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Der Wächter

von

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Der ganz normale Wahnsinn

Jake schlief die Nacht durch und fühlte wie seine Kräfte zurückkehrten. Ja, das hatte er echt mal nötig gehabt. Zudem erinnerte er sich nicht an irgendwelche Träume und war somit erholt und mit bester Laune in den Tag gestartet. Nach dem Erwachen griff er als Erstes nach seinem Anhänger und betrachtete diesen eine Weile.

Aufgrund seiner Gedanken hörte er auch die Stimmen der anderen. Sein Anhänger war Gesprächsthema Nummer eins. Als dann aber Leah und Paul Anstalten machten, zu ihrem allmorgendlichen Gemotze anzusetzen, schaltete er einfach das gesamte Rudel auf stumm. Auch seine Gedanken schirmte er ab. Ein fieses Grinsen legte sich auf seine Lippen. Diese Macht war einfach herrlich. Einen Tag lang Ruhe und keine Beschimpfungen, dass hatte er sich mehr als verdient. Anschließend ging er fröhlich pfeifend duschen.

Seine Lebensgeister erwachten vollends und er spürte neue Energie in sich aufsteigen. Er hatte sich mit Bella ausgesprochen und sie hatte ihn nicht verstoßen. Zudem hatte er Ruhe vor dem Rudel. Heute würde ihm keiner seine gute Laune nehmen können.

Dann machte er für sich und seinen Vater Frühstück und summte dabei ausgelassen vor sich hin. Billy war sprachlos, als er in den Raum rollte und einen gedeckten Tisch vorfand. Mit einem Stirnrunzeln sah er anschließend zu, wie sein Sohn ausgehungert mehrere gut gefüllte Teller in sich hineinstopfte. Er war wie ausgewechselt und verhielt sich wie vor seiner Prägung. Der neue alte Jake gefiel ihm wesentlich besser als die depressive Variante der vergangenen Monate.

Hätte er gewusst, dass es nur einen einzigen Besuch von Bella benötigte, um seinem Sohn zu helfen, bei Gott er hätte sie an den Haaren herbeigeschliffen, wenn das nötig gewesen wäre. Er würde ihr bei nächster Gelegenheit seinen Dank aussprechen. Das war das Mindeste.

Nachdem Jake dann auch noch den Abwasch erledigt hatte, machte er sich an die Arbeit ein paar liegengebliebene Dinge zu erledigen. Er räumte sein Zimmer auf, machte die Wäsche, putzte das gesamte Haus, schraubte an ihrem Truck herum, mähte den Rasen und kümmerte sich sogar um ein paar Wildblumen, welche sich in ihren Vorgarten verirrt hatten.

Die ganze Arbeit machte ihm nichts aus. Er war froh endlich mal wieder was zu tun zu haben und so gönnte er sich einen Tag Pause von allen Problemen und Sorgen. Als er mit allem fertig war, entschied er sich ein wenig zu trainieren und machte sich auf den Weg zu Sams Bude. Dort hatte das Rudel ein paar selbstgebaute und erdachte Geräte zusammengeschraubt, welche sie nicht gleich mit ihren enormen Kräften demolierten.

Kaum, dass er sich verwandelt hatte, bremste er aber erschrocken ab und ging wieder zum Menschen über. Panisch griff er nach der Kette und bekam die Anhänger zu fassen. „Puh“, entfuhr es ihm. Er hatte gar nicht an das Schmuckstück gedacht. Eigentlich hätte die Kette durch seine Verwandlung reißen müssen und er würde nun verzweifelt nach dem Kleingut suchen. Seltsamerweise war sie aber immer noch da. Irritiert ging er zu ihrer Scheune und sah in einen alten, halb angelaufenen, bodenhohen Spiegel.

