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Der Sensemann und seine Erlebnisse

von

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Es ist der 23 November im Jahre 1929.

Die Geschichte die ich ihnen nun erzähle, spielt in Italien, besser gesagt, in der Villa des 87 jährigen Pablo Batozzy.

Sieht man sich sein Schlafzimmer genauer an, bekommt man einen guten Eindruck wie christlich dieser Mann doch ist.

Neben seinem alten Himmelbett, auf dem edlen Schreibtisch, wacht eine 50 cm große Keramikmadonna über seinen Schlaf.

Neben dem Fenster, mit Ausblick auf die Dorfkirche, hängt ein gläsernes Kreuz und ein Bild des Abendmahls. Im Zimmer selbst duftet es nach Weihrauch.

Pablos Frau Helena sitzt neben ihrem Mann, der schwer atmend im Bett liegt und hält seine Hände. Die Augen, die er nur mühsam offen halten kann, blicken zu ihr herüber.

" Bald wird er kommen mein Schatz. Bald wird er kommen und mich mitnehmen." flüstert er ihr lächelnd zu.

" Red keinen Unsinn. Du hast nur ein wenig Fieber."

" Doch, doch. Ich weiß es. Der Tod wird jeden Moment durch diese Tür kommen und meine Seele in das Himmelreich führen."

Helena streichelt ihrem Mann sorgenvoll über die Stirn und verläßt das Zimmer.

" Ich werde dem Hausmädchen sagen, sie soll dir Tee machen."

" Den brauche ich nicht mehr." Pablo schließt die Augen und versucht zu schlafen. Er ist sich absolut sicher das sein langer Lebensfaden nun reissen wird.

Nach einiger Zeit betrete ich Pablos Zimmer. Ich wollte mir diesen gläubigen Mann unbedingt mal ansehen. Nicht weil ich ihn so bewundere, im Gegenteil, ich wollte einfach mal sehen wie bescheuert jemand aussieht, der wirklich sein Leben lang fünfmal am Tag betet und jeden dritten Tag in die Kirche geht, nur um in den Himmel zu kommen. Armer Blödmann! Einerseits bedauere ich seine nutzlose Frommigkeit, aber andererseits würde ich am liebsten laut losprusten und ihm eine lange Nase zeigen. Ich beuge mich langsam über den alten kranken Mann und höre sein schweres Atmen, das mich stark an eine knarrende Tür erinnert.

In dem Moment öffnet Pablo die Augen und starrt mich an.

Natürlich erwarte ich einen Schrei, doch der Alte grinst mich nur an.

" Da bist du ja endlich." sagt er offenbar ganz zufrieden.

" Wie bitte?"

Sofort richte ich mich wieder auf, ob der Alte besoffen ist?

" Es wird Zeit das du endlich kommst, ich habe dich eigentlich schon viel früher erwartet. Doch der Herr hatte wohl noch Gnade mit mir und gönnte mir noch etwas Zeit bevor er mich zu sich in das Himmelreich holt."

Was für ein Schwätzer!

" Aber bevor du mich mitnimmst. Darf ich noch beichten?"

Ich glaube ich höre wohl nicht recht. Hält der mich etwa für einen Pfaffen?

" Du mußt wissen, mein lieber Sensemann,... ich darf dich doch so nennen?"

" Ja, sicher.."

" Danke. Wie gesagt, du mußt wissen, auch wenn ich noch so gläubig war, so habe ich doch nie bei einem Pfarrer gebeichtet."

" Ich bin kein Pfarrer."

" Das stimmt. Du bist ein viel höheres Wesen."

Herrje, ist das ein Arschkriecher! Was kommt als nächstes? Vielleicht ein Handkuß?

" Als Kind war ich keineswegs so gläubig und edel wie jetzt."

Angeber!

" Ich war ein verzogener kleiner Bengel der ordentlich Prügel brauchte damit ich nicht immer auf dumme Ideen kam."

Masochist!

" Wenn es dir nichts ausmacht, möchte ich dir meine schlimmsten Streiche beichten."

Das wäre die Stelle gewesen wo ich sagen sollte:" NEIN!"

Doch was sage ich?

" Wenn sie sich dann besser fühlen."

" Vielen Dank. Denn das liegt mir schon solange auf der Seele. Als ich sechs Jahre alt war, da hatte ich mal einen so großen Hunger, daß ich einen Apfel aus der Glasschale meiner Mutter stahl."

" Na ja, das ist ja wohl kein Schwerverbrechen."

" Moment, mein Lieber, das richtig schlimme kommt noch. Als meine Mutter mich nach dem Apfel fragte, sagte ich ihr meine Schwester habe ihn gestohlen."

" Nein, wie furchtbar." Warum nur, bin ich so früh hierhergekommen?

" Es war leicht meiner Schwester die Schuld zu geben. Sie war damals so fett wie ein Faß voller Essiggurken und stopfte sich immer so viel wie möglich in den Mund, damit sie auch ja mit niemandem teilen mußte. Meine Mutter setzte sie von dem Tag an auf Diät und sie nahm auch tatsächlich 4 Pfund ab. So gesehen, habe ich eigentlich eine gute Tat vollbracht, oder?"

"Wie bitte?" Verdammt! Ich habe überhaupt nicht zugehört.

" Habe ich Recht?"

"Äh, ja, ich denke schon." Der Kerl bringt es fertig und erzählt mir seine ganze Lebensgeschichte.

" Mit acht Jahren habe ich heimlich am See gesessen und fremden Damen beim baden zugeschaut. Als sie dann ins Wasser stiegen, habe ich ihnen dann meistens ihre Sachen genommen und sie an irgendeinen Baum gehängt. Ich schäme mich wirklich dafür."

Ich sitze nur da und nicke mit dem Kopf. Wenn ich Augen hätte, würde ich sie jetzt verdrehen.

" Mit zwölf Jahren, habe ich heimlich am Wein von meinem Vater genascht."

" Nun, das ist ja wirklich mehr als interessant. Aber eine Beichte ist ehrlich nicht nötig."

" Aber lieber Freund, ich will doch nur sicher gehen, daß ich auch wirklich in den Himmel komme."

Ich glaube ich muß es dem Alten sagen, sonst beichtet der noch bis zu meiner Pensionierung.

" ES GIBT KEINEN HIMMEL!"

Das war jetzt zwar etwas grob, aber ich bin es auch nicht gewohnt soviel mit alten kranken Leuten zu reden und langsam geht mir der Typ auf die Nerven!

" Was soll das heißen, es gibt keinen Himmel?!?"

" Es ist ein Klischee! Himmel, Hölle, Erlösung, Fegefeuer, Engel, Teufel,... alles Blödsinn! Das einzige was existiert, ist mein Boß, den sie Gott nennen und das Jenseits, wo alle hinkommen ob gut oder böse oder einfach nur nervig. Also machen sie sich keine Sorgen. "

Pablo reißt die Augen ganz weit auf. Ich habe es doch tatsächlich geschafft, ihm die Sprache zu verschlagen.

Bevor ich auch nur weiterreden kann, kommt es zu einem lauten Knall.

Endlich!

" Was war das?" fragt Pablo, immer noch verdutzt.

" Ich schätze, es ist nun an der Zeit dich zu verlassen.!"

Ich erhebe mich und fühle so etwas wie Befreiung.

" Was meinst du damit? Nimmst du mich denn nicht mit?"

Ist der Kerl denn total beknackt? Man könnte fast glauben, sein Leben wäre der letzte Dreck gewesen.

" Wegen dir bin ich nicht hier Pablo. Dein Hausmädchen ist die Kellertreppe runtergefallen und hat sich dabei das Genick gebrochen. Sie ist der Grund für mein Hiersein."

" Aber ich bin totkrank. Ich spüre doch wie mein Körper immer schwächer und schwächer wird."

" Red keinen Unsinn. Du hast nur ein wenig Fieber. Du hast noch ein paar Jährchen vor dir und an deiner Stelle würde ich diese auch nutzen und mal ordentlich auf den Putz hauen."

Ich mache das ich wegkomme und hoffe wirklich das es noch viele, viele Jahre dauert bis er fällig ist.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2005-09-10T21:55:04+00:00 10.09.2005 23:55
Ist eine sehr lustige Geschichte. Den Tod von der anderen, seiner komischen Seite zu sehen und seine peinlichen Aktionen zu lesen.


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