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Rosewood Manor

Sallust Inc. Teil Drei
von

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Die Säulenhalle gleicht einem apokalyptischen Schlachtfeld, als ich nach C. durch das schwere Eingangsportal komme. Lange muss ich nicht darüber nachdenken, wer mein Zuhause so verwüstet hat, denn es kann nur einer gewesen sein.

„Was ist hier los?“, fragt mich mein Begleiter. Was er nicht sehen kann, ist für mich klar ersichtlich: Sunday ist hier in der Halle und er ist wütend. Er weiß, dass Monday sich für mich interessiert und wird alles daran setzen, mich zu vernichten.

„Bleib draußen“, zische ich. C. weicht verwirrt zurück, hinaus auf die Veranda. Gut so. Ich habe nur ein Haar von Monday bei mir, deshalb kann auch nur sie das Haus verlassen. Sunday hingegen ist an das Haus gebunden und kann C. nun nicht verletzen.

„Versteck dich irgendwo!“, schreie ich und lehne mich gegen das Portal. Krachend fällt es ins Schloss und es wird schlagartig dunkel. Ich versuche mich so schnell wie möglich an die schreckliche Finsternis zu gewöhnen, doch meine Augen machen mir einen Strich durch die Rechnung. Nur langsam beginne ich zu erkennen, dass sich vor mir ein Junge aufgebaut hat.

„Ich habe niemanden außer ihr“, knurrt er. Eiskalter Atem, den es eigentlich gar nicht geben sollte, wabert mir entgegen. Ein Zittern geht durch seinen Körper, das Gesicht beginnt sich zu verändern. „Es ist anstrengend für mich, dir keine Angst zu machen. Aber will ich das überhaupt?“

Ich wage es nicht zu blinzeln. Als ich es schließlich doch tun muss, weiche ich zurück. Er ist näher gekommen, zu nahe. „Du musst verschwinden, Doktor. Bevor du da warst, war alles in Ordnung, lebendig oder tot, wir hatten uns. Und jetzt? Sie will nur noch bei dir sein! Sie vergisst, dass sie einen Bruder hat, einen Teil von sich!“

Keuchend stolpere ich zurück, drücke mich an die riesige kalte Tür. Von außen höre ich C. hysterisch gegen das Metall donnern, Eisen auf Eisen, was für ein Widerspruch. „Lass mich hinein!“, brüllt er, doch selbst wenn ich wollte, ich könnte die Türe nicht öffnen. Sundays Anblick lässt mich ganz starr werden. Ich habe noch nie eine Leiche gesehen, nur die Seelen der Toten. Der Anblick ist mehr als nur entsetzlich, die zerfressenen Reste, die einst sein Antlitz waren, lassen mich würgen. Auch wenn ich weiß, dass er nicht wirklich da, sondern nur für mich sichtbar ist, möchte ich am liebsten schreien. „Tu es doch“, grinst er mich mit einem halben Gesicht an.

„Verschwinde…“

„Das kannst du vergessen. Ich werde niemals weggehen. Bis in deine Träume werde ich dich verfolgen, denn was meine Schwester schafft, das kann ich schon lange.“

Das Portal stößt mich auf den Boden, die schweren Flügel öffnen sich, Sonnenlicht strömt in die Halle. „Hau ab!“, schreit C. „Du schaffst es nicht alleine!“

Sunday lacht lautlos. „Du brauchst nicht zu glauben, dass ich dich jemals gehen lasse. In diesem Körper bist du vor mir nicht sicher, Doktor…“

C.s kalte Hände, die mich hochreißen, spüre ich kaum. Wie in Trance klammere ich mich an ihn.

In diesem Körper wirst du niemals sicher sein.

Ach nein? Dann muss es eben ein anderer werden. Ich höre Mondays liebevolles Flüstern.

Ich weiß nicht, ob das, was ich tun möchte, funktionieren wird, aber sie ist schließlich hier, um mich zu führen und mich zu beschützen. Warme Hände berühren mich, nehmen mich an der Hand und helfen mir aus dieser lästigen Hülle, die einst mein schwacher Körper war. Gut, dass ich ihn los bin, Menschen wie ich haben es einfach zu schwer im Leben. Ich drehe mich um und sehe erleichtert, wie ich hinter mir selbst zusammenbreche, seelenlos.

C. wird mich aufnehmen, C., der einen unzerstörbaren Körper hat und mich liebt, wie es kein anderer auf dieser Welt tut.
 

Und nun?

Ich bin ganz sicher nicht tot. Eine alte Redewendung sagt, dass man erst dann aufhört zu existieren, wenn sich niemand mehr an einen erinnert. Aber du erinnerst dich an mich, nein, du kennst mich und weißt, dass es mich einmal wirklich gegeben hat. Solange du lebst, werde ich auch leben.

Denk immer daran, C.

Such einen Körper für mich. Erinnere dich an mich. Ich werde dafür sorgen, dass du mich nicht vergisst...



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