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Schnappt Joey!

von

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Teil 1

Titel: Schnappt Joey!

Teil: 1/?

Autor: Cat in the web

Fandom (Anime/Manga): Yu-Gi-Oh

Rating: PG

Pairing: jetzt noch keines

Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Yu-Gi-Oh. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit.

Kommentar: Bakura, der Geist des Millenniumsringes, will Yugi mit Hilfe eines magischen Gegenstandes verfluchen, um ihm sein Puzzle zu stehlen. Doch das geht schief, und der Fluch trifft Joey, der sich plötzlich in einer sehr ungewöhnlichen Situation wiederfindet: er ist ein Hund!!! Und als wäre das noch nicht genug, beginnt eine gnadenlose Jagd auf ihn.
 

Die Idee, Joey in einen Hund zu verwandeln, ist nicht neu. Es gibt mehrere englische Fanfics von verschiedenen Autoren auf Fanfiction.net, in denen so was auch vorkommt. Aber ich wollte auch mal so eine Fanfic schreiben, und abgesehen davon, dass sich Joey für eine Weile in einen Hund verwandelt, gibt es keine Ähnlichkeiten zwischen diesen Fanfics und der meinen. Was den Titel angeht, so habe ich mich von einem Filmtitel inspirieren lassen. Ist zwar nicht sonderlich originell, dafür klingt's lustig und trifft zu.
 

Um hier keine Verwirrung zu stiften, beachtet bitte folgendes:

Ryou Bakura = Ryou

Geist des Millenniumsringes = Bakura
 

"..." = sprechen (Menschen)

,...' = denken (Menschen und Tiere)

<...> = Hundesprache (wenn es mehr ist als nur Wauwau)

//...// Verständigung zwischen den Millenniumsgeistern und ihren Menschen
 

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Schnappt Joey!

von Cat in the web
 

Teil 1
 

Das Museum in Domino City hatte eine riesige Abteilung, die sich nur mit dem alten Ägypten unter der Herrschaft der Pharaonen befasste. Da gab es Gebrauchsgegenstände des alten Ägyptens zu bewundern, riesige Steintafeln mit Hieroglyphen, Staturen und vieles andere mehr. Jeder einzelne Gegenstand war sorgsam in Vitrinen untergebracht oder hing an der Wand. Und überall fanden sich Hinweisschilder, worum es sich handelte und wofür man es benutzt hatte. Nur an einer Vitrine fehlten solche Hinweise. Das sollte nicht heißen, es wäre kein Schildchen da. Aber es stand lediglich drauf: ,Gegenstände aus der Ausgrabungsstätte ca. 20 km südlich der Pyramiden. Geschätztes Alter 5000 Jahre.' Und das war alles. Es stand weder drauf, worum es sich handelte, noch wofür man es benutzt hatte. Denn die Archäologen wussten es selbst nicht.
 

Aber das war nicht weiter schlimm, war dieser Fund doch sowieso nicht von großem wissenschaftlichen Interesse gewesen. In dieser Vitrine, die nicht einmal besonders gesichert worden war, lagen lediglich ein paar Tonscherben mit nicht verständlichen Hieroglyphen und eine kaputte Schale, die ein paar kleine Kugeln enthielt. Es war nichts, worüber sich die Archäologen lange die Köpfe zerbrochen hätten, denn es war ja nichts von Bedeutung. So dachten sie zumindest.
 

Bakura, der Geist des Millenniumsringes, wusste es besser. Er hatte wieder einmal die Kontrolle über den Körper von Ryou übernommen, jenem Jungen, der einst von seinem Vater den Millenniumsring, der Bakura's Geist beherbergte, geschenkt bekommen hatte. Und dann war er ins Museum gegangen, denn in der ägyptischen Abteilung fühlte er sich wohl, immerhin war er Ägypter und stammte aus der Zeit der Pharaonen. Doch er hatte diese kleine Vitrine nie zuvor gesehen. Vielleicht hatte er sie auch nur einfach nicht beachtet, doch das spielte sowieso keine Rolle. Wichtig war, dass er wusste, was darin war.
 

Die kaputte Schale war über und über mit warnenden Hieroglyphen übersät, die sich auf den Inhalt bezogen. Jede dieser kleinen Kugeln, die nicht einmal die Größe einer Perle erreichten, enthielt einen Fluch! Ein ägyptischer Fluch, vor langer Zeit von einem Priester in der Kugel versiegelt und für spätere Verwendung aufbewahrt. Bakura lächelte böse. Das war genau das Richtige für ihn! Jetzt stellte sich nur noch die Frage, ob man die Kugeln noch verwenden konnte. Einige waren beschädigt und damit unbrauchbar geworden. Und selbst bei den Unbeschädigten war sich Bakura nicht so sicher. War noch Magie in ihnen enthalten? Es gab nur einen Weg, das heraus zu finden.
 

Bakura konzentrierte sich auf die Magie seines Millenniumsringes und sandte sie zu den Kugeln. Einen Moment lang geschah nichts, und Bakura's Augen verengten sich zu Schlitzen. Sollte die Zeit die Flüche in diesen Kugeln etwa ausgelöscht haben? Aber nein, da war etwas! Irgendwas konnte er fühlen!
 

Bakura konzentrierte sich noch ein wenig mehr, und eine der Kugeln fing an, ganz leicht zu schimmern. Es war die Einzige. Alle anderen Flüche waren schon vor langer Zeit erloschen. Bakura war das egal. Eine Kugel, ein Fluch, das reichte ihm.
 

Als Bakura das Museum wieder verließ, hatte er die kleine Kugel an sich genommen. Er war nicht umsonst einer der größten Diebe des alten Ägyptens gewesen. Und eine ungesicherte Vitrine in einer abgelegenen Ecke des Museums stellte für ihn keine Herausforderung dar. Die kleine Kugel würde nie vermisst werden.
 

***
 

Samstag Morgen, sieben Uhr. Ein Wecker klingelte. Yugi Muto schlug die Augen auf, gähnte und stellte das nervtötende Gebimmel ab. Er hatte zwar heute keine Schule, aber er hatte sich mit Joey verabredet. Um acht Uhr an der Bäckerei in der Nähe der Einkaufspassage. Wenn er pünktlich sein wollte, musste er jetzt aufstehen.
 

***
 

Samstag Morgen, sieben Uhr. Ein Wecker klingelte. Joey Wheeler brummte ungnädig, als er so rüde geweckt wurde. Andererseits war ,wach' der letzte Ausdruck, mit dem man Joey zur Zeit beschreiben konnte. Gerade hatte er Bandit Keith im Land der Träume die Abreibung verpasst, die dieser auch verdiente. Noch halb im Tiefschlaf grabschte Joey nach dem Wecker und stellte ihn ab.

,Noch 'n Viertelstündchen...' dachte er und stellte den Wecker automatisch darauf ein. Kaum stand der Wecker wieder auf seinem Platz, war Joey bereits wieder im Land der Träume, um Bandit Keith den Rest zu geben.
 

***
 

Yugi war mit seiner Morgenwäsche fertig und stand nun vor seinem Schrank. So, was sollte er heute anziehen? Irgendwas bequemes. Ach, was sollte er lange überlegen, Jeans und ein Shirt, war doch klar.
 

***
 

Der Wecker klingelte. Joey, der im wunderschönen Land der Träume als Sieger im Zweikampf Joey Wheeler gegen Bandit Keith gefeiert wurde, brummte nur verärgert und stellte den Wecker automatisch fünfzehn Minuten weiter. Kurz darauf war er schon wieder im Land der Träume, wo seine Freunde ihn zu seinem Sieg beglückwünschten.
 

***
 

Yugi ging hinunter in die Küche, machte sich ein belegtes Brot und trank einen Orangensaft. In ein paar Minuten würde er losgehen. Eine halbe Stunde Fußmarsch musste er schon einrechnen. Aber es war so ein schöner sonniger Tag, da konnte man ruhig zu Fuß gehen.
 

Kurz bevor er das Haus verlassen konnte, kam sein Großvater mit einem leicht schuldbewussten Ausdruck auf seinem Gesicht auf ihn zu.
 

"Yugi," begann er, "es tut mir leid, aber da sind ein paar dringende geschäftliche Dinge, die du für mich erledigen musst."
 

Yugi sah überrascht auf. "Aber Großvater, du weißt doch, dass ich mich heute mit Joey treffe, um acht Uhr an der Bäckerei. Wir wollen den Tag zusammen verbringen."
 

"Ich weiß, und es tut mir ja auch leid. Aber diese Sachen hier dulden keinen Aufschub, und ich in meinem Alter kann das nicht mehr so. Außerdem muss ich den Laden öffnen. Es wird bestimmt höchstens bis zum Mittag dauern, Yugi. Den Nachmittag kannst du dann ganz mit deinen Freunden verbringen."
 

Yugi seufzte und gab sich geschlagen. Zur Bäckerei musste er allerdings trotzdem erst mal gehen, um Joey über die Änderung der Pläne für den heutigen Tag zu informieren.
 

***
 

Der Wecker klingelte. Ein blonder Haarschopf tauchte aus den Tiefen der Bettdecke auf und eine Hand grabschte nach dem Störenfried. Endlich wieder Ruhe. Müde wollte sich Joey gerade wieder unter die Bettdecke und ins Reich der Träume verziehen, als sein verschleierter Blick auf die Zeitanzeige des Weckers fiel. Halb acht. Warum um alles in der Welt hatte er seinen Wecker auf solch eine gottverlassene Zeit eingestellt? Es war Samstag, und er hatte heute keine Schule.
 

Aber dann fiel es ihm wieder ein! Er traf sich ja heute mit Yugi und zwar schon um acht Uhr! Das würde knapp werden!!! Erschrocken sprang Joey auf und wollte nach seinen Sachen greifen. Aber so ganz wach war er wohl auch jetzt noch nicht. Seine Beine hatten sich in der Bettdecke verheddert, und Joey verlor mitten im Sprung sein Gleichgewicht. Einen Moment lang ruderte er noch wie wild mit den Armen, bevor er nach vorne überkippte und der kalte Fußboden ihm auf seine Art einen schönen guten Morgen wünschte.
 

Fluchend rappelte sich Joey wieder auf und stürmte ins Badezimmer. Der Tag fing ja echt toll an! Konnte ja nur noch besser werden, oder?
 

Bereits zwanzig Minuten später schlüpfte Joey in seine Schuhe und verließ das Haus. Wenn er noch einigermaßen pünktlich am Treffpunkt sein wollte, musste er rennen und zwar schnell!
 

***
 

Yugi war pünktlich an der Bäckerei angekommen, aber Joey war noch nicht da. Yugi wartete. Fünf Minuten vergingen, zehn Minuten, aber immer noch keine Spur von Joey. Aber Yugi machte sich keine Sorgen. Er war sich sicher, dass Joey bald kommen würde. Und er freute sich sehr darauf, seinen Freund zu sehen, auch wenn er ihm dann sagen musste, dass sie doch erst ab heute Mittag zusammen sein konnten. Er fühlte sich in Joey's Nähe immer besonders wohl, wieso, wusste er nicht zu sagen. Da war etwas an seinem temperamentvollen Freund, das ihm immer ein Gefühl von Sicherheit und Lebensfreude vermittelte. Wenn Joey in der Nähe war, schien immer alles gleich viel leichter.
 

Aber so vor einer Bäckerei zu stehen und auf jemanden zu warten, hatte trotzdem einen Nachteil, auch wenn man gern wartete. Es duftete gar zu verführerisch aus der Backstube hinter dem Verkaufsraum. Diese Bäckerei war besonders beliebt bei den Leuten, weil sie nicht einfach mit fertigen Produkten beliefert wurde wie andere Bäckereien, sondern tatsächlich noch selbst direkt vor Ort backte.

Yugi konnte dem Duft nicht widerstehen, auch wenn er gerade erst gefrühstückt hatte. Er ging hinein und kaufte zwei noch ofenwarme Hefebrötchen und eine Fanta. Mit den Sachen stellte er sich vor die Bäckerei an eines der Tischchen, die dort aufgestellt waren, und wartete. Das eine Brötchen aß er selbst, das andere war für Joey.
 

"Guten Morgen, Yugi." sagte eine freundlich klingende Stimme hinter ihm.
 

Yugi drehte sich um. "Guten Morgen, Ryou." begrüßte er seinen Freund.
 

Der weißhaarige Teenager lächelte ihn an. "Was machst du denn so früh schon hier?"
 

"Ich habe mich mit Joey verabredet. Und du?"
 

"Ich möchte ein paar Einkäufe erledigen, bevor der Ansturm der Käufer zu groß wird. Ich hab keine Lust, stundenlang in der Schlange vor einer Kasse zu stehen." Bakura, der Geist des Millenniumsringes, hatte keine Schwierigkeiten, sich als Ryou auszugeben. Er trat näher an den Tisch und blickte über Yugi's Schulter. "Sag mal, kommt da nicht Joey?"
 

Yugi drehte sich um und spähte in die Richtung, in die auch Ryou geblickt hatte. Da er nun mit dem Rücken zum Tisch stand, sah er nicht, wie sich Ryou's ansonsten so freundlichen Züge zu einem bösen Lächeln verzerrten. Eine blitzschnelle Bewegung von Bakura, und die kleine Kugel, die er gestern aus dem Museum gestohlen hatte, befand sich in der Fanta. Zugegeben, das war nicht der beste Plan, aber mit ein wenig Glück würde Yugi die Kugel mit der Fanta schlucken. Wurde sie erst mal verschluckt, begann der Fluch nur kurze Zeit später zu wirken.
 

"Nein, da kommt niemand." sagte Yugi und wandte sich wieder Ryou, oder besser gesagt, Bakura zu.
 

"Sorry, Yugi, ich muss mich geirrt haben." antwortete Bakura, bevor er auf seine Uhr sah. "Ich muss los. Tschüß, Yugi."
 

"Tschüß, Ryou." Yugi lächelte seinen Freund noch mal an und blickte dann wieder die Straße hinunter. Joey müsste ja nun bald kommen. Er war schon fünfzehn Minuten zu spät.
 

***
 

Bakura fing an zu rennen, so bald er außer Sicht war. Er wusste genau, von wo aus er einen fabelhaften Überblick über die ganze Gegend haben würde. Schnell lief er zu einem Mietshaus in der Nähe und fuhr mit dem Fahrstuhl bis nach ganz oben. Dann noch eine weitere Treppe hinauf, die Tür am Ende der Treppe öffnete er mit seinem Dietrich, und schon stand er auf dem flachen Dach des Mietshauses. Bakura schnappte sich das kleine Fernglas, das er mitgebracht hatte, und beobachtete Yugi vor der Bäckerei.
 

Die Kugel in der Fanta war klein, fast winzig. Mit ein wenig Glück würde Yugi sie mit der Fanta runterschlucken, bevor er sie überhaupt bemerkte. Und wenn Yugi erst mal verflucht war, konnte der Pharao nichts mehr machen, denn der Fluch würde ihn genauso einschränken wie Yugi.
 

Bakura lächelte voller Vorfreude. Er hatte mit Hilfe des Millenniumsringes die Kugel untersucht und wusste, um was für eine Art von Fluch es sich handelte. Er konnte es kaum erwarten, dass Ergebnis dieses Fluchs zu sehen. Und dann würde er sich das Millenniumspuzzle holen.
 

***
 

Joey rannte so schnell er konnte. Er war spät dran! Verflixt, warum musste er auch so ein Langschläfer sein? Jetzt wartete Yugi bestimmt schon auf ihn, der war ja immer pünktlich. Joey spornte sich selbst noch mehr an. Er wollte seinen Freund nicht warten lassen. Außerdem freute er sich auf das Treffen mit Yugi. Die kindliche Unschuld, die sich in seinen violetten Augen zeigte, machte Joey sein Herz leichter. Da wo er lebte, verloren die meisten Kinder diesen unschuldigen ehrlichen Ausdruck in den Augen sehr schnell. Und außerdem waren Yugi's Augen wunderschön, solch ein schönes tiefes Violett.
 

Moment mal, wo war dieser Gedanke denn her gekommen??? Für einen Moment stutzte Joey und hätte fast angehalten, doch dann rannte er weiter. War doch eigentlich egal, außerdem stimmte es. Yugi hatte schöne Augen. Ein Grund mehr, ihn nicht so lange warten zu lassen.
 

Endlich erreichte Joey die Bäckerei, völlig außer Atem! Nach Luft ringend stand er vor Yugi und schaffte es nicht einmal, eine ordentliche Begrüßung hervor zu bringen. Alles, was er hervor brachte, war: "Sorry,...(keuch)...Yugi...(schnauf)...tut mir...(keuch)...leid...(schnauf)..."

Nun ja, immerhin besser als gar nichts.
 

Yugi sah seinen Freund mit großen Augen an und griff nach seiner Fanta. "Hier, Joey, trink erst mal was."
 

Joey nahm die Fanta dankend entgegen und trank in großen Schlucken. Plötzlich fühlte er etwas Hartes, Kleines, das mit der Fanta in seinen Mund gespült wurde. Bevor er es überhaupt richtig registrieren konnte, hatte er es bereits runtergeschluckt. So ganz glatt ging das allerdings nicht über die Bühne. Joey verschluckte sich prompt und fing an zu husten.
 

Yugi klopfte ihm auf den Rücken. "Joey, alles in Ordnung?"
 

Joey richtete sich wieder auf und nahm einen tiefen Atemzug. "Ja, klar. Da war nur irgendwas in der Fanta, dass ich runtergeschluckt habe."
 

"Oh, sorry."
 

"Dafür kannst du doch nichts, Yugi." winkte Joey ab, "Tut mir leid, dass ich zu spät bin. Ich hab verschlafen."
 

"Macht nichts. Tatsächlich muss ich dir sagen, also..." Yugi zögerte kurz, fuhr dann aber fort: "Mein Großvater hat mich gebeten, heute Vormittag noch ein paar Besorgungen für ihn zu machen, Geschäfte für unseren Spieleladen. Tut mir ehrlich leid, Joey, aber ich kann erst ab heute Mittag wieder."
 

Joey verbarg seine Enttäuschung und lächelte Yugi an. "Na ja, kann man nichts machen. Dann sehen wir uns um zwölf Uhr?"
 

Yugi nickte. Er war froh darüber, dass Joey die Sache so locker nahm. "Klar, um zwölf Uhr bei Burger World. Ich lade dich zum Mittagessen ein."
 

Joey strahlte. "Das klingt gut! Dann bis heut Mittag."
 

"Bye, Joey. Und..." Yugi griff nach dem letzten Hefebrötchen und drückte es Joey in die Hand. "...das ist für dich." Dann war er auch schon verschwunden.
 

Joey trank den letzten Rest der Fanta und aß das Brötchen, bevor er sich selbst auf den Weg machte. Er konnte ja die nächsten Stunden in der Spielhalle verbringen.
 

Joey bog in eine kleine verlassene Gasse neben der Bäckerei ein. Es war eine Abkürzung zur Spielhalle. Doch er war gerade mal zehn Schritte hinein gegangen, als ihm plötzlich schwindelig wurde. Joey kämpfte um sein Gleichgewicht und stützte sich an der Wand ab. Was war los mit ihm? Er hatte sich doch vor ein paar Sekunden noch ganz wohl gefühlt, und jetzt wurde ihm fast schlecht. Die Welt drehte sich um ihn, und ein plötzlicher Schwächeanfall ließ ihn auf seine Knie sinken. Joey wollte um Hilfe rufen, aber die Stimme versagte ihm. Langsam wurde es schwarz vor seinen Augen. Seltsame Gefühle liefen durch seinen Körper. Es war nicht direkt schmerzhaft, aber irgendwie unangenehm, fast so, als würde er in eine neue Form gegossen. Sein ganzer Körper kribbelte, und seine Haut juckte.
 

Nach ein paar Minuten war es vorbei. Joey's Sinne wurden wieder klar, aber irgendwie fühlte er sich immer noch komisch. Etwas lag auf ihm und verdeckte seine Sicht. Trotzdem konnte er ganz deutlich die Geräusche hören, nur wenig gedämpft durch das Material, das auf ihm lag. Es schien ihm, dass sein Gehör schärfer war als zuvor.

Nun, seine Nase war es auf jeden Fall. Joey schnüffelte angeekelt. Die Mülltonnen, die in der Gasse standen, gaben ja einen furchtbaren Gestank von sich. Warum war ihm das nicht vorher aufgefallen? Auch sonst roch es hier irgendwie komisch. Zeit, aufzustehen, bevor sich dieser Gestank in seinen Kleidern festsetzte.
 

Joey versuchte, aufzustehen, und fiel gleich wieder hin. Sein Körper fühlte sich merkwürdig an. Joey versuchte, seine Finger zu bewegen. Nichts. Es ging nicht. Seine Zehen? Das selbe Ergebnis. Dafür konnte er etwas anderes bewegen. Was zum Teufel war das an seinem... nun ja, an seinem Hinterteil?! Da war was, was vorher nicht da gewesen war, und es ließ sich hin und her bewegen.
 

Joey beschloss, erst mal den Kopf zu heben und sich von dem, was auf ihm lag, zu befreien. Joey hob also seinen Kopf und schüttelte ihn. Das ging auch sehr gut. Was immer auf ihm lag, fiel herunter. Seltsamerweise schien es seine grüne Jacke zu sein, die er fast immer mit sich herum schleppte. Es war heute Morgen noch ein wenig kühl gewesen, daher hatte er sie mitgenommen.
 

Joey senkte seinen Blick auf seine Hände. Doch sein Blick fiel statt dessen auf zwei Pfoten, die mit einem blonden Fell bedeckt waren, genau die gleiche Farbe wie seine Haare! Und was noch viel schlimmer war: er konnte vor seinem Gesichtsfeld eine lange Schnauze entdecken, mit einer schwarzen, feucht glänzenden Nase - eine Hundeschnauze!
 

"Was zum Teufel ist hier los?!?!!" wollte Joey schreien, doch statt dessen hörte er: "Wau, wau, wau?!?!!"

Die Worte machten durchaus Sinn für seine Ohren, aber es war trotzdem keine Menschensprache.
 

Joey rappelte sich mühsam auf. Jetzt, wo er wusste, dass er vier Pfoten hatte, anstatt zwei Hände und zwei Füße, war es leichter. Seine Kleidung, für die er nun zu klein war und die ihm als Hund so wie so nicht passte, fiel von ihm ab. Lediglich sein T-Shirt war noch um seinen Hals geschlungen, aber das war Joey's geringste Sorge zur Zeit. Ungläubig betrachtete er seinen Körper. Vier Pfoten, ein Schwanz (das war also das komische Teil an seinem Hintern gewesen), eine lange Schnauze mit einer feuchten schwarzen Nase und ein weiches helles Fell. Wenn sich Joey nicht täuschte, entsprach sein Aussehen dem eines jungen Golden Retriever, der noch nicht voll ausgewachsen war.
 

Jedenfalls ließ sich die Realität, so absurd sie auch war, nicht länger leugnen. Er war ein Hund. Er war ein Hund! Ein Hund!!!
 

Joey legte seinen Kopf in den Nacken und stieß ein lautes klagendes Heulen aus. Seine Stimme erhob sich weit über die Straßen der Stadt, und die Leute, die ihn hörten, schauderten wegen dem traurigen Klang, der sie an das Geheul von Wölfen erinnerte, und gingen schneller.
 

Das Heulen war auch auf dem Dach eines Mietshauses in der Nähe zu hören, auf dem Bakura, der alles durch sein Fernglas beobachtet hatte, gerade einen Tobsuchtsanfall bekam.
 

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Fortsetzung folgt...

Teil 2

Titel: Schnappt Joey!

Teil: 2/?

Autor: Cat in the web

Fandom (Anime/Manga): Yu-Gi-Oh

Rating: PG

Pairing: jetzt noch keines

Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Yu-Gi-Oh. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit.
 

Um hier keine Verwirrung zu stiften, beachtet bitte folgendes:

Ryou Bakura = Ryou

Geist des Millenniumsringes = Bakura
 

"..." = sprechen (Menschen)

,...' = denken (Menschen und Tiere)

<...> = Hundesprache (wenn es mehr ist als nur Wauwau)

//...// Verständigung zwischen den Millenniumsgeistern und ihren Menschen
 

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Schnappt Joey!

von Cat in the web
 

Teil 2
 

Joey hatte sich mittlerweile wieder beruhigt. Nicht, dass es etwas Alltägliches wäre, in einen Hund verwandelt zu werden, aber er hatte schon einiges an Yugi's Seite durchgemacht, und in einen Hund verwandelt zu werden, war auch nicht ungewöhnlicher als das, was er bisher so erlebt hatte. Jetzt galt es, einen kühlen Kopf zu bewahren und seine derzeitigen Probleme der Reihe nach anzugehen.
 

Zuerst einmal musste er sein T-Shirt, das immer noch um seinen Hals hing, loswerden. Zwar war ihm bei dem Gedanken, praktisch nackt durch die Gegend zu laufen, nicht gerade wohl, aber er war jetzt ein Hund und hatte ein Fell. Mit einem T-Shirt um den Hals würde er nur auffallen. Außerdem passte es ihm ohnehin nicht mehr, und es störte.
 

Leider war dieser Entschluss schneller gefasst als in die Tat umgesetzt. Joey vermisste seine Hände wirklich. So zwei Pfoten waren nicht gerade der beste Ersatz, und er hatte einige Mühe, sich sein Shirt über den Kopf zu ziehen. Schließlich stellte er sich mit seinen Pfoten auf den auf die Erde hängenden Teil des Shirts und versuchte, seinen Kopf heraus zu ziehen. Das führte dazu, dass das Shirt über seinen Kopf hing und seine Augen verdeckte. So sehr Joey sich auch bemühte, er konnte den Rest nicht auch über seinen Kopf ziehen. Er steckte mit seinem Kopf in seinem T-Shirt fest!
 

Kräftig fluchend, was als bellende, knurrende Laute in der Gasse zu hören war, schüttelte Joey energisch seinen Kopf und wankte hin und her. Ohne etwas zu sehen, stieß er zwangsläufig in der schmalen Gasse immer wieder gegen Hindernisse.
 

Joey hörte plötzlich jemanden lachen, und dann näherten sich Schritte. Er verhielt in seinen Bewegungen und lauschte. Die Person stand nun unmittelbar vor ihm. Dann wurde das T-Shirt von seinem Kopf gerissen und auf den Boden geschleudert.
 

Joey sah auf und erblickte einen weißhaarigen Jungen. ,Ryou.' dachte er erfreut, und sein Schwanz fing wie von selbst an, hin und her zu wedeln. Aber irgendwas war seltsam an Ryou. Sein Haar wirkte wilder als sonst, und sein Gesicht trug einen dunklen Ausdruck. Ryou lächelte immer, aber die Person vor ihm trug ein ziemlich fieses Grinsen auf dem Gesicht.

Joey's Schwanz wedeln wurde immer langsamer, bis es schließlich ganz aufhörte.
 

Das Grinsen des Jungen vor ihm wurde noch breiter. "Wen haben wir denn hier? Wenn das nicht Joey Wheeler ist, der menschliche Schoßhund von Klein-Yugi. Tja, jetzt hast du eine Gestalt, die deinem Verhalten entspricht."
 

Joey's Herz sank in seine Hose, natürlich nur bildlich gesprochen, denn er hatte ja keine mehr an. Das vor ihm war nicht Ryou, zumindest nicht, was die Persönlichkeit anging. Offenbar war der böse Geist des Millenniumsringes zurück gekehrt! Joey kannte Bakura gut genug. Er konnte sich immer noch sehr gut an die Geschehnisse im Königreich der Duellanten erinnern. Dieser Typ war genau so schlimm wie Pegasus, vielleicht sogar noch schlimmer! Vorsichtig trat Joey ein paar Schritte zurück.
 

Bakura schüttelte tadelnd den Kopf. "Wo willst du in dieser Gestalt denn hin, Joey? Ich kann dir helfen, deine normale Gestalt wieder anzunehmen." Bei diesen Worten klappten Joey's Hängeohren interessiert nach vorn.
 

"Du hast richtig gehört." fuhr Bakura fort, "Ich weiß, was dich verwandelt hat. Du hast dummerweise die Fanta ausgetrunken, die ich für Yugi präpariert hatte. Dadurch hast du eine winzige Kugel, die mit einem Fluch versehen war, geschluckt."
 

Joey verspürte ein dringendes Verlangen, Bakura in die Waden zu beißen. Dieser Psychopath hatte also versucht, Yugi zu schaden! Nun, zuerst musste er wieder seine menschliche Gestalt haben, danach würde er Yugi warnen, und sie würden Bakura die ganze Sache heimzahlen.
 

Bakura trat einen Schritt nach vorne, und Joey unterdrückte das Bedürfnis, wieder zurückzuweichen. Okay, jetzt war nicht die Zeit, in Panik zu geraten, auch wenn Bakura gemeingefährlich war und groß wie ein Berg vor ihm aufragte. Er hatte immerhin gesagt, er würde ihm helfen, oder nicht?
 

"Ganz ruhig, Kleiner. Ich will die Kugel mit dem Fluch zurück, und die ist in deinem Magen." Bakura lächelte, und seine Hand fuhr in seine Hosentasche und holte etwas Großes hervor. Bakura öffnete das große Taschenmesser, und die scharfe Klinge reflektierte das spärliche Licht in der Gasse. "Es tut auch kaum weh, jedenfalls nicht für lange."
 

Joey entschied, dass jetzt doch die richtige Zeit war, um in Panik auszubrechen. Er drehte sich um und lief, so schnell ihn sein Vier-Pfoten-Antrieb nur tragen wollte!
 

Hinter sich hörte er die Schritte seines Verfolgers und Bakura's wütenden Ruf: "Komm sofort zurück, du flohverseuchter Bettvorleger!!!"
 

Joey dachte gar nicht daran! In vollem Lauf bog er um Ecken und sprang über Hindernisse in seinem Weg. Die Kontrolle seines neuen Körpers war einfacher, als er gedacht hatte, trotzdem beherrschte er ihn noch nicht vollkommen, sonst wäre er Bakura sicherlich davongelaufen. Zwar vergrößerte sich der Abstand zu dem Ringgeist, doch noch hatte er Joey nicht aus den Augen verloren.
 

Joey bog um eine Ecke, und zum zweiten Mal an diesem Morgen glaubte er, dass sein Herz in seine nicht mehr vorhandene Hose sank. Sackgasse! Joey drehte sich um und blickte den Weg zurück, den er gekommen war. Er konnte Bakura bereits hören, er würde jeden Moment um die Ecke kommen! Okay, er hatte nur eine Wahl, er musste das Überraschungsmoment nutzen!
 

Joey rannte zurück in die Richtung, aus der er gekommen war. Er erreichte den Eingang zur Sackgasse genau in dem Moment, in dem Bakura in die Gasse einbiegen wollte. Joey sprang in die Luft und landete direkt auf Bakura's Brust, von dort schnellte er zur Seite und lief so schnell er nur konnte einen anderen Weg entlang, ohne sich auch nur einmal umzudrehen.
 

Als Joey auf Bakura's Brust landete, war dieser völlig überrascht. Er hatte damit gerechnet, dass Joey vor ihm weglaufen würde, und war auf den Aufprall nicht vorbereitet. Joey war noch ein junger Hund und daher nicht so schwer, und der Millenniumsgeist war stark, doch Joey hatte das Überraschungsmoment auf seiner Seite. Bakura wurde von der Wucht des Aufpralls nach hinten geschleudert, und sein Kopf traf auf die dortige Mauer. Für einen langen Moment sah Bakura die Sterne ungewöhnlich nah und zu einer ungewöhnlichen Uhrzeit.
 

Als er wieder zu sich kam und feststellte, dass er nicht verletzt war, abgesehen von einer Beule am Hinterkopf, war Joey längst verschwunden. Und sein Messer, das bei dem Aufprall aus seiner Hand geflogen war, konnte er auch nicht wieder finden. Dieser verdammte Köter!
 

