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Vertraute Fremde

von

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Die Fremden

Bree rannte durch das Gestrüpp. Mit Schreien und Schlägen gegen Bäume, Steine und den Boden trieb sie zusammen mit einigen der anderen Mädchen die Beutetiere zur Schlucht, wo Ältere Nachtschwestern sie in Empfang nehmen würden.

Die ganz normalen Versorgungsjagden.

Es war eine beinahe profane Aufgabe, wichtig für den Erfolg, aber nicht besonders fordernd.

Und wenn die Jagd beendet war, würde Bree Zeit haben, sich teilweise abzusetzen.

Darauf wartete sie nur – sie hatte zu viel Zeit zum Nachdenken, wenn alles worauf sie achten musste der Weg vor ihr war und dass keines der Tiere vor ihr zur Seite ausbrach.

Nicht, dass so etwas passieren würde – die Tierchen waren viel zu verängstigt, um klar zu denken. Sie flohen, vollkommen kopflos, weg von den Mädchen, weg von den Schreien – hinein in den Tod.

Es tat Bree ein wenig leid, aber so war das Leben nun einmal – vor allem hier auf Dathomir.

Töten oder getötet werden.

Bree rannte weiter, schrie weiter – wie die anderen Mädchen.

Jedes Mal wieder war es surreal, wenn sie eine Treibjägerin war – und nicht die Gejagte.

Die Gejagte.

Gesträuch vor ihr – Nachtschwestern hinter ihr – nichts als Angst in ihrem Kopf.

Bree stolperte, rollte ab und sprang sofort wieder auf die Füße.

Es war alles gut, sie wurde nicht gejagt – nicht heute.

Sie atmete tief durch bevor auch sie wieder in das Geschrei der anderen Mädchen einstimmte.

Bree überlegte, ob sie direkt nach der Jagd verschwinden konnte – zum Schiff wo sie hoffentlich Jellinec treffen würde.

Sie verwarf den Gedanken wieder. Nachdem sie am Vortag die geführte Meditation geschwänzt hatte würde sie ernsthaften Ärger bekommen, wenn sie sich jetzt vor der Arbeit für die Dorfgemeinschaft drücken würde.

 

Es dauerte Stunden, bis Bree sich loseisen konnte, ohne dass es auffallen würde.

Die Anspannung fiel von ihr ab, als sie sich von den anderen Mädchen entfernte. Wissend, dass sie jetzt, wo ihre Pflichten erfüllt waren, nicht direkt gesucht wurde.

Inzwischen war Bree viel zu paranoid, um sich vollkommen zu beruhigen aber der Unterschied war für sie immer noch unglaublich gut spürbar.

Sie hielt hinter einer Steinformation auf einer Lichtung inne und lehnte sich an.

Ersteinmal durchatmen und konzentrieren – war sie allein? War ihr irgendjemand gefolgt?

Ganz ausschließen konnte sie es nicht – es war schon einmal passiert, vor drei Jahren.

 

Bree schniefte. Ihre Arme schmerzten, ihre Füße taten ihr weh und auch ihre Kopfhaut pochte immer noch empfindlich an den Stellen, an denen die anderen Mädchen ihr an den Haaren gezogen hatten.

Bree fühlte sich hundeelend. Früher hatte sie es auch Haare ziehen und Schläge geben, manchmal hatte ihre Großmutter sie auch schmerzhaft gekniffen – aber immer nur einen Tag – nur einen Tag in der Woche, wenn sie in die Stadt zu ihren Großeltern musste.

Jetzt geschah es jeden Tag – vom morgendlichen Aufstehen bis zum abendlichen Zubettgehen.

 Haare ziehen, Schläge, Vorwürfe – die sie kaum verstand. Niemand machte sich die Mühe ihr Basic zu erklären.

Sie unterdrückte ein Schluchzen, obwohl ihre Füße vom vielen Laufen schmerzten lief sie weiter. Einfach weg von allen.

Bis sie den Fluss erreichte. Bree ließ sich zu Boden fallen und wischte sich die Tränen weg.

 „Da gibt es überhaupt nichts zu heulen!“ hatte ihre Großmutter geschimpft, bevor sie ihr die Bürste um die Ohren schlug. Seitdem weinte Bree nicht mehr in der Öffentlichkeit – und hier gab es kein nicht öffentlich.

Sie versuchte sich zu beruhigen.

Tiefdurchatmen.

 „Ach hier steckst du.“

Die Stimme riss Bree aus ihrem Beruhigungsversuch. Sie schluckte schwer als sie Yina erkannte – die Tochter der Clanmutter.

Bree rutschte von ihr weg – könnte sie entkommen, wenn sie ins Wasser sprang? War der Fluss tief genug, um sie davon zu treiben?

Sie war Halbresarianerin – Wasser konnte ihr nicht viel antun, sie konnte sogar eine gewisse Zeit unter Wasser atmen.

Hinter Yina standen noch ein paar andere Mädchen.

Breet rutschte weiter nach hinten, der Fluss erschien ihr gerade eine verlockende Option.

Yina kam auf sie zu – zunächst allein.

 „Weißt du – Cousinchen – ich hab mich ja gefragt, wie anders du bist“, stellte Yina nachdenklich fest. Sie lächelte irgendwie freundlich.

Bree bekam richtig Angst. Sie verstand kaum ein Wort, aber der Anblick der Mädchen und das Gefühl, dass sie in der Macht hinterließen ängstigte sie.

 „Weißt du – mit der Haut und den Augen“, Yina legte den Kopf schief, tippte auf ihre Wange und deutete auf ihre eigenen Augen.

Bree schluckte – andere Haut – ihre war graublau – andere Augen – rot und ohne Iris – ja, sie sah anders aus. Immer anders – schon Zuhause hatte sie anders ausgesehen als ihre Familie, ihr Vater, ihr Bruder, Ihre Großeltern – selbst als ihre Mutter. Ihre Mutter sah mehr aus, wie diese Frauen hier, mit der bleichen, wächsernen Hautfarbe und der gelben Iris in den Augen.

Yina kniete sich mit einem bösartigen Funkeln vor Bree.

 „Was meinst du – wie sieht es unter deiner Haut aus?“, fragte sie lauernd – die anderen Mädchen stellten sich jetzt um Bree herum.

Sie versuchte durchzuatmen, dann versuchte sie herumzufahren und in den Fluss zuspringen, doch zwei der Mädchen waren schneller als sie – packten Bree und rissen sie zu Boden.

Bree schrie, versuchte sich zu befreien, trat um sich.

 „Dann schauen wir mal“, Yina klang vorfreudig und neugierig.

Bree wurde abwechselnd heiß und kalt. Brandgeruch drang an ihre Nase – sie wusste nicht was jetzt passieren würde, aber Panik stieg unkontrolliert in ihre hoch – was würden diese Mädchen jetzt tun?

Und dann kam der Schmerz – ein Schmerz wie sie ihn noch nie verspürt hatte.

Sie schrie.

Ihr Arm schmerzte ausgehend von ihrem Unterarm bis hinab in die Fingerspitzen und hinauf in die Schulter – zog ihr bis in den Rücken.

Ihr Kopf schien ausgefüllte von diesem Schmerz.

Sie verlor jegliches Zeitgefühl bis der Schmerz endlich aufhörte.

Bree blieb am Boden liegen – nur am Rand bekam sie mit wie die Mädchen von einer erwachsenen gescholten wurden.

Als sie zittrig den Kopf hob, blickte sie in das Gesicht der erwachsenen Frau. Verächtlich sah sie auf Bree hinab – Yina und die anderen waren bereits im Wald verschwunden – dann ließ die Frau sie einfach am Boden liegen.

Weinend blieb Bree liegen. Ihr Kopf war wie leergefegt – selbst der Schmerz war nur noch ein dumpfes Pochen in ihrem Arm.

 „Na na, Kleines, was hast du denn?“

Die Stimme war sanft und freundlich – sie konnte an diesem furchtbaren Ort nicht echt sein. Bree blieb einfach reglos liegen.

 „Na komm, meine Kleine, das wird schon wieder.“

Jemand setzte sich neben sie, er – der Stimme nach war es ein alter Mann – musste sehr groß und schwer sein, denn es gab geradezu eine kleine Erschütterung als er sich setzte.

 „Dein Arm, hm?“, langsam wunderte sich Bree, dass sich dieser Mann mit ihr befasste, aber sie war zu kraftlos, um jetzt den Kopf zu heben, „Das könne wir beheben, Kleines, keine Angst.“

Keine Angst, das war so einfach zu sagen.

 „So, dass wird jetzt ein wenig weh tun, Kleines – aber danach wird es besser, das Verspreche ich dir.“

Bree schrie leise auf, als etwas auf ihren schmerzenden Arm gelegt wurde.

Wimmernd hob sie nun doch den Kopf – große, dreifingriege Hände tätschelten sachte ihren Arm. Die Hände gehörten zu einem – tatsächlich – sehr großen, echsenartigen Wesen, das sie sanft und müde ansah.

 „Das ist eine Kräuterpaste, sie hilft bei Verbrennungen, kühlt und unterstützt die Wundheilung“, erklärt den Mann langsam und deutlich – er sprach schon die ganze Zeit so und Bree fiel auf, dass sie ihn im Grunde recht gut verstehen konnte.

Schniefend setzte sie sich langsam auf. Der Mann half ihr, wischte ihr fürsorglich eine Träne weg.

 „Wir müssen da noch einen Verband drumlegen, ja? Damit die Paste nicht wegrutscht“, mitfühlend sah er sie an.

Bree nickte.

 

Nie wieder.

Nie wieder würde ihr etwas Derartiges passieren, das hatte Bree bereits eine Woche nach dem Vorfall beschlossen.

Als Yina wieder auf sie zugekommen war, um sie zu triezen hatte Bree sich auf sie gestürzt und ihr tatsächlich ein blaues Auge geschlagen. Zwei weitere Mädchen hatten Yina helfen wollen – einer davon hatte Bree in ihrer hilflosen Verzweiflung und Wut fast ein Ohr abgebissen.

Seitdem waren die anderen Mädchen zum einen extrem vorsichtig ihr gegenüber und zum anderen hatte Bree gelernt, dass sie sich wehren konnte und dass sie tatsächlich etwas bewirken konnte, wenn sie zurückschlug.

Um sie herum an der Lichtung war niemand – nicht einmal ein Tier.

Bree atmete erleichtert aus und schlich weiter.

Das Schiff, zu dem sie jetzt unterwegs war, lag mehr oder weniger auf halber Strecke zwischen dem Dorf der Nachtschwestern und dem zugehörigen Dorf von Nachtbrüdern. Soweit Bree wusste, gab es noch weitere Konstellationen von Dörfern in dieser Art, aber Bree galt zum einen noch als Mädchen, dass nicht in dörfliche Externa eingeweiht wurde und noch dazu war sie eine Geächtete, der man auch kaum Tratsch mitteilte. Allerdings interessierte Bree sich auch nicht besonders dafür.

Sie würde nicht mehr lange auf Dathomir bleiben – dass war längst beschlossene Sache, nicht nur für sie, sondern auch für den Rest der Familie. Keiner von ihnen hatte aufgegeben und gemeinsam würden sie das auch schaffen.

Jellinec und Geela waren Kinder von Technikern gewesen – sie hatten viel von ihren Eltern gelernt und Meinard hatte bereits bevor Bree nach Dathomir gebracht wurde angefangen abgestürzte Schiffe auszuweiden – soweit er das konnte und sie an einem Platz mit einem ganz gut erhaltenen Shuttel gebracht.

Bree lief immer schneller – Jellinec konnte sich immer wieder aus dem Dorf fortschleichen, aber nicht den ganzen Tag verschwinden. Bree wollte ihn unbedingt am Schiff treffen.

Sie sprang über einen Busch und blieb abrupt stehen.

Sie war nicht allein.

Ihr gegenüber stand ein Mädchen. Klein, etwas mager mit zerzausten violetten Haaren und dreckiger rosaner Haut. Sie war nur mit einem schmutzigen, ockerfarbenen Kittel bekleidet und sah sie vollkommen erschrocken an.

Aber sie war nicht die einzige.

Da waren noch wenigstens drei weitere Personen – nein vier, korrigierte sie sich selbst.

Hastig machte sie einen Schritt zurück und zückte ihr Vibromesser – die einzige Waffe, die sie besaß und auch immer bei sich trug – selbst, wenn sie schlief.

Das Mädchen quietschte und wich zurück. Sie stolperte über ihre eigenen Füße und stürzte. Bree fühlte sich unangenehm an sich selbst erinnert – als sie damals nach Dathomir gekommen war.

Das Mädchen war auch ungefähr so alt wie sie damals, vielleicht sogar jünger – acht oder neun.

 „Leeta!“, eine Frau erschien hinter dem Mädchen, sie war ähnlich gekleidet wie das Kind, gehörte aber offensichtlich einer anderen Spezies an – grüne Haut, kurze schwarze Haare, dunkle, rautenförmige Zeichen zierten ihr Gesicht horizontal und vertikal über ihre Nase.

Sie wirkte nicht unbedingt gefährlich, eher ausgepowert und müde.

Ihr Blick fiel auf Bree, mit schnellen Schritten sprang sie zwischen Bree und das Mädchen.

Bree duckte sich halb – auch wenn weder die Frau noch das Mädchen wirklich gefährlich wirkten, was war mit den anderen dreien?

Sie kamen in ihre Richtung – zwei von ihnen sehr schnell und die beiden wirkten definitiv gefährlich.

Auf der anderen Seite gehörten die beiden vor ihr auf jeden Fall nicht zu den Nachtschwestern.

 „Wer seid ihr?“, fragte Bree – sie blieb in Bereitschaft, um sich verteidigen zu können allerdings wollte sie keine Kraft verschwenden, wenn es nicht sein musste.

 „Wer bist du?“, fragte die Frau, sie hatte eine sanfte, klare Stimme.

Bree sah sich vorsichtig um – sie wollte nicht diskutieren, das kostete zu viel Zeit.

 „Du bist nicht in der Position Fragen zu stellen“, stellte sie hart fest und um ihre Worte sofort zu unterstreichen riss sie Frau mit einem Machtstoß von den Füßen.

Sie flog nur rückwärts, nicht weit und Bree hatte darauf geachtet sie nicht gegen einen Baum zu schmettern.

Das Mädchen schrie erschrocken.

 „Also – wer seid ihr und was wollt ihr hier?“, wiederholte Bree ihre Frage.

 „Du bist eine Machtnutzerin?“, fragte die Frau verblüfft, „Eine Jedi?“

Bree runzelte die Stirn.

 „Glaub mir, hier gibt es keine Jedi“, entgegnete Bree brüsk. Es ärgerte sie, dass ihre Frage immer noch nicht beantwortet wurde.

Ein Schuss drang durchs Dickicht. Bree hätte die Gefahr beinahe nicht wahrgenommen, gerade noch rechtzeitig ließ sie sich zu Boden fallen, rollte herum und in das nächste Gebüsch. Beinahe lautlos wand sie sich durch das Geäst, bis sie etwas entfernt war. Sie lehnte sich mit dem Rücken an einen Baum und vertiefte sich vorsichtig in die Macht.

Die beiden potentiell gefährlichen Personen waren jetzt bei der Frau und dem Mädchen angekommen, auch die fünfte Person erreichte sie nun.

Bree war etwas verwirrt, keiner von denen schien zu den Nachtschwestern zu gehören. Kurz überlegte sie, ob sie sich der Gruppe noch einmal nähern sollte – sie musste eigentlich klären, ob ihr diese Leute gefährlich werden könnten.

Aber wenigstens zwei von denen waren wohl Kämpfer, Bree war selbst stark und nicht unbedingt unerfahren – aber sie sollte sich dem vielleicht lieber nicht allein stellen. Sie war nicht mehr weit entfernt von ihrem Shuttel, wenn Jellinec noch dort war – falls er heute überhaupt dort gewesen war – dann könnte sie ihn zu ihrer Verstärkung holen.

Vermutlich war das die beste Idee.

Schnell und möglichst unauffällig lief sie weiter durch den Wald. Das Shuttel war nicht besonders groß, es stand bequem unter dichtbelaubten, hohen Bäumen, die es vor Wind und Regen schützte – es würde erschweren, dass Shuttel aus dem Wald wieder hinaus zu bringen aber während sie es noch fertig stellen mussten war es hier besser gesichert.

Jellinec kniete auf dem Dach des Shuttel, provisorisches Werkzeug in den Händen und die Hände und Unterarme gründlich verdreckt.

Der junge Mann riss den Kopf hoch als Bree durch die Büsche brach. Sofort alarmiert sprang er vom Dach und kam ihr entgegen.

 „Es sind Fremde im Wald“, erklärte Bree knapp.

 „Fremde?“, fragte Jellinec sofort nach.

 „Wenigstens fünf, nicht weit von hier – es sind keine Nachtschwestern“, Den telegrammartigen Stil Informationen weiter zu geben hatte sie von Baren und seinem Jedimeister übernommen. Eine seltsame Art, Angewohnheiten zu übernehmen aber für Bree war diese Anwesenheit in ihren >Träumen< immer sehr tröstlich gewesen. Lange hatte sie sogar geglaubt, dass Baren sie so finden und von Dathomir retten würde – aber daran hatte sie den Glauben bereits verloren. Dathomir war ein ganzer Planet und aus irgendeinem Grund der Bree einfach nicht ganz klar wurde, hatte Mace Windu beschlossen, dass Baren nicht oft – so gut wie gar nicht – nach Dathomir kommen durfte.

Eine Fehlentscheidung, da nur Baren sehen konnte, was Bree sah und damit der Einzige war, der die Gegend in der Bree lebte wieder erkennen konnte.

Aber Baren war auch der Einzige, der Brees Worte darüber kannte und er hatte sie seinem Meister nicht so mitgeteilt.

 „Wir sollten sicher gehen, damit die uns keine Probleme bereiten“, erklärte Bree ihre Gedanken zur Situation – Baren und die Jedi waren jetzt nicht von Bedeutung.

Jellinec nickte verstehend. Er war nicht machtbegabt, aber die Nachtbrüder waren Kämpfer und bildeten ihre Jungen ihm Nahkampf aus – auch Jellinec.

Er legte das Werkzeug zur Seite und folgte Bree in die Richtung, in der sie die Fremden zurückgelassen hatte.

Es waren nur noch vier als sie wieder in der Nähe der Gruppe waren – nicht mehr ganz an der Lichtung an der Bree mit dem Mädchen und der Frau zusammengestoßen war.

 „Ich gehe hin und spreche sie an, du hältst mir den Rücken frei“, erklärte Bree kurz das Vorgehen – sie hoffte, dass sie als Mädchen und weil sie die Frau nicht verletzt hatte, nicht direkt angegriffen wurde.

Jellinec nickte zustimmend, Bree lockerte den Griff ihres Vibromessers, ohne es zu ziehen und ging auf die Gruppe zu.

Sie waren an einer kleinen Felsformation, das Mädchen saß am Boden, neben ihr die Frau, außerdem war ein junger Mann anwesend, er trug einen grauen Overall, war größer und breitschultriger als Jellinec aber deutlich ein Mensch mit hellbraunen Haaren.

Die vierte Person war nicht weiter zu identifizieren, sie trug eine Rüstung, einen Ganzkörperanzug, darauf Panzerplatten, Stiefel, Handschuhe und einen Helm, der ihren ganzen Kopf umhüllte. Bree schauderte etwas, sie würde wahrscheinlich wahnsinnig werden, wenn sie nicht frei in alle Richtungen schauen konnte.

Die Person in der Rüstung fuhr zu ihr herum, als ein Zweig unter ihrem Fuß brach, sofort riss sie einen Blaster hoch und zielte auf Bree.

Bree überlegte kurz, sie wollte jetzt nicht kämpfen – begütigend hob sie die Hände.

 „Nicht wirklich eine beruhigende Geste,“, spottete die Frau, die sich wieder erhob und sie kritisch musterte.

Bree gefiel ihr Humor.

 „Etwas beruhigender, als wenn ich das Messer ziehen würde, oder?“, fragte sie zurück.

Die Frau verzog den Mund.

 „Du wärst tot, bevor du den Griff in der Hand hättest“, knurrte die Person in Rüstung – offenbar ein Mädchen.

Bree atmete kurz durch – jetzt nicht provozieren, das war schließlich nicht Yina.

 „Ich habe kein Interesse an einem Kampf, ich wollte euch lieber vor etwas warnen“, erklärte sie ruhig.

 „Vor Deinesgleichen?“, spuckte ihr das Mädchen in der Rüstung entgegen.

 „Glaub mir, ich bin nicht wie die“, warnte Bree vorsichtig, „Die Nachtschwestern werden nicht zimperlich mit euch sein, wenn sie euch finden.“

 „Nachtschwestern?“, fragte die Frau, sie kam auf Bree zu.

 „Machtnutzerinnen, nicht gerade nett, fresse euch zum Frühstück – wenn ihr Glück habt“, spottete Bree nun wieder im Informations-Telegrammstil.

Die Frau musterte sie unergründlich und hielt das Mädchen in der Rüstung auf als diese auf Bree zuging, den Blaster noch immer im Anschlag.

 „Warum warnst du uns?“, fragte sie Frau vorsichtig.

Sie vertraute Bree nicht, sehr klug von ihr. Bree legte den Kopf schief.

 „Weil ihr mir Ärger macht, wenn die Nachtschwestern euch erwischen und hier die Gegend absuchen“, erklärte sie kalt. Nein, sie war nicht aus Nächstenliebe hier – Sie hatte eine Familie zu beschützen.

 „Ihr habt hier also etwas versteckt?“, fragte die Frau lauernd nach.

Bree schürzte die Lippen. Wie viel erzählen – Wie viel für sich behalten?

Sie wünschte sich Meinard her, ihren Vater, der ihr Halt gab und wusste was zu tun war. Er war mit bedrohlichen Situationen viel vertrauter.

Aber dieses Mal musste sie die Entscheidung allein treffen.

Angespannt musterte sie die Frau, das Mädchen, sah weiter zu dem Mann, der sich die ganze Zeit im Hintergrund gehalten hatte und zu dem kleinen Mädchen, dass sie immer noch verängstigt aus großen Augen ansah.

Bree schnaubte.

 „Erst will ich wissen, wer ihr seid und wie ihr hierhergekommen seid“, verlangte sie

Bree spannte die Schultern an und ließ die Knöchel knacken.

Das Mädchen in der Rüstung spannte sich ebenfalls an. Doch die Frau hob begütigend die Hände.

 „Schon gut, auch wir sind nicht aufs Kämpfen aus“, wehrte sie ab, „Wir sind hier gestrandet, mit einer Rettungskapsel – wir brauchen hier nichts und würden gerne wieder gehen.“

Sie wirkte ehrlich. Es gab keine Garantie.

 „Wenn du weißt, wie wir zum nächsten Raumhafen kommen -“,

Bree schüttelte den Kopf.

 „So etwas gibt es auf Dathomir nicht, wenn ihr kein Schiff habt, mit dem ihr wegfliegen könnt, dann sitzt ihr hier fest“, erklärte sie. Dieses Mal hatte sie Mitleid – das würde hart für diese Leute werden. Wünschen tat sie es ihnen nicht.

 „Du lügst doch!“, das Mädchen mit der Rüstung sprang auf Bree zu, doch Bree wandte sich ihr zu und warf sie mit der Macht zurück.

 „Tut mir leid“, Bree schüttelte den Kopf, „Aber so sieht es hier aus. Und wenn euch die Nachtschwestern erwischen, dann stellt euch auf den Tod oder Sklaverei ein.“

Die Frau schluckte.

 „Nein, Cail – lass das“, stellte sie sich dann allerdings zwischen die Mädchen, als das Mädchen in der Rüstung wieder auf die Füße gesprungen war und auf Bree losgehen wollte.

 „Du hast ein Schiff hier, richtig?“, fragte die Frau dann an Bree gewandt, „Du willst nicht, dass diese Nachtschwestern es finden.“

Bree rührte sich nicht. Sie hatte eigentlich nicht vor mehr dazu zu sagen. 

 „Kannst du es fliegen?“, Die Frage kam etwas unvorbereitet. Bree verzog weiter keine Miene, musste aber zugeben, dass sie keine Ahnung hatte, ob jemand von ihnen das Shuttel fliegen konnte. Meinard vielleicht, oder Jellinec und Geela. Sie – Bree – auf jeden Fall nicht.

 „Myce ist Pilot, er kann praktisch jedes Schiff fliegen“, erklärte die Frau und nickte zu dem jungen Mann, der zusammenzuckte als Bree sich ihm zuwandte.

Bree ließ den Blick noch einmal über alle gleiten, verdreckt, zerzaust. Eher keine Bedrohung – aber deswegen eine Hilfe.

 „Schön,“, sie wollte Zeit gewinnen, „Was habt ihr anderen zu bieten?“

Die Frau lachte leise.

 „Vertrauen ist nicht deine Stärke, was?“, fragte sie, „Cails Haltung steht für sich, nicht wahr? Sie ist eine Kämpferin, hat ein halbes Waffenarsenal bei sich und kann damit umgehen – ihr Bruder, der gerade nicht hier ist, im Übrigen auch.“

Das war also die fünfte Person.

 „Leeta“, die Frau deutete auf das kleine Mädchen, „Hat keine besonderen Fähigkeiten, sie ist noch ein Kind – und ich“, sie schien schnell von Leeta ablenken zu wollen, „Ich bin Ärztin.“

Bree zuckte mit keinem Muskel – letzteres war natürlich besonders wichtig, aber auch das Wissen um Cails Waffen und dass sie damit umgehen konnte war nicht uninteressant.

In Brees Kopf arbeitete es. Sie konnten Hilfe wie diese durchaus gebrauchen. Welche Nachteile hatten sie dadurch? Sie mussten fünf weitere Leute versorgen – die fünf selbst Jagen zu lassen war eindeutig zu riskant und fünf Leute im Wald, auch das war für die Nachtschwestern zu erkennen, wenn jemand suchen würde.

 „Jelleinec“, rief sie ihren Bruder zu sich.

Der junge Zabrak trat zwischen den Büschen hervor.

 „Bring sie zum Shuttel“, sagte sie zu Jellinec, „Ihr bleibt beim Shuttel, bewegt euch da nicht weg. Ist zu eurer eigenen Sicherheit.“

 „Und was tust du?“, fragte Cail misstrauisch.

 „Ich geh deinen Bruder suchen und hoffe er war nicht blöd genug einer Nachtschwester in die Arme zu laufen“, gab Bree spöttisch zurück.

 „Ich kann ihn über Com anfunken“, meinte Cail herablassend.

 „Das lässt du schön bleiben – wenn er in der Nähe vom Dorf ist verrätst du ihn damit“, warf Bree zurück. Dann nickte sie Jellinec zu, um ihren Auftrag noch einmal zu bestätigen, bevor sie sich selbst auf den Weg zurück durch den Wald machte.



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