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Transformation

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Und hier ist auch schon das erste richtige Kapitel. Wollte euch weder länger warten lassen, noch selber länger warten. xD

Aus Kids Sicht schreiben macht mir einfach unerhört Spaß. Ich hoffe, man merkt es. :,D

Viel Spaß beim Lesen. <3 Komplett anzeigen

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Kapitel 1

Kid

 

Eine geschlagene halbe Stunde irrte ich nun schon umher und suchte nach dem richtigen Raum. Wer auch immer dieses Universitätsgelände entworfen hatte, hatte entweder geschielt oder gekifft und gehörte ungespitzt in den Erdboden gerammt.

„Hörsaal 5, ganz leicht zu finden. Sie müssen nur zwanzig Treppen hoch, dreimal rückwärts um das Südgebäude hüpfen und Gedichte dabei aufsagen“, murrte ich in mich hinein und verfluchte die Trulla aus dem Büro aufs Wüsteste. „Leicht zu finden – am Arsch!“

Ich erreichte eine schwere, zweiflügelige Tür, hinter der der Laie allenfalls ein Virenlabor vermuten würde und keine Studenten, dann warf ich einen Blick auf die daneben angebrachte Plakette. Hörsaal 5. Offenbar war ich am Ende meiner Odyssee angelangt.

Kurz schloss ich die Augen und atmete einige Male tief durch. Ich musste mich beruhigen. Unangebrachte Aggressionen schadeten dem Berufsstand und beeinträchtigen das logisch rationale Denken. Oft genug hatte man mir das während meiner Ausbildung eingetrichtert und nachdem ich deswegen beinahe meine Abschlussprüfung vermasselt hatte, war ich umsichtiger geworden. Zumeist jedenfalls.

Ich klopfte an, dann ging ich hinein, ohne eine Antwort abzuwarten. Dem drögen Gemurmel nach zu urteilen hatte man mich nämlich überhaupt nicht gehört.

Das erste, was mir von einer überdimensionalen Leinwand herab entgegenleuchtete, war der Querschnitt eines männlichen Geschlechtsorgans.

Heilige Scheiße, sowas lernen die hier?

Ich war darin geschult worden, mich von kuriosen Situationen nicht irritieren zu lassen, doch ganz glückte es mir diesmal nicht. Was vielleicht mit daran lag, dass ich für meine heutige Schicht meine Tablette weggelassen hatte und nun empfänglicher war für alles, das auch nur ansatzweise mit Sex zu tun hatte. Wahrscheinlich hatte ich mir unter dem Stichwort „Medizinstudium“ aber auch etwas mehr Spritzen und Blut vorgestellt.

Meine Wangen waren zwar wärmer als sonst, aber ich selbst schnell wieder der Alte. Mit gewichtigen Schritten stieg ich die breiten Stufen zur Rechten des Saals hinab und behielt währenddessen die versammelte Studentenschar im Auge. Nicht einer von ihnen machte Anstalten, aufspringen und abhauen zu wollen. Gut für sie.

„Kommissar Eustass von der Kriminalpolizei“, stellte ich mich unten beim Dozenten angekommen vor und hielt ihm meinen Dienstausweis unter die Nase. „Ich bin auf der Suche nach einem gewissen Law Trafalgar. Laut Zeugenaussagen soll er sich donnerstags um diese Zeit regelmäßig hier aufhalten.“

Der Dozent sah mich durch seine Uhubrille hindurch verwirrt an, machte den Mund auf und wieder zu und wandte sich zu guter Letzt an die zur Hälfte besetzten Reihen vor sich.

„Tra… falgar…?“, stammelte er mit einem hilflosen Blick auf die Studenten. Der hatte mit Sicherheit ungefähr genauso viel Ahnung davon wie alle anderen Dozenten auch, wer genau in ihren Vorlesungen saß – nämlich gar keine.

„Ich bin das.“

Ein schlanker, schwarzhaariger Mann am Rand der dritten Reihe erhob sich. Er schien einfach nur abzuwarten, denn weder seine Stimme noch sein Gesichtsausdruck ließen irgendeine Gefühlsregung erkennen.

„Ich möchte gerne mit Ihnen unter vier Augen sprechen“, sagte ich und nickte Richtung Ausgang. „Nach Ihnen. Und nehmen Sie Ihren Ausweis mit.“

Wir verließen begleitet vom Getuschel der anderen Studenten den Hörsaal und die ganze Zeit über bohrte sich mein Blick in seinen Nacken. Verdächtig wirkte er nicht gerade. Er trug ein einfaches, schwarzes Sweatshirt, dessen Ärmel er an den Unterarmen hochgekrempelt hatte, elegante Lederschuhe und eine Jeans. Wobei diese Jeans wahrscheinlich das engste Modell der Welt war und ich auf einmal nicht mehr nur aus Sicherheitsgründen froh darüber, hinter ihm zu gehen.

Draußen angekommen verbannte ich jeden unanständigen Gedanken aus meinem Gehirn, dann dirigierte ich Trafalgar in eine abgelegene Ecke des Gebäudetraktes.

„Ausweis“, schnarrte ich und bekam daraufhin wortlos das Plastikkärtchen entgegengehalten. Ich nahm es an mich und begann, die Person auf dem Foto mit der Person direkt vor mir zu vergleichen.

Da blas mir doch einer das Hirn weg! Ist der heiß!

Sein dunkles Haar war durcheinander wie das Klischee es von einem Studenten verlangte, die Koteletten vom Foto in ihrer Realversion bereits auf dem Weg zum Backenbart und der dazugehörige Kinnbart das alles entscheidende Detail. Gemeinsam mit jeweils zwei Ohrringen auf jeder Seite und markanten Tätowierungen, die sich über Hände und Arme zogen, fügte sich sein gesamtes Erscheinungsbild perfekt in mein Beuteschema ein. Die Daten auf dem Ausweis sagten mir, dass er exakt 1,91m groß war und somit immer noch ganze vierzehn Zentimeter kleiner als ich. (Ja, ich war ein Riese. Was mir aber den Vorteil von garantierter Einschüchterung verschaffte.) Seinem Teint nach zu schließen kam er nicht oft an die Sonne, schien aber dennoch genug Zeit für sportliche Betätigung zu finden, da sich sehnige Muskeln unter seinem Oberteil abzeichneten. Blaugraue Augen, von denen ich nicht wusste, ob sie geschminkt oder einfach nur endlos übermüdet waren, starrten mich mit einem Ausdruck an, den ich als Langeweile identifizieren konnte. Nun gut, ich brauchte mittlerweile eine halbe Ewigkeit für den Abgleich.

„Es ist schon etwas älter, ich weiß“, sagte er.

„Was?“, entgegnete ich irritiert.

„Das Foto. Der Ausweis läuft bald ab.“

„Ach so, das. Nein, es ist alles in Ordnung.“ Ich zwang mich zurück zur Professionalität. „Sie sind also Herr Law Trafalgar, 26 Jahre alt, wohnhaft in Frevancestraße 7, Neustadt. Ist das richtig?“

„Ja.“

Ich gab ihm seinen Ausweis zurück, dann kam ich zu meinem eigentlichen Anliegen.

„Sie werden verdächtigt, etwas mit dem Verschwinden von Herrn Sanji Vinsmoke zu tun zu haben. Mehreren Augenzeugen zufolge haben Sie heute gegen zwei Uhr morgens gemeinsam mit ihm Jeff‘s Bar verlassen.“

„Er ist verschwunden?“

Zu meinem Leidwesen klang die Verwunderung in Trafalgars Stimme echt. Selbst wenn seine Mimik sich kaum veränderte.

„Allerdings. Sie sind der letzte, mit dem er gesehen wurde.“

„Und jetzt glauben alle, ich hätte ihn entführt und umgebracht. Verstehe.“

Er wich meinem Blick nicht einen Moment aus, während er das sagte. Angst hatte er also offenbar keine, doch die kühle Gelassenheit seiner Worte machte ihn mindestens genauso verdächtig. Psychopathen legten mitunter ein vergleichbares Verhalten an den Tag.

„Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht weiterhelfen, Herr Eustass“, fuhr er fort, die Hände in den Hosentaschen versenkt (wie zum Teufel passten die da rein?) und unablässig meinen Blickkontakt herausfordernd. „Um zehn Minuten nach vier war ich zu Hause, auch wenn das wahrscheinlich keiner bezeugen kann. Heute morgen bin ich um elf aufgestanden und habe meiner Mutter beim Einkaufen geholfen. Danach habe ich gelernt und bin seit achtzehn Uhr wieder an der Uni unterwegs. Das mit Sanji tut mir natürlich leid; er ist ein netter Kerl, sehr zuvorkommend. Ich hoffe, Sie finden ihn bald. Kann ich dann wieder zu meiner Vorlesung?“

Während er redete, hatten sich meine Augen zu Schlitzen verengt. Versteckt hinter gespielter Sachlichkeit war dieser Typ unverschämt dreist und das ging mir gegen den Strich.

„Angenommen, ich glaube Ihnen auch nur ein Wort“, schnaubte ich, „dann bleiben immer noch zwei Stunden von zwei bis vier, für die Sie keine schöne Geschichte parat haben. Was haben Sie und Herr Vinsmoke während dieser Zeit getrieben?“

Noch mitten im Satz wurde mir klar, wie zweideutig dieser klang. Zur Hitze der Wut gesellte sich eine andere und ich konnte nicht verhindern, dass mein Kopf auf Tablettenentzug mir imaginäre Bilder von gedimmtem Licht, schweißnassen Körpern und vor allem schlanken, tätowierten Fingern bescherte.

Verdammter Dreck! Kid, konzentrier dich! Das ist eine Befragung und kein Date!

Ich war bereits mit Smile erotischen Abenteuern alles andere als abgeneigt, ohne jedoch wurde der Drang nach Sex und besonders Nähe mit jeder verstreichenden Stunde immer lästiger. Der einzige Grund, warum ich das Medikament für meine Schichten ab und zu aussetzte, war die Schärfung der Sinne, die damit einherging. Ich war dann für einige Zeit – Dank dieser ansonsten nichtsnutzigen Erbkrankheit – ein menschlicher Spürhund. Allerdings ein ziemlich notgeiler.

Trafalgar legte den Kopf schief und ich glaubte, das Zucken eines Mundwinkels zu erkennen.

„Getrieben ist genau das richtige Wort“, sagte er weiterhin vollkommen sachlich und machte mir somit klar, dass ich mit meiner frivolen Annahme richtig gelegen hatte. „Wir hatten Sex. Einen One-Night-Stand. Wenn Sie seine Wohnung durchsuchen, finden Sie in einem der Mülleimer vielleicht sogar das benutzte Kondom.“

Er war mir mit dem Oberkörper kaum merklich näher gekommen. Jedoch reichte es aus, um einen Hauch verführerisch herben Geruchs in meine Richtung zu treiben.

Schlagartig verstand ich.

Trafalgar war nicht nur dreist, er war sogar dreister als dreist und flirtete mit mir. Die Frage war nur, ob er es tat, um mich abzulenken, oder ob er es ernst meinte.

„Selbst wenn“, erwiderte ich und erlaubte mir ein höhnisches Grinsen, „dann werde ich immer noch herausfinden müssen, ob die DNS-Spuren daran wirklich von Ihnen stammen.“

„Das ist richtig.“

Nichts weiter. Er war nicht auf die Vorlage eingegangen, die ich ihm so großzügig dargeboten hatte. War sein Interesse an mir ebenso geschauspielert wie der Rest oder einfach nur eine Einbildung meines Smile-losen Gehirns?

„Aber Sie müssen auch zugeben, dass ich überhaupt kein Tatmotiv habe“, sagte er.

„Vielleicht kenne ich es auch nur nicht“, knirschte ich und musste mir dennoch im Stillen eingestehen, dass er Recht hatte. Zumal das Zeitfenster von vier bis neunzehn Uhr, als uns der Anruf des Barbesitzers Jeff erreicht hatte, groß genug war, um Herrn Vinsmoke anderweitig etwas zustoßen zu lassen. Hatte ihn zwischendurch wirklich niemand mehr gesehen?

Sauer, weil ich hier nicht weiterkam und Trafalgar anscheinend doch nichts von mir wollte, packte ich aus dem Nichts heraus seinen Arm und zog seine Hand näher zu mir. Dass er daraufhin empört die Stirn in Falten legte, war mir egal. Ich inspizierte lediglich die stilisierte Tätowierung eines Virus auf seinem Handrücken und das Wort „DEATH“, welches sich Buchstabe für Buchstabe über seine Finger zog. Mitglied einer bekannten Bande war er meines Erachtens nach nicht, dennoch fragte ich: „Das ist heutzutage erlaubt als Arzt? Sieht aus wie Knasttattoos.“

„Als Chirurg trage ich die meiste Zeit Handschuhe. Lassen Sie das meine Sorge sein“, erwiderte er und ich stellte zufrieden fest, dass seine Stimme einen gereizten Unterton angenommen hatte. „Außerdem stehen diese dummen Jugendsünden wohl kaum in Verbindung mit Sanjis Verschwinden. Ich würde wirklich gerne die Vorlesung weiterhören, wenn das alles war.“

Faktisch gesehen reichte die Beweislage nicht für eine Untersuchungshaft aus. Trafalgar war nicht vorbestraft, hatte keine polizeiliche Akte und alle drei Zeugen, die ihn mit Herrn Vinsmoke hatten verschwinden sehen und offenbar auch beide Männer besser kannten, waren vehement der Meinung gewesen, dass er zwar etwas mysteriös und kalt, aber ein durchweg guter Mensch war. Nur das nicht bestätigte Alibi sprach gegen ihn.

Ohne weitere Erklärung ließ ich seine Hand los und hielt mir gleich darauf mein Handy ans Ohr.

„Tashigi?“, plärrte ich hinein, kaum hatte sich meine Kollegin von der Zentrale gemeldet. „Du musst ein Alibi für mich überprüfen. Frevancestraße 7, Haushalt Trafalgar. Frag nach, ob irgendwer Herrn Law Trafalgar um vier oder wenigstens elf Uhr zu Hause gesehen hat. Danke, bis gleich.“

Ich steckte das Telefon wieder weg, dann entdeckte ich, dass man mich mit unbegeisterten Blicken aufspießte.

„Ernsthaft?“, schnaubte Trafalgar und verschränkte die Arme.

„Ja, ernsthaft. Ich mache keine halben Sachen“, entgegnete ich, verschränkte ebenfalls die Arme und lehnte mich auf den Rückruf wartend gegen die Wand. Dabei ließ ich Trafalgar nicht einen Moment aus den Augen. „Bleiben Sie ruhig. Sollte die Geschichte stimmen, die Sie mir erzählt haben, dauert es keine zehn Minuten und Sie können zurück in den Hörsaal.“

„Du.“

„Was?“

„Ich biete Ihnen hiermit das Du an.“

„Meinetwegen. Ich heiße Kid.“

Stille trat ein, nur durchbrochen von Gemurmel aus diversen angrenzenden Räumen und dem Surren einer verirrten Fliege. Ich musterte Trafalgar – nein, Law – erneut von oben bis unten und stellte fest, dass seine Tätowierungen symmetrisch waren. Auch auf beiden Unterarmen prangten stilisierte Viren. Ob er noch mehr von der Sorte hatte? Zugegeben, die Vorstellung, dies auf zweisam vertraute Art herauszufinden, gefiel mir immer besser. Besonders, da er mich ebenso eindringlich musterte.

„Was genau lernt ihr da eigentlich? Sah ja spannend aus“, versuchte ich mein Glück erneut und hob vielsagend eine Braue. Ich weigerte mich, zu akzeptieren, dass ich mir dieses gewisse Etwas zwischen uns nur einbildete.

„Urologie“, antwortete Law mit einem Seufzen, kam näher und lehnte sich zu mir an die Wand. Dann warf er mir einen Seitenblick zu und fügte mit gedämpfter Stimme an: „Kannst gerne eine Kostprobe haben, wenn du willst.“

Mein Grinsen zog sich von Ohr zu Ohr. Ich hatte eben doch richtig gelegen und die Aussicht darauf, dass sich meine unerhörten Fantasien schon bald bewahrheiten würden, brachte mein Blut in vorfreudige Wallung.

Bevor ich allerdings eine Antwort geben konnte, klingelte das Handy in meiner Jackentasche. Sofort wurde meine Miene wieder ernst. Jetzt würde sich zeigen, wie ich weiterhin mit Law zu verfahren hatte.

Ich nahm den Anruf entgegen, dann sprudelte Tashigis dauernervöse Stimme auch schon los.

„Kid? Kannst du mich hören?“

„Laut und deutlich. Hast du was rausgefunden?“

„Es hat eine Weile gedauert, weil es zwei Haushalte Trafalgar unter der Adresse gibt, aber ich konnte eine gewisse Frau Lamy Trafalgar erreichen.“

„Lamy…?“, wiederholte ich und schielte dabei zu Law hinüber.

„Meine Schwester“, meinte er knapp.

„Ja, sie sagte, sie sei die Schwester von Herrn Law Trafalgar“, bestätigte Tashigi auch sogleich. „Sie konnte mir zu elf Uhr nichts Genaueres sagen, weil sie zu dem Zeitpunkt bereits arbeiten war, aber sie hat zumindest bestätigt, dass sie ihren Bruder um ungefähr vier Uhr heimkommen gehört hat. Sie musste um diese Zeit die Katze rauslassen.“

Womit Law vorläufig aus dem Schneider war. Sehr zu meiner Zufriedenheit, ehrlich gesagt.

„Danke, das reicht“, sagte ich und wollte schon auflegen, doch Tashigi hielt mich zurück.

„Kid, warte!“

„Was denn noch?“

Kurze Stille, dann: „Smoker hat es echt getan!“

Ich wusste sofort, wovon sie sprach. Dieses Thema beschäftigte uns beide schon seit Tagen.

„Echt jetzt? Zu geil!“

„Ja, er hat einfach seinen Namen eingravieren lassen. Ich hab das genau gesehen, als er vorhin am Revier ankam. Er meinte, es wäre ihm völlig egal, ob die P30 eine Dienstwaffe ist oder nicht.“

„Cool, bei Gelegenheit muss ich mir das ansehen“, grinste ich in das Telefon hinein. „Bin gleich fertig hier. Bevor ich mich mit Shanks treffe, komm ich kurz bei euch vorbei. Liegt auf dem Weg.“

Ich beendete das Gespräch, dann sah ich Law vielversprechend an.

„Hast du ein Glück, dass du eine Schwester hast, die mitten in der Nacht Katzen nach draußen lässt. Du kannst gehen und dir deine Vorlesung über Schwänze weiter anhören.“

Nur kurz stand ihm die Überraschung ins Gesicht geschrieben, machte aber gleich darauf wieder Platz für die übliche kühle Miene.

„Das werde ich“, erwiderte er und gab seine Position neben mir auf. Bildete ich mir das ein, oder klang er enttäuscht? „Dann mal noch viel Erfolg bei den Ermittlungen. Ich hoffe, ich konnte wenigstens irgendwie behilflich sein.“

Er drehte sich um und ging mit leisen, federnden Schritten von dannen. Sein einladender Duft blieb noch einen Moment und ich ließ es mir nicht nehmen, vernebelt davon den Anblick seiner schlanken Silhouette zu genießen. Ehe ich den Mund aufmachte und ihm hinterherrief: „Ich kann dir meine Nummer geben, falls dir noch etwas zu dem Fall einfällt!“

Abrupt blieb er stehen, wandte sich nach mir um und schickte einen Blick in meine Richtung, der mir einen angenehmen Schauer den Rücken hinabjagte.

„Ich habe bereits alles gesagt, was ich weiß.“

„Zu schade“, entgegnete ich amüsiert. Wohl nahm er es mir übel, dass ich sein Interesse an mir gerade ebenso wenig erwidert hatte wie er zuvor das meine an ihm. Er würde doch wegen einem kleinen, schmutzigen Spielchen nicht gleich aufgeben, oder?

„Dann vielleicht für einen Termin?“, schlug ich mit gespielter Unschuld vor.

„Was für ein Termin?“

Jetzt stand er eindeutig auf dem Schlauch.

„Für diese Urologie-Sache“, grinste ich. „Mir war so, als hättest du mir da vorhin ein Angebot gemacht.“

„Oh, das.“ Ich konnte erkennen, wie sich sein Mund zum gefährlichsten Lächeln der Welt verzog. „Mach schnell, bevor ich es mir anders überlege.“

 

Triumphierend verließ ich das Universitätsgebäude. Wirkliche Fortschritte den Fall Vinsmoke betreffend hatte ich natürlich nicht gemacht, dafür aber den wohl unwiderstehlichsten Kerl an der Angel, der mir je begegnet war. Er war eisig und nicht leicht zu durchschauen; das komplette Gegenstück zu einem cholerischen Hitzkopf wie mir. Und doch befanden wir uns auf einer Wellenlänge. Irgendetwas war an ihm, das mich anzog wie Scheiße Fliegen, und ich würde herausfinden, was es war.

Nichtsnutzige Sonne! Es ist halb neun vorbei und die ist immer noch da. Sommer ist lästig.

Ich durchforstete meine Jackentaschen nach einer Sonnenbrille und setzte diese auf. Kein Smile bedeutete rückschließend auch erhöhte Lichtempfindlichkeit. Einer der Gründe, warum ich die Nachtschichten bevorzugte und meinem Partner Shanks, der eher der „Palmen, Strand und Sonne-Mensch“ war, damit gehörig auf den Geist ging.

Apropos Shanks: Ob der wohl mehr Erfolg hat als ich?

Es war seine beschissene Idee gewesen, dass wir uns aufteilten und ich Law befragte, während er den langen Fahrtweg zu Herrn Vinsmokes Familie auf sich nahm, die irgendein Bonzenanwesen außerhalb der Stadt besaß. Später wollte er sich mit mir bei der Wohnung des Vermissten treffen. Als ob das nicht Vorrang gehabt hätte.

Aber was soll‘s? Er ist der Ältere von uns beiden und hat ja so viel mehr Erfahrung. Muss er dann eben auf seine Kappe nehmen, wenn es deswegen Ärger gibt.

Und es gab oft Ärger, denn Shanks war alles andere als ein Vorzeigepolizist und hatte seine ganz eigene, ziemlich laxe Vorstellung von Recht und Ordnung.

Ich erreichte mein Motorrad, atmete noch einmal tief durch, um eventuellem Wutrasen vorzubeugen (klappte sowieso nie) und setzte dann meinen Helm auf. Dadurch, dass Shanks für seinen Alleingang locker eine Stunde brauchen würde, hatte er mir zu einer willkommenen Pause verholfen. Welche ich nun auch gebührend in Anspruch nahm, als ich mit knatterndem Auspuff das Universitätsgelände verließ, mein Ziel die Polizeiwache Neustadts. Wenn Smoker sich gerade dort aufhielt, dann auch dessen Partner Zorro, mit dem ich seit der Ausbildung befreundet war. Nach meinem Abenteuer mit dem Medizinstudenten konnte ein kleiner Wortwechsel nicht schaden und sollte die Schlafmütze wirklich gar keine Zeit für mich haben, konnten Tashigi und ich zur Not immer noch über Smokers Pistole fachsimpeln.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  TK-Rabe
2020-11-21T10:19:46+00:00 21.11.2020 11:19
Oho, Kid als Kommissar~ Hast ihn echt gut umgesetzt.
Law ist auch prächtig.
Und Smoker führt eine tiefe innige Beziehung mit seiner Dienstwaffe xD
Antwort von:  SimonStardust
27.08.2022 10:49
Danke, danke. Er ist eher lax unterwegs, aber ich finde, Polizist sein steht ihm trotzdem i-wie xD
Ja, leider konnte ich keinen Basil einfügen. Da musste die Knarre herhalten. xD

(Ja, nach Jahren antworte ich mal auf deine Kommis xDDD)
Von:  Maire
2020-07-15T19:12:59+00:00 15.07.2020 21:12
Oh ja. Die Begeisterung hält an.
So wie du Kid schreibst und dann immer wieder seine herrlich, dreckigen und amüsanten Gedanken schreibst. Einfach wunderbar. Law noch als der kühle Fremde, macht ihn aber schon ziemlich an und ich nehme mal an, sofern nichts Gravierendes dazwischen kommt wird es schnell zu der "Sache" kommen XD

Ich freue mich sehr darauf weiter zu lesen. Also in mir hast du schon mal einen Fan für dein kleines Werk.

Liebe Grüße Maire
Antwort von:  SimonStardust
16.07.2020 09:36
Danke. x,D Ich hab teilweise ein bisschen Angst, er gerät mir zu "brav", einfach, weil ich ihn als Polizist nicht ganz so krass schreiben wollte. Aber damit ist diese Angst auch dahin. xD
Höhö... wer weiß? Aber ja, wahrscheinlich~

Aww, das ist lieb von dir. <3 Ich freu mich wirklich immer über jeden einzelnen Fan. Da macht das Schreiben gleich nochmal doppelt Spaß. ^_^

LG Simon


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