***
 

Joey rannte, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her, was ja eigentlich nicht gar so weit von der Wahrheit entfernt war, zumindest wenn man ihn fragen würde. Er hielt erst an, als er sicher war, Bakura abgehängt zu haben. Keuchend sah er sich um. Ah ja, diese Gegend kannte er, das war die Wohngegend in der Nähe vom Park. Überall kleine Häuser, jedes mit einem gepflegten Garten.
 

Langsam trottete Joey die Straße entlang. Er hatte keine Ahnung, wo er als nächstes hingehen sollte. Er würde am Liebsten zu Yugi rennen, aber er wusste nicht, wo sein Freund jetzt war. Also musste er bis zum Mittag warten und dann am vereinbarten Treffpunkt sein. Aber das waren noch gut und gerne etwa drei Stunden.
 

<Hallo, du da!> sagte plötzlich jemand ganz in seiner Nähe.
 

Joey warf einen beiläufigen Blick um sich, konnte aber niemanden sehen. Er ging einfach weiter.
 

<Du da mit dem blonden Fell!>
 

Fell? Blond? Joey blieb stehen. Suchend sah er sich um. Kein Mensch war zu sehen, aber wenn er drüber nachdachte, die Stimme hatte gar nicht menschlich geklungen. Seit wann klangen Menschen wie "wuff, wuff, wau", wenn sie sich mit jemanden unterhielten?
 

<Ich bin hier drüben, am Gartentor!>
 

Joey ging zum Gartentor, von dem die Stimme kam. Er sah aber immer noch niemanden.
 

<Ich bin hier unten. Mach keine Witze über meine Größe, verstanden?!> Die Stimme klang bei Letzterem etwas genervt.
 

Joey blickte nach unten. Halb verdeckt von dem Gartentor stand ein Chihuahua, eine sehr kleine Hunderasse mit großen Ohren. Neugierig blickte ihn der kleine Hund an. <Dich habe ich hier noch nie gesehen. Bist du neu in der Gegend?>
 

,Seit wann verstehe ich Hundesprache?' dachte Joey erstaunt, ,Hm, muss wohl damit zusammen hängen, dass ich jetzt selber einer bin.'

<Äh, nein, nicht direkt.> stotterte er eine Antwort. Die Worte aus seinem Mund, oder besser gesagt seiner Schnauze, waren selbst nicht mehr als kläffende Laute, aber sowohl Joey als auch der Chihuahua verstanden genau, was er sagen wollte.
 

<Merkwürdig, dass ich dich noch nie gesehen habe. So ein stattlicher hübscher Kerl wäre mir doch aufgefallen. Übrigens, ich heiße Annabell.> Annabell klapperte verführerisch mit den Augen.
 

Joey blieb äußerlich gelassen, aber innerlich stöhnte er auf. Da interessierten sich die Mädchen jahrelang nicht für ihn (was ihm nur recht war, denn er interessierte sich auch nicht für sie), und dann kam ein weiblicher Chihuahua um die Ecke und fing an, mit ihm zu flirten. Erstens falsche Rasse (dass er ein Mensch war, konnte sie aber zugegebenermaßen nicht wissen), zweitens falsches Geschlecht. Joey hatte keine Zweifel an seiner Sexualität, er hatte längst rausgefunden, dass er auf Jungs stand.
 

Ein röhrendes Lachen unterbrach Joey's Gedanken. <Morgen, Annabell.> ertönte eine amüsierte, etwas rau klingende Stimme, <Meinst du nicht, du solltest dir lieber jemanden in deiner Größe zum Flirten suchen?> Der Eigentümer der Stimme bog um die Ecke und gesellte sich zu den Beiden. Es war ein schon etwas älterer und ein wenig überfüttert aussehender Mops.
 

<Würd' ich ja, wenn ich jemanden in meiner Größe finden könnte.> brummte Annabell verstimmt.
 

Der Mops zwinkerte ihr vergnügt zu. <Na, wie wär's denn mit mir. So viel größer bin ich ja nicht.>
 

Annabell rümpfte verärgert ihr Näschen. <Harry, du bist viel zu alt für mich. Den Rest deiner Fehler auch noch aufzuzählen, erspare ich dir.>
 

Der Mops Harry lachte nur erneut und wandte sich dann Joey zu. Neugierig schnüffelte er an ihm. <Du riechst seltsam, mein Junge.>
 

Joey fühlte sich eher seltsam, als Harry um ihn herum lief und überall an ihm schnüffelte. <Du riechst wie ein Mensch. Nicht nur nach einem Menschen, der dein Fell gestreichelt hat, sondern als wärst du ein Mensch! Der Geruch kommt mir bekannt vor.>
 

<Nun, ich bin ein Mensch. Ich bin verflucht worden.> versuchte Joey zu erklären.
 

<So etwas gibt es?!> rief Annabell erstaunt.
 

<Ich hab's auch nicht geglaubt, bis es mir passiert ist. So ein Typ namens Bakura hat mich verflucht, und er hat sogar versucht, mich zu fangen.>
 

<Das erklärt zumindest den Geruch, auch wenn es das erste Mal ist, dass ich von so etwas höre.> bemerkte Harry, <Wie heißt du denn?>
 

<Joey.>
 

<Joey Wheeler! Jetzt weiß ich wieder, woher ich den Geruch kenne!>
 

Joey wollte Harry gerade fragen, woher er seinen Namen kannte, als er spürte, wie scharfe kleine Zähne ihn in seinen Schwanz bissen. Joey quiekte und machte einen Luftsprung nach vorne. <Hey, wofür war das?!> kläffte er Harry an.
 

<Dafür, dass du mich einen hässlichen Köter genannt hast, als du das letzte Mal mit deinen Freunden hier lang gegangen bist.> Harry setzte sich zufrieden mit seiner Rache auf den Boden. <Ich hörte, wie dich diese Tea dafür mit deinem vollen Namen getadelt hat. Nettes Mädchen, nebenbei bemerkt, von der würd' ich mich kraulen lassen.>
 

Joey schauderte bei der Vorstellung. Nichts gegen Tea, aber von der gekrault zu werden...
 

"Harry, wo bist du? Komm her, mein Junge, wir wollen zu Sabine Kaffe trinken gehen! Es gibt leckeren Kuchen!" rief eine weibliche Stimme. Joey sah eine ältere dicke Frau in einem über und über mit Blumen bedruckten Kleid, die eine Handtasche in der Hand hielt und sich suchend umsah.
 

<Mein Frauchen.> erklärte Harry, <Ich muss gehen.>
 

<Bleibst du noch, Joey?> fragte Annabell und sah ihn mit einem schmachtenden Blick an.
 

Joey suchte verzweifelt nach einer Entschuldigung, um sich Annabell zu entziehen, ohne sie vor den Kopf zu stoßen, doch die Sache wurde ihm aus den Händen beziehungsweise den Pfoten genommen.
 

"Hab' ich dich, Joey Wheeler!" schrie eine vertraute und höchst unwillkommene Stimme.
 

<Bakura!!!> bellte Joey erschrocken.
 

<Das ist also dieser Bakura.> sagte Harry höchst interessiert.
 

Joey verschwendete keine Zeit und gab Fersengeld. Bakura machte sich an die Verfolgung, doch er kam nur wenige Schritte. Harry warf sich genau vor Bakura's Beine, als dieser an ihm vorbeilief. Bakura stolperte über den Mops und schlug der Länge nach hin. Harry grinste, der Schmerz in seiner Seite von dem Aufprall war nichts gegen diesen Anblick.
 

Bakura rappelte sich wütend auf und trat nach dem Mops. "Dämlicher Köter!"
 

Aber Harry war darauf vorbereitet. Er wich Bakura's Tritt knapp aus, warf sich auf den Boden und fing lautstark an zu jaulen, so als wenn Bakura ihn wirklich getroffen hätte.
 

Bakura warf dem Hund einen wütenden Blick zu und wollte sich wieder an die Verfolgung von Joey machen, als eine schwere Handtasche genau in sein Gesicht klatschte!
 

"Du brutaler Punker!!! Wie kannst du es wagen, das meinem Harry anzutun?!" keifte Harry's Besitzerin los, schwang ihre Handtasche durch die Luft und ließ sie erneut auf Bakura niedergehen.
 

Bakura fluchte wütend. Hundert Meter weiter sah er Joey um eine Ecke biegen. Er hatte keine Zeit, dieser alten Schachtel eine Lektion zu erteilen. Er musste sich beeilen!

Er drängte sich an der wütenden Frau vorbei und bekam als Lohn für seine Mühen die Handtasche ins Kreuz geschlagen. Bakura unterdrückte ein Stöhnen. Was zur Hölle hatte diese Vogelscheuche in ihrer Handtasche, Steine?! Seine schmerzenden Körperstellen tapfer ignorierend, hetzte er in die Richtung, in der er Joey verschwinden sah.
 

Harry's Frauchen sah dem Jungen wütend hinterher, bevor sie sich ihrem kleinen Liebling zuwandte. "Oh, mein armer Harry! Hat dieser böse Junge dir sehr weh getan? Warte nur, wenn wir bei Sabine sind, bekommst du ein großes Stück von meinem Kuchen."
 

<Harry, Harry, bist du in Ordnung?> bellte Annabell aufgeregt.
 

<Keine Sorge, er hat mich gar nicht getroffen. Ich wollte ihn nur ein wenig aufhalten, damit Joey entkommt.> Harry rappelte sich grinsend auf und ließ sich von seinem Frauchen den Kopf tätscheln.
 

Nachdem sein Frauchen sich davon überzeugt hatte, dass ihrem kleinen Liebling nichts fehlte, nahm sie ihn an die Leine und wollte gerade losgehen, als ihr noch etwas anderes einfiel. Schnell öffnete sie ihre Handtasche und schaute hinein. Na, Gott sei Dank! Das große Stück Speckstein darin war noch heil. Es war ihr Hobby, Speckstein zu bearbeiten und daraus allerlei Figuren anzufertigen. Und da sie dieses Hobby mit ihrer Freundin Sabine teilte, wollten sie beide nach dem Kaffe noch ein wenig zusammen daran arbeiten. Speckstein war ein besonderer Stein, und es wäre doch zu schade gewesen, wenn er Schaden genommen hätte, als sie diesem Jungen mit ihrer Handtasche eine Lektion erteilte.
 

***
 

Joey hatte sich zu früh in Sicherheit gewiegt. Er hatte gestoppt und somit Bakura die Möglichkeit gegeben, aufzuholen. Und Bakura war ein schneller Läufer. Nun war Joey erneut auf der Flucht, dicht gefolgt von Bakura.
 

Joey entschied, dass es an der Zeit war, seine vier Pfoten und seine geringe Größe besser zu nutzen. Auf ebenem Gelände mochte Bakura ja noch einigermaßen mithalten können, aber wie war das wohl bei einem Querfeldein-Rennen?
 

***
 

Auf einer Wiese in einem Garten lag ein alter Dackel und genoss in Ruhe die warmen Sonnenstrahlen. Er führte ein herrlich ruhiges Leben. Nachdem er seinem Herrchen lange Zeit als Jagdhund gedient hatte, ging er nun aufgrund seines hohen Alters nur noch selten mit auf die Jagd. Statt dessen genoss er seinen Ruhestand bei seiner Familie. Und was das Beste an der ganzen Sache war: niemand aus der Nachbarschaft belästigte ihn, denn er war als ausgesprochener Griesgram bei den Hunden in der Umgebung bekannt. Was ihm nur Recht war! Er liebte diese herrliche Ruhe einfach!
 

Mit der Ruhe war es allerdings schlagartig vorbei, als ein junger Hund, ein Golden Retriever, über den Zaun sprang, quer durch den Garten stürmte und den Dackel dabei prompt über den Haufen rannte! Für einen Moment drehte sich die Welt um den alten Hund, als sein Körper ungewollt eine Rolle vorführte.
 

Wütend sprang der Dackel auf. <Hast du sie noch alle?! Das ist Privatbesitz!!!> bellte er hinter dem jungen Spund her.
 

<Entschuldigung!> rief Joey und war im nächsten Moment auch schon wieder über den Zaun verschwunden.
 

Bevor sich der Dackel aber wieder beruhigen konnte, sprang schon der nächste Eindringling über den Zaun und hetzte über die Wiese, dem Golden Retriever hinterher.
 

<So nicht, Freundchen! Habt ihr keinen Respekt vor fremdem Eigentum?!> bellte der Dackel und machte sich an die Verfolgung des weißhaarigen Jungen.
 

Man hörte ein lautes Gebell, unterbrochen von knurrenden und schnappenden Geräuschen, das Reißen von Stoff und Bakura's wütende Flüche. Dann war auch der Ringgeist über den Zaun. Zurück blieb ein Dackel mit einem Stückchen Stoff aus Bakura's Hosenbein im Maul.
 

Mit einem Grinsen ließ sich der alte Dackel wieder auf den Rasen sinken und spuckte den Stoff aus. <Na also,> sagte er zufrieden, <ich hab's immer noch drauf.>
 

------------------------
 

Fortsetzung folgt...
 

kleine Anmerkung von Cat in the web:

Chihuahua wird "Tschiwawa" ausgesprochen. Die Chihuahua gelten als die kleinste Hunderasse der Welt.

Teil 3

Titel: Schnappt Joey!

Teil: 3/?

Autor: Cat in the web

Fandom (Anime/Manga): Yu-Gi-Oh

Rating: PG

Warnung: com

Pairing: jetzt noch keines

Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Yu-Gi-Oh. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit.
 

Um hier keine Verwirrung zu stiften, beachtet bitte folgendes:

Ryou Bakura = Ryou

Geist des Millenniumsringes = Bakura
 

"..." = sprechen (Menschen)

,...' = denken (Menschen und Tiere)

<...> = Hundesprache (wenn es mehr ist als nur Wauwau)

//...// Verständigung zwischen den Millenniumsgeistern und ihren Menschen
 

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Schnappt Joey!

von Cat in the web
 

Teil 3
 

Bakura schritt über den Schrottplatz und suchte jeden Zentimeter ab. Hier irgendwo hatte sich Joey verkrochen. Er musste ihn nur noch finden und sich einen Weg überlegen, wie er die verfluchte Kugel aus ihm raus bekam. Leider war das leichter gesagt als getan. Dieser Schrottplatz war zwar klein, aber es gab viele Verstecke für einen Hund. Bakura bückte sich, um unter ein paar aufeinandergestapelte Metallteile zu schauen, doch auch hier war nichts. Abwesend rieb der Ringgeist über den kaputten Saum an seinem linken Hosenbein, den der Dackel vor kurzem zerbissen hatte. Wo konnte Joey sonst noch stecken? Leider gab es mehr als genug Auswahl.
 

Joey war gar nicht so weit weg von Bakura. Er hatte sich unter ein breites Metallteil gequetscht, das früher wahrscheinlich mal Teil einer Motorhaube gewesen war. Es lag auf der einen Seite auf ein paar Steinen, daher war gerade so genug Platz für Joey gewesen. Aber auch so lag er eng an den Boden gepresst da, und seine empfindliche Hundenase zuckte ab und zu. Es war extrem staubig in seinem Versteck.
 

Bakura war ein ausgezeichneter Dieb und kannte sich als solcher natürlich auch mit Verstecken jeder Art aus. Er suchte den ganzen Schrottplatz ab, und doch konnte er Joey nicht finden. Er übersah den Spalt zu Joey's Versteck einfach, oder vielleicht konnte er auch nicht glauben, dass es einem Hund von Joey's Größe gelingen könnte, sich durch solch einen schmalen Spalt zu zwängen. Er ging erneut über den Platz und strich sich ratlos mit einer Hand seine Haare aus dem Gesicht.
 

Joey hörte, wie sich Bakura's Schritte näherten und verhielt sich ganz still. Aus seiner Position heraus konnte er zwei Füße erkennen, die unmittelbar vor seinem Versteck stehen blieben. Joey hielt den Atem an.
 

Bakura sah sich ratlos um. Wo zum Teufel steckte dieser verdammte Köter? Er war wie vom Erdboden verschluckt. Vielleicht war er gar nicht mehr auf dem Schrottplatz? Dann verschwendete er kostbare Zeit hier. Langsam schritt Bakura auf den Ausgang zu.
 

Joey sah, wie sich die Füße von Bakura entfernten und mit einem tiefen, aber leisem Seufzer atmete er aus. Der Staub unmittelbar vor seiner Schnauze wurde dadurch in die Luft geblasen und als Joey wieder einatmete, gelangte er in seine Nase. Joey riss entsetzt seine Augen auf, als er das Jucken in seiner empfindlichen Hundenase spürte. Das konnte ja wohl nicht wahr sein! Nicht ausgerechnet jetzt! Joey hielt verzweifelt die Luft an.
 

Bakura blieb wieder stehen und sah sich um. Nachdenklich rieb er seine Stirn. Wenn Joey nicht hier war, wo war er dann? Dieser Ort hätte ihm doch wie das perfekte Versteck vorkommen müssen. Bakura hatte gesehen, wie Joey zum Schrottplatz gerannt war, etwas, dass auch Bakura in Joey's Situation getan hätte. Der Schrottplatz war bestens geeignet als Versteck für einen Flüchtigen, es sei denn natürlich, es war Bakura selbst, der einen verfolgte. Bakura war sich sicher, dass er Joey auch auf diesem Schrottplatz finden konnte. Aber da er ihn nicht fand, konnte er auch nicht hier sein, oder?
 

Joey's Nase zuckte. Er hielt immer noch die Luft an und betete, dass Bakura weitergehen würde. Das Jucken in seiner Nase wurde immer schlimmer, und auch die Luft in seinen Lungen wurde knapp. Er musste einfach Luft holen. Doch mit den knappen Atemzügen wurde der Juckreiz schlagartig schlimmer. <Ha... ha...>
 

Bakura war ratlos. Sollte er nun auf gut Glück den Schrottplatz verlassen? Oder war es besser, sich noch einmal umzusehen? Aber wenn Joey nicht hier war, dann würde sich der Abstand zu ihm immer mehr vergrößern. Bakura setzte sich zögernd in Bewegung. Es war vielleicht doch besser, Joey woanders zu suchen. Er konnte die umliegenden Straßen absuchen.
 

Joey kämpfte mit sich, oder besser gesagt mit seiner Nase. Wäre er noch ein Mensch, hätten deutliche Schweißtropfen auf seiner Stirn gestanden, so angestrengt versuchte er, den Niesreiz unter Kontrolle zu bekommen. Flache kleine Atemzüge waren unter dem Metall zu hören.

<Ha... ha...>

Joey versuchte eisern, durchzuhalten. Bakura näherte sich dem Tor. Gleich würde er hindurch gehen und außer Sicht verschwinden! Nur noch ein kleines Stück! Konnte Bakura denn nicht schneller gehen?!

<Ha... ha... HATSCHI!!!>
 

Bakura fuhr herum und starrte in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Joey fuhr der Schreck in alle Glieder, und er beging den zweiten Fehler: er wollte aufspringen und stieß schon nach wenigen Zentimetern gegen das Metalldach seines Verstecks. Ein dumpfes Geräusch wie ein Gong war zu hören.
 

Als Joey sich endlich aus seinem Versteck gequetscht hatte und davon laufen wollte, stand Bakura bereits neben dem Spalt und packte zu. Joey verlor im wahrsten Sinn des Wortes den Boden unter seinen Pfoten, als Bakura ihn auf seine Arme hob. Und natürlich passte ihm das gar nicht. Joey besann sich darauf, dass er ja schließlich eine Kämpfernatur war, die nicht so einfach aufgab und schon unzählige Prügeleien bestritten hatte. Auch wenn er jetzt keine Fäuste mehr hatte, mit denen er zuschlagen konnte, er hatte Zähne, und was für welche! Er würde es Bakura zeigen!
 

Joey's Körper spannte sich an, sein Nackenfell sträubte sich und mit einem wütenden, herausfordernden Knurren zeigte er seine eindrucksvollen Zähne und wand sich in Bakura's Armen so, dass er seinem Fänger ins Gesicht sehen konnte.

Joey's Blick traf auf die kalten braunen Augen von Bakura, in deren dunklen Tiefen ein unheilvolles Versprechen zu liegen schien. Der Ringgeist wandte seinen Blick nicht von Joey und verengte als einzige Reaktion auf Joey's Drohen lediglich seine Augen ein wenig. Das unheilvolle Versprechen, das Joey darin sah, wandelte sich zu einem Versprechen von größtem Schmerz.
 

Joey starrte einen Moment lang in Bakura's Augen und schluckte dann merkbar. Joey war hitzköpfig und impulsiv, aber nicht blöd. Es gab einfach Gegner, wo man besser abwartete, ob man sie nicht irgendwie überlisten konnte, als frontal gegen sie vorzugehen. Das wusste selbst Joey. Und na ja, Bakura schien solch ein Gegner zu sein. Außerdem... er wollte ja Ryou nicht verletzen. Ja, genau das war es! Er verzichtete darauf, Bakura anzugreifen, weil er damit auch den lieben netten Ryou verletzen würde. Immerhin benutzte der Ringgeist seinen Körper.

Er, Joey, hatte keineswegs Angst vor Bakura. Ha, ha, wer kam denn auf so 'ne Idee?! Aber er würde doch seinen Freund Ryou nicht gefährden!
 

Nachdem sich Bakura davon überzeugt hatte, dass Joey begriffen hatte, dass es einem Selbstmordversuch gleichkam, ihn zu beißen, überlegte er, was er jetzt mit ihm tun sollte. Irgendwie musste er die Kugel ja aus ihm rauskriegen. Vielleicht sollte er ihn einfach erst Mal mit nach Hause nehmen und ihn einsperren. Hm...
 

Während Bakura noch überlegte, was er jetzt tun sollte, fiel sein Blick auf eine alte Zeitung. Eine der Schlagzeilen fing seine Aufmerksamkeit ein. Dort stand, dass der Vergnügungspark, der Seto Kaiba gehörte, diese Woche geschlossen hatte, weil eine neue Hauptattraktion aufgebaut und getestet wurde. Wiedereröffnung war am Sonntag, also Morgen.

Das an sich war für Bakura uninteressant. Was seine Aufmerksamkeit erregt hatte, war die Art der Attraktion: eine sogenannte Super-Killer-Achterbahn. Er erinnerte sich daran, dass Ryou Achterbahnfahrten hasste, weil ihm immer so schlecht dabei wurde, dass er die Toiletten aufsuchen musste, um seinen Magen zu erleichtern. Oder in anderen Worten ausgedrückt: er musste kotzen.
 

Nun war Bakura ohnehin der Ansicht, dass Ryou ein Schwächling war, der nicht viel aushielt. Aber andererseits, so ein paar Fahrten in dieser besonderen Achterbahn würden bestimmt auch Joey ziemlich zusetzen. Der Gedanke war zwar alles andere als appetitanregend, aber Bakura war zu so ziemlich allem bereit, um diese Kugel zurück zu bekommen.
 

"Sei schön brav, Köter. Wir gehen jetzt in einen Vergnügungspark." sagte Bakura und drapierte Joey in seinen Armen so, dass er ihn gut tragen konnte.
 

Joey hatte keine Ahnung, was er damit meinte, aber er ahnte Schlimmes. Trotzdem rührte er sich nicht. Bakura's Griff an ihm war so fest, dass er ihm fast die Luft abdrückte. Joey beschloss, abzuwarten. Es würde sich schon eine günstige Gelegenheit zur Flucht ergeben.
 

Bakura ging mit ihm zur nächsten U-Bahn-Station. Ohne die Automaten für die Fahrkarten auch nur zu beachten, ging er direkt zu den Gleisen. Die nächste Bahn würde in einigen Minuten kommen. Er lehnte sich mit Joey in den Armen gegen eine Wand und wartete. Vorbeieilende warfen ihm neugierige Blicke zu oder lächelten amüsiert, als sie den Jungen mit dem Golden Retriever im Arm sahen, der keinerlei Anstalten machte, seinen Hund auf den Boden zu setzen. Auch wenn der Golden Retriever selbst noch recht jung aussah, handelte es sich um einen recht großen Hund, und Bakura hatte beide Arme voll mit einem großen weichen Fellbündel.
 

Dann kam die U-Bahn, und Bakura stieg mit mehreren anderen Leuten in den Wagon. Zum Glück war die Bahn nicht sehr voll. Bakura hasste es, wenn man ihm zu nahe kam. Er stand mit Joey in den Armen in der Nähe der Tür, lehnte seinen Rücken gegen eine der Stangen und wartete auf seine Station.
 

Die Aufregungen der letzten Stunde schienen zuviel für Joey gewesen zu sein. Oder vielleicht war es auch was anderes. Jedenfalls reichte es dem Schicksal offenbar nicht, dass Bakura ihn gefangen hatte, oh nein! Er musste auch noch einen äußerst lästigen Schluckauf bekommen.
 

<Hick!> Joey's ganzer Körper erzitterte bis in seine Haarspitzen, dann war wieder Ruhe. Allerdings nicht für lange.
 

<Hick!> Die Leute um sie herum begannen, ihnen belustigte Blicke zuzuwerfen.
 

<Hick!> Eine Gruppe Mädchen deutete auf sie und kicherte. Sie steckten die Köpfe zusammen und fingen an zu flüstern, während sie Bakura und Joey immer wieder Blicke zuwarfen. Bakura wechselte unruhig von einem Fuß auf den anderen.
 

<Hick!> Ein paar Leute hatten sich mittlerweile zu ihnen umgedreht und beobachteten grinsend das kleine Spektakel, das sich ihnen bot. Bakura's Griff an Joey wurde noch ein wenig fester.
 

<Hick!> Ein kurzes, leises Lachen war aus einer fernen Ecke des Wagons zu hören. Bakura beugte seinen Kopf zu Joey hinunter und flüsterte in sein Ohr: "Hör auf damit."
 

<Hick!> Das war leichter gesagt als getan. Joey gefiel die ganze Aufmerksamkeit selbst nicht. Er beschloss, einfach mal zu versuchen, die Luft anzuhalten. Ein paar lange Sekunden schien das auch gut zu gehen, dann...
 

<HICK!> Joey's ganzer Körper schien einen kleinen Satz in Bakura's Armen zu machen, und seine Zähne schlugen aufeinander. Die Leute brachen in schallendes Gelächter aus, ein paar waren wenigstens so taktvoll, die Hand auf den Mund zu pressen, um ihr Lachen etwas zu dämpfen.
 

Bakura schloss genervt die Augen. Nur noch zwei Stationen bis zum Ziel, zwei ganze Stationen!
 

<Hick!>
 

***
 

Als die U-Bahn endlich die ersehnte Station erreichte, stieg Bakura, immer noch mit Joey auf den Armen, als Erster aus. Er wollte weg von diesen blöden Gaffern, die dauernd lachten. Am Liebsten hätte er den ganzen Wagon ins Reich der Schatten verbannt, aber das würde nur unerwünschte Aufmerksamkeit auf ihn lenken, vornehmlich die des Pharaos. Er eilte die Stufen hinauf zum Ausgang, dabei verfehlte er in seiner Hast eine der Stufen und geriet aus dem Gleichgewicht.
 

Das war die Chance, auf die Joey gewartet hatte! Sofort fing er an, wie wild zu zappeln. Bakura's Griff lockerte sich, und Joey befreite sich aus seinen Armen und sprintete die Stufen hinauf. Mit einem riesigen Satz schoss er aus dem Tunnel, der zur U-Bahn-Station führte. Joey wartete nicht, bis sich seine Augen von dem künstlichen Licht in der Station auf das normale Sonnenlicht umstellten, er hatte keine Zeit. Hinter sich konnte er Bakura rennen hören. Daher rannte er einfach weiter. Welchen Fehler er gemacht hatte, wurde ihm erst bewusst, als er Reifen quietschen hörte, und eine Autohupe erklang. Joey's Sicht kehrte in diesem Moment zu ihm zurück, gerade rechtzeitig, um einen Wagen mit erheblichen Tempo auf sich zufahren zu sehen. Der Schreck ließ ihn zu Eis erstarren, er konnte keine Pfote rühren.
 

Gerade als er dachte, sein letztes Stündlein hätte geschlagen, huschte eine Gestalt schnell wie der Blitz über die Fahrbahn und riss Joey mit sich auf den Bürgersteig. Der Wagen preschte vorbei, und man konnte die Flüche des Fahrers hören. Doch der Wagen hielt trotz des Beinahe-Unfalls nicht an, sondern fuhr einfach weiter.
 

Joey erholte sich schnell von dem Schrecken, und nachdem er feststellte, dass er weder getroffen noch an einem Herzinfarkt gestorben war, drehte er sich schwanzwedelnd zu seinem Retter um. Das Schwanzwedeln stoppte jedoch augenblicklich, als er seinen Retter erkannte.
 

,Ich kann's nicht glauben!!!' dachte Joey und bellte ungläubig: <Bakura???>
 

Bakura rappelte sich auf, packte Joey wieder mit festem Griff auf seine Arme und zischte ihn wütend an: "Mach so was noch einmal, Joey Wheeler, und ich verkaufe dein räudiges Fleisch an einen Schnellimbiss! Dann können dich deine schwachsinnigen Freunde bei Burger World auffuttern!"
 

"Du solltest mit deinem Hund nicht so schimpfen, mein lieber Junge. Ich bin sicher, er hat seine Lektion gelernt." bemerkte eine alte Frau, die in der Nähe stand und alles beobachtet hatte. Nun schickte sie sich wieder an, ihren Weg nach Hause fortzusetzen. Aber vorher blieb sie noch bei Bakura stehen.
 

"Ich habe selten solch eine tapfere Tat gesehen. Du musst deinen Hund ja wirklich sehr lieb haben." Sie tätschelte Joey den Kopf. "Was für ein nettes Herrchen du da hast."
 

Joey verzog bei diesen Worten das Gesicht, was man aber nicht erkennen konnte, da die Mimik von Hunden und Menschen doch recht unterschiedlich ist. Er warf einen schnellen Blick auf Bakura und sah, wie dessen linke Augenbraue bedrohlich zu zucken begann.

,Uh-oh!' dachte Joey, ,Zeit für die Oma, zu gehen!'
 

Bakura war mehr als verärgert! Er sollte diesen blöden Köter Joey gern haben?! Das war ja wohl das Letzte! Er hatte Joey's Leben nur gerettet, weil er ihn zu dieser Achterbahn schleifen wollte, um die verdammte Kugel aus ihm heraus zu bekommen!
 

Die alte Frau griff in ihre Tasche und drückte Bakura einen Schokoladenriegel in die Hand. "Hier, mein Kleiner, weil du so tapfer warst."
 

Das war es! Bakura wurde noch wütender. Er war doch kein Kleinkind! Er wollte der alten Frau gerade tüchtig die Meinung sagen und all ihre Illusionen über ihn zum Einsturz bringen, als die alte Frau sagte: "Wenn man bedenkt, dass der arme Hund ohne dein Eingreifen jetzt tot auf der Fahrbahn liegen könnte, mit seinen Eingeweiden überall über die Straße verstreut. Was wäre das nur für ein furchtbarer Anblick." Sie tätschelte Bakura's Arm. "Gut, dass du ihn gerettet hast." Dann ging sie weiter die Straße hinab.
 

Bakura stand da, ohne sich zu rühren. Seine Augen waren bei den Worten der Frau immer größer geworden. Wenn Joey überfahren worden wäre, hätte er keine Probleme mehr gehabt, an die Kugel zu kommen. Aber wenn dem verdammten Köter etwas passierte, würde er den Pharao am Hals haben, falls dieser es jemals rausfand. Andererseits, nicht einmal der Pharao und seine Freunde hätten ihm eine Schuld daran nachweisen können, nun ja, zumindest keine sehr große Schuld. Er hatte Joey nicht absichtlich verwandelt, und auf die Straße war er von selbst gelaufen.
 

"Oh, Ra," flüsterte Bakura, "ich bin so ein Idiot."
 

<Da sind wir zum ersten Mal einer Meinung!> bellte Joey. Glücklicherweise verstand Bakura die Hundesprache nicht.
 

***
 

Eine halbe Stunde später hatte sich Bakura mit Joey auf dem Arm in den Freizeitpark geschlichen und verhandelte gerade mit dem Techniker, den er an der Achterbahn vorfand. Der Techniker hatte lediglich noch die letzten Kontrollen durchgeführt und wollte eigentlich nach Hause, aber nachdem er sich eine Weile mit Bakura unterhalten hatte, ließ ihn die Aussicht auf ein zusätzliches, leicht verdientes Taschengeld noch bleiben. Immerhin bot Bakura ihm für zehn Runden in der Achterbahn einhundert Euro an. Und da die Bahn sowieso noch einmal Probe fahren sollte, war das kein Problem. Aber es war dem Techniker ein Rätsel, warum jemand mit seinem Hund in der Bahn mitfahren wollte! Nun ja, Verrückte gab es überall, und so wie dieser Teenager aussah, war es besser, ihm nicht zu widersprechen.
 

Bakura setzte sich in die Bahn, zog den Sicherheitsbügel über sich und nahm Joey auf seinem Schoß fest in die Arme. Zu Joey's Sicherheit schnallte der Techniker den Hund noch mit einem Gürtel fest.
 

Als der Wagen sich in Bewegung setzte, war Bakura sehr gespannt. Er war bisher noch nie Achterbahn gefahren, aber er hatte keine Angst. Wenn andere das zu ihrem Vergnügen machten, konnte es ja wohl nicht besonders schlimm sein. Aber er hoffte, es würde auf Joey die gleichen Auswirkungen haben wie auf Ryou.
 

Joey regte neugierig seine Nase in den Wind. Er saß nicht das erste Mal in einer Achterbahn, sondern war schon in vielen gefahren. Und sie alle hatten nicht gehalten, was sie versprochen hatten. Dieses Ding hier nannte sich also Super-Killer-Achterbahn? Eine typische Übertreibung, da wettete Joey drauf. Na, mal sehen, ob die Achterbahn wenigstens ansatzweise halten konnte, was in der Werbung so großmäulig versprochen wurde.
 

Sie hielt, was sie versprach. Zu diesem Schluss kamen sowohl Joey als auch Bakura. Nach zehn Runden in diesem Ding, das Bakura nun endgültig als neues, legales Folterwerkzeug entdeckt hatte, schwankte der Geist des Millenniumsringes aus der Anlage. Joey hatte er unter einen Arm geklemmt, mit dem anderen Arm stützte er sich an der Wand ab.
 

Als er sicher war, dass ihn niemand mehr sah, ließ Bakura Joey zu Boden fallen und beugte sich über eine Mülltonne. Keine Sekunde zu spät. Bakura mochte nicht viel gefrühstückt haben, aber was er gegessen hatte, verlor er nun wieder.
 

Joey saß währenddessen völlig geschafft neben der Mülltonne und würgte selbst ein wenig. Aber das von Bakura erhoffte Ergebnis blieb aus. Joey übergab sich nicht. Und während Bakura immer noch stöhnend und würgend über der Mülltonne hing und für alles andere um ihn herum blind war, stand Joey mühevoll auf und schlich sich, auf seinen vier Pfoten hin und her schwankend, davon.
 

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Fortsetzung folgt...

Teil 4

Titel: Schnappt Joey!

Teil: 4/?

Autor: Cat in the web

Fandom (Anime/Manga): Yu-Gi-Oh

Rating: PG

Pairing: immer noch keins

Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Yu-Gi-Oh. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit.
 

Um hier keine Verwirrung zu stiften, beachtet bitte folgendes:

Ryou Bakura = Ryou

Geist des Millenniumsringes = Bakura
 

"..." = sprechen (Menschen)

,...' = denken (Menschen und Tiere)

<...> = Hundesprache (wenn es mehr ist als nur Wauwau)

//...// Verständigung zwischen den Millenniumsgeistern und ihren Menschen
 

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Schnappt Joey!

von Cat in the web
 

Teil 4
 

Nachdem die Welt aufgehört hatte, sich um Bakura zu drehen, und der Boden unter seinen Füßen nicht mehr zu schwanken schien, beruhigte sich auch sein rebellierender Magen wieder und schloss einen Waffenstillstand mit dem Ringgeist: sollte Bakura in der nächsten Stunde weder Essen noch Trinken zu sich nehmen, würde sein Magen ihn nicht mehr zwingen, sich über eine Mülltonne, eine Toilette oder ein sonstiges Behältnis zu beugen. Da Bakura im Moment nichts ferner lag als etwas zu Essen oder zu Trinken, war er damit einverstanden.
 

Er hatte ohnehin ein ganz anderes Problem. Joey hatte sich aus dem Staub gemacht, während Bakura anderweitig beschäftigt gewesen war. Wie es ihm überhaupt gelungen war, sich schon kurz nach diesen Achterbahnfahrten wieder auf den Beinen zu halten, war Bakura ein Rätsel. Sein Respekt für Joey stieg von Null auf einhundertstel Millimeter.
 

Fluchend machte sich Bakura erneut auf die Suche nach Joey. Er konnte ja noch nicht so weit gekommen sein.
 

***
 

Joey hatte sich mittlerweile zurück zur U-Bahn-Station geschleppt. Mit jeder Minute, die vergangen war, ging es ihm wieder besser, und auch sein Magen hatte sich beruhigt. Nun stand er auf dem Bahnhof und wartete auf die nächste Bahn, die auch schon bald kam. Joey stieg ein und legte sich artig auf den Boden in der Nähe der Tür.
 

Als ein Kontrolleur kam, um die Fahrkarten zu kontrollieren, war Joey's einzige Reaktion das Wedeln seines Schwanzes und ein freundlicher Blick. Der Kontrolleur lächelte bei dem Anblick und widmete sich dann den anderen Fahrgästen.
 

Joey legte zufrieden seinen Kopf auf seine Vorderpfoten. Niemand kontrollierte einen Hund.
 

***
 

Genau im Zentrum des Vergnügungsparks, den Bakura mit Joey für seine außergewöhnliche Achterbahnfahrt aufgesucht hatte, befand sich die technische Kontrollstation für alle Parkanlagen. Von hier aus wurde der gesamte Park überwacht. Es war sozusagen das Herz des Vergnügungsparks. Normalerweise war hier einiges los, vor allem am Wochenende, doch heute waren nur ganz wenige Leute anwesend. Erst Morgen würde der Park wieder geöffnet werden, die Wartungsarbeiten und der Einbau neuer Anlagen waren inzwischen abgeschlossen.
 

Vor einer Wand, die praktisch nur aus Bildschirmen bestand, saß ein junger Mann. Die meisten Bildschirme waren ausgeschaltet, doch einer direkt vor dem Jungen zeigte ein Bild.
 

Einer der noch anwesenden Techniker trat respektvoll an den Jungen heran: "Sir? Wünschen Sie einen Kaffee?"
 

"Schwarz, ohne Zucker." kam die Antwort, oder nach dem Tonfall zu schließen besser gesagt die Anweisung.
 

Der Junge erhielt seinen Kaffe und wandte sich wieder dem Bildschirm vor ihm zu. Er zeigte die Wiederholung einer Aufzeichnung, die die Überwachungskameras im Park vor kurzem gemacht hatten. Auf dem Bildschirm war ein weißhaariger Junge zu sehen, der einen Hund der Rasse Golden Retriever auf den Armen hielt und sich zur neu installierten Achterbahn schlich. Dort bestach er den Techniker, nur um mit dem Hund einige Runden fahren zu können, bevor er, wieder mit dem Hund unter den Arm geklemmt, schwankend davon ging.
 

Seto Kaiba lehnte sich in seinem Stuhl zurück und nahm einen Schluck von seinem Kaffee. Der sonst so brave Ryou Bakura hatte sich in seinen Park geschlichen, nur um mit einem Hund Achterbahn zu fahren, bis ihm schlecht wurde. Nun, was hatte das wohl zu bedeuten? Oder war es vielleicht gar nicht Ryou gewesen?
 

Kaiba runzelte nachdenklich die Stirn. Er war zwar arrogant, aber keineswegs blöd und bei weitem nicht so ignorant, wie Yugi und seine Freunde vielleicht glaubten. Er wusste seit dem Königreich der Duellanten von den Millenniumsgegenständen, und dass einige davon auch Geister enthielten. Und er wusste auch, dass Ryou den Millenniumsring besaß. Er wusste tatsächlich einiges über Ryou. Kaiba fand den eher unauffälligen freundlichen Jungen mit der ungewöhnlichen Haarfarbe recht interessant, auch wenn er sich nie etwas hatte anmerken lassen.
 

Nun warf diese Kameraaufzeichnung zwei interessante Fragen auf. Erstens: handelte es sich tatsächlich um Ryou oder um den Geist seines Millenniumsringes? Und zweitens: was wollte er mit einem Hund in der Achterbahn?
 

Seto Kaiba trank seinen Kaffee aus, stand auf und griff nach seinem weißen Trenchcoat. Es sah so aus, als könnte dieser bisher recht langweilige Tag doch noch interessant werden.
 

***
 

Joey war inzwischen wieder in der Innenstadt angelangt. Er schlenderte durch eine Straße und passte auf, dass er den Leuten nicht vor die Füße lief. Es war ihm vorher nie aufgefallen, aber anscheinend achteten viele Leute nicht darauf, wo sie hintraten. Alles, was nicht wenigstens so groß war, dass es ihnen bis zur Hüfte reichte, wurde oftmals einfach übersehen. Und da Joey diese Größe nicht erreichte, hielt er sich lieber am Rand der Menschenmenge auf.

Natürlich gab es auch das andere Extrem. Da waren Leute, die warfen einen Blick auf ihn und schlugen dann einen extra großen Bogen um ihn, oder sie wechselten gleich die Straßenseite. Joey war zuerst amüsiert, aber später dann doch ein wenig beleidigt. Er knurrte weder noch bellte er, er war nicht dreckig, und die Tollwut hatte er auch nicht. Wozu also der Aufstand? Er war zwar ein Hund, aber ein lieber Hund!
 

Joey kam zu einem Kinderspielplatz und setzte sich neben eine Bank. Er musste mal einen Moment lang nachdenken, was er als nächstes tun sollte.
 

"Oh, Mama, schau mal, ein Wauwau!" rief plötzlich eine Stimme ganz in seiner Nähe. Joey sah auf. Ein kleines Mädchen, vielleicht fünf oder sechs Jahre alt, zog seine Mutter aufgeregt in seine Richtung. "Mama, darf ich ihn streicheln?"
 

Die Mutter zögerte ein wenig. "Ich weiß nicht so recht, Sabine. Fremde Hunde sollte man eigentlich in Ruhe lassen."
 

"Oh, bitte, bitte, Mama. Nur kurz. Er hat so ein schönes Fell." bettelte die Kleine und sah Joey mit sehnsüchtigen Augen an.
 

Joey beschloss, es der Mutter leichter zu machen und wedelte freundlich mit dem Schwanz. Die Mutter ging in die Hocke und streckte vorsichtig ihre Hand in seine Richtung, anscheinend um ihn erst mal schnüffeln zu lassen. Joey streckte seine Schnauze und schnüffelte, nur anstandshalber versteht sich, weil die Leute nun mal erwarteten, dass Hunde so was taten. Seine feine Hundenase nahm den Geruch von Seife und Parfüm auf. Joey's Schwanz wedeln wurde heftiger. ,Nun lass uns die Sache schon hinter mich bringen. Dann könnt ihr weiter gehen und ich in Ruhe nachdenken.' dachte er.
 

Die Mutter gab ihr Einverständnis, nachdem sie Joey nochmals prüfend angesehen hatte. Erfreut trat das kleine Mädchen an ihn heran und strich vorsichtig über sein weiches Fell. Joey musste gestehen, dass sich das gar nicht schlecht anfühlte, so gestreichelt zu werden. Nach ein paar Minuten erinnerte die Mutter ihre Tochter daran, dass sie heute noch mehr zu erledigen hatte, und die Kleine trennte sich schweren Herzens von Joey.
 

Joey wollte gerade aufstehen, da erschallte schon der nächste Ruf: "Hey, schau mal, ein Hund!" Zwei Jungen, auch nicht viel älter als das kleine Mädchen, kamen herbei gerannt, bauten sich vor Joey auf und fingen an, ihn zu begrapschen.

"Er hat ein ganz weiches Fell!" sagte einer der Jungs begeistert und tätschelte Joey's Kopf mit solcher Kraft, dass dieser sich auf und ab bewegte, so als würde der Hund nicken.
 

,Hey, mein Kopf ist doch keine Trommel!' dachte Joey genervt. Diese Jungs hatten ein anderes Kaliber als das kleine Mädchen. Joey hielt es für besser, zu verschwinden. Aber so weit kam er nicht.
 

"Er soll mit uns spielen! Wir gehen zum Sandkasten und bauen eine Burg für ihn!" rief einer der Jungen und griff in Joey's seidiges Fell.
 

"Nein, lass uns zur Rutsche gehen! Wir schleppen ihn rauf und lassen ihn runter rutschen!" schrie der andere Junge und ergriff Joey ebenfalls am Fell.
 

,Können die auch was anderes als schreien?' wunderte sich Joey. Doch dieser Gedanke war schnell vergessen, als die Jungs versuchten, ihn hinter sich her zu zerren, bedauerlicherweise in zwei verschiedene Richtungen! Joey fühlte an den Stellen, wo sie an seinem Fell zogen, einen brennenden Schmerz und sprang laut jaulend auf. <Seid ihr Zwei irre?!> bellte er.
 

Die beiden kleinen Jungs erschreckten sich und fielen auf den Boden, wo sie augenblicklich anfingen zu heulen. "MAMA!!!"
 

Von da an ging alles sehr schnell. Joey hörte ein wütendes Geschrei: "Du dreckiger Köter! Weg von meinen Jungs!!!" Und schon stürzte sich eine halb hysterische, halb tobende Frau auf Joey und schwang ihre Handtasche wie einen Baseballschläger! Joey duckte sich gerade noch rechtzeitig. Aus den Augenwinkeln sah er, wie nun auch andere Mütter ihre Kinder schnappten, durch das Geschrei der Frau und der zwei Jungen in Aufregung versetzt.
 

Joey gab Fersengeld, bevor sich der ganze Spielplatz gegen ihn verschwören konnte. Es gab nur wenig auf dieser Welt, das noch gefährlicher war als eine Mutter, die ihre Kinder verteidigte, und das schloss alle Rassen mit ein.
 

***
 

Bakura stapfte wütend durch die Straßen der Stadt. Er hatte inzwischen durch Herumfragen herausgefunden, dass Joey in die U-Bahn Richtung Innenstadt eingestiegen war. Er war nun auch wieder in der Innenstadt und wanderte ziellos umher. Es war als wenn man die berühmte Nadel im Heuhaufen suchte. Auch sein Millenniumsring hatte sich bisher als nutzlos erwiesen, er zeigte ihm keine Richtung zu Joey. Es blieb ihm also nichts weiter übrig, als weiterzusuchen. Diese Erkenntnis verbesserte Bakura's Laune keineswegs.
 

***
 

Joey war inzwischen vor seinem Lieblings-Cafè angekommen. Das war nach dem Schrecken der letzten Stunden doch gar keine schlechte Idee. Er würde zwar nichts bestellen können, aber in einer gemütlichen Ecke liegen würde ihm schon reichen. Und vielleicht kam ja einer seiner Freunde vorbei.
 

Joey stemmte seine Vorderpfoten gegen die Tür und drückte mit aller Kraft. Verflixt, war die Tür schwer. Als er noch ein Mensch war, hatte er nie Probleme damit. Plötzlich ging die Tür von selbst auf. Joey blickte hoch und sah Ingrid, die nette Bedienung, auf ihn herunter sehen.
 

<Hallo, Ingrid.> bellte er und wollte sich an ihr vorbei drücken, doch da trat sie ihm in den Weg.
 

"Oh nein, mein Kleiner. Streunende Hunde haben hier keinen Zutritt. Du musst draußen bleiben." Und mit diesen Worten schloss sie die Tür wieder. Joey musste zurück springen, um seine Vorderpfoten und seine Schnauze in Sicherheit zu bringen. Fast hätte er sich seine Nase angestoßen. <Tierfeindin.> bellte er verärgert.
 

Nun gut, es gab noch andere Möglichkeiten. Alfredo von der Pizzeria ein wenig weiter die Straße hinunter mochte Hunde bestimmt, immerhin hatte er selbst einen. Wieder frohen Mutes machte sich Joey auf den Weg. Zwei Minuten später verließ er die Pizzeria im Eiltempo, dicht gefolgt von Alfredo, der einen Besen schwang und die Jagd erst am Eingang seiner Pizzeria einstellte.
 

***
 

Bakura überlegte gerade, was er mit Joey machen sollte, wenn er ihn endlich hatte, als er von einem beträchtlichen Lärm aus seinen Gedanken aufgeschreckt wurde. Er stand gerade in der Nähe eines Kinderspielplatzes. Das hier Lärm herrschte, war nicht weiter ungewöhnlich. Ungewöhnlich war lediglich die Art des Lärms. Einige Mütter hatten sich im Kreis versammelt und diskutierten lautstark irgendwelche Geschehnisse um einen Hund.

Einen Moment mal. Einen Hund?
 

Bakura trat zu zwei Kindern, die eine Sandburg bauten. "Hey!"
 

Die Kinder sahen auf und wurden augenblicklich blass. Ohne weiter zu warten, rannten sie über den Spielplatz zu ihren Müttern. Bakura fluchte leise. Er wusste auch nicht, warum es so war, aber sobald kleine Kinder ihn sahen, rannten sie weg. Nicht, dass es ihn gestört hätte. Die Gören waren ihm nur lästig, aber jetzt brauchte er eine Auskunft. Er sollte sich wohl besser wie Ryou verhalten. Bakura's Gesichtszüge hellten sich auf, und sein normalerweise fieses Grinsen wurde zu einem freundlichen Lächeln. Er trat zu einem kleinen Mädchen und ging in die Hocke. "Hallo."
 

Die Kleine sah auf und lächelte zurück. "Hallo!"
 

"Kannst du mir sagen, was das für ein Hund war, über den sich die Mütter da so aufregen?"
 

Die Kleine nickte eifrig. "Ein großer Hund mit goldfarbenem Fell. Er hat gebellt. Tobias und Tommy sind umgefallen und haben gleich geweint!" Das Mädchen lachte schadenfroh. Bakura entschied, dass er diese Göre ausnahmsweise mal fast mochte. Er verabschiedete sich und ging weiter. Sein freundliches Lächeln verwandelte sich wieder in ein fieses Grinsen. Weit konnte Joey nicht sein.
 

***
 

Joey hatte den Kopf gesenkt und musterte den nun wirklich total uninteressanten Bürgersteig vor seinen Pfoten, während er weiterging. Er hatte die Straßen mit den Geschäften und Cafés hinter sich gelassen und musste daher nicht dauernd aufpassen, dass niemand über ihn stolperte oder auf seine Pfoten trat. Nur wenige Straßen von dem Geschäftsviertel entfernt lag ein Viertel mit lauter Mietskasernen und ein paar kleineren Betrieben, die aber um diese Tageszeit fast schon einen verlassen Eindruck machten.
 

Joey überlegte, was er als nächstes tun sollte. Es war bald Mittag, dann traf er sich mit Yugi. Aber wie sollte er Yugi erklären, wer er war, wenn er nur bellen konnte? Andererseits war Yugi ganz schön schlau, und außerdem war da ja auch noch Yami. Der Geist des Millenniumspuzzle würde ihn vielleicht erkennen. Er war immerhin ein Geist, da musste er doch auch irgendwelche überirdischen Wahrnehmungsmöglichkeiten besitzen, um einen verzauberten Menschen zu erkennen, der auch noch einer seiner besten Freunde war.
 

Joey hoffte, dass sich beim Treffen mit Yugi und Yami alles klären würde. Er hatte keine Lust mehr, dauernd herumgejagt zu werden. Seine Pfoten schmerzten schon. Und er bekam langsam aber sicher Hunger. War ja auch kein Wunder, bei der ganzen Rennerei.
 

Joey schüttelte kurz seinen Kopf, um die ganzen düsteren Gedanken zu verdrängen, und sah dann auf. Sein Blick traf sich mit dem von Bakura, der gerade etwa zweihundert Meter weiter aus einer Seitenstraße kam. Was dann kam, war olympiareif! Es hätte vielleicht sogar für einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde gereicht, wenn jemand mit der Stoppuhr daneben gestanden hätte. Von Null auf Hundert in 1,5 Sekunden! Jeder Automobilhersteller wurde bei solchen Zahlen grün vor Neid!

Joey machte kehrt und hetzte mit fliegenden Schlappohren davon, gefolgt von Bakura, der zwar nur zwei Beine hatte, aber mindestens genauso entschlossen war, Joey zu fangen, wie dieser entschlossen war, ihm zu entkommen.
 

Auch wenn Joey vor kurzem noch müde gewesen war, der Adrenalinstoß, den er durch Bakura's Auftauchen bekam, ließ ihn jede Müdigkeit wieder vergessen und ein äußerst schnelles Tempo anschlagen. Inzwischen war ihm sein Hundekörper nicht mehr unvertraut wie am Anfang. Er hatte vollständige Kontrolle und konnte sich auch auf vier Pfoten geschickt bewegen. Und ein schneller Läufer war er schon immer gewesen. Und so kam es auch, dass er Bakura immer weiter hinter sich ließ, sehr zum Frust seines Verfolgers.
 

Joey schoss förmlich um eine Ecke und befand sich nun auf einer Straße, die endlos geradeaus zu führen schien, mit gelegentlichen Abzweigungen hier und da. Joey hatte die Schnauze voll von solchen Straßen, von denen er heute schon viel zu viele gesehen hatte! Seine Pfoten schmerzten wieder, und er hatte einfach keine Lust mehr! Bakura war ein paar hundert Meter zurück gefallen, aber der sture Ringgeist wollte die Verfolgung einfach nicht aufgeben. Joey beschloss, dass es wieder einmal Zeit für ein Versteck wurde. Er lief die Straße etwa fünfzig Meter weit entlang und fand ein Grundstück, das von einer hohen Mauer umgeben war. Auf das Grundstück führte ein schweres hohes Tor, das aus einer Metallplatte bestand und per Automatik bedient wurde. Und der Knopf zum Aktivieren dieser Automatik befand sich gleich neben dem Tor. Joey stellte sich auf die Hinterpfoten und drückte den Knopf mit seinen Vorderpfoten ein. Surrend und rumpelnd setzte sich das Tor in Bewegung. Joey lief hindurch und drückte den Knopf auf der anderen Seite. Erneut surrte und rumpelte es, als sich das Tor wieder schloss. Joey wartete ängstlich. Wenn Bakura um die Ecke bog, bevor sich das Tor geschlossen hatte, würde er sich bestimmt denken können, wo Joey steckte. Der Ringgeist war nicht blöd! Das Tor schloss sich, und Joey setzte sich dahinter und lauschte angestrengt. Nur ein paar Sekunden später hörte er hastige Schritte um eine Ecke biegen, jemand rannte an dem Tor vorbei und keuchte angestrengt. Zu Joey's Entsetzen stoppten die Schritte genau vor dem Tor! Bakura's keuchende Atemzüge waren genau hinter dem Tor zu hören. Hatte er etwa herausgefunden, wo Joey steckte?
 

***
 

Bakura bog um eine Ecke auf eine neue Straße. So langsam konnte er keine Straßen mehr sehen. Wie viele war er nun schon auf der Jagd nach Joey abgelaufen? Und wo steckte Joey eigentlich? Der verdammte Köter war doch vorhin noch vor ihm gewesen!
 

Bakura hielt keuchend inne. Er musste sich einen Moment ausruhen. Außerdem hatte er Joey aus den Augen verloren. Nun, Joey hatte einen Vorsprung von einigen hundert Metern gehabt, trotzdem konnte er doch noch nicht so weit sein, oder etwa doch? Wahrscheinlich war er in die nächste Straße abgebogen. Zumindest hoffte Bakura das, sonst konnte er von neuem suchen.
 

"Dieser verdammte Köter!!! Wenn ich dich in die Finger kriege, Joey Wheeler!" fluchte Bakura lautstark und trat in seiner Wut gegen das Tor neben ihm. Nur Pech, dass das Tor aus einer äußerst stabilen und schweren Metallplatte bestand. Jedenfalls war es wesentlich härter als der Fuß, der es traf, wie Bakura feststellen musste. Fluchend und wimmernd hüpfte der Ringgeist auf einem Bein über den Bürgersteig und hielt sich seinen schmerzenden Fuß! Nach einer Minute waren die Schmerzen so weit vergangen, dass sich Bakura wieder auf den Weg machen konnte, wenn auch leicht hinkend. Bakura fluchte nochmals kräftig. Er kannte eine ganze Menge böser Fluchworte und im Zentrum seiner Flüche stand im Moment nur eine Person: Joey Wheeler!
 

***
 

Joey hörte, wie Bakura sich entfernte, allerdings dauerte es noch eine ganze Weile, bis seine Flüche verklangen. Joey's Herz klopfte wie rasend! Er hätte fast einen Luftsprung gemacht, als der Ringgeist gegen das Tor trat. Es vergingen danach ein paar Momente, bevor Joey zu dem Schluss kam, dass er noch lebte und nicht an einem Herzinfarkt gestorben war. Ein so wild schlagendes Herz konnte unmöglich einem Toten gehören.
 

Als Bakura endlich verschwunden war, seufzte Joey erleichtert auf. Jetzt konnte er verschwinden, aber am Besten durch einen anderen Ausgang als den, durch den er herein gekommen war. Joey drehte sich um...
 

...und starrte direkt auf einen riesigen Dobermann! Der furchteinflössende Wachhund trug ein Halsband, das mit Stacheln besetzt war, und sein Fell war so schwarz wie die Hölle! Langsam öffnete der Dobermann sein Maul und entblößte scharfe Zähne. <Hallo.> knurrte er.
 

Dieser Schock war endgültig zu viel für Joey! Ohne ein weiteres Wort rollten seine Augen zum Himmel, dann brach er ohnmächtig zusammen.
 

Der Dobermann setzte sich verblüfft hin und sah ziemlich ratlos auf das Bündel Fell, das reglos vor ihm auf der Erde lag und alle viere von sich streckte. <Oh Mann, das gibt wieder Ärger.> winselte er.
 

------------------------
 

Fortsetzung folgt...
 

***
 

kleine Anmerkung von Cat in the web:

Ich vermute mal, dass einige von euch schon seit dem ersten Teil dieser Fanfic auf das Erscheinen von Kaiba gewartet haben. Also, hier taucht er das erste Mal auf! Und keine Sorge, er wird jetzt nicht nach Hause gehen, um Kaffee zu trinken.

Was das Pairing angeht, so wurden eigentlich schon im ersten Kapitel ein paar Andeutungen gemacht. Ich werde nur so viel verraten: es sind zwei Pairings. Aber erwartet nicht zuviel! Nicht die Shounen-Ai-Elemente, sondern die Komödie an sich steht hier im Vordergrund. Daher sind die Pairings eher Nebensache in dieser Fanfic.

Teil 5

Titel: Schnappt Joey!

Teil: 5/?

Autor: Cat in the web

Fandom (Anime/Manga): Yu-Gi-Oh

Rating: PG

Pairing: immer noch keins (aber immerhin schon Andeutungen)

Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Yu-Gi-Oh. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit.
 

Um hier keine Verwirrung zu stiften, beachtet bitte folgendes:

Ryou Bakura = Ryou

Geist des Millenniumsringes = Bakura
 

"..." = sprechen (Menschen)

,...' = denken (Menschen und Tiere)

<...> = Hundesprache (wenn es mehr ist als nur Wauwau)

//...// Verständigung zwischen den Millenniumsgeistern und ihren Menschen
 

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Schnappt Joey!

von Cat in the web
 

Teil 5
 

Joey träumte, er renne in seiner Hundegestalt über eine Wiese hinter einem bunten Ball her. Er bellte fröhlich, dann packte er den Ball mit der Schnauze und rannte dahin zurück, wo sein Herrchen stand. Yugi nahm ihm den Ball ab und tätschelte ihm lobend den Kopf. "Sehr gut, Joey! Und jetzt hol ihn erneut!" Mit diesen Worten warf Yugi den Ball, und Joey rannte hinterher.

Der Ball flog höher und höher und Joey rannte am Boden hinterher. Die grüne Wiese verdorrte, je weiter er dem Ball folgte, und wurde braun und schließlich schwarz wie Asche. Ein Sonnenuntergang war am Horizont zu sehen, doch die Sonne war unnatürlich groß und blutrot. Flammen züngelten aus ihr heraus, sie war der Grund für das verdorrte und verbrannte Gras. Der Ball flog über den Himmel und schien dann direkt in die Sonne hinein zu fallen. Joey blieb stehen und winselte. Die Sonne flackerte, und dann erschien ein übergroßer Bakura aus der Sonne heraus, der den jetzt ebenfalls riesigen Ball in seiner Hand hielt. "Suchst du das hier, Köter?" fragte er und ließ den riesigen Ball auf Joey hinunter fallen.

Joey sah den riesigen Ball auf sich herunter fallen. Er würde ihn zerschmettern! <Yugi! Yami!> winselte Joey.
 

Mit einem Ruck erwachte Joey. Für einen Moment wusste er nicht, wo er war, und daher blieb er erst Mal reglos liegen. Er hörte Stimmen in seiner Nähe.
 

<Kann man dich denn gar nicht allein lassen? Was hast du nun schon wieder angestellt?> fragte eine ein wenig knurrig klingende männliche Stimme.
 

<Ich kann ehrlich nichts dafür, Papa! Er ist einfach umgefallen!> winselte eine jüngere männliche Stimme.
 

Joey fiel plötzlich alles wieder ein, und er hob den Kopf. Ganz in seiner Nähe saß der Dobermann, vor dem er sich so erschreckt hatte. Aber jetzt sah er gar nicht mehr so furchteinflößend aus. Er hatte die Ohren angelegt und den Kopf gesenkt und sah schuldbewusst den anderen Dobermann an, der verärgert vor ihm stand. Dieser Dobermann war wesentlich älter, das konnte man an seiner Schnauze erkennen, die schon leicht ergraut war. Und er sah nicht besonders zufrieden aus. Auch er trug wie der Jüngere ein Stachelhalsband.
 

Der Ältere sah die Bewegung von Joey aus den Augenwinkeln und drehte sich zu ihm um. <Na, endlich wieder wach?>
 

<Äh, ja.> sagte Joey und richtete sich noch ein wenig benommen wieder auf. Die beiden Dobermänner, offensichtlich Vater und Sohn, schienen ihn nicht in kleine Stücke reißen zu wollen.
 

Der alte Dobermann schüttelte sich kurz und sah dann Joey fast strafend an. <Wie kann ein so junger kräftiger Kerl wie du bloß in Ohnmacht fallen?! Ihr jungen Leute solltet euch was schämen! Als ich jung war, da gab's noch richtige Kerle!>
 

Joey zuckte zusammen. Oh Gott, war ihm das peinlich!!! Wenn jemand aus seiner Schule erfahren sollte, dass er vor Schreck in Ohnmacht gefallen war, würde er zum Gespött der gesamten Jugend der Stadt werden! Zum Glück waren die Geschehnisse dieses Tages so unglaubwürdig, dass ihm ohnehin niemand glauben würde.
 

