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Cruel Wishes

von

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Disclaimer: Nicht mir.
 

Diese Story spielt im Mittelalter und wird wahrscheinlich ein bisschen länger. Ob Izumi darin auftauchen wird, ist noch nicht sicher, aber wahrscheinlich schon. Allerdings etwas später. Doch erst einmal genug geredet^^ Viel Spaß mit dem ersten Kapitel.
 

-*-*-
 

Cruel Wishes 01
 

-*-*-
 

Langsam wanderte der Statthalter der nördlichen Provinzen über den mit dunklem Marmor ausgelegten Boden des königlichen Vorzimmers und ging in Gedanken noch einmal durch, was er seinem Herrscher sagen wollte. Es hing so viel von diesem Gespräch ab. Ein kleiner Fehler konnte das Ende einer ganzen Stadt bedeuten und das war etwas, was er sich unter keinen Umständen aufs Gewissen laden wollte.
 

,Ich bin eigentlich nicht der richtige für diesen Posten,' fuhr es ihm wohl zum tausendsten Male durch den Sinn und für einen kurzen Augenblick überlegte er ernsthaft, ob er nicht einfach davonlaufen sollte.
 

"Shibuya-san? Der König erwartet Euch."
 

Der Statthalter fuhr herum und starrte den Diener, der ihm einladend die Tür aufhielt verwirrt an. Dann atmete er noch einmal tief durch und trat ein.
 

-*-*-
 

"Wie ist es gelaufen, Vater?" Katsumi Shibuya, der einzige Sohn des Statthalters, wartete seit den frühen Morgenstunden darauf, dass dieser endlich aus der Hauptstadt zurückkehrte. Zwei Wochen zuvor hatte das Oberhaupt der Familie Shibuya um eine Audienz beim König gebeten und diese war ihm nach langem Warten vier Tage zuvor endlich gewährt worden.
 

Nun war der Statthalter wieder nach Hause zurückgekehrt und natürlich war die Anspannung in der kleinen Provinzstadt mittlerweile beinahe ins Unermeßliche gestiegen.
 

"Wir haben die Wasserrechte. Genau so, wie wir es wollten." Shibuya ließ sich hinter seinem Schreibtisch nieder und stützte müde den Kopf auf.
 

"Aber...?"
 

Der ältere der beiden musste unwillkürlich lächeln. Katsumi war wirklich nicht auf den Kopf gefallen. Er würde einmal ein guter Statthalter werden. Vorausgesetzt, der König ließ ihn nicht vorher absetzen.
 

"Du weißt ebenso gut wie ich, dass es in dieser Welt nichts umsonst gibt." Der Statthalter fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und sagte schließlich: "Der König hat deine Schwester als Braut für seinen jüngsten Sohn verlangt."
 

"Oh." Katsumi sah nicht besonders glücklich aus. "Aber Madoka ist doch erst zwölf!"
 

"Natürlich wird sie ihn erst in einigen Jahren heiraten müssen..." Die Stimme des Mannes wurde leiser und verlor sich schließlich ganz. Der Hof des Königs war ein grausamer Ort, voller Intrigen und Gewalt. Nur die Starken überlebten dort und sein kleines Mädchen war alles andere als stark. Er hatte Angst um Madoka, doch es gab keinen Weg zurück. Er hatte sein Wort gegeben und es gab nichts, um dies rückgängig zu machen. Allein der Versuch würde ihn den Kopf kosten.
 

"Wann sagst du es ihr?"
 

Der Statthalter seufzte. "Ich gehe gleich zu ihr. Es ist besser, sie gewöhnt sich so schnell wie möglich daran."
 

Katsumi sah seinem Vater wortlos nach, als er mit schleppenden Schritten den Raum verließ, doch er folgte ihm nicht. Er wollte nicht dabei sein, wenn sein Vater seiner einzigen Tochter die Hoffnung nahm, ihre Zukunft selbst gestalten zu dürfen.
 

"Katsumi! Wo bleibst du denn?"
 

Mit einem unbehaglichen Gefühl in der Magengrube folgte der Junge der Aufforderung seines Vaters, der ihm das ganze anscheinend auf gar keinen Fall ersparen wollte.
 

-*-*-
 

~ Zwei Jahre später ~
 

"Was sollen wir denn jetzt nur machen?" Shibuya senior wanderte nervös in seinem Arbeitszimmer auf und ab. In seiner Hand hielt er den Brief, den der König ihm zwei Tage zuvor hatte zustellen lassen und klopfte damit beim Laufen immer wieder gegen seinen Oberschenkel.
 

Sein Sohn hockte in dem unbequemen Besuchersessel vor dem Schreibtisch und zuckte mit den Schultern. "Ich verstehe nicht ganz, wo das Problem liegt, Vater. Madoka ist krank, das läßt sich nicht ändern. Warum sagen wir dem König nicht einfach, er soll später vorbeischauen?"
 

"Spinnst du?!" fuhr sein Vater ihn ungehalten an und schleuderte den zerknitterten Brief von sich. Das Pergament landete unbeachtet auf dem Fußboden, während der Statthalter sich kraftlos auf seinen Stuhl fallen ließ. "Man sagt seinem König nicht einfach ab!"
 

"Aber Madoka ist krank! Dafür wird er doch wohl Verständnis haben!"
 

"Das Wort Verständnis kommt im Sprachschatz des Königs nicht vor. Ebensowenig wie Mitleid oder Gnade. Nein, mein Junge. Der König kommt hierher, um die Braut seines Sohnes kennenzulernen und wenn er erfährt, dass er die Reise umsonst gemacht hat, wird er wütend sein."
 

Katsumi seufzte. "Deswegen solltest du ihm Bescheid geben ,bevor' er aufbricht. Dann kann er sich den Weg sparen."
 

"Du hast es immer noch nicht verstanden, oder?" Sein Vater schüttelte traurig den Kopf. "Der König ist ein harter Mann, Katsumi. In seinen Augen ist die ganze Welt nur dazu da, um ihm zu Füßen zu liegen. Was er will, bekommt er auch. Jeder von uns ist nur ein kleines Rädchen, das zu funktionieren hat. Tut es das nicht, wird es einfach ausgetauscht."
 

"Tut mir leid, Vater. Aber das mußt du noch einmal erklären. Ich sehe den Zusammenhang nicht." Katsumi gab sich wirklich Mühe seinem Vater zu folgen und normalerweise gelang ihm das auch, aber irgendwie hatte er diesmal überhaupt nichts verstanden.
 

"Der König erwartet von uns, dass wir ihm eine Braut für seinen Sohn liefern. Dies ist der einzige Grund, aus dem er uns die Wasserrechte in dieser Region zugebilligt hat. Wenn wir unseren Teil der Abmachung nicht erfüllen können, dann wird er uns alles nehmen."
 

"Er kann uns ja wohl kaum dafür verantwortlich machen, dass Madoka krank geworden ist! Außerdem war er es doch, der sie als Braut für seinen Sohn haben wollte. In ein paar Wochen geht es ihr bestimmt wieder besser. Dann kann er immer noch vorbeischauen!"
 

"Wie denkst du dir das nur, Junge? Willst du wirklich unserem Herrscher ins Gesicht sagen, dass er sich doch bitte gedulden soll, weil die Braut unpäßlich ist?" Der Statthalter schüttelte sich vor Unbehagen. "Er darf unter keinen Umständen erfahren, dass Madoka krank ist. Er würde denken, ich wolle ihm beschädigte Ware andrehen. Die Braut seines Sohnes muss stark sein. Stark genug, um ihm die ersehnten Erben zu schenken, nachdem die beiden älteren Brüder des Prinzen dazu nicht in der Lage sind."
 

"Dann soll er sich doch ein anderes Opfer für seine Machtspielchen suchen! Madoka ist viel zu schade für diese Emporkömmlinge!"
 

"Katsumi! Halt den Mund!" fuhr der Statthalter den Jungen ungehalten an und zerrte an seinem Kragen, um sich ein wenig Luft zu verschaffen. Die Herkunft des Königs war ein heikles Thema unter den Adligen des Landes. Niemand, der seinen Kopf behalten wollte, sprach die Tatsache laut aus, dass der König ein gewissenloser Diktator war, der sich den Thron gewaltsam angeeignet hatte.
 

"Um die Wasserrechte zu erhalten, musste ich dem König etwas bieten. Und deine Schwester war das einzige, was er als Gegenleistung für den Vertrag akzeptieren wollte. Eben weil er sich den Thron mit dem Schwert erstritten hat, braucht er für seinen Sohn eine Braut alten Blutes. Mit einer Verbindung zu einer der ältesten Familien des Landes wird er seinen Anspruch auf den Thron festigen können."
 

Der Junge starrte mit großen Augen auf seinen Vater. Er war ziemlich blaß geworden. "Du hast Madoka für ein bisschen Wasser verkauft?"
 

"Mit dieser Hochzeit habe ich unsere Familie vor dem sicheren Tod bewahrt und deine Schwester weiß das. Sie wird tun, was ihre Pflicht ist und den Prinzen heiraten." Der Statthalter fuhr sich mehrmals mit beiden Händen durch die Haare und stützte dann müde den Kopf auf. "Aber erst einmal müssen wir den Besuch des Königs überstehen. Wenn er Madoka nicht kennenlernt, dann wird er uns Vertragsbruch vorwerfen und meine Hinrichtung ist dabei noch das geringste. Wahrscheinlicher jedoch nicht, dass der König uns die Wasserrechte wieder entzieht, was heißt, dass wir das Wasser wieder versteuern müssen und ,dann' wird er unsere Familie langsam vernichten."
 

Katsumi murmelte etwas unverständliches, das ein klein wenig wie ,völlig unlogisch' klang, doch der Statthalter ging großzügig darüber hinweg.
 

"Und was willst du tun? Madoka ist so schwach, dass sie noch nicht einmal ohne Hilfe aufstehen kann! Was glaubst du wohl, wie lange sie einen öffentlichen Empfang durchhält ohne zusammenzubrechen?"
 

"Ich werde Madoka das auf gar keinen Fall zumuten. Sie wird in ihrem Zimmer bleiben und dennoch wird der König bei seinem Besuch eine wohlerzogene junge Dame kennenlernen, die ihn davon überzeugt, dass er es bei der Wahl der zukünftigen Königin nicht besser hätte treffen können."
 

"Eine falsche Braut?!" Katsumi blieb der Mund offenstehen. "Wie stellst du dir das vor? Spätestens bei der Hochzeit fliegt der Schwindel auf! Der König erkennt doch sofort, dass wir ihn betrogen haben!"
 

"Genau deswegen muss die falsche Braut der echten so ähnlich wie nur möglich sehen."
 

Katsumi überlegte einen Augenblick, ob er seinen Vater darauf hinweisen sollte, wie verrückt diese Idee war, doch entschied sich dann dagegen. Er kannte das schon. Sein Vater hatte sich etwas ausgedacht und würde nicht auf ihn hören. So war es immer. Und wie immer waren es die anderen die für die verrückten Pläne seines Vaters würden büßen müssen. "Und wie genau stellst du dir das vor?"
 

Zu seiner Verwunderung stand der Statthalter auf und umrundete seinen Schreibtisch. Sanft legte er seinem Sohn die Hand auf die Schulter und sagte: "Du bist deiner Schwester sehr ähnlich."
 

"Wie bitte?" Katsumi hoffte, er habe sich verhört, doch anscheinend meinte sein Vater es ernst. "Das ist Irrsinn! Ich kann mich doch nicht als Frau verkleiden und Madokas Platz einnehmen! Der König wird das doch innerhalb weniger Sekunden durchschauen!"
 

"Verstehst du nicht, unser aller Leben hängt davon ab, dass der König hier die ihm versprochene Braut vorfindet!" Der Statthalter kniete sich neben seinem Sohn auf den Boden und umklammerte dessen Hände mit festem Griff, ehe er bittend zu ihm aufsah. "Er wird nicht lange mit dir reden, nur ein paar kurze Sätze, dann kannst du dich zurückziehen. Den Rest werde ich erledigen."
 

"Das funktioniert doch nie! Ich bin Madoka ein wenig ähnlich, aber doch nicht so sehr, dass der König bei der Hochzeit nicht den Unterschied merken würde! Und was dann? Meinst du nicht, dass er dann erst recht sauer ist und Köpfe rollen läßt?"
 

"So weit wird es nicht kommen. Schließlich ist die Hochzeit frühestens in zwei Jahren. Bis dahin wird es keine weiteren Treffen geben und wenn am Hochzeitstag einige Veränderungen auffallen sollten, ist genug Zeit vergangen, um diese glaubwürdig zu erklären."
 

"Das ist Wahnsinn! Niemand wird auch nur für eine Sekunde glauben, ich wäre eine Frau! Wie denkst du dir das?!"
 

"Hast du schon einmal in einen Spiegel gesehen?" Als ihn ein tiefschwarzer Blick aus den wütenden Augen seines Sohnes traf, rang der Statthalter sich ein fröhliches Lächeln ab und tätschelte Katsumi wohlwollend die Schulter. "Du schaffst das schon, Junge. Denk immer daran, dass die Ehre der Familie auf dem Spiel steht!"
 

"Ich habe nicht gesagt, dass ich bei diesem Blödsinn mitmache!" protestierte Katsumi, doch sein Vater hörte gar nicht mehr zu.
 

"Ich sage sofort dem Hofschneider Bescheid. Du wirst einige Kleider brauchen und dann müssen wir natürlich noch jemanden finden, der dir so schnell wie möglich beibringt, wie eine junge Dame von Stand sich zu verhalten hat."
 

"VATER!" Katsumi verlor allmählich die Nerven. "Ich werde diesen Irrsinn niemals mitmachen!"
 

Der Statthalter drehte sich abrupt zu seinem Sohn um, alle Heiterkeit war aus seiner Miene verschwunden. Er sah so entschlossen aus, dass Katsumi unwillkürlich einen Schritt zurücktrat. "Du wirst genau das tun, was ich dir sage, Katsumi. Hast du das verstanden?!"
 

"Aber..."
 

"Das ist mein letztes Wort. Und jetzt verschwinde! Ich muss den Besuch des Königs planen!"
 

-*-*-
 

"Warum kann ich nicht eine Frau heiraten, die ich mir selbst ausgesucht habe?" Koji Nanjo, jüngster Sohn des Königs musterte seinen Vater voller Abscheu, ehe er sein Glas Wein in einem Zug hinunterstürzte und gleich darauf aufstand, um es unverzüglich nachzufüllen.
 

Der Blick des Königs bohrte sich mit eisiger Härte in die Augen seines Sohnes. "Weil wir beide wissen, dass du dann niemals eine Frau wählen würdest. Nicht wahr?"
 

Koji presste wütend die Lippen aufeinander, sagte aber nichts mehr dazu. Sein Vater hatte nicht ganz Unrecht, obwohl es natürlich auch Frauen in seinem Leben gegeben hatte. Tatsache blieb allerdings, dass er sich meistens zu seinem eigenen Geschlecht hingezogen fühlte.
 

"Deine Brüder können mir keine Erben schenken, Koji. Es ist allein deine Pflicht, dieser Aufgabe nachzukommen. Ich habe dich nicht umsonst zu meinem Nachfolger ernannt." Der König stellte seinen Becher beiseite und lehnte sich dann über den Schreibtisch, um seinen Sohn genauer ins Auge zu fassen. "Wie du genau weißt, ist dein ältester Bruder Hirose seit diesem verdammten Reitunfall Zeugungsunfähig. Und was Akihito angeht, da brauche ich wohl nicht zu erwähnen, dass ich mein Reich niemals einem Wahnsinnigen anvertrauen würde."
 

"Schon gut, schon gut! Hör auf immer wieder auf diesem leidigen Thema herumzureiten! Ich mach's ja! Ich heirate diese Madoka." Koji stand abrupt auf. "Kann ich mich jetzt zurückziehen?"
 

"Sicher. Du wirst deinen Schlaf brauchen. Denk daran, dass wir morgen früh noch vor Sonnenaufgang aufbrechen."
 

Koji verbeugte sich vor dem König und zog sich zurück. Auf dem Weg in seine Gemächer, kam er an dem Raum vorbei, in dem sein Bruder Akihito untergebracht war und blieb für einen Augenblick stehen, um einen Blick durch die halbgeöffnete Tür zu werfen.
 

Akihito wusste die meiste Zeit nicht, wer er war oder wo er sich befand. Doch an diesem Morgen schien er klar zu sein, denn er gab seinem Diener die Anweisung, ihn auf der Stelle allein zu lassen. Der junge Mann zog sich umgehend zurück und trat auf den Flur hinaus. Er zog die Tür hinter sich zu und sah dann erst den Prinzen, der an der Wand lehnte und ihn beobachtete.
 

Er verbeugte sich hastig. "Euer Hoheit, verzeiht! Ich hatte Euch nicht gesehen!"
 

Koji musterte ihn mit einem kaum wahrnehmbaren Funkeln in den Augen, das der andere nicht zu deuten wagte. "Guten Abend, Takuto. Wie geht es meinem Bruder heute?"
 

"Sehr gut, Hoheit. Er ist in der Lage gewesen, sich selbstständig anzukleiden und einen kleinen Spaziergang zu unternehmen."
 

"Das ist wirklich sehr erfreulich." Koji wandte sich abrupt ab und ließ Takuto einfach stehen. Es sah beinahe nach einer Flucht aus und genau das war es auch. Immer wenn er mit dem jungen Mann sprach, hatte er das unbestimmte Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Ihm wurde heiß und kalt zugleich und manchmal wünschte er sich, den anderen einfach zu berühren, seinen wunderschönen Körper mit seinen Händen zu erkunden und ihn dann zu nehmen. Aber das war nur ein Wunschtraum, denn obwohl er als Prinz durchaus das Recht gehabt hätte, sich den Jungen in sein Bett zu holen, wäre dieser gleich darauf von seinem Vater aus den Diensten des Hofes entfernt worden. Das wollte Koji nicht riskieren. Jetzt konnte er ihn wenigstens noch von weitem bewundern, wohingegen er den Verlust von Takutos Nähe nicht verwunden hätte.
 

In seinen Gemächern ließ er sich auf sein Bett fallen und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Eigentlich hätte er sich in diesem Augenblick mit den morgigen Reiseziel beschäftigen sollen, doch er kannte die Details bereits auswendig.
 

Die nördlichen Provinzen wurden seit Jahrhunderten von der Familie Shibuya beherrscht, die dort als weise und großzügige Herrscher bekannt waren. Dann war der Krieg gekommen und die Shibuyas hatten, wie so viele andere, auf der Seite des alten Königs gekämpft. Als sich abzeichnete, dass sie den Krieg verlieren würden, hatten sie um Gnade gebeten. Ihre Ländereien hatten sie ihre zwar behalten können, doch sie waren die Vasallen des neuen Herrschers geworden und von ihm abhängig. Aber sie lebten noch, was man von vielen anderen der alten Adelsfamilien nicht sagen konnte. Die meisten waren als abschreckendes Beispiel hingerichtet worden.
 

Koji drehte sich auf die Seite und kuschelte sich tiefer in die Kissen. Gleich darauf war er eingeschlafen.
 

-*-*-
 

"Madoka..." Katsumi setzte sich leise an das Bett seiner Schwester und betrachtete die schlafende Gestalt mit trauriger Miene. Der Arzt war gerade gegangen und nach allem, was er sagte, gab es mit jedem Tag, den seine Schwester bewußtlos blieb, immer weniger Hoffnung, dass sie noch einmal aufwachen würde.
 

"Sag, was träumst du?" Der Junge streichelte eine Haarsträhne beiseite und beugte sich vor, um einen sanften Kuss auf ihre Stirn zu drücken. "Warum kann ich dich nicht erreichen? Bin ich nicht stark genug? Ist meine Liebe nicht stark genug?"
 

Schweigend starrte er auf die reglosen Züge des Mädchens und plötzlich wusste er, was er zu tun hatte. Sein Vater hatte recht. Der König war ein gewissenloser Tyrann und vielleicht würde er sogar Madoka töten lassen, nur weil sie das Pech gehabt hatte, krank zu werden.
 

"Ich hoffe, ich kann dich würdig vertreten," flüsterte Katsumi ihr leise ins Ohr, ehe er sich wieder in seinem Stuhl zurücklehnte, um wie fast jede Nacht am Bett seiner Schwester zu wachen.
 

tbc



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