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Folgenschwere Kindheit

Inuyashas Zeit nach dem Tod seiner Mutter
von

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Tückisches Wasser

So Leute. Als erstes möchte ich mich mal an all meine trauten Kommischreiber bedanken. Ihr lässt mein Autorenherz höher schlagen!
 

Ein strahlender Tag brach an. Die hellen Sonnenstrahlen brachen sich im silbernen Wasser eines kleinen Teiches, dessen Oberfläche sich sanft im leichten Wind kräuselte.

Charakteristisch für diese Gegend war das hüfthohe Gras, welches beinahe wie ein grünes wogendes Meer wirkte. Hier und da wurde die flache Ebene durch einen Baum geziert, der seine üppige Krone frech aus dem Gras streckte. Das einzige Geräusch war das beruhigende Rauschen der Blätter in der lauen Brise.

Diese sinnliche Ruhe würde man normalerweise aus vollen Zügen genießen. Man würde sich vielleicht irgendwo hinsetzen, die Nase in die Luft heben und die würzigen Gerüche der Natur aufnehmen. Die Augen zu schließen und sich dem Gefühl des Friedens vollkommen hinzugeben wäre vielleicht auch sehr angebracht.

Liebend gern hätte Kori all das getan. Sich einfach irgendwo niederlassen und seine ganzen Sorgen vergessen. Fast sah er sich sogar in der Versuchung das zu tun und warum auch nicht?

Schließlich hatte sein junger Herr, Hokorim-sama, ja mehrmals beteuert, dass er die Verantwortung übernehme falls etwas passieren sollte. Jetzt war tatsächlich etwas passiert, aber anstatt, dass Kori zu seinem Herrn ging, verfolgte er lieber Hakus Entführer. Er wagte es einfach nicht zu Hokorim-sama zu gehen und Haku alleine zu lassen.

Er wollte gar nicht wissen, was sein Entführer mit ihm vorhatte. Er fröstelte bei diesem Gedanken und schüttelte sich, wie um ihn loszuwerden.

Er war zwar entschlossen Haku zu retten, aber etwas mulmig war ihm doch zumute. Immerhin hatte dieser Youkai, Omarasu, ziemlich stark ausgesehen. Ein Leichtes würde es bestimmt nicht werden Haku aus seinen Fängen zu befreien. Da konnte man Hilfe ganz gut gebrauchen...

"He Kori-san! Was machst du denn hier?", erklang plötzlich eine tiefe Stimme wie aus dem Nichts. Irritiert hielt der Katzenyoukai an und schaute sich wachsam um. Sein suchender Blick glitt über eine kleine Baumgruppe und blieb an einem großen Krieger hängen, der auf ihn zukam. Als Kori ihn als den Katzenkrieger Ansho erkannte, wusste er nicht so recht, ob er sich nun freuen oder ärgern sollte. Er hatte ganz vergessen, dass dieser hier die Nordgrenze bewachte.

"Ansho-san.", begrüßte er ihn etwas steif. Er zwang sich zu einem Lächeln, welches ihm jedoch nicht so recht gelingen wollte. Das letzte Zusammentreffen mit dem Katzenkrieger war nicht so gut verlaufen. Die Spannung zwischen den beiden hätte man damals förmlich greifen können. Sie waren eben nicht die besten Freunde...

Ansho ignorierte die unfreundliche Begrüßung, indem er seinen Missmut hinter einem gekünstelten Lächeln verbarg. Genau wie Kori sah man ihm auch an, dass er über dieses Treffen mehr als abgeneigt war. Trotzdem kam er weiter auf ihn zu und blieb erst stehen, als er direkt vor ihm stand.

"Sag mal, ich dachte du wolltest mit Haku weiter ins Landesinnere.", sagte er. "Was machst du also hier so weit im Nordosten?" Plötzlich runzelte er die Stirn und blickte sich suchend um. "Wo ist der Junge überhaupt?"

Diese Frage durchschnitt die Stille wie einen Bombenschlag, auch wenn sie in einem ruhigen Ton gestellt wurde. Kori sog die Luft zischend zwischen den Zähnen ein. Unwillkürlich spannte er sich an. Er hatte so sehr gehofft, dass Ansho diese Frage nicht stellen würde, aber eigentlich hätte er es doch wissen müssen. Immerhin hatten sich Ansho und Haku beim letzten Mal prächtig verstanden. Das würde die Sache noch schwieriger machen, zumal der Krieger ihm an Größe und Stärke weit überlegen war. Er würde ihn umbringen, falls er erfahren würde, was mit Haku geschehen war.

So ließ sich Kori mit der Antwort wohlweislich viel Zeit. Jetzt nur nichts Falsches sagen. Nervös blickte er sein Gegenüber an, sah die vielen Narben auf seinen nackten Armen und senkte hastig den Kopf.

"Tja... Die Sache ist die...", brachte er schließlich hervor. "Wir waren da bei diesen anderen Youkai, die in unser Gebiet eingedrungen sind. Und äh... es gab da ein kleines Zusammentreffen und einige geringe Meinungsverschiedenheiten. Nichts Ernstes, wirklich! Nur ein paar kleine Streitereien zwischen... Bekannten." Dass bei diesen "kleinen Streitereien" alle umgebracht wurden, erwähnte er vorsichtshalber mal nicht.

"Und?", bohrte Ansho nach, als Kori betreten schwieg.

"Was und?" Er zog es vor sich dumm zu stellen.

"Na, was ist mit Haku passiert?" Ansho zog eine Augenbraue hoch und musterte Kori kritisch. "Sag mal ist alles in Ordnung mit dir, Kori-san? Du bist so blass um die Nase und benimmst dich auch irgendwie seltsam."

"Tatsächlich?" Er zwang sich ein überraschtes Gesicht aufzusetzen und irgendwie heiter zu wirken. Ein schwieriges Unterfangen, wenn man nahe dran war vor Verzweiflung auszurasten.

"Kennst du Omarasu?", fragte er Ansho plötzlich, seine vorherigen Fragen ignorierend. Beim Klang dieses Namens flackerte tatsächlich Erinnerung in den Augen des erfahrenen Kriegers auf. Nachdenklich fasste er sich ans Kinn.

"Hm. Ja, ich denke schon. War das nicht derjenige, der vor ungefähr neun oder zehn Jahren die Gegend unsicher gemacht hatte? Zusammen mit seiner Schwerster. Ja, jetzt erinnere ich mich wieder. Sie nannten sich die Hagéshii Geschwister." Er blickte Kori fragend an. "Du müsstest von ihnen eigentlich auch wissen. Du warst damals zwar noch ein Kind, aber die Namen müssten dir doch bekannt sein. Sie haben uns immerhin viele Probleme beschert."

"Jaa..." Nun, wo Ansho es erwähnte fiel es Kori wie Schuppen vor den Augen. Die beiden Hagéshii Geschwister. Er verband mit diesem Namen Tod, Verwüstung und Leid...Grund Gütiger, Haku war verloren.

"Kori-san?" Die tiefe Stimme des Kriegers riss Kori aus seiner Trance. Aus gläsernen Augen blickte er Ansho an.

"Du wolltest wissen was mit Haku ist?", wiederholte er die Frage des Kriegers. Seine Stimme klang etwas erstickt. "Nun, er wurde entführt. Und zwar von niemand anderem als Omarasu höchstpersönlich."

"WAS?" Im ersten Moment starrte Ansho sein Gegenüber ungläubig an, dann kroch langsam Wut in ihm hoch und er sah sich in der Versuchung Kori in Streifen zu schneiden. Dieser Narr! Taugte er nicht dazu, um auf ein Kind aufzupassen? Und dann sollte auch noch Omarasu der Entführer sein?

Das ist nicht möglich, dachte er erschüttert. Er müsste doch gebannt sein...

Auch wenn er es nicht glauben wollte, spürte er doch, dass Kori die Wahrheit sagte. Trotzdem flammte wieder Wut in seinen Augen auf. Er hatte die Hand bereits am Schwertgriff, um diesem Idioten eine deftige Lehre zu erteilen, als er dessen Zustand bemerkte.

Kori war regelrecht in sich zusammengesunken und sah so erbärmlich aus, dass Anshos feuriges Gemüt sich sofort wieder legte. Der Katzenyoukai machte so sehr den Eindruck von einem Häufchen Elend, dass Ansho ihm sogar tröstend eine vernarbte Hand auf die Schulter legte.

