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Together through timeless justice

von
Koautor:  Erenya

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Die andere Seite des Pults

„Puuuh“, entfuhr es mir und ich brauchte mich nicht umsehen, um zu wissen, dass ich damit auch meinen Kollegen aus der Seele sprach. Ich hatte keine Ahnung, wie spät es inzwischen war, aber gefühlt schon fast Mitternacht, auch wenn das wahrscheinlich nicht stimmte. Zumindest dunkel war es draußen schon geworden, so viel verriet mir rein Blick aus dem Fenster. Für die angehenden Schüler war die Prüfung zweifellos anstrengend gewesen, aber eben auch relativ schnell wieder vorbei, während unsere Arbeit erst danach wirklich begonnen hatte. Nemuri lag inzwischen auf dem Bauch auf dem Boden ausgestreckt und kicherte leise in sich hinein. „So viele interessante neue Schüler. Ich freue mich schon auf sie.“ So enthusiastisch sie auch dreinsah, so desinteressiert guckte Aizawa. Die beiden waren so unterschiedlich, sie sollten sich mal zusammentun. Seufzend rieb ich mir über die Augen. Wenigstens waren wir für heute durch. Alle Punkte waren verteilt und die Zahlen ausgewertet. Es stand somit fest, wer es in die U.A. High School geschafft hatte und auch, wer in welche Klasse käme. Die kleine Erenya hatte es geschafft. Sie würde in die Klasse 1-A gehen. Stolz hatte ich ihren Punktebogen gemustert, als wir die Punktezahlen verglichen hatten. Ob sie nun meine Eri war oder nicht, sie hatte sich gut geschlagen und es verdient, eine Chance zu erhalten, eine Heldin zu werden.

„Ah, wunderbar. Dann werden die Briefe mit der Bekanntgabe der Ergebnisse in den nächsten Tagen vorbereitet. Ich danke euch für die hervorragende Mitarbeit“, ergriff Nezu das Wort, die müde Stille durchbrechend, die sich über uns alle gelegt hatte. Neben mir erhob sich Nemuri und streckte die Arme und auch meine anderen Kollegen kamen nun langsam in Bewegung. Nach und nach tröpfelten sie aus dem Raum. Ich hingegen trat an Nezu heran, der sich gerade mit All Might hatte verkrümeln wollen, nun aber innehielt und mich fragend ansah. „Entschuldigen Sie bitte. Es gibt da eine Kleinigkeit, die ich gerne noch mit Ihnen besprechen wollte, Direktor Nezu.“ Mein Blick glitt kurz zu dem hünenhaften Helden in dem kunterbunten Anzug neben ihm. Lange würde der seine Gestalt wohl nicht mehr halten können. Der Tag hatte ihm einiges abverlangt.

„Oh, entschuldigst du uns?“, wandte Nezu sich an den hünenhaften Helden, meinen Blick missdeutend. „Na-“, begann der Profilheld sofort, doch ich unterbrach ihn. „Nicht nötig. Es ist nichts Geheimes. Ganz im Gegenteil. Es betrifft die Studenten“, erklärte ich eilig. Nezus Neugier hatte ich damit eindeutig geweckt. Aufmerksam sah der Maus-Maulwurf-was-auch-immer-er-war zu mir auf. Etwas unsicher war ich nun doch, aber das änderte nichts daran, dass ich meine Idee nicht dumm fand, sondern vielmehr richtig und wichtig. Ich fand es sogar eher seltsam, dass erst ich damit ankam. „Nun, mir ist aufgefallen, dass es überhaupt keine Ansprechperson für die Schüler gibt, an die sie sich mit ihren Sorgen wenden können. Dabei sind gerade Helden - und zweifellos auch angehende - großem Stress ausgesetzt. Ich finde, sie sollten nicht ohne eine Ansprechperson sein, mit der sie offen auch über Ängste und Sorgen sprechen können“, versuchte ich, meinen Standpunkt klar zu machen, ohne dabei zu eben dem Helden zu schauen, von dem ich insgeheim fand, dass er so jemanden auch ziemlich dringend brauchen konnte. Zu viele Menschen sahen nur diese Fassade, kaum jemand warf einen Blick dahinter. Ich wollte nicht, dass es der nächsten Generation Helden auch so erging. Diese Einsamkeit und der Zwang, zu funktionieren, zerstörten zu viel. Psychosen waren dabei ja faktisch vorprogrammiert und ich fand es unbedingt wichtig, da Vorsorge zu treffen.
 

Eindringlich sah Nezu mich an. „Mh, ich stimme dir zu. Es ist wichtig, dass wir die Helden der Zukunft unterstützen und ihnen ein Umfeld bieten, in dem sie sich nicht allein gelassen fühlen und wissen, dass sie sich jemandem anvertrauen können, der sie nicht verurteilt“, sinnierte er und lächelte im nächsten Moment auch schon wieder. „Ich finde, das ist eine hervorragende Idee und möchte diese Aufgabe gerne dir und All Might anvertrauen.“ Ich öffnete meinen Mund, doch es kam kein Ton heraus. Wieso klang das nun bitte für ihn nach einer guten Idee? Wie kam Nezu auf den Trichter, einer von uns wäre dafür geeignet? All Might konnte selbst jemanden brauchen, der ihm zuhörte und ich hatte überhaupt keinen Bezug zu den Ängsten eines Helden. Weder hatte ich so eine Laufbahn je angestrebt, noch überhaupt einen Quirk, der mir dafür den Weg hätte ebnen können. Ich war genau das Gegenteil: Verdammt dazu, nur die Opferrolle kennenzulernen, geriete ich jemals zwischen die Fronten.

