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Die Rumtreiber und der Fluch des Siegelrings

Slow Burn Remus/Sirius | abgeschlossen
von

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Die Schatten werden länger - Januar 1976 (5/5)

Madam Pomfreys Worte klangen Remus noch immer in den Ohren, als er vor dem steinernen Wasserspeier stand, der Professor Dumbledores Büro bewachte. Sie hatte ihm das Passwort genannt («Gummischnecken») und ihn dann stehen gelassen, ohne ihm genauer zu verraten, worum es ging.

In Remus’ Kopf drehte sich alles. Er war zurück in seinem Körper, aber er fühlte sich ausgelaugt und schwach. Hatte der Schuldirektor festgestellt, dass Remus’ Betreuung zu kostspielig für die Schule geworden war? Zu aufwändig? Zu schmutzig? Waren dies seine letzten Minuten auf dem Schloss? Oder hatte Lily sich beschwert? Würden sie ihm seine Vertrauensschüler-Aufgaben abnehmen und jemand Verantwortungsvollerem geben? Vielleicht Peter?

„Herein“, sagte eine tiefe Stimme, als Remus am oberen Ende der kleinen Wendeltreppe angekommen war und gerade hatte klopfen wollen. Er trat ein in der Erwartung, dass Dumbledore hinter seinem storchenbeinigen Schreibtisch in der Mitte des runden Büros saß. Remus war schon einige Male hier gewesen und immer war es um seine Betreuung, seine Krankheit, seinen Makel gegangen, und jedes Mal war es so gewesen: Dumbledore hinter seinem Schreibtisch, Remus schwitzend auf einem Stuhl davor.

Doch als er die Tür öffnete, stellte er verwirrt fest, dass da bereits zwei schwarzhaarige Jungen in Hogwarts-Umhängen vor dem Schreibtisch standen, mit dem Rücken zu Remus. Einer hatte strubbeliges, der andere langes Haar. Dumbledores Miene, die an den beiden vorbei leuchtete, war unergründlich. Beim Geräusch der Tür drehte einer der zwei Jungen sich um und Remus schaute James ins Gesicht. Er zuckte mit den Mundwinkeln, aber Remus konnte das Lächeln nicht erwidern. Was hatten die beiden angestellt? Erwartete man von ihm, Vertrauensschüler zu spielen? Jetzt? Er musterte den langhaarigen, schwarzen Hinterkopf neben James. Und in dem Moment traf es Remus wie ein Schlag. Das war ja gar nicht Sirius. Das war –

„Guten Morgen, Remus“, sagte Dumbledore und wies mit der Hand ebenfalls vor seinen Schreibtisch.

„Guten Morgen, Sir“, erwiderte Remus heiser und trat näher. Sein Hals war trocken und kaputt von den Schreien und seine Zunge fühlte sich ungelenk an, als ob sie noch nicht wieder vollends verheilt war. Er brauchte dringend etwas zu essen und Schlaf.

„Setzt euch bitte.“

Remus runzelte die Stirn, aber stellte beeindruckt fest, dass hinter ihm und auch hinter James und Snape lautlos storchenbeinige Stühle erschienen waren.

„Remus, du wunderst dich sicher, wieso ich dich davon abhalte, noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen, bevor der Spaß des Lernens wieder beginnt.“

Remus wunderte sich in der Tat, sagte jedoch nichts. Er warf einen Seitenblick auf James, der eins von Dumbledores seltsamen Gerätschaften auf einem Tischchen in der Ecke betrachtete, als ginge ihn das alles hier nichts an. Snape konnte er nicht erkennen, da James zwischen ihnen saß, aber Remus hatte den Eindruck, als hätte Snape sich keinen Millimeter mehr bewegt, seit er steif platzgenommen hatte.

„Nun, ich habe euch hier zusammengerufen, weil Madam Pomfrey mich auf eine missliche Lage hingewiesen hat. Man hat mich informiert, dass du, Severus, heute Nacht im Tunnel unterhalb der Peitschenden Weide gewesen bist.“

Remus wurde gleichzeitig heiß und kalt. Er riss die Augen auf und konnte nicht anders, als sich vorzulehnen und an James vorbei Snape in den Blick zu nehmen. Snapes fettiges Haar hing ihm ins Gesicht, sodass Remus nicht viel davon ausmachen konnte, doch er sah einen trotzigen Zug um dessen Lippen. Snape antwortete nicht, was Antwort genug war.

„Wie ihr alle drei wisst, war das ein Ausflug, den Severus gegebenenfalls mit dem Leben bezahlt hätte.“ Dem konnte Remus nicht widersprechen, auch wenn ihm beim Gedanken daran speiübel wurde.

„Du, James, hast Severus offenbar davon abgehalten, bis ans Ende des Tunnels zu gelangen?“

„Ja“, antwortete James und Remus konnte einen Nachdruck heraushören, den er so nicht von seinem Freund kannte. Er wirkte oberflächlich widerspenstig, aber darunter… erschöpft.

„Bitte lasst mich wissen, wie es zu diesem Umstand kam.“

„Ich wusste nicht –“, begann Remus, den die Panik überrollte. Glaubten sie etwa, er hätte Snape etwas antun wollen? Hatten sie herausgefunden, dass das Problem mit Snape, Sirius und James für ihn unbequem geworden war? Glaubten sie, er hatte Snape loswerden wollen, ein für alle Mal?

„Das habe ich auch nicht von dir erwartet, Remus“, sagte Dumbledore ruhig und mit einem sanften Lächeln. Dann richtete er den Blick auf Snape, der abschätzig die Luft ausgestoßen hatte. „Severus? Wie bist du auf die Idee gekommen, heute Nacht in den Tunnel steigen?“

Es dauerte keine Sekunde, bis die Antwort kam. „Black“, spuckte Snape verächtlich, „Er hat mich angestachelt, damit ich da runtergehe und dieses… dieses…“

dieses Monster, fügte Remus im Geiste ein,

„…ihn treffe und draufgehe. Sie glauben doch nicht wirklich, dass er nichts davon wusste?!“

„Nun…“ Dumbledores wirkte mit einem Mal hart, „Wie bereits gesagt, das glaube ich in der Tat. Und all das hier ist höchst bedauerlich.“

„Er hätte mich umgebracht!“, knurrte Snape ungehalten und hob die Hand, um in Remus‘ Richtung zu deuten. Geistesgegenwärtig packte James Snapes Handgelenk und drückte den Arm herunter. Nun klang James doch trotzig: „Hat er aber nicht.“

Eine Welle von Zuneigung für James überkam Remus, der zu perplex war, um etwas zu seiner eigenen Verteidigung zu sagen.

„Nun gut. James, Severus, ich werde eure Hauslehrer darüber in Kenntnis setzen, dass ihr beide unbefugt aus den Betten gestiegen seid, und warum. Sie werden über etwaige Konsequenzen entscheiden. Jetzt möchte ich einen Moment mit Severus und Remus allein sprechen. Bitte geh zurück in deinen Schlafsaal, James.“

James warf Remus einen rückversichernden Blick zu, als er sich mit einem „Ja, Sir“ erhob und dann das Büro des Schulleiters verließ.

Dumbledore richtete seine blauen Augen auf Remus, als die Tür sich wieder geschlossen hatte: „Remus, es tut mir leid. Ich hatte dir versprochen, dass dein Geheimnis bei mir sicher ist, solange du es hüten möchtest, und ich habe dich enttäuscht. Offenbar haben einige Schüler unsere Vorkehrungen durchschaut und ich habe dich nicht davor geschützt. Es tut mir leid. Kannst du mir verzeihen?“

Remus, völlig perplex, dass seine Meinung, seine Absolution, gefragt war, stammelte: „J-ja, Sir. Natürlich, Sir. Es war ja nicht Ihre Absicht.“

„Da hast du Recht… Ich danke dir“, sagte Dumbledore mit schwerer Stimme und seufzte dann, den Blick nun auf Snape gerichtet. „Severus, wir stehen jetzt vor einer sehr unglücklichen Lage.“

Unwillkürlich hörte Remus Sirius‘ Stimme in seinem Kopf: Na, das kannst du laut sagen!

Snape schnaubte verächtlich. „So kann man das wohl nennen, wenn ein Schüler unter Ihrer Nase beinahe ermordet worden wäre.“

Das Wort schnitt Remus ins Herz. Er war kein Mörder. Und er wollte auch keiner sein. Er hatte das alles nie gewollt. Er…

Dumbledore lächelte traurig. „Es ist das Privileg der Jugend, die Dinge unbeschönigt beim Namen zu nennen, denke ich. Aber wir können dabeibleiben, dass Remus hier nie einen Mord geplant hat.“

Snape, auf den Remus jetzt freie Sicht hatte, verzog den Mund, antwortete jedoch nicht.

„Ich denke, dir ist bewusst, in was für einer schwierigen Situation dein Mitschüler ist?“, sprach Dumbledore weiter und Remus war sich nicht sicher, ob sein Schulleiter noch alle Tassen im Schrank hatte. Versuchte er gerade wirklich, in Snape Mitleid für Remus zu wecken?

„Wie kann es überhaupt sein, dass er hier ist? Er ist… Er ist gefährlich, er sollte –“

„Er soll, genau wie alle anderen jungen Zauberer, eine Chance auf eine magische Ausbildung erhalten. Und das wird er, solange ich hier Schulleiter bin.“

Eine Woge der Erleichterung schwappte über Remus hinweg und es fühlte sich an, als sein ein Felsen aus seinem Hals gespült worden. Er sog tief die Luft ein.

„Und darum bitte ich dich um deine Mitarbeit, Severus. Ich möchte, dass du mir versprichst, dass du niemandem in oder außerhalb der Schule erzählst, dass Remus unter Lykanthropie leidet.“

„Sie sagen das, als wäre er krank“, antwortete Snape mit einer Spur Häme, ohne auf die Bitte einzugehen.

„Ja, ich denke, so könnte man es ausdrücken.“

„Aber er ist gefährlich! Er könnte jeden Monat…“

„Wir haben dafür gesorgt, dass das nicht passiert. Hätte Mr. Black dir nicht diesen zweifellos geschmacklosen, unglaublich unüberlegten Streich gespielt, wärst du niemals unter die Peitschende Weide gelangt, nicht wahr?“

Snape murmelte etwas Unverständliches, das Remus als „geschmacklos?!“ interpretierte, und das für Dumbledore Antwort genug zu sein schien.

„Was passiert mit Black?“, fragte Snape misstrauisch, als Dumbledore wieder ansetzen wollte.

„Ich werde mich der Sache annehmen.“

„Sie werden ihn nicht einfach laufen lassen, oder?“, blaffte Snape, dessen Wut die Überhand zu nehmen schien.

„Es wird Konsequenzen für ihn geben, die ich mit Professor McGonagall abstimmen werde. Sei dir versichert.“

Snape nickte langsam, wenn auch offensichtlich nicht befriedigt. Remus‘ Herz begann wieder zu rasen. Sie würden Sirius doch nicht rausschmeißen? Das konnten sie nicht. Sirius durfte nicht gehen, sie brauchten ihn. Er brauchte ihn hier.

Dumbledore atmete tief ein, legte seine Fingerspitzen zusammen und sah Snape direkt in die Augen. „Ich bitte dich also noch einmal, Severus. Ich möchte, dass du mir versprichst, dass du niemandem in oder außerhalb der Schule von Remus‘ Geheimnis erzählst. Sollte er jemals den Wunsch verspüren, andere Leute einzuweihen, dann ist das seine Entscheidung, allein seine. Bitte versprich es mir.“

Remus war froh, dass Dumbledore Snape anschaute und nicht ihn. Er hatte den Eindruck, der Blick würde ihn sonst versengen. Er war beeindruckt, wie lange Snape ihm standhalten konnte.

Nach endlosen Sekunden sagte Snape, beinahe ohne die Lippen zu bewegen: „In Ordnung.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Centranthusalba
2023-10-15T19:51:50+00:00 15.10.2023 21:51
Oh oh oh… ja, ich erinnere mich. Das Ereignis gab es wohl. Auch so, dass Sirius ihn geschickt und James es verhindert hatte? Weiß ich jetzt nicht mehr so genau.🤔 Auch egal, sehr gut eingebaut!
Ich wundere mich etwas, dass du jetzt einen Cut machst…
Antwort von:  behrami
22.10.2023 19:35
Ich glaub, der Cut kommt in erster Linie davon, dass ich eine andere Geschichte erzähle... aber ja, das ist "alles so passiert", sofern man sowas über Fiction sagen kann haha


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