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Through Space and Time

God's Fallen Angel / Satoru X Yashiro
von

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Dienstag

Als Satoru am nächsten Morgen aufwachte war er alleine im Zimmer. Der Futon neben ihm war sorgfältig zusammengelegt und an die Zimmerwand geschoben worden. Der Schwarzhaarige selbst war ganz verschwitzt. Die ganze Nacht über hatte er erotische Träume gehabt und gefühlte, wie Yashiros Hände über seinen erregten Körper glitten und ihn fast zum Abspritzen brachten.
 

„Guten Morgen…“
 

Vorsichtig steckte er sein Gesicht aus der Türspalte heraus um zu sehen, ob die Luft rein war, denn er hatte einen monstermäßigen Ständer in seiner Unterhose, war vom Schweiß klitschnass und musste sich bei einer Morgendusche erst einmal frisch machen - und vor allem „runter“kommen. Dabei hatte er Glück, denn der Braunhaarige war gerade dabei Frühstück zu machen und hatte ihm den Rücken zugedreht.
 

„Ich würde gerne duschen gehen, wenn es Recht ist…“ Ob da keine Gegenfragen kommen würden? Immerhin hatte er erst gestern Abend geduscht.
 

„Ja, tu dir keinen Zwang an. Ich brauche sowieso noch etwas mit dem Frühstück.“
 

Puh, noch einmal Glück gehabt. Das war das Startsignal, das es ihm ermöglichte blitzschnell aus der Türspalte zu verschwinden und ins Badezimmer zu huschen, während Yashiro immer noch dabei war das gerollte Omelette in der Pfanne zu braten. Von draußen hörte dieser nur, wie das aus dem Duschkopf spritzende Wasser anging und Satoru kurz darauf einen unterdrückten Schrei in Form eines „AH, kalt!!!“ losließ, was ihn teuflisch schmunzeln ließ.
 

Natürlich war er darüber im Bilde, dass er seinem ehemaligen Schüler eine schlaflose Nacht bereitet hatte. Schon am frühen Morgen lag er wach im Futon neben seinem Geliebten und hatte ihn amüsiert beobachtet, wie er leicht aufstöhnte und sich unter der Decke hin und her wand. Ob er ihn in seinem Traum wohl zum Kommen gebracht hatte? Jedenfalls würde er noch früh genug dafür sorgen, dass Satoru in den Geschmack seiner weitreichenden Techniken kommen würde.
 

Während Yashiro schon fast fertig war und neben frisch gekochtem Reis, Misosuppe, gerolltem Omelette, einem kleinem Salat auch ein Stück gebratener Lachs hinzu gekommen war, setzte sich nun auch Satoru frisch angezogen an den kleinen Tisch. Wie gestern Abend schon schmeckte auch heute morgen das traditionell japanische Frühstück fantastisch. Wenn die Qualität der leckeren Gerichte weiterhin konstant blieb, würde er durchaus in Erwägung ziehen, den Braunhaarigen zukünftig in seiner Wohnung als Gast zu dulden. Als Gegenleistung wollte er natürlich drei Mal am Tag so gut verköstigt werden.
 

„Ich habe heute den ganzen Tag über mehrer Meetings. Es wird also spät werden.“ Irgendwie lag in seiner Stimme ein überheblicher Ton, was er gar nicht beabsichtigt hatte. Im Gegenteil, diese Meetings waren ihm echt zu wider. Sie führten zu nichts und wieder nichts und raubten ihm eigentlich nur seine kostbare Zeit, die er dazu nutzen könnte, um an seinem Storyboard zu arbeiten.
 

„Alles gut, mach dir keinen Stress. Aber iss zwischendurch etwas, hast du verstanden?“ Yashiro machte sich etwas Sorgen, nachdem er gestern die gähnende Leere in seiner Küche vorgefunden hat. Mehrer Meetings über den ganzen Tag verteilt - das hörte sich stressig an, ob da wohl auch Pausen eingeplant waren? Satoru war erschreckend dünn, da wollte er ein Auge auf seine Ernährung haben.
 

„Wenn du das nächste Mal solche Meetings hast, sag Bescheid, dann kann ich dir ein Ben…“, plötzlich fiel die Tür zu, „…to machen.“, beendete Yashiro seinen Satz halbherzig. Satoru war so schnell mit dem Frühstück fertig, hatte sich die vorbereitete Tasche um die Schulter gehängt und war ohne ein weiteres Wort gegangen. Der musste ja wirklich ziemlich beschäftigt sein.
 

Aber zumindest hatte er aufgegessen - stellte der Braunhaarige zufrieden fest, als er die Teller und Schälchen abräumte. Da Satorus Küche zu klein war um eine Geschirrspülmaschine unterzubringen, musste er wohl alles per Hand spülen. Als er das erledigt hatte würde er sich dran machen, die Wohnung aufzuräumen und währenddessen die Waschmaschine laufen zu lassen. Den Swiffer schwingend fand er sogar richtig Spaß in seiner Rolle als Hausmann.
 

Es hinterließ in ihm auf jeden Fall ein angenehmes und befriedigendes Gefühl nach getaner Arbeit die Wohnung so blitzblank aufgefrischt zu sehen. Der Boden war gewischt, das Geschirr abgespült und wieder in die Schränke eingeräumt, die Wäsche gewaschen und zum Trocknen auf dem kleinen Balkon aufgehängt. In seiner kleinen Mittagspause - dazu bereitete er sich ein belegtes Sandwich zu - nutzte er die Zeit um sich die Mangaskizzen an den Wänden genauer anzusehen.
 

Mit dem belegten Sandwich in der einen Hand und einer Tasse Kaffee in der anderen wanderte er von einer Wandseite zur anderen - fast so wie bei einem Rundgang in einer Galerie. Es schien eine Superheldengeschichte zu sein. Und erfolgreich war der Titel anscheinend auch - zumindest hangen an der Wand auch richtige Animeausschnitte und ein Kinoposter. Dass es der junge Mann so weit gebracht hatte, war ihm gar nicht in den Sinn gekommen, als er gestern seinen Beruf so nebenbei erwähnt hatte und nicht weiter darauf eingehen wollte. Er wechselte so schnell das Thema, dass er eigentlich angenommen hatte, Satoru wäre es unangenehm darüber zu sprechen. Normalerweise war das der Fall, wenn sich - egal in welchem Beruf - der Erfolg in Grenzen hielt. Heute Abend wollte er der Sache aber nachgehen.
 

Nach seiner kleiner Mittagspause stand nicht mehr viel auf seinem Programm. Eigentlich musste er nur etwas einkaufen gehen. Dazu musste er allerdings zunächst einmal wissen, was er überhaupt kochen wollte und so schrieb er erst einmal eine Koch- und danach eine Einkaufsliste. Wenig später also erkundete er die Gegend etwas, schlenderte durch die Läden und Supermärkte und ging mit den Einkäufen dann wieder nach Hause.
 

Dort angekommen sortierte er einige Dinge in den Kühlschrank, während er länger haltbare Dosen und den Reis in den Schrank räumte. Frisches Obst kam in einer Schale direkt auf den Tisch. Nun war es schon nach sechs Uhr und der Braunhaarige wartete - fast wie ein Hündchen - voller Vorfreude auf sein „Herrchen“. Mit dem Kochen fing er noch nicht an, da Satoru ja schon angedeutet hatte, dass es später werden könnte. Er wollte also unter keinen Umständen, dass das Essen schon kalt war, wenn er nach Hause käme.
 

Während der Fernseher im Hintergrund lief und der Stundenzeiger der Wanduhr von sechs auf sieben, acht, neun und schließlich zehn Uhr fiel, begann er sich doch langsam Sorgen zu machen. Draußen hatte es auch wieder angefangen heftig zu schneien. Dicke Schneeflocken fielen wie Federn vom Himmel als würde Frau Holle ihr Daunenbett gerade besonders stark ausschütteln. Ein Blick in den Eingangsbereich bestätigte ihm auch, dass der Jüngere keinen Regenschirm mitgenommen hatte.
 

Da es eh nichts brachte, sich Löcher in den Bauch zu sorgen, schnappte er sich seinen Mantel, zwei Schirme - einen für sich und einen für Satoru später - und machte sich auf den Weg zur Bahnstation. Die Wohnung war eher am Stadtrand gelegen und um zu seiner Verlagsfirma zu fahren, müsste er sicher mit der Bahn ins Zentrum fahren.
 

Für Satoru war es ein anstrengender Tag gewesen. Er hasste es wie die Pest wenn die Leute vom Verlag ihn einbestellten. Mit der Bahn ins Zentrum fahren, von der Haltestelle zum Verlagsgebäude durch die vollen Straßen und dann mit der Bahn wieder zurück fahren - das waren definitiv zu viele Menschen für ihn, die ihn an einem Tag umgaben.
 

Früher als Kind war er nicht so. Diese komische Menschenphobie hatte er erst seit der High School entwickelt. Einen wirklichen Grund oder Auslöser gab es nicht. Doch wenn er nachmittags von der Schule nach Hause kam, sperrte er sich in seinem Zimmer ein und schlief meistens vor Erschöpfung auf seinem Bett ein. Dann merkte er, dass es die vielen Menschen und die Interaktion mit ihnen waren, die ihn so anstrengten.
 

Auf der Zeichenschule suchte er sich gezielt Kurse aus, deren wöchentliche Teilnahme optional und nur zum Ablegen der Prüfung an die Schule kommen musste. So lebte er immer mehr zurück gezogen in seiner kleinen Wohnung. Sein Talent im Zeichnen spielte ihm dabei in die Hände. Ein Beruf den man von zu Hause ausüben konnte, war genau das richtige für einen unsozialen Menschen wie ihn. Dabei war es nicht so, dass er eine Abneigung gegen seine eigene Spezies hatte, sondern vielmehr die Tatsache der körperlichen und geistigen Erschöpfung, die für ihn daraus resultierten. Und diese vielen Menschenmassen, egal ob in der Bahn oder auch bei den Meetings, waren einfach zu viel für ihn.
 

Total geschlaucht war er nun endlich an seiner Bahnstation angekommen. Mittlerweile war es halb elf - ganz schön spät, aber wenigstens waren in der Bahn nicht mehr so viele Leute gewesen. Müde schlürfte er mit schweren Beinen durch den neu liegen gebliebenen Schnee. Mit seiner fünfprozentigen Aufmerksamkeitsspanne hatte er aus dem Fenster der Bahn gerade noch so mitbekommen wie stark es wieder angefangen hatte zu schneien. Es war kalt und windig, doch auch das bekam er fast gar nicht mehr mit. Seine Akkus waren fast aufgebraucht, während er sich nur noch auf den Bewegungsablauf „Laufen“ konzentrieren konnte.
 

Als er einmal vom Boden aufblickte, war ihm, als hätte er verschwommen am Ende der Straße seinen ehemaligen Klassenlehrer gesehen. Seine Augen waren aber so müde, dass das Bild nicht schärfer wurde und er es schließlich auch als reine Einbildung ignorierte. Er wollte jetzt einfach nur noch nach Hause. Dort würde sicher schon der groß gewachsene Braunhaarige auf ihn warten. Nur das wünschte er sich jetzt.
 

Plötzlich hatte er nicht aufgepasst und stolperte tatsächlich über seine eigenen Füße. Er war schon darauf gefasst, dass er gleich mit dem harten, kalten Boden Bekanntschaft machen würde, doch stattdessen wurde er sanft aufgefangen.

„Nanu, Satoru, alles in Ordnung? Schläfst du schon im Gehen ein?“, hörte er Yashiros verwunderte Stimme, der ihn mit seinem Körper gestützt hatte.
 

Erschöpft lag er an der Schulter des Älteren angelehnt um sich für einen Moment zu erholen. Wünsche schienen ja doch noch in Erfüllung zu gehen.

„Entschuldigung Sensei, es geht gleich wieder. War nur ein echt anstrengender Tag.“, erklärte der Jüngere und genoß es Yashiros wohlige Wärme zu spüren und seinen angenehmen Geruch einzuatmen. Tatsächlich konnte er gar nicht glauben, wie sich schon nach ein paar Sekunden seine entleerten Akkus wieder füllten und er sich schon wesentlich besser fühlte.
 

Verwundert war der Braunhaarige schon etwas über Satorus Reaktion. Gestern und heute morgen war er noch so mürrisch und jetzt schien er verschmust wie ein kleines Kätzchen zu sein. War irgendetwas passiert? Er sah schon ziemlich fertig aus. Sollte ihm das Sorgen bereiten? Vielleicht wurde er von irgendjemand auf der Arbeit gemobbt. Unter normalen Umständen würde er den jungen Mann so schnell wie möglich nach Hause bringen, allerdings war das heute nicht der richtige Ort für so viele Gespräche. Ein Ortswechsel würde den beiden - und vor allem Satoru - gut tun.
 

„Lass uns doch zur Feier des Tages noch etwas trinken gehen.“ - hörte er die Stimme seines Lehrers und konnte aufgrund seines benommenen Zustandes die Bedeutung den Worten nicht zuordnen. Vielleicht war das der Grund weshalb er sich wenig später plötzlich in einer - Gott sei Dank menschenleeren - Bar wiederfand. Außer ihnen beiden war niemand da.
 

Es war eine Hotelbar. Eigentlich wunderte er sich, dass das Hotel überhaupt geöffnet war. Gäste schienen nämlich gerade keine darin zu übernachten, umso überraschender also, dass die Bar geöffnet hatte. Satoru bestellte sich ein Chu-Hai Lemon, da es das einzige war, das er als Nicht-Alkoholkonsument, vertrug. Alkoholische Getränke schmeckten ihm, egal was es war, überhaupt nicht. Deshalb war er dazu gezwungen, auch wenn er mit seinem Redakteur zum Abschluss eines Projekts einen trinken ging, etwas auszusuchen, wo man den Alkohol möglichst nicht rausschmeckte. Dabei war er auf die verschiedenen Chu-Hai Sorten gestoßen und seitdem dabei geblieben.
 

Nach seinem zweiten Glas fühlte er sich bereits fiel leichter, redefreudiger und bereit seinem ehemaligen Klassenlehrer sein Herz auszuschütten: „In der Anfangsphase lief das Geschäft noch ziemlich schleppend. Meine Redakteure wechselten häufig und waren mit meinen Entwürfen nie zufrieden. Langsam aber sicher verzweifelte ich, ob ich als Profi überhaupt gut genug wäre. Dann brachte ich einen Entwurf zu Blatt, der meinem damaligen Redakteur tatsächlich gefiel. Die Serie wurde in einem beliebten Magazin veröffentlicht und war gleich ein voller Erfolg. Es folgte auch eine Adaption als Anime.“
 

„Das ist doch toll, oder nicht?“ Yashiro hörte aufmerksam zu, während er genüsslich an seinem Glas nippte. Doch so positiv, wie sich die Geschichte anhörte, würde sie sicher nicht bleiben. Sonst wäre Satoru sicher nicht so fertig gewesen. Und er sollte Recht behalten, denn -
 

„Naja. Je größer die Beliebtheit des Manga und des Anime wurden, desto mehr wollten mein Redakteur und der Verlag, dass ich mein Gesicht zeigte, Radiointerviews gab oder Signierstunden auf Messen abhielt. Ich habe alles immer abgelehnt, weil ich eher schüchtern bin und bei solchen Gelegenheiten immer vor lauter Nervosität kein Wort rausbringe. Außerdem mag ich Menschenansammlungen einfach nicht und die Vorstellung, dass mich Leute auf der Straße erkennen und nach Autogrammen fragen könnten, bereitet mir ebenfalls Bauchschmerzen.“
 

„Das hört sich wirklich nicht gut an. Früher warst du doch so ein offener Junge, hattest viele Freunde. Erstaunlich, dass du dich so verändert hast.“ Nun war der Braunhaarige doch etwas besorgt. Anfangs hätte er nie gedacht, das der Jüngere solche Probleme hatte. Tatsächlich klang es aber so als hätte er noch nie mit jemandem darüber geredet. Hatte er überhaupt Freunde, denen er so etwas erzählen konnte? Anscheinend nicht, sonst würde er sicher nicht gerade ihm seine Seele offenbaren.
 

„Ich bin ja auch nicht glücklich damit. Bei den ganzen Meetings heute ging es auch darum, dass ich mir doch endlich einen Ruck geben sollte. Aber ich mag es nicht, wenn andere mich dazu zwingen. Manchmal möchte ich den Vertrag mit dem Magazin auflösen und bei einem kleineren Indie-Label anfangen. Sensei, können Sie mir nicht einen Rat geben, was ich tun soll?“
 

Schlag auf Schlag hatte sich die Stimmung verändert. Eigentlich war Yashiro davon ausgegangen, dass Satoru einfach mal eine Schulter zum Ausjammern brauchte. Dass es hier tatsächlich um Lösungsansätze gehen sollte, war ihm nicht bewusst. Als der Schwarzhaarige ihm mit seinem Gesicht dann auch noch immer näher kam und ihn mit einer protestierenden, auf den Tresen klopfenden Geste und einem „Ich bitte Sie, Sensei!“ anbellte, war nun er derjenige, der sich unter Druck gesetzt fühlte und sich regelrecht an seinem Whiskey verschluckte. Für den Nichttrinker Satoru war es mittlerweile das dritte Glas, während er immer noch an seinem ersten nippte. Das war wohl etwas zu viel des Guten, denn der Schwarzhaarige war bis über die Ohren hochrot angelaufen und sah ihn mit glasigem Blick durch die Brille fordernd an.
 

„Nun Satoru…“, fing der Ältere räuspernd an und versuchte sich zu fassen. Er packte den Jüngeren an den Schultern und drückte ihn zunächst etwas von sich weg, sonst würde ihm der Whiskey wahrscheinlich auch noch zu Kopf steigen und die Pferde mit ihm durchgehen. Dass sich ihr Verhältnis so schnell weiterentwickelte, begrüßte er zwar, allerdings wollte er das neu gewonnene Vertrauen auch nicht gleich verspielen. Außerdem verbat ihm seine Berufung als Lehrer einen ernst gemeinten Hilferuf auszuschlagen, vor allem auch deshalb, weil Satoru ja wirklich einmal sein Schüler war.
 

„Vielleicht fängst du am besten erst einmal an das Sensei wegzulassen. Du kannst mich ruhig beim Vornamen nennen.“ Nun war es Yashiro selbst, der etwas rot anlief. Oh man, was war das denn bitte für ein Lösungsansatz. Das hatte ja nicht einmal etwas mit dem ursprünglichen Thema zu tun. Satoru musste sich fragen, ob er überhaupt zugehört hatte. Doch glücklicherweise schien dieser das vorherige Gespräch auch schon vergessen zu haben.
 

Denn der wurde jetzt noch röter als zuvor und rief entsetzt: „Was? Das geht nicht! Ich kann das nicht!“ Die gleiche Antwort - und zwar genau in der gleichen Art und Weise - bekamen Satorus Redakteure wahrscheinlich schon seit Jahren zu hören, wenn sie ihn zu einer Signierstunde überreden wollten. Wenigstens ein Gutes hatte es auf jeden Fall: Nämlich, dass er den Jüngeren etwas aus seiner depressiven Gedankenschleife heraus gelockt hatte.
 

„Na los, versuch es mal. Nenn mich Gaku, G-A-K-U!“
 

„Ga….ku….“ ……………………. „Sensei!“
 

„Nein, nur Gaku reicht vollkommen.“
 

„Aber das kann ich nicht.“ Und so ging es die ganze Zeit.
 

Oje, das dauert wohl noch etwas…, dachte Yashiro insgeheim.
 

Letzten Endes hatte sich die angespannte Atmosphäre gelöst, während sie noch etwas darüber lachten, was Satoru mit der Menge an Alkohol im Blut nicht schwer fiel. Dafür war der Heimweg umso schwerer. Zwar lag das Hotel praktisch um die Ecke, doch obwohl Satoru dünn wie ein Besenstiel war, wog er eine gefühlte Tonne. Waren das die allseits bekannten „schweren“ Knochen, von denen man manchmal sprach?
 

Satorus Akkus waren zwar wieder gefüllt, nun war es aber so als würde das Betriebssystem immer wieder abstürzen - zumindest führte es dazu, dass der hagere junge Mann nicht mehr aufrecht gehen konnte. Einen Taxifahrer wollte er nicht rufen, weil es sich wirklich um lächerliche fünfhundert Meter handelte. Das würde er schon schaffe - dachte er anfangs. Jetzt da er Satorus Arm über seine Schulter geschwungen hatte und ihn so versuchte stützend bis zur ihrer Wohnung zu bringen, war er sich nicht mehr so sicher.
 

Nach einer geschlagenen Ewigkeit waren sie nun endlich bei dem Wohnhaus angekommen, sodass er es „nur noch“ die Treppe hoch schaffen müsste. Würde er dieses Training mehrmals in der Woche absolvieren, könnte er sich auf jeden Fall das Fitness Studio sparen. Oben angekommen, war Yashiro froh seinem Bauchgefühl gefolgt zu sein, denn er hatte nämlich schon vorsorglich die beiden Futons ausgebreitet.
 

Fix und fertig legte er den Schwarzhaarigen in seinen Futon, entkleidete ihn etwas und legte seine Brille zur Seite. Keine Sekunde später schien Satoru auch wie ein Stein zu schlafen, während er sich schnaufend an der Wand anlehnte um wieder zu Kräften zu kommen. Seine Augen hatten sich mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt und so hatte er Zeit die erwachsene Version des kleinen Satoru genauer zu betrachten, die er streng genommen erst seit gestern kannte.
 

Er war wirklich ziemlich dünn und wirkte zerbrechlich, wahrscheinlich war das stressbedingt und Satorus Erzählungen nach zu schließen, schien er ein ziemlich pessimistischer Mensch zu sein, der sich über alles zu viele Gedanken machte. Keine Spur von dem fröhlichen kleinen Jungen aus der Vergangenheit, der ihm von seinem Lieblingssuperhelden Wonder Guy erzählt hatte. Was war nur passiert?
 

Um sich seinen Geliebten näher ansehen zu können, rutschte er von der Wand etwas weg und saß nun genau neben dem Schlafenden auf dem Boden. Seine Haut war rein und eben, fast wie bei einer Frau und seine Haare zwar zerzaust aber fein wie Seide. Wie von selbst bewegte sich seine Hand, um das Gesicht des Schlafenden zu berühren und schreckte kurz davor zurück.
 

Was mach ich denn? So einer bin ich doch nicht, dachte sich Yashiro mürrisch aber auch beschämt über sich selbst und stand aus seinem Schneidersitz auf. Fast hätte er Satorus Hilflosigkeit ausgenutzt. Um Schlimmeres zu verhindern - nicht, dass er sich selbst nicht traute, aber sicher war sicher - wollte er das Zimmer verlassen und erst einmal duschen gehen.
 

Doch dann ließen ihn ein leises Aufstöhnen und unverständliche Wörter, die Satoru im Schlaf vor sich hin brabbelte, inne halten. War es ein schlechter Traum, der ihn jetzt schon heimsuchte? Allerdings war ihm als hätte er seinen Namen gehört. Er blieb stehen und versuchte so mucksmäuschenstill wie möglich zu sein. Und dann, tatsächlich…

„Gaku-san…“ hörte er seinen Geliebten in die Stille des Raumes winseln.
 

Träumte er etwas von ihm? Sie waren sich erst gestern wieder begegnet und er spielte schon in seinen Träumen eine Rolle? Aber was noch viel bedeutsamer war: er nannte ihn tatsächlich bei seinem Vornamen, obwohl er sich vorhin noch so dagegen gesträubt hatte. Diese Erkenntnis ließ sein Herz vor Glück an die Decke springen. Nie hätte er es für möglich gehalten, dass ein kleines Wort aus dem Mund des Jüngeren ihn so glücklich machen würde.
 

Jetzt war es auch um ihn geschehen. Der Stimme seines Geliebten folgend, drehte er sich um und beugte sich über dessen wunderschönes Antlitz. So viele Jahre hatte er auf ihre Begegnung gewartet und nun konnte er sich einfach nicht mehr beherrschen. Sein Herz schmerzte unter dem endlosen Verlangen, das er für den jungen Mann hegte, zu sehr, als dass er sich jetzt noch zurückhalten könnte. Er wollte ihm nah sein, noch viel näher als zuvor und er wollte ihn berühren. Ja, er war selbstsüchtig und ungeduldig. Wer konnte es ihm schon verübeln? Es gab nicht Viele, die behaupten konnten mehrere Jahrzehnte, geschweige denn Jahrhunderte, auf ihre Liebsten gewartet zu haben.
 

Jetzt hatte er nur einen Wunsch: Dass sein Geliebter nicht aufwachen würde, denn er war gerade dabei ihm einen Kuss aufzuhauchen. Wie ein Windhauch so leicht und und sanft berührte er die Lippen des Jüngeren und traute sich nicht den Druck zu verstärken. Umso erschrockener war er als er bemerkte, dass Satoru die Arme um seinen Hals schlang und ihn zu sich herunter zog um den Kuss zu verstärken. Für einen Moment dachte er, er wäre aufgewacht, doch dann legte er den Gedanken wieder beiseite. Wenn das der Fall war, würde es nur bedeuten, dass er sich nach diesem Kuss genauso gesehnt hatte wie er.
 

Satoru, ich liebe dich, dachte Yashiro innerlich und genoß den Kuss in vollen Zügen. Doch plötzlich merkte er, wie der unter ihm Liegende von ihm ab ließ und dessen Arme schwer zu Boden fielen. Er war wohl doch im Halbschlaf gewesen, stellte der Ältere fest. Oder es war Gottes Werk gewesen, der sich mit ihm einen Scherz erlaubt hatte. Zumindest kam er sich vor wie als hätte man einem hungrigen Hündchen mit dem Würstchen vor der Nase herum gewedelt.
 

Trotzdem war er so glücklich, wie schon lange nicht mehr, denn es war das erste Mal seit vielen, vielen Wiedergeburten, dass er seinem Geliebten so nahe gekommen war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Amy-Lee
2021-02-25T23:39:55+00:00 26.02.2021 00:39
Hi, es war toll.

ich hoffe das Gott ein einsehen hat und die 2 endlich zusammen bleiben und Glücklich werden können,
denn irgendwann muss doch mal Schluss sein, denn sie Lieben sich wirklich und der da oben,
hat nicht das recht Ihnen Steine in den Weg zu legen, auch wenn sie seine Engel sind,
haben sie doch auch ein Recht zu lieben.

Bin gespannt wie es weiter geht.
Bye
Antwort von:  Sweet_Sakura0307
01.03.2021 20:37
Liebe Amy-Lee,
danke für dein Kommi :)
Übrigens, ich werde den Titel der FF ändern in "Through Space and Time" nur damit du Bescheid weißt und nicht verwirrt bist ;)
Bis bald
Sweety


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