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Der Wächter

von

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Flug erster Klasse

Isaak meinte: „Gut, geh du zuerst duschen. Ich sehe kurz nach den anderen.“

Jake nickte und stand auf. Langsam ging er auf das Bad zu. Er war sich bewusst, dass sein Freund ihn beobachtete. Kurz vor der Tür streifte er elegant die Boxer ab und wackelte mit dem Hintern, als er im Bad verschwand.

„Vorsicht, Wölfchen, du spielst mit dem Feuer“, warnte Isaak, lachte aber hörbar im Nebenzimmer. „Oder sehnst du dich so sehr danach gebissen zu werden?“

„Ich bin ein Wolf, schon vergessen? Ich beiße zurück“, konterte der Beta und stieg in die Dusche.

„Ein andermal“, sagte der Wächter mental, da er schon den Raum verlassen hatte. Jake wusste das dieser sich den Morgenmantel übergestreift hatte. Sonst würde er ihm jetzt hinterherlaufen.

Nachdem er dann wieder frisch war, und sich auch von seiner Erregung vollständig befreit hatte, öffnete er die Kabinentür. Es wunderte ihn nicht, dass sein Freund mit einem Grinsen neben der Tür an der Wand lehnte. Jetzt war dieser mit Starren dran. Jake rollte mit den Augen und ließ sich nicht stören. Aus den Augenwinkeln heraus sah er wie Isaak näherkam. Gespielt unbeeindruckt ging er an ihm vorbei.

Dann urplötzlich bekam er einen Klaps auf den blanken Hintern. Der Beta drehte sich erschrocken um und sah den anderen in die Dusche steigen.

„Was sollte das denn gerade?“, fragte er etwas irritiert und angepisst.

„Strafte fürs Arschwackeln“, gab der Wächter zurück und stellte einfach das Wasser an.

Jake murrte ein wenig, dann ging er. Im Zimmer angekommen entschied er die alten Klamotten nicht mehr anzuziehen. Er konnte den Geruch nach Erbrochenen schon von Weitem riechen. Also schnappte er sich den Bademantel und zog die Kordel straff.

Auf dem Bett sitzend wartete er auf seinen Freund und starrte aus der Balkontür. Isaak kam wenig später, ebenfalls im Bademantel, aus dem Bad. Ohne Scheu kam er zu ihm und gab ihm einen Kuss. Nur zu gerne wurde dieser erwidert.

Danach verließen sie händchenhaltend ihr Zimmer.

Im Vorraum trafen sie auf Bella und Edward. Beide waren komplett angezogen. Die junge Dame sah noch etwas mitgenommen aus, aber es schien ihr gut zu gehen. Der Blutsauger sah aus wie immer. Sie begrüßten sich und Isaak verschwand wieder in dem Raum der beiden anderen Männer.

Diese schliefen noch immer, aber nicht mehr lange. Der Wächter ging auf die Gardinen zu und zog sie auf. Dann sagte er mit lauter Stimme: „Guten Morgen, die Herrschaften.“

Die beiden schossen hoch und schauten sich panisch um. Dann fanden sie den grinsenden Rotblonden. John sah den anderen sehr irritiert an, wohingegen Vincent schnell die Bettdecke zusammenraffte und losschmetterte: „Was hast du in unserem Schlafzimmer zu suchen? Raus hier.“

„Also genau genommen ist das hier mein Schlafzimmer“, begann Isaak und sein Grinsen wurde noch breiter, bei ihren verdutzen Gesichtern. „Lange Geschichte. Geht duschen und zieht euch an. Das Frühstück wird gleich serviert.“

„Was? Wo sind wir?“, fragte nun John als er sich umsah und feststellte, dass das hier wirklich nicht ihr Zuhause war.

„Ihr seid im Palas in meiner Suite. Wie gesagt, lange Geschichte. Macht euch frisch dann können wir alles in Ruhe besprechen“, und mit diesen Worten ließ er die beiden allein.

Wenig später saßen sie zu sechst an dem vollbeladenen Tisch. Die beiden trugen nun auch Bademäntel, sie hatten ja keine Wechselkleidung hier. Isaak hatte an der Rezeption angerufen und das Essen aufgestockt, damit alle satt wurden. Nach einer solchen Nacht brauchten sie eine ausgewogene Mahlzeit, um wieder zu Kräften zu kommen. Auch hatte er Charles verständigt. Der Butler hatte sich bereits große Sorgen gemacht, weil Johns Villa verwaist war.

Nachdem das Hotelpersonal den Raum verlassen hatte, erzählte der Wächter mit ernster Stimme was vorgefallen war. Die beiden Männer waren sprachlos. Isaak hatte ihnen auch von dem Arrangement mit der Besitzerin berichtet und sie gebeten, sich daran zu halten.

Dann legte der Schwarzhaarige los und wetterte was das Zeug hielt. Er wollte sich nicht damit zufriedengeben.

Schnell griff der Rotblonde ein und sagte: „Vincent, ich kann dich verstehen, aber ich möchte nicht weiter in diese Angelegenheit hineingezogen werden. Denk auch an John. Eine solche schlechte Presse kann er sich auch nicht leisten. Wir haben auf euch aufgepasst. Euch ist nichts passiert. Lass es gut sein. Sollte aber Blondie meinen, Anzeige gegen Jake erstatten zu müssen, dann darfst du gerne tun was du willst und den Laden in Grund und Boden klagen.“

Das zeigte etwas Wirkung. Trotzdem konnte man dem Mann ansehen, dass es in ihm noch immer kochte. Langsam begannen sie zu essen, alle außer Edward. Dieser schlürfte nur an einem Kaffee, welchen Isaak mal wieder für ihn verzaubert hatte.

Während des Frühstücks kam auch Charles vorbei und brachte Kleidung für John und Vincent, sowie die Waren von Alexei. Der Schwarzhaarige war sofort aufgesprungen und hatte sich umgezogen. Dann wartete er wütend auf seinen Partner.

John dankte ihnen noch schnell und flüsterte Isaak zu, dass er mit seinem Freund reden würde, dann gingen die beiden auch schon mit dem Butler, welcher sie nachhause fahren würde. Heute, so entschied der Broker, nahm er sich einen Tag frei.

Erleichtert seufzte Edward auf. „Endlich sind wir die los.“ Er starrte zu dem Wächter und fragte: „Wie soll es nun weitergehen?“

Isaak sagte: „Nächstes Ziel: Mongolei. Ich würde vorschlagen, wir packen unsere Koffer und machen uns direkt auf zum Flughafen.“

„Willst du dich nicht von John und Vincent verabschieden?“, fragte Bella entrüstet.

„Nö. John kennt meine Art schon und ich will hier weg sein, bevor Blondie Schritte gegen Jake einleiten kann. Reine Vorsichtsmaßnahme. John wird sich schon um alles kümmern. Das ist immerhin sein Job“, sagte der Rotblonde und stand auf.

„Ich dachte mir schon, dass du so reagieren wirst“, gestand der Vampir und nickte. „Ich habe schon für Bella und mich gepackt. Auch um die Reisepässe, welche du offensichtlich schon wieder vergessen hast, habe ich mich in der Nacht gekümmert. Alles ist bereits arrangiert. In vier Stunden geht der Flieger. Wir müssen nur auf dem Weg zum Flughafen einen kleinen Zwischenstopp einlegen.“

„Danke, Edward“, sagte Isaak und schoss davon. Während Jake schulterzuckend langsam zu Schlafzimmer ging, sortierte sein Freund ihre neuen Klamotten und packte nebenher die Koffer. Der Rotblonde trug bereits ein neues Outfit als er den Raum betrat. Schmunzelt sah der Wolfsjunge ihm dabei zu. Mit der Geschwindigkeit würde es nicht lange dauern, bis sie fertig waren.

Kaum, dass er den Gedanken zu Ende formuliert hatte, stand auch schon Isaak vor ihm. Schnell bekam er einen Kuss und dieser sagte: „Fertig. Ich habe dir was zum Anziehen aufs Bett gelegt.“ Dann wollte er auch schon wieder davondüsen, aber Jake griff schnell zu und betrachtete dessen Erscheinung.

So wie er ihn damals im Wald das erste Mal gesehen hatte, trug der Wächter nun wieder ein einfaches schwarzes Shirt und eine dazu passende schwarze Stoffhose. Diesmal sah die Kleidung aber irgendwie eleganter und modischer aus. Zudem hatte er sich für die schwarzen Sneakers entschieden.

Zufrieden nickte Jake, wobei Isaak kurz die Augen verdrehte. Dann stahl sich der Wolfsjunge noch einen Kuss bevor er seinen Freund freigab, und sich ebenfalls anzog. Für ihn hatte der Wächter ein schwarzes Muskelshirt ausgesucht und eine kurze braune Hose. Weiße dünne Socken und seine neuen, weißen Adidas Schuhe. Ja, die beiden verstanden sich in solchen Dingen.

In der kurzen Zeit, die der Gestaltwandler benötigte, um in die Sachen zu schlüpfen, hatte der Wächter noch einiges zu tun gehabt. Je einen Koffer für sie beide stellte er an die Zimmertür. In der Mitte des Raumes die übrigen beiden. Darauf lagen mehrere Briefe mit Anweisungen, gegliedert nach Themen. In einem der Umschläge befand sich ein kurzer Abschiedsbrief. In dem der Wächter ihren raschen Aufbruch erklärte.

In einem anderen lag eine Liste mit Anweisungen, wie mit der Firma weiter verfahren werden sollte, und ein neuer Wunschzettel, damit John auch weiterhin Artefakte für ihn sammelte. Im dritten Umschlag war die Bitte ihre zurückgelassenen Habseligkeiten an die Adresse der Cullens zu schicken. Der vierte Brief enthielt weitere Bestellungen privater Natur. Auslieferung an Sams Anschrift.

Immerhin hatte er eh zu viel Geld und so glaubte er, dass Rudel milde stimmen zu können, indem er allen einen Stoß Kleidung und andere Dinge schenkte. Auch für Billy war etwas dabei, wobei er bezweifelte, dass dieser seine Geste annehmen würde. Für Sam und Billy hatte er eigene Schreiben aufgesetzt, mit der Bitte, diese mit den Waren zu versenden.

Isaak war bei der Erstellung dieser Schreiben sehr schnell vorgegangen. Sein Freund bekam nur mit, dass er etwas schrieb, aber nicht was. Als er den Vorraum betrat, war alles bereits erledigt und die anderen drei standen an der Tür.

Der Wächter hatte sich in ritterlicher Manier beide Koffer geschnappt und Edward jene für Bella und sich. Jake schüttelte kurz den Kopf und grinste. Dann ging er auf seinen Freund zu, nahm dessen Gesicht in die Hände und gab ihm einen gierigen Kuss. Anschließend nahm ihm eines der Gepäckstücke ab und tadelte: „Gleichberechtigung, nicht vergessen.“

Das ließ den anderen lachen, während Bella große Augen machte. Bevor die junge Dame allerdings die beiden aushorchen konnte, schob Edward sie in den Gang. „Liebste, im Flugzeug hast du noch genug Zeit für ein Verhör. Da können sie dir auch nicht entkommen. Lass uns jetzt gehen. Das Taxi wartet bereits.“

Jake verdrehte die Augen. Er freute sich jetzt schon in die Mangel genommen zu werden. Vor der Tür schnappte sich Isaak seine freie Hand und drückte kurz zu. Dann gingen alle vier gemeinsam los. An der Rezeption im Erdgeschoss gab Isaak die Zimmerkarte ab und sagte dem Personal, dass sie John über ihre Abreise informieren sollten. Anschließend stiegen sie in das Großraumtaxi ein, während der Fahrer die Koffer verstaute.

Bevor sie sich zum Flughafen begaben, machten sie noch schnell einen Abstecher zu einem Café. Dort angekommen verlangte Edward von Jake ganze 8.000 Dollar. Er hatte nicht so viel Bargeld dabei. Dann ging er hinein und kam mit einem braunen Umschlag zurück.

Wieder im Wagen verteilte der Vampir die neuen Reisepässe und erklärte kurz: „Ich habe uns allen neue Identitäten verpasst. Immerhin werden wir verfolgt. Da sollten wir keine Spuren hinterlassen. Prägt euch eure neuen Namen gut ein.“

Bella freute sich über ihr Pseudonym, Larissa Jackson. Ihr Freund, alias Ethan Jackson, kannte sie einfach zu gut. Zudem waren sie somit verheiratet. Isaak und Jake sahen sich ihre Pässe an und sagten beide: „Das werde ich nicht vergessen.“ Während der Wächter aber dankbar klang und nichts gegen seine Identität, Jeremy Keeper, zu haben schien, war Jake angepisst.

Der Blutsauger hatte ihm den Namen Kevin Beta verpasst. Eine deutliche Anspielung. Er hätte auch gleich schwuler Wolf schreiben können. Jeder wusste doch das Kevin ein echt schwuler Name war. Seine Bedeutung war der Hübsche, der Anmutige, der Geliebte. Schwuler ging es wirklich nicht.

Isaak spähte zu seinem Freund hinüber und stichelte mental: „Ich bleibe lieber bei Wölfchen. Kevin ist mir da doch zu Spur zu heftig.“

Für den Spruch bekam der Wächter einen Fausthieb gegen den Oberarm. Beide erstarrte. Jake hatte nicht nachgedacht. Nun wartete er auf den Schmerz, aber der kam nicht. Irritiert rieb sich Isaak die Stelle und sagte tonlos: „Das tat weh.“

„Mir nicht“, stammelte Jake irritiert. Sofort griff der Rotblonde nach seinem Arm und untersuchte die Hand. Die Knochen waren noch heil. Das sollte eigentlich nicht so sein, dachte sich Isaak und begutachtete die Angelegenheit mit seiner Magie.

Langsam ließ er die Hand seines Freundes los und sagte tonlos: „Deine Knochendichte und Muskelstruktur haben sich verändert.“

„Ist das gut oder schlecht?“, fragte der Beta angespannt.

„Kommt drauf an für wen. Für dich ist das wohl als gut zu betrachten. Für deine Feinde eher als schlecht. Durch unsere Seelenverbindung wurde offenbar ein Prozess ausgelöst, der immer noch aktiv ist.

Je stärker unsere Bindung wird, desto stärker wirkt sich das auf uns beide aus. Ich glaube so langsam, dass wir am Ende gleich sein werden, was Stärke, Geschwindigkeit und Widerstandskraft anbelangt. Du hast schon meine Haut, Zähne, Fingernägel und den „wahren Blick“ übernommen. Nun sind wohl Muskeln und Knochen dran“, erläuterte der Wächter so leise, dass der Fahrer ihn nicht hören konnte.

Sie sahen sich tief in die Augen und Isaak wechselte auf die mentale Ebene: „Magie ist manchmal sehr seltsam. Ich glaube, je mehr ich dir vertraue und mich fallen lasse, desto mehr wirst du wie ich. Sollte ich also keinen Rettungsanker mehr benötigen, dann sind wir gleich. Was die körperlichen Attribute anbelangt.“

Ebenfalls mental fragte Jake: „Und was gebe ich dir im Gegenzug?“

„Deine Wolfskräfte werden bei mir stärker. Ich spüre wie mein Temperament steigt und Edwards Geruch wird auch als Mensch langsam unangenehm für mich“, gab der Wächter leise preis, wobei der seine Stimme benutzte.

Jake öffnete den Mund und flüstere: „Also passen wir uns an den jeweils anderen immer mehr an, je stärker unsere Bindung wird.“

„Ja.“

Da mischte sich der Vampir ein und sagte: „Jetzt wo du es sagst, dein Geruch, erinnert mich auch immer stärker an einen der Wölfe. Das ist mir bisher nicht aufgefallen, weil Jakes Ode Wolf alles überlagert.“

„Hm, ausgleichende Gerechtigkeit würde ich mal sagen“, flüsterte Bella und grinst süffisant.

Schnell frage Jake mental: „Stört dich das?“

„Nein, ich vertraue dir. Somit sind wir dann auf allen Ebenen gleichberechtigt“, gab der Rotblonde wortlos zurück. „Das würde aber auch erklären, warum dein Klammergriff heute Morgen stärker war als gestern. Ich dachte, dass du mehr Kraft eingesetzt hast und nicht, dass du stärker geworden bist. Zudem würde das erklären, warum ich das Bedürfnis habe, dir in den Nacken zu beißen. Ich hatte noch nie den Wunsch irgendjemanden zu beißen. Das müssten dann deine Wolfsinstinkte sein.“

Erschrocken vergaß Jake mental zu bleiben und sagte: „Das wagst du nicht.“

Isaak grinste ihn nur dreckig an. Dann wiederholte er Bellas Worte: „Ausgleichende Gerechtigkeit.“

Die junge Dame empörte sich und meckerte: „Hey, hört auf euch in Gedanken zu unterhalten! Ich will das auch hören.“ Die beiden aber beachteten sie gar nicht. Sie grinsten sich gegenseitig an und dachten, jeder für sich, das konnte ja noch spannend werden.

Geschlagene fünf Minuten versuchte die Frau den beiden ihre Gedanken zu entlocken, bis Jake der Kragen platzte und schnauzte: „Bella, das geht dich nichts an, oder wollen wir auch über dein nicht vorhandenes Sexleben reden?“

Sie wurde sofort feuerrot und ließ das Thema fallen. Nie im Leben würde sie darüber sprechen. Schuldbewusst schaute der Wolfsjunge zu dem Wächter. Der grinste aber nur in sich hinein. Jake seufzte erleichtert, er hatte schon befürchtete, dem verbotenen Thema Renesmee zu nahe gekommen zu sein.

Danach herrschte bis zum Flughafen Schweigen. Erst dort hatte sich Bella wieder gefangen und nahm Jake erneut in die Mangel. Er sollte ihr alles erzählen. Angefangen vom Händchenhalten bis zu zum Kuss in der Öffentlichkeit. Der Beta fühlte sich nicht wohl in seiner Haut, aber damit er seine Ruhe bekam, warf er ihr ein paar Brocken hin, auf die sie sich begierig stürzte.

Ohne weitere Zwischenfälle gaben sie ihr Gepäck auf und holten ihre Tickets ab. Erst als Edward sie über einen roten Teppich an der Menge der wartenden Passagiere vorbeiführte, wurde ihm klar, sie hatten Karten für die erste Klasse.

Hinter der Sicherheitskontrolle gab es einen extra VIP-Wartebereich. Dort ließen sie sich auf die feinen Ledersessel nieder. Sofort war auch eine Kellnerin bei ihnen und nahm sich ihrer Wünsche an. Als dann alle mit Getränken versorgt waren und die Frau weg war, nahm sich der Wolfsjunge den Vampir zur Brust.

„Erste Klasse?“, knurrte er wütend.

„Ja, Immerhin dauert der Flug 14 Stunden und 20 Minuten. Da will ich Bella doch nicht in der Holzklasse sitzen lassen“, fauchte der Blutsauger empört zurück.

Isaak mischte sich ein und fragte: „Wie viel schulde ich dir dafür Edward?“

„Nichts“, begann dieser und grinste fies. Dann offenbarte er: „Ich habe alle Tickets über deine Kreditkarte laufen lassen. Als ich gestern die Unterlagen für euch beide durchgesehen habe, hatte ich genug Zeit die Kartennummer auswendig zu lernen.“

„Hey, das ist Isaaks Geld“, erboste sich der Beta. Sein Freund legte ihm aber beschwichtigend eine Hand auf den Unterarm.

„Ist schon gut Jake. Dann bin ich wenigstens einen Teil des Geldes los“, sagte der Rotblonde ernst.

Edward sah den anderen ungläubig an und sagte: „Isaak du hast so viel Geld, dass die Flüge gar nicht ins Gewicht fallen werden. Ich fürchte, wenn du dein Konto leeren willst, musst du wesentlich größer denken.“

Nun mischte sich Bella ein und schlug vor: „Wie wäre es, wenn du einen Teil für hungernde Kinder in Afrika spendest. Du tätest was Gutes und wirst das Geld los.“

„Liebes“, begann Edward nachdenklich. „Wenn ich das grob überschlage, dann kann Isaak sich locker eine eigene Insel kaufen. Vielleicht wäre das ja eine Idee.“

„Klingt beides nicht schlecht“, meinte Jake dazu.

„Es ist deine Entscheidung, Schatz“, sagte der Rotblonde mit einem Schulterzucken. „Ich verlasse mich darauf, dass du dieses Problem in den Griff bekommst. Sonst bleibt mir nichts anders übrig, als in zwei Jahren bei der Finanzkrise alles in den Sand zu setzen.“

„Das ist dein Ernst, oder?“, fragte der Wolfsjunge ungläubig.

„Mein voller Ernst. Ich habe dich als Bevollmächtigen eingesetzt. Tu mit dem Geld, was du willst. Es interessiert mich nicht. Es darf die Zukunft nur nicht allzu sehr durcheinander bringen. Am besten überlegst du dir einen Plan und ich sehe nach was daraus wird. Dann sind alle zufrieden. Wenn ich einen Vorschlag äußern dürfte, wie wäre es mit einer Organisation für die Rettung gefährdeter Tierarten? Die Menschheit ist aktuell nicht vom Aussterben bedroht.“

„Das ist eine gute Idee“, meinte Edward. „Mit einer solchen Organisation und wenn diese global handelt, kann du das Geld verbrennen, wie ein Lauffeuer einen Wald.“

„Ich denke darüber nach. Eins nach dem anderen“, sagte Jake baff. Er konnte es spüren, Isaak machte keine Scherze. Er sollte in seinem Namen das Geld los werden. Na, dass konnte doch nicht allzu schwer werden, dachte er sich und begann Pläne zu schmieden.

Isaak war glücklich, dass er sich um diese Problem nicht kümmern musste. Sein Freund würde das schon hinbekommen, da war er sich ganz sicher.

Dann fragte Bella nachdenklich: „Moment mal, du hast von Flügen gesprochen. In der Mehrzahl. Wie sieht denn unsere Reiseplanung genau aus?“

Dieser räusperte sich und erklärte: „Wir fliegen jetzt nach Incheon, das ist ein Stadtteil von Seoul in Südkorea. Dort müssen wir umsteigen. Anschließend geht es Erste Klasse weiter zum internationalen Flughafen in Ulaanbaatar in der Mongolei. Vor dort aus nehmen wir ein kleines Charterflugzeug nach Dalandsadgad. Die Stadt liegt mitten in der Wüste Gobi. Wir werden dann vor Ort ein Auto mieten müssen, je nachdem wo Isaak genau hinwill.“

„Ich kann dir die Koordinaten nicht genau sagen. Der Außenposten ändert andauernd die Position“, verriet der Wächter nachdenklich.

Bella und Jake sacken etwas zusammen. Das würde eine lange Reise werden.

Wenig später wurden sie an den wartenden Passagieren der Holzklasse vorbei eskortiert. Für Leute mit genug Kleingeld galten andere Regeln. Sie mussten nicht warten und hatten einen eigenen Einstieg mit den wenigen anderen VIPs. Auf dem Boden lag natürlich der obligatorische rote Teppich.

Jake fühlte sich unwohl bei dieser Behandlung. Zugegeben, Isaak hatte wirklich das Geld, um sich sowas erlauben zu können, aber wer war er den schon, sich so etwas zu verdienen?

„So einen Stuss will ich nie wieder hören, Freundchen“, zischte der Rotblonde aufgebracht. „Was haben denn diese Menschen schon getan, um sich irgendwas zu verdienen? Haben sie Auge in Auge mit einem Vampir gekämpft? Haben die auch nur den Hauch einer Ahnung was das Wort Entbehrung bedeutet? Du hast schon genug gelitten.“

Einen Moment musste er die Augen schließen, um sich wieder zu beruhigen. Dann fügte er flüsternd hinzu: „Ich mache mir nichts aus Geld und Komfort. Ohne dich würde ich auch im Laderaum mitfliegen. Für dich aber ist nur das Beste gut genug. Ich lebe schon so lange auf dieser Welt, glaube mir, du hast dir jeglichen Luxus verdient. Du würdest selbstlos dein Leben geben, um einen geblieben Menschen zu retten. Nur wenige würden das tatsächlich tun.“

Er hob den Blick und zog den anderen in den Bann seiner Augen. Mit versöhnlicher Stimme sagte er: „Wenn du nicht in der ersten Klasse fliegen willst, dann gehen wir eben in die Holzklasse. Mir ist nur wichtig, dass ich bei dir sein darf und, dass du glücklich bist.“

Mit offenen Mündern starrte die drei anderen den Rotblonden an. Mit einer solchen Reaktion hatte keiner gerechnet. Isaak drehte sich beschämt weg und brabbelte wütend: „Verdammtes Wolfstemperament.“

Bella und Edward konnten sich in etwa denken, was Jake gedacht haben musste, um diese Antwort zu verdienen. Bevor die Situation noch aus dem Ruder lief, denn alle aus der Holzklasse starrten die vier an, schob er die beiden Männer vor sich her und zischte: „Klärt das später. Benehmt euch wie Menschen.“

Die Zwei fügten sich. Auch ihnen waren die Blicke um sie herum aufgefallen. Unnötige Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen wollte keiner von ihnen. Schnell gingen alle vier über den VIP Tunnel und betraten das obere Stockwerk des Fliegers. Diese Etage war allein der ersten Klasse vorbehalten. Sie hatten eine eigene Toilette und weiter hinten sahen sie einen Art Bartresen mit einer Sitzgruppe davor.

Das freundliche Bordpersonal geleitete sie zu ihren Sitzen. Diese waren kein Vergleich zu denen von ihrem Inlandflug. Das hier waren eher geräumige Sessel. Selbst wenn Jake sich voll ausstreckte, konnte er nicht einmal den Vordersitz mit dem Fuß berühren. Die Sitze waren in Zweiergruppen angeordnet und boten jeglichen Luxus. Von ledernen Armlehnen, wobei jeder seine eigene hatte, über einen großen Flachbildschirm für jeden, bis hin zu den kleinen Extras, welche auf dem Sitz lagen. Ein Stück Schokolade, eine flauschige Decke, Pantoffeln, eine bequeme Schlafbinde, ein weiches extragroßes Kissen und noch so einige andere Dinge.

Ehrfürchtig sah sich Jake alles an. Dann strahlte er zu seinem Freund und sagte: „Daran könnte ich mich gewöhnen.“

„Also doch nicht in den Laderaum umziehen?“, fragte Isaak und setze einen entschuldigenden Blick auf.

„Guck nicht so. Deine Botschaft ist angekommen. Du brauchst dir kein schlechtes Gewissen einzureden, nur weil ich nicht zu schätzen weiß, was du mir bietest. Ich müsste mich eher bei dir entschuldigen.“

„Jungs“, zischte der Vampir leise. „Hinsetzen und Klappe halten. Ihr fallt schon wieder auf.“

Die beiden zucken schuldbewusst zusammen und setzten sich rasch auf die geräumigen Sessel. Das hier war eine ganz eigene Welt, dachten sie sich.

Nachdem dann alle Passagiere an Bord waren, begann die Sicherheitseinweisung. Als das Flugzeug anfing sich zu bewegen, kehrte Jakes Flugangst zurück und er krallte sich an den Armlehnen fest. Schnell schob Isaak die kleine Trennwand zwischen ihnen nach hinten und bot dem Wolfsjungen seinen Arm an. Schneller, als der Wächter schauen konnte, nahm der andere die Geste an und riss ihn sogar etwas näher zu sich.

„Ganz ruhig, Wölfchen“, sagte der Wächter mental und drehte mit seiner freien Hand den Kopf seines Freundes zu sich. Er sah die Angst in den braunen Augen und so zog er den Beta in seinen Bann. Jake war so gefesselt von dem Blick und dieser erschreckend blauen Iriden, dass er alles um sich herum vergaß. Auch lockerte er einen Klammergriff ein wenig. Dennoch ließ er nicht los. Er brauchte etwas, an dem er sich festhalten konnte.

Nach einer Weile, in der sie sich einfach nur ansahen, wurden sie angesprochen. „Sir, ist alles in Ordnung?“, fragte eine eifrige Flugbegleiterin.

„Ja, alles ok. Nur ein kleiner Anflug von Flugangst“, erwiderte Isaak, ohne den Blick abzuwenden.

„Ich kann Ihnen Tabletten anbieten, Sir“, sprach die Dame Jake direkt an.

„Nicht nötig“, gestand dieser und löste den Blickkontakt. Sie waren längst in der Luft. Der Wächter hatte ihn anscheinend hypnotisiert. So ganz konnte er sich das jedenfalls nicht erklären.

„Wenn Sie doch noch eine benötigen, sagen Sie bitte Bescheid. Ich bin immer für Sie da“, schnatterte die Frau ihren Text hinunter und ging weiter.

Als sie weg war, sagte Jake: „Danke, was immer du gemacht hast, es hat mir geholfen.“

„Ich habe nichts gemacht“, sagte Isaak verwirrt. „Ich gebe es zu, ich wollte, aber ich habe dich nur angeschaut. Ich schwöre. Ich habe weder Magie noch eine Hypnose oder dergleichen benutzt.“

„Du hast mir trotzdem geholfen.“

„Immer gerne“, erwiderte der Wächter mit einem warmen Lächeln. Mental fügte er noch hinzu. „Mein Wölfchen.“

Jake blinzelte, überlegte kurz, und flüsterte: „Mein Füchslein.“

Verdutzt starrte ihn der andere an. Er hatte es laut ausgesprochen und dann auch noch mit so viel Liebe in der Stimme.

Bei der Miene seines Freundes beugte er sich vor und küsste den überraschten Wächter. Er hatte ihn vollkommen überrumpelt und es dauerte einen Augenblick, bis Isaak den Kuss erwidern konnte. Schnell ging dieser in einen wilden Zungenkuss über, wobei sie anfingen, den jeweils anderen zu streicheln.

„Zieht bitte wenigstens den Vorhang zu“, beschwerte sich Edward flüsternd.

Die beiden stoben auseinander. Sie hatten vollkommen vergessen wo sie waren. Schnell sahen sie mit hochroten Köpfen zu den anderen. Bella strahlte und nickte anerkennend. Der Vampir hingegen verdrehte genervt die Augen, grinste aber. Dann standen beide auf und kamen auf sie zu.

Gemeinsam gingen sie zu der kleinen Bar, wo ihnen Champagner gereicht wurde. Sie prosteten sich gegenseitig zu und tranken alles aus.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Tomasu
2021-03-18T20:08:33+00:00 18.03.2021 21:08
so endlich komme ich wieder zum lesen ^^


ich liebe es wie die beiden miteinander umgehen, jetzt wo der Knoten geplatz ist.

Fliegen ist auch nicht so meins. Ich hasse den Druckabfall beim landen. der start ist easy aber landern dauter stunden. Mein Innenohr macht das nicht mit und nogt mich tagelang aus. und dabei würde ich gerne mal nach fernost oder ozianien. aber das wird wohl nur ein Traum bleiben. Also vielleciht machen die Jungs noch etwas abendteuerurlaub wenn alles vorbei ist.

Grüße TK
Antwort von:  Drachenlords
19.03.2021 12:29
Ich fürchte nach dieser Reise wirst du Jack nie wieder in ein Flughzeug bekommen ohne ihn zuvor zu betäuben...

Lass dich überraschen wie es weitergeht ;P

LG


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