Die Kette war eindeutig zu kurz, als dass sie um seinen Wolfskopf passen würde. Entweder hätten die Kettenglieder zerspringen müssen oder das Gold ihn erdrosseln sollen. Sich selbst im Spiegel betrachtend, wechselte er abermals die Gestalt und sah die Spitze des Anhängers aus seinem Fell herausstehen. Er schüttelte sich und spürte die Kette auf seiner Haut. In Menschengestalt zog er an der Kette, diese gab aber nicht nach und wirkte massiv. Dann zuckte Jake mit den Schultern und machte sich wieder auf den Weg. Solange er seinen Schatz nicht verlieren würde, war ihm das Wie völlig egal.

Kurze Zeit später sahen ihm die anderen Jungs ungläubig dabei zu, wie er sich abrackerte und sie keinen einzigen Gedanken oder Emotion von ihm aufschnappen konnten. Paul, welcher nun nicht mehr mental in der Lage war Jake zu beleidigen, versuchte es verbal. Aber, Black Junior hatte vorgesorgt und zückte, kaum, dass er den anderen sah, seinen alten MP3-Player. Demonstrativ drehte er die Lautstärke auf Maximum, sodass er seinem Widersache nicht einmal die Chance gab, ihn zu nerven. Enttäuscht zog Paul von dannen, innerlich kochend.

Nachdem er sich ausgepowert hatte, verwandelte Jake sich und rannte zu den Klippen am Meer. Kurz vor dem Kamm ging er in seine Menschengestalt über und stürzte sich kopfüber in die schäumende Brandung. Er genoss das kalte Wasser, was ihm auch den Schweiß vom Körper spülte. Er schwamm einige hundert Meter ins offene Meer hinaus und dümpelte dort ein wenig vor sich hin.

Dann hörte oder spürte er eine Art Summen in seinem Kopf. Er konzentrierte sich darauf und Embrys Stimme erklang: „Jake? Jake? Ich glaube er hat alle auf stumm gestellt. Sam, ruf du ihn mal.“

Bevor der Alpha sich einmischen konnte, öffnete er die Verbindung und sagte: „Ich kann dich jetzt wieder hören Embry. Was ist los?“

„Gut zu wissen, dass du uns alle über einen Kamm scherst“, maulte der Andere.

„Darüber diskutiere ich jetzt nicht. Heute will ich einfach meine Ruhe haben. Ab morgen schalte ich dann nur noch die Störenfriede auf stumm, versprochen. Aber gönn mir doch mal den einen Tag für mich. Also was willst du von mir?“

„Ach, nichts Wichtiges. Bella steht nur vor deiner Tür. Einen schönen Tag noch. Over and Out“, schwatzte der andere, als ob sie mittels Funkgeräten miteinander reden würden.

Bei diesen Worten verschluckte er sich am Meerwasser und musste husten. „Danke, Alter. Over and Out“, dachte er noch schnell, bevor er die Verbindung erneut schloss. Dann machte er sich eilig auf den Rückweg. In seinem Leichtsinn hatte er die Zeit ganz vergessen.

Als Wolf sprintete er durch den Wald und war keine zehn Minuten später auch schon wieder zu Hause angekommen. Schnell zog er sich eine Hose an und ging als Mensch ins Haus. Dort fand er Bella und Billy im Wohnzimmer vor. Er brabbelte eine Entschuldigung zu seinem Gast und ging schnell duschen, um das Meerwasser los zu werden. Mit nur einem Handtuch um die Hüften stiefelte er in sein Zimmer und fand Bella auf seinem Bett sitzend vor.

Er zuckte mit den Schultern, griff sich was zum Anziehen und zog sich vor ihr um.

„Jake!“, mahnte sie und sah schnell weg.

„Was denn? Wir sind Sandkastenfreunde und wir wollen nichts voneinander. Also, wo liegt das Problem?“, fragte er spitzbübisch und warf ihr sein Handtuch über. „Außerdem sehe ich einfach spitze aus. Also freue dich über die Aussicht.“

„Männer“, empörte Bella sich und zog mit spitzen Fingern den nassen Stoff von sich.

„Wie war das mit, ich soll weltoffener sein? Außerdem bin ich geprägt und stelle keine Gefahr für deine Unschuld dar“, stichelte er ein wenig, nahm ihr das Handtuch ab und warf es über den Stuhl. Anschließend schmiss er sich auf sein Bett und machte es sich bequem.

„Was meinst du damit?“, fragte sie und sah in nachdenklich an.

„Na ja, also es ist so, wenn eine Frau und ein Mann sich ganz doll liebhaben, dann…“ Er bekam ein Kissen gegen den Kopf und verstummte mitten im Satz.

„Du Spinner“, schäkerte sie. „Ich meine den Teil mit der Prägung? Was meinst du damit, dass du keine Gefahr für meine Unschuld darstellst?“

„Na ja“, begann Jake, seufzte und erklärte: „Wenn ein Wolf sich prägt, kann er nur noch mit dieser Person intim werden. Man kann zwar andere attraktiv finden, aber es gibt keine körperliche Reaktion mehr. Nicht mal der Handbetrieb funktioniert noch…“

Rot wie eine Tomate wandte sie sich ab und sagte: „Zu viele Informationen.“ Dann wurde sie wieder ernst und sagte: „Das ist ja schrecklich. Und wenn die Person einen nicht will?“

„Dann wird Mann zum Eunuchen quasi“, antwortete er wahrheitsgemäß und ließ den Kopf hängen.

„Das wusste ich nicht.“

„Ist auch etwas, über das wir Wölfe nicht so gerne sprechen. Du verstehst sicher warum.“

Sie mustere ihn nachdenklich und fragte: „Es geht dir besser, oder?“

„Ja und nein. Heute wollte ich mir mal einen Tag freinehmen von dem ganzen Stress und mal nicht über meine Abartigkeit nachdenken.“

„Du bist nicht abartig, Jake. Das darfst du so nicht sehen.“

Er schnaubte als Erwiderung und schloss die Augen. Wie sollte er das sonst sehen? Er war auf einen Mann geprägt und sehnte sich nach diesem. Plötzlich riss er die Augen auf und saß kerzengerade da. Den spitzen Ausruf des Schreckens seitens Bellas ignorierte er gekonnt.

Er schloss abermals die Augen und konzentrierte sich auf seine Gefühle. Da fehlte doch was. Dann traf es ihn wie ein Schlag in seinem Gesicht. Die Sehnsucht nach Isaak war weg und er hatte den ganzen Tag bisher nicht an ihn gedacht. Er ging tiefer in sich und suchte nach den Gefühlen der Prägung. Er fand sie auch, aber sie waren wie in Watte gepackt nur am Rande seines Seins wahrzunehmen.

„Bella, öffne bitte die Kette“, bat er sie und blieb weiterhin auf diese Gefühle fokussiert. Er spürte ihren fragenden Blick, dann fühlte er wie ihre Hände sich am Verschluss zu schaffen machten. Als sie ihm den Anhänger abnahm, kehrten sofort die Stimmen des Rudels zurück. Zusätzlich überschwemmten ihn die Gefühle für Isaak, als wäre ein Staudamm gebrochen und er zuckte unwillkürlich zusammen. Er begann zu zittern und Isaak tauchte vor seinem inneren Auge auf. Die Sehnsucht übermannte ihn und Tränen sammelten sich in seinen Augen.

Das Rudel spürte seine Rückkehr und hörte seine Gedanken. Die meisten schüttelten sich angewidert und Paul begann sofort Jake mit Beleidigungen zu überschütten. Einige Momente später stieg auch Quil mit ein und die Stimmung im Rudel wandte sich langsam gegen ihn.

Mit zusammengepressten Zähnen und brüchiger Stimme brabbelte er: „Kette…, schnell…“

Kaum, dass der Schmuck seine Haut berührte, verschwanden die Gefühle wieder und ließen eine heilsame Ruhe in ihm zurück. Er wischte sich rasch über seine Augen und verstand, dass der Anhänger auch seine Prägung unterdrückte. Bei seiner Freude am Abend zuvor war er zu aufgeregt gewesen, um diesen Umstand zu bemerken.

Dann schniefte er geräuschvoll und sah zu Bella, welche ihn genau musterte. Er berichtete dem Rudel, wie auch ihr, von seiner Entdeckung. Anschließend entschuldigte er sich für die Unruhe, die er verursacht hatte und sagte seinen Kameraden, dass so etwas nicht mehr vorkommen würde. Daraufhin schottete er sich komplett ab und konzentrierte sich nur noch auf Bella.

Diese war sprachlos und starrte ihn einfach mit offenem Mund an. Sie fragte sich, wo zum Teufel Isaak dieses Ding herhatte oder ob er es sogar selbst anfertigte. Das Schmuckstück hatte jedenfalls große Macht und schien genau auf Jakes Bedürfnisse abgestimmt zu sein. Beziehungsweise auf das, was Jake wollte. Sie war sich aber nicht so sicher, ob das Ausschalten von Gefühlen eine gute Idee war. Das sagte sie ihm auch.

„Ich verstehe deine Bedenken nicht“, brauste Jake auf und stampfte im Zimmer umher. „Dieser Anhänger ist ein Geschenk der Götter für mich. Er macht genau das, was ich mir gewünscht hatte. Er hilft mir diese abartigen Gedanken und Gefühle loszuwerden. Also, wo liegt also dein Problem Bella.“ Er sah ihr wutentbrannt in die Augen und wartete auf eine Antwort.

Vorsichtig wurde ihm erwidert: „Jake, du bist nicht abartig. Schwul sein ist doch keine Krankheit.“

„Ich bin nicht schwul. Ich war es nie und ich will es auch nicht sein“, schrie er vor Wut spuckend.

Erschrocken zuckte sie zusammen. Sie hatte das Falsche gesagt. So kannte sie ihn nicht und sie begann zu zittern. Furchtsam gestand sie: „Jake, du machst mir Angst.“

Er blinzelte ein paar Mal und sah das Beben ihres Körpers. Sofort wandte er sich ab. Dann atmete er tief durch. „Es tut mir leid. Es ist nicht deine Schuld. Ich bin es, der gestört ist.“

Diesmal ließ sie das so im Raum stehen. Es hatte einfach keinen Zweck in diesem Moment das Thema nochmal anzuschneiden und sie war froh darüber, dass er sich wieder beruhigt hatte. „Ist schon gut. Aber es gefällt mir dennoch nicht, dass du dich so von diesem Schmuckstück abhängig machst.“

Jake zuckte mit den Schultern. „Wenn das der Preis ist, um wieder normal zu sein, dann zahle ich ihn gerne.“

Das ging ihr dann aber doch zu weit und sie sagte behutsam: „Jake, du bist normal. Mit und ohne Kette. Lass dir von niemanden etwas anderes einreden. Wenn du die Kette behalten willst, ist das deine Entscheidung. Ich sage nur, dass du deine Gefühle nicht verstecken brauchst.“

Er starrte auf die Wand und sagte: „Ich will diese Gefühle aber nicht. Ich will nicht schwul sein. Ich hasse es, was die Prägung mit mir macht. Du kannst das nicht verstehen. In unserem Stamm wird so etwas nicht toleriert und mein Rudel hasst mich dafür. So ist es besser, glaub mir.“

„In Ordnung. Ich werde nicht weiter nachbohren. Wenn du denkst, dass es so besser ist, dann glaube ich dir.“ Aber in ihrem Inneren wusste sie, dass das noch böse enden würde. Wenn der Anhänger verloren ginge, oder seine Kraft einbüßte, dann würde das schrecklich werden für Jake. Ihrer Meinung nach verdrängte er das Problem nur und verschob es auf später. Er musste sich damit auseinandersetzen, aber sie konnte ihm nur gut zureden. Es war sein Weg und den konnte nur er gehen.

Um vom Thema abzulenken fragte sie: „Wie geht es eigentlich den Clearwaters? Dad hat mich gebeten nachzufragen. Harry und er waren ja gute Freunde und er kann Sue seit Wochen nicht erreichen.“

Jake schnaubte und ließ sich wieder auf die Matratze sinken. „Würde mich auch wundern. Sie hat momentan ganz andere Sorgen. Aber davon weißt du ja nichts. Sam möchte es eigentlich geheim halten, aber dir darf ich es sagen. Glaube ich zumindest.“ Er sah ihr in die Augen und offenbarte: „Leah und Seth gehören nun zum Rudel.“

Mit einem schiefen Grinsen sagte er: „Jey, ich bin nicht die einzige Abnormität im Rudel. Ich bin auf einen Mann geprägt. Leah ist der erste weibliche Wolf, den es je gab und Seth ist viel zu jung für die Verwandlung gewesen. Alles Dinge, die so noch nie vorgekommen sind. Alle sind begeistert, singen und tanzen.“

„Jake“, ermahnte sie ihn.

Mit vor Ironie triefender Stimme begann er alles zu erklären: „Ist doch so. Zu allem Überdruss ist Leah auch noch Sams Ex, die er nach seiner Prägung auf Emily ohne Erklärung abgeschossen hat. Nun haben wir also einen heißen Draht zu beiden und können ihre Gefühle live miterleben. Ist das nicht ein Spaß? Leah ist sauer und immer noch in ihn verliebt, kann aber nichts machen. Sam hingegen ist geprägt, liebt Leah zwar auch noch, aber nicht mehr so wie früher, weil das einfach nicht mehr geht und ist sauer auf sich selbst, weil er ihre Gefühle verletzt hat. Habe ich schon erwähnt, dass alle Clearwaters uns, also Sam und mir, die Schuld an Harrys tot gegeben? Das erhöht den Unterhaltungswert des Ganzen noch einmal ungemein.“

Gespielt nachdenklich fragte er sich laut: „Habe ich noch was vergessen? Ach ja, Sam hat die beiden unter Welpenschutz gestellt und ich, die böse Schwuchtel vom Dienst, darf als Prügelknabe für das ganze Rudel herhalten. Und dann ist da noch Paul, der mich aus dem Rudel werfen will, weil ich ja ach so „normal“ in seinen Augen bin.“ Bei dem Wort „normal“ triefte seine Stimme vor Sarkasmus.

„Mein Freund Quil will nichts mehr mit mir zu tun haben und steht auf Pauls Seite. Bevor du mir diesen Anhänger geschenkt hast, war es nur eine Frage der Zeit, bis sich das ganze Rudel auf Pauls Seite gestellt und mich davongejagt hätte. Sam kann nicht an allen Fronten gleichzeitig kämpfen und hat mit Leah und Seth schon genug zu tun. Ja, das wars. Der ganz normale Alltag im Leben des Jacob Black.“

Erneut schnaubte er, lies sich auf den Rücken sinken und schloss die Augen. Dann fragte er: „Willst du immer noch, dass ich die Kette ablege und mich auch noch mit meinen verdammten Gefühlen auseinandersetzten soll? Ich für meinen Teil kann darauf verzichten. Ich habe auch genug andere Sorgen.“

Das hatte Bella nicht erwartet. In nur wenigen Monaten war eine Menge passiert. Sie schüttelte den Kopf und versuchte alles Gesagte zusammen in Einklang zu bringen. Kein Wunder, dass Jake so reagierte. Auf ihm lastete eine Menge Druck.

Sie seufzte und begann ein Thema nach dem anderen mit ihrem besten Freund zu besprechen und Lösungen zu erarbeiten. Sie redeten die ganze Nacht hindurch und als Edward anrief, um sie an die Schule zu erinnern, entschied sie sich einen Tag blau zu machen. Es gab eine Menge wichtige Dinge zu erledigen. Die Schule wirkte daneben geradezu trivial.

Um 4 Uhr morgens sackte Bella ihr Kopf auf die Brust. Sie war viel zu erschöpft um noch zu fahren. Jake half ihr dabei sich vorsichtig auf seine Matratze zu legen und zog seine Decke über sie. Sein Gast war schon im Halbschlaf und bekam kaum etwas mit. Dann warf er sich auf den Boden und schlief ebenfalls ein.

Sams Stimme weckte ihn allerdings keine halbe Stunde später, als dieser alle zu sich rief. Jared hatte die Fährte eines Vampirs gefunden. Es handelte sich um die Rothaarige, Viktoria. Diese hatte es wohl auf Bella abgesehen und war unwissend in ihr Revier eingedrungen, da Bella ja bei Jake war. Das gesamte Rudel, ohne Seth, er war noch zu jung und Sam erlaubte es ihm nicht, machte nun Jagd auf die Blutsaugerin.

Schnell schlich Jake aus dem Zimmer und schloss sich seinen Kameraden an. Dabei öffnete er sich komplett und ließ sämtliche Stimmen zu. Das Rudel bekam das natürlich mit, aber alle waren sich einig, für die Jagd war ihre Verbindung notwendig und so hießen sie Jake als ihren Kameraden willkommen.

Sie verfolgten die Fährte des kalten Wesens bis zu der Grenze zwischen dem Rudel und dem Gebiet der Cullens. Letztere war ebenfalls anwesend und griffen sofort die Vampirin auf ihrem Gebiet an. Schnell wisch sie dem Zirkel aus und sprang hin und her zwischen den Revieren. Somit spielte sie die Gruppen gegen einander aus und beide mussten frustriert einsehen, dass das so nicht funktionieren würde.

Plötzlich sprang Emmett ebenfalls über die Grenze und wollte sich gerade auf Viktoria stürzen, da fiel in Paul ihn rasender Wut über den Vertragsbruch an und schleuderte ihn auf die Grenzlinie zurück. Das gesamte Rudel und der Cullenclan standen sich nun knurrend, fauchend und zähnefletschend gegenüber. Ein Kampf schien unausweichlich.

Emmett rappelte sich hoch und wollte gerade anfangen sich zu beschweren, da mischte sich Carlisle ein. Er stellte sich vor seine Gruppe und hob beide Arme: „Friede, es war keine Absicht. Der Vertrag besteht noch. Wir müssen nicht kämpfen. Emmett, geh zurück.“ Dieser warf dem Rudel einen bösen Blick zu und ging schweigend zu seinem Zirkel.

Dann ging Sam auf den Zirkelführer zu und beide standen im Grenzgebiet. Der Alpha knurrte und sah zu Edward. Dieser las seine Gedanken und übersetzte: „Der Vertrag ist noch gültig. Dies ist die letzte Warnung. Es wird keine Zweite geben. Bei einem weiteren Verstoß wird Krieg herrschen.“

„Gut, wir ziehen uns nun zurück“, sagte Carlisle und ging langsam rückwärts. Sam beobachtete ihn genau und machte kehrt. Er musste den anderen nicht mit eigenen Augen sehen, dafür hatte er alle Augen des Rudels zur Verfügung.

Plötzlich trat Edward vor und sagte: „Jake, wir müssen reden.“

Dieser hatte echt keinen Bock, dass dieser Arsch schon wieder in seinen Gedanken herumstocherte und wünschte sich den Untoten abblocken zu können. Dann sah er den Gedankenleser an und fragte: „Was willst du?“

Edward sah ihn einfach nur an und sagte nach einer Weile: „Wenn du nicht denkst, dann kann ich auch nichts hören, Jake.“

Der Gestaltwandler lachte bellend auf. Der Anhänger funktionierte also auch bei dem Blutsauger. Das war ja mal mega praktisch und sein Vorteil sollte, es irgendwann mal zu einem Kampf kommen.

Edward starrte ihn einfach nur an und sein Blick fiel auf das Schmuckstück, welches unten aus dem braunen Fell ragte. „Ah ich, verstehe“, sagte der Vampir.

Angepisst schnauzte Jake, wobei er die Blockade aufhob: „Bella hat es dir verraten? Das hätte sie nicht tun dürfen.“

„Bella sagt mir alles, Jacob. Aber ich habe ihr versprochen dieses Wissen geheim zu halten“, gestand Edward.

Erschrocken fragte der Wolf: „Dann weißt du auch von…“

Er wurde abgewürgt: „Ja, ich weiß von deinem Martyrium. Aber deshalb will ich nicht reden.“

Wut stieg in ihm auf. Wie konnte es Bella nur wagen diesem Ding von seinen Problemen zu erzählen? Er sah gerade rot, sein Fell stellte sich auf und er bläkte die Zähne.

Da mischte sich der Alpha mit seiner Macht ein und befahl: „Beruhige dich, Jake. Wir halten uns an das Abkommen. Wir werden den Vertrag nicht brechen!“

Bei aller Macht, die der Anhänger besaß, gegen Sam war er offenbar wirkungslos. Jake musste sich fügen. Vor den Untoten mussten sie ihre Einheit demonstrieren und da konnte er Sam auch keine Szene machen.

„Was willst du?“, schnaubte Jake zu Edward und mahlte mit seinen Zähnen. Zudem musste unbedingt mal mit Bella über das Thema Geheimnisse sprechen.

„Bring Bella bitte zu uns. Solange Viktoria hier rumschleicht ist sie in Gefahr.“

Jake schnaubte abermals und knurrte: „Bei uns ist sie sicherer als bei dir. Du hast ihr den ganzen Mist doch eingebrockt. Sie schläft gerade und kann so lange bleiben wie sie will. Sollte Viktoria es erneut wagen unser Revier zu betreten, zerstören wir sie.“

„Viktoria ist aber nicht das einzige Problem“, gestand Edward und schien besorgt. „Ein unbekannter Vampir war bei Bella zu Hause. Ich habe seinen Geruch dort vorgefunden, als ich ihr Wechselkleidung geholt habe.“

„Geht es Charlie gut?“, fragte Jake alarmiert.

„Ja. Der Vampir hat ihn nicht angerührt. Das ist auch sehr seltsam. Zudem fehlen einige Kleidungstücke von ihr.“

„Du kennst ihren Kleiderschrank wohl auswendig, oder was?

„Ja.“

Warum nur überraschte Jake das nicht wirklich? „Egal, wir zerstören JEDEN Blutsauger in unserem Revier“, mahnte Jake großspurig. „Bei uns ist Bella sicher. Ich würde ihr nie so weh tun wie du es getan hast.“

„Und dennoch hast du ihr gestern fast den Fuß gebrochen, oder?“, widerlegte Edward.

„Das war ein Versehen“, knurrte Jake erbost zurück.

„Genug jetzt“, bestimmte Sam und sprach zu dem Vampir: „Jake wird das später mit Bella besprechen. Wenn sie bei uns bleiben will, dann wirst du das akzeptieren müssen. Sie kann immer noch selbst entscheiden was sie will.“

„Ich möchte aber nicht, dass Bella sich fürchtet. Jake, bitte sag es ihr nicht“, ließ Edward nicht locker.

Das Rudel machte kehrt und Jake warf noch schnell einen Satz, bevor er seinen Kopf vor ihm verschloss: „Sie hat ein Recht es zu wissen.“ Dann preschen sie davon und zurück nach Hause.
 

Aus einem Baumwipfel, auf dem Gebiet der Cullens, heraus wurde dieses Zusammentreffen beobachtet. Isaak schmunzelte und freute sich, dass seine Kette genau das tat, was er beabsichtigt hatte. Er sah Jake davonrennen und schaute ihm lange hinterher. „Hoffentlich kommst du jetzt endlich zur Ruhe. Leb wohl Jake.“

Dann dachte er an diese zwei Störenfriede. Sollte er sich einmischen? „Nein“, entschied er. Das ging ihn nichts an. Zwei Vampire stellten für Jake und sein Rudel keine Bedrohung dar. Er konzentrierte sich und suchte nach der Verbindung zu Jake. Sie war noch da, aber deutlich abgeschwächt. So konnte es bleiben und er brauchte sich keine Sorgen mehr zu machen. Sein Amulett würde den Wolf helfen und ihn beschützen. Auch, wenn der Preis dafür sehr hoch war, musste er dieses Opfer erbringen. Damit war seine Schuld gesühnt und er konnte sich wieder anderen Dingen zuwenden.

Er sprang vom Baum und rannte gen Norden. Dabei vermied er es, aber die Grenze des Rudels zu übertreten. Er hatte sein Wort gegeben und er musste sein Wort auch halten.



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