<Aber vielleicht liegt's ja auch daran, dass du ein verzauberter Mensch bist. Es gibt ja viele Menschen, die sich mit großen Hunden ein wenig schwer tun.> bemerkte der alte Dobermann, <Du bist Joey, nicht wahr?>
 

Joey klappte erstaunt seine Hängeohren nach vorne. <Ja. Woher wissen Sie das?>
 

<Annabell, dieser flirtende Chihuahua, kam heute Vormittag hier vorbei und hat sich an meinen Sohn rangemacht. Diese Klatschbase kann ihre Schnauze nie halten. Ich wette, von dir hat inzwischen jeder Hund in der Stadt gehört.> Der Dobermann rollte mit den Augen und schüttelte dann den Kopf, wie um eine lästige Erinnerung zu vertreiben. <Ich heiße übrigens Zeus, und dieser traurige Tropf da drüben ist mein Sohn Cäsar.>
 

Cäsar, der verlegen den Boden zu seinen Pfoten betrachtet hatte, hob den Kopf und lächelte Joey an. Zumindest nahm Joey an, dass es sich dabei um ein Lächeln handelte. Er selbst musste bei der Menge an scharfen Zähnen erst mal schlucken.
 

<Beeindruckend, nicht wahr?> sagte Zeus, der Joey's Reaktion bemerkt hatte, <Er ist ein sehr guter Wachhund.>
 

<Daran zweifle ich nicht.> stimmte Joey zu.
 

***
 

Bakura hatte währenddessen kehrt gemacht und war in die Straße, wo er Joey das letzte Mal gesehen hatte, zurückgekehrt. Der Ringgeist musste sich eingestehen, dass er Joey verloren hatte - schon wieder. Und da aus irgendeinem Grund die Magie seines Millenniumsringes ihm bei der Suche nicht weiterhelfen konnte, musste er sich auf sein Glück verlassen.
 

Bakura schritt gerade an einem schweren Metalltor vorbei, als er dahinter ein bekanntes Bellen hörte. "Wheeler? Wheeler! Jetzt habe ich dich!"
 

***
 

Joey hatte kaum Zeit, seine Schnauze zu schließen, nachdem er dem Dobermann Zeus geantwortet hatte, als eine höchst unwillkommene Stimme hinter dem Tor ertönte: "Wheeler? Wheeler! Jetzt habe ich dich!"
 

Joey machte erschrocken einen Satz. <Oh nein! Bakura! Gibt's hier noch 'nen Hinterausgang?!>
 

<Nein. Es gibt nur das Tor. Aber mach' dir mal keine Sorgen.> Zeus trat schützend vor Joey und blickte seinen Sohn grinsend an. <Na, Cäsar, dann zeig doch unserem Gast mal, was ein guter Wachhund so drauf hat.>
 

Cäsar erwiderte das Grinsen und stellte sich so, dass er zwischen Joey und dem sich nun langsam öffnenden Tor stand. Sein Gesicht wurde ernst, das Fell sträubte sich leicht und in die Augen trat ein warnendes Funkeln.
 

Bakura wartete, bis das Tor weit genug zur Seite gerollt war, dann quetschte er sich hindurch. "Diesmal wirst du nicht entkommen, Whee...!" Weiter kam Bakura nicht. Sein Blick fiel auf einen riesigen schwarzen Hund, der äußerst gefährlich aussah. Die beiden anderen Hunde hinter dem Ersten nahm Bakura nur ganz am Rande war, seine Aufmerksamkeit galt allein der gefährlichen Bestie vor ihm, die nun drohend die Zähne zeigte. Ein Knurren wie ein Donnergrollen war zu hören. Und dann spannte Cäsar die Muskeln an und sprang bellend vorwärts! Bakura brauchte keine weitere Aufforderung. Er wirbelte herum und suchte das Weite, erheblich blasser um die Nase als vorher und mit einem wütend bellenden Hund auf den Fersen.
 

Zeus wälzte sich am Boden vor Lachen, als er den Menschen mit seinem Sohn direkt hinter ihm um die Ecke verschwinden sah. <Ich denke, das wird Bakura erst mal 'ne Weile beschäftigen.> lachte er.
 

<Wird Cäsar keinen Ärger deswegen bekommen? Immerhin jagt er einen Menschen durch die Gegend, und Bakura ist nicht gerade ungefährlich.> wandte Joey ein. Er wollte nicht, dass die Dobermänner wegen ihm Probleme bekamen.
 

<Mach dir keine Sorgen. Cäsar versteht sein Geschäft. Er wird Bakura nicht wirklich etwas tun, und er weiß sich zu verteidigen, falls Bakura etwas probieren sollte.> beruhigte ihn Zeus, <Aber du solltest dich jetzt langsam auf den Weg machen. Cäsar kann diesen Menschen nicht lange aufhalten, wenn er Ärger vermeiden will. Er wird bald wieder hierher zurückkommen, und dann kann auch dieser Bakura wieder machen, was er will.>
 

<Vielen Dank.> sagte Joey und machte sich durch das offene Tor davon.
 

<Gern geschehen, Kleiner.> erwiderte der Dobermann. Dann gähnte er herzhaft und streckte seine alten Knochen. <Zeit für ein kleines Nickerchen.> entschied er und legte sich auf eine Decke, die in der Nähe auf dem Boden lag.
 

***
 

Bakura rannte in einem irrwitzigen Tempo durch die Straßen, gefolgt von einem wütend bellenden Dobermann. Zumindest war das Tempo äußerst schnell für einen Menschen. Bakura war viel zu sehr mit sich selbst und seiner unglücklichen Situation beschäftigt, um zu bemerken, dass der Dobermann immer den gleichen Abstand zu ihm hielt, obwohl er Bakura ohne weiteres hätte einholen können. Cäsar verstand sich darauf, Menschen herumzujagen. Bakura war so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass er weder daran dachte, seine Schattenmagie einzusetzen, noch der eigentlich recht vertrauten Limousine Beachtung schenkte, an der er gerade vorbeilief.
 

Kaiba saß in seiner Limousine und dachte immer noch über das nach, was in seinem Freizeitpark geschehen war, als lautes Bellen ihn den Kopf heben ließ. An seiner Limousine vorbei lief Ryou Bakura, diesmal ohne einen Golden Retriever, dafür mit einem Dobermann dicht auf seinen Fersen! Kaiba riss überrascht die Augen auf, nur um dann loszuprusten. Der Anblick war einfach zu komisch! Kaiba hatte einen kurzen Blick auf Bakura's Gesicht erhaschen können, und es war eine bis dahin noch nie gesehene Mischung aus offener Wut, versteckter Angst und völliger Ratlosigkeit. In dieser Situation sicher verständlich, trotzdem war der Anblick sehr erheiternd. Und das Lachen tat gut.
 

Kaiba griff nach dem Telefonhörer, der ihn mit seinem Chauffeur verbinden würde, und gab ihm die Anweisung, dem Jungen zu folgen, der von dem Hund verfolgt wurde. Es war kurz vor Mittag, und die Straßen praktisch leer. Daher hatte der Chauffeur keine Schwierigkeiten, die Verfolgung aufzunehmen. Kaiba kurbelte das Seitenfenster herunter, um besser sehen zu können, stützte einen Arm an der Tür ab und lehnte sich in seine teuren Lederpolster zurück, während er mit einem breiten Grinsen im Gesicht die Jagd vor ihm beobachtete.
 

Viel zu schnell ging die Jagd zu Ende, zumindest nach Kaiba's Meinung. Bakura kam zu einem unbebauten Grundstück, einer Wiese, auf der ganz verlassen ein alter Apfelbaum stand. Bakura hetzte darauf zu, ergriff einen der unteren Äste und schwang sich gelenkig wie eine Katze in das sichere Geäst. Der Dobermann stützte sich einen Moment mit seinen Vorderpfoten am Stamm des Baumes ab und schaute verlangend zu Bakura hinauf, doch dann ging er mit einem äußerst zufriedenen Hundegrinsen auf dem Gesicht davon. Cäsar hatte entschieden, dass es Zeit war, wieder nach Hause zu gehen.
 

Kaiba verließ seine Limousine und ging zu dem Baum. Unter den Ästen blieb er stehen und schaute zu Bakura hinauf. Bakura, der sich schnaufend von der wilden Jagd erholte, hatte ihn noch nicht bemerkt. Kaiba beschloss, dies zu ändern: "Wie bedauerlich, dass diese höchst unterhaltsame Jagd schon vorbei ist. Was hast du gemacht, Bakura? Hast du versucht, ihn zu streicheln?"
 

Der Geist des Millenniumsringes schaute hinunter und stöhnte innerlich auf. Von allen Menschen in dieser Stadt musste er ausgerechnet Kaiba begegnen. "Halt die Klappe und verzieh dich! Und kein Wort darüber, wenn dir was an deiner Gesundheit liegt, Kaiba!"
 

Kaiba ließ die Drohung vollkommen kalt. Wenn sie überhaupt eine Wirkung erzielte, dann nur die, dass das Grinsen auf seinem Gesicht noch breiter wurde. Ryou Bakura würde nie jemanden bedrohen, also wusste Kaiba, mit wem er es hier zu tun hatte. "Aha, du bist nicht Ryou Bakura, sondern der Geist seines Millenniumsringes, habe ich Recht?"
 

Bakura schaute mit wütendem Blick auf Kaiba herunter. Er war wider Willen von Kaiba's Intelligenz beeindruckt. Offenbar war dieser reiche Mistkerl doch nicht so ignorant wie alle dachten. Kaiba hatte sich nie anmerken lassen, dass er über die Millenniumsgegenstände bescheid wusste, sondern immer so getan, als wäre das alles dummer Aberglaube. Aber anscheinend sah die Wirklichkeit anders aus.
 

"Was hast du denn versucht, um diesen Hund so sauer zu machen? Wolltest du seinen Knochen stehlen?" fuhr Kaiba spöttisch fort.
 

Bakura's Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Kaiba war nicht nur intelligent, sondern auch recht mutig. "Geht dich das was an, Kaiba?"
 

"Eigentlich nicht. Ich habe lediglich dieses amüsante Schauspiel genossen. Du solltest Eintritt dafür nehmen, Ringgeist. Damit könntest du die neue Hauptattraktion in meinem Freizeit-Park werden. Immerhin schienst du von meiner neuen Achterbahn heute ja recht angetan zu sein." Kaiba nahm zufrieden zur Kenntnis, wie sich Bakura versteifte. "Was hast du dir denn dabei nur gedacht? Achterbahn fahren mit einem Hund? Höchst ungewöhnlich. Sollte ich dieses Verhalten vielleicht einem Tierschutzverein melden?"
 

Bakura schnaubte abfällig. "Es war ja kein echter Hund, also was soll der Aufstand?"
 

"Kein echter Hund?" Kaiba hob eine Augenbraue. "Er sah aber sehr echt aus auf den Videoaufzeichnungen, die ich gesehen habe. Wo ist dieser komische Köter eigentlich?"
 

"Er ist weggelaufen." Bakura grinste, als ihm plötzlich was einfiel. Er sprang vom Baum und stellte sich vor Kaiba. "Es wird dich sicher sehr interessieren, aber andererseits, warum sollte ich es dir verraten." meinte er und betrachtete scheinbar interessiert seine Hände.
 

Kaiba sah wirklich sehr interessiert aus. Die Geheimnisse dieses seltsamen Geistes mit der faszinierend gefährlichen Ausstrahlung waren sicher alles andere als langweilig. Oh ja, er wollte definitiv wissen, worum es hier ging. "Ich könnte dir helfen, diesen Hund wieder einzufangen." schlug er dem Ringgeist vor.
 

Bakura sah Kaiba mit einem herausfordernden Funkeln in den Augen an. "Glaubst du etwa, ich sei nicht in der Lage, einen dummen Köter zu fangen?"
 

Kaiba blickte sich scheinbar suchend auf der Wiese um, bevor er sich wieder Bakura zuwandte. "Nun, ich sehe den Hund nirgends. Vielleicht hat er dich ja auch auf einen Baum gejagt und dich dann stehen lassen."
 

Bakura's Augen weiteten sich für einen Moment, bevor er sich wieder unter Kontrolle hatte. Es hatte schon lange niemand mehr gewagt, ihn in irgendeiner Form herauszufordern, doch Kaiba fürchtete niemanden. Irgendwie gefiel ihm der furchtlose arrogante Junge. "Na gut, machen wir ein kleines Geschäft. Du hilfst mir mit diesem verdammten Köter, und ich erzähle dir, was es mit ihm auf sich hat."
 

"Einverstanden." willigte Kaiba ein.
 

Bakura lehnte sich grinsend vor und erklärte Kaiba die ganze Sache mit der verfluchten Kugel und Joey Wheeler. Kaiba lachte so sehr, dass er sich mit einer Hand an dem Baum abstützen musste, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

"Das ist gut." brachte er lachend hervor, "Das ist wirklich gut! Joey Wheeler, der streunende Köter!"
 

"Ich wusste, es würde dir gefallen. Und jetzt komm mit. Ich will diesen verdammten Wheeler heute noch mal kriegen." Damit ging Bakura auf die wartende Limousine von Kaiba zu. Die Aussicht, nicht mehr zu Fuß hinter Joey herhetzen zu müssen, hob seine Laune beträchtlich. Außerdem war es vielleicht gar nicht schlecht, den Tag mit Kaiba zu verbringen. Mit Ausnahme von Ryou war er praktisch die einzige Person, die Bakura in dieser Stadt ertragen konnte. Bakura erinnerte sich plötzlich daran, dass Ryou ein ganzes Heft mit Fotos und Berichten über Kaiba unter seiner Matratze versteckte. Bakura grinste. Was würde Ryou wohl sagen, wenn er wüsste, dass der Geist seines Millenniumsringes sich gerade bereit machte, ein paar Stunden mit seinem heimlichen Schwarm zu verbringen? Aber Ryou war in seinem Seelenraum eingesperrt, dafür hatte Bakura gesorgt.
 

Kaiba schritt hinter Bakura her und betrachtete anerkennend die Gestalt des Ringgeistes vor ihm. Obwohl es sich um den Körper von Ryou Bakura handelte, waren doch Unterschiede zu erkennen, und das nicht nur in den Gesichtszügen. Die Augen des Ringgeistes wirkten dunkler, das Haar war wilder, und der Körper wirkte einfach stärker. Ryou Bakura hatte immer freundlich und zerbrechlich gewirkt. Er war niedlich und submissive. Doch der Geist des Millenniumsringes war herausfordernd und dominant. Kaiba gefiel beides.

"Hey, wie soll ich dich eigentlich nennen? Ich meine, damit es nicht zu Verwechslungen mit Ryou Bakura kommt?"
 

Der Ringgeist antwortete, ohne sich umzudrehen: "Nenn mich Bakura, und den anderen einfach Ryou."
 

***
 

Joey war wieder einmal in der Innenstadt im Geschäftszentrum. Aber seine Stimmung war reichlich niedergeschlagen. Seine Pfoten taten weh von dem vielen Gerenne, und er hatte Hunger. Heute Morgen hatte er gerade mal ein Hefebrötchen gegessen, das ihm Yugi freundlicherweise geschenkt hatte. Der Gedanke an Yugi hellte Joey's düstere Stimmung wieder ein wenig auf. Yugi hatte so freundliche violette Augen, einfach wunderschön. Halt, Moment mal, wo war das denn hergekommen? Yugi hatte wunderschöne Augen?! Joey stieß frustriert einen langen Hundeseufzer aus. Ach, zum Teufel, den Gedanken hatte er doch heute Morgen auch schon gehabt! Und na ja, es stimmte auch immer noch! Yugi hatte wunderschöne Augen, violett war so eine schöne und seltene Augenfarbe.
 

Eine Turmuhr in der Nähe fing an zu schlagen. Zwölf Uhr. Es war Mittag. Joey erinnerte sich, dass er ja mit Yugi heute Mittag bei Burger World verabredet war. Mensch, wie konnte er das nur um ein Haar vergessen?! Er hatte doch schon den ganzen Morgen drauf gewartet.

Joey rannte erneut los, seine müden schmerzenden Pfoten tapfer ignorierend, genau so wie sein Magenknurren. Yugi wartete auf ihn, und das war ein wenig Schmerz wert.
 

***
 

Yugi wartete bereits vor Burger World. Es war höchst ungewöhnlich, dass Joey zu spät kam, zumindest, wenn man ihn zum Essen eingeladen hatte. Nun ja, es war gerade mal viertel nach zwölf, er würde schon noch auftauchen.
 

//Stimmt was nicht, Yugi? Du scheinst beunruhigt zu sein.// hörte Yugi Yami's Stimme in seinem Kopf.
 

//Es ist nichts, Yami, ich bin nur etwas überrascht, dass Joey noch nicht hier ist.// antwortete er dem Geist seines Millenniumspuzzle über das mentale Band, das sie beide verband.
 

//Mach dir keine Sorgen. Er kommt ganz bestimmt noch. Das wäre das erste Mal, dass Joey eine Einladung zum Essen ausschlägt.//
 

//Ja, da hast du recht.// stimmte Yugi zu. Er betrachtete lächelnd die zwei braunen Papiertüten, die er bereits bei Burger World geholt hatte. Samstagmittag wurde es in dem Fastfood-Laden so voll, dass Yugi bereits hineingegangen war, um etwas zu holen, bevor der Andrang begann. Jetzt saß er auf einer Bank draußen vor dem Laden und wartete auf Joey, während neben ihm zwei Burger und zwei Portionen Pommes in Warmhalte-Boxen darauf warteten, gegessen zu werden. Und zwei Colas hatte er auch besorgt.
 

***
 

Joey rannte um eine Ecke und sah Burger World etwa hundert Meter vor sich. Und vor dem inzwischen sehr vollen Laden saß Yugi auf einer Bank und wartete. Joey's Herz machte vor Freude einen Satz, als er seinen Freund sah. Endlich war er bei Yugi! Er vergaß seine schmerzenden Pfoten und seinen knurrenden Magen für einen Moment und rannte freudig auf seinen Freund zu.

<Hallo, Yugi!> bellte er.
 

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Fortsetzung folgt...

Teil 6

Titel: Schnappt Joey!

Teil: 6/?

Autor: Cat in the web

Fandom (Anime/Manga): Yu-Gi-Oh

Rating: PG

Pairing: es dauert noch 'ne Weile (aber ich denke, ihr habt es inzwischen selber rausgefunden)

Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Yu-Gi-Oh. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit.
 

Ich bedanke mich bei Ini-chan, Katanori_Tanaka und wassersaeufer dafür, dass sie sich die Mühe gemacht haben, meine Fanfic zu kommentieren!
 

Um hier keine Verwirrung zu stiften, beachtet bitte folgendes:

Ryou Bakura = Ryou

Geist des Millenniumsringes = Bakura
 

"..." = sprechen (Menschen)

,...' = denken (Menschen und Tiere)

<...> = Hundesprache (wenn es mehr ist als nur Wauwau)

//...// Verständigung zwischen den Millenniumsgeistern und ihren Menschen
 

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Schnappt Joey!

von Cat in the web
 

Teil 6
 

Yugi sah auf, als er ein Bellen hörte. Ein großer Hund mit einem hellen Fell rannte schwanzwedelnd auf ihn zu. Normalerweise waren große Hunde Yugi nicht so ganz geheuer, aber dieser Hund wedelte so heftig mit dem Schwanz und sah auch sonst so lieb aus, dass er gar keine Angst vor ihm hatte. Außerdem erkannte er die Rasse: ein Golden Retriever. Yugi hatte mal irgendwo gelesen, dass diese Rasse als die idealen Familienhunde galten wegen ihres ruhigen ausgeglichenen Wesens. Nun, so ruhig wirkte dieser Hund nicht unbedingt, er wirkte eher sehr erfreut. Er stand jetzt unmittelbar vor Yugi, der immer noch auf der Bank saß, hatte seinen Kopf auf die Beine des Jungen gelegt und blickte aus warmen braunen Augen fast sehnsüchtig zu Yugi's Gesicht auf, während der Schwanz immer noch heftig von einer Seite zur anderen wippte.
 

Yugi musste lachen und kraulte den Hund hinter den Ohren. "Na, du bist aber ein lieber Kerl. Und was für ein weiches Fell du hast." Er bemerkte auch, dass der Hund kein Halsband trug, aber sein Fell war gepflegt.
 

Joey seufzte genussvoll, während Yugi seine Hände durch sein seidiges Fell gleiten ließ. Das fühlte sich echt wundervoll an. Vielleicht war es nicht ganz so schlecht, ein Hund zu sein, zumindest nicht im Moment. Außerdem stellte seine empfindliche Hundenase fest, dass Yugi sehr gut roch, nach süßer Vanille und irgendwie auch ein wenig nach Orangen.
 

"Du hast auf deinem Weg hierher nicht zufälligerweise meinen Freund Joey Wheeler gesehen?" Yugi sprach zu dem Hund, als wäre es eine bekannte Person, die ihm antworten könnte, obwohl er sich natürlich bewusst war, dass er nur einen fremden Hund vor sich hatte. Aber es war ein guter Zeitvertreib. "Ich bin mit ihm zum Essen verabredet, aber er ist leider noch nicht hier."
 

Joey sah auf und spitzte unbewusst seine Hundeohren. <Ich bin hier, Yugi! Und wir können gleich essen!> bellte er.
 

Yugi's Lächeln vertiefte sich, als er den Hund wie zur Antwort auf seine Frage bellen hörte. "Wie schade, dass du ihn nicht kennst. Ihr zwei würdet euch bestimmt gut verstehen."
 

,Ach verflixt! Yugi versteht mich ja nicht. Was mache ich nur?' dachte Joey und fühlte einen leichten Anflug von Panik. Sein Hundekörper reagierte auf seine Gefühle auf seine eigene Art. Die Ohren hingen traurig herab, und ein treuherziger trauriger Ausdruck trat in die schönen braunen Augen.
 

"Nicht traurig sein. Du bist wirklich ein ganz Lieber." tröstete Yugi.
 

Joey wurde plötzlich von dem Schlamassel, in dem er steckte, abgelenkt, als seine feine Hundenase einen äußerst leckeren Geruch aufnahm. Eigentlich roch er ihn schon die ganze Zeit, aber er war durch Yugi so abgelenkt gewesen, dass er ihm erst jetzt aufgefallen war. Oder besser gesagt, er wurde durch seinen knurrenden Magen ausdrücklich darauf hingewiesen, dass da noch etwas war. Neben Yugi standen zwei braune Papiertüten, die einen verführerischen Duft nach Essen verströmten. Joey's Magen knurrte noch ein wenig lauter.
 

Yugi hörte ein Knurren und blickte hinunter auf den Hund. Hatte der etwa geknurrt? Seine Aufmerksamkeit galt jedenfalls den Tüten mit dem Essen. "Das sind nur Tüten mit Essen aus dem Burger-Laden hinter mir." erklärte Yugi dem Hund.
 

Der Hund warf ihm einen kurzen Blick zu als wolle er sagen: ,Na, das weiß ich auch, du Schlauberger.' und richtete seine Augen dann wieder auf die Tüten. Seine Nase zuckte leicht, als er schnupperte. Wieder war das Knurren zu hören, und der Hund leckte sich das Maul.
 

Diesmal erkannte Yugi zweifelsfrei, was das Knurren war. "Oh, du Armer, du hast wohl Hunger?"
 

Joey winselte mitleiderregend. <Ich bin den ganzen Tag rumgehetzt worden und hab noch gar nichts Richtiges zu essen bekommen, Yugi.> jammerte er.
 

Yugi zögerte einen Moment. Aber ein erneutes Knurren von Joey's Magen, diesmal noch lauter und eindringlicher als vorher, beschleunigte seine Entscheidung. Er ergriff eine der Tüten und öffnete sie. "Eigentlich wollte ich auf Joey warten, aber was soll's. Kalt schmecken die Burger und die Pommes sowieso nicht mehr. Er bekommt dann neue Sachen." Yugi packte das Essen aus und stellte es auf den Boden. Die Cola stellte er auf die Bank. Dann widmete er sich der zweiten Tüte. Er hatte ein wenig ein schlechtes Gewissen, weil er seinen Teil bereits jetzt aufaß, aber Joey war immer noch nicht hier, und er selbst hatte inzwischen auch Hunger. Woher hätte Yugi auch wissen sollen, dass sein schlechtes Gewissen unbegründet war?
 

Joey stürzte sich begeistert auf die Sachen. Der Burger schmeckte vorzüglich, und auch die Pommes waren nicht zu verachten. Nur weil er jetzt ein Hund war, hieß das nicht, dass sich Joey's Vorlieben im Bereich Essen verändert hätten. Fastfood war Spitze!
 

Yugi biss in seinen eigenen Burger, während er den Hund beim Essen beobachtete. ,Ein Appetit wie Joey.' dachte er belustigt.
 

//Yugi, eigentlich soll man keine fremden Hunde füttern, schon gar nicht mit Fastfood.// bemerkte Yami.
 

//Das stimmt schon, aber der Kleine hatte solchen Hunger.// entgegnete Yugi. Er fühlte über das mentale Band zwischen ihnen, wie Yami den Hund neugierig betrachtete. //Was ist, Yami?//
 

//Irgendwie ist dieser Hund anders. Ich habe ein merkwürdiges Gefühl, wenn ich ihn ansehe.//
 

Yugi blickte nachdenklich auf den Hund. //So? Mir fällt nichts Ungewöhnliches auf. Nun ja, er trägt kein Halsband, wirkt aber gepflegt. Vielleicht hat ihn sein Besitzer einfach so laufen lassen, oder er ist weggelaufen.//
 

Yami zögerte kurz, doch dann konnte Yugi praktisch fühlen, wie der Geist des Millenniumspuzzle mit den Achseln zuckte. //Vielleicht bilde ich mir das ja auch nur ein. Sollen wir ihn mitnehmen, Yugi, und nach seinem Besitzer suchen?//
 

Yugi schüttelte den Kopf. //Wir können ihn nicht mitnehmen. Mein Opa erlaubt keine Haustiere.//
 

Bevor einer der Beiden mit ihrem mentalen Gespräch fortfahren konnte, wurden sie durch einen höchst seltsamen Anblick unterbrochen. Beide verstummten verblüfft.

Joey hatte sein Essen mittlerweile beendet, und nachdem er sich genüsslich die Schnauze geleckt hatte, hatte er entschieden, dass er Durst hatte. Sein Blick fiel sofort auf die Cola, die auf der Bank neben Yugi stand. Es war einer dieser typischen Pappbecher mit Plastikdeckel, in dem oben bereits der Strohhalm steckte. Nun, die Cola war doch sowieso für ihn, nicht wahr? Dann konnte er sich auch bedienen. Joey stellte sich mit den Vorderpfoten auf die Bank, nahm den Strohhalm ins Maul und... trank die Cola leer.
 

//Ich wusste nicht, dass Hunde so was können!// rief Yami erstaunt.
 

//Das sollten sie auch nicht können.// antwortete Yugi, während er mit kugelrunden Augen den Hund anstaunte, //Der muss aus dem Zirkus sein, oder so.//
 

Joey hatte mittlerweile den Becher geleert. Er nahm ihn in die Schnauze und warf ihn in den Müllkorb neben der Bank. Er wusste schließlich, dass man seinen Abfall nicht überall rumliegen ließ. Dann setzte er sich wieder neben die Bank. Leicht verärgert hob er eine Vorderpfote und versuchte, sich damit die Schnauze zu reinigen. ,Mann, was würde ich jetzt für zwei Hände und eine Serviette geben.' dachte er. Mit einer Hundeschnauze zu essen, war nicht so einfach wie es aussah. Joey sah auf und bemerkte, dass Yugi wie versteinert auf der Bank saß und ihn anstarrte. <Was ist?> bellte er, <Hab ich was am Mund hängen?> Vorsichtshalber leckte er noch mal drüber.
 

"Hallo, Yugi!" rief eine weibliche Stimme.
 

Yugi und Joey drehten sich um und sahen Mai Valentine auf sie zukommen, beladen mit mindestens fünf Tüten! Joey zählte noch mal genau. Ja, fünf Tüten. Offenbar war sie Klamotten einkaufen gewesen.
 

Mai stellte die Tüten auf den Boden. "Uff, nichts geht über eine Shopping-Tour, aber es ist auch ganz schön anstrengend." stöhnte sie, "Na, Yugi, wartest du auf jemanden?"
 

"Hallo, Mai. Ich warte auf Joey. Hast du ihn vielleicht gesehen? Er ist jetzt schon eine halbe Stunde zu spät."
 

"Nein, gesehen hab ich ihn nicht. Aber das ist auch unwahrscheinlich, was sollte ein Junge schon in den Modeboutiquen, in denen ich heute war." Mai's Blick richtete sich auf Joey. "Seit wann hast du denn einen Hund?"
 

"Oh, das ist nicht meiner. Er ist mir zugelaufen." erklärte Yugi.
 

<Hallo, Mai.> bellte Joey, und wieder wedelte er mit dem Schwanz.
 

Mai ging vor Joey in die Hocke. "Na, du bist aber ein hübscher Kerl."
 

Eine Wolke von Parfüm umhüllte Joey, und er musste niesen. Du lieber Himmel, es war ihm nie vorher aufgefallen, wie sich Mai mit diesem Zeug einnebelte.
 

Mai streichelte Joey, dann ergriff sie seine Vorderbeine und stemmte ihn ein kleines Stück in die Höhe. Joey stellte überrascht seine Ohren auf und beobachtete, wie Mai's Blick an seinem Bauch entlang nach unten glitt. "Aha, ein Rüde." sagte sie, bevor sie ihn wieder auf den Boden stellte und sich erhob. "Ich muss weiter, Yugi. Grüß Joey von mir, sobald er auftaucht. Ciao."
 

"Auf wiedersehen, Mai." Yugi sah Mai hinterher, wie sie beladen mit Tüten mehrerer Geschäfte, aber trotzdem elegant und selbstsicher, davonging.
 

Joey war einige Momente lang wie zur Salzsäule erstarrt. Wenn er kein so dichtes Fell gehabt hätte, hätte man seinen knallroten Kopf sehen können. <Sie hat IHN gesehen.> winselte er und wünschte sich Hosen.
 

***
 

Währenddessen war Kaiba's Limousine in die Tiefgarage einer teuren Einkaufspassage gefahren. Während Kaiba wartete, bis sein Chauffeur ihm die Tür öffnete, damit er aussteigen konnte, hatte Bakura sich die Tür bereits selbst geöffnet und war ausgestiegen. Angewidert sah er sich um. Das war nicht die Art von Tiefgarage, die er bevorzugte. Hier war alles hell erleuchtet und geräumig, und er sah sogar einige Überwachungskameras an den Wänden. Es gab keine dunklen Ecken und keine Versteckmöglichkeiten. Absolut nicht nach seinem Geschmack.
 

Kaiba wies seinen Chauffeur an, dass er eine Stunde für das Mittagessen habe, bevor er wieder hier sein müsste, dann ging er zu Bakura. "Lass uns gehen." Ohne weiter zu warten, schritt Kaiba voran, und Bakura folgte widerwillig.
 

Auf dem Weg zu einem Lift kamen sie an einem Parkwächter vorbei. Der Mann grüßte Kaiba respektvoll, aber Kaiba würdigte ihn keines Blickes. Bakura grinste. Kaiba's Arroganz erheiterte ihn immer wieder auf's Neue. Was wohl nötig war, um den stolzen Präsidenten der Kaiba Corporation dazu zu bringen, sich vor jemandem zu verbeugen? Es wäre bestimmt eine Herausforderung, es heraus zu finden.

Bakura's Grinsen verschwand jedoch sehr schnell wieder von seinem Gesicht. Der Parkwächter hatte ihn entdeckt, und im Gegensatz zu Kaiba war er kein prominenter reicher Geldsack. Tatsächlich fand der Parkwächter, dass Bakura nicht einmal sehr vertrauenserweckend aussah, daher hielt er ihn an. "Verzeihung, Sir, kann ich bitte mal Ihren Parkausweis sehen?" fragte er streng.
 

"Was?!" Bakura sah ihn ungläubig an. Dieser Wurm wagte es, ihn aufzuhalten?
 

"Ihren Parkausweis, Sir, andernfalls muss ich Sie auffordern, das Gebäude sofort zu verlassen." Die Hand des Wächters glitt unauffällig in die Nähe seines Schlagstocks und des Notrufs, die er beide an seinem Gürtel trug.
 

"Das wird nicht nötig sein. Dieser Junge ist ein Schulkamerad von mir und begleitet mich." mischte sich Kaiba mit kalter Stimme ein.
 

Der Parkwächter nahm sofort Hab-Acht-Stellung ein. "Sehr wohl, Sir. Verzeihen Sie." sagte er zu Kaiba. Bakura würdigte er nicht mal mehr eines Blickes, stattdessen ging er zurück auf seinen Posten.
 

Bakura sandte dem Parkwächter einen giftigen Blick hinterher. "Was wollen wir eigentlich hier?" knurrte er Kaiba böse an.
 

"Etwas essen. Es ist Mittag, und ich gedenke nicht, den Köter mit knurrendem Magen zu jagen." informierte ihn Kaiba. Dann blickte er kurz über seine Schulter auf Bakura und fügte hinzu: "Und du siehst auch aus, als könntest du mal was essen. Keine Sorge, ich zahle."
 

Noch immer knurrend, trat Bakura hinter Kaiba in den Lift, der sie zur Restaurant-Etage brachte. Kaiba schritt voran durch die elegant gestaltete Etage, auf der mehrere Restaurants untergebracht waren. Ein Wächter grüßte ihn respektvoll, doch dann versteifte sich der Mann, als er Bakura hinter Kaiba sah. Ohne zu zögern trat er auf den Ringgeist zu. "Verzeihung, Sir, dürfte ich mich nach dem Grund für Ihr Kommen erkundigen?" fragte der Wächter zwar höflich, aber in einem strengen Tonfall. Dieser Junge sah nicht so aus, als gehörte er hierher, in eine Einkaufspassage der Extraklasse für vermögende Leute. Er sah nach Ärger aus.
 

Bakura war kurz davor, in die Luft zu gehen, als Kaiba an seiner Seite auftauchte und ihn am Arm ergriff. "Dieser junge Mann begleitet mich."
 

Der Wächter ging sofort wieder auf Distanz. "Sehr wohl, Herr Kaiba. Ich wünsche Ihnen und Ihrem Freund noch einen schönen Tag." Mit diesen Worten setzte er seine Runde fort.
 

Bakura ließ sich widerwillig hinter Kaiba herziehen. Viel lieber wäre er dem Wachmann gefolgt und hätte ihm eine Lektion erteilt. "Was denken sich diese Typen eigentlich?" zischte er wütend.
 

Die Antwort darauf hatte Kaiba parat: "Sie denken, dass du wie jemand aussiehst, der Ärger macht."
 

"Da haben sie verdammt recht! Der Nächste, der mich fragt, was ich hier mache, landet im Reich der Schatten!"
 

Kaiba beobachtete aus den Augenwinkeln, wie zwei ältere Damen, die ihn noch angelächelt hatten, einen Blick auf Bakura warfen und eiligst einen Bogen schlugen, um nicht in seine Nähe zu kommen. "Ein ganz toller Plan, Bakura." bemerkte er sarkastisch, "Vielleicht möchtest du noch mehr Aufmerksamkeit auf dich und deine Aktivitäten ziehen, sagen wir mal so viel, dass Wheelers Freunde auf dich und dein Tun aufmerksam werden."
 

Bakura brummte nur ungnädig. "Mir gefällt's hier gar nicht."
 

Kaiba zog ihn in eine Ecke. "Okay, dann überlass doch Ryou das Mittagessen mit mir. So naiv und unschuldig wie der aussieht, kriegt er bestimmt keinen Ärger hier."
 

Bakura überlegte nur einen Augenblick, bevor er sich entschied. "Gute Idee. Aber macht nicht so lange." Dann zog er sich in den Millenniumsring zurück.
 

Kaiba beobachtete interessiert den plötzlichen Wechsel. Es war immer noch derselbe Körper, aber sobald Bakura ihn verlassen hatte und Ryou an seine Stelle trat, war eine Veränderung bemerkbar, zumindest für Leute, die genau genug hinsahen. Ryou's Gesichtszüge waren sanfter und weicher, das Haar war nicht mehr wild, sondern floss in sanften Wellen über den Kopf zum Nacken hinunter, und die braunen Augen schienen eine Spur heller zu sein und schimmerten mit einem warmen Licht. Die ganze Ausstrahlung von Ryou war eine andere. Wo Bakura wild und herausfordernd war, war Ryou ruhig und freundlich.
 

Ryou sah sich verwirrt um. Bakura hatte ihn schon den ganzen Tag in seinem Seelenraum eingesperrt, ohne ihm zu sagen, was los war. Das war nicht gerade ungewöhnlich für den Geist seines Millenniumsringes, und da Ryou wusste, dass es nur unnötig Ärger mit Bakura geben würde, wenn er gegen ihn kämpfte, hatte er ihn gewähren lassen. Das Bakura ohne ein Wort zu ihm die Kontrolle über seinen Körper einfach so zurückgegeben hatte, überraschte ihn jedoch. Was ihn noch mehr überraschte, war die Person, die unmittelbar vor ihm stand. Ryou musste aufsehen, um das Gesicht erkennen zu können, da dieser größer war als er. Sein Blick traf auf die saphirblauen Augen von Seto Kaiba. "Oh!" entfuhr es Ryou.
 

"Hallo, Ryou." begrüßte Kaiba ihn mit einem Lächeln, das mehr selbstsicher als freundlich war. Er ergriff Ryou bei der Hand und zog den Jungen hinter sich her. "Wir gehen Essen." informierte er ihn.
 

"Aha." sagte Ryou wenig intelligent, aber wer wollte es ihm verdenken? Er musste sich erst mal orientieren, nachdem er nicht wusste, was sein Ringgeist den ganzen Vormittag getrieben hatte. "Äh, Kaiba?"
 

"Ja?"
 

"Warum gehen wir essen?"
 

"Weil es Mittag ist."
 

Nun, das war eine durchaus logische und nachvollziehbare Antwort. Leider brachte sie Ryou nicht weiter. Anscheinend war ein Gespräch mit Kaiba genauso schwierig wie ein Gespräch mit Bakura. Ryou beschloss, es trotzdem als nächstes bei seinem Ringgeist zu probieren. //Bakura?// fragte er über das mentale Band, das sie beide verband.
 

//Ja?// kam es knapp zurück.
 

//Warum gehe ich mit Kaiba Essen?//
 

//Weil ich nicht mit ihm Essen gehen will, es aber Mittagszeit ist.//
 

Ryou seufzte innerlich, ließ es Bakura aber nicht hören. Der Geist des Millenniumsringes und Kaiba waren sich wirklich recht ähnlich. //Bakura, was hast du denn den ganzen Vormittag gemacht, und wieso bist du in der Begleitung von Kaiba?// hakte er nach.
 

//Das geht dich nichts an, Ryou.// kam es unmissverständlich zurück. Dann fügte Bakura mit amüsierter Stimme hinzu: //Aber eigentlich sollte dich das ja nicht weiter stören. Du hast doch eine Schwäche für Kaiba. Ryou, ich weiß von dem Heftchen unter deiner Matratze mit all den Fotos und Berichten über ihn.//
 

Ryou zuckte zusammen und wurde rot. Kaiba, der noch immer seine Hand hielt und daher sein Zusammenzucken gespürt hatte, warf einen kurzen Blick über seine Schulter und zog eine Augenbraue hoch, als er Ryou's gerötetes Gesicht sah. Doch dann wandte er sich wieder dem Weg vor ihnen zu. Ryou hörte Bakura's belustigtes Kichern über das mentale Band, bevor der Ringgeist die Verbindung zwischen ihnen unterbrach.
 

Kaiba hatte unterdessen sein Ziel erreicht. Er trat in das italienische Restaurant, das er für sie beide ausgesucht hatte. Ein Kellner eilte sofort auf sie zu. "Herr Kaiba, was für eine Freude, sie wieder hier begrüßen zu dürfen."
 

Kaiba nickte nur hoheitsvoll. "Ein Tisch für zwei Personen, etwas separat von den anderen Gästen."
 

"Sehr wohl, Sir. Hier entlang bitte." Der Kellner schritt voran und führte die beiden Jungen durch den Saal. An den Tischen saßen vornehm gekleidete Leute, und nicht wenige drehten den Kopf, um den großartigen Seto Kaiba zu sehen. Sie alle waren wohlhabend, aber nicht einer hatte mehr Geld oder Einfluss als der Präsident und Eigentümer der Kaiba Corporation. Auch Ryou wurde mit neugierigen Blicken gemustert, und es machte ihn sehr verlegen. Er war froh, als sie endlich ihren Tisch erreichten. Wie Kaiba es gewünscht hatte, war der Tisch abseits der anderen Leute. Er stand in der Ecke des Saals an der Fensterfront und wurde von halbhohen künstlichen Wänden aus Holz, die bepflanzt waren, vor neugierigen Blicken aus dem Saal geschützt. Ryou ließ sich erleichtert auf einen der Stühle sinken. Es war nur gut, dass Bakura sich in seinen Seelenraum zurückgezogen hatte. Der Ringgeist hasste es, angestarrt zu werden.
 

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Fortsetzung folgt...

Teil 7

Titel: Schnappt Joey!

Teil: 7/?

Autor: Cat in the web

Fandom (Anime/Manga): Yu-Gi-Oh

Rating: PG

Pairing: Yugi/Yami + Joey und Kaiba + Ryou/Bakura (es macht keinen Sinn mehr, es noch länger zu verheimlichen)

Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Yu-Gi-Oh. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit.
 

Um hier keine Verwirrung zu stiften, beachtet bitte folgendes:

Ryou Bakura = Ryou

Geist des Millenniumsringes = Bakura
 

"..." = sprechen (Menschen)

,...' = denken (Menschen und Tiere)

<...> = Hundesprache (wenn es mehr ist als nur Wauwau)

//...// Verständigung zwischen den Millenniumsgeistern und ihren Menschen
 

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Schnappt Joey!

von Cat in the web
 

Teil 7
 

Der Kellner kam mit zwei sehr umfassenden Speisekarten zurück und reichte sie an Kaiba und Ryou weiter. "Was möchten die Herren trinken?" fragte er.
 

"Ich hätte gern ein stilles Mineralwasser." antwortete Ryou schüchtern, während er sich die riesige Auswahl auf der Speisekarte besah. Viele Sachen kannte er nicht mal dem Namen nach.
 

"Ein französisches, ein italienisches oder ein deutsches Mineralwasser, Sir?"
 

"Äh..." Ryou hatte keine Ahnung, ob es da überhaupt Unterschiede gab. Er überlegte gerade, ob er nicht einfach irgendwas auf gut Glück wählen sollte, als Kaiba das Wort ergriff: "Ein deutsches Wasser, für uns beide."
 

"Sehr wohl, Sir." Der Kellner wollte sich erst einmal zurückziehen, aber Kaiba hielt ihn mit einem Wink seiner Hand auf.
 

Kaiba beobachtete, wie Ryou mit einem hilflosen Ausdruck auf dem Gesicht die Speisekarte studierte. Er selbst hatte seine noch nicht mal geöffnet. "Ryou, wenn ich dir etwas empfehlen darf..." Ryou hob fragend den Blick. "Nimm die Hummer-Ravioli." riet Kaiba ihm.
 

Mit einem erleichterten Lächeln klappte Ryou die Speisekarte wieder zu. "Okay."
 

Kaiba reichte dem Kellner die Speisekarten. "Zweimal Hummer-Ravioli."
 

"Sehr wohl, Sir." Der Kellner eilte davon, um die Bestellung der Küche mitzuteilen.
 

***
 

Yugi hatte gewartet und gewartet, doch Joey kam nicht. Nun ja, eigentlich war er schon da, er lag praktisch halb auf Yugi's Schoß, aber woher hätte dieser das wissen sollen? Inzwischen machte sich Yugi doch ziemliche Sorgen um seinen Freund. Es sah Joey gar nicht ähnlich, eine Verabredung sausen zu lassen. Yugi streichelte das weiche Fell von Hund Joey, während er an den Menschen Joey dachte. Das Erste, was ihm immer einfiel, wenn er an Joey dachte, waren dessen warme braune Augen und die dichten Haare, genau der gleiche Farbton wie das Fell des Hundes. Yugi wünschte sich, er könnte einmal mit einer Hand durch das Haar von Joey streichen, nicht wissend, dass er genau das gerade tat. Der Gedanke an Joey brachte eine leichte Röte in Yugi's Wangen.
 

//Immer noch keine Spur von Joey, Yugi?// meldete sich Yami zu Wort.
 

//Nein, nichts. Ich mache mir inzwischen doch ganz schöne Sorgen, Yami.// antwortete Yugi.
 

//Keine Sorge, Joey kann gut auf sich selbst aufpassen.// beruhigte Yami ihn. Er wollte Yugi nicht merken lassen, dass auch er sich mittlerweile ziemliche Sorgen machte. Joey war immer zuverlässig gewesen. Es war nicht seine Art, zu einer Verabredung nicht aufzutauchen.
 

//Ich denke, wir sollten ihn suchen gehen. Hier zu warten, bringt uns nicht weiter.// meinte Yugi.
 

//Aber wo sollen wir suchen?// Yami war ratlos.
 

//Ich kenne da einige Plätze, wo er sich gerne die Zeit vertreibt. Und vielleicht weiß Tristan ja, wo er steckt.// schlug Yugi vor.
 

Joey, der neben Yugi auf der Bank lag und seinen Kopf auf dessen Schoß gelegt hatte, schwelgte in Seligkeit. Satt und zufrieden döste er vor sich hin, während Yugi's Finger über sein Fell streichelten. Seine Notlage hatte er momentan vergessen, oder besser gesagt: er hatte sie erfolgreich verdrängt. Allerdings wurde ihm seine gegenwärtige Situation sofort wieder bewusst, als Yugi sanft seinen Kopf von seinem Schoß schob und aufstand. Joey sprang sofort auf und von der Bank. Verflixt, er hatte immer noch keine Möglichkeit gefunden, Yugi darüber zu informieren, dass er ein Hund war! Und es sah ganz so aus, als wolle Yugi nicht länger darauf warten, dass er als Mensch hier auftauchte.
 

"Mach's gut, Kleiner." Yugi wandte sich um, um in Richtung Innenstadt zu gehen. Dort gab es öffentliche Telefone, von denen er Tristan anrufen konnte, um ihn nach Joey zu fragen.
 

<Verlass mich nicht, Yugi!> winselte Joey. Vorsichtig ergriff er mit seinen Zähnen ein Stück der Hose seines Freundes und hielt ihn fest.
 

Yugi streichelte ihm über den Kopf. "Tut mir leid, Kleiner, aber ich muss wirklich gehen. Ich suche einen Freund von mir. Und du läufst am Besten zu deinem Besitzer zurück. Der macht sich bestimmt schon Sorgen um dich."
 

//Lass mich kurz übernehmen, Yugi.// meldete sich Yami erneut zu Wort.
 

//Okay.//
 

Yami übernahm die Kontrolle über Yugi's Körper. Das Haar wurde ein wenig wilder und erhielt mehr blonde Strähnen, die Gestalt schien zu wachsen und die Augen verloren ihren unschuldigen Glanz und strahlten nun Selbstsicherheit und innere Stärke aus. Yami beugte sich zu Joey hinunter. "Lass los." befahl er.
 

Joey's Schnauze öffnete sich beim Klang dieser ruhigen befehlsgewohnten Stimme wie von selbst. Er erkannte Yami und war sich absolut sicher, dass dieser ihm nichts tun würde, aber Yami hatte eine Aura um sich, die einen einfach zum Gehorchen brachte.
 

Yami tätschelte ihm lächelnd den Kopf. "Braver Hund." Dann wandte er sich ab und ging in Richtung Innenstadt.
 

Joey überlegte verzweifelt, wie er sich Yami und Yugi in diesem Hundekörper verständlich machen sollte. Sein Blick fiel auf einen Sandhügel vor einer Baustelle, der sich etwa hundert Meter weiter in der Richtung befand, in die sich Yami bewegte. Joey stürzte an Yami vorbei in die Richtung des Sandhügels und konnte sein Glück kaum fassen. Bei dem Sand angekommen, machte er sich hektisch ans Werk. Mit den Vorderpfoten fing er an zu scharren, um Worte in den Sand zu schreiben.
 

Yami beobachtete neugierig den Hund. Irgendetwas an ihm war seltsam, dieses Gefühl hatte er schon die ganze Zeit. Irgendwie war das kein normaler Hund, und das nicht nur, weil er Cola durch einen Strohhalm getrunken hatte. Aber der Geist des Millenniumspuzzle konnte nicht sagen, was mit dem Hund nicht stimmte. Yami seufzte. Er würde noch Kopfschmerzen bekommen, wenn er sich weiterhin den Kopf wegen diesem Hund zerbrach. Viel wichtiger war es, Joey zu finden. Er wusste, dass Yugi Joey sehr mochte, sehr wahrscheinlich sogar mehr als nur freundschaftliche Gefühle für ihn hatte. Nun, das konnte Yami gut verstehen, er mochte Joey auch sehr gerne, und dass ihr Freund nicht zum Treffen gekommen war, beunruhigte ihn sehr. Yami beschloss, als Erstes in der Spielhalle nachzusehen, und wenn er dort nichts fand, würde er bei Tristan anrufen. Yami wechselte die Straßenseite und bog in eine kleine Gasse ein. Es war eine Abkürzung zur Spielhalle.
 

Joey beendete sein Tun und besah sich stolz sein Werk. In dem Sandhügel stand geschrieben: ,Yugi, Yami, ich bin Joey'. Na, wenn das nicht half, wusste er auch nicht weiter. Welcher Hund konnte schon schreiben? Jetzt mussten Yami und Yugi das nur noch lesen. Joey drehte sich in die Richtung, aus der Yami kommen würde. Aber da war kein Yami. Yami war fort.
 

Joey legte den Kopf in den Nacken und stieß ein frustriertes Heulen aus. Das dürfte doch alles nicht wahr sein!
 

***
 

Ryou war angenehm überrascht. Er hatte befürchtet, dass er und Kaiba in einem unkomfortablen Schweigen zusammen im Restaurant sitzen würden, da sie sich bestimmt nichts zu sagen hatten. Was konnte er, der Sohn eines Archäologen, dem Multimillionäre und Eigentümer einer großen Firma schon erzählen? Als Kaiba nach der Arbeit seines Vaters fragte, dachte Ryou, er tue es nur aus Höflichkeit, aber wie sich herausstellte, wusste Kaiba einiges über das alte Ägypten. Kaiba interessierte sich für alles, was mit Duel Monsters zu tun hatte, und dieses Kartenspiel hatte seinen Ursprung im alten Ägypten der Pharaonen. Von Ägypten kamen sie auf Duel Monsters zu sprechen, und dann auf ihre Familienverhältnisse. Kaiba hielt sich ein wenig zurück und ließ hauptsächlich Ryou reden, während er meistens Fragen stellte. Ryou's Stimme hatte einen angenehmen weichen Klang, und Kaiba stellte fest, dass es ihm gefiel, Ryou einfach nur zuzuhören.
 

Ryou konnte sein Glück nicht fassen. Er hatte Kaiba immer nur aus der Ferne bewundert und sich nie anmerken lassen, dass er eine Schwäche für ihn hatte. Kaiba war immer so kalt zu den Leuten um ihn herum, und Ryou hatte befürchtet, hart zurück gewiesen zu werden, wenn er Kaiba angesprochen hätte. Immerhin hatte Yugi oft genug versucht, mit Kaiba zu reden, und er war jedes Mal abgewiesen worden. Aber jetzt schien Kaiba bester Laune zu sein, und Ryou hatte noch kein einziges hartes Wort von ihm gehört.
 

Aber jede Mahlzeit geht auch mal zu Ende, und es wurde Zeit, wieder zu gehen. Kaiba bezahlte und führte Ryou aus dem Restaurant hinaus zurück in die Tiefgarage. Der Chauffeur hielt ihnen die Tür der Limousine auf.
 

Nachdem Kaiba seinen Chauffeur angewiesen hatte, zum Park zu fahren, sah er Ryou an. "Ich habe dieses Mittagessen mit dir tatsächlich sehr genossen, Ryou, aber ich habe noch etwas mit Bakura zu erledigen. Würdest du ihn bitte holen?"
 

Bevor Ryou antworten könnte, spürte er bereits, wie sein Bewusstsein in das Innere seines Seelenraums gezerrt wurde. //Bakura!// protestierte er.
 

//Ich habe noch was zu erledigen, Ryou. Du wartest brav in deinem Raum.// wies der Ringgeist ihn an.
 

//Stell bitte nichts an, Bakura! Zumindest nichts gar zu schlimmes.// hörte er Ryou's ernste Stimme über ihr mentales Band, bevor die Tür des Seelenraums sich schloss und die Verbindung endete. Bakura schnaubte. Hielt Ryou ihn für ein Kleinkind? Ständig diese Ermahnungen. Er wandte sich Kaiba zu. "Und? Irgendwelche Vorschläge die Hundejagd betreffend?" schnauzte er.
 

Kaiba hatte den Wechsel interessiert verfolgt. Nun lehnte er sich in die bequemen Lederpolster zurück und lächelte überlegen. Bakura runzelte verärgert die Stirn. Kaiba's arrogantes Grinsen löste in ihm den Wunsch aus, dem jungen Präsidenten der Kaiba Corporation eine reinzuhauen... oder ihn zu küssen. Wut war ihm vertraut, aber das andere Gefühl irritierte den Ringgeist, und das machte ihn noch wütender.
 

Anstatt Bakura zu antworten, holte Kaiba ein Handy hervor und wählte eine Nummer. Es klingelte ein paar Augenblicke, dann wurde am anderen Ende abgehoben. Bakura bekam allerdings nur Kaiba's Seite des Gesprächs mit.
 

"Guten Tag, mein Name ist Seto Kaiba... Ja, richtig, der Seto Kaiba... Ich gehe davon aus, dass sie mir helfen können, ansonsten würde ich nur meine Zeit mit Ihnen verschwenden." An dieser Stelle musste Bakura grinsen. Die arrogante Art dieses Jungen war erheiternd, zumindest wenn es andere als ihn traf. "Ich rufe Sie an wegen Folgendem: einem Freund von mir ist sein Hund heute Morgen davongelaufen... Ein Golden Retriever... Nein, kein Halsband... Der Name des Eigentümers ist Bakura... Wir vermuten, er ist in der Innenstadt, aber sicher sind wir uns nicht... Gut, rufen Sie bei mir Zuhause an, sobald Sie ihn haben. Mein Butler wird Ihre Nachricht an mich weiterleiten." Kaiba beendete das Gespräch. Seine Handy-Nummer rückte er nicht raus. Das fehlte ihm noch, jedem seine Geheimnummer unter die Nase zu reiben. Er bekam auch so genügend Anrufe von wildfremden Personen über sein Büro oder in seine Villa.
 

"Und das soll uns wie weiter helfen?" Bakura sah Kaiba fragend an.
 

"Ich habe mit dem städtischen Hundezwinger gesprochen. Die Angestellten dort arbeiten auch am Wochenende. Sie werden ihre Leute gleich losschicken, um unseren verzauberten Köter zu suchen."
 

"Tatsächlich? Die stürmen sofort los und suchen fleißig, nur weil du es willst?" Bakura klang zweifelnd. "Das sind nicht deine Angestellten, Kaiba."
 

"Nein, das sind sie nicht." gestand Kaiba, "Aber sie werden es trotzdem tun. Eine Beschwerde von mir beim Bürgermeister kann ernsthafte Konsequenzen für sie haben, und das wissen sie. Ich spende große Summen an die Stadt und bin daher ein sehr wichtiger Bürger. Das hat seine Vorteile."
 

Bakura hob überrascht eine Augenbraue. "Kaum zu glauben, dass du Geld für wohltätige Zwecke spendest."
 

Kaiba lächelte amüsiert. "Es macht durchaus Sinn. Ein reicher Bürger, der sich seiner Stadt gegenüber auch mal großzügig zeigt, bekommt immer eine Sonderbehandlung. Der Bürgermeister wird sich hüten, mich zu verärgern. Immerhin könnte ich ihm den Geldhahn zudrehen, und was wird dann aus all seinen kleinen Vorzeige-Projekten?"
 

Der Ringgeist schnaubte abfällig, aber in Gedanken zollte er Kaiba Respekt.
 

***
 

Joey trottete durch die Innenstadt auf der Suche nach Yugi. Es war frustrierend. Überall waren Leute unterwegs, erledigten Einkäufe oder trafen sich mit Freunden. Aus der Sicht eines Hundes war es ein verwirrender Wald voller sich bewegender Beine, der ihm die Sicht versperrte. Wie sollte er so jemals seinen Freund finden?
 

Er bog um eine Ecke in eine etwas weniger belebte Straße. Sehnsüchtig warf er einen langen Blick auf eines der Eis-Cafès. Jetzt ein Milchshake wär' nicht schlecht. Joey wurde leider abrupt aus seinen Gedanken gerissen, als sich eine Art Schlinge um seinen Hals legte! Er blieb stehen und versuchte, seinen Kopf wieder aus dem seltsamen Teil zu ziehen. Was zur Hölle war das?!
 

"Ganz ruhig, Junge. Wir tun dir nichts." ertönte eine Stimme hinter ihm.
 

Joey wandte den Kopf. Hinter ihm standen zwei seltsame Männer. Einer von ihnen hielt eine Art Stange, an der die Schlinge angebracht war, die um Joey's Hals lag. Ihre Jacken wiesen die beiden Kerle als Angestellte der Stadtverwaltung von Domino City aus.
 

"Na, dann komm mal mit, Kleiner." meinte der Typ, der die Stange hielt, und zog ihn in Richtung eines Wagens, einem alten Combi. Wenn Joey vorher noch nicht erkannt hatte, was das für Typen waren, wusste er es spätestens jetzt. Auf dem Wagen stand in großen schwarzen Lettern "Städtischer Hundezwinger" drauf. Joey knurrte verärgert und stemmte alle vier Pfoten gegen den Boden. Was dachten sich diese Typen eigentlich? Sah er aus wie ein Hund?! Okay, okay, er sah aus wie ein Hund, aber das hieß in seinem Fall gar nichts!

<Lasst gefälligst los, ihr Deppen! Ich bin kein richtiger Hund!> bellte Joey wütend.
 

Leider nützte ihm das gar nichts, da ihn die Menschen nicht mehr verstehen konnten. Der eine Typ zog vorne und der andere schob hinten, und so wurde Joey zum Wagen gezerrt. Dort öffnete der eine die Tür und auch gleich die Käfigtür dahinter, und gemeinsam hoben sie Joey in den Käfig, stets darauf bedacht, außer Reichweite seiner Zähne zu bleiben, nur für alle Fälle. Die Schlinge wurde ihm wieder abgenommen, und Käfigtür und Wagentür schlossen sich hinter ihm. Die beiden Hundefänger ließen sich auf Fahrer- und Beifahrersitz nieder. Brummend sprang der Motor an, und der Wagen setzte sich in Bewegung.
 

"Das ging ja recht schnell." sagte der eine von beiden zufrieden.
 

"Ja." stimmte ihm sein Kollege zu, "Herr Kaiba wird zufrieden sein."
 

Joey hob überrascht den Kopf und spitzte die Ohren. Kaiba?!?! Was hatte denn Kaiba mit der ganzen Sache zu tun???
 

***
 

Währenddessen sah sich Yugi suchend in einer Spielhalle um, in der er und seine Freunde sich öfter die Zeit vertrieben. Der Anruf bei Tristan hatte kein Ergebnis erbracht. Tristan hatte Joey seit gestern nicht mehr gesehen, aber er riet Yugi, sich keine Sorgen zu machen. "Joey taucht schon wieder auf." hatte er nur beruhigend gemeint. Er hätte gern geholfen, nach Joey zu suchen, aber seine Verwandtschaft war wie eine Heuschreckenplage über seine Familie hereingefallen, und seine Mutter stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Daher blieb er lieber Zuhause und half ihr, seine hungrige Verwandtschaft zu versorgen.
 

Yugi verließ die Spielhalle wieder. Er beschloss, zum Eis-Café zu gehen. Irgendwo musste Joey ja sein.
 

***
 

Die Hundefänger erreichten den städtischen Hundezwinger, parkten ihren Wagen und schafften Joey in ein Gebäude im hinteren Bereich des Geländes, in dem die Zwinger untergebracht waren. Sobald sie auftauchten, erhob sich ein lautes Bellen, und Hunde sprangen in den Zwingern auf und ab. Joey hörte, wie die Hunde die Fänger anbellten: <Tierfeinde!> <Du hast mir meinen Spaziergang verdorben, du Mensch!> <Wenn ich hier raus bin, wird es deiner Hose sehr leid tun!>
 

Joey wurde in einen noch leeren Zwinger gesteckt, die Tür hinter ihm zugeknallt, und das war es dann. Ohne ihn oder die anderen Hunde eines weiteren Blickes zu würdigen, gingen die beiden Männer fort. Kaum waren sie verschwunden, beruhigten sich die Hunde wieder.
 

Joey hockte sich an die Gitterstäbe und seufzte schwer. Eine Stimme neben ihm riss ihn aus seinen Gedanken: <Hey, Kumpel! Willkommen im Knast!>
 

Joey wandte den Kopf in die Richtung. Im Zwinger neben ihm saß ein Terrier und grinste ihn freundlich an. Joey streckte sich auf dem harten Boden aus, legte den Kopf auf seine Vorderpfoten und meinte: <Na besten Dank.>
 

Das Grinsen des Terriers wurde noch breiter. <Nur nicht Trübsal blasen. Wenn du ein Herrchen oder Frauchen hast, wirst du sicher bald abgeholt. Ansonsten geht's weiter ins Tierheim, und die Menschen dort sind gar nicht so übel. Zumindest ist die Unterbringung besser als hier.>
 

Ein Schäferhund in einem der anderen Zwinger schnüffelte in Joey's Richtung. <Kumpel, du riechst irgendwie ein wenig seltsam.>
 

<Karlo, was sind denn das für Manieren?!> fragte eine Pudeldame entrüstet, <So was sagt man doch nicht. Außerdem wer weiß, wo er grade herkommt.>
 

<Moment, Karlo hat recht.> mischte sich ein Dackel ein, <Der Junge riecht extrem nach Mensch.>
 

Einen Moment herrschte Stille, während alle Hunde mit Ausnahme von Joey damit beschäftigt waren, in der Luft herumzuschnüffeln, dann bellte der ganze Zwinger plötzlich los: <Ach, du bist das!!! Joey Wheeler!!!>
 

<Was denn? Ihr kennt mich?> fragte Joey erstaunt.
 

<Na ja, das ein Mensch in einen Hund verwandelt wird, ist eine so ungewöhnliche Sache, dass von dir mittlerweile wohl jeder Hund der Stadt gehört hat.> meinte die Pudeldame, <Und das du Annabell, dem Chihuahua-Fräulein begegnet bist, hat die Sache noch beschleunigt. Sie ist ohne Zweifel nett, aber sie ist auch sehr gesprächig.>
 

<Nette Umschreibung für Annabell's Klatschsucht.> kommentierte der Terrier und verdrehte die Augen, doch gleich wandte er sich wieder an Joey: <Na, dann erzähl mal, Kumpel. Wie kommt's, dass du ein Hund geworden bist, und wie bist du zu deinem Herrchen gekommen?>
 

<Also, wie ich mich verwandelt habe, weiß ich selbst nicht.> gestand Joey, <Und einen Besitzer habe ich nicht.>
 

<Was? Das versteh' ich nicht. Wir haben gehört, wie die Hundefänger über dich gesprochen haben, und so viele Golden Retriever, die herumstreunen, kann es ja nicht geben. Irgend so ein Mensch namens Seto Kaiba hat hier angerufen und behauptet, du bist der Hund von seinem Freund. Und dann hat er ihnen Dampf gemacht, damit sie dich schnell wieder einfangen und er dich seinem Freund übergeben kann.>
 

Joey hatte ein sehr beunruhigendes Gefühl in der Magengegend. Kaiba und sein Freund? Der müsste dann aber eine ähnlich harsche Persönlichkeit haben wie Kaiba selbst, um mit ihm klar zu kommen. Und so einen Typen gab es nicht, oder doch?

<Hat einer von euch 'ne Ahnung, wie dieser Freund von Kaiba heißt?> fragte er.
 

Eine Weile überlegten die Hunde, dann meldete sich ein Mischlingshund zu Wort: <Wenn ich mich recht erinnere, sagte jemand was von einem Bakura.>
 

Joey's Herz tat einen Purzelbaum, bevor es bis hinunter in seine Gedärme rutschte.
 

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Fortsetzung folgt...

Teil 8

Titel: Schnappt Joey!

Teil: 8/?

Autor: Cat in the web

Fandom (Anime/Manga): Yu-Gi-Oh

Rating: PG

Pairing: Yugi/Yami + Joey und Kaiba + Ryou/Bakura

Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Yu-Gi-Oh. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit.
 

Dieses Kapitel widme ich cherry02, die so freundlich war, für das 7. Kapitel einen Kommentar zu schreiben.
 

Um hier keine Verwirrung zu stiften, beachtet bitte folgendes:

Ryou Bakura = Ryou

Geist des Millenniumsringes = Bakura
 

"..." = sprechen (Menschen)

,...' = denken (Menschen und Tiere)

<...> = Hundesprache (wenn es mehr ist als nur Wauwau)

//...// Verständigung zwischen den Millenniumsgeistern und ihren Menschen
 

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Schnappt Joey!

von Cat in the web
 

Teil 8
 

Kaiba saß in einem Café, um sich die Wartezeit zu vertreiben. Er hatte Bakura zu einem Eis einladen wollen, aber der Ringgeist war ungeduldig und hatte beschlossen, lieber selbst nach Joey zu suchen, anstatt die Suche anderen zu überlassen. Kaiba hatte nur mit den Achseln gezuckt und Bakura dann ein Handy überlassen, damit sie in Kontakt bleiben konnten. Kaiba grinste bei dem Gedanken, dass er Bakura erst mal hatte erklären müssen, was er tun musste, um ihn mit dem Handy anzurufen. Offenbar hatte der Geist des Millenniumsringes ein wenig Schwierigkeiten mit all den technischen Errungenschaften dieser für ihn neuen Zeit. Aber immerhin, er lernte schnell.
 

Kaiba lehnte sich bequem in seinem Stuhl zurück und nippte an seinem Eiskaffee, als sein Handy klingelte. Endlich! Wenn er Glück hatte, war das die Nachricht vom städtischen Hundezwinger. Ohne sich irgendeine Art von Anspannung oder Aufregung anmerken zu lassen, holte er es hervor. "Ja?" fragte er knapp.
 

Sein Butler war am anderen Ende der Leitung. Die Stadtverwaltung hatte angerufen und ließ ihm nun mitteilen, dass sie den Golden Retriever gefangen hatten. Kaiba musste den Angestellten zugestehen, dass das schnell ging. Er beendete das Gespräch und griff nach seinem Eiskaffee, um ihn auszutrinken. Mit einem zufriedenen Lächeln stand er auf, um zu zahlen. Er konnte es kaum erwarten, Joey Wheeler in Hundegestalt zu sehen - und ihn zu ärgern.
 

Nur ein paar Minuten nachdem Kaiba gegangen war, kam Yugi auf der Suche nach Joey an dem Café vorbei.
 

***
 

Joey konnte es einfach nicht fassen. Das war ja mal wieder sein typisches Glück! Zuerst seine Verfolgung durch Bakura, dem es irgendwie gelungen war, ihn in einen Hund zu verwandeln, und jetzt auch noch Seto Kaiba! Die Beiden in einem Team gegen ihn vereint - konnte es noch schlimmer kommen? ,Bei meinem Glück vermutlich ja.' dachte Joey verärgert, ,So ein Scheißtag!' Joey musste irgendwie Dampf ablassen. Frustriert warf er sich mit seinem ganzen Gewicht gegen seine Käfigtür, die mit einem Riegel verschlossen war. Es gab ein schnappendes Geräusch, und die Tür gab nach. Joey, der damit natürlich nicht gerechnet hatte, fiel außerhalb seines Zwingers prompt auf seine Hundeschnauze. Trotzdem hob sich seine Stimmung um einiges.
 

<Hey, Kumpel, die haben deine Käfigtür anscheinend nicht richtig zugemacht! Du Glückspilz!> bellte der Terrier lachend.
 

Karlo, der Schäferhund, stemmte sich mit seinen Vorderpfoten gegen seine eigene Tür. <Schade, dass sie nur bei ihm so nachlässig waren.> meinte er enttäuscht.
 

Joey rappelte sich auf und sah sich um. Alle Zwinger waren mit Riegeln verschlossen. Es sollte für ihn kein Problem sein, sie zu öffnen. Als Golden Retriever war er groß genug. Wenn er sich auf die Hinterpfoten stellte, konnte er die Vorderpfoten gegen den Riegel stemmen und ihn aufdrücken.

<Keine Sorge, Leute. Ich weiß, wie ich eure Türen aufbekomme.> sagte Joey und wollte sich schon ans Werk machen, als einer der Mischlingshunde sagte: <Hey, da ist jemand angekommen. Ich glaube, das ist dieser Kaiba.>
 

Joey eilte zum Fenster, das in der Nähe des Zwingers von dem Mischlingshund offen stand. Jetzt, wo er lauschte, konnte er auch Stimmen hören, aber er wollte ganz sicher gehen. Er stellte die Vorderpfoten auf das Fenstersims und sah vorsichtig aus dem Fenster hinaus. Ja, da stand Kaiba bei einem der Hundefänger. Wenn er genau hinhörte, konnte er sogar verstehen, was gesagt wurde.
 

"Der Hund ist im Zwinger in dem Gebäude dort, Herr Kaiba." sagte der Hundefänger gerade, "Ich werde Sie hinführen."
 

"Das ist nicht nötig." winkte Kaiba ab, "Ich nehme den Golden Retriever und gehe. Sie brauchen mich nicht zu begleiten."
 

Joey beobachtete, wie der Mann sich verabschiedete und wieder im Verwaltungsgebäude verschwand, während Kaiba sich mit einem fiesen Grinsen, das Joey selbst auf diese Entfernung in aller Klarheit erkennen konnte, dem Gebäude zuwandte, in dem die Zwinger untergebracht waren.
 

Joey verschwand wie der Blitz vom Fenster, damit Kaiba ihn nicht sah. <Ich bin so gut wie tot.> winselte er.
 

<Nicht unbedingt, Kumpel.> sagte der Terrier, <Hört mal alle gut zu...>
 

***
 

Ein paar Minuten später betrat Kaiba das Gebäude mit den Zwingern. Grinsend wollte er auf die Zwinger zutreten, doch bei dem Anblick, der sich ihm bot, blieb er stehen und hob überrascht eine Augenbraue. An den Wänden standen die Zwinger, die meisten davon beherbergten einen Hund. Es war unnatürlich still. Alle Hunde saßen an den Türen ihrer Zwinger und sahen zur Mitte des Raumes. Dort saß ein Golden Retriever, der Kaiba ruhig entgegen blickte. Ein leichtes Grinsen schien um seine Hundeschnauze zu spielen.
 

Einen Moment lang war Kaiba aus der Fassung gebracht, auch wenn er sich nichts anmerken ließ. Er hatte damit gerechnet, den Golden Retriever in seinem Zwinger vorzufinden, aber stattdessen saß dieser mitten im Raum und schien auf ihn zu warten. Und warum war es hier so still? Bei so vielen Hunden in einem Raum sollte man doch annehmen, dass hier ständig einer bellte.

Kaiba riss sich zusammen. Das war doch alles unwichtig. Was zählte war Joey Wheeler, und er musste der Golden Retriever in der Mitte des Raumes sein. Einen anderen Golden Retriever gab es hier nicht, und Kaiba hielt die Story von Bakura für glaubwürdig, schließlich wusste er, dass es sich bei Bakura um einen Geist in einem magischen Gegenstand handelte. Wenn es so was gab, dann gab es auch Magie, die einen Menschen in einen Hund verwandeln konnte.
 

Das Grinsen kehrte auf Kaiba's Gesicht zurück, während er Joey betrachtete. Sein Fell war von der gleichen Farbe wie es sein Haar als Mensch gewesen war. Und auch die braunen Augen, die ihn frech und ein wenig herausfordernd ansahen, waren die Gleichen geblieben.

"Na, Wheeler, endlich zu deiner wahren Gestalt und Bestimmung gefunden? Jetzt benötigst du nur noch Steuermarke, Halsband und Leine, und dann kann man dich Gassi führen." spöttelte er und genoss jede Sekunde.
 

Joey's Augen verengten sich ein wenig, aber ansonsten zeigte er keine Reaktion. Es war aber auch zu dumm, dass er Kaiba nicht ein paar saftige Antworten geben konnte. Doch dieser konnte die Hundesprache ja nicht verstehen.
 

"Schau nicht so grimmig, Köter." Kaiba hob seine rechte Hand, in der er ein Halsband mit Leine hielt. "Das hier hat man mir extra für dich mitgegeben. Wir gehen jetzt zusammen spazieren, denn ich habe heute meinen großzügigen Tag für Straßenköter." Er wollte auf Joey zugehen, als dieser warnend knurrte. Kaiba ließ sich davon nicht beeindrucken. "Sei nicht albern, Wheeler. Wenn du mich beißt, mach ich aus dir einen Wischmop für die Reinigungskräfte in meiner Firma." meinte er nur gelangweilt. Er wusste, er konnte es jederzeit mit Joey aufnehmen, ob nun als Hund oder als menschliche Variante davon.
 

"Wuff, wuff!" kam es von Joey.
 

"So redest du immer, egal in welcher Gestalt." kommentierte Kaiba, aber ein Quietschen ließ ihn aufsehen. Die Hunde hatten sich auf Joey's Signal hin gegen die Zwingertüren gestemmt, die sich daraufhin öffneten! Joey hatte es geschafft, alle Riegel an den Türen zu öffnen, bevor Kaiba den Raum betrat. Doch die Hunde hatten die offenen Türen nicht sofort aufgestoßen, sondern auf den richtigen Moment gewartet. Auf Joey's Signal hin versammelten sie sich um ihn und starrten Kaiba unheilvoll an.
 

"Wheeler, mach keinen Blödsinn. Ein braver Köter ist folgsam gegenüber seinem Herrn." warnte Kaiba mit zusammen gekniffenen Augen. Das Grinsen war ihm inzwischen vergangen. Um Wheeler rum hockten mindestens ein Dutzend Hunde der unterschiedlichsten Rassen. Und während Kaiba nicht glaubte, dass er mit dem Pudel oder einem anderen der kleineren Hunde große Schwierigkeiten haben würde, machten ihm die Größeren wie zum Beispiel der Schäferhund doch ein klein wenig Sorgen. Außerdem waren das eine Menge Hunde.
 

Kaiba hätte schwören können, dass sich Joey's Hundeschnauze zu einem breiten Grinsen verzog, aber er hatte nicht viel Zeit, die Gesichtsmimik eines Hundes zu studieren, der sich amüsierte. Dafür waren ihm die Drohgebärden eines Hundes durchaus vertraut. Die Hunde um Joey herum legten die Ohren an und ließen ein bedrohliches Knurren hören, das den Raum wie ein fernes Donnergrollen erfüllte.
 

<Viel Spaß noch, Kaiba. Ich bin sicher, ich werde den haben.> bellte Joey amüsiert, dann brach die Hölle los! Zumindest für Kaiba. Der jüngste Multimillionär und erfolgreichste Geschäftsmann von Domino City machte auf dem Absatz kehrt und flüchtete aus dem Gebäude, etwa ein Dutzend Hunde hart auf seinen Fersen, die drohend bellten und knurrten und nach seinem Trenchcoat schnappten.
 

Joey war mit einem Satz am Fenster und verfolgte begeistert das Schauspiel, das sich ihm bot, bis die Hunde Kaiba außer Sichtweite gejagt hatten. Passieren würde Kaiba nichts, das wusste Joey. Die Hunde hatten abgesprochen, Kaiba nur eine kleine Weile durch die Gegend zu jagen und ihn nicht wirklich zu beißen. Sie waren ja schließlich keine Menschenquäler. Aber eine kleine Lektion hatte Kaiba sich verdient. Was fiel ihm ein, sich mit Bakura zusammen zu tun und sich über Joey's gegenwärtige Situation lustig zu machen?!
 

Joey verließ das Gebäude und trottete in Richtung Stadtzentrum zurück. Ein Problem war erst Mal gelöst, und so gerne er auch das Spektakel verfolgt hätte, er hatte andere Probleme. Schließlich war er immer noch ein Hund.
 

***
 

Ein paar Straßen entfernt vom Städtischen Hundezwinger standen zwei ältere Damen und unterhielten sich über den neuesten Klatsch in ihrer Nachbarschaft.

"Oh, Elfriede, ich muss dir unbedingt etwas erzählen!" begann die eine, "Du kennst doch diese Blondine in Appartement 49..."
 

Bevor sie weiter sprechen konnte, raste plötzlich eine Gestalt zwischen den beiden Frauen hindurch mit solch einen Tempo, dass die Damen nur einen verschwommenen Schemen wahrnahmen. Der Luftzug, der dabei entstand, war so heftig, dass er an der Kleidung der beiden Frauen zerrte. Dann rasten etwa ein Dutzend kleinere Gestalten mit viel Lärm, der irgendwie nach Bellen klang, der ersten Gestalt hinterher. Bevor eine von ihnen noch registrieren konnte, was eigentlich vor sich ging, war der ganze Spuk schon wieder vorbei und außer Sicht.
 

Die Damen schauten einen Moment verwirrt drein, ohne zu begreifen, was eigentlich los gewesen war. Doch dann fasste sich die eine wieder und begann erneut: "Also, diese Blondine aus Appartement 49 hat doch tatsächlich einen Mann spät abends noch in ihre Wohnung gebeten. Und stell dir vor, er ist erst am nächsten Tag wieder gegangen!"
 

"Was, tatsächlich?!" fragte Elfriede ungläubig, "Nein, also so eine Schlampe! Aber ich habe es ja schon immer gewusst!"
 

***
 

Kaiba rannte was das Zeug hielt. Er war nicht nur der Beste in all seinen wissenschaftlichen Schulfächern, er war auch ausgezeichnet in Sport. Er hatte immer der Beste zu sein! So etwas wie Versagen gab es bei ihm nicht. Er war auch schneller als diese Hunde. Dabei überging er großzügig die Tatsache, dass im Moment gerade er derjenige war, der auf der Flucht war. Sein analytischer Verstand schaltete sich auch in der gegenwärtigen Situation nicht ab und gab ihm nach einer gründlichen Analyse seiner Möglichkeiten (und das waren im Moment nicht viele) die Richtung vor. Kaiba rannte weg von der Innenstadt, wo man ihn ja sehen würde (der große Seto Kaiba auf der Flucht - das gäbe Schlagzeilen!), in Richtung eines kleinen Parks in einem relativ verlassenen Industriegebiet, das in der Nähe lag. Wieso jemand einen Park in einem Industriegebiet anlegte, würde für immer ein Rätsel der Städteplaner bleiben, aber Kaiba war das ohnehin egal, es war ja nicht seine Firma, die ihr Geld da verschwendet hatte. Kaiba rannte in den Park hinein, sprang über ein Blumenbeet, rannte weiter über eine Wiese (wo ein Schild stand ,Rasen betreten verboten', aber das scherte sowieso keinen), sprang über ein weiteres Blumenbeet und erreichte endlich sein Ziel. Der alte Baum mit dem weit verzweigten Geäst erhob sich immer noch in der Mitte des Parks, na Gott sei Dank. Kaiba machte einen Satz und zog sich an einem der Äste hinauf. Dann setzte er sich schwer atmend auf einen der höheren Äste und schaute nach unten. Die Hunde hatten sich alle um den Baum versammelt und schauten zu ihm hinauf, manchmal bellte einer fordernd. Nur einer fehlte - der Golden Retriever.
 

"Wheeler!" zischte Kaiba wütend.
 

"Wau, wau, wau!" kam es wie als Antwort von unten.
 

***
 

Bakura wanderte suchend durch die Innenstadt, wie er es praktisch schon den ganzen Tag getan hatte. Und es nervte ihn furchtbar, wie es das auch schon den ganzen Tag getan hatte. Wenn er diesen verdammten Köter Joey Wheeler fand, dann... dann... dann...! Bakura seufzte. Er hatte inzwischen diesen Kläffer schon so oft verflucht, dass ihm einfach nichts Originelles mehr einfiel, und er hasste es, sich ständig zu wiederholen. Vielleicht sollte er mal bei Kaiba nachfragen, wie die Dinge bei ihm so standen. Eventuell wusste er was Neues.
 

Bakura begab sich in eine Seitenstraße abseits vom Gedränge der Geschäftsstraßen und kramte das Handy, das Kaiba ihm gegeben hatte, hervor. Dann drückte er alle Tasten genauso wie Kaiba es ihm gezeigt hatte, und hielt sich das kleine Ding ans Ohr. Ein nervendes Tuten erklang aus dem kleinen Lautsprecher, und Bakura verdrehte genervt die Augen. ,Los, geh dran! Geh dran!' wiederholte er in Gedanken immer wieder. Schließlich war ein Klicken in der Leitung zu hören, und Kaiba's Stimme sagte: "Ja?"
 

Bakura grinste. Er wusste nicht wieso, aber allein der Klang von Kaiba's Stimme hob seine Laune. Aber vielleicht war es auch einfach nur Schadenfreude, weil Kaiba so genervt klang wie er sich vor ein paar Sekunden noch gefühlt hatte.

"Hallo, Kaiba. Irgendwelche Neuigkeiten von unserem Köter?" fragte der Ringgeist.
 

Eine kurze Pause, dann sagte Kaiba: "Ich habe ihn noch nicht."
 

"Hätte dir gleich sagen können, dass die Typen von der Stadtverwaltung dir nicht helfen können. Deine Idee war wohl doch nicht so gut." meinte Bakura abfällig.
 

"Die Idee war ausgezeichnet!" erwiderte Kaiba scharf, "Nur mit der Ausführung hat es ein wenig gehapert."
 

"Aber die Ausführung ist das, was wichtig ist. Und du hast den Köter ja wohl nicht, oder?" Bakura glaubte, ein Bellen zu hören. Es kam aus dem Handy. Überrascht hob er die Brauen. "Oder hast du ihn etwa doch?"
 

"Noch nicht."
 

"Und was war das dann für ein Bellen?"
 

"Was für ein Bellen?" fragte Kaiba zurück.
 

"Da! Da war es schon wieder!" schrie Bakura in das Handy, "Versuchst du, mich reinzulegen?!"
 

"Sei nicht albern! Was soll ich schon groß mit dem Flohbeutel? Ich mache nur mit, weil ich die Sache amüsant finde."
 

Nun, das stimmte. Trotzdem war Bakura etwas misstrauisch. Irgendwas stimmte da einfach nicht. Wieder hörte er Bellen über das Handy, allerdings handelte es sich offenbar um mehr als einen Hund. "Aber da sind doch Hunde, oder nicht?" fragte er nach.
 

Ein genervtes Seufzen erklang, und Kaiba erwiderte: "Es gibt mehr als nur einen Hund in Domino City, Bakura. Es gibt lediglich nur einen verzauberten Köter."
 

Bakura musste eingestehen, dass Kaiba da Recht hatte. "Na, okay. Wo bist du zurzeit?"
 

"Im Park." erklang die knappe Antwort.
 

"Und wo genau, Blödmann?" schnauzte Bakura Kaiba an.
 

"Ich verbiete mir diese Namensgebung, du bist ohnehin nicht sehr originell." erwiderte Kaiba schroff. Bevor Bakura erneut auffahren konnte, fügte er schnell hinzu: "Komm einfach in den Stadtpark und warte in der Nähe vom Ententeich, okay? Ich bin in einer halben Stunde dort."
 

"Ich dachte, du wärst schon im Park."
 

"Ja, aber nicht im Stadtpark."
 

Bakura rieb sich frustriert die Stirn. "Okay. Beeil dich einfach."
 

Ein Klicken war zu hören, dann erklang das Tuten, das zeigte, dass die Verbindung unterbrochen worden war. Bakura deaktivierte genervt sein Handy. Zuerst diese Schwierigkeiten mit diesem Dickschädel Joey Wheeler, und jetzt war Kaiba auch noch zickig und gab ihm nur solche ausweichenden Antworten. Bakura fühlte eine furchtbare Migräne auf sich zukommen. Er hätte heute einfach im Bett bleiben sollen.
 

***
 

Kaiba steckte das Handy wieder weg und schaute genervt auf die Hunde, die es sich unter seinem Baum bequem gemacht hatten. Er konnte es nicht genau sagen, aber er könnte schwören, dass sie ihn auslachten. Kaiba rutschte unruhig auf seinem Ast hin und her. Er hatte Bakura gesagt, er würde in einer halben Stunde im Stadtpark sein. Warum hatte er nicht gesagt in einer Stunde? Das würde verdammt knapp werden. Zwar parkte seine Limousine nicht allzu weit weg von diesem Park, aber er wollte seinen Chauffeur nicht herrufen. Er konnte niemanden wissen lassen, dass er auf einem Baum festsaß, umgeben von einer Hundemeute. Seine Angestellten würden sich das Maul zerreißen, und die Boulevardpresse würde womöglich auch noch Wind davon bekommen. Oh Mann! Als er gesehen hatte, wie Bakura heute Vormittag auf einen Baum gehetzt worden war, hatte er das noch höchst lustig gefunden, und jetzt saß er selbst auf einem Baum fest. Das dürfte der Ringgeist nie erfahren!
 

Was wenn jemand in den Park kam und das hier sah? Was wenn die Klatschpresse Wind davon bekam? Was wenn Yugi und seine Freunde hiervon erfuhren? Was wenn er nicht rechtzeitig in den Stadtpark kam und Bakura einfach gegangen war? Aaaarrrggghhh!!! Kaiba platzte der Kragen! Wütend funkelte er die Hunde unter dem Baum an und schnauzte: "Würdet ihr bitte endlich nach Hause gehen?!?!?!"
 

Die Hunde sahen ihn einen Moment interessiert an, dann schien es Kaiba fast, als würden einige von ihnen mit den Schultern zucken, was anatomisch eigentlich nicht möglich war. Die Hunde standen auf. Einige streckten sich noch genüsslich und gähnten herzhaft, so als hätten sie ein kleines Nachmittagsnickerchen gehalten. Und dann begannen sie, in verschiedene Richtungen langsam davon zu trotten. Lediglich ein Terrier stemmte sich noch ein letztes Mal mit den Vorderpfoten gegen den Stamm des Baumes und sah grinsend zu Kaiba hinauf. Aber ein Schäferhund, der an dem Terrier vorbei ging, gab ein gelangweilt klingendes "Wuff" von sich, so als wollte er sagen: ,Lass uns gehen. Ist doch öde hier.' Und da machte sich auch der Terrier davon.
 

Kaiba konnte sein Glück kaum fassen. Er wartete, bis alle Hunde außer Sicht waren, dann sprang er vom Baum und machte sich eilig in Richtung seiner Limousine davon. Wenn sich keine weiteren Verzögerungen ergaben, konnte er es noch schaffen, pünktlich im Stadtpark zu sein.
 

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Fortsetzung folgt...

Teil 9

Titel: Schnappt Joey!

Teil: 9/10

Autor: Cat in the web

Fandom (Anime/Manga): Yu-Gi-Oh

Rating: PG

Pairing: Yugi/Yami + Joey und Kaiba + Ryou/Bakura

Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Yu-Gi-Oh. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit.
 

Ich bedanke mich bei cherry02 und Dany, dass sie sich die Mühe gemacht haben, das letzte Kapitel zu kommentieren. Danke!
 

Um hier keine Verwirrung zu stiften, beachtet bitte folgendes:

Ryou Bakura = Ryou

Geist des Millenniumsringes = Bakura
 

"..." = sprechen (Menschen)

,...' = denken (Menschen und Tiere)

<...> = Hundesprache (wenn es mehr ist als nur Wauwau)

//...// Verständigung zwischen den Millenniumsgeistern und ihren Menschen
 

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Schnappt Joey!

von Cat in the web
 

Teil 9
 

Yugi strich sich erschöpft einige vorwitzige Haarsträhnen aus den Augen. Er hatte jetzt schon überall nach Joey gesucht, aber er hatte noch keine Spur von ihm gefunden. Er hatte an all den Orten nachgefragt, wo Joey sich normalerweise blicken ließ, wenn Wochenende war, aber weder in ihrem Lieblingscafé noch in der Spielhalle hatte ihn jemand gesehen. Bei Tristan und Tea brauchte er erst gar nicht nachfragen, die waren dieses Wochenende nicht zu erreichen. Und bei Ryou ging niemand ans Telefon, er war wohl auch irgendwo unterwegs.
 

Yugi sah auf und entdeckte, dass er wieder vor der Bäckerei stand, wo alles heute Morgen angefangen hatte. Hier hatte er sich heute Morgen mit Joey getroffen, nur um ihm mitteilen zu müssen, dass er doch erst ab Mittag konnte. Aber als er dann wie vereinbart zur Mittagszeit vor Burger World gewartet hatte, war Joey nicht gekommen, und das allein war Grund zur Sorge. Joey verpasste nie ein Essen, vor allem nicht, wenn er eingeladen wurde. Stattdessen war der Hund gekommen. Zugegeben, der Golden Retriever hatte unheimlich süß ausgesehen. Irgendwie hatte ihn der Hund an Joey erinnert. Der Farbton seines Fells war der Gleiche wie Joey's Haarfarbe, und diese wunderschönen braunen Augen... Es war fast, als hätte Joey ihn angeblickt an Stelle des Hundes. Wenn Joey doch nur aufgetaucht wäre, er hätte den Hund sicher auch gemocht.
 

Yugi seufzte und riss sich zusammen. Es brachte nichts, sich Joey herbei zu wünschen. Er musste ihn finden. Vielleicht war er ja inzwischen doch in der Spielhalle aufgetaucht. Die Spielhalle war einer von Joey's Lieblingsplätzen. Er würde einfach noch mal hingehen und sich umsehen.

Yugi beschloss, durch die Gasse neben der Bäckerei zu gehen. Es war eine Abkürzung zur Spielhalle. Er trat in die schmale Gasse, die selbst jetzt am hellen Tage ein wenig schummrig aussah. Yugi fand es ein wenig beklemmend, auch wenn er wusste, dass Yami, der Geist seines Millenniumspuzzles, bei ihm war. Es war sicher nicht das erste Mal, dass er durch solch eine düstere Gasse lief, aber meistens war Joey bei ihm, und Joey's Furchtlosigkeit gegenüber solchen Gassen und überhaupt düsteren und verlassenen Orten färbte immer auf Yugi ab. An Joey's Seite lief er furchtlos durch hunderte von dunklen Gassen.
 

Yugi schritt ein wenig zögerlich in die Gasse hinein. Er hatte nur ein paar Meter hinter sich gebracht, als sein Blick auf ein Kleiderbündel am Boden der Gasse fiel. Na so was, das sah ja aus wie Joey's grüne Jacke, die er heute Morgen angehabt hatte. Yugi trat näher. Einen Moment mal! Das WAR Joey's Jacke! Wieso lag die hier? Und was sollten die anderen Kleidungsstücke? Yugi beugte sich hinunter und hob die einzelnen Kleidungsstücke auf. Das war Joey's JACKE! Das war sein SHIRT! Hier war seine HOSE mit der UNTERHOSE, die noch darin hing! Da waren die SCHUHE, in denen noch die SOCKEN waren! Und es waren Joey's Sachen, da war sich Yugi sicher! Er hatte doch heute Morgen gesehen, dass Joey diese Kleidungsstücke getragen hatte! Was hatte das zu bedeuten??? Und was zum Donnerwetter trug Joey JETZT?!?!?!
 

//YAMI!!!// Obwohl der Ruf von Yugi nach Yami nur auf gedanklicher Ebene erschallte, war er dermaßen laut, dass es den Millenniumsgeist fast umgehauen hätte! Yami hatte sich nur für ein paar Minuten in seinen Seelenraum zurückgezogen, doch als er den Ruf von Yugi hörte und die Sorge und Verwirrung des Jüngeren spürte, schoss er wie ein geölter Blitz aus seinem Seelenraum hinaus an die Seite seines Freundes. Auch wenn Yami keinen Körper hatte, spürte Yugi doch augenblicklich die Präsenz seines geisterhaften Begleiters und beruhigte sich wieder etwas. Es dauerte nur ein paar Minuten, dann wusste Yami, was Yugi so in Aufregung versetzt hatte.
 

Yami übernahm für ein paar Minuten die Kontrolle über Yugi's Körper, sah sich die Kleidung genau an und durchsuchte die Gasse. Schließlich kniete er sich hin und studierte den Boden. Leider war der Boden geteert, aber an einigen Stellen hatte sich Dreck angesammelt. Die Leute nahmen es nicht so genau mit dem Kehren in dieser Gasse, durch die sowieso kaum jemand ging.
 

//Hier sind leider nicht viele Spuren, Yugi. Da sind die Abdrücke von Schuhen und von einem Tier, wahrscheinlich ein Hund. Ansonsten haben wir nur Joey's Kleider als weiteren Anhaltspunkt. Und es sind wirklich Joey's Kleider.//
 

//OH MEIN GOTT!!!// schrie Yugi, und Yami zuckte zusammen, als der gedankliche Schrei durch seinen Kopf dröhnte, //Womöglich ist Joey von einem Perversen überfallen worden! Der Perverse hat ihm die Kleider vom Leib gerissen und ihn entführt! Jetzt liegt er irgendwo an eine Wand gekettet und wird belästigt! Wir müssen ihn retten!//
 

//Ganz ruhig, Yugi!// versuchte Yami ihn zu beruhigen, //Es gibt nirgendwo Spuren eines Kampfes. Es sind keine Mülltonnen umgeworfen worden, und nirgendwo gibt es auch nur eine Spur von Blut, auch nicht an Joey's Kleidung. Und seine Kleidung ist in einwandfreiem Zustand, nichts ist zerrissen oder sonst wie beschädigt. Wenn Joey angegriffen worden wäre, hätte er sich gewehrt.//
 

Yugi atmete tief ein und aus. //Du hast Recht. Niemand kann Joey so einfach überwältigen. Aber wenn seine Kleider hier sind, wo ist er?//
 

//Wo immer er ist, er dürfte einiges an Aufsehen erregen.//
 

//Wieso?// fragte Yugi verwirrt.
 

//Nun, Yugi, wenn seine Kleidung hier ist, müsste Joey ohne sie durch die Stadt gelaufen sein - NACKT!//
 

Yugi erwiderte nichts darauf, aber Yami spürte ein Gefühl von ihm kommen, welches ähnlich einem Dampfdruckkochtopf sein musste, dessen Funktion überstrapaziert wurde. Der Millenniumsgeist hielt es für das Beste, wenn er für eine Weile die Kontrolle über Yugi's Körper behielt. Er bezweifelte, dass Yugi im Moment in der Lage war, sich nach Joey zu erkundigen.
 

***
 

Joey lief so schnell ihn seine Pfoten tragen konnten. Er hatte es verständlicherweise sehr eilig, von dem städtischen Hundezwinger weg zu kommen. Am liebsten wäre er ja den anderen Hunden gefolgt und hätte mit ihnen zusammen Kaiba durch die Gegend gejagt. Das wär' ein Spaß gewesen! Aber bedauerlicherweise hatte er dringenderes zu tun. Er musste einen Weg finden, wie er sich zurück verwandeln konnte, und außerdem waren da immer noch Bakura und Kaiba. Die gaben bestimmt nicht so leicht auf.
 

Joey vertrat die Ansicht, dass seine besten Chancen waren, Yugi und Yami auf seine Situation aufmerksam zu machen, auch wenn er noch keine Ahnung hatte, wie er das machen sollte. Aber zuerst einmal musste er die Beiden finden. Um alles weitere kümmerte er sich dann. Hm, wo sollte er anfangen zu suchen? Nun, der Stadtpark lag genau auf seinem Weg, und er war einer von Yugi's Lieblingsplätzen. Er würde einfach einen kleinen Abstecher machen und durch den Park laufen. Vielleicht hatte er ja Glück und entdeckte Yugi.
 

***
 

Kaiba's Finger klopften ungeduldig gegen sein Bein, während er in seiner Limousine saß und zum Stadtpark gefahren wurde. Ein Blick auf seine Armbanduhr zeigte ihm, dass er nur ein paar Minuten zu spät kommen würde. So lange würde der Geist des Millenniumsringes ja hoffentlich warten. Er sah aus dem Fenster. Der Stadtpark kam bereits in Sicht, es würde nicht mehr lange dauern.
 

Plötzlich setzte sich Kaiba ruckartig auf und starrte in Richtung Stadtpark. Ein Golden Retriever war auf dem Bürgersteig aufgetaucht und trottete nun durch einen der Eingänge in den Park hinein. Kaiba's Gesicht verzog sich zu einem fiesen Grinsen. Das war Joey Wheeler, kein Zweifel! So viele Golden Retriever, die ganz allein in Domino City unterwegs waren, gab es nämlich nicht, und nach dem Streich, den ihm dieser Köter gespielt hatte, würde er ihn nicht so schnell vergessen. Jetzt brauchte er nur noch Bakura zu holen, dann konnte die Jagd beginnen.
 

Noch ungeduldiger als vorher wartete Kaiba, bis seine Limousine auf den Parkplatz gefahren war, dann wies er seinen Chauffeur an, hier zu warten und eilte in den Stadtpark. Dabei sah er sich immer wieder suchend um, ob er Joey noch irgendwo entdecken konnte. Doch der Park war sehr groß, und nirgendwo war eine Spur des Golden Retrievers zu entdecken. Dafür fand Kaiba Bakura, der ungeduldig am Ententeich auf ihn wartete, einem kleinen Gewässer, welches seinen Namen der Tatsache verdankte, dass die meiste Zeit über besonders viele Enten darauf schwammen.
 

"Na endlich!" schnauzte der Ringgeist verärgert, als er Kaiba auf sich zukommen sah, "Du bist zu spät!"
 

"Ich habe gerade mal 10 Minuten länger gebraucht." bemerkte Kaiba steif. Bakura hatte ja gute Nerven, ihn, Seto Kaiba, wegen der paar Minuten anzuschnauzen.
 

Aber Bakura schnaubte nur abfällig und erwiderte: "Ich möchte nicht wissen, was du mit einem deiner Angestellten machen würdest, wenn dieser zu einer Verabredung mit dir 10 Minuten zu spät kommen würde."
 

Nun, da hatte Bakura irgendwie schon Recht, aber trotzdem hielt es Kaiba für nötig, noch auf eine Kleinigkeit hinzuweisen: "Ich bin nicht dein Angestellter, Bakura. Wir sind eher Partner." Warnend funkelte er den Ringgeist an.
 

Aber Bakura ließ das völlig kalt. "Was auch immer." meinte er nur, dann fragte er: "Nachdem ich wohl annehmen darf, dass die Sache mit dem Hundefänger daneben ging, hast du irgendeine Idee, wo der verdammte Köter ist?"
 

Kaiba's Miene hellte sich wieder auf, und sein übliches arrogantes Grinsen kehrte zurück. Bakura bemerkte den Stimmungswechsel und hob fragend eine Augenbraue. Er hielt das überhebliche Grinsen des anderen für ein gutes Zeichen.
 

"Ich hab gesehen, wie Wheeler hier in diesen Park gerannt ist, nur ein paar Minuten vor mir. Leider konnte ich ihn nicht aufhalten, aber er muss noch hier sein." sagte Kaiba.
 

"Ausgezeichnet." Bakura lächelte grimmig und sah sich um. "Es scheint, als hätten wir Glück. Es sind kaum Leute im Park, obwohl Samstagnachmittag ist."
 

"Irgendwo in der Stadt ist eine Veranstaltung mit einem kostenlosen Konzert und einem Grillfest für Familien. Deshalb sind kaum Leute hier." wusste Kaiba zu berichten, "Wir können also relativ ungestört den Köter fangen."
 

Die Beiden machten sich auf den Weg. Der Stadtpark war groß, aber sie waren zuversichtlich, dass sie Joey finden würden. Und diesmal würde er ihnen nicht entkommen, dafür würden sie schon sorgen.
 

***
 

Yami kam unterdessen auf seiner Suche nach Joey wieder bei Burger World vorbei. Er ließ seine Blicke über die Gäste des Fast-Food-Restaurants gleiten, und da er niemanden entdecken konnte, den er kannte, ging er weiter. Doch der Besuch von Burger World brachte ihn wieder den Hund in Erinnerung, dem Yugi und er hier begegnet waren. Jener Golden Retriever, an dem irgendetwas seltsam gewesen war. Yami hatte das unbestimmte Gefühl, dass es wichtig war, herauszufinden, warum dieser Hund ihm so seltsam vorgekommen war. Irgendetwas hatte diesen Hund von allen anderen Hunden unterschieden, aber Yami kam einfach nicht drauf, was es gewesen war.
 

Gedankenverloren ging er weiter, und ihm wurde bewusst, dass er nun den Weg entlang ging, den auch der Hund gegangen war, als sie sich heute Mittag getrennt hatten. Warum befasste er sich nur ständig mit diesem Hund? Sicher, er war ein lieber und zutraulicher Kerl gewesen, aber Joey zu finden war schließlich wichtiger als ein streunender Hund, egal wie süß er gewesen war. Joey war sein Kumpel, auf den er sich immer verlassen konnte, einer seiner besten Freunde, und außerdem... war Joey auch ganz niedlich, genau wie der Hund. Argh, jetzt dachte er schon wieder an den Hund! Er bekam ihn einfach nicht aus seinem Kopf raus!
 

Yami seufzte genervt. Er hatte eine wichtige Aufgabe, er musste Joey finden. Das Rätsel um diesen Hund musste warten, bis er seinen besten Freund gefunden hatte. Energisch schüttelte Yami seinen Kopf, um die Gedanken an den Golden Retriever aus ihm zu vertreiben. Dabei fiel sein Blick auf den Sandhügel vor einer Baustelle, an der er gerade vorbei kam. Dort stand im Sand etwas geschrieben. Yami hätte sicher keinen weiteren Blick auf das Geschriebene geworfen, wenn nicht schon die ersten beiden Worte seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätten. Dort standen doch die Namen von Yugi und ihm! Yami blieb vor dem Sandhügel stehen und las, was dort stand: ,Yugi, Yami, ich bin Joey'.
 

Yami starrte auf die Buchstaben im Sand. Es gab nur eine Person, von der die Nachricht stammen konnte! Also war Joey zumindest einmal heute hier gewesen, aber wann? Und warum sahen die Buchstaben im Sand so seltsam aus? Yami sank auf ein Knie vor dem Sandhügel und nahm die Buchstaben genauer in Augenschein. Joey hatte keine besonders schöne Schrift, aber diese Buchstaben sahen aus, als wären sie in den Sand gescharrt worden. Sie waren eindeutig nicht mit einem Finger oder Stock hineingeschrieben worden, wie man das normalerweise tun würde, wenn man in Sand schrieb. Und warum befanden sie sich so weit unten in Bodennähe? Joey musste sich tief gebückt oder hingekniet haben, um sie zu schreiben. Und was sollte diese seltsame Botschaft? Er wusste doch, wer Joey war. Warum also hatte Joey ihm eine solche Nachricht hinterlassen? Die Worte waren auf eine Art geschrieben, als hätte Joey erwartet, dass Yugi und Yami sie fast zeitgleich mit ihrer Entstehung lesen würden. So als hätte Joey erwartet, dass seine Freunde ihn nicht erkennen würden und er sich vorstellen musste. Wann war er hier an diesem Sandhügel gewesen?
 

Yami wusste, dass Yugi und er heute erst einmal in der Nähe dieses Sandhügels gewesen waren. Heute Mittag als sie bei Burger World waren. Der Sandhügel war nur etwa hundert Meter von Burger World entfernt. Yami erinnerte sich gut daran, denn zu dieser Zeit hatte er die Kontrolle über Yugi's Körper gehabt. Er war diese Straße entlang gegangen, aber noch bevor er den Sandhügel erreichte in eine Seitenstraße abgebogen. Yami erinnerte sich daran, dass der Golden Retriever diese Straße vor ihm entlang gelaufen war. Bevor er abbog, hatte er noch gesehen, wie der Hund im Sand dieses Sandhügels gebuddelt hatte. Doch was der Hund hier gemacht hatte, konnte Yami nicht sehen. Da waren nur die Buchstaben. Also musste Joey nach dem Hund hier gewesen sein, sonst wären die Buchstaben durch das Scharren des Hundes beschädigt worden. Oder?
 

Yami's Gedanken kehrten zu dem Golden Retriever zurück. Dieser seltsame Hund, der sich so seltsam verhielt, fast menschlich... Aber die Aura war doch die eines Hundes... Yami zuckte zusammen, und seine Augen weiteten sich vor Überraschung! Die Aura! Warum war ihm das nicht sofort aufgefallen?! Jedes Lebewesen besaß seine eigene Aura, und als Millenniumsgeist konnte er diese Aura spüren. Wenn er die Macht seines Millenniumspuzzles benutzte, war er sogar in der Lage, diese zu sehen. Und dieser Hund hatte nicht die Aura eines Hundes gehabt! Der Golden Retriever hatte eine äußerst vertraute Aura gehabt, nämlich die Aura von Joey!!! Warum war ihm das nur nicht sofort aufgefallen?!
 

Yami schloss für einen Moment die Augen und atmete tief ein und aus, um sich zu beruhigen. Jetzt, wo er darüber nachdachte, fielen ihm auch noch andere Dinge wieder ein. Wie der Hund bei Burger World direkt auf Yugi zugelaufen war, als würde er ihn genau kennen, wie er die Cola durch den Strohhalm getrunken hatte, und wie er im Sandhügel gescharrt hatte. Da hatte er die Worte geschrieben, deshalb sahen sie so seltsam aus. Sie waren mit einer Pfote in den Sand gescharrt worden. Und die Bodennähe erklärte sich jetzt auch, denn der Hund war natürlich kleiner als ein Mensch. Auch die Spuren in der Gasse waren jetzt verständlich. Die zurückgelassene Kleidung und die Pfotenabdrücke im Dreck der Gasse.

Warum war ihm das nur nicht sofort aufgefallen? Joey war ein Hund! Um genau zu sein: ein Golden Retriever! Zumindest nahm Yami das jetzt an. Aber den endgültigen Beweis würde er erst bekommen, wenn er den Hund wieder gefunden hatte.
 

Yami stand entschlossen auf. Er musste Joey finden! Und Joey war mit großer Wahrscheinlichkeit dieser Golden Retriever! Wie das passieren konnte, darüber würde er sich später Gedanken machen! Doch er vermutete stark, dass Magie im Spiel war. Wie sonst sollte sich Joey in einen Hund verwandeln?
 

Yami beschloss, in die Innenstadt zu gehen, um dort zu fragen, ob jemand den Golden Retriever gesehen hatte. Er nahm über ihre gedankliche Verbindung Kontakt zu Yugi auf, um ihm seine Entdeckung mitzuteilen, während er mit zielsicheren schnellen Schritten in Richtung der belebten Innenstadt eilte. Nur einmal stolperte er ohne äußeren ersichtlichen Grund und wäre fast gestürzt, nämlich als der überraschte und ungläubige Schrei von Yugi über ihre gedankliche Verbindung direkt in seinem Kopf erschallte. Yugi konnte ziemlich laut werden, wenn ihn etwas wirklich erstaunte.
 

***
 

Bakura und Kaiba gingen nebeneinander durch den Park und sahen sich aufmerksam um. Sie suchten nun schon seit einiger Zeit nach Joey, aber bisher hatten sie ihn noch nicht entdecken können. Es war ihnen aber wichtig, ihn zu entdecken, bevor er sie entdeckte. Sie wussten nur zu gut, dass Joey sofort abhauen würde, wenn er sie auch nur aus der Ferne sehen würde. So viel Verstand gestanden sie ihm widerwillig zu.
 

"Dieser Köter hält einen auf Trab. Hättest du ihn nicht in was anderes verwandeln können?" murrte Kaiba.
 

"Als hätte ich groß die Wahl gehabt!" schnappte Bakura gereizt, "Die Gelegenheit war gerade da, und die Auswahl auf einen Hund begrenzt. Außerdem passt es doch!" Der Ringgeist hatte Kaiba nicht erzählt, wie der Zauber funktionierte und warum er Joey unbedingt haben wollte. Und er hatte auch nicht die Absicht, das zu tun.
 

"Ja, es passt." sagte Kaiba mit einem Grinsen, "Trotzdem bin ich erstaunt, dass du ausgerechnet Wheeler ausgewählt hast. Ich dachte eigentlich, du würdest dich an Yugi ranmachen." Er beobachtete aufmerksam die Reaktion des Ringgeistes. Bakura warf ihm einen wütenden Blick zu und schnaubte leise. Das war Kaiba Bestätigung genug für seine Vermutung. "Aha, er war gar nicht dein Ziel, sondern Yugi, hab' ich Recht? Und Wheeler ist dir dazwischen geraten!" triumphierte Kaiba mit sichtlicher Schadenfreude.
 

Bakura gab ein genervtes Knurren von sich. Kaiba war einfach zu klug für seinen Seelenfrieden. Aber wenigstens musste er seine Zeit nicht mit einem komplett idiotischen Partner verbringen. "Dieser dämliche menschliche Köter springt dauernd um den Pharao rum! Wie soll man denn da in Ruhe sein Ziel anvisieren?! Aber ich kriege ihn schon noch irgendwann. Jetzt kümmere ich mich erst mal um seinen Schoßhund."
 

Kaiba lächelte, und es lag fast so etwas wie Anerkennung in diesem Lächeln. "Du gibst niemals auf, nicht wahr?"
 

"Nie." bestätigte Bakura mit einem frechen Grinsen, und die Beiden tauschten einen verstehenden Blick.
 

Und dann erblickte Kaiba über Bakura's Schulter hinweg, was sie schon so lange suchten. "Da ist er."
 

Kaiba und Bakura machten einen Satz hinter den dicken Stamm eines Baumes und lugten jeder um eine Seite des Stammes herum. Ein paar hundert Meter entfernt, direkt am Ufer des größten Sees im Park, trottete Joey auf seinen vier Pfoten über einen von Bäumen überschatteten Weg.
 

Auf Bakura's und Kaiba's Gesichtern erschien ein fieses Grinsen, und beide sagten gleichzeitig: "Diesmal kriegen wir ihn!"
 

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Fortsetzung folgt...

Teil 10

Titel: Schnappt Joey!

Kapitel: 10/10

Autor: Cat in the web

Fandom (Anime/Manga): Yu-Gi-Oh

Einstufung: PG

Genre: Komödie

Pairing: Yugi/Yami + Joey und Kaiba + Ryou/Bakura

Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Yu-Gi-Oh. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit.
 

Um hier keine Verwirrung zu stiften, beachtet bitte folgendes:

Ryou Bakura = Ryou

Geist des Millenniumsringes = Bakura
 

"..." = sprechen (Menschen)

,...' = denken (Menschen und Tiere)

<...> = Hundesprache (wenn es mehr ist als nur Wauwau)

//...// Verständigung zwischen den Millenniumsgeistern und ihren Menschen
 

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Schnappt Joey!

von Cat in the web
 

Teil 10
 

Joey lief langsam auf den von Bäumen beschatteten Weg am Seeufer im Stadtpark entlang. Es war herrlich friedlich, und er genoss die Ruhe nach all der Hektik, die der Tag bisher gebracht hatte. Doch gleichzeitig nagte eine kleine Stimme in seinem Kopf an diesem Ruhegefühl und wies darauf hin, dass er noch immer ein Hund war, und das war noch immer ein großes Problem. Es war dieser kleinen Stimme zu verdanken, dass er den seltsamen Geruch, der ihm plötzlich in seine feine Hundenase wehte, nicht einfach überging. Aufmerksam schnüffelte Joey, während er weiterging. Der Geruch kam ihm bekannt vor. Seine Sinne kehrten ins hier und jetzt zurück, gerade rechtzeitig genug, um das verräterische Knacken im Unterholz zu hören. Und jetzt wusste er auch, was das für ein Geruch war, oder besser gesagt, zu wem er gehörte: Bakura!
 

Der Ringgeist sprang aus dem Gebüsch neben Joey und versuchte, ihn zu packen! Es wäre ihm auch sicher gelungen, wenn Joey's Sinne ihn nicht vorgewarnt hätten. Doch auch so war es äußerst knapp! Joey fühlte, wie Bakura's Hände über seinen Rücken strichen, als er versuchte, ihn zu packen. Doch Joey schlüpfte unter seinen Händen hindurch. Lediglich ein paar Haare seines Fells mussten dran glauben und blieben in Bakura's Händen zurück. Joey gab Vollgas! Hinter sich konnte er Bakura wütend fluchen hören. Schnelle Schritte verrieten ihm, dass er sich an die Verfolgung machte. Joey wusste inzwischen aus Erfahrung, dass Bakura ein wirklich schneller Läufer war, aber er wusste genauso gut, dass sein Vier-Pfoten-Antrieb schneller war als Bakura's Zwei-Beine-Antrieb. Solange der Ringgeist kein Ass aus seinem Ärmel schüttelte, konnte Joey ihn abhängen. Doch als Joey um eine Wegbiegung rannte, musste er erkennen, dass der Ringgeist sehr wohl ein Ass im Ärmel hatte, eines namens Seto Kaiba.
 

Kaiba stand mit ausgebreiteten Armen mitten auf dem Weg. "Jetzt haben wir dich, Wheeler!" rief er siegessicher und wollte sich auf Joey stürzen.
 

<Das denkst du vielleicht!> bellte Joey. Er hatte nicht die Absicht, sich zu ergeben. Wer wusste denn schon, was die zwei Psychopathen mit ihm anstellen würden? Nein, danke. Er kannte da einen netten Trick, der auch bei Bakura schon einmal funktioniert hatte.
 

Joey schoss mit gleich bleibend schneller Geschwindigkeit auf Kaiba zu und sprang im letzten Moment vor ihm in die Höhe. Mit den Vorderpfoten traf er seinen Möchtegern-Fänger an der Brust. Sein Gewicht und seine Geschwindigkeit taten das Übrige, um den reichsten Einwohner von Domino City in die Knie zu zwingen, oder besser gesagt nach hinten fallen zu lassen. Mit einem "Uff!!!" landete Kaiba unsanft auf seinem Hintern, während Joey über ihn hinwegsetzte. Doch Kaiba war schneller als Joey vermutet hatte. Er wirbelte um die eigene Achse und griff mit einer Hand nach Joey's rechter Hinterpfote. Joey jaulte schmerzerfüllt auf, als er auf diese Art festgehalten und zum Anhalten gezwungen wurde.

<Willst du mir das Bein ausreißen, oder was?!> kläffte er wütend, während er versuchte, sich zu befreien.
 

Joey bekam unerwartet Hilfe von einer Seite, mit der weder er noch Kaiba gerechnet hatten. Und um ganz ehrlich zu sein, die Person, die die Hilfe leistete, tat dies auch nur gegen ihren Willen. Bakura kam im vollen Lauf um die Wegbiegung geschossen, und da er wegen all dem Gestrüpp, das in diesem Teil des Parks wuchs, nicht hatte sehen können, was sich hinter der Biegung abspielte, sah er es erst im letzten Moment und konnte nicht mehr bremsen. Er rannte mit voller Wucht in Kaiba hinein, der sich bereits wieder halb aufgerichtet hatte, und ging zu Boden. Kaiba selbst wurde durch die Wucht nach vorne katapultiert. Er musste Joey's Bein loslassen, und angetrieben von dem Schwung, den Bakura durch seinen Stoß an ihn weitergegeben hatte, schoss er an Joey vorbei, bis sein Lauf durch die Rückenlehne einer Parkbank gestoppt wurde, über die er prompt fiel.
 

Joey war stinksauer! Nicht nur, dass Kaiba sich mit dem Ringgeist verbündet hatte und ihn gemeinsam mit ihm durch die Gegend jagte, jetzt versuchte er auch noch, ihm das Bein auszukugeln. Gut, es war nichts passiert, der Schmerz war bereits wieder verschwunden, aber das würde Kaiba ihm büßen!!!
 

Kaiba lag über der Rückenlehne der Bank, die Beine auf der einen Seite, den Oberkörper auf der anderen und den Hintern in die Höhe gestreckt. Während er versuchte, sich wieder aufzurichten und sich so aus seiner misslichen Lage zu befreien, schoss Joey nach vorne und schnappte zu! Kaiba schrie überrascht auf und fiel endgültig über die Parkbank. Man hörte das Reißen von Stoff, und kurz darauf machte sich ein siegreicher Golden Retriever mit einem Fetzen Stoff im Maul davon, während sein Feind hinter ihm fluchend im Dreck vor einer Parkbank lag.
 

Bakura sprang wütend auf die Beine und wollte Joey hinterherlaufen, aber beschloss dann doch, erst mal nach Kaiba zu sehen. Er hatte gesehen, dass Joey Richtung Kaiba gerannt war, bevor er erneut abhaute, und er hatte den Aufschrei von Kaiba gehört. Er lehnte sich über die Bank und blickte auf den davor liegenden Kaiba. Und dann fing er an zu lachen!
 

Kaiba lag vor der Bank auf dem Bauch. Da er wegen des warmen Wetters seinen Trenchcoat ausnahmsweise einmal nicht trug, hatte man freie Sicht auf seinen Hosenboden, oder was noch davon übrig war. Joey hatte Kaiba nicht selbst erwischt, doch er hatte ein großes Stück Stoff aus seiner Hose direkt über seinem Hintern gerissen. Darunter sah man dunkelblaue Seidenboxer hervorschimmern, die ebenfalls einen breiten Riss aufwiesen, durch den die nackte Haut seines Hinterns schimmerte. Wohlgeformt und knackig, wie Bakura im Stillen für sich vermerkte.
 

Kaiba sprang auf und betastete mit beiden Händen seinen Hintern. Er konnte einfach nicht glauben, dass Joey das tatsächlich gewagt hatte! Und dann auch noch in der Gegenwart von Bakura!

"Wheeler! Das wirst du mir büßen!" zischte er wütend und zerrte sein Seidenhemd aus seiner Hose heraus, damit es über dieser hing und den Schaden an seinem Hosenboden gnädig verdeckte. Dann wandte er sich an Bakura, der immer noch lachte, und schnauzte: "Hör auf zu lachen! Du hättest schon längst hinter ihm her sein können!"
 

Überraschenderweise blieb der Ringgeist völlig gelassen, obwohl er es gar nicht mochte, wenn man ihn in diesem Ton ansprach. "Nur die Ruhe, für deinen Hintern brauchst du dich nicht zu schämen." sagte Bakura, und sein Blick glitt über den nun durch das Hemd bedeckten besagten Körperteil. In seinen Augen lag ein seltsamer Ausdruck, fast wie ein Glühen. Kaiba schluckte, als er diesen Blick sah, und eine leichte Röte überzog seine Wangen. Bakura sah für einen kurzen Moment in Kaiba's Augen, und auf seinem Gesicht lag ein wölfisches Grinsen, wie ein Raubtier, das seine Beute musterte. Doch dann wandte er sich von Kaiba ab, um Joey zu folgen.

"Wenn du deine Rache noch haben willst, sollten wir uns beeilen, sonst entkommt der Flohbeutel noch." sagte er über seine Schulter hinweg.
 

Mit einem leisen Seufzen folgte Kaiba Bakura. So langsam fragte er sich, worauf er sich hier eingelassen hatte. Er hatte irgendwie den Eindruck, dass Joey Wheeler das kleinste seiner Probleme war, auch wenn er ohne Zweifel das größte Ärgernis darstellte. Sicher, er konnte sich jederzeit verabschieden und nach Hause gehen, aber damit würde er seine Niederlage eingestehen, und er hatte nicht die Absicht, irgendeinen Kampf zu verlieren, schon gar nicht gegen diesen Köter Wheeler. Außerdem würde er dann auch Bakura's Gesellschaft aufgeben müssen, und aus irgendeinem seltsamen Grund hatte Kaiba überhaupt keine Lust, auf die Gesellschaft dieses arroganten Ringgeistes zu verzichten.
 

***
 

Joey spuckte den Stofffetzen in ein Gebüsch und warf einen Blick in die Richtung, aus der er gekommen war. Oh Mann, da waren die Beiden ja schon wieder! Gaben die denn niemals auf? Wahrscheinlich nicht, immerhin handelte es sich um Bakura und Kaiba, und die waren viel zu Stolz, als dass sie eine Niederlage eingestanden hätten, selbst dann, wenn sie besagte Niederlage in den Hintern biss.
 

,Nun gut, Jungs, ich hab noch mehr Tricks auf Lager.' dachte Joey. In seinem Kopf formte sich auch bereits eine gute Idee, aber dafür musste er die Beiden hinter sich herlocken. Sie dürften aber keinen Verdacht schöpfen. Hm, wie machte er das am Besten? Joey fiel eine Tierdokumentation ein, die er mal im Biologie-Unterricht hatte ansehen müssen. Da war von irgendwelchen Vögeln die Rede, die Raubtiere, wie zum Beispiel Füchse, von ihrem Gelege weglockten, in dem sie so taten, als wären sie verletzt. Joey hielt das für eine gute Idee, und nachdem Kaiba so an seinem Bein gezerrt hatte, konnte er das gewiss auch glaubhaft rüberbringen.
 

Er trabte zum Seeufer hinunter. Hier war eine Stelle, wo sich das Ufer steil erhob. Kinder oder ein paar andere abenteuerlustige Leute hatten einen schmalen Weg dort angelegt, mehr ein Trampelpfad, der direkt neben dem Wasser entlang lief. Joey besah sich die Stelle genau. Wenn er es richtig machte, war hier der perfekte Ort für eine Falle. Und wenn das klappte, war er die Beiden bestimmt für eine ganze Weile los.
 

Joey trottete auf den Trampelpfad. Nur ein paar handbreit neben ihm schwappte das Wasser des Sees an das Ufer, auf seiner anderen Seite erhob sich ein kleiner aber dafür steiler Hügel, der mit Gras bewachsen war. Joey fing an zu hinken und tat gleichzeitig so, als hätte er es verdammt eilig. Er hoffte nur, das reichte aus, um Bakura und Kaiba auf den Pfad zu locken und gleichzeitig unvorsichtig werden zu lassen.
 

Bakura sah Joey den schmalen Weg am See entlang humpeln, und ein zufriedenes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. "Bestens! Jetzt haben wir den Köter endlich! Er kann nicht mehr entkommen!"
 

Der Ringgeist und Kaiba rannten weiter, und obwohl Joey ihnen hinkend nicht entkommen konnte, beschleunigten sie ihre Schritte sogar noch. Bakura konnte den süßen Geschmack des Triumphes bereits auf der Zunge schmecken. Lange genug hatte Joey ihn an der Nase herumgeführt. Wenn er nur daran dachte, wie er von diesem Dobermann auf den Baum gejagt und dort dann auch noch von Kaiba entdeckt worden war... Nun ja, das hatte sich letzten Endes als gar nicht so schlecht herausgestellt. Bakura empfand die Gesellschaft anderer normalerweise nur als lästig, aber Kaiba war eine Ausnahme. Der Ringgeist konnte jetzt ganz gut verstehen, warum Ryou so für Kaiba schwärmte. Seine Gesellschaft war irgendwie recht angenehm.
 

Kaiba beobachtete, wie Joey sich hinkend den Pfad entlang quälte, und er hatte für einen Moment ein schlechtes Gewissen. Er hätte nicht so an dem Bein zerren sollen. Aber dann dachte er daran, wie er von der Hundemeute durch die Stadt und auf den Baum gejagt worden war. Kaiba's schlechtes Gewissen verschwand daraufhin wieder. Von dieser Sache dürfte nie jemand erfahren, vor allem nicht Bakura! Nachdem er sich über den Ringgeist lustig gemacht hatte, weil dieser wegen eines Hundes auf einem Baum gehockt hatte, würde er nie das Ende von dieser Geschichte hören, falls Bakura davon erfuhr. Der Ringgeist würde ihn bis an sein Lebensende damit aufziehen. Hm, bis an sein Lebensende mit Bakura zusammen zu sein, wäre vielleicht gar nicht mal schlecht...

Kaiba schüttelte den Kopf. In welche Richtungen wanderten seine Gedanken in letzter Zeit eigentlich? Er sollte sich besser auf seine Aufgabe konzentrieren, und die bestand darin, Joey zu fangen. Er beschleunigte seine Schritte und rannte nun vor Bakura her auf den schmalen Pfad.
 

Genau darauf hatte Joey gewartet. Nachdem Kaiba und hinter ihm Bakura den Pfad entlang rannten, gab er seine Schauspielerei auf und rannte so schnell er nur konnte den Pfad entlang bis zu einer Biegung, von wo der Pfad wieder vom See weg zu einem breiten Weg führte. Kaiba und Bakura schrieen wütend auf, als sie begriffen, dass sie hereingelegt worden waren, und beschleunigten ihre Schritte noch mehr. Aber Joey hatte gar nicht die Absicht, davonzulaufen. Er machte unmittelbar hinter der Biegung kehrt, sprang den Hügel hinauf, und von dort rannte er die Seite des Hügels hinunter zurück zum Pfad, wo Kaiba und Bakura sich beeilten, ihn einzuholen. Sie sahen nicht, dass er direkt auf sie zukam, und zwar vom Hügel her. Als Kaiba eine Bewegung schräg vor sich auf dem Hügel sah, war es schon zu spät! Joey sprang und traf Kaiba erneut an der Brust. Es war ein harter Aufprall für sie beide, doch Joey behielt mit seinem Schwung und seiner Geschwindigkeit die Oberhand. Kaiba taumelte zurück und prallte gegen den unmittelbar hinter ihm laufenden Bakura. Und während Joey sich von Kaiba wieder abstieß und einigermaßen sicher, allerdings ziemlich durchgeschüttelt, halb auf dem Pfad und mit den Vorderpfoten im See landete, verloren Kaiba und Bakura ihr Gleichgewicht und purzelten in den See. Obwohl das Wasser hier nicht sehr tief war, spritzte es in beeindruckenden Fontänen auf, als die beiden jungen Männer im See landeten.
 

Joey zog seine Vorderpfoten aus dem See und schüttelte sich kurz, als er von mehreren Wasserspritzern getroffen wurde. Das Wasser des Sees war relativ kalt im Vergleich zu dem schönen Wetter, wie er feststellte, und er hoffte nur, dass es das Temperament der Beiden erfolgreich abkühlen würde. Wenn er allerdings nach dem Wutgebrüll und den zugegebenermaßen recht originellen Flüchen ging, die die Beiden von sich gaben, war das wohl nicht der Fall. Joey gab erneut Fersengeld. Wenn sie ihn jetzt erwischten, würden sie ihm wirklich das Fell gerben.
 

Zufrieden mit sich rannte er den Pfad erneut hinauf und dann den breiten Weg entlang weiter in den Park hinein. Er war ziemlich ratlos, was er jetzt machen sollte. Während er noch überlegte, was er jetzt am Besten tun sollte, hörte er plötzlich eine Stimme rufen: "Joey!"
 

