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Der Weihnachtskaktus

Ein Happy End mit Augenzwinkern
von
Koautor:  SuperCraig

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Part 1 (Felix) - der Geist der Gegenwärtigen Weihnacht

Mein Kopf hält mich hartnäckig draußen und zwar die ganze Zeit über während ich die Dinge in meinem Zimmer die mich an Nino erinnern könnten oder die ihm gehören und die er hier bei mir entweder mit Absicht platziert oder vergessen hat in einen schnöden nichtssagenden Versandkarton packe und ihn zum Schluss zwar nicht zuklebe, aber ordentlich zuklappe so dass er sich nicht aus Versehen von selbst wieder öffnen und der Anblick seines Inhaltes mich nicht unvorbereitet treffen kann.

Der Karton reicht gerade so.

Kaum zu glauben wie viel Zeug man innerhalb von einem Jahr von einem Zimmer in ein anderes tragen kann.

Ob Nino es genauso macht? Wahrscheinlich stören ihn meine Sachen in SEINEM Zimmer überhaupt nicht weil wir uns ja einvernehmlich und im Guten und ohne gebrochene Herzen voneinander getrennt haben und weil wir ja vorhaben auch weiterhin Freunde zu bleiben.

Auch wenn ich nicht mehr in der Band bin.

Auch wenn wir nächstes Frühjahr nicht mehr auf die gleiche Schule gehen werden.

Oder nur drei Straßen voneinander entfernt wohnen werden.

Ich sitze mit dem geschlossenen Karton der nicht die Überbleibsel einer Freundschaft sondern einer Beziehung (einer Beziehung die verdammt noch mal perfekt gewesen ist und die es auch immer noch sein sollte oder wäre oder nie war weil Nino mich offenbar nicht genauso heftig und unsterblich geliebt hat wie ich ihn!) auf dem Fußboden in meinem Zimmer und weiß nicht so genau wohin damit.

Unters Bett?

Ich kann ihn ja wohl schlecht einfach so zurückgeben. Nino verschwindet ja nicht aus meinem Leben. Nur…ich bin aus seinem Herzen verschwunden. Er aus meinem nicht. Auch wenn der Vorschlag uns zu trennen von mir kam.

Ich schiebe den Karton an die Wand zwischen dem Fußende meines Bettes und meinem Schreibtisch weil er dort am wenigsten auffällt und als ich den Blick hebe sehe ich auf dem Fensterbrett neben einem zusammengerollten USB-Kabel und einem schon leicht angestaubten leeren Wasserglas etwas stehen das ich vergessen habe zu den anderen dinggewordenen Erinnerungen einer Bilderbuch-Beziehung in die Kiste zu packen.

Eine Pflanze.

Eine Pflanze die sich Weihnachtskaktus nennt und die ihr Überleben einzig und allein dadurch sichern konnte dass sie praktisch keine Pflege bis auf alle paar Wochen einen Schluck Wasser braucht.

Vielleicht würde es nicht ganz so sehr wehtun wenn Nino sich nicht nachdem er sich von mir entliebt direkt wieder neu verliebt hätte. In eine perfektere Version von mir.

In Johnny.

In Johnny der eigentlich Jonathan heißt aber den niemand so nennt weil Johnny natürlich tausendmal cooler und amerikanischer klingt und weil ein Johnny als Frontmann einer Band viel viel besser passt als ein Felix.

Nicht nur vom Namen her.

Johnny hat sandfarbenes unperfekt perfekt gestyltes Haar was immer ein bisschen zerwuschelt aussieht (ich bin braunhaarig und meine Frisur nennt sich gekämmt) und Sommersprossen (die hab ich auch) und wunderschöne tiefsinnige haselnussbraune Augen (die hab ich auch!!) und ist fast 1,85 m groß (ich bin knappe 1,72 m) und er trägt diese viel zu großen Hoodies und viel zu engen Jeans und abgelatschte schwarze Turnschuhe (während ich anziehe was passt und keine Flecken oder Löcher hat) und dann wäre da noch die unbestreitbare Tatsache dass Johnny singen kann. Er singt wie ein Engel. Oder ein Rockstar. Oder was auch immer gerade für einen unserer Songs benötigt wird und dazu spielt er Gitarre wie ein verdammtes irres Wunderkind was er allerdings nicht ist.

Er ist einfach nur Johnny.

Und damit eine bessere Version von mir. Vielleicht nicht die beste, aber näher dran als ich es jemals sein werde.

Ich würde ihn liebend gern dafür hassen weil all das was passiert ist mir das Gefühl gibt durch ihn ersetzt worden zu sein aber das stimmt nicht; er ist nicht mein Ersatz. Er ist mein Nachfolger. Dass es für mich einen Nachfolger in der Band geben muss das ist mir von vorne herein klar gewesen, die Band muss auch ohne mich weiter gehen und ohne Leadsänger ist das eher schwierig oder genau genommen: unmöglich.

Keiner von den anderen kann gut genug singen und das sag ich nicht aus Gehässigkeit sondern es ist eine Tatsache. Die wir alle kennen und akzeptieren. Aber musste Jonathan auch im gleichen Atemzug auch noch mein Nachfolger in Ninos Bett werden?

Ich weiß dass sie miteinander geschlafen haben. Nino hat es angedeutet aber ich habe mich…in meinen Augen angemessen desinteressiert aber nicht beleidigt oder gekrängt gezeigt und da hat er es vorgezogen die Sache nicht weiter zu vertiefen.

Ich wette sie schlafen richtig oft miteinander. Wer würde das nicht tun wenn er die Gelegenheit dazu hat?

Mit der Spitze meines Zeigefingers streiche ich über ein verstaubtes Blatt des Weihnachtskaktus. Als ich ihn bekommen habe hat er gerade geblüht. Weiße und eine knallig pinke Blüte. Eigentlich will ich gar nicht daran denken aber der Anblick der ungepflegten in Vergessenheit geratenen Pflanze bohrt ein Loch in meinen Schädel und ich spüre wie ich wieder ein bisschen mehr ich selbst werde. Nicht mehr so tieftraurig und deprimiert und reizbar und ausgesperrt aus meinen eigenen Gedanken. Den Kaktus habe ich an dem Tag bekommen an dem Nino und ich uns zum ersten Mal geküsst haben. Am 16. Dezember. Auf dem Weihnachtsmarkt. Nachdem wir einen ganzen Vormittag und einen Nachmittag zusammen verbracht haben und uns in diesen wenigen Stunden irgendwie näher gekommen sind als in all den Jahren unserer Freundschaft zuvor und als wir dann beide völlig überdreht und verschwitzt und aufgeregt und high vom Adrenalinrausch nach unserem Debut-Auftritt auf dem Marktplatz inmitten der Weihnachtsmarktgäste allein hinter der Bühne inmitten von Kabelleisten und –trommeln und weggeworfenen Gebrannte-Mandel-Tütchen standen da…



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