Zum Inhalt der Seite

Sengoku-Jidai I [Remake]

Tōunamento
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Familienbande

Nachdem Hakku zur kleinen Gruppe dazu gestoßen ist, sind nun schon drei volle Tage vergangen. Lizas Laune hat sich zunehmend verschlechtert. Solange sie diese Laune nicht an ihrem Lehrer auslässt, ist es ihm schlichtweg egal. Davon würde sie auch ablassen, denn er lässt beabsichtig seine starke Aura bedrohlicher ausstrahlen, die ihrer weit überlegen ist. Es hat ihr aber auch geholfen ihr eigenes Element im Wasser in den Griff zu kriegen. Zumindest kann sie jetzt ihre Hände und Füße auch unter Wasser in Flammen aufgehen lassen. Kämpfen kann sie deshalb noch lange nicht. Davon abgesehen kann der Daiyokai des Westens riechen aus welchen Grund sie so reagiert. Für ihn ist das einer der unendlich vielen Gründe, weshalb er Menschenfrauen immer gemieden hat. Selbst in der Dämonenwelt sind sie für mögliche Feindseligkeiten während der Periode bekannt. Dennoch kann er diese Laune dafür benutzen, um sie heute gegen Hakku antreten zu lassen. Seine gute Laune gegen ihre Wut. Das wird selbst für ihn belustigend und auch Hakku selbst wird bei ihren Trainingskämpfen lernen.

Jaken selbst hat schon längst Angst vor Liza bekommen und geht bei ihr lieber auf Abstand. Ihre Stimmungsschwankungen sind für ihn selbst ein riesiges Rätsel. Manchmal ist sie furchtbar wütend, dann wieder halbwegs normal. Abends schmiegt sie sich an ihren Wächter, das Sternenbild Löwe, damit sie schlafen kann. Liza hat ihm erklärt, dass die Wärme des Löwen ihre Schmerzen mindert, die gerade nachts immer stärker werden. Zumindest hat sie für solche Tage wirklich vorgesorgt. Auch der Krötendämon ist das alles andere, als gewohnt. Sein Meister hat ihn zu Beginn der besonderen Zeit dazu geraten die Menschenfrau in der nächsten Zeit nicht zu beleidigen. Er hat es unterschätzt und mit der Schwarzhaarigen genauso wie immer gesprochen. Es hat nicht lange gedauert und sie hat ihn abgefackelt, sodass er sich gefühlt hat, wie ein Stück Asche. »Ich werde euch beide beobachten und euch hinterher eine Beurteilung geben, was noch zu verbessern ist«, hört Jaken die kühlen Worte seines Meisters, der still an der Seite steht.

»Ich freue mich schon darauf«, kommt es enthusiastisch von Hakku, der freudig auf und ab hüpft.

Liza dagegen verhält sich ungewöhnlich kühl und still. Sie zieht sich ihr rotes Oberteil aus, damit es nicht weiter oder ein weiteres Mal kaputt geht und verschränkt dann ihre Arme vor ihrer, vom Verband und ihrer modernen Unterwäsche verhüllten, Brust. Der Verband um ihren Körper verhilft dabei ihren Wunden am Rücken zur Heilung. »Mal schauen, ob du mich überhaupt berühren kannst.«

Die Augen des jüngst dazu Gestoßenen weiten sich. Man könnte sogar meinen, dass Blut aus der Nase schießt, als er kurz wie weggetreten ist. »Hast du so immer mit ihr trainiert, Cousin?! Da kann man sich als Mann doch gar nicht konzentrieren!«

»Los«, gibt Sesshomaru nur kühl das Startsignal, während Jaken fernab der beiden kocht.

Hakku rast ohne weiteres auf Liza zu, die seinen Faustschlag mit ihrer flachen Hand abfängt; ohne ihre Augen zu öffnen. »Zu schwach«, ist es Lizas einziges Kommentar.

»Was?«, antwortet Hakku dagegen nur verwundert. Die Art und Weise, wie die Menschenfrau dann ihre blauen Augen öffnet, lässt den Windkrieger sofort den Angstschweiß hervorbrechen. »Jetzt zeig ich dir mal einen Angriff!« Danach formt Liza ihre zweite Hand zur Faust und schlägt Hakku direkt in den Bauch. Der Schmerz ist zunächst in seinem Gesicht zu sehen, bevor sein Körper plötzlich verschwindet und hinter ihr wieder auftaucht. »Zu langsam«, lacht er noch und schlägt auf den Kopf der Schwarzhaarigen.

Der verschwindet, bevor er überhaupt zuschlagen kann, in einem Flammenmeer. »Was?!«, zeigt sich sein Schock ungeniert. Seine Dämoneninstinkte verraten ihm, dass sie genau hinter ihm aufgetaucht ist. Also wendet er sich um und kann ihren Schlag in seine Magengegend auffangen. Er packt sich ihren Arm hart und unnachgiebig, während er ihn auf ihren Rücken drückt. Es erinnert sie an den Polizeigriff aus ihrer modernen Zeit. Ein kurzer, aber spitzer Schrei des Schmerzes dringt aus dem Mund der Schwarzhaarigen, bevor sie ihren Trainingspartner auf den Fuß tritt. Der zieht seinen Fuß nur kurz weg, bevor er wieder standhaft auf der Erde verweilt.

So benutzt sie nun den Ellenbogen ihres zweiten Armes und schlägt ihn gegen die Hüfte Hakkus. Dort scheint er keine so gute Defensive zu haben, denn er krümmt sich sofort zusammen und hält sich die schmerzende Hüfte. Dies nutzt Liza aus, befreit sich und donnert ihm ihren Handballen unter sein Kinn.

Er verliert sein Gleichgewicht und fällt nach hinten um, wo die Schwarzhaarige ihm ihren Fuß gegen den Hals drücken will, doch er verschwindet einfach. »Finde mich doch! Wenn du kannst!«, vernimmt sie seine Stimme, sieht ihn allerdings nicht. Das ist eine für sie ungewohnte Situation. Noch bevor sie über die kommenden Schritte nachdenken kann, spürt sie an ihrem gesamten Körper Tritte und Schläge. Sie kommen schnell, aber nicht sehr hart. Trotzdem reichen sie aus, um heftige Schmerzen auf dem ganzen Körper wachzurufen. Die Menschenfrau muss sich an alles erinnern, was ihr Meister ihr bereits beigebracht hat. Wie verrückt kramt sie in ihrem Kopf nach, bis sie endlich die richtigen Worte gefunden hat. Es wird in diesem Turnier Gegner geben, die du nicht sehen kannst. Versuche sie mit deinen menschlich gegebenen Fähigkeiten anders zu orten. Das ist nur eines der vielen Dinge, die er sie gelehrt hat. Also blickt sie sich zunächst um, ob Hakku vielleicht wie ein Puppenspieler irgendwo lauert. Aufmerksam gleiten ihre blauen Augen überall hin, aber sie sieht ihn nirgends. Sie beschließt daher ihre Augen zu schließen und ihren Sinnen zu vertrauen.

Das erste was Liza spürt sind ihre Schmerzen am Körper und sie weiß, dass sie viele blaue Flecke bekommen wird. Das auszublenden fällt ihr als Mensch überhaupt nicht leicht, aber als Feuerkönigin muss sie drüber stehen.

Sie will sich weiter entwickeln.

Sie will immer noch stärker werden.

Sie will andere beschützen können.

Sie will sich ihrem Meister Sesshomaru beweisen.

Da ist es! Die Aura ihres Gegners. Sie spürt diese auffrischende Energie, die sich um ihren Körper bewegt. Seine Körperwärme ist für sie leicht aufzuspüren, doch noch ist er zu schnell für sie. Selbst das Gras zu ihren Füßen bewegt sich sachte im Wind, den er mit seinen Bewegungen aufruft. Sie schließt daher, dass er zwar ein Wind Splinter ist, doch er hat sein eigenes Element nicht so gut unter Kontrolle, wie sie selbst, denn sonst könnte er bestimmt dafür sorgen, dass nicht eine Luftböe aktiv ist. Für sie ungewohnt nett, schlägt er sie nicht an ihren Wunden auf ihren Rücken.

Auch wenn Liza es nicht sehen kann, doch ihr kluges Handeln wirft auf den Lippen ihres Meisters ein stolzes Lächeln wach. Er hätte nie geglaubt, dass er mal einen Menschen trainieren würde, noch weniger eine Frau und schon gar nicht einen Feuerableger. Sie ist schneller über sich hinausgewachsen, als er es jemals vermutet hat. Er würde heute sogar behaupten, dass sie jeden Dämon besiegen kann, der ihr über den Weg läuft. Das bedeutet, sie würde definitiv in seiner Heimat bestehen und bleiben können, um sie zu beschützen. Das Volk würde sie akzeptieren. Außerdem hat sie noch nicht heraus gefunden, wie sie wieder in ihre Zeitepoche zurück gelangen kann. Ein für ihn ein deutlich logisches Unterfangen. Ihre Elemente, die Elemente der ersten Generation, sind in jeder Zeitepoche Existent. Sie können also wie Portale gehandhabt werden, wenn man weiß wie. Da sie allerdings nicht daran denkt, scheint es bis dahin so, als ob sie sich bei ihm in den westlichen Ländereien niederlassen wird. Unlängst überlegt er tatsächlich sogar ihre Abmachung zu erweitern. Früher oder später würde er sich eine Frau nehmen müssen. Zwar hegt er keine Romantik und aufgrund seiner Abstammung als Hundefürst hat er es auch nicht sonderlich eilig damit, aber es wird irgendwann passieren müssen.

Liza ist tatsächlich, trotz ihres Menschenblutes, eine geeignete Anwärterin. Es gibt viele Für, aber auch ebenso allerlei Wider sie zur Frau zu nehmen. Der reizvollste Aspekt ist dabei wieder einmal gegen alle Regeln zu brechen. Allein Mensch und Dämon werden ungern zusammen gesehen. Ihre Elemente, Feuer und Erde, noch weniger. Zweifelsohne ist sie hübsch für einen Menschen.

Sie ist stark und besitzt einen scharfen Verstand.

Ihr Beschützerinstinkt ist schier grenzenlos.

Gegnern gegenüber kennt sie keine Gnade.

Das einzige, was ihn definitiv an ihr anekelt, ist ihr Menschenblut. Vielleicht kann er aus ihr einen Dämon machen. Möglichkeiten gäbe es sicherlich, doch es würde auch bedeuten sich länger an sie zu binden, als ihm lieb ist. Sobald er ein Kind mit ihr hätte, würde das schon ausreichen seine Pflicht als Herrscher erfüllt zu haben.

Seine eigenen Überlegungen werden verfrüht beendet, als er das laut surrende Geräusch vom wilden Flügelschlag im Wald hinter sich bemerkt. Saimyōshō? Hier? Zu dieser Jahreszeit?, schießt es ihm durch den Kopf. Sie sind keine ernst zu nehmenden Gegner, aber nervig und lästig. Er zögert nicht lange und lässt in die tiefen Schatten seine Giftpeitsche schnellen. Sie tötet das ausspionierende Insekt ohne Kompromiss. Anschließend wendet er seine Aufmerksamkeit wieder dem Trainingskampf.

Die nächsten Sekunden vergehen für Liza immer langsamer, bis sie wie Minuten und dann sogar wie Stunden erscheinen. Ihre innere Ruhe die, wie bei der Meditation, immer mehr in ihr einkehrt, lässt sie glauben, dass die Zeit immer langsamer verfliegt. Die sonst so schnellen Bewegungen des Wind Splinters werden langsam genug, so dass sie ihn sehen kann. Einfach alles vergeht für sie, wie in Zeitlupe. Ihre Sinne sind geschärft und sie erschafft binnen weniger Sekunden ein Feuerabbild von sich, in das er blind und viel zu selbstsicher einschlägt. Die Flammen fangen sofort im Stoff seines Kimonos Feuer. »Was!?«, stößt er erschrocken auf und versucht sogleich die aufsteigende Hitze zu ersticken.

»Wie war das?«, ist es die Stimme von Liza, die provozierend neben ihm auftaucht und sich seinen freien Arm packt. Sie fixiert ihn hinter seinen Rücken, tritt ihn leicht in die Kniekehle, was ihn selbst auf den Boden zwingt und vor Schmerzen aufschreien lässt. Ihren zweiten Arm hat sie demonstrativ um seinen Hals geschlungen und ihre Armkehle eng an ihn gepresst. »Jetzt wärst du tot.«

Das Gesicht des jungen Mannes hat sich allerdings zu keinem Schmerz verzogen, sondern eher zu einem Glücklichen. »Das ist so eine schöne Art zu sterben.« Erst ist sie noch verwundert, aber dann versteht sie, was los ist. Sein Kopf befindet sich genau zwischen ihren Brüsten. Sofort schießt ihr die Röte ins Gesicht, da die Wut in ihr aufsteigt. Nun hat er sogar die Dreistigkeit sein Gesicht zu ihrer rechten Brust zu drehen und daran zu riechen. »Oh Gott, du riechst so abnormal gut. Ich will dich am liebsten hier und jetzt auf den Boden drücken. Du vor mir auf allen vieren, ich hole mit meinem Becken aus, nur um dich dann …« Noch bevor Hakku seine Aussage beenden kann, ist es Liza selbst, die Hakku schlicht weg k. O. prügelt. Beleidigt und sauer und zugleich geht sie zu ihrem Oberteil und zieht es sich wieder an. »Ich gehe mich eben … frisch machen, Meister Sesshomaru.« Ohne weitere Worte zu verlieren, verschwindet sie in den Wald, wo ein Fluss entlang fließt.

»Ich habe dir doch geraten Liza nicht zu nahe treten«, erinnert Sesshomaru seinen Cousin an seine zuvor gesagten mahnenden Worte, als sie weg ist.

»Oh, aber sie riecht so unglaublich gut. Dieser Duft ihrer Unschuld und dann noch, dass ihr Körper so empfängnisbereit ist… Gott, diese Kombination weckt Fantasien in mir, die ich gar nicht bändigen kann.« Nur kurz nach seiner Antwort driften auch schon seine Gedanken wieder ab. Diese Vorstellung, wie sie voller Unschuld unter ihm liegt, ihre Arme machtlos vor ihrem nackten Oberkörper, während sie mit roten Wangen verlegen zur Seite schaut. Seine Gedankenträumereien nehmen ein verfrühtes jähes Ende, als er einen Schlag auf seinen Kopf bekommt. »Hey! Au!«, schreit er auf und hält sich unter seinem extrem langen Pferdeschwanz den Hinterkopf.

»Du solltest weniger Sabbern, wenn du schon träumst«, meint Jaken grummelig.

Erst jetzt merkt der Hundedämon, wie seine leichte Mundflüssigkeit aus seinem Mundwinkel heraustropft. »Geh und hol das Menschenweib. Das Essen ist fertig«, kommt es von Jaken genervt, der seine Arme in seinen Kimonoärmeln verschränkt.

»Oh ja klar. Das mach ich sofort«, strahlt Hakku und rennt sofort freudig los, wird aber noch für einen kurzen Moment von Sesshomaru unterbrochen. »Egal, was du für deinen Rang geopfert hast, aber du musst lernen deine animalischen Instinkte zu zügeln, Hakku.«

Kurz bleibt er stehen, schaut zu ihm und lächelt ihm nickend zu, bevor er endgültig geht.

»Meister, haltet Ihr es wirklich für eine gute Idee Euren Cousin mit zunehmen?«, wendet sich der Krötendämon zögerlich an seinen Meister.

»Es gibt einen Ehrenkodex unter Elementskriegern. Du kannst keinen Anfänger allein lassen - egal welchen Rang er hat. Jede Art von Krieger ist wertvoll und von großer Bedeutung für den Erhalt der Welt«, hält sich der stolze Hundedämon kurz.

Diese Worte lassen den niedrigeren Dämon staunen, was ihn aber auch wieder zu einem weiteren Thema führt. »Ähm… Apropos wichtig und wertvoll … Haltet Ihr es nicht für sinnvoll, wenn ich Liza das Kochen beibringe? Ich meine… Für sie wäre es doch auch sinnvoll.«

»Als Feuerablegerin isst sie viel mehr, als jeder andere, weil sie viel mehr verbrennt. Sie wäre nur noch mit Kochen beschäftigt, was ihr Training deutlich verringern würde.«

Diese kühlen Worte seines Meisters lassen den Diener die Wahrheit erkennen und ihm entsprechend zustimmen. »Ich verstehe, Meister Sesshomaru.«
 

Hakku selbst folgt dem Geruch Lizas, bis in den Wald, wo sie sich an einen Fluss nieder gekniet hat und sich ihr Gesicht wäscht. »Hey Liza. Essen ist fertig«, teilt Hakku ihr lächelnd mit.

Sogleich wendet sie ihren Kopf und schaut ihn über die Schulter hinweg an. »Danke und … entschuldige bitte. Ich wollte dich nicht so verprügeln«, entschuldigt sie sich reumütig.

»Ach was. Alles in Ordnung. Ich wollte dir ja auch eigentlich nicht zu nahe treten«, bittet er sie ebenfalls indirekt um Vergebung.

Stille herrscht, bis Liza wieder das Wort ergreift. »Warum machst du das eigentlich? Ich glaube nicht, dass das nur an deinen Instinkten liegt.« Wie soll sie auch was anderes Denken. Dann müsste ihr Lehrer ja genauso am Rad drehen. Die Vorstellung, er könnte sich genauso verhalten, wie Hakku, lässt ihr ein falsches, ungläubiges Lächeln auf die Lippen kommen.

Der sonst so heitere Wind Splinter antwortet ihr ernster, als jemals zuvor. »Weil das meine Opfergabe war«, ist es zunächst seine Aussage. Liza blickt fragend zu Hakku hinauf, bevor sie aufsteht und ihm sagt: »Ich verstehe nicht was du meinst.«

»Hundedämonen sind eigentlich dafür bekannt unsagbar treu zu sein und das war ich entsprechend auch. Ich habe immer treu und zuverlässig zu meinen Freunden, meiner Familie und Verlobten gestanden, doch als die Entscheidung für mich gekommen war meine Opfergabe zu wählen, um den nächsten Rang zu erreichen, wusste ich, dass es nur meine Treue sein konnte.«

»Wie konntest du dir nur so sicher sein?«, hinterfragt die Schwarzhaarige sofort seine Entscheidung.

»Weil der Wind wankelmütig ist. Er ist mal eine Brise und mal ein Sturm. Er kann heute hier sein und morgen ganz woanders. Der Wind ist nicht greifbar und hält sich an keine Regeln. Er ist von allen Elementen die Naturkraft, der sich seine Ableger am schnellsten aussucht und auswechselt.«

Bei seiner Erklärung erinnert sich Liza an die Begegnung mit Tsukuyomaru. Auch wenn sie zu dem Zeitpunkt mit dessen Schüler Kenshin zu Gange war, hat sie in der Nähe der Lehrer mitbekommen, wie der Daiyokai des Südens selbst sagte, dass er spürt, dass der Wind ihm nicht mehr ganz gehorcht und sich sogar bereits einen neuen Ableger erwählt hat. Ob es sich dabei um Hakku gehandelt hat?

»Kommst du nun?«, holen sie Hakkus fröhliche Worte wieder zurück.

»Hm? Klar, ich komme«, antwortet sie dann doch überrascht, weil sie so tief in ihren Gedanken gewesen ist.
 

Wieder am Lagerfeuer angekommen, nimmt sich Liza gleich eine Schüssel und isst die Suppe, die Jaken zubereitet hat. »Sag mal Hakku«, beginnt die Menschenfrau, »bist du eigentlich wirklich mit Meister Sesshomaru verwandt?«

Auch Hakku setzt sich dazu, isst jedoch nichts. »Nun ja nicht wirklich. Ich nenne ihn nur Cousin, weil das unsere Familie zulässt.«

Diese Aussage scheint Liza einmal mehr zu verwirren und sie blickt ihn verwirrt an.

»Wir stammen aus unterschiedlichen Familien, haben aber letztlich die selbe Mutter«, erhebt tatsächlich Sesshomaru seine Stimme. Trotzdem bleibt er unter einem Baum stehen, seine Arme vor seinem Körper in den weiten Kimonoärmeln verschränkt.

Die blauen Augen der Menschenfrau wandern unsicher zwischen den Hundedämonen hin und her, bis sich ein lachender Hakku dazu erbarmt zu sagen: »Sesshomarus und meine Mutter ist die einzige Frau, die sowohl Hunde- als auch Mondgöttin ist.« Noch immer versteht Liza nicht ganz, was das alles zu bedeuten hat, aber sie versteht "Göttin". Soll das also bedeuten, dass Sesshomaru nicht nur ein Daiyokai ist, sondern auch noch eine Art halber Gott? Hakku ebenso?

»Hmm… Wie erkläre ich dir das nur?«, fragt sich dann Hakku selbst laut.

Jaken tritt in den Vordergrund und räuspert er sich. »Dürfte ich es erklären, Meister Sesshomaru?« Er fasst das stumme Nicken als Bestätigung auf und gesellt sich zu Liza. Diese schaut ihn aufmerksam an. »Es gibt viele, fast unzählige Arten von Hundedämonen. Meister Sesshomaru gehört natürlich zu den edelsten und besten Hundedämonenrassen - den Akitas. Du kannst die unterschiedlichen Arten als Sterne betrachten. Jede Art, ist wie ein Stern am Himmel. Und Meister Sesshomarus Mutter hat all die unterschiedlichen Rassen mit ihrer Stärke und Macht erschaffen.«

»Okay, das leuchtet mir ein«, antwortet Liza, als sie ihre erste Portion Suppe ausgetrunken hat und die Schüssel für eine weitere Ration hinhält. Während Jaken nachfüllt, wendet sich die Menschenfrau an Hakku. »Und welcher Rasse gehörst du an?«

»Oh, ich gehöre den Shikoku an«, antwortet er sofort.

Liza muss innerlich schmunzeln, denn in ihrer Zeit sind diese Hunde besonders für ihre Treue bekannt. Treuere Hunde – neben den Akitas – gibt es kaum in ihrer Zeit. Umso mehr wird ihr allerdings die Opfergabe verständlich, die der Wind von ihm verlangt hat. Das muss echt hart für ihn gewesen sein, sein teuerstes Attribut herzugeben, stellt sie fest. Als sie von Jaken ihre zweite Portion bekommt, führt er mit seinen Erklärungen fort. »Doch Inukami selbst ist die Göttin des Mondes. Ihr gehorcht der Mond mit all seinen Phasen, seinen Stärken und Schwächen in seinen jeweiligen Zyklen«, erklärt der Kappa-Dämon dann weiter, während er ihr gleichzeitig die neue Portion übergibt.

»Haben deshalb auch Hakku und Meister Sesshomaru diese Monde auf der Stirn? Sind sie nur ein Zeichen, dass sie die gleiche Mutter haben?«, fragt Liza den Krötendämon.

»Nicht nur, sie stehen dafür, welcher Generation wir angehören. Mein Vater zum Beispiel ist ein Hund aus der zweiten Generation. Das bedeutet, er selbst stammt aus einer Kreuzung zwei unterschiedlicher Hundedämonen der ersten Generation. Da sich mein Vater ebenfalls auf Inu no Kami einließ, bin ich selbst also ein Hundedämon der zweiten Generation. Mein Cousin gehört aber natürlich der ersten Generation an, weil dies auch schon sein Vater war«, antwortet Hakku statt des Kappa-Dämons.

Also sind Hakku und sein Vater Mischlinge. Irgendwie süß, macht sich Liza das in ihrem Kopf einfach, während sie wohlwollend lächelt. »Aber warum sind dann eure Monde so unterschiedlich?«, ist die Neugier der einzigen Frau schier grenzenlos.

»Das liegt an dem Rang unserer Väter«, spricht Sesshomaru wieder.

Der jüngere Hundedämon führt weiter. »Genau. Mein Vater ist nämlich ein Kriegsfürst und sorgt für die Sicherheit im gesamten westlichen Reich. Sesshomarus Vater dagegen war zu Lebzeiten der Daiyokai der westlichen Ländereien.«

»Okay, aber wenn ich das richtig verstehe …«, beginnt Liza zu residieren. »Also eigentlich hat eure Mutter alle möglichen Hundedämonen erschaffen und mit zwei von ihnen geschlafen.«

»Mit fünf. Es gibt noch drei weitere Hundedämonen, wie uns«, verbessert der Wind Splinter sie.

Also eine Schlampe!, denkt sich Liza lieber still, bevor sie den Hass ihrer Mitstreiter zu spüren bekommt. Gegen Hakku könnte sie sich behaupten, aber Sesshomaru? Unweigerlich fragt sie sich, welche Beziehung er zu ihr hat. Er hat nie über sie gesprochen und all die Erzählungen über sie berühren ihn offensichtlich auch nicht. Wie immer erkennt sie keine nennenswerte Reaktion von ihm. Trotzdem wüsste sie gerne, wie sein Verhältnis zum Rest seiner Familie ist. Hat er überhaupt noch Familie außer Hakku? Sie hat mitbekommen, dass sein Vater wohl verstorben ist, aber seine Mutter lebt wohl noch. Seine Mutter, die sich mehrere Männer genommen hat. Mit ihrem modernen Denken wäre sie nicht mehr, als eine Bigamistin.

Auf der anderen Seite ist sich Liza auch bewusst, dass es in dieser Zeit vielleicht noch Gang und Gebe ist, sich mehr als einen Partner zuzulegen. Ungewöhnlich. Sowas hat sie eher von Männern gehört. Je höher der Rang, desto mehr Geliebte oder Nebenfrauen hat der Mann haben dürfen. Das dies aber auch eine Frau so handhaben kann, ist ihr neu. Mit ihrem neuzeitlichen Denken und ihrer starken Eifersucht könnte sie es nie dulden, dass ihr Mann neben ihr noch eine oder mehrere Frauen hätte. Augenblicklich schießt ihr die Frage in den Kopf, woher sie eigentlich wissen will, dass sie eifersüchtig ist. Sie ist ja nie verliebt gewesen oder hat für jemanden geschwärmt. Zumindest bis zu jenem Tag, als sie sich wirklich eingestanden hat in ihren Lehrer verliebt zu sein. Da kommt auch wirklich die Eifersucht in ihr hoch, wenn sie daran denkt, dass er schon eine Frau haben könnte. Vielleicht auch sogar Kinder.

Das sie überhaupt seit Kurzem daran denkt zu heiraten und sogar Kinder zu wollen, macht die Menschenfrau innerlich ganz fertig. Sie ist nie die Frau gewesen, die heiraten und sich einem Mann unterordnen will, doch jetzt, wo Sesshomaru in ihrem Leben ist, haben sich einige neue Tore in ihrem Leben geöffnet. Eigentlich hat sie ihm doch die Gefühle wieder bringen wollen und jetzt befindet sie sich dank ihm in einem totalen Gefühlschaos. Sie empfindet Liebe.

Eifersucht.

Leidenschaft.

Verlangen.

Alles was sie nie vorher gefühlt hat. Ob sie es ihm allerdings sagen soll, weiß sie nicht. Bei seinem Scharfsinn wird es ihm nicht lange verborgen bleiben – egal wie sehr sie es versucht zu verstecken. Sie zieht es sogar in Betracht, dass er es schon weiß.

»Und deshalb nenne ich alle meine Blutsverwandten Cousin oder Cousine«, grinst Hakku.

»Wäre Bruder oder Schwester nicht geeigneter?«, fragt die Menschenfrau dann schließlich neckisch.

Der jüngere Hundedämon zuckt nur locker mit den Schultern. »Sicher, aber ich empfinde "Cousin" und "Cousine" irgendwie angenehmer auszusprechen.«

Da kann sie gar nicht anders und lächelt gequält. »Hehe…« Zumindest blickt sie jetzt etwas mehr in diesem Dämonendurcheinander durch und zu allem Überfluss werden auch noch die Schmerzen wieder in ihrem Unterleib stärker, weshalb sie sich die Hand darauf halten muss, um die Stelle zu wärmen. So entspannen sich die Muskeln und sie kann wieder mit dem Schmerz in ihrem Innern klar kommen. Zumindest würde das Ganze aber in wenigen Tagen ein Ende haben.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück