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Das Zepter des Ra

von

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Der nächste Morgen fand Yuugi und Yami dieses Mal schon vor Sonnenaufgang munter und neugierig auf ihre Einweisungsstunde. Nachdem sie von ihrem 'Ausflug' nach London zurückgekehrt waren, hatte Yuugi ungestört noch ein paar Stunden in Yamis Umarmung schlafen können - und war daher für den nächsten Tag bereit.
 

Zu der guten Laune, welche der junge Mann an diesem Morgen ausströmte, trug zu großen Teilen der Erfolg bei, den Yami und er gegen die Angreifer der Muggelfamilie gehabt hatten. Es tat der Seele des Hikari gut, endlich aktiv etwas gegen seine visionären Träume unternehmen zu können.

Nachdem die beiden Seelenpartner aufgestanden waren, entschieden sie sich, ihr übliches Training draußen am See zu absolvieren. Dort hatten sie genug Platz für ihre Übungen und niemand würde sie beobachten. Daher verließ Yuugi wenig später das Schloß, mit Yami in seiner Geistform an seiner Seite, und schritt auf den See zu.
 

Als sie einen geeigneten Platz gefunden hatten, begann Yuugi sich zu dehnen und zu strecken, um sich vor dem wirklichen Training aufzuwärmen. Währenddessen beobachtete Yami die Umgebung und versuchte, ein Gefühl für sie zu entwickeln. Der ehemalige Herrscher Ägyptens fühlte selbst hier draußen die große Menge an Magie, welche von Hogwarths ausging und machte sich, wie schon am Vortag begonnen, mit den Unterschieden vertraut, welche diese zu der seinen und Yuugis hatte.
 

Dann war sein Seelenpartner bereit zu ihrem täglichen Training und nachdem Yami sich davon überzeugt hatte, daß niemand außer ihnen in der Nähe war, nahm er seine sichtbare Form an, bevor Yuugi und er begannen, sowohl die physische als auch die psychische Kraft und Agilität des Hikaris in Form zu halten.

Schon in Hinblick auf die Geschehnisse der letzten Nacht würde es von Nutzen sein, Yuugis Geschicklichkeit mit seinen Messern sowie seine Fähigkeiten in bezug auf die Schattenmagie, welche Yami ihn gelehrt hatte, auf ihrem derzeitigen hohen Level zu halten. Keiner der zwei jungen Männer konnte sicher vorhersagen, wann eben diese Fertigkeiten vielleicht für sie oder einen Unschuldigen überlebenswichtig werden konnte.
 

Etwa anderthalb Stunden später ließ sich Yuugi erschöpft in das weiche Gras fallen, nachdem Yami ihm wiederholt mit kombinierten körperlichen und magischen Attacken schwer zu schaffen gemacht hatte. Doch auch wenn der ehemalige Pharao vor allem in Bezug auf die Magieattacken noch eindeutig die Oberhand besaß, so spürte Yuugi doch, wie er immer besser dabei wurde, die Schattenmagie zu kontrollieren.
 

Und der Stolz, der aus Yamis karmesinroten Augen leuchtete, als sich der Geist des Millenniums-Puzzles zu Yuugi hinunterbeugte und ihm eine Hand reichte, um dem jungen Mann aufzuhelfen, machte deutlich, wie gut dieser inzwischen geworden war. Yami war ein strenger Lehrmeister, in mancher Hinsicht sogar noch schwieriger zufrieden zu stellen als Bakura, welcher Ryou und Yuugi während ihres Waffentrainings manchmal bis zur Schmerzgrenze getrieben hatte. Und darüber hinaus.
 

Doch Yuugi war auch klar, warum die beiden Geister soviel Wert darauf legten, daß ihre Hikaris sich selbst verteidigen konnten - selbst wenn weder Yami noch Bakura sie je freiwillig alleinlassen würden, so hatte sie doch die Erfahrung gelehrt, daß immer wieder Dinge geschehen konnten, wo sowohl Ryou als auch Yuugi allein auf sich achtgeben können mußten. Schließlich wußte man nie, wer als nächster nach den Millenniumsgegenständen und der ihnen innewohnenden Macht trachten würde - bei diesen Gelegenheiten waren es die Hikaris, welche ihre Kraft dazu nutzen mußten, ihre Yamis zu beschützen.
 

Yamis Hand lächelnd annehmend, tat Yuugi so, als wolle er sich erheben, bevor er plötzlich kräftig zog. Überrascht konnte Yami sein Gleichgewicht durch seine vorgebeugte Haltung nicht wahren und fiel mit einem leisen Aufschrei zu Boden. Ein wenig irritiert davon, sich so unverhofft auf dem Rücken liegend vorzufinden, blinzelte der ehemalige Pharao zu Yuugi auf, welcher sich mit amüsiert funkelnden Augen wegen seiner erfolgreichen ,Attacke' über seinen Seelenpartner lehnte und sich dann zu diesem herunterbeugte, um ihm einen sanften Kuß auf die Lippen zu drücken.
 

Yami kooperierte ohne Widerstand mit dieser Art des ,Angriffs' auf ihn und erwiderte den rasch leidenschaftlicher werdenden Kuß mit ganzer Kraft, während er seine Arme um die muskulöse Gestalt seines Hikaris wand und diesen näher an sich heranzog. Dann jedoch erwachte auch in ihm die scherzhafte Ader und indem er sich kaum merklich aus dem Kuß zurückzog, verschwand er mit einem Mal in seinen Seelenraum.
 

Ein leises dumpfes Geräusch ertönte, als Yuugi daraufhin auf dem Boden aufkam und nun seinerseits leicht verwirrt dreinblickte, als auf solch unverhoffte Weise sein liebevoller Kuß mit Yami ein Ende fand.

/Yami!/, schmollte er mental, als er über sein Seelenband mit dem ehemaligen Herrscher über Ägypten dessen Amüsement spüren konnte. Yamis Lachen wurde kurz darauf auch hörbar, als er in Geistform wieder auftauchte und auf seinen Seelenpartner niederblickte.
 

//Gomen, Aibou. Ich konnte mich nicht beherrschen.//
 

/Immer auf die Kleinen.../, grummelte Yuugi scheinbar noch immer beleidigt.
 

//Diese Ausrede kannst du seit deinem vorletzten Geburtstag wirklich nicht mehr für dich in Anspruch nehmen, Hikari//, erinnerte ihn Yami lächelnd. //Mit fast 1,90 m bist du nicht gerade mehr klein.//
 

/Auch wieder wahr/, gab Yuugi zu, bevor er sich in eine sitzende Position aufrichtete und zu Yami aufsah. /Doch es war wirklich eine ziemliche Überraschung für alle, als ich mit 17 auf einmal so in die Höhe schoß - ,Spätzünder' nennt man das wohl. Und nun bin ich sogar größer als Joey, wenn auch nur wenige Zentimeter./
 

//Wie sagte dein Großvater doch gleich noch: ,Gut Ding will Weile haben'.//
 

/Bitte, fang nicht an, wie Opa in Sprichwörtern zu reden...das würde ich nicht überleben./ Yuugis übertriebenes Zusammenschauern entlockte Yami ein weiteres leises Lachen, bevor er nach der Hand seines Hikaris griff und diesen mit einem kräftigen Ruck auf die Beine zog. //Ich werde mein Möglichstes versuchen, Aibou. Doch jetzt solltest du dich umziehen und dann etwas essen gehen.//
 

/Kaffee!/
 

//Ich sagte essen! Sich von Kaffee zu ernähren, ist nicht gerade sehr förderlich für deine Gesundheit, Yuugi.// Yami klang gleichzeitig ein wenig besorgt und belustigt wegen der Kaffee-Affinität seines Seelenpartners.
 

/Ja, Mutter!/, scherzte Yuugi gedanklich, während er Yami einen Kuß auf die Wange gab. Der Geist schüttelte schmunzelnd den Kopf und seufzte dann gespielt geschlagen auf. Dann löste er sich von Yuugi und meinte mit einem Blick auf den sich aufhellenden Himmel: //Laß uns gehen, Aibou, dann kriegst du deinen Kaffee. Und dann...//
 

/Unterricht!/, beendete Yuugi Yamis Satz mit aufgeregt leuchtenden Augen. /Ich bin wirklich gespannt , Yami, ob ich Talent zum Unterrichten habe. Hoffentlich gefällt den Schülern, was ich ihnen beibringen soll./
 

//Bei deinem Enthusiasmus mache ich mir da keine Sorgen.//
 

/Danke, itoshii. Doch ich überlege immer noch, wie ich.../, Yuugis mentale Stimme verklang an dieser Stelle und Yami wandte sich nach einigen Augenblicken mit fragendem Blick zu seinem Hikari um. Der ehemalige Pharao hatte vorgehabt, ins Schloß zurückzukehren, doch Yuugis plötzliche nachdenkliche Stille ließ ihn aufmerksam werden.
 

//Yuugi? Was ist mit dir, Aibou?//
 

Yamis Worte schreckten Yuugi aus seiner Versunkenheit auf und ein helles Lächeln brach über seine Züge. Zuvor war der junge Mann völlig vertieft in den Anblick seiner dunklen Hälfte gewesen, wie Yami, von den Strahlen der aufgehenden Sonne umgeben, auf einmal so sehr den Pharao verkörperte, der er war. Und ihm war dabei eine ausgezeichnete Idee gekommen.
 

/Ich hatte eben eine wunderbare Idee, Yami, wie ich den Unterricht zumindest am Anfang interessant gestalten kann. Doch dafür brauche ich deine Hilfe, itoshii.../, erklärte Yuugi seinem Seelenpartner und blickte mit bittenden violetten Augen auf Yami.
 

Yami blinzelte ein paar Mal, bevor er meinte: //Du weißt, daß ich dir nichts abschlagen kann, Yuugi. Schon gar nicht, wenn du mich mit deinen wunderschönen Augen so ansiehst...dieser Blick müßte verboten werden. Was soll ich also für dich tun?//
 

Yuugi grinste gedanklich. Er wußte, daß Yami schwach wurde, wenn er ihn mit großen, bittenden Augen ansah - dies war seine Geheimwaffe. Auch Ryou nutzte den ,Hundeblick' manchmal bei Bakura und hatte ebenso wie Yuugi jedes Mal Erfolg damit.

Es schien ein Teil der Macht zu sein, welche die Hikaris über ihre Yamis ausübten - oder vielleicht war es auch nur aus dem Grund, daß die Liebe der zwei Geister für ihre lichten Hälften Yami und Bakura dazu trieb, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, damit Yuugi und Ryou glücklich waren.
 

/Danke, Yami!/ Mit diesen Worten begann Yuugi seiner dunklen Hälfte zu erklären, was er sich für die erste Stunde seines Unterrichts ausgedacht hatte. Yami wirkte für einen Moment nachdenklich, konnte Yuugi aber nicht widersprechen, daß dies ein guter Anfang wäre, um das Interesse der Jugendlichen für die Geschichte Ägyptens zu wecken. Daher stimmte er zu, was ihm einen weiteren dankbaren Kuß einbrachte.
 

Eine halbe Stunde später betrat Yuugi, frisch geduscht und umgezogen, die Große Halle zum Frühstück. Er begab sich ohne Hast zum Lehrertisch, während er bemerkte, daß die Halle bis auf ein paar vereinzelte Schüler noch recht leer war. Doch es war noch ziemlich früh, so daß dies nicht weiter verwunderte.
 

Ein paar bekannte Gesichter konnte Yuugi vom Abend des Sortings ausmachen und ein leichtes Lächeln zierte seine Züge, als er sah, wie Remus Lupin am Lehrertisch sichtlich darum bemüht war, seine Augen offen zu halten.

'Der Arme...heute geht es ihm so wie Yami und mir gestern', fuhr es Yuugi durch den Sinn, während er auf den älteren Mann zuschritt. 'Er hatte gewiß wenig Schlaf letzte Nacht wegen des Angriffs auf Mr. Fanimore und dessen Familie. Ich frage mich, was seine Freunde mit den Angreifern gemacht haben...auf jeden Fall dauerte es wohl recht lange, so daß er kaum Zeit zum schlafen hatte.'
 

Geschmeidig hatte sich Yuugi während seiner mitfühlenden Gedanken in dem Stuhl neben Remus niedergelassen und lächelte erneut angesichts dessen müden Gesichtsausdrucks. Dann, als er sich seinem vor ihm erscheinenden Essen zuwandte, fiel sein Blick auf seine Tasse Kaffee.

Für einen Augenblick rang Yuugi mit sich, doch dann siegte seine Gutmütigkeit über seine Vorliebe für den starken ägyptischen Kaffe. Daher griff er nach der Tasse und reichte sie seinem Nachbarn, welcher dadurch aus seinen Gedanken aufgeschreckt wurde und Yuugi überrascht anblickte. Es schien, als würde Remus den Jüngeren erst in diesem Augenblick wirklich wahrnehmen.
 

Yuugi lächelte verschmitzt und meinte mit seiner warmen Stimme: "Ohayo, Lupin-san." Und indem er Remus die Tasse Kaffee auffordernd entgegenhielt, fügte er noch hinzu: "Das wird helfen, Professor. Nichts wirkt besser als Kaffee, wenn man zu wenig Schlaf hatte."
 