„Wir?“ Offenbar war All Might davon ebenso überrascht wie ich. Fein, wir waren uns wenigstens einig. „Aber ja doch“, entgegnete Nezu hörbar bester Laune. „Wer könnte jungen Helden als besseres Vorbild dienen?“ Darauf fiel dem Symbol des Friedens dann nichts mehr ein, doch bevor ich nun meiner Ernennung widersprechen konnte, wandte sich Nezu mir zu. „Ich bin überzeugt, du wirst dieser Aufgabe absolut gerecht. Gerade als jemand ohne Quirk kannst du ihnen besser als jeder andere aufzeigen, dass ihre Furcht real ist, verständlich, aber dass man sie überwinden kann.“ Was immer ich hatte sagen wollen, es war mir entfallen. Der Direktor klang nicht, als wäre das ein Vorschlag, sondern eher, als habe er das nun entschieden und finde das alles absolut wunderbar. Vielleicht sollte ich auch einfach froh sein, dass er meine Idee nicht einfach abgetan oder jede Erwägung auf die lange Bank geschoben hatte. Ich schluckte. “Nun, dann werde ich mich nun entschuldigen. All Might, wir sehen uns gleich in meinem Büro?“, wechselte Nezu das Thema unvermittelt und ehe ich mich versah, waren die beiden auch schon verschwunden und ich blieb mit meinem neuen Job zurück. Das hatte ich ja toll hinbekommen.

Noch fassungslos rieb ich mir die Schläfen. So viel dann also zu meiner ach so tollen Idee, wie man die Schüler weiter fördern und unterstützen könnte. Plötzlich patschte mir jemand auf den Rücken. Nemuri. „Was hältst du davon, wenn wir zur Feier des Tages lecker essen gehen?“, schlug sie grinsend vor und nickte dabei in Richtung Present Mics. „Ich kenne da den perfekten Ort“, fügte dieser hinzu. „Ein kleines, familiäres Restaurant mit fantastischer Küche.“ Um seine Worte zu unterstreichen, hob er eine Hand und formte ein O mit Daumen und Zeigefinger. Einen Moment lang zögerte ich. Platzte ich damit in ein Date der beiden? Falls ja, würde ich auf jeden Fall passen. Nicht nur, dass ich ganz entschieden nicht zwischen ausgerechnet diesen Zweien sitzen wollte, wenn sie flirteten, ich wollte auch einer Freundin nicht ihr Date versauen, indem ich das berühmte dritte Rad am Wagen spielte. Lieber passte ich und machte mir einen gemütlichen, faulen Abend mit herrlich fettiger Pizza auf dem Sofa. Tatsächlich klang das schon in meinem Kopf sehr verlockend. „Na komm schon, Daelis.“ Nemuri stieß mich spielerisch in die Rippen. „Das wird lustig.“ Nur kurz zögerte ich, dann zuckte ich mit den Schultern. „Klar, klingt gut. Mir hängt der Magen eh in den Kniekehlen. Euch nach.“
 

Ich weiß gar nicht, wieso, aber irgendwie hatte ich erwartet, dass Nemuri fahren würde wie eine besengte Sau. Das war jedoch absolut nicht der Fall, ganz im Gegenteil. Sie erinnerte mich eher an mich selbst und mir hatte mein Fahrlehrer schon den Spitznamen Prinzessin Valium II. verpasst. Als wir auf dem Parkplatz hielten, döste ich schon ein bisschen vor mich hin. Wäre ich nicht so hungrig, hätte ich vielleicht ernsthaft in Erwägung gezogen, ein Nickerchen auf dem Rücksitz zu machen. „Das Essen hier ist super, du wirst sehen“, ereiferte sich Nemuri, als sie den Wagen hinter uns abschloss und wir Hizashi ins Restaurant folgten. Neugierig sah ich mich um. Gemütlich war es hier allemal. Ein kleines, familiäres Restaurant, gepflegt, aber nicht Schickimicki. Doch das Beste war eindeutig der Duft, der einem hier in die Nase stieg. Wie um diesen Gedanken zu untermalen, knurrte mein Magen leise. Zum Glück übertönte Hizashi das problemlos, als er einen Mann in etwa unserem Alter begrüßte, der hinter dem hohen Tresen hantierte. Vermutlich der Koch. Ob es der Stammplatz meiner zwei Kollegen war, konnte ich zwar nicht sagen, aber Nemuri schob mich zielsicher zu einem Tisch an einer Wand, von dem aus man einen guten Blick durch das gemütliche Lokal hatte.

Wir hatten gerade Platz genommen, als der Mann zu uns an den Tisch kam. „Guten Abend, was darf ich euch zu trinken bringen?“, begrüßte er uns mit einem freundlichen Lächeln, das jedoch merklich erstarb, als sein Blick an Hizashi hängen blieb. „Wir nehmen drei große Bier!“, bestellte dieser lautstark und strahlte dabei bester Laune. „Übernehmen Sie sich da nicht etwas?“, entgegnete der Mann provokant, doch Hizashi schien das entweder nicht zu bemerken oder es war ihm schlicht egal. Eilig grätschte ich dazwischen. „Zwei. Ich möchte lieber ein Litschi-Ramune. Ich trinke keinen Alkohol“, fügte ich etwas leiser hinzu ob der verwunderten Blicke meiner Kollegen. „Mh, wenn Sie sie mir bringen, nehme ich davon auch noch eine“, flirtete Nemuri schamlos drauflos. Der Kellner-Koch lächelte Nemuri und mir zu, als habe er das überhaupt nicht bemerkt. „Kein Problem. Ich bin gleich wieder bei Ihnen.“ „Oh, ich freue mich schon darauf“, säuselte ihm Nemuri hinterher und starrte ihm dann auch noch ungeniert nach. Worauf hatte ich mich hier nur eingelassen? Ich rieb mir über die Schläfe. „Zumindest ein Bier könntest doch wirklich mittrinken. Soll ich doch noch…?“ „Nein“, unterbrach ich ihn kurzerhand, ehe Hizashi seine Frage beenden konnte. „Das ist wirklich lieb gemeint, aber ich mag keinen Alkohol und darum trinke ich ihn nicht. Glaub mir, mit der Litschibrause bin ich sehr viel glücklicher“, betonte ich mit einem Lächeln. Hizashi hob die Schulter und schüttelte ein bisschen den Kopf, als wolle er sagen „Keinen Geschmack, die Frau, da kann man auch nicht mehr helfen“. Lachend schlug Nemuri mir auf die Schultern. „Wir finden noch irgendetwas, das du magst und dann… finden wir heraus, wie lustig du betrunken bist.“ Die zweite Hälfte ihres Satzes hatte fast drohend geklungen. Unsicher grinste ich. Auf ihre Versuche, diese Ankündigung wahr zu machen, konnte ich gut verzichten.

„Du musst unbedingt das Yakitori hier probieren. Das ist sooo lecker!“, schwärmte Nemuri, kaum, dass ich nach der Karte gegriffen hatte. „Ah, nichts geht über die Tempura-Garnelen“, widersprach Hizashi und legte sich eine Hand auf den Bauch. „Absolut köstlich!“ Nachdenklich ließ ich meinen Blick über die Karte gleiten. An die japanische Küche hatte ich mich inzwischen gewöhnt und wenn es hier so gut schmeckte, wie es roch, könnten Nemuri und Hizashi mich später rausrollen. „Ich denke, ich nehme das Yakitori“, entschied ich schließlich nach eingehendem Studium der Speisekarte. „Wir könnten uns noch Tempura teilen“, bot Nemuri an. „Oder Frühlingsrollen?“ „Frühlingsrollen klingt gut“, mischte sich Hizashi ein, da kam der Kellner-Koch auch schon mit unseren Getränken. „Sie haben sich schon entschieden?“, erkundigte er sich gut gelaunt, wobei sein Blick allein Nemuri und mir galt, die sofort nickte und so süßlich unsere Bestellungen heruntersäuselte, dass ich nicht sicher war, ob ich nicht versehentlich in einer Sex-Hotline gelandet war.
 

Der Mann war kaum verschwunden, da trat eine Frau an unseren Tisch. Ihre Schürze verriet, dass sie auch zum Restaurant gehörte und erst jetzt bemerkte ich auch den Namen. Okamoto. Okamoto wie Erenya Okamoto. War das ein Zufall? Ich starrte wie gebannt auf den Schriftzug, sodass ich prompt verpasste, was die Frau sagte. Hatte sie sich vorgestellt? Etwas gefragt? Irritiert sah ich zu ihr, als sie nun eine Art Grill auf dem Tisch aufbaute. Hizashi klatschte begeistert in die Hände und Nemuri sah aus, als hätten wir gerade im Lotto gewonnen. Okay, ich hatte eindeutig etwas verpasst. Kochte sie etwa hier? Ich war hoffnungslos verwirrt. „Miwako, hast du den Teig schon dabei?“, rief der Mann, der nun wieder hinter dem Tresen stand. „Noch nicht.“ Miwako war dann wohl der Vorname der Frau. Ob sie beide ein Ehepaar waren? Dass sie sich duzten und in etwa dem gleichen Alter waren, erweckte diesen Eindruck, wenn man den Eindruck des Restaurants als Familienbetrieb bedachte. Ich musterte die Frau, die lächelnd eine Schale von ihrem Ehemann entgegennahm und sich dann uns zuwandte. Eine gewisse Ähnlichkeit zu Erenya konnte ich schon erkennen. Ob das wohl ihre Mutter in dieser Welt war?

Zu meiner Überraschung kochte sie wirklich am Tisch - und zwar ohne Kochplatte. Dass sie die nicht benötigte, bewies Miwako Okamoto eindrucksvoll. Geschickt ließ sie Flammen aus ihren Handflächen schießen, um alles zu erhitzen. Eindrucksvoll sah es allemal aus, wie sie die kleinen Töpfe reihum in die Hände nahm, mal drehte, mal schwenkte. Ich war so gebannt von dem Anblick, dass ich es nicht mal bemerkt hätte, hätte hinter uns ein Seniorenpaar nackt Lambada getanzt. Als sie sogar in Folie gewickeltes Gemüse zwischen Kohlen schob und diese entfachte, musste ich schon gestehen, ein klein wenig neidisch zu sein. Als jemand ohne Quirk schien es fast wie Magie. „Einmal die Frühlingsrollen nach Art des Hauses mit Currysoße“, meinte sie gut gelaunt und verteilte die kleinen Köstlichkeiten als Vorspeise auf unsere Teller. Dass ihr Ehemann ungeniert in die glühenden Kohlen griff, um das darin gegarte Gemüse für die Hauptspeise herauszuholen, wunderte mich da schon fast gar nicht mehr. „Gott, das ist gut“, schwärmte ich ungeniert los, als ich vom Yakitori probierte. Keine Ahnung, in was sie das Fleisch eingelegt hatten, aber es war wahnsinnig gut. Hizashi blubberte eine Erwiderung in sein Bier, die ich nicht verstand, aber der Grundton war eindeutig: Das Essen hier war köstlich.

„Whoa, das sollten wir unbedingt wiederholen“, seufzte ich zufrieden, als wir das Restaurant verließen. So vollgefressen wie jetzt war ich ewig nicht gewesen und ich könnte schwören, einen Bissen mehr und ich würde einfach in ein Fresskoma fallen. „Haha, das machen wir auf jeden Fall. Vielleicht kommen ja nächstes Mal ein paar Leute mehr mit“, lachte Hizashi, der sich mit einem hörbaren „Phew“ auf den Beifahrersitz von Nemuris Auto fallen ließ. „Ich könnte ja den Koch bezirzen, damit er an der Schule für uns alle kocht“, fügte Nemuri kichernd hinzu, meinte ihren Vorschlag jedoch hörbar nicht ernst. Dass die beiden, die uns bedient hatten, ein Ehepaar waren, hatte sich ziemlich deutlich herauskristallisiert. Spätestens als die Köchin meinte, sie wolle nach „unserer Kleinen“ sehen, kam mir jedoch auch wieder der Gedanke, dass ich hier vielleicht Erenyas Eltern kennengelernt hatte. Danach sollte ich sie auf jeden Fall fragen. Müde krabbelte ich auf den Rücksitz. Von der Heimfahrt bekam ich nur wenig mit, versank ich doch in Grübeleien darüber, ob Erenya wirklich meine Eri war und wie es uns beide hierher verschlagen hatte.
 

Dass meine Kleine es in die Heldenklasse geschafft hatte, wusste ich schon vor ihr. Ein paar Tage nach den Prüfungen hatte Aizawa mir im Vorbeigehen eine Schülerliste in die Hand gedrückt, die ich ungeniert direkt auf Erenyas Namen geprüft hatte. Bingo! Sie war, genau wie Shinsou, in die Heldenklasse gekommen, die damit um zwei Schüler größer war als ursprünglich im Manga vorgesehen. Zwar war ich prinzipiell der Ansicht, dass es unklug wäre, den Hauptplot des Mangas irgendwie zu stören, aber Erenya würde sicher aufpassen, dass sie das nicht tat und Shinsou landete früher oder später sowieso in der Heldenklasse, da dürfte das doch keinen großen Unterschied machen, oder? Ich zumindest sah das Ganze optimistisch. Meine eigene Anwesenheit veränderte um Glück nichts. Als quirklose Geschichtslehrerin war ich ein Charakter ganz am Rande, den man höchstens in einem vergessenen Panel am Rande sah. Soweit also alles gut. Alles würde seinen gewohnten Gang nehmen, auch wenn es die eine oder andere Ecke in der Geschichte gab, die zu ändern mir gar nicht so falsch erschien. Allen voran der Tod Sir Nighteyes. Vielleicht könnte ich da ein paar Hinweise in Nezus Richtung streuen, damit dieser die nötigen Vorbereitungen traf?

