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Tödliche Liebe

(vorerst abgebrochen)
von

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Joshua 57

Kapitel 5: Joshua 57
 

Alec saß in seinem Sessel und starrte den Herzanhänger an. Er versuchte

nachzudenken, doch permanent auf ihn einströmende Erinnerungen raubten ihm die Konzentration.
 

Alec ist in Mr Berrisfords Arbeitszimmer.

Er sitzt am Laptop und kopiert die Informationen, die Rachels Vater vorhat, an das FBI zu schicken.

Nervös schaut er zur Tür. Wenn Rachel oder Mr Berrisford ihn erwischen würden... Endlich, nach Ewigkeiten, so scheint es Alec, hat er alle wichtigen Informationen auf Minidisk. Hastig nimmt er sie aus dem Computer..

"Simon?"

Erschrocken steht Alec auf. Rachel sieht ihn verwirrt an. Wie viel hat sie gesehen?
 

"Hey", sagt er so lässig wie möglich. Gleichzeitig schiebt er die Minidisk unauffällig in seine Hosentasche.

"Was machst du hier drin?" In Rachels Stimme liegt keine Spur von Misstrauen, nur ehrliche Verwunderung.

"Ähm...", stottert Alec, "ich hab mich auf dem Weg zur Toilette verlaufen. Dieses riesige Haus..." Er bricht ab.

Was für eine unheimlich dämliche Ausrede.

Aber Rachel scheint sie zu genügen.

"Du musst auf die andere Seite der Halle."
 

Alec lässt sein gewinnendstes Lächeln erstrahlen.

"Richtig!" Er schlägt sich mit der Hand vor die Stirn, dann zuckt er mit den Schultern. "Ich kann nichts dafür, du bringst mich ganz durcheinander." Er streicht ihr liebevoll eine Strähne des dunklen Haares aus dem Gesicht. Rachel verdreht die Augen und lacht.

Wie süß sie aussieht, wenn sie lacht. Ihre letzten Zweifel zerstreut Alec mit einem langen leidenschaftlichen Kuss.

Doch plötzlich löst sich Rachel von ihm und starrt ihn an.

"Ich...", stammelt sie, "ich liebe dich."

Alec bekommt eine Gänsehaut. Damit hat er nicht gerechnet. Und er weiß, irgendetwas läuft hier ganz furchtbar schief.
 

Seine Miene ist vollkommen ernst, doch er spürt, wie er die Kontrolle verliert, er will schreien: "Das hab ich nicht gewollt! Es war nicht geplant, dass du dich in mich verliebst! Und ich mich in dich..."

Liebe?

Alec hat keine Erfahrung damit. Er ist ratlos. Niemand hat ihm etwas über Liebe beigebracht.

"Simon, deine Hände zittern ja." Rachel sieht ihn besorgt an. Keinen Moment später hat Alec sich wieder im Griff.

"Keine Sorge, mir geht's gut. Ich bin nur so glücklich." Er lächelt Rachel an und nimmt sie in den Arm. Überdeutlich fühlt er die Minidisk in seiner Hosentasche, die ihrem Vater den Tod bringen wird.
 

Schluss damit! Alec wollte das nicht mehr. Was brachte es, in der Vergangenheit herumzuwühlen? Entschlossen stand er auf und ging ins Badezimmer. Das Wasser fühlte sich kühl und belebend auf seiner Haut an.

Er drehte den Wasserhahn zu und sah in den Spiegel.

Erschrocken schnappte Alec nach Luft.

Was zum...!?

Rachel.

Er sah sie ganz deutlich im Spiegel. Sie stand direkt hinter ihm. Alec brauchte ein paar Sekunden, bis er den Mut aufbrachte, sich umzudrehen.

Nichts.
 

Verdammt, begann er jetzt zu halluzinieren? Anscheinend ließ sich das Thema ,Rachel' doch nicht so leicht abhaken. Wie auch?

Alec schaute wieder in den Spiegel. Er war schuld an ihrem Tod. Aber selbst, wenn sie noch lebte, so hatte er auf jeden Fall ihr junges, unschuldiges Leben zerstört. Hass loderte in Alec auf. Er hasste sich für das, was er Rachel angetan hatte. Immer noch starrte er sein Spiegelbild an. Aber er wollte es nicht mehr sehen. Nie wieder!

In diesem unbeherrschten Augenblick holte Alec aus.

Es klirrte.

Ein stechender Schmerz schoss seinen Arm hinauf, aber es war ihm egal. Als er seine Faust zurückzog sah er in den zerbrochen Spiegel. Seine Wut war verraucht. Alles, was Alec fühlte, war unendliche Leere.
 

"Joshua?" Suchend sah Max sich um. Wo war er nur? Sie fing schon an, sich Sorgen zu machen, als sie den Hundemann in seinem ,Atelier' entdeckte.

"Hey, mein Großer! Was malst du da?"

"Joshua Nummer 57", verkündete dieser stolz. Joshuas Bilder sahen wirklich aus, wie die von berühmten Künstlern - viele grelle Farben, aber Außenstehende konnten absolut keinen Sinn darin erkennen. Der Unterschied war nur, dass Joshua sich wirklich etwas dabei dachte, wenn er malte. Jedes seiner Kunstwerke hatte für ihn seine ganz eigene Bedeutung.

Max betrachtete Joshua Nummer 57.
 

"Schön", lächelte sie, "was stellt es dar?"

"Alec." Joshua malte weiter ohne Max anzusehen. "Alec sehr kompliziert."

Max seufzte und besah sich das Farbenwirrwarr genauer.

Es ging ihr unvorstellbar auf die Nerven, dass sich in den letzten Tagen wirklich alles um Alec zu drehen schien. Wirklich jeder wollte wissen, was um Himmelswillen mit dem armen unschuldigen Engelchen los war. Dabei war Alecs Gefühlswelt das Letzte, was sie interessierte.

"Hör zu, Joshua. Ich weiß, du und Alec, ihr habt euren Spaß."

Joshua grinste.
 

"Aber er ist kein Mensch, dem man in allen Dingen trauen kann." Max schüttelte den Kopf. "Schon gar nicht jetzt, wo er so komisch ist."

Joshuas Grinsen wurde noch breiter. "Du denkst, Alec kann mir was vormachen?"

"Nein, ganz und gar nicht", meinte Max wahrheitsgemäß.

Jetzt legte Joshua den Pinsel endgültig zur Seite und sah auf Max herunter. "Alec macht nur Alec was vor. Er kennt sich überhaupt nicht. Siehst du...", er deutete auf die eine, sehr bunte Seite von Joshua 57, "außen viele schöne Farben, fröhliches Getue." Joshuas Hand wanderte zu der anderen, völlig schwarzen Seite des Bildes. "Innen Dunkelheit, Verwirrung - Alec."

Max runzelte die Stirn. Was wollte Joshua damit sagen? Dass Alec nicht der selbstsüchtige, Spaß-über-alles-stellende Egozentriker war, für den ihn alle hielten? In diesem Moment hielt sie Joshua einfach nur für unglaublich naiv.

Andererseits, wahrscheinlich kannte Joshua ihn besser als sie. Max hatte sich schließlich nie die Mühe gemacht, ernsthaft über Alec und seine Vergangenheit nachzudenken.

Und plötzlich wollte sie es wissen. "Wieso ist er so finster und verwirrt?"

Joshuas Antwort war knapp, doch sie reichte vollkommen: "Manticore."
 

Als Max im ,Crash', dem Szene- Laden schlechthin in Seattle, eintraf, entdeckte sie sofort zwei bekannte Gesichter. Alec saß an der Bar, seinem Stammplatz, Cindy hatte es sich an einem der Tische, weiter hinten im Raum gemütlich gemacht.

Dem X5 schenkte Max nur einen misstrauischen Blick, dann setzte sie sich zu ihrer besten Freundin. Schweigend starrten sie eine Zeit lang zu Alec hinüber.

"Was ist mit deinem Freund?", fragte Cindy nach einer Weile.

"Er ist nicht mein Freund. Ich weiß es nicht!"

"Ehrlich, so hab ich ihn noch nie gesehen."

Cindy schien tatsächlich Mitleid mit ihm zu haben. Toll, sollten sie doch einen Club gründen!

"So gequält und am Boden zerstört."
 

Genervt machte Max sich die Mühe, den X5 genauer zu betrachten. Cindy hatte Recht, er sah wirklich nicht besonders gut aus. Er flirtete auch nicht wie sonst, wenn er im ,Crash' war. Normalerweise saß er nie lange allein, aber heute machte er keinerlei Anstalten, ein Mädchen anzuquatschen. Er hockte einfach nur da und starrte vor sich hin. Als Cindy Max' Blick bemerkte, grinste sie: "Starke Frauen fahren nun mal auf gequälte Typen ab!"

"Oh bitte!", stöhnte Max, als sie begriff, was Cindy ihr da gerade unterstellt hatte.

Sie atmete einmal tief durch, als sie spürte, wie auch in ihr etwas, das man vage als Mitgefühl interpretieren konnte hochstieg.

"Ich weiß, ich werd's bereuen, aber ich geh und seh nach, ob's ihm gut geht."

"Lass dir Zeit. Ich hab die süße Kleine dort am Billardtisch im Auge."
 

Max stand auf, verließ die Ecke mit den Tischen und ging an die Bar, wo sie sich auf einem der Hocker neben Alec niederließ. Dieser schaute nur kurz desinteressiert auf und wandte sich dann wieder seinem Glas zu. Max hatte keinen Schimmer, wie sie anfangen sollte, außerdem fand sie das Ganze sowieso schon wieder völlig lächerlich. Wann hatte sie mit Alec jemals ein wirklich ernstes Gespräch geführt?

"Nenn mich verrückt, aber ich hab das Gefühl, du hast da ein Problem."

Alec nahm ein Schluck aus seinem Glas. "Okay, du bist verrückt."

Max seufzte. Bei Alec verlor sie immer ziemlich schnell die Geduld. Deshalb kam sie zur Sache: "Was ist mit dem Medaillon? Hast du es gestohlen? Ich war nämlich noch mal bei dem Haus wegen einer Unterschrift. Da hab ich es auf dem Portrait gesehen, und jetzt bin ich neugierig."

Alecs hübscher Mund deutete ein Grinsen an. "Neugier war der Katze Tod, Max!" Dann war er wieder ernst. Viel zu ernst für den Alec, den Max kannte. "Halt dich mal lieber raus."

"Wenn du meinst."
 

Max hatte große Lust einfach aufzustehen und zu gehen. Sollte Alec doch sehen, wie er alleine klarkam. Aber dann dachte sie an das, was Joshua gesagt hatte, und blieb sitzen. Eine Weile schaute sie zu Boden, dann sah sie wieder Alec an. Sie zögerte.

Dann: "Wir kommen vielleicht nicht immer gut miteinander aus ..."

"Sehr schön untertrieben!", warf Alec gereizt ein. "Bedienung!" Auf seinen Ruf hin kam ein Mädchen und füllte sein Glas.

"...aber wenn du Schwierigkeiten hast und meine Hilfe brauchst, solltest du es jetzt sagen und nicht warten, bis alles vermasselt ist, wie du es sonst machst!"
 

Alec drehte sich mit gespielter Fröhlichkeit zu ihr um. "Vielen Dank für das Angebot, Max", doch dann ließ er die Schauspielerei und seine Trostlosigkeit kam wieder zum Vorschein. "Ja, wirklich nett von dir, aber du weißt leider nicht, worum es geht."

Max, die hoffte, endlich einen Draht zu ihm gefunden zu haben, beeilte sich zu sagen: "Dann erklär es mir doch. Bitte."

Alec grinste schief. "Weißt du, Max, das würde ich, nur..."

Wieder nahm er einen Schluck der durchsichtigen Flüssigkeit, "...nur du würdest es nicht verstehen- du kannst es nicht verstehen, denn du warst nicht da. Du bist weggelaufen, mit deinen lieben kleinen Brüdern und Schwestern."

Max dachte an Joshuas Bild. Der Hundejunge hatte Recht gehabt. Es ging tatsächlich um Manticore.
 

Alec machte eine Pause, doch jetzt gab es für ihn kein Zurück mehr. Er hatte damit angefangen und er würde es auch zu Ende bringen. Sowieso war es an der Zeit, Max einmal vor Augen zu führen, wie gut sie es im Vergleich zu anderen mit ihrer Vergangenheit getroffen hatte.

Alec hob den Blick und sah Max fest in die Augen. "So. Du denkst also, es war hart, als wir zehn waren? Ein bisschen Schule, ein bisschen Gehirnwäsche, ein paar Feldübungen, du denkst, das war hart?"

Max hielt seinem Blick stand, als sie sagte: "Mir jedenfalls hat es gereicht."

Alec starrte wieder sein Glas an. "Glaub mir, später wurde es noch viel schlimmer." Seine Stimme klang heiser und er konnte Max nicht in die Augen sehen, als er fort fuhr.
 

"Man hat getan, was verlangt wurde - und versucht zu vergessen. Wer das nicht konnte wurde behandelt, bis es ihm egal war." Er starrte immer noch sein Glas an, biss sich nach diesen Worten aber nervös auf die Unterlippe. Da verstand Max, dass er sich selbst gemeint haben musste - er hatte nicht vergessen können.

Was hatten sie ihm nur angetan?

"Tut mir leid."

Alecs dunkle Augen verengten sich. "Ich will kein Mitleid!" Er hatte sich wieder zu ihr umgedreht und starrte sie nun nahezu feindselig an.

"Ich will, dass du verschwindest." Ohne ein weiteres Wort wandte Alec sich wieder der Bar zu.

"Bin schon weg!" Max wusste, dass das Gespräch zu Ende war. Sie würde nichts mehr aus ihm herausbekommen.

Kaum war sie aufgestanden, bezahlte Alec und verließ das ,Crash' so fluchtartig, dass einige der Gäste ihm verwirrt hinterher sahen.

Draußen auf der Straße ging Alec blind in irgendeine Richtung. Es war ihm egal, wohin er lief. Hauptsache weg von hier. Mit seinen Gedanken ganz woanders merkte er nicht, dass ihm zwei Männer folgten. Sie hatten vor dem ,Crash' auf ihn gewartet, und wollten jetzt den Auftrag ausführen, für den sie so gut bezahlt wurden.
 

Erst als Alec an einem Schaufenster vorbeiging, bemerkte er ihre Spiegelbilder. Er fuhr herum.

Dem Kerl, der ihm am nächsten stand verpasste er einen Tritt, dass dieser gegen ein Auto krachte. Blitzschnell wirbelte der X5 herum, um den anderen fertig zu machen - leider zu spät. Ein unerträglicher Schmerz durchzuckte Alec vom Hals aus durch seinen ganzen Körper. Er kannte diese Art von Folter. Elektroschocker hatten sie auch in Manticore benutzt. Jetzt war auch der andere Typ wieder auf den Beinen und hielt Alec fest, während sein Kumpel den Elektroschocker an dessen Hals presste.
 

In diesem Moment trat Max aus der Tür des ,Crash', erkannte die Situation und eilte ihrem mehr-oder-weniger Freund zu Hilfe. Sie schnappte sich den, der Alecs Arme umklammert hielt und schleuderte ihn gegen eine Hauswand. Das gab Alec die Chance sich gegen den anderen zu wehren. Und er nutzte sie. Der Kerl schaute immer noch total perplex zu seinem Kumpanen, der von Max fertig gemacht wurde, als Alec ihm den Elektroschocker aus der Hand trat. Dann verpasste er dem völlig verblüfften Schläger einen Faustschlag gegen die Schläfe, der ihn über ein am Bordstein parkendes Auto beförderte. Alec setzte ihm nach.

Währenddessen war Max mit dem anderen Typ beschäftigt und der ließ sich nicht so leicht außer Gefecht setzen. Schließlich aber ging auch er zu Boden und als Max aufschaute sah sie zu Alec.

Obwohl sein Angreifer schon halb bewusstlos auf dem Pflaster lag, hörte er nicht auf, auf ihn einzutreten.
 

"Alec, nein!"

Max stockte der Atem. Wenn sie ihn nicht stoppte, würde er den Mann noch umbringen!

Mit pochendem Herzen sprang sie über den PKW. Im nächsten Moment war Max hinter Alec, packte seine Arme und drückte ihn unsanft auf die Motorhaube.

Ein paar Sekunden verharrten sie regungslos.

Er mit dem Rücken auf dem Auto, sie über ihm.

Er starrte sie hasserfüllt an.

Schließlich stieß Alec sie mit solch einer Brutalität von sich, dass Max zurücktaumelte und fast gestürzt wäre.

"Bleib mir gefälligst vom Hals!" Er blickte sie noch einen Moment lang kalt an, dann rückte er seine Jacke zurecht und verschwand in der Dunkelheit.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2005-05-25T18:48:22+00:00 25.05.2005 20:48
Echt cooles Kappi! Mach weiter so! Bitte schreib schnell weiter - freu mich schon auf die Fortsetzung!!!


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