Ein wenig verlegen räusperte sich Remus, als er den Schalk in den violetten Augen seines Sitznachbarn sah, doch dann lächelte er ebenfalls. Mit einem dankenden Nicken akzeptierte er die Tasse von Yuugi und nahm einen großen Schluck von dem schwarzen Gebräu. Im nächsten Moment zuckte der braunhaarige Mann erschrocken zusammen, als der bittere Geschmack seine Geschmacksnerven alarmierte und verschluckte sich prompt. Hustend versuchte er wieder zu Atem zu kommen, während er mit großen Augen auf die Tasse in seinen Händen starrte.
 

Remus fühlte sich auf einmal hellwach, wenn auch im Augenblick nicht wirklich dazu in der Lage, dies wertschätzen zu können. Dafür brannte der heiße Kaffee viel zu sehr in seiner Kehle und schien sich förmlich seinen Weg in seinem Magen zu ätzen. Was für ein Gebräu!
 

Erst einige atemlose Sekunden später bemerkte Remus, daß eine sanfte Hand ihm auf den Rücken klopfte, während eine warme Stimme beruhigend auf ihn einredete. In dem Tonfall der Worte schwang unüberhörbar ein Lachen mit, welches jedoch nur Humor transpirierte, keine Bosheit.
 

"Langsam, Lupin-san. Ganz ruhig atmen...ruhig....genau so ist es richtig", leitete ihn Yuugis Stimme an, damit sich sein Hustenanfall löste. Als Remus seine Atmung endlich wieder unter Kontrolle hatte, blinzelte er ein paar Tränen aus den Augenwinkeln, welche durch das Husten ausgelöst worden waren. Dann holte er noch ein-zweimal tief Luft, bevor er sich wieder an seinen Nachbarn wandte, welcher ihn mit einer Mischung aus Amüsement und Besorgnis in den violetten Augen musterte.
 

"Alles wieder in Ordnung, Lupin-san?", fragte der junge Mann im nächsten Augenblick, wobei er sich eine Strähne seines langen Haares, welche sich aus dem mit einer goldenen Spange zusammengehaltenen Zopf gelöst hatte, aus den Augen strich. "Gomen nasai. Ich hatte nicht vor, einen Anschlag auf Euch zu verüben."
 

"Ist schon ok", erwiderte Remus noch leicht keuchend. "Wenigstens bin ich jetzt wach."
 

Ein warmes Lächeln war seine Antwort und Yuugi lehnte sich wieder in seinem Stuhl zurück, betrachtete Remus aber noch immer leicht besorgt. Dieser winkte ab, als er die Reaktion seines jungen Kollegen bemerkte. Dann betrachtete er die Tasse Kaffee vor sich argwöhnisch und wollte dann von Yuugi wissen: "Was ist das für ein Gebräu?"
 

"Kaffee", war seine Antwort. Dann erklärte Yuugi: "Das ist ägyptischer Kaffee. Dieses Getränk hat mir bis jetzt während meines Studiums oft dabei geholfen, meine Arbeiten rechtzeitig fertig schreiben zu können. Nichts ist besser als ein Koffeinschub, um wach zu bleiben."
 

//Solange man hinterher einige Tage lang Zeit hat, um auszuschlafen. Aibou, deine Leidenschaft für ägyptischen Kaffee ist manchmal beängstigend.//
 

/Ach ja? Und dabei dachte ich, der große Pharao hat vor gar nichts Angst?/, neckte Yuugi seinen Yami.
 

//Nicht einmal Maliks böser Yami wäre dir auch nur annähernd gewachsen, wenn du mehr als zwei Tassen Kaffee in dir hast, Hikari. Gepowert mit Adrenalin und dem Millenniums-Puzzle bist du eine Macht für dich.// Yamis mentale Stimme war amüsiert, als er auf Yuugis kleine Stichelei reagierte.
 

/Awww...danke! Das war ein wirklich nettes Kompliment, itoshii/, grinste Yuugi gedanklich, woraufhin er Yami über ihre Seelenbindung lachen hörte. Ein humorvolles Lächeln glitt über sein Gesicht und seine sanften, violetten Augen funkelten.
 

Remus, der ihn aufmerksam beobachtet hatte, konnte gar nicht anders als das Lächeln zu erwidern. Der junge Mann war ihm sympathisch, das konnte er nicht leugnen. Selbst die Tatsache, daß Yuugi nach Slytherin eingeteilt worden war, gab ihm keinen Grund zum Mißtrauen. Am Abend des Sortings hatte die Einteilung Remus zwar sehr überrascht, da er wie der größte Teil der Bevölkerung von Hogwarths angesichts Yuugis warmer Ausstrahlung sofort angenommen hatte, er käme entweder nach Gryffindor oder Ravenclaw.
 

Doch für den Werwolf war auch klar, daß das Haus nicht immer auch den Charakter des Menschen repräsentierte, der in es aufgenommen wurde. Es konnte verschiedene Gründe geben, warum Yuugi ausgerechnet ein Slytherin geworden war - und da er so eng mit Dumbledore befreundet war, daß er ihn sogar 'Onkel' nannte, hatte sich Remus entschieden, ihn möglichst unvoreingenommen zu beurteilen.
 

Doch jetzt konnte er nicht anders, als Yuugi zu mögen. Der junge Mann strömte so viel Herzlichkeit aus, wie er neben ihm saß und offen lächelte. Der 'Kaffeeanschlag' erinnerte Remus irgendwie an seine Schulzeiten in Hogwarths, in denen Sirius, James und er oftmals Streiche ausgeheckt hatten. Und auch wenn Yuugi sicherlich nicht vorgehabt hatte, ihn zu necken, indem er ihm seinen Kaffee anbot, so war dies doch zu einem Anlaß geworden, Freundschaft mit dem jungen Mann zu schließen. Instinktiv vertraute Remus Yuugi nach dem Geschehen der vergangenen Minuten.
 

"Lupin-san?", war in diesem Moment Yuugis fragende Stimme zu vernehmen, der gesehen hatte, wie der Blick des älteren Mannes nachdenklich wurde und sich dabei nach innen zu richten schien. "Ist wirklich alles in Ordnung?", wiederholte er seine Frage von zuvor.
 

Der Angesprochene schreckte kaum merklich zusammen, dann nickte er bestätigend.

"Ich heiße Remus", meinte der Werwolf eine Sekunde später, indem er Yuugi seine Hand entgegenstreckte. Dieser blinzelte kurz, doch zögerte er nicht, die ihm dargebotene Freundschaft zu akzeptieren. Es freute Yuugi, daß der ältere Mann ihn akzeptierte.
 

