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Welcome to New York

von

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A New Day

"Peep peep peep peep peep peep peep -" Der Wecker flog an die nächste Wand, an der er k.o. geschlagen zu Boden ging. Aber da er das ja schon gewohnt war und auch extra für solche Zwecke gekauft wurde blieb er dort unbeschadet liegen.

Eine Gestalt mit verwuschelten schwarzen Haaren und verschlafenen grauen Augen wälzte sich viel mehr aus dem Bett als das sie aufstand. Irgendwie hatte man das Gefühl ein Neandertaler wäre gerade erwacht.

Dieser Steinzeitmensch war nun gerade dabei sich ein Frühstück zu zubereiten oder eigentlich eher irgendetwas auffindbares in sich hineinzustopfen. Nico hasste es aufzustehen und so ließ er es am liebsten ganz sein wenn er denn nicht arbeiten musste. Und heute war, wie fast immer, ein solcher Tag.

Obwohl er immer verschlafen genug war um jedem Menschen wenn nötig den Kopf anzureißen, sollte er auf die dumme Idee kommen ihn anzusprechen, zog er sich doch immer rasend schnell an und war innerhalb von einer Viertel Stunde komplett fertig. Inklusive Zähne zu putzen und sich zu waschen.

Nun stand er mit seiner Umhängetasche vor dem Eingangsbereich und wartete missmutig auf den Briefträger. Heute würde nämlich ein wichtiger Brief von der Uni kommen und er musste wissen was darin stand! Hatte er es geschafft? Oder war er doch noch knapp durchgefallen? Das lange Warten ließ ihn ganz und gar nicht fröhlicher werden und wenn der Brief heute schon wieder nicht eintrudelte dann würde er wahrscheinlich durchdrehen.

Nico schaute nun schon zum 43. mal auf die Uhr. Wo blieb der Typ nur? Bald würde er auch noch zu spät zu seinen Vorlesungen kommen und das gerade bei dem Professor den er heute in der ersten Vorlesung hatte. Noch zwei Minuten, sagte er sich, genau wie 10 Minuten zuvor, länger konnte er wirklich nicht mehr warten.
 

Leider verstrichen diese zwei Minuten. Und weiter zwei Minuten. Und nach zusätzlichen 8 Minuten machte sich der junge Mann schleunigst auf den Weg aus dem Hochhaus zu treten.
 

Als er noch mal auf die Uhr sah, riss er entsetzt die Augen auf. Schon? Verdammt! Und gerade bog der dämliche Briefträger um die Ecke. Nein, er war zu spät dran. Er konnte es sich nicht leisten wieder zurück zu laufen. Der Brief war auch noch am Nachmittag da.

//Ja, aber ich kann nicht so lange warten// Und schon war er wieder auf dem Weg zurück.

"Haben Sie vielleicht Post für Heynor?", rief er ihm keuchend zu, kurz bevor er vor ihm zu stehen kam. Der Postbote sah kurz auf und beugte sich wieder über die Briefe.

"Haben Sie?", drängelte er.

"Seien Sie nicht so ungeduldig, junger Mann", murmelte der Angesprochene ohne ihm seinen Blick zuzuwenden machte aber keine Anstalten sich etwas zu beeilen.

Der Schwarzhaarige trippelte unruhig von einen Fuß auf den anderen und beobachtete was der ältere Herr da gemächlich alles rauskramte.

//Konnte der sich denn nicht wenigstens ein BISSCHEN beeilen, der alte Sack?!// Aber in seinen Gedanken konnte er knurren soviel er wollte dies ließ ihn nicht unbedingt sympathischer erscheinen.

Nach einer Ewigkeit wie es ihm schien reichte ihm der Mann endlich einen Brief. Er schaute darauf und er hätte ihn am liebsten ungelesen zusammengeknüllt und wieder weggeschmissen. Dieser scheiß Brief war von seiner Mutter!

"Mist!", fluchte er nur ungehalten und wollte seine Wut zuerst am nächsten Mülleimer auslassen und dann wahrscheinlich an seinen Studienkollegen. Er wandte sich ab, wurde dann aber von dem alten Mann mit einer leisen Stimme zurückgehalten.

"Den wollten Sie lieber haben, nicht wahr?", lächelnd reichte er ihm noch einen Brief. Auf dem mit fetten Lettern University of New York stand. //YES!!//

Seine erste Reaktion war ein strahlendes Lächeln und diesem fremden Mann um den Hals zu fallen, die nächste, dieses schmierige Grinsen aus dem Gesicht zu schlagen. Hatte der Kerl den Brief etwa schon die ganze Zeit gefunden? Hatte er das extra gemacht? Und der Gedanke an ein Versagen schoss auch wieder durch den Kopf.

Aber sofort wurde er wieder in die Wirklichkeit zurückgeholt und die Realität wollte ganz dringend, dass er endlich die Uni aufsuchte.

Er schnappte sich den so lang ersehnten Gegenstand und hastete ohne ein weiteres Wort davon.
 

Der Hörsaal war rappelvoll, wie immer bei diesem Professor. Dieser stand leider auch schon vorne am Pult und schaute ihn mit einem hämischen Grinsen an als der verspätete Student eintrat.

"Oh, Herr Heynor hält es auch wieder mal für nötig, meinen Kurs zu besuchen"
 

"Tut mir Leid", murmelte er genervt und suchte sich einen noch freien Sitzplatz. Er ließ sich auf einen freien Platz weiter hinten fallen, eingequetscht zwischen zwei stinkenden Strebern bei denen er begann sie mürrisch zu ignorieren.

Er war sowieso immer ziemlich still und sprach meistens nur, wenn er auch gefragt wurde. Er war der Meinung, wieso sollte man anderen Leuten auf den Senkel gehen, wenn man es denen auch ersparen konnte? Aber dasselbe verlangte er auch von den anderen, er wollte einfach nur in Ruhe gelassen werden.

In der Zwischenzeit begann der Professor für angewandte Psychologie vorne zu reden und wie immer folgte jeder gebannt seinen Lippen. Der junge Mann musste sich eingestehen, dass er wirklich gut war. Nicht nur, dass er den Lernstoff interessant rüber brachte, er verpackte es auch noch so, dass man eher das Gefühl hatte an einem Kaffeekränzchen teil zu nehmen. Natürlich fehlte Kaffee und Kuchen.
 

Die Stunde verflog und der Saal leerte sich langsam. Wie immer stand noch eine Traube um den Professor an welcher sich jetzt der Schwarzhaarige versuchte, vorbei zu schieben. Doch als er es fast geschafft hatte ertönte noch diese nervtötende Stimme im letzten Augenblick

"Heynor! Warten Sie doch bitte einen Augenblick"

Schlechtgelaunt drehte er sich wieder um und wartete darauf, dass er erfuhr warum er noch hier bleiben sollte. Dabei verfluchte er sich mal wieder, wie der Kerl sich seinen Namen merken konnte. Würde er ihn nämlich nicht wissen dann hätte er einfach so tun können, als würde er sich nicht angesprochen fühlen und dann schnellstmöglich zu verschwinden.

Nun hatte der Professor endlich den restlichen Pulk eher verscheucht als befriedigend weggeschickt und wandte sich ihm zu.
 

"Nun, Herr Heynor. Ich habe gehört, dass sie jeden Tag das Ergebnis ihrer Aufnahmeprüfung erfahren sollen."

//Gehört? Wo hört man das denn bitte schön? Er hatte es ganz bestimmt nicht ans schwarze Brett gehängt.// Dabei fiel ihm jetzt auch gerade ein, dass er die ganze Zeit den Brief mit sich herum trug. Er könnte schon längst wissen, ob er nun aufgenommen wurde oder nicht. Aber den Brief wollte er auf keinen Fall vor dem Typen hier öffnen.

Zur Bestätigung nickte er nur.

"Haben Sie es sich denn auch genau überlegt? Das Studium in den Vereinigten Staaten ist erschreckend schwer im Vergleich zu ihrem bisherigen hier in Deutschland"

//War ja klar, ich bin zu dumm für so was//

Wieder nickte er nur. Aber der Professor wollte wohl auch nicht besonders viel hören und fuhr einfach fort.

"Natürlich nicht, dass ich es Ihnen nicht zutrauen würde"

//Ja, klar//

"Sie sind einer meiner besten Schüler.."

//Wie bitte??//

Das Überraschen spiegelte sich auch ganz deutlich in seinem Gesicht wieder, doch auch darauf ging der Lehrer nicht ein.

"Auf der einen Seite würde ich mich sehr freuen, wenn Sie dort Erfolg haben, auf der anderen Seite würde es mich enttäuschen, den einzigen, einigermaßen guten Studenten hier zu verlieren.

//Was?//

"Damit will ich Ihnen eigentlich nur sagen, dass Sie, falls Sie aufgenommen werden sollten was ich keinen Moment bezweifle es sich trotzdem sehr genau überlegen sollten.

Während sie hier in Deutschland ihren Abschluss so gut wie schon in der Tasche haben, müssen sie sich in den USA ganz schön ranhalten. Verstanden?"

Ein letztes Mal nickte er und musterte seinen Professor. Anscheinend war er doch nicht so ein guter Schüler wie er dachte, er hätte z.B. nie erwartet, dass der sich auch nur annährend Sorgen um ihn machte. Und man sollte doch schon erwarten, dass ein so guter Psychologiestudent wenigstens etwas vorausschauend ist. Aber dies schien dem Mann nicht aufzufallen und er fuhr fort, "Wenn Sie eine Antwort erhalten haben kommen Sie doch bitte noch einmal zu mir damit Sie mir Ihre Entscheidung mitteilen können."

//Die ist schon längst gefällt. Die Entscheidung, sowie auch die Antwort. Aber ich überlege mir doch nochmal ob ich wiederkomme, wenn ich aufgenommen werde.//

Er schickte noch ein dankbares Lächeln zu seinem Professor, dann wandte er sich zum gehen. Er wusste, dass er ziemlich unhöflich war, aber er hatte ihn ja nicht gebeten ihm zu helfen.
 

Kaum aus der Tür getreten, kramte er hastig besagten Brief aus seiner Jackentasche.

University of New York. Seine einzige Chance von hier weg zu kommen. Er hatte sich nicht nur dort beworben, aber es gab verblüffend wenige Universitäten in den Vereinigten Staaten an denen man Sportpsychologie studieren und außerdem noch ein Stipendium bekommen konnte.

Mehrere andere hatten ihn abgelehnt, weitere schickten ihm zwar eine Zusage aber die Bedingungen, die man dafür erfüllen musste waren fast unmenschlich.

Aber er musste hier einfach raus. Dieses kalte Deutschland hielt er einfach nicht mehr aus, genauso wenig wie die ganzen Deutschen die hier herum liefen und so taten als wäre die ganze Welt noch in Ordnung. Okay, in Amerika war sie es natürlich auch nicht, aber es machte doch einen Unterschied ob man nun in Deutschland oder genau am Zentrum der Macht war. Vielleicht etwas übertrieben, aber irgendeinen Grund brauchte er doch um von hier wegzukommen redete er sich selbst ein und hielt nervös den Brief in den Händen. Er war sich lange nicht so sicher wie sein Professor. Immerhin hatten ihn Main und Kalifornien abgewiesen. Und andere auch nicht besonders kleine Colleges konnten keine Stipendien mehr vergeben.

In ganz Deutschland stehen 250 Stipendien für die zur Verfügung, die in Amerika studieren wollen. Extrem wenige, wenn man bedenkt wie viele Studenten es im ganzen Land gibt.

Dies hier war wirklich die letzte Gelegenheit und mit zittrigen Fingern öffnete er den Brief.