Joey drehte sich um und glaubte für einen Moment zu träumen. Da kam Yugi über den Weg gerannt, genau auf ihn zu! Hatte sein Freund ihn wirklich bei seinem Namen gerufen, obwohl er doch noch immer die Gestalt eines Hundes hatte? Erneut öffnete Yugi seinen Mund und rief: "Joey! Komm her zu mir!"
 

Das ließ sich Joey nicht noch mal sagen. <Yugi, du hast mich erkannt!> jubelte er bellend und raste auf seinen Freund zu. Yugi ließ sich auf die Knie nieder und umarmte seinen Freund. Yami hatte ihm erzählt, dass es sich bei diesem Hund wohl um Joey handeln musste, und obwohl der Geist des Millenniumspuzzles sich nicht völlig sicher gewesen war, hatte es Yugi bereits gereicht. Er war sich sicher, dass es sich bei dem Golden Retriever um Joey handeln musste.
 

Yami betrachtete durch Yugi's Augen den Hund und nutzte die Macht seines Millenniumspuzzles, um die Aura des Golden Retriever zu überprüfen. Eine Welle von Erleichterung durchflutete ihn, als er erkannte, dass er sich nicht geirrt hatte. Es war Joey's Aura, ganz eindeutig. Yami lächelte und flüsterte Yugi über die gedankliche Verbindung zu: //Er ist es, Yugi, er ist es ohne Zweifel.//
 

//Ja.// antwortete Yugi freudig und umarmte Joey ganz fest, der vor Freude winselte und seine Wange leckte, ohne sich bewusst zu sein, dass er Yugi gerade eine Menge Hundeküsse verpasste. Ein paar ältere Leute, die in der Nähe auf einer Bank saßen, beobachteten die Szene und freuten sich, dass der niedliche Junge seinen anscheinend weggelaufenen Hund wieder gefunden hatte. Eine der Damen war so gerührt, dass sie in ihr Taschentuch schnäuzen musste.
 

***
 

Auf der Kuppe eines kleinen mit Gras bewachsenen Hügels, dessen eine Seite steil zum See abfiel, lagen zwei triefnasse Gestalten und beobachteten das Wiedersehen von Yugi/Yami und Joey ebenfalls, allerdings mit sehr viel weniger Begeisterung.
 

"Wie süß." knurrte Bakura, "So süß, dass ich mir meine Zähne ruiniere, wenn ich noch lange zuschaue." Wütend robbte er zurück Richtung Ufer, damit ihn Yugi oder Yami nicht zu Gesicht bekamen. Ärger mit dem Pharao und diesem immer freundlichen Zwerg, das hätte ihm gerade noch gefehlt. Der Tag war auch so nicht gerade der Knaller gewesen. Und jetzt, wo der Pharao wusste, um wen es sich bei diesem Hund handelte, konnte er diesen Plan wohl auch aufgeben. Schmollend setzte er sich an das Ufer des Sees.
 

Kaiba warf einen letzten Blick auf Joey und flüsterte: "Der Punkt geht an dich, Köter." Dann robbte er hinter Bakura her. Als er am Seeufer stand, versuchte er, die Grashalme von seiner Kleidung zu wischen, allerdings vergeblich. Das Gras haftete an seiner nassen Kleidung als wäre es dort festgeklebt worden. Sein einziger Trost war, dass Bakura genauso aussah.

"Willst du noch weiter machen, oder ist die Sache erledigt?" fragte er und setzte sich neben den Ringgeist, "Ich finde jedenfalls, dass Wheeler den ganzen Ärger nicht wert ist."
 

Bakura warf Kaiba einen schlechtgelaunten Blick zu und grummelte: "Ich will den verdammten Köter nie wieder sehen."
 

"Dann nehme ich wohl zu Recht an, dass du diese Sache aufgibst. Tja, du hättest das besser planen sollen." sagte Kaiba und bemerkte für sich, dass Bakura niedlich aussah, wenn er schmollte.
 

"Mein Plan war perfekt!" schnappte Bakura, "Wenn dieser blöde Wheeler nicht gewesen wäre, wäre alles Bestens gelaufen!"
 

"Keiner deiner Pläne hat funktioniert." erwiderte Kaiba.
 

"Dein Plan hat ja auch nicht funktioniert." verteidigte sich Bakura, "Und jetzt sitzt du klatschnass im Stadtpark!"
 

"Du bist genauso nass wie ich." konterte Kaiba.
 

Auf Bakura's Gesicht schlich sich ein amüsiertes Grinsen, und er erwiderte: "Ja, aber immerhin sitze ich nicht auf meinem nackten Hintern."
 

Kaiba's Gesicht rötete sich wieder ein wenig. Er konnte die Erde an seinem Hintern spüren, durch den Riss in seiner Hose hindurch. Verdammter Wheeler! Bakura würde ihn wohl noch öfter an diesen Vorfall erinnern. Er wandte sein Gesicht Bakura zu und betrachtete den arroganten und stolzen Ringgeist. Der Wind spielte mit den weißen seidigen Haarsträhnen, und die braunen Augen waren in die Ferne gerichtet. Ohne das er wusste, was ihn dazu trieb, sagte Kaiba: "Hey, Bakura, hast du Lust, mit zu mir nach Hause zu kommen? Wir könnten einen Film ansehen oder so."
 

Bakura sah Kaiba überrascht an, doch dann verzogen sich seine Lippen zu einem Lächeln, und er fragte keck: "Oder so, hm? Was verstehst du denn unter oder so?"
 

Kaiba's Gesicht zeigte wieder seinen gewohnt arroganten Ausdruck, als er erwiderte: "Nun, was würde dir denn gefallen?"
 

"Dich auf Händen und Knien vor mir zu sehen."
 

"Was?" fragte Kaiba überrascht, doch weiter kam er nicht. Bakura beugte sich blitzschnell über ihn, drückte ihn auf den Boden, um sich auf ihn zu legen, und presste seine Lippen auf die von Kaiba. Der Kuss war leidenschaftlich und dominant. Der Ringgeist war niemand, der sich unterwarf, doch auch Kaiba gab nicht so schnell auf. Ihre Zungen kämpften um Dominanz, doch keiner gewann diesen Kampf. Sie mussten den Kuss unterbrechen, um Luft zu holen, lange bevor eine Entscheidung fiel.
 

"Erstaunlich." schnurrte Bakura, merklich besser gelaunt als vorher, "Und ich dachte immer, Ryou wäre eher dein Typ. Du bist jedenfalls gewiss der seine."
 

"Ich mag Ryou durchaus. Ich mag euch beide." gestand Kaiba, während er wieder zu Atem kam, "So, ich bin also genau Ryou's Typ?"
 

Bakura's Augen funkelten amüsiert. "Du kannst ihn gleich selbst mal danach fragen." Er ließ eine Hand durch Kaiba's weiches Haar gleiten. "Ich sehe dich dann heute Abend. Schick Ryou nicht nach Hause, verstanden? Sein Vater ist mal wieder auf einer Ausgrabung irgendwo in Ägypten. Wir können also das ganze Wochenende zu Dritt verbringen."
 

Bakura zog sich in seinen Seelenraum zurück und überließ Ryou das Feld. Er hatte keine Lust, noch länger in den nassen Klamotten herumzuhängen. Außerdem freute er sich diebisch auf Ryou's Reaktion, wenn er sich in dieser Situation wieder fand.

Ryou war in der Tat überrascht, als er sich völlig durchnässt im Park wieder fand. Noch überraschter war er allerdings, als er feststellte, dass er auf Seto Kaiba lag! Das Blut schoss ihm ins Gesicht, und er versuchte verlegen, von Kaiba herunter zu gleiten, ohne allzu viel von seinem Körper zu berühren. Eine Sache der Unmöglichkeit, da er auf ihm drauf lag. Schließlich saßen sich Kaiba und Ryou gegenüber, und Ryou strich sich nervös das nasse Haar aus dem Gesicht, während er sich fragte, was sein Ringgeist jetzt schon wieder angestellt hatte.

"T-tut mir leid, Kaiba." stotterte er verlegen. "Ich hoffe, Bakura hat dir nicht so viel Ärger gemacht."
 

"Nicht im Geringsten." schnurrte Kaiba, und er klang dabei genauso verführerisch wie Bakura, als dieser schnurrte, "Wir hatten sehr viel Spaß miteinander."
 

"Oh, tatsächlich?" fragte Ryou überrascht. Normalerweise hatten die Leute nicht sehr viel Spaß mit dem Geist seines Millenniumsringes, das konnte er schon allein an den Beschwerdebriefen erkennen, die ihm manchmal ins Haus flatterten.
 

"Oh ja." antwortete Kaiba ihm, "Bakura kann ganz ausgezeichnet küssen."
 

"K-k-küssen???" Ryou war sich gar nicht sicher, ob er richtig gehört hatte. Gleichzeitig fühlte er so etwas wie einen kleinen Stich im Herzen. Bakura wusste doch ganz genau, wie verliebt er in Kaiba war! Warum küsste er ihn dann?
 

Kaiba beugte sich ein wenig näher zu Ryou. "Kannst du auch so gut küssen wie er?"
 

Bevor Ryou eine Antwort darauf finden konnte, hatte Kaiba die letzte Distanz zwischen ihnen überbrückt und küsste Ryou auf den Mund. Seine Zunge schlüpfte zwischen die weichen Lippen des sanften Jungen und erkundete hungrig die feucht-heiße Höhle dahinter. Ryou gab einen überraschten Laut von sich und riss für einen Moment die Augen auf. Aber kurz darauf schloss er sie wieder und gab sich dem herrischen Kuss von Kaiba hin. Und Kaiba genoss Ryou's folgsame Unterwerfung ihm gegenüber genauso, wie er Bakura's Dominanz genossen hatte.
 

Nach einer Weile unterbrach Kaiba den Kuss. Er stand auf und zog Ryou, der von dem Kuss ein wenig benommen war, mit auf die Füße. "Lass uns zu mir nach Hause fahren. Meine Limousine parkt nicht weit von hier. Und dann verbringst du das Wochenende bei mir."
 

Ryou war mehr als glücklich, diese Worte zu hören, aber eine Sache machte ihm doch etwas Sorgen. "Ich weiß nicht, ob Bakura damit einverstanden ist." bemerkte er ein wenig bedrückt. Falls sein Ringgeist nein sagte... Nun, Bakura war verdammt stur.
 

Aber Kaiba sagte dazu nur: "Mit Bakura ist schon alles geregelt. Tatsächlich war es seine Idee, dass du bei mir übernachtest. Allerdings wirst du meine Gesellschaft mit ihm teilen müssen."
 

"Das ist schon in Ordnung." sagte Ryou, und er meinte es auch so. Auch wenn Bakura manchmal ziemlich herrisch ihm gegenüber war, mochte Ryou seinen Ringgeist sehr. Er hatte nichts dagegen, Kaiba mit ihm zu teilen. Hand in Hand gingen Ryou und Kaiba zum Parkplatz. Der Chauffeur hob überrascht die Augenbrauen, als er seinen Chef und dessen Freund völlig durchnässt auf die Limousine zuschreiten sah, aber er sagte nichts. Kurz darauf fuhr die Limousine zu Kaiba's Villa.
 

***
 

Joey lief neben Yugi die Straße entlang und lauschte freudig dessen Worten: "Oh, Joey, ich bin ja so froh, dass wir dich wieder haben. Yami und ich haben uns solche Sorgen gemacht, als du zum Mittagessen nicht aufgetaucht bist. Ach, halt, du bist ja aufgetaucht, aber wir haben dich einfach zuerst nicht erkannt. Und als wir dann deine Kleider in der Gasse fanden... Ich dachte, mein Herz bleibt stehen!" Yugi plapperte munter drauflos, während er immer wieder Joey's Fell streichelte, wie um sich zu überzeugen, dass er auch wirklich da war. "Ich weiß wirklich nicht, was ich gemacht hätte, wenn wir dich nicht doch noch gefunden hätten. Yami und ich haben dich nämlich furchtbar gern, Joey." Yugi zögerte einen Moment, dann fügte er hinzu: "Mehr noch als Tea."
 

Joey fühlte sich, als könnte er Luftsprünge machen vor Freude! Yami und Yugi, die zwei Leute, die für ihn was ganz besonderes waren, hatten ihn auch besonders gern! Na, wenn das nicht ein Grund zur Freude war.

<Ich hab euch auch furchtbar gern!> bellte Joey und rannte einmal vor lauter Freude im Kreis um Yugi herum.
 

Die Gestalt von Yugi veränderte sich leicht, schien ein wenig größer zu werden und erwachsener. Yami kniete sich nieder und hielt Joey's Kopf mit beiden Händen fest, um ihm in die Augen zu blicken. Ernst sagte er: "Yugi hat dich lieb, Joey, und ich habe dich auch lieb." Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. "Ich dachte, das solltest du wissen." Gleich drauf sah Joey wieder in die freundlichen unschuldigen Augen von Yugi. "Yami hat ganz Recht, weißt du." Ein wenig verlegen richtete sich Yugi wieder auf und sagte: "Wir sollten zu mir nach Hause gehen."
 

"Wuff!" stimmte Joey zu, und dicht nebeneinander laufend gingen sie in Richtung von Yugi's Zuhause.
 

//Yami, wie verwandeln wir Joey eigentlich zurück?// fragte Yugi über ihre gedankliche Verbindung.
 

//Das weiß ich leider noch nicht, Yugi.// antwortete Yami, //Ich müsste erst mal herausfinden, was für eine Art von Magie ihn überhaupt in einen Hund verwandeln konnte. Aber ich denke, mit Hilfe des Millenniumspuzzles müsste ich das raus finden können.//
 

Während Yami und Yugi sich gedanklich miteinander unterhielten, hatte Joey ein anderes Problem bekommen. Er musste dringend mal auf die Toilette! Joey verfluchte sein Pech. Den ganzen Tag lang hatte er nicht einmal gemusst, und jetzt musste er sogar noch groß! Und keine öffentliche Toilette weit und breit! Es war nicht mehr weit bis zu Yugi nach Hause. Vielleicht hielt er ja noch so lange durch.
 

Joey hatte Pech. Das Gefühl wurde immer dringender, und Joey selbst immer unruhiger. Als sich schon die ersten Krämpfe ankündigten, weil er sich weigerte, dem Ruf der Natur zu folgen, sah Joey etwas, was die Rettung für ihn bedeutete. Am Wegesrand war ein breiter Grünstreifen mit einem dichten Gebüsch. Hurra! Joey wetzte los und verschwand in dem Gewirr von grünen Blättern.
 

"Joey?" fragte Yugi irritiert. Er trat an das Gebüsch heran und bog ein paar Zweige zur Seite. Was er sah, trieb ihm die Röte in die Wangen. Joey saß in dem Gebüsch, den Rücken leicht in die Höhe gekrümmt und schickte sich offensichtlich an, ein gewisses Geschäft zu verrichten. Seine braunen Augen blickten Yugi wegen der Unterbrechung vorwurfsvoll an. Yugi stieß hastig eine Entschuldigung hervor und ließ die Zweige los. Dann drehte er dem Gebüsch den Rücken zu und wartete.
 

Es dauerte nicht lange. Joey streckte sich erleichtert und kam wieder aus dem Gebüsch hervor, als er plötzlich einen Schwindelanfall erlitt. Die Welt drehte sich um ihn herum, und sein ganzer Körper schien zu pulsieren. Joey gab ein Wimmern von sich, dann fiel er um.
 

"Joey!" rief Yugi erschrocken, als er sah, wie sein Freund zusammenbrach. Er wollte auf ihn zuspringen, als er in seinen Bewegungen erstarrte und ungläubig auf den Hundekörper vor ihm blickte. Der Körper fing an, sich zu verändern! Er streckte sich und wurde größer, das Fell zog sich zurück und zeigte wieder die Haut, die Schnauze bildete sich zurück, die Pfoten spreizten sich und wurden zu Händen und Füßen, bis schließlich wieder ein Mensch vor Yugi lag. Joey Wheeler blieb noch einen Moment reglos liegen, dann öffneten sich seine Augen. Verwirrt blickte er zu Yugi auf, der vor ihm stand. "Wa- was?" stotterte er.
 

"Joey, du bist wieder ein Mensch!" sagte Yugi, der noch immer über die beobachtete Verwandlung staunte.
 

"Was?" fragte Joey und blickte auf seine Hände, die vor seinem Gesicht ausgestreckt auf der Erde lagen. Hände wohlgemerkt, keine Pfoten! Joey sprang begeistert auf! "Tatsächlich! Ich bin wieder ein ganz normaler Junge!"
 

"WAAAHHHH!!!" schrie Yugi plötzlich los. Mit knallrotem Gesicht stand er vor Joey und wedelte mit den Händen aufgeregt auf und ab wie ein Huhn, das geschlachtet werden sollte. "JOEY, DU HAST NICHTS AN!!!"
 

Das wurde Joey in diesem Moment auch klar. Mit einem Satz sprang er zurück ins Gebüsch und schaute vorsichtig zwischen den Blättern hervor, um sich zu überzeugen, dass ihn auch niemand gesehen hatte. Zumindest niemand außer Yugi und Yami.

"Pst, sei leiser, Yugi." flüsterte er beschwörend, "Das wäre ja echt noch die Krönung dieses Tages, wenn ich als Exhibitionist verhaftet würde."
 

"Entschuldige, Joey." Yugi presste sich erschrocken die Hand auf den Mund. Dann atmete er einmal tief durch und sagte: "Ich hole dir was zum Anziehen. Es ist nicht mehr weit bis zu mir nach Hause. Du wartest hier."
 

Joey grinste schwach. "Tja, was anderes kann ich ja auch schlecht tun, wenn ich nicht verhaftet werden will."
 

Yugi lächelte ihn aufmunternd an, dann fasste er plötzlich einen Entschluss. Er trat auf Joey zu, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf den Mund. "Bis gleich." sagte er, dann wandte er sich um und rannte davon.
 

Joey strich sich mit einem Finger verblüfft über die Lippen. Sie prickelten angenehm von Yugi's Kuss. Seine Verblüffung hielt nicht lange an, und ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht. "Na, wer sagt's denn! Ist ja doch noch ein guter Tag geworden!"
 

Es dauerte nur ein paar Minuten, und Yugi kam mit Joey's Kleidern zurück, die er heute Nachmittag aus der Gasse geholt und zu sich nach Hause gebracht hatte. Das heißt, es handelte sich um Yami, weil der schneller laufen konnte als Yugi. Während Joey sich im Gebüsch schnell anzog, bemerkte Yami, dass sein Millenniumspuzzle auf irgendetwas reagierte. Neugierig geworden folgte er dem Ruf des Puzzles.
 

Als Joey aus dem Gebüsch trat, sah er verblüfft, wie Yami mit einem Stock in seinem... nun ja, in seinem Hundehaufen herum stocherte. "Yami, was machst du denn da?" fragte er erstaunt.
 

"Ich habe gefunden, was dich in einen Hund verwandelt hat." sagte Yami und deutete auf etwas in dem Haufen.
 

Joey trat näher und erblickte eine kleine Kugel. "Das kleine Teil hat das bewirkt?"
 

"Ja. Sie enthält einen Zauberspruch, der sich im Magen des Opfers entfaltet. Du musst sie geschluckt haben."
 

Joey überlegte, dann fiel es ihm ein. "Heute Morgen, als ich mich mit Yugi traf und von der Fanta getrunken habe! In dem Getränk war irgendwas drin, und kurz danach habe ich mich verwandelt."
 

Yami's Gesichtszüge verhärteten sich. "Kurz bevor du kamst, war Ryou da. Oder besser gesagt, Yugi und ich dachten, es wäre Ryou, aber es muss der Geist des Millenniumsringes gewesen sein. Der Zauber sollte Yugi treffen, und nicht dich." Yami streckte die Hand aus und hielt die Handfläche in Richtung der Kugel. Ein helles Leuchten ging für einen Moment vom Millenniumspuzzle aus, glitt bis zu seiner Hand und sprang von da als leuchtender Ball auf die kleine Kugel. Sie zerfiel in tausend winzige Teile, als das Licht sie traf. "Das wäre erledigt." sagte Yami, dann sah er Joey entschuldigend an. "Tut uns ehrlich leid, Joey. Du bist wieder einmal nur wegen uns in Schwierigkeiten geraten."
 

Joey winkte fröhlich ab. "Ach, vergiss es, Mann! Der Tag war irgendwie auch sehr lustig. Ich hab euch 'ne Menge zu erzählen. Und der Kuss von Yugi entschädigt mich völlig."
 

In Yami's Augen trat ein Funkeln, und er sagte: "Der Kuss von Yugi war vielleicht noch ein wenig schwach. Ich würde es eher so machen." Und damit trat Yami auf Joey zu und zeigte ihm, was er unter einem Kuss verstand. Als sie sich endlich wieder voneinander trennten, war Joey's Gesicht gerötet, und sein Atem ging merklich schneller. Yami zwinkerte ihm zu und sagte: "Ich schlage vor, du bringst Yugi bei, so zu küssen. Und wenn du noch ein paar weitere Tricks lernen willst, die du Yugi dann zeigen kannst, ich stehe gerne jederzeit zur Verfügung, Joey." Dann zog sich Yami in seinen Seelenraum zurück und überließ Yugi wieder seinen Körper.
 

Yugi blickte fragend auf Joey, registrierte die leichte Röte im Gesicht und den beschleunigten Atem, und fragte neugierig: "Was haben Yami und du denn gemacht?"
 

Joey sah Yugi einen Moment lang mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck an, dann lächelte er breit und antwortete: "Yami hat mir gezeigt, wie man etwas richtig macht. Komm, ich zeig es dir auch." Und damit schnappte sich Joey seinen Freund und küsste ihn genauso wie Yami ihn geküsst hatte. Als sie sich wieder trennten, war auch Yugi's Gesicht gerötet, und sein Atem ging schneller.
 

Joey zwinkerte Yugi zu. "Wie wäre es, wenn wir jetzt zu dir nach Hause gehen und weiter fleißig üben. Und heute Abend schauen wir mal, wer von uns dreien es am Besten kann."
 

***
 

Epilog:
 

Zwei Tage später, am Montag in der Schule, waren zwei Pärchen praktisch untrennbar: Yugi und Joey, was allerdings nicht so sehr auffiel, da die Beiden normalerweise sowieso miteinander rumhingen, sowie Kaiba und Ryou. Auch Yami und Bakura ließen sich ab und zu sehen, doch glücklicherweise gingen diese Beiden einander nicht an die Gurgel, auch wenn sie sich drohende Blicke zuwarfen, wann immer sie sich begegneten.
 

Es gab nur zwei Zwischenfälle, wo es fast Streit gegeben hätte. Einmal wollten beide Pärchen die Besenkammer in der großen Pause als Aufenthaltsort beanspruchen, um ein wenig für sich allein zu sein, und weder Joey noch Kaiba wollten nachgeben. Aber dank dem Eingreifen von Yugi und Ryou, die tapfer das Gezeter ihrer Millenniumsgeister in ihrem Kopf ignorierten (es klang etwa wie: "Lass dir nur nichts gefallen, Joey!" "Gib dem Köter eins auf die Nase, Seto!"), trennten sich die Beiden dann doch friedlich.
 

Der zweite Zwischenfall ereignete sich während des Unterrichts, als Joey sich in seinem Sitz zu Kaiba umdrehte und grinsend mit einem Fetzen Stoff herumspielte. Kaiba verlor daraufhin bereits nach einer Minute die Fassung und fing mitten in der Klasse an zu toben! Er wurde zur Strafe auf den Flur gesandt, wo er weiter tobte. Er beruhigte sich erst, als Ryou Bauchschmerzen vortäuschte und ebenfalls den Klassenraum verließ. Später beichtete Joey Yugi, um was für einen Fetzen Stoff es sich handelte - um ein Stück von Kaiba's Hosenboden! Joey war noch mal in den Park zurückgegangen und hatte sich den Stofffetzen als persönlichen Glücksbringer geholt - und um Kaiba zu ärgern.
 

Mit der Beziehung zwischen den zwei neuen Pärchen kamen ihre Freunde nach anfänglicher Überraschung sehr gut klar. Lediglich Tea und Mai brauchten ein wenig länger, um die Neuigkeiten zu verdauen. Tja, es ist halt nicht leicht für Mädels, wenn man in einem Anime voller Bishounen lebt, und diese Welt dann in die Hände einer Yaoi-Fanfic-Autorin fällt.
 

*** ENDE ***
 

kleine Anmerkung von Cat in the web:

Nun ist eine weitere meiner Fanfics beendet, und wieder einmal ist sie viel länger geworden als eigentlich geplant, aber das macht ja nichts. Ich bedanke mich bei allen meinen Lesern für die Kommentare, die ich für diese Fanfic erhalten habe. Und ich freue mich natürlich auch über alle Kommentare, die ich vielleicht noch für diese Fanfic (oder auch für meine anderen Fanfics) erhalten werde.

Also dann, man liest sich!



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Kommentare zu dieser Fanfic (28)
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Von:  lexa_0712
2022-08-24T10:35:20+00:00 24.08.2022 12:35
Hey!

Vielen Dank für diese tolle und lustige Geschichte.
Allein die „Hetzjagten“ um Joey, den Golden Retriever war so lustig - ebenso wie die niemals langweiligen Ideen seitens Bakura & Seto, wie genau man ihn fangen könnte.
Ich habe mich sehr unterhalten gefühlt und war gefühlt mittendrin, statt nur dabei.

Liebe Grüße
Lexa
Von:  Shakti-san
2013-05-08T19:35:13+00:00 08.05.2013 21:35
Bis auf die pairings, ist die geschichte einfach nur zum groehlen. Hab vor lauter lachen traenen in den augen.
Gruesse shakti
Von:  jyorie
2013-01-07T20:00:47+00:00 07.01.2013 21:00
Hallo ^^

XD ein schönes Ende^^ Hab ich schon mal gesagt, das ich Ryou und Bakura besonders mag? Daher freu ich mich sehr, das Ryou jetzt glücklich ist, aber die 3er Beziehung mit Kaiba wird sicher interessant *ggg*
Auch das Joey „am Ziel“ ist freut mich, und das sogar beide ihn ebenso mögen. Also die Möglichkeit von einer derartigen 3er Beziehung habe ich auch noch nicht gekannt. (Okay mal bei Odion x Malik / Mariku geplant, aber da war es eher nur vorgetäuscht)

Mir hat deine FF total gut gefallen, auch das du mehr wert auf Komödie gelegt hast als auf Slash war hier nicht zum Nachteil. Bin rundum zufrieden – ein tolles Werk!

Aber der Schluß natürlich war mal wieder der Hammer. Also als du erwähnt hast, warum/wie sich die neuen Pärchen in die Haare gekommen sind. Aber am meisten habe ich brüllen müssen, als Joey mit dem Stoff gewedelt hat und Kaiba aus der Klasse fliegt, das muss man sich erstmal auf der Zunge zergehen lassen!

Liebe Grüße Jyorie

Von:  jyorie
2013-01-07T20:00:36+00:00 07.01.2013 21:00
Hallo ^^

Endlich sind Yami und Yugi drauf gekommen, was mit Joey passiert ist, zumindest dass er ein Hund ist und welcher. Aber Kaiba und Bakura scheinen sich ja richtig zu verstehen, bei deinem letzten Absatz musste ich nur noch grinsen. Jetzt machen sie gemeinsame Sache *ggg*

Liebe Grüße Jyorie

Von:  jyorie
2013-01-07T20:00:07+00:00 07.01.2013 21:00
Hallo ^^

*ggg* jetzt musste auch mal Kaiba bei der Jagd auf Joey dran glauben^^ ich hätte ihn ja zu gern mal zitternd auf dem Baum gesehen, außerdem fand ich die Vorstellung amüsant, wie Kaiba wie ein geölter Blitz durch die Gegend geflitzt ist :D Allerdings glaube ich das für Seto mehr dahintersteckt, das er Bakura hilft, als nur die eigene Belustigung. Hallo?! Er wollte sogar mit ihm Eis essen gehen und hat sich die Muse genommen ihm ein Handy zu erklären und anerkannt, das er es überraschend schnell gelernt hat zu benutzen.

Liebe Grüße Jyorie

Von:  jyorie
2013-01-07T19:59:40+00:00 07.01.2013 20:59
Hallo ^^

Joey tut mir leid. 3 x Pech in einem Kapitel. 1. yugi krault ihn nicht mehr. 2. er wird gefangen von den hundefängern. 3. der angebliche Freund von kaiba ist Bakura dem er ausgeliefert werden soll :(

Troztdem wieder ein sehr schönes Kapitel ;)

Liebe Grüße Jyorie

Von:  jyorie
2013-01-06T19:28:04+00:00 06.01.2013 20:28
Oh, wie gemein, es gibt tatsächlich noch Kapitel ohne ein Kommi :((


Hallo ^^

Uhi schön. Jetzt fügt sich alles zum guten. Der Verschlag zum essen mit Ryou zu tauschen, gefällt mir. Wusste garnicht, das Bakura so nett sein kann :) ob Ryou nacher noch ein Wort rausbekommt?

Oh?! Yugi ist nicht weg gerannt, auch das hat mich überrascht. Die Trink Einlage und den Müll weg bringen hat mir gefallen^^ wann die beiden etwas merken?

Liebe Grüße Jyorie

Von:  jyorie
2013-01-06T19:27:20+00:00 06.01.2013 20:27
Hallo ^^

*ggg* also hatte ich fast recht :) aber das seto auch Bakura anziehend findet, hätte ich nicht zu vermuten gewagt. Die Einlage mit den Dobermännern war gut. Bei der jagt musste ich wieder lachen :) auch das die hundedame die "Schnauze" nicht halten kann hat gepasst ^^

Was yugi jetzt macht? Ob er weg läuft, wenn ein unbekannter bellender Hund auf ihn zustürmt? Bakura kann ihn mit dem Millenniumsring ja nicht Orten, also dürfte yami ihn auch nicht erkennen? *seufz*

Liebe Grüße Jyorie

Von:  jyorie
2013-01-06T19:26:45+00:00 06.01.2013 20:26
Hallo ^^

Ich kann mir schon denken, welche paairings es geben könnte, wishshipping und eurishipping :) oder antargoshipping, wobei ich aber nicht glaube das seto was von Ryou will.

Ein schönes kapi :) ich freu mich, das Joey die Flucht gelungen ist.

Liebe Grüße Jyorie

Von:  jyorie
2013-01-06T19:26:14+00:00 06.01.2013 20:26
Hallo ^^

*smilie* wieder ein sehr schönes Kapitel und supertoll geschrieben :D
Die Jagd auf dem Schrottplatz war sehr anschaulich, von beiden Seiten, sowohl Bakuras, aber mehr noch von Joey, wie er da krampfhaft versucht das Niesen zu unterdrücken, man musste richtig mitfiebern, obwohl man es schon geahnt hat, das Bakura ihn deswegen erwischen wird. Auch die U-Bahnfahrt war sehr witizig, und das Bakura fast explodiert wäre weil man sich über ihn lustig macht, das er den Hund trägt und der dann auch noch Schluckauf bekommt. Aber Bakura scheint ja doch Angst vom Pharao zu haben, wenn er nicht alle ins Reich der Schatten verbannt *schmunzel*
Am meisten lachen (jawohl wirklich richtig laut Lachen!!) musste ich bei der Oma die ihn gelobt und getätschelt hat, weil er seinen Hund soooo lieb hat. Ich konnte ihn förmlich kochen sehen vor angestauter Wut. Hach genial!
Aber am krassesten war ja die 8er-Bahn, Bakura muss kotzen (ist halt Ryous Körper) und bei Joey geht es so, aber allein auf die Idee zu kommen XD
Ob Joey diesmal die Flucht gelingt? Obwohl ich ja glaube, das wenn Joey die Kugel erbrochen hätte wäre er zurückverwandelt worden? Nur blöd dann ohne Klamotten da zu stehen. Ob Bakura ihm was „geliehen“ hätte von dritten?

Liebe Grüße Jyorie



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