"Dann sag bitte Yuugi zu mir, Remus-san", erwiderte Yuugi, indem er Remus' Hand mit warmen Druck schüttelte und den älteren Professor freundlich anlächelte. Als Antwort erhielt er ebenfalls ein Lächeln, bevor die beiden Männer sich wieder ihrem Frühstück zuwandten, sich dabei jedoch leise über alles Mögliche zu unterhalten begannen. Remus erklärte Yuugi Einiges über den Schulablauf, wofür ihm dieser als Gegenleistung ein wenig von seinen Studien in Ägypten berichtete. Es freute beide, als sie bemerkten, daß sie sich in der Gegenwart des Anderen wohlfühlten.
 

Für Yuugi - und Yami, welcher von seinem Seelenraum aus dem Geschehen lauschte - war es ein gutes Gefühl, einen weiteren Freund gewonnen zu haben, während Remus es genoß, jemanden kennengelernt zu haben, der trotz seiner offensichtlichen Jugend so viel Wärme und Wissen besaß. Nach Sirius' Tod hatte der Werwolf sich ziemlich allein gefühlt und freute sich nun, daß er vielleicht in Yuugi einen neuen Freund haben würde. Auf jeden Fall war der junge Mann mit dem dreifarbigen Haar ein sehr interessanter Charakter, so viel stand für Remus nach den Geschehnissen der zwei vergangenen Tage fest. Es würde sich lohnen, ihn besser kennenzulernen.
 

Auf einmal riß ein lautes Geräusch die Beiden aus ihrem Gespräch und sie schauten auf. Als er Yuugis fragenden Blick sah, meinte Remus nach einem Blick auf die Dutzenden von Eulen, welche gerade in der Großen Halle ausschwärmten und Briefe oder Päckchen ablieferten, erklärend zu seinem neuen Freund: "Die Post ist da."
 

Jede weitere Erläuterung war daraufhin überflüssig, da Yuugi sich daran erinnerte, auf welche Weise er seine Einladung nach Hogwarths erhalten hatte.

Als sich eine der Eulen Remus und ihm näherte und dann eine Zeitung in die Hände des älteren Mannes fallen ließ, sagte er nur mit einem Lächeln: "Das nenne ich Service. Zuhause bringt der Postbote die Zeitung nicht bis an den Frühstückstisch."
 

Remus hatte der Eule ein kleines Geldstück gereicht, woraufhin diese zufrieden wieder ihres Weges zog und wandte sich nun an Yuugi. "Die Eulen bringen die Post dorthin, wo sich der Empfänger gerade aufhält - so ähnlich wie die Brieftauben in der Muggelwelt."
 

"Du scheinst dich in der nichtmagischen Welt gut auszukennen, Remus-san", bemerkte Yuugi nach diesem Vergleich und sah den Älteren neugierig an, während er seinen Kaffee trank. Er war inzwischen fertig mit dem Frühstück und genoß daher sein Lieblingsgetränk.
 

"Ein wenig", meinte Remus und erklärte dann: "Ich hatte in meiner Schulzeit eine Freundin, welche eine muggelgeborene Hexe war. Sie war mit einem meiner besten Freunde zusammen und heiratete ihn später. Lily erzählte uns oft von den Unterschieden zwischen der Art, wie nichtmagische Menschen ihren Alltag bewältigen und der, wie sie die Zauberer tun. Es war sehr interessant, ihr dabei zuzuhören - und so habe ich wahrscheinlich ein größeres Wissen über die Muggelwelt als manch anderer Zauberer.

Leider interessieren sich viele von ,uns'", an dieser Stelle hob Remus bezeichnend eine Augenbraue, was Yuugi ein leichtes Lächeln entlockte, als er den Sarkasmus des Älteren bemerkte, "nicht viel für Menschen ohne magische Eigenschaften."
 

"Ich verstehe", meinte Yuugi und dachte an den Abend des Sortings zurück und an die Reaktionen, welche die Tatsache, er sei ein Muggel, ausgelöst hatte. Niemand hier wußte, daß er durchaus magische Fähigkeiten besaß und Yuugi hatte nicht vor, sie in naher Zukunft darüber aufzuklären. Schließlich war er nicht nach Hogwarths gekommen, um den Schülern Magie beizubringen, sondern das Wissen Ägyptens.

Außerdem hielt er sich nicht für einen Zauberer, dafür war die Magie des Millenniumspuzzles zu verschieden von der Magie, welche Yami und er im Schloß und in den Menschen hier spüren konnten. Waren Remus, Dumbledore und all die anderen Zauberer und Hexen, so würde sich Yuugi eher als Magier bezeichnen. Magie gab es schließlich in den verschiedensten Formen.
 

An dieser Stelle in seinen Gedanken angelangt, schüttelte Yuugi mental den Kopf und konzentrierte sich wieder auf seinen Sitznachbarn. Sein Blick fiel erneut auf die Zeitung, welche Remus neben seinen Teller gelegt hatte, um sie später zu lesen.
 

"Darf ich einen Blick in die Zeitung werfen, Remus-san? Ich würde gern ein wenig mehr darüber erfahren, was sich in der Zaubererwelt zuträgt", fragte Yuugi dann höflich. Remus zögerte kurz angesichts der Nachrichten, welche wahrscheinlich im "Tagespropheten" zu finden sein würden, überließ Yuugi dann jedoch widerstandslos die Zeitung. Wenn sein junger Freund länger in der Zaubererwelt blieb, würden ihm die Geschehnisse um Voldemort und seine Anhänger sowieso nicht lange verborgen bleiben.
 

Yuugi hatte Remus' kurzes Zögern bemerkt, fragte jedoch nicht nach, sondern ergriff nur mit einem dankenden Nicken die ihm gereichte Zeitung und schlug diese auf. Als er die Berichte auf der ersten Seite zu lesen begann, weiteten sich seine Augen ein wenig und ihm wurde innerlich ganz kalt. Auch Yami, welcher durch Yuugis Augen ebenfalls die Nachrichten las, konnte ein kurzes Schaudern nicht unterdrücken - die Zaubererwelt hatte anscheinend auch jemanden, der die Weltherrschaft anstrebte. Beide Seelenpartner fühlten sich unangenehm an ihren Kampf gegen Marik erinnert, bevor es Malik und ihnen gelungen war, den bösen Yami in das Reich der Schatten zu verbannen.
 

Dann zog ein Artikel auf der dritten Seite ihre Aufmerksamkeit auf sich.
 

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Erneuter Angriff auf Muggel - 7 der Todesser von unbekannter Gruppe überwältigt

Am gestrigen Abend wurde im Muggelteil von London ein Antiquitätenhändler und seine Familie von Todessern angegriffen. Als die alarmierten Auroren am Ort des Geschehens eintrafen, entdeckten sie zu ihrer Überraschung, daß die Angreifer schon überwältigt worden waren.

Das Opfer des Todesser-Angriffs, Mr. Matthew Fanimore, gab bei seiner Befragung an, daß eine Gruppe ihm unbekannter Personen den Angriff stoppte und damit die Todesser davon abhielt, seiner Familie weiteren Schaden zuzufügen. Er konnte nicht genau sagen, wie viele Mitglieder die Gruppe besaß, nannte aber eine Zahl von mindestens drei Personen. Ebenso war Mr. Fanimore der Grund unbekannt, warum er überhaupt angegriffen worden war. Nachdem die Befragung beendet und sicher war, daß die Fanimores außer einem Schock keine größeren Verletzungen davongetragen hatten, wurde die Erinnerung der Muggelfamilie an die Geschehnisse der Nacht zu ihrer Sicherheit von den Auroren gelöscht.

Aus dem Hauptquartier der Auroren verlautete am heutigen Morgen, daß die gefangengenommenen Todesser ebenfalls, selbst unter Einfluß von Veritaserum, nicht in der Lage waren, nähere Angaben zu der Gruppe Unbekannter zu machen, welche sie so erfolgreich außer Gefecht gesetzt hatte. Einer der Gefangenen mußte jedoch in die geschlossene Abteilung von St. Mungos eingeliefert werden, da er behauptete, er sei von einem Monster mit riesigen Flügeln aus den Schatten heraus angegriffen worden.

Das Ministerium wird diesem Fall nachgehen, um herauszufinden, wer in jener Nacht der Muggelfamilie geholfen hat - es wird sich herausstellen, ob jene Personen in dem Kampf gegen Du-weißt-schon-wer den Auroren zur Seite stehen werden oder ob sie nur weitere Verwirrung in dieser gefährlichen Zeit stiften wollen.

gez. Rebecca Clawson

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Als er den Artikel zuende gelesen hatte, runzelte Yuugi nachdenklich die Stirn. Einiges an diesem Artikel verwunderte ihn, so zum Beispiel die Erwähnung jenes ,Du-weiß-schon-wer'.
 

//Gilfar-Biest muß einem der Angreifer ganz schön zugesetzt haben, wenn er sogar in die geschlossene Abteilung eingeliefert werden mußte.//
 

/Es geschieht ihm ganz recht, Yami/, erwiderte Yuugi ungewohnt hart. /Doch wahrscheinlich würden viele Leute Alpträume bekommen, wenn sie unsere Monster im Dunkeln plötzlich über sich aufragen sehen./
 

//Du hast Recht, Hikari. Die Nachrichten in dieser Zeitung sind besorgniserregend, Aibou - anscheinend geschehen Dinge wie die letzte Nacht nicht erst seit kurzer Zeit. Es macht fast den Eindruck, als wäre dieser ,Du-weißt-schon-wer' schon seit langer Zeit darauf aus, die Zaubererwelt zu beherrschen. Übrigens eine irritierende Bezeichnung - hat er denn keinen richtigen Namen?//
 

/Was fragst du mich, Yami? Ich habe auch keine Ahnung, warum er so seltsam bezeichnet wird. Es scheint mir fast, als hätten die Schreiber jener Artikel so viel Angst vor ihm, daß sie sich nicht trauen, seinen Namen zu nennen./
 

//Wir sollten herausfinden, was es mit diesen Nachrichten auf sich hat, Yuugi. Ich will wissen, was in dieser Welt vor sich geht, wenn wir hierbleiben. Du könntest in Gefahr geraten...//
 

/Mach dir darum keine Sorgen, Yami. Die Gefahr kann nicht größer sein als jene, welche wir schon gemeinsam gemeistert haben. Doch ich gebe dir Recht, daß wir uns besser informieren müssen. Unwissen hat schon oft geschadet - und ich glaube, hier könnte es äußerst hinderlich sein. Wenn nicht sogar gefährlich./
 

//Frag am besten Dumbledore-sama. Er ist nicht nur sehr weise und scheint viel zu wissen, er macht auf mich auch den Eindruck, als wäre er eine sehr wichtige Person hier in der Zaubererwelt.//
 

/Gute Idee, Yami. Und ich werde mir diese Zeitung abonnieren./
 

//In Ordnung, Aibou. Doch jetzt sollten wir uns zu unserer Einführungsstunde begeben.//
 

/Ist es schon so spät?/, rief Yuugi mental erschrocken aus. /Irgendwie scheint mein Zeitgefühl hier verrückt zu spielen. Ich habe gar nicht bemerkt, wie die Zeit verging./
 

//Darum habe ich dich ja erinnert.//
 

Mit einem mentalen Schmollen angesichts Yamis letzter, ein wenig neckender Worte, gab Yuugi Remus seine Zeitung zurück und fragte den älteren Mann, ob er den Tagespropheten ebenfalls bestellen konnte, so lange er sich in der Zaubererwelt aufhielt. Remus versprach, sich darum zu kümmern, woraufhin Yuugi ihm dankte und sich von ihm verabschiedete.
 

An der Tür traf er auf Professor Dumbledore und dies erinnerte den jungen Mann an seine Planungen für seine erste eigene Unterrichtsstunde. Daher setzte er nach einer freundlichen Begrüßung dem weißhaarigen Schulleiter sein Vorhaben auseinander und erhielt dessen Zustimmung zu seinem Plan. Dumbledores Augen funkelten fröhlich, als er erkannte, daß sein junger Freund durchaus seine eigenen Vorstellungen vom Unterrichten hatte und hatte nicht vor, Yuugi daran zu hindern, frischen Wind nach Hogwarths zu bringen.
 

Nachdem Yuugi das Einverständnis des Schulleiters für seine erste Unterrichtsstunde hatte, bat er diesen noch um ein Gespräch später am Tag und verabschiedete sich dann mit einer leichten Verbeugung für den Freund seines Großvaters, nachdem Professor Dumbledore ihm zugesagt hatte, daß er am Nachmittag sicher Zeit für eine Unterhaltung haben würde.
 

Als Yuugi wenige Minuten später durch die weitläufigen Gänge von Hogwarths schritt, um sich schon in den Klassenraum für ,Geschichte der Zauberei' zu begeben, hörte er hinter einer Ecke eine entnervte Stimme aufschreien: "Peeves!" Wenige Sekunden später hallte ein leicht manisch klingendes Lachen durch den Gang, welches rasch lauter wurde, wodurch Yuugi bewußt wurde, daß, wer immer ,Peeves' auch sein mochte, dieser ihm gerade entgegenkam.
 

Und so war es auch. Sekunden schwebte eine geisterhafte Gestalt um die Ecke vor dem jungen Mann mit dem dreifarbigen Haar, noch immer wie irre vor sich hinkichernd. Als der Poltergeist Yuugi in dem ansonsten leeren Gang bemerkte, schwebte er auf ihn zu und machte Anstalten, auch ihn mit einem seiner Tricks zu ,beglücken'.

Doch bevor es soweit war, tauchte auf einmal Professor Binns neben Yuugi auf - indem er einfach durch die Wand rechts von ihm schwebte. Nur Yuugis Erfahrungen der letzten Jahre, in denen er eindeutig seltsamere Sachen als dies erlebt hatte, bewahrten ihn davor, erschrocken zusammenzuzucken oder aufzuschreien, wie es sonst jeder Normalsterbliche bei dem plötzlichen und unerwarteten Auftauchen des Geschichtsprofessors getan hätte.
 

So aber behielt er seine Fassung und deutete eine Verbeugung gegenüber seinem Kollegen an, der ihn ebenfalls freundlich, jedoch etwas zerstreut begrüßte. Dann wandte sich Professor Binns Peeves zu, welcher noch immer ganz in der Nähe schwebte und wies den Poltergeist zurecht, als dieser die scheinbare Unaufmerksamkeit Yuugis ausnutzen wollte, um diesen vielleicht doch noch zu einem Opfer seiner Scherze zu machen.
 

"Wage es ja nicht, Professor Mutou als Ziel für einen deiner Tricks auszusuchen, Peeves! Der Schulleiter würde dies gar nicht freundlich aufnehmen und du willst doch sicher nicht die Folgen dafür tragen, sollte Professor Dumbledore erfahren, daß jemand, der ihm nahesteht, von dir belästigt wurde!", meinte der Geschichtsprofessor streng.
 

Peeves zog eine Grimasse, als er an seiner Lieblingsbeschäftigung gehindert wurde, zog es jedoch vor, sich nicht den Zorn des Schulleiters zuzuziehen. Vor Professor Dumbledore hatte selbst der Poltergeist, der sonst niemanden respektierte, große Achtung. Daher zog der Geist von dannen - und schließlich gab es ja noch sooo viele Schüler, welche er ungestraft ärgern konnte.
 

Yuugi sah dem Poltergeist nach und dankte Professor Binns dann mit einer Neigung seines Kopfes für dessen Hilfe. Dieser winkte ab und murmelte dann nicht gerade schmeichelhafte Dinge über den anderen Geist vor sich hin. Während Yuugi seinem Kollegen dabei zuhörte, bildete sich langsam ein Bild über den Poltergeist, welches den jungen Mann auf eine Idee brachte, die noch weiteren Nachdenkens bedurfte, jedoch definitiv weiterverfolgt werden sollte. Yami, der Yuugis Gedanken mitbekam, lächelte und stimmte ihm zu. Die Idee hatte Potential.
 

Währenddessen waren Yuugi und Professor Binns beim Klassenraum für ihren Unterricht angelangt und betraten den Raum, wobei sie sich miteinander zu unterhalten begannen. Zuerst kam Yuugi sein Gesprächspartner noch etwas zerstreut und abgelenkt vor, doch als der Geist merkte, daß der junge Mann wirkliche Ahnung von den Themen besaß, über die er den Schülern in den nächsten Wochen berichten sollte, taute er sichtlich auf und ihre Unterhaltung nahm lebhaftere Züge an.
 

So kam es nicht von ungefähr, daß, als Harry, Hermine, Ron sowie der Rest des siebten Jahrgangs schließlich eine Viertelstunde später den Klassenraum betraten, sie vollkommen überrascht und nicht wenig irritiert auf die zwei so unterschiedlichen Männer blickten, welche sie noch gar nicht bemerkt hatten, sondern sich lebhaft auf Ägyptisch unterhielten.

Es war ungewohnt für die Schüler, ihren normalerweise so drögen Professor für Geschichte der Zauberei fast überschwenglich mit seiner ,Aushilfskraft' reden zu sehen, wobei die alte Sprache, welche sie benutzten, noch zu der Surrealität des Augenblicks beitrug.
 

Dann verstummte Yuugi plötzlich mitten im Satz und drehte sich zu den noch immer erstaunt in der Nähe der Tür verharrenden Gruppe aus Gryffindors, Slytherins, Ravenclaws und Hufflepuffs herum und meinte mit einem Lächeln: "Ihr braucht nicht in der Tür stehenzubleiben... nur keine Scheu, kommt herein und nehmt Platz. Euer Professor und ich hatten nur gerade eine ziemlich interessante Unterhaltung."
 

Für ein paar Sekunden regte sich keiner der Jugendlichen, während sie sich mit der Situation, die sie gerade erlebt hatten, anzufreunden versuchten. Doch dann schob sich Draco an einigen seiner Klassenkameraden vorbei und strebte mit langen Schritten auf seinen üblichen Sitzplatz im hinteren Teil des Raumes zu. Der Rest des Hauses Slytherin folgte seinem Beispiel und auch die Mitglieder der Gryffindors, Ravenclaws und Hufflepuffs schüttelten nun ihre Verwunderung ab, um Platz zu nehmen.
 

Als sie sich wieder dem Geschehen in der Front des Klassenraumes zuwandten, hatte sich Yuugi ebenfalls gesetzt und lehnte ganz entspannt in einem Stuhl, während Professor Binns nun, wie er es immer tat, an sein Pult trat, um den Unterricht zu beginnen.
 

"Wie ihr inzwischen sicher alle wißt, wird Professor Mutou dieses Jahr den größten Teil des Geschichtsunterrichts übernehmen", begann der Geist mit seiner Rede. "Doch diese Stunde heute werde ich dazu nutzen, die Grundbegriffe des Themas, welches dieses Jahr behandelt wird, darzulegen. Dies dient der Orientierung für euch und wird es auch Professor Mutou leichter machen, die Vorbereitung seiner kommenden Stunden zu koordinieren."
 

Bei diesen letzten Worten blickte Professor Binns auf Yuugi, welcher ihm durch das Neigen seines Kopfes anzeigte, daß er diese Vorgehensweise begrüßte und für die Hilfe dankbar war. Dann fuhr der Geschichtsprofessor fort.
 

"Nun gut, fangen wir also an. Dieses Jahr steht Ägypten, das Land der Pharaonen, auf dem Lehrplan. Beginnen werdet ihr mit den Grundlagen wie der Kultur, der Sprache, Religion und Geschichte Altägyptens. Der Schulleiter hat Professor Mutou gebeten, diesen Teil des Unterrichts zu übernehmen, da er ausgezeichnete Qualifikationen dafür mitbringt."
 

Hier stoppte Professor Binns kurz und Yuugi hörte Yami sagen: //Wenn er wüßte, welcher Art deine Qualifikationen wirklich sind, wäre er sicher begeistert, Aibou.//
 

/Ja, wer kann schon von sich behaupten, den Geist eines 5000 Jahre alten Pharaos in seinem Kopf zu haben? Ich habe durch dich Wissen über das Leben damals aus erster Hand, Yami. Ein Lexikon und Geschichtsbuch in einem./
 

//Ich hoffe, daß ich nicht nur dadurch von Wert für dich bin.// Yami versuchte, beleidigt zu klingen, schaffte es jedoch nicht ganz, als er Yuugis warmes mentales Lachen hörte. Doch der junge Mann versicherte seiner dunklen Hälfte trotzdem: /Ich würde dich auch lieben, wenn du damals nicht Pharao gewesen wärest, itoshii. Ich liebe nicht dein Wissen oder den Rang, den du innehattest, sondern dich. Du bist ein Teil meiner Seele, Yami./
 

Yami mußte schlucken, als er diese mit solcher Intensität und Liebe vorgetragenen Worte hörte und reichte durch ihr Seelenband, um Yuugi eine mentale Umarmung zukommen zu lassen, bevor er sich wieder zurückzog, um nicht die Aufmerksamkeit eines der Schüler zu wecken.
 

Inzwischen fuhr Professor Binns fort: "Wenn diese Kapitel abgehandelt sind, werde ich den Unterricht wieder übernehmen, um euch die magische Geschichte dieses alten, überaus faszinierenden Landes zu erläutern. Ägypten existiert schon seit Jahrtausenden und war eines der ersten Reiche, welche kulturell eine beeindruckende Blüte schon in vorchristlicher Zeit vorweisen können. Auch die Geschichte der Zauberei beginnt dort also sehr früh und hat viele beeindruckende Ereignisse, von denen ihr sicher Kenntnis erhalten wollt."
 

Leises Grummeln war nach jenem letzten Satz zu hören und Yuugi bemerkte, wie einige der Schüler mehr oder weniger unauffällig die Augen verdrehten. Ein leichtes Zucken seiner Mundwinkel zeigte das Amüsement des jungen Professors angesichts dieses für Schüler im Geschichtsunterricht so typischen Verhaltens.

Yuugi wußte, daß nicht jeder ein solch großes Interesse für die Vergangenheit aufbrachte, wie es ihm in die Wiege gelegt worden war - doch er hoffte, er würde diesen jungen Leuten etwas von der Faszination Ägyptens vermitteln zu können.
 

Die nächste halbe Stunde erläuterte Professor Binns in größerem Detail, was Inhalt dieses Schuljahres in ,Geschichte der Zauberei' sein würde - und langweilte seine Zuhörerschaft damit fast zu Tode, wie Yuugi innerlich schmunzelnd bemerkte.

Er selbst fühlte sich angesichts der Atmosphäre im Raum an seine eigene, noch gar nicht so lange zurückliegende Schulzeit erinnert, ebenso wie an die Theoriestunden, welche er bis jetzt bei seinem Ägyptologiestudium gehabt hatte. Zuviel Theorie war einschläfernd, das wußte Yuugi aus Erfahrung. Daher mußte man diese Themen interessant aufbauen und die Zuhörer in den Unterricht mit einbeziehen - und genau das hatte Yuugi vor.
 

Daher gab er Professor Binns eine Viertelstunde vor Schluß der Stunde ein Zeichen und der Geist übergab ihm das Wort. Als Yuugi sich aus seinem Stuhl erhob und nach vorne zu dem Pult schritt, an welchem sein Kollege zuvor referiert hatte, merkten die Schüler einer nach dem anderen wieder auf. Einige von ihnen mußten von Mitschülern geweckt werden - wie zum Beispiel Ron, welcher erst durch Hermines Ellenbogen in seiner Seite aus seinem Schlaf aufschreckte und für einen Moment wild durch die Gegend blickte.
 

Yuugi hatte sich unterdessen vorn an das Pult gelehnt, da er keine zusätzliche physische Barriere zwischen sich und seinen zukünftigen Schülern brauchte - es würden auch so genug Hindernisse zu überwinden sein, erinnerte er sich angesichts manch finsteren Blicks. Mental den Kopf schüttelnd, setzte nun er zu seiner Einführungsrede an.
 

"Wie Professor Binns schon gesagt hat, werden wir ab der nächsten Stunde das Vergnügen miteinander haben. Und ich habe gleich am Anfang eine Überraschung für euch geplant - das heißt, wenn ihr zustimmt. Denn meine Idee hat sowohl Vorteile als auch Nachteile für euch." Yuugi verstummte kurz und lächelte angesichts der verwirrten Mienen.
 

"Laßt es mich erklären. Heute ist Mittwoch und eure nächste Geschichtsstunde wäre übermorgen am Nachmittag. Nun habe ich mir als Einführung etwas ausgedacht, was nur am Morgen gelingt, da bestimmte Voraussetzungen gegeben sein müssen. Daher werde ich die Doppelstunde auf den Morgen verlegen. Und zwar auf die Zeit des Sonnenaufgangs."
 

Nach diesen Worten war auf einigen Gesichtern eindeutiger Unwille zu sehen, während andere neugierig wirkten. Der größte Teil der Schüler wirkte verwirrt. Yuugi lächelte verständnisvoll, als er Rons Murren wegen des frühen Aufstehens hörte.
 

"Richtig, das wäre der Nachteil dieser Idee für euch. Ihr müßtet ziemlich zeitig aus dem Bett. Doch laßt mich zuende erklären, bevor ihr die Idee gleich ablehnt.

Dadurch, daß der Unterricht am Morgen stattfinden würde statt am Nachmittag, hättet ihr ab dem Mittagessen frei - sozusagen ein verlängertes Wochenende. Dies ist möglich, da der Schulleiter mir zugesichert hat, daß bei einer positiven Aufnahme meiner Idee die Stunden, welche ihr eigentlich am Freitagmorgen hättet, ausnahmsweise auf Donnerstag nachmittag verlegt werden können."
 

Wieder ließ Yuugi seine Worte kurz einwirken, damit auch jeder verstand, worum es ging. Ein Teil der Schüler machte nun den Eindruck, nicht abgeneigt zu sein, während andere unschlüssig wirkten. Doch die Neugier aller war gestiegen.

Sie fragten sich, was der junge Professor wohl vorhatte, was nur zur Zeit des Sonnenaufgangs möglich war. Das Gryffindor-Trio sah sich an, wobei Harry und Ron skeptisch waren, während Hermine eindeutig dazu tendierte, den Vorschlag anzunehmen. Ihr wissenschaftliche Neugier trieb sie dazu, alles zu lernen, was ihr erklärt werden konnte. Und dies hier schien eine der Gelegenheiten dazu zu sein, etwas zu lernen, was nicht jeder wußte.
 

"Nun, jetzt habt ihr sowohl den Vorteil als auch den Nachteil meines Plans gehört", unterbrach Yuugis Stimme nach einigen Minuten das Gemurmel, das unter den Schülern eingesetzt hatte. "Da ich die Entscheidung nicht erzwingen will, werden wir das Ergebnis ganz demokratisch ermitteln - durch Handzeichen. Die Mehrheit entscheidet.

Und", fügte Yuugi mit einem bezeichnenden Blick hinzu, "die Entscheidung der Mehrheit ist für alle bindend. Also, meldet euch bitte jetzt, wenn ihr meine Idee ausprobieren wollt."
 

Aufmerksam sah Yuugi auf die jungen Leute vor sich, welche ihn ebenfalls musterten, als wollten sie herausfinden, was er vorhatte. Dann, nach und nach, reckten sich vereinzelte Hände in die Luft. Fast das gesamte Haus Ravenclaw war vertreten, ebenso wie mehr als die Hälfte der Gryffindor. Bei letzterem Haus wog schwer, daß Hermine, Harry - und nach einem strengen Blick der Braunhaarigen auch Ron und die Zwillinge - die Hände gehoben hatten. Die Hufflepuffs zögerten, doch nach einer Weile waren auch hier die meisten zu neugierig, was Yuugi mit ihnen in seiner ersten Stunde vorhatte, um sich von dem frühen Aufstehen abschrecken zu lassen. Und ein verlängertes Wochenende war schließlich auch nicht schlecht.
 

Slytherin hingegen war eine andere Sache, ganz wie erwartet. Die Jugendlichen zögerten nicht, den ,Muggel' zu sabotieren, auch wenn er ein Mitglied ihres Hauses war. Und auch wenn einige von ihnen durchaus neugierig waren, so wollten sie dies doch nicht zugeben. Es hätte bedeutet, den Status, den sie in Hogwarths innehatten, zu gefährden.
 

Yuugi seufzte innerlich, als er bemerkte, daß ihm von ,seinem' Haus Widerstand gezeigt wurde, kaum, daß er eine Idee vorbrachte. Er spürte, daß einige der Slytherins ihm nicht wirklich abgeneigt waren - doch das ,dunkle' Haus testete ihn gleich zu Beginn.
 

Nun gut, sie sollten ihr Match haben. Yuugi war noch nie einem Duell aus dem Weg gegangen - weder bei Duel Monsters noch im wahren Leben.
 

"Gut, danke für die Meldungen. Damit ist es wohl entschieden - die Mehrheit ist für meine Idee. Das heißt dann wohl, daß wir uns am Freitag kurz vor Sonnenaufgang zur nächsten Stunde treffen werden. Ach ja, zieht euch etwas Warmes an, denn wir werden den Unterricht unten am See abhalten."
 

Wieder brach Gemurmel aus nach dieser letzten Information und viele Vermutungen wurden aufgestellt, was genau der junge Professor vorhatte. Doch nachdem Hermine dieser Frage Ausdruck verlieh, lächelte Yuugi sie nur freundlich an und meinte, sie solle sich überraschen lassen. Danach war nichts mehr über seinen Plan aus ihm herauszubringen.
 

Dann schlug auf einmal die Glocke und machte auf das Ende der Stunde aufmerksam, daher sammelten die Siebtkläßler ihre Sachen zusammen und verließen unter teils forschenden, teils neugierigen - teils aber auch ablehnenden - Blicken auf Yuugi den Klassenraum.
 

Dieser unterhielt sich noch eine Weile mit Professor Binns, bevor er schließlich in seine Räume zurückkehrte und sich mit Yami erneut mit der Übersetzung der Schriftrollen beschäftigte. Die beiden Seelenpartner machten erst am späten Mittag eine Pause und einen Spaziergang um den See, bevor sich Yuugi zu seinem Gespräch mit Professor Dumbledore zum Büro des Schulleiters begab. Der junge Mann mit dem dreifarbigen Haar war wirklich gespannt, was ihm der alte Freund seines Großvaters über die Begebenheiten, über die er am Morgen in der Zeitung gelesen hatte, erzählen würde.
 

Doch als ihn die Wendeltreppe schließlich bis an die Tür des Schulleiterbüros transportiert hatte, hörte Yuugi, daß dort gerade ein Gespräch im Gange war. Da er nicht unhöflich sein wollte und vielleicht etwas belauschte, was nicht für seine Ohren bestimmt sein würde, machte er seine Präsenz durch ein energisches Klopfen an die Tür bekannt.
 

Die Stimmen innerhalb des Raumes verstummten, bevor Professor Dumbledore rief: "Yuugi, tritt doch bitte ein. Ich habe unser Gespräch nicht vergessen." Dieser Aufforderung folgte der junge Mann ohne Zögern und betrat das Schulleiterbüro, in welchem sich außer dem weißhaarigen Magier noch zwei weitere ihm bekannte Personen aufhielten.
 

So, das war's dann auch schon erstmal wieder!

R & R! Antalya



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2008-11-06T12:59:13+00:00 06.11.2008 13:59
Wirklich sehr schön.
Und das mit dem Unterricht hast du beschrieben.
Echt klasse.
JLP
Von: abgemeldet
2005-09-21T10:05:27+00:00 21.09.2005 12:05
GENIAL!!!
ich frga mich jetzt nur, was aus dem Gepräch zwischen Dumbledore und Yuugi wird... *sehnsüchtig wart*
PLease, hurry up!
Lg Say
Von: abgemeldet
2005-09-11T17:27:45+00:00 11.09.2005 19:27
Hihi Yugi ist also Kaffee süchtig *gg* nah immerhin besser als Alkohol ^^' So langsam scheinen sich die Beiden ja einzugewöhnen, bin mal gespannt was ihnen Dumbledore über Voldemord erzählen wird =) Yugi & Yamis erste Geschichtsstunde hört sich ja schon mal sehr interessant an, da wär ich auch gern nochmal Schüler ^^
warte sehnsüchtig aufs nächste Kapitel ^___^
*knuddl*
Meli


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