Andere Vorbereitungen erwarteten mich allerdings zuerst. Unterrichtspläne wollten erstellt werden. Eine grobe Idee hatte ich schon, doch gerade für diejenigen, die nicht anstrebten, Helden zu werden, wollte ich ein paar Anpassungen vornehmen, um den Fokus anders zu setzen. Schlimm genug, dass ich nichts vom Unterrichten verstand, aber ich wollte wenigstens gut vorbereitet sein. Noch während ich darüber grübelte, glitt mein Blick über die Klassenliste der Klasse B. Auch die hatte sich verschoben. Zwei Namen, die mir gar nichts sagten, standen auf der Liste. Ich stutzte. War den beiden auch durch Erenyas und mein Wirken auch ein anderes Schicksal zuteilgeworden oder waren sie womöglich… wie wir? Gehörten sie vielleicht eigentlich nicht hierher? Selbst wenn es so war, wie sollte ich das herausfinden? Sie direkt darauf ansprechen konnte ich sie auf keinen Fall. Vielleicht war auch einfach nur die Klassengröße von Klasse B an die von Klasse A angepasst worden. Auf jeden Fall konnte es nicht schaden, wenn ich ein paar Erkundigungen über die Zwei einholte, die wohl bewertet worden waren, während ich All Might zum Gespräch gestellt hatte. Sonst kämen mir die Namen nicht so unbekannt vor. Neugierig genug war ich allemal, also zögerte ich nicht lange und suchte mir im Lehrerzimmer eine ruhige Ecke, um mir die Prüfungen der beiden anzusehen.

Mit Rumi Hotsuin fing ich an. Wie mir ihre Akte verriet, war sie in ihrer Freizeit ein Idol. Dass sie obendrein noch anstrebte, ein Held zu werden, war beeindruckend, doch ließ mich zugleich stutzen. Wenn sie sich dabei mal nicht übernahm oder eine Laufbahn nur verfolgte, um damit im Grunde die andere zu unterstützen. Ich hoffte, sie wollte wirklich eine Heldin werden und nicht nur an ihrem Image feilen. Ihre Fähigkeit war auf jeden Fall beeindrucken, wie die Prüfungsaufnahmen zeigten. Mit ihrem Gesang konnte sie verschiedenste Effekte erzeugen. Sie beruhigte damit einen Mitschüler und öffnete im nächsten Augenblick eine eingestürzte Passage, indem sie hohe Noten sang, die den Beton rissig werden ließen. Ihre Attitüde jedoch ließ mich Probleme vorausahnen. Sie gab sich so selbstsicher, dass es an Arroganz grenzte. Vielleicht lag das auch mit daran, dass sie eine Sondergenehmigung hatte, ihren Quirk in gewissen Grenzen sogar bei ihren Auftritten als Idol zu benutzen. Seufzend rieb ich mir die Schläfe und nahm mir den zweiten, mir unbekannten Schüler der Klasse B vor: Daichi Arisawa. Dessen Telekinese war nicht weniger beeindruckend, das musste ich neidlos zugeben, doch noch mehr fiel mir die Bemerkung zu den Nebenwirkungen seines Quirks auf. Wenn er sich überanstrengte, konnte oder vielmehr musste er alle Gefühle um sich herum mitfühlen. Was für einen psychischen Stress das bedeuten musste, konnte ich mir nicht einmal ausmalen. Kein Wunder, dass er in den Videoaufnahmen so distanziert wirkte. Nachdenklich ließ ich meinen Blick über seine Akte gleiten. Woher die Nebenwirkung kam, war leicht zu erahnen. Seine Mutter war Empathin, während die Kräfte seines Vaters den seinen sehr ähnelten. Hoffentlich fanden die zwei sich gut in die Klassengemeinschaft ein. Mit diesem Gedanken schloss ich die Akten. Es gab noch genug anderes für mich zu tun.
 

Als der erste Schultag der neuen Klassen endlich gekommen war, hatte ich nicht mehr das Gefühl, besonders gut vorbereitet zu sein. Daran konnten auch ganze Notizbücher voller Stichpunkte und Verweise nichts ändern. Ich war so nervös, dass ich Nemuri damit schon beim gemeinsamen Frühstück in den Ohren lag, auch wenn ich nicht sicher war, ob sie mir überhaupt zuhörte. Vor ihrem morgendlichen Kaffee war sie zu nichts zu gebrauchen und so lange hatte ich nicht gewartet. Anders als sie war ich nämlich schon in aller Herrgottsfrühe hellwach gewesen und hatte nicht mehr schlafen können vor Aufregung. Selbst, wenn dem nicht so gewesen wäre, wäre ich wohl lieber ins Klassenzimmer geschlafwandelt, als Kaffee zu trinken. Wie sich jemand dieses ekelhaft bittere Gebräu zu Gemüte führen konnte, würde mir sowieso ein Rätsel bleiben. Stattdessen hatte ich, mir selbst treu bleibend, das Frühstück geskippt und hatte nur so lange in meinem Kakao herumgerührt, dass Nemuri ihn mir irgendwann aus der Hand genommen hatte. Und als wäre ich nicht schon sowieso nervös genug gewesen, brachte mir Aizawa zwischen Tür und Angel schon die erste Hiobsbotschaft. „Du wirst vorerst die Klassenlehrerin der allgemeinen Abteilung sein. Wir haben einen Ausfall“, informierte er mich so kurz angebunden, dass ich nur verdattert dreinsah. „Oh...kay?“ Mehr brachte ich nicht heraus. Klassenlehrerersatz zu sein, war definitiv mehr, als ich erwartet hatte. Ganz besonders an meinem ersten offiziellen Tag als Lehrerin. Ob es wohl allen Neulingslehrern so ging, wenn sie plötzlich irgendwo einspringen mussten?

Dass nicht nur ich wenig Begeisterung dafür aufbringen konnte, auf einmal eine reguläre Lehrerin zu ersetzen, war mir in dem Moment klar, in dem ich die Klasse betrat. Alle Augen richteten sich sofort auf mich und jedem meiner neuen Schützlinge stand ins Gesicht geschrieben, dass sie mich nicht für voll nahmen. Es passierte genau das, was ich von Anfang an befürchtet hatte. Prost Mahlzeit. Scheiße. Gut, dass ich mir deshalb gefühlte tausend Notfallpläne zurechtgelegt hatte, die ganz betont nicht beinhaltete, einen Film mit der Klasse zu gucken, auch wenn das viele Lehrer gerne als Mittel benutzt hatten, ihre Schüler zu beschäftigen, ohne sich weiter darum bemühen zu müssen. So einfach würde ich es mir und meinen Schützlingen nicht machen. Außerdem war ich sicher, dass ein Teil ihres Missmuts nicht einmal mir galt. Die meisten waren vermutlich nur hier, weil sie eigentlich Helden hatten werden wollen, doch letztlich hatte es dann nicht gereicht, um in eine Heldenklasse zu kommen. Einigen von ihnen hatte ich womöglich diese Chance genommen. Dass das ätzend war, konnte ich mir gut ausmalen. Für sie musste es wirken, als sei ihnen ihre Zukunft verbaut worden.

Und dann kam ich. Jemand ganz ohne einen Quirk, jemand der nicht weiter weg vom Heldendasein sein könnte, und sollte ihnen etwas beibringen. Kein Wunder, dass sie sich degradiert fühlten. Hätte ich an ihrer Stelle vielleicht auch, zumindest in dem Alter. Teenager eben. Mit etwas Glück hob sich ihre Stimmung bald. Auch wenn sie jetzt vielleicht nicht bereit waren, Helden zu werden, hieß das immerhin noch lange nicht, dass in ihnen nicht das Potential dafür steckte. Shinsou hatte das bewiesen. Er hatte den Sprung getan, obwohl ihm das niemand zugetraut hatte. Ich war entschlossen, diesen Jungen und Mädchen zu zeigen, dass auch ihnen dieser Weg offen stand, wenn sie bereit waren, an sich zu arbeiten und alles aus sich herauszuholen. Sofern sie dann denn immer noch Helden sein wollten. Die Schattenseiten, das ahnte ich, waren nicht allen wirklich klar und auch darüber würde ich unbedingt in den nächsten Tagen mit ihnen sprechen. Doch nicht heute. Heute musste ich sie erst einmal für mich gewinnen.
 

„Guten Morgen“, begrüßte ich meine Klasse und ließ den Blick demonstrativ über jeden einzelnen schweifen, dann schrieb ich meinen Namen an die Tafel. „Für den Moment übernehme ich den Posten als eure Klassenlehrerin, bis Frau Tadaki sich erholt hat.“ Das wussten sie vermutlich schon. Neuigkeiten hatten an dieser Schule, wie an jeder, die Eigenheit, sich in rasantem Tempo zu verbreiten. „Fürs Erste möchte ich die obligatorische Kennenlernrunde starten. Stellt euch uns doch bitte mit eurem Namen, eurem Quirk und vielleicht der einen oder anderen Info über eure Hobbys und Wünsche vor.“ Das war zwar soweit nichts Besonderes, aber sicher nötig, damit alle ein klein wenig miteinander warm wurden. Sie alle saßen immerhin im gleichen Boot - in meinem. Ausgesucht hatte sich das niemand von uns. Auffordernd nickte ich in Richtung der ersten Reihe. So richtig erpicht schien keiner darauf, den Anfang zu machen, also seufzte ich leise und tat es selbst. „Mein Name ist Daelis und ich bin, wie ihr sicher alle wisst, quirklos. Bis ich Lehrerin wurde, arbeitete ich als Ägyptologin und wenn ich mir etwas wünschen könnte, wäre es wohl, uns allen diese furchtbaren Vorstellungsrunden zu ersparen“, versuchte ich scherzhaft die Stimmung aufzulockern, allerdings mit eher mäßigem Erfolg. Wenigstens nahm die Vorstellungsrunde nun ihren Lauf.

„Sehr schön, dann haben wir das ja nun geschafft“, meinte ich, als der letzte Schüler sich vorgestellt hatte. Es war mehr als eindeutig zu hören gewesen, dass wirklich keiner Lust auf diesen Quatsch gehabt hatte. Umso besser, dass wir das hinter uns hatten und zu einem interessanteren Thema kommen konnten. „Mir ist klar, dass jeder von euch hier ist, weil er ein Held werden möchte, und ich bin überzeugt, dass einige von euch auch genau das erreichen werden.“ Man konnte förmlich spüren, wie sich einige anspannten. Gut, dann hörten sie mir immerhin zu. Ich öffnete gerade den Mund, um fortzufahren, als in der letzten Reihe ein Mädchen das Wort ergriff. „Und was wollen ausgerechnet Sie uns dazu beibringen?“, wollte sie wissen und erntete beipflichtendes Gemurmel. Betont gelassen lächelte ich sie an. Minako Tachibana, wenn ich mich nicht irrte. „Gerade, weil mir niemals die Tür zum Heldendasein offen stand wie euch, verstehe ich, dass es frustrierend ist, wenn man auf dem Weg zu seinem Traum Steine in den Weg gelegt bekommt. Gerade, weil ich nie ein Held sein werde, weiß ich aber auch, wie dringend diese Welt echte Helden braucht. Menschen, die bereit sind, alles zu geben, um das Richtige zu tun, um zu beschützen. Nicht um Ruhm oder Reichtum willen, sondern aus tiefster Überzeugung“, erklärte ich mit fester Stimme. „Und genau darum will ich eben denen helfen, in denen die Seele eines Helden steckt. Quirk oder nicht: Ich kann euch helfen, genau das zu lernen, was ihr braucht, um voranzuschreiten und über die Steine hinwegzuspringen, die euch jetzt unüberwindbar erscheinen.“ So richtig überzeugt sahen meine Schüler nicht aus. „Vielleicht verstehe ich nichts davon, wie es ist, ein Held zu sein, aber ich verstehe etwas davon, was es braucht, um als Held in die Geschichte einzugehen. Wahrscheinlich mehr als die allermeisten der anderen Lehrer“, fügte ich nicht ohne einen gewissen Stolz hinzu. „Ein starker Quirk genügt dafür nicht, das solltet ihr inzwischen alle wissen. Also möchte ich mit euch gemeinsam herausfinden, wo eure Stärken liegen, damit euch diese den Weg ins Heldentum bereiten können.“
 

Mit heilloser Begeisterung rechnete ich natürlich nicht, aber es freute mich dennoch ungemein, dass die Klasse mir doch aufmerksam zuhörte, als ich meine Pläne für die nächsten Stunden erläuterte. Wir würden die nächste Stunde im Freien verbringen und einander die Quirks vorführen, damit wir gemeinsam Vergleiche zu Helden und Heldentaten der Vergangenheit ziehen konnten. Daraus sollte dann jeder für einen seiner Mitschüler eine kleine Präsentation des Quirks und seiner Vor- sowie Nachteile halten. Dazu gehören sollten auch mögliche Wechselwirkungen und Ergänzungen mit anderen Quirks in der Klasse. Damit, so hoffte ich, würden die Schüler nicht nur einander besser kennenlernen, sondern auch verstehen, dass Held zu sein, auch Teamwork voraussetzte. Ein bisschen schwerer war es da schon eher, eine Verbindung zu geschichtlich relevanten Helden und Heldentaten zu ziehen, sodass ich mich entschied, auch große Katastrophen in die Präsentation aufzunehmen. So könnten die Schüler erwägen, wie sie mit ihren Quirks einen positiveren Ausgang hätten erreichen können. Sie mochten nicht in der Heldenklasse sein, aber vielleicht gab ihnen diese Aufgabe das Gefühl, eben doch Helden werden zu können.

Dass nicht jede Stunde so ablaufen könnte, war mir jedoch klar. Ich musste ihnen auch den weniger interessanten, trockenen Stoff vermitteln, den jedoch jede Klasse pauken musste. Ein Maß an Allgemeinwissen würde sich für jeden von ihnen als nützlich erweisen, egal ob sie Heldenlaufbahnen einschlugen oder nicht. Zumindest für den Moment hatte ich das Eis gebrochen und so saßen wir schon am Ende der Doppelstunde im Kreis und diskutierten über die Vorzüge des einen oder anderen Quirks und welche Kooperationsmöglichkeiten sich aus ihnen ergeben könnten. Immer wieder warf ich Bezüge zu antiken Helden und deren berühmten Taten ein, hinterfragte, ob dort nicht auch ein Quirk eine Rolle gespielt haben könnte und wie meine Schüler ihren nutzen würden, um die Probleme zu bewältigen, mit denen sich die großen Helden der Geschichte konfrontiert gesehen hatten. „Sie sind wirklich ein ziemlicher Nerd“, rutschte es Kaoru Murakami irgendwann heraus und auch wenn ihm das sichtlich peinlich war, empfand ich die Bemerkung als durchweg positiv. Lachend nickte ich ihm zu. „Kann man so sagen. Wir Historiker haben alle einen Fimmel für die großen Helden der Vergangenheit, denn sie sind es, an die wir uns heute erinnern. Und längst nicht alle von ihnen haben an vorderster Front gekämpft oder irgendwelche Bösewichte gejagt. Manche sind für Menschenrechte eingestanden, für Gleichberechtigung, für Freiheit, für Frieden. Andere haben ihr Leben dem Schutz der weniger Starken gewidmet oder der Forschung, um Krankheiten vorzubeugen.“

Ich beendete die Stunde mit einem guten Gefühl. Mit meinen berühmten Kollegen konnte ich vielleicht in vielerlei Hinsicht nicht mithalten, aber zumindest stand ich ihnen im Klassenzimmer in nichts nach. Gut gelaunt machte ich mich auf den Weg zur nächsten Klasse, für die heute Geschichte auf dem Lehrplan stand. Am meisten jedoch freute ich mich auf die Klasse 1-A. Nicht, weil ich die Prüfungsbesten vorzog, sondern weil ich mich auf Erenya freute. Ob sie bei meinem Namen aufhorchen würde? Ungewöhnlich genug war er allemal, dass zumindest bei meiner Eri alle Alarmglocken schrillen müssten, wenn sie ihn hörte. Nach meinem ersten kleinen Erfolg in der Allgemeinen Abteilung war ich wie beschwingt und sprühte nur so vor guter Laune, als ich Nemuri in der Klasse J-2 der Managementabteilung ablöste. „Keine Angst, sie sind ganz zahm“, flüsterte mir meine Freundin noch ins Ohr, als wir uns an der Klassentür trafen. Dabei zwinkerte sie mir verschwörerisch zu.
 

Als ich endlich zu meiner ersten Stunde in der 1-A eilte, ahnte ich noch nicht, was mich erwarten würde, nämlich ein leeres Klassenzimmer. Keiner da. Fassungslos starrte ich über die leeren Stühle. Für einen winzigen Moment kam mir der Gedanke, meine Küken könnten sich alle verkrümelt haben, um gegen den Unterricht eines Normalos zu protestieren, doch mindestens Iida und Momo würden das niemals tun. Nein, etwas anderes hinderte sie und was das war, darüber brauchte ich nicht lange nachdenken. Ein kurzer Blick auf den Stundenplan, der an die Tafel gemalt war, verriet mir sehr genau, wo meine Schüler abgeblieben waren. Kein Wunder, dass die gesamte Klasse zu spät war. Ihre Schuld war es jedenfalls nicht. Seufzend lud ich mein Notizbuch nebst Federmappe auf dem Lehrerpult ab, ehe ich den Raum wieder verließ, um die Übungsplätze für praktische Einsatzübungen aufzusuchen.

Zuerst hatte ich noch gefürchtet, ziellos umher zu irren, weil ich nicht genau wusste, auf welchem Übungsplatz meine Küken waren, doch den auszumachen, erwies sich also sogar noch einfacher, als herauszufinden, warum mein Klassenzimmer so ausgestorben gewesen war. Ich brauchte bloß dem lauten Krachen einer Explosion zu folgen. Raschen Schrittes steuerte ich die Beobachtungszentrale an, wohl wissend, wen ich dort anträfe. Die Mühe, anzuklopfen, machte ich mir gar nicht erst. Dass Bakugo gerade kämpfte, war unübersehbar gewesen, also nahm ich an, er lieferte sich gerade eine wilde Schlägerei gegen Deku. Dass ich damit daneben lag, bemerkte ich erst, als die Tür hinter mir zufiel und mein Blick ebenso wie der alle anderen Anwesenden an den Bildschirmen klebte, die fast die gesamte Wand einnahmen. Gut sichtbar standen sich da Bakugo und meine kleine Erenya gegenüber. Auch wenn ich nicht hören konnte, was sie sagte, war für mich absolut offenkundig, dass die Situation eskalierte.

Weder die Schüler noch All Might hatten mich bisher bemerkt. Als ich jedoch ohne Vorwarnung nach dem Headset griff, dass der bekannte Held auf dem Kopf trug, konnte ich aus den Augenwinkeln einige Köpfe rucken sehen. Zumindest die Aufmerksamkeit des blonden Hünen hatte ich erfolgreich auf mich gelenkt. Vielsagend nickte ich in Richtung der Bildschirme und fragte ernst, aber noch ruhig: „Wie lange willst du noch zusehen? Siehst du nicht, dass das eine Grenze überschreitet?“ All Might hob die Hand. „Es sieht schlimmer aus, als es ist, Miss“, versuchte er mit wenig Erfolg mich zu beruhigen. Ich wurde vielmehr wütender. „Ach? Dann bilde ich mir wohl nur ein, dass da gerade beinahe jemand explodiert wäre? Ich würde meine Schüler gerne in einem Stück unterrichten“, zischte ich leise, doch nicht so leise, dass sicher auch der eine oder andere sehr genau verstand, was ich sagte. Einen kurzen Moment starrte mich Toshinori so verdattert an, dass ich schon glaubte, noch einmal mit etwas mehr Nachdruck klar machen zu müssen, was ich erwartete, doch dann nickte er eilig. „Das wird ja auch Zeit, dass du abbrichst“, ließ ich noch vernehmen und sah dann in die Runde. Für meine Schüler hatte ich ein strahlendes Lächeln übrig. „Wir sehen uns gleich im Klassenzimmer.“ Und wir, sagte mein Blick stumm in All Mights Richtung, wir würden uns darüber später im Lehrerzimmer unterhalten. Und das würde nicht angenehm.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Aufgaben:
Aufgabe 1: Nachdem alