlich war er recht zäh.

Wenigstens etwas.

Die Menschen hatten ihn also fortgejagt. Diese Tatsache ärgerte Sesshomaru seltsamerweise. Obwohl sein Bruder ein Hanyou war, gehörte er doch zur Familie. Niemand sollte ein Familienmitglied derart behandeln. Diese elenden Menschen.
 

Am späten Nachmittag hielt Sesshomaru an.

"Wir bleiben vorerst mal hier." teilte er seinem Bruder mit, der sich sofort erleichtert ins Gras fallen ließ. Endlich konnte er mal rasten.

Sie befanden sich an einem kleinen Weiher. Rundherum wuchsen einige Bäume, die kühlen Schatten spendeten. Inuyasha ging zum Wasser und trank gierig das erfrischende Nass.

Dabei schielte er zu Sesshomaru, der plötzlich ziemlich angespannt wirkte. War vielleicht ein Dämon in der Nähe?

Sofort sprang Inuyasha auf und trat neben ihm. Fragend blickte er zu ihm auf.

"Was ist?" fragte er beunruhigt.

"Nichts. Ich muss kurz weg." Inuyasha schnappte entsetzt nach Luft.

"Du lässt mich hier allein?"

Statt zu antworten entfernte sich der Youkai ein Stück und machte sich bereit in die Luft aufzusteigen. Da spürte er ein leichtes Zerren, an seiner Seite. Erstaunt blickte er an sich hinab und sah Inuyasha, der ihn am Hosenbein zurückhielt. Seine kleine Hand krallte sich im Stoff fest und große Augen schauten den Youkai bittend an. Sesshomaru starrte seinen Bruder konsterniert an. Was viel diesem Wicht eigentlich ein?

"Du kannst mich doch nicht einfach hier zurücklassen." flehte Inuyasha inständig und zwang sich in die kalten Augen seines Bruders zu blicken. Sesshomaru zeigte kein Mitleid.

"Hast du Angst, Inuyasha?" Die Tatsache, dass er ihn beim Namen nannte und ihn nicht verächtlich "Hanyou" nannte, überraschte den Jungen. Erstaunt zog er die Augenbrauen hoch.

"Angst? Äh... nein. Ich doch nicht." antwortete er etwas verspätet. Er ließ seinen Bruder jedoch nicht los.

"Inuyasha." sagte Sesshomaru ernst. "Du bist ein Halbdämon."

Inuyasha runzelte die Stirn. Fing er jetzt doch an ihn zu verschmähen? Traurigkeit und Verständnislosigkeit spiegelte sich in seinen Augen. Sesshomaru seufzte innerlich.

Er versteht es nicht, dachte er. Man muss ihm wohl alles erklären.

"Du bist Halbdämon. Das heißt es fließt zur Hälfte Dämonenblut in dir." erläuterte er seinem Bruder, der ihn verwirrt anstarrte. "Nutze dieses Blut. Erwecke den Dämon in dir."

Damit hatte er genug gesagt. Er schüttelte die Hand seines Bruders ab. Widerwillig ließ Inuyasha los.

"Der Dämon in mir?" wiederholte er zögernd. "Wie mache ich das? Wie erwecke ich ihn?"

Sesshomaru schwieg und wandte sich von ihm ab. Aufmerksam blickte er in den Himmel.

"Das musst du selbst herausfinden." sagte er. Ohne weitere Kommentare stieg er lautlos in die Luft auf. Inuyasha blickte ihn ungläubig an. Sein Bruder konnte ja fliegen!

Da fiel ihm ein, dass er ihn ja allein lassen wollte. Verzweifelt rannte er ihm am Boden hinterher.

"Sesshomaru!" rief er. "Wann kommst du wieder? Sind hier viele Youkai in der Nähe? Kannst du mir nicht einen Tipp geben, wie ich mich verteidigen soll?"

Meine Güte. Sesshomaru sah schon schwere Zeiten auf sich zukommen. Er ersparte sich eine Antwort und flog stattdessen noch höher, bis er Inuyasha nicht mehr sah und hörte. Der sollte schon alleine klarkommen.

Schließlich hatte Sesshomaru nicht vor ihn zu verhätscheln. Je früher sein kleiner Bruder lernte, Probleme eigenständig zu lösen und sich selbst Schwierigkeiten zu stellen, umso eher wäre er ihn wieder los.

Er würde später nach ihm schauen. Wenn er dann noch leben würde, dann würde er ihn wohl noch etwas erdulden müssen.

Und wenn er es nicht schafft, dachte Sesshomaru, dann war er halt zu schwach, um sich zu verteidigen.

Das war eine einfache Tatsache. Ob Inuyasha überlebte oder nicht, lag ganz allein bei ihm. Auf jeden Fall hatte Sesshomaru jetzt eine andere Gelegenheit, um die er sich kümmern musste.
 

Inuyasha stolperte noch einige Schritte, bevor er keuchend anhielt. Verärgert blickte er in den Himmel. Kaum war er bei seinem Bruder, verließ dieser ihn schon.

Dabei hatte er ihm noch gar nichts gezeigt. Er wusste nicht, wie er kämpfen sollte, was er tun musste, wenn einer dieser mächtigen Youkai des Weges kam. Myoga war auch nicht da, um ihm zu helfen.

"Der Dämon in mir." flüstere der Junge wieder. Er ließ diese Worte auf sich einwirken und dachte gründlich darüber nach. Als dieser Dämon Alina angegriffen hatte, da hatte er eine heiße Wut in sich gespürt. War er das gewesen? Der Dämon in ihm?

Seine Sorge um Alina und seine Wut über diesen Dämon hatten ihn wohl in Rage versetzt. Er hatte es sogar geschafft seinen Gegner in die Luft zu schlagen.

So etwas wollte er aber nicht mehr durchmachen. Es war fürchterlich gewesen, aber.... andererseits hatte es ihm auch gefallen.

Es war ein schönes Gefühl gewesen, zu wissen, dass er stärker war, als jemand anderes. Das machte ihn selbstsicher und mutig. Er spürte, dass er das noch einmal sein wollte, aber er hatte auch Angst davor.

Zweifel stiegen in ihm auf und er begann sich zu fragen, ob er das auch schaffen würde. Es könnte ja sein, dass sein Gegner ihn tötete, bevor er selbst überhaupt Zeit hatte sich auf den Kampf vorzubereiten. Er wusste, dass Youkai viel stärker waren als er.

Trotzdem musste er irgendwie gegen sie ankommen können, sonst hätte ihn Sesshomaru nicht alleine gelassen. Inuyasha zog es jedoch vor, fürs erste einmal unauffällig zu bleiben und auf seinen Bruder zu warten.

Ohne länger zu zögern ging er zurück zum Weiher, um sich dort zu verstecken. Bis sein Bruder zurückkommt, würde er sich irgendwo verkriechen und sich still verhalten. Das war das sicherste.
 


 

Ob das wirklich sicher ist? Na, wir werden sehen. Wenigstens erduldet Sesshomaru seinen kleinen Bruder, aber es wäre ja auch wirklich gemein, wenn er ihn einfach wegjagen würde.
 

Das nächste Kapitel heißt: "In Bedrängnis"

Kommis sind immer willkommen! ^.^

In Bedrängnis

Danke für euer großes Interesse und für die lieben Kommis! Und nun- viel Vergnügen mit dem 6. Kapitel:
 


 

Schwarze Regenwolken zogen auf. Sie bedeckten den bisher klaren Himmel und schoben sich frech vor die Sonne. Es wurde etwas düster und die Luft roch nach Feuchtigkeit.

Sesshomaru überflog die große Wiese und kam schließlich zu einem weiten Wald. Er wollte dem Dorf, wo Inuyasha gelebt hatte, mal einen kleinen Besuch abstatten. Wie konnten es diese schwache Menschen eigentlich wagen ein Mitglied der Familie derart zu behandeln?

Der Zorn des Youkai richtete sich allerdings nicht nur auf die Dorfleute, sondern auch an seinen kleinen Bruder. Er hätte sich so etwas nie gefallen lassen dürfen. Er hätte die Menschen angreifen müssen und ihnen das Fürchten lehren. Doch wie Sesshomaru schon vorhin bemerkt hatte, hatte sein Bruder rein gar nichts drauf.

Er konnte nicht kämpfen und hatte keinen Schimmer, wie man das Dämonenblut, welches durch seine Adern floss, nutzen soll. Das kostbare Blut von Inutaisho. Welche Schande das Blut eines solch mächtigen Youkai derart verrosten zu lassen.

Aber Inuyasha hatte auch sechs Jahre lang bei Menschen gelebt, da war es also kein Wunder, dass er von nichts eine Ahnung hatte. Er war bis jetzt als Mensch erzogen worden und hatte daher auch ihre Schwächen angenommen. Vor allem Angst und Unsicherheit hatten sich seiner bemächtigt. Sesshomaru hatte sie sofort gespürt, als er ihm in die Augen geblickt hatte. Das würde sich jedoch ändern, dafür würde Sesshomaru schon sorgen.

Er war fast froh darüber, dass sein Bruder jetzt nicht mehr bei diesem Menschenpack war. Schließlich sollte auch die Ehre der Familie erhalten bleiben.

Er flog jetzt über große Felder und Äcker. Das Dorf war also nicht mehr weit. Er konnte die kleinen Dachspitzen schon sehen. Rasch näherte er sich der Siedlung und landete lautlos am Rande des Dorfes. Aufmerksam blickte er sich um.

Es waren fast keine Leute zu sehen. Die meisten arbeiteten auf den Feldern und nur einige Alte saßen vor den jeweiligen Hütten und flochten Körbe. Nun hielten sie verblüfft inne und starrten entsetzt auf den großen Youkai.

Eine alte Frau stieß einen schrillen Schrei aus und ließ ihren halbfertigen Korb fallen. Die Reaktionen der anderen Leute waren ähnlich. Ein paar liefen auch Hals über Kopf weg oder sperrten sich in ihren Häusern ein, obwohl sie eigentlich wissen mussten, dass sie darin auch nicht in Sicherheit waren.

Sesshomaru hatte allerdings keine Augen für diese Menschen. Er beachtete sie gar nicht, sondern schritt zielstrebig auf das größte Haus des Dorfes zu. Es war eigentlich ein vornehmes Schloss, mit einem gepflegten Hof. Rundherum standen ordentlich, in Reih und Glied, einige große Bäume.

Die Diener sahen das Herannahen dieses Fremden und eilten sofort zu der Hausherrin. Einige von ihnen erkannten jedoch den Youkai und waren klug genug sich aus dem Staub zu machen. Sie wussten wer er war und ahnten wieso er hier war. Da wollten sie lieber nicht im Weg sein, wenn er in seiner Wut hier alles kurz und klein schlagen würde.

Auch die Diener beachtete Sesshomaru nicht. Mit steinernem Blick ging er auf das Schloss zu. Seine Augen waren kalt und ausdruckslos. Eine Gestalt erschien nun an der Tür und blickte hinaus. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen, als sie den Fremden sah.

Sie ging einen Schritt auf ihn zu und schluckte schwer.

"L-Lord Sesshomaru..." sagte sie mit zitternder Stimme. Ihr Gesicht war blass vor Schrecken. Mit so einem Besuch hatte sie allerwenigsten gerechnet.

Der Youkai antwortete nicht, sondern ging unbeirrt weiter und funkelte die Frau kalt an. Die schien regelrecht unter seinem vernichtenden Blick zu schrumpfen.

Stumm starrte sie ihn an, nicht fähig etwas zu sagen.

Sesshomaru hob langsam seine Klaue und spreizte die Finger.

Im gleichen Moment fing es an zu regnen.
 

Seufzend setzte sich Inuyasha auf einen Stein, in der Nähe des Weihers. Er zog die Knie an und stützte sein Kinn darauf. Das beste war wohl, hier auf seinen Bruder zu warten.

Hinter diesen großen Büschen war er gut versteckt. Er wollte auf keinen Fall ein Risiko eingehen und von einem Dämon gesehen werden. Sich verstecken und ruhig verhalten- diese Taktik schien ihm durchaus passabel.

Wieso ist Sesshomaru eigentlich so plötzlich weggegangen? fragte sich der Junge. Er hatte sehr zornig ausgesehen. Hoffentlich blieb er nicht zu lange weg, Inuyasha fühlte sich an diesem Ort nicht recht wohl. Es war feucht, kalt und viel zu still.

Vor allem die Stille behagte Inuyasah gar nicht. Bis jetzt war jedes Mal ein Dämon aufgetaucht, wenn es rundherum so leise gewesen war. Etwas ängstlich blickte er sich um, konnte aber natürlich nichts verdächtiges erkennen. Trotzdem verhielt er sich ganz ruhig und regte sich kaum.

Was würde wohl sein Bruder sagen, wenn er ihn hier so sah? Wie er sich zitternd vor jemanden versteckte und ängstlich darauf hoffte nicht bemerkt zu werden. Inuyasha senkte beschämend den Kopf. Das würde Sesshomaru gar nicht gefallen.

Vielleicht würde er ihn dann sogar fortjagen, denn mit so einer jämmerlichen Gestalt wollte er bestimmt nichts zu tun haben. Dabei hatte er Inuyasha sogar beim Namen genannt und sich nicht über ihn lustig gemacht, dass er ein Halbdämon ist. Seltsam angeschaut hatte er ihn schon, aber er hatte wenigstens nichts abwertendes gesagt.

Das freute Inuyasha und er fühlte sich deshalb auch zu seinem Bruder irgendwie hingezogen. Immerhin war er sein letzter Verwandter. Er hatte sonst niemanden mehr.

Inuyasha seufzte leise und zupfte gedankenverloren an einigen Blumen. Es war langweilig hier tatenlos herumzusitzen. Er wollte etwas tun. Obwohl er sich fest vorgenommen hatte versteckt zu bleiben, hob er nach einer Weile vorsichtig den Kopf und spähte aufmerksam umher. Zusätzlich spitzte er die Ohren und prüfte mit der Nase die verschiedenen Gerüche. Er konnte nichts gefährliches entdecken.

Etwas mutiger schlich er aus seinem Versteck, nicht ohne seine Sinne vorher überall auszusenden. Er tastete mit ihnen die ganze Gegend ab, bis er sich vollkommen sicher fühlte.

Bis auf ein paar Vögel war hier wirklich nichts ungewöhnliches.

Inuyasha sprang glücklich in die Wiese und schlenderte ein bisschen herum. Er wollte die Gegend erkunden und vielleicht ein trockenes Plätzchen zum Übernachten suchen. Außerdem sah es so aus, als ob es bald regnen würde. Die Luft roch angenehm feucht und dicke Wolken überzogen bereits den Himmel.

Inuyasha hatte keine Lust völlig durchnässt zu werden, und beeilte sich deshalb sein Vorhaben in die Tat umzusetzen und irgendeinen geschützten Ort zu erreichen. Er umging den Weiher und ging weiter Richtung Nordwesten. Neugierig blickte er sich um und war dabei immer auf der Hut. Etwas hatte er ja schon gelernt: Feinde konnten überall lauern und es war das beste, ihnen aus dem Weg zu gehen. Zu riskant war ein Kampf bei dem Inuyasha getötet werden konnte. Und er hing am Leben.

Auch wenn er ein Hanyou war und zur Hälfte Dämonenblut in sich hatte, fühlte er sich nicht bereit zu kämpfen, ganz egal was Sesshomaru gesagt hatte.

Unbekümmert hüpfte er durch das hohe Gras und ging scheinbar ziellos umher. Am besten wäre es, wenn er einen großen Baum fand, deren Blätterdach so dicht war, dass ihn dort niemand sehen konnte. Das würde ihn auch vor dem Regen schützen.

Den gewünschten Baum fand Inuyasha nicht, dafür aber ganz etwas anderes. Er hörte leise Stimmen. Sofort erstarrte der Junge und warf sich bäuchlings auf den Boden. Zitternd blieb er liegen. Als sich die Stimmen nicht näherten und sich sonst auch nichts regte, wagte er es, vorsichtig durch die Grashalme zu lugen.

Die Stimmen kamen von drei Gestalten, die sich hinter einer kleinen Baumgruppe befanden. Sie waren alle recht groß und sahen menschlich aus, aber Inuyasha traute den Menschen mittlerweile genauso wenig wie den Youkai. Deshalb war es ihm egal, wen er vor sich hatte. Beide Varianten von Feinen waren todbringend.

Eigentlich wäre es das beste versteckt im Gras zu bleiben, aber Inuyashas Neugierde war viel zu groß. Er wollte unbedingt wissen, was da vor sich ging.

Diese Leute schienen eine angeregte Unterhaltung zu führen, denn sie flüsterten aufgeregt und fuchtelten wild mit den Händen in der Luft herum. Außerdem trugen sie Waffen bei sich. Nicht nur Schwerter, sondern, zu Inuyashas Entsetzten, trug einer von ihnen auch eine breite Axt, die so groß war wie Inuyasha selbst. Er schluckte schwer, kroch aber dennoch näher heran, um etwas vom Gespräch mitzukriegen. Es fing an zu regnen, aber die Neugierde trieb den Jungen weiter vorwärts.

Leise krabbelte er über den Boden und hielt erst an, als er die Gestalten schon fast erreicht hatte. Jetzt erkannte er, dass es drei waren und es waren ganz bestimmt keine Menschen. Inuyasha konnte das Gesicht von einem sehen. Die Augen waren rötlich und irgendwie katzenhaft. Eine große Narbe zog sich vom rechten Auge bis zur Wange hinunter. Solche Augen hatte kein Mensch, es musste sich also um einen Youkai handeln. Die anderen beiden waren infolgedessen auch Youkai. Es roch außerdem unangenehm pelzig.

Jetzt durfte sich Inuyasha bloß nicht bewegen. Gleich drei Youkai! Wenn sie ihn entdeckten, war er geliefert. Er wollte schon wieder unbemerkt zurückkriechen, als ein bekannter Name fiel.

"..... eben. Dieser Sesshomaru ist ein Dorn im Auge." sagte einer der Youkai gerade. Er stand mit dem Rücken zu Inuyasha und war der größte der drei.

"Aber was willst du tun?" fragte der zweite Youkai. Es war der, mit der Narbe im Gesicht. Der Angesprochene zuckte gleichgültig die Schultern.

"Na ihn töten, was denn sonst?"

"Er soll aber sehr stark sein. Den schaffst du nicht."

Der erste Youkai lachte leise.

"Ihr beide helft mir doch dabei." sagte er.

"Was?" meldete sich nun er dritte und hob abwehrend die Hände. "Nein ohne mich. Ich lasse mich nicht mit so einem Gegner ein." Der erste Youkai blickte ihn scharf an.

"Denk doch daran, was für uns dabei rausspringt." sagte er leise. "Der Herr des Westens ist tot! Nefrata- sama wird uns mit offenen Armen empfangen. Sie hatte schon einen ziemlichen Streit mit dem Vater des Hundejungen. Stellt euch vor, wie erfreut sie sein wird, wenn wir seinen Sohn töten! Sie wird uns reichlich belohnen!"

"Das glaube ich nicht. So einfach können wir den nicht besiegen."

"Na, dann mach doch was du willst! Wir gehen jetzt auf jeden Fall. So eine Memme wie dich können wir sowieso nicht gebrauchen." Die zwei Youkai wandten sich um und ließen den dritten einfach stehen. Inuyasha hatte verwirrt alles mitangehört. Sie wollten tatsächlich Sesshomaru töten? Er befand sich in Gefahr! Inuyasha musste ihn warnen. Da erkannte er jedoch, dass er sich selbst auch in Schwierigkeiten befand. Die beiden Youkai kamen nämlich direkt auf ihn zu.

Verdammt, konnten die nicht einen anderen Weg einschlagen? Inuyasha lag weiterhin still auf den Boden und überlegte fieberhaft, was er denn jetzt tun sollte. Das Gras war lang und dicht genug. Es müsste ihn eigentlich vor den Blicken der Youkai schützen, deshalb beschloss er einfach liegen zu bleiben und auf sein Glück zu vertrauen. Anscheinend hatte sich heute aber alles gegen ihn verschworen, denn wie es der Zufall so wollte, stolperte einer der Youkai über ihn. Er geriet ins straucheln und taumelte einige Schritte nach vorn. Verärgert drehte er sich um.

"War wohl nur ein Stein." vermutete sein Begleiter und trat neben ihm. Der Youkai schüttelte langsam den Kopf.

"Nein. Das war kein Stein." Suchend starrte er auf den Boden. Inzwischen war auch der dritte im Bunde aufmerksam geworden. Vorsichtig trat er näher und inspizierte das Gras.

"He!" rief er. "Da ist ja was Rotes!" Sofort schauten die anderen auf die besagte Stelle und sahen gerade noch, wie ein kleines, rotes Etwas aufsprang und wie ein Wirbelwind davonraste. Es war sehr flink.

"Hinterher!" schrie der größte der Youkai uns stürmte bereits los. Seine Freunde folgten ihm sogleich.
 

Inuyasha hatte nicht lange überlegt. Als er gesehen hatte, dass er bemerkt worden war, hatte er sofort die Beine in die Hand genommen und war Hals über Kopf losgerannt.

Jetzt floh er schon wieder. Zum wievielten Male in diesen Tagen? Allmählich hatte er die Nase gestrichen voll davon, dauernd durch die Gegend gehetzt zu werden.

Das sollte endlich mal ein Ende haben. Aber was sollte er tun? Vollwertige Youkai waren doch viel zu stark für ihn. Letztendlich beschloss er doch noch bei seiner alten Taktik zu bleiben und einfach wegzulaufen. Das hatte bis jetzt ja immer geklappt.

Seine Verfolger waren ihm allerdings dicht auf den Fersen. Sie waren schnell und bald würden sie Inuyasha eingeholt haben, das wusste er. Fieberhaft versuchte er nach einem Ausweg zu suchen, aber ihm fiel nichts ein. Er konnte sich nirgends verstecken und gegen drei Youkai hatte er sowieso keine Chance. Ob Sesshomaru rechtzeitig kommen würde, um ihm zu helfen? Inuyasha hoffte es. Er war seine letzte Rettung.

Mit dem Gedanken an seinen Bruder stolperte er hastig weiter, so schnell er nur konnte. Schon bald keuchte er schwer und er wurde immer müder. Lange würde er dieses Tempo nicht mehr durchhalten können.

Er riskierte einen Blick nach hinten und wünschte sich sofort, es nicht getan zu haben. Das was er sah, gefiel ihm gar nicht. Seine Verfolger waren direkt hinter ihm. Noch ein kleines Stückchen und sie bräuchten nur die Hand auszustrecken, um ihn zu schnappen. Das spornte Inuyasha nochmals an. Er sammelte alle Kraft, die sein Körper noch zu bieten hatte, und sprintete los.

Das nützte ihm auch nicht mehr viel. Er bekam zwar wieder einen kleinen Vorsprung, aber das Schicksal hielt etwas anderes für ihn bereit: Eine Schlucht.

Der Weg endete plötzlich an einem tiefen Abgrund. Er war steil und dunkel wie der Rachen eines Drachen. Entsetzt hielt Inuyasha an, wobei er heftig mit den Armen in der Luft ruderte, um nicht versehentlich in den Abgrund zu fallen. Schnell wirbelte er herum, aber es war bereits zu spät.

Die Youkai grinsten breit, als sie seine Lage erkannten und gingen gemächlich auf ihn zu.

"Na kleiner Hanyou? Du bist ja ziemlich flink, aber jetzt sitzt du in der Patsche." sagte der Große. Er hatte eine schwarze Rüstung und seine Hand lag lässig auf der riesigen Axt. Inuyasha starrte wie hypnotisiert darauf und wich etwas zurück. Dabei wäre er fast in die Schlucht gestürzt. Voller Schrecken blickte er ins tiefe Loch. Der Youkai mit der Narbe lachte leise und ging näher an Inuyasha heran.

"Tja, du hast die Wahl." grinste er hämisch. "Entweder du stürzt dich in die Tiefe oder wir helfen dir zu sterben. Ich garantiere dir aber, dass Letzteres nicht schmerzlos sein wird."

Inuyasha starrte ihn mit großen entsetzten Augen an. Da war ihm der Sturz in die Tiefe wirklich lieber. Vorsichtig spähte er nach hinten.

Der dritte Youkai schnappte erschrocken nach Luft und sprang schnell nach vorn.

"Halt, Hanyou! Wage es ja nicht zu springen!" Der scharfe und befehlende Ton, veranlasste den Jungen tatsächlich dazu, sich wieder umzudrehen. Der Youkai funkelte ihn an und wandte sich dann dem Narbengesichtigen zu.

"Du Idiot! Wie kannst du ihn nur dazu aufmuntern zu springen! Er hätte es fast getan!"

Inuyasha zog überrascht die Augenbrauen hoch. Dieser Youkai schien wohl etwas freundlicher zu sein. Vielleicht half er ihm zu entkommen. Im nächsten Moment erkannte er jedoch seinen großen Irrtum.

"Hanyoufleisch ist sehr selten." fuhr der Youkai nun fort und leckte sich genüsslich über die Lippen. "Ich möchte ihn gern essen."

Die anderen zwei rollten genervt mit den Augen.

"Na gut, wie du willst." sagte der Große. "Aber zuerst will ich mich ein bisschen mit ihm vergnügen...."

"Nicht nur du!" schaltete sich der mit der Narbe ein. "Zerreiß ihn nicht schon beim ersten Angriff und lass mir auch was übrig. Er soll auf jeden Fall noch leben, wenn ich ihn mir vornehme."

"Ja, ja. Jetzt reg dich nicht auf. Ich werde mich zurückhalten." Mit diesen Worten ging er gierig auf das Opfer zu. Seine Augen funkelten hungrig auf. Inuyasha war vor Angst erstarrt und blickte seinem Gegner nur stumm entgegen.

Er konnte nicht glauben, was er da gehört hatte. Man wollte ihn zu Tode quälen und danach aufessen? So etwas Groteskes hatte er noch nie gehört! Das war ja widerlich!

In dem Magen eines Youkai wollte er ganz bestimmt nicht enden. Er verzog das Gesicht zu einer grimmigen Grimmasse und blickte seinen Gegenüber mutig an.

Er versuchte besonders gefährlich auszusehen, aber irgendwie ging dieses Vorhaben nach hinten los. Der Youkai lachte bloß schallend und ließ sich keineswegs beeindrucken.

"Was soll das jetzt? Du willst dich wehren?" fragte er hämisch. Seine zwei Kumpanen grinsten ebenfalls. "Na von mir aus, kannst du das ruhig versuchen. Nur zu."

Er stemmte herausfordernd die Hände in die Hüften und blickte auf den Winzling vor sich hinab. Für einen Moment fühlte sich Inuyasha wieder unsicher, aber er drängte dieses Gefühl mit aller Macht zurück und holte tief Luft.

"Du Großmaul! Dir werde ich's schon noch zeigen!" reif er laut. Stolz bemerkte er, dass seine Stimme nicht zitterte. Für den Anfang gar nicht schlecht. Der Youkai vor ihm spielte jedoch nur den Entsetzten und riss ungläubig die Augen auf.

"Ach nein! Er will sich tatsächlich mit mir anlegen! Da bin ich mal gespannt, du dreckiger Hanyou!" Inuyasha biss wütend die Zähne aufeinander, sodass es wehtat und ballte fest die Fäuste. Seine Augen blitzten voller Zorn und er senkte den Blick langsam zu Boden. Wie konnte dieser Youkai es nur wagen ihn so zu beleidigen..... Undeutlich formten seine Lippen einige Worte.

Der Youkai beugte sich nach vorn und hielt sich eine Hand hinter dem Ohr.

"Was hast du gesagt? Sprich gefälligst etwas lauter!"

Inuyasha knurrte und spannte sich an. Er hob mit einen Ruck den Blick und fixierte seinen Gegner mit kalten Augen.

"Ich sagte, du sollst mich nicht so nennen!" schrie er und sprang im gleichen Moment los. Mit einem präzisen Schlag in den Magen warf er den Youkai buchstäblich zu Boden, der viel zu verblüfft war, um rechtzeitig zu reagieren.

Das Grinsen seiner zwei Freunde gefror augenblicklich und wich einer finsteren Fratze, die Inuyash bestimmt eingeschüchtert hätte, wenn er nicht gerade so einen Zorn verspürt hätte, der ihn blind für alles andere machte. Er schnaubte und stellte sich angriffsbereit hin.

Der große Youkai erhob sich und starrte den Kleinen an. Sein Gesicht hatte sich vor Wut verzerrt und seine Augen schimmerten rötlich, das seinen Ärger noch mehr zum Ausdruck brachte.

"So, so. Du bist ja ganz schön frech. Erst verbietest du mir, dich so zu nennen, wie ich will und dann schlägst du mich noch? Das wirst du büßen du elender Hanyou!" Das war ein Fehler gewesen. Inuyasha knurrte abermals drohend uns sprang seinem Gegner ins Gesicht. Der war diesmal darauf vorbereitet und schlug den Angreifer mit der Faust von sich.

"Wie langweilig. Du springst mir schon wieder entgegen. Dieselbe Masche funktioniert nicht zweimal, Hanyou."

Inuyasha richtete sich wieder auf und wischte sich das Blut von seiner aufgeplatzten Lippe. "Ich hab gesagt, du sollst mich nicht so nennen." wiederholte er leise. In seiner Stimme schwang ein drohender Unterton mit. Der Youkai blickte ihn etwas überrascht an. Wie dieser Wicht so dastand.... So selbstsicher und furchtlos. Dabei hatte er sich vorhin fast in die Hosen gemacht. Was sollte diese plötzliche Verwandlung?

Nun, er war immer noch ein Hanyou und deshalb nur mit halben Kräften ausgestattet. Auch wenn er jetzt verändert aussah, sollte es trotzdem kein Problem sein ihn zu besiegen. Der Youkai grinste breit.

"Ich nenn dich wie ich will. Und jetzt greife ich mal an!"

Er sprang los und spreizte seine Finger. Die tödliche Klaue raste auf Inuyasha zu, der schnell in die Höhe sprang und somit der Attacke geschickt auswich. Noch in der Luft drehte er sich um und schlug dem Youkai auf den Rücken, der ihn regelrecht auf den Boden schleuderte.

Knurrend sprang der wieder auf und zog seine Axt.

"Jetzt habe ich genug von dir!" Voller Zorn schwang er die große Waffe. Den Hieben konnte Inuyasha allerdings ohne Probleme ausweichen. Er fühlte sogar Freude in sich aufsteigen, als er sah wie stark er war. Seinem Gegner war er eindeutig überlegen. Er grinste übers ganze Gesicht. Es war ein durch und durch wohltuendes Gefühl.

"Na, was sagst du jetzt, du schwächlicher Youkai? Bin ich immer noch ein dreckiger Hanyou?"

"Ja, allerdings!" schrie er und hieb die Axt gegen Inuyasha. Der war jedoch klein und, wie er schon beim weglaufen bewiesen hatte, recht flink und wendig. Die große Waffe konnte ihm gar nichts anhaben. Mit der Zeit machte es ihm sogar Spaß mit diesem Tölpel zu kämpfen.

Der Dämon in mir, dachte der Junge. Das ist er. Ich habe ihn endlich gefunden und aufgerüttelt!

Nichts hielt ihn mehr auf. Gerade wollte er zum Gegenangriff übergehen, als ihn jemand hart an der Seite traf, ihn anschließend am Kragen packte und hochhob. Inuyasha blickte direkt auf eine große Narbe. Oh nein, einer der anderen Youkai hatte eingegriffen. Die hatte Inuyasha in seinem Kampffieber völlig vergessen.

"Sehr gut. Halt ihn fest." sagte der Große und ging zornfunkelnd auf den zappelnden Inuyasha zu.

"Der hat uns ganz schön auf Trab gehalten." meinte der Narbengesichtige. "Bringen wir ihn bloß um, bevor er noch was anstellt."

"Lass mich ihn töten!" Der Große hob seine Klaue und ließ die Fingerknöchel knacken. Eine kalte Vorfreude glitzerte in seinen Augen. Inuyasha starrte unentwegt auf die Klaue. Diese tödliche Klaue, die ihn schon bald zerreißen würde und er konnte nichts dagegen tun. Jetzt kroch wieder Angst in ihm hoch. Das war so unfair...

He, Moment mal... er hatte ja selbst auch Klauen. Erstaunt blickte auf seine Hände hinab, als ob er sie zum ersten Mal sehen würde. Ob es etwas nützen würde wenn er... Seine Augen huschten wieder zu seinem Gegner. Einen Versuch war es ja wert.

Ohne lange zu überlegen bäumte er sich auf und schwang seine Klaue. Die langen Krallen schnitten durch die Luft und trafen direkt den großen Youkai, der verblüfft die Augen aufriss, bevor sein ganzes Gesicht mit einem Mal zerfetzt wurde. Blut spritze von allen Seiten weg. Schwerfällig fiel der Getroffene auf den Boden und gab keinen Laut mehr von sich.

Die anderen Youkai starrten entsetzt auf die Leiche.

"Mann, wirf ihn weg! Wirf ihn in die Schlucht!" rief der dritte Youkai hektisch und taumelte einige Schritte zurück. Jener, der Inuyasha immer noch am Kragen festhielt, ging der Aufforderung nur zu gerne nach und schleuderte den Kleinen mit aller Wucht auf die Schlucht zu.

Inuyasha versuchte sich noch irgendwo festzuhalten, aber da war nichts.

Nein...., dachte er erschrocken. Sein Kampf hatte so gut angefangen und jetzt sollte er einfach in den Tod stürzen? Das konnte nicht wahr sein! Das durfte einfach nicht passieren! Und es passierte tatsächlich nicht. Inuyasha fühlte plötzlich, wie ein kräftiger Arm seinen Oberkörper umschlang und ihn sicher festhielt. Zerstreut, wie er war, versuchte sich der Junge zuerst zu befreien, bevor er den Blick hob und wie vom Donner gerührt seinen Bruder anstarrte. "Sesshomaru!" rief er glücklich. Er war keine Sekunde zu spät gekommen. Der Hundeyoukai antwortete nicht. Er landete anmutig am Rande des Abgrunds und setzte Inuyasha wieder ab. Kalt musterte er die beiden Youkai, die bei seinem Anblick entsetzt nach Luft schnappten.

"Sess.... Sesshomaru...." stammelte einer von ihnen. Sein Blick huschte zu Inuyasah. "Wir... wir wussten nicht, dass... Ich meine der Kleine ist dein Bruder.... o-oder?" Erst jetzt erkannte er die Ähnlichkeit der beiden.

Der Hundeyoukai schwieg weiterhin und ging auf ihn zu. Knapp vor ihm hielt er an und hielt seine Giftklaue genau da, wo das Herz seines Gegners lag. Der Youkai schluckte.

"Ich weiß, dass ihr drei euch gegen mich verbündet habt." sagte Sesshomaru ruhig. "Ihr solltet wissen, dass niedere Dämonen wie ihr mich niemals herausfordern solltet."

"I-Ich...." Die Worte des Youkai gingen in einem qualvollen Stöhnen unter, als Sesshomarus Giftattacke seinen Oberkörper wegschmolz. Schlaff fiel der Gegner zu Boden. Der dritte überlegte nicht mehr lange. Er wirbelte mit einem Schrei herum, und lief so schnell er konnte davon.

Sesshomaru sprang ihm gemächlich hinterher und schnitt ihm den Weg ab. "Dokkaso."

Der Youkai schrie entsetzt auf. Zum letzten Mal in seinem Leben. Der Körper schmolz dahin wie ein vergessenes Eis in der Sonne.

Inuyasha hüpfte begeistert zu seinem Bruder.

"Du bist ja stark!" rief er und blickte ihn bewundernd an. Sesshomaru schaute ihn etwas irritiert an und wandte sich abrupt ab. Sein Blick blieb auf den Gesichtslosen Youkai hängen. Offensichtlich hatte Inuyasah ihn erledigt.

Er lernt ja schnell, dachte der Hundeyoukai zufrieden. Sehr gut, dann bin ich ihn auch bald wieder los.

Ohne etwas zu sagen drehte er sich um und ging dem Sonnenuntergang entgegen. Inuyasha sprang ihm lebhaft hinterher. Er war etwas enttäuscht, weil sein Bruder ihm kein Lob geschenkt hatte. Immerhin hatte er ganz alleine einen Youkai besiegt. Und das mit seinen eigenen Klauen! Er betrachtete sie mit gewissem Stolz. Von jetzt an hatte er auch endlich eine Waffe. Er konnte kämpfen und sich verteidigen.

Zu gern würde er Sesshomaru von seinem Kampf erzählen, aber er spürte, dass er lieber in Ruhe gelassen werden wollte.

"Wo warst du eigentlich?" fragte Inuyasha nur. Diese Frage konnte er sich einfach nicht verkneifen.

"Misch dich nicht in meine Angelegenheiten rein." War die knappe und etwas scharfe Antwort. Sie stellte Inuyasha nicht zufrieden, aber er schwieg. Er spürte, dass Sesshomaru nicht zum reden aufgelegt war und nachdem Inuyasah gesehen hatte, wie er die Youkai besiegt hatte, wollte er ihn lieber nicht verärgern oder reizen.

Es genügte ihm, einfach nur neben ihm zu gehen. Wenigstens war er nun nicht mehr allein.
 

Die Flammen färbten den Himmel rot und leckten am trockenen Holz des Hauses. Der leichte Nieselregen konnte das Wüten des Feuers nicht aufhalten.

Die Menschen kamen entsetzt von den Feldern herbeigeeilt und versuchten die Flammen mit Wasser zu ersticken. Das Feuer war jedoch schon zu weit fortgeschritten, als dass man noch etwas tun könnte.

Ein Mann zog gerade eine alte Frau unter zwei Holzbalken hervor und brachte sie schnell in eine sichere Distanz. Andere Männer halfen ihm und zwei Frauen machten sich sofort daran die Wunden zu behandeln.

"Lin." sprach eine der Frauen die Alte an. "Lin, wie geht es dir? Wer hat dieses Unheil hier angerichtet?"

Die Angesprochene stöhnte leicht und öffnete blinzelnd die Augen. Ihr Atem ging schwer, aber sie hatte keine großen Verletzungen. Nur der Schock hatte sie etwas mitgenommen. Sie schüttelte den Kopf und trank dankbar das Wasser, welches ihr hingehalten wurde.

"Der Hundeyoukai...." flüsterte sie heißer. Die Frauen und Männer blickten sich verständnislos an. Niemand konnte mit dieser Antwort etwas anfangen.
 

In einem anderen Haus, das etwas abseits des Brandes stand, lag ein kleines Mädchen in einem Bett. Ihr Arm war dick bandagiert und ihre Augen starrten leer zur Decke hoch. Sie hörte das Knistern der Flammen und die angstvollen Schreie.

Sie konnte sich denken, was passiert war, aber seltsamerweise regte sie sich nicht darüber auf. Sie spürte nicht einmal viel Mitleid, etwas, das sie ziemlich erschreckte. Immerhin waren da bei diesem Brand bestimmt Menschen gestorben. Verzweifelt durchstöberte das Mädchen ihre Gefühlswelt, suchte nach etwas Menschlichem, nach Trauer oder Sorge, entdeckte aber nur eine dumpfe Gleichgültigkeit.

Stumm betrachtete sie die weiterhin die hölzerne Decke. Ihre Augen waren ausdruckslos und glasig. Ein einzelner Name rollte über ihre Lippen, so leise und sanft, wie ein warmer Windhauch: "Inuyasha."
 


 

Okay. Ziemlich originell war das ja nicht. Es war wohl klar, dass Sesshomaru zum Dorf gehen würde, nicht? Aber ich hoffe, dass es euch trotzdem gefallen hat. ^.^

Das nächste Kapitel heißt dann: "Bekanntschaft mit den Katzen"
 

Ps: Die Beistrichfehler überseht ihr natürlich gekonnt. ^-^

Bekanntschaft mit den Katzen

Danke für eure letzten Kommentare.^^
 

Und viel Spaß mit diesem Kapitel:
 


 

Die Geschwister wanderten auf geradem Weg weiter und hielten kein einziges Mal an. Inuyasha fragte sich schon zum wiederholten Male, wo sie eigentlich hingingen.

Sesshomaru sprach kein einziges Wort und seinem Bruder wurde es zunehmend langweiliger. Er riss beim Vorbeigehen gedankenverloren einige Gräser aus und blickte die ganze Zeit auf den Boden. Manchmal schaute er zu seinem Bruder hoch, der ihn aber niemals beachtete.

Ob er noch weiß, dass ich da bin? fragte sich Inuyasha. Schließlich hielt er den Druck dieser unangenehmen Stille nicht mehr aus.

"Wohin gehen wir, Sesshomaru?" platzte er heraus. Sein Bruder starrte weiterhin geradeaus und schwieg. Inuyasha glaubte schon, dass er nicht antworten würde, als er die kalte Stimme des Youkai vernahm:

"Wir haben kein bestimmtes Ziel." Mit so einer Erklärung gab sich Inuyasha nicht zufrieden.

"Dann können wir auch mal anhalten." meinte er hoffnungsvoll.

"Schon müde?"

"Nein, ich habe Hunger."

Jetzt senkte der Youkai doch den Blick und schaute seinen Bruder missbilligend an.

"Wenn du Hunger hast kann ich dir nicht helfen."

Inuyasha starrte ihn verwirrt an. Sollte das heißen, er musste sich selbst etwas zum Essen auftreiben? Wie sollte er das wieder anstellen?

Er konnte höchstens Beeren pflücken. Das war ungefährlich und eine harmlose Tätigkeit. Hier gab es allerdings nirgends Beeren.

"Was soll ich denn essen?" fragte er deshalb zaghaft.

"Was du an Essbarem findest." Sesshomaru schritt nun schneller aus und gab seinem Bruder damit zu verstehen, dass das Gespräch beendet war. Inuyasha musste laufen, um wieder zu ihm aufzuschließen. Von Sesshomaru konnte er also keine Hilfe erwarten. Da musste er wohl oder übel selbst klarkommen.

Suchend blickte er sich um. Diese Landschaft war jedoch nur eine große Wiese, ohne Bäume oder einem See. Hier würde es also nichts geben. Seufzend starrte er wieder zu Boden. Er hätte gerne einen Fisch, aber wenn es hier keinen See gab, dann konnte er auch seinen Fisch vergessen.

Ich hätte am Weiher einen fangen sollen, dachte er betrübt.

"Ähm.... Sesshomaru?" fragte er nach einer Weile. Sein Bruder gab keinen Laut von sich und so fuhr er einfach fort: "Kommen wir bald an einen See?"

"Wir werden sehen." war die knappe Antwort. Inuyasha zog ein finsteres Gesicht. Schon wieder so eine unzufriedenstellende Auskunft. Er beschloss jetzt lieber nichts mehr zu sagen. Mit seinem Bruder konnte man sowieso kein längeres Gespräch führen.

Allerdings nahm sich Sesshomaru Inuyashas Bitte kommentarlos zu Herzen. Er suchte sogleich die Witterung von Wasser auf und fand sie auch nach einer Weile. Sie kam von Norden.

Sesshomaru zögerte etwas. Im Norden herrschten seine meistgehassten Feinde: Die Katzendämonen. Normalerweise betrat er ihr Gebiet trotzdem und man ließ ihn auch in Ruhe, aber mit seinem kleinen Bruder im Schlepptau konnte sich die Lage ändern. Die Katzen hassten Hunde, das war kein großes Geheimnis. Und sie würden keine Gelegenheit verstreichen lassen einen von ihnen zu töten.

Inuyasha kam ihnen da gerade Recht. Er war noch klein und unerfahren. Eine leichte Beute. Sesshomaru kümmerte sich nicht viel um das Leben seines Bruders. Er wollte lediglich einen Kampf mit den Katzen vermeiden. Das war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um mit ihnen herumzuzanken. Außerdem hatte er vor kurzem zwei, und Inuyasha einen von ihnen erledigt. Das würden die anderen Katzendämonen nicht auf sich ruhen lassen. Rache war bei ihnen eine sehr beliebte Beschäftigung.

Er beschloss gerade wieder umzukehren, als Inuyasha plötzlich die Nase in den Wind hob und mit glänzenden Augen die frische Witterung einsog. Offensichtlich hatte er jetzt auch das Wasser entdeckt und der Hunger machte sich deutlich durch einen knurrenden Magen bemerkbar.

"Ich reiche Wasser!" rief er erfreut und lief gleich darauf los. Sesshomaru fluchte in Gedanken und rannte seinem Bruder hinterher. Mit einem großen Sprung versperrte er ihm den Weg. Inuyasha musste dabei so heftig bremsen, dass er unsanft hinfiel.

Der Youkai blickte verärgert auf ihn hinab und wollte gerade etwas Tadelndes sagen, als es hinter ihm raschelte und ihm ein feindlicher Geruch in die Nase stieg. Alarmiert drehte er sich um und knurrte drohend, als er den Störenfried sah, der unbemerkt aufgetaucht war. Er hatte ein braunes unauffälliges Gewand. Darüber trug er eine graue Rüstung und an der Seite steckte ein Schwert in einer zerschlissenen Scheide. Die Augen funkelten feindselig.

"Was will ein HUND hier?" fauchte der Nekoyoukai abfällig. Mit diesen Katzendämonen war es immer das Gleiche. Kaum befand man sich in ihrem Gebiet, fielen sie sofort über einen her. Angriffslustig wie eh und je. Dieser Youkai war dazu auch noch alleine unterwegs, ein gutes Zeichen. So konnte man ihn schneller beseitigen, falls er zu aufdringlich werden sollte.

Sesshomaru starrte ungerührt in die kalten Augen seines Gegenübers. Er zeigte sich ruhig und kühl. Kein Muskel zuckte in seinem Gesicht. Schon bald wurde es dem Nekoyoukai zu unbehaglich in diese leblosen Augen zu starren und er senkte intuitiv den Blick.

Sesshomaru lächelte kaum merklich. Dieses stille Duell hatte wohl er gewonnen. So leicht gab sich der Fremde aber nicht geschlagen. Seine Augen begannen nun zornig zu glitzern.

Inuyasha war in der Zwischenzeit aufgestanden, hielt sich aber diskret im Hintergrund. Er bemerkte die angespannte Situation und beschloss deshalb lieber unauffällig zu bleiben. Außerdem roch der Fremde unangenehm nach Katze. Es war ein pelziger Geruch, der in der Nase juckte und kratzte. Inuyasha rümpfte sie unwillig und unterdrückte ein Niesen. Diese drei anderen Youkai hatten genauso gerochen....

Der Katzendämon hatte ihn noch nicht bemerkt. Im Moment hatte er nur Augen für Sesshomaru.

"Verschwinde von hier!" sagte er scharf, wobei er scheinbar unauffällig die Hand hob und somit die spitzen Krallen präsentierte. "Einer vom Hundeclan ist hier nicht willkommen!"

Sesshomaru schnaubte verächtlich. Dieser Youkai war ja ziemlich unverschämt, ihn so zu behandeln. Er wagte es tatsächlich ihn abzuweisen. Das würde sich der Hundeyoukai natürlich nicht gefallen lassen.

Inuyasha lugte jetzt doch vorsichtig hinter Sesshomaru hervor und betrachtete den neuen Feind eingehend. Einen friedlichen Eindruck machte er nicht gerade und er bemerkte auch wie es zwischen ihm und seinem Bruder knisterte. Die Feindschaft und der Hass der beiden konnte man beinahe anfassen.

Der Nekoyoukai sah die Bewegung Inuyashas aus den Augenwinkeln und senkte rasch den Blick. Gierig fixierte er den Kleinen.

Oh oh, er hat mich entdeckt. dachte der Junge erschrocken und wich zurück. Der Nekoyoukai grinste breit und gewährte somit einen Blick auf seine nadelspitzen Zähne.

Ein kleiner Hund im feindlichen Gebiet. Das war recht unvorsichtig und so ein Leckerbissen ließ sich der Dämon nicht nehmen. Es würde ihm ein Vergnügen sein seine Klauen in ihn zu schlagen und ihn zu zerreißen. Aber da war immer noch der große Hund... Verärgert richtete der Katzendämon seinen Blick wieder auf den älteren der Brüder. Solange er da war, konnte er nicht an seine Beute ran.

"Deine kleine Begleitung kommt mir gerade recht." säuselte er. "Mhmmm... Ich habe heute noch nichts gegessen. Es wäre wirklich besser, wenn du ihn mir freiwillig überlassen würdest. Oder muss ich erst nachhelfen?"

Entsetzt blickte Inuyasha vom Nekoyoukai zu seinem Bruder. Was würde er jetzt tun?

"Huh. Das will ich sehen." erwiderte der Hundeyoukai kalt. Die Tatsache, dass dieser Katzendämon Sesshomaru derart ohne Respekt behandelte, machte ihn schon rasend genug. Kampfbereit hob er seine Klauen, hatte aber nicht vor sie einzusetzen. Zuerst wollte er seinen Gegenüber warnen, wen er vor sich hatte. Der zeigte sich jedoch vollkommen unbeeindruckt. Entweder er hatte wirklich keine Ahnung, wer Sesshomaru war oder er war einfach nur ziemlich naiv.

"Du kannst mich nicht einschüchtern, kleiner Hundejunge." sagte er selbstsicher. "Ich..." Weiter kam er nicht, denn eine heftige Giftattacke traf seine Rüstung und schmolz sie augenblicklich weg, als ob sie nur weiche Butter wäre. Inuyasha staunte. Er war froh nicht in der Haut des Nekoyoukai zu stecken. Der Gedanke einmal gegen seinen Bruder zu kämpfen behagte ihm ganz und gar nicht. Der Katzendämon blickte Sesshomaru nun überrascht an und betastete verdattert den kläglichen Rest seiner Rüstung.

"Was.... was..."

"Du solltest nicht so unverschämt sein." giftete der Hundeyoukai. Um seinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen hob er nochmals die Giftklaue. Sein Gegner wich hastig zurück und merkte, dass plötzlich Angst ihn ihm hoch kroch. Er schluckte schwer und nahm seine ganze Willenskraft zusammen, um nicht einfach wegzulaufen. Niemand sollte behaupten, dass er ein Feigling sei. Entschlossen packte er sein Schwert und richtete die tödliche Spitzte auf Sesshomaru.

"Ich soll unverschämt sein?" schnappte er. "Und was ist mit dir? Du dringst einfach in dieses Gebiet ein, als ob es dir gehören würde! Weißt du was? Ich lasse dich am Leben, wenn du dich sofort ergibst und mir deinen Begleiter aushändigst."

Erwartungsvoll blickte er den Hundeyoukai an. Er war recht zufrieden mit seiner Rede. Jetzt war sein Gegner bestimmt verunsichert und würde es sich schon zweimal überlegen, bevor er noch einmal zum Angriff überging. Wie sehr er sich da irrte, merkte er schon Sekunden später.

Sesshomaru stand unbeweglich da und schaute seinen Gegenüber mit steinernem Gesicht an. Er machte auch keine Anstalten den Forderungen nachzugehen. Stattdessen bewegte er kaum merklich seine Klauen. Die scharfen Krallen glänzten in der Sonne.

Jetzt wurde es dem anderen doch zu unheimlich. Er sah ein, dass sein Gegner von einem ganz anderen Kaliber war, als die bisherigen Eindringlinge. Diesen hier würde man nicht so leicht unterkriegen, geschweige denn besiegen können. Da hatte er sich ja was Schönes eingebrockt, aber jetzt war es zu spät, um noch etwas daran zu ändern.

Die Hand des Katzendämons zitterte leicht, als er das Schwert schwang und, in einer sinnlosen Aktion, wie er selbst wohl wusste, auf Sesshomarus Kehle zielte. Dieser wich erst gar nicht aus. Er spannte sich lediglich etwas an und machte eine kaum sehbare Bewegung mit der rechten Hand. Gleich darauf sah sich der Nekoyoukai mit abgetrenntem Schwertarm wieder. Sprachlos starrte er auf den blutigen Arm am Boden. Sein Blick wanderte weiter, zu der Stelle, wo er noch vor einer Minute gewesen war. Entsetzt japste er auf. Das war zuviel. Er würde jetzt lieber einen Rückzieher machen. Hastig drehte er sich auf den Absatz um und versuchte sich schleunigst aus dem Staub zu machen. Es blieb bei dem Versuch.

Sesshomaru dachte nicht daran sein Opfer entkommen zu lassen. Er sprang in die Luft und schnitt seinem Gegner somit den Fluchtweg ab. Der Nekoyoukai ahnte, was nun kommen würde und hob schützend seinen verbliebenen Arm vors Gesicht.

"Bitte... du... du hast gewonnen. Du kannst hingehen wohin du willst, aber lass mich..." flehte er inständig. Doch der Hundeyoukai höre ihm gar nicht zu. Im Gegenteil- dieser schwächliche Zustand seines Gegners reizte ihn nur noch mehr ihn zu zerfetzten. Er hasste jegliche Form von Schwäche.

Ohne mit der Wimper zu zucken streckte er die Hand aus und löschte den Nekoyoukai mit seiner Giftklaue dampfend aus.

Anschließend landete er elegant auf den Boden und drehte sich, als ob nichts gewesen wäre, einfach um. Kommentarlos verließ er das Gebiet der Katzendämonen. Inuyasha folgte ihm mit offenem Mund. Sein Bruder hatte diesen Feind mit solch einer Leichtigkeit besiegt und war dabei vollkommen ruhig geblieben. Inuyasha war beinahe etwas neidisch, aber ihn erschreckte auch die Kaltblütigkeit seines Bruders. Ohne einen Funken Mitleid hatte er diesen Youkai getötet. Wahrscheinlich wusste er nicht einmal, was dieses Wort bedeutete.

Sesshomaru sah keinen Sinn darin, über seinen Sieg zu triumphieren. So ein niederer Youkai war nicht wirklich ein angemessener Gegner. Außerdem hatte er es jetzt ziemlich eilig von hier wegzukommen. Wenn die anderen Nekoyoukai vom Tod dieses einen hier erfuhren, dann konnte er sicher sein, bald die ganze Meute am Hals zu haben. Dazu hatte er nun wirklich keine Lust.

Das Volk des Hundeclans und des Katzenclans waren schon seit langem verfeindet. Sesshomaru wusste, dass sein Vater versucht hatte, mit den Katzen Frieden zu schließen, aber die wollten nicht hören. Man konnte mit ihnen einfach nicht verhandeln. Sie waren stur, egoistisch und verstanden nur die Sprache des Kampfes.

Und irgendwann wird ein Krieg zwischen uns ausbrechen, dachte Sesshomaru. Die Lage ist ja schon ziemlich gespannt. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis es so weit ist....
 

Etwas später erreichten die beiden einen Fluss. Sie befanden sich nicht mehr in feindlichem Gebiet. Inuyasha konnte deshalb in aller Ruhe fischen, während sein Bruder ein Stück entfernt stand und scheinbar mit den Gedanken ganz woanders war.

Inuyasha kümmerte das nicht. Er hatte alle Hände voll damit zu tun sein Abendessen zu fangen, das sich als recht schwer erwies. Die Fische waren so glitschig, dass sie ihm jedes Mal aus der Hand rutschten. Langsam wurde er ungeduldig.

"Verdammt." murmelte er und schlug mit der Faust ins Wasser, sodass es von allen Seiten spritzte. Von Sesshomaru erhoffte er sich keine Hilfe. Es kam ihm nicht einmal in den Sinn ihn darum zu bitten. So seufzte er nur tief und konzentrierte sich wieder auf seinen Fang.

Er stand nun knietief im Wasser, um ihn herum flitzten die glänzenden Leiber der Fische herum. Sie waren wahnsinnig schnell, aber Inuyasha hatte auch wahnsinnigen Hunger. Nur deswegen harrte er so geduldig aus.

Aufmerksam starrte er ins Wasser und beobachtete einen dicken Fisch, dessen glatte Schuppen, bei jeder noch so kleinen Bewegung, silbrig glänzten. Ahnungslos schwamm das Tier zu Inuyashas Füßen und inspizierte mit deutlichem Interesse seine Zehen. Diesen Moment nutze Inuyasha. Seine Hand schnellte hervor und packte den Fisch mit festen Griff am Schwanz. Dieser zappelte erschrocken und wand sich verzweifelt hin und her.

Fast wäre er Inuyasha wieder aus der Hand geglitten, aber bevor das passieren konnte, fasste er seine Beute noch fester und machte schließlich auch von seinen Krallen gebrauch.

Einige Augenblicke später saß ein zufriedener Inuyasha am Ufer und verspeiste genüsslich seinen Fisch. Er hatte so großen Hunger, dass es ihm nicht einmal etwas ausmachte ihn roh zu essen. Daran würde er sich wohl noch gewöhnen müssen.

Hauptsache er bekam endlich etwas in den Magen.
 

Sesshomaru sah ihm aus den Augenwinkeln zu. Es ging ihm immer noch auf die Nerven seinen kleinen Bruder in der Nähe zu haben, aber wenigstens war er nicht so ein Quälgeist, wie er zuerst angenommen hatte.

Zudem lernte er recht schnell alleine zurechtzukommen.

Er macht sich, dachte der Youkai bei sich.

Wenn alles gut ging, konnte er Inuyasha bald verlassen. Er hoffte es inständig, denn ein Halbdämon als Begleitung löste nicht gerade eine große Begeisterung in ihm aus.
 

Währenddessen hatte Inuyasha fertig gegessen. Er leckte sich noch vorsorglich die Finger ab und warf den Rest des Fisches hinter sich ins Gebüsch. Etwas unsicher stand er auf und blickte zu seinem Bruder.

Wollte er jetzt weitergehen oder konnte sich Inuyasha hier einfach hinlegen und ein bisschen schlafen? Am besten fragte er ihn einfach. Langsam ging der Junge auf den unbeweglichen Youkai zu und räusperte sich verlegen.

"Ähm... Sesshomaru?" Keine Antwort. Der Youkai hatte keine Lust unnötige Worte mit seinem Bruder zu wechseln. Wenn er etwas wissen wollte, sollte er ruhig fragen, aber nicht damit rechnen auch eine Antwort zu bekommen.

Inuyasha druckste etwas herum und wartete vergeblich auf irgendeine Reaktion. Als diese ausblieb fuhr er einfach fort: "Bleiben wir heute Nacht hier?"

"Ja." Eine kurze, aber deutliche Antwort. Zufrieden setzte sich Inuyasha unter einem Baum und zog die Knie an. Die Sonne war bereits untergegangen und der Mond tauchte an ihrer Stelle die Landschaft in einem weichen Licht ein. Inuyasha lehnte den Kopf an den Stamm.

Seit dem Tod seiner Mutter war der heutige Tag mit Abstand der beste gewesen. Er fühlte sich hier mit seinem Bruder vollkommen sicher. Zudem hatte er erfolgreich gegen andere Youkai gekämpft. Er hielt seine linke Hand vors Gesicht und betrachtete sie nachdenklich. Wie er da diesen großen Dämon besiegt hatte... Einfach mit einem Hieb seiner Krallen.

Täuschte er sich oder waren sie etwas länger und schärfer geworden?

Er hatte seine Krallen noch nie eingesetzt. Die waren stets stumpf geblieben und beachtete hatte er sie auch nie. Das würde sich jetzt wohl ändern. Sie waren im Moment die einzige Waffe, die er hatte.

Plötzlich fiel ihm wieder dieser Nekoyukai ein. Er wurde das Gefühl nicht los, dass Sesshomaru ihn gekannt hatte.

"Was war das für ein Dämon heute? Er roch nach Katze." fragte er unvermittelt. Sesshomaru schrak aus seinen Gedanken hoch. Unwillig runzelte er die Stirn. Er hatte aber auch dauernd etwas zu fragen.

"Das war ein Nekoyoukai." antwortete er kurz angebunden. Inuyasha schaute ihn interessiert an und da fiel ihm plötzlich etwas ein.

"Diese drei Youkai von neulich waren auch von der Sorte, oder? Sie haben jemanden erwähnt... Nekrala oder so etwas...."

"Nefrata." verbesserte ihn Sesshomaru ungeduldig. "Sie ist die Anführerin."

"Und wieso waren diese Nekoyoukai so böse zu uns?"

"Sie sind unsere ärgsten Feinde." antwortete er knapp.

"Wieso?"

Sesshomaru verdrehte innerlich die Augen.

"Weil sie viele vom Hundeclan getötet haben." brachte er aus zusammengebissenen Zähnen hervor.

"Du hast den von heute aber auch getötet. Werden die Katzen uns jetzt jagen?" Irgendwie beunruhigte Inuyasha dieser Gedanke. Die Vorstellung von haufenweise Nekoyoukai gejagt zu werden gefiel ihm gar nicht. Und dann war da noch dieser ekelhafte, pelzige Geruch.

Sesshomaru schloss für einen kurzen Moment die Augen und zwang sich zu beherrschen.

"Es wäre besser, wenn du jetzt still bist." zischte er leise. Inuyasha zuckte unter dem groben Ton unwillkürlich zusammen. Da hatte er wohl eindeutig etwas Falsches gesagt und er hatte absolut keine Lust Sesshomarus Zorn auf sich zu ziehen, hatte er doch ganz genau gesehen, was mit diesem Katzendämon passiert war.

So ließ er sich schweigend zu Boden gleiten und formte mit seinen Händen ein provisorisches Kissen. Müde schloss er die Augen. Weinige Augenblicke später war er eingeschlafen.
 

Gleichmäßiges Atmen wiesen dem Hundeyoukai daraufhin, dass Inuyasha tief und fest schlief.

Na endlich, dachte er und entfernte sich ein gutes Stück vom Schlafplatz seines Bruders, blieb aber so nahe, dass er ihn noch riechen konnte.

Gleichzeitig dachte er daran, wie unvorsichtig es war, so tief zu schlafen. Es wäre besser, wenn Inuyasha aufmerksamer wäre, ansonsten könnte er leicht im Schlaf von jemandem überfallen und getötet werden.

Andererseits vertraute er bestimmt auf den Schutz seines großen Bruders..... Wie konnte man nur so naiv sein? Sesshomaru schnaubte. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Dass Inuyasha direkt zutraulich werden konnte, hätte er nicht gedacht. Hoffentlich konnte er ihn noch loswerden, bevor er zu sehr an ihm kleben würde. Die menschlichen Eigenschaften von Inuyasha waren stark ausgeprägt. Das gefiel Sesshomaru gar nicht. Wer weiß, wohin das noch führen konnte. Es wäre besser, wenn er sich mehr wie ein Youkai benehmen würde.

Vater, wieso hast du mir nur befohlen auf ihn aufzupassen? dachte er verbittert. Niemals hätte er gedacht, dass es tatsächlich so weit kommen würde. Wenn es nicht sein Vater gewesen wäre, der ihm diesen Befehl gegeben hätte, würde er jetzt nicht mit Inuyasha hier sein.

Nur der Respekt und die große Achtung, die er seinem Vater entgegenbrachte, ließen ihn seinen Befehl ausführen.

Sobald Inuyasha selbst in der Lage war zu überleben, würde er ihn jedoch alleine lassen. Dieser Moment würde hoffentlich bald kommen. Je eher, desto besser. Er konnte doch nicht ewig den Babysitter für ihn spielen.

Schließlich hatte auch er seinen Stolz.
 


 

So findet dieses Kapitel nun auch ein Ende. Das nächste lässt leider auf sich warten, da ich es noch nicht geschrieben habe(Ehrlich gesagt muss ich mir erst überlegen wie es nun weitergehen soll ^^")

Ich hinke im Moment ziemlich mit den Kapiteln hinterher. Ich bitte also all meinen treuen Leser/innen um etwas Geduld!

Auf jeden Fall versuche ich meine FF nicht allzu lange stehen zu lassen. ^^

Der Baum zum Himmel

Endlich habe ich es geschafft ein neues Kapitel fertig zu stellen! ^^

Viel Spaß damit und auf Kommis würde ich mich natürlich wieder freuen.
 


 

Weite Wälder erstreckten sich bis zum Horizont. Dicht an dicht drängten sich die Bäume. Rundherum lag die Stille der Nacht, die sich wie eine warme Decke über den Wald gesenkt hatte. Ab und zu erklang der tiefe Ruf einer Eule und leuchtende Augen lugten wachsam hinter Büsche hervor.

Es gab keine Möglichkeit ins Dickicht einzudringen. Fast keine Möglichkeit. Unbefugte hatten bestimmt keine Chance einen Pfad zu finden, geschweige denn einen Fuß in den Wald zu setzten, aber die Herrscher dieses Waldes fanden sich hier so gut zurecht wie sonst nirgends.

Auch jetzt eilte gerade eine dunkle Gestalt zwischen den Bäumen. Mit einer erstaunlichen Wendigkeit schlängelte sie sich durch den dichten Wald und zertrat dabei nicht den kleinsten Ast oder Zweig. Dadurch wurde kein einziger Laut verursacht und es blieb unheimlich still ringsherum.

Die Gestalt, ganz offensichtlich ein Youkai, sah sehr aufgelöst aus. Man könnte meinen, dass sie um ihr Leben floh. Bis zu einem gewissen Punkt stimmte das auch. Nur, dass der Youkai nicht VOR, sondern ZU jemanden floh. Er hatte nämlich beunruhigende Dinge zu gesehen, die unverzüglich gemeldet werden mussten. Die Lage war ernst und nur allzu angespannt. So legte er sogar noch an Tempo zu, obwohl er vor Erschöpfung beinahe zusammenzubrechen schien. Er bewegte sich sehr grazil und raste geschwind durch das Dickicht.

So erreichte er schon bald sein Ziel und japste erleichtert nach Luft als er es vor sich sah:

Die Landschaft änderte sich allmählich. Der Wald wurde lichter und gab bald den Blick auf eine weite Wiese frei, auf der knielanges Gras wuchs. Es raschelte, als der Youkai mitten hindurch lief, direkt auf einen großen Baum zusteuerte. Der Ausdruck "groß" wäre in diesem Falle wohl untertrieben. Vor dem Youkai tauchte nämlich ein gewaltiger Koloss von einem Baum auf.

Sein Stamm war so breit, dass man wohl mehrere Stunden brauchen würde, um ihn zu umrunden. Die tiefen Furchen und Einkerbungen der Borke waren so sehr ausgeprägt, dass man sie bequem als Treppe benutzen konnte, um somit ohne Probleme den Baum zu erklimmen. Zudem wuchsen zwischen den Spalten zahlreiche weiche Moospölsterchen und Efeu räkelte sich schlangenförmig nach oben. Zarte Gräser lugten vorsichtig aus kleinen Löchern hervor. Die grünen Pflanzen verliehen dem öden Braun des Stammes eine gewisse Lebendigkeit. Die Krone des Baumes war wohl das Eindrucksvollste überhaupt. Sie erstreckte sich so weit, dass ein großer Teil der Wiese, und des nahe liegenden Waldes, in ihrem Schatten lag. Ihre weitläufigen Äste dehnten sich wie einladende Arme aus. Blätter, fast so groß wie ein ganzer Mensch, wiegten sich in einer leichten Brise.

Jeder andere wäre beim Anblick dieses Baumes wohl vor Ehrfurcht geradezu erstarrt, aber der Youkai schenkte der riesigen Pflanze nicht einmal einen flüchtigen Blick. Er eilte gehetzt darauf zu und schien ganz genau zu wissen, wohin er gehen sollte. Offensichtlich war das hier sein Zuhause.

Wie von selbst führten ihn seine Füße geradewegs auf den Stamm zu, sprangen vom Boden ab und ließen ihren Besitzer behände von einem Vorsprung der Borke auf den nächsten hüpfen.

Die ersten Äste befanden sich ziemlich weit oben und als der Youkai den ersten von ihnen erreichte, setzte er sich völlig fertig hin. Er musste erstmal zu Atem kommen, bevor er den beschwerlichen Weg zur Baumkrone fortsetzte. Die Äste waren so breit, dass acht bis zehn Youkai ganz bequem nebeneinander gehen konnten.

Zurzeit waren jedoch keine anderen Dämonen zu sehen. Der erschöpfte Youkai saß alleine auf dem holzigen Untergrund und schnappte pfeifend nach Luft. Langsam beruhigte er sich und schöpfte allmählich wieder Kräfte. Ächzend richtete er sich nach einer Weile auf und wollte gerade weitergehen, als eine hohe Stimme ihn aufhielt: "Kori- sama! Kori- sama!!"

Der Angesprochene drehte sich matt um und sah einen kleinen Youkai auf sich zueilen. Es handelte sich um ein Dämonen Kind, welches schmutzige, teilweise etwas zerrissene, Kleider trug. Freudig winkend lief der Kleine auf den größeren Youkai zu und riss erstaunt die Augen auf, als er sah in welchem Zustand er sich befand. Schnell eilte er herbei und blickte seinen Gegenüber unsicher an.

"Ist etwas passiert Kori- sama? Ihr seht so fertig aus."

Beruhigend legte der Youkai dem Jungen die Hand auf den Kopf und blickte milde zu ihm hinab.

"Mir geht es gut Haku, keine Sorge. Aber ich muss dringend Nefrata- sama sprechen." Er lächelte Haku an, um ihm zu verdeutlichen, dass mit ihm wirklich alles in Ordnung war, und setzte sich dann in Bewegung. Er ging ein Stück den Ast entlang und sprang an einer geeigneten Stelle auf den nächsten hoch, dicht gefolgt von Haku.

Stirnrunzelnd drehte sich der Youkai zu ihm um.

"Es wäre besser wenn du umkehrst. Das, was ich mit Nefrata- sama zu besprechen habe ist nicht für deine Ohren geeignet."

"Ich will aber mit! Ich bin auch ganz brav und... und ich begleite Euch nur ein kleines Stückchen. Ihr seht ja so aus, als ob ihr bald umfallen würdet... und...ich äh..." Verlegen senkte Haku den Kopf und fummelte etwas nervös an seinem zerschlissenen Ärmel herum.

"Und du willst auf mich aufpassen." führte Kori den begonnen Satz zu Ende. Haku blickte etwas schüchtern zu ihm auf und lächelte leicht. Es kam ihm blöd vor einem so großen und starken Youkai Hilfe anzubieten, aber er sah auch wirklich furchtbar mitgenommen aus. Wer weiß, vielleicht bekam er noch einen Schwächeanfall. Da war es ganz praktisch, wenn jemand dabei war.

Kori seufzte ergeben und nickte schließlich flüchtig mit dem Kopf. Haku war einer der wenigen Youkai Kinder, die hier lebten. Er war einer von denen, die immer im Mittelpunkt stehen wollten. Zusätzlich war er auch noch recht ehrgeizig und furchtbar frech. Seine große Klappe hatte ihn schon des Öfteren in Schwierigkeiten gebracht. Den einzigen Youkai, den er respektierte und achtete, war Kori. Er war sein großes Vorbild und wurde von ihm stets bewundert. Jetzt hopste der Kleine freudig neben dem großen Youkai her, wobei er sich sehr gelenkig zu bewegen wusste.

Allmählich näherten sich die beiden der dichten Baumkrone. Das üppige Blätterdach war beinahe undurchdringlich. Die zwei Youkai mussten sich regelrecht durchgraben, zerrissen dabei aber kein einziges Blatt. Alles blieb makellos und unversehrt.

Schon bald erreichten sie ihr Ziel. Man konnte es wirklich nicht übersehen, auch wenn es gut getarnt war. Es war eine Art Höhle, geformt durch zahlreiche Blätter. Sie lagen dicht an dicht, und bildeten somit eine schützende Mauer. Der Höhleneingang war so groß wie ein Tor und so dunkel wie das aufgesperrte Maul eines Drachen. Trotzdem machte es einen sehr einladenden Eindruck. Ein matt grünlicher Schimmer ging vom Inneren aus, ließ den Betrachter denken, dass die Blätter sanft leuchten würden.

"So, du kehrst jetzt um Haku." sagte Kori eindringlich und blickte seinen kleinen Begleiter auffordernd an. Dieser seufzte resigniert und zog eine mürrische Grimasse. Immer wurden die Jüngeren weggeschickt, wenn es etwas Interessantes zu besprechen gab. Warum bloß? Er würde zu gern wissen, was es so Dringendes gar. Kori verhielt sich auf jeden Fall ziemlich angespannt und nervös. Es musste sich um etwas Wichtiges handeln... Die Angeborene Neugierde in Haku begann augenblicklich wie eine feurige Flamme zu brennen und wurde immer größer. Fast sah er sich in Versuchung so lange zu bitten und zu betteln, bis er mitgehen durfte, aber einen Blick in Koris Augen ließ ihm dieses Vorhaben schnell vergessen. So seufzte er nur wieder, bevor er sich langsam umdrehte.

"Ja, ja. Ich geh schon." murmelte er etwas zerknirscht und sprang geschwind auf einen der unteren Äste. Misstrauisch blickte ihm Kori nach. Er kannte Haku nur allzu gut und hoffte, dass er nicht schon wieder etwas Verbotenes im Sinn hatte. Gerade wollte er in die Höhle gehen, als er sich hastig noch einmal umdrehte. "Und wehe wenn du lauschst!" schärfte er Haku ein, doch der war schon längst vier Äste weiter unten und zeigte keine Reaktion. Entweder hatte er wirklich nichts gehört oder er tat nur so als ob, damit er danach behaupten konnte gegen keinen Befehl verstoßen zu haben.

Kori kümmerte sich jedoch nicht länger darum. Jetzt musste er schleunigst seiner Herrin von den Neuheiten erzählen. Entschlossen trat er durch die weite Öffnung und schritt zielstrebig den langen Gang entlang. Der Boden war ein einziger Ast, der schon ziemlich ausgetreten wirkte. Viele Füße waren hier bereits entlang geschritten. Kein Wunder, wenn man bedachte, dass dieser Baum beinahe schon zweitausend Jahre alt war.

"Der Baum zum Himmel" wurde er auch von vielen genannt. Tatsächlich erstreckte er sich bis weit hinauf, dass man den Eindruck bekam, er würde mit dem Himmel zusammenstoßen. Bei den meisten war der Baum jedoch unter dem Namen "Obayashi- Großer Wald" bekannt. Schon von jeher war er das Zuhause der Katzenyoukai gewesen und wurde von ihnen hoch geschätzt und verehrt.

Der Youkai erreichte nun einen dichten Blättervorhang. Links und rechts von ihm standen zwei Wachen, die den Neuankömmling aufmerksam musterten.

Dicht vor ihnen blieb Kori stehen und senkte leicht das Haupt zur Begrüßung.

"Ich muss sofort Nefrata- sama sehen. Es ist sehr dringend." erklärte er ohne Umschweife. Die beiden Wachen tauschten einen kurzen Blick und nickten schließlich zustimmend.

"In Ordnung. Tretet ein, Kori- sama." Eine der Wachen machte einen Wink auf den Blättervorhang und bedeutete Kori hindurch zu treten. Vorsichtig schob dieser die großen Blätter beiseite und betrat einen weiten, etwas dunklen, Raum.

Die Finsternis machte dem Youkai nichts aus, da er als Katze perfekt im Dunkeln sehen konnte. Sicheren Schrittes ging er in die Mitte des Raumes, wurde immer langsamer und blieb schließlich ganz stehen. Vor ihm stand eine Art Thron geformt aus, wie kann es denn anders sein? , aus Blättern. Kunstvoll wanden sie sich umeinander, wurden somit fest und erstaunlich resistent. In ihnen saß, groß und erhaben, eine sehr schöne Youkai Frau. Ihre kurzen, rotgoldenen Haare schmiegten sich in ihrem Nacken und ihre grünen Augen stachen kräftig aus der Dunkelheit hervor. Sie betrachteten den Youkai eingehend, der nun demütig den Kopf senkte und sich leicht verbeugte.

"Kori- san." begann die Youkai. "Du bist schon zurückgekehrt? Hast Du denn in dieser kurzen Zeit alle Grenzen unseres Reiches überprüft?"

"Verzeiht Nefrata- sama, aber dazu bin ich nicht mehr gekommen. Ich habe unterwegs etwas Beunruhigendes entdeckt und hielt es für äußerst wichtig Euch davon in Kenntnis zu setzen."

Nefrata blickte ihn beunruhigt an und beugte sich sogleich etwas vor.

"Was hast Du gesehen?"

Kori holte tief Luft und begann mit angespannter Stimme zu erzählen: "Ich war gerade unterwegs, um die westlichen Grenzen zu überprüfen, wie Ihr es mir befohlen hattet, als ich Blut roch. Es war das Blut von Nekoyoukai, jemand von uns war also verwundet. Ich bin sofort der Fährte gefolgt und fand drei unseres Volkes getötet am Boden liegen. Sie befanden sich allerdings weit außerhalb unseres Landes und... und es roch sehr stark nach Hund." An dieser Stelle hielt er inne und lugte verstohlen zu seiner Herrin hoch. Wie würde sie auf diese Nachricht reagieren? Jeder wusste, dass sie schon seit langem eine Fehde mit den Hunden hatte. Ihre Familie und sehr viele ihres Volkes waren von ihnen getötet worden. Seitdem hegte Nefrata einen tiefen Hass gegen die Hunde und wollte sie für ihre Taten bestrafen.

Genau wie Kori erwartet hatte, verfinsterte sich ihr Gesicht bei der Erwähnung der toten Katzenyoukai und wurde schließlich zu einer undurchdringlichen Maske des Zorns, als der Name ihrer Feinde fiel.

"Wie viele?" fragte sie tonlos.

"Zwei. Ich habe zwei Witterungen gerochen, aber... aber das ist noch nicht alles, Nefrata- sama." Haku war das alles ziemlich unangenehm. Dauernd war er der Überbringer schlechter Nachrichten. Das letzte Mal war das auch so gewesen. Da hatte es zwei Tote gegeben, die sehr wahrscheinlich auch von einem Hundeyoukai getötet worden waren. Kori hielt den Blick fest am Boden und sah auch nicht auf, als sich Nefrata ihm zuwandte. Langsam, sehr langsam, drehte sie den Kopf in die Richtung ihres Untergebenen und starrte ihn fast entsetzt an.

"Noch mehr Opfer?"

"Ja. An der nördlichen Grenze. Isu- san hielt dort Wache. Anscheinend wollte er die Hunde aufhalten, als sie in unser Gebiet eindrangen und wurde dabei selbst getötet."

Die Worte waren ihm sehr schnell und ohne Pause aus dem Mund gesprudelt. Er wollte nichts anderes, als das hinter sich zu bringen. Hoffentlich bekam er nicht die Wut seiner Herrin zu spüren. Sie war manchmal sehr unberechenbar.

Unbehaglich starrte er weiterhin auf den Boden und wartete auf irgendeine Reaktion. Als diese auch nach ein paar Minuten ausblieb, wagte er es langsam den Kopf zu heben und seine Herrin anzusehen. Fast wünschte er sich, es nicht getan zu haben. Nefrata bot einen geradezu unheimlichen Anblick. Ihre Augen waren glasig und seltsam starr. Vollkommen reglos saß sie auf ihrem Blätterthron und stierte ausdruckslos ins Leere.

In einem derartigen Zustand hatte Kori seine Herrin noch nie gesehen. Diese schlechten Neuigkeiten hatten sie wohl vollkommen niedergeschmettert. Das war zuviel gewesen, sogar für sie. Immerhin hatte sie schon genug Probleme mit ihrem eigenwilligen Sohn und sie hatte zurzeit viel zu wenige Krieger, um ihr Volk zu beschützen. Alles zusammen brachte das Fass wohl zum Überlaufen. Selbst eine so starke Anführerin wie Nefrata konnte einem derart großen Druck nicht auf Dauer standhalten.

"Nefrata- sama? Herrin?" sagte Kori nach einer Weile behutsam und ging zögernd einen Schritt auf den Thron zu. Beim Klang ihres Namens schreckte die Katzenyoukai sofort hoch und blinzelte im ersten Moment orientierungslos durch den Raum. Ihr schweifender Blick blieb auf Kori haften, der sie besorgt musterte.

"Ist alles in Ordnung Nefrata- sama?" erkundigte er sich. Die Angesprochene strich sich müde die hellen Strähnen aus der Stirn und nickte kaum merklich.

"Es geht mir gut. Ich... muss nur..." Sie schüttelte energisch den Kopf und räusperte sich leicht. Mit einem neuen, selbstsicheren Funkeln in den Augen blickte sie auf. "Wir müssen sofort alle Vorkehrungen treffen, die wir zu unserem Schutz brauchen. Kori- san, verdreifache die Wachen an den Grenzen! Ab sofort ist es verboten das Gebiet zu verlassen! Niemand geht alleine irgendwo hin und trommle alle Katzenyoukai Krieger vom ganzen Land zusammen! Außerdem möchte ich, dass Du unsere Feinde aushorchst. Ich glaube einige von ihnen sind in unserem Land eingedrungen. Es wird also nicht allzu schwierig sein sie zu finden. Los jetzt!"

Kori hatte kaum Zeit gefunden "Ja, Herrin" zu sagen oder wenigstens zu nicken. So schnell waren die Befehle aus Nefratas Mund geschossen und ebenso schnell erwartete sie, dass sie in die Tat umgesetzt wurden. Kori wusste um die Ungeduld seiner Herrin Bescheid und eilte deshalb sofort aus dem Raum.

Draußen wandte er sich befehlend an die Wachen. "Schickt sofort Boten los, die alle kampffähigen Nekoyoukai suchen und unverzüglich hierher bringen!"

"Jawohl Kori- sama!" riefen die beiden im Chor und machten sich gleich auf dem Weg, die schnellsten Läufer auszusuchen. Kori selbst würde die stärksten Wachen an die Grenzen schicken und ihnen die besten Waffen geben. Kein Hund würde mehr dieses Reich betreten. Nicht einmal eine Maus würde einen Fuß über eine der Grenzen setzen können, ohne bemerkt zu werden. Dafür würde Kori schon sorgen. Noch mehr Tote konnten sie sich einfach nicht leisten. Sie waren so schon schwach genug und konnten gerade mal das eigene Volk verteidigen. Hundeyoukai gab es zwar auch so gut wie keine, aber sie hatten einen Haufen starker Verbündeter. Das machte sie stark und beinahe unbesiegbar.

Wütend ballte Kori die Fäuste und verließ mit festen Schritten die Höhle. Ein fast unmerkliches Rascheln ließ ihn abrupt herumfahren und erstarren. Hier gab es zwar ganz bestimmt keine Feinde, aber Kori war immer und überall auf der Hut. Man konnte ja nie wissen und zurzeit konnte man nicht vorsichtig genug sein.

Wiederum raschelte es. Koris Kopf ruckte nach oben. Das Geräusch kam von der Höhle. Aufmerksam spähte er durch die Dunkelheit und fasste eine bestimmte Stelle ganz genau ins Auge. Über der Höhle bewegten sich ganz leicht die Blätter, beinahe unmöglich das zu erkennen. Aber Koris geschulte Augen entdeckten sofort, dass sich einige Blätter ziemlich unnatürlich bewegten. Ein lauer Windhauch trieb eine Witterung zu Kori hinunter und veranlasste den Youkai dazu, verärgert die Stirn zu runzeln.

Behände sprang er nach oben, ließ seine Hand blitzschnell in den Blätterhaufen tauchen und zog einen zappelnden und sich windenden Haku heraus. Der kleine Youkai strampelte wie wild und versuchte sich vergeblich zu befreien. Kori beachtete sein Toben gar nicht. Er brachte ihn hinunter und ließ ihn unsanft zu Boden fallen.

"Aua! Kori- sama müsst ihr gleich immer so... äh... hehe... ich, nun..." Der begonnene Satz verlor sich in einem hilflosen Stottern, als Haku dem strengen Blick des Youkai begegnete.

"Hast du etwa gelauscht?" fragte er scharf. "Das habe ich dir ausdrücklich verboten Haku!"

Der Kleine schluckte unbehaglich und starrte zu Boden. Gleich darauf überlegte er es sich jedoch anders, hob mit einer stolzen Bewegung den Kopf und blickte Kori trotzig an.

"Ja, ich hab alles gehört, na und? Früher oder später hätte ich das sowieso herausbekommen. Außerdem will ich helfen, Kori- sama!" Bittend blickte er zum großen Youkai auf. "Ich möchte auch gegen die Hunde kämpfen! Ich möchte sie bezahlen lassen, für das, was sie getan haben!" Koris strenger Blick milderte sich etwas.

"Ich weiß, dass deine Mutter von ihnen getötet wurde, aber du bist noch zu jung um gegen so starke Gegner zu kämpfen."

"Nein, das ist nicht wahr! Ich kann schon sehr gut mit Waffen umgehen. Bitte!"

"Hör auf Kori! Es stimmt: Für dein Alter bist du recht gut, aber du hast ja keine Ahnung von richtigen Schlachten. Genug jetzt!" Mit einer herrischen Handbewegung schnitt er dem jungen Youkai jedes weitere Wort ab. Haku funkelte Kori enttäuscht und verbittert an. Er hatte so sehr gehofft helfen zu können, dass er jetzt vor Niedergeschlagenheit fast zu platzen drohte.

Seine Mutter war von einem Hundeyoukai getötet worden. Eigentlich war es einer ihrer Verbündeten gewesen, aber es lief aufs selbe hinaus. Haku erinnerte sich noch ganz genau: Es war vor zwei Jahren gewesen. Seine Mutter war eine große Kriegerin gewesen. Sie hatte es stets als ihre Pflicht gesehen alle ihres Volkes zu beschützen. Äußerlich war sie meistens hart gewesen, aber Innerlich war sie immer so verletzlich und sanftmütig. Als dann Haku zur Welt kam wandte sie sich vom Kampf etwas ab, um mehr Zeit mit ihrem Sohn zu verbringen. Aber eines Tages wurde sie dringend zu einer Schlacht gerufen. Zu einer Schlacht gegen die Hundeyoukai. Sie war nicht mehr zurückgekehrt.

Zornig begann Haku zu knurren und ballte fest die Fäuste, sodass die Knöchel weiß hervortraten. Genau deshalb wollte er mitkämpfen. Er wollte den Tod seiner Mutter rächen. Vorher würde er nicht ruhen können.

"Ihr solltest nicht so streng mit ihm sein, Kori- san." erklag plötzlich eine Stimme hinter den zwei Youkai. Beide drehten sich ruckartig um und blickten einem Großgewachsenen Youkai entgegen. Er trug edle Kleider, sein Auftreten war stolz und selbstbewusst und seine Augen hatten denselben grünen Glanz, wie die von Nefrata.

"Hokorim- sama!" rief Kori erstaunt aus und verbeugte sich höflich vor seinem Prinzen, wobei er Haku einen Stups gab, der ihn nach vorne fallen ließ. Hokorim lachte amüsiert auf.

"Bitte, ihr braucht euch nicht vor mir zu verbeugen." meinte er und forderte die beiden Youkai mit einer Geste auf, wieder gerade zu stehen. Schnaubend richtete sich Haku auf und klopfte seine Kleider zurecht.

"Das hatte ich auch gar nicht vor, aber Kori- sama hat mich gestoßen." entfuhr es ihm unwillkürlich. Kori sog entsetzt die Luft ein, während der junge Prinz deutlich interessiert zu ihm hinab sah.

"Dein Mundwerk läuft schon mal ganz gut, aber du solltest trotzdem aufpassen, was du alles von dich gibst. Nicht alle sind so nachsichtig wie ich."

"Bis jetzt hat mich noch keiner ernsthaft geschlagen und ich bezweifle, dass das einem jemals gelingen wird." entgegnete der Kleine mit gewissem Stolz.

"Haku, halt jetzt die Klappe." zischte Kori dem Jungen verärgert zu und verspürte fast das Verlangen ihm den Mund zuzuhalten.

Hokorim schien das Temperament Hakus jedoch nicht zu missbilligen und schmunzelte sogar belustigt.

"Tja, wie schon gesagt, Kori- san. Ihr solltet nicht so streng zu ihm sein."

"Wie meint Ihr das, Hokorim- sama?" wollte der Youkai wissen und runzelte fragend die Stirn. Auch Haku blickte interessiert von einem zum anderen. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass Hokorim nicht so engstirnig wie Kori sein würde. Vielleicht wurde ihm befohlen doch noch mitzukämpfen. Hakus Herz schlug ihm bis zum Hals.

"Nun, ich meine, dass der Kleine Euch vielleicht begleiten sollte. Immerhin ist er sehr flink. Er weiß, wie man sich gut versteckt und wie man sich so leise wie möglich anschleicht. Ich habe dich beobachtet, als du hier herumgestreunt bist." fügte er an Haku gewandt hinzu, der ihn mit leuchtenden Augen anstarrte. Kori fand das ganze weniger toll. Nervös stand er vor seinem Prinzen und versuchte sich seinen Ärger nicht anmerken zu lassen. Ruhig und gelassen blickte er in die grünen Augen seines Gegenübers.

"Bei allem Respekt Hokorim- sama, aber ich finde das eine ganz schlechte Idee." Sofort begann Haku zu grummeln und schenkte Kori einen bösen Blick.

"Wer hat hier jetzt eine große Klappe? Ihr stellt doch sogar Hokorims Vorschläge in Frage! Also, ich würde niemals so etwas..."

"Sei still Haku." sagte Kori ruhig, aber sein Tonfall gab zu verstehen, dass seine Geduld bald am Ende war. Schlagartig verstummte der Junge und biss sich fest auf die Lippe, damit ihm ja kein überflüssiger Kommentar entfuhr, der ihm bestimmt nur Ärger eingebracht hätte.

Hokorim starrte schweigend auf Koris erstarrtem Gesicht. Er ließ sich mit der Antwort lange Zeit.

"Ich sage trotzdem, dass er mitkommen soll. Wie schon gesagt: Er ist klein und flink. Er könnte vorauseilen und die Gegend auskundschaften. Immerhin sind viele Verbündete der Hundeyoukai unterwegs. Gestern sind einige von ihnen in unser Gebiet eingedrungen. Sie haben zwar noch niemanden angegriffen, aber das ist nur eine Frage der Zeit. Haku könnte sie ausspionieren und somit erfahren, was sie vorhaben, ihn bemerken sie bestimmt nicht. Außerdem hat Euch meine Mutter doch befohlen die Eindringlinge im Auge zu behalten, oder? Was ist Kori- san? Ich dachte, dass wir zurzeit jede Hilfe gebrauchen könnten?"

"Ja, das stimmt, aber ich will nicht verantwortlich dafür sein, wenn Haku etwas passieren sollte. Ich bin immer noch dafür, dass er hier bleibt."

"So müsst Ihr das nicht sehen! Ich übernehme selbstverständlich die Verantwortung und wenn meine Mutter fragt, dann sagt einfach, dass es meine Idee war."

"Ja, aber..."

"Dann ist es also abgemacht."

"Aber..."

"Brecht ihr gleich auf? Dann wünsch ich euch viel Glück. Ich hoffe, dass ihr etwas Nützliches herausfinden könnt. Pass gut auf dich auf, Haku- chan." Der Junge brachte vor Freude gar kein Wort heraus, während Kori allerhand auf der Zunge liegen würde, aber Hokorim ließ ihn kein einziges Mal zu Wort kommen.

"Hokorim- sama..." versuchte es der Youkai von neuem wurde aber, wie erwartet, sofort unterbrochen.

"Keine Sorge! Ich setze meine Mutter sogleich davon in Kenntnis. Ihr handelt also nicht auf einen heimlichen Befehl hin. Außerdem kann Haku bestimmt gut auf sich aufpassen, oder?"

Eifrig nickte der Junge, immer noch unfähig etwas zu sagen.

Zufrieden wandte sich der Prinz ab, hob noch einmal die Hand zum Gruß und verschwand in sekundenschnelle in der Höhle. Zurück blieben ein begeisterter Haku und ein mürrisch dreinblickender Kori.

Dieser Grünschnabel, dachte der große Youkai verdrießlich. Er ist erst halb so alt wie ich und erteilt mir schon derartige Befehle. Wenn es wenigstens sinnvolle Anordnungen wären, aber den Jungen da mit hineinzuziehen ist töricht und sehr gefährlich. Hokorim mangelt es noch an jede Menge Erfahrung.

Für einen Moment überlegte er, zu Nefrata zu gehen und sie um ihre Meinung zu bitten. Diese Idee wurde jedoch sogleich im Keim erstickt. Hokorim hatte doch versprochen seiner Mutter von diesem Gespräch zu erzählen und Kori musste seinem Prinzen glauben. Vertrauen war unter den Katzenyoukai ein sehr hoch geschätztes Gut.

So seufzte der Youkai resignierend und ging langsam den Ast entlang. Sofort hüpfte Haku an seiner Seite.

"Wann brechen wir auf, Kori- sama?" fragte er begierig.

"Ich muss zuerst ein paar Krieger holen, die die Grenzen überwachen sollen, dann gehen wir los."

"Kommen die Krieger mit uns?"

"Ja, ein Stück werden sie uns wohl begleiten."

Voller Vorfreude begannen Hakus Wangen zu glühen. Er würde mit richtigen Kriegern reisen und die Feinde ausspionieren! So ein Abenteuer hatte er sich schon immer gewünscht. Dass es jedoch ein sehr gefährliches Abenteuer werden könnte, daran dachte der Junge nicht.
 


 

Soweit zu den Katzenyoukai und ihren Problemen.

Und keine Sorge! Im nächsten Kapitel kommen Inuyasha und Sesshomaru wieder vor. Aber in diesem hier ging das leider nicht mehr. Außerdem musste ich in diesem Kapitel ausführlich von den Katzen schreiben, um später besser Zusammenhänge knüpfen zu können.

Wie es nun weitergeht, seht ihr dann im nächsten Kapitel.

Bin wieder voller Ideen und Inspiration. ^^

*Schreibblockade erfolgreich überwunden hat* *puh*

Scharfe Krallen

Es geht weiter mit den beiden Brüdern. Was diesmal auf sie wartet werdet ihr gleich erfahren...

Viel Spaß beim Lesen! ^^
 


 

Der Regen hatte nachgelassen, aber wegen dem tief liegenden Nebel blieb es weiterhin feucht und etwas düster. Inuyashas Kleider waren schon bald unangenehm klamm und ihm fröstelte vom kalten Wind, der durch jede Öffnung seines Gewandes zu schlüpfen schien. Sie wanderten jetzt schon lange Zeit, scheinbar ziellos, durch die Gegend herum. Sobald Inuyasha aufgewacht war, wollte Sesshomaru sofort aufbrechen. Der Grund dafür war Inuyasha nicht klar gewesen und er hatte auch auf seine Fragen keine Antwort bekommen. Vielleicht wollte Sesshomaru so weit wie nur irgend möglich vom Katzenreich weg, oder er konnte einfach nicht für längere Zeit an einem Ort bleiben.

Auf jeden Fall verhielt er sich so wie eh und je. Er war wie immer schweigsam und ging einfach stur geradeaus. Ein paar mal hatte Inuyasha versucht mit ihm zu reden, aber dieses Vorhaben war genauso hoffnungslos, als wenn man versuchen würde Regentropfen zu zählen.

Inuyasha seufzte bekümmert und versuchte seine Langeweile dadurch zu verdrängen, indem er seine Schritte zählte. Nach zwanzig gab er jedoch auf, da er nicht wusste welche Zahl danach kam. Abermals seufzte er auf und schlang die Arme um seinen kalten Körper. Plötzlich blieb Sesshomaru so abrupt stehen, dass Inuyasha einige Schritte an ihm vorbeiging, bevor er merkte, dass seine Bruder nicht mehr da war. Fragend drehte er sich um, wollte den Mund aufmachen, um eine entsprechende Frage zu stellen, wurde aber von Sesshomaru barsch unterbrochen.

"Hör gefälligst mit diesem Geseufze auf. Das nervt."

"Mir ist kalt." sagte Inuyasha nur und ignorierte Sesshomarus verärgerte Bemerkung. Dieser hob nun leicht die Brauen und blickte etwas missgelaunt auf Inuyasha hinab.

"Da kann ich dir nicht helfen." meinte er knapp und setzte sich wieder in Bewegung. Fast entfuhr Inuyasha wieder ein Seufzer, hielt ihn aber noch rechtzeitig zurück und ging träge hinter seinem Bruder her. Er fand es gemein von ihm, dass er ihm keine Beachtung schenkte. Das waren die ersten Worte, die sie seit einigen Stunden gewechselt hatten und besonders nett hatten sie ja nicht geklungen. Sesshomaru könnte doch wenigstens mal eine Pause einlegen.

Dieses ewige Gerenne machte Inuyasha ganz fertig. Wieso konnten sie nicht einfach irgendwo bleiben? Er war es nicht gewohnt ständig herumzuvagabundieren. Sicher, als seine Mutter noch gelebt hatte, war Inuyasha oft stundenlang wie vom Erdboden verschluckt gewesen. Damals war er immer mit Alina herumgestreunt. Sie war ganz anders als Sesshomaru, mit ihr hatte es Spaß gemacht durch die Wälder zu streifen.

Das war das erste Mal, dass er an seine Freundin dachte, seit er davongelaufen war. Wie es ihr wohl ging? Und was würde sie jetzt wohl gerade tun? Angestrengt versuchte sich Inuyasha vorzustellen, wie sie am Fensterbrett saß und sehnsüchtig in den Himmel blickte, so wie sie es immer tat. Mit wachsendem Schrecken erkannte er, dass er sich ihr Gesicht nicht mehr so recht in Erinnerung rufen konnte. Hatte sie eher dunkle oder helle Augen gehabt? Und ihre Haare? Ihre Lippen? An all diese Merkmale konnte sich der Junge einfach nicht mehr so recht entsinnen. Wenn er dachte, Alinas Gesicht endlich vor sich zu sehen, verschwand es wieder so plötzlich wie es gekommen war. Zurück blieb nur ein verschwommener Fleck, den Inuyasha überhaupt nicht mehr zuordnen konnte. Wieder fröstelte ihm, aber diesmal nicht wegen der Kälte, sondern wegen einer immer größer werdenden Angst. Angst, Alina eines Tages ganz zu vergessen. Nicht nur ihr Aussehen, sondern auch ihren Charakter, ja sogar ihre Existenz.

Energisch schüttelte Inuyasha den Kopf, wie um diese schrecklichen Gedanken loszuwerden und starrte konzentriert auf Sesshomarus Rücken. Das weiche Fell brachte ihn sofort auf andere Gedanken.

Es hatte ihm schon einmal gereizt es anzufassen, diesmal wollte er es wirklich riskieren. Nur ganz kurz, um eine leise Ahnung davon zu haben wie es sich anfühlte... Vorsichtig streckte er seine Hand danach aus, spreizte die Finger... und fiel prompt der Länge nach in das cremefarbene Fell, anstatt es nur anzustupsen. Hastig richtete er sich auf und blickte schuldbewusst zu Sesshomaru, der ihn jedoch nicht beachtete. Da erkannte Inuyasha, dass sein Bruder schon wieder ohne Vorwarnung angehalten hatte, sodass er in ihn hineingerannt war. Was hatte er diesmal schon wieder auszusetzen?

Der Junge stand unbeweglich da und wartete stumm auf eine Strafpredigt, die jedoch auch nach einigen Minuten ausblieb. Behutsam hob er den Kopf und lugte etwas verstohlen zu Sesshomaru hoch, der überhaupt nicht auf seinen kleinen Bruder zu achten schien. Er schnupperte im Wind, nahm offenbar eine Witterung auf. Was Inuyasha daran so erschreckte, war der Gesichtsausdruck Sesshomarus. Er war finster, fast ernsthaft, und wenn man genau hinsah, erkannte man sogar einen Hauch von Besorgnis.

"Was ist los Sesshomaru?" fragte er ängstlich und hob ebenfalls die Nase in den Wind. Etwas Verdächtiges konnte er jedoch nicht riechen. Vielleicht lag es daran, dass er viel kleiner als Sesshomaru war.

"Etwas nähert sich uns." verkündete der Hundedämon steif. Etwas am Tonfall seiner Stimme ließ Inuyasha alarmiert aufhorchen. Instinktiv sprang er hinter Sesshomarus schützenden Rücken und blickte sich suchend nach der Gefahrenquelle um.

Ob es schon wieder diese Katzendämonen waren? Hoffentlich nicht. Inuyasha hatte schon genug Bekanntschaft mit ihnen gemacht und auf ein erneutes Treffen mit diesen unangenehmen Genossen war er nicht besonders scharf. Außerdem waren sie jetzt doch weit außerhalb des Katzenreiches.

Aufmerksam ließ Inuyasha seine Sinne auswandern und tastete damit die Umgebung genauestens ab. Sein Instinkt sagte ihm, dass da etwas war, aber er konnte beim besten Willen nichts ausmachen.

"Sesshomaru, was..." Sein begonnener Satz endete in einem erstickten Schrei. Entsetzt sprang Inuyasha in die Höhe und wich somit, gerade noch rechtzeitig, etwas Schleimigem und Schwarzem aus, das nach ihm schnappte. Genauere Einzelheiten konnte er nicht erkennen, da sich das seltsame Wesen in sekundenschnelle in den Boden grub und regelrechecht in die Erde eintauchte. Ohne es zu merken hatte Inuyasha Sesshomaru krampfhaft am Fell gepackt und starrte immer noch verdattert auf die Stelle, wo der Angreifer verschwunden war.

Verärgert zog der Hundedämon an seinem Fell, um die Hand seines Bruders abzuschütteln, und blickte sich anschließend wachsam nach weiteren Angreifern um. Er hatte das Gefühl, dass da noch mehr waren.

"Wa- was war das?" stotterte Inuyasha, der immer noch etwas verschreckt wirkte. Mit so einem nahen und plötzlichen Angriff hatte er nicht gerechnet. Eigentlich hätte er keine Antwort erwartet und war dann umso überraschter, als er Sesshomarus kalte Stimme hörte.

"Kleine Dämonen, die immer in Gruppen angreifen." erklärte er kurz angebunden. Das war jedoch nur die halbe Wahrheit. Den kurzen Blick, den Sesshomaru auf das Wesen erhaschen konnte, hatte ihm bereits zu verstehen gegeben mit wem sie es zu tun hatten. Zum ersten, weil dieser eine Dämon bestimmt zu einer großen Gruppe von tausend anderen gehörte und zum zweiten, handelte es sich bei dem Dämon um ein Ákumui, ein Wesen, das von einem anderen lebte- ein Schmarotzer...

Auf die ganze Meute zu treffen wäre jetzt mit Sicherheit nicht das Klügste. Diese Biester konnten recht unangenehm werden. Am besten ließen sie diesen Ort so schnell wie möglich zurück. Mit einem letzten, forschenden Blick in die Runde, setzte sich Sesshomaru langsam wieder in Bewegung. Inuyasha heftete sich sofort an seine Fersen. Er bemerkte die Unruhe seines Bruders und blieb weiterhin achtsam. Er wollte nicht noch einmal so überrumpelt werden. Der nächste, der ihn so unverfroren angriff, würde sein blaues Wunder erleben. Stolz warf Inuyasha einen Blick auf seine Klauen und erinnerte sich daran, wie sehr sie ihm das letzte Mal geholfen hatten. Auch diesmal würden sie ihn nicht im Stich lassen, dessen war sich Inuyasha sicher.

Sie erreichten nun eine holprige Gegend, die nahezu mit Felsen und Steinbrocken übersät war. Zwischen ihnen hatte sich grauer Nebel eingenistet, bildete somit eine feuchte Decke, die sich über den Boden ausbreitete. Nicht weit entfernt befand sich der Fuß eines Berges, an dem sich einige kümmerliche Bäume schmiegten.

Der Hundedämon spitzte die Ohren, ließ die Augen über jeden Felsen huschen und wurde unwillkürlich immer langsamer. Irgendetwas stimmte hier nicht. Sie wurden beobachtet, das spürte Sesshomaru ganz genau. All seine Sinne sagten ihm das und mahnten zur Vorsicht.

Ein leichter, aber stechender Geruch von Fäulnis stieg ihm zusätzlich in die Nase. Er schien vom Boden zu kommen, aber direkt vor sich nahm Sesshomaru ebenfalls diesen Geruch wahr.

Dieser verdammte Nebel, dachte er verärgert und blieb vorsichtshalber stehen. Es wäre äußerst dumm genau im dichten Nebel dem Gegner in die Arme zu laufen. Die beste Taktik war, stehen zu bleiben und den Aufenthaltsort des Feindes auszumachen.

Während sich Sesshomaru ganz still verhielt und auf jedes Geräusch zu achten suchte, lugte Inuyasha neugierig an ihm vorbei und spannte sich automatisch an. Auch er hatte den seltsamen Geruch bemerkt und erkannte eine nahende Gefahr. Unbehaglich schluckte er den harten Kloß hinunter und drängte sich dichter an Sesshomaru heran.

Beide Brüder hoben mit einem Ruck die Köpfe, als in der dumpfen Stille ein fernes Geräusch erklang. Es hörte sich wie ein Schmatzen, oder vielmehr wie das Trippeln vieler kleiner Schritte an. Es mussten jedoch tausende Gestalten sein, damit sie ein derartiges Geräusch erzeugen konnten. Der Fäulnisgeruch wurde zunehmend intensiver und drang auch immer kräftiger vom Boden heraus.

Entsetzt beobachtete Inuyasha, wie einige junge Gräser augenblicklich verwelkten und zu Staub zerfielen. Als er den Blick hob, erkannte er, dass allen Pflanzen in Sichtweite dasselbe Schicksal ereilte. Sogar die Erde schien sich qualvoll zu krümmen. Nervös ging Inuyasha einige Schritte zurück, wobei er mit den Augen eifrig den Boden absuchte. Dieser Dämon von vorhin war schließlich auch von dort gekommen. War er die Ursache dafür, dass hier alles verwelkte? Er wagte es diese Frage laut zu stellen.

"Das sind Ákumui. Dämonen, die häufig in der Erde leben und deren Körper nur aus Miasma besteht." erklärte Sesshomaru, für seine Verhältnisse sehr ausführlich. Allerdings hatte Inuyasha das Gefühl, dass er ihm noch mehr sagen wollte. Sesshomarus Aufmerksamkeit wurde jedoch wieder vom fremden Laut angezogen und brachte ihn augenblicklich zum verstummen. Das Geräusch war mittlerweile zu einem unangenehmern Rauschen angeschwollen und wurde zunehmend lauter.

Sesshomaru ging in Angriffsstellung über. Inuyasha machte es ihm gleich. Mit wachsender Nervosität behielt er einen gewissen Punkt direkt vor sich im Auge. Ihm war, als ob sich dort etwas bewegte- etwas Dunkles und Großes.

Die Brüder mussten nicht lange darauf warten, zu erfahren, um was es sich dabei handelte. Bereits im nächsten Moment wich der Nebel etwas zur Seite und gab den Blick auf ein abscheuliches Wesen frei. Sein Körper war seltsam formlos und plump. Es bewegte sich schleifend vorwärts, da es anscheinend keine Gliedmaßen zum gehen besaß. Genau konnte man das allerdings nicht sagen, da die gesamte Körperoberfläche von widerlichen Würmern bedeckt war. Inuyasha verzog unwillkürlich das Gesicht, als er deren schleimigen, schwarzen Körper im milden Licht glänzen sah. Jedes Mal wenn sich das Geschöpf bewegte, fielen einige Würmer zu Boden und versengten ihn dort, wo sie ihn berührten.

Ein intensiver Geruch der Verwesung machte Inuyasha jeden Atemzug zur Qual, aber auch seine empfindlichen Ohren wurden nicht verschont: Ein ständiges hohes Quieken und Geifern ließ sie jedes Mal zusammenzucken.

"Was ist das?" fragte er schließlich, während er sich mit dem Ärmel die Nase zuhielt. Sesshomaru verspürte ebenfalls das Verlangen sie zuzudecken, aber er wählte die tapfere Variante und beschloss durchzuhalten.

"Das habe ich dir schon gesagt." bemerkte er mit leiser Ungeduld. "Diese Art von Würmern sind die Ákumui. Sie bedecken den Körper eines Dämons und fressen ihn von Innen heraus leer. Der Dämon dient sozusagen als Wirt, bis er nicht mehr imstande ist zu leben."

Inuyasha fuhr ein Schauer den Rücken hinunter. Unwillkürlich musste er an den Dämon denken, der sich unter dieser schwarzen Masse befand. Irgendwie tat er ihm leid, vor allem weil er noch zu leben schien. Immerhin bewegte er sich ja noch.

"Was machen diese Akumuli, wenn der Dämon tot ist?" Er musste diese Frage einfach stellen, obwohl er die Antwort bereits erahnen konnte.

"Ákumui." verbesserte ihn Sesshomaru verärgert. "Sie suchen sich einen neuen Wirt, solange, bis sie kräftig genug sind, um gemeinsam einen eigenen Körper zu bilden. Und jetzt halt die Klappe." fügte er etwas ruppig hinzu.

Inuyasha hatte sowieso keine Fragen mehr auf Lager. Außerdem hatte der Dämon die beiden Brüder jetzt erreicht und blickte in ihre Richtung. Wenigstens nahm Inuyasha das an, da sogar die Augen von schwarzen Leibern bedeckt wurden. Plötzlich bäumte sich der gepeinigte Youkai auf und stieß einen leidvollen Schrei aus, der bei Inuyasha mehrere Schauer des Grauens hintereinander auslöste.

Die Ákumui zwangen ihr Opfer sofort wieder zur Ruhe, indem sie ihn heftiger bedrängten und dazu zwangen seinen Hass auf die Brüder zu entladen. Mit Erfolg. Der Youkai verstummte augenblicklich und taumelte leise knurrend auf seine Gegner zu.

Sesshomaru überlegte nicht lange. Er zog seine gelbe Energiepeitsche aus und schlug damit den Angreifer zurück. Der Druck des Schlages schnippte einige Ákumui davon und Inuyasha konnte zum ersten Mal sehen, was sie so hartnäckig verdeckten. Im nächsten Moment wünschte er sich, nicht hingesehen zu haben. Die Haut des Dämons war völlig zerfressen, hing beinahe in Fetzen herunter. Man konnte schon fast bis zum Knochen durchsehen. Es war nahezu ein Wunder, dass der Youkai mit diesen Verletzungen überhaupt noch leben konnte.

Dieser unfreiwillige Blick auf den Dämon hielt nicht lange an. Schon Sekunden später krochen neue Würmer zu der Stelle und bedeckten sie wieder vollkommen. Sie stachelten ihr Opfer dazu an, noch einmal anzugreifen, indem sie fordernde Zischlaute von sich gaben.

Sesshomaru sah das ebenfalls als Aufforderung zum Angriff an. Er schwang wieder seine Peitsche, traf, und drängte den Gegner aufs Neue zurück. Er merkte nicht sofort, dass aus der Erde überall Ákumui auftauchten und sich eifrig ins Kampfgetümmel stürzten. Einer von ihnen fand seinen Weg zu Sesshomarus Bein. Inuyasha schrie warnend auf, woraufhin der Hundedämon hoch in die Luft sprang und dem gierig zuschnappenden Maul des Angreifers entging. Als ob nichts gewesen wäre landete er etwas abseits auf einen Felsen, ohne seine Angriffe auf den Dämon zu stoppen.

So kam es, dass sich Inuyasha plötzlich ganz alleine inmitten hungriger Ákumui fand, die im Jungen eine leichte Beute sahen. Verunsichert wich er zurück und lief automatisch auf Sesshomaru zu. Sein Weg dorthin wurde jedoch, unglücklicherweise, von fünf schleimigen Körpern versperrt. Entsetzt hielt Inuyasha inne und drehte sich auf dem Absatz herum. Hinter ihm drängten sich ebenfalls Ákumui heran und von den Seiten kamen sie ebenso zu Scharen herbei. Inuyasha war von ihnen eingekreist worden.

Er schluckte schwer, als er seine äußerst prekäre Lage erkannte. Hilfesuchend blickte er zu Sesshomaru. Er stand jedoch mit dem Rücken zu ihm und konnte seinen Bruder nicht sehen.

Was soll ich denn jetzt bloß tun? dachte der Junge angstvoll. Seine Gedanken rasten, während er die zahlreichen Ákumui scharf im Auge behielt. Wie sollte er gegen so viele Gegner ankommen? Mit ein oder zwei von ihnen hätte er sich vielleicht noch wehren können, aber gegen dreißig und mehr? Da wusste Inuyasha wirklich nicht mehr weiter.

Aber aufgeben wollte er trotzdem auf keinen Fall, das hätte ihm ja auch nicht viel gebracht. Diese elenden Würmer würden ihn so oder so töten.

Inzwischen hatte sich der Kreis der Angreifer beunruhigend eng um Inuyasha gezogen. Die Ákumui wurden immer unruhiger, konnten sich kaum mehr im Zaum halten. Voller Ekel betrachtete Inuyasha ihre sabbernden Mäuler, die nahezu die Hälfte des Körpers einnahmen. Schließlich hielten sie es nicht mehr aus, stießen einen lauten Schrei aus und stürzten sich alle gleichzeitig auf ihr Opfer.

Entsetzt riss Inuyasha die Hände in die Höhe, um sein Gesicht zu schützen. Er tat gut daran: Die Ákumui versuchten sich durch sein Gewand aus Feuerrattenhaar zu beißen, doch es blieb bei dem kläglichen Versuch. Der rote Stoff war selbst für die spitzen Zähne der Würmer undurchdringlich. Vergeblich versuchten sie sich durchzunagen und knabberten wie besessen am Stoff herum. Doch so sehr sie sich auch anstrengten- das Feuerrattenhaar ließ nicht nach.

Schließlich wagte es Inuyasha sich leise zu regen und vorsichtig zu seinen Angreifern zu blicken, die sich fest an ihn geklammert hatten.

Als der Junge die missliche Lage seiner Feinde erfasste, lächelte er schadenfroh und erkannte zum ersten Mal, wie wertvoll dieses Gewand war, welches er trug. Seine Mutter hatte es ihm gegeben und ihm stets gesagt, dass es ihn mehr schützen würde, als eine ganze Rüstung. Damals hatte er nicht verstanden, was sie damit gemeint hatte. Jetzt begriff er ihre Worte und dankte seiner Mutter in Gedanken für dieses lebensrettende Geschenk.

Immer noch mit einem überlegenen Lächeln, begann er nun einen Plan zu entwickeln, wie er sich am besten von diesen handgroßen Biestern befreien konnte. Da gab es jedoch ein Problem: Sobald er seine Hand unter dem schützenden Ärmel hervorholte, um einen der Würmer wegzuschlagen, stürzten sie sich blitzschnell darauf und versuchten in das zarte Fleisch zu beißen. Hastig versteckte Inuyasha seine Hand wieder unter dem sicheren Stoff. Sie griffen also mit Vorliebe nackte Körperteile an... Selbst eine Attacke auszuführen wäre also ein unmögliches Unterfangen. Wie sollte er denn seine Klauen einsetzen, wenn diese Ákumui so schnell zur Stelle waren, um sie abzubeißen? Vielleicht war es das Beste auf Sesshomaru zu warten, aber das passte Inuyasha auch nicht so sehr. Er wollte ihm beweisen, dass er auch zu etwas fähig war, dass ein Halbdämon genauso gut kämpfen konnte wie ein richtiger Youkai.

Vorerst konnte er jedoch nichts tun. Aber solange er von seinem Gewand vollkommen bedeckt war, würde er in Sicherheit sein. Dieser Gedanke kam Inuyasha irgendwie unvollkommen vor. Sein ganzer Körper war doch bedeckt, oder?

ODER? echote Inuyasha in Gedanken, wobei sich allmählich eine immer größer werdende Welle des Entsetzens in ihm breit machte. Inständig versuchte er sich einzureden, dass er sich irrte, dass wirklich all seine Körperteile in Sicherheit waren, aber die Wahrheit ließ sich nicht so leicht verdängen.

Meine Füße... dachte er voller Unbehagen und schauderte bei der Vorstellung wie diese Würmer ihre grässlichen Zähne in sein Fleisch schlagen würden. Hoffentlich gehen sie nicht zu meinen Füßen... betete er flehentlich.

Als ob gerade dieser Gedanke den Anstoß dazu gegeben hatte, wandten einige Ákumui ihre Köpfe, sofern man von solchen sprechen konnte, auf den Boden, auf Inuyashas ungeschützte Füße.

Sofort schrieen sie triumphierend auf und stürzten sich gierig darauf. Ein Entsetzensschrei entfuhr Inuyasha. Ohne lange zu überlegen begann er sich heftig zu schütteln, sodass zahlreiche Ákumui von ihm herabfielen. Von einem inneren Instinkt getrieben sprang er in die Luft und landete wieder etwas abseits auf den Boden. Hastig pflückte er sich die restlichen Ákumui vom Gewand und warf sie in hohem Bogen davon. Er war jetzt zwar von seinen Angreifern los, aber diese hatten nicht die Absicht ihr Opfer so leicht entkommen zu lassen. Mit einer erstaunlichen Schnelligkeit kamen sie auf Inuyasha zugetrippelt.

Grimmig blickte ihnen der Junge entgegen. Er konnte diese abstoßenden Bestien nicht mehr sehen.

"Kommt nur her ihr Schwabbelviecher und macht Bekanntschaft mit meinen Klauen!" rief er gereizt und ging sogar einige Schritte auf seine Gegner zu. Er ließ kurz seine Fingerknöchel knacken, blickte entschlossen zu den Ákumui und hob langsam seine Hand. Ohne sein Zutun, ohne richtig darüber nachzudenken, was er tat, rollte ihm ein einziges Wort über die Lippen, bevor er zum Angriff überging: "Sankontessou!"

Gleich darauf fanden sich drei Ákumui tot am Boden wieder. Die anderen ließen sich jedoch nicht aufhalten, krochen über ihre toten Kameraden hinweg und näherten sich Inuyasha unaufhaltsam. Dieser war jetzt jedoch so richtig in Fahrt gekommen und fest entschlossen sein Leben so gut wie möglich zu verteidigen. Einer nach dem anderen musste daran glauben.

"Sankontessou!" rief Inuyasha immer wieder. Er hatte mittlerweile gefallen an diesem Wort gefunden. Es war ihm spontan eingefallen und irgendwie passte es auch zu seiner Attacke. Sankontessou- die seelenzerschmetternde Eisenkralle.

Und diese Kampftechnik bewährte sich recht gut. Kein Gegner konnte sich Inuyasha bis auf zwei Schritte nähern. Komplizierter wurde es, als sie sich aufzuteilen begannen und den Jungen von allen Seiten angriffen. Um sie besser im Überblick zu haben, sprang Inuyasha kurzerhand auf einen klobigen Steinbrocken und griff von dort weiter an. Alles lief gut, bis es Inuyasha mehr und mehr so vorkam, als ob die Luft von einem seltsam dicklichen Dunst getrübt wurde. Das Atmen fiel ihm immer schwerer, seine Bewegungen wurden immer träger.

Schließlich taumelte er unbeholfen einige Schritte zurück und wäre fast hingefallen. Mit letzter Kraft hielt er sich noch auf den Beinen und zerfetzte einen Angreifer mitten in der Luft. Erst da sah er, dass vom zerrissenen Körper jede Menge Miasma entwich.

Inuyasha blinzelte sich den Staub aus den Augen, während er sich in Gedanken verfluchte. Sesshomaru hatte ihm doch gesagt, dass diese Ákumui aus Miasma bestehen. Nun war es zu spät. Zu viele von ihnen waren getötet worden, zu viel Gift lag bereits in der Luft. Inuyashas empfindliche Nase forderte auf schnellstem Wege sauberen Atemstoff. Dieses Verlangen konnte er nicht einfach ignorieren und machte auf dem Absatz kehrt.

Geschickt sprang er von Fels zu Fels, bis er die graue Giftwolke mit einem Keuchen durchbrach und gierig nach Luft schnappte. Seine Nase brannte fürchterlich und seine Lungen fühlten sich so an, als ob sie mit jeder Menge Staub gefüllt waren. Er kam sich so ausgetrocknet vor. Zeit sich zu erholen hatte er jedoch nicht. Die Ákumui legten keineswegs Faulheit an den Tag. Eifrig waren sie Inuyasha gefolgt und hatten ihn schon fast erreicht, als sie abrupt anhielten, einen kurzen Moment erstarrten und sich dann, wie auf Kommando, gleichzeitig in die Erde eingruben. Alles in allem dauerte diese Aktion nur einige Sekunden lang, dann waren alle Ákumui wie vom Erdboden verschluckt.

Verwirrt hob Inuyasha den Kopf und entspannte sich ein wenig. Was war denn jetzt in diese Ákumui gefahren? Inuyasha gab jedoch im Stillen zu, dass er recht froh war, nicht mehr kämpfen zu müssen. Hätte dieser Kampf noch länger gedauert, hätte es für ihn nicht so gut ausgesehen. Die Gegner waren einfach in der Übermacht gewesen, viel zu viele, um sie alle zu bekämpfen.

Inuyashas Blick blieb auf Sesshomaru hängen, der gerade seine Energiepeitsche einzog. Der Junge lief stolpernd auf ihn zu.

"Sesshomaru, wieso sind diese komischen Dämonen so plötzlich abgehauen?" fragte er sofort, worauf der Hundedämon innerlich genervt aufseufzte. Konnte er nicht erstmal selbst nachdenken, bevor er mit dummen Fragen kam?

"Ich habe den Youkai, den sie befallen haben, verjagt. Ist dieser zu verletzt, dann laufen auch die Ákumui Gefahr, dass sie besiegt werden können."

"Verletzt?" wiederholte Inuyasha skeptisch. Seiner Meinung nach konnte dieser Youkai gar nicht noch mehr verletzt werden, aber er verstand was Sesshomaru meinte. Fast hätte er sich gewünscht, dass diese Würmer wegen ihm geflohen waren, aber so Furcht einflößend war er wohl nun doch nicht.
 

Sesshomaru ließ seinen Blick durch die Gegend streifen, blieb einen Moment auf die Ákumui hängen, die Inuyasha getötet hatte und glitt weiter zur Giftwolke, die immer noch schwer in der Luft hing. Genau deswegen, hatte er keine Ákumui getötet. Dieses Miasma war sehr stark und konnte in Sekundenschnelle den gesamten Körper vergiften. Umso mehr wunderte es ihm, dass Inuyasha anscheinend unversehrt war. Er war wohl ziemlich zäh; das dürfte ihm bestimmt einige Male das Leben retten.

Sesshomarus Gedanken wanderten nun zurück zu seinem Kampf. Es war nicht schwer gewesen diesen Youkai in die Knie zu zwingen. Er war sowieso schon von den Ákumui sehr geschwächt worden. Sesshomaru hätte ihn auch töten können, genau das war es, was die Ákumui von ihm erwartet hatten. Auf diesem Wege hätten sie über Sesshomaru herfallen können, der einen viel stärkeren Wirt abgab, als dieser niedere Dämon. Einen derartigen Gefallen wollte ihnen der Hundedämon jedoch nicht machen. Er hatte seinen Gegner immer nur nach hinten geschlagen, ohne ihn allzu sehr zu verwunden. Irgendwann hatten die Ákumui nachgegeben und sich zurückgezogen. Sie waren zwar sehr hartnäckige Wesen, aber wenn sie nicht sofort das bekamen, was sie wollten gaben sie sehr schnell auf. Außerdem war ihnen Sesshomaru, allem Anschein nach, ein zu gefährlicher Gegner gewesen.

Trotzdem war die Gefahr nicht gebannt. Sesshomaru hatte das unbestimmte Gefühl, dass die Ákumui nur der Anfang von einer Bedrohung waren, die immer näher rückte. Irgendetwas bahnte sich da an. Etwas Bedrohliches, vielleicht sogar etwas ziemlich Gefährliches. Dem wollte Sesshomaru unbedingt auf den Grund gehen. Er konnte es nicht haben, dass irgendwo irgendjemand womöglich stärker war als er.

Langsam setzte er sich in Bewegung, dicht gefolgt von Inuyasha.

Er sah etwas müde aus, wagte jedoch nicht irgendeinen Einwand zu erheben, da Sesshomaru gerade ziemlich missmutig dreinblickte. Etwas schien ihn sehr zu beschäftigen. Inuyasha hielt es deshalb für klüger vorerst einmal den Mund zu halten. Ihm genügte es eigentlich schon diesen nebulösen Ort hinter sich zu lassen. Er wollte endlich wieder die wärmende Sonne spüren.
 


 

Was das wohl für eine Bedrohung ist, die Sesshomaru da spürt? Darüber erfährt ihr erst später etwas mehr. ^^

Im nächsten Kapitel werdet ihr wieder etwas von Haku und den anderen Katzen hören. Sesshomaru und Inuyasha sind natürlich auch wieder mit dabei.

Giftige Dämpfe

Ich hab´s mit einiger Verspätung geschafft das nächste Kapitel fertig zu stellen. Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, aber ich stehe zurzeit meterdick im Stress und befürchte, dass ich darin noch eine Weile feststecken werde. ^^"

Na, auf jeden Fall viel Spaß mit diesem Kapitel!
 


 

Haku strahlte.

Sein Grinsen war so breit, dass es nicht nur so aussah, als ob es von einem Ohr zum anderen reichen würde, sondern man bekam direkt den Eindruck, dass es das Gesicht in zwei Hälften spalten würde. Er hatte allen Grund zu triumphieren, denn es passierte nicht alle Tage, dass ein Dreikäsehoch wie er mit Krieger reisen durfte. Als er seinen Freunden davon erzählt hatte, waren diese vor Neid nahezu erblasst und statt sich für ihren Freund zu freuen hatten sie ihm nur bittere Blicke zugeworfen. Das machte Haku gar nichts aus. Sollten die doch im Baum oben schmoren, er auf jeden Fall würde sich seine gute Laune nicht verderben lassen.

Hoch erhobenen Hauptes stolzierte er neben Kori her und warf hochmütige Blicke durch die Runde. Sie wanderten gerade durch ein großes Feld mit langen Grasbüscheln. Den Wald mit dem Baum, Obayashi, hatten sie schon seit längerer Zeit hinter sich gelassen.

Es waren insgesamt sechs Katzenkrieger, die mit Kori und Haku reisten. Man sah es Kori deutlich an, wie sehr er die Tatsache missbilligte, dass Haku dabei war.

"Komm ja nicht auf die Idee irgendwelche dummen Heldentaten zu machen.", schärfte er dem Jungen ein. Haku erwachte aus seinen Träumereien, in denen es nur um Heldentaten ging, und warf dem größeren Youkai einen sauren Blick zu.

"Hmpf.", machte er.

"Was?"

"Ich werde schon aufpassen."

"Das genügt mir nicht. Bleibe in meiner Nähe.", verlangte Kori prompt und unterstrich seine Worte mit einem strengen Blick, den Haku nur mit einem Gähnen quittierte. Er deutete eine Bewegung an, die zwischen einem Nicken, einem Kopfschütteln und einem Achselzucken angesiedelt war, und deren Bedeutung sich Kori selbst aussuchen konnte. Dieser seufzte nun und beschloss nichts mehr zu sagen. Da half alles nichts. Wieder einmal musste er alles selbst in die Hand nehmen und auf den Jüngeren aufpassen. Das erwies sich als recht schwer, wie er schon bald feststellte. Als er den Blick senkte war der Junge nämlich verschwunden.

Er wollte schon verärgert nach ihm rufen, als er ihn vorne neben einem großen Krieger entdeckte. Die beiden schienen in ein Gespräch vertieft zu sein und ließen sich durch den zornigen Kori nicht stören, der nun mit festen Schritten zu ihnen trat.

"Haku ich habe dir gesagt, dass..."

"Ach lass ihn doch, Kori- san.", meinte der Krieger mit einem breiten Lächeln. "Der Junge will sich doch nur die Zeit etwas vertreiben und mit mir reden. Das ist doch nett." Das war wirklich nett. Man muss nämlich wissen, dass dieser Krieger voller hässlicher Narben und alter Wunden war. Kaum einer getraute sich in seine Nähe, da er so einen gefährlichen Anblick bot. Nur vom Anschauen her bekam man bereits eine Gänsehaut.

"Aber...", wagte Kori einzuwenden, wurde aber freundlich unterbrochen.

"Jetzt lass mal gut sein, ja? Also, du heißt Haku, hast du gesagt?", wandte sich der Krieger wieder an den Jungen und beachtete Koris protestierendes Schnaufen gar nicht. Haku nickte ihm eifrig zu.

"So, so und ich heiße Ansho.", stellte sich der Krieger vor. "Sag mal, wieso darfst du eigentlich mitkommen, Kleiner? Ist doch ziemlich gefährlich." Glücklich, jemanden gefunden zu haben, der die gleiche Meinung teilte wie er, meldete sich Kori sofort zu Wort, noch bevor Haku den Mund aufmachen konnte.

"Das ist genau das, was ich Hokorim- sama versucht habe beizubringen.", beteuerte er. Haku warf ihm einen säuerlichen Blick zu und zog eine beleidigte Schnute.

"Hokorim- sama hat mein Talent andere auszuspionieren besser erkannt als Ihr, Kori- sama.", sagte er geradeheraus, etwas zu hochnäsig.

"Hüte deine Zunge.", meinte Kori etwas eingeschnappt.

"Ich kann sie nicht so recht sehen, die Nase ist irgendwie im Weg.", entgegnete Haku keck. Ansho lachte belustigt auf, während Kori eine ziemlich verdrießliche Miene zog und nicht mehr so recht wusste, was er nun sagen sollte. Deshalb beschloss er den lachenden Krieger finster anzusehen.

"Das ist ja ein richtiger Flegel!", grinste Ansho und übersah Koris düstere Stimmung geflissentlich. "Hast wohl eine ziemlich spitze Zunge, was?", fragte er den jungen Katzendämon. Haku zuckte nur mit den Schultern.

"Weiß nicht. Urteilt doch selbst.", schlug er vor und streckte dem großen Krieger ohne Bedenken die Zunge heraus. Dieser starrte Haku einen Moment lang verdutzt an und bracht schließlich wiederum in schallendes Gelächter aus. Kori verbarg verzweifelt das Gesicht in den Händen.

"Ein sehr lebhafter Junge, wirklich! Möchtest du, dass ich dir beibringe, wie man kämpft, Kleiner?"

Haku zog seine Zunge in sekundenschnelle wieder ein und blickte Ansho mit leuchtenden Augen an. Seine Begeisterung war nicht zu übersehen.

"Oh ja!"

"Ich glaube auch, dass du das gern tun würdest.", wandte Kori mit gezwungener Ruhe ein, wobei er das letzte Wort deutlich betonte. Ansho und Haku blickten ihn fragend an. "Aber jetzt nicht."

"Wieso?", kam es enttäuscht vom Jungen.

"Weil wir da sind." Er deutete nach vorn und alle Blicke folgten seiner Geste. Man konnte jedoch nichts Ungewöhnliches entdecken. Vor ihnen erstreckte sich nach wie vor eine weite Wiese. Ein leichter Luftzug rauschte durch das hohe Gras. Mit Ausnahme des Windes hörte man keine anderen Geräusche. Aber die Krieger wussten anscheinend wohin. Einige bogen zielstrebig nach rechts ab, andere nach links.

"Wohin gehen sie?", fragte Haku und blickte ihnen betrübt nach.

"Unsere Wege trennen sich hier.", erklärte Kori breitwillig. "Sie gehen zu den Grenzen, während wir ins Landesinnere müssen."

Eine große Verabschiedung gab es nicht. Die Krieger neigten nur gegenüber Kori leicht ihre Köpfe. Es war eine rein höfliche Geste. Einzig und allein Ansho sagte einige Worte der Verabschiedung.

"Also dann, Haku. Viel reden konnten wir ja nicht..." Er warf einen vielsagenden Blick auf Kori, den dieser finster erwiderte. "Aber wir sehen uns bestimmt wieder. Falls du mich mal brauchst, ich bin für dich da. Und pass auf dich auf. Mach nichts Unüberstürztes."

"Ist gut. Dann bringst du mir auch das kämpfen bei, ja?"

"Na klar. Man sieht sich, Kleiner. Kori...?" Er nickte ihm nur kurz zu, bekam ebenfalls ein flüchtiges Nicken zu sehen und beeilte sich schließlich seinen Kameraden zu folgen. Kori seufzte erleichtert auf und wandte sich um.

"Komm Haku. Beeilen wir uns ein bisschen, ich will diesen Auftrag so schnell wie möglich erledigen."
 

Sesshomaru wurde von Minute zu Minute skeptischer. Die Dämonenenergie, die er gespürt hatte, nahm deutlich zu- gewann immer mehr an Intensität. Als ob das nicht genug wäre gesellte sich zu dieser Energie noch eine andere dazu. Diese lag in einer etwas anderen Richtung, weshalb sich Sesshomaru im ersten Moment auch nicht entscheiden konnte, welcher er nun folgen sollte. Unschlüssig stand er da und versuchte zusätzliche Informationen aus den Witterungen zu filtern, die der Wind ihm entgegen trug.

Inuyasha stand die ganze Zeit recht still hinter ihm. Allmählich spürte auch er diese befremdende und prickelnde Energie, die bei ihm eine Gänsehaut auslöste. Er war nicht gerade erpicht darauf, den Besitzer dieser Kraft zu treffen, aber anscheinend wollte Sesshomaru genau das tun. Nachdem er sorgfältig überlegt hatte, wandte sich der Hundedämon nach Südost, dort wo er die Dämonenenergie am intensivsten und am stärksten spürte. Die andere wäre nur einige Kilometer weiter entfernt, aber diese hier weckte die Neugierde in Sesshomaru. Sie benahm sich nämlich gar nicht so wie man es eigentlich von einer Aura erwarten würde. Sie flackerte immer wieder kurzartig auf, um dann sofort wieder zu verlöschen, wie eine sterbende Kerze. Aber der Dämon mit dieser Energie war alles andere als dem Tode nahe, im Gegenteil: Er schien vor Lebensenergie geradezu zu sprühen. Außerdem spürte Sesshomaru, dass sich um diesen einen Dämon noch viele andere versammelt hatten. Er musste wissen, was da vorging. Täuschte er sich oder nahm er ebenfalls einen sehr zarten, sehr leisen Ton auf? Ein Ton, der jedoch unmöglich von einem lebenden Wesen stammen konnte.

"Blähhh! Was ist das denn?", rief Inuyasha angeekelt aus und verzog unwillkürlich das Gesicht, denn vor den Brüdern erstreckte sich nun eine weite Ebene, die einmal wohl eine prächtige Wiese gewesen sein mochte. Das war einmal. Jetzt hatte das Gras einen braunen, fast schwarzen, Farbton bekommen. Es war verfault, lag platt auf den Boden und verströmte einen unangenehmen Geruch, den die Brüder unweigerlich als den der Ákumui wieder erkannten.

"Die Ákumui müssen hier entlang gekommen sein, aber...", murmelte Sesshomaru, brach dann jedoch mitten im Satz ab und ließ einen forschenden Blick über das zerstörte Land streifen. Die Ákumui traten immer in großen Gruppen auf, aber normalerweise konnten sie niemals so eine große Zerstörung auf so kleiner Fläche anrichten. Für das Ausmaß einer solchen Zerstörung bedurfte es Milliarden von Ákumui. So viele von ihnen kamen niemals zusammen, außer sie wurden zusammengetrieben, aber wer sollte so etwas tun und vor allem wie?

Langsam gingen die Brüder über die verkommene Ebene, darauf bedacht so wenig wie möglich auf die verfaulten Pflanzen zu treten. Bei jedem Schritt sanken ihre Füße mit einem schmatzenden Geräusch in fauliges und matschiges Gras. Inuyasha kostete es große Überwindung weiterzugehen, immerhin trat er mit nackten Füßen auf diese ekelerregende Masse. Er hielt sich die Nase zu und schloss die Augen, um ja nicht zu sehen in welchem widerlichen Zeug er da hinein trat. Das wurde ihm fast zum Verhängnis.

Von hinten schlich sich nämlich ein Dämon verstohlen an die Brüder heran. Leise dabbelte er auf sie zu, hielt an, duckte sich, trippelte auf leisen Pfoten weiter und näherte sich so unbemerkt an. Er verhielt sich recht geschickt, aber eben nicht geschickt genug. Gerade wollte es sich auf den ahnungslosen Inuyasha stürzen, als dieser grob am Kragen gepackt und hochgerissen wurde. Der angreifende Dämon schnappte ins Leere und ließ ein enttäuschtes Knurren hören.

"Pass doch besser auf, du Idiot!", fauchte Sesshomaru seinen verdutzten Bruder an, der nicht so recht verstand was gerade geschehen war.

"Äh, was..."

"Du sollst gefälligst mit offenen Augen durch die Gegend gehen. Das heißt- wenn du überleben willst." Er ließ Inuyasha ohne weitere Kommentare zu Boden. Gleich darauf schnellte seine Hand vor und packte den Dämon, der sich eben klammheimlich aus dem Staub machen wollte. Erschrocken quiekte er auf, als er Sesshomarus starke Hand spürte, die sich unbarmherzig um seinen dünnen Körper schloss.

"Bi- bitte... lasst mich los!", keuchte er, nach Luft ringend. Sesshomaru drückte als Antwort nur etwas fester zu, gerade mal so viel, dass er den kleinen Dämon nicht tötete. Inuyasha schaute verwirrt zu den beiden hoch.

"Ich rate dir zu antworten, wenn dir dein Leben lieb ist.", flüsterte Sesshomaru bedrohlich. "Wer hat hier diese Verwüstung angerichtet? Waren es die Ákumui? Antworte!" Er lockerte seinen Griff etwas, damit der Dämon sprechen konnte. Dieser nickte nun eifrig und schnappte gierig nach Luft.

"Ákumui, ja, ja. Die waren es! Bestraft sie, nicht mich!" Offensichtlich dachte der Kleine, dass Sesshomaru erzürnt über diese Zerstörung war und die Verantwortlichen dafür bestrafen wollte. Es gefiel dem Hundedämon nicht als Rächer für so etwas Banales abgestempelt zu werden. Grob schüttelte er den Dämon und brachte ihn augenblicklich zum Schweigen.

"Wie viele?", fragte er als nächstes und fixierte den Dämon mit einem Blick, den dieser regelrecht um einige Zoll schrumpfen ließ.

"M- m- mehr als Kiesel in einem Bach zu finden sind!", stotterte er hilflos.

"Wie viele?", bohrte Sesshomaru nach und verstärkte seinen Druck. Der Dämon kreischte voller Panik auf.

"Millionen! Nein, Milliarden! Milliarden waren es!"

"Wurden sie von jemand angeführt?"

"Äh... Ein Mädchen, klein... mit H- Holzstab am Mund."

Verwirrt runzelte Sesshomaru die Stirn. Mit einem Holzstab am Mund? Er hätte gern noch genaueres gewusst, aber dieser Dämon hier schien nichts mehr zu wissen. Außerdem war er einem Herzinfarkt nahe. Aus dem bekam man wohl keine Informationen mehr heraus. Achtlos ließ Sesshomaru den kleinen Dämon zu Boden klatschen und schlug wieder die vorherige Richtung ein. Inuyasha folgte ihm hastig, aber erst nachdem er dem davoneilenden Dämon einen schnellen Blick zugeworfen hatte. Er fand es merkwürdig, dass sich in dieser grässlichen Gegend überhaupt jemand aufhielt.

"Was hast du vor Sesshomaru?", fragte er neugierig und ging etwas schneller um den Anschluss zu seinem Bruder nicht zu verlieren. Dieser schien es jetzt nämlich noch eiliger zu haben. Auf einer Antwort wartend blickte Inuyasha neugierig zu Sesshomaru hoch, erntete jedoch nur Schweigen. Er hätte es wissen müssen.
 

"Wir sind da.", flüsterte Kori so leise wie möglich. Er bückte sich im hohen Gras und schlich geduckt vorwärts, immer darauf bedacht gegen den Wind zu gehen. Dabei behielt er eine bestimmte Dämonengruppe scharf im Auge. Sie befand sich nicht weit entfernt, neben einer kleinen Baumgruppe. Kori konnte insgesamt fünf Dämonen zählen, außerdem schienen sie gerade eine Rast zu halten. Auf jeden Fall saßen einige von ihnen am Boden, während die anderen allem Anschein nach Wache hielten, da sie immer wieder wachsame Blicke kreisen ließen. Er musste es schaffen sich so nah wie möglich an ihnen heranzupirschen.

"He, Kori- sama!" Wie elektrisiert fuhr Kori zusammen und wirbelte mit einem erzürnten Fauchen herum. Blitzschnell packte er Haku und presste ihm eine Hand auf den Mund.

"Bist du verrückt? Einfach so zu schreien! Da vorn sind unsere Feinde!" zischte er aus zusammengebissenen Zähnen hervor. Vorsichtig spähte er zu der Gruppe und atmete erleichtert auf. Die schienen von der Anwesenheit der beiden Katzendämonen noch nichts bemerkt zu haben.

"Mmmpf.", machte Haku und versuchte Koris Hand wegzuziehen. Dieser blickte ihn mahnend an und ließ ihn anschließend los.

"Ich wollte Euch nur darauf aufmerksam machen, dass das ausspionieren meine Aufgabe ist.", erklärte er und schaute den Älteren auffordernd an. Kori bedachte ihn nur mit einem verdrießlichen Blick.

"Das lasse ich nicht zu."

"Aber Hokorim- sama hat es mir befohlen! Oder besser gesagt: Euch!"

"Es ist zu gefährlich für dich."

Haku starrte Kori sprachlos an. Er war den Tränen nahe. Noch nie hatte er so einen heißen Zorn gegen Kori gespürt, der für ihn immer so etwas wie ein Vater gewesen war. Doch nun wünschte er sich, dass er ihn niemals kennen gelernt hätte. Er hatte sich so sehr gefreut allen zu zeigen, dass auch er was draufhatte und dass auch er zu etwas fähig war. Zu Hause behandelten ihn sowieso alle etwas brüsk, da er immer von Abenteuern und aufregenden Kämpfen schwärmte. Das war seine Gelegenheit ihnen zu zeigen, dass er dazu durchaus in der Lage war, aber dieser Traum war nun geplatzt. Warum musste ihm Kori das verderben?

Der Blick, den der junge Katzendämon dem Älteren kurz darauf zuwarf, triefte nur so vor Groll, Abscheu und Missachtung.

"Ist mir egal was du sagst. Ich gehe auf jeden Fall.", verkündete er mit kalter Ruhe. Es war das erste Mal, dass er Kori duzte, aber das war es nicht, was den Youkai so sehr erschreckte. Viel mehr bestürzte ihn der Tonfall des Jungen. Er sprach mit einer nahezu frostigen und vollkommen tonlosen Stimme. Das passte nicht zu ihm. Bevor er sich von diesem Schrecken erholen konnte, sprang Haku schon auf und flitzte behände durch das hohe Gras auf und davon. Erst dann zuckte Kori zusammen und blickte dem Jungen entgeistert nach.

"Haku..." Es war mehr ein Flüstern, als ein lauter Ruf. Aber er wagte es gar nicht seine Stimme zu erheben oder Haku gar nachzueilen, zu groß war die Gefahr, dass er dadurch die Aufmerksamkeit der Feinde auf sich zog. Wurde er entdeckt lief auch Haku Gefahr aufgespürt zu werden. Am besten war es, wenn er hier auf seinen kleinen Freund wartete und darauf hoffte, dass er sich geschickt genug anstellte und vor allem vorsichtig war.

Wenn Kori gewusst hätte was gleich darauf geschehen würde, wäre er sofort aufgesprungen, um Haku zu holen- ungeachtet dessen, dass fünf Feinde ganz in der Nähe hockten.
 

Inuyasha warf beunruhigende Blicke in die Runde. Ihm gefiel diese Gegend hier gar nicht. War es eigentlich möglich, dass sie einmal auch eine normale und friedliche Landschaft zu Gesicht bekamen? Seitdem er mit Sesshomaru unterwegs war vermisste er das ein wenig. Dauernd schleppte ihn sein Bruder in merkwürdige und obskure Gebiete, die nur so von Dämonen wimmelten. Solche sah er jetzt zwar nicht, aber er spürte ganz deutlich ihre Anwesenheit. Gierige Augen, die ihn anstarrten, Mäuler, die es gar nicht erwarten konnte ihre Zähne in Inuyasha zu schlagen. Wahrscheinlich hatten sie noch nicht angegriffen, weil der Anblick Sesshomarus sie abschreckte. Deshalb hielt sich Inuyasha auch dicht an ihm.

Sobald sie das verfaulte Feld verlassen hatten, waren sie in eine Gegend gekommen, die nach einem Sumpf aussah, nach einem Sumpf roch und ganz eindeutig typische Merkmale eines Sumpfes aufwies. Diesen Tatsachen zum Trotz handelte es sich jedoch ganz und gar nicht um einen Sumpf. Viel mehr war es eine stinkende Kloake, fand Inuyasha. Deutlich stieg ihm der ekelhafte Geruch der Ákumui in die Nase, so dass er sich ständig einbildete einen von ihnen im Gebüsch zu sehen. Sobald er aber genauer hinschaute konnte er nichts mehr erkennen. Ein beklemmendes Gefühl blieb jedoch zurück.

Sesshomaru verhielt sich ebenfalls sehr wachsam. Die giftigen Dämpfe, welche von den Schlammpfützen aufstiegen, betäubten seine Nase fast vollständig. Er konnte gerade mal wittern was sich einige wenige Meter vor ihm befand. Eine kommende Gefahr würde er dadurch viel zu spät erkennen, deshalb verließ er sich vielmehr auf seine geübten Augen und Ohren. Seltsamerweise schien sich jetzt aber auch die Sicht zu trüben. Er blinzelte mehrmals verwirrt, aber es blieb dabei: Vor seinen Augen legte sich ein schwarzer Schleier, der zunehmend dichter wurde. Ein entsetztes Aufkeuchen hinter ihm, sagte ihm, dass auch Inuyasha dasselbe widerfuhr.

Anders als Sesshomaru verfiel dieser sofort in Panik. Hastig rieb er sich mit den Händen über die Augen, kniff sie fest zu, aber als er sie wieder öffnete schien es noch dunkler geworden zu sein. Was war denn nur los?

"Sesshomaru, ich werde blind!", brach es schließlich verzweifelt aus ihm heraus.

"Idiot. Man nicht so schnell erblinden. Das sind die Dämpfe, die unseren Augen schaden." Ich muss einen Weg hier herausfinden, dachte er bei sich. Inuyasha schien ihm jedoch gar nicht zugehört zu haben. Seine Augen begannen nun sogar zu tränen, da er sie so fest rieb und die Angst explodierte fast in ihm, als er letztendlich gar nichts mehr sah.

"Oh nein...", wimmerte er. Sesshomaru sah mittlerweile auch nur mehr Finsternis, aber er brauchte keine Augen, um zu bemerken, dass Inuyasha einem Nervenzusammenbruch nahe war. Er roch seine Angst.

"Beruhige dich und denk erst mal nach, bevor du in Panik verfällst." wies er ihn mit ungewohnter Ruhe an. Inuyasha antwortete nicht. Er blickte sich hektisch um, als ob er etwas suchen würde, auch wenn er nichts mehr wahrnahm. Die Dunkelheit um ihn herum verunsicherte ihn. Er sah nicht wohin er lief, was oder wer vor ihm war und welche Hindernisse seinen Weg säumten. Über etliche Steine war er eh schon gestolpert.

"Benutz deine Nase.", schlug Sesshomaru seinem Bruder vor, als dieser erneut in ein Loch fiel.

"Was?" Inuyasha war etwa zerstreut, da er sich erst jetzt halbwegs vom Schock erholt hatte. Außerdem hatte er Erde in den Mund bekommen. Er rappelte sich auf und drehte sich in die Richtung, in der er Sesshomaru vermutete. Dann ging alles sehr schnell.

Ein scharfer Luftzug fegte ihn von den Füßen, beförderte ihn einige Meter weit weg, bis er von einem Baum gebremst wurde und zu Boden fiel. Zum Glück landete er auf weichem Grund. Er spürte lockeres Moos unter sich. Aber der Aufprall gegen den Baum hatte ihm die Luft aus den Lungen getrieben. Keuchend blieb er liegen, schaffte es nicht sich zu bewegen. Was war denn nun wieder? Verdammt wieso konnte er nicht sehen was geschah! Jemand hatte ihn angegriffen, aber er hatte keine Ahnung wer, wie und wo.

Ich werde sterben, schoss er ihm plötzlich durch den Kopf. Alles in ihm schrie danach sich zu wehren, jetzt nicht aufzugeben, aber er konnte nichts tun. Zuerst verlor er das Augenlicht, dann wurde er von jemanden angegriffen und nun lag er hier, vollkommen bewegungslos und wartete auf den Tod.

Die Furcht schnürte sich noch enger um ihn, als er spürte, wie jemand auf ihn zukam. Verzweifelt versuchte er sich aufzurichten, konzentrierte sich ganz darauf seine erstarrten Glieder zu bewegen. Aber es blieb bei dem Versuch. Waren wieder diese Dämpfe daran schuld? Hatten sie ihn gelähmt? Immer näher kam das Wesen auf ihn zu. Er hörte jetzt sogar ein schweres Schnaufen und Füße, oder besser gesagt Pranken, die den Boden nahezu zu erschüttern schienen.

Genau in diesem Moment spürte Inuyasha sich am Arm gepackt und hochgehoben. Er stieg in die Luft auf, neben sich nahm er den vertrauten Geruch Sesshomarus wahr. In seiner Angst hatte er gar nicht mehr an ihn gedacht.

Sesshomaru war nach wie vor blind, aber seine Nase verriet ihm jede Bewegung des Dämons, der sie angegriffen hatte. Er musste sich jedoch beeilen ihn zu erledigen, da die Dämpfe nun auch bei ihm allmählich eine Lähmung hervorriefen. Er streckte seinen rechten Arm aus.

"Dokasso." Ein schmerzerfülltes Aufheulen verriet ihm, dass seine Attacke voll ins Schwarze getroffen hatte. Zufrieden stieg er noch höher in die Luft, bis er spürte, dass die Kraft der toxischen Dämpfe etwas nachließ. Erst dann legte er an Tempo zu und ließ, mit Inuyasha im Schlepptau, die giftigen Felder hinter sich.
 

Nach einer Weile spürte Inuyasha wie es wieder heller wurde. Seine Arme und Beine konnte er nun auch wieder bewegen. Erleichtert atmete er auf. Er hatte schon befürchtet sein ganzes Leben lang blind durch die Welt tappen zu müssen und bis vor einer Minute war er sogar dem Tod ziemlich nahe gewesen. Er blinzelte ein paar Mal, bis auch die letzten schwarzen Schleier von seinen Augen abfielen.

Das erste was er sah, war ein Fluss, winzigklein, der sich, einer glitzernden Schlange gleich, durch die grüne Landschaft schlängelte. Ein Blick nach rechts, und er sah eine Gruppe von Vögeln, die ihn verdattert anstarrten.

"Du hast wieder nicht aufgepasst.", tadelte Sesshomaru und zog Inuyashas Aufmerksamkeit auf sich. Fragend blickte er seinen großen Bruder an, der ihn immer noch am Arm festhielt.

"Ich habe dir gesagt du sollst deine Nase benutzen. Dadurch hättest du den Angreifer gerochen. Ich werde dir nicht jedes Mal die Haut retten."

"Oh...ja, aber ich war etwas... Also ich hab nichts mehr gesehen und...", versuchte sich Inuyasha irgendwie herauszureden, beschloss dann aber es bei einem schlichten: "Ja, schon gut.", zu belassen.

Sesshomaru griff dieses Thema auch nicht mehr auf. Er hielt jetzt Ausschau nach einem geeigneten Landeplatz, da sie die Felder mit den Dämpfen nun hinter sich gelassen hatten. Seine Augen erspähten eine ruhige Gegend, in der er keine sichtbare Gefahr erkennen konnte. Neben einem kleinen Bach, der fröhlich vor sich hin sprudelte, setzte er Inuyasha ab und landete anschließend selbst. Ein seltsamer Geruch stieg ihm in die Nase. Er schien vom Wasser zu kommen. Konnte es sein, dass...

Inuyasha wollte schon vom klaren Süßwasser trinken, als Sesshomarus scharfe Stimme ihn zusammenfahren ließ.

"Lass das!"

"Aber warum? Ich habe durst."

"Das Wasser ist vergiftet." Erschrocken warf der Junge einen Blick auf den Bach. Erst jetzt bemerkte er, dass die Pflanzen rund um das Ufer verdörrt und ohne Kraft waren. Einige Blumen ließen träge ihre Köpfe hängen.

"Wie ist das denn passiert?", fragte er, ging in die Hocke und stupste mit dem Finger vorsichtig an einer Blume an, deren Kopf schlaff hin und her baumelte. Statt zu antworten warf Sesshomaru einen Blick nach Südost. Er kniff die Augen zusammen, seine Ohren zuckten nervös. Eine leichte sehr zarte, sehr leise Melodie umspielte seine Ohrmuscheln wie eine sanfte Brise. Anders als wie vorhin, waren die Töne nun lauter geworden, obwohl die Dämonenenergie nicht zugenommen hatte.

Wortlos schlug Sesshomaru den Weg ein, aus dem diese Geräusche kamen. Er musste der Sache auf den Grund gehen, musste wissen, wer diese Melodie produzierte und vor allem: Was er damit bezweckte.

Inuyasha sprang schnell auf und folgte Sesshomaru auf den Fersen. Er nahm sich fest vor in Zukunft besser aufzupassen. Schließlich wollte er sich nicht immer von seinem Bruder retten lassen.
 


 

Was es mit dieser Melodie auf sich hat, werdet ihr schon noch erfahren. ^^

Über Kommis wäre ich euch wieder einmal sehr verbunden.

Liebliche Klänge

Ahrghh! Ich bin untröstlich! Tut mir furchtbar leid, dass ihr so lange warten musstet.

*sich verbeugt*

Gomen nasai! Aber ich bin einfach nicht dazu gekommen zu schreiben. Jetzt in den Ferien habe ich eh etwas mehr Zeit...

Ich danke euch allen für eure Geduld und nun viel Spaß beim Lesen:
 


 

Sesshomaru und Inuyasha waren schon eine ganze Weile gegangen, als der führende Hundeyoukai abrupt innehielt und konzentriert nach vorne schaute. Seine Ohren zuckten leicht. Inuyasha trat neben ihm und warf unsichere Blicke umher. War jetzt schon wieder irgendein Feind in der Nähe? Wittern konnte er auf jeden Fall nichts Ungewöhnliches. Aber seine feinen Ohren vernahmen einen hohen Ton, der eine liebliche Weise spielte. Sein Kopf ruckte in die Richtung, aus der er dieses Geräusch hörte. Es kam direkt aus einem lichten Bruchwald.

"Hörst du das auch?", fragte Inuyasha seinen Bruder. Seine Stimme hatte sich unwillkürlich zu einem Flüsterton gesenkt, als wolle er den Zauber der Melodie auf keinen Fall stören.

"Hm.", kam es undeutlich vom Youkai, der sich nicht sonderlich bemühte sich leise zu verhalten. Er war dem Klang der Melodie nun bis hierher gefolgt. In diesem Bruchwald lag also sein Ziel, er war der Ursprung des Liedes. Was auch immer dort lauerte- Sesshomaru würde nicht zögern einen Kampf zu beginnen, falls es darauf ankommen sollte. Zu blöd, dass Inuyasha dabei war. Das konnte noch richtig mühsam mit ihm werden.

Ein knisterndes Rascheln ließ die beiden Brüder alarmiert herumfahren. Sesshomaru hob kampfbereit die Klaue, während sich Inuyasha hektisch umblickte, um einen heranschleichenden Feind rechtzeitig zu bemerken. Diese Vorsicht wäre eigentlich gar nicht nötig gewesen, da aus dem Gebüsch nur ein harmloser Dachs hervorstürmte. Sein glänzender Körper flitzte graziös an den Brüdern vorbei und war in sekundenschnelle im nahen Wald verschwunden, nicht nachdem etwas von seinem Rücken gesprungen war. Ein winziger Punkt flog durch die Luft und saugte sich auf Inuyashas Nase fest. Dieser bemerkte das mit einem verärgerten Stirnrunzeln und drückte den kleinen Floh zwischen seinen Fingern platt.

"Urgh... I- Inuyasha...", kam es hilflos röchelnd vom Flohgeist. Sofort lockerte Inuyasha seinen Griff und ließ den Winzling zu Boden fallen.

"Myoga was willst du hier?" Er war recht überrascht und hätte gerade Myoga am allerwenigsten hier erwartet. Einerseits war er froh ihn zu sehen, aber andererseits war er sehr verärgert, da der Floh ihn so lange alleine gelassen hatte. Er hatte versprochen bald wiederzukommen, was auch immer er unter "bald" verstand. Seitdem waren nämlich schon einige Tage vergangen.

"Inuyasha, eine etwas nettere Begrüßung hätte ich mir schon erwartet.", schmollte Myoga, während er sich mühsam aufrappelte und mit einem Satz auf Inuyashas Schulter landete. Sein Blick traf dabei zufällig den Sesshomarus und ließ ihn innerlich zu Eis erstarren.

"Äh, Sesshomaru- sama. Seid Ihr zurecht gekommen? Ich meine... also, ich hätte nicht vorgehabt so lange wegzubleiben, aber... na ja, es war so, dass... nun..."

"Komm zur Sache." Das klang so frostig, dass Myoga schuldbewusst zusammenzuckte. Er vermied es dem Youkai in die Augen zu sehen und trat betreten von einem Fuß auf den anderen.

"Wie ich sehe, wollt Ihr in diesen Wald gehen? Dann habt Ihr also auch diese Melodie vernommen?" Fragend wagte er es zu Sesshomaru aufzublinzeln, aber dieser zeigte keine Regung. Myoga fasste das als "Ja" auf, um sich Komplikationen zu sparen. "Nun ja, es ist so", fuhr er leicht nervös fort. "Ich habe Gerüchte gehört, dass Dämonen, besser gesagt Ákumui, vom ganzen Land Zusammengetrieben werden. Sie hinterlassen überall Verwüstung und Tod, aber das ist für Euch sowieso belanglos... Äh, ich meine..." Er hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Wieso musste ihm so eine Bemerkung gerade jetzt herausrutschen? Er hielt den Atem an und wartete auf spitze Krallen, die ihn zerquetschten, stattdessen spürte er nur, wie Inuyasha ihn musternd ansah.

"Ist was Myoga? Wieso hörst du auf zu erzählen?"

"Äh..." Behutsam blickte er auf, sah, dass Sesshomaru ihn fordernd ansah, aber ansonsten keine Anstalten machte, ihn zu bestrafen. Erleichtert atmete der Floh aus und nahm den Faden wieder auf:

"Ähm ja. Das was ich sagen wollte, ist, dass die Ákumui bestimmt nicht grundlos zusammen gerufen werden. Die Fäden halten das Geschwisterpaar Hagéshii in der Hand. So sagen es jedenfalls die Gerüchte.", fügte er hastig hinzu, als er sah wie sich Sesshomarus Gesichtszüge bei der Erwähnung dieser Namen versteiften. Er hatte von diesen beiden Geschwistern gehört. Sie arbeiteten stets zusammen und wollten nichts anderes als alles Leben auslöschen, das sie umgab, da sie es zutiefst verabscheuten. Er glaubte sogar gehört zu haben, dass sie vom Leiden anderer lebten und ihnen die Lebensenergie abzapften, um selbst überleben zu können. Wozu sie allerdings die Ákumui brauchten und zusammentrommelten war ihm schleierhaft, aber es interessierte ihm auch nicht.

Fakt war, dass die beiden Geschwister eine potenzielle Bedrohung für ihn darstellen, da sie irgendwann einmal, bei ihrer zerstörerischen Wanderung, auf ihn treffen würden. Bevor es so weit war, würde Sesshomaru diese Nervensägen jedoch schon getötet haben.

"Man sagt, dass es sich bei den Geschwistern um ein kleines Mädchen mit einer seltsamen Flöte handelt und um einen riesigen Dämon, der mit Vorliebe lebende Opfer sammelt. Ich möchte gar nicht wissen wozu.", sagte Myoga gerade und fröstelte. Inuyasha begann sich sofort anzuspannen.

"Dann kommen diese hellen Töne von einer Flöte?", fragte er nervös.

"Ja. Das Mädchen müsste folglich im Wald sein."

"Und der andere..."

Myoga zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung. Sie sind manchmal getrennt, aber der eine kann die Anwesenheit des anderen immer spüren, als ob sie miteinander verbunden wären." Verwundert blickte Inuyasha zum kleinen Floh.

"Woher weißt du das alles?"

"Ich habe viele Informationsquellen.", erklärte er schlicht und ging nicht näher darauf ein. Inuyasha wusste nicht so recht, was er von dieser ganzen Geschichte halten sollte. Sesshomaru wollte jetzt bestimmt in den Wald gehen und dieses Mädchen aufsuchen. Wer weiß welche Gefahren da wieder lauern würden. Schweren Herzens seufze der Junge und blickte kummervoll zum Waldrand.

Sesshomaru war seinem Blick gefolgt.

"Du bleibst hier.", befahl er daraufhin knapp.

"Hä?"

"Unsere Wege trennen sich. Du bleibst mit Myoga hier, verstanden?"

"Äh, wieso denn?"

"Das möchte ich auch gerne wissen!", meldete sich der Flohgeist protestierend und hüpfte aufgebracht auf und ab. Er hätte es eigentlich wissen müssen, dass Sesshomaru seinen Bruder irgendwann einmal wegschicken würde, aber er hätte gehofft, dass das nicht schon so bald wäre. Der Hundeyoukai kehrte den beiden postwendend den Rücken zu.

"Dort wo ich hingehe wird es viele Kämpfe geben. Inuyasha wäre mir nur im Weg."

"Aber, Sesshomaru- sama..."

"Myoga.", wurde der Flohgeist kalt unterbrochen. Der kleine Dämon schluckte schwer und klappte den Mund hastig zu. Einen Befehl von Sesshomaru in Frage zu stellen war nicht gerade eine kluge Vorhergehensweise. Jetzt wäre er bestimmt wütend auf ihn. Er schluckte noch mal, bevor er mit einer etwas zittrigen Stimme antwortete: "Ja, Sesshomaru- sama?"

"Du hast ab sofort den Befehl dich um Inuyashas Ausbildung zu kümmern, ist das klar?"

"Was? Inuyashas Ausbi..."

"Ist das klar?" Das klang zunehmend ungeduldiger.

"Ja, ja natürlich Sesshomaru- sama." Myoga hatte es plötzlich furchtbar eilig dem Youkai zuzustimmen und beteuerte mehrere Male, dass er sich auf ihn verlassen konnte. Sesshomaru hörte ihm schon nicht mehr zu. Er hatte alles gesagt, was gesagt werden musste und wandte sich nun endgültig zum Gehen. Inuyasha blickte ihm verwirrt nach, lief sogar einige Schritte hinter ihm her, bis Myoga ihn mit sanfter Stimme zurückhielt.

"Inuyasha, du hast gehört was er gesagt hat. Es ist viel zu gefährlich für dich weiterhin bei ihm zu bleiben.", sagte er bestimmt, obwohl er insgeheim dachte, dass es für den Jungen noch gefährlicher wäre allein zu bleiben. Das ließ er jedoch taktvoll weg und erwähnte auch nicht, dass Inuyasha für Sesshomaru anscheinend ein Klotz am Bein gewesen war.

"Aber ich..." Bedrückt blickte Inuyasah seinem Bruder nach, der nun zwischen den Bäumen eintauchte und schon bald von ihnen verborgen wurde. Er blickte gar nicht mehr zurück. Wie sollte Inuyasha nur ohne ihn zurechtkommen? Er fühlte sich plötzlich so hilflos und nackt, vollkommen allein gelassen.

"Komm schon.", sagte Myoga und ließ nicht locker, ehe sich Inuyasha endlich umwandte und mit hängendem Kopf einen Weg ins Nirgendwo einschlug.
 

Leise schlich Haku durch das Gras auf die Gruppe feindlicher Dämonen zu. Kori würde ihn nun nicht mehr von seinem Vorhaben zurückhalten. Endlich konnte er ihm beweisen, dass in ihm mehr steckte, als nur ein armseliges Kätzchen. Hastig warf er einen Blick zurück und stellte zufrieden fest, dass Kori ihm tatsächlich nicht folgte. Ein fast eigensinniges Lächeln stahl sich über sein Gesicht.

Geduckt huschte er durch die Wiese, nutzte jeden kleinen Busch geschickt als Deckung und verstand sich so leise wie möglich zu bewegen. Auf samtenen Pfoten schlich er sich immer näher an den Dämonen heran. Schließlich blieb er unweit von ihnen, hinter einem dichten Grasbüschel, stehen. Seine gelblichen Augen inspizierten die fünf Gestalten genauestens. Es waren mehrere Arten von Dämonen die verschiedene, zum teil schon abgetragene und zerbeulte, Rüstungen trugen. Unter ihnen konnte Haku einen Fuchsyoukai ausmachen, dessen giftgrüne Augen sogar im Sonnenlicht eigentümlich leuchteten. Neben ihm stand ganz eindeutig ein Vogel Youkai, der stolz aufrecht stand und ein bisschen herablassend seine Kameraden musterte. Er stand so steif da, dass es fast so aussah, als ob er einen Besen geschluckt hätte, fand Haku. Die anderen drei Dämonen konnte er nicht genau einordnen. Sie hatten lange schwarze Haare, die in allen Himmelsrichtungen abstanden und ebenso dunkle Augen, welche finster in die Gegend blickten. Haku fröstelte unwillkürlich und duckte sich noch tiefer, als ein solches Augenpaar über die Wiese glitt und für eine Schreckenssekunde an ihm hängen blieb.

"Was sollen wir jetzt tun, Hagané- sama?", fragte plötzlich der Vogelyoukai mit einer anmutigen und etwas hochnäsigen Stimme. Die Frage war eindeutig an den Fuchsdämon gerichtet, denn alle Köpfe ruckten nun zu ihm herum und blickten ihn erwartungsvoll an. Haku atmete erleichtert auf, als auch die schwarzen Augen endlich von ihm abließen. Er hatte schon befürchtet, dass man ihn jetzt entdeckt hätte. Der Fuchsyoukai seufzte schwer und wiegte sein Haupt nachdenklich hin und her. Seine orange- roten Haare leuchteten bei jeder Bewegung. Eine nicht gerade freundliche Farbkombination, aber sie strahlte trotzdem eine betörende Attraktivität aus.

"Hmmm. Nun. Einerseits sollten wir diese elenden Katzen jagen, die unsere Gefährten getötet haben, aber andererseits beunruhigen mich diese Energien." Er blickte nach Westen und legte die Stirn in Falten. " Man könnte fast meinen, dass... Ach nein. Unmöglich." Er schüttelte den Kopf und blickte geistesabwesend zu Boden. Die anderen wechselten ratlose Blicke.

"Was meint ihr, Hagané- sama?", fragte der Vogelyoukai nach. Seine Stimme war durchaus freundlich, aber man hörte deutliche einen leisen Unmut darin. Anscheinend mochte er es nicht, wenn man dem Gesprächspartner alles aus der Nase herausziehen musste.

Hagané hob den Kopf und hielt den Vogeldämon mit einem ernsten Blick fest.

"Ich dachte nur, aber das ist natürlich vollkommen unmöglich, dass diese Energien dem berüchtigten Geschwisterpaar gehören könnten... Hagéshii..." Das letzte Wort war nur geflüstert, ein hauchfeiner Laut, den die umstehenden Dämonen jedoch sofort aufnahmen und mit einem erschrockenen Aufkeuchen reagierten.

"Was? Was habt Ihr da gesagt Hágane- sama? Hagéshii? Aber doch nicht die Geschwister Hagéshii...Die sind doch... die müssten doch tot sein?!", rief der Vogeldämon entsetzt aus. Er warf Hagané einen eindringlichen Blick zu, als ob er ihn dadurch dazu bringen könnte, das eben Gesagte wieder zurückzunehmen. Doch der Blick des Fuchsdämons blieb starr. Er nickte leicht- eine einfache, aber eindeutige Bewegung, die als Antwort vollkommen genügte. Die anderen Youkai reagierten darauf recht nervös. Sie spannten sich an, einige knurrten drohend.

"Dann ist es wichtiger diese beiden zu erledigen, als die Katzen.", meinte der Vogelyoukai. Anscheinend waren die anderen drei nicht sehr gesprächig und überließen die Kommunikation lieber den anderen beiden Dämonen, aber nun nickten sie zustimmend.

Hagané pflichtete diesem Vorschlag auch bei.

"Da hast du recht.", sagte er düster. "Ich vergesse nie, welch großes Unheil sie das letzte Mal über uns gebracht haben. Aber du irrst dich: Die beiden sind nicht tot und waren es niemals. Sie wurden lediglich in eine andere Welt gebannt. Es ist verwunderlich wie sie es überhaupt geschafft haben wieder zurückzukehren..." Nachdenklich rieb sich Hagané das Kinn und verfiel in ein kurzes Schweigen. Die anderen blickten betroffen zu Boden.

"Vielleicht... vielleicht haben die Wachen versagt. Sie müssen die Wachen getötet haben. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht!", sagte der Vogelyoukai und fuchtelte mit den Händen hilflos in der Luft herum. Er erhielt keine Antwort, aber nach einer Weile gab Hagané einen leisen Seufzer von sich, hob den Blick und musterte jeden anwesenden Youkai eingehend.

"Hört mir zu.", sagte er mit gespannter Stimme. "Am besten ist es, wenn einige von uns wieder zu unserem Versteckt zurückgehen und..."

"Es wäre ratsam, wenn Ihr nicht über unseren geheimen Standort sprechen würdet, Hagané- sama.", unterbrach ihn einer der wild aussehenden Youkai unerwartet. Seine Stimme hatte einen dunklen, fast angenehmen Klang. Trotzdem war die leichte Bedrohlichkeit, die in ihr mitschwang, nicht zu überhören. Hagané verstummte schlagartig und spannte sich automatisch an. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen.

"Was meinst du?", fragte er scharf.

"Wir werden beobachtet. Schon eine ganze Weile." Mit einer lässigen Bewegung deutete er nach links, drehte sich dann selbst in diese Richtung und warf der Stelle, wo Haku saß, einen feindseligen Blick zu. Dem Jungen lief es plötzlich eiskalt den Rücken hinunter, als ob jemand Eiswürfel in seinen Kragen gestopft hätte. Eigentlich war er ja gut versteckt, praktisch kaum sichtbar, aber dieser Youkai schien eindeutig ihn zu meinen. Seine tiefschwarzen Augen fixierten ihn, ohne Zweifel, aber das war doch unmöglich! Er hatte so gut aufgepasst, hatte sich so leise wie möglich verhalten. Doch mit dem nächsten Satz des Youkai fielen dann alle Zweifel von ihm.

"Es ist eine kleine Katze, schau an.", teilte er den anderen mit. Sein Mund verzog sich zu einem dünnlippigen und bösartigen Lächeln. Langsam trat er auf Haku zu, der wie erstarrt in seinem Versteck saß und sich nicht rühren konnte. Entsetzt beobachtete er, wie der große Dämon auf ihn zukam, seine langfingrige Hand nach ihm ausstreckte. Haku konnte einfach nur wie gelähmt in die schwarzen Augen blicken, die ihn gierig anstierten und auf den Tod warten. Doch der hatte ganz andere Pläne. Statt sich Haku zu holen vergriff er sich lieber an den größeren Youkai. Der hatte seine Hand mittlerweile schon so nahe an Hakus Gesicht geführt, dass sie fast seine Nase berührte, als ein klingendes Zischen erklang, welches die Luft messerscharf durchschnitt und den Youkai Sekunden darauf regelrecht in Stücke zerfetzte.

Entsetzt wich Haku zurück, als der Getroffene mit schreckensweiten Augen nach vorne fiel und reglos liegen blieb. Im ersten Moment dachte Haku, dass Kori hinter diesem Angriff stecken könnte, aber als er den Kopf hob, begegnete er dem Blick einer geradezu grauenhaften Kreatur. Sie hatte rote Augen ohne Pupillen, das allein war schon abschreckend genug. Hinzu kam dann aber noch, dass diese Gestalt so groß war, dass Haku den Kopf regelrecht in den Nacken legen musste, um das Gesicht zu sehen. Der Youkai blickte ihn durchdringend an und lächelte schließlich, ohne Amüsement zu zeigen, wobei er eine Reihe nadelspitzer Zähne entblößte.

"Einen tollen Fang habe ich da gemacht. Dich werde ich mitnehmen." Ohne, dass die Augen die Bewegung hätten sehen können, schnellte plötzlich eine Hand hervor und packte Haku grob am Nacken. Der Junge keuchte erschrocken auf, brachte aber ansonsten keinen Laut heraus. Zitternd hing er da im starken Griff dieses Unbekannten und wagte nicht sich zu bewegen oder nur einen Mucks von sich zu geben.

Gelassen drehte sich der Dämon nun zu den anderen Youkai um und fixierte sie mit einem hartherzigen Blick, unter dem die vier Dämonen regelrecht schrumpften. Hagané fasste sich als erster wieder, machte den Mund auf, brachte jedoch keinen Laut heraus, versuchte es noch mal, stieß so etwas wie ein trockenes Krächzen heraus, aus dem sich einige holprige Worte formten. Mit etwas Phantasie könnten sie folgendes bedeuten:

"Du- u... du bist... was..." Mehr konnte Hagané in seinem Schockzustand gar nicht sagen. Er stand die ganze Zeit wie angewurzelt da und war außerstande sich zu bewegen. Den anderen erging es nicht besser. Mit entsetzten Mienen betrachteten sie ihren toten Kameraden, der vollkommen zerstückelt am Boden lag. Niemand rührte sich, niemand hatte Mut den Mund auf nur aufzumachen. Dass Hagané überhaupt etwas gesagt hatte schien der schiere Wahnsinn zu sein.

Dem fremden Dämon schien das jedoch nicht zu stören. Er lächelte sogar breit, auch wenn diese Grimasse eher Furcht erregend als aufheiternd wirkte.

"Ich weiß, was du denkst und du hast Recht. Freut mich dich wieder zu sehen, Hagané. Wie du dich vielleicht noch erinnern kannst bin ich Omarasu." Er grinste breit, als er sah, wie der Fuchsdämon vor Schreck zusammenzuckte. "Ich und meine Schwester sind wieder zurück und einsatzbereit.", fuhr er in einem heiteren Tonfall fort. "Unsere letzte Begegnung ist ja nicht so schön vonstatten gegangen, erinnerst du dich? Es war äußerst unhöflich von euch mich und meine Schwester an einem so leeren Ort zu bannen. Die Strafe dafür wird dir wohl bekommen." Hagané schluckte unbehaglich. Obwohl er ganz genau wusste, was jetzt kommen würde, machte er keine Anstalten sich irgendwie zu wehren. Ihm kam nicht einmal der Gedanke Widerstand zu leisten, so absurd war dieses Vorhaben, dass es sich gar nicht lohnte es überhaupt in Erwägung zu ziehen. Auch seine Gefährten blickten den riesigen Youkai nur sprachlos an.

Dieser hob nun ungerührt seine freie Hand und blickte fast belustigt in die schreckensbleichen Gesichter vor ihm.

"Deine Begleiter waren in der Sache damals zwar nicht verwickelt, aber sie haben leider das Pech mit dir mit draufzugehen. Tut mir wirklich leid", fügte er hinzu, wobei es ganz und gar nicht danach klang. Seine knochigen Finger wurden von einem Knistern und Leuchten umgeben, welches immer größer wurde, bis die ganze Hand glühte. Mit einem letzten zähnefletschenden Lächeln ließ er seine krallenbewehrte und energiesprühende Hand auf die vier Dämonen herabsausen, denen dadurch dasselbe Schicksal wie ihren gefallenen Kameraden ereilte. Sie lösten sich einfach in Staub auf, ohne einen Schmerzens- oder Schreckenslaut von sich zu geben.

Sekunden später war es drückend still auf der Wiese.
 

"Och. Wo soll ich denn jetzt nur hingehen, Myoga?", fragte Inuyasha müde. Er quengelte schon eine ganze Weile herum. Der Flohgeist lag bäuchlings auf Inuyashas Kopf und war nah dran einzuschlafen. Die Stimme des Jungen riss ihn nochmals aus seinem Halbschlaf heraus. Er blinzelte ein paar Mal, bevor er gähnend zu einer Antwort ansetzte.

"Meine Güte, ist doch egal. Setzt dich irgendwo hin, wo dich nicht gleich jeder sieht."

Inuyasha seufzte genervt auf. Er hatte schon früh gemerkt, dass Myoga nicht gerade als große Hilfe taugte. Er lag einfach da, schnarchte ab und zu und überließ alles Inuyasha. Nun ja, er hatte ihm schon gesagt, dass er sich vorsichtig bewegen musste und immer wachsam sein sollte, aber das war auch sehr ermüdend. Ständig die Ohren gespitzt zu halten und dauernd stehen zu bleiben, um die Luft nach verdächtigen Witterungen zu überprüfen- das ging Inuyasha so ziemlich auf die Nerven.

Er würde sich gern ein bisschen sicherer und freier bewegen können. Bei diesem Gedanken stutzte er plötzlich. Warum sollte er das nicht tun? Immerhin konnte er jetzt ja halbwegs kämpfen und wenn er in Not war konnte er auch richtig stark werden. Myoga schien das jedoch gar nicht zu kapieren.

"Hör zu Inuyasha. Wir müssen uns versteckt halten, jeden Kampf vermeiden und auf keinen Fall den Weg mit anderen Dämonen kreuzen. Klar?", hatte ihm der Flohgeist eingeschärft, sobald Sesshomaru gegangen war. Inuyasha fand diese Idee anfangs ganz akzeptabel, aber jetzt fühlte er sich davon irgendwie zur Seite geschoben. Myoga hatte das alles wahrscheinlich nur deshalb gesagt, um nicht in Gefahr zu geraten. Er vertraute Inuyasha nicht. Er vertraute nicht darauf, dass Inuyasha ihn beschützen konnte. Diese Erkenntnis gab dem Jungen einen Stich im Herzen. Er wollte nicht als Schwächling abgestempelt werden.

Wütend ballte er die Fäuste, fühlte den Impuls den kleinen Flohgeist einfach von sich zu schleudern, hatte dann aber eine bessere Idee. Inuyashas Lippen formten sich zu einem fast zynischen Lächeln. Er würde einfach einen Dämon aufsuchen, ihn besiegen und Myogas Lob und bewundernde Blicke einkassieren.

Während der Floh nichts ahnend auf Inuyashas Kopf schlummerte, blieb der Junge stehen und inspizierte die Witterungen, die der Wind ihm zutrug. Er hatte Glück: Nicht weit entfernt nahm er den Geruch eines Dämons auf. Er schien zudem allein zu sein- umso besser. Gegen mehrere Kontrahenten fühlte sich Inuyasha noch ein bisschen unsicher, aber wenn es nur einer war...

Von einer ungewohnten Selbstsicherheit beflügelt, schritt er den Hügel hinunter und ging geradeaus weiter- immer der Fährte nach. Myoga würde sich noch wundern. Wenn er erst einmal sah, wie stark Inuyasha sein konnte, dann würde er ihm auch bestimmt mehr vertrauen und ihn achten. Er konnte es kaum erwarten sein Gesicht zu sehen, sobald er den Dämon besiegt hatte.
 

Die Bäume waren zum Großteil sehr alt und borkig. Flechten und Efeu hingen von ihren Ästen herab, bildeten zum teil sogar ganze Vorhänge. Trotz diesem wuchernden und üppigen Grün war der Bruchwald jedoch sehr weitläufig. Die Bäume standen nicht so dicht beieinander, sodass ein Vorwärtskommen sehr erleichtert wurde.

Das war Sesshomaru nur recht. Je eher er dieses Flötenmädchen aufgetrieben und beseitigt hatte, umso besser. Der andere Dämon würde dann den Tod seiner Schwester bestimmt spüren und sofort hier aufkreuzen. Sesshomaru bräuchte also nur hier auf ihn zu warten. Das würde ein Kinderspiel werden. Er hatte schon lange nicht mehr gegen Dämonen gekämpft von denen er behaupten konnte, dass sie stark seien. Doch diese beiden Geschwister schienen was drauf zu haben. Sein Vater hatte ihm einiges von ihnen erzählt und mehrmals beteuert, wie gefährlich die zwei waren. Er musste es wissen, schließlich war er ja damals dabei gewesen, als die beiden gebannt wurden. Wenn sich Sesshomaru recht erinnerte, dann waren es sein Vater und ein Fuchsdämon gewesen, die die Geschwister in eine andere Welt eingeschlossen hatten. Wo dieser Fuchs jetzt wohl war? Inu Taishou hatte immer viel von ihm erzählt und ihn hoch geschätzt. Aber Sesshomaru war anders als sein Vater. Er kämpfte lieber allein- auf Hilfe konnte er verzichten. Nein, mehr noch: Wenn ihm jemand Hilfe anbot wäre das geradezu eine Beleidigung für ihn.

In dieser Hinsicht war er viel lieber ein Einzelgänger. Er konnte sich einfach nicht vorstellen so etwas wie einen Partner zu haben. Bei diesem Gedanken schnaubte er abfällig und konzentrierte sich wieder darauf, den feinen Tönen der Flöte zu folgen.

Es dauerte nicht mehr lange, da erreichte er eine helle Wiese, voller blauer Blumen, die wie kleine Farbkleckse aussahen. Mitten drin stand ein weißer Stein, auf dem eine zierliche Gestalt saß. Sie war nicht viel größer als ein Kind, hatte blaue Haare, passend zu dem weißen Kleid. Ihre Augen waren geschlossen, ihr schmales Gesicht friedlich und entspannt, während sie auf einer kleinen hölzernen Flöte spielte.

Sesshomaru blieb stehen und lauschte gebannt der Melodie. Sie klang sehr bescheiden und simpel, aber sie hatte so eine berauschende Ausstrahlung, dass Sesshomaru einfach nur dastehen und zuhören konnte. Er merkte gar nicht, dass er allmählich in den Bann der Melodie gezogen wurde. Sie lähmte ihn, machte ihn handlungs- und bewegungsunfähig. Er konnte nicht mehr klar denken, die sanften Noten füllten seinen Kopf vollkommen aus und vertrieben jegliche Gedanken. Er hätte sich niemals davon befreien können, wenn das Mädchen nicht plötzlich aufhörte zu spielen. Abrupt fiel der Bann vom Hundeyoukai. Ungewollt stolperte er einen Schritt zurück, bevor er sich wieder fing. Verärgert legte er die Stirn in Falten. Diese Flöte übte eine größere Macht aus als gedacht. Er musste vorsichtig sein.

Mit angespannter Körperhaltung beobachtete er das Mädchen, das nun die Flöte senkte und langsam seine Augen öffnete. Rote Augen, ohne Pupillen starrten Sesshomaru direkt an. Dieser eindringliche Blick konnte direkt Furcht einflössend sein, aber falls Sesshomaru tatsächlich beunruhigt sein sollte, dann ließ er sich davon nichts anmerken. Kalt musterte er das Mädchen, auf dessen Gesicht sich ebenso wenige Gefühlsregungen abzeichneten, wie auf dem des Hundeyoukai.

"Du bist Sesshomaru, der Sohn von Inu Taishou, nicht wahr?", brach das Mädchen schließlich das drückende Schweigen. Es war mehr eine klare Feststellung, als eine Frage. "Er hat uns damals gebannt, meinen Bruder und mich." Sie legte den Kopf schief und blickte Sesshomaru interessiert an. Dieser machte keine Anstalten etwas zu sagen. Wozu auch? Er würde diesen Dämon sowieso bald töten. Seine Finger knackten, als er seine Hand etwas hob. Die Augen des Mädchens musterten die scharfen Krallen. Sie schien nicht beunruhigt zu sein. Nach einer Weile richtete sie ihren Blick wieder auf den Youkai.

"Du bist hier, um mich zu töten?"

"Hmpf. Was hast du denn erwartet?", entgegnete Sesshomaru ruppig.

"Warum? Habe ich dir etwas getan?"

Diese einfache Frage irritierte Sesshomaru. Mit so etwas hatte er nicht gerechnet und er wurde etwas aus dem Konzept gebracht. Verwirrt blinzelte er mehrmals. Meinte es diese Youkai ernst? Oder trieb sie nur ein falsches Spiel mit ihm? Ihr Gesicht war jedoch die Unschuld selbst. Keine Feindseligkeit sprach aus ihren Augen, aber Freundlichkeit ebenso wenig. Sie redete in einem nüchternen Tonfall, sie blickte nüchtern und sie benahm sich auch so. Umso schwerer war es somit ihre Absichten richtig zu deuten. Misstrauisch kniff Sesshomaru die Augen zusammen.

"Was soll das? Mein Vater hat schon einmal mit dir gekämpft. Er hat dich jedoch nur gebannt. Ich führe seine Arbeit jetzt zu Ende und werde dich töten. Deinem Bruder wird das gleiche widerfahren." Die Mundwinkel des Mädchens zuckten leicht, aber Sesshomaru konnte nicht deuten, ob es eine nervöse oder eher amüsierte Geste war. Sie warf ihre Haare mit einer koketten Bewegung zurück, ohne Sesshomaru auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.

"Du dummer Hundewelpe.", sagte sie leise. "Weißt du denn nicht, warum dein Vater uns lediglich in eine andere Welt bannen konnte? Na? Er war zu schwach. Er konnte uns nicht besiegen und er wusste das ganz genau. Warum solltest ausgerechnet du dazu in der Lage sein?"

Sesshomaru knurrte drohend. Allein die Tatsache, dass dieses Mädchen ihn als einen dummen Hundewelpen bezeichnete, reichte aus, um ihn auf die Palme zu bringen. So etwas ließ er sich nicht einfach gefallen. Schon gar nicht von einem niederen Youkai.

"Pass auf was du sagst.", zischte er nur und stieß sich dann kraftvoll vom Boden ab. Seine Giftklaue leuchtete grün und sprühte Funken. Mit einem knisternden Geräusch bohrte er sie in die Brust des Mädchens, welches seltsamerweise einfach nur still dasaß und nichts unternahm, um den Angriff abzuwehren. Auch als Sesshomaru seine Klaue mit einem Ruck aus dem Körper des Mädchens zog, gab diese nicht den geringsten Schmerzenslaut von sich. Sie blickte ihn nur teilnahmslos und schweigend an.

Sesshomaru sprang zurück. Blut tröpfelte von seinen Fingern. Zornig blickte er die Youkai an. Was war denn mit der los? Niemand blieb mit einem großen Loch in der Brust so gelassen, auch nicht ein sehr starker Youkai. Hatte er sie doch unterschätzt?

Der Wunde zum Trotz stand das Mädchen nun auf. Ihr Kleid fiel ihr mit einer fließenden Bewegung bis zu den nackten Füßen hinunter. Ihre Hand verkrampfte sich um die kleine Flöte. Immer noch starrte sie Sesshomaru mit ihren pupillenlosen roten Augen an. Und dann- ganz langsam- begann sich ihre klaffende Wunde zu schließen. Die Blutung ließ rasch nach, das Fleisch wuchs wieder zusammen. Sesshomaru glaubte nicht recht zu sehen. Kein Dämon konnte so schnelle Selbstheilungskräfte haben, nicht bei einer derart schlimmen Wunde!

Zum ersten Mal seit ihrem Zusammentreffen huschte ein steifes Lächeln über das Gesicht der Youkai.

"Was habe ich dir gesagt, Sesshomaru? Glaubst du mir jetzt, dass dein Vater seine liebe Mühe hatte uns zu töten? Deshalb hat er uns nur gebannt, aber du siehst ja selbst, dass das auch nicht viel geholfen hat." Ihr kurzes Lächeln erlosch wieder und ihr Gesicht wurde so ausdruckslos wie vorher, wenn nicht sogar um eine Spur kälter. "Ich habe keine Zeit und Lust mich mit dir herumzuprügeln. Du kannst ja wiederkommen wenn du stärker geworden bist. Falls du dazu in der Lage bist, heißt das." Nach diesen Worten hob sie die Flöte an die Lippen und spielte eine kurze trillernde Weise, woraufhin sich grauer Rauch um ihren schlanken Körper bildete, bis sie vollkommen von ihm eingehüllt wurde. Einige Augenblicke später verstummte die Flöte und das Mädchen selbst war verschwunden.

Zurück blieb ein sprachloser und relativ aufgebrachter Sesshomaru.
 


 

Tja, da hat unser Sesshomaru wohl einige Probleme, was? Wer hätte das gedacht. Und Inuyasha ist auf dem Weg zu einem Kampf um sich zu behaupten. Haku ist ein Gefangener und was ist mit Kori?

Einige Fragen werden sich bestimmt im nächsten Kapitel beantworten! ^^
 

Ps: Tut mir leid, wenn in diesem Kapitel gleich mehrere Cliffhanger sind, aber ich konnte nicht widerstehen!

Das dritte Gesicht

Auf wen Inuyasha da nun trifft erfahrt ihr jetzt...

Viel Spaß beim Lesen!
 

Kori saß einfach nur teilnahmslos da und starrte voller Entsetzten auf die Szenerie, die sich wenige Meter vor ihm abspielte. Er beobachtete hilflos, wie Haku vom fremden Youkai gepackt und hochgehoben wurde, wie die anderen Dämonen unter seinen scharfen Klauen starben. Er selbst war nicht in der Lage irgendetwas zu unternehmen.

Als der riesige Youkai über seinen Sieg triumphierend auflachte, warf sich Kori flach auf den Boden und presste seinen Körper fest auf die Erde. Er hielt gespannt den Atem an und bewegte keinen Muskel. Er war ein erfahrener Krieger und eigentlich war es für ihn demütigend sich so feige zu verstecken, aber er erkannte einen starken Gegner, gegen den er nicht den Hauch einer Chance hatte. Außerdem musste er am Leben bleiben. Wer sollte sonst Haku retten? Er musste ihm helfen und durfte jetzt deshalb nichts überstürzen. Der fremde Youkai durfte ihn bloß nicht entdecken, durfte ihn ja nicht sehen...

Ein Schrei ließ ihn zusammenzucken. Haku!

"Lass mich los, du Riesenvieh!", hörte Kori den Jungen erbost schreien. Offensichtlich hatte er sich vom Schock erholt und seine Stimme wieder gefunden. Er zappelte im Griff des Youkai und versuchte nach seiner Hand zu schnappen. Dieser betrachtete ihn amüsiert.

"Du sprühst ja vor Lebendigkeit, Kleiner. Umso besser. Das wird bestimmt lecker werden."

"Häää? Lecker? Hast du vor mich zu fressen oder was?"

Der Youkai schmunzelte und schleckte sich mit seiner langen, grünen Zunge über die Lippen.

"Nein, nicht fressen. Ich habe etwas viel Besseres mit dir vor."

"Bild dir ja nicht ein, dass du mir Angst einjagst, du Aas!"

"Du hast eine ganz schön große Klappe. Das gefällt mir nicht. Ich werde dich wohl etwas ruhigstellen müssen." Sofort hörte Haku auf um sich zu schlagen und blickte fragend zu dem großen Yukai hoch, der nun seine Hand dicht an Hakus Gesicht hielt.

"Was..." Zu weiteren Äußerungen kam der Junge nicht, da Omarasu ihm seine Handfläche auf Mund und Nase drückte. Augenblicklich spürte Haku wie etwas in seinen Körper eindrang, seine Nase betäubte, seine Augen schwer wie Blei machte und seine Glieder lähmte.

Gift, dachte er noch, bevor er in die schwarze Umarmung der Bewusstlosigkeit fiel.
 

Kori schnappte erschrocken nach Luft, als er das sah, was mit Haku passierte, presste sich dann aber schnell eine Hand auf den Mund. Er musste sich ruhig verhalten!

Der Riesenyoukai wandte sich zufrieden um. Zu Koris Erleichterung stand er mit dem Rücken zu ihm. Er schien ihn tatsächlich nicht bemerkt zu haben. Aufatmen konnte er aber erst, als sich der Youkai in die Luft aufschwang und mit wenigen Sprüngen seinem Blickfeld entschwunden war. Er war unglaublich schnell. Langsam erhob sich Kori und blickte dem Fremden nach. Was war das nur für einer gewesen?

"Omarasu" hatte er sich genannt, wenn sich Kori nicht allzu sehr täuschte. Dieser Fuchsdämon und die anderen hatten daraufhin so entsetzt reagiert. Kori glaubte auch, sich an so einen Namen zu erinnern, aber er wusste nicht mehr in welchem Zusammenhang. Auf jeden Fall musste er nicht unbedingt wissen wer dieser Youkai war. Sein ausgeprägter Instinkt sagte ihm auch so, dass er vorsichtig sein musste.

Nach einer Weile beschloss er diesem Omarasu zu folgen, auch wenn alle Alarmglocken in ihm klingelten und ihn dazu bringen wollten sofort umzukehren und Nefrata- sama Bericht zu erstatten. Aber wer wusste schon was dieses Scheusal mit Haku vorhatte und wie lange er ihn am Leben ließ. Beim Gedanken an den Jungen wurde Koris Herz plötzlich schwer und ein Kloß bildete sich in seinem Hals. Nein, er musste Haku helfen, koste es was es wolle.

Die Entscheidung war gefallen. Mit neuer Kraft nahm Kori die Witterung des Dämons auf und folgte dieser behände.
 

Träge regte sich die dunkle Gestalt und schnupperte lautlos in der Luft. Sie spürte, dass jemand sich ihr näherte, zielstrebig auf sie zulief. Das irritierte den Dämon. Wer war denn so dumm ihn aufzusuchen? Anscheinend war da wohl jemand lebensmüde oder einfach nur strohblöd. Auf jeden Fall war das dem Dämon nur recht. Er hatte schon seit einer Weile nichts mehr gegessen, da kam ihm ein Opfer gerade recht. Vielleicht würde es sogar zu einem kleinen Kampf kommen. Das würde amüsant werden.

Voller Vorfreude lächelte der Dämon vor sich hin und stand langsam auf, um seinen Gast, oder besser gesagt sein Essen, zu empfangen.
 

Inuyasha stutzte plötzlich, als er fühlte, dass der Dämon, den er aufgespürt hatte, auf ihn zukam. Verdammt, er hatte ihn entdeckt. Eigentlich hätte er vorgehabt einen Überraschungsangriff zu starten, aber dieses Vorhaben konnte er jetzt wohl verwerfen. Dann würde er eben direkt angreifen müssen.

Inuyashas Ohren zuckten, als er auf das gleichmäßige Schnaufen von Myoga lauschte. Dieser faule Sack schlief ja immer noch. Na ja, spätestens wenn der Kampf beginnen würde, würde er bestimmt aufwachen. Der Junge blieb langsam stehen, als er eine hohe und spindeldürre Gestalt auf sich zukommen sah. Die Sonne blendete ihn, deshalb konnte er von seinem Gegner noch nicht viel erkennen. Jedenfalls schien er ziemlich hoch gewachsen zu sein. Er besaß zudem so lange Arme, dass sie fast bis zum Boden hinabreichten. Sie baumelten wie schlaffe Seile hin und her, sodass Inuyasha zuerst dachte sie wären gebrochen. Als der Youkai nur noch wenige Schritte von ihm entfernt war, blieb er stehen und musterte Inuyasha ebenfalls. Ein kurzes Schweigen trat ein, in dem sich beide Gegner misstrauisch beäugten.

Inuyasha erkannte jetzt, dass der Dämon gar nicht so groß war wie zuerst angenommen. Er war zwar allemal größer als Inuyasha, aber auf jeden Fall viel kleiner als Sesshomaru. Nur sein schlanker Körperbau ließ ihn so riesig erscheinen, wobei "schlank" noch äußerst untertrieben war. Der Youkai besaß nämlich praktisch kein Fleisch mehr auf den Knochen. Sein Gesicht war so hager, dass die Augen regelrecht daraus hervorquollen, die Beine waren etwas eingeknickt und der Buckel recht krumm. Ein zu starker Windhauch würde den Dämon unweigerlich umknicken- wie einen Strohhalm. Außerdem stimmte etwas mit seinem Kopf nicht. Im Verhältnis zum Körper war er recht groß und viel zu breit. Kam es Inuyasha nur so vor oder hörte er tatsächlich gesprochene Laute, die eindeutig vom Dämon kamen? Seltsamerweise hatte dieser den Mund aber noch nicht bewegt.

"Huch! Ein winziger Halbdämon, na so was!", kam es nun glucksend vom Youkai. Diesmal hatte er eindeutig den Mund aufgemacht, aber als er ihn wieder schloss vernahm Inuyasha ganz deutlich ein unterdrücktes Husten. War da vielleicht noch jemand in der Nähe? Unsicher trat er einen Schritt zurück und blickte sich wachsam um.

"Na, was hat dich denn hierher getrieben?", fragte der Dämon und beugte sich etwas nach vorn, wobei er gefährlich schwankte und drohte auf den Boden zu knallen. Im letzten Moment fing er sich jedoch wieder, schnellte nach hinten und stand taumelnd da. Er sah ein bisschen wie ein schwacher Grashalm in einem kräftigen Windzug aus. Inuyasha verzog das Gesicht. Was war denn das für einer?

"Ähm... ich will mit dir kämpfen.", verkündete er und versuchte grimmig dreinzuschauen. Stolz bemerkte er, dass seine Stimme gar nicht zitterte. Mit funkelnden Augen blickte er zu seinem Gegner hoch. Dieser starrte ihn einige Sekunden lang verwundert an, bevor er breit lächelte, wobei Inuyasha einen Blick auf sehr gelbe und sehr faule Zähne erhaschen konnte. Angeekelt rümpfte er die Nase.

"Ach, verflucht.", murmelte der Dämon, schwankte einen Schritt nach hinten und dann wieder einen nach vorn. "Vor einigen Sekunden hatte ich genau dasselbe vor, weißt du? Ich habe nämlich riesigen Hunger, aber einen Halbdämon wage ich nicht zu verspeisen."

Inuyasha runzelte die Stirn. Dass der arme Kerl Hunger hatte glaubte er ihm aufs Wort, da brauchte man ihn sich doch nur anzuschauen, aber er verhielt sich ganz und gar nicht wie ein Dämon. Es kam Inuyasha zwar blöd vor, aber trotzdem fragte er:

"Äh... darf ich vielleicht erfahren wieso du mich nicht fressen willst? Ich finde das zwar wirklich gut, aber schon viele andere Dämonen haben versucht mich zu essen. Du bist da wohl anders, oder?" Der Youkai nickte bestätigend.

"Als ich das letzte Mal einen Halbdämon gefressen habe, wurde mir so schlecht, dass ich ihn wieder auskotzen musste. Ich glaub, da hab ich mir den Magen verdorben." Er zog eine bittere Grimasse und rieb sich den Bauch, als ob er immer noch Schmerzen verspüren würde.

"Oh. Wie das?" Inuyasha bemühte sich um ein ernstes und ausdrucksloses Gesicht.

Der Dämon gluckerte und beugte sich wieder etwas nach vorn, bis Inuyasha seinen grauenhaften Mundgeruch ins Gesicht geweht bekam. Angestrengt versuchte er keine Miene zu verziehen, aber ein leichtes Husten konnte er nicht unterdrücken.

"Es ist eine Allergie.", teilte ihm der Youkai in vertraulichem Tonfall mit. Inuyasha wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht herum und machte einen Schritt zur Seite.

"E- eine Allergie?"

"Jep. Meine Mutti behauptet das und hat mir verboten je wieder einen Halbdämon zu fressen. Und wenn ich es doch tue, dann bekomme ich überall Pusteln und furchtbare Bauchkrämpfe." Er seufze über dieses ungerechte Schicksal und richtete sich wieder auf. "Schade. Dabei haben diese Halbdämonen immer so einen leckeren würzigen Beigeschmack gehabt."

Inuyasha fröstelte und war plötzlich sehr froh, dass sein Gegenüber eine so starke Allergie gegen Hanyou hatte. Aber er bezweifelte, dass er ihn trotzdem hätte fressen können, so wie der aussah... Der schien ja schon zusammenzubrechen wenn er nur nach einer Fliege zu schnappen versuchte.

"Und was willst du jetzt machen?", fragte Inuyasha vorsichtig.

"Hm? Was meinst du?"

"Na ja, ich wollte gegen dich kämpfen, dich besiegen, vielleicht sogar töten."

"Du?" Der Dämon blickte ihn ungläubig an. "Du kannst doch niemanden töten."

Inuyasha funkelte ihn böse an.

"Wieso? Glaubst du ich bin schwach?"

"Das habe ich nicht gesagt, aber du siehst nicht so aus, als ob du das könntest."

Inuyasha schnaubte. "Ich hab schon jemanden getötet. Zur Verteidigung.", fügte er hinzu, da es ihm so vorkam, als ob er sich vor dem fremden Dämon rechtfertigen musste.

"Tatsächlich?", war alles was der Youkai dazu sagte. "Aber jetzt muss du dich gar nicht verteidigen, oder? Ich meine, ich hab dir nichts getan und ich bin heute irgendwie nicht in Form, um zu kämpfen, weißt du." Inuyasha warf ihm einen schrägen Blick zu und musterte kritisch seinen ausgemergelten Körper. Er konnte jeden einzelnen Knochen zählen, der aus der trockenen Haut hervorstach. Er bezweifelte, dass der Youkai nur heute nicht in Form war.

"Tja, dann werd ich mal was anderes zum Essen suchen...", während der Youkai das sagte, hörte Inuyasha plötzlich einen wilden Hustanfall. Er kam eindeutig, von dieser dürren Gestalt, aber wie konnte sie Husten und gleichzeitig in einem klaren Tonfall reden? Gleich darauf ertönte ein kräftiges Niesen. Inuyasha sprang hastig zurück und hob beide Klauen, bereit sein Sankontessou einzusetzen.

"Was war das? Ist jemand bei dir?", rief er laut und fixierte den Youkai mit einem scharfen Blick. Der machte eine wegwerfende Handbewegung und seufzte schwermütig.

"Ach nein, das ist nur Bú."

Inuyasha blinzelte verdutzt, reckte seinen Kopf, um am Youkai vorbeizusehen, sah niemanden und senkte schließlich langsam seine Klauen. "B- Bú?"

"Ja, er ist verkühlt. Ich bin übrigens Ku." Misstrauisch funkelte Inuyasha den Youkai an und ließ seinen Blick nochmals durch die Gegend streifen.

"Und wo ist er, dieser Bú?"

"Oh, wie unhöflich, ich hab ihn dir gar nicht vorgestellt." Er lächelte entschuldigend und drehte sich dann mit einem Ruck um. Inuyasha schrie unwillkürlich auf und sprang wiederum zurück. Auf dem Hinterkopf lag nämlich noch ein Gesicht. Es war etwas feister, als das andere, aber immer noch unglaublich knochig. Die Augen waren ein bisschen entzündet und an der Spitze der langen Nase hing ein feuchter Tropfen. Das Gesicht versuchte zu lächeln, wobei es jedoch einen so starken Hustanfall bekam, dass der ganze Körper geradezu davon durchgeschüttelt wurde. Bevor Inuyasha etwas sagen konnte, drehte sich der Dämon erneut um und er blicke wieder in das erste Gesicht.

"Du musst Bú verzeihen. Er ist schon seit zwei Tagen so verschnupft. Tja, eigentlich seit Ha von uns gegangen ist." Er blickte auf einmal so bekümmert drein, dass er Inuyasha fast Leid tat.

"Wer... wer ist denn jetzt Ha?"

"Unser drittes Gesicht. Siehst du? Hier hatte Ha seinen Platz.", erklärte Ku und zeigte Inuyasha einen Teil des Kopfes, wo man genau sehen konnte, dass da früher mal tatsächlich ein Gesicht gelegen hatte.

"Ah ja. Und wo ist er jetzt?"

"Wir haben ihn verloren."

"Verloren!?"

"Er ist abgefallen." Wie um Entschuldigung zu bitten zuckte Ku mit den Schultern und setzte eine kummervolle Miene auf. Inuyasha starrte ihn nur sprachlos an. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie ein Gesicht abfallen konnte...

"Hey! Vielleicht hast du Lust uns suchen zu helfen!", rief Ku plötzlich mit Begeisterung aus. "Was meinst du dazu Bú?" Der Angesprochene gab nur ein undeutliches brummiges Geräusch von sich. Ku strahlte Inuyasha an. "Bú wäre einverstanden und was ist mit dir?"

"Na ja..." Inuyasha druckste etwas verlegen herum und fand nicht so recht die richtigen Worte. Wie sollte man bitte schön nach einem Gesicht suchen? "Na ja... ich..."

"AAHHHH! Inuyasha ein DÄMON!!", kreischte auf einmal eine bekannte Stimme. Gleich darauf spürte der Junge, wie etwas auf seinen Kopf auf und ab hüpfte und Anstalten machte sich aus dem Staub zu machen. Blitzschnell packte Inuyasha den Flohgeist und hielt ihn fest.

"Myoga, du Angsthase. Dieser Dämon ist nicht gefährlich.", erklärte er und fragte sich gleichzeitig woher er diese Gewissheit nahm.

"Aber... aber..." Vergeblich zappelte Myoga und versuchte von Inuyasha loszukommen. Entsetzt schrie er auf, als er den Kopf hob und in die Augen von Ku starrte.

"Sieh doch nur wie begierig der mich ansieht!" Inuyasha folgte seinem Blick und stellte erschrocken fest, dass Ku den Flohgeist wirklich lüstern musterte, sich sogar mit der Zunge über die trockenen Lippen leckte.

Mist, das habe ich ganz vergessen, dachte Inuyasha, Halbdämonen frisst der nicht, aber normale Youkai sind für ihn ein Leckerbissen.

Inuyasha knurrte drohend und schloss Myoga in seiner Faust ein, um ihn vor den hungernden Blicken des Dämons zu schützen. Der Flohgeist gab einen erstickten Laut von sich.

"He, Myoga ist mein Freund. Den darfst du nicht fressen! Außerdem würdest du von dem sowieso nicht satt werden."

Augenblicklich zog Ku seine Zunge wieder ein, seufze schwer und sackte sichtlich in sich zusammen. "Schon gut, Kleiner." Er wirkte etwas geknickt. " Ach verflucht! Ich hab aber so großen Hunger!" Für einen Moment befürchtete Inuyasha, dass Ku ihn einfach anspringen und Myoga aus der Hand reißen würde, aber nach einigen Sekunden trat Ku einen Schritt zurück und entspannte sich ein bisschen.

"Nein, das kann ich nicht machen. Er ist dein Freund, sagst du? Dann werde ich mich wohl oder übel zurückhalten müssen. Meine Mutti hat immer gesagt, dass man Freunde von Freunde nicht frisst." Inuyasha atmete erleichtert aus und schickte der Mutter dieses komischen Kauzes ein großes Dankeslob. Erst nach einer Weile merkte er, was Ku da eigentlich gesagt hatte. Mit großen Augen blickte er ihn skeptisch an. Im ersten Moment brachte er gar kein Wort heraus.

"Ähm... was hast du gesagt...? Der Freund eines Freundes? Heißt das, dass ich..."

"Na klar. Wieso nicht? Du bist mein Freund. Ich mag dich, aber nicht zum Essen, versteht sich." Inuyasha fühlte plötzlich so etwas wie ein warmes Gefühl in sich aufsteigen. Er lächelte sogar vage. So recht glauben konnte er es aber nun doch nicht.

"Aber du... bist ein Dämon und ich..."

"Vergiss das mal. Ich hatte schon etliche komische Freunde. Der letzte war eine Kröte. Nicht sehr gesprächig, der ärmste. Er wurde dann von einem Storch gefressen, aber ich hab ihn gerächt!" Stolz schwellte er seine Brust.

"Wirklich?"

"Ja, ich hab den Storch gefressen." Inuyasha lächelte oder wenigstens hoffte er, dass Ku das gequälte Hochziehen seiner Lippen als ein Lächeln auffassen würde. Er war sich nicht mehr so sicher ihn als Freund haben zu wollen, obwohl er wirklich sympathisch wirkte.

"Na gut, dann gehen wir dein drittes Gesicht suchen.", schlug er schließlich vor, nur um ein anderes Thema anzusprechen. "Wie hieß es noch gleich? Ha?"

"Genau. He, das ist wirklich sehr nett von dir, dass du mir hilfst. Nicht wahr Bú?" Der Verkühlte gab ein Brummeln von sich, das man mit ein wenig Phantasie als ein "Ja" auffassen konnte.

"Na gut, dann woll'n wir mal.", sagte Ku unternehmungslustig und deutete nach Osten. "Ich glaub wir haben Ha irgendwo da drüben verloren."

Inuyasha fand, dass "irgendwo da drüben" nicht gerade sehr aufschlussreich war, aber er hatte sowieso alle Zeit der Welt. Also machte er sich frohen Mutes auf, in einem Bereich von mehreren Kilometern ein Gesicht zu suchen, das er nicht einmal kannte. Der hanseldürre Youkai schwankte hinter ihm her, wobei seine langen Arme hin und her schlenkerten. Myoga wurde von Inuyasha immer noch fest in der Faust gehalten, damit er ja nicht abhauen konnte.
 

Die Sonne ging langsam unter und tauchte die Landschaft in rötliches Licht, sodass es fast so aussah, als ob es am Horizont brennen würde. Schwärme schwarzer Vögel zeichneten sich deutlich am farbigen Himmel ab. Und immer noch redete Ku. Seit sie aufgebrochen waren hatte er nicht mehr damit aufgehört.

Inuyasha hatte schnell begriffen, dass man ihn nicht so schnell zum Schweigen bringen konnte. Er plapperte wie ein Wasserfall, erzählte von seinem Leben von seiner "Mutti" und vom verschollenen Ha.

"Ha war immer der Lustigste von uns.", erzählte er gerade. "Weißt du, er hat uns immer zum Lachen gebracht, nicht wahr Bú? Er würde dir bestimmt gefallen. Wenn wir ihn finden, dann kann er dir ja einen Witz erzählen, wenn du willst. Vielleicht weiß ich noch einen... ähm... He Bú! Wie ging noch mal der mit der beschwipsten Raupe?"

"Hrmpf..."

"Du weißt ihn wohl auch nicht...?" Das klang etwas enttäuscht, aber in sekundenschnelle gewann Ku seine Freude wieder zurück und er begann unbeschwert vor sich her zu summen. Irgendwie kam er Inuyasha viel zu optimistisch vor. Bevor er ihm wieder irgendeine Weisheit von seiner Mutter erzählen konnte, fragte Inuyasha hastig: "Wie ist das mit Ha eigentlich passiert? Ich meine, wie kann ein Gesicht abfallen?"

"Ach ja, das ist tragisch nicht?", Ku seufzte und nickte traurig. "Es waren diese elenden schwarzen Würmchen. Blähh! Die waren vielleicht widerlich!" Inuyasha horchte auf.

"Schwarze Würmer? Du meinst bestimmt die Ákumui!"

"Die Dinger haben einen Namen?" Ku blickte Inuyasha einen Moment lang erstaunt an und zuckte dann gleichgültig mit den Schultern. "Na ja, wie auch immer. Diese Würmchen haben uns auf jeden Fall angegriffen. Angesprungen haben sie uns! Und dann haben sie angefangen an uns zu nagen!" Er schüttelte sich vor Ekel. "Das war vielleicht grauenhaft, nicht wahr Bú? Am schlimmsten hat es Ha getroffen. Ihn haben sie so heftig angegriffen, dass er keinen anderen Ausweg gesehen hatte, als einfach abzufallen. Ich und Bú konnten dann entkommen. Wir sind weggelaufen. Für Ha konnten wir gar nichts mehr tun."

Inuyasha fragte sich, wieso er immer von "wir" redete, wenn ja doch nur ein Körper da war, der weglaufen konnte.

"Das... ist wirklich traurig.", bemerkte er zögernd.

"Ja. Ja, das ist es." Ku ließ bedrückt die Schultern hängen, während Bú hinter ihm leise schniefte, wohl aber nur weil er verkühlt war und nicht, weil er vielleicht Trauer verspürte.

"Kann so ein Gesicht eigentlich überleben? Ohne Körper?", fragte Inuyasha nach einer Weile, um das peinliche Schweigen zu brechen.

"Was? Oh... weiß nicht. Das werden wir ja gleich sehen, nicht? Wenn wir ihn finden, dann ist das möglich und wenn nicht... tja dann..." Er wiegte den Kopf hin und her und blinzelte sich einige Tränen aus den Augen. "Dann soll er in Frieden ruhen."
 

Am späten Abend kamen sie dann endlich an jenem Ort, wo die Ákumui Ku und seine Mitbewohner, Inuyasha fand einfach keine andere Bezeichnung dafür, angegriffen hatten. Aufgeregt ging Ku in die Knie und kroch am Boden herum, wobei er immer wieder Has Namen murmelte.

Inuyasha schaute ihm zuerst schweigend zu. Schließlich raffte er sich aber auf ihm zu helfen. Es war einfach viel zu deprimierend ihm dabei zuzusehen, wie sehr er sich abmühte ein Gesicht auf dem Boden zu finden. Inuyasha beschloss Has Witterung aufzunehmen. Er nahm an, dass er genauso roch wie Ku, immerhin lebten sie auf demselben Körper. Während die beiden suchten wurde es zunehmend dunkler, bis sie letztendlich nur mehr in der Finsternis herumtasteten. Inuyasha brauchte zwar nicht zu sehen, da er ja doch nur seine Nase für diese Suche benutze, aber es war trotzdem ziemlich mühsam. Außerdem wurde er immer unruhiger. In der Nacht tauchten immer irgendwelche rabiate Dämonen auf und er würde seine Gegner ganz gern sehen. Im Dunkeln von einem von ihnen überrascht zu werden behagte ihm gar nicht.

Myoga ging ihm deswegen auch schon eine ganze Weile auf die Nerven. Er saß wieder auf Inuyashas Schulter, nachdem er hoch und heilig versprochen hatte nicht abzuhauen.

"Inuyasha, wir müssen uns einen sicheren Ort suchen! Die Nacht ist die Zeit der Dämonen. Da wimmelt es nur so von ihnen!"

"Ja, ja. Schon gut."

"Sag das deinem grotesken Freund, aber halt ihn mir vom Leib!" Nach diesen Worten versteckte er sich flugs hinter Inuyashas Ohr, verborgen von den silbernen Haaren. Inuyasha seufzte leise und drehte sich zu Ku um.

"Hör mal... Ku?"

"Ja?"

"Es ist dunkel und ich glaube nicht, dass es sich da noch lohnt weiterzusuchen."

Ku richtete sich ächzend auf, streckte sich und tappte dann träge zu Inuyasha. "Ja, da hast du wohl recht, aber ich kann nicht glauben, dass Ha nicht da ist... Haben ihn diese Würmer vielleicht gefressen...? Jetzt sag du doch auch mal was Bú!"

"..."

Verärgert über diese stumme Antwort ließ sich Ku zu Boden fallen. Inuyasha ließ sich nach einigem Zögern neben ihm nieder.

"Bú redet nur mehr ganz selten, seit Ha weg ist.", erklärte Ku nach einer Weile verstimmt. Inuyasha antwortete nichts darauf. Sollte er ihn vielleicht trösten? Aber wusste nicht so genau wie er das tun sollte. So schwiegen beide.

Inuyasha hätte gern geschlafen, aber konnte er Ku vertrauen? Was wenn er ihn im Schlaf überfiel? Vorsichtig warf er dem Youkai einen Seitenblick zu. Er schien bereits eingeschlafen zu sein. Sein Kopf war nach vorn gekippt und seine Brust hob und senkte sich gleichmäßig. Nach langem hin und her beschloss Inuyasha das Risiko einzugehen. Er legte sich auf den weichen Boden und schloss die Augen. Er beschloss Ku zu vertrauen.
 

Er hatte das Gefühl gar nicht so lange geschlafen zu haben, als ein schriller Schrei ihn plötzlich aus dem Schlaf riss. Hastig sprang er auf und blickte sich hektisch um. Was war denn jetzt wieder passiert? Die Sonne ging bereits auf, er hatte also die ganze Nacht tief und fest geschlafen. Ein bisschen unvorsichtig war das schon, aber er war auch so furchtbar müde gewesen. Aber was hatte da gerade so geschrieen? Wachsam blickte er sich um. Ku. Er konnte Ku nirgends sehen. War ihm etwas passiert?

"Ku! Wo bist du!" Er lief einige Schritte, als er den Schrei noch einmal vernahm. Das klang doch nach... "Myoga!", rief Inuyasha erschrocken aus. Er wirbelte herum, lief in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war und riss erstaunt die Augen auf. Er hatte Myoga nun zwar entdeckt, aber er wollte nicht glauben, was er da sah. Ku stand stocksteif da, ein hungriger Ausdruck in den Augen und Myoga zwischen zwei Fingern. Der Flohgeist war nahe an einem Herzinfarkt. Langsam hob ihn Ku zu seinem Mund.

"He!" Inuyasha fühlte heißen Zorn in sich aufsteigen. Mit einer Schnelligkeit, die er sich selbst nicht zugemutet hätte, raste er auf Ku zu und sprang ihn ungestüm an. Hilflos fuchtelte der Youkai mit den Armen in der Luft herum, bevor er rücklings zu Boden stürzte. Inuyasha riss ihm Myoga unsanft aus der Hand und sprang zurück. Seine Augen sprühten Funken.

"Du hast mich betrogen!", rief er zornig. "Du hast versprochen Myoga nicht zu fressen!" Ungeschickt rappelte sich Ku wieder auf und hob beschwichtigend die Hände.

"Nein, halt warte! Ich hatte so großen Hunger und..."

"Ist mir egal! Du hast mich belogen!"

"Hör mal..."

"Ich habe dir vertraut!"

"Ich..." Doch Inuyasha hörte ihm schon nicht mehr zu. Er wirbelte auf dem Absatz herum und stürmte Hals über Kopf davon. Ku blickte ihm voller Verzweiflung nach, taumelte ihm hinterher und streckte unbeholfen seine Arme aus, wie um ihn zurückzuhalten.

"Nein, warte! Bitte. Ich habe das nicht gewollt!", rief er gequält.

Falls Inuyasha ihn vernommen hatte, so überhörte er ihn gekonnt und lief mit gesenktem Kopf weiter. Er war viel zu schnell für den dünnen und schwachen Ku, sodass dieser die Verfolgung bald aufgab, immer langsamer wurde, bis er ganz anhielt. Traurig blickte er seinem kleinen Freund nach.

"Das wollte ich nicht...", flüsterte er bedrückt und ließ den Kopf hängen.

"Hmpf.", kam es undeutlich vom hinteren Teil des Kopfes.
 


 

Ich sag jetzt mal gar nichts.^^

Wartet ab bis zum nächsten Kapitel!

Blut als Waffe

So. Viel Spaß mit dem neuen Kapitel.
 

Inuyasha konnte es einfach nicht fassen. Da hatte er seit langer Zeit endlich wieder einen Freund gefunden und der hatte nichts anderes im Kopf als ihn zu hintergehen. Und er törichter Tropf hatte ihm vertraut! Er hätte doch wissen müssen, dass alle Dämonen gleich waren. Dass man sich auf sie nicht verlassen konnte und dass sie ohne zu zögern einen angeblichen Freund verrieten. Er war ja so ein Narr gewesen.

Fast gewaltsam hielt Inuyasha die Tränen zurück. Er lief so lange, bis er Ku schon längst nicht mehr sah und roch. Schließlich knickten seine Beine vor Erschöpfung ein und er ließ sich schlaff auf die Knie fallen. Wütend krallte er die Hände in den Boden und riss das Gras in Büschel aus. Myoga sah ihm eine Weile schweigen zu, bevor er zögernd auf einen hohen Grashalm vor Inuyashas Gesicht sprang.

"Inuyasha...", begann er langsam wurde aber grob unterbrochen.

"Lass mich!"

"Jetzt beruhige dich doch mal!"

Aber es war, als ob Myoga gegen einen Felsen sprechen würde. Seine Worte drangen einfach nicht zu Inuyasha durch. Außerdem musste er sich schnell in Sicherheit bringen, da Inuyasha in seinem Zorn auch den Grashalm zerriss, an dem sich der Flohgeist niedergelassen hatte. Hastig sprang Myoga auf Inuyashas Nase und klammerte sich dort fest.

"Jetzt reicht es!", rief er verärgert und stach Inuyasha mit seinem Rüssel in die Nasenspitze. Der Junge knurrte leise und klatschte auf die pieksende Stelle. In diesem Moment kam er aber auch wieder zu sich. Er blinzelte mehrmals und schaute sich etwas verwirrt um. Sein Blick blieb auf Myoga hängen, der, platt gequetscht, auf den Boden lag. Inuyasha hob ihn hoch.

"Alles in Ordnung?" Ein ächzender Laut war zu hören, dann ein verärgertes Schnauben.

"Das sollte ich eher dich fragen! Na ja, ich will mich ja nicht beschweren und ich danke dir auch, dass du mich vor diesem abgezehrten Dämon gerettet hast, aber gleich so auszurasten..." Inuyasha ließ den Kopf hängen.

"Für einen kurzen Moment war er mein Freund. Ich habe ihm vertraut. Aber dann er hat mich hintergangen. Einfach so." Myoga bemerkte erstaunt, dass Inuyasha diese Tatsache wirklich sehr zu Herzen ging.

"Er war halt ein Dämon. Denen kann man einfach nicht vertrauen.", erklärte er mit wissender Miene. Inuyasha funkelte ihn zornig an.

"Ach ja? Und was ist mit dir? Du bist auch ein Youkai!" Der Flohgeist stutzte und sog protestierend die Luft ein.

"Na hör mal! Ich bin da wohl die Ausnahme, schließlich war ich der persönliche Berater deines Herrn Vaters! Er hat mich hoch geschätzt!" Inuyashas Gesichtsausdruck wurde sofort etwas milder und er bereute augenblicklich was er dem Flohgeist gerade vorgeworfen hatte. Myoga mochte zwar ein Angsthase sein, aber er verriet seine Freunde bestimmt nicht.

Langsam stand Inuyasha auf und setzte träge seinen Weg fort. Myoga machte es sich auf seiner Schulter bequem.

"Wo gehst du jetzt hin?", fragte er.

"Weiß nicht. Irgendwo..." Der Floh beschloss es, vorerst einmal dabei zu belassen und sagte nichts mehr. Er hoffte nur, dass dieser Tag nicht noch mehr unangenehme Überraschungen bereithielt.
 

Ein rasender Zorn, vermischt mit blinder Wut und einem tiefen Hass- das war alles was er im Moment verspürte. Und er gierte danach sich zu rächen.

Wie konnte ihn jemand nur derart beleidigen! Das lag außerhalb seiner Vorstellungskraft. Dass er, Sesshomaru, von so einem kleinen Dämonenmädchen lächerlich gemacht wurde war doch die Höhe! Hoffentlich würde das niemand erfahren und wenn doch, dann würde derjenige nicht mehr so lange überleben, um es groß weiterzuerzählen. Dafür würde Sesshomaru schon sorgen. Er flog gerade über ein hügeliges Land mit vereinzelten Baumgruppen hier und da.

Als das Mädchen verschwunden war, hatte er sofort versucht ihre Witterung aufzunehmen, aber weit und breit konnte er ihre Fährte nicht wahrnehmen. Weit konnte sie jedoch nicht sein, dessen war sich Sesshomaru sicher. Und wenn er sie nicht fand, dann musste er eben nach den Ákumui Ausschau halten. Sie schienen immerhin für die Geschwister Hagéshii zu arbeiten, obwohl Sesshomaru immer noch nicht wusste, worin ihre Aufgabe bestand.

Wie ein Falke inspizierte er die Landschaft unter ihm, seine Augen darauf ausgerichtet, kleine schwarze Punkte zu suchen. So schwer sollten diese Würmer doch nicht zu finden sein. Immerhin verströmten sie ja auch einen ziemlich unangenehmen Geruch.

Und wenn er sie erst einmal gefunden hatte, dann würde er bestimmt zu dem Mädchen und ihrem Bruder finden. Die konnten sich schon mal warm anziehen.

"Du kannst ja wiederkommen wenn du stärker geworden bist. Falls du dazu in der Lage bist, heißt das." Rasend vor Zorn ballte Sesshomaru seine Fäuste, sodass es fast wehtat. Ihre Worte klangen immer noch nach. Sie gingen ihm einfach nicht aus dem Kopf, spukten darin herum und tauchen immer dann auf, wenn er am wenigsten damit rechnete. Er konnte es kaum erwarten dieses unverschämte Ding zu zerreißen. Nie wieder sollte es jemand wagen ihn derart unverfroren anzusprechen.

Nach einer Weile nahm Sesshomaru tatsächlich den stinkenden Geruch der Ákumui wahr. Aber da war auch noch die Witterung einer Dämonenleiche... Hatten sie wieder einen Youkai angegriffen und dessen Körper übernommen? Nun ja, das war Sesshomaru ziemlich egal, aber er brauchte jetzt unbedingt etwas, woran er seine Wut auslassen konnte. Da kam ihm so ein halbtoter Dämon gerade recht.

Er legte noch an Tempo zu und steuerte so schnell er konnte zu den Ákumui und dem sterbenden Youkai zu.
 

Sie beobachteten ihn. Gierigen Blicken musterten ihn und überlegten, ob es sich lohnte ihn anzugreifen. Viel Fleisch hatte er ja nicht mehr dran. Viel mehr bestand er aus Knochen und trockener bleicher Haut. Aber das war sowieso nicht das Entscheidende.

Viel mehr zählte die Energie des Dämons. Und dieser hier besaß viel davon. In seinem Schwächezustand konnte er diese zudem nicht einsetzen- wehrlos würde er also auch sein. Ein leichteres Opfer würde man bestimmt nie wieder bekommen.

Leise krochen sie, auf den im Gras knienden Dämon zu, und kreisten ihn ein, ohne, dass er etwas davon mitbekam.

Wie auf ein stummes Kommando hin stürzten sich die Ákumui schließlich auf ihr ahnungsloses Opfer. Erst als sie schon über ihn hergefallen waren, bemerkte der Youkai die Gefahr. Erschrocken ruckte sein Kopf hoch und seine Kehle entrang ein entsetzter Schrei, als er die schwarzen Würmer auf seinen Armen erblickte. Er versuchte aufzustehen, aber es war zu spät. Die Ákumui waren eindeutig in der Überzahl und drückten den Dämon zu Boden.
 

Verwirrt hielt Inuyasha an und blickte mit zusammengezogenen Augenbrauen zurück. Ihm war, als hätte er einen Schrei gehört...

"Was ist denn?", fragte Myoga alarmiert und folgte Inuyashas Blick mit einem gewissen Unbehagen. Der Ausdruck in seinen Augen gefiel ihm gar nicht. Sie waren ernst und ein bisschen besorgt. Da bahnte sich bestimmt Gefahr zusammen. Das gefiel Myoga noch weniger. Hastig schlüpfte er hinter Inuyashas Kragen und versteckte sich im roten Stoff.

"He, jetzt sag schon. Was ist denn los?" Aber Inuyasha gab ihm keine Antwort. Zögernd machte er einige Schritte zurück in die Richtung, aus der er gekommen war.

Er war sich zwar nicht hundertprozentig sicher, aber hatte da nicht gerade Ku geschrieen? War ihm etwas zugestoßen? Inuyasha schüttelte energisch den Kopf und schnaubte abfällig. Das sollte ihm eigentlich egal sein. Er hatte mit Ku nichts mehr zu tun. Er wollte ihn nicht wieder sehen und wenn er Ärger am Hals hatte, dann war das sein Problem.

Trotzdem ließ Inuyasha der Gedanke, dass Ku in Gefahr sein könnte, nicht in Ruhe. Eigentlich war er ja ein ganz netter Kerl gewesen. Irgendwie schräg, aber ein doch sehr angenehmer Genosse, für einen Dämon. Für einen ganz kleinen Augenblick hatte sich Inuyasha bei ihm sogar wohl gefühlt.

Was, wenn er nun wirklich in Gefahr war? Er konnte sich in seinem Zustand ja kaum wehren. Er wäre vollkommen hilflos. All diese Argumente konnten Inuyashas Zorn trotzdem nicht ganz vertreiben. Er war immer noch wütend darüber, dass Ku ihn verraten hatte, aber den Tod hatte er nun doch nicht verdient.

Plötzlich spürte Inuyasha, wie Myoga sachte an seinen Haaren zupfte.

"Inuyasha... Komm ja nicht auf dumme Gedanken. Ich versteh zwar nicht warum du angehalten hast, aber es gefällt mir nicht wie du in die Gegend starrst. Gehen wir an einen sicheren Ort." Inuyasha schwieg weiterhin und ging auch nicht der Aufforderung des Flohgeistes nach. Aber er lächelte plötzlich. Ihm war gerade eine Idee gekommen. Ursprünglich war er doch losgezogen, um gegen einen Dämon zu kämpfen und Myoga zu beweisen, dass auch er als Halbdämon etwas drauf hatte. Falls Ku wirklich von einem Youkai angegriffen wurde, dann hätte Inuyasha ja seinen Gegner gefunden... Entschlossen sprang der Junge wie der Blitz zu Ku zurück.

Myoga klammerte sich entsetzt an ihm fest und hatte gar keine Zeit zu protestieren, da ihm der Wind unangenehm ins Gesicht peitschte.
 

Inuyasha erreichte den Ort des Geschehens schneller als vermutet. Und er erkannte mit einem Blick, dass er recht gehabt hatte: Ku war in Gefahr. Er lag am Boden und wurde gerade von dutzenden von Ákumui bedrängt. Ku hielt die Hände über sein Gesicht, um es zu schützen. Tragischerweise konnte er Bú nicht ebenso abdecken, sodass dieser den Attacken der kleinen Dämonenwürmer hilflos ausgeliefert war. Aber kein Laut kam über seine Lippen. Schweigend nahm er sein Schicksal hin, er blinzelte nicht einmal.

Vielleicht war es genau das, was Inuyasha dazu antrieb sofort anzugreifen, ohne über mögliche Konsequenzen nachzudenken. Diese Leere und Gleichgültigkeit in Bús Augen konnte er einfach nicht ertragen.

Mit einem lauten Schrei stürzte er sich auf die Ákumui und schlug sie mit den Händen von dem Körper des Youkai. Die getroffenen Gegner quietschten schrill auf, manch einer blieb reglos am Boden liegen. Verärgert über diese unerfreuliche Störung richteten einige der Ákumui ihr Augenmerk nun auf Inuyasha. Ihre Augen blitzten rötlich auf und aus ihren Fängen kamen kehlige Laute. Sie waren sichtlich verstimmt.

Inuyasha ließ sich von den spitzen Zähnen nicht beeindrucken. Er hob ungerührt beide Klauen.

"Sankontessou!" Seine scharfen Fänge zerfetzten die Luft mit einem zischenden Laut und töteten gleich mehrere Gegner. Doch diese waren nicht so leicht abzuschrecken. Sie ließen nun endgültig von Ku ab und beschlossen sich dem gefährlicheren Gegner zu widmen.

Zu dreißig krabbelten sie sabbernd auf Inuyasha zu.

"I- Inuyasha... Was tust du da? Lass uns weglaufen!", rief Myoga voller Entsetzen und sprang auf und ab. Als Inuyasha einfach nur weiter dastand und sich für den Angriff wappnete, beschloss der Flohgeist sein Leben nicht länger aufs Spiel zu setzen. Mit einem atemberaubenden Luftsprung versetzte er sich an einen anderen, seiner Meinung nach sicheren Ort: Auf einen Baum. Von dort betrachtete er sorgenvoll den Kampf. Inuyasha wollte es wirklich mit diesen scheußlichen Würmern aufnehmen... Wusste er nicht wie gefährlich sie sein konnten? Wenn er nicht vorsichtig war, würden sie seinen Körper einnehmen, ihn willenlos machen und von innen nach außen aufessen... Myoga schüttelte sich voller Abscheu. Ihm wäre es lieber, wenn Inuyasha nur dann kämpfen würde, wenn es unbedingt nötig sei. Aber einen Kampf freiwillig aufsuchen oder gar anzetteln... Das musste er ihm unbedingt abgewöhnen.

Myoga schluckte seinen Ärger hinunter und beobachtete wie Inuyasha sich schlug.

Gar nicht schlecht, dachte er unwillkürlich.
 

Inuyasha hatte sofort gemerkt, dass er sehr aufpassen musste. Die Ákumui waren eindeutig in der Überzahl. Außerdem konnten sie sich jederzeit in die Erde eingraben und unter Inuyasha urplötzlich wieder auftauchen. In solchen Fällen war vor allem Beinarbeit angebracht, da Inuyasha es als das Beste fand einfach in die Höhe zu springen, um den gierig zuschnappenden Mäulern zu entgehen.

Immer wieder setzte er sein Sankontessou ein, aber damit konnte er nicht mehr als vier Gegner erledigen. So würde er nie fertig werden. Nach einem erneuten Hechtsprung landete er keuchend auf dem weichen Boden und blickte sich hektisch nach den Angreifern um. Er hätte nicht gedacht, dass dieser Kampf, auch wenn er erst begonnen hatte, so anstrengend sein würde. Eines war jedoch sicher: Inuyasha würde bis zum bitteren Ende aushalten. Myoga sollte auf keinen Fall annehmen, dass er ein Schwächling sei. Auch Sesshomaru sollte ihn nicht verachten, nur weil er ein Halbdämon war. Außerdem hatte er es satt sich dauernd retten zu lassen. Er wollte auch selbst einmal klarkommen.

War es nicht genau das, was Sesshomaru von ihm wollte? "Erwecke den Dämon in dir", hatte er ihm bei ihrer ersten Begegnung gesagt. Genau das wollte Inuyasha jetzt auch tun.

Erschrocken schrie er auf, als wieder ein Ákumui aus dem Boden geschossen kam. Diesmal reagierte Inuyasha zu spät und der kleine Wurm biss sich in seinem Arm fest. Das Feuerrattenhaar schützte ihn zum Glück vor Verletzungen. Mit einem breiten Grinsen pflückte er den Ákumui von seinem Ärmel und schleuderte ihn in hohem Bogen davon.

"Pah! Mit so einem lächerlichen Angriff kommt ihr nicht gegen mich an!", rief er seinen Gegnern zu, wobei er sich gar nicht sicher war, ob sie ihn überhaupt verstanden. Einige von ihnen hörten aber auf jeden Fall den neckischen Tonfall und sprangen ihn voller Zorn an. Da es weit mehr als zehn waren, konnte Inuyasha nicht allen ausweichen. Viele klammerten sich an seinen Armen und Beinen fest, versuchten ihn auf diese Wiese umzuwerfen. Nach wie vor erwies sich das Gewand aus Feuerrattenhaar als sehr resistent und robust. Kein einziger der Ákumui konnte es durchdringen, da mochten ihre Zähne noch so spitz sein.

So dumm wie Inuyasha gedacht hatte, waren die Ákumui aber nun doch nicht. Sie merkten schnell, dass man den Körper ihres Gegners nicht so leicht verletzen konnte, aber sie hatten auch erkannt, dass einige Stellen nicht von dem seltsamen Stoff eingehüllt waren...

Während Inuyasha sich wie wild schüttelte und sich die schwarzen Würmer vom Leib riss, bahnte sich einer von ihnen einen Weg zu seiner Hand. Inuyasha war so sehr darauf konzentriert viel mehr sein Gesicht zu schützen, als dass er darauf geachtet hätte. Außerdem brauchte er seine Hände, um Sankontessou einzusetzen, da war es unmöglich sie zu verbergen. Dass dies ein Fehler war, erkannte er erst daran, als der Ákumui ihm schmerzhaft in die Hand biss. Mit einem spitzen Schrei sprang er nach hinten und riss sich den Dämon von seinem Handrücken. Blut floss aus der Wunde und tröpfelte zu Boden. Die Verletzung brannte merkwürdig und löste ein taubes Gefühl in der Hand aus.

Na prima, dachte Inuyasha zerknirscht, die kann ich jetzt nicht mehr benutzen...

Sich eine neue Taktik zurechtlegen konnte er sich jedoch nicht mehr, da die Ákumui ihn nun wieder ansprangen. Die Übermacht war einfach zu groß und Inuyasha knickte in die Knie ein, die verletzte Hand an sich gepresst.

Mit einem triumphierenden Schrei kamen noch mehr Ákumui herbei, bis Inuyasha fast vollkommen von ihnen verdeckt wurde.
 

Mit schreckensweiten Augen starrte Myoga auf das Schauspiel unter ihm. Das war's. Inuyasha war erledigt. Er würde gegen so viele Gegner auf keinen Fall bestehen. Und was konnte Myoga schon tun, als nur stumm zuzuschauen wie der Sohn seines geliebten Herrn zugrunde ging? Er konnte ihm auf keinen Fall helfen. Die Ákumui würden ihn bei seiner Größe ja mit einem einzigen Happen verschlingen.

Nein, es war endgültig aus... Myoga schüttelte sich heftig, um diese Gedanken loszuwerden. Auch wenn er keinen Ausweg sah- er musste Inuyasha helfen! Was würde nur Inu Taishou sagen, wenn Myoga, sein treuer Berater, den jüngsten Sohn solch einem Schicksal überlassen würde? Ganz zu schweigen von Sesshomaru... Sein Befehl an Myoga, sich um Inuyashas Ausbildung zu kümmern, war sehr nachdrücklich gewesen. Inuyashas Tod bedeutete infolgedessen, dass der Befehl nicht ausgeführt wurde und was das bedeutete konnte sich Myoga denken... Er schluckte unbehaglich.

Aber was konnte er schon tun? Da kam ihm die glorreiche Idee! Na ja, ob sie wirklich so glorreich war, würde sich bald zeigen. Auf jeden Fall war es einen Versuch wert.

"Inuyasha!", rief der kleine Flohgeist aus voller Kehle. "Inuyasha! Ich habe eine Idee, hör mir zu!" Das war jedoch unmöglich, denn unter dem Berg von Ákumui wurden jegliche Laute erstickt- Inuyasha hörte die Rufe von Myoga nicht.

Der Flohgeist fluchte in Gedanken und sprang, in einem Akt reinen Mutes, vom sicheren Baum zu Inuyasha. Hastig suchte er sich einen Weg durch die ganzen schwarzen Körper und landete prompt neben Inuyashas Ohr. Besser hätte es gar nicht kommen können.

"Inuyasha. Ich bin's, Myoga!" Inuyashas Ohren zuckten und er bewegte ein bisschen seinen Kopf, während er verbissen versuchte die Ákumui von seinem Gesicht fernzuhalten.

"Myoga? Du traust dich her? Was tust du hier?"

"Ich will dir helfen, du undankbarer Flegel! Und jetzt hör mir gut zu: Es gibt eine Technik, mit der du mehrere Gegner auf einer größeren Distanz angreifen kannst."

"Wirklich? Was ist das für eine Attacke, sag schon!" Inuyasha hatte immer mehr Mühe die Würmer halbwegs von den ungeschützten Stellen seines Körpers fernzuhalten. Sie hatten verstanden, dass Hände, Füße und Gesicht verletzbar waren und konzentrierten sich darauf, diese anzugreifen. Lange würde sich Inuyasha nicht mehr schützen können.

Myoga erkannte seine missliche Lage und beeilte sich, Inuyasha mit der neuen Attacke vertraut zu machen.

"Also die Attacke heißt Hijinkessou- Blutklaue der fliegenden Klingen.", erklärte er gerade hastig. "Du nimmst dafür etwas von deinem Blut in deine Klauen auf und schleuderst es mit aller Kraft auf den Gegner. Los versuch es! Nimm Blut von deiner verletzten Hand!"

"Aber wie..."

"Mach!"

Ohne noch weiter zu fragen befolgte Inuyasha Myogas Rat und hielt seine heile Hand an die Verletzung. Sofort spürte er, wie das Blut in die Fingerspitzen gezogen wurde. Langsam nahm er die blutbeschmierte Klaue wieder weg und machte sich bereit anzugreifen. Ob das auch klappen würde?

"Hijinkessou!", rief er laut und schwang seine Klaue genau so wie bei Sankontessou. Aber diesmal wurden seine Gegner nicht von scharfen Krallen, sondern von fliegenden Blutklingen, zerrissen. Erstaunt weiteten sich Inuyashas Augen, als er sah, wie die Mehrzahl der Ákumui davon wirbelten und noch in der Luft von der Attacke zerfetzt wurden. Inuyasha konnte nun endlich wieder aufstehen und sich von den restlichen Würmchen befreien.

"He, Myoga, das ist ja der Wahnsinn!", rief er begeistert aus und schaute sich nach dem Floh um, konnte ihn jedoch nirgends entdecken. Er war bestimmt wieder in Sicherheit geflohen.

"INUYASHA!", ertönte da ein erstickter Schrei. Erstaunt spitzte Inuyasha die Ohren. Das war ja Myoga! Hatte er es doch nicht rechtzeitig an einen geschützten Ort geschafft? Hektisch blickte sich Inuyasha um, bis er der Schrei nochmals hörte und somit auch den Standort des Flohgeistes ausmachen konnte. Er lag erstarrt am Boden, über ihm gebeugt ein heftig sabbernder Ákumui. Er öffnete sein riesiges Maul und verschlang Myoga mit einem Mal.

Inuyasha keuchte entsetzt auf.

"Myoga, nein!" Knurrend flitzte er auf den Ákumui zu, beseitigte mit Hijinkessou eine Gruppe, die ihm den Weg absperren wollte und bremste schließlich vor seinem Ziel ab. Grob packte er den kleinen Wurm und hielt ihn hoch. Zorn funkelnd starrte er ihn an.

"Spuck ihn aus!" Natürlich ging der Dämon nicht dieser Forderung nach, aber Inuyasha hatte das auch nicht erwartet. Ungerührt hob er seine verletzte Hand und riss mit seinen Krallen den Bauch des Dämons auf. Das bedurfte einiger Anstrengung, da seine Hand immer noch betäubt war und er Mühe hatte sie zu führen. Nach dieser Aktion begann er hastig nach Myoga zu suchen. Das war nicht gerade leicht. Das Innenleben vom Youkai war trotz seiner kleinen Größe recht kompakt. Nach einigem hin und her wühlen spürte Inuyasha den Floh zwischen seinen Fingern. Schnell zog er ihn heraus und schüttelte ihn heftig.

Myoga hustete und würgte etwas Blut hervor, aber er war noch am Leben. Nach kurzem Zögern setzte ihn sich Inuyasha auf den Kopf.

"Halt dich fest!"

Gleich darauf sprang er hoch in die Luft und fixierte die übrig gebliebenen Ákumui feindselig. Es waren nicht mehr viele.

"Hijinkessou!" Gleich mehrere Blutklingen sausten auf die Feinde hinab. Gegen diese Attacke kam kein einziger an.

Erschöpft landete Inuyasha wieder auf den Boden und schnappte nach Luft. Für heute hatte er eindeutig genug. Behutsam nahm er Myoga von seinem Kopf und legte ihn auf seine Handfläche. Der Flohgeist schien soweit in Ordnung zu sein, er richtete sich sogar etwas auf. Staunend ließ er seinen Blick durch die Gegend streifen.

"Das... das war ja unglaublich! Du hast alle besiegt und bist selbst so gut wie unverletzt. Gut gemacht, Inuyasha- sama." Inuyasha stutzte. Hatte er da richtig gehört? Inuyasha- sama? Es irritierte ihn von einem Youkai, und sei es nur Myoga, so genannt zu werden. Das war ungewohnt, ja schon fast etwas unangenehm.

"Wieso nennst du mich so?", fragte er unbehaglich.

"Na, du hast meinen Respekt verdient, Inuyasha- sama. Schließlich hast du gegen so viele Gegner gekämpft, bist siegreich aus diesem Kampf hervorgegangen und hast mich schon zum zweiten Mal gerettet!" Ein glückliches Lächeln stahl sich auf Inuyashas Gesicht.

"Danke, das... ist sehr nett von dir." Ein röchelndes Geräusch unterbrach das friedliche Gespräch der beiden. Inuyasha wandte alarmiert den Kopf, in der Annahme, dass da schon wieder Ákumui waren, aber sein Blick fiel nur auf einen mageren Youkai... Ku. Den hatte er beinahe vergessen.

Er erhob sich und ging etwas zögernd zu ihm. Schweigend blickte er auf ihn hinab. Er sah gar nicht gut aus. Blut quoll aus mehreren Wunden und er schien kaum noch bei Bewusstsein zu sein. Was Inuyasha am meisten erschreckte, war der Zustand von Bú. Von ihm war beinahe nichts mehr zu erkennen, so schlimm hatten ihn die Ákumui zugerichtet. Schaudernd senkte Inuyasha den Blick. Er bückte sich und drehte den Körper herum, damit er in Kus Gesicht sehen konnte. Dieses war unversehrt, aber ein gequälter Ausdruck lag darauf. Stöhnend schlug der Dämon seine müden Augen auf.

"Oh... du bist es. Du bist wirklich gekommen?" Glücklich rang sich Ku zu einem Lächeln ab, welches tatsächlich aufrichtig und echt war. Inuyasha wurde das Herz schwer. "Weißt du, Kleiner, ich wollte deinen winzigen Freund nicht fressen. Ich hätte es nie getan, aber in diesem Moment... Ich weiß nicht, was da über mich gekommen ist..."

"Schon gut." Inuyasha schluckte schwer. "Du... solltest besser nicht zuviel reden, sonst..."

"Sonst was?", fragte Ku, als Inuasha nicht weiter sprach. "Denkst du vielleicht ich werde sterben?" Inuyasha blickte ihn bekümmert an und nickte kaum merklich. Ku schnaubte ungläubig.

"Jetzt mach aber mal halblang, ja? So schnell kratze ich nicht ab. Ich muss erst noch Ha suchen." Er stemmte sich mit einem ächzenden Laut in eine sitzende Position hoch, wobei er sich mit den Ellebogen abstützte. "He, Bú alles in Ordnung da hinten? Wir müssen jetzt unbedingt Ha finden, bevor diese Ekelpakete von Würmern wieder kommen."

"Ähm... Ku..." Inuyasha wusste nicht so recht was er sagen sollte. "Äh, hör mal... Ich glaube Bú geht es nicht so gut..."

"Hä? Inwiefern?"

"Na ja, gar nicht gut. Ich... er... nun..."

"Verstehe. Ich frag mal so: Was ist noch von ihm zu sehen?"

"Fast... fast nichts."

"Oh." Ku starrte Inuyasha mit großen Augen betroffen an. "Oh. Ist er abgefallen?"

"Nein. Er ist noch da aber...Na ja, wie schon gesagt. Ich kann so gut wie nichts von ihm erkennen. Aber vielleicht bilde ich mir das ja nur ein.", meinte er zaghaft.

"Oh." In diesem Moment schien Kú wohl nichts anderes einzufallen, was er hätte sagen können. "Tja, nun... dann... dann muss ich mich halt alleine auf die Suche begeben." Krächzend stand er auf und blieb gefährlich schwankend stehen. Er sah noch bemitleidenswerter aus als vorher. Inuyasha bereute es bereits ihn so stürmisch verlassen zu haben. Er senkte den Kopf.

"Tut mir leid. Es ist alles meine Schuld."

"Was? Nein, nein dich trifft keine Schuld. Weißt du, diese Würmer haben mich schon mal gejagt, aber ich bin ihnen entkommen. Jetzt wollten sie ihre begonnene Arbeit zu Ende bringen, das ist alles. Früher oder später hätten sie mich sowieso gefunden. Wenn nicht heute, dann eben an einem anderen Tag."

"Na ja... Aber ich helfe dir auf jeden Fall suchen!", schlug Inuyasha vor, obwohl er insgeheim dachte, wie absurd und sinnlos die Suche nach Ha war. Aber das war er Ku schuldig. Überraschenderweise winkte dieser jedoch ab.

"Nein, ich gehe alleine."

"Aber ich..."

"Nein, wirklich. Ich danke dir, aber ich will nicht, dass du mitkommst. Weißt du, das Leben von einem Dämon wie mir ist an den drei Gesichtern gebunden, mit denen er geboren wurde. Schon als Ha weg war, hatte sich das Leben von mir und Bú drastisch verkürzt und unser Körper ist stark abgemagert. Du hast hoffentlich nicht gedacht, dass er immer so dünn war, oder? Und jetzt, wo auch Bú weg ist... Ich weiß nicht wie lange ich durchhalten werde und ich will nicht, dass du dann meinen letzten Schwächezustand mit ansehen musst."

In Inuyashas Hals bildete sich ein harter Kloß. Ihm wurde immer unbehaglicher zumute. "Das tut mir so leid.", flüsterte er mitfühlend.

Ku blickte stumm zu ihm hinab und grinste ihn dann unerwartet freudig an.

"Lass mal. Ich möchte nicht, dass du dich jetzt deswegen grämst. Noch geht es mir ja gut. Und vielleicht finde ich ja Ha, dann könnte ich noch etwas länger leben." Inuyasha legte zweifelnd die Stirn in Falten. Dass es ihm "gut" ging war eine recht fragwürdige Theorie, aber Inuyasha sagte nichts mehr.

"Na dann werde ich mich aufmachen.", verkündete Ku nach einem kurzen Schweigen und kehrte Inuyasha postwendend den Rücken zu.

"Da fällt mir ein..." Er drehte den Kopf. "Ich weiß gar nicht wie du heißt."

"Inuyasha."

"Nun denn, Inuyasha. Machs gut und pass auf dich auf." Mit diesen Worten drehte er sich wieder um und setzte seinen Weg fort. Inuyasha blickte ihm stumm hinterher, beobachtete, wie sich die dünne Silhouette scharf am Himmel abzeichnete und allmählich hinter einem Hügel verschwand.
 

Hm. Ich glaub für Ku hab ich noch eine Rolle, die er spielen kann. Er hat es zwar schwer, aber er wird noch nicht vollends aus dieser Geschichte verbannt. Das nächste Mal erfahrt ihr ausführlich was Sesshomaru in der Zwischenzeit erlebt hat und wen er trifft... ^^

Diener wider willen

Weiter geht es mit Sesshomaru, da viele von euch ja schon ungeduldig nach ihm fragen. ^^

Viel Spaß!
 

Es tobte eine hitzige Schlacht in der sonst so friedlichen Gegend. Schmächtige Gestalten rannten in scheinbarem Chaos hin und her und attackierten einen großen gehörnten Dämon mit ihren spitzen Speeren.

Die Armee aus kleinen grünen Krötenyoukai versuchte dadurch emsig den näher kommenden Dämon aufzuhalten. Schon viele waren im Kampf gefallen- unnötige Opfer, denn der fremde Dämon blieb immer noch nicht stehen. Am meisten beunruhigte die Krötenyoukai die kleinen schwarzen Würmer, welche sich überall auf der Körperoberfläche des Dämons befanden. Es schien fast so, als ob sie ihn lenken würden.

Vom Dämon selbst waren nur die Augen zu sehen, die entsetzt in die Gegend starrten. In ihnen stand eine so große Pein geschrieben, dass die Krötenyoukai ihn zuerst gar nicht angriffen. Sie versuchten sogar ihm zu helfen. Als sie jedoch sahen, dass er weiterhin Attacken auf sie losließ und somit eine Gefahr für sie darstellte, ließen sie alle Hemmungen fallen und kämpften gegen ihn, so gut wie sie nur konnten.

Die Chancen standen jedoch nicht gut. Die Krötenyoukai waren zwar eindeutig in der Überzahl, aber dieser Dämon ließ sich einfach nicht besiegen. Man konnte ihn mit den Speeren verletzen, mit Steinen bewerfen oder Feuerpfeile auf ihn loslassen. Das alles half nichts- der Dämon setzte seinen Weg unbeirrt fort und gab dabei unheimlicherweise keinen Laut von sich.

Also versuchten die Krötenyoukai stattdessen diese seltsamen Würmer anzugreifen. Sie schienen schließlich das Übel von alldem zu sein. Eine Weile klappte das ganz gut. Die Angreifer konnten sehr viele Würmer erledigen und den Dämon sogar dazu bringen, kurz anzuhalten, aber der Triumph war nur von kurzer Dauer. Für jeden Gegner, den sie töteten, kam nämlich ein neuer dazu. Entweder tauchte er aus der Erde auf oder er kam aus dem nahe gelegenen Wald gekrochen. Als ob das noch nicht schlimm genug wäre, begannen diese Würmer nun auch selbst anzugreifen. Sie überfielen die Krötendämonen, warfen sie zu Boden und bissen sich an ihnen fest. Diese Übermacht war einfach zu groß.

Mitten in der kämpfenden Armee stand ein Krötenyoukai, der aus der Masse etwas herausstach, da er anders war als der Rest. Er trug vornehme Kleider und posierte in einer stolzen Haltung. Er war der einzige, der weder einen Speer noch Pfeile hatte. Seine Waffe schien etwas ganz Besonderes zu sein. Sie sah schon beinahe wie ein Zepter aus. Auf dem ersten Blick hätte man jedoch meinen können, dass es ein einfacher Stock sei. Ein Stock mit zwei kleinen Köpfen an seinem oberen Ende. Der eine von einer Frau, der andere von einem alten Mann. Der Krötenyoukai hob seinen Stock nun in die Höhe- das Gesicht des alten Mannes schaute direkt auf die Feinde. Langsam öffnete dieser den Mund und heraus schoss eine große Flamme, die alles niederbrennte, was sie berührte. Viele Würmer wurden davon getroffen und zerfielen augenblicklich zu Asche. Aber auch diese starke Attacke vermochte nicht ihren Vormarsch zu stoppen. Es waren einfach zu viele. Der Krötenyoukai mit dem Holzstab schaute sich mit leerem Blick um. Er hatte bestimmt schon begriffen, dass die Feinde viel zu mächtig waren und trotzdem wollte er noch nicht ganz aufgeben. Er begann sogar Befehle zu brüllen:

"Haltet die Würmer auf Abstand! Benutzt eure Speere! Lasst sie nicht an euch heran!"

Anscheinend war er so etwas wie der Anführer, denn die überforderten Kämpfer versuchten sofort diese Befehle in die Tat umzusetzen, aber das war leichter gesagt als getan. Wenn sie ihre Speere einsetzen wollten, wurden diese von den Würmern einfach gepackt aufgefressen. Wehrlos standen die Krieger dann ohne Waffe da und konnten nur entsetzt aufschreien, als die Würmer über sie herfielen. Eine immer größere Panik breitete sich aus. Überall sah man fliehende Krötenyoukai, die ihre Speere einfach wegwarfen und lieber sich selbst in Sicherheit brachten. Zwischen diesem Getümmel bahnte sich der gehörnte Youkai unbeeindruckt einen Weg und beachtete das Chaos um sich herum gar nicht.

Dieser Anblick veranlasste den Anführer vollends die weiße Fahne zu schwingen. Sie würden diese Schlacht unweigerlich verlieren, aber vielleicht konnten sie sich noch in Sicherheit bringen. Lauthals befahl er zum Rückzug. Das ließen sich seine Leute nicht zweimal sagen, zumal viele von ihnen bereits ihr Heil in der Flucht gesucht hatten.

Die schwarzen Würmer und der taumelnde Dämon folgten den Fliehenden auf dem Fuß.
 

Mit einem kalten Gesichtsausdruck blickte Sesshomaru auf das Geschehen hinab. Diese erbärmlichen Krötenyoukai. Wie sie schrieen und angstvoll davonrannten! So was konnte er nicht ertragen. Schwächlinge waren das, nichts als niedere Dämonen, die bei jedem Anzeichen von größerer Gefahr die Flucht ergriffen.

Sesshomaru hatte jetzt allerdings kein großes Interesse an diese grünen Gestalten. Seine Aufmerksamkeit galt hauptsächlich den Ákumui, die in großer Zahl am Boden herumwuselten und sogar immer mehr wurden. Anscheinend hatten sie beschlossen diese ganze Krötenyoukaiarmee auszuschalten. Sesshomaru hatte keinen Grund das zu verhindern, aber er konnte es sich nicht verkneifen diesen großen Youkai, von dem die Ákumui Besitz ergriffen hatten, zu zerreißen. An irgendjemanden musste er ja seinen Zorn auslassen.

So ging er langsam in einen Tiefflug über, verlor immer mehr an Höhe, bis er sanft auf dem Boden landete- direkt vor dem gehörnten Youkai. Dieser ließ sich durch das Erscheinen des Hundedämons nicht beirren. Er sah in Sesshomaru einfach nur wieder einen Dämon, der ihm den Weg versperrte und wollte ihn deshalb ganz einfach beseitigen, so wie er es auch die anderen Male gemacht hatte.

So einfach war das jedoch nicht, denn Sesshomaru war ganz bestimmt nicht "nur wieder irgendein Dämon". Eine Tatsache die der halbtote Youkai erst wahrnahm, als Sesshomaru seine gelbe Energiepeitsche herauszog und seinen Gegner damit davon schleuderte. Der plumpe Körper fiel mit einem dumpfen Geräusch zu Boden und begrub dabei viele Ákumui unter sich, die überrascht aufquietschten und hastig davon stürmten.

Ungerührt hob Sesshomaru nun seine Giftklaue, die er sogleich am gefallenen Dämon einsetzte. Die Attacke war so präzise, dass der Dämon keinen Laut verursachte und nach dem Angriff reglos liegen blieb.

Man könnte in diesem Fall sogar behaupten, dass Sesshomaru dem Dämon einen Gefallen getan hatte. Endlich war dieser von seinen Qualen befreit, war nicht mehr gezwungen den Ákumui zu gehorchen und all die Schmerzen zu ertragen. Möglicherweise hätte er Sesshomaru sogar gedankt, wenn er dazu noch in der Lage gewesen wäre.

Die Ákumui fanden das alles jedoch weniger positiv. Die ganze Meute hielt urplötzlich an und wandte sich mit einem schmatzenden Geräusch dem Störenfried zu. Sie waren sichtlich erzürnt. Ihre Augen blitzen und hier und da ertönten zischende Laute.

"Huh. Wollt ihr euch mit mir anlegen?", kam es spöttisch vom Hundeyoukai, der reglos auf die wogende schwarze Masse blickte. Er könnte jeden einzelnen dieser Ákumui töten, auch wenn es mittlerweile an die hundert waren. Das wäre gar kein Problem für ihn, aber er würde sich wohl oder übel zügeln müssen und einige von ihnen am Leben lassen. Diese würden dann, so hoffte er zumindest, zu diesem Dämonenmädchen flüchten. Er musste ihnen nur genug Angst einjagen.

Von diesem Plan ahnten die Ákumui noch nichts. Sie hatten lediglich den Gedanken diesen starken Dämon zu überfallen und zu ihrem Eigen zu machen. Er würde bestimmt viel Energie in sich haben, die sie ihm abzapfen konnten. Mit hohen zischenden und schrillen Lauten kamen sie langsam auf Sesshomaru zugekrochen, der angriffsbereit seine Klauen hob und die Finger etwas spreizte. Er wurde von allen Seiten eingekreist, der ganze Boden war schwarz von glänzenden Leibern. Ruhig ließ er es geschehen. Das würde den Ákumui sowieso nichts nützen. Sie waren schon so gut wie tot, egal welche Taktik sie einsetzten.

Nach einigen Sekunden des Wartens preschten sie dann alle plötzlich auf Sesshomaru los, die Mäuler weit aufgesperrt, in denen spitze Zähne glänzten. Der Hundeyoukai sprang locker in die Luft und ließ beide Klauen auf die Masse herabsausen. Gleich Dutzende Ákumui gingen unter dieser Attacke zugrunde. Sesshomaru ließ den anderen gar keine Zeit zu realisieren was geschehen war, als er bereits den nächsten Angriff startete.

So waren nach einigen Minuten mehr als die Hälfte der großen Armee verschwunden. Die Übriggebliebenen wirkten zum ersten Mal etwas verunsichert. Zögernd standen sie da, darauf achtend einen sicheren Abstand zu wahren. Einige mutige wagten es Sesshomaru anzugreifen und büßten dafür prompt mit ihrem Leben. Das war der ausschlaggebende Moment, wo die restlichen Ákumui in heillosem Durcheinander davonliefen.

Sesshomaru wäre fast ein zufriedenes Lächeln über die Lippen gehuscht, welches er aber diskret zurückhielt.

Sehr gut. Flieht nur zu diesem Dämonenmädchen- bringt mich zu ihr, dachte er im Stillen.

Er sprang über einige Steine hinweg und folgte den Ákumui behände.
 

Während dieses Kampfes, der nur weinige Sekunden gedauert hatte, standen die Krötenyoukai mit offenem Mund da und starrten sprachlos auf den großen Youkai mit den weißen Haaren. Ihr Retter.

Wer war dieser Fremde bloß? Er war sehr vornehm gekleidet, strahlte eine große Macht und Autorität aus und war in Menschengestalt. Dämonen in Menschengestalt gehörten bekanntlich zu den stärksten. Wie ein Leichtes hatte er den halbtoten Youkai ausgeschaltet und nahm es sogar mit der riesigen Armee von Ákumui auf.

Fast befürchteten die Krötenyoukai, dass er anschließend auch noch sie angriff, aber als die letzten Ákumui flohen, folgte ihnen der Fremde mit geschmeidigen Sprüngen.

Der Anführer der Krötenarmee stand ungläubig da. Dieser starke Youkai hatte ihn vollkommen gefesselt. Er war bestimmt sehr mächtig und hoch angesehen. Und er hatte sein Volk vor dem Untergang bewahrt.

"Er... er... hat uns gerettet.", sprach er nach einer Weile seinen Gedanken aus. Einer seiner Krieger wandte sich ihm vorsichtig zu.

"Was wollt Ihr jetzt tun, Jaken- sama?", fragte er schüchtern. "Der Ehrencodex verlangt ja, dass..."

"Ich weiß, was der Codex in solch einem Fall verlangt.", war die etwas ruppige Antwort. Das Krötenvolk hatte sehr viele Regeln und Richtlinien, eine haarsträubender als die andere. Eine dieser Regeln besagte, dass, wenn im Falle einer Schlacht ein fremder Youkai die Kröten zum Sieg verhelfe, so müsse der König des Krötenvolkes lebenslanger Diener dieses Retters werden und ihm treu ergeben sein. Das war die Regel und man musste ihr gehorchen, ob man wollte oder nicht.

Entschlossen nickte der König.

"Also gut, gebt mir andere Kleider, diese hier eignen sich nicht gut zum dienen." Hastig kamen einige seiner Untergebenen herbeigeeilt, verneigten sich und reichten ihm schlichte Kleider in brauner Farbe. Schweigend streifte sich der König diese über, fasste nach seinem Kopfstab und wandte sich ein letztes Mal an sein Volk.

"Ich werde jetzt unserem Retter meine Ehre erweisen und ihm treu dienen! Ihr werdet bestimmt ohne mich zurecht kommen." Einige seines Volkes sahen sehr bedrückt aus. Ohne König fühlten sie sich offensichtlich unsicher. Sie blickten ihn gespannt und einige sogar fast flehentlich an. Aber der König wusste, dass es jetzt kein Zurück mehr gab. Entschieden wandte sich einem Krötenyoukai zu, der in seiner unmittelbaren Nähe stand.

"Schickt mir einen der Drachen nach, sobald ihr wieder zu Hause seid.", befahl er ihm. Der Angesprochene verneigte sich respektvoll und nickte.

"Jawohl, Jaken- sama."

Zufrieden wandte sich Jaken um und beeilte sich, seinem neuen Herrn zu folgen. Schweigend beobachteten ihn seine Krieger mit kummervollen Mienen.
 

Sesshomaru war inzwischen schon ein ganzes Stück weitergekommen. Er ließ den Ákumui einen großen Vorsprung, damit sie ihn ja nicht bemerkten. Auf keinen Fall durfte er jetzt ihre Spur verlieren, nicht nachdem er so nahe dran war diesem elenden Mädchendämon zu begegnen. Die würde ihr blaues Wunder erleben und ihr Bruder... Tja wenn er es tatsächlich wagen sollte sich einzumischen, würde er gleich mit draufgehen.

Die Kampeslust begann schon in Sesshomaru zu kochen. Er hatte sich vorhin zwar ein bisschen abreagieren können, aber er würde erst wieder ruhen, wenn er die beiden Hagéshii- Geschwister getötet hätte.

Schwungvoll sprang er über einige Steinbrocken hinweg und gelangte schon bald zu einer schmalen Talsenke. Nicht weit entfernt erhob sich eine Bergkette, wie eine dunkle Schlange in den Himmel. Er spürte, dass sich die Ákumui dorthin bewegten, aber statt ihnen sofort zu folgen, blieb er abrupt stocksteif stehen.

"Was willst du?", fragte er kühl ohne sich umzudrehen. Ihm war schon die ganze Zeit aufgefallen, dass einer dieser elenden Krötenyoukai ihn verfolgte. Anfangs hatte er ihn gekonnt ignoriert, aber dieser nervige Dämon blieb ihm hartnäckig auf den Fersen, wie eine lästige Klette. Der kleine Dämon zuckte bei Sesshomarus eisiger Stimme schuldbewusst zusammen, wagte aber trotzdem etwas näher zu treten.

"Meister, ich wollte Euch auf keinen Fall belästigen... Es ist nur... Ich bitte Euch mich als Euren Diener bei Euch aufzunehmen." Demütig senkte er seinen Kopf und deutete eine höfliche Verbeugung an. Sesshomaru stand weiterhin ungerührt mit dem Rücken zu ihm.

"Warum sollte ich das tun?"

"Ihr habt mein Volk gerettet und das ist mein Dank an Euch. Ich schenke Euch mein Leben, Meister."

"Wenn das so ist könnte ich dich auch hier und jetzt töten.", stellte der Hundeyoukai sachlich fest. Der einstige König blickte erschrocken auf und schluckte unbehaglich. Das Dumme war, dass Sesshomaru völlig Recht hatte.

"Nun...", begann der grüne Dämon unsicher. "Ich habe Euch mein Leben angeboten, also hättet ihr durchaus das Recht mich... obwohl mir es natürlich lieber wäre wenn..."

"Aber ich habe kein Interesse daran einen Schwächling wie dich zu töten.", unterbrach Sesshomaru das ängstliche Gestammel des Dämons und setzte seinen Weg fort, als ob nichts gewesen wäre. Mit den Gedanken war er bereits ganz woanders.

Er hatte die Ákumui nun bis hierher verfolgt, konnte jedoch immer noch nicht die Dämonenaura des Hagéshii Mädchens wahrnehmen. Hoffentlich lockten ihn diese Würmer nicht auf einen falschen, ganz anderen Weg. Aber was Sesshomaru noch mehr stutzig machte, war, dass die Ákumui plötzlich von der Bildfläche verschwunden waren. Sie hatten sie sich seltsamerweise in den Boden eingegraben und zogen es vor unter der Erde weiterzugehen. Ob sie bemerkt hatten, dass sie verfolgt wurden und ihre Spuren verwischen wollten? Trotz allen Bemühungen würde ihnen das jedoch überhaupt nichts nützen, da Sesshomaru sie immer noch riechen konnte und einfach ihrer Fährte folgte, die im Moment direkt auf die Bergkette hinführte.

Der kleine grüne Dämon blickte auf, als Sesshomaru ohne ein weiteres Wort weiterging. Er seufzte innerlich erleichtert auf. Die Zeit mit seinem neuen Meister war jetzt schon mühsam. Er schien sehr streng zu sein und von anderen Dämonen eigentlich nicht viel zu halten. Mit einem mulmigen Gefühl folgte er ihm, blieb dann aber abrupt stehen, als Sesshomaru wieder innehielt.

"Du folgst mir immer noch.", sagte Sesshomaru mit leiser, aber umso bedrohlicher Stimme.

"Ja, also ich... Ich biete Euch meine Dienste an, wie schon gesagt, Meister. Vielleicht kann ich Euch ja behilflich sein..." Er verstummte augenblicklich, als Sesshomaru sich verkrampfte und seine Finger knacken ließ. Erschrocken wich der kleine Dämon zurück, während er fieberhaft versuchte herauszufinden, was er denn falsch gesagt hatte. Erstarrt beobachtete er, wie sich Sesshomaru betont langsam ihm zuwandte und ihn mit einem derart eiskalten Blick festnagelte, dass der arme Krötenyoukai innerlich zu Eis gefror.

"Ich nehme niemals die Hilfe von einem niederen Dämon wie dich an." Der grüne Dämon schluckte unbehaglich und senkte den Blick. Da musste man direkt aufpassen was man sagte.

"Verzeiht. Aber ich... ich habe den Eindruck, dass Ihr diese Ákumui verfolgt und ich glaube zu wissen, wo sie sich aufhalten oder wo sie hingehen werden und da dachte ich mich, dass Ihr vielleicht..."

"Wie heißt du?" Durch diese plötzliche Unterbrechung, wurde der Dämon kurz aus der Bahn geworfen, fing sich jedoch gleich wieder und beeilte ich eine Antwort zu geben: "Jaken, mein Meister.", sagte er unterwürfig. Er war es gar nicht gewohnt Befehlen zu folgen, da bis jetzt immer er diese erteilt hatte. Trotzdem wagte er es vorsichtig aufzulugen und die Frage auszusprechen, die ihm schon länger auf der Zunge lag: "Und wie darf ich Euch ansprechen, Meister?"

Sesshomaru legte die Stirn in Falten. Sollte er sich tatsächlich dazu herablassen diesem Wicht eine Antwort zu geben? Nun, andererseits wäre es ganz angenehm, wenn er gebührend angesprochen wurde. So sagte er knapp:

"Sesshomaru. Und nun sei still, Jaken." Ohne, dass er ihn noch weiter beachtet hätte ging Sesshomaru wieder weiter, den Blick starr auf die Bergkette vor ihm gerichtet. Da er nicht ausdrücklich gesagt hatte, dass Jaken nicht mitkommen durfte, folgte dieser ihm nach einigem Zögern.
 


 

Beim nächsten Kapitel ist Sesshomaru auch wieder mit dabei. Seine Fans können sich also schon mal darauf freuen. Und Sesshomaru lernt, dass Jaken doch ganz nützlich sein kann...
 

Ich weiß, dass im Anime einmal gezeigt wird, wie Jaken Sesshomaru kennenlernte. Aber dieses Zusammentreffen der beiden hat mir überhaupt nicht gefallen. Außerdem habe ich schon seit Anfang an vorgehabt Jaken in diese FF mit einzubringen und da jeder weiß, dass er ein König ist und dass sein Volk von Sesshomaru gerettet wird, habe ich dieses Schema beibehalten. Nur die Handlungen habe ich umgeändert und hoffe, dass alles gut rübergekommen ist.
 

Feedback wie immer erwünscht!

Die Drachenfelsen

Ich bin einfach untröstlich. T.T

Im letzten Kapitel habe ich einen sehr schlimmen Fehler gemacht. Jaken spricht da Sesshomaru schon beim ersten Wortwechsel mit vollem Namen an! Dabei kann er doch noch gar nicht wissen, wie Sesshomaru heißt!

Der ganze derzeitige Trubel um Schule und Matura hat mich wohl etwas mitgenommen. Auf jeden Fall habe ich jetzt den Fehler im entsprechenden Kapitel ausgebessert und bitte um euer Verständnis. ^^"
 

Viel Spaß nun mit dem neuen Kapitel. (Ist sogar, ausnahmsweise mal, rechtzeitig fertig geworden...)
 


 

"Wenn du unbedingt so leichtsinnig sein willst, dann bitte schön! Aber ohne mich, mit mir brauchst du nicht zu rechnen, Inuyasha- sama!"

"Aber ich habe dir doch gezeigt, dass ich kämpfen kann, oder?"

"Ja, aber doch nicht gegen hunderte, nein tausende, von Ákumui!" Myoga war am Rande der Verzweiflung. Er fuchtelte mit seinen Armen wild in der Luft herum und versuchte vergeblich Inuyasha von seinem waghalsigen Vorhaben abzubringen.

"Hör zu.", sagte er nach einer Weile mit einem beschwichtigenden Tonfall. "Diese kleinen Dämonen sind wirklich gefährlich und ich weiß ja, dass du dich verteidigen kannst, also warum willst du sie unbedingt aufsuchen?"

Bei der Erwähnung von "kleinen Dämonen" hob Inuyasha belustigt die Augenbrauen. Dass diese Bemerkung ausgerechnet aus Myogas Mund kam, war etwas merkwürdig.

Über die gestellte Frage musste er eine Zeit lang nachdenken. Er legte den Kopf etwas schief und antwortete schließlich mit einem leichten Schulterzucken. "Na ja, so genau weiß ich das nicht. Aber... diese Viecher gehen mir einfach auf die Nerven. Jedes Mal wenn ich ihnen begegne bringen sie mich in Schwierigkeiten und sie hinterlassen immer eine große Spur der Zerstörung und Ku..." Inuyasha stockte. Beim Gedanken an seinen Freund kochte wieder die Wut in ihm auf. Was diese elenden Ákumui ihm angetan hatten würde er ihnen nie verzeihen können. Ein zorniges Funkeln hüpfte in seinen Augen auf und ab, wie eine tänzelnde Flamme. "Ich werde sie erledigen."

"Als ob das so einfach wäre!", schnaubte Myoga verärgert. Er hatte nicht vor mit einem vorlauten Hundewelpen zu Youkai zu gehen, die zehnmal mächtiger waren. Schließlich hing er am Leben und, um ehrlich zu sein, hatte er auch furchtbare Angst. Er beschloss einfach abzuhauen, wenn die Situation zu brenzlig werden würde.

Da Inuyasha keinen Kommentar von Seitens Myoga mehr hörte, schob er dieses Thema nun beiseite und konzentrierte sich darauf, die Ákumui ausfindig zu machen. Er schnupperte, ging mal in diese, mal in jene Richtung und verbrachte somit fast den ganzen Tag. Irgendwann döste Myoga ein. Er bekam dadurch gar nicht mit, dass Inuyasha am späten Nachmittag plötzlich innehielt und sich alarmiert anspannte. Es roch nach Fäulnis und Verfall- unverkennbar der Geruch von Ákumui. Und wenn Inuyasha sich nicht allzu sehr täuschte, hielten sie direkt auf eine Menschengruppe zu, denn er roch insgesamt fünf Personen, Feuer und gebratenes Fleisch.

Auf leisen Sohlen folgte er diesen gemischten Gerüchen. Sie führten ihn direkt zu einer kleinen Baumgruppe, die einen lockeren Kreis bildete. In deren Mitte hatten es sich einige Männer gemütlich gemacht.

Lachend und johlend saßen sie um ein Lagerfeuer herum und brieten gerade einen Fleischbrocken eines erlegten Tieres. Der würzige Geruch des Fleisches stieg Inuyasha verlockend in die Nase. Unwillkürlich leckte er sich über die Lippen und trat vorsichtig etwas näher, um mehr zu erkennen.

Es waren genau fünf Männer- auf seine Nase war eben Verlass. Zusätzlich spürte er auch, dass sich ihnen eine Gruppe von Ákumui vom Osten her näherte. Die Männer hatten davon noch nichts bemerkt, wie konnten sie auch? Schließlich waren sie einfache Menschen, wahrscheinlich Räuber, deren Sinne nicht so scharf waren, dass sie eine Gefahr so schnell bemerken konnten.

Inuyasha überlegte schon die ganze Zeit, ob er sie nicht warnen sollte. Ansonsten würden sie unweigerlich von den Ákumui getötet werden. Eigentlich ging ihm das rein gar nichts an, aber er hatte auch keine Lust dabei zuzuschauen, wie fünf Menschen vor seinen Augen starben.

Entschlossen trat er aus seinem Versteck heraus und ging festen Schrittes auf die Männer zu. Deren Reaktion, als sie Inuyasha erblickten, war zweiseitig: Zuerst glotzten sie ihn verwundert und völlig perplex an, bis einer von ihnen aufstand und langsam auf Inuyasha zuging. Dabei streckte er ihm freundlich die Hand entgegen.

"Nanu, ein Kind hier in dieser rauen Gegend? Sag mal, was..." Da entdeckte er die Ohren auf Inuyashas Kopf und er wich entsetzt zurück. Die Fürsorge war wie weggeblasen und statt ihrer kamen Furcht und Wut.

"Ein Dämon!", brüllte der Mann und griff nach seinem Schwert. Seine Gefährten sprangen hastig auf und blickten Inuyasha mehr als argwöhnisch an. Dieser war mittlerweile stehen geblieben und starrte ein bisschen erschrocken auf das Schwert.

"Was willst du hier, Dämon!? Verschwinde, oder wir töten dich!", rief der Räuber und hielt ihm zum Beweis die Spitze seines Schwertes entgegen. Inuyasha blickte diese etwas skeptisch an und trat sicherheitshalber einen Schritt zurück.

"Ich...", begann er, wurde aber sofort vom Mann unterbrochen.

"Wehe du sagst etwas! Willst einen Fluch über uns bannen? Los, mach dass du wegkommst!"

"Aber ich wollte euch..."

"Du willst nicht hören, was? Na, dann fühle eben!" Und mit einem Satz sprang er Inuyasha an, der ihn verwirrt anstarrte. Er wollte diese Menschen warnen und was taten sie? Sie griffen ihn an! Wütend spannte sich Inuyasha an. Denen würde er jetzt eine Lehre erteilen. Er hätte gehofft, dass nur die Leute seines Dorfes so feindselig zu ihm gewesen waren, aber da hatte er sich wohl bitter getäuscht. Alle Menschen waren anscheinend gleich. Zornig ballte er die Fäuste, aber es kam zu keinem Kampf mehr.

Mitten im Lauf strauchelte der Mann plötzlich, fuchtelte mit den Armen herum, um nicht hinzufallen und schlug Inuyasha dabei mit der flachen Seite des Schwertes an die Schläfe, sodass dieser geradewegs nach hinten in ein Gebüsch geschleudert wurde. Die Wucht des Schlages hatte ihm sofort das Bewusstsein geraubt. Hilflos und vollkommen ausgeliefert lag er am Boden, aber der Räuber dachte nicht daran ihn zu erledigen, da er im Moment viel größere Sorgen hatte. Das, was ihn zum Stolpern gebracht hatte, war nämlich ein Ákumui gewesen. Er war jäh aus dem Boden geschossen, genau zwischen den Füßen des Räubers. Dieser starrte nun vollkommen konsterniert auf das schwarze Etwas, das ihm gleich mehrere Schauder des Entsetzens über den Rücken jagte. Als er den Blick hob, begegnete er dem Gesichtsausdruck seiner Kollegen, der schreckensbleich und voller Grauen war. Alle stierten sie auf den Ákumui, der längst nicht mehr alleine war. Immer mehr dieser grausigen Wesen kamen herbei gekrochen, so lautlos, dass man absolut stumm sein müsste, um sie zu hören.

In diesem Moment rissen die angespannten Nerven der Räuber. Mit spitzen Schreckensschreien wirbelten sie herum und versuchten Hals über Kopf zu fliehen. Doch es war bereits zu spät.

In Scharen fielen die Ákumui über sie her. Zwei der Männer versuchten sich tapfer zu wehren, aber ob sie gegen so viele Dämonen bestehen konnten, was sehr fragwürdig. Die anderen drei dachten erst gar nicht ans Kämpfen, sondern lieber daran, so weit weg wie nur möglich zu kommen. So schnell sie jedoch auch liefen- die Ákumui ließen niemals von einer sicheren Beute ab.

Inuyasha wurde währenddessen überhaupt nicht beachtet. Er lag bewusstlos im Busch, verborgen von Zweigen und grünen Blättern, während um ihn herum das Schicksal der Räuber besiegelt wurde.
 

Inuyasha erwachte mit pochenden Kopfschmerzen. Es durfte noch nicht viel Zeit vergangen sein, da die Spuren des Kampfes noch sehr frisch waren und das Lagerfeuer immer noch brannte. Die Männer jedoch waren spurlos verschwunden. Nicht einmal ihr Geruch hing in der Luft, das Inuyasha ziemlich suspekt vorkam. Es war so, als wären sie gar nie da gewesen. Was nun wirklich mit ihnen geschehen war, wollte Inuyasha nicht wirklich wissen.

"Du Tölpel!", rief da eine verärgerte Stimme und riss Inuyasha jäh aus seinen dunklen Gedanken. Der Junge senkte suchend den Blick und entdeckte den Flohdämon, der vor ihm auf den Boden saß, mit einem etwas grimmigen Ausdruck. "Einfach so eine Aktion zu begehen, ohne mir Bescheid zu sagen!"

"Wieso Bescheid sagen? Damit zu rechtzeitig abhauen kannst, oder?", konterte Inuyasha und rappelte sich ächzend auf. Bei seinen Worten wurde Myoga auf einem Mal puterrot. Verlegen verschränkte er seine vier Arme und grummelte etwas Unverständliches in seinen nicht vorhandenen Bart.

Inuyasha achtete schon nicht mehr auf ihn. Etwas anderes hatte seine Aufmerksamkeit voll in Anspruch genommen. Die Ákumui waren noch in Sichtweite. Ganz deutlich konnte er sie als schwarze Pünktchen am Ende einer weitläufigen Wiese ausmachen.

Bei diesem Anblick hellte sich sein Gesicht auf. Er hatte schon befürchtet, dass er sie verloren hatte, aber er konnte sie immer noch einholen und sie für alles büßen lassen, was sie getan hatten.

In diesem Moment war es Inuyasha egal, was Myoga dazu sagen würde, ihm war es egal, ob er ihn verlassen würde. Er auf jeden Fall würde die Ákumui verfolgen und ihnen eine deftige Lektion verabreichen, um endlich ein für alle Mal Ruhe vor ihnen zu haben.

Ohne dem Flohgeist irgendetwas zu sagen, folgte er den schwarzen Würmern so unauffällig, wie es ihm möglich war. Myoga hüpfte schnell auf seine Schulter.

"Wohin gehst du jetzt, Inuyasha- sama?", fragte er misstrauisch und zog kritisch die Augenbrauen hoch, als er als Antwort nur ein schelmisches Lächeln bekam.

"Inuyasha- sama mach keine Dummheiten!" Das klang ziemlich kleinlaut. Irgendwie spürte Myoga, dass da nichts Gutes auf sie zukam und versteckte sich deshalb vorsorglich in einer Kleiderfalte- darauf bedacht im Notfall sofort weg springen zu können.
 

Endlich hatte er die Gebirgskette erreicht. Hohe dunkle Berge erhoben sich wie eine unzerstörbare Mauer über ihm. Fast fühlte sich Sesshomaru, im Vergleich zu diesen massiven Brocken, direkt klein und nichtig. Sie zu überwinden würde auch nicht gerade ein Spaziergang werden, wenn nicht sogar unmöglich.

Bei diesem Gebirge handelte es sich nämlich um die Drachenfelsen, wie er bei näherer Betrachtung erkannte. Im Klartext hieß das, dass niemand, außer Drachen, dieses Gebirge besteigen oder überfliegen durfte. Da konnte man noch so mächtig sein- gegen Drachenfeuer kam man einfach nicht an. Und erst recht nicht gegen erzürnte Drachen. Es gab gar nichts schlimmeres, als einen tobenden Drachen. Die waren dann sogar eine Gefahr für sich selbst.

Etwas unschlüssig blieb Sesshomaru vor den Felsen stehen und berührte sachte den kalten Stein mit den Fingerspitzen. Ein leises drohendes Grollen erklang, welches erst dann verstummte, als Sesshomaru seine Hand wieder zurückzog. Wenn die Drachen schon wegen einer so kleinen Berührung reagierten, dann hatte er jetzt ein Problem, auch wenn er das nicht wirklich zugeben wollte. Aber ihm war klar, dass er dieses Gebirge nicht überqueren konnte. Sollte er sich vielleicht unterirdisch durchgraben?

"Uh... Oh, ach du meine Güte! Die Drachenfelsen!", rief der kleine Krötenyoukai erschrocken aus, als er seinen Herren endlich eingeholt hatte. Wegen seiner kurzen Beine hatte er Mühe mit ihm Schritt zu halten und war deshalb auch etwas außer Puste. Sesshomaru zuckte beim Klang dieser Stimme fast zusammen. Er war es nicht gewohnt in seinen Gedanken unterbrochen zu werden. Dementsprechend war er jetzt auch ziemlich verärgert. Langsam drehte er sich um, in der Absicht seinem neuen Diener eine ordentliche Abreibung zu verpassen, aber mit dem, was Jaken als nächstes sagte, wurde er in seinem Vorhaben abrupt gestoppt.

"Tja, da braucht man wohl einen Drachen, um rüber zu kommen. Meiner müsste eigentlich bald da sein." Blinzelnd hob Jaken den Blick zum Himmel und suchte ihn offensichtlich nach jemand ab. Dadurch bemerkte er nicht, wie ihm Sesshomaru einen etwas verwirrten Blick zuwarf. Der Hundedämon fing sich jedoch augenblicklich wieder und straffte seine Körperhaltung.

"Was meinst du damit?", fragte er kalt. Hastig drehte sich Jaken zu ihm um, verneigte sich und brabbelte sogleich drauflos: "Sesshomaru- sama, verzeiht, ich habe Euch noch nichts davon gesagt... Ich habe mir erlaubt einen Drachen mitzunehmen. Das heißt, meine Leute müssten mir einen nachschicken, er müsste schon längst da sein, vielleicht kommt er ja bald. Er ist ein höchst stures Vieh. Wenn er unterwegs was Leckeres gefunden hat, wird er wahrscheinlich angehalten haben, um..."

"Jaken."

"Äh...ja, Sesshomaru -sama?"

Vorsichtig blickte der Diener auf. Statt einem Befehl erhielt er jedoch nur eine ziemlich schmerzhafte Kopfnuss und die kalte Bemerkung: "Halt die Klappe."

Jaken realisierte, dass er wohl zu viel geredet hatte und nahm sich vor, in Zukunft besser darauf zu achten, was er alles von sich gab.

Während er sich den schmerzenden Kopf rieb stand Sesshomaru etwas abseits und starrte scheinbar ins Leere. Er unternahm keinen Versuch die Felswand zu erklimmen. Wahrscheinlich hatte er tatsächlich beschlossen auf Jakens Drachen zu warten. Immerhin konnte man in Begleitung eines Drachens dieses Gebirge überqueren, das war die einzige Möglichkeit. Und Sesshomaru wusste das ganz genau.
 

Nachdem einige Zeit verstrichen war, musste Sesshomaru feststellen, dass sich der Drache tatsächlich viel Zeit ließ. Sie warteten jetzt schon ziemlich lange auf ihn, viel zu lange. Sesshomaru stand so unbeweglich da wie am Anfang. Man merkte ihm seinen leisen Anflug von Ungeduld gar nicht an. Innerlich jedoch drohte er fast zu platzen. Zum einen war er im Moment doch tatsächlich von so einem mickrigen Dämon wie Jaken abhängig und zum anderen ging es ihm gehörig auf die Nerven noch länger zu warten. Er verspürte große Lust etwas zu zerreißen.

Jaken eilte währenddessen nervös hin und her, blickte immer wieder zum Himmel auf und schielte auch ab und an zu seinem neuen Meister, wenn er der Meinung war, dass dieser ihn nicht bemerkte. Obwohl sich Sesshomaru äußerlich nichts ansehen ließ, spürte Jaken doch, wie die Luft zwischen ihnen langsam zu knistern anfing und immer dicker wurde.

Unbehaglich wandte der Krötenyoukai seinen Blick von Sesshomaru ab und ließ sich seufzend ins Gras fallen. Genau in diesem Moment regte sich der Hundedämon zum ersten Mal nach dieser ganzen Zeit. Er trat aus dem Schatten des Felsens hervor, in dem er bis jetzt gestanden hatte, und fixierte gespannt einen kleinen Punkt am Horizont.

"Jaken." Sofort sprang der auf und eilte diensteifrig zu seinem Herren.

"Sesshomaru- sama?"

"Ist das der Drache?" Jaken folgte dem Blick und stieß gleich darauf einen freudigen Jauchzer aus.

"Ja, das ist er, Sesshomaru- sama! Verzeiht, wenn Ihr so lange warten musstet." Entschuldigend verbeugte er sich und eilte dem grünlichen Drachen entgegen, der bereits sanft auf der Wiese landete, wobei er einige Blätter aufwirbelte, die um seine Pranken lagen.

Sesshomaru musste zugeben, dass er ein höchst ungewöhnliches Tier war. Er hatte zwei Köpfe, alle beide trugen vorsorglich einen Maulkorb. Außerdem war er gesattelt und trug sogar Zügel. Welche Drachen ließen sich schon Zaumzeug anlegen? Er musste also ziemlich zahm sein und einen recht harmlosen Eindruck machte er auch.

Jaken nahm nun die Zügel in die Hand und brachte den großen Drachen zu Sesshomaru, als ob er lediglich einen Hund an der Leine führen würde.

"Mein Volk züchtet schon seit langem diese Drachen, Sesshomaru- sama.", erklärte er, als er bei seinem Meister ankam. "Sie sind sehr folgsam, wenn man weiß wie man mit ihnen umgehen muss. Sie sind nämlich sehr stur und müssen ihren Herrn erst als solchen auch anerkennen. Wenn Ihr also wollt, dass er Euch folgt... Nun ja, das dauert bestimmt einige Wochen, wenn nicht Monate. Außerdem... Oh..."

Ohne etwas zu sagen, hatte ihm Sesshomaru die Zügel abgenommen. Jaken konnte nur schweigend dabei zusehen, wie sein Herr nun vor dem Drachen trat und dicht vor ihm stehen blieb. Dem Diener fielen fast die Augen aus den Höhlen, als er sah, wie der Drache nach einigen Sekunden demütig sein Haupt senkte und fiel beinahe in Ohnmacht, als Sesshomaru dann auch noch auf seinen Rücken stieg und seelenruhig auf ihm zu den dunklen Felsen ritt. Erst als sich der Drache in die Luft schwang, klappte Jaken fast gewaltsam seine heruntergefallene Kinnlade wieder hoch und stolperte unbeholfen auf seinen Meister zu.

"S-Sesshomaru- samaaa! Wartet auf mich!" Der kleine Dämon vollführte einen geradezu atemberaubenden Luftsprung und erreichte dadurch gerade noch einen Zipfel vom weichen Fell Sesshomarus, bevor der Drache Schwung nahm und kerzengerade an der Gebirgswand hochschoss.

Jaken stieß einen erschrockenen Schrei aus, während er hilflos am Fell baumelte und vergeblich versuchte daran hochzuklettern. Sesshomaru schien gar nicht Notiz von den Problemen seines Dieners zu nehmen, obwohl sich Jaken ganz sicher war, dass er ihn gesehen hatte. Wenn der Krötenyoukai seinen neuen Meister besser gekannt hätte, würde er wissen, dass es bereits eine große Ehre und ein noch größeres Glück war, dass er noch immer unter den Lebenden weilte.

Zu seiner Erleichterung dauerte dieser Ausflug nicht sehr lange. Sesshomaru befahl dem Drachen nach kurzer Zeit, auf einen großen Felsvorsprung zu landen. Sofort ging der Drache diesem Befehl nach. Kaum berührten seine Pratzen den Boden, sprang Sesshomaru auch schon von seinem Rücken und spannte sich unwillkürlich an.

Jaken ließ dankbar das cremefarbene Fell los und ließ sich erschöpft zu Boden plumpsen. Er sah recht zerzaust aus und fühlte sich auch dementsprechend. So bekam er gar nicht mit, wie Sesshomaru einige Schritte auf einen kantigen Felsen zuging und dicht davor stehen blieb. Seine Augen waren wie Stein und sein Gesicht eine undurchdringliche Maske. Schweigend stand er da, schien auf etwas zu warten.

Dieses "Etwas" kam dann auch sogleich hinter dem Felsen hervorgetreten. Gelassen und ruhig blickte es direkt in die kalten Augen des Hundedämons. Dieser stieß ein leises Knurren aus, seine Finger verkrampften sich. Vor ihm stand niemand anderes als das Dämonenmädchen mit der Flöte, nach deren Blut er so sehr gierte.
 

Stöhnend erwachte Haku aus seiner Ohnmacht. Mühevoll schlug er seine schweren Augenlider auf und richtete sich behutsam in eine sitzende Position. Ihm dröhnte der Schädel, um ihn war nichts als Dunkelheit und seine Nase kam ihm seltsam verstopft vor. Alles im allem ging es ihm recht schlecht.

Wenigstens gewöhnten sich seine Katzenaugen schon bald an die Dunkelheit und er konnte allmählich einige Umrisse und Einzelheiten erkennen. Anscheinend befand er sich in einem kleinen Raum, dessen Boden und Wände aus kaltem Stein bestanden. Die Decke war so hoch, dass Haku gar nicht ihr Ende ausmachen konnte. Über ihm klaffte lediglich ein großes finsteres Loch.

Wie war er überhaupt hierher gekommen? Er erinnerte sich daran, dass er mit Kori unterwegs gewesen war und dass ein kleiner Streit zwischen ihnen entbrannt war. Haku bedauerte es jetzt zutiefst ihn so angeschnauzt zu haben. Schließlich war Kori immer gut zu ihm gewesen und er hatte sich doch nur Sorgen darüber gemacht, weil Haku ganz allein diese fremden Dämonen belauschen wollte... Genau! Mit einem Mal überkam dem Katzenyoukai die ganze Erinnerung wie ein Schwall eiskalten Wassers wieder. Diese Dämonen, die er ausgehorcht hatte, waren von einem anderen Youkai getötet worden und er selbst wurde dann von ihm mit einem Gift betäubt und verschleppt...

Hastig richtete sich Haku auf, wobei er seine Kopfschmerzen einfach ignorierte. Er musste schleunigst hier raus. Wer weiß, was sein Entführer noch mit ihm vorhatte. Auf jeden Fall brauchte er ihn wohl lebend, ansonsten hätte er ihn nicht mit diesem seltsamen Gift ruhig gestellt. Genau dieses Gift musste die Ursache dafür sein, dass seine Nase verstopft war und er nichts roch.

Aufmerksam tastete er an der Wand entlang, fand jedoch keine Tür. Fenster waren auch keine da und lockere Steine in der Mauer, die möglicherweise eine verborgene Tür verstecken könnten, fand er ebenfalls keine. Resigniert hockte er sich wieder auf den Boden und gab einen lauten Seufzer von sich. Er konnte absolut nichts machen. Es gab keinen Ausgang, er saß hier fest. Aber wie hatte man ihn dann in diesen Raum verfrachtet- ohne Tür und Fenster? Als ob er diese Frage laut ausgesprochen hätte, erhielt er auch prompt die Antwort: Ein kalter Luftzug von der Decke ließ ihn frösteln. Verwundert hob er den Blick und starrte nachdenklich in das dunkle Loch über ihm. Ob womöglich da oben ein Ausgang war...? Auf jeden Fall würde er nicht einfach hier sitzen bleiben und Däumchen drehen. Entschlossen sprang er auf und tastete die Wand sorgfältig nach geeigneten Einbuchtungen ab.

Was konnte schon schief gehen? Schließlich war er ja eine Katze und die konnten klettern. Hoffentlich klappte das auch bei einer derart hohen und recht glatten Wand.

Haku schluckte etwas unbehaglich, bevor er sich an einer Kerbe festkrallte und sich langsam hochzog. Sprosse für Sprosse- immer höher und höher.
 


 

Das war es wieder einmal. Das nächste Kapitel wird vielleicht noch etwas dauern, aber keine Sorge- ihr bekommt es! Ich versuche mich auch zu beeilen. ^^

Solch fleißige Leser will man ja nicht allzu lange warten lassen. *gg*

Zerrissene Töne

Es fängt gleich mit dem Kampf zwischen Sesshomaru und seiner Feindin an. Viel Vergnügen damit! ^^
 

Sesshomarus Augen sahen aus wie zwei kalte und glatte Steine. Nüchtern blickte er das blauhaarige Dämonenmädchen unverwandt an, die ihn ihrerseits spöttisch funkelnd musterte.

"Ich hätte nicht gedacht dich so schnell wieder zu sehen, Sesshomaru. Vor allem nicht hier bei den Drachenfelsen, aber wie ich sehe kannst du dich gut organisieren und hast dir sogar einen Drachen beschafft." Sie warf einen flüchtigen Blick auf den zweiköpfigen Drachen, der unter ihren kalten Augen unruhig schnaubte und einige Schritte zurückwich.

Sesshomaru verzog keine Miene. Man hätte meinen können er wäre lediglich eine Statue, wenn er nicht seine Hand etwas bewegt, die Finger gekrümmt hätte. Das Dämonenmädchen bemerkte diese Kampfesgeste durchaus und zollte ihr ein spitzes Lächeln.

"Was erhoffst du dir? Ich werde dich sowieso wieder so bloß stellen wie beim letzten Mal." Der Hundedämon ließ sich durch diese Worte nicht beirren. Er verengte die Augen zu gefährlichen Schlitzen.

"Sag das noch einmal, wenn du tot vor mir liegst!" Mit einem Satz sprang er auf das Mädchen zu und aktivierte gleichzeitig seine Giftklaue. Ein grünlicher Schimmer umgab seine Hand.

Das Mädchen stand ruhig da, kein einziges ihrer blauen Haare bewegte sich. Sie ließ Sesshomaru bis auf weinige Schritte zu sich heran, bevor sie mit einer grazilen Bewegung zur Seite sprang, ihre Hand öffnete und eine blaue knisternde Kugel darauf tanzen ließ.

Sesshomaru zeigte sich über dieses geschickte Ausweichmanöver in keinerlei Weise beeindruckt. Er schnellte sofort wieder auf seine Gegnerin zu, die blaue Kugel ignorierte er dabei vollkommen. Triumphierend lächelte das Mädchen ihn an, ihre roten Augen blitzen in einem kalten Schimmer auf.

"Du dummer Welpe. So einen unvorsichtigen Angriff hätte ich dir nicht zugetraut."

Die knisternde Kugel nahm immer mehr zu, bis sie sich auf Kopfgröße ausgedehnt hatte und in einem hellen Blau strahlte.

Unbeeindruckt kam Sesshomaru immer näher und stellte nicht einmal aus, als das Mädchen ihre Kugel auf ihn losschleuderte und diese ihn mit voller Wucht traf. Der Hundedämon wurde in seinem Lauf abrupt gestoppt, seine Hände verkrampften sich. Ein Schauer durchlief ihn, als ob tausende von spitzen Kristallen über seine Haut fahren würden. Seltsamerweise spürte er keinen Schmerz dabei.

Erstaunt erkannte er, dass sie Energiekugel ihn so weit nicht verletzt, sondern lediglich bewegungsunfähig gemacht hatte. Blaue Blitze umgaben seinen Körper, verhinderten, dass Sesshomaru auch nur einen Finger rühren konnte.

Lächelnd kam das Mädchen auf ihn zu und warf ihm einen abschätzigen Blick zu.

"Wie kann man nur so naiv sein? Du siehst die Gefahr direkt vor dir und läufst dennoch in sie hinein." Sie schüttelte tadelnd den Kopf, wobei ihre Augen in einer bösen Vorfreude zu funkeln begannen. "Mein Angriff hat dich jetzt lahm gelegt. Du kannst also rein gar nichts tun während ich dich zerstückele."

Sesshomaru blieb stumm. Man merkte ihm nicht an, ob er Angesichts dieser misslichen Lage nun besorgt war, oder ob sie ihn vollkommen kalt ließ. Seine Augen huschten über seine Gegnerin, beobachteten genau, wie sie allmählich näher kam. Schließlich blieb sein Blick auf der kleinen Flöte haften, die an der linken Seite des weißen Kleides hing.

"Du lockst damit die Ákumui an?", fragte er plötzlich so lässig, als ob es ihn überhaupt nicht kümmern würde, dass er im Moment völlig hilflos war. Das Mädchen hob etwas verwundert die Augenbrauen. Sie staunte über die Selbstbeherrschung Sesshomarus, verkniff es sich aber irgendeine Bemerkung dazu zu machen. Unbewusst strich sie mit den Fingern sachte über die hölzerne Flöte. Ihre Berührung war sanft, ein zarter Hauch, fast wie wenn sie über ein verletzliches Lebewesen streichen würde.

"Was geht dich das an?", blaffte sie und wollte schon mit einem Angriff starten, um Sesshomaru zum stillschweigen zu bringen, als sie es sich noch einmal anders überlegte. Misstrauisch blickte sie ihren Gegner mit schiefem Kopf an.

"Damit locke ich Ákumui an, ja. Du denkst also mit, sehr lobenswert. Aber ich kann mich damit auch in das tiefste Unterbewusstsein eines Dämons schleichen und ihn mir so gefügig machen. Willst du mal am eigenen Körper erfahren wie sich das anfühlt? Aber ich warne dich- es ist nicht schön für dich. Sogar dein Vater hatte Probleme dem Bann der Melodie zu entgehen." Sie zog ihre Flöte hervor und wollte sie schon an die Lippen setzen, als sie durch ein unwilliges Schnauben von Sesshomaru unterbrochen wurde.

"Du denkst also, du bist so mächtig.", sagte er und legte in seinen Worten bewusst viel Hohn hinein. Das Dämonenmädchen blickte irritiert auf.

"Auf jeden Fall mehr als du, kleiner Welpe."

Bei dieser Anrede zuckte Sesshomaru verärgert zusammen. Seine Augen sprühten Funken, wie Glutstückchen in einem offenen Feuer. "Du wagst es..."

"Pass auf, was du jetzt sagst!", wurde er mit schneidender Stimme gewarnt. "Du bist gefangen, kannst dich nicht bewegen. Ich kann mit dir alles machen was ich will, deshalb solltest du mir auch den nötigen Respekt entgegenbringen und mich nicht verärgern. Wer weiß, vielleicht lasse ich dich dann etwas länger am Leben."

"Wer hat gesagt, dass ich mich nicht bewegen kann?" Stolz richtete sich Sesshomaru auf. Das Mädchen blickte ihn fragend an.

"Was meinst du?", wollte sie wissen. Misstrauisch zog sie die Stirn in Falten.

"Ich meine, dass du mich gewaltig unterschätzt hast."

Seine Hände begannen nun zu zucken, die Arme bewegten sich langsam aber stetig in die Höhe. Blaue Funken knisterten um seinen Körper, sie schienen wild zu protestieren, da ihr Opfer sich wider alle Logik bewegen konnte. Immer größer und breiter wurden die Blitze, bis sie dem eigenen Druck nicht mehr standhalten konnten und einfach in der Luft verpufften. Nach und nach verblassten auf diese Weise alle Fesseln und gaben Sesshomaru frei.

"Was..." Erschrocken wich das Mädchen zwei Schritte zurück und blickte den Hundedämon ungläubig an.

"Wer ist nun naiv?", fragte dieser scharf und hob seine linke Hand. Er hielt sie so, dass man deutlich seine beeindruckend scharfen Krallen begutachten konnte. Ohne noch etwas zu sagen sprang er seine Gegnerin an, die blitzschnell reagierte und genau wie vorhin ausweichen wollte. Aber diesmal glückte ihr das nicht. So schnell, dass sie der Bewegung nicht mit den Augen folgen konnte, flitzte Sesshomaru hinter ihren Rücken, baute sich dort auf und grub seine giftgrüne Klaue in den zarten Körper.

Das Mädchen keuchte und taumelte nach vorn. Ihre Augen weiteten sich, während sich das Gesicht vor Schmerz verzerrte. Blaues Blut quoll aus ihrer klaffenden Wunde. Stöhnend presste sie eine zitternde Hand darauf und wandte sich schwer atmend Sesshomaru zu.

"Wie... wie hast du... Das letzte Mal... warst du nicht so stark..."

"Das letzte Mal hättest du mich auch nicht so provozieren sollen." Sesshomaru sagte es ruhig, aber in seinen Augen loderte ein starker Hass auf, als er daran zurückdachte. "Du wirst noch deine Strafe bekommen und winselnd vor mir kriechen!"

Mit dieser Kampfansagung holte er zu einem weiteren Schlag aus. Er hatte jedoch nicht vor seine Gegnerin zu treffen, die sich bereits geduckt hatte, sondern sein Ziel war ganz etwas anderes. Die Flöte, welche an der rechten Seite des Mädchens hing, wurde unerwartet von spitzen Krallen getroffen. Der zerbrechliche Flötenbau war so einem groben Angriff nicht gewachsen und erhielt prompt einen großen Sprung, der sich über den gesamten Flötenkörper zog.

Das Mädchen kreischte auf, als ob nicht ihre Flöte, sondern sie selbst getroffen worden wäre. Sie knickte ein und wurde augenblicklich in eine blaue Wolke gehüllt, die eine große Aura ausstrahlte und auf diese Weise alle Gefahr abstieß. So wurde selbst Sesshomaru dazu gezwungen etwas zurückzuweichen.

"Huh, ein Schutzmechanismus?" Damit hatte er nicht gerechnet, aber er ließ sich davon auch nicht irritieren. Eine Schutzbarriere ließ sich schließlich bestimmt durchbrechen. Er machte eine schnelle Bewegung mit seinem Arm, woraufhin die gelbe Energiepeitsche hervorschnellte und wie eine Schlange auf die schillernde Wolke zuschoss. Wirkungslos prallte sie an dieser ab. Die Wolke blieb vollkommen unverändert, bewegte sich nicht einmal. Stattdessen begann sie heller zu leuchten.

Sesshomaru versuchte es noch einmal- mit demselben Ergebnis. Auch beim dritten und vierten Versuch passierte absolut nichts.

Fluchend zog der Hundedämon seine Peitsche wieder ein und betrachtete die Kugel nachdenklich. Er konnte in ihrem Inneren ganz deutlich die verschwommenen Konturen des Mädchens wahrnehmen. Sie schien sich zusammengerollt zu haben, ihr Kopf war auf die Brust gesunken.

Während Sesshomaru noch überlegte, wie er sie angreifen konnte, hob die Kugel plötzlich vom Boden ab. Sie stieg hoch in die Luft, schien Richtung Osten einschlagen zu wollen. Das konnte und wollte Sesshomaru auf keinen Fall zulassen. Jetzt hatte er seine Feindin gerade gefunden, da würde er sie nicht wieder so schnell gehen lassen!

Er machte sich schon bereit hochzuspringen, als ein sehr hoher Ton die Luft durchschnitt. Überrascht hielt Sesshomaru inne und beobachtete, wie es augenblicklich überall voller Ákumui wimmelte. Angelockt vom verzerrten Ton der beschädigten Flöte kamen sie vom Boden, von den Felsen, von oben und von unten, von allen Seiten. Es war, als ob sie nur auf ein Zeichen von ihrer Gebieterin gewartet hätten, um aus ihren Verstecken hervorzukriechen.

In Gruppen sprangen sie Sesshomaru nun an, der sie verärgert von sich stieß und nach ihnen trat. Mit zornigem Gesicht blickte er der blauen Wolke nach, die sich flugs entfernte und immer kleiner wurde. Er wollte ihr folgen, aber da waren schon die nächsten Ákumui, die ihm den Weg versperrten.

"Gewürm!" Wütend schlug er die lästigen Dämonen zur Seite.

Jaken, der stumm alles beobachtet hatte und gar nichts von dem verstand, was da eigentlich ablief, löste sich von seiner Starre und packte seinen Kopfstab. Er sah es als seine Pflicht seinem Meister zu helfen.

"Sesshomaru- sama!", rief er. "Ihr müsst Euch nicht mit diesem niederen Gesindel abgeben, ich erledige das!" Ohne eine Antwort abzuwarten hüpfte er auf einen hohen Felsen und richtete sein Stab wie einen Speer über die schwarzen Körper der Ákumui. Wie schon in der großen Schlacht flammte aus dem Mund des alten Mannes eine große Feuerzunge heraus und versengte alles, was sie berührte.

Die Ákumui ließen sofort von Sesshomaru ab, einige flohen verschreckt, andere wandten sich voller Zorn dem Störenfried zu und krabbelten in seine Richtung. Stolz betrachtete Jaken, wie die kleinen Dämonen von seinem Meister abließen. Sein Plan war aufgegangen. Das musste ihn wenigstens ein bisschen beliebter bei Sesshomaru machen, aber als er den Kopf hob wurde er bitter enttäuscht.

Sein Meister hatte sich bereits mit einem eleganten Sprung in die Luft katapultiert und folgte nun fliegend der blauen Kugel. Seinem Diener würdigte er keinen Blickes.

Jaken ließ eine weitere Flamme auf die Ákumui niederfallen, während er dem Hundedämon verzweifelt nachschaute.

"Sesshomaru- samaaaa! So wartet doch!" Der hörte jedoch nicht oder, und das war viel wahrscheinlicher, er ignorierte den kleinen Diener einfach.

Schnell sprang Jaken von Fels zu Fels auf den Drachen zu, der träge etwas abseits stand und den Trubel mit einem gelangweilten Blick verfolgte. Der Krötenyoukai hüpfte auf den breiten Rücken, nahm die Zügel und spornte den Drachen dazu an Sesshomaru zu folgen. Mit einem unwilligen Grunzen befolgte dieser den Befehl lustlos. Gerade noch rechtzeitig stieß er sich vom Boden ab, bevor die Ákumui ihn und Jaken erreichen konnten. Der kleine Diener konnte es sich nicht nehmen noch einmal eine Flamme auf die Dämonen niederzulassen.

"Diese verfluchten Viecher.", murmelte er dabei.
 

Sesshomaru roch ihr Blut. Die Duftspur zog wie ein deutliches Band über den Himmel, fast konnte man sie sogar sehen. Mit dieser Verletzung würde das Dämonenmädchen nicht weit kommen.

Sesshomaru würde sie jetzt auf jeden Fall nicht mehr aus den Augen lassen. Er würde ihr auf den Fersen bleiben und dort hinschicken wo sie hingehörte: Ins Jenseits. Überhaupt ärgerte es ihn, dass er das nicht schon längst getan hatte, aber seine Gegnerin war auch recht zäh. Außerdem schien die Flöte ihr Schwachpunkt zu sein... Diese war jetzt auf jeden Fall mehr oder weniger funktionsunfähig. Ein großer Vorteil für Sesshomaru, da nun nicht mehr die Gefahr bestand ihrem Zauber ausgesetzt zu werden. Er hatte bemerkt, dass das Mädchen ohne dieses kleine Instrument vollkommen wehrlos war. Auf ein Holzstück angewiesen zu sein...wie erbärmlich.

"Sesshomaru- sama!", erklang es plötzlich lauthals von hinten. Sesshomaru verdrehte innerlich die Augen, hielt aber nicht an. Einige Augenblicke später tauchte der Drache, auf dem Jaken saß, neben ihm auf.

"Meister", sagte der Diener und äugte ängstlich durch die Gegend. "Bis jetzt sind wir von diesen wilden Drachen nicht angegriffen worden, aber ich spüre wie sie uns beobachten. Hoffentlich kommen sie nicht aus ihren Verstecken raus. Aber unser Drache müsste sie eigentlich davon abhalten. Wie kann dieses eigenartige Dämonenmädchen eigentlich die Drachenfelsen überqueren, wenn sie nicht... Au!" Unerwartet hatte Jaken einen heftigen Tritt erhalten, der ihn nach hinten vom Rücken des Drachen purzeln ließ. Hastig klammerte er sich an den rauen Schuppen fest und zog sich ächzend hoch. Als er dem kalten Blick Sesshomarus begegnete presste er die Lippen fest aufeinander und machte keinen Mucks mehr.

Sesshomaru seufzte leise. Am liebsten würde er diesen Winzdämon packen und einfach davon schleudern. Das Problem war nur, dass er recht nützlich war. Vielleicht war er dennoch zu etwas zu gebrauchen.
 


 


 

Das nächste Mal geht es um Kori und Haku. Ich hatte schon ziemliche Probleme, weil ich die beiden in kein Kapitel hineinbekommen habe, da es sonst zu lang geworden wäre. Deshalb muss ich ihnen ein eigenes Kapitel widmen.

Vielleicht kommt Inuyasha da auch wieder vor, aber Sesshomaru macht mal eine kleine Pause. Sorry an alle Sesshomaru Fans, aber ich kann nicht immer alle Charaktere in einem Kapitel hineinquetschen. ^^"

Tückisches Wasser

So Leute. Als erstes möchte ich mich mal an all meine trauten Kommischreiber bedanken. Ihr lässt mein Autorenherz höher schlagen!
 

Ein strahlender Tag brach an. Die hellen Sonnenstrahlen brachen sich im silbernen Wasser eines kleinen Teiches, dessen Oberfläche sich sanft im leichten Wind kräuselte.

Charakteristisch für diese Gegend war das hüfthohe Gras, welches beinahe wie ein grünes wogendes Meer wirkte. Hier und da wurde die flache Ebene durch einen Baum geziert, der seine üppige Krone frech aus dem Gras streckte. Das einzige Geräusch war das beruhigende Rauschen der Blätter in der lauen Brise.

Diese sinnliche Ruhe würde man normalerweise aus vollen Zügen genießen. Man würde sich vielleicht irgendwo hinsetzen, die Nase in die Luft heben und die würzigen Gerüche der Natur aufnehmen. Die Augen zu schließen und sich dem Gefühl des Friedens vollkommen hinzugeben wäre vielleicht auch sehr angebracht.

Liebend gern hätte Kori all das getan. Sich einfach irgendwo niederlassen und seine ganzen Sorgen vergessen. Fast sah er sich sogar in der Versuchung das zu tun und warum auch nicht?

Schließlich hatte sein junger Herr, Hokorim-sama, ja mehrmals beteuert, dass er die Verantwortung übernehme falls etwas passieren sollte. Jetzt war tatsächlich etwas passiert, aber anstatt, dass Kori zu seinem Herrn ging, verfolgte er lieber Hakus Entführer. Er wagte es einfach nicht zu Hokorim-sama zu gehen und Haku alleine zu lassen.

Er wollte gar nicht wissen, was sein Entführer mit ihm vorhatte. Er fröstelte bei diesem Gedanken und schüttelte sich, wie um ihn loszuwerden.

Er war zwar entschlossen Haku zu retten, aber etwas mulmig war ihm doch zumute. Immerhin hatte dieser Youkai, Omarasu, ziemlich stark ausgesehen. Ein Leichtes würde es bestimmt nicht werden Haku aus seinen Fängen zu befreien. Da konnte man Hilfe ganz gut gebrauchen...

"He Kori-san! Was machst du denn hier?", erklang plötzlich eine tiefe Stimme wie aus dem Nichts. Irritiert hielt der Katzenyoukai an und schaute sich wachsam um. Sein suchender Blick glitt über eine kleine Baumgruppe und blieb an einem großen Krieger hängen, der auf ihn zukam. Als Kori ihn als den Katzenkrieger Ansho erkannte, wusste er nicht so recht, ob er sich nun freuen oder ärgern sollte. Er hatte ganz vergessen, dass dieser hier die Nordgrenze bewachte.

"Ansho-san.", begrüßte er ihn etwas steif. Er zwang sich zu einem Lächeln, welches ihm jedoch nicht so recht gelingen wollte. Das letzte Zusammentreffen mit dem Katzenkrieger war nicht so gut verlaufen. Die Spannung zwischen den beiden hätte man damals förmlich greifen können. Sie waren eben nicht die besten Freunde...

Ansho ignorierte die unfreundliche Begrüßung, indem er seinen Missmut hinter einem gekünstelten Lächeln verbarg. Genau wie Kori sah man ihm auch an, dass er über dieses Treffen mehr als abgeneigt war. Trotzdem kam er weiter auf ihn zu und blieb erst stehen, als er direkt vor ihm stand.

"Sag mal, ich dachte du wolltest mit Haku weiter ins Landesinnere.", sagte er. "Was machst du also hier so weit im Nordosten?" Plötzlich runzelte er die Stirn und blickte sich suchend um. "Wo ist der Junge überhaupt?"

Diese Frage durchschnitt die Stille wie einen Bombenschlag, auch wenn sie in einem ruhigen Ton gestellt wurde. Kori sog die Luft zischend zwischen den Zähnen ein. Unwillkürlich spannte er sich an. Er hatte so sehr gehofft, dass Ansho diese Frage nicht stellen würde, aber eigentlich hätte er es doch wissen müssen. Immerhin hatten sich Ansho und Haku beim letzten Mal prächtig verstanden. Das würde die Sache noch schwieriger machen, zumal der Krieger ihm an Größe und Stärke weit überlegen war. Er würde ihn umbringen, falls er erfahren würde, was mit Haku geschehen war.

So ließ sich Kori mit der Antwort wohlweislich viel Zeit. Jetzt nur nichts Falsches sagen. Nervös blickte er sein Gegenüber an, sah die vielen Narben auf seinen nackten Armen und senkte hastig den Kopf.

"Tja... Die Sache ist die...", brachte er schließlich hervor. "Wir waren da bei diesen anderen Youkai, die in unser Gebiet eingedrungen sind. Und äh... es gab da ein kleines Zusammentreffen und einige geringe Meinungsverschiedenheiten. Nichts Ernstes, wirklich! Nur ein paar kleine Streitereien zwischen... Bekannten." Dass bei diesen "kleinen Streitereien" alle umgebracht wurden, erwähnte er vorsichtshalber mal nicht.

"Und?", bohrte Ansho nach, als Kori betreten schwieg.

"Was und?" Er zog es vor sich dumm zu stellen.

"Na, was ist mit Haku passiert?" Ansho zog eine Augenbraue hoch und musterte Kori kritisch. "Sag mal ist alles in Ordnung mit dir, Kori-san? Du bist so blass um die Nase und benimmst dich auch irgendwie seltsam."

"Tatsächlich?" Er zwang sich ein überraschtes Gesicht aufzusetzen und irgendwie heiter zu wirken. Ein schwieriges Unterfangen, wenn man nahe dran war vor Verzweiflung auszurasten.

"Kennst du Omarasu?", fragte er Ansho plötzlich, seine vorherigen Fragen ignorierend. Beim Klang dieses Namens flackerte tatsächlich Erinnerung in den Augen des erfahrenen Kriegers auf. Nachdenklich fasste er sich ans Kinn.

"Hm. Ja, ich denke schon. War das nicht derjenige, der vor ungefähr neun oder zehn Jahren die Gegend unsicher gemacht hatte? Zusammen mit seiner Schwerster. Ja, jetzt erinnere ich mich wieder. Sie nannten sich die Hagéshii Geschwister." Er blickte Kori fragend an. "Du müsstest von ihnen eigentlich auch wissen. Du warst damals zwar noch ein Kind, aber die Namen müssten dir doch bekannt sein. Sie haben uns immerhin viele Probleme beschert."

"Jaa..." Nun, wo Ansho es erwähnte fiel es Kori wie Schuppen vor den Augen. Die beiden Hagéshii Geschwister. Er verband mit diesem Namen Tod, Verwüstung und Leid...Grund Gütiger, Haku war verloren.

"Kori-san?" Die tiefe Stimme des Kriegers riss Kori aus seiner Trance. Aus gläsernen Augen blickte er Ansho an.

"Du wolltest wissen was mit Haku ist?", wiederholte er die Frage des Kriegers. Seine Stimme klang etwas erstickt. "Nun, er wurde entführt. Und zwar von niemand anderem als Omarasu höchstpersönlich."

"WAS?" Im ersten Moment starrte Ansho sein Gegenüber ungläubig an, dann kroch langsam Wut in ihm hoch und er sah sich in der Versuchung Kori in Streifen zu schneiden. Dieser Narr! Taugte er nicht dazu, um auf ein Kind aufzupassen? Und dann sollte auch noch Omarasu der Entführer sein?

Das ist nicht möglich, dachte er erschüttert. Er müsste doch gebannt sein...

Auch wenn er es nicht glauben wollte, spürte er doch, dass Kori die Wahrheit sagte. Trotzdem flammte wieder Wut in seinen Augen auf. Er hatte die Hand bereits am Schwertgriff, um diesem Idioten eine deftige Lehre zu erteilen, als er dessen Zustand bemerkte.

Kori war regelrecht in sich zusammengesunken und sah so erbärmlich aus, dass Anshos feuriges Gemüt sich sofort wieder legte. Der Katzenyoukai machte so sehr den Eindruck von einem Häufchen Elend, dass Ansho ihm sogar tröstend eine vernarbte Hand auf die Schulter legte.

"Kopf hoch. Die Hagéshii Geschwister wurden ja schon mal besiegt. Das schaffen wir also auch ein zweites Mal. Gar kein Problem." Sein gezwungener Optimismus stand auf ziemlich wackeligen Füßen, zumal das eben Gesagte rein erlogen war. "Komm ich helfe dir Haku zu befreien." Überrascht hob Kori den Kopf und blinzelte mehrmals verwirrt.

"Wieso solltest du mir helfen? Du kannst mich doch nicht ausstehen und du weißt ganz genau, dass es bei mir nicht anders ist. Also, warum?"

"Ich mache das nicht wegen dir.", versetzte er schroff. "Aber ich kann den Jungen doch nicht im Stich lassen. Ich habe ihn jetzt immerhin ins Herz geschlossen. Außerdem könntest du niemals alleine gegen Omarasu antreten."

"Ach nein?"

"Nein."

"Du hältst mich also für schwach, ja?"

"Klar."

Koris Augen verengten sich sofort zu schmalen Schlitzen. Er schüttelte unwillig die Hand des Kriegers ab und drehte sich mit einem Ruck um. Verärgert biss er sich auf die Unterlippe. Er konnte zwar viel besser kämpfen, als manch anderer der Katzenyoukai, aber gegen Ansho kam er nicht an, das musste er zugeben. Und wenn nicht gegen ihn, dann erst gar nicht gegen Omarasu.

So deutete er schweigend nach rechts.

"Er ist nach Osten geflogen."

Ansho nickte ihm erleichtert zu. Er hatte schon befürchtet, dass er jetzt mit seinen unfreundlichen Worten einen Streit heraufbeschworen hatte.

"Gut, na dann mal los. Umso eher wir da sind umso besser.", meinte er ungewohnt heiter.
 

Während die beiden Katzenyoukai gen Osten liefen, verwandelte sich die Gegend allmählich in ein hügeliges Gebiet. Das flache Land stieg an, die Anzahl der Bäume nahm etwas zu und am Horizont konnte man nun sogar einen glitzernden Strich wahrnehmen, der offensichtlich einen See darstellten sollte.

Geredet hatten die beiden Katzenyoukai nicht gerade viel. Kori hatte seinem Begleiter unter dessen Bitte, oder eher Befehl? , lediglich alles berichtet, was sich zugetragen hatte. Nach seiner Erzählung hatte Ansho lange Zeit geschwiegen.

Er hatte guten Grund dazu. All diese Neuigkeiten erschütterten ihn zutiefst. Er hätte nie gedacht, dass die beiden Hagéshii Geschwister wieder auftauchen würden. Immerhin wurden sie damals doch erfolgreich gebannt... Und das ausgerechnet von dem Erzfeind der Katzen: Dem Herrn der Hunde. Inu Taisho war derjenige, der die beiden Unruhestifter beseitigt hatte.

Der Krieger senkte seufzend den Kopf. Die Fehde zwischen den Katzen- und den Hundeyoukai hätte damals beendet sein können, immerhin hatte Inu Taisho alle gerettet, aber das Schicksal wollte es nicht so.

Ansho erinnerte sich noch genau an den Tag, als man erfahren hatte, dass die gefürchteten Geschwister ausgerechnet vom Herrn der Hunde besiegt worden waren. Unglücklicherweise, und vielleicht sogar unbeabsichtigt, waren bei diesem Kampf auch viele aus dem Katzenvolk gefallen, die versucht hatten den beiden Geschwistern Einhalt zu gebieten. Ansho war dabei gewesen und hatte wie durch einen glücklichen Zufall überlebt.

Damals war Nefrata-sama gerade erst die neue Führerin der Katzen geworden. Sie ärgerte sich grün und blau, dass bereits am Anfang ihrer neuen und bedeutenden Rolle so etwas passieren musste. In ihrer Unerfahrenheit hatte sie sich Hals über Kopf in den Kampf gestürzt. Die Konsequenzen waren grausam gewesen. Inu Taisho wollte erst gar nicht mit den Katzen reden, sondern hatte sofort zu seinem Schwert gegriffen. Ein Schwert, welches durch einen Hieb alle Katzen verscheucht hatte... Viele wurden getötet, der Rest floh, aber nicht ohne Verletzungen davonzutragen.

Es war schrecklich gewesen. Ansho hatte auch das selbst miterlebt und zitterte jetzt noch wenn er daran zurückdachte. Nach diesem Ereignis war sein Körper nicht mehr der von vorher. Narben übersäten jede noch so kleine Stelle, hatten zur Folge, dass die anderen Katzenyoukai Ansho mit Furcht und Ekel ansahen. Sie respektierten ihn zwar, da er ein sehr erfahrener und guter Krieger war, aber Ansho hätte schon blind sein müssen, um nicht zu erkennen, dass alle einen großen Bogen um ihn machten.

Außer Haku. Er war der erste, der sich normal mit ihm verhalten, ihn akzeptiert hatte. Er hatte ihn so gesehen wie er wirklich war und nicht wie sein Äußeres es vorzugeben schien. Genau deshalb durfte er ihn jetzt nicht im Stich lassen. Beim Gedanken an seinen kleinen Freund beschleunigte er sein Tempo um das Doppelte.

Kori runzelte verwundert die Stirn und beeilte sich, mit ihm Schritt zu halten.
 

Erst am späten Nachmittag erreichten sie den See, den sie in der Früh von weitem gesehen hatten. Seine unruhige Oberfläche glitzerte und funkelte im Schein der Sonne. Von einem nahen Wald schlängelte sich ein breiter Bach durch die Wiese und speiste den großen See mit seinem frischen Wasser.

Die beiden Katzenyoukai hielten am Ufer an und blickten sich suchend um. Koris Blick tastete auf der Wasseroberfläche herum und inspizierte diese aufmerksam. Irgendetwas war hier faul.

"Riechst du das auch?", fragte er seinen Begleiter. Ansho nickte bestätigend.

"Ja. Irgendwie riecht es hier so ätzend und stechend..." Nachdenklich betrachtete er die spiegelnde Wasseroberfläche. Der Geruch kam eindeutig von dieser Richtung. Vorsichtig bückte sich der Katzenkrieger und tauchte seinen Finger langsam in das Wasser. Augenblicklich schoss ihm ein brennender Schmerz durch die Hand und er zog hastig seinen Finger zurück, der sich etwas rötlich gefärbt hatte.

"Das habe ich mir gedacht. Dieses Wasser ist ätzend. Eine reine Säurebrühe." Er richtete sich wieder auf und rieb seinen schmerzenden Finger an seiner Hose ab.

"Wie ist das möglich?", entfuhr es Kori. Seine Augen huschten zum Bach, welcher im See mündete. "Dann müsste das Wasser des Baches ja auch schon vergiftet worden sein."

"Ja, das nehme ich auch an. Dieses Werk trägt unverkennbar die Handschrift dieser verfluchten Geschwister. Das letzte Mal haben sie auch mit Vorliebe alles verseucht. Aber diesmal ist es viel schlimmer." Er lachte bitter auf. "Sieht so aus, als ob sie wieder einen undurchdringlichen Kreis um ihr Territorium errichten."

"Wie meinst du das?"

"So wie das letzte Mal.", erklärte Ansho. "Sie haben ein Gebiet für sich eingenommen und rundherum Fallen oder sonst was aufgestellt, damit keine Feinde zu ihnen vordringen können. Denen fällt aber auch nichts Neues ein. Die machen wieder alles gleich. Vielleicht wird ihnen das zum Verhängnis..."

"Dann gibt es also keinen Weg über den See.", schlussfolgerte Kori und seufzte. Er hätte nicht gedacht auf so viele Probleme zu stoßen. Überraschenderweise schüttelte Ansho den Kopf. Er grinste sogar von einem Ohr zum anderen. Verärgert warf ihm Kori einen finsteren Blick zu.

"Was ist so lustig, hä?" Immer noch grinsend ignorierte Ansho den unfreundlichen Blick, der ihm zugeworfen wurde und wandte sich nach links.

"Ich hab ja gesagt, dass ihnen diese Wiederholungen zum Verhängnis werden, Kori-san." Er hob die Hand über die Augen und blickte über den See. "Das letzte Mal haben sie genauso einen See verseucht, sodass man nicht hinüberschwimmen konnte. Ich und viele andere unseres Volkes wollten damals in ihr Gebiet eindringen, um die beiden zu erledigen."

"Das habt ihr aber nicht geschafft oder?"

"Nein. Da war Inu Taisho, der..." Er verstummte. Die Erinnerung daran quälte ihn immer noch zu sehr. "Aber das tut jetzt nichts zur Sache.", rief er plötzlich ungewohnt heftig, sodass Kori ihm einen argwöhnischen Blick zuwarf. "Der Punkt ist, dass wir es geschafft haben den verseuchten See zu überqueren. Und das können wir jetzt auch. Komm."

Er sprang, ohne eine Antwort abzuwarten, zum Bach und folgte ihm flussaufwärts. Kori kam sich ziemlich überflüssig vor. Er verstand jetzt überhaupt nichts mehr, hatte das Gefühl dass er nur im Weg war und die ganzen Entscheidungen traf ja ohnehin nur Ansho. Er kam ja ganz gut alleine zu recht. Trotzdem setzte sich Kori nach kurzer Zeit in Bewegung und folgte dem Krieger verdrießlich. Er machte das alles nur Haku zuliebe.
 

Schon bald erreichte der Katzenkrieger die Quelle des Baches. Erfreut ließ er sich an der kleinen Quelle nieder und begann das kalte Wasser mit beiden Händen zu schöpfen. Wie ein Durstender trank er das kühle Nass und rieb damit auch noch seinen ganzen Körper ein.

Langsam trottete Kori daher und blieb etwas unschlüssig neben dem Krieger stehen.

"Was tust du da?", fragte er mit gezwungener Ruhe. Das Verhalten von Ansho kam ihm mehr als seltsam vor. Vielleicht hätte er doch alleine reisen sollen. Der Katzenkrieger blickte zu ihm auf.

"Trink von der Quelle und befeuchte mit diesem Wasser deinen Körper."

"Wieso?"

"Die Quelle ist das einzige, das noch frisch ist. Das einzige, das nicht vom ätzenden Gift verseucht wurde. Wenn wir uns mit diesem reinen Wasser benetzen, dann können wir den See ungehindert durchschwimmen."

Kori blickte nicht gerade begeistert drein. "Bist du dir da sicher?"

"Na klar! Das war beim letzten Mal auch so. Glaub mir- dieses Quellwasser ist so pur, dass das unreine Wasser im See davon geläutert wird. Oder so was Ähnliches. Es kann uns nichts passieren. Pass mal auf." Er stand auf und ging ein Stück nach unten, dort wo der Bach weit von der Quelle getrennt war und bereits das Gift mit sich trug. Ohne Bedenken trat Ansho mit seinen nackten Füßen in das ätzende Wasser. Es zischte kurz auf, brachte das Wasser in Wallung, aber als Ansho wieder ans Ufer ging waren seine Füße unbeschadet.

"Siehst du?"

Widerwillig musste Kori zugeben, dass sein Begleiter wohl Recht hatte. Schweigend machte er sich daran ebenfalls von der Quelle zu trinken und seinen Körper nass zu machen.

"Schnell jetzt, solange das reine Wasser an uns haftet.", befahl Ansho und sprang mit großen Sätzen zum See zurück.
 

Es gefiel Kori immer noch nicht, eigentlich immer weniger. Als sie am See ankamen war Ansho sofort ins Wasser gesprungen und hatte bereits begonnen zu schwimmen. Kori stand zögernd am Ufer. Er wollte Ansho ja vertrauen und vielleicht tat er es ja auch, aber trotzdem behagte ihm Gedanke nicht, in einen See zu springen, von dem er genau wusste, dass das Wasser sein Fleisch von den Knochen wegätzen konnte.

Das mache ich alles nur für dich Haku...

Der Gedanke an den Jungen ließ neuen Mut in ihm aufflammen. Entschlossen setzte er sich in Bewegung und sprang schnell ins kalte Wasser, bevor er es sich doch noch anders überlegte. Es zischte und brodelte um ihn herum, aber er verspürte keinen Schmerz. Nur ein leichtes Prickeln lief über seine Arme und Beine. Er musste zugeben, dass er von der Wirkung des Quellwassers beeindruckt war. Mit einigen schnellen Schwimmbewegungen holte er Ansho rasch ein.

"Wir sind bald da.", verkündete der Krieger, als er Kori neben sich erblickte. Das andere Ufer war tatsächlich nicht mehr weit entfernt. Ein brauner Streifen kündigte bereits festes Land an. Kori beschleunigte sein Tempo. Die Säure machte ihm zwar nichts aus, aber er wollte trotzdem so schnell wie möglich aus diesem Wasser heraus. Plötzlich schoss ihm ein beunruhigender Gedanke durch den Kopf. Wie lange wurden sie eigentlich vom Quellwasser geschützt? Konnte die Wirkung wieder zurückgehen? Gerade wollte er Ansho danach fragen, als auf einmal etwas Glitschiges seine Füße berührte.

Erschrocken verlor er einen Moment die Kontrolle und vergaß mit den Armen zu rudern. Er tauchte kurzzeitig unter und schluckte etwas Wasser. Es brannte ein bisschen in seiner Kehle. Jetzt wusste er, wieso Ansho darauf bestanden hatte, dass sie das Quellwasser auch trinken sollten. Besagter Krieger drehte sich nun belustigt zu ihm um.

"Was ist, kannst du nicht schwimmen, Kori-san?"

"Da ist was im Wasser du Idiot!", kam die fauchende Antwort. Um seine Worte zu bestätigen tauchte in diesem Moment ein riesiger hässlicher Kopf aus dem Wasser heraus. Einzelheiten waren beim besten Willen nicht zu erkennen. Der Kopf sah einfach wie ein verformter Schlammklumpen aus. Was man allerdings ganz deutlich ausmachen konnte, war das ungeheuerliche Maul, welches sperrangelweit offen stand und bereit war alles zu verschlingen.

Hastig duckten sich die beiden Katzenyoukai unter dem zuschnappenden Maul hinweg.

"Wie kann der hier in dieser Brühe überleben?", keuchte Kori und hustete Wasser.

"Das muss eine Kreatur von den Geschwistern sein. Verdammt! Das war beim letzten Mal nicht!"

"Ach, tatsächlich?" Der beißende Sarkasmus, der in diesen Worten lag, wurde von Ansho ignoriert oder gar nicht wahrgenommen, da abermals das Ungeheuer auftauchte und mit einem tiefen Grollen auf seine Opfer zuschoss. Der Katzenkrieger zog mit einem Ruck sein Schwert, aber im Wasser war es nicht gerade praktisch es einzusetzen. Die Sinnlosigkeit dieser Aktion erkannte er schon bald darauf. Die scharfen Zähne der Kreatur gruben sich tief in seinen Schwertarm und bissen genussvoll zu. Anshos Gesicht verzog sich vor Schmerz.

Kori beobachtet entsetzt, wie der Krieger zusammensackte und versuchte ihm zu Hilfe zu eilen. Er kam jedoch keinen Meter weit, da ihn plötzlich etwas am Rücken traf und in die Tiefen des Sees beförderte. Der Schlag hatte ihm alle Luft aus den Lungen gepumpt. Das Wasser schwappte ungehindert in seinen offenen Mund. Silberne Bläschen stiegen vor seinen Augen in die Höhe. Verzweifelt fing er an mit aller Kraft zu strampeln, wollte die Oberfläche erreichen, einfach nur Luft schnappen...

Sein Vorhaben konnte jedoch nicht in die Tat umgesetzt werden. Bevor er die rettende Wasseroberfläche auch nur annähernd erreichen konnte, legte sich die schwarze Hand der Bewusstlosigkeit fast sanft über seine Augen.
 

Verwirrt und völlig fertig öffnete er seine schweren Augenlider.

Wo bin ich? Mit einem leisen Schmerzenslaut setzte er sich auf und blickte sich um. Er befand sich allem Anschein nach am Ufer des Sees. Die Strömung musste ihn hierher getrieben haben. Das war mehr als nur Glück. Immerhin war da dieses Ungeheuer gewesen, das ihn mit Leichtigkeit hätte fressen können. Aber er lebte noch und hatte sogar festen Boden unter den Füßen...

Ein gequältes Aufstöhnen brachte ihn dazu sich umzudrehen. Erschrocken sprang er auf, als er Ansho am Boden liegen sah- in seinem eigenen Blut. Hastig eilte er zu ihm und kniete neben ihm nieder. Zögernd streckte er eine Hand nach ihm aus, wusste aber nicht so recht, was er tun sollte und verharrte mitten in der Bewegung.

"Ansho-san... du... was... Oh, dein Arm!" Entsetzt betrachtete er die blutende Stelle, wo sich noch vor kurzer Zeit ein normaler Arm befunden hatte. Jetzt klaffte dort eine hässliche Bisswunde, die den Arm völlig entstellt hatte. Erschüttert wandte Kori den Blick ab.

"Kannst... kannst du aufstehen?", fragte er vorsichtig. Ansho sagte nichts, richtete sich aber mühevoll auf, holte den Stoffstreifen hervor, den er um seine Taille trug und wickelte ihn um die Verletzung.

"Halb so schlimm.", meinte er. "Wenigstens sind wir über den See gekommen." Er stand schwankend auf und blickte mit einem etwas fiebrigen Blick über das Wasser. Kori warf ihn einen besorgten Blick zu.

"Bist du sicher, dass du noch weitergehen kannst?"

"Ich habe schon ganz andere Verletzungen gehabt, Kori- san. Außerdem haben wir jetzt andere Sorgen. Ich frage mich, warum uns dieses Monster nicht getötet hat..." Kori stand auf und trat neben dem verletzten Krieger.

"Das habe ich mir auch schon gefragt. Ob das eine Falle ist?"

"Hm. Wir werden sehen."
 


 

Ja, das werden sie. Haku konnte ich jetzt, trotz meinem Vorhaben, nicht mit einbringen, da er überhaupt nicht in dieses Kapitel passte. Aber wenn alles nach Plan geht, dann kommt er im nächsten Kapitel. Inuyasha wird auch wieder mit dabei sein.

Geschnappt!

Einige neue Bekanntschaften sind in diesem Kapitel vorgesehen...

Viel Spaß beim Lesen!
 


 

Inuyasha fühlte sich immer unbehaglicher in seiner Haut. Er konnte nicht den genauen Grund dafür nennen, aber da war eine kalte Anwesenheit, die ihm einen eisigen Schauer den Rücken herunterjagte. Er verband dieses Gefühl automatisch mit Gefahr und tat deshalb gut daran vorsichtiger weiterzugehen.

Myoga hatte in der ganzen Zeit kein Wort gesprochen. Er war wohl immer noch sauer, weil Inuyasha einfach nach seinem eigenen Kopf handelte und sich direkt in eine lebensgefährliche Situation stürzte, wie Myoga es gerne bezeichnete.

Als ob es so gefährlich ist ein paar Akumui zu verfolgen, dachte der Junge genervt. Myoga machte sich wieder einmal allzu viele Sorgen. Außerdem war es Inuyasha egal, was der Flohgeist dachte. Er kam schließlich ganz gut alleine zurecht und brauchte nicht die Hilfe von so einem winzigen Dämon.

Trotzdem hätte er es jetzt lieber, wenn Myoga mal ein bisschen reden würde. Nur, um diese bleierne Stille zu brechen, die drohend über der nebeligen Landschaft lag. Inuyashas Blicke huschten immer nervöser hin und her, seine Nase gab sich alle Mühe die verschiedenen Gerüche aufzunehmen. Bis jetzt hatte sie keinen verdächtigen Duft aufgenommen, aber Inuyasha wusste auch so, dass sich ihm eine Gefahr näherte. Vielleicht hatte Myoga ja recht gehabt und es war ein Fehler gewesen die Ákumui zu verfolgen.

"Hey, Myoga.", brach Inuyasha schließlich das unbehagliche Schweigen.

"Hmpf?"

"Ich habe so ein komisches Gefühl...Spürst du das auch?" Mit einem Schlag war der Floh hellwach und ganz bei der Sache. Er hüpfte aufgeregt auf Inuyashas Schulter und blickte ihn scharf an.

"Was sagst du da? Soll das heißen es kommt ein Feind auf uns zu? Ahrghhh! Ich wusste es. Du treibst mich noch in den Tod!"

"Jetzt beruhig dich mal. Ich habe ja gar nicht behauptet, dass es ein Feind ist. Nur... dieses Gefühl es ist so..." Bedrohlich, hätte er fast gesagt, schluckte das Wort aber im letzten Moment herunter. Er wollte Myoga nicht noch mehr beunruhigen. "...neu.", beendete er schließlich seinen Satz nach kurzem Zögern. Der Flohgeist gab sich gar nicht damit zufrieden. Er schnaubte und schüttelte den Kopf.

"Es ist bestimmt nichts Gutes. Lass uns verschwinden. Und überhaupt hast du die Ákumui schon vor einer Weile aus den Augen verloren. Was nützt es uns also noch weiterzugehen?"

Darauf wusste Inuyasha tatsächlich nichts mehr zu erwidern und er senkte bekümmert den Kopf. Immerhin hatte Myoga recht. Er hatte die Ákumui schon vor geraumer Zeit nirgends mehr sehen und riechen können. Trotzdem hatte er nicht aufgeben wollen und war immer weitergegangen. Spätestens jetzt war der Zeitpunkt, wo er diese Entscheidung bereute. Er wusste nicht mehr aus welcher Richtung er gekommen war, alles sah hier irgendwie gleich aus und an der Sonne konnte man sich auch nicht orientieren, da der graue Nebel gerade mal einige blasse Strahlen bis zum Boden durchließ. Kurzum: Er hatte sich verirrt.

"Du weißt nicht einmal wo wir sind.", sprach Myoga prompt diesen Gedanken laut aus. "Du hättest bei Sesshomaru bleiben sollen." Diese Worte wurden von einem bedrückten Seufzer begleitet. Inuyasha wäre bei Sesshomaru wirklich besser aufgehoben. Sehnsüchtig dachte der Flohgeist an jenen Zeitpunkt zurück, als Sesshomaru sich von Inuyasha getrennt hatte, um in diesen Wald zu gehen. Er hätte hartnäckiger darauf bestehen müssen, dass er Inuyahsa mitnehmen solle.

"Na schön!", rief er plötzlich laut aus und schlug mit der einen Faust in seine Handfläche. "Wir gehen jetzt zu Sesshomaru-sama. Und da bleiben wir dann, das ist das Beste."

"Was?" Inuyasha glaubte nicht recht gehört zu haben. Diese spontane Entscheidung passte ihm jetzt gar nicht. Er hatte ganz andere Pläne. "Ich gehen ganz bestimmt nicht zu Sesshomaru. Er will mich ja gar nicht bei sich haben. Vor einigen Tagen hat er mich sogar weggeschickt."

"Ja, aber jetzt ist die Situation anders! Es ist zu gefährlich alleine herumzustreifen. Ich spüre, dass sich da etwas zusammenbraut, Inuyasha-sama. Also gehen wir zu deinem Bruder. Er kann dich beschützen und..."

"Das kann ich selbst auch."

"Ja, aber du..."

"Pssst!" Inuyasha fuchtelte plötzlich wild mit den Händen in der Luft herum, um den Floh zum Schweigen zu bringen und hechtete sich dann mit einem großen Sprung hinter einem Felsen. Er duckte sich so tief, wie es ihm möglich war. Myogas Mund war sofort zugeklappt. Ein ungemütliches Gefühl schlich sich in ihm ein.

"W- was ist?"

"Da ist jemand." Inuyasha flüsterte so leise, dass selbst Myoga Mühe hatte ihn zu verstehen. Was er jedoch ganz genau heraushörte, war der warnende Unterton. Der brachte ihn augenblicklich zum verstummen. Schnell sprang er auf Inuyashas Kopf, um einen besseren Überblick zu haben und spähte ängstlich am Felsen vorbei. Er versuchte vergeblich durch den Nebel etwas zu erkennen. Aber entweder war dieser einfach zu dicht dazu oder Inuyasha hatte sich getäuscht. Behände sprang der Floh dicht an Inuyashas Ohr und steckte seinen Kopf in die Ohrmuschel.

"Inuyasha-sama, da ist ja gar nichts."

"Hm." Mit zusammengekniffenen Augen linste der Junge zu der Stelle hin, wo er noch vor einigen Sekunden einen großen Schatten gesehen hatte. Er war sich ganz sicher sich nicht geirrt zu haben. "Komisch.", murmelte er. Gerade war er im Begriff wieder aufzustehen, als ihn eine eisige Stimme regelrecht an den Boden nagelte.

"Suchst du vielleicht mich, Kleiner?"

Myoga stieß so etwas wie ein hohes Quietschen aus und vergrub sich tief in Inuyashas dichten Haaren. Inuyasha selbst würde sich jetzt am liebsten auch irgendwo verkriechen. In Zeitlupentempo drehte er sich um, erwartete ein grauenhaftes Monster, aber alles, was er sah, waren ein paar Beine. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch wanderten seine Augen in die Höhe. Die Zeit schien stehen zu bleiben, als sich sein Blick mit dem von schrecklichen Augen kreuzte. Rote Augen ohne Pupillen. Inuyasha fühlte die Kraft, Macht und unglaubliche Energie seines Gegenübers. Oder besser gesagt von diesem Youkai. Er war der größte, den Inuyasha je gesehen hatte. So kam es ihm jedenfalls vor, aber vielleicht war er selbst ja auch so klein. Auf jeden Fall war dieses Exemplar hier deutlich größer als Sesshomaru. Mit einem hämischen Gesichtsausdruck blickte er auf den erstarrten Jungen hinab. Sein verzerrtes Antlitz zeigte keinerlei Gefühle.

"Na, da haben wir sogar einen kleinen Hunde- Hanyou. Frisch aus der Wiege, was?"

Inuyasha starrte ihn weiterhin an und sagte nichts.

"Ganz so redselig bist du ja nicht, aber das ist bei meinen Opfern allgemein immer so."

Opfer? Bevor Inuyasha wusste, wie ihm geschah, wurde er grob gepackt und in die Höhe gehoben. "Außer das letzte. Das hat mir ein bisschen zu viel gequasselt, aber ihr beide zusammen ergebt eine gute Speise."

"Hä?"

Der große Youkai lachte schallend über Inuyashas verständnisloses Gesicht. Er genoss es sichtlich seinen Gefangenen so hilflos zu sehen.

"Keine Sorge, Kleiner! Du wirst schon noch sehen, was ich meine." Immer noch lachend erhob sich der Youkai in die Luft- Inuyasha im Gepäck, der sich tatsächlich als solches fühlte. Ihm war jetzt noch unbehaglicher zumute. Dieser Youkai gefiel ihm gar nicht. So wie der redete könnte man direkt meinen, dass er im Begriff war Inuyasha zu essen...

Er fröstelte bei diesem Gedanken, erwachte aus seiner Starre und unternahm endlich einige erste Fluchtversuche. Fluchend strampelte und zappelte er im kräftigen Griff des Dämons. Er kratzte und schlug sogar wild um sich. Es war so, als ob er gegen einen Baum schlug. All die Kratzspuren, die Inuyasha seinem Entführer auf die Handfläche zufügte, schien der gar nicht zu spüren. Gelassen setzte er seinen Weg fort, schüttelte Inuyasha nur einmal kurz durch, als es ihm zuviel wurde und blickte weiterhin mit unergründlichem Blick geradeaus.

Erschöpft ließ Inuyasha seine vergeblichen Befreiungsversuche bleiben. Wenn sie landen würden, würde er noch einmal versuchen wegzulaufen. Er legte sich sogar schon einen Plan zurecht, als eine piepsige Stimme an seinem Ohr ihn unterbrach: "I-Inuyasha-sama..." Es war Myoga und er klag so furchtbar verschreckt, dass Inuyasha irritiert den Atem anhielt. "Inuyasha-sama, sag jetzt nichts, sonst könnte er uns hören. Ich... ich versuche Sesshomaru-sama zu finden und komme dann mit ihm wieder. Versuch ja nicht alleine gegen dieses Ungetüm zu kämpfen! Es... hach, wieso muss das ausgerechnet mir passieren?" Inuyasha dachte schon, dass der kleine Floh anfangen würde zu heulen, aber er vernahm nur so etwas wie ein schwermütiges Schnauben. "Also, halte durch. Ich versuche so schnell wie möglich wieder bei dir zu sein! Mit Sesshomaru-sama." Wie er das bewerkstelligen wollte, war ihm selbst noch ein Rätsel. Sesshomaru würde niemals freiwillig kommen, um seinen kleinen Bruder aus der Patsche zu helfen. Trotzdem war er die einzige Hoffnung- vor allem gegen diesen Gegner.

Myoga hatte ihn nämlich als Omarasu erkannt, einer der Hagéshii Geschwister. Er war dabei gewesen, als Inu Taisho ihn und seine Schwester gebannt hatte, wenn auch in sichere Distanz und in einem sicheren Versteck. Die bloße Erinnerung an diese beiden Dämonen verursachte bei ihm schon eine kribbelnde Gänsehaut. Nur Sesshomaru würde diese Monster besiegen können.

Behutsam grub sich Myoga aus Inuyashas Haaren hervor, lugte vorsichtig nach links und rechts und sprang dann hastig in die Höhe, noch bevor Omarasu ihn entdecken konnte. Obwohl sie sich weit über den Boden befanden, segelte Myoga leicht wie eine Feder nach unten und holte sich dadurch keine Verletzungen zu. Kaum berührten seine Füßchen den ersten Grashalm hüpfte er schon auf und davon- auf der Suche nach Sesshomaru.
 

Ein ziemlich schweigsamer Jaken saß auf dem breiten Rücken des zweiköpfigen Drachen und blickte starr vor sich hin. Er und Sesshomaru hatten nun schon die ganzen Drachenfelsen ohne Zwischenfälle überquert und flogen immer noch weiter. Sie hatten nicht einmal eine winzig kleine Pause gemacht. Nicht dass Jaken das nötig hätte, aber er würde ganz gerne auch einmal anhalten, um ein paar Erklärungen zu bekommen. Er verstand einfach nicht die Beweggründe seines Meisters. Wozu verfolgte er so lange diese merkwürdige Youkai und ließ sich dabei von nichts und niemandem stoppen? Er wagte es sogar diese Frage laut zu stellen, bekam jedoch, ganz wie erwartet, keine Antwort.

Sesshomaru- sama ist ein sehr schweigsamer Geselle, dachte Jaken bei sich.

"Sie ist gelandet.", verkündete der Hundedämon plötzlich. Jaken schreckte hoch und blickte sich sofort suchend um. Es wunderte ihn ein bisschen, woher Sesshomaru wusste, dass die Youkai gelandet war. Er konnte bei diesem dichten Nebel auf jeden Fall keinen Meter weit sehen. Nicht einmal den Boden konnte er ausmachen. Selbst für die feine Nase von Sesshomaru müsste es, durch die große Feuchtigkeit die hier herrschte, schwer sein einzelne Gerüche zu identifizieren. Aber vielleicht unterschätzte er ja auch nur die Fähigkeiten seines Meisters. Trotzdem gefiel es ihm hier nicht.

Sesshomaru verlor langsam an Höhe, landete jedoch nicht. In diesem Nebel wäre es vorteilhafter zu fliegen, um so Gefahren besser erkennen zu können. Sehen musste er nicht unbedingt. Seine Nase reichte vollkommen aus. Hinter sich hörte er Jaken besorgt aufkeuchen, als sie durch die dicke Nebelwand hindurch stießen. Diese dämliche Kröte war so was von ängstlich. Na ja, wenigstens hatte sie sich bis jetzt als recht nützlich erwiesen. Vielleicht taugte sie doch zu etwas.

Auf einmal stockte Sesshomaru, seine Ohren zuckten. Rief da nicht jemand nach ihm? Es kam ihm vor, als ob diese überaus nervige Stimme Myoga gehören könnte... Den Flohgeist konnte er jetzt am allerwenigsten gebrauchen. Wollte er ihm schon wieder Inuyasha aufhalsen?

Bei diesem Gedanken beschleunigte Sesshomaru sein Tempo unwillkürlich und flog rasch davon. Die kleine Stimme hinter ihm wurde immer leiser, bis sie vollends verstummte.
 

Myoga stieß einen erleichterten Schrei aus, als er die verschwommenen Konturen Sesshomarus vor sich auftauchen sah. Er erkannte ihn sofort an dem langen Fell, welches er über der Schulter trug. Welch ein Glück ihn ausgerechnet hier im Nebelgebiet anzutreffen. Der Flohgeist hatte schon befürchtet, dass er irgendwo außerhalb dieses Bereichs war, ganz weit weg.

"Sesshomaru-sama!" Aufgeregt hüpfte er noch schneller, mobilisierte all seine Kräfte, um den Hundedämon einzuholen. Noch mehrmals rief er seinen Namen, vertraute ganz auf das scharfe Gehör des Dämons. Er würde ihn bestimmt hören.

Umso entsetzter war der kleine Floh, als Sesshomaru plötzlich schneller flog und sich rasch entfernte. Das konnte doch nicht wahr sein! Da hatte er jetzt Stunden gebraucht, um ihn endlich zu finden und dieser Ignorant flog einfach auf und davon! Er musste ihn doch gehört haben!

Trotz seinem Ärger und seiner Erschöpfung sprang der kleine Floh verbissen hinter Sesshomaru her. Er musste nur an Inuyasha denken- das gab ihm sofort neue Kraft. Er durfte und konnte ihn einfach nicht im Stich lassen. Irgendwie musste er Sesshomaru auch davon überzeugen.
 

Als Myoga gerade dabei war überall nach Sesshomaru zu suchen, wurde Inuyasha aus dem Nebelwald herausgebracht. Sein Entführer flog nun mit ihm über eine freundliche Landschaft mit lichten und hellen Laubwäldern. Die grünen Blätter der Bäume wiegten sich im Wind, der durch die Kronen rauschte. In der Ferne erhob sich eine Art Festung majestätisch in den Himmel empor. Es wäre ein schöner Anblick gewesen und Inuyasha hätte ihn sogar genossen, wenn er nicht ganz genau wusste, dass er schon bald in den Magen von diesem großen Youkai landen würde.

Nachdem Myoga gegangen war, hatte er noch ein paar Mal versucht sich zu befreien, aber ohne große Erfolge. Niedergeschlagen hing er nun im Griff des Youkai und wartete was als nächstes folgen würde.

"So, wir sind da.", teilte Omarasu seinem Opfer mit, nachdem er neben der Festung gelandet war. Sie erweckte eher den Anschein einer Ruine. Die Außenmauern waren zum Teil heruntergekommen und die großen Steine bröckelten bereits ab. Wie lange diese Konstruktion noch halten würde war fraglich. "Jetzt lernst du deinen Mitgesellen kennen. Vielleicht könnt ihr euch ja noch anfreunden, bevor ich mich mit euch vergnüge." Er klang ausgesprochen gut gelaunt und ein bösartiges Lächeln der Vorfreude zuckte um seine Lippen. Inuyasha ließ ein leises bedrohliches Knurren hören. Omarasu zollte dem ein amüsiertes Schmunzeln.

"Das gefällt dir nicht, was? Aber du bist hier ja auch das Opfer- folglich musst du nicht einverstanden sein. Außerdem brauche ich dich mehr als du denkst. Junge Leben geben mir Kraft, oh ja. Und jetzt habe ich sogar zwei davon." Inuyasha fröstelte beim Klang dieser kalten und erbarmungslosen Stimme. Das klang gar nicht gut. Er wollte hier weg.

Mit dem Mut der Verzweiflung drehte er sich mit einem Ruck um und griff nach der Hand, die ihn am Kragen festhielt. So fest er konnte grub er seine spitzen Zähne in das Fleisch.

"He!" Der Youkai zuckte mehr vor Überraschung als vor Schmerz zusammen. Mit der anderen Hand packte er grob Inuyashas Kinn, hob sein Kopf hoch und löste somit die scharfen Zähnchen von seiner Hand.

"Du kleiner Bastard. Verhalt dich ruhig und dir wird vorerst noch nichts passieren."

Inuyasha beachtete ihn nicht, schlug und biss mit noch mehr Aggressivität wild um sich.

Omarasu ließ ein warnendes Grollen hören und hielt Inuyasha von seinem Körper fern.

"Tss... Hunde! Mit diesen Viechern hat man nur Ärger am Hals!" Erzürnt schüttelte er Inuyasha kräftig durch, damit dieser endlich mit seiner Toberei aufhörte. Tatsächlich wurde dem Jungen durch diese Behandlung so schwindlig, sodass er bald erlahmte.

Omarasu schritt zufrieden auf die Ruine zu und steuerte zielsicher auf ein Loch zwischen all den Trümmern hin. Seine Gedanken wanderten dabei zu jenem Tag zurück, an dem Inu Taisho ihn und seine Schwester in diese grauenhafte Welt gebannt hatte. Es hatte viel Mühe und vor allem Kraft gekostet sich daraus zu befreien. Er selbst war noch recht geschwächt von dieser Aktion und deshalb brauchte er junge frische Leben... Mit Genuss würde er das Leben dieses kleinen Hanyou- Hundes aufsaugen. Irgendwie kam es ihm so vor, als ob er dadurch auch einen Teil von Inu Taisho zerstören würde.

"So", verkündete er schließlich. "Du hast mich genug geärgert, Hanyou. Begrüße deinen neuen Freund und wenn ihr wollt könnt ihr ja gemeinsam euer Schicksal bejammern." Er stand nun genau vor dem offenen Loch im Boden, welches so groß war, dass Omarasu bequem hindurchgepasst hätte. Er würde jedoch nicht derjenige sein, der in dieses finstere Verlies landen würde. Schweigend trat er zum Rand des Loches und hielt seine freie Hand darüber. Daraufhin sah Inuyasha etwas funkeln, ganz unmerklich und flüchtig.

Es sah so merkwürdig aus, dass es ihn fast reizte nachzufragen, was das war. Im Moment hatte er aber andere Sorgen und zudem war eine heiße Wut in ihm aufgeflammt. Es ärgerte ihn, wie sein Entführer ihn behandelte. Nun, er hätte sich ja nicht gerade eine nette und fürsorgliche Pflege erwartet, aber es ging ihm gehörig auf die Nerven, dass er zum wiederholten Male "Hanyou" genannt wurde. Die Gehässigkeit in der Stimme des Youkai, als er dieses Wort aussprach, war nicht zu überhören gewesen.

Menschen, Youkai... Die sind alle gleich!schoss es dem Jungen durch den Kopf. Und dann, aus einem plötzlichen Impuls heraus, schrie er Omarasu rasend an: "Du alter Sack, ich werde dir schon zeigen, was ich draufhabe! Und glaub ja nicht, dass du mich besiegen kannst!"

"Holla! Du kannst also doch reden, na sieh mal einer an. Ich glaube du wirst dich mit meinem anderen Gefangenen gut unterhalten. Er hat die gleiche lose Zunge wie du, Hanyou."

"NENN MICH NICHT SO!" Omarasu ignorierte diesen Protest und warf Inuyasha mit einer

schwungvollen Bewegung in das Loch.

"Geh jetzt jemand anderem auf die Nerven,Hanyou."

Inuyasha hatte nicht einmal Zeit einen erschrockenen Laut von sich zu geben, denn die eisige Luft des tiefen Verlieses schlug ihm ins unangenehm Gesicht. Er wusste nicht wie lange er fiel, aber der Aufprall kam so schnell, dass er nicht mehr reagieren konnte. Hart schlug er auf dem feuchten Boden auf. Seine Schmerzen ignorierend sprang er sofort wieder auf die Füße und machte sich daran, die Wand hochzuklettern.

"Vergiss es.", hörte er plötzlich eine dünne Stimme. Alarmiert drehte sich Inuyasha um und spähte aufmerksam durch die Dunkelheit. Sein Entführer hatte ihm gesagt, dass sich hier noch jemand befand, aber nicht, wer dieser Jemand war oder wie er aussah. Vielleicht war er sogar gefährlich.

Allmählich gewöhnten sich Inuyashas Augen an die Finsternis und er konnte die Konturen einer kleinen Gestalt ausmachen. Es war ein Junge, etwas gleich groß wie er selbst. Von außen sah er aus wie ein Menschenkind: Zerzauste braune Haare, große gelbe Augen schmuddelige Hosen und ein mehrmals geflicktes Hemd. Trotz allem machte der Junge keinen schlampigen Eindruck, sah sogar recht nett aus, aber Inuyasha hielt sich trotzdem diskret im Hintergrund. Sein Gegenüber strahlte nämlich unverkennbar Youki aus.

Der kleine Youkai trat auf ihn zu, wobei er sich die Nase rieb und kurz schniefte.

"Ich hab schon versucht da raufzuklettern, aber ein Bannkreis versperrt den Ausgang. Da raus zu kommen ist unmöglich. Sag mal wer bist du eigentlich?" Statt zu antworten blickte Inuyasha prüfend nach oben, aber er konnte nicht einmal ein Lichtpünktchen sehen. Ein Bannkreis also... Deshalb das Funkeln, als der große Youkai seine Hand über das Loch gehalten hatte. Er hatte auf diese Weise wohl den Bannkreis gelöst, um Inuyasha ins Verlies zu werfen.

Sein Mitgefangener musterte ihn neugierig von der Seite. Er nahm ganz besonders die spitzen Ohren auf Inuyashas Kopf ins Visier.

"He, ich hab dich was gefragt, Spitzohr!" Als Inuyasha immer noch schwieg, zuckte der unbekannte Dämon gleichgültig mit den Schultern. "Na ja, ich bin auf jeden Fall Haku. Und du...? Bist du auch ein Youkai? Diese Ohren, die du da hast sehen ja komisch aus. Kann ich mal sehen?"

Ohne eine Antwort abzuwarten, tappte er auf Inuyasha zu. Dieser sprang sofort zurück und hob kampfbereit seine Klauen.

"Komm mir nicht zu nahe!" Verblüfft hielt Haku inne und starrte Inuyasha konsterniert an.

"Reg dich ab. Sag mal, was denkst du eigentlich von mir? Überleg doch mal: Wir stecken beide in diesem stinkenden Loch fest, wir wissen beide nicht, was mit uns passieren wird und wir werden bald jede Menge Probleme am Hals haben. Da habe ich keine Lust mich auch noch mit einem Spitzohr wie dich zu prügeln."

Inuyasha erkannte erst jetzt seine überaus missliche Lage. Dieser Haku hatte Recht. Sie saßen beide im gleichen Boot, da wäre es vielleicht ratsamer zusammenzuarbeiten, als aufeinander loszugehen.

Inuyasha ließ seine Klauen sinken und entspannte sich. Haku warf ihm noch einen skeptischen Blick zu. Als er sicher war, dass von Inuyasha keine Gefahr mehr ausgehen würde, setzte er sich auf den Boden.

Inuyasha stand etwas unschlüssig da. Er fand es merkwürdig, dass der Youkai noch keine verächtlichen Bemerkungen über ihn gemacht hatte. Wenn er tatsächlich ein Dämon war, dann musste er doch riechen, dass ein Hanyou vor ihm stand. Obwohl... Als er vorhin gesprochen hatte, hatte seine Stimme ein bisschen erstickt geklungen, als ob seine Nase etwas verstopft wäre. Das wäre natürlich ideal.

Solange er nicht wusste, wer Inuyasha war, konnte man sich mit ihm vielleicht sogar normal unterhalten. Etwas mutiger setzte sich der Junge gegenüber von Haku, ließ ihn dabei keine Sekunde aus den Augen. Haku musterte Inuyasha nicht minder gespannt.

"Was bist du für ein Dämon?", fragte Inuyasha unvermittelt. Der Youkai zog verwundert die Stirn in Falten.

"Komische Frage! Wieso willst du das wissen? Aber na ja, wenn es dich interessiert: Ich gehöre zu den Katzenyoukai und du?"

Ein unmerkliches Zucken durchfuhr Inuyasha. Er kniff seine Augen misstrauisch zusammen und fixierte Haku mit einem scharfen Blick. Ein Katzendämon... Schlimmer könnte es gar nicht sein. Er erinnerte sich noch allzu gut als er und Sesshomaru einigen dieser Katzen begegnet waren. Und jedes Mal hatten sie versucht Iuyasha zu töten. Diese Biester waren kratzbürstig und nur allzu gefährlich. Und nun saß er ausgerechnet mit so einem Exemplar zusammen.

Haku war der Stimmungswandel keineswegs entgangen. Er legte den Kopf etwas schief und blickte Inuyasha direkt in die goldgelben Augen.

"Du willst mir wohl nicht verraten, was für ein Youkai du bist, wie? Sagst du mir dann wenigstens wie du heißt, Spitzohr?"

"...Inuyasha..."

"Schön, dann sollten wir zusehen, wie wir von hier rauskommen. Oder willst du im Magen von diesem Riesen da landen?"

"Nein."

"Na, dann sind wir ja einer Meinung."

Inuyasha nickte nur. So sehr er auch danach suchte- er fand in dem Blick des kleinen Youkai keine Missachtung oder Ablehnung. Er fühlte sich nicht einmal so unwohl in der Gesellschaft von Haku. Obwohl er bisher keine guten Erfahrungen mit Katzen gesammelt hatte, schien diese hier anders zu sein.

In Inuyasha keimte sogar die Hoffnung auf, dass sie es zusammen schaffen könnten von hier zu fliehen.
 


 

Ob die beiden das auch schaffen werden? Na, mal sehen.

Und Sesshomaru wird jetzt eine wichtige Rolle einnehmen, aber ob er seinem Bruder zu Hilfe eilt? Na ja... Seien wir ehrlich: Wie kennen ihn zur Genüge. Das sollte als Antwort reichen.
 

Wie immer ist Feedback jeder Art erwünscht!

Knisternde Auren

Nach einiger Zeit ^^" ist nun endlich wieder ein Kapitel on. Das wird eines von den letzten sein, da nun bald alle Gegner zusammentreffen...
 


 

Die scharfen Konturen zweier Gestalten zeichneten sich deutlich auf einer von Fackeln erhellten Wand ab. Das Merkwürdige an diesen beiden Erscheinungen waren die drastischen Größenunterschiede: Eine war riesig, reichte schon fast bis zur Decke hoch und schien einen äußerst gefährlichen Eindruck zu machen, während die andere die zierliche Körperform eines Mädchens aufwies und so klein war, dass es dem Größeren gerade Mal bis zur Taille reichte.

"Du bist verletzt.", stellte der Große gerade fest und beäugte das Mädchen mit einem skeptischen Ausdruck. Er beugte sich tief zu ihr hinab, um die Wunden besser zu mustern. Dabei richtet er sein Augenmerk jedoch nicht auf den scheinbar verletzten Körper, sondern auf eine schmale Flöte, die das Mädchen in ihrer offenen Handfläche hielt. Kummervoll blickte sie auf einen langen Riss, der sich quer über den Flötenrücken zog. Ein Zucken durchfuhr ihren Körper und es war deutlich zu sehen, dass sie innere Schmerzen verspürte. Der Große löste seinen Blick von der Flöte und richtete zwei kalte Augen fragend auf das Mädchen.

"Wer hat das getan?"

"...Sesshomaru."

"Sess... Was?" Der Riese zog verwundert die Augenbrauen zusammen. "Ist das nicht dieser Hundebengel, die Brut von Inu Taisho?"

"Ja."

"Aber wie... Er kann doch nicht so stark sein... Ich meine..."

"Omarasu." Die Stimme des Mädchens war ruhig und sanft, wies jedoch auch einen scharfen Unterton auf, der den Großen augenblicklich zum Verstummen brachte. "Sesshomaru hat die Stärke seines Vaters geerbt. Er kann uns gefährlich werden, sehr sogar. Das Problem ist, dass er auch noch dem Weg hierher ist."

Omarasu zischte wütend auf. Ihm bestürzte mehr die gelassene Tonart, in der das Mädchen sprach, als die beunruhigende Mitteilung, die sie ihm gerade gegeben hatte.

"Du... du hast ihn hergelockt?"

"Ich habe ihn ein bisschen in die Irre geführt, aber er wird sich nicht so lange zum Narren halten lassen. Ich glaube sogar, dass er sehr bald hier eintreffen wird."

"Soll das ein Witz sein? Wie kannst du dir nur so einen dummen Fehler erlauben?"

"Narr!", fauchte das Mädchen und in ihren Augen funkelte zum ersten Mal ein leichter Zorn auf. "Jetzt reg dich ab! Was hätte ich denn machen sollen? Er ist nicht wie die anderen Youkai- er lässt sich nicht so einfach hinters Licht führen. Außerdem hätte er uns früher oder später sowieso gefunden. Er scheint schon seit geraumer Zeit hinter uns her zu sein." Omarasu schien mit dieser Antwort nicht gerade zufrieden zu sein.

"Hmpf. Mir wäre später lieber gewesen." Plötzlich hellte sich sein Gesicht etwas auf. "He, da fällt mir ein...Sesshomaru ist doch ein Hundedämon. Ich habe vorhin einen halben gefangen. Junges, frisches Leben."

Das Mädchen blickte auf.

"Du hast also schon ein Opfer? Bevor Sesshomaru eintrifft solltest du sein Leben in dich aufnehmen. Dadurch besteht vielleicht noch die Möglichkeit diesen Hundejungen zu bezwingen."

"Aber... ich habe doch erst zwei Gefangene. Die reichen nicht aus, um meine nötigen Kräfte wieder herzustellen!" Trotz seinem Protest wusste Omarasu, dass ihm eigentlich nichts anderes übrig blieb. Seine Schwester hatte Recht. Um zu überleben musste er sich sofort die nötige Kraft aneignen. Und für diesen Zweck waren seine Gefangenen ja da. Außerdem war Sesshomaru nicht ein Gegner, den man unterschätzen durfte. Schon gar nicht, wenn er tatsächlich die gleiche Kraft wie sein Vater haben sollte.

Murrend wandte sich Omarasu nach kurzem Zögern um und verließ den Raum. Na, dann statte ich meinen beiden halbwüchsigen Freunden mal einen kleinen Besuch ab... Er grinste hinterlistig bei diesem Gedanken und leckte sich unbewusst über die Lippen. Oh ja, das würde jetzt sicher eine gute Mahlzeit werden.

Das Mädchen blickte ihren Bruder zufrieden hinterher und bereitete sich dann auch selbst für einen Kampf vor, indem sie die Augen schloss und ihre letzten kümmerlichen Kraftreserven sammelte. Das Dumme war nur, dass sie nicht mehr so viele davon hatte wie vorher und auch nie mehr haben würde. Die Beschädigung an der Flöte war einfach nicht wieder gutzumachen- und das wirkte sich auch dementsprechend auf ihre Besitzerin aus. Woher hatte Sesshomaru nur geahnt, dass die Flöte ihre Schwachstelle war?

Du elender Hundewelpe..., zischte sie in Gedanken, Genau so verschlagen und scharfsinnig wie dein verdammter Vater. Der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm...
 

Irritiert hielt Omarasu inne. Da stimmte doch etwas nicht. Er war gerade unterwegs zu seinen Gefangenen, als er vor dem großen Loch im Boden unschlüssig stehen blieb und misstrauisch in die Tiefe äugte. Er konnte zwar nichts erkennen, aber da war eindeutig etwas faul. Eine seltsame knisternde Anspannung flimmerte in der Luft. Hatten die Katze und der halbe Hund vielleicht etwas vor? Eine Flucht? Na, das konnte noch recht amüsant werden.

Mit einem höhnischen Lächeln öffnete der Youkai den Bannkreis, der das Loch verschloss, und sprang mit einem Satz in die Tiefe. Er mochte es, wenn sich seine Gefangenen wehrten und ihr bedauerliches Schicksal nicht so ohne weiteres hinnahmen. Das machte die ganze Sache doch viel spannender und Omarasu hatte nichts gegen ein bisschen Spaß.

Sanft landete er mit beiden Füßen auf dem kalten Steinboden und blickte sich aufmerksam umher. Niemand war zu sehen. Der kleine Raum war völlig leer und doch spürte Omarasu, dass sich da jemand versteckte, darauf wartete ihn im Hinterhalt anzugreifen. Kaum hatte dieser Gedanke in seinem Kopf Gestalt angenommen, da vernahm er hinter sich auch schon ein kratzendes Geräusch gefolgt von einen lauten Schlachtruf: "ANGRIFF!!" Und ehe er es sich versah, vergruben sich spitze Zähnchen in seinen Nacken und scharfe Krallen zerkratzten seinen Rücken. Diese Attacken waren mehr störend als schmerzhaft. Mit einer ärgerlichen Handbewegung griff er nach hinten, aber die Angreifer sprangen schnell genug zurück, um der zupackenden Hand zu entgehen.

Omarasu drehte sich gelassen um und massierte ein bisschen seinen Nacken, wobei einige Knochen geräuschvoll knackten. Mit einem herablassenden Lächeln blickte er auf seine zwei Gefangnen hinunter. Inuyasha und Haku standen nebeneinander und hielten seinem Blick grimmig stand.

"Noch ein paar solcher Angriffe und er ist erledigt.", flüsterte Haku seinem neuen Freund hinter vorgehaltener Hand zu. Inuyasha runzelte zweifelnd die Stirn. Er konnte Hakus Zuversicht irgendwie nicht so recht teilen, aber er würde trotzdem weiterhin angreifen. Schon weil er nicht als Feigling abgestempelt werden wollte.

"Ach, wie niedlich!", höhnte Omarasu. "Kätzchen und Hündchen tun sich zusammen, um mir die Stirn zu bieten! Na, wenn das was wird..."

"Hündchen?" Haku blinzelte irritiert und blickte fragend zu Inuyasha, der den Kopf abwandte und verbissen zu Boden starrte. Er vermied es in die Augen seines Freundes zu schauen. Der Katzenyoukai zog verwirrt die Augenbrauen zusammen und wusste nicht so recht, was er nun tun sollte. Diese Stimmungsschwankung blieb Omarasu keineswegs verborgen und schien ihm besonders zu belustigen.

"Oha! Habe ich da jetzt ein heikles Thema gestreift? Das tut mir aber leid. Ihr könnt eure Probleme ja in einer anderen Welt ausdiskutieren, wo es etwas ruhiger ist. Was meint ihr?" Grinsend schritt er auf seine Opfer zu, die augenblicklich die Angelegenheit "Hund und Katze" vergaßen und schleunigst daran dachten irgendwie ihre Haut zu retten. Instinktiv warfen sich die beiden einen Blick zu, wie, um sich gegenseitig Mut zuzusprechen. Blitzschnell wandte Inuyasha seine Augen jedoch wieder ab und fixierte stattdessen einen Punkt an der gegenüberliegenden Wand.

Er will bestimmt nichts mehr mit mir zu tun haben, jetzt, wo er weiß, wer ich bin. Dachte er betrübt.

Umso erstaunter war er, als er Haku plötzlich auf Omarazu zuspringen sah. Die kleine Katze krallte sich mit erstaunlicher Kraft am Gesicht des Youkai fest und begann es mit seinen Klauen zu bearbeiten. Überrascht taumelte der Riese zurück. Mit dieser überraschenden Wende wurde er kurz aus dem Konzept gebracht.

"Lauf Spitzohr! Ich halte ihn solange hin!", brüllte Haku seinem erstarrten Freund über der Schulter hinweg zu. Inuyasha konnte sich jedoch nicht bewegen. Wie hypnotisiert beobachtete er das Ringen zwischen Haku und Omarasu. Er konnte sich einfach nicht erklären, wieso der Katzenyoukai einen so viel stärkeren Gegner angriff. Und das nur, um ihn, Inuyasha, zur Flucht zu verhelfen.

"Was ist jetzt? Nun lauf schon!" Hakus Stimme wurde immer drängender, während er mit allen Mitteln versuchte, den großen Youkai noch etwas abzulenken. Dieser hatte jetzt jedoch endgültig genug von diesen Spielchen. Mit einem verärgerten Knurren pflückte er Haku von seinem Gesicht und schleuderte ihn gegen Inuyasha. Der Katzenyoukai flog auf seinen Freund zu und riss ihn mit nach hinten. Unsanft prallten beide an der Wand auf und blieben benommen am Boden sitzen.

"Ich habe keine Zeit mehr für diese Albernheiten.", knurrte Omarasu. "Der Hundebengel müsste bald kommen und ihr helft mir dabei ihn zu besiegen- ob es euch passt oder nicht." Inuyasha blickte nach diesen Worten erstaunt auf. Hundebengel? Konnte es sein, dass er damit Sesshomaru meinte? War er etwa unterwegs, um ihn zu retten? Nein, unmöglich. So etwas würde er doch niemals tun.

"Eure frischen Leben... sie sind die Quelle meiner Kraft.", grinste Omarasu und weidete sich sichtlich am Schrecken seiner Opfer. Ungerührt streckte er seine offenen Handflächen gegen seine zwei Gefangenen aus.

Ängstlich rückten die beiden näher zusammen. Inuyasha wurde mit einem Mal klar, was dieser Youkai von ihnen wollte. Er hatte es nicht auf ihr Fleisch abgesehen, sondern auf ihre jungen Seelen. Entsetzt schloss der Junge die Augen.

Ob das wohl weh tun wird, die Seele ausgesaugt zu bekommen?, schoss es ihm plötzlich durch den Kopf. Eine Antwort zu diesem Gedanken konnte er sich jedoch nicht mehr zurechtlegen, denn plötzlich hörte er ein ersticktes Keuchen, ein Körper der zu Boden fiel, gefolgt von einem grünen Leuchten, welches er selbst durch seine geschlossenen Augenlider wahrnahm.
 

Die beiden Katzenyoukai Kori und Ansho hatten es trotz aller Schwierigkeiten geschafft. Vor ihnen erhob sich eine Festung oder das, was davon übrig war. Diese zerbrochenen Mauern waren unverkennbar ihr Ziel.

"Du spürst das auch oder?", fragte Anhso mit leiser Stimme.

"Ja, deutlich." Es waren zwei große Youki, das die beiden wahrnahmen. Die Ähnlichkeit dieser Energien ließ darauf vermuten, dass sie den Hagéshii Geschwistern gehörten. Ganz sicher sogar. Achtsam näherten sich die zwei Krieger der Festung, darauf bedacht jeden Stein und jeden Busch als Deckung zu nutzen.

Unmerklich schielte Kori zu seinem Gefährten hinüber. Anshos Wunde am Arm war so gut wie verheilt, aber ob er in diesem Zustand auch kämpfen konnte war fraglich. Der ältere Krieger bemerkte die heimlichen Blicke und wandte sich verärgert Kori zu.

"Was ist, Kleiner? Du solltest dir nicht zu viele Gedanken über meine Verletzung machen. Pass eher darauf auf, wie du überleben kannst, wenn wir erst einmal vor unseren Feinden stehen." Kori zog verärgert die Augen zusammen und presste die Zähne aufeinander. Die Tatsache "Kleiner" genannt zu werden brachte ihn schon zur Weißglut. Und dann auch noch so eine vorlaute Antwort zu bekommen! Dabei hatte er sich doch nur gesorgt... Ein seltsames Gemüt hatte sein derzeitiger Reisegefährte schon. Kori nahm einen tiefen Atemzug, um Ansho eine unfreundliche Antwort an den Kopf zu schmettern.

"Musst du eigentlich dau..." Der begonnene Satz brach abrupt ab. Sofort hatte Kori seinen Ärger vergessen. Entgeistert hob er seine Nase in den Wind und schnupperte aufgeregt. Ansho warf ihm einen fragenden Blick zu und beschloss ebenfalls die Gerüche zu überprüfen. Gleich darauf spannte er sich ebenfalls an und ein Schatten huschte über sein Gesicht. Diese Fährte, die der Wind mit sich trug, war sowohl vertraut als auch sehr beunruhigend.

Blut. Hakus Blut.

Ohne darauf zu achten sich vorsichtig zu bewegen und keine Geräusche zu machen, stürmte Kori durch das Gestrüpp auf und davon. Ansho fluchte leise über diese Unvorsichtigkeit, beschloss aber nichts dazu zu sagen und folgte seinem jüngeren Kameraden auf dem Fuß.
 

Blinzelnd öffnete Inuyasha seine Augen. Das erste, das er wahrnahm, war ein riesiger Körper, der anscheinend betäubt am Boden lag. Inuyasha rieb sich verwundert sie Augen. Sein Staunen nahm noch mehr zu, als er diesen Körper als den von Omarasu identifizierte. Wer hatte es denn geschafft ihn zu überwältigen?

Das grüne Leuchten... Sesshomaru? Inuyasha erinnerte sich, dass die Giftklaue seines Bruders immer mit einem grünlichen Schimmer umgeben war, wenn sie aktiviert wurde. War er tatsächlich gekommen, um ihn zu retten?

Vorsichtig stand der Junge auf und blickte sich suchend um. Neben sich nahm er Haku wahr, der sich nun ebenfalls in die Höhe rappelte, wobei er sich die linke Hand hielt, auf der eine lange Wunde klaffte.

"Was... was das?" Inuyasha gab keine Antwort. Merkwürdig, dass er Sesshomaru nirgends sehen konnte. Diese Zelle war ja nicht gerade groß. Aber vielleicht war er ja wieder hinaus gesprungen. Inuyahsa hob automatisch den Kopf und blickte zur Decke hoch. Zwei Honiggelbe Augen blickten direkt in sein Gesicht.

"AHHHH!!" Entsetzt taumelte Inuyasha zurück und fiel prompt auf seinen Hosenboden. Haku war sofort zur Stelle. Er wirbelte herum, fest entschlossen seinem Freund beizustehen.

"Was? Was ist los?" Er folgte Inuyashas Blick und schnappte sogleich entgeistert nach Luft. An der flachen Wand hielt sich eine spindeldürre Gestalt fest, wobei sie jedoch kopfüber hing und die beiden Freunde mit einem breiten und fröhlichen Grinsen begrüßte. Zu Hakus und Inuyashas Entsetzen drehte sich das Gesicht plötzlich um hundertachtzig Grad und präsentierte ein zweites Antlitz, welches munter zwinkerte.

"He, Inuyasha! Ich hätte mit einer etwas netteren Begrüßung gerechnet!" Die Gestalt ließ von der Wand ab und sprang geschmeidig auf den Boden. Trotz ihres ausgemergelten Körperbaus schien sie ihre Gewandtheit nicht eingebüßt zu haben. Inuyasha warf der seltsamen Erscheinung einen prüfenden Blick zu und seine Augen weiteten sich vor Unglauben.

"Ku?"

"Wen hast du erwartet?" Er grinste seinen kleinen Freund heiter an. "Scheint so, als wäre ich gerade rechtzeitig gekommen, was?" Ein viel sagender Blick glitt zu der reglosen Gestalt am Boden. Inuyasha nickte geistesabwesend.

"Aber du... ich meine... wie..." Ku lächelte bei Inuyashas stotternden Wörtern.

"Ich war halt gerade in der Gegend. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was mir alles passiert ist! Stell dir vor, ich habe Ha gefunden!"

"Hä?"

"Na, Ha. Weißt du nicht mehr? Ich hatte ihn ja verloren. Nachdem Bú auf diese tragische Weise von uns gegangen ist, habe ich mit letzter Kraft nach Ha gesucht. Hätte ich ihn nicht gefunden, dann wäre ich jetzt nicht hier." Mit einem Ruck drehte sich Ku um und präsentierte auf der Hinterseite des Kopfes Has breit grinsendes Gesicht, welches Inuyasha schon vorhin gesehen hatte. Haku keuchte ungläubig auf und starrte entgeistert auf dieses surreale Bild. Ha strahlte die beiden unentwegt an. Inuyasha meinte sich jetzt auch zu erinnern, dass Ku ihm mal erzählt hatte, Ha würde ein sehr lustiger Geselle sein. Kein Wunder. Er hörte ja nicht auf zu lächeln.

"Tag auch." War alles, was er sagte, bevor Inuyasha und Haku wieder Ku in die Augen sahen.

"Toll nicht? Hach, ich bin ja so glücklich! Sag mal, wer ist dein neuer Freund? Riecht nach Katze."

"Äh, ja. Das ist Haku." Ku warf dem Katzenyoukai einen neugierigen Blick zu, den dieser ungeniert erwiderte. Er hatte sich anscheinend schon von seiner Überraschung erholt und beobachtete den Neuankömmling mit einer Mischung aus Misstrauen und Interesse. Inuyasha unterbrach die Musterung der beiden.

"Wie hast du Ha denn gefunden?", fragte er unvermittelt. Er konnte sich wirklich nicht vorstellen, wie Ku bei dieser Suche vorgegangen war. Dieser warf ihm jetzt einen strahlenden Blick zu und seine Augen leuchteten, als er an dieses erfreuliche Ereignis zurückdachte.

"Er hatte sich mit dem Auge an einem Ast verfangen."

"Ah..."

"Aber das war nicht weiter schlimm.", kam plötzlich der Kommentar von Ha. "Zuerst lag ich in einer Pfütze. Dann hat mich ein Vogel gefunden und mich auf den Baum gebracht. Er wollte mich als Nestmaterial benutzen, aber ich konnte entkommen." Inuyasha verkniff sich die Frage, wie er das denn angestellt hatte. Immerhin- ein Gesicht, das vor einem Vogel davon hüpfte oder davon kroch, oder wie ein Gesicht sich auch immer fortbewegen mochte, diese Vorstellung war auf jeden Fall mehr als nur abwegig.

"Und wie... wie hast du, äh wie habt ihr, ihn so schnell außer Gefecht gesetzt?", fragte er, um auf andere Gedanken zu kommen und deutete dabei auf Omarasu.

"Oh, der Lange. Na ja, Ha hat da so einen tollen Trick, mit dem er Gegner hypnotisieren kann und so kurzzeitig ins Land der Träume schickt."

"Er ist also nicht tot?"

"Um Himmels Willen nein! Wir wären nie in der Lage so einen wie ihn zu töten. Dazu sind wir zu schwach."

"Aha. Das heißt er schläft nur, richtig?", schaltete sich nun Haku ein. "Dann sollten wir wohl besser von hier verschwinden. Bevor er aufwacht."

"Gute Idee!" Ku richtete sich sogleich auf und packte ohne weiteres die beiden Freunde am Kragen. Behände sprang er mit ihnen in die Höhe und aus dem tiefen Loch ins Freie. Behutsam ließ er seine Fracht auf den Boden gleiten.

"So. Lasst uns abhauen.", schlug Ku vor und beschattete seine Augen mit der Hand. "Oh je oh je. Ich glaube da kommt jemand. Hmmmm...Ich kann nicht erkennen, wer das ist, aber verstecken wir uns besser."

Inuyasha und Haku hatten nichts dagegen. Irgendwie hatten sie heute schon genug Aufregung hinter sich. Schweigend sprangen sie an der Ruine hoch und versteckten sich vorsorglich hinter einigen Felsen.

"Wäre es nicht besser noch weiter weg zu gehen?", schlug Inuyasha vor, aber Ku schüttelte den Kopf.

"Dazu haben wir keine Zeit mehr. Ich glaube, dass hier bald die Hölle ausbrechen wird. Ach übrigens... Huku? Tut mir Leid wegen deiner Hand. Vorhin hab ich nicht aufgepasst und dich wohl versehentlich gekratzt, als Ha seine Hypnose an diesem Langen einsetzte." Haku, der sich immer noch die blutende Hand hielt, blickte verärgert auf.

"Ich heiße Haku."

"Na, wie auch immer Huhu. Es tut mir auf jeden Fall sehr leid."

"Mein Name ist Haku!", zischte er verärgert. Inuyasha warf ihm einen mahnenden Blick zu und legte einen Finger über seine Lippen. Stumm deutete er nach unten. Haku folgte der Geste und sprang dann mit einem Satz auf. Niemand anderes als Kori und Ansho standen da und blickten sich suchend nach etwas um.

"Ko...Mhmm!" Ku hielt hastig den Mund der kleinen Katze zu, aber es war die sanfte Stimme von Ha, die zu ihm sprach:

"Still Kleiner. Man darf uns nicht sehen. Schau, wir bekommen unerfreulichen Besuch."

Haku richtete seinen Blick etwas nach links. Tatsächlich- ein kleines Mädchen mit blauen Haaren näherte sich den beiden Katzenkriegern. Diese hatten das Mädchen ebenfalls entdeckt und spannten sich unwillkürlich an. Ihre Hände glitten kampfbereit zu den Schwertern. Eine große Beunruhigung machte sich in Haku breit. Diese Mädchen strahlte ein durch und durch bösartiges und kaltes Yuki aus. Kori und Ansho waren in Gefahr!

Aber andererseits hatte Ha auch recht: Er musste still sein und sich nicht bemerkbar machen. Vielleicht ergab sich ja bald eine Möglichkeit seinen Freunden zu helfen.

Auch Inuyasha blickte angespannt zu der Szene. Das waren also auch zwei Katzen, er erkannte sie am Geruch. Und wie es aussah waren sie gekommen, um Haku zu retten.

Sesshomaru hingegen... Der würde niemals so etwas für Inuyasha tun. Der Junge verspürte plötzlich so etwas wie Trauer und ein kleines bisschen Neid auf Haku. Aber vielleicht kam Sesshomaru doch noch. Nur um gegen diese beiden mächtigen Youkai zu kämpfen. Er mochte es ja nicht, wenn da jemand war, der womöglich stärker war als er. Inuyasha seufzte.

Wo bleibst du, Sesshomaru?, dachte er ungeduldig.
 

"Verdammt.", murmelte Kori. "Sieh mal Ansho. Ist das... gehört sie zu den Hagéshii- Geschwistern?"

Der ältere Krieger knurrte bedrohlich und senkte seine Hand zum Schwert.

"Ja, das ist das Mädchen. Aber wo ist der andere?"

"Wichtiger ist die Frage, wo Haku ist.", meinte der jüngere Katzenyoukai nervös. Er war dem Blutgeruch des Jungen nun bis hierher gefolgt, aber an dieser Stelle brach er plötzlich ab. Das heißt- er war immer noch da, aber er konnte ihn nicht richtig orten.

"Konzentriere dich jetzt besser auf unsere Gegnerin. Ich kann Haku wittern und er schient noch am Leben zu sein. Unsere Sorge gilt jetzt also unserem eigenen Leben."

Kori seufzte und nickte schwerfällig. Er hätte sich gern mit eigenen Augen davon überzeugt, dass es Haku auch wirklich gut ging, aber Ansho hatte Recht. Er musste nun zusehen, wie er sein eigenes Leben retten konnte. Seine Gegnerin machte nicht gerade einen harmlosen Eindruck. Entschlossen zog er sein Schwert aus der Scheide und funkelte das Mädchen angriffslustig an. Dieses lächelte kalt.

"Nanu? Zwei Katzen? Eigentlich hätte ich ja jemand anderes erwartet, aber mit euch kann man sich bestimmt auch amüsieren."

"Das gleiche gilt umgekehrt.", zischte Ansho und hob sein Schwert, sodass die scharfe Klinge im Sonnenlicht funkelte. Das Mädchen zuckte mit keiner Wimper.

"Schön. Dann beruht der Spaß also auf Gegenseitigkeit."
 


 

Inuyashas Frage ist berechtigt: Wo bleibt Sesshomaru? Aber Helden lassen sich ja immer ein bisschen Zeit. Hehe. ^.^

Viele Kapitel werden, glaube ich, nicht mehr folgen. Der Endkampf naht...

Das letzte Gefecht

Hier noch mal eine sehr GROßE ENTSCHULDIGUNG, dass ihr so furchtbar lange waten musstet. Doch jetzt wurde ich plötzlich von einem wahren Schreibfieber gepackt, das ich auch sogleich nutzte. Viel Spaß mit dem vorletzten Kapitel!
 


 

Die Sonne hatte schon den größten Teil ihres Weges zurückgelegt und warf einige letzte Strahlen auf die graue Schlossruine. Trotz ihrer Wärme kam es Inuyasha dennoch sehr kalt vor. Er fröstelte, als er seinen Blick auf den beginnenden Kampf richtete. Bis jetzt war noch nichts passiert. Die Gegner starrten sich nur schweigend an, schätzten auf diese Wiese die Stärke des jeweils anderen ab.

Das zierliche Mädchen strahlte dabei eine gelassene Ruhe aus, die Inuyasha irgendwie zappelig machte, während man den zwei großen Katzenyoukai deutlich ihre Beklemmung ansah. Sie hielten ihre Schwerter beinahe krampfhaft in der Hand. Außerdem bemerkte Inuyasha beim größeren Youkai eine schlimme Verletzung an der Hand. Ob er damit wohl kämpfen konnte?

Nervös kaute Inuyasha an seiner Unterlippe. Er wollte irgendwie helfen. Katze hin oder her- der Feind war jetzt ganz klar das Mädchen und nicht die beiden Nekoyoukai.

„Was können wir tun?“, fragte Inuyasha leise, als er die drückende Stille einfach nicht mehr ertrug. Ku warf ihm einen warnenden Blick zu und wedelte warnend mit den Händen in der Luft herum.

„Still!“, flüsterte er so leise, dass Inuyasha Mühe hatte ihn zu verstehen, auch wenn er sich in unmittelbarer Nähe seines Freundes aufhielt. „Wir bleiben vorerst einmal hier und warten ab.“

Diese Antwort stimmte Inuyasha nicht gerade sehr zufrieden, aber auf der einen Seite hatte Ku ja recht. Sie konnten jetzt sowieso nichts ausrichten. Dieses Mädchen war wohl eine Nummer zu groß für sie. Da würden sogar die zwei Katzenyoukai Probleme haben. Vorsichtig lugte Inuyasha zu Haku hinüber. Er schien äußerst unruhig zu sein, seine Finger spielten nervös mit einem Grashalm herum und seine Augen klebten permanent auf seinen Angehörigen. Anscheinend bedeuteten ihm die beiden da unten sehr viel.

Inuyashas Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf die Gegner, die sich nun endlich regten. Er konnte beobachten wie der größere Katzenyoukai einen mächtigen Schrei ausstieß und das Mädchen mit hoch erhobenem Schwert ansprang. Die scharfe Klinge seines Schwertes prallte jedoch wirkungslos am Körper der Gegnerin ab. Auch als der zweite Youkai angriff wurde dem Mädchen kein einziges Haar gekrümmt. Ihren Gegnern konnte man deutlich die Verwirrung ablesen. Unschlüssig wechselten sie einen Blick, bis der größere von ihnen kurz nickte. Gleich darauf attackierten sie wieder gemeinsam ihre Kontrahentin. Doch das Ergebnis blieb dasselbe: Das Mädchen zuckte mit keiner Wimper.

Es stand einfach ruhig da, hatte sogar die Augen geschlossen und erweckte beinahe den Eindruck, als ob sie schliefe. In der rechten Hand hielt sie jedoch etwas krampfhaft umschlossen.

Inuyasha kniff die Augen fest zusammen, um zu erkennen was es sein könnte. Er lehnte sich sogar etwas vor, um einen besseren Blick darauf werfen zu können, bis er von einem festen Griff gepackt und unsanft nach hinten gezogen wurde.

„Was machst du?“, zischte Ku erschrocken. Inuyasha beachtete ihn nicht. Er wandte seine Augen nicht vom Mädchen ab. Was sie so beharrlich in ihrem Handballen hielt, musste von großer Wichtigkeit sein. Warum sonst würde sie es so an sich pressen?

Eine weitere Frage schoss Inuyasha durch den Kopf und ihm wurde auf einem Mal ganz heiß. Was würde wohl passieren, wenn sie diesen „Schatz“ nicht mehr haben würde…?
 

Koris Laune und Mut sanken schlagartig auf den Nullpunkt. Dieses Mädchen… es sah so verletzlich aus und trotzdem konnten ihr die Schwerthiebe nichts anhaben. Seufzend blickte Kori zu seinem Kameraden.

„Ich glaube unsere Schwerter nutzen uns hier nichts.“, äußerte er sich schließlich etwas unsicher. Zu seinem Erstaunen nickte Ansho bedächtig.

„Du hast Recht.“

„Also? Was sollen wir tun?“

„Schau dir ihre Haltung an.“, entgegnete Ansho anstatt zu antworten. Kori runzelte die Stirn, tat aber wie geheißen. Angestrengt beobachtete er die Gegnerin und tatsächlich schien diese doch nicht so seelenruhig zu sein wie zuerst angenommen. Ihre Augen waren geschlossen, die Lider zuckten ab und zu und auf ihrer Stirn sammelten sich Schweißperlen. Was man auf den ersten Blick als Gelassenheit bezeichnet hätte, erkannte man bei näherem Hinschauen als konzentrierte Anstrengung.

„Ich… ich glaube sie meditiert.“

Wiederum nickte Ansho. „Ja. Und dadurch baut sie einen Bannkreis auf, der dicht an ihrem Körper liegt. Man sieht und spürt ihn fast nicht, aber er ist dennoch stark genug, um unsere Schwerter wirkungslos zu machen.“

„Na wunderbar. Und jetzt? Sollen wir einfach Däumchen drehen und abwarten?“

„Genau.“

Die Antwort überraschte Kori so sehr, dass ihm ungläubig der Unterkiefer nach unten klappte. Bevor er jedoch irgendeine entsprechende Frage stellen konnte, schnitt ihm Ansho mit einer knappen Handbewegung das, noch nicht einmal begonnene Wort, ab.

„Sie wird das nicht ewig durchhalten. Sie sieht jetzt schon ganz fertig aus. Bald werden ihre Ressourcen aufgebraucht sein und ihr hübscher Bannkreis bricht zusammen. Klar?“

„Ah… ja, na klar.“, kam es etwas säuerlich von Kori. Darauf hätte er auch selbst kommen können. Wenn das Mädchen wirklich bis zur Erschöpfung meditierte, dann erwies sich der Kampf ja leichter als gedacht. Kori hatte sich wieder einmal zu viele Sorgen gemacht. Jedoch… etwas irritierte ihn. Das Mädchen war hier die einzige Gegnerin, aber müssten da nicht zwei sein? Ein eiskalter Schauer lief ihm den Rücken herunter.

„Sag mal Ansho-san… Hatte dieses Mädchen nicht auch einen Bruder?“

Anshos Kopf ruckte bei dieser Frage schlagartig herum, seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Koris Triumph über seine erfolgreiche Beobachtungsgabe klang schnell wieder ab, als er beobachtete, wie Anshos Gesichtsausdruck immer finsterer und finsterer wurde.

„Verdammt.“, fluchte der große Krieger.

Sein Blick huschte eifrig über die Trümmer und inspizierte jedes mögliche Versteck. Wie konnte er das nur vergessen? Er verfluchte sich selbst in Gedanken für seine Unachtsamkeit.

„Wir mü--“ Sein begonnener Satz endete abrupt in einem erstickten Keuchen. Ächzend brach Ansho in die Knie, wobei er mit Schmerz verzerrtem Gesicht seinen Rücken abtastete, auf dem eine blutende Wunde klaffte.

„Ansho-san!“ Kori sprang erschrocken herbei und stellte sich schützend vor dem Krieger. Er musste unbehaglich schlucken, als er dem Verantwortlichen für Anshos Wunde gegenüberstand. Das musste unweigerlich der Bruder des Mädchens sein- Omarasu. Und er war ein halber Riese. Ein Riese mit roten pupillenlosen Augen und weiß blitzenden Zähnen, die man ganz deutlich erkennen konnte, da der Dämon hämisch grinsend zu Kori hinab sah.

„Na so was! Noch zwei Katzen. Ist hier heute eine kleine Familienversammlung oder was?“ Er rieb sich etwas den Hinterkopf der von einer kleinen Beule geziert wurde. „Das andere Kätzchen muss ich mir auch noch vornehmen. Zusammen mit diesem Schoßhündchen. Die beiden haben sich ja als erstaunlich resistent erwiesen… Aber erst zu euch zwei.“ Seine Stimme wurde fast sanft als er weiter sprach. „Ihr habt meine Schwester in Schwierigkeiten gebracht- das gefällt mir gar nicht. Und wisst ihr, was passiert, wenn mich etwas ärgerlich stimmt?“

Kori war derart gelähmt, dass er einfach stocksteif dastand und keinen Finger rühren konnte, geschweige denn antworten. Omarasu grinste breit. „Die Verantwortlichen werden von mir ganz langsam in ihre Einzelteile zerlegt. Als erstes sind die Arme dran. Oder doch lieber die Beine? Was meinst du?“ Noch während er redete packte er Kori blitzschnell mit einer Hand am Hals und hob ihn mühelos hoch. Das Schwert des Katzenkriegers fiel klirrend zu Boden, als er beide Hände dazu benutzte, um sich in den Handgelenken seines Gegners zu krallen. Er keuchte und schlug mit den Füßen um sich. Als Antwort verstärkte der Riesenyoukai nur seinen Griff, sodass Koris Lippen schon bald blau anliefen. Gelassen griff Omarasu nach Koris rechter Schulter und drückte fest zu. Ein unangenehmes Knirschen war zu hören. Koris erstickter Schrei verlor sich in einem rauen Japsen.

