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Eisblaue Augen

Shounen-Ai
von

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Was ich in meinen Träumen sah.

Klassenfahrt. Ich war zutiefst genervt. Wir waren alle 18, mindestens 17 Jahre alt und sollten unter der Aufsicht von den Lehrern irgendwo in ein verschneites Nest fahren und dort den "Winterzauber" erleben. Am liebsten wäre ich gar nicht mitgefahren. Aber dann hätte ich in die Schule gehen müssen und das wollte ich noch weniger.
 

Und deswegen fand ich mich am Montag Abend in einer "gemütlichen" Skihütte wieder, genauer gesagt in einem schäbig eingerichteten Zimmer mit drei Betten. Mit im Nacken verschränkten Armen lag ich auf meinem Bett, und versuchte, mich an den Grund zu erinnern warum ich mitgefahren war. Die anderen kamen gerade von ihren Skiausflügen, ich hörte es am Gepolter als sie die Treppe hoch kamen. Die Tür ging auf und zwei frierende Gestalten trampelten ins Zimmer. Kay zog sich die Mütze vom Kopf und schüttelte seine blonden Haare, während der andere sich aus seiner Jacke schälte und dann stöhnend auf das Bett fallen ließ.
 

"Na, wie war's?", fragte ich. "Alle Finger und Zehen noch dran?"
 

"Ich weiß nicht...", murmelte Kay und ließ sich auf das Bett fallen. Demonstrativ starrte er auf seine Finger. "Mmhh... der Zeigefinger ist etwas blau, aber sonst..."
 

Ich grinste. "Also... da ich heute den ganzen Tag auf der faulen Haut gelegen habe, während ihr euren Hals auf der Piste riskiert habt... soll ich euch eine Tasse heißen Kakao holen?"
 

Der dritte im Bunde lehnte dankend ab, und verzog sich aus dem Raum um sich zu seinen Freunden nebenan zu gesellen. Kay allerdings nickte. "Das find ich eine gute Idee." Faul streckte er sich und ließ sich rücklings auf das Bett sinken, während ich den Raum verließ und unten eine Tasse Kakao besorgte.
 

Ein paar Minuten später saßen wir auf unseren Betten und schlürften unsere heiße Schokolade. Er sah echt begeistert aus und es macht mir Spaß, ihm zuzusehen. Ich hörte ein leises Geräusch und plötzlich fielen mir meine Haare ins Gesicht. Verwundert blinzelte ich und griff an meinen Hinterkopf. "Oh shit!", murmelte ich. Mein Haarband, mit dem ich meine langen, dunklen Haare für gewöhnlich bändigte, war gerissen. Einfach so.
 

Fragend hob er die Augenbrauen und ich lachte etwas verlegen. "Ich hab sonst kein Haarband." Verärgert schob ich meine Haare hinter mein Ohr, nur damit sie eine Sekunde später, als ich einen Schluck aus der Tasse nahm, wieder nach vorne fielen.
 

Als ich einen Blick zu ihm rüber warf, grinste Kay breit. "Ist doch egal. Sieht eh gut aus." Mir wurde heiß. Plötzlich war ich über die Haare fast dankbar, die mein heißes Gesicht verdeckten. Er fügte hinzu: "Hast du nicht gemerkt dass ein paar von den hübschen Mädchen aus den unteren Klassen ein Auge auf dich geworfen haben?"
 

Oh. Mir ging es schon wieder besser. Ernüchtert war vielleicht das passendere Wort. "Mhm.", murmelte ich und schlürfte meinen Kakao. Was war bloß los mit mir? Ich hätte mich selbst ohrfeigen können. Solche merkwürdigen Gefühle hatte ich noch nie gehabt, es war als würden die Emotionen mit mir Achterbahn fahren. Diese doofen Gören waren mir egal. Ich dachte nur an... ja, an wen eigentlich? Ich schüttelte knapp meinen Kopf, diesen Gedanken wollte ich lieber nicht zu Ende denken.
 

Die Tür ging auf und riss mich aus meinen Gedanken. Kathrin war es. "Kay, komm rüber! Wir machen ein kleines Würfelspiel! Es gibt Wodkaaa!"
 

Sofort sprang Kay vom Bett. Aber bevor er ihr folgte, warf er mir einen Blick zu und fragte: "Na was ist? Kommst du?"
 

"Klar..."
 


 

Im Kreis saßen wir auf dem Boden und würfelten darum wer als nächstes trinken musste. Das ging jetzt schon seit einiger Zeit so, es war schon sehr spät und die meisten waren schon gegangen. Ich hatte dem Alkohol ordentlich zugesprochen, und Kay neben mir offensichtlich auch. Aber es war ganz witzig gewesen bisher. Bis...
 

Auf einmal klingelte irgendein Handy. Unbewusst fassten wir alle uns an die Hosentasche oder drehten den Kopf. Bis Kay murmelte: "Is meins.", und sein Handy aus der Hosentasche zog. Als er den Knopf drückte und das Handy ans Ohr hielt, grinste er plötzlich. "Ja, hi. - Wie geht's dir? - Mir? Bestens. - Wir trinken hier grade ein bisschen. - Nein... - Nein, nicht viel..." Er rückte ein Stück von uns weg damit wir unser Spiel fortsetzen konnten.
 

Gebannt lauschte ich dem Gespräch. Mit wem sprach er denn so vertraut? Kathrin neben mir würfelte und trank, aber ich war irgendwie nicht bei der Sache. Neugierig und so unauffällig wie möglich erkundigte ich mich: "Mit wem spricht er denn?"
 

"Na ist doch klar. Mit seiner Freundin."
 

Es war, als hätte mir jemand eine schallende Ohrfeige verpasst. Ich senkte meinen Kopf, damit die anderen nicht meinen unsteten Blick sehen konnten. Seine Freundin? Kay hatte eine Freundin? Bisher war mir das gar nicht in den Sinn gekommen. Er hatte nie etwas erwähnt, man hatte ihn nie mit einem Mädchen gesehen...
 

"Er ist schon fast zwei Jahre mit ihr zusammen.", erklärte Kathrin. "Seine Beziehungen halten erstaunlich lange. Mag man gar nicht meinen so wie er aussieht."
 

Ich blieb stumm, starrte auf den Boden. Dann hörte ich wie Kay leise ins Telefon sprach: "Ja... ich dich auch." Plötzlich fühlte ich mich als wäre ich wieder nüchtern. Meine Augen brannten und in meine Brust bohrte sich ein unsäglicher Schmerz.
 

"Was ist?", fragte mich irgendwer.
 

"Sorry...", stammelte ich und stand ungelenk und hastig auf. "Mir ist schlecht... Ich geh ins Bett." Fluchtartig verließ ich das Zimmer, hörte Kathrin noch lästern: "Der verträgt wohl nicht sehr viel.."
 

Ich stolperte über den Flur und wischte mir übers Gesicht. Meine Haut fühlte sich heiß an, als hätte ich Fieber. Was war bloß mit mir los? Ich floh zurück in unser Zimmer, direkt ins Bad. Da stand ich nun vor dem Spiegel und beobachtete, wie meinem Spiegelbild Tränen über die geröteten Wangen liefen. Ich weinte!!
 

Was war bloß los mit mir? Ich war keine Heulsuse. Ich hatte schon früh gelernt, meine Gefühle für mich zu behalten und zu unterdrücken. Aber diese Gefühle, die ich noch nicht mal benennen oder definieren konnte, hatten mich dermaßen unvorbereitet getroffen, dass meine Selbstkontrolle versagt hatte.
 

Wütend wischte ich mir übers Gesicht. Hör sofort auf zu heulen, du Waschlappen! Hörst du?! Du bist kein Weichei und heulen ohne jeden Grund ist ja echt abartig. Reiß dich zusammen. Ich wusch mir das Gesicht bis kaum noch verräterische Spuren meines unerwarteten Gefühlsausbruchs zu sehen waren und kam dann aus dem Bad. Gerade richtig, denn die Tür ging auf und Kay kam ins Zimmer. Auch das noch.
 

"Hey! Was bist du denn so schnell abgehauen?!", erkundigte er sich und seine Stimme klang schon wieder etwas angeheitert. Er hatte aber auch gesoffen wie ein Fass ohne Boden.
 

"Einfach so.", murmelte ich und wich seinem Blick aus.
 

Er nickte zustimmend. "Naja war eh nix mehr los. Ich werde dann auch mal schlafen gehen. Du sag mal... is dir schlecht?"
 

"Hä? Wieso?"
 

"Deine Augen sind ganz rot. Siehst aus als hättest du engere Bekanntschaft mit der Kloschüssel geschlossen.", schmunzelte er und ich dankte dem Herrn für diese Ausrede.
 

"Ach ja... ja... ich vertrag den Alkohol wohl nicht."
 

Er grinste und ließ mich dann so stehen. Ich atmete ein paar mal tief ein und aus und versuchte, meiner verwirrenden Gefühle Herr zu werden. Dann folgte ich ihm, und warf einen Blick auf die Uhr. 3 Uhr früh. Er saß auf dem Bett, gähnte herzhaft und zog sich seinen Pullover über den Kopf.
 

Ich hastete an seinem Bett vorbei und setzte mich auf das Bett, fest darum bemüht, ihn nicht anzusehen. Langsam zog ich mich auch aus bis auf die Boxershorts und wühlte mich dann unter die Decke. Er kämpfte noch mit seiner Hose, wie mir ein schneller Blick zur Seite zeigte. Irgendwann kämpfte auch er sich unter die Decke, tastete nach dem Lichtschalter und dann wurde es mehr oder weniger dunkel im Raum. Nebenan hörte man Lärm, da war jemand immer noch wach. Draußen stürmte es.
 

"Wo ist denn... Hannes?", fragte ich und hoffte, dass ich mich korrekt an den Namen erinnert hatte.
 

"Drüben.", murmelte Kay. "Der wird heute Nacht wahrscheinlich dort bleiben."
 

Nun wusste ich nicht, ob ich mich darüber freuen sollte, die Nacht mit ihm allein zu verbringen oder ob ich mich fürchten sollte. Fürchten vor mir selbst. Sollte ich mit ihm sprechen?
 

Als sein Handy wieder klingelte, erübrigte sich das. "Ja?", hörte ich ihn am Telefon fragen. "Ah, du schon wieder! Ja, klar..."
 

Ich kniff fest die Augen zusammen und drehte mich auf die Seite. Schon wieder seine Freundin. Warum tat es so weh? Ich wollte nur noch schlafen.
 


 

Rücklings lag ich im Bett. Ihre langen, blonden Haare kitzelten mich, als sie sich über mich beugte um mich sanft zu küssen. Ihre Lippen schmeckten süß. Sie roch nach Zigarettenrauch, aber ich liebte den Geruch an ihr. Ihr Haar strich über meine nackte Brust als sie kleine Küsse auf die Haut platzierte. Ihre Hände strichen über meine Wange und ich packte ihr Handgelenk, küsste ihre zarte Hand.
 

Dann war ihr Kopf wieder über mir und sie starrte mich aus eisblauen Augen an. Ich hatte noch immer ihr Handgelenk gepackt. Ihr Haar kitzelte mich nicht mehr. Es war kurz. Mit dunklem Ansatz. Ihre vollen Lippen waren nicht länger blutrot. Die Hand, deren Handgelenk ich festhielt, war stark und robust und breit, mit langen, starken Fingern.
 

Er starrte mich an. Ohne Worte. Sein Mund war leicht geöffnet. Sein Kopf war noch immer leicht über meinen gebeugt. Eine blonde Haarsträhne hing ihm ins Gesicht. Mein Herz klopfte. Mir war so warm. Ich fühlte mich geborgen.
 

Dann lächelte er und beugte sich ganz langsam zu mir runter. Unsere Lippen näherten sich einander, immer mehr, bis...
 

"AAAAAHH!!!!" Aufrecht saß ich im Bett, schweratmend, mit klopfendem Herzen und verschwitztem Körper. "Mein Gott!!", keuchte ich. "Scheiße..."
 

"Schlecht geträumt?" Seine tiefe Stimme ließ mich erschreckt zusammenzucken. Ich hatte ganz vergessen wo ich war. Oh verdammt! Hoffentlich hatte ich nicht seinen Namen gesagt, oder mich verraten...
 

"Ja...", flüsterte ich heiser. "Ganz mieser Alptraum..." Das war nicht wirklich gelogen. Dieser Traum hatte mich zutiefst erschreckt. Benommen stand ich auf und taumelte ins Bad. Großer Gott. Hilfe... Meine Hände zitterten. Was war mit mir los? Woher war dieser beunruhigende Traum gekommen? Und warum klopfte mein Herz so sehr, wenn ich daran dachte? Diese Bilder... ich wurde sie nicht los...
 

Warme Hände, die behutsam über meine Haut streichelten...
 

Ich machte das Wasser an und wusch mir übers Gesicht.
 

Sein Haar, das mich kitzelte, wenn er sich über mich beugte, um mich zu küssen...
 

Mein Atem ging schwer. Es kribbelte in meinem Bauch.
 

Süße Lippen, die meine ganz sanft berührten...
 

"UAAH!!" Wütend schüttelte ich den Kopf. Das war nur ein TRAUM gewesen! Und diese Gefühle waren nur das Nachbeben. Über seine Träume hatte man keine Kontrolle. Das hatte nichts zu bedeuten. Gar nichts. Es war immer noch alles gut. Ich war normal. Normal. Normal. Das Wort hämmerte sich in meinen Kopf und verlor seine Bedeutung. Mir war schwindlig. Vielleicht war ich nicht ,normal'. Vielleicht stimmte etwas nicht mit mir, vielleicht war ich in ihn...
 

"Bist du in Ordnung?"
 

Ich zuckte zusammen und fuhr herum. Seine müden, blauen Augen schauten mich mit ehrlicher Sorge an. Das war fast zu viel für mich. Er runzelte die Stirn. "Hey! Bist du okay?"
 

"Ah! Ja! Ja, ich bin okay."
 

Er zuckte die Schultern. "Scheint ja ein schlimmer Traum gewesen zu sein."
 

"Ja... nein... ich meine..." Gott ich brachte ja keinen klaren Satz mehr raus. Ich wollte nicht, dass er merkte, was mich so fertig machte. Gleichzeitig wollte ich auch nicht, dass er mich für einen Schwächling hielt, weil ich mich bloß wegen einem Alptraum so aufführte. Ich seufzte leise. "Ist wohl nicht mein Tag." Oder meine Woche. Eigentlich nicht mal ein besonders gutes Jahr.
 

"Okay... wenn doch was ist kannst du mich ja wecken." Damit verzog er sich und ging wieder schlafen. Erleichtert ließ ich mich gegen den Spiegel sinken und mein schwarzes Haar fiel mir ins Gesicht. Der Junge, der mich aus seinen dunklen Augen im Spiegel anblickte, war mir auf einmal seltsam fremd. Was passierte mit mir?



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  JemoKohiri
2005-07-07T21:03:43+00:00 07.07.2005 23:03
*erst mal ganz heftig schlucken muss* Der liebe Lukas ist auf dem besten Wege sich in Kay zu verlieben und erkennt das sicher auch bald. Allerdings finde ich es schwer traurig, dass er auf diese Weise erfährt das Kay eine Freundin hat und ich verstehe seine Verwirrung zu gut. Es ist nicht immer leicht so etwas zu erkennen und solche Träume können sehr schmerzhaft werden. Du wachst entweder glücklich aus ihnen auf oder kämpfst den ganzen Tag mit der Nachwirkung. Lukas Gefühle sind mir nicht unbekannt und gerade deswegen finde ich sie so gut. Auch wenn er leidet, so ist dies mit wundervollen Worten dargestellt und einfach nur der Hammer. Die Welt, welche du hier erbaust, ist so ziemlich das Schönste was ich in der letzten Zeit hatte und gibt viel. Deine Worte sind echt super und die Gefühlsgewalt der Geschichte gefällt mir immer besser. Ich liebe deine Beschreibungen und einfach alles.
Von:  YuriyKajomi
2004-08-23T11:06:36+00:00 23.08.2004 13:06
Oh ja! Scheiß Gefühlschaos! Das was ihm passiert kommt mir sehr bekannt vor.

War mal wieder klasse geschrieben!
Von:  Ryon
2004-08-16T16:37:23+00:00 16.08.2004 18:37
Wunderschön geschrieben.
Lukas' Gefühle reißen einen richtig mit ^^
Ich freu mich, auf das nächste Kap und hoffe es kommt bald ^.^

Glück Auf!
Ryon ^_-
Von:  Rabenfeder
2004-08-16T14:29:43+00:00 16.08.2004 16:29
*smile*
voll lieb die beiden
die idee mit dem traum ist meiner meinung nach gut umgesetzt worden
*grins*
musste ja noch was konstrukktives betragen

Blacky
Von: abgemeldet
2004-08-16T09:16:31+00:00 16.08.2004 11:16
hach wie süß!
bin schon gespannt, wie es weitergeht!
Ich meine er kann sich doch nciht einfach von seiner Freundin trennen! Immerhin ist er schon 2 Jahre zusammen! Das wird echt schwierig!
Aber ic hfind es voll knuffig, dass Lukas sich jetzt schon in Kai verliebt!
Bitte schreib schnell weiter, ja?
Bis dann!
KatoKira
Von:  YU-Rl
2004-08-16T06:38:39+00:00 16.08.2004 08:38
schätzchen! du bist dabei dich zu verlieben!! ^.^
hach...wie lange es wohl noch dauert,bis ers endlich kapiert??

bitte tipsel ganz schnell weiter,weil ich finde deine fic nach wie vor genial!!! ^.-


lg azumi *blümchen geb* =^^=


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