"Kopf hoch. Die Hagéshii Geschwister wurden ja schon mal besiegt. Das schaffen wir also auch ein zweites Mal. Gar kein Problem." Sein gezwungener Optimismus stand auf ziemlich wackeligen Füßen, zumal das eben Gesagte rein erlogen war. "Komm ich helfe dir Haku zu befreien." Überrascht hob Kori den Kopf und blinzelte mehrmals verwirrt.

"Wieso solltest du mir helfen? Du kannst mich doch nicht ausstehen und du weißt ganz genau, dass es bei mir nicht anders ist. Also, warum?"

"Ich mache das nicht wegen dir.", versetzte er schroff. "Aber ich kann den Jungen doch nicht im Stich lassen. Ich habe ihn jetzt immerhin ins Herz geschlossen. Außerdem könntest du niemals alleine gegen Omarasu antreten."

"Ach nein?"

"Nein."

"Du hältst mich also für schwach, ja?"

"Klar."

Koris Augen verengten sich sofort zu schmalen Schlitzen. Er schüttelte unwillig die Hand des Kriegers ab und drehte sich mit einem Ruck um. Verärgert biss er sich auf die Unterlippe. Er konnte zwar viel besser kämpfen, als manch anderer der Katzenyoukai, aber gegen Ansho kam er nicht an, das musste er zugeben. Und wenn nicht gegen ihn, dann erst gar nicht gegen Omarasu.

So deutete er schweigend nach rechts.

"Er ist nach Osten geflogen."

Ansho nickte ihm erleichtert zu. Er hatte schon befürchtet, dass er jetzt mit seinen unfreundlichen Worten einen Streit heraufbeschworen hatte.

"Gut, na dann mal los. Umso eher wir da sind umso besser.", meinte er ungewohnt heiter.
 

Während die beiden Katzenyoukai gen Osten liefen, verwandelte sich die Gegend allmählich in ein hügeliges Gebiet. Das flache Land stieg an, die Anzahl der Bäume nahm etwas zu und am Horizont konnte man nun sogar einen glitzernden Strich wahrnehmen, der offensichtlich einen See darstellten sollte.

Geredet hatten die beiden Katzenyoukai nicht gerade viel. Kori hatte seinem Begleiter unter dessen Bitte, oder eher Befehl? , lediglich alles berichtet, was sich zugetragen hatte. Nach seiner Erzählung hatte Ansho lange Zeit geschwiegen.

Er hatte guten Grund dazu. All diese Neuigkeiten erschütterten ihn zutiefst. Er hätte nie gedacht, dass die beiden Hagéshii Geschwister wieder auftauchen würden. Immerhin wurden sie damals doch erfolgreich gebannt... Und das ausgerechnet von dem Erzfeind der Katzen: Dem Herrn der Hunde. Inu Taisho war derjenige, der die beiden Unruhestifter beseitigt hatte.

Der Krieger senkte seufzend den Kopf. Die Fehde zwischen den Katzen- und den Hundeyoukai hätte damals beendet sein können, immerhin hatte Inu Taisho alle gerettet, aber das Schicksal wollte es nicht so.

Ansho erinnerte sich noch genau an den Tag, als man erfahren hatte, dass die gefürchteten Geschwister ausgerechnet vom Herrn der Hunde besiegt worden waren. Unglücklicherweise, und vielleicht sogar unbeabsichtigt, waren bei diesem Kampf auch viele aus dem Katzenvolk gefallen, die versucht hatten den beiden Geschwistern Einhalt zu gebieten. Ansho war dabei gewesen und hatte wie durch einen glücklichen Zufall überlebt.

Damals war Nefrata-sama gerade erst die neue Führerin der Katzen geworden. Sie ärgerte sich grün und blau, dass bereits am Anfang ihrer neuen und bedeutenden Rolle so etwas passieren musste. In ihrer Unerfahrenheit hatte sie sich Hals über Kopf in den Kampf gestürzt. Die Konsequenzen waren grausam gewesen. Inu Taisho wollte erst gar nicht mit den Katzen reden, sondern hatte sofort zu seinem Schwert gegriffen. Ein Schwert, welches durch einen Hieb alle Katzen verscheucht hatte... Viele wurden getötet, der Rest floh, aber nicht ohne Verletzungen davonzutragen.

Es war schrecklich gewesen. Ansho hatte auch das selbst miterlebt und zitterte jetzt noch wenn er daran zurückdachte. Nach diesem Ereignis war sein Körper nicht mehr der von vorher. Narben übersäten jede noch so kleine Stelle, hatten zur Folge, dass die anderen Katzenyoukai Ansho mit Furcht und Ekel ansahen. Sie respektierten ihn zwar, da er ein sehr erfahrener und guter Krieger war, aber Ansho hätte schon blind sein müssen, um nicht zu erkennen, dass alle einen großen Bogen um ihn machten.

Außer Haku. Er war der erste, der sich normal mit ihm verhalten, ihn akzeptiert hatte. Er hatte ihn so gesehen wie er wirklich war und nicht wie sein Äußeres es vorzugeben schien. Genau deshalb durfte er ihn jetzt nicht im Stich lassen. Beim Gedanken an seinen kleinen Freund beschleunigte er sein Tempo um das Doppelte.

Kori runzelte verwundert die Stirn und beeilte sich, mit ihm Schritt zu halten.
 

Erst am späten Nachmittag erreichten sie den See, den sie in der Früh von weitem gesehen hatten. Seine unruhige Oberfläche glitzerte und funkelte im Schein der Sonne. Von einem nahen Wald schlängelte sich ein breiter Bach durch die Wiese und speiste den großen See mit seinem frischen Wasser.

Die beiden Katzenyoukai hielten am Ufer an und blickten sich suchend um. Koris Blick tastete auf der Wasseroberfläche herum und inspizierte diese aufmerksam. Irgendetwas war hier faul.

"Riechst du das auch?", fragte er seinen Begleiter. Ansho nickte bestätigend.

"Ja. Irgendwie riecht es hier so ätzend und stechend..." Nachdenklich betrachtete er die spiegelnde Wasseroberfläche. Der Geruch kam eindeutig von dieser Richtung. Vorsichtig bückte sich der Katzenkrieger und tauchte seinen Finger langsam in das Wasser. Augenblicklich schoss ihm ein brennender Schmerz durch die Hand und er zog hastig seinen Finger zurück, der sich etwas rötlich gefärbt hatte.

"Das habe ich mir gedacht. Dieses Wasser ist ätzend. Eine reine Säurebrühe." Er richtete sich wieder auf und rieb seinen schmerzenden Finger an seiner Hose ab.

"Wie ist das möglich?", entfuhr es Kori. Seine Augen huschten zum Bach, welcher im See mündete. "Dann müsste das Wasser des Baches ja auch schon vergiftet worden sein."

"Ja, das nehme ich auch an. Dieses Werk trägt unverkennbar die Handschrift dieser verfluchten Geschwister. Das letzte Mal haben sie auch mit Vorliebe alles verseucht. Aber diesmal ist es viel schlimmer." Er lachte bitter auf. "Sieht so aus, als ob sie wieder einen undurchdringlichen Kreis um ihr Territorium errichten."

"Wie meinst du das?"

"So wie das letzte Mal.", erklärte Ansho. "Sie haben ein Gebiet für sich eingenommen und rundherum Fallen oder sonst was aufgestellt, damit keine Feinde zu ihnen vordringen können. Denen fällt aber auch nichts Neues ein. Die machen wieder alles gleich. Vielleicht wird ihnen das zum Verhängnis..."

"Dann gibt es also keinen Weg über den See.", schlussfolgerte Kori und seufzte. Er hätte nicht gedacht auf so viele Probleme zu stoßen. Überraschenderweise schüttelte Ansho den Kopf. Er grinste sogar von einem Ohr zum anderen. Verärgert warf ihm Kori einen finsteren Blick zu.

"Was ist so lustig, hä?" Immer noch grinsend ignorierte Ansho den unfreundlichen Blick, der ihm zugeworfen wurde und wandte sich nach links.

"Ich hab ja gesagt, dass ihnen diese Wiederholungen zum Verhängnis werden, Kori-san." Er hob die Hand über die Augen und blickte über den See. "Das letzte Mal haben sie genauso einen See verseucht, sodass man nicht hinüberschwimmen konnte. Ich und viele andere unseres Volkes wollten damals in ihr Gebiet eindringen, um die beiden zu erledigen."

"Das habt ihr aber nicht geschafft oder?"

"Nein. Da war Inu Taisho, der..." Er verstummte. Die Erinnerung daran quälte ihn immer noch zu sehr. "Aber das tut jetzt nichts zur Sache.", rief er plötzlich ungewohnt heftig, sodass Kori ihm einen argwöhnischen Blick zuwarf. "Der Punkt ist, dass wir es geschafft haben den verseuchten See zu überqueren. Und das können wir jetzt auch. Komm."

Er sprang, ohne eine Antwort abzuwarten, zum Bach und folgte ihm flussaufwärts. Kori kam sich ziemlich überflüssig vor. Er verstand jetzt überhaupt nichts mehr, hatte das Gefühl dass er nur im Weg war und die ganzen Entscheidungen traf ja ohnehin nur Ansho. Er kam ja ganz gut alleine zu recht. Trotzdem setzte sich Kori nach kurzer Zeit in Bewegung und folgte dem Krieger verdrießlich. Er machte das alles nur Haku zuliebe.
 

Schon bald erreichte der Katzenkrieger die Quelle des Baches. Erfreut ließ er sich an der kleinen Quelle nieder und begann das kalte Wasser mit beiden Händen zu schöpfen. Wie ein Durstender trank er das kühle Nass und rieb damit auch noch seinen ganzen Körper ein.

Langsam trottete Kori daher und blieb etwas unschlüssig neben dem Krieger stehen.

"Was tust du da?", fragte er mit gezwungener Ruhe. Das Verhalten von Ansho kam ihm mehr als seltsam vor. Vielleicht hätte er doch alleine reisen sollen. Der Katzenkrieger blickte zu ihm auf.

"Trink von der Quelle und befeuchte mit diesem Wasser deinen Körper."

"Wieso?"

"Die Quelle ist das einzige, das noch frisch ist. Das einzige, das nicht vom ätzenden Gift verseucht wurde. Wenn wir uns mit diesem reinen Wasser benetzen, dann können wir den See ungehindert durchschwimmen."

Kori blickte nicht gerade begeistert drein. "Bist du dir da sicher?"

"Na klar! Das war beim letzten Mal auch so. Glaub mir- dieses Quellwasser ist so pur, dass das unreine Wasser im See davon geläutert wird. Oder so was Ähnliches. Es kann uns nichts passieren. Pass mal auf." Er stand auf und ging ein Stück nach unten, dort wo der Bach weit von der Quelle getrennt war und bereits das Gift mit sich trug. Ohne Bedenken trat Ansho mit seinen nackten Füßen in das ätzende Wasser. Es zischte kurz auf, brachte das Wasser in Wallung, aber als Ansho wieder ans Ufer ging waren seine Füße unbeschadet.

"Siehst du?"

Widerwillig musste Kori zugeben, dass sein Begleiter wohl Recht hatte. Schweigend machte er sich daran ebenfalls von der Quelle zu trinken und seinen Körper nass zu machen.

"Schnell jetzt, solange das reine Wasser an uns haftet.", befahl Ansho und sprang mit großen Sätzen zum See zurück.
 

Es gefiel Kori immer noch nicht, eigentlich immer weniger. Als sie am See ankamen war Ansho sofort ins Wasser gesprungen und hatte bereits begonnen zu schwimmen. Kori stand zögernd am Ufer. Er wollte Ansho ja vertrauen und vielleicht tat er es ja auch, aber trotzdem behagte ihm Gedanke nicht, in einen See zu springen, von dem er genau wusste, dass das Wasser sein Fleisch von den Knochen wegätzen konnte.

Das mache ich alles nur für dich Haku...

Der Gedanke an den Jungen ließ neuen Mut in ihm aufflammen. Entschlossen setzte er sich in Bewegung und sprang schnell ins kalte Wasser, bevor er es sich doch noch anders überlegte. Es zischte und brodelte um ihn herum, aber er verspürte keinen Schmerz. Nur ein leichtes Prickeln lief über seine Arme und Beine. Er musste zugeben, dass er von der Wirkung des Quellwassers beeindruckt war. Mit einigen schnellen Schwimmbewegungen holte er Ansho rasch ein.

"Wir sind bald da.", verkündete der Krieger, als er Kori neben sich erblickte. Das andere Ufer war tatsächlich nicht mehr weit entfernt. Ein brauner Streifen kündigte bereits festes Land an. Kori beschleunigte sein Tempo. Die Säure machte ihm zwar nichts aus, aber er wollte trotzdem so schnell wie möglich aus diesem Wasser heraus. Plötzlich schoss ihm ein beunruhigender Gedanke durch den Kopf. Wie lange wurden sie eigentlich vom Quellwasser geschützt? Konnte die Wirkung wieder zurückgehen? Gerade wollte er Ansho danach fragen, als auf einmal etwas Glitschiges seine Füße berührte.

Erschrocken verlor er einen Moment die Kontrolle und vergaß mit den Armen zu rudern. Er tauchte kurzzeitig unter und schluckte etwas Wasser. Es brannte ein bisschen in seiner Kehle. Jetzt wusste er, wieso Ansho darauf bestanden hatte, dass sie das Quellwasser auch trinken sollten. Besagter Krieger drehte sich nun belustigt zu ihm um.

"Was ist, kannst du nicht schwimmen, Kori-san?"

"Da ist was im Wasser du Idiot!", kam die fauchende Antwort. Um seine Worte zu bestätigen tauchte in diesem Moment ein riesiger hässlicher Kopf aus dem Wasser heraus. Einzelheiten waren beim besten Willen nicht zu erkennen. Der Kopf sah einfach wie ein verformter Schlammklumpen aus. Was man allerdings ganz deutlich ausmachen konnte, war das ungeheuerliche Maul, welches sperrangelweit offen stand und bereit war alles zu verschlingen.

Hastig duckten sich die beiden Katzenyoukai unter dem zuschnappenden Maul hinweg.

"Wie kann der hier in dieser Brühe überleben?", keuchte Kori und hustete Wasser.

"Das muss eine Kreatur von den Geschwistern sein. Verdammt! Das war beim letzten Mal nicht!"

"Ach, tatsächlich?" Der beißende Sarkasmus, der in diesen Worten lag, wurde von Ansho ignoriert oder gar nicht wahrgenommen, da abermals das Ungeheuer auftauchte und mit einem tiefen Grollen auf seine Opfer zuschoss. Der Katzenkrieger zog mit einem Ruck sein Schwert, aber im Wasser war es nicht gerade praktisch es einzusetzen. Die Sinnlosigkeit dieser Aktion erkannte er schon bald darauf. Die scharfen Zähne der Kreatur gruben sich tief in seinen Schwertarm und bissen genussvoll zu. Anshos Gesicht verzog sich vor Schmerz.

Kori beobachtet entsetzt, wie der Krieger zusammensackte und versuchte ihm zu Hilfe zu eilen. Er kam jedoch keinen Meter weit, da ihn plötzlich etwas am Rücken traf und in die Tiefen des Sees beförderte. Der Schlag hatte ihm alle Luft aus den Lungen gepumpt. Das Wasser schwappte ungehindert in seinen offenen Mund. Silberne Bläschen stiegen vor seinen Augen in die Höhe. Verzweifelt fing er an mit aller Kraft zu strampeln, wollte die Oberfläche erreichen, einfach nur Luft schnappen...

Sein Vorhaben konnte jedoch nicht in die Tat umgesetzt werden. Bevor er die rettende Wasseroberfläche auch nur annähernd erreichen konnte, legte sich die schwarze Hand der Bewusstlosigkeit fast sanft über seine Augen.
 

Verwirrt und völlig fertig öffnete er seine schweren Augenlider.

Wo bin ich? Mit einem leisen Schmerzenslaut setzte er sich auf und blickte sich um. Er befand sich allem Anschein nach am Ufer des Sees. Die Strömung musste ihn hierher getrieben haben. Das war mehr als nur Glück. Immerhin war da dieses Ungeheuer gewesen, das ihn mit Leichtigkeit hätte fressen können. Aber er lebte noch und hatte sogar festen Boden unter den Füßen...

Ein gequältes Aufstöhnen brachte ihn dazu sich umzudrehen. Erschrocken sprang er auf, als er Ansho am Boden liegen sah- in seinem eigenen Blut. Hastig eilte er zu ihm und kniete neben ihm nieder. Zögernd streckte er eine Hand nach ihm aus, wusste aber nicht so recht, was er tun sollte und verharrte mitten in der Bewegung.

"Ansho-san... du... was... Oh, dein Arm!" Entsetzt betrachtete er die blutende Stelle, wo sich noch vor kurzer Zeit ein normaler Arm befunden hatte. Jetzt klaffte dort eine hässliche Bisswunde, die den Arm völlig entstellt hatte. Erschüttert wandte Kori den Blick ab.

"Kannst... kannst du aufstehen?", fragte er vorsichtig. Ansho sagte nichts, richtete sich aber mühevoll auf, holte den Stoffstreifen hervor, den er um seine Taille trug und wickelte ihn um die Verletzung.

"Halb so schlimm.", meinte er. "Wenigstens sind wir über den See gekommen." Er stand schwankend auf und blickte mit einem etwas fiebrigen Blick über das Wasser. Kori warf ihn einen besorgten Blick zu.

"Bist du sicher, dass du noch weitergehen kannst?"

"Ich habe schon ganz andere Verletzungen gehabt, Kori- san. Außerdem haben wir jetzt andere Sorgen. Ich frage mich, warum uns dieses Monster nicht getötet hat..." Kori stand auf und trat neben dem verletzten Krieger.

"Das habe ich mir auch schon gefragt. Ob das eine Falle ist?"

"Hm. Wir werden sehen."
 


 

Ja, das werden sie. Haku konnte ich jetzt, trotz meinem Vorhaben, nicht mit einbringen, da er überhaupt nicht in dieses Kapitel passte. Aber wenn alles nach Plan geht, dann kommt er im nächsten Kapitel. Inuyasha wird auch wieder mit dabei sein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Von:  Lizard
2006-09-12T05:48:17+00:00 12.09.2006 07:48
Mal ein kapitel, in dem nur ganz andere Charaktere eine Rolle spielen. Ht mir aber gefallen. Wenn man zwanghaft versucht in jedes Kapitel die Hauptcharaktere zu quetschen, kann das sehr schnell sehr schief gehen. Ab und zu darf und sollte man ruhig den Mut haben sich ganz auf seine eigenen Figuren zu konzentrieren. Und dir ist das gut gelungen, Kori und Ansho kamen gut rüber. Ich habe mich schnell in die beiden Charaktere hineinversetzen können, ihre Beweggründe und Gedanken nachvollziehen können und so mit ihnen mitfiebern können, als es gefährlich wurde.
Der Gedanke, dass reines Wasser vergiftetes Wasser reinigt, gefiel mir. Das hat Paralellen zu einigen anderen Geschichten, die ich kenne. Ein recht bekannter Autor, der dieses Motiv auch einmal verbacken hat, ist beispielsweise Ottfried Preußler (in dem Theaterstück 'Der goldene Brunnen'). Es gibt aber auch eine alte Sage, woraus ich das kenne. Wie gesagt, dieses Motiv gefällt mir, deshalb ist es schön, dass ähnliches bei dir vorkam.
Ansosnsten gefiel mir noch gut, dass du auch etwas aus der Vergangenheit erzählt hast. Es macht verständlicher, warum Katzen und Hunde sich nicht so recht verstehen.
Von:  Tigerin
2006-04-08T15:44:55+00:00 08.04.2006 17:44
Schönes Kapitel!

Ansho tut mir echt Leid, aber auch Kori, dass die beiden in so ein ... Gewässer mussten. Was war das für eine Art Seemonster? Jetzt muss sich Kori mit einem verletzten Krieger auf die Suche nach Haku machen.
Ich bin schon gespannt was mit Inu und Haku ist.

Bye Tigerin
Von:  kiji-chan
2006-03-14T15:26:02+00:00 14.03.2006 16:26
Mir gefällt es, wie du die Gegend wunderschön beschreibst, die Stimmung in rosaroten Farben ausmalst, und dann die Wirklichkeit als der Konstrast dazu kommt. Eine geniale Idee. (Vielleicht sollte ich es mal auch benutzten, wenn du nichst dagegen hast^^)

Tückisch ist nicht wirklich das passende Wort für diese Wässer.... Es ist zu schwach.

Armer Kori, noch ärmerer Ansho. *schnief* die tun mir so leid. Ich hab sie schon richtig ins Herz geschloßen.

Ich möchte wissen, wer/was diese "Beste aus der Tiefe" ist.
Und wann den Geschwistern in den Allerwertesten tretten wird.

Kiji
Von:  Tweetl
2006-03-12T09:26:54+00:00 12.03.2006 10:26
Ugh... der arme Ansho... hoffentlich kann Kori mit ihm Haku finden...

Muss einfach fragen...: Kommt Sesshoumaru im nächsten Kapitel vor...? ^_____^'''

*knuffZ*
Von:  Sakuna
2006-03-11T16:46:02+00:00 11.03.2006 17:46
Cooles Kap^^
Ich freue mich schon auf die nächstes Kap^^

Sakuna
Von:  -Kirei-
2006-03-11T16:27:59+00:00 11.03.2006 17:27
hii!!^^
ma wieder spitzen kapi!
also der see hatts ja ganz schön in sich...da will ich nicht drin baden!
ansho tut mir voll leid er war doch vorher schon so...entstellt =(
bin ma gespannt was als nächstes auf sie zukommt!! und auf inu yasha ^^
ma sehen ob sess die finden kann xDDD
Von:  Animegirl87
2006-03-11T15:32:27+00:00 11.03.2006 16:32
Der Arme Ansho!!! Kori muss sich jetzt mit einem verletzten Krieger durchschlagen, ob das was wird, ich will es hoffen, wie es wohl Haku und Inuyahsa geht, aber das erfahre ich ja spätestens im nächsten Kap!!!^^ Hast du gut gemacht, ich bin schon gespannt wie es weiter geht, und das Wasser war beängstigend, hast du super gemacht!!^^

*knuddel*
dein Animegirl87^^
Von:  Xell
2006-03-09T17:01:25+00:00 09.03.2006 18:01
Ein interessantes Kapitel, ich hoffe aber dass wir nächstes mehr über Sess und Inuyasha erfahren. ^^
Von:  Hrafna
2006-03-09T13:36:35+00:00 09.03.2006 14:36
Hi du! ^.^
Gomen, bin spät, aber hab eine tolle Fantasy-Story entdeckt, die ich unbedingt lesen *musste*... *weiterlesen will*

So, aber jetzt zu *deiner* Geschichte und dem aktuellen Kapitel:
Kori und Ansho sind ein ziemlich eigenartiges Team - aber zumindest verbindet sie der Wille, Haku zu retten, und das ist doch schon mal was. Ob das allerdings so leicht werden wird?
Wirklich gut angefangen hat ihre gemeinsame Reise ja nicht, Ansho ist verletzt, und sie wissen beide nicht, was das dämonsiche Geschwisterprächen noch für Asse im Ärmel hat.

Ich finde, du hast die erzwungene Förmlichkeit, als sich die beidne zu Beginn des Kapitels begegnet sind, sehr schön rübergebracht. Auch dieses -san, mit dem sie sich gegenseitig ansprechen ist sehr passend. (hm, ist Ansho so eine Art Grenzwächter? -Muss ja eine recht langweilige Angelegenheit sein...)
Außerdem ist mir aufgefallen, dass du dieses Mal ein wenig zu Wortwiederholungen geneigt hast, schon in den ersten beiden Sätzen wiederholt sich das 'brach'. Ich kenne das Problem, gute andere Formulierungen oder Synonyme zu finden, aber der Thesaurus bei Word ist sehr hilfreich - ich sitze auch oftmals lange an einem Satz, den ich unbedingt verändern muss, weil er so einfach nicht geht, allein wegen der Wortwahl.

*froi*
Endlich kommst du mal wieder zu Inu Yasha und Haku. Mich interessiert es brennend, was die in der Zwischenzeit treiben. Was macht eigentlich Omarasu?

Nya, bis nächstes Kap,
bless,
Hrafna
Von:  Hotepneith
2006-03-07T16:51:22+00:00 07.03.2006 17:51
In der Tat ein sehr tückisches Wasser. Und diese lieben Geschwister haben es ja wirklich verstanden, sich mit allen Seiten anzulegen.
Kein Wunder, dass die Katzen nich t so sonderlich gut auf den Hundeclan zu sprechen sind, obwohl InuTaishou damals ihnen geholfen hatte.

Mal sehen, was du noh für (gemeine) Ideen hast..

bye

hotep


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