Hated Country

Ein kräftiger Schlag auf den Rücken ließ ihn nicht nur zusammenfahren und fast zu Boden gehen, sondern auch der Brief landete einige Meter weiter zwischen den Beinen der Studenten die sich hier befanden.

Verärgert drehte sich Nico, um die Ursache heraus zu finden. Der Schwarzhaarige sah direkt hinter sich niemanden, der Blick schweifte jedoch weiter und blieb an einem jungen Mann hängen der sich unmittelbar vor seinen Füßen befand nachdem er sich umgewandt hatte.

Verächtlich sah er zu ihm hinunter, machte aber keine Anstalten demjenigen behilflich zu sein als dieser sich stöhnend versuchte aufzurichten.
 

Als Nico den Blick wieder etwas hob sah er wie sich eine kleine Gruppe von angehenden Akademikern vor Lachen kringelte.

Der Student der sich auf dem Boden befand, funkelte diese Gruppe mit durchdringendem Blick an und sprang schließlich mit einem Ruck auf.

Sofort machten sie, dass sie weg kamen und der junge Mann drehte sich nun zu Nico um der noch immer unbewegt da stand dem Schauspiel interessiert folgend. Hielt aber inne um den vor sich stehenden anzustarren der es ihm gleich tat.

//Toll. Erst anrempeln und dann auch noch gaffen. Sonst irgendwelche anderen Wünsche?// Nico machte jedoch keine Anstalten irgend etwas zu sagen, zu tun oder etwas anderes zu machen, stand nur schweigend da und beobachtete den eigentlich ganz gut aussehenden Blonden.

Dieser dachte ähnlich. Nur nicht so zurück haltend und vielleicht nicht ganz so skeptisch. //Scheiße, sieht der gut aus! Wieso bin ich nur so kurz hier?// Deswegen blieb ihm auch noch länger der Mund offen stehen bevor er seine Gedanken in solche wechselten die etwas mit der Realität zu tun hatten. Nämlich, dass er seit über einer Minute einen wildfremden Typen angestarrt hatte. //Don't care//
 

Ein charmantes Lächeln legte sich auf seine Gesichtszüge, bevor er Nico eine Hand entgegen streckte.

"Hi! My...ich meine, ich heiße Samuel. Du kannst mich natürlich Sam nennen. Tut mir Leid, dass ich dich angerempelt habe, aber meine Freunde haben wohl ziemlich viel Spaß daran mich in jemanden zu stoßen"

Verächtlich lauschte Nico dem Vortrag und bemerkte den schwachen englischen Akzent, der die Worte begleitet, sagte jedoch immer noch nichts, sondern sah ihn nur unbewegt an natürlich auch ohne die Hand zu ergreifen. Etwas unsicherer geworden zog sie der Blonde wieder zurück ließ aber immer noch sein, normalerweise gewinnbringendes, Lächeln spielen.

"Du studierst hier?", versuchte er es weiter, "Habe dich vorher noch nie gesehen. Aber ich bin auch noch nicht lange hier. Um ehrlich zu sein bin ich auch nur zu Besuch bei meinem Vater, in einer Woche reise ich wieder ab."

Nun wurde Nicos Blick verständnislos. Was sollte das? Wieso erzählte ihm dieser Kerl sein ganzes Leben? //Interessiert mich doch kein bisschen//
 

Aber davon ließ sich Sam nicht entmutigen sondern plapperte einfach weiter ungeachtet von dem Blick seines Gegenübers.

"Ist schon ganz nett hier aber ich bin eigentlich lieber zu Hause. Da sind die Möglichkeiten viel größer und die ganze Stadt ist einfach viel lebendiger."

Der Dunkelhaarige begann einfach auszuschalten und das Gerede des anderen nicht mehr zu beachten, was zwar gar nicht so einfach war, aber nach jahrelanger Übung doch ganz gut gelang. Er begann den Typen zu mustern, der ihn vor kurzem angerempelt hatte und musste sich schon wieder eingestehen, dass sein Äußeres sehr überzeugend war.

Dunkelblonde, längere Haare, braungebrannte Haut, strahlend weiße Zähne, die er beim Lächeln entblößte, links und rechts jeweils ein Grübchen und dazu noch strahlende, blaugrüne Augen. Nico dagegen musste wie eine graue Maus neben ihm wirken. Sehr blasse Haut, schwarze Haare, graue Augen und eine ernste Miene die höchstens von Arroganz abgelöst wurde.

Sam war auch knapp 10 cm größer als er selbst und hatte eindeutig mehr Muskelndie er nach einem Blick auf diesen Körper entdeckte.

"Na? Fertig mit der Inspektion? Alles zu deiner Zufriedenheit?", dieses anzügliche Grinsen und der spöttische Tonfall holten Nico aus seinen Gedanken, zurück in die Wirklichkeit und als Antwort auf die eben gestellten Fragen verzog er ebenfalls nur spöttisch das Gesicht.

"Könnte besser sein", war sein erster Satz den er an den jungen Mann richtete. Es kam kalt und herzlos aus seinem Mund und Sam machte eine ziemlich enttäuschte Miene.

Denn mit so etwas hatte er nun doch nicht gerechnet oder sich wenigstens etwas anderes gewünscht. //Wie kann ein so gut aussehender Typ nur so unfreundlich sein?//
 

Als Sam gerade zu einem neuen Schwall ansetzen wollte, drehte sich sein Zielobjekt aber um 180° um fort von ihm.

//Shit, jetzt hast du ihn vergrault//, fluchte er innerlich und ging aber trotzdem hinter ihm her.

Auch Nico fluchte in sich wie ein Rohrspatz und schellte sich wie dumm man eigentlich sein konnte, denn so eben war ihm der Brief wieder eingefallen der irgendwo liegen musste. Aber nicht dort wo er hingehörte nämlich in seine Hände.
 

"Verdammt!", fing er leise an zu fluchen und als sich Sam höflich erkundete was denn passiert wäre, war eine eiskalte Schimpftirade die Antwort.

"Wegen Ihnen habe ich erst den ganzen Ärger. Hätten Sie nicht ein bisschen aufpassen können? Wenn ich ihn jetzt nicht finde, sind Sie Schuld daran, dass ich vielleicht mein ganzes Leben wegschmeißen kann. Sind Sie sich da eigentlich im Klaren darüber?"

Während es immer noch so weiter ging, war Nico inzwischen auf die Knie gegangen und suchte mit Augen und Händen nach diesem vermaledeiten Brief.

Auch der Blonde saß jetzt in der Hocke auf seinen Fersen und hörte sich die ganzen wüsten Beleidigungen des Studenten an und überlegte sich dabei, ob er denn so viel überhaupt hatte hören wollen. Fragend runzelte er dann die Stirn und rang sich doch noch einmal dazu durch die Frage wiederholend. "Was ist denn los?"

Ein knurren wie bei einem Raubtier war die Antwort bevor sich der schwarzhaarige missmutig hinsetzte und in die Gegend starrte.
 

Eine penetrante Stimme holte ihn aus seinen Gedanken zurück, diesmal aber nicht von seinem blonden Schatten sondern einem Mädchen, das, obwohl er auf dem Boden saß, auf ihn zugesprungen kam und direkt um den Hals. "Nico! Was machst du auf dem Boden?"

"Nico?", mischte sich dann doch noch sein Verfolger ein. "So heißt du also!", stellte er strahlend fest und betrachtete nun die braunhaarige Studentin, die gerade erst angeflogen kam. Sie hatte ebenfalls braune Augen und war eigentlich eher ein unnahbares Persönchen. Aber dank ihres lauten Organs, schaffte sie es auch so die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ganz zum Missfallen von dem Geschändeten der noch immer auf dem Boden saß.

Das Mädchen achtete aber gar nicht weiter darauf sondern wandte sich an den Blonden, dabei streckte sie ihm freundlich eine Hand entgegen.

"Ich bin Tanja. Und du? Ein Freund von Nico?"

Der Angesprochen nickte, frech grinsend und nahm die Hand entgegen.

"Ich heiße Sam"
 

Entrüstet schnaubte die eben als Tanja vorgestellte und drehte sich wieder zu Nico der immer noch seinen Blick über den Fußboden gleiten ließ.

"Warum hast du mir nie gesagt, dass du so gut aussehende Freunde hast?", aber als würde sie merken wie sehr sie sich widersprach hielt sie inne und dachte erst einmal über ihren Satz nach.

"Naja, okay. Wenn ich es mir Recht überlege hast du mir nie erzählt, dass du überhaupt Freunde hättest.", strahlend sah sie kurz zu dem Anderen.

"Und dann noch so ein Prachtexemplar"

Bevor sie aber beginnen konnte zu flirten, fiel ihr wieder ihre vorher gestellte Frage ein die sie nun zuerst einmal brennend interessierte. Flirten konnte sie auch danach noch.

"Was machst du denn jetzt eigentlich hier unten?"

Ein Fauchen war die Antwort.

"Ich suche was!" Gespielt schmollend, sah sie ihn mit großen Augen an.

"Mich etwa? Aber mich brauchst du doch nicht zu suchen. Schon gar nicht da unten!"
 

Ein weiteres Fauchen war die Antwort und bevor er sich Raubkatzen ähnlich auf sie stürzen konnte mischte sich eine weitere fremde Stimme ein, die einen angenehmen und beruhigenden Klang hatte.

"Tanja..!", leicht scheltend hörte sie sich an, konnte aber auch nicht wirklich als ärgerlich eingestuft werden.

Als die drei sich umdrehten sahen sie einen jungen Mann, blonde Haare, die selben braunen Augen Tanjas und ebenfalls einer eher unscheinbaren, bebrillten Gestalt.
 

"Spielverderber", murmelte das Mädchen auch gleich und zog beleidigt eine Schnute, welche aber nur ein warmes Lachen hervorbrachte und ein mitfühlendes Kopfschütteln.

"Du weißt doch, dass Nico das nicht leiden kann." Bei den Worten nickte der junge Mann dem bisher Fremden höflich und aufrichtig zu und ging dann zu dem anderen Student um ihm eine ausgestreckte Hand anzubieten.

"Ich glaube, ich weiß was du suchst" Er zwinkerte kurz und wedelte mit einem weißen Fetzen durch die Gegend was Nico dazu brachte auch ohne seine Hilfe aufzuspringen und ihm das Ding aus der Hand zu reissen.
 

Mit einem nur für sich bestimmten Lächeln sah er auf den Brief aus New York, den er gerade in Händen hielt. Fett stand darauf Nicolas Heynor also sparte er sich auch die Frage woher der Junge das wusste.
 

Dieser wandte sich nun auch zu den beiden verbliebenen auf dem Boden sitzenden Gestalten um und hielt beiden dann Lächelnd jeweils eine Hand entgegen.

Im Gegensatz zu dem vorherig dort sitzendem nahmen diese sie auch dankbar lächelnd an und erneut wurde Sams Hand geschüttelt.

"Mein Name ist Matthias."

"Sam", grinsend schüttelte er den Kopf und dachte darüber nach wie oft er sich heute schon vorgestellt hatte. Richtete dann aber seine ganze Aufmerksamkeit wieder auf die beiden anderen.

Nicht jedoch ohne einen Seitenblick zu dem Schwarzhaarigen zu werfen, der gerade dabei war endlich den Brief zu öffnen und die anderen Menschen um ihn herum nicht beachtete.

//Mit dem würde ich mich viel lieber unterhalten//, seufzte er innerlich bedauernd, schmiss den Gedanken jedoch gleich wieder von sich.

"Ich weiß", sagte gerade Matthias, wie er so eben erfahren hatte und schenkte ihm wieder eines seiner strahlendsten Lächeln. Denn im Gegenzug zu dem jungen Mann vorher schien dieser hier ihn zu schätzen. Die junge Frau klebte sowieso schon an seinen Lippen, auch wenn er es nicht anders gewohnt war freute es ihn doch immer wieder.

"Ich habe gehört, wie du dich meiner Schwester vorgestellt hast.", er deutete auf Tanja und nun fiel Sam auch die Ähnlichkeit auf die nicht nur von den braunen Augen ausging.
 

"Ihr seid Freunde von ihm?", er machte eine angedeutete Geste auf Nico der inzwischen in diesem Brief vertieft war ohne, dass sich eine Regung auf seinem Gesicht abspielte.

Matthias grinste etwas, jedoch konnte Sam nicht ganz zuordnen wie man dieses Grinsen interpretieren sollte.

"Wenn man es Freunde nennen will... Ja.", sagte er dann zögerlich und sah mit einer hochgezogenen Augenbraue zu seiner Schwester.

Diese zuckte gelangweilt die Schultern. "Nico braucht niemanden. Auch keine Freunde. Aber wir sind wahrscheinlich noch das, was am ehesten auf diese Bezeichnung zutrifft."

Erstaunt blickte der Blonde zu dem Geschwisterpaar, die wollten aber offensichtlich nicht näher darauf eingehen und ehrlich gesagt war dies ein Punkt, der den jungen gutaussehenden Mann mit der kalten Aura noch interessanter machte und seinen Ehrgeiz anstachelte.

Ein anzügliches Grinsen huschte über sein Gesicht bevor er den fragenden Blick von Matthias sah und er es fast sofort wieder verschwinden ließ.
 

Lächelnd heftete er seinen Blick auf Tanja, die gerade dabei war, sich an seinen Arm zu hängen und zu erzählen was sie studierte, nämlich Germanistik und etwas was sich Verdächtig nach einem Schimmelpilz anhörte, Sam aber nicht sagen konnte was es genau war. Außerdem verbrachte sie noch die kurzen Atempausen damit ihn anzuschmachten und mit Blicken zu durchbohren.

Fasziniert beobachtete er dieses Phänomen und warf dabei auch kurz einen Blick zu ihrem Bruder der das Ganze amüsiert und nachsichtig betrachtete. Aus Versehen fragte er sich, wie dieser bei so einer Schwester so alt werden konnte auch wenn er ihn höchstens für 23 schätzte.

"Was studierst du?", unterbrach Sam dann doch den Redefluss des Mädchens, als sie kurz Luft holen musste, an Matthias gewandt.

"Dasselbe wie Nico. Daher kennen wir uns auch.", als er den Blick von Sam sah, versuchte er ihn richtig zu deuten, was er auch schaffte und fügte also noch hinzu, "Sportpsychologie"

Anerkennend nickte er, was Tanja wieder dazu reizte weit ausholend zu erzählen wie langweilig doch dieses Studienfach im Gegensatz zu der Schimmelsubstanz war.
 

Als Sam kurz versuchte wenigstens einen kurzen Blick von Nico zu erhaschen, musste er entsetzt mit weit aufgerissenen Augen feststellen, dass niemand mehr dort stand. Nur vorbei eilende Studenten nahmen kurzweilig dessen Platz wieder ein und verließen ihn auch wieder.

Verzweifelt versuchte er den Schwarzhaarigen in dieser Masse auszumachen und gestand sich nach einiger Zeit ein, dass dies ein hoffnungsloses Unterfangen war. Schnell gab er es wieder auf, während Tanja nichts davon bemerkt hatte und fröhlich vor sich hinplapperte.

Nicht so Matthias der sehr wohl die Versuche mit bekam und ihn dabei aufmerksam musterte. Doch dieser konnte und wollte auch nicht helfen, wusste er doch, dass Nico ihn nicht nur umgebracht hätte sondern auch in die geheimnisvollen Tiefen des Folterns eingeweiht hätte.

Also schwieg er und sah zu wie Sam sich mit trauriger Miene bei beiden verabschiedete, mit der Begründung er würde heute schon wieder abreisen und dann den Weg aus der Universität und später dem Campusgelände suchte.

Let's go

Mit erleichtertem aufatmen hatte Nico damals festgestellt, dass seine letzte Chance nicht ungenutzt verstrichen worden war und seinen Erwartungen zum Trotz war er an der Elite Universität in New York aufgenommen worden.

Auch wenn er der Einzige war der daran je gezweifelt hatte versuchten sich seine Bekannten wenigstens ansatzweise mit ihm zu freuen. Denn wenn man ihn kannte konnte man sogar fast sagen der Student wäre fröhlich und ausgelassen. Obwohl ein Aussenstehender wohl immer noch einen verschlossenen jungen Mann sehen würde.
 

Was überhaupt niemand in seiner Umgebung sah war, dass Nico den unendlich scheinenden Wochen wie besinnungslos entgegen fieberte.
 

Im Oktober war es soweit, denn in Amerika starteten dort regulär wieder die ersten Semester und vorher konnte er nicht fliegen. Sein Geld reichte nicht aus, um an einem anderen Ort zu wohnen als in den Studentenbuden die sowieso schon überteuert angeboten wurden.

Trotzdem musste er sich damit zufrieden geben und tat es auch, jedoch war es nicht erlaubt sie vorher zu beziehen als wenige Tage vor Semesterbeginn. Und so musste er ungeduldig auf das Ende der Ferien warten die ihm schon ewig nicht mehr so lange vorkamen wie dieses Jahr.

Das letzte Mal, so konnte er sich erinnern, war noch in der Grundschule. Kurz vor dem Gymnasium war sie auch noch vorhanden gewesen nur trat die Ungeduld von da an eher ein bis es auch endlich die Ferien taten.
 

Aber auch so hatte der Student noch einiges zu tun. Die Wohnung musste aufgelöst, die Behörden mussten informiert, die Universitäten in Kenntnis gesetzt werden. Den Reisepass erneuern, der Führerschein fürs Ausland beantragen, die Versicherungen aktalisieren und ein Visum fordern. Das alles und noch mehr beanspruchte ihn in dieser Zeit genug. Und mit dem wiederholen von englischen Vokabeln konnte er sich auch noch auf andere Dinge bis zu seiner Abreise konzentrieren.
 

Doch selbst die längste Zeitspanne verstreicht irgendwann einmal egal ob herbei gesehnt oder befürchtet. Vielleicht war es in diesem Fall auch beides.

Nun stand er jedenfalls am Flughafen, seine Koffer mit hoffentlich nicht zu starken Übergepäck, hatte er auf einen dieser Karren geladen und kutschierte es nun auf der Suche nach dem richtigen Schalter durch die Gegend.

Er drehte sich suchend um die eigene Achse sein Gepäck nicht aus den Augen lassend, die würde er brauchen in Amerika. Selbst nur ein fehlender könnte eine Katastrophe sein wenn man an seinen knappen Geldbeutel dachte.
 

Gerade hatte er den richtigen Schalter gefunden und sich mit all seinen Sachen in Bewegung gesetzt als eine vertraute Stimme von hinten seinen Namen rief.

Mehr oder weniger genervt drehte er sich um und schon flog wieder ein Energiebündel in seine Arme und entdeckte neben dem Schwall Haare in seinem Gesicht, dass es nicht alleine aufgetaucht war.

"Nico", stellte der erste fest und sogar der Angesprochene liess sich zu einem Lächeln verleiten, denn er wäre der erste Mensch der nicht gerne verabschiedet und vielleicht sogar vermisst worden wäre.

"Matze!", er nickte freundlich und liess auch die Blicke über die drei anderen Gestalten ausser dem Geschwisterpaar gleiten. Denn, was Nico seltsamerweise hoch anrechnete, waren auch noch Markus, ein freundlicher und lebhafter Studienkollege, Maria, seine Freundin, ein Blondgefärbtes grellgeschminktes und mit üppigerer Oberweite als Intelligenzquotienten ausgestattetes Geschöpf und am Schluss auch noch Nadine, bei der letzteres eher umgekehrter Reihenfolge entsprach, gekommen. Nur um ihn zu verabschieden.
 

Gerührt oder nicht gerührt, Nico drückte Tanja von sich, und wollte sich schon nach einem "Macht's gut" auf den Weg zum Flieger begeben.

Schnell war Matthias bei ihm und hatte seine Arme um den völlig überraschten Studenten gelegt der zu verblüfft war um ihn weg zu stoßen.

"Auf Wiedersehen, Kleiner. Viel Glück in Amerika.", liebevoll sah Matthias den Jüngeren an und liess ihn los bevor Nico aus seiner Starre erwachen konnte. Der Blonde hatte schon immer auf Nico Acht gegeben und war auch immer da, wenn er gebraucht wurde. Auch wenn der Schwarzhaarige es sich nie eingestehen würde, Matthias würde er wahrscheinlich sogar vermissen.

Den anderen nickte er noch einmal zu und drehte sich dann endgültig um, Tanja schrie zwar noch einige Worte doch auf die achtete er einfach nicht sondern hatte schon das Gepäck abgegeben und lief gerade durch eine der Sicherheitskontrollen.
 

Nur wenig später saß er auch schon in seinem Flugzeug, dass ihn endlich seinem heißgeliebten Ziel näher bringen sollte.

Er fühlte sich seltsam, als würde er etwas zurücklassen. Nicht etwas was er zutiefst hassen wollte sondern eher sein gesamtes Leben, was ja auch eigentlich die Wahrheit war. Nur wollte er dieses Leben nicht und hatte es auch noch nie gewollt. Nun würde er es endlich los sein und eigentlich sollte er sich freuen.

Nur etwas hielt ihn davon ab, was... Nun ja. Was genau, das wusste er nun auch wieder nicht und er versuchte sich darüber nicht den Kopf zu zerbrechen sondern dachte stattdessen an seine Zukunft, die nur besser werden konnte.

Aber wenn er so den Blick durch den Flieger schweifen liess, liessen auf jeden Fall die nächstens paar Stunden Zweifel aufkommen.

Eine Stewardess machte sich vorne gerade daran, die Sicherheitsvorkehrungen zu erklären und direkt neben ihm auf der rechten Seite saß ein bebrillter Fettklops, der mehr Schuppen auf der Brille anstatt in seinen kaum noch vorhanden Haaren hatte.

Auf seiner linken Seite, direkt am Fenster, saß ein hageres, ebenfalls mit Brille ausgestattetes, Bürschchen, dass aufgeregt und nervös auf seinem Platz hin und herrutschte. Dabei fing er an Nico zu erzählen, wie schrecklich er unter Flugangst litt. Auch auf den vermehrten Hinweis, dass das den Angesprochenen einen Scheißdreck interessierte, beliess er es nicht auf der Tatsache sondern erzählte dann ausgesprochen munter, was er in 'the United States of America', wie er es ausdrückte, zu suchen hatte.

Innerhalb der nächsten paar Minuten erfuhr Nico, dass seine Frau, Kathrin, mit der kleinen Tochter, Chalsea, schon längst dort waren und ihn sehnlichst erwarten würden, er konnte nämlich nicht sofort mitreisen sondern musste erst seinen Vertrag bei einem kleinen Bürogebäude abarbeiten bevor er aufgelöst werden konnte und seinen neuen, total aufregenden Job als Sicherheitsfachangestellter antreten konnte.

Was soviel hieß, dass er in einem noch kleineren Büro aufpasste, dass nichts geklaut wurde und ab und zu auch den Leuten unter die Arme griff, wie z.B. die Tische zu verschieben.

Nico würde es mit viel gutem Willen als 'Hausmeister' ansehen, doch der Kerl der sich als Martin herausstellte versuchte ihm begeistert zu erklären, wie viele Pflichten ihn doch erwarten würden.

Seufzend stellte sich der Schwarzhaarige auf taub und beobachtete den wild hin und her hüpfenden Adamsapfel des Herrn, der nun übergangslos auf die Politik Deutschlands und Amerikas übergriff.
 

Am liebsten wäre Nico dem Pilot oder zur Not auch einem Steward, der gerade vorbei lief, um den Hals gefallen, als die Maschine endlich zu starten begann.

Sein Blick glitt ans Fenster, vorbei an dem immer noch schnatternem blond oder braunhaarigem, so genau konnte er es nicht feststellen, Menschen und blieb schließlich an einem kleinen Grüppchen hängen, die neugierig im Miniaturformat zum Flugzeug hinauf blickte.

Ein Lächeln schlich sich unbemerkt auf Nicos Gesicht als ihm klar wurde, dass seine Leute immer noch hier waren. Obwohl sie sich auf keinen Fall sicher sein konnten, dass der Reisende sie auch sehen würde.

Gut gelaunt lehnte sich dieser zurück und schloss die Augen. Er bereitete sich auf einen langen, sehr langen Flug vor, jedoch immer noch mit einem zufriedenem Lächeln.

Go Down Well

Der erste Schritt den Nico nun endlich auf amerikanischem Boden unternahm, war anders. Nicht unbedingt furcht erregend anders. Nur anders eben.

Lärm schlug ihm von der New Yorker Flughalle entgegen und überall hörte er englische, arabische, asiatische oder europäische Wortfetzen heraus. Dort eine Inderin, neben dran ein Franzose. Dann wieder ein Norweger und ab und an sah man auch einen typischen Amerikaner durch die Halle flitzen.

Der Deutsche genoss dieses Treiben und Stimmengewirr um sich, nahm alles tief in sich auf, um nie wieder etwas zu vergessen.
 

So schnell es für ihn möglich war, eiste er sich los und machte sich auf den Weg zu dem Gepäckschalter, den er nur mit Mühe in diesem Chaos fand. Ungeduldig wartete er auf seine Koffer, doch kein einziger von diesen schien auftauchen zu wollen. Stattdessen hörte Nico auf einmal eine, irgendwie bekannte, Stimme hinter sich, die noch etwas viel bekannteres gerade überwältigt rief.

"NICO?" Verblüfft drehte sich dieser um, überrascht, dass hier jemand seinen Namen überhaupt kannte. Geschockt sah er in ein braungebranntes und ihm, wie auch die Stimme, bekannt vorkommendes Gesicht.

Verwirrt runzelte er die Stirn. //Den kenn ich doch//

Genau dasselbe dachte auch sein Gegenüber, nur nicht so abschätzend sondern eher mit ziemlicher Begeisterung.

"Was machst du hier?", grinste ihn ein Lächeln wie aus der Zahnpastawerbung an. "Ich habe gedacht, ich würde dich nie wieder sehen."

//Und ich habe es nur gehofft//, dachte sich Nico, als er endlich erkannte, wen er da vor sich hatte. Nämlich diesen Schnösel, der es in der Uni wagte ihn erst umzurennen und dann zu nerven.

Wenn ihm doch nur der Name einfallen würde...

"Hi...", noch in Gedanken versunken, begrüßte er ihn erst mal, anstatt ihn einfach nur weiter dumm anzustarren. Immerhin konnte er sich noch ganz genau erinnern, DASS er sich vorgestellt hatte.

"Sam. Wir haben uns in deiner Universität kennen gelernt", versuchte ihm der Blonde auf die Sprünge zu helfen. Zur Bestätigung, dass er sich erinnerte, nickte Nico nur, genau. Sam hieß er.

"Was machst du hier?", begeistert fing er schon wieder an, den Schwarzhaarigen zuzuschwallen.

"Studieren", bemerkte er kurz angebunden und merklich im Unwohlsein, denn ihm behagte es gar nicht, diesen Dummschwätzer schon wieder an der Backe kleben zu haben. Und diesmal würde ihm weder Matze noch Tanja zur Hilfe eilen können.

Sam dachte im Gegensatz dazu völlig anders. //God, heute ist mein Glückstag. Thank you!//
 

Wenigstens schien Gott etwas auf Nicos Seite zu stehen oder eine faire und gleichberechtigte Partie spielen zu wollen, denn endlich kamen die Koffer und Taschen wie durch ein Wunder, zum Zeitpunkt genau angetrudelt.

So schnell wie eben möglich machte sich der Schwarzhaarige daran, das Gepäck vom Fließband zu hieven, bevor es wieder in den unendlichen Weiten der Laderäume zurückfahren konnte.

Ein ungeduldiger Sam stand neben ihm und tat einen Teufel daran zu helfen. Je schneller Nico seine Sachen runter hatte, umso schneller konnte er verschwinden. Und das war nun wirklich nicht das was er wollte. Er würde ihm ja folgen, nur blöderweise liessen sich seine eigenen Gepäcksstücke etwas mehr Zeit. //Damn!//, war das einzige was er im Moment dachte, aber sein Mund liess ihn zum Glück nicht im Stich sondern versuchte Nico davon zu überzeugen, dass er nicht nur ein langweiliger Dummschwätzer war, nein, sondern sogar ein sehr ausdauernder, langweiliger Dummschwätzer. Das musste auf jeden Fall der Blonde ausserdem noch denken, als er das kalte Gesicht seines Gegenübers betrachtete. //So verzweifelt war ich ja schon ewig nicht mehr. Anscheinend hab ichs echt wieder nötig//, schellte sich gedanklich der andere. //Aber wenn ich mir so die Kälte von ihm anschaue... Fuck off, wie gerne würde ich ihn so richtig heiß sehen//

Ein anzügliches Grinsen schlich sich auf seine Züge, was dem Deutschen leider auch nicht erspart blieb. Denn gerade eben hatte er das letzte Stück auf das kleine Wägelchen gewuchtet. Irritiert hob er eine Augenbraue und musterte den jungen Mann vor sich.

Schnell schüttelte dieser den Kopf und schenkte ihm noch einmal ein weiteres Lächeln, das der Sunnyboy ganz besonders gerne an den Eisklotz reichte.

Hibbelig sah er sich noch mal nach seinem Eigentum um und, oh my god, da kam es tatsächlich langsam angefahren. Freudestrahlend drehte sich Sam wieder zu seinem unfreiwilligen Begleiter aus Deutschland um und liess dieses Lächeln erstarren. Er war weg.
 

Schnell hatte sich Nico aus dem Staub gemacht, als der Strahlemann gerade andersweitig beschäftigt war. Natürlich nicht die feine englische Art, aber schon mal ein Anfang, musste er sich grinsend eingestehen.

Ansonsten wäre er den übereifrigen jungen Mann wohl kaum losgeworden. Erst jetzt drängte sich ihm die Frage auf, was der Kerl hier zu suchen hatte.

Anscheinend Urlaub dachte er sich und verwarf den Gedanken wieder, immerhin dauerte es noch gut eine Woche bis die nächsten Semester begannen. Jetzt musste er erstmal den Campus finden, Sam würde er in einer solchen Millionenstadt eh nie wieder sehen, stellte er bedauernd fest.

Moment. Halt. Bedauernd? Eher nicht, musste er sich korrigieren. Was dachte er eigentlich für einen Scheiß? Befriedigt passte wohl besser. Genau, bestätigte er sich in Gedanken. //Spießer!//

Right from the start

Diesmal kurz zu Beginn:

In diesem (wieder sehr kurzem) Kapitel, kommt ziemlich viel englisch vor. Ich hab einfach mal angenommen, dass die meisten diese Grundkenntnisse beherrschen. Falls es aber bei jm. nicht so ist, übersetz ich die paar Sätze gern ;)
 


 

New York!! Lärm durchdrängte und demütigte sein Trommelfell, die riesigen Häuser zerdrückten ihn und der Verkehr war nahe davor ihn umzubringen.

Diese Stadt war tausendmal besser als er es sich vorgestellt hatte!

Nun stand er mitten in ihr, an einer stark belebten und befahrenen Straße und wartete auf eines der berühmten New Yorker Taxis, die hier zwar haufenweise herum fuhren aber kein einziges auf die Zeichen des eher schmächtigen Mannes reagierte.

Verdrießlich sah er sich um, genau so hatte er sich das vorgestellt. Alleine in einem fremden Land. Und ja. Er genoss es. Schon fast unheimlich, wie sehr. Tief seufzte er, als er auf einmal eine weibliche Stimme neben sich vernahm, die ihn ganz gehörig aus seinen Gedanken schreckte.

"No Taxi within sight?" Die Frau die eben dies fragte, hatte einen neugierigen und abschätzenden Blick aufgesetzt und man hatte fast das Gefühl, dass dieses Wesen ihn mit den Blicken nicht nur die Kleider auszog, sondern zusätzlich auch noch Haut und Fleisch, die Seele kopfüber stülpte und alles herausgefallene genauestens durchsuchte. Dieser Blick, kam aus haselnussbraunen Augen, unter eben solchen Haaren und braungebrannter Haut.

//Anscheinend genau wie Sam ein Jahresticket im Sommerstudio//, dachte er sich verbissen und konnte sich gerade noch so zu einem Nicken zwingen, und endlich seine Blicke von der zierlichen Frau lösen. Denn obwohl rein äusserlich nichts besonders aufregendes zu sehen war, zog sie doch wirklich jeden Blick auf sich. Vielleicht lagen die knallrote und -grüne Kleidung daran aber irgendwie bezweifelte Nico das, überall wo er hin sah, waren nicht minder verrückt gekleidete Leute zu sehen. Das Mädchen, oder eher die junge Frau, er schätze sie älter als sich selbst, hatte einfach eine Aura, bei der man zweimal hinschauen musste. Eine Person, die einem egal wie kurz man ihr begegnete, sich wieder an sie erinnern musste.

"You're newbie?", fragte sie im breiten, amerikanischem Dialekt und als er nicht reagierte, setzte sie noch eins hinten drauf, "You understand me?"

Wieder nickte Nico, was sollte er auch anderes tun? Sich gleich bei seinem ersten Gespräch blamieren? Nein, danke.

"You can't speak?", vermutete sie und hob ihren Zeigefinger, zusätzlich runzelte sie die Stirn. Diese Geste verwirrte den Schwarzhaarigen etwas und ähnlich wie sie runzelte auch er die Stirn, bevor er es fertig brachte diesmal mit dem Kopf zu schütteln.

Plötzlich riss die Frau beide Arme in die Luft und schrie laut und verzweifelnd, "Then speak with ME, beautiful, strange boy!"

Erschrocken über diesen plötzlichen Ausbruch, machte Nico einen großen Schritt nach hinten und starrte sie dabei entsetzt mit weit aufgerissenen Augen an. Kaum einer von den Menschen um sie herum, beachtete sie wirklich. Selten wurden ihnen gelangweilte Blicke zugeworfen, höchstens die Aura der Brünetten ließ sie vielleicht neugieriger werden.

Die Reaktion des Deutschen amüsierte das Mädchen anscheinend zutiefst und es fiel in einen, durchaus sehr sympathisch machenden, Lachanfall.

"I'm Desideria", nun grinste sie breit übers Gesicht und hielt ihm die ausgestreckte Hand entgegen. Der verunsicherte junge Mann ergriff sie zögernd und wiederholte im Geiste diesen ungewöhnlichen Namen. //Desideria.. amerikanisch ausgesprochen klingt er sogar irgendwie...normal//

"My friends call me Deria, that's enough", zwinkerte sie und wartete anscheinend nicht einmal auf eine Antwort.

Der Deutsche gab sie ihr trotzdem und drückte sanft ihre Hand, das Lächeln nun endlich etwas zögernd erwidernd. "My name is Nico"

"Nico?", sie bemühte sich, den Namen auszusprechen, doch irgendetwas klang falsch in ihrem Mund.

"Nicolas", versuchte er ihr auf die Sprünge zu helfen und lächelte aufmunternd, auch sie strahlte nun wieder und entzog erst jetzt ihre Hand der seinen und deutete dann mit der frei gewordenen auf sein Gepäck.

"Where did you come from an' where want you go?", mit einem strahlendem Gesicht sah Deria ihn an. //Fast genauso eine 1000 Wattbirne wie Sam... Moment, wieso muss ich andauernd diesen Kerl vergleichen??//

Schnell verdrängte er diese Gedanken und beantwortete sie gleichzeitig schnell damit, dass er nicht so oft jemanden auf dem Flughafen zufällig trifft.

Als er wiederum auf die Frage der Amerikanerin gedanklich zurückkam, zögerte er kurz. Immerhin wusste er, dass Deutschland nicht unbedingt unter den Top10 der beliebtesten Länder war. Trotzdem beantwortete er die Frage ehrlich, wenn auch leicht gehemmt.

"Germany and the New York University"

"Germany!! Really?", begeistert und mit leuchtenden Augen sah sie zu dem jungen Mann hinauf. Schnell machte sie ihm klar, dass ihr bester Freund ebenfalls aus Deutschland kam aber nun schon einige Jahre in Amerika lebte. Er müsse ihn ganz schnell kennen lernen, besonders weil er auch bei der NY University studierte.

Ein gellender Pfiff ließ den sonst so selbstsicheren Nico auf einmal zusammen fahren und nur wenige Augenblicke später fuhr eines der bekannten gelben Taxis an den Straßenrand.

Gewusst wie, spitzbübisch zwinkerte Deria ihm zu und hielt ihm die Tür auf. Bewundernd sah er die junge Frau an und wollte schon einsteigen, bevor er sich noch mal zu seinem Gepäck umdrehte.

Seltsamerweise schien sich jedoch der Haufen dramatisch verringert zu haben. "Shit!!", fluchte er auf und sah sich um, ob nicht irgendwo die 2 verschwundenen Koffer auftauchen würden.

"What's the matter?", erkundigte sich die Braunhaarige und beobachtete ihn neugierig. Ein Hagel voller deutscher und nichtdeutscher Flüche prasselte auf sie nieder, bevor er ihr misstrauisch erklärte was geschehen war.

Leichthin zuckte sie mit den Schultern. Dies ist New York, und nichts besonderes. Er könne froh sein, dass nicht alles verschwunden war sondern nur ein Drittel davon. Anstatt sich ebenfalls aufzuregen oder sich auf die Suche nach den vermissten Sachen zu begeben, machte sie sich nun daran, die noch vorhandenen Stücke in den Kofferraum zu schmeißen. Besonders weil der Taxifahrer schon zu nörgeln begann. Als seine letzte Habseligkeit verstaut war, setzte sich Nico nun doch in das Auto, bei dem noch immer die Tür einladend offen stand. Auch wenn dabei immer noch leise murrend.

Deria landete schwungvoll neben ihm und hatte wieder ihr einnehmendes Lächeln aufgesetzt, das Nico von Anfang an bezauberte. Sie nannte dem Fahrer eine Adresse und obwohl sie nicht ihn ansah, hatte Nico das Gefühl von ihr beobachtet zu werden. Die Straße sagte ihm auch nichts und so sah er sie fragend an, aber nur ein Lachen war die Antwort und der Schwarzhaarige konnte nicht anders, sondern vertraute ihr jetzt schon blind. Obwohl das wohl das schwerste war, was der Mann bisher verschenkt hatte.

//Vielleicht liegt es einfach nur daran, dass ich hier neu bin und mir gar nichts anderes übrig bleibt//, versuchte er sich selbst zu beruhigen, //Oder Jetlag..//

Strike the right note

Sorry, ich weiß, wie immer zu kurz..

Aber dafür wirds jetzt öfters hochgeladen^^
 

-
 

Das Haus vor dem sie schließlich hielten, war dagegen alles andere als vertrauenswürdig. Zweifelnd sah Nico die junge Frau an, die aber gar nicht erst darauf achtete, sondern sofort aus dem Wagen sprang. Seufzend machte er sich daran, ganz Gentlemanlike die Fahrt zu bezahlen.

Ein wenig Trinkgeld dazu gebend stand er daraufhin aus und musste erfreut feststellen, dass Deria wenigstens schon die verbleibenden Koffer ausgeladen hatte. In ihm schoss schon wieder ein Stich durchs Herz als er an die verschwundenen dachte.

Schnell schob er diesen Gedanken beiseite und musterte das alte Haus wieder eingehend. //Hat auch schon mal bessere Zeiten erlebt// Aber auch dieser Gedanke verschwand, als Deria einen der Koffer in die Hand nahm und eine auffordernde Geste machte.

Nico nahm die Umhängetasche und die 2 anderen verbliebenen Gepäckstücke um ihr zu folgen.

Ein unangenehmer Geruch schlug ihm entgegen und veranlasste ihn dazu, missbilligend die Nase zu rümpfen. Was hatte ihn nur getrieben in eine solche Bruchbude zu gehen. Das Lachen von Deria erinnerte ihn schließlich wieder daran, die nämlich diesen Blick aufgefangen hatte.

Sie nahm einfach seinen Arm und zog ihn weiter, eine schmale, dreckige Treppe empor, bis sie dann plötzlich vor einer unscheinbaren Tür anhielt. Helles Holz ließ darauf schließen, dass die Tür erst später eingesetzt worden war, da der Rahmen dunkel war.

Auf jeden Fall schien Deria hier zu wohnen, denn sie zückte im nächsten Moment einen Schlüssel, mit dem sie diese schon recht verkratzte Tür aufschloss. Sie schwang nach innen und wieder den Koffer ergreifend verschwand die Frau in der dahinter liegenden Wohnung.

Schweren Herzens ergriff auch Nico den Koffer und machte sich unsicher auf, in den dunklen Gang dahinter einzutreten. Misstrauisch sah er sich um, immerhin kannte er das Mädel noch nicht lange und wer wusste, wohin sie ihn geführt haben mag. Als seine Augen sich endlich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, sah er einen schmalen, nicht besonders wohlhabend ausgestattenden Gang, der aber alles in allem sehr heimelig wirkte. Überrascht versuchte er den Schritten zu folgen, die just in diesem Moment verklungen waren und suchte Deria.

Diese fand er dann schließlich in einer kleinen Wohnküche, in der aber nicht nur sie stand, sondern auch noch einige Personen, jedoch männlichen Geschlechts vertreten waren.

Kühl musterte er die jungen Männer, gab so deutlich zu verstehen, dass er nicht zu ihnen gehörte. Deria dagegen war schon munter in ein Gespräch vertieft.

Neugierige Blicke legten sich auf ihn, als der Schwarzhaarige endlich bemerkt wurde und auch die junge Frau stoppte kurz ihren Redefluss um sich zu ihm umzudrehen und verlegen zu hüsteln.

"Oh sorry, hab ich ganz vergessen." Leichtfüßig schritt sie auf ihn zu und legte einen Arm um seine Schultern. Jedoch mit einiger Mühe, denn Nico war um einiges größer.

"Das hier ist Nick!", verkündete sie strahlend, was den Vorgestellten nur zu einem Stirnrunzeln verleitete. //Nick?//, hatte er richtig gehört.

Murmelnd wurde er von den anderen Leuten begrüßt, 3 wie er gerade feststellte. Diese sahen ihn fragend an, waren es anscheinend nicht gewohnt einfach so überfallen zu werden. Das verwunderte den Deutschen etwas, hatte er doch damit gerechnet, dass ständig jemand von dem kleinen Wirbelwind mitgeschleppt wurde. Oder er war einer der wenigen, die sich wirklich dafür entschlossen mitzugehen und er deutete die Blicke falsch und die Kerle dachten gerade, wie blöd er eigentlich sein musste.

Schnell verdrängte er diese Gedanken, als er in die offenen, freundlichen Gesichter sah, die weder Misstrauen noch Ärgernis ausstrahlten. Das Einzige, was man wirklich offen darin lesen konnte, war schlicht und ergreifend Neugierde.

Wieder vor sich hinplappernd stellte Deria schließlich die drei Typen vor, die sich noch immer nicht gerührt hatten sondern weiterhin an ihren Plätzen stehen blieben. Einer der drei saß auf einem hohen Barhocker, der eher fehl in der kleinen Küche vorkam, Thunder, wie er gerade vorgestellt wurde. Hellbraune Haare, schokoladenbraune Augen und noch einige Pickel schmückten sein Gesicht. Er schien der Jüngste der versammelten Gesellschaft zu sein, Nico eingeschlossen. Er schätzte ihn auf ungefähr 21 oder 22.

Anscheinend war er der Witzbold der Runde, stellte er fest, als er einige Wortfetzen aus den Sätzen aufschnappte, die die beiden miteinander wechselten.

Die zwei anderen lehnten an den Küchentheken, die die ganze linke Wand einnahmen, einer von ihnen hatte ein Glas mit einer durchsichtigen Flüssigkeit in der linken Hand, Wasser, wie Nico einfach mal schlicht festlegte, während er sich mit der Rechten hinter sich abstütze. Anscheinend schien dieser eher ein ruhiger Kerl zu sein, wurde außerdem als Richard vorgestellt. Aus dem Gespräch schloss er aber, dass auch bei ihm niemand den richtigen Namen verwendete, sondern er allgemein als Ricky bekannt war. Er hatte eine merkwürdige Haarfarbe, jedoch würde Nico es einfach mal gutmütig als eine Art braun einschätzen. Die Haarfarbe, die sowieso jeder vierte Mensch hatte. Seine Augen sahen freundlich aber distanziert aus. So als wollten sie auf keinen Fall als aufdringlich erscheinen aber doch interessiert an seiner Person wären. Auch hier war die Farbe eher undefinierbar. Grün-grau-braun. Jedoch machte es seine gesamte Art nicht hässlich, eher interessant obwohl ihn wohl keiner als einen Modeltyp einschätzen würde.

Der dritte in der kleinen Küche lehnte nahe dem Waschbecken, hatte beide Arme vor der Brust verschränkt und musterte ihn fast unverschämt direkt. Der Sunnyboy im Bunde, stellte der Schwarzhaarige fest.

Designerklamotten, himmelblaue Augen, blonde Haare. Noch so einer, stöhnte er innerlich konnte sich aber beherrschen äußerlich die Augen zu verdrehen.

Ashley hieß er und wie sollte es anders sein, Abkürzung von ihm, Ash. Ob das nur hier in dieser Clique so war oder ob überall in Amerika die Namen einer solchen Verstümmelung erlagen?

Aber auch das schob er erstmal zu den noch nicht abgelegten Gedanken um ihn später wieder aufzunehmen. Jetzt versuchte er erst mal, dem Gespräch der vier anderen zu lauschen, was ihm zwar dank seiner Englischkenntnisse recht leicht fiel, sich aber trotzdem Mühe machen musste, hinterher zu kommen. Die Gruppe sprach nicht gerade langsam in einem schrecklichen New Yorker Dialekt und in dem Moment als er anfing sich zu fragen, warum er eigentlich hier war, blieben die Blicke der anderen wieder auf ihm kleben.

//Mist//, anscheinend hatte er nicht aufgepasst, denn er hatte nichts mitbekommen was auf ihn zielen konnte.
 

Der fragende und wahrscheinlich sehr verwirrte Blick den er den vieren zuwarf, amüsierte sie anscheinend blendend, denn auf einmal fingen alle wie auf Kommando an zu lachen, bis endlich Ricky sich dazu erbarmte ihm die plötzliche Erheiterung zu erklären.

"Ein kleiner Insider, wenn plötzlich jemand mit seinen Gedanken abschweift und es alle andern merken wird er solange angestarrt bis er es wieder mitbekommt", grinsend zeigte er auf die anderen. "Und ich denke, meinen Freunden wird es auch nicht anders ergangen sein als mir. Dein konfuser Blick... Göttlich"

Langsam verstand er zwar den Witz, aber ob das nun sein Humor war, war eine ganz andere Sache. Wieder musste er sich bemühen nicht die Augen zu verdrehen.

Der finstere Blick, musste wahrscheinlich in den falschen Hals geraten sein, denn plötzlich verzog sich Rickys Gesicht in ein entschuldigendes Lächeln.

"Sorry, wir wollten dich nicht auslachen falls das den Anschein für dich hatte", fast flehend sah ihn der Braunhaarige an und wartete wohl darauf, dass er ihn ordentlich zur Schnecke machen würde. Denn Nicos Gesichtsausdruck ließ sicher darauf schließen, das wusste er aus Erfahrung.

Seufzend und schließlich lächelnd schüttelte er den Kopf, "Nein, ist schon in Ordnung. Ich war nur überrascht", wagte er sich endlich einmal an einen bzw. zwei längere Sätze.

Fließend und ohne zu zögern glitten ihm die Wörter aus dem Mund und von sich selbst beflügelt, machte er sogar noch einen Schritt nach vorne, was sollte auch schon groß passieren?

"Ich will ja nur ungern stören, aber vielleicht wäre es besser, wenn ich endlich zum Wohnheim fahren würde." Er schickte Deria einen unsicheren Seitenblick.

"Ich weiß ehrlich gesagt selbst nicht so genau, was ich hier zu suchen h..", sofort wurde er energisch von der jungen Frau unterbrochen.

"Du solltest meine Freunde kennen lernen!! Oder sie dich", grinste sie plötzlich, "So jemanden muss man nämlich einmal im Leben gesehen haben"
 

Wäre Nico nicht schon so in seine Maske vertieft gewesen wären ihm wahrscheinlich spätestens jetzt die Augen aus dem Kopf gefallen. Stattdessen starrte er das Mädchen unverwandt kalt an und ließ sich dann endlich zu einer Antwort herab.

"Okay, aber die Touristenattraktion würde jetzt gerne gehen." Das brachte sie aber nur zum lachen und kichernd stellte sie eines fest, "DU bist hier der Tourist!"

Dabei fiel ihr anscheinend wieder ein, was sie vorher erzählt hatte und zu den anderen Kerlen gewandt fragte sie, "Wo ist eigentlich Matty?"

Diese zuckten jedoch nur gelangweilt mit den Schultern. Deria machte es ihnen nach und drehte sich wieder zu ihrem Gast um, "Dann halt nicht. Das wäre dein Landsmann gewesen aber der ist auch nicht immer anzutreffen"

"Du bist Deutscher?", mischte sich nun auch Thunder ein, der bis jetzt noch kein Wort an ihn gerichtet hatte und anscheinend auch der Einzige worden war, der von einem Spitznamen verschont wurde.

Bestätigend nickte Nico und freute sich innerlich, dass man das nicht sofort an seinem Dialekt hörte. Thunder wollte grad mit einem, wohl nicht besonders berauschenden, Kommentar fort fahren, jedoch wurde er gnadenlos von Deria unterbrochen, die solche Bemerkungen schon gewohnt war. Auf jeden Fall schien es so.

Sie packte Nico am Arm und zerrte ihn raus, rief einem von den dreien noch zu, dass sie sein Auto nehmen würde und mit dem darauf einsetzendem Protest schloss sich die Tür.

Deria war schon dabei mit einem Koffer auf dem Arm die Treppe hinunter zu hüpfen, als sich der Schwarzhaarige ebenfalls dazu entschließen konnte.

"Wo bleibst du denn?", hörte er schon aus dem Treppenhaus schallen, als er seinen Fuß auf die erste Stufe setzte und somit wehleidig seinem Schicksal entgegen stieg.

When the tide goes out

Ich weiß, des Kapitel ist verdammt kurz^^"

Aber das nächste ist beim betan und wird sofort hochgeladen, so bald es wieder da ist ;)
 

Danke auch für die lieben Kommentare ^^

@Kait, nein war noch nie in New York bzw. Amerika. Weiß nicht wie ich darauf komme, aber das nennt man ja künstlerische Freiheit ;)
 

-
 

Auf dem Campus hatte gerade jemand völlig andere Probleme.

Nachdem sich Sam endlich wieder häuslich nieder gelassen hatte, seine Freunde hinter sich gelassen und auch allem anderen Kram geschickt aus dem Weg gegangen ist war er nun dabei am Sekretariat die Zimmernummer eines gewissen Nicos herauszubekommen, der hier an der New York University Psychologie studieren wird.

Ein hoffnungsloses Unterfangen. Es gab zwei Möglichkeiten mit denen der Blonde spekulierte.

Erstens, die ebenfalls blonde Frau war einfach zu dumm dafür und ,konnte' es nicht herausfinden oder zweitens, sie ,wollte' es einfach nicht. Sam wusste nicht wieso aber etwas veranlasste ihn dazu zum ersten zu tendieren.

Seufzend und missmutig versuchte er der fleischgewordenen, Sekretärinnen-Barbie klar zu machen, dass dieser Nico aus Deutschland kommen würde und es ja nicht so viele Nicos aus Deutschland gebe, die gerade dieses Studienfach belegten. Aber auch dies war etwas, was Miss Ich-habe-auch-noch-andere-Sachen-zu-erledigen wahrscheinlich nicht verstand.

Total in Rage gelaufen, rannte der junge Student wieder aus dem Büro in den viel zu vollen Gang, um sich wieder auf zu seinem eigenen Zimmer zu machen.

Mehr als schlechtgelaunt kam der Sunnyboy dort auch schließlich an.

"What's up?"

Genervt knurrte er auf diese Frage nur ein, "Fuck you" und ließ sich auf sein Bett sinken um dann der Beschäftigung nachzugehen trist an die Decke zu starren.

Sein Zimmernachbar, der so derb angefahren wurde, sah überrascht auf diese genervte Gestalt, bevor er sein Buch weglegte und aufstand. So kannte der 24-jährige Sportler seinen Freund gar nicht, nicht einmal bei dem schlimmsten Problem wurde er dermaßen angefaucht.

"Hey, was ist los?", vorsichtig setzte sich der Schwarzhaarige ans Ende des Bettes. "Nichts, Tom. Kümmere dich um deinen eigenen Scheiß!"

Langsam verärgert runzelte dieser die Stirn, er hatte weder die Zeit noch die Geduld so etwas durch zu ziehen.

"Verdammt, Sam! Was ist in dich gefahren??", fauchte er nun von seiner Seite.

Überrascht sah nun der Blonde auf, er war es ebenso wenig gewohnt wie Tom es war.

Seufzend und klagend setzte er sich auf und starrte nun gen Boden, die Decke ablösend.

"Was ist in Deutschland passiert?"

Wehrlos hob Sam die Schultern, was sollte er sagen? Da war ein Kerl, der ihn anscheinend nicht nur in seine Träume verfolgte sondern sogar bis nach New York?

Naja, es war wahrscheinlich ein guter Anfang und deswegen erzählte er auch haargenau dies, nur etwas ausführlich.

"Also liegt das eigentliche Problem darin, dass du ihn hier nicht finden kannst?", stellte sein Freund am Ende seiner Erzählung abschließend fest. Bestätigend nickte er.

"Das lass mal meine Sorge sein", grinste dieser auch schon wieder. "Spätestens nächste Woche weiß ich, wo er wohnt"

Verschmitzt zwinkerte er ihm zu und sprang mit, für einen Normalsterblichen, viel zu viel Schwung auf.

"Kommst du mit? Ich geh zu Valerie. Wenn sie nichts weiß, weiß es niemand."

Ergeben und mit deutlich weniger Energie kämpfte er sich nach oben, als er endlich stand wurde auch schon die Zimmertür aufgerissen und ein, wie immer, gut gelaunter Tom fegte nach draußen.

Augen rollend folgte ihm der Blonde, blieb jedoch, als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, wie fest gewachsen stehen.

Es würde eindeutig weniger werden als eine Woche.

Blimey!

Sorry, dass es so lange gedauert hat.

Dafür jetzt gleich 2 Kapitel =)

Wann ab jetzt die Updates folgen werden, kann ich jetzt aber nicht mehr versprechen. Mehr habe ich noch nicht geschrieben, werde aber versuchen, regelmäßig weiter zu kommen.

Wünsche euch jetzt aber viel Spaß beim Lesen!
 

-
 

Bis jetzt hatte Nico seinen blonden Alptraum noch nicht entdeckt. Abgelenkt von der plappernden Quasselstrippe achtete er auch nicht weiter auf seine Umgebung nur soweit, dass er sich den Weg merken konnte. Und selbst das tat er nur notdürftig, denn er versuchte ausserdem noch bei dem Affenzahn den Deria vorlegte mitzuhalten und den vorbeilaufenden Studenten auszuweichen.

Das heißt der Schwarzhaarige stürmte mehr oder weniger an Sam vorbei, der wie erstarrt immer noch vor seiner geschlossenen Tür stand und mit offenem Mund der Rauchwolke nachsah. Eine Hand legte sich auf seine Schulter, was ihn aber nicht daran hinderte, gerade noch mit an zu sehen, wie seine 'Wunschvorstellung' am anderen Ende des Ganges hinter einer Tür verschwand. Erst nachdem diese Hand sich auch noch zu bewegen begann und ihn mit sanfter Gewalt wach rüttelte drehte er sich um und sah verwirrt in das Gesicht seines besten Freundes.

"Sammy?", ebenso konfus stand dieser neben ihm, selten, bis gar nicht, hatte er ihn so merkwürdig erlebt. "Alles in Ordnung mit dir?"

Der Angesprochene konnte sich gerade noch zu einem Nicken durchringen als er schon wieder in die Richtung seines verschwundenen Schwarms starrte.

"Sammyboy?", langsam machte Tom das Verhalten seines Mitbewohners Angst und er versuchte, sich in das Blickfeld zu schieben, das der Blonde angenommen hatte. Zum Glück mit dem gewünschten Ergebnis, der etwas Kleinere blickte ihm wieder ins Gesicht.

"Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen", stellte er fest und sah ihm aufmerksam in die Augen.

Sam seufzte und zuckte dann ergeben mit den Schultern, "Muss wohl so sein. Oder hast du den schwarzhaarigen Schönling auch vorbei fliegen sehen?"

Misstrauisch runzelte Tom jedoch nur die Stirn, "Es sind einige über den Gang gelaufen, ich habe nicht drauf geachtet. Aber deine Sprachentwicklung macht mir Sorgen. Du warst zwar im Land der Dichter und Denker, aber im Moment bist du wieder in Amerika."

Verblüfft blickte Sam den jungen Mann an, der noch immer seine Hand auf die Schulter gelegt hatte, als würde er ihn fest halten wollen, dass er nicht so ganz abrutschte.

Und langsam aber sicher musste der Blonde anfangen zu lachen. Es war einfach zu viel. Dass er sich so wegen einem Typen benahm, war mehr als merkwürdig. Dass er schwul war, war zwar kein Geheimnis mehr und er selbst hatte es sich auch schon längst eingestanden, aber so ein Aufstand wegen einem Kerl? Oh Gott, nein. Das ist wirklich noch nicht vorgekommen.
 

Das Lachen machte Tom fast noch ängstlicher und wenn er nicht bald davon überzeugt wurde, würde er seinen Freund einfach für verrückt erklären.

Seufzend drehte er sich um seine eigene Achse und richtete nur noch seine Frage an den anderen.

"Welche Tür hast du gesagt?"

"Die letzte links", antwortete nun Sam wieder einigermaßen beruhigt und sah unsicher zu seinem Mitbewohner, er wollte doch nicht etwa...

Aber genau dies hatte er vor, ehe sich Sam versah war Tom schon unterwegs, um dem ganzen Unwissen ein Ende zu setzen.

"TOM!", entsetzt sah er ihm nach, unfähig sich zu rühren.

Auf sein Rufen hin, drehte sich der Angesprochene nun doch noch einmal um und winkte den anderen an sich heran.

"Nun mach schon, so schüchtern kenn ich dich ja gar nicht" , wartete aber nicht, ob er ihm tatsächlich folgte, hatte sich auch schon wieder umgedreht und seinen Weg fortgesetzt.

Vor der Tür hielt er an und klopfte. Geduldig wartete er darauf, dass man ihm öffnen möge, was im nächsten Moment auch schon geschah.

Als er herunter schaute, blickte er in haselnussbraune Augen die ihn schalkhaft anfunkelten.

"Ja?"

"Ich würde gerne zu dem Ke.."

"Ahh, Tom", ertönte plötzlich hinter dem Mädchen und ein junger Mann schob genau dieses zur Seite um sich selbst Platz zu machen.

"Was verschafft mir die Ehre?", das grinsende Gesicht hatte giftgrüne, immer spöttisch glänzende Augen die unter dunkelbraunen, fast schwarzen, Ponyfransen hervorblitzten.

"Oh Berry..", überrascht sah er den Jungen vor sich an, er hatte ganz vergessen, dass dieser hier wohnte.

"Genau", antwortete der, "Du hast mich entlarvt."

"Du bist so witzig", obwohl es ironisch klingen sollte, musste Tom schmunzeln.

"Du hast einen neuen Mitbewohner?", stellte er dann eher fest als es nach einer Frage klingen zu lassen.

"Stimmt", überrascht zog Berry eine Augenbraue in die Höhe, "Das ist ein neuer Rekord. So schnell hat es sich noch nie rum gesprochen."

"Naja, er wurde beobachtet", lächelnd trat er unverfroren einfach an dem Dunkelhaarigen vorbei und lugte ins Innere des Raumes.
 

Endlich sah er das ,Wunderwerk' aus nächster Nähe und real. Zwischen ein paar Taschen und ziemlicher Unordnung saß ein schwarzhaariger, Tom musste zugeben, ein unglaublich gut aussehender junger Mann.

Pfeifend stieß er die Luft anerkennend aus.

"Der Junge hat Geschmack"

Verständnislos sah ihn dieser Modeltyp von unten herauf an und grinsend schritt Tom die wenigen Schritte zu ihm und bot ihm die Hand an.

"Hi, ich bin Thomas und wohn am Ende des Ganges.", selbstsicher schüttelte er die Hand, bevor er noch hinzufügte, "Nenn mich Tom."

Die Antwort darauf war ein genervtes Augenrollen, dass man schon Angst bekam die Augen würden heraus fallen.

Tom spürte aus einem gewissen Grund, dass er besser nicht darauf eingehen sollte.

"Und mit wem habe ich das Vergnügen?", nachdem er keine eigene Initiative erwarten konnte.

"Nicolas. Und zwar GANZ Nicolas.", betonte er seinen vollen Namen. In Deutschland wurde er zwar auch abgekürzt, aber als Protest musste er regelrecht dagegen angehen.

Deria machte ihm aber bedauernswerterweise einen Strich durch die Rechnung.

"Ach.. Nick ist anscheinend ein bisschen schüchtern.", erklärte sie feixend und hakte sich einfach bei dem, ihr eigentlich noch fremden, Tom ein.
 

Überrascht sah dieser das Mädchen an. //Sehr zutraulich//

Er musste leicht grinsen, nickte dann aber.

"Okay, Nick... Ich habe schon viel von dir gehört."

Diesmal war es an Nico, überrascht zu wirken. Er war gerade einmal ein Tag in diesem Land und es hatten hier mehr auf ihn abgesehen als zu Hause.

"Ach ja..?", misstrauisch sah er zuerst zu Tom, dann zu Deria. Nein, sie konnte es nicht gewesen sein, aber wer sonst?

Wieder nickte dagegen der Sportler und strahlte ihn an.

"Ja, Moment."

Einen Augenblick später war er wieder aus der Tür verschwunden und tauchte Sekunden später sofort wieder dort auf. Dabei zog er einen widerwilligen Sam hinter sich her.

"Das ist er, oder?", strahlend zeigte er auf Nico, bevor er den Blonden davon abhalten konnte, vor Blamage im Boden zu versinken.

"Oh. Mein. Gott.", ungläubig starrte er auf den Studenten, der immer noch versuchte, sich aus den Armen seines Freundes zu entwinden, als er bemerkte, dass er die Worte laut ausgesprochen hatte und Deria sowie Berry starrten ihn daraufhin an.

Zum Glück besaß Nico soviel Arroganz um dies nicht zu beachten, sondern starrte weiter seinen neuen Schatten an.

//Den werde ich wohl nie wieder los//, darauf bedacht, diesmal wirklich zu denken.
 

Endlich waren die beiden der Rangelei müde und Sam ergab sich einfach seinem Schicksal und nickte knirschend auf die Frage, die immer noch im Raum stand.

Das einzige Mädchen hatte sich inzwischen zu dem mindestens genauso verwirrten Dunkelhaarigen gesellt. Unauffällig wollte sie ihn ausfragen, bekam aber auch nicht mehr zur Antwort, als sie sich schon hätte denken können.
 

Seufzend begann plötzlich Nico, seine noch vorhandenen Sachen auszupacken und die restlichen Leute im Zimmer nicht mehr zu beachten. In Ignoranz war er mindestens genauso gut.

Verwundert sahen ihm die anderen zu, bis sich Berry schließlich wachrüttelte und mit Mühe und Not die anderen aus dem Zimmer schmeißen konnte, die sich natürlich lautstark dagegen wehrten.

Schnell verschloss er die Tür hinter sich, bevor er sich zu seinem neuen Mitbewohner umdrehte.

"Bist du eigentlich überall so beliebt wie hier?", begann er grinsend die erste Konversation, die mit den anderen, insbesondere Deria, so gut wie unmöglich gewesen war.

"Nein", antwortete sein Gesprächspartner, der deutlich zeigte, dass der Wunsch, überhaupt erst ein Gespräch anzufangen, sehr einseitig war.

Davon ließ sich der andere aber nicht stören, sondern ließ sich neben Nico einfach auf dem Boden nieder und begann, die Sachen, die eben dort gelegen hatten, ins Regal zu räumen.

"Gut, dass du nicht so viel dabei hast... Die Zimmer sind ja eh mehr als winzig"; begann er schon wieder. Und Nico musste ihm wohl oder übel Recht geben.

Das Zimmer WAR winzig. Mit den 2 Betten, 2 Schränken, 2 Schreibtischen und 2 Nachttischen war der Raum schon mehr als ausgefüllt. Oder eher voll gestopft. Dass 4 Personen hier wirklich schon anwesend gewesen waren, glich einem Wunder.

Da Berry auch darauf keine Antwort erwarten konnte, seufzte er nur noch einmal tief und begann dann, weiter schweigend einzuräumen.

Judgement Day

Viel zu langsam verging die restliche Zeit zum Beginn des Semesterstarts, sowohl für Nico als auch für Sam, der zwar immer wieder versucht hatte, dem Schwarzhaarigen ,zufällig' zu begegnen, jedoch schien jemand etwas dagegen zu haben. In diesem Fall wahrscheinlich sein Opfer, das ihm immer wieder auswich, sobald er ihn nur kommen sah.

Die Tür öffnete er sowieso nicht, so fern sein nerviger Mitbewohner nicht zuhause war, was in den letzten Ferienwochen häufig der Fall gewesen war.

Leider hielt Berry das nicht davon ab, in seiner Anwesenheit neugierig seinen Kollegen zu befragen oder eher auszuhorchen. Obwohl immer wieder die unbefriedigensten Antworten kamen, schien der Student nie die Lust zu verlieren. Vielleicht sah dieser es ja als eine neue Art von Hobby an?

Umso glücklicher war Nico, als um 8.00 Uhr morgens endlich die erste Vorlesung begann und er sich schließlich aus dem kleinen Raum stehlen konnte ohne die nervige Frage zu hören, "Wohin gehst du?", oder einfach nur die Feststellung, "Ich komme mit!"

Beides hing dem 21-jährigen schon lange aus dem Hals heraus und so verließ er schon eine Stunde eher das gemeinsame Zimmer.
 

Langsam schlenderte der Neuling in die Universität, die nicht weit von seiner Wohnmöglichkeit entfernt lag. Noch war nicht allzu viel in dem großen Gebäude los, nur ab und an waren schon Studenten unterwegs, die über das leere Gelände trotteten.

Interessiert sah sich der junge Mann um, irgendwie musste er auch den angegebenen Raum finden, in dem der Vortrag des Dozenten stattfinden sollte.

Aber damit konnte er sich nun doch etwas Zeit lassen, die Dreiviertelstunde, die ihm noch blieb, würde er bestimmt nicht dafür brauchen und so sah er sich noch einmal in der Hochschule um, auch wenn er das schon einige Male getan hatte.

Immer wieder beeindruckte ihn dieses riesige Bauwerk und mit mäßiger Geschwindigkeit ging er durch das Gebäude.

Als er einen bekannten Blondschopf um die Ecke biegen sah, versuchte er noch schnell die Flucht zu ergreifen, um nicht einem nervigen Gespräch ausgesetzt zu werden, doch eine erfreute Stimme erhellte schon den Gang, in dem er sich gerade befand.

"Nico!"

//Na super//, unwillig drehte sich der Student wieder um, er hatte schon zu oft so getan, als würde er niemanden hören. Er wusste ja nicht, was es für Auswirkungen hatte, wenn er es sich mit dem Schönling verscherzte. Immerhin schien er recht beliebt zu sein. Und er konnte sich gut vorstellen, dass dies unter den Dozenten auch so war.

Strahlend glitt dieser Playboy auf ihn zu und mit einem kräftigen Schlag auf die Schultern erinnerte er den Deutschen daran, warum er ihn noch mal nicht leiden konnte.

"Hey, schön dich endlich mal wieder zu treffen! Wir scheinen uns die ganze Zeit irgendwie verpasst zu haben"

//Nicht irgendwie. Das war astreines Können//, folgerte Nico in Gedanken, sah den Blonden aber weiterhin schweigend und unbeeindruckt an.

"Heute erste Vorlesung?", ohne eine Antwort abzuwarten plapperte der Amerikaner ungerührt weiter, "Ich meine auch. Wird wieder ein anstrengendes Semester, kann ich dir jetzt schon sagen. Aber es gibt auch genug, wofür es sich zu lernen lohnt."

