Zum Inhalt der Seite

Überraschung im Schnee-Gestöber

Winterwichtel FF für ChiaraAyumi
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ei, Ei, Ei, was seh' ich da

Innerhalb der nächsten drei Tage wurde es wärmer. Warm genug, so dass der Schnee von selbst zu schmelzen begann. Zuerst war auf dem Balkon ein Stück des grünen Gartenstuhls erkennbar. Es folgte ein kleines Tischchen und einige Holzplatten, von denen Ami nicht wusste, woher diese kamen. Vermutlich wurden sie zum selben Zeitpunkt angeweht, als auch der Pinguin Zugang zu Amis Balkon fand.

 

Ami wartete mit dem Aufräumen ihres Balkons, bis die durch den Schnee gebildeten Wassermassen zurückgingen. Sie brauchte einen festen Stand, um sich mögliche Schäden anschauen zu können. Außerdem waren der Gartentisch und die drei Stühle, die übereinander gestapelt waren, unempfindlich gegenüber Wasser. Als der Schnee geschmolzen und das entsprechende Wasser durch die Regenrinne abgelaufen war, öffnete Ami ihre Balkontür und schaute sich die Gegenstände auf ihrem Balkon genauer an.

 

Der Tisch war leicht zur Seite geneigt, so dass dieser nur noch durch zwei Standfüße abgestützt wurde. Weitere Stabilität bezüglich der aktuellen Position des Tisches gab ihm die Wand zur Nachbarwohnung, oder auch die Balkonwand, je nachdem, wie man es sehen wollte. Den richtig umzustellen, dass er wieder auf allen vier Füßen stand, erschien relativ einfach.

 

Die Gartenstühle standen noch auf den Beinen des untersten Stuhls. Diese waren recht nah an der Position des Tisches platziert. Allerdings hatte sich ein Holzbalken zwischen dem Tisch und dem obersten Stuhl verkeilt. Als Ami sich den Holzbalken genauer anschaute, sah sie, dass sie selbst keine Chance hatte, ihn aus der aktuellen Position zu entfernen. Dazu hätte sie aus dem Balkon klettern und von dort den Balken mit Kraft nach oben ziehen müssen.

 

Sie konnte den Winkel berechnen, wie gezogen werden musste. Sie konnte die Position ermitteln, wo man dafür am besten stand. Aber sie war weder sportlich genug, um aus dem Balkon zu klettern, noch um dann mit festem Stand den Balken heraus ziehen zu können. Nein, keines von beiden würde ihr gelingen. Sie brauchte Hilfe. Und sie kannte genau die richtige Person dafür, der sie das zutrauen würde. Daher ging sie wieder in ihre Wohnung, um die entsprechende Nummer zu wählen.

 

In der Gärtnerei klingelte ein Handy, während Makoto einige Chrysanthemen umtopfte. Es war ihr Klingelton, einer, den sie explizit für das Sailorteam definiert hatte. Sanft legte sie die Chrysantheme zur Seite, klopfte sich die Hände an der Hose ab und griff nach dem Handy. Das Gesicht ihrer Freundin Ami trat auf dem Bildschirm vor und zurück. „Hallo Ami?“ Makotos Stimme klang eher fragend als begrüßend.

 

„Hallo Makoto. Kannst du gerade sprechen?“ Da Ami nicht wusste, ob Makoto aktuell eine kleine Pause einlegen konnte oder gleich wieder auflegen musste, wollte sie sich kurz fassen.

 

„Schlecht. Bin gerade beim Umtopfen. Um was geht es denn?“ Auch Makoto wäre es lieber, wenn sie das Gespräch in ihrer Freizeit halten könnte. Da sie nicht wusste, weshalb Ami sie anrief, wollte sie zumindest grob das Thema erfahren. Sie wusste allerdings, dass es manchmal nicht anders ging, und hoffte, dass der Grund für den Anruf keiner dieser Gründe war.

 

„Ich bräuchte mal deine Hilfe. Mir ist da ein Teil einer Holzpalette auf dem Balkon geflogen und bekomme es alleine nicht entfernt. Kannst du nach deiner Schicht, oder Morgen, mal vorbeikommen und mir mit dem Entfernen der Palette helfen?“ Die Tatsache, dass es bei Makoto mit dem Sprechen eher schlecht war, ließ Ami direkt zur Sache kommen.

 

Makoto überlegte kurz. Sie konnte noch nicht genau sagen, wann sie an diesem Tag mit der Arbeit fertig werden würde. Und für den nächsten Tag stand auch schon eine ganze Menge an. Andererseits hatte sie bereits die Sache mit dem Pinguin verpasst, und wollte nicht schon wieder außen vor bleiben. „Ich komme nach der Arbeit vorbei. Soll ich dich kurz anrufen, wenn ich mich auf dem Weg mache?“

 

„Gute Idee“, sagte Ami. Dann konnte sie auch ungefähr abschätzen, wann genau Makoto bei ihr sein würde. „Dann bis heute Abend.“

 

„Ja, bis heute Abend.“ Makoto beendete das Telefongespräch ebenfalls. Sie wollte versuchen, sich mit ihrer Arbeit zu beeilen, damit sie vielleicht etwas früher gehen konnte. Daher widmete sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Umtopfen der Chrysanthemen.

 

Sie schaffte es, noch vor dem Abend mit dem Umtopfen fertig zu werden. Der großen Ast, der während des Schneesturms auf eines der Gewächshäuser gefallen war, wurde durch einige stabile Baumstützen gehalten. Daher konnte die Entfernung dieses Astes bis morgen warten. Sie rief kurz bei Ami an, um ihr Bescheid zu sagen, dass sie jetzt losfahren würde, bevor sie sich aufs Fahrrad setzte.

 

Unterdessen bereitete Ami eine Kanne Tee sowie einige Kuchenstücke vor. Den entsprechenden Kuchen hatte sie nach ihrem ersten Telefonat mit Makoto gebacken. Ihre Kochkünste kamen zwar nicht annähernd an denen ihrer Freundin heran, aber sie wollte nicht ohne einen kleinen Imbiss dastehen, wenn diese ihr schon bei einem Problem half. Sie wusste, dass Makoto etwa zwanzig Minuten von der Gärtnerei bis zu ihr nach Hause brauchte, solange die Straßen befahrbar waren. Es dämmerte leicht, aber sie ging davon aus, dass Makoto es schaffen würde, bevor es richtig dunkel wurde.

 

Und tatsächlich klingelte es 22 Minuten später an ihrer Tür. Im Gegensatz zu Usagi wusste Makoto, in welchem Stockwerk Amis Wohnung lag. Daher holte Ami sich nur kurz die Bestätigung, dass es sich um den erwarteten Besuch handelte, bevor sie den Summer drückte.

 

Makoto lief die Treppe nach oben. Sie war immer noch sportlich genug, dass die paar Stockwerke ihr nichts ausmachten. Deshalb sah sie gar nicht ein, den Aufzug zu nehmen. Auch die Tatsache, dass sie eigentlich den ganzen Tag schon auf den Beinen war, ließ sie sich nicht anmerken.

 

Vor Amis Wohnungstür zog Makoto sich die Schuhe aus und ließ sich von Ami ihre Hausschuhe bringen, die sie vor einigen Monaten extra für ihre Besuche bei ihrer Freundin hinterlegt hatte. Makoto betrat die Wohnung und umarmte ihre Freundin. Da sie während der Umarmung ihre Straßenschuhe in der Hand hielt, achtete sie darauf, dass diese nicht mit Ami in Kontakt kamen. Mit einem Stupser schloss Ami die Tür. Anschließend erwiderte sie die Umarmung.

 

„Kümmern wir uns zuerst um dein Holzpaletten Problem?“ Da die Dämmerung noch anhielt, wollte Makoto den ursprünglichen Grund ihres Besuchs schnell erledigen, bevor sie draußen nichts mehr sehen konnte.

 

„Ja, gute Idee.“ Ami ging zur Balkontür vor, während Makoto ihr folgte. Gemeinsam betraten sie den Balkon. „Das da ist die Palette, die irgendwie auf meinem Balkon gelandet ist. Und um sie von dort zu entfernen, müsste man entweder von außerhalb des Balkons hantieren, oder von der Tischseite aus“, erklärte Ami die Situation.

 

Makoto schaute sich das Desaster an. Von außerhalb des Balkons ziehen? Keine gute Idee! Da kam ihr definitiv eine gewisse Höhenangst dazwischen. Über den Balken klettern und ihn dann von der anderen Seite aus herausziehen kam ihr schon eher machbar vor. „Ich versuche es von der Tischseite aus.“

 

Mit der einen Hand hielt Makoto sich am Geländer fest, mit der anderen griff sie nach dem obersten Stuhl. Dann überlegte sie, wie sie mit ihrem Bein über die Palette zu dem kleinen Bereich gelangen wollte, wo neben dem Tisch etwas Platz war. Sie setzte zum Sprung an, und stieß mit dem Bein gegen den Holzbalken. Das war wohl nichts. Der Balken bewegte sich nur etwa einen Millimeter. Sie selbst aber landete mit ihrem Hintern auf dem Boden. Auch die nächsten vier Versuche ließen Makoto entweder auf ihren Hintern oder ihrer Seite landen.

 

Hier konnte sie auch kein Anlauf nehmen, um etwas Schwung in ihrem Sprung zu bringen. Aus dem Stand heraus war dieser Sprung nicht einfach zu bewältigen. „Hast du irgendwo einen Hocker, oder eine Trittleiter, den ich für den Sprung verwenden könnte?“, fragte Makoto etwas kleinlaut. Es war ihr peinlich, dass sie diesen Sprung nicht ohne Hilfsmittel schaffte. Daher nahm sie sich vor, am Wochenende eine zusätzliche Trainingseinheit einzulegen.

 

Ami überlegte kurz. Küche, nein; Badezimmer, auch nicht; Wohnzimmer, auf keinen Fall; Abstellraum, ja. „Hab ich, hol ich kurz.“ Mit schnellen Schritten ging Ami zum Abstellraum, in der sich diverse Lebensmittel und Putzutensilien befanden, und griff nach ihrer kleinen Trittleiter.

 

Wieder auf dem Balkon angekommen, öffnete Ami diese und stellte sie auf dem Boden. Makoto nahm die Trittleiter in die Hand, schob sie noch ein Stück weiter Richtung Gartenstühle und prüfte die Standfestigkeit dieser Position, bevor sie die erste Stufe betrat. Wieder legte sie eine Hand an das Geländer. Sie überlegte, wie ihr Sprung verlaufen musste, und entschied, sich auch mit ihrer zweiten Hand am Geländer abzustützen.

 

Nach einigen Wipp-Bewegungen auf der Trittleiter ging sie in die Hocke und stieß sich von der obersten Stufe ab. Ihr rechtes Bein winkelte sie an, da dieses als erstes über den Holzbalken gelangen musste. Diesmal schaffte sie es. Sie landete mit ihrem Standbein direkt zwischen Tisch, Stuhl und Balkonwand.

 

Nun musste sie ihr linkes Bein in eine Position versetzen, in der sie stehen konnte. Mit einem Bein fehlte ihr die Standfestigkeit, um den Balken aus dem Stuhl zu ziehen. Doch es brachte auch nichts, wenn sie das zweite Bein auf dem Boden stellte, während ihr Blick nach draußen gerichtet war. Immer noch hielt sie sich mit ihren Händen am Geländer fest. Sie ging auf ihre Zehenspitzen, drehte sich nach links und hob ihr linkes Bein so hoch sie konnte, um dieses über den Tisch zu drehen.

 

Nun konnte sie ihren Blick zwar auf den Balken richten, aber ihr linkes Bein schwebte immer noch in der Luft. So beweglich war sie dann doch nicht, dass sie ihren Fuß an ihren Oberschenkel setzen konnte, während sie ihr Bein an ihren Oberkörper heranzog, um ihren Fuß anschließend nach unten abzulassen.

 

„Kannst du mich mal kurz festhalten? Ich komme hier nicht richtig runter“, fragte Makoto daher, als sie ihre linke Hand nach Ami ausstreckte. Mit ihrer anderen Hand hielt sie sich weiterhin an dem Geländer fest.

 

Ami nahm Makotos Hand mit beiden Händen, ging auf die Fensterseite ihres Balkons und stemmte ihre Beine nach vorne. Dass Ami das Gefühl hatte, dass ihre Freundin ihr beinahe die Hand brach, behielt sie für sich.

 

Makoto richtete währenddessen ihren Blick auf ihren linken Fuß, den sie nun langsam nach unten lassen konnte. „OK, danke. Ich stehe“, sagte sie, während sie den Griff um Amis Hand lockerte.

 

Ami rieb sich ihre linke Hand, während sie noch einmal die Vorgehensweise für das Entfernen des Balkens im Kopf durchging.

 

„Oh, habe ich zu fest zugedrückt? Das wollte ich nicht“, entschuldigte Makoto sich.

 

„Nein, nein, schon gut.“ Ami kannte die Eigenarten ihrer Freundin. Und eine dieser Eigenarten war nun einmal, dass sie ihre Kraft nicht ganz kontrollieren konnte. Inzwischen war es deutlich dunkler geworden. Sie ging kurz in ihr Wohnzimmer, um eine Laterne anzuzünden. Die Laterne stellte sie auf der äußeren Fensterbank ab, so dass das Licht auf dem Balken scheinen konnte. „Wenn du jetzt den Balken etwas nach oben hebst, solltest du ihn raus ziehen können.“

 

Makoto fasste den Holzbalken sowohl unten wie auch oben an und versuchte, diesen seitlich anzuheben. Allerdings rührte sich der Balken keinen Millimeter.

 

„Mehr nach rechts anheben“, dirigierte Ami, während sie sich das Balkenende, welches zwischen Stuhl und Lehne eingeklemmt war, genauer anschaute.

 

Makoto beugte sich leicht nach vorne, um den Balken in die gewünschte Position zu heben. Er lockerte sich, da er von einer Seite freigegeben wurde. Sie allerdings begann zu straucheln. Daher spürte sie, dass sie aufpassen musste, um nicht nach vorne über den Stuhl zu kippen.

 

„OK, jetzt solltest du den Balken nach oben raus ziehen können“, erkannte Ami.

 

Tatsächlich zog Makoto den Balken mit einem Rutsch aus den Stuhllehnen hervor. Da sie nicht genau wusste, wo sie den Balken hinlegen konnte, übergab sie diesen Ami, welche ihn auf der anderen Seite des Balkons abstellte. Makoto wollte nicht schon wieder über den Stuhl springen. Und da die Position der Stühle wegen des fehlenden Balkens nun veränderlich waren, hob sie den untersten Stuhl hoch und setzte diesen näher an dem Fenster ab. So konnte sie nun rausgehen, statt raus klettern zu müssen.

 

Makoto wollte sich sicher sein, dass auf dem Rückweg keine weiteren Stolperfallen auf sie warteten. Daher schaute sie vor dem Anheben ihres Fußes auf dem Boden. Dabei fiel ihr Blick auf ein faustgroßes grünes Objekt, welches sie nicht genauer einordnen konnte.

 

„Was ist das denn?“, fragte Makoto, als sie in die Hocke ging, um sich das Objekt etwas genauer anschauen zu können.

 

Ami nahm ihre Laterne und stellte diese neben dem unbekannten Objekt ab, während auch sie in die Hocke ging. Dann stutzte sie, und nahm das Objekt in die Hand. War das möglich? Aber ihr kam keine andere Erklärung, oder vielmehr, jede andere Erklärung klang um einiges unglaubwürdiger als ihr erster Gedanke. Daher sagte sie leicht fassungslos: „Du, ich glaube, dass ist ein Pinguin-Ei.“

 

„Bist du dir sicher?“, fragte Makoto ebenfalls fassungslos.

 

„Nein. Um sicher zu sein, muss ich erst im Internet recherchieren. Aber alles andere halte ich für noch unwahrscheinlicher, besonders, wenn man bedenkt, dass die Schale keinerlei Beschädigung aufweist. Wäre es das Ei von einem anderen Tier, hätte dieses Tier zwischenzeitlich auf meinem Balkon Zuflucht finden müssen. Aber ich habe kein anderes Tier bemerkt. Und wenn das Ei durch den Schneesturm hierher geweht wurde, wäre es zersprungen. Außerdem weiß ich inzwischen, dass der Pinguin ein Weibchen ist. Deshalb ist es nicht mehr ganz so unwahrscheinlich, dass es ein Ei legt“, versuchte Ami, ihre Gedanken zu erklären.

 

„Wenn Minako und Usagi das erfahren, lassen sie alles stehen und liegen, und kommen hierher“, lachte Makoto. Sie überlegte, ob sie ihre Freundinnen noch an diesem Abend wegen des Pinguin-Eis anrufen sollte.

 

„Das denke ich auch, weshalb mein Vorschlag wäre, ihnen erst morgen von dem Pinguin-Ei zu berichten. Damit sie nicht wirklich noch im Dunkeln durch die Gegend laufen.“ Ami war bezüglich des Themas, dass Frauen im Dunkeln unterwegs sein sollten, eher vorsichtiger Natur. Makoto traute sie es durchaus zu, sich zu wehren, wenn ihr jemand zu nahe kam. Aber ihre anderen Freundinnen hielt sie teilweise für zu verträumt, um die Gefahren wirklich überblicken zu können.

 

„Aber was machen wir jetzt mit dem Ei? Ich meine, wir können es kaum hier draußen liegen lassen, nachdem die Mutter abgeholt wurde“, überlegte Makoto. Sie hatte keine Ahnung, ob aus dem Ei überhaupt noch ein Pinguin schlüpfen konnte.

 

„Wir sollten es erst einmal ins Innere mitnehmen, und dann überlegen.“ Ami nahm das Ei, richtete sich wieder auf und ging in ihr Wohnzimmer. Makoto folgte ihr. Die Schuhe stellten beide vor der Wohnungstür ab, weil sie diese nicht mehr für die Arbeiten auf dem Balkon benötigten. „Vielleicht sollten wir es in einem improvisierten Nest unterbringen, bis wir genaueres entschieden haben.“ Ami übergab Makoto das Ei, welche es genauso sanft in den Händen hielt wie am Mittag die Chrysanthemen. Aus einem ihrer Schränke holte sie ein Handtuch. Mit diesem formte sie eine kleine Kuhle, in der das Ei seinen Platz fand.

 

Anschließend setzten sich die beiden Freundinnen mit Tee und Kuchen an demselben Tisch, auf dem auch das Ei zwischengelagert wurde. Makoto ließ sich die ganze Geschichte mit dem Pinguin erzählen, während sie anschließend von den zeitgleichen Ereignissen in der Gärtnerei und warum sie an genau dem Tag nicht kommen konnte berichtete:

 

„Nun ja, wie fange ich am besten an. Denke an dem Tag vor Usagis Anruf. Der Schneesturm hatte ja bereits angefangen, als wir alle noch in der Gärtnerei waren. Draußen im Freien konnten wir nichts mehr machen. Unsere Sicht war bis auf einen Meter begrenzt. Also haben wir uns zu den Gewächshäusern durchgeschlagen. Als wir dann eines der Gewächshäuser erreicht haben, haben wir gemerkt, dass es doch ganz schön stürmisch war. Nun, innerhalb war es stürmisch, was eigentlich nicht sein durfte. Also haben wir uns aufgeteilt und nach dem Loch gesucht, und nach etwas, mit dem wir das Loch abdichten konnten.“ Makoto trank einen kleinen Schluck, bevor sie weitersprach.

 

„Weißt du, es waren einige Äste oder sogar Stämme durch die Luft gewirbelt worden. Und ein Teil dieser Stämme hat auch die Glasscheiben von den Gewächshäusern zerschlagen. Wir waren also den ganzen Tag damit beschäftigt, Balken an den Stellen zu befestigen, wo die Scheiben eingeschlagen worden waren. Mit den Aufräumarbeiten wollten wir am nächsten Tag beginnen. Wir haben dann beschlossen, in den Gewächshäusern zu schlafen, weil sich keiner von uns durch dieses Wetter nach Hause kämpfen wollte. Oder am nächsten Tag durch den Schneesturm zur Gärtnerei. Na ja, inzwischen hat es sich ja wieder beruhigt, und morgen werden wir den zersplitterten Baum vor dem Gewächshaus entfernen, so dass dieser nicht doch noch weitere Scheiben einschlagen kann, bevor der Glaser uns die neuen Scheiben vorbeibringt.“

 

Nach etwa einer Stunde machte Makoto sich wieder auf dem Heimweg. Ami würde morgen eine Nachricht an alle schreiben, in der sie andeuten würde, den anderen etwas erzählen zu wollen, und dass es sich dabei um etwas positives handeln wird.

 

Der nächste Tag begann für Ami recht früh, da sie ihre Unterlagen für die Uni zusammensuchen musste. Das Zusammensuchen selber dauerte nur fünf Minuten. Aber um sich alles von der letzten Vorlesung wieder ins Gedächtnis zu rufen, las sie ihre Mitschriften während ihres Frühstücks durch. Außerdem recherchierte sie im Internet nach Pinguin-Eiern und stellte fest, dass es sich bei dem grünen Ei tatsächlich um eines handelte, was von Akemi gelegt wurde.

 

In einer ihrer Vorlesungen ging es um medizinische Geräte, und wie diese die Behandlungsmöglichkeiten der Patienten verbessert hatten. Es war sehr allgemein gehalten, da es sich um eine Einführungsveranstaltung handelte. Als Aufgabe bekamen die Studenten, sich eines dieser Geräte auszusuchen, und die Wirkungsweisen und Anwendungsmöglichkeiten detailliert zu recherchieren. Die Ergebnisse sollten in einem Aufsatz oder einer Präsentation dargestellt werden.

 

Makotos Vormittag war eher handwerklich geprägt. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Eiichi sägte sie den morschen Stamm an der Seite des Gewächshauses ab. Genauer gesagt sägte Eiichi, während Makoto den Stamm in seine Position hielt, so dass dieser nicht doch noch auf das Gewächshaus fallen konnte. Die seitlich ragenden Äste brachen sie zuvor ab, damit Makoto sich notfalls gegen den Stamm stemmen konnte. Zu ihrem Glück war dies nicht nötig. Makoto schaffte es, den Stamm so lange festzuhalten, bis Eiichi mit dem Sägen fertig war und die Gefahrenzone verlassen hatte.

 

Nachdem der Baum abgesägt und kontrolliert zu Boden geführt worden war, klopfte Eiichi Makoto anerkennend auf die Schultern. „Dachte zuerst, dass der Chef einen Scherz macht, als er meinte, dass ich den Stamm mit einem Mädchen entfernen soll, aber du bist ja richtig stark. Hätte ich dir nie zugetraut.“

 

Es stimmte zwar, dass Eiichi, der seine Ausbildung ein Jahr vor Makoto begonnen hatte, sie noch nie gesehen hatte, wenn es kräftemäßig wirklich zur Sache ging. Dem Chef war sie schon einmal beim Ausheben einer Wurzel behilflich gewesen. Aber das musste er ihr nicht so unter die Nase reiben. Dennoch brachte sie außer ein schüchternes „Da-Danke“ nichts heraus, während sie sich darüber ärgerte, dass ihr keine vernünftigere Erwiderung einfiel.

 

„Sollen wir jetzt auch die Wurzeln ausgraben?“ Eiichi bemerkte Makotos Unsicherheit. Komisch, bei allem, was mit dem Gärtnern und Pflanzen an sich zu tun hatte, war sie so sicher und geschickt. Und mit dem Chef konnte sie auch normal sprechen. Aber immer, wenn er mit ihr sprach, fing sie an zu stottern.

 

„Klar.“ Makoto holte sich eine Handschaufel, um die Wurzeln aus der Erde zu befreien. Dieses peinliche Danke wollte sie so schnell wie möglich vergessen. Dies war allerdings nicht so einfach, wenn man einem süßen Typen gegenüberstand, der zur Abwechslung auch noch größer war als sie selbst. Allerdings hatte sie den Eindruck, dass er gar nicht mitbekam, wie sehr sie ihn mochte.

 

Nach den Vorlesungen ging Ami in die Bibliothek. Zum einen brauchte sie detaillierte Beschreibungen, die sich auf das Thema medizinische Geräte bezogen. Zum anderen wollte sie sich auch ein Buch über Pinguine ausleihen, in dem es um die Pflege der besagten Tiere ging. Während sie durch die Regale schlenderte, überlegte sie, mit welchem Gerät sie sich genau befassen wollte. Doch in Verbindung mit dem Pinguin-Ei gab es nur eines, was ihr passend erschien. Daher griff sie zielsicher zwei der Bücher, bevor sie zum Schalter ging und die Bücher als ausgeliehen markieren ließ. Sie legte die Bücher in ihre Tasche und machte sich auf dem Weg nach Hause. Da es inzwischen Nachmittag war, schrieb sie die Nachricht an ihre Freundinnen, die sie mit Makoto schon zuvor abgesprochen hatte.

 

Hallo zusammen, können wir uns heute bei mir treffen? Ich muss euch unbedingt etwas zeigen. Hat mit dem Pinguin zu tun:) Sagt mir nur kurz Bescheid, ob ihr kommt oder nicht. Bis nachher. Ami

 

Makoto, Minako und Usagi sagten alle drei innerhalb der nächsten halben Stunde zu. Rei hingegen musste noch etwas für ihren Chef erledigen, und konnte daher nicht sicher sagen, ob sie dabei sein würde. Da jeder von ihnen direkt nach der Arbeit bei Ami vorbeikommen wollte, beschleunigte Ami ihre Schritte, um vor den anderen zu Hause anzukommen und etwas zu Trinken vorbereiten zu können.

 

Sie schaffte es nicht. Die Bibliothek der Universität lag weiter weg als die Schauspielschule von Minako, die schon an der Haustür auf Ami wartete. Als Ami Minako sah, begann sie zu laufen, um diese nicht noch länger warten zu lassen.

 

„Hallo Minako. Und ich hatte gehofft, noch vor euch allen zu Hause zu sein“, keuchte Ami.

 

„Hallo Ami.“ Stürmisch umarmte Minako ihre Freundin. „War eh gerade in der Nähe, habe also nur fünf Minuten bis zu dir gebraucht. Kommen die anderen auch?“

 

Das war wirklich schnell, weshalb Ami sich fragte, ob Minako nicht etwas anderes von ihr wollte. „Ja, alle bis auf Rei. Sie weiß noch nicht, ob sie es heute schafft.“

 

„Dieser Manager-Job scheint richtig anstrengend zu sein, wenn Rei so viel arbeiten muss.“ Etwas enttäuscht blickte Minako ihre Freundin an. Auch sie hätte es schön gefunden, sich mal wieder mit allen gemeinsam zu treffen.

 

„Nun, ich denke, dass Rei so viel arbeitet, weil sie will, dass die Auftritte perfekt werden. Das war doch schon früher so.“ Ami erinnerte sich an die vielen Male, als Rei etwas für die Schule organisieren musste, und dafür sogar einige Songs komponiert hatte. „Du warst doch nicht wirklich nur zufällig in der Gegend, oder?“

 

„Mmh, stimmt“, gab Minako zu. „Ich dachte, du könntest mir beim Lernen meines Textes helfen. Da gibt es einige richtig schwere Wörter, die ich nicht richtig aussprechen kann. Und ich habe gehofft, dass du mir diese Wörter vielleicht vorlesen könntest. Das sind ein paar Fachbegriffe, verstehst du?“

 

Ami hatte keinen Zweifel daran, dass Minako lesen konnte. Ein Großteil der Alltagsbegriffe dürfte für Minako ein Klacks sein. Daher ging sie davon aus, dass es sich bei den Wörtern um eher ungewöhnliche Wörter handeln dürfte. „Wir können ja mal schauen, solange die anderen noch nicht da sind.“ Eigentlich war dies Ami sogar ganz recht. Dann würde Minako nicht auf die Idee kommen, nach dem ursprünglichen Grund des Treffens zu fragen, während die anderen noch gar nicht da waren. Ami öffnete die Haustür, damit beide Freundinnen zu ihrer Wohnung gehen konnten.

 

Während Ami Wasser in die Teekanne füllte, holte Minako das Drehbuch aus ihrer Schultasche und schlug den entsprechenden Text auf. Die Seite, um die es ging, war durch einen gelben Klebezettel markiert.

 

„Um welchen Text geht es denn?“, fragte Ami, als sie ihr Wohnzimmer mit einer Kanne Tee und zwei Tassen betrat. Minako hielt ihr das Heft hin und zeigte mit dem Finger auf das entsprechende Wort. Wow, das war wirklich kompliziert. Auch Ami brauchte zwei Sekunden, bis sie das Wort entschlüsselt hatte, und las Minako den vollständigen Satz vor. Anschließend übten sie den Text, wobei Minako ihren eigenen Part übernahm, und Ami alle anderen Rollen sprach, bis das Klingeln ihrer Haustür sie unterbrach.

 

Makoto und Usagi liefen gemeinsam die Treppe nach oben. Noch immer war Makoto deutlich sportlicher als ihre Freundin, weshalb sie die Treppe zum einen schneller erklomm und zum anderen nicht aus der Puste geriet, als sie oben ankam.

 

„Hallo ihr zwei.“ Ami fand es verwunderlich, dass Makoto und Usagi zeitgleich bei ihr ankamen, wo doch deren Arbeitsstellen in unterschiedlichen Richtungen lagen. „Habt ihr euch schon vorher getroffen?“, fragte sie daher vorsichtig nach.

 

„Wie man's nimmt. Usagi hat mich gesehen, als ich um die Ecke kam, und dann beschlossen, mit dem Klingeln zu warten“, erklärte Makoto ihr gemeinsames Erscheinen. „Weißt du, ob Rei jetzt auch kommt? Ich hab' in der Gruppe nur gelesen, dass sie es selbst noch nicht weiß.“

 

„Leider nicht. Sie hat noch nichts neues geschrieben. Wir werden es sehen, wenn sie doch noch kommt.“ Ami schaute kurz auf ihr Handy, auf dem keine neue Nachricht angezeigt wurde.

 

„Minako, du bist ja schon hier. Ich wollte dich an der Schauspielschule abholen, aber du warst nicht mehr da“, begrüßte Usagi ihre Freundin.

 

Ami holte zwei weitere Tassen aus der Küche und füllte diese mit Tee, während die anderen sich im Kreis an den Tisch setzten. Minako schloss das Drehbuch, da sie an diesem Tag ohnehin nicht mehr üben würden. Immerhin hatte Ami das Treffen aus einem anderen Grund einberufen.

 

„Also, ihr erinnert euch doch an den Pinguin, der vor ein paar Tagen hier war“, begann Ami, das eigentliche Thema anzuschneiden.

 

„Ja, den, von den wir uns nicht mehr verabschieden konnten, da er bereits abgeholt wurde“, schniefte Usagi.

 

„Nun, es war ein Mädchen, und sie hat uns etwas zurückgelassen.“ Ami wusste, dass es wenig Sinn machte, wenn Usagi sich in ihre Gefühle hineinsteigern konnte. Deshalb sprach sie einfach weiter. Gleich würde sich die Gefühlswelt ihrer Freundin sowieso um 180 Grad drehen. Sie ging zu der Fensterbank, auf der sie das Ei abgelegt hatte, und holte es mitsamt dem Handtuch zu ihrem Esstisch. „Und zwar ein Ei, das sie während der Zeit bei mir gelegt hat.“ Vorsichtig wickelte sie das Ei aus, legte zuerst das Handtuch auf dem Tisch, um das Ei anschließend hineinzulegen.

 

„Sei vorsichtig!“, ermahnte Minako Usagi, als diese nach dem grünen Pinguin-Ei greifen wollte.

 

„Bin ich doch.“ Usagi war nicht mehr so tollpatschig, wie es noch vor Jahren der Fall war. Aber immer noch haftete dieses Bild an ihr. Und inzwischen glaubte sie, dass sich dies erst nach Jahren ändern würde. Während sie das Ei in den Händen wiegte, konnte sie nichts spüren. Es gab keine seltsamen Gewichtsverlagerungen, keine Bewegungen innerhalb des Eis. Für sie war dies deshalb einfach nur ein Ei.

 

„Darf ich auch mal?“ Minako hielt Usagi ihre Hand hin, damit diese das Ei in ihre Hände legen konnte. Usagi gab es ihr. „Ob da jetzt auch ein Pinguin draus schlüpft?“

 

„Das kann niemand sagen. Ich wollte versuchen, es auszubrüten. Mal sehen, ob es funktioniert“, erklärte Ami. Als sie die verdutzten Gesichter der anderen sah, fügte sie hinzu: „Dies passt so gut zu der Vorlesungsreihe, die aktuell gestartet ist.“

 

„Als wenn es dich nicht auch interessieren würde, ob du es schaffst, diesem Pinguin beim Start ins Leben zu helfen?“, lachte Makoto, weil sie alle Amis Ausflüchte und Erklärungsversuche kannten, wenn diese nicht zugeben wollte, dass sie etwas einfach nur interessant fand. Auch wenn dies nichts mit Lernen zu tun hatte. „Also, ich bin dabei.“

 

Minako und Usagi schauten sich nur kurz an, bevor sie einstimmig antworteten: „Wir auch.“

 

„Nur, wie realistisch ist es denn, dass der Pinguin sich darin noch entwickeln kann? Immerhin hat das Ei zwei Tage komplett ungeschützt auf deinem Balkon gelegen“, fragte Makoto. Einigen Pflanzen konnte eine solche Umgebungstemperatur den Rest geben. Deshalb ging sie davon aus, dass dies ebenso auf noch nicht ausgebrütete Eier zutraf.

 

„Tja, das ist leider sehr unrealistisch. Die Chancen liegen bei weniger als zwei Prozent, wenn man die Dauer der Kälte und die recht zugigen Wetterbedingungen nach dem Schmelzen des Schnees in Betracht zieht. Als der Schnee noch lag, hat die Iglu-Form das Ei vor dem Wind geschützt. Allerdings gab es auch keine Wärmequelle mehr, als das Muttertier abgeholt wurde“, erklärte Ami den aktuellen Sachverhalt. Dass in freier Wildbahn nicht alle Eier erfolgreich ausgebrütet wurden, und dies unter anderem von der Erfahrung der werdenden Eltern abhing, verschwieg sie ihren Freundinnen bewusst.

 

„Das klingt nicht gut“, fand Makoto.

 

„Zwei Prozent sind wenig, oder?“, fragte Usagi unsicher.

 

„Natürlich ist das wenig. Es ist vierzig mal wahrscheinlicher, dass das Pinguin nicht schlüpft“, begann Minako mit ihren Erklärungsversuchen.

 

„Nun, genau genommen ist die Wahrscheinlichkeit achtundvierzig mal höher, dass es nicht schlüpft“, korrigierte Ami die Berechnungen ihrer Freundin.

 

Minako konnte sich nicht vorstellen, wie Ami auf die 48 kam. Aber auch für Makoto und Usagi war diese Rechnung nicht nachvollziehbar. Nur traute sich keine von ihnen, genauer nachzufragen. Alle drei befürchteten, auch den Rechenweg nicht nachvollziehen zu können. Währenddessen wechselte das Ei von Minako zu Makoto.

 

„Das Ei ist leichter, als ich dachte“, sagte Makoto etwas verwundert, während sie es in ihren Händen hin und her wiegte. Am gestrigen Tag kam es ihr tatsächlich schwerer vor.

 

„Vielleicht sollten wir das Ei nicht ganz so viel bewegen.“ Amis Magen drehte sich bei der Vorstellung, in eine solche Achterbahn zu geraten, die Makoto dem Ei gerade zumutete.

 

„Ähm, ja, natürlich.“ Makoto legte das Ei vorsichtig in die Kuhle aus Handtüchern zurück. „Nur, wie willst du das Ei ausbrüten? Du kannst dich ja schlecht drauf setzen.“

 

Alle lachten bei der Vorstellung, wie Ami auf dem Ei saß und versuchte, es nicht zu zerquetschen.

 

„Ganz einfach, ich baue einen Brutkasten, in dem die Temperatur einstellbar ist. Dort legen wir das Ei dann rein und warten“, antwortete Ami dann auf die Frage. Sie stand auf, holte einige Objekte hervor, aus denen sie den Brutkasten bauen wollte und legte diese auf dem Tisch. „Und zwar daraus.“

 

Auf dem Tisch lagen sechs Glasplatten, zwei Rotlicht-Wärmelampen, ein digitaler Thermometer, eine Zeitschaltuhr, ein Hygrometer, mit dem die Luftfeuchtigkeit gemessen werden konnte, ein Schalter sowie Kupferkabel, Widerstände und Lötplatinen. Keine von Amis Freundinnen konnte mit all diesen Gegenständen etwas anfangen. Aber dies erwartete Ami auch nicht von ihnen.

 

Auch Ami war sich noch nicht sicher, wie genau sie diesen Brutkasten zusammenbauen sollte. Einfach einen bestellen wollte sie aber auch nicht. Es ging ihr darum, eigene Erfahrungen mit dem Thema zu sammeln. Wenn sie eine gute Ärztin werden wollte, musste sie nicht nur theoretisch lernen, nein, etwas Praktisches zum Thema durchzuarbeiten schadete sicher auch nicht.

 

„Den Plan muss ich selbst noch ausarbeiten. Aber ich dachte, ihr helft mir dabei.“ Ami legte ein großes Blatt Papier für die anfängliche Skizze auf dem Tisch.

 

„Ich bin mir nicht sicher, ob wir dir dabei wirklich groß helfen können, Ami. Wir haben doch alle eher wenig Ahnung von Technik, oder den ganzen Zusammenhängen zwischen den einzelnen Teilen.“ Makoto nahm eine Lötplatine in die Hand. „Wir können ja noch nicht einmal sagen, was das hier eigentlich ist.“

 

„Aber vielleicht hat eine von euch ja Ahnung von Vögeln.“ Alle lachten, weil sie etwas leicht anderes verstanden, während Ami ganz rot im Gesicht wurde. „Ihr wisst, wie ich das meine. Wie man ein Küken aufzieht oder so.“

 

Gemeinsam überlegten sie einige Punkte, die der Brutkasten liefern musste. Die genaue Temperatur und Luftfeuchtigkeit wollte Ami im Internet recherchieren. Sie war in solchen Sachen eindeutig die Geschickteste von ihnen. Die Unterlage für das Ei wollten sie aus einem Teil des Holzbalkens anfertigen. Dafür würde Makoto am nächsten Tag bei der Gärtnerei nachfragen, ob sie sich eine kleine Handsäge borgen durfte, sowie einen Meißel und etwas Schleifpapier, um eine Kuhle für das Pinguin-Ei auszuschaben. Den Schaltplan für die Heizung würde Ami ausarbeiten, da keine der anderen dazu in der Lage wäre. Da Minako und Usagi keine Aufgabe beim Bau des Brutkastens übernahmen, überlegten sie sich, wie sie sich um das Ei direkt kümmern konnten, bis der Brutkasten stand.

 

Die Freundinnen hatten ihren Plan fast fertig gestellt, als es erneut bei Ami klingelte. Es war Rei. Sie schaffte es doch, an dem Tag zu ihnen zu stoßen. Die Sache mit dem Pinguin, und was Ami ihr diesbezüglich noch erzählen wollte, interessierte sie schon.

 

Leicht aus der Puste kam Rei vor Amis Wohnung an. Sie trug noch ihr Kostüm, weil sie sich nach der Arbeit nicht einmal die Zeit genommen hatte, sich umzuziehen. Daher wirkte sie neben ihrer Freundinnen leicht overdressed. „Hallo Ami, kann ich mich kurz bei dir im Bad umziehen?“, fragte sie, nachdem sie die anderen ebenfalls begrüßt hatte.

 

„Du weißt ja, wo das Bad ist.“ Während Rei ihre Tasche ins Badezimmer mitnahm, da ihre Freizeitkleidung in dieser verstaut lag, holte Ami eine weitere Tasse für den Tee für Rei aus dem Schrank.

 

Als die mittlerweile umgezogene Rei ins Wohnzimmer trat, sah sie auf dem Tisch einen Plan liegen, einige unordentlich aufeinander gelegte Handtücher sowie diversen Bastelkram, den sie nicht genauer zuordnen konnte. Sie setzte sich zwischen Makoto und Usagi. „Also, was wolltest du uns so wichtiges erzählen?“

 

Die anderen erzählten Rei von dem Pinguin-Ei und dem Plan, es auszubrüten, auch wenn die Chancen schlecht standen, dass der Pinguin schlüpfen würde. Minako hob während der Erzählungen zwei der Handtücher hoch, wobei das Ei darunter gefährlich wackelte.

 

„Pass doch auf, Minako.“ Erneut reduzierte Ami im Kopf die Prozentangabe für die Schlupfwahrscheinlichkeit. Diese ganzen Positionswechsel konnten für das Ei nicht gut sein.

 

Auch Rei wollte das Ei in den Händen halten. Als sie jedoch Amis Blick und ihr Kopfschütteln bemerkte, ließ sie es sein. Bei dem Projekt Pinguin-zum-Schlüpfen-bringen wollte sie mitmachen, auch wenn sie genau wusste, dass die Ausbildung zur Event-Managerin ihr wenig Zeit lassen würde.

 

Momentan konnten sie noch nicht allzu viel vorbereiten. Und mit jedem Tag, den sie für die Vorbereitungen brauchten, schwanden die Chancen, dass sich ein Pinguin im Ei entwickelte.

 

Um die Umgebungsfeuchtigkeit zu erhöhen, wickelte Minako das Ei in ein nasses, allerdings warmes Handtuch. Ami zeichnete den Plan eines Brutkastens, während sie in den Büchern, die sie von der Bibliothek mitgebracht hatte, blätterte und las. Usagi versuchte, Ami über die Schulter zu schauen, verstand aber weder ein Wort, noch einen Strich, den Ami setzte. Aber ihr kam eine Idee. Dies eignete sich gut als Geschichte für die Kinder im Kindergarten, wenn es Zeit für sie war, ein Mittagsschlaf zu halten. Und sie könnte den Kindern jeden Tag etwas neues zu dem Thema erzählen. Makoto zeichnete auf dem Holzbalken die Stellen auf, die sie am nächsten Tag absägen wollte.

 

Als der Abend anbrach und es zu dämmern begann, verabredete die Gruppe, dass sie sich jeden Tag nach der Arbeit bei Ami zu Hause treffen würde. Es war zu gefährlich, das Ei zu jemand anderen zu bringen, auch wenn der Hikawa-Tempel deutlich mehr Platz für ihre Treffen bot. Dann verabschiedeten ihre Freunde sich von Ami. Usagi brachte Minako nach Hause, so dass sie sich weiter über das Ei unterhalten konnten. Rei und Makoto traten ihren jeweiligen Heimweg direkt an.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  ChiaraAyumi
2022-02-20T13:19:15+00:00 20.02.2022 14:19
Und weiter geht es mit Kapitel zwei.

Ami ist vernünftig und wartete mit dem Aufräumen bis der Schnee geschmilzt ist. Sehr klug von ihr. Ich mag die Beschreibung der Unordnung, auch wenn ich ein unglaublich schlechtes Raumvorstellungsvermögen habe und keine Ahnung habe, wie das jetzt aussieht, aber es klingt interessant, wo da was gelandet ist.
Aber was genau meinst du mit aus dem Balkon klettern? Wo klettert sie dann hin? Wenn der Balkon mindestens im ersten Stock liegt, würde das doch heißen sie klettert über den Balkon und hängt dann da und balanciert auf der Außenseite des Balkons. Das klingt gefährlich. Gut, dass sie das nicht macht und stattdessen Makoto anruft, die bis jetzt ja noch gefehlt hat.

Ich verstehe Makoto, ich würde während der Arbeitszeit auch nicht telefonieren. Bei uns sind sogar Handys auf der Arbeit verboten. Ich verstehe deswegen auch nicht ganz, warum Ami ihr nicht einfach eine Nachricht geschickt hat, wenn sie davon ausgehen kann, dass Makoto arbeitet bzw. damit gewartet hätte bis zum Abend, wenn sie auch schon vorher mit dem Aufräumen mehrere Tage gewartet hatte.
Es sind bereits mehrere Tage seit dem Sturm vergangen und der Ast auf dem Gewächshaus wurde noch nicht entfernt. Der muss echt gut gestützt werden, wenn er bei den Aufräumarbeiten im Gewächshaus das letzte ist, was erledigt werden muss.
Sorry wenn mein logisches Hirn hier so viel zu sagen hat, ignoriere es einfach. Die Story must go on ...

Im ersten Kapitel hast du nicht erwähnt, dass Usagi nicht wusste, in welchem Stockwerk Ami wohnt, deswegen klingt diese Information hier etwas seltsam, aber nährt meinen Verdacht, dass Usagi noch nie bei Ami war und deswegen nicht wusste, wo der Balkon ist.
Und es sind ein paar Stockwerke, also muss ich meine Gedankenvorstellung auf mindestens den zweiten, wenn nicht gar den dritten Stock erweitern. Erwähnt ich schon, dass mir der Pinguin leid tat, dafür, dass er so hochgewirbelt wurde?
Und auch das Makoto jetzt Höhenangst hat, kann ich verstehen, wenn das Herausklettern aus dem Balkon so gefährlich ist, wenn es nicht nur ein Stockwerk ist, das man tief fallen könnte.
Ich erwähnte ja schon mein schlechtes Raumvorstellungsvermögen, deswegen war das Herausziehen des Balkens für mich sehr verwirrend zu lesen, weil ich mir immer alles anders vorgestellt habe bzw nicht einschätzen konnte, was da gerade passiert. Aber das liegt an mir und nicht an dir ^^' Ich finde es auf jeden Fall sehr cool, wie detailliert du diese Szene beschreibst und dass du das nicht einfach nur in einem Satz abhandelst.

Und jetzt taucht das Ei auf. Ich hab erstmal gegoogelt, ob Pinguineier wirklich grün sind. Und der Logiker in mir fragt sich, warum sie nicht gleich dem Zoo Bescheid gesagt haben. Sie wissen ja jetzt, wo der Pinguin herkommt. Zumindest von Ami hätte ich diesen Gedanken erwartet. Ich glaube, wenn ich in einer Geschichte wäre, wäre sie deswegen ziemlich schnell zu Ende xD

Ich fand es hier seltsam, dass du plötzlich von Ami als den Hauptcharakter abweichst und neben Amis Unialltag, auch Makotos Alltag zeigst. Dass du in den Gesprächen zwischen den Gedanken der Charaktere hin und her switchst, fand ich auch schon ungewohnt zum Lesen, aber scheint ja dein Stil zu sein. Generell fühlt sich dein Stil sehr danach an, dass du wie ein Episode schreibst, also dass ich es mir sehr gut als Episode im Anime vorstellen kann, also ein sehr filmischer Stil, wenn man das so nennen kann. Wie eine Kamera, die von Charakter zu Charakter springt und den Zuschauer alles sehen lässt. Ich hoffe du verstehst, was ich meine und das ist jetzt auch nicht im negativen Sinn gemeint, sondern einfach nur ungewohnt zum Lesen.

Auf jeden Fall fand ich den eingeschobenen Bericht über Makoto mit Eichi etwas seltsam, da es den Fokus kurz von Ami wegnahm, um dann wieder zu Ami zurückzuspringen.

Ich finde es schön, wie Ami und Minako zusammen ihren Text üben. Kann mir gut vorstellen, dass Minako einige Schriftzeichen im Japanischen auch nicht kennt, weil Lernen ja nicht ihre größte Stärke in der Schule war. Fand es auch sehr passend, dass Minako an einer Schauspielschule ist.
Bei Rei war ich etwas überrascht, dass sie Eventmanagerin ist, das passt zwar auch zu ihr, aber ich hätte immer gedacht, dass sie im Tempel ihres Großvaters bleibt und sich eher damit auseinandersetzt.
Usagi als Kindergärtnerin passt perfekt. Kann mir wirklich gut vorstellen, wie sie den Kindern täglich vom Pinguin-Projekt erzählt.
Und es ist schön, dass jetzt alle fünf zusammen ein Projekt haben, für das sie sich täglich treffen. Also weiter geht es zum nächsten Kapitel.

Diesmal hab ich nicht so auf Fehler geachtet, deswegen hier keine Auflistung an Fehlern, auch wenn einige wahrscheinlich trotzdem auch in diesem Kapitel versteckt waren. Ich verweise auch vom ersten Kapitel nochmal auf das Problem mit dem Punkt innerhalb eines Anführungszeichen, wenn der Satz danach noch weitergeht. Das bringt mich schon ein wenig auf die Palme, weil es mich total im Lesefluss stört ^^' Wahrscheinlich hab ich deswegen auch solange zum Lesen gebraucht beim ersten und jetzt auch beim zweiten Mal. Also daran musst du wirklich arbeiten.
Antwort von:  Makoto17
23.02.2022 19:52
Nachdem ich das zweite Kapitel bezüglich der .",-Fehler überarbeitet habe, hier meine Anmerkungen zu deinem Kommentar:

Ich meinte tatsächlich, dass man von Außerhalb des Balkons hantieren müsste, weil man ansonsten den Balken von sich weg rausziehen müsste. Und dabei kann man kaum Kraft aufwenden.

Das Ami mit dem Anruf nicht bis zum Abend wartet, hat den Grund, dass sie in dem Fall, dass Makoto an dem Tag kommen kann, noch etwas vorbereiten wollte, und daher schon vorher wissen wollte, ob es an dem Tag klappt. Außerdem wusste sie nicht, wann genau diese von der Arbeit losfahren würde. Allerdings dürfte sie davon ausgegangen sein, dass Makoto nicht abnimmt, wenn es von ihrer Seite aus wirklich gerade nicht klappen würde. Und eine Nachricht bekommt man nicht immer mit. Und da man einen Anruf leichter mitgekommt als eine Nachricht, hätte Makoto in dem Fall in einer Pause zurückrufen können. Außerdem hätte das Wetter den beiden einige Tage später wieder einen Strich durch die Rechnung machen können.

Was den umgestürzten Ast angeht, nicht immer hat man die entsprechenden Gerätschaften zur Hand. Daher muss man sich auch manchmal erst um die Auswirkungen kümmern, bevor man die Ursache beheben kann.

Usagi dürfte in meiner Vorstellung durchaus Ami schon besucht haben. Z.B. denke ich, dass sie ihr bei dem Umzug in die eigene Wohnung geholfen hat. Nur ist mir innerhalb der Serie schon aufgefallen, dass sie sich nie bei Ami, Makoto oder Minako getroffen haben, sondern meistens bei Rei, und nur ab und zu bei Usagi oder Mamoru. Deshalb denke ich, dass sie sich eher selten bei Ami, sondern weiterhin eher bei Usagi oder Rei treffen, einfach, weil bei den beiden mehr Platz zur Verfügung steht. (Und das Stockwerk muss man sich nicht merken, wenn man entweder mit jemand anderen ankommt oder Ami aus der Tür schauen sieht.)

Zu der Suche nach dem Balkon: Ich könnte mich jetzt damit rechtfertigen, dass ich durchaus Wohnungen kenne, die mehr als einen Balkon beinhalten. Denke aber eher, dass der Balkon bisher eher uninteressant für Usagi war, weil er eh zu klein ist, um dort zu viert oder fünft zu sitzen.

Der Pinguin dürfte mit dem Balken eine kleine Snowboard-Fahrt im Wind gemacht haben.

Die Aktion mit Makoto in die richtige Balkenrausziehposition zu bringen und den Balken dann rauszuziehen, habe ich versucht, in meiner Wohnung nachzustellen. Zumindest was Makotos Bewegungen angeht. Ansonsten hätte ich das auch nicht beschreiben können.

Richtig grün wird das Ei wohl nicht sein, sondern eher grünlich. Ami wird wohl mit dem Gedanken gespielt haben, direkt dort anzurufen. Aber andererseits wollte sie zuerst wissen, ob es sich dabei wirklich um ein Pinguin-Ei handelt. Und als sie dann bei der Recherche erkannt hat, dass es nahezu unmöglich ist, das Ei noch auszubrüten (eventuelle Frostschäden + Schleudertrauma). Ihre Angabe, 'weniger als zwei Prozent', war noch sehr optimistisch geschätzt. Tatsächlich hätte sie einem gekauften Hühnerei mehr Chancen eingeräumt. (Nach meiner Internetrecherche lag die Chance, ein Ei mit Frostschäden auszubrüten, bei 0.)

Bei Rei konnte ich mir tatsächlich mehrere Berufe vorstellen. Sie hatte innerhalb der Serie öfter mal erwähnt, dass sie Karriere machen möchte. Teilweise aber auch mit dem Hintergrund, den Hikawa-Tempel berühmter zu machen. Daher denke ich bei ihr, dass sie mehrgleisig fährt. Als Event-Managerin kann sie zum einen einige Events im Hikawa-Tempel veranstalten und zum anderen sich mit wichtigen Leuten vernetzen. Da sie aber immer noch im Hikawa-Tempel lebt, kann sie auch weiterhin ihre Ausbildung zur Shinto-Pristerin fortführen.

Hauptcharakter heißt für mich tatsächlich nicht, dass ich alles nur von diesem Charakter aus schreibe. Und manchmal beziehe ich mich bei Gesprächen auf Ereignisse, die auch den anderen passiert sind. Und diese versteht man nicht, wenn die entsprechende Szene fehlt. Immerhin werden sich die Freundinnen nicht nur über den Pinguin unterhalten, weil es ansonsten doch eher langweilig werden würde, wenn sie sich täglich treffen und es eigentlich nichts neues gibt.


Zurück