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X-fach X-mas

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Tag 10

Jodie wusste, dass es falsch war. Dass sie sich nicht von ihren Gefühlen und Emotionen leiten lassen sollte. Dass sie ruhig bleiben musste. Allerdings hatte sie sich entschieden und sie strebte keinen Rückzug an. Außer irgendjemand durchkreuzte ihre Pläne. Ein Teil von ihr hoffte sogar darauf. Vermutlich wäre es auch schlauer gewesen, ihre Kollegen in ihren Plan einzuweihen. Allerdings hätte sie sich dann wahrscheinlich von ihrem Plan abbringen lassen. Wobei sie in Wahrheit keinen Plan hatte. Sie hatte eine Idee und das wars auch schon. Ein Plan klang danach, als hätte sie alles unter Kontrolle. Allerdings hatte sie sich am Ende für ein Handeln entschieden und nicht für das Nachdenken.

Vermouth wusste genau, welche Knöpfe sie bei Jodie drücken musste, was sie tun oder sagen musste. Die Frau war ein Monster und scharfsinnig. Sie machte nichts ohne einen Hintergrundgedanken und sie hatte keine Skrupel. Nicht einmal dann, wenn es sich um ein kleines Kind handelte. Immer wenn sie auftauchte, hatte Jodie das Gefühl, nicht mehr klar denken zu können. Sie hasste die Frau, sie wollte sie unbedingt zur Strecke bringen. Aber immer, wenn sie ihr näherkamen, tauchte sie wieder unter. Sie hatte ein Gespür dafür, wann der richtige Moment war, zu verschwinden. Aber jetzt hatte Jodie das Gefühl, dass sie endlich am längeren Hebel saß.

Die beiden Frauen waren einander zufällig begegnet. Und als Jodie die Schauspielerin erblickte, versteckte sie sich unverzüglich in einer Gasse. Es war der Agentin zwar komisch vorgekommen, dass Vermouth am helllichten Tage einfach so auf der Straße herumlief und sie sogar zu ihrem Hotel führte. Doch schließlich hatte Jodie die Vernunft abgeschaltet und sich vor dem Hotel positioniert. Sie beobachtete das Grundstück, die Menschen, die ein- und ausgingen, sogar das Personal. Über mehrere Tage hatte sich Jodie auf die Lauer gelegt und den Tagesablauf der Schauspielerin studiert. Unter der Woche verließ diese das Hotelzimmer zwischen sieben und acht Uhr, gönnte sich ein üppiges Frühstück und entfernte sich vom Hotel. Erst am Abend zwischen achtzehn und neunzehn Uhr kam sie wieder zurück. In der Zwischenzeit blieb ihr Zimmer unberührt. Nur das Zimmermädchen kam und kümmerte sich um ein ordentliches Zimmer. Außer es hing das „Bitte nicht stören“-Schild an der Türklinke.

Jodie saß in ihrem Wagen. Sie atmete tief durch, dann zog sie einen Handspiegel aus ihrer Tasche und überprüfte den richtigen Sitz ihrer Perücke. Sie hatte sich für schwarzes, langes Haar entschieden, um so ihre Identität zu verschleiern. Um ihre Tarnung abzuschließen, setzte sie sich eine schwarze Sonnenbrille auf und betrat das Hotel. Jodie versuchte so zu tun, als wäre sie eine bekannte Persönlichkeit und schon lange in dem Hotel hausen. Außerdem hoffte sie, dass ihr niemand von der Organisation in die Arme lief oder noch schlimmer, sie erkannte. Jodie fuhr mit dem Fahrstuhl nach oben zum Zimmer und ging zu diesem. Sie öffnete ihre Handtasche und kramte darin herum. „Oh no.“ Sie seufzte. Jodie drehte sich um und erblickte überrascht ein Zimmermädchen. „Sorry?“

Die Frau sah sie an.

„Ich habe mich ausgesperrt. Könnten Sie mir bitte die Tür aufmachen?“, sprach sie mit starkem Akzent.

„Natürlich“, nickte die junge Frau. Sie holte ihre Schlüsselkarte hervor und schob diese in den Schlitz an der Tür. „Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?“

„Nein, Danke. Sie haben mir sehr geholfen“, entgegnete Jodie und ging in das Zimmer. Sie zog sich Handschuhe über, schloss die Tür und atmete tief durch. Die erste Hürde hatte sie bereits gemeistert. Jodie war alleine und schaute sich im Zimmer um. Sie suchte nach Indizien und Beweisen. Und auch wenn die Schauspielerin erst am Abend wiederkam, tat Jodie alles, um schnell zu sein. Aber an jenem Tag war alles anders. Chris kam früher zurück. Jodie hörte ihre Stimme an der Tür und suchte Zuflucht hinter dem Sofa. Ihr Herz raste und ihre Gedanken überschlugen sich.

Chris steckte das Handy in ihre Handtasche und öffnete die Zimmertür. Sie legte ihre Handtasche auf die Kommode und schlüpfte aus ihren Schuhen. „Was für ein Tag“, murmelte sie und setzte sich auf das Sofa. Sie zog einen Laptop aus ihrer Handtasche und startete diesen an. Anschließend gab sie ein Passwort ein, beantwortete einige Mails und gähnte. Jodie – die immer noch hinter dem Sofa kauerte - bemerkte sie nicht. Irgendwann stand Chris auf und ging ins Badezimmer.

Jodie wollte die Gunst der Stunde nutzen, und aus dem Zimmer entkommen. Die Gefahr nun entdeckt zu werden, war zu groß und sie konnte eine direkte Konfrontation nicht riskieren. Aber dann hörte sie das Wasser im Badezimmer. Die Dusche wurde angestellt. Die Agentin biss sich auf die Unterlippe und kehrte zum Sofa zurück. Sie tippte auf dem Laptop und rief sämtliche Dateien auf. Jodie hatte immer einen USB-Stick an ihrem Schlüsselbund. Sie steckte diesen in den Slot am Rechner und übertrug alle Dateien darauf.

Komm schon…, sagte sie zu sich selbst. Wie gebannt starrte sie auf den Ladebalken.

20%.

Das Wasser im Badezimmer lief weiter.

35%.

Jodie blickte zur Badezimmertür. Es hatte sich noch immer nichts verändert.

58%.

Die Agentin tippte mit dem Bein auf dem Boden. Sie wurde nervös.

74%.

Komm schon…jetzt mach…

89%.

Das Wasser wurde abgestellt.

Jodie schluckte.

95%.

Verdammt.

Sie schwitzte.

100%.

Sofort entfernte Jodie den USB-Stick und floh zur Tür. Bevor sie allerdings nach draußen trat, sah sie sich im Zimmer um. Sie musste sich vergewissern, dass sie nichts vergessen hatte, das auf ihre Anwesenheit schließen ließ. Sie hatte nichts verstellt und da sie Handschuhe trug, konnte ihr nichts nachgewiesen werden.

Die Türklinke des Badezimmers wurde heruntergedrückt und die Agentin verschwand in jenem Augenblick aus dem Zimmer. Sie hatte die Tür leise hinter sich geschlossen. Jodie atmete ein weiteres Mal tief durch. Es hatte funktioniert. Schnell lief sie den Gang entlang und stolperte beinahe die Treppe herunter. Ihr Herz schlug schneller. Aber nun hatte sie Beweise gegen die Schauspielerin in der Hand. Sie musste sie nur sichten und nutzen.

Chris kam aus dem Badezimmer. Sie ging zum Sofa und setzte sich. Anschließend öffnete sie ein Programm und ein Bild des Zimmers erschien. Sie spulte die Aufnahme zurück und beobachtete Jodie. Natürlich hatte sie gewusst, dass die Agentin immer in der Nähe war und sich ihren Tagesablauf eingeprägt hatte. Sie hatte es sogar für sich genutzt, um ihr falsche Informationen zu liefern. Und würde Jodie den USB-Stick an ihren Computer oder dem Computer eines Kollegen anschließen, würde ein Virus den FBI-Server befallen. Sie lächelte. „Dann mal viel Spaß mit meiner kleinen Überraschung.“



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