Über seinen eigenen Witz lachend, versuchte Sam unsicher, den anderen aus der Reserve zu locken, doch wie sollte es anders sein - der Schwarzhaarige machte keine Anstalten auch nur eine Miene zu verziehen. Dafür verzog der Ältere sein Gesicht umso mehr, er musste es doch irgendwie schaffen, ein Lächeln auf die verdammte, gut aussehende Visage des Newbies zu bringen.

So schnell hatte er aber auch nicht vor aufzugeben, und so setzte er wieder an, um sich weitere Chancen zu sichern.

"Hast du schon daran gedacht, dich bei ein paar Freunden einzugliedern?"

Eine fragend nach oben gezogene Augenbraue ließ ihn weiter darauf eingehen, er wollte es zwar eigentlich nicht so direkt ausdrücken, aber was blieb ihm schon anderes übrig? Immerhin schien der Deutsche keinerlei Erfahrung zu haben.

"Eine Studentenverbindung. Hast du vielleicht schon davon gehört..."

Ein innerliches Seufzen machte sich in dem Schwarzhaarigen breit, das durfte ja wohl nicht wahr sein. Während diese blonde Nervensäge erklärte, was so etwas sei und wofür man unbedingt in ähnliches eintreten sollte, fuhr sich der Jüngere frustriert durch die kurzen Haare und kniff die Augen zusammen. Natürlich wusste er, was eine Studentenverbindung war, glaubte dieser Ami, dass es so etwas nur in seinem geliebten Vaterland gab?

Nico hatte die Studenten, die sich als Laufburschen versuchten, schon immer verachtet und von oben herab belächelt. Nun würde er seine festsitzende Meinung, dass nur Volltrottel, die nicht auf eigenen Beinen stehen konnten, Versager und Wichtigtuer in eben diesem sich wohl fühlten, noch ein wenig verhärten lassen.

Dass Sam anscheinend in einer war, bestätigte dies nur noch zusätzlich.
 

Genervt unterbrach der Jüngere Sam, "Kein Interesse."

Und hatte sich schon wieder in eine andere Richtung gedreht, als er auch schon hörte, wie der andere ihm folgte. In Gedanken aufseufzend wollte er die Nervensäge schon anfahren, als die schon wieder zu sprechen begann.

"Ach, Nico. Überleg es dir doch lieber noch einmal. Du kannst ja mal vorbei schauen, ist immer sehr witzig bei den Jungs."

Strahlend betrachtete der Blonde Nicos Gesicht, das aber immer noch keine Regung zeigte und versuchte weiterhin sein Glück.

"Du musst ja auch nicht sofort eintreten, geschweige denn einziehen. Ich wohne ja auch nicht dort, von solchen Verbindungen halte ich nichts."

Während er immer weiter plapperte überlegte sich Nico derweil, wie er den Kerl loswerden könnte. Aber die Vorlesung begann erst in einer halben Stunde und dummerweise sah er am Ende des Ganges auch schon den Hörsaal, auf dem die Nummer 374 abgebildet war. Seine momentane Anlaufstelle.

Um Sam aber erst einmal von seiner dummen Idee abzubringen, ihn überreden zu wollen, in so eine Selbsthilfegruppe einzusteigen, versicherte er ihm nun einfach, dass er irgendwann mal mitgehen würde. Wenn es sich einrichten lässt.

Entschuldigte sich nun schnell und verschwand in dem Hörsaal, in dem er sich noch ,vorbereiten' musste.
 

Enttäuscht sah ihm der Blonde hinterher. Irgendetwas musste er falsch machen, obwohl er sich beim besten Willen nicht erklären konnte, was. Immerhin war er freundlich, aufmerksam, versuchte Humor rüber zu bringen, aber anscheinend gab es in Deutschland keinen Humor. Wenn doch, dann solchen, den er nicht verstand. Die paar Wochen, die er in diesem Land verbracht hatte, hatten wahrhaftig nicht ausgereicht, um auch seine Macken auswendig zu lernen. Dummerweise verstand Sam auch nicht alles von der Sprache, er konnte sie zwar, dank seinem Daddy, fast perfekt sprechen, aber an der Anwendung haperte es dann doch.

In der Schule hatte er nicht Deutsch sondern Spanisch belegt, warum auch immer, und mit seinem Vater sprach er vielleicht 4 Mal im Jahr. Nämlich an Sams Geburtstag, Dads Geburtstag, Weihnachten und Thanksgiving. Dass er ihn unerwartet in den letzten Ferien besucht hatte, war eigentlich nur Zufall. Zuletzt hatte er seinen Vater mit 10 Jahren gesehen.

Eben, als sich seine Eltern getrennt hatten. Ihn hatte es nicht besonders gestört, da er sowieso kaum Kontakt zu ihm hatte. Mindestens einmal im Monat war der Herr Papa für ein paar Wochen auf Geschäftsreise in ,good old Germany'. Das kam nun mal davon, wenn man eine gebürtige Amerikanerin heiratete. Selten bekam man so jemanden ins Ausland. Besonders nicht, wenn jemand dieses Land so liebt. Das wiederum verstand Sam überhaupt nicht. Wie konnte man nur so patriotisch eingestellt sein? Er konnte nicht einmal an einer Hand abzählen, welche Vorteile Amerika hatte. Warum er in New York studieren wollte, hatte er schon lange wieder vergessen...

Aber in letzter Zeit wurde er immer wieder daran erinnert, dass es doch eine gute Entscheidung war.



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Kommentare zu dieser Fanfic (24)
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Von: abgemeldet
2007-10-18T22:22:00+00:00 19.10.2007 00:22
Ich liebe die ironischen Bemerkungen einfach^^
Ehm...
Der Inhalt dieser FF ist sehr interessant, dein Stil ist ansprechend, ich will auf jeden Fall weiterlesen und würde mich freuen, wenn du mir ne ENS schicken könntest, wenn das neue Kapi rauskommt.

Bye, Jessi.
Von:  Schreiberliene
2005-06-12T11:48:26+00:00 12.06.2005 13:48
Hallo...
Fangen wir gleich mal an.

1.Ich find den Wortwitz klasse, immer noch- stört dich hoffentlich nicht, wenn ich mich wiederhole.

2. Gleich der erste Satz, ich glaube, der wars, klingt durch den letzten Anhang etwas seltsam- schau doch mal nach.

3. Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel und würde mich über eine Benachichtigung freuen.

Alles Liebe,
Anna
Von:  Schreiberliene
2005-06-12T11:42:04+00:00 12.06.2005 13:42
Herrlich...
Jaja, es geht weiter.

1.Nein", antwortete sein Gesprächspartner, der deutlich zeigte, dass der Wunsch, überhaupt erst ein Gespräch anzufangen, sehr einseitig war.

Ich liebe diesen Satz und überhaupt den unterschwelligen Humor in dieser Geschichte- wirklich klasse.

2. Falls du noch keinen hast, solltest du dir einen Betaleser suchen- hin und wieder fehlen mir Kommata oder tauchen unschöne Wortwiederholungen auf.
Ein Fremder korrigiert oft oredentlicher.

3. Mal als Resumée:
Du hast dich seit dem ersten Kapitel unglaublich gesteigert- damals wäre ich am liebsten weggerannt, jetzt macht es wirklich Spaß, Kompliment!

Alles gute,
Anna
Von:  Schreiberliene
2005-06-12T11:34:12+00:00 12.06.2005 13:34
Hallo,
und wieder grüßt das Murmeltier- ich hoffe, ich nerve nicht.

1.Spannend bleibt spannend und wir fragen uns alle, was geschehen wird.

2. "Total in Rage gelaufen, rannte der junge Student"
Schlag mich, wenn du willst, aber ändere das.
Bitte.
Vllt. Aufgebracht, Wütend, entnervt- nur nicht das, bitte.

3. Mir fehlen ein paar Kommata am Anfang- eines ist mir besonders aufgefallen, les´ doch noch einmal drüber.

4. Du solltest ruhig länger brauchen, doch ein Kapitel sollte nie so kurz sein- dann ist das einlesen zu schwer.
Deine Leser können ruhig ein wenig warten.
Qualität geht vor Quantität.

Bis gleich,
Anna
Von:  Schreiberliene
2005-06-12T11:28:02+00:00 12.06.2005 13:28
Hallo!
Ich schon wieder...

1. Ich mag deine Geschicht- natürlich hat sie schwächen, doch es macht mir Spaß, sie zu lesen.
Vermutlich wirst du das noch öfter hören.

2. Bitte setzte Gedanken vom restlichen Text ab, genauso wie wörtliche rede, sprich
*primitivmodus an*
Er schaute Dumm.
//xhjsdjfs//
Er lachte.
*primitivmodus aus*

3. Mir gefällt dein Stil immer besser- manchmal bin ich fast begeistert von deinem Satzbau.

4. Zahlen werden ausgeschrieben, sofern es keine Daten sind- und selbst da kann man es machen, okay?

5.Hin und wieder fehlen dir bei rethorischen Fragen die Fragezeichen- achte bitte darauf.

6.Ich habe mit meinem Argusaugen einen Zeitfehler entdeckt- sowas in der art:
wohin sie ihn wohl geführt haben mag
mag=mochte

7. Ich mag deinen Stil und deine Wirtwahl meist, doch einen wohlhabend, oder auch nicht wohlhabend ausgestatteten Flur gibts nicht- bitte wähle ein anderes Wort dafür.

8.Den Witz mit den verstümmelten Namen fand ich super- sarkasmus, wenn sich Dr. Anna nicht irrt!

9.Ich werde mich jetzt an die nächsten Teile machen und hoffe, dass die noch besser werden!

Alles gute,
Anna
Von:  Schreiberliene
2005-06-12T11:15:15+00:00 12.06.2005 13:15
Hallo,
bis auf ein paar verlorene Kommata gefällt es mir diesmal wirklich besser, doch der erste Satz scheint mir ein wenig...
Seltsam.
Lärm durchdrängt schon mal gar nicht, eher "durchdrang", und auch dann fehlt mir ein wenig die Aussage- wie zum Teufel demütigt man ein Trommelfell???
Trotzdem, es macht Spaß, deine Geschichte zu lesen und man fragt sich, wie es weitergehen soll.
Das Zirkelmitglied
AMW
Von:  Kait
2005-03-22T14:37:37+00:00 22.03.2005 15:37
Danke für die ENS,hab aber gerde erst Zeit zu kommentieren^^'
Diebeiden Kapis sind toll!!!Nico ist einfach zum knuddeln*g*
Sag mal wird das noch was aus ihm und Sam,so wie Nico immer reagiert ist es ja wirklich überraschend das sich Sam immernoch solche Mühe gibt^______________^''
Also bis zum nächsten Kapi
Von: abgemeldet
2005-03-15T16:25:18+00:00 15.03.2005 17:25
Hach, ich liebe diese Geschichte einfach.
aber nur mal so am Rande.... könntest du mir vielleicht Bescheid sagen, wenn ein neues Chap online ist??? dann verpass ich es wenigstens nicht. Bitte! >.<
Von: abgemeldet
2005-02-15T14:48:55+00:00 15.02.2005 15:48
hast recht viel zu kurz. *g* Wie kann man nur an dieser Stelle aufhören??? Voll der Cliffhanger!!! *kurz vorm Schreikrampf* Wann genau kommt noch mal das nächste Chap???

sens
Von:  Kait
2005-02-06T09:41:00+00:00 06.02.2005 10:41
schön das die kapitel jetzt öfters erscheinen^^ und von der Länge fand ich es auch ok
wie kammst du den auf das Thema???warst du schon mal selbst in New York^^
Schade eigentlich das Sam in dem Kapi nicht vorkam^^
also schreib fleißig weiter^^ und danke für die Benachrichtigung^-^


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