„Keine Angst. So schnell stirbst du nicht.“, versicherte ihm Omarasu. „Ich werde mir Zeit lassen…“
 

Ganz in der Nähe saß Haku hinter den Felstrümmern und blickte wie betäubt auf die schreckliche Szene. Diesen Riesenyoukai hatte er ganz vergessen und wenn er nicht schnell etwas unternahm, würde er Kori zu Tode foltern! Dieser Gedanke entsetzte ihn so sehr, dass er ohne zu denken wie eine gespannte Feder aufsprang und losschnellen wollte. Hastig schoss eine kräftige Hand vor, die ihn am Kragen packte, und davon abhielt in sein eigenes Verderben zu rennen.

„Nein! Bleib da, wir können eh nichts tun!“, flüsterte Ku eindringlich.

„Lass mich los!“ Verzweifelt strampelte Haku wild um sich, bis er es tatsächlich schaffte sich loszureißen. Kori wollte wieder nach ihm greifen, aber Haku brachte sich mit einem geschmeidigen Sprung außer Reichweite.

„Sei vernünftig Huka.“, versuchte Ku ihn zu beruhigen. „Wir können nichts ausrichten!“

„Ich heiße nicht Huka und außerdem muss ich Kori helfen! Es ist nur meine Schuld, dass er hier ist.“ Mit diesen Worten wirbelte er herum und stürmte direkt auf Kori und seinem Peiniger zu.

„Nein! Bist du noch bei Sinnen?! Komm sofort zurück!“ In seiner verzweifelten Lage hatte Kori ganz vergessen leise zu sprechen. Er war aufgesprungen und brüllte nun aus voller Kehle. „Inuyasha, wir müssen ihn sofort… INUYASHA?!“ , krächzte Ku erschrocken, als er sah, wie dieser nun ebenfalls aufsprang und Haku flink nacheilte.

„Was… was…“ Vollkommen verdattert brachte der aufgewühlte Ku keinen Satz mehr zustande. Er sank matt zu Boden, schlug verzweifelt die Hände vors Gesicht und nuschelte kaum hörbar etwas vor sich hin. Waren die zwei etwa lebensmüde oder was? Was dachten sie sich eigentlich dabei einfach so loszulaufen? Er konnte es einfach nicht fassen. Hinter seinem Rücken grinste Ha fröhlich übers ganze Gesicht. Ihm schien diese ganze Sache mehr zu erheitern, als zu beunruhigen. In seinen Augen blitzte es sogar schelmisch auf.

„Vielleicht sollte ich jetzt einen meiner Witze erzählen. Hehe… nur zur Auflockerung der Situation. Aaalso… Da ist ein Bär, ein Löwe und ein Huhn…“
 

Im Zickzack lief Haku auf Omarasu zu- direkt in seinen Tod, wenn nicht Inuyasha seinen Freund angesprungen und somit zu Fall gebracht hätte. Wütend drehte sich der kleine Katzenyoukai um und fauchte: „Was soll das…“

„Pssst!“ Inuyasha fuchtelte hastig mit einer Hand vor seinem Gesicht herum, brachte Haku somit zum Verstummen und zog gleichzeitig dessen Aufmerksamkeit auf sich. „Ich weiß, dass du ihm helfen willst.“, fuhr Inuyasha mit leiser Stimme fort und deutete dabei zu Kori. „Aber du kannst diesen Riesen sowieso nicht besiegen. Du würdest dich nur umbringen. Außerdem ist mir vorhin etwas aufgefallen.“ Seine Stimme senkte sich zu einem beschwörenden Geflüster. Haku beugte sich weiter vor, um besser hören zu können. „Das Mädchen hält etwas in der Hand, das ihr sehr wichtig sein muss. Wenn wir es ihr abnehmen können, dann passiert bestimmt etwas mit ihr.“

Interessiert reckte Haku den Kopf und spähte über die Felsen zum besagten Mädchen hin. Nach einer Weile erkannte er tatsächlich, dass etwas ihre rechte Hand umschloss. Schützend hielt sie diese vor ihrer Brust.

„Du hast recht.“, stimmte Haku seinem Freund zu. „Und wie sollen wir ihr dieses Ding nun abnehmen?“

„Keine Ahnung.“

„Was soll das heißen ‚keine Ahnung’? Das ist doch schließlich deine Idee!“

„Ja, aber ich hab noch nicht so weit gedacht einen Plan aufzustellen. Ich dachte du wüsstest einen.“

„Hmpf… Nein, woher denn auch.“

Inuyasha seufzte schwer. Jetzt war er doch so clever gewesen den Schwachpunkt dieses Mädchens auszumachen, aber ihm fehlte jegliche Idee, wie es jetzt weitergehen sollte. Während er noch darüber grübelte, stand Haku urplötzlich auf. Seine Hände hatte er zu Fäusten geballt und in seinem Gesicht stand ein entschlossener Ausdruck.

„Überleg du mal weiter, aber ich gehe jetzt Kori retten. Schließlich ist es nur meine Schuld, dass er hier ist!“ Mit einer gewissen Bitterkeit dachte er daran, wie er seinem Aufseher weggelaufen war, nur um diese Gruppe von Youkai auszuhorchen. Wäre er doch nur bei Kori geblieben, dann wäre das alles nie passiert! Die Schuldgefühle plagten Haku viel zu sehr, als dass er sie hätte ignorieren können.

„Halt Haku, warte…Sieh mal da“, Inuyasha zeigte auf jemanden hinter Omarasu. Etwas genervt folgte der Katzenyoukai der Geste. Sein Herz machte prompt einen großen Hüpfer, als er sah wen Inuyasha entdeckt hatte. Ansho hatte sich inzwischen so weit erholt, dass er imstande war es wieder mit dem Gegner aufzunehmen. Auf leisen Sohlen schlich er sich von hinten an ihn an, darauf bedacht so wenig Geräusche wie möglich zu machen.

Trotz seinem Geschick konnte er Omarasu jedoch nicht täuschen. Ansho kam nicht einmal mehr dazu einen Angriff zu starten, als sich der Riesenyoukai auch schon zu ihm umdrehte. Der Katzenkrieger erstarrte und fluchte in Gedanken.

„Oh nein…“, flüsterte Haku und biss sich auf die Unterlippe. Inuyasha schwieg gespannt.

Omarasus Augen glitzerten voller Hohn auf, während er den schlaffen Kori vor sich hinhielt.

„Du willst ihn? Na, dann hol ihn doch.“ Auffordernd streckte er Ansho seine Beute hin, aber der Krieger rührte keinen Finger. Omarasu verzerrte sein Gesicht zu einem kalten Grinsen. „Keine Lust mehr? Ich wusste gar nicht, dass ihr Katzen so schnell einen Freund im Stich lässt.“ Mit einer schnellen Armbewegung schleuderte er Kori achtlos zur Seite. Der Verletzte rollte über den Boden davon, bis er unsanft auf einige Felstrümmer aufprallte. Das war der Zeitpunkt, wo es Haku einfach nicht mehr aushielt. Es war, als ob sich seine Beine selbstständig machten und wie von alleine auf den regungslosen Kori zuliefen. Zitternd ließ er sich neben ihm nieder.

„Kori-san…“ Angstvoll streckte er eine Hand nach ihm aus und berührte den Verletzten flüchtig im Gesicht. Seine Befürchtung sah sich jedoch nicht als bestätigt. Kori lebte noch. Seine Brust hob und senkte sich schwach, aber immerhin atmete er. Sein Arm hing ihm lose zur Seite, schien aber nicht gebrochen, sondern nur ausgekugelt zu sein. Haku seufzte erleichtert auf.

„Haku!“ Eine scharfe Stimme riss ihn jäh aus seinen Gedanken. Er zuckte zusammen und drehte sich zu einem wütenden Ansho um. „Bist du wahnsinnig? Wieso bist du nicht in deinem Versteck geblieben? Da wärst du wenigstens in Sicherheit gewesen!“

„Aber…“

„Ach lass ihn doch.“, schaltete sich Omarasu ein, der sich immer mehr zu amüsieren schien. „Jetzt sind alle Katzen zusammen, wie praktisch. Da könnt ihr euch auch gleich gegenseitig Beistand leisten. Außerdem wusste ich schon von Anfang an, wo er sich mit dem Hündchen versteckt hielt. Ich wollte mir die Kleinen nur bis zum Schluss aufheben, als Sahnehäubchen. Aber da ist noch jemand bei ihnen gewesen…“ Suchend ließ der große Youkai seine Augen über die Felstrümmer gleiten und blieben an einem besonders hohen Steinhaufen kleben. Triumphierend verzog er seine Lippen zu einem sadistischen Grinsen.

„Der da hinten wird auch noch eine ordentliche Abreibung bekommen.“

Ku stieß einen leisen Fluch aus und duckte sich noch tiefer hinter seinem Felsen, obwohl sein Versteck schon längst aufgeflogen war. „Aber zuerst zu euch.“, beschloss Omarasu und wandte sich wieder den drei Katzen zu. Ansho hatte sich schützend vor Haku und Kori gestellt. Er schien zu allem entschlossen zu sein, um seine Freunde vor diesem Verrückten zu retten.
 

Inuyasha hatte mit einem bangen Gefühl stumm zugeschaut. Omarasu schien sich vorerst mit den Katzenyoukai beschäftigen zu wollen. Er selbst wurde im Moment also völlig übergangen. Das musste er nutzen. Geduckt schlich er zu dem Mädchen, konnte aber nicht ganz in ihre Nähe treten, da der Bannkreis ihn davon abhielt. Vorsichtig musterte er sie von oben bis unten. Sie stand völlig steif und still. Ihre rechte Hand zitterte ein bisschen. Obwohl die Situation sehr ernst war, lag hier doch eine angenehme Ruhe in der Luft. Omarasu befand sich ein ganzes Stück abseits, sodass es hier beinahe friedlich war. So friedlich, dass sich sogar Vögel näherten. Zwitschernd flog ein glückliches Pärchen knapp am Bannkreis vorbei. Sie schienen ihn nicht einmal zu spüren, denn nun flogen sie selbst in ihn hinein und umkreisten den Kopf des Mädchens wie zwei lästige Fliegen. Genau als solche betrachtete das Mädchen die Vögel auch, denn sie verlor langsam ihre Starre. Ihre Augenlider begannen zu flattern und ihr Körper schwankte sachte hin und her. Diese Unruhe ging auch auf den Bannkreis über. Inuyasha spürte wie dessen Energie immer heftiger flackerte und allmählich zurückging.

Na, so viel Glück muss man haben, dachte der Junge fröhlich und sprang geschwind durch den zusammenbrechenden Bannkreis. Mit einem geschickten Handgriff entriss er dem Mädchen den Gegenstand aus der Hand und sprang sofort einige Meter zurück, um einen sicheren Abstand zwischen sich und der Youkai zu wahren. Neugierig betrachtete er nun seine Beute. Es war eine etwas mitgenommen aussehende Flöte. Enttäuscht zog er einen Schmollmund. Nur eine doofe Flöte… Er hatte sich da etwas Aufregenderes erwartet. Unschlüssig drehte er den kleinen Gegenstand in der Hand herum und betrachtete ihn von allen Seiten. Wenn es wenigstens eine schöne Flöte wäre, aber die hier fiel schon fast in sich zusammen.

Ein pfeifendes Atemgeräusch riss den Jungen aus seinen Betrachtungen. Das Mädchen hatte ihren Bannkreis nun vollends fallen gelassen und starrte Inuyasha aus fiebrigen Augen an.

„Du Kleiner… du… du dreckiger Hanyou! Du wagst es?“ Das Wort Hanyou ließ den Jungen unwillkürlich zusammenzucken. Verunsichert trat er einen Schritt zurück, entschloss sich dann aber anders und blickte das Mädchen voller Zorn an.

„Nenn mich nicht so, klar? Ich hasse das! SANKONTESSOU!“ Seine scharfe Klaue durchschnitt die Luft und traf den rechten Arm des Mädchens. Überrascht taumelte sie zurück, blickte stutzig auf ihren zerrissenen Ärmel und auf den teilweise zerfetzten Arm.

„Hanyou… Das wirst du büß…“ Das Wort blieb ihr buchstäblich im Halse stecken. Entsetzt keuchte sie auf und krallte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die zitternden Finger in die Haare. Inuyasha blickte sie etwas perplex an und senkte dann verwirrt seinen Blick, um die kleine Flöte in seiner Hand zu mustern, die aus Versehen zerbrochen war, als er Sankontessou benutzt hatte.

„Was ist denn jetzt los?“, fragte sich der Junge leise und starrte auf das Mädchen, welches mittlerweile zu Boden gesackt war. Ihre Bewegungen ermatteten mit jeder Sekunde, die verstrich. Wieder warf Inuyasha der Flöte einen verständnislosen Blick zu, zuckte gleichgültig mit den Achseln und zerbröselte den kümmerlichen Rest des kleinen Instrumentes, um es dann auf den Boden zu streuen. Das Mädchen stieß einen schrillen Schrei aus, bevor sie ganz verstummte und schlaff am Boden liegen blieb.

„Nanu?“, murmelte Inuyasha und kräuselte ein bisschen die Nase. „Die riecht eindeutig tot.“ Er konnte es sich zwar nicht erklären, aber die gefürchtete Feindin war tatsächlich dahin.

„WAS? Was ist da los?“, erklang plötzlich eine donnernde Stimme. Erschrocken zuckte Inuyasha zusammen und wirbelte herum. Omarasu, angelockt vom Schrei seiner Schwester, hatte sich von den Katzen abgewandt und starrte aus unverhohlenem Zorn zu Inuyasha.

„DU!“ Wie eine unkontrollierbare Bestie schnellte er auf Inuyasha zu und riss den erstarrten Jungen am Hals hoch. „Was hast du getan, du Bastard?“

„Keine Ahnung.“, ächzte Inuyasha wahrheitsgemäß und zerkratze den Handrücken des großen Youkai, in der Hoffnung freizukommen. Dieser schien das jedoch gar nicht zu spüren und drückte noch etwas fester zu.

Ich werde diesem elenden Hanyou den Hals brechen…, dachte er wutentbrannt.

„An deiner Stelle würde ich das nicht tun.“, erklang eine eiskalte Stimme hinter ihm. Mit einem unwilligen Knurren drehte sich Omarasu um und blickte auf zwei goldene Augen hinab.

„Sesshomaru…“ Vor Schreck ließ er Inuyasha fallen, der unsanft auf seinen Hosenboden landete.

„Sesshomaru!“, rief er erfreut aus. Hastig richtete er sich auf und hüpfte auf seinen Bruder zu, der ihn keines Blickes würdigte. Das schien Inuyasha gar nicht zu stören. Hauptsache Sesshomaru würde das Problem „Omarasu“ lösen. Inuyasha hatte von dieser Aufregung mehr als genug. Er wollte weg von hier.

Ungerührt ging der Hundeyoukai an seinem kleinen Bruder vorbei und blieb vor seinem Gegner stehen. Dass dieser viel größer als er selbst war, schien ihm nicht zu kümmern. Omarasu knirschte mit den Zähnen.

„Hn. Na schön, dann treffe ich dich also endlich einmal. Ich wollte sowieso früher oder später gegen dich kämpfen Sesshomaru. Und dass du jetzt kommst ist dein Verhängnis, ich bin nämlich STINKSAUER!“ Seine Stimme wurde immer lauter, bis sie am Ende zu einem drohenden Schrei anschwoll.

Sesshomaru blieb kühl. Er warf dem toten Mädchen lediglich einen gelangweilten Blick zu, bevor er sich wieder an Omarasu wandte.

„Wegen der regst du dich auf?“, fragte er abfällig. Unwillkürlich musste er zugeben, dass Inuyasha ganze Arbeit geleistet hatte. Das Mädchen war effektiv ausgeschaltet worden. Dieser Hanyou konnte also doch etwas leisten.

Omarasu schnaubte bei den Worten Sesshomarus wütend auf.

„Deine feine Hundeschnauze werde ich dir schon noch stopfen.“, zischte er aus zusammengebissenen Zähnen hervor.

„Dann lass mal sehen.“
 


 

Gute Nachricht Leute! Diesmal müsst ihr nicht mehr so lange warten. Ich habe das nächste und letzte Kapitel schon fertig, sodass ich es nächste Woche gleich hochladen werde. ^^

*sich selbst auf Schulter klopft*

Das Versprechen

Das letzte Kapitel dieser Story ist nun auch endlich da. Viel Spaß beim Lesen!
 


 

Man sah dem Hundeyoukai deutlich seine Überlegenheit an. Er strahlte eine mächtige Autorität aus. Omarasu musste sich sehr zusammenreißen, um nicht die Flucht zu ergreifen. Das passte ihm gar nicht- er wollte nicht als schwach dastehen. Um seine eigene Unsicherheit zu überspielen, versuchte er Sesshomaru zu provozieren und aus der Reserve zu locken.

„Du wirst nicht viel besser sein, als dein Vater.“, sagte er mit spöttischer Stimme. „Der hatte seine liebe Mühe mit uns, das kann ich dir sagen. Und du wirst nach diesem Kampf nur mehr die Erde von unten betrachten! Glaub mir- ich lass mich nicht so leicht besiegen. Schließlich ist mein Leben nicht an einem Gegenstand gebunden, wie bei meiner Schwester!“

Sesshomaru verzog keine Miene. Inuyasha blickte gespannt von einem zum anderen und wagte nicht sich zu rühren. Omarasu knurrte kurz auf, bevor er mit einem großen Satz auf seinen Gegner zusprang.

Sesshomaru wich der Attacke mit Leichtigkeit aus. Er bewegte sich dabei nicht einmal vom Fleck, sondern bog seinen Körper nur etwas nach rechts, sodass Omarasu regelrecht an ihm vorbei flog. Davon ließ sich dieser jedoch nicht irritieren und schnellte erneut auf Sesshomaru zu. Er war schnell, gar keine Frage, aber Sesshomaru war ihm um einen Schritt voraus. Jedes Mal konnte er den wütenden Schlägen ausweichen. Es war, als ob er die Angriffe fast vorausahnen könnte.

Jeder Attacke immer nur auszustellen war jedoch nicht Sesshomarus Kampfstil. Auf Dauer wäre das viel zu langweilig. Als Omarasu erneut angriff sprang der Hundeyoukai blitzschnell in die Luft und ließ seine Klauen mit einem zischenden Geräusch herabsausen. Omarasu handelte sich dadurch eine große Wunde ein, die quer über seine Brust verlief.

Verdammt, dachte er zerknirscht. Der ist stärker als gedacht. Schnaubend ließ er sich auf einen flachen Felsen nieder.

„Du bist schon erschöpft?“, bemerkte Sesshomaru höhnisch. Omarasu biss wütend die Zähne zusammen.

„Ich habe noch viele Energiereserven! Pass nur auf, was du sagst. Wenn ich mit dir fertig bin, dann wirst du schon noch um Gnade winseln.“

„Dämonen, die viel reden sind schwach.“

„Ach, deshalb bist du immer so schweigsam, was? Na, wir werden schon noch sehen wer hier schwach ist!“

Obwohl er große Reden schwang fühlte sich Omarasu gar nicht wohl in diesem Kampf. Durch das ruhige Auftreten seines Widersachers, schaffte es dieser ihn völlig zu verunsichern. Er war anders als sein Vater. In seinen Augen konnte Omarasu keinerlei Gnade lesen, wie es beim Herrn der Hunde oft der Fall gewesen war. Überhaupt spiegelten seine goldenen Augen keinerlei Gefühle oder Gedanken wider. Das konnte den Gegner schon recht irritieren. Aufgeben wollte der Riesenyoukai jedoch nicht. Ein Blick auf seine tote Schwester genügte ihm, um neue Kraft durch seinen Körper fließen zu lassen. Er musste sie rächen. Mit einem gewaltigen Schrei stürzte er sich auf Sesshomaru. Seine Finger versteiften sich dabei und waren bereit alles zu zerreißen. Sesshomaru blickte dem Angreifer gelassen entgegen. Bedächtig hob er seine Hand und ließ eine gelbe Energiepeitsche hervorschnellen, die Omarasu vor der Brust traf, direkt in seine frische Wunde. Keuchend fiel er auf ein Knie.

Langsam trat Sesshomaru auf ihn zu und blickte ihn voller Verachtung an.

„Ist das etwa alles was du kannst?“ Omarasu hielt sich ächzend die brennende Brustverletzung und antwortete nichts. Sessomarus Augen blitzen kalt auf.

„Mit Schwächlichen will ich nichts zu tun haben.“ Er hob seine Hand, die anfing in einem giftigen Grün zu Schimmern und ließ gleichzeitig seine Finger knacken. „Stirb.“ Das war das letzte, was Omarasu in seinem Leben hörte. Sesshomaru wandte sich vom toten Körper fast angewidert ab. Am Ende waren diese beiden Geschwister doch nicht so stark gewesen, wie Sesshomaru vermutet hatte. Er war beinahe etwas enttäuscht.
 

Etwas weiter abseits standen Ansho und Haku wie erstarrt da.

„D- das ist Sesshomaru. Nur er kann so stark sein, außerdem riecht er nach Hund.“, sagte der Krieger wie in Trance. Mit Leichtigkeit hatte er Omarasu ausgeschaltet, als ob er den ganzen Tag nichts anderes tun würde, als kämpfen und töten. Jetzt, da der Riesendämon besiegt war, waren sie selbst auch in Gefahr! Wer weiß, wie groß der Blutdurst von einem Hundeyoukai war. Ansho widerstrebte es zwar einen Abgang zu machen, aber diese Situation ließ ihm nichts anderes übrig. Er gab sich einen Ruck, bückte sich und hob den verletzten Kori vorsichtig hoch. Sachte legte er ihn sich über die Schulter und griff mit der anderen Hand nach Haku.

„Was ist jetzt los? Was hast du vor?“, wollte der Junge wissen. Es passte ihm überhaupt nicht dauernd so hochgehoben zu werden.

„Wir müssen weg, bevor uns dieser Hund ins Visier nimmt. Du hast doch gesehen, wie er gerade gekämpft hat.“

„Aber…“ Traurig blickte Haku zum großen weißhaarigen Youkai. Neben ihm stand Inuyasha, der Hakus Blick anscheinend spürte und sich zu ihm umdrehte. Haku wollte ihm etwas zurufen, zum Beispiel, wieso er sich in unmittelbarer Nähe von einem so gefährlichen Hundeyoukai befand, als ihm einfiel, dass Inuyasha ja selbst ein halber Hundedämon war. Wahrscheinlich kannten sich die beiden. Enttäuscht ließ er die Schultern hängen. Da hatte er endlich einen guten Freund gefunden und durfte jetzt nicht mit ihm zusammen sein. Das war nicht fair!

„Hauen wir ab.“, murmelte Ansho und verschwand mit geschmeidigen Katzensprüngen in den nahen Wald. Haku wollte noch protestieren, aber er schluckte seinen Ärger hinunter. Es war besser, wenn Ansho nicht erfahren würde, dass er etwas mit einem Hund zu schaffen hatte. Schließlich waren die doch ihre ärgsten Feinde.

Inuyasha sah den Fliehenden verwirrt nach.

„H- hey! Haku jetzt warte doch! Wo willst du hin?“ Was war denn nun auf einmal los? Warum verschwand sein Freund so plötzlich? Ich habe doch hoffentlich nichts falsch gemacht, dachte der Junge bekümmert.

„Ts. Du hast dich ausgerechnet mit einer Katze angefreundet?“, vernahm Inuyasha die emotionslose Stimme seines Bruders. Das Wort „Katze“ betonte er dabei auf eine Art und Weise, als ob er von einem Stück Dreck sprechen würde.

„Huh?“ Unschuldig blickte der Junge zu ihm hoch, bevor er etwas beschämend die Augen senkte und unbehaglich mit den Füßen scharrte. „Na ja…“

„Hn. Was kann man von dir schon anderes erwarten.“

Inuyasha schluckte schwer und kämpfte mit den Tränen. Sesshomaru war jetzt wirklich wütend auf ihn. Was war denn nur so schlimm daran mit einer Katze befreundet zu sein? Er stellte diese Frage auch laut und erntete prompt einen kalten Blick von seinem Bruder.

„Das grenzt an Verrat. Sie sind unsere Feinde.“, war die knappe Antwort. Inuyasha ließ bekümmert die Ohren hängen. Er wollte kein Verräter sein… Eine kleine piepsige Stimme bewahrte ihn davor irgendetwas sagen zu müssen.

„Oh, Inuyasha-sama, bin ich froh! Ich habe mir solche Sorgen gemacht!“ Der winzige Floh hüpfte auf Inuyashas Nase auf und ab, wurde dann aber unsanft zwischen zwei Fingern gefangen.

„Du hast mich im Stich gelassen.“, meinte Inuyasha verdrießlich.

„Äh… nein, das war ganz anders!“, versuchte sich Myoga zu verteidigen. „Ich war auf der Suche nach Sesshomaru-sama und habe ihn hierher gebracht! Wenn ich das nicht getan hätte, dann wärst du jetzt wahrscheinlich tot.“ Die Wahrheit war, dass er die ganze Zeit hinter dem Hundeyoukai gehopst war, ohne ihn jemals einzuholen und Sesshomaru war aus freien Stücken hierher gekommen. Dementsprechend runzelte der Hundeyoukai nun die Stirn, beschloss es aber dabei zu belassen. Er wollte sich jetzt nicht mit derartig belanglosen Dingen herumärgern. Genau deshalb hatte er auch die fliehenden Katzen nicht verfolgt. Mit derart schwächlichem Gesindel wollte er sich nicht abgeben.

Ohne ein Wort zu sagen drehte er sich um und verließ den Kampfplatz. Inuyasha setzte Myoga auf seine Schulter und folgte seinem Bruder mit hängenden Schultern.
 

„Oh… Ansho-san, Haku und… um Himmels Willen KORI-SAN!“ Die drei Katzen waren endlich wieder zu Hause, bei ihrem großen Baum. Kaum hatten sie die obersten Äste erreicht, wurden sie auch schon vom Prinzen Hokorim entdeckt, der nun heftig gestikulierend zu ihnen eilte. „Was ist passiert?“, fragte er, während sein besorgter Blick Koris Verletzungen musterte.

Ansho setzte Kori auf den Boden ab, darauf achtend, den der schlaffen Körper nicht noch mehr zu verletzen. Haku ließ sich bekümmert neben Kori nieder und betrachtete ihn voller Sorge.

„Wir hatten ein kleines Problem mit einigen Youkai. Könntet Ihr bitte Eure Mutter holen, Hokorim-sama?“

„Nicht nötig, ich bin schon da.“ Überrascht wirbelten alle herum. Die Anführerin der Katzenyoukai kam mit grazilen Schritten zu ihnen und warf der kleinen Gruppe einen prüfenden Blick zu. Ihre Augen musterten dabei jeden einzelnen der Anwesenden eingehend und blieben schließlich auf Haku hängen.

„Haku-chan, wärst du so nett jemanden zu holen, der sich um Kori-sans Verletzungen kümmert?“

„J- ja!“ Hastig sprang der Kleine auf und beeilte sich der Aufforderung nachzugehen.

„Du musst mir alles berichten Ansho-san.“, wandte sich nun die stolze Youkai an den Krieger.

„Jawohl, Nefrata-sama.“

„Aber erst nachdem auch deine Wunden versorgt wurden.“

Verwirrt blinzelte Ansho mehrmals, bis ihm einfiel, dass er an der Hand und am Rücken ja eine Verletzung hatte.

„Das ist nicht weiter schlimm.“, behauptete er und versuchte gleichzeitig die hässliche Wunde an der Hand zu verstecken. Nefrata lächelte einsichtig. Diese Krieger wollten nie ihre Schmerzen zugeben. Wer weiß warum.

„Deine Hand wird trotzdem verbunden und die Wunde am Rücken muss ebenfalls behandelt werden.“, beschloss sie kategorisch. „Komm anschließend zu mir.“

„Ja, natürlich, Nefrata-sama.“
 

Es war später Nachmittag, als Kori endlich erwachte. Das erste, das er wahrnahm, waren rasende Kopfschmerzen und ein unangenehmes Stechen in seiner Schulter. Das erste, das er hörte, war ein erleichterter Aufschrei.

„Kori-san!“ Überglücklich beugte sich Haku über seinen Freund und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.

„Haku?“ Ächzend richtete sich Kori etwas auf. Jetzt erst realisierte er, dass man ihn in ein weiches Bett gelegt und seine Wunden verbunden hatte. Vorsichtig hob er seinen rechten Arm. Prompt durchzuckte ihn ein brennender Schmerz. Er biss die Zähne zusammen und ließ den Arm wieder sinken.

„Geht’s?“, erkundigte sich Haku besorgt. „Dein Arm war ausgekugelt und ist noch voller blauer Flecken. Aber Kyu-san meint, dass du ihn bald wieder benutzen kannst.“

Kyu-san… Kori erinnerte sich, dass er ein sehr guter Heiler war. Einer der besten im Katzenclan. Was er über den Gesundheitszustand von jemand sagte, stimmte immer.

„Wo ist eigentlich Ansho?“, erkundigte sich Kori, während er den Blick durch den Raum schweifen ließ.

„Der erzählt gerade Nefrata-sama was passiert ist.“

Eine kleine Pause trat ein, die von keinem der beiden Katzenyoukai unterbrochen werden wollte. Haku spielte nervös mit seinen Fingern herum, während Kori stumm aus einem kleinen Fenster blickte.

„Kori-san, es ist alles nur meine Schuld.“, murmelte Haku nach einer Weile.

„Hm?“, überrascht warf Kori dem Jungen einen fragenden Blick zu.

„Wenn ich dir nicht weggelaufen wäre, dann wäre das alles nicht passiert! Ich hätte auf dich hören sollen, ich hätte…“ Er verstummte, als er eine sanfte Hand auf seinem Kopf spürte. Überrascht blickte er auf.

„Mach dir mal keine Sorgen. Wir wären sowieso irgendwann auf Omarasu gestoßen. Er streifte ja gerade durch die Gegend. Du solltest dir also keine Vorwürfe machen.“ Liebevoll zauste er Hakus Haare. Der Junge gewann sein freches Grinsen prompt wieder zurück. Erleichtert setzte er sich auf die Bettkante. Er war froh dieses Thema endlich geklärt zu haben. Aber da war noch etwas, das ihm keine Ruhe ließ…

„Ich hab noch eine letzte Frage.“, verkündete er.

„Schieß los.“

Haku holte tief Luft. „Werden die Hunde immer unsere Feinde bleiben?“

Mit so etwas hatte Kori nicht gerechnet. Erstaunt zog er die Stirn in Falten.

„Nun… also, ja. Ich denke schon.“

„Können wir nicht mit ihnen auskommen?“

„Ich glaube nicht. Na ja, schließlich haben die Hunde deine Mutter und viele andere unseres Volkes auf dem Gewissen. Warum fragst du?“

Haku seufzte schwer, drehte sich um und starrte gedankenverloren aus dem kleinen Fenster. „Ach, nur so.“
 

Ansho saß mit einer dick bandagierten Hand auf einen Ast ganz hoch oben und genoss die Aussicht. Es war sehr anstrengend gewesen Nefrata-sama von diesem Erlebnis zu erzählen, schon weil er oft von ihr unterbrochen wurde. Sie wollte alles ganz genau wissen, jedes Detail, jede noch so winzige Kleinigkeit. Am Ende hatte sie sich schwer in ihren Sessel zurückgelehnt und nur mit dem Kopf geschüttelt.

„Sesshomaru hat also Omarasu erledigt und das Mädchen ist plötzlich tot umgefallen?“

„Ja.“ So genau hatte es Ansho selbst nicht mitbekommen, was da passiert war. Dieser kleine Hundehanyou hatte sich ein bisschen beim Mädchen herumgetrieben, bevor diese kurze Zeit später einen schrillen Todesschrei ausgestoßen hatte. Ansho hatte nicht so sehr darauf geachtet. Er war viel mehr damit beschäftigt gewesen Omarasu im Auge zu behalten, der sich wie eine dunkle Wand vor ihm aufgebaut hatte.

„Aber Sesshomaru hat nicht versucht euch irgendetwas zu tun?“, hatte sich Nefrata vergewissert.

„Nein, ich… äh… habe das Kampffeld rechtzeitig verlassen.“ Dass es eine Flucht gewesen war, wollte er lieber nicht sagen. Schließlich hatte auch er seinen Stolz. Nefrata hatte daraufhin nur leicht mit dem Kopf genickt.

„Das beendet unsere Fehde trotzdem nicht, auch wenn Sesshomaru euch laufen gelassen hat. Zu groß ist das Leid, das der Hundeclan uns zugefügt hat.“ Sie stieß einen tiefen Seufzer aus und hob den Blick. „Danke, dass du dir Zeit genommen hast mir alles zu erzählen Anhso-san.“, sagte sie zum Krieger. „Du kannst nun gehen.“

Ansho verbeugte sich kurz und verließ den Raum. Nefrata hatte zwar erleichtert ausgesehen, da die beiden Krieger und Haku noch am Leben waren, aber der Zwist zwischen dem Hunde- und dem Katzenclan machte ihr sichtlich zu schaffen. Es würde nicht mehr lange dauern und zwischen den beiden Völkern würde wieder ein Krieg entbrennen.

Bis es soweit war, würden jedoch noch Jahre vergehen. Das Katzenvolk musste sich zuerst aufrüsten und genügend Krieger für den Kampf ausbilden.

Schwerfällig stand Ansho auf und sprang einige Äste hinunter. Diese Zeit des Friedens wollte er in vollen Zügen genießen.

Mal sehen wie es Kori und Haku geht, überlegte er, während er sich auf den Weg zu ihnen machte. Ein Gutes hatte dieses ganze Erlebnis doch für ihn gehabt: Er hatte zwei gute Freunde gewonnen, die nicht vor seinem vernarbten Äußeren zurückschreckten. Ein flüchtiges Lächeln stahl sich über Anshos Gesicht. Kori und Haku- die ersten, die ihn so akzeptierten, wie er war.
 

„Huch? Hallo?“ Vorsichtig lugte Ku aus seinem Versteck hervor. Niemand mehr da. Verblüfft stand er auf und eilte den Hang hinunter. Erschrocken schrie er auf, als er die toten Körper der Hagéshii Geschwister entdeckte. Wie die so dalagen… irgendwie unheimlich. Hastig eilte Ku in den Wald, ohne noch einmal zurückzublicken. Hauptsache weg von diesem unheimlichen Ort.

„Die haben uns alle allein gelassen Ha.“ Ein bisschen enttäuscht war Ku schon. Schließlich hatte er sich extra hierher bemüht, um Inuyasha und Haku zu helfen und die vergaßen ihn dann einfach!

„Hm, na ja. Suchen wir uns andere Freunde.“, versuchte Ha seinen niedergeschlagenen Kumpel aufzumuntern. „Meinem Humor kann schließlich niemand widerstehen!“

„Was wir brauchen ist nicht nur dein Humor.“

„Oh doch, mit Humor erreicht man schlichtweg alles!“

„Quatsch. Hast du schon mal in den Spiegel geschaut? Unser Körper sieht aus wie ein Skelett! Jeder erschrickt vor uns und alle laufen sie gleich weg, weil wir wie eine wandelnde Leiche aussehen. Wir müssen deshalb etwas zunehmen.“ Er klatschte mit seinen Handflächen auf den platten Bauch.

„Au ja!“ Ha war sofort von dieser Sache begeistert. „Wie wär’s mit einem leckeren Hanyou? Natürlich nicht dieses niedliche Hündchen, wie hieß er doch gleich?“

„Du weißt, dass ich gegen Hanyous allergisch bin! Außerdem habe ich mir überlegt, dass wir zur vegetarischen Kost überwechseln könnten. Ist viel einfacher zu essen. Da bekleckst man sich nicht mit Blut und das Essen ist auch nicht so haarig…“

„Vegetarische Kost? Hm… Na ja.“

„Das wirst du mögen. Man kann praktisch alles essen, außer Kaktusse. Weißt du, ich hab einmal…“ Während der Youkai gegen den Sonnenuntergang schwankte erzählte Ku noch lange über seine bescheidenen Erfahrungen mit dieser Ernährungsweise. Ha zeigte sich nicht sonderlich begeistert und schon gar nicht interessiert, sodass er schon bald einnickte, während Ku voller Eifer in seiner Erzählung weiterfuhr- bis tief in die Nacht hinein.
 

„Ah, Sesshomaru-sama!“ Erfreut hüpfte Jaken zu seinem Meister. Er hatte hier auf diesen Hügel warten müssen, während Sesshomaru sich um „etwas Wichtiges“ kümmern musste, wie er es bezeichnet hatte. Dabei wollte er keinen nervigen Krötenyoukai um sich haben. Auch der zweiköpfige Drache erhob sich bei der Ankunft des Hundeyoukai und tappte schwerfällig hinter Jaken her.

Da stockte der Krötendämon plötzlich und starrte skeptisch auf die kleine Gestalt, die hinter Sesshomaru hervorlugte und Jaken etwas unsicher beäugte. Das Seltsame war, dass dieser Kleine die gleichen Haare und Augen wie Sesshomaru hatte. War Sesshomaru vielleicht Vater? Jaken konnte sich das kaum vorstellen. So ein kalter Eisklotz würde doch keine weibliche Youkai in seine Nähe lassen… Entsetzt verfluchte sich Jaken in Gedanken. Wie konnte er seinen Meister nur als Eisklotz bezeichnen? Hätte er das laut gesagt, wäre er jetzt bestimmt um einen Kopf kürzer.

„Ähm… wer ist das Sesshomaru-sama?“, wagte er schließlich zu fragen, während Sesshomaru auf den Drachen zuging und nach den Zügeln griff.

„Nur ein Hanyou.“

Inuyasha schluckte schwer bei dieser Antwort und blickte betreten auf seine Füße. Sesshomaru mochte ihn wohl nicht so sehr und Inuyasha bezweifelte, ob sich das noch ändern würde. War er vielleicht immer noch wütend, weil er mit einer Katze Freundschaft geschlossen hatte? Myoga räusperte sich geräuschvoll und brach somit das peinliche Schweigen.

„Das ist Inuyasha-sama, der kleine Bruder von Sesshomaru-sama, also erweise ihm gefälligst den nötigen Respekt!“, klärte er den grünlichen Dämon auf.

Jaken kugelten fast die Augen aus den Höhlen. „Kleiner Bruder? Respekt?? Ich bin mindestens einige Jahrhunderte älter als der da. Außerdem ist er ein Hanyou. Er sollte mir den nötigen Respekt erweisen!“

„Jaken.“

„Äh… ja?“ Fragend blickte er zu seinem Meister hoch und erhielt prompt einen heftigen Schlag auf den Kopf, der ihm eine große Beule einhandelte.

„Sei still.“

Jaken schluckte seinen wilden Protest hinunter und rieb sich den schmerzenden Kopf. Sesshomaru dirigierte den Drachen den Hügel hinunter. „Wir gehen. Inuyasha du bleibst hier. Myoga, du weißt, was deine Aufgabe ist.“

„Öh… wie, was? Halt wartet Sesshomaru-sama!“ Aufgeregt hüpfte der Floh dem Youkai hinterher und landete auf einem der Köpfe des Drachen. „Ihr könnt Euren Bruder doch nicht wieder allein lassen! Denkt doch daran, was vorhin fast passiert wäre! Es hat nicht mehr viel gefehlt und dieser Riese hätte ihm fast den Hals umgedreht!“

„Inuyasha muss lernen allein klarzukommen.“ Er kann ja immerhin schon zwei wirkungsvolle Attacken, fügte er in Gedanken hinzu. Das würde er jedoch nicht laut sagen. „Verschwinde jetzt.“ Er machte einen Wink mit der Hand, woraufhin der Drache kräftig mit dem Kopf schüttelte und den Floh dadurch abwarf.

Myoga war nahe daran in Tränen auszubrechen. Niedergeschlagen ließ er sich auf einen Grashalm nieder und murmelte unverständliches Zeug vor sich hin. Er würde es doch nie schaffen Inuyasha so auszubilden wie Sesshomaru es von ihm erwartete! Außerdem zog der Junge die Dämonen doch regelrecht an! In seiner Nähe würde er keine zwei Tage überleben.

Während Myoga seinen düsteren Gedanken nachhing, näherte sich Inuyasha vorsichtig seinem Bruder, der gerade auf den Rücken des Drachen stieg.

Er wollte nicht, dass Sesshomaru böse auf ihn war. Er wollte von ihm akzeptiert werden.

„Sess- Sesshomaru?“

Der Angesprochene drehte sich nicht um, aber Inuyasha spürte, dass er ihm zuhörte.

„Ich habe nicht Freundschaft mit einem Katzenyoukai geschlossen.“, log er.

Stille.

„Ich äh… wurde bloß mit ihm zusammen gefangen, das ist alles. Nicht, dass ich ihn mochte oder so…“

Immer noch schwieg Sesshomaru.

„Ich weiß, dass die Katzen unsere Feinde sind. Ich bin kein Verräter!“

Inuyasha wurde langsam ungeduldig. Wieso antwortete ihm Sesshomaru nicht? Was musste er denn noch alles sagen? Er nahm einen tiefen Atemzug und trat noch einen Schritt näher.

„Wenn es zum Kampf mit ihnen kommt, dann komme ich und helfe dir.“

Zu guter Letzt zeigte der Youkai nun doch eine erste Regung. Allerdings drehte er sich nicht zu seinem Bruder um, wie dieser gehofft hatte, sondern befahl dem Drachen nur aufzusteigen. Jaken griff noch schnell nach dem schuppigen Schwanz, um sich daran hochzuziehen, wobei er Inuyasha einen bösen Blick zuwarf. Dieser wollte sich jedoch nicht so leicht abschütteln lassen und rannte auf den Drachen zu.

„Sesshomaru ich verspreche, dass ich kommen werde! Hörst du?“

Endlich blickte der Hundeyoukai zu seinem Bruder hinab. In seinen Augen konnte Inuyasha nicht ablesen, was er dachte- seine Gesichtszüge waren so glatt wie immer. Gespannt blickte Inuyasha mit seinen goldenen Augen zu ihm hoch.

„Mach was du willst.“, war die trockene Antwort von Sesshomaru. Inuyasha konnte nichts mehr darauf erwidern, da der Drache mittlerweile hoch über dem Boden flog und sich rasch entfernte.

„Ich verspreche, dass ich komme!“, rief ihm Inuyasha aus voller Kehle nach und rannte gleichzeitig ein Stück hinter dem Drachen her.

Wenn du meinst Inuyasha…, dachte Sesshomaru bei sich. Vielleicht würde er sogar eine Hilfe sein, wer weiß. Immerhin floss auch durch seine Adern das Blut vom großen Inu Taisho. Sesshomaru befahl dem Drachen noch höher zu steigen und seine Geschwindigkeit zu beschleunigen. Jaken blickte hinunter auf den kleinen roten Punkt, den Inuyasha darstellte und ließ nur ein abfälliges „Pffft“ hören. Ein Hanyou würde in einer so großen Schlacht gegen die Katzenyoukai doch niemals bestehen. Wenn er überhaupt kommen würde… Jaken bezweifelte das.

Während der Drache immer mehr mit dem roten Abendhimmel verschmolz, ließ sich Inuyasha erschöpft auf den Boden sinken.

Ich werde kommen und mit Sesshomaru gegen die Katzen kämpfen, wiederholte der Junge in Gedanken seine gegebene Versprechung, die ihm im Grunde sehr missfiel. Schließlich wollte er nicht gegen einen guten Freund kämpfen. Hoffentlich wird Haku nicht da sein…

Seufzend ging Inuyasha zu einer kleinen Baumgruppe und ließ sich nach hinten ins weiche Gras fallen. Ein warmer Windhauch spielte mit seinen Haaren und lullte ihn allmählich in den Schlaf. Von irgendwoher vernahm er die nörgelnde Stimme Myogas. Ein flüchtiges Lächeln huschte über Inuyashas Lippen. Dieser Floh würde bestimmt noch sehr lästig werden. Aber vielleicht ließ er sich auch irgendwie abwimmeln. Müde rollte sich Inuyasha zu einer kleinen Kugel zusammen und glitt allmählich in einen traumlosen Schlaf über.
 

~Ende~
 


 

Meine zweite FF ist endlich beendet. Ich kann es kaum glauben! *freu*

Einen großen Dank gebührt natürlich meinen Kommischreibern. *euch alle fest umarmen tu*
 

Diese FF wird außerdem fortgesetzt werden. Ich habe da schon eine Geschichte im Kopf (Kikyo wird da auch vorkommen).
 

Ich habe auch eine andere FF im Kopf, in der erstmals auch Kagome und die anderen vorkommen. ABER: Ich habe weder mit der einen noch mit der anderen FF begonnen. Wer weiß, wann ich die erste FF posten werde… Mehr in meinem Weblog.



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Von:  WolfsDream
2007-06-06T23:26:17+00:00 07.06.2007 01:26
Ich fürchte mir gehen so langsam die Ideen aus, wie ich noch einmal kreativ zum Ausdruck bringen kann, wie toll ich eine FF finde!
Sind aber auch viele gute Autoren hier!
Mit dieser FF gehörst du, jedenfalls für mich, zu den oberen Rängen eindeutig dazu!
Sesshoumaru - perfekt beschreiben, in seiner ganzen eiskalten Art!
Und dann erst der süße kleine Inuyasha!
Auch auf die Gefahr hin, dass du das schon öfter gehört hast: Will auch so nen niedlichen, kleinen Hanyou haben!! *bettel*

Aber wieder zu den beiden Brüdern!
Das erklärt einiges über das Verhältnis der Beiden! Sehr geschickt gemacht, ohne dabei die orginal Story aus den Augen zu lassen!
Meinen Respekt! *verneig*
Werde mir eventuelle, spätere Werke auch durchlesen!
Hoffe doch das du noch ein paar gute Ideen auf Lager hast!
Bis denn Kiba-no-Fina
Von:  Lizard
2006-09-12T07:12:57+00:00 12.09.2006 09:12
Das Ende wirkte zum Teil etwas sehr offen, aber da du ja offensichtlich eine Fortsetzung dazu schreiben willst (*darüber mächtig freu*), war das sicherlich genau so beabsichtigt.

Der Kampf gegen Omerasu war wie erwartet sehr schnell erledigt. Einerseits passte das perfekt zu Sesshoumaru, andererseits hat es mich irgendwie ein bisschen enttäuscht, dass alles so schnell vorbei war. Daraus spricht aber sicherlich auch die Enttäuschung, dass diese herrliche FF jetzt am Ende ist.

Am besten fand ich Haku und Inuyasha. Es ist extrem traurig, dass die beiden eigentlich gern Freunde wären, aber durch die Umstände dazu gezwungen werden Feinde zu sein. Interessant war es zu erfahren, dass Hakus Mutter von Hunden getötet wurde, hattest du das vorher schon mal erwähnt (kann mich nicht erinnern)? Das macht die Sache natürlich noch tragischer. Ebenso tragisch ist Inuyashas Versprechen an Sesshoumaru, durch das du einen geschickten Bogen zum Anime schlägst. Dieses Versprechen war ein großer Fehler, ich kann Inuyasha aber sehr gut verstehen, als er es gibt. Er sehnt sich nun mal nach Anerkennung von seinem Bruder, und er tut mir so leid. (*Hanyou tröstend drück*)

Lustig war die Szene mit Ku und Ha, besonders, als sich Ku entscheidet Vegetarier zu werden und die Begründung dazu: >Ist viel einfacher zu essen. Da bekleckst man sich nicht mit Blut und das Essen ist auch nicht so haarig...< *lach*
Eine wirklich fantastische Figur und ich bin froh, dass Ku nicht mehr allein ist, also Ha wiedergefunden hat. Wenigstens er hat eine Chance glücklich zu werden.

Insgesamt ein sehr stimmungsvolles Kapitel und daher sehr schön und ein recht gutes Ende.

Wenn du die Fortsetzung oder etwas anderes hochlädst, gib mir doch bitte Bescheid, das würde mich sehr freuen. Ich lese sehr gern wieder etwas von dir.
Und entschuldige bitte, dass ich so lange für meine letzten Kommentare gebraucht habe. Es war eigentlich nicht meine Absicht dich so lange warten zu lassen.

Ganz liebe Grüße!
*fest knuddel*
Ich hoffe, ich finde wieder mehr Zeit für dich, wenn ich nach September wieder etwas mehr Zeit und vor allem wieder regelmäßig Internet habe!

bye
Von:  Lizard
2006-09-12T06:43:57+00:00 12.09.2006 08:43
Logisch, dass Haku und damit auch Inuyasha die beiden unglücklichen Katzenkrieger nicht im Stich lassen. Es wirkte zwar ein bisschen seltsam, dass keiner von den vier rechtzeitig an Omerasu gedacht hat, aber das war wohl die Aufregung.
Ku tat mir fast ein bisschen leid, der hat ja fast einen Herzinfakt gekriegt. Tja, es ist offensichtlich etwas schwierig eine kleine Katze und einen Hundewelpen zu bändigen.

Es hat mich überrascht, dass Inuyasha das Mädchen erledigt. Aber es war gut. Vor allem, da das eher so aus Versehen passiert.
Nun ist noch der Bruder übrig. Doch Omerasu hat jetzt, denk ich, allerdings kaum noch Chancen. Das dürften ein bisschen zu viel Gegner sein. Auch, dass er jetzt sehr sauer ist, dürfte ihm nix mehr nutzen, auch Sesshoumaru ist sauer oder zumindest genervt und das war noch nie sehr gesund.
Armer Kori, er kommt doch hoffentlich wieder auf die Beine?!
Von:  Lizard
2006-09-12T06:27:30+00:00 12.09.2006 08:27
Ui, suuuuuppppiiii Kapitel!!!
Einfach zu schön, wie Hündchen und Kätzchen sich zusammentun, auch wenn die Zusammenarbeit noch auf bisschen wackeligen Füßen steht. Die Vorstellung wie Haku und Inuyasha auf den großen Riesen losgehen und sich in ihn verkrallen, ist einfach schön. Und es passt zu ihnen. Beide bringst du klasse rüber, auch ihre kurze Verwirrung, als Haku erfährt, welcher Rasse sein 'Freund' angehört. nd nett, wie die beiden sich nicht gegenseitig im Stich lassen wollen, sondern sich gegenseitig helfen wollen.

Besonders spitze wird es, als auch noch Ku und Ha auftauchen. Diese doppelgesichtige Figur ist so was von obergenial! So grotesk, so lustig, einfach wunderbar. Mit diesen Drei hast du ein fantastisches Trio geschaffen. Ich würde unheimlich gern nochmals eine Geschichte lesen, in der Inuyasha, Haku und Ku+Ha etwas zusammen erleben. Kannst du nicht noch ein Bonuskapitel zu denen einschieben oder die Drei nochmals in einer anderen Story auftauchen lassen?

Kori und Ansho sind nun auch da, aber, ob sie gegen das Mädchen mit der Flöte eine Chance haben? Na ja, vielleicht, immerhin ist sie ja verletzt. Doch ihr Bruder wird wahrscheinlich nicht lange bewusstlos bleiben. Und dann wird's brenzlig, sofern sich Sesshoumaru nicht bequemt mal aufzutauchen. Ich kann Inuyasha verstehen, dass er neidisch auf Haku ist und auch gerettet werden möchte.
Von:  Lizard
2006-09-12T06:05:48+00:00 12.09.2006 08:05
Auweia, war ja klar. Wenn etwas Schlimmes kommt, dann im das Schlimmste. Inuyasha war eindeutig zu voreilig. Ausnahmsweise hatte Myoga vielleicht mal ein bisschen recht. Etwas mehr Vorsicht wäre wohl gut gewesen... Aber schön beschrieben. Klein Inu kommt bei dir immer absolut spitze rüber. Ich mag ihn unheimlich gern.
Und jetzt hockt der Kleine ganz schön im Schlamassel und das nicht allein... Hund und Katze, ob das gut geht?

Witzig fand ich den Satz:
"Tss... Hunde! Mit diesen Viechern hat man nur Ärger am Hals!"
(wie recht er hat^^)

Sesshoumaru reagiert wie erwartet, er ignoriert einfach alles und jeden, was ihn grad nicht interessiert. Die Szene, als er Myoga davonfliegt, erinnerte mich an die Szene nach dem Kampf gegen Naraku im Jenseits am Grab ihres Vaters, da brüllt ihm der Flohgeist doch auch so hoffnungslos hinterher, er solle doch bitte warten.
Auch Jaken hast du passend eingebaut. Der Arme, der wird es als Diener weiterhin wohl nicht sehr einfach haben.

Schön gestaltetes Kapitel, jetzt bin ich neugierig, was Inuyasha und Haku anstellen wollen, um aus ihrer misslichen Lage herauszukommen. Und ob die Rettung rechtzeitig eintrifft. Hoffentlich haben auch Kori und Ansho eine Chance.
Von:  Lizard
2006-09-12T05:48:17+00:00 12.09.2006 07:48
Mal ein kapitel, in dem nur ganz andere Charaktere eine Rolle spielen. Ht mir aber gefallen. Wenn man zwanghaft versucht in jedes Kapitel die Hauptcharaktere zu quetschen, kann das sehr schnell sehr schief gehen. Ab und zu darf und sollte man ruhig den Mut haben sich ganz auf seine eigenen Figuren zu konzentrieren. Und dir ist das gut gelungen, Kori und Ansho kamen gut rüber. Ich habe mich schnell in die beiden Charaktere hineinversetzen können, ihre Beweggründe und Gedanken nachvollziehen können und so mit ihnen mitfiebern können, als es gefährlich wurde.
Der Gedanke, dass reines Wasser vergiftetes Wasser reinigt, gefiel mir. Das hat Paralellen zu einigen anderen Geschichten, die ich kenne. Ein recht bekannter Autor, der dieses Motiv auch einmal verbacken hat, ist beispielsweise Ottfried Preußler (in dem Theaterstück 'Der goldene Brunnen'). Es gibt aber auch eine alte Sage, woraus ich das kenne. Wie gesagt, dieses Motiv gefällt mir, deshalb ist es schön, dass ähnliches bei dir vorkam.
Ansosnsten gefiel mir noch gut, dass du auch etwas aus der Vergangenheit erzählt hast. Es macht verständlicher, warum Katzen und Hunde sich nicht so recht verstehen.
Von:  -Kirei-
2006-07-14T10:10:52+00:00 14.07.2006 12:10
*gg*
mir hat das kapi gut gefallen ^^
ich hätt aba auch gern hakus reaktion gesehen wenn er erfahren hätte, dass inu sess´s bruda is xDDD
naya so isse auch supa ^^

lol
und was mit inus versprechen is wissen wir ya was kommt ^^
ech supa so kann man sich n bild machen warum sess so wütend auf inu is, weil der ya das versprechen gebrochen hat xDD

hdsmdl
shiba
Von:  Hrafna
2006-07-11T17:32:09+00:00 11.07.2006 19:32
Hey du!
Insagesamt ein schönes Ende, auch wenn der der letzte Satz für meinen Geschmack etwas zu unrund wäre. Solange du damit zufrieden bist, ist es in Ordnung.
Dafür hast du Sess am Schluss richtig klasse getroffen!

Toll finde ich auch, wie du den Grundstein für die Verachtung - und höchstwahrscheinlich auch Enttäuschung - Sesshoumarus gelegt hast. Inu Yasha hat ja sehr stark betont, er käme auf jeden Fall, das hätte er wohl besser gelassen...

Was soll ich noch viel sagen?
Eine gelungene FF über Inu Yashas Kindheit - besonders gefallen hat mir Ku, auch wenn ich Bu lieber mochte als Ha. Sein Humor war irgendwie zumeist etwas deplatziert...

Nya, ich bin total neugierig, was man als nächstes von dir zu lesen bekommen wird.

Bis dann,
bless,
Hrafna
Von:  kiji-chan
2006-07-11T06:46:53+00:00 11.07.2006 08:46
>... als ob er den ganzen Tag nichts anderes tun würde, als kämpfen und töten.
Hm, vieleicht tut er das auch nicht...

> War Sesshomaru vielleicht Vater? Jaken konnte sich das kaum vorstellen. So ein kalter Eisklotz würde doch keine weibliche Youkai in seine Nähe lassen…
DAS war wirklich der Hammer!! *lol* weiter so!!

Das Ende war wirklich klasse. Inus Versprechen... *schnief* es war nja... schön, rührend und traurig zu gleich (wenn man weiß, dass er es nicht einhalten kann)

Und dass Ku Vegetarier werden will... *lach* no coment ^___^

Weiter so!

Ncha!
Kiji
p.s. könntest du mir ne ENS schreiben, wenn du die nächste FF beginst? Büdde....
Von:  Animegirl87
2006-07-10T23:13:51+00:00 11.07.2006 01:13
Oh Mann, der arme Inuyasha, ich muss Hotepneith recht geben, das versprechen konnte er durch eine bestimmte Miko und einem schlimmen Vorfall, ja leider nich halten!!!^^ Obwohl der Kampf ja gegen die Pantheryoukai war, naja egal...^^

Ich war wie immer begeistert, ich liebe deine FFs!!!^^
Und ich freue mich auf deine nächsten Projekte, mal sehen, was genau darin geschieht udn die mit kagome interessiert mich wohl am meisten!!^^

Sag doch bitte bescheid, wenn du eine neue FF hoch lädst!!!^^

*knuddel*
dein Animegirl87^^


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