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Ein Schrei nach Liebe

Non AniManga
von

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Studenten und Philosophen

Da es lange kein Kapitel gab, ist dieses etwas länger.

Besonders gegen Ende tauchen (erschreckend) viele, neue Characktere auf, die dannn allerdings auch die letzten sein werden.

Für die, die sich ein FU-Erwachen wünschen: hofft auf das nächste Kap., da kommts zu dem.

Na ja, viel Spaß!
 

Die rotleuchtenden Haare peitschen zum Takt in ihren Nacken und Killernieten blinken an Hals, Handgelenken, Oberarmen und Füßen auf. Sie benutzt die Drummsticks in rhythmischen und eleganten Bewegungen, die es fast wie einen Tanz wirken lassen, den sie jedoch im Sitzen vollführt, so dass sie ohne aus dem Gleichgewicht zu kommen an die Bases heran kommt.

Bela weiß nicht, wie lange er da stand um der Jugendlichen bei ihrem Spiel zu zusehen, jedoch taucht urplötzlich Juli neben ihm im Türrahmen auf und ruft nur verwundert: "Mia???"

Ruckartig stoppt die Rothaarige ihr Spiel, steckt die Sticks an ihren Gürtel und sieht zu den Beiden hinüber. Ihre graublauen Augen leuchten hell und über ihre Lippen zieht sich ein zufriedenes Grinsen, denn so eben hat sie den Schwarzhaarigen bemerkt, der Sprachlos an der Wand lehnt und sie anstarrt. "Si, senoritas!" gibt sie im fein spanischen Akzent von sich und springt von ihrem Hocker hinunter zu den Beiden. Juli fällt der 17jährigen augenblicklich um den Hals. "Was machst du denn hier? Warum bist du nicht in Barcelona?"

Mia grinst weiterhin: "Ich... hatte Sehnsucht! Und... ich will endlich wieder mal ne richtige Currywurst!" Schließlich lässt sie die Blonde los und will sich gerade zur Tür wenden, als Bela die 17jährige am Handgelenk packt und sie so zwingt, ihm in die Augen zu sehen. "Hi." Haucht er ihr entgegen und fixiert sie aus grünblauen Augen. Die Rothaarige jedoch zeigt keine Verwirrung, sie hält seinem Blick einfach stand und erwidert in luftschneidenden Ton:

"Freut mich auch, dich zu sehen..."

Der Ältere schnaubt leise und will sie gerade näher zu sich ziehen, als sie ihn mit einer einzigen eleganten Bewegung zu Boden befördert. Und, wie sollte es anders sein, landet er in einem Haufen Eierpackungen, von denen sich sogleich noch ein paar von der Wand lösen und ihn so unter sich begraben. Gleich darauf, und ohne jeglichen Anstand, brechen die Mädchen in schallendes Gelächter aus. Bela befreit sich trocken von der Wandverkleidung und fährt sich mit den Fingern durch die Haare. "Und es klappt immer noch!" grinst Mia ihm entgegen, hält ihm jedoch die Hand zum aufstehen hin. Ebenfalls schief grinsend nimmt er an und lässt sich hoch ziehen. "Dich mach ich noch fertig, ich sag's dir!" zischt er gespielt sauer.

Locker bläst sie sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und mustert ihn mit deutlichem Zweifel.

Gerade will sie zu einem Gegenkommentar ansetzen, als sie Rod hinter sich laut aufseufzen hört. "Immer wenn ihr Beide in einem Raum seit, geht irgendwas zu Bruch!"

"Wenn er mich nun dauernd heraus fordern muss!" schmollt Mia gespielt beleidigt. Der 23jährige verschränkt die Arme und kräuselt pikiert säuerlich die Lippen.

"Wusstest du, dass sie kommt, Rod?" fragt Juli, um sich auch wieder in die Konversation einzubringen. Er kratzt sich das Kinn und lächelt entschuldigend. "Sie hat mich gezwungen, euch nichts zu sagen!" "Genau, denn sonst hätte ich diesen undefinierbar dummen Blick von einem gewissen Schlagzeuger einsparen müssen!" strahlt sie und sieht zu Bela der nur leise vor sich hin brummt. Mia verdreht seufzend die Augen und umarmt den grimmigen jungen Mann ohne zu zögern. "Jetzt tu wenigstens so, als würdest du dich freuen, mich zu sehen!"

Er löst sich aus der Umarmung und hat nun wieder ein diabolisches Grinsen aufgesetzt: "Sehe ich etwa nicht so aus, senorita Schmidt?" Künstlich lächelt sie ihn an und grölt ihm ein, so gut es geht mit gemischtem Akzent versehenes: "'Türlisch Herr Felsenheimer, is keene Fraje! Hättsch auch nich anders von dia erwarted, Dürk!" entgegen, begleitet von einem kehligen Lachen, dass bald darauf in einem Prusten von ihrem Gegenüber untergeht.

Sie mustert ihn sanft lächelnd, so hatte sie ihn in Erinnerung behalten...
 

Einige Minuten später verlassen die Vier den Übungsraum, auf dem Weg zu den Anderen.

"Wo ist eigentlich Farin?" fragt sie grinsend, in der Erwartung, von Bela wieder die beleidigte Frage einzusacken, warum sie Jan bei seinem Künstlernamen nenne und er bei ihr immer noch Dirk sei... doch es kommt keine solche Reaktion.

Viel mehr verhärten sich die Gesichtszüge der Drei und Rod räuspert sich.

"Er wurde angeschossen..."

Geschockt starrt sie ihn an.

"mit einem Luftgewehr..." "Von irgend so ner Parolenfresse..." knurrt Bela nun zustimmend.

Viele Bilder blitzen in rascher Abfolge durch Mias Kopf.

Von dem Spanier mittleren Alters, der sie begleitet hatte und den von allen Seiten stechende Blicke trafen, als er auf dem Bahnhof hatte eine Zeitung kaufen wollen. Der kleine Junge der neben ihm gestanden hatte: "Du bist doch gar nicht wie wir! Kannst du überhaupt lesen?"

Ihre Pupillen zucken ein wenig orientierungslos, bis sie sich beruhigt hat, und den Blick Richtung Juli wendet. Das blonde Mädchen schweigt nur und zieht einen Ärmel ihres Sweatshirts nach oben. Eine Reihe blaugrüner Flecken bedeckt ihre Oberarme und an ihrem Hals sind noch immer rote Würgemale zu erkennen.

Mia senkt den Blick betrübt, ein kalter Schauer läuft ihr über den Rücken. Auf einmal ist sie wieder mittendrin in dem so hart unterteiltem Deutschland. Das einzige, was sie in diesem Winter in Spanien vermisst hatte, waren ihre Freunde gewesen.

Juli wirft, als könne sie ihre Gedanken lesen, schief lächelnd ein: "Er wurde rechtzeitig vom Notarzt geholt und liegt jetzt in der Klinik, vielleicht können wir ihn morgen besuchen!"

In das braungebrannte Gesicht der Rothaarigen fallen ein paar Strähnen, als sie sich hoffnungsvoll aufrichtet und das Lächeln erwidert. Sie nickt nur und die Gruppe setzt ihren Gang langsam fort. Die Absätze Mias schwarzer Stiefel klacken in Takt auf den Betonboden, während sie interessiert die Wände mustert. "Ihr habt alles gestrichen!" stellt sie verblüfft fest, doch Rod grinst: "Der Winter war lang, und unsere Studenten hatten nichts zu tun."

"Und ihr?" Sie wirft Bela und Rod einen vorwurfsvollen Blick zu. Wie aus einem Mund sagen die Beiden, mit erhobenen Händen: "Schädlich für Musikerhände!"

"Ja, schon klar... ich muss dann jetzt los! Hab noch was zu tun!" wirft die 14jährige ein, hebt die Hand zum Abschied und verschwindet, die Treppe des Abrisshauses hoch.

Bela sieht der Kleineren erst fragend nach, zuckt dann jedoch die Schultern und streicht sich nachdenklich die Haare zurück. "Was die nur immer macht..." doch er kann seinen Satz nicht beenden, denn sein Freund fällt ihm, eher unbeabsichtigt ins Wort: "Ich bin dann jetzt auch weg, könnte später werden heute!" Der Schwarzhaarige will erst zu einem flapsigen Kommentar ansetzen, erwidert jedoch nur: "Ja ja, wie immer halt..."

Rod verabschiedet sich mit einem Kopfnicken und verschwindet in seinem Zimmer.

"Tja, musst du dich wohl mit mir abfinden!" seufzt Mia, bekommt als Antwort nur ein Grinsen. "Mit dem größten Vergnügen!"

Bela bietet ihr seinen linken Arm, doch die Rothaarige vergräbt die Hände in den Hosentaschen und geht weiter neben ihm her. Resignierend lässt der Ältere die Arme wieder sinken und mustert sie nur mit flüchtigen Seitenblicken.
 

Als sich die Beiden eine Treppe tiefer hintereinander durch die enge Überführung zum nächsten Haus zwängen müssen, zieht der Schwarzhaarige ein Feuerzeug aus der Hosentasche. Mit einem leisen Klicken entfacht sich an der Spitze des Zippos eine kleine Flamme, die den völlig dunklen Korridor nur spärlich beleuchtet. "Was ist denn mit den Wandlampen?" fragt Mia irritiert, doch Bela winkt bloß ab. "Kaputt... wie so einiges!"

Sie beginnt, mit einer Hand vergeblich in ihren Hosentaschen nach einem zweiten Feuerzeug zu kramen. "Na, egal." Sagt sie bestimmt. "N' bisschen Dunkelheit kann ja nicht schaden!"

Im Schein der Flamme blitzt ihr zufriedenes Grinsen auf. Der Schwarzhaarige zieht die Augenbrauen nach oben, runzelt belustigt die Stirn und lacht in sich hinein.

"Wenn das so ist, Gnädigste, geleite ich sie zu gern." Sie will gerade etwas erwidern, doch er lässt sie nicht zu Wort kommen.

Er nimmt sie beim Handgelenk und zieht sie mit sanfter Gewalt hinter sich her.
 

In großer Eile wirft sie die wichtigsten Sachen die sie braucht in ihren Stoffrucksack und schnürt ihn zu. Das Zimmer ist klein und die Luft stickig, durch das Fenster fällt das letzte Abendrot und beleuchtet den wirren Haufen an Sachen, der darin verteilt liegt.

Sie bindet sich die blonden Haare ausnahmsweise zurück, zieht ihre Stoffturnschuhe eilends an und wirft sich den Rucksack über die Schulter.

Mit einem letzten Blick schließt sie dir Tür, springt die Treppe hinunter und aus dem Flur hinaus. In der Nähe schlägt eine Uhr... kurz vor um 6!

Hastig schiebt sie noch ihr Fahrrad aus dem Treppenhaus, springt auf und biegt, so schnell es eben möglich ist, um die Kurve, in Richtung Bankau-Straße. Im Slalom fährt sie um die wenigen Leute, die ihr entgegenkommen, reiht sich ab und zu in de Straßenverkehr ein und behindert ein paar rücksichtslose Autofahrer daran, Katzen zu überfahren.
 

Als sie erschöpft und mit bleiernen Beinen in Hermsdorf ankommt und vom Fahrrad springt, gerät sie ein wenig ins Wanken und lässt das Fahrzeug achtlos am Zaun angelehnt stehen.

Vor ihr baut sich ein kleiner Hügel aufgeschütteter Erde auf, auf dessen Spitze ein alter, zerbeulter Eisenbahnwagon thront. Bereits von hier hört sie das Summen einiger Geräte und das plätschern eines Wasserhahns. Lächelnd steigt sie langsam zu dem seltsamen Gefährt empor, erklimmt eine Eisentreppe und klopft an die alte, zerbeulte Tür. Der Lack schält sich bereits in langen Streifen vom Holz und von den Scharnieren bröckelt der Rost bereits in der dritten Schicht.

Juli lässt sich von dem Anblick keines Falls abschrecken und hämmert weiterhin gegen die Tür. Gerade will sie mit aller Kraft dagegen schlagen, da kreischen die Scharniere unter dem Schaben des Rostes und ein wölfisches Gesicht blickt sie aus strahlenden, hellblauen Augen an. "Ah Julia... guten Abend! Es war die Nachtigal und nicht die Lärche!" grüßt der Mann sie mit sanfter, allerdings etwas rauer Stimme. Sie nickt lächelnd. "Guten Abend, Herr Wolf! Darf ich?" sie weist fragend ins innere des Wagons. Ihr Gegenüber blinzelt kurz, lächelt jedoch wieder und tritt zurück, um sie einzulassen. "Tretet ein, junges Fräulein!"

Juli seufzt leise. "Nennt mich nicht so, Herr Wolf!" - "Wenn du aufhörst, mich Herr Wolf zu nennen?" fordert er lächelnd zurück. "Aber wie soll ich sie denn sonst nennen, wenn ich ihren Namen nicht kenne?" Er streicht sich durch das Sturmgraue, schulterlange Haar und erwidert: "Du weißt doch... Namen sind Schall und Rauch!" Seine hellen, blauen Augen glänzen vor Begeisterung und er macht eine Geste, ähnlich der eines Feldherren.

"Alter Philosoph!" grinst sie frech, doch plötzlich scheint ihr etwas einzufallen.

Sie lässt den Rucksack zu Boden gleiten und setzt sich auf die Treppe, die zum Wagondach führt. Schließlich zieht sie einen Block dickes Zeichenpapier heraus. "Ehe ich es vergesse... hier!" nach dem sie ein wenig darin herum geblättert hat, überreicht sie dem Älteren einen Stapel Zeichnungen. Es sind Portraits, mit Bleistift gearbeitet stellen sie alle jemand anderes dar. Auf dem ersten Blatt ist eine alte Frau zu sehen. Die tiefen Falten in Stirn und Wangen erzählen von ihrem Leben, das gelockte, schneeweiße Haar ist mit einer Spange zurück gesteckt, ihre Mundwinkel umspielt ein schwaches Lächelnd.

Das nächste Bild fasziniert den Philosophen, ja zieht ihn regelrecht in seinen Bann. Es ist ein junger Mann, der auf einer Parkbank sitzt. Seine dunkle Hose ist ausgeblichen, sein T-Shirt verwaschen. Seine Arme hängen schwach über der Banklehne und er selbst hat seinen Blick in den Himmel gerichtet. Er scheint zu träumen, womöglich von einer besseren Welt als dieser. Quer über seinen Oberschenkeln liegt ein alter Beagle. Die Hautfalten des Hundes scheinen zu zucken, doch seine Augen sind zum Schlafen geschlossen.

Sanft fährt er mit den Fingerspitzen den Irokesen des Mannes nach und lächelt: "Das ist wunderschön... aber wer ist das?"

Juli schaut dem ca. 50jährigen über die Schulter. "Das ist Jan, mein Bruder... und unser alter Hund, George." Der Wolf lacht. "Warum denn George?" Sein Gegenüber zuckt ahnungslos die Schultern: "Er ist älter als ich, heißt schon immer so..."

Der Gedanke an den alten Hund, einen Gitarrengurt um die Schultern und die Gitarren zwischen den Pfoten, veranlasst auch sie, loszulachen.

"Komm, setzen wir uns nach oben!" schlägt der Ältere vor und geleitet Juli auf das Dach seines Wohnwagons.

Schweigend lassen sie sich auf zwei Stühlen nieder, der Ältere reicht ihr eine Tasse süßlichen Tee. Ihre kalten Hände umschließen sie und vorsichtig nippt sie am Rand des Gefäßes.

"Warum sind sie eigentlich ausgeschlossen?" bricht es ganz spontan aus ihr hervor. Der Wolf schnaubt leicht belustigt und schweift mit seinem Blick in den Himmel. "Ich bin anders. Ich rede anders und denke anders als die Meisten. Darum meiden die Menschen mich. Sie meiden alles, was irgendwie ihre kleine, heile Welt verändern könnte." Erklärt er mit ruhiger Stimme. Juli sieht verbittert in ihren Tee. "Was ist das bloß für eine Welt?"

Langsam lässt der Ältere sich in den Stuhl sinken und seufzt: "Ehre dem Ehre gebürt."
 

Zum ersten Mal mit leicht verwirrter Mine und ratlosem Gesichtsausdruck, steht Mia hinter dem Schwarzhaarigen vor er Eingangstür zum Keller. Seine warme Hand umschließt noch immer ihre eigene, sie spürt die Ringe, die an seinen Fingern liegen und hört das metallische Klimpern, wenn ihre eigenen dagegen stoßen.

Bela bekommt von alle dem nichts mit, denn er hämmert seit gut fünf Minuten genervt gegen die Tür, hinter der sich seine vier Nachbarn eingerichtet haben.

Nun dreht er sich kurz zu ihr um und lächelt gezwungen. "Taube Nüsse..."

Erst jetzt scheint er zu bemerken, dass Mias Hand noch immer in seiner liegt, denn er löst sie flüchtig und lässt seine geballte Faust in die Jackentasche gleiten.

Nun erlangt auch die Rothaarige wieder Kontrolle über sich selbst, legt den Kopf fragend schief und verschränkt die Arme. "Wo ist das Problem? Mach doch einfach auf?"

So gleich will Bela zu einem Gegenkommentar ansetzen, doch schließt er den Mund wieder.

"Stimmt." Lässt er nur noch hören, bevor sein Fuß auf die Tür eintritt und hämmert, bis die Klinke nachgibt. Schließlich quietscht das Metal lautstark zum Einlass. Bela stellt sich grinsend daneben und lässt der Dame den Vortritt. "Danke auch..." sagt sie trocken und drückt die Tür nach innen Weg. Als sie den Griff schließlich wieder lockert und den, mit Parkett belegten Flur betritt, hat sie augenblicklich die Türklinke in der Hand. Genervt schnaubt sie und wirft Bela einen vielsagenden Blick zu. Der nimmt ihr den Griff ab und stopft ihn grob zurück an seinen ursprünglichen Platz, wo er mit Müh und Not hängen bleibt.

"Das ihr Musiker ständig alles kaputt machen müsst." Seufzt genervt eine Frauenstimme aus dem kleinen Nebenzimmer, in dem sich Konserven, Getränkeflaschen und Sixpacks stapeln.

Bela lässt die Tür grob zufallen und will gerade etwas erwidern, als Mia eingreift: "Eine nette Begrüßung, Fräulein von Hohenfels!"

Ein paar Sekunden später hängt sie in der festen Umarmung einer jungen Frau. "Was machst du hier Mia?" Bevor die Rothaarige antworten kann, wirft Bela ein: "Currywurst essen!"

Er erntet einen verwunderten Blick und ein trockenes: "Hallo, Bela!"

Ihr Gegenüber macht einen kurzen Knicks, nur um einen Lacher unterdrücken zu können und richtet sich mit schwenkenden Armen wieder auf. "Es freut mich, Gräfin!"

Das letzte Wort betont er mit einer Spur Ironie, die das dunkelblonde Mädchen sonst auf die Palme bringt, doch nun lächelt sie nur gezwungen und lässt allmählich von Mia ab, die sich neugierig und bewundernd umsieht.

"Ihr habt tatsächlich den ganzen Flur drüben weiß gestrichen!" bemerkt sie, als ihr die renovierte Wohnung der Anderen wieder einfällt. "War ein ganzes Stück Arbeit, aber wenn unsere möchtegern-Rockstars nicht fähig sind..."

Bela verschränkt die Arme vor der Brust: "Hey, wer hat hier Semesterferien, du oder ich?"

Die Dunkelblonde schenkt ihm einen gespielt mitleidigen Blick, zuckt die Schultern und weist die Beiden an, ihr in die Küche zu folgen.
 

Wie schon ein paar Stunden zuvor steht Juli vor dem Krankenzimmer ihres großen Bruders. Zögernd öffnet sie.

Die alte Frau sitzt noch immer aufrecht in ihrem Bett und liest, dabei bewegen sich ihre Lippen mit der Schrift und ihre Finger fahren unter leisem rascheln über die Seiten. Der ca. 40jährige ist nicht einmal im Zimmer.

Sie nickt der Alten kurz zu und setzt sich dann an das Federbett in dem Farin noch immer liegt. Nichts scheint sich verändert zu haben, als hätte er sich seit dem Nachmittag nicht mehr bewegt, schläft der große junge Mann leise atmend.

"Er ist immer noch nicht wach!" erklingt plötzlich eine ruhige Stimme. Die 14jährige schreckt aus ihren Gedanken auf. Am Fenster steht Rod und sieht ihr lächelnd entgegen.

"Du - hier?" weis sie nur zu sagen. Der Ältere zuckt mit den Schultern und durchquert den Raum.

Schließlich lässt er sich neben Juli auf einen Stuhl sinken und deutet auf das Tablett mit einem Teller Suppe auf dem Nachttisch, alles scheint unberührt.

"Er schläft also seit er betäubt wurde?" schließt die Blonde daraus verwundert. Rod nickt nur verunsichert. "Merkwürdig..." murmelt sie leise und sieht ein wenig ängstlich auf ihren großen Bruder hinab. Der 18jährige bemerkt ihre Unruhe und wirft hastig ein: "Wahrscheinlich braucht er einfach noch Ruhe!"

Juli seufzt leise, schenkt ihm einen zustimmenden Blick und richtet sich auf. "Ich glaub' wir müssen jetzt raus hier." Lässt sie knapp vernehmen.

Er leichter das dass Mädchen nicht mehr ganz so blass ist erhebt sich auch Rod wieder und folgt ihr, mit einem letzten Blick auf den schlafenden Farin, aus dem Zimmer.
 

Als Juli, wieder vor der Tür zur Klinik angekommen, ihr Fahrrad aus dem Ständer zieht und sich aufschwingt, bemerkt sie den besorgten Blick von Rod. Lächelnd verdreht sie die Augen und wendet sich noch einmal zu ihm um: "Ich schaffe das schon R-o-d!"

Ein weiteres Mal buchstabiert sie den kurzen Namen, um den Braunhaarigen ein wenig zu provozieren.

Zuerst will der zu einer längeren Diskussion bezüglich der drei Buchstaben seines Namens ausschweifen, doch besinnt er sich schließlich auf ein ergebenes Lächeln. "Wie euch beliebt, Fräulein Vetter." Mit einem leichten Knicks verabschiedet er sich, dreht sich augenblicklich auf dem Absatz um und schlendert zum nächstbesten Club.

Die 14jährige stellt sich auf die Pedale und fährt so schnell es geht zurück.
 

Bela und Mia sitzen in der Küche der Studentenwohnung. Sie sind umringt von ein paar Gleichaltrigen, allesamt mit glänzenden Augen.

"Und wie war es so in "Espana"?" fragt die 20jährige mit dem blauschwarzen Zopf. Mia lehnt sich lässig zurück, schlägt die Beine übereinander und grinst: "Sehr...heiß!"

"Ja ach nee!" seufzt ein Dunkelhäutiger, schief lächelnd stützt er den Kopf auf die rechte Hand, um deren Gelenk das schwarz-weiße Tuch geschnürt ist. "Warum so gesprächig?"

"Es gibt eben nicht viel zu erzählen! Sagt mir lieber, was hier so los war!" kontert die Rothaarige und sieht erwartungsvoll in die Runde.

"Genau so wenig, nur das es hier geschneit hat." Stellt der 19jährige Braunhaarige fest, der abseits auf einem Küchenschrank hockt und alle 10 Minuten neue Getränke besorgt. Nun bringt Bela sich grinsend ein: "Doch, denn der liebe Manuel," er sieht zu jenem hinüber und fährt fort, "ist diesen Winter zum dritten Mal durch die Fahrscheinprüfung gerasselt!"

Mia starrt den Braunhaarigen fassungslos an. "Im Ernst???"

Manuel schnaubt beleidigt, nickt jedoch. "Ganz knapp." Bringt er mit zusammengepressten Zähnen hervor.

"Dafür sind wir jetzt Beide im zweiten Semester Musikpädagogik, nicht wahr, Mareike?" Die Dunkelblonde lächelt stolz: "Und nun ist Caro das letzte Erstsemesterhäschen!"

Die Schwarzhaarige brummt nur kurz und sieht zu dem prustenden Bela hinüber: "Abgesehen davon, dass ich Archäologie-Studentin bin und du einen auf Mädchen für alles machen musst!" Nun kann sie wieder diabolisch grinsen, lässt sich noch eine Dose Kaffe von Manuel zuwerfen und lehnt sich entspannt zurück.

Lässig, ungerührt von ihrer provokanten Anspielung auf seine Zukunftspläne, bläst er sich eine Strähne aus dem Gesicht. "Du wirst schon sehen, wenn ich dann ganz oben auf dem Rock-Olymp bin und dir von da auf den Kopf spucke, bist du weniger fröhlich!"

Mia verschränkt die Arme vor der Brust und mustert ihn kritisch. "Und wie wollt ihr euch dann nennen? ,Die Band ohne Namen II' oder wie?"

Damit löst sie ein lautes Prusten der versammelten aus.

Mit Dosenkaffe bespritzt und herzhaft lachend schlägt der Dunkelhäutige vor: "Wie wär's mit ,Die Band ohne Ego'?"

"Die Drei von der Tanke featuring Leo!" kichert Mareike belustigt, bekommt sogleich ein säuerliches Lächeln von Leonard und Bela und schweigt.

Der Schwarzhaarige lässt den Blick über die mit Kaffe besprnkelten, lachenden Studenten gleiten und fährt sich grinsend mit einer Hand übers Gesicht:

"Ich bin von Idioten umgeben!"

Mia tätschelt ihm mit dem Handrücken die Wange und lächelt: "Genau darum passt du hier so gut rein." Er sieht sie kurz von der Seite an und intoniert: "Weil ich Schlagzeuger bin..." "Si senor!"



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2006-05-18T13:40:23+00:00 18.05.2006 15:40
jaaaa...toll, wirklich...
es ist sehr real beschrieben und das alles, gefällt mir wirklich gut!
Von: abgemeldet
2005-06-07T11:20:00+00:00 07.06.2005 13:20
Ganz schön langes Kapitel! Aber echt toll geschrieben! Irgenwie ne coole Truppe ^^ - man kann sich glatt vorstellen, dass es wirklich einmal ungefähr so bei denen abgegangen sein muss...
*beinahe auch gern dabei gewesen sein wär*
Von: abgemeldet
2005-05-27T20:50:53+00:00 27.05.2005 22:50
Echt goil! schreib weiter bitte!!!! denn sonst erhänge ich mich!
Von: abgemeldet
2005-05-11T18:53:25+00:00 11.05.2005 20:53
Sorry, hat doch etwas länger gedauert!
Das Kapitel war wieder geil und das am Ende so viele Personen auftauchen, war absolut kein Problem! Da kenn ich ganz andere Geschichte, wo von Anfang an so viele da waren! Da hab ich nicht durchgeblickt, aber hier!
Kann mich Tio nur anschließen! Lass doch mal den armen Farin wach werden! So lange kann der doch nicht sein Mundwerk halten! Das geht einfach nicht! Also sei gütig!
Lia&Joro!!!
P.S.: Gib mir bitte wieder bescheid! DANKE!!!
Von:  Tio
2005-05-09T16:34:59+00:00 09.05.2005 18:34
SAUGEIL!!!!!
echt hammer geschrieben, wie auch schon der rest^^
man kann sich mal wieder super in die figuren versetzen, aber lass doch endlich den armen Farin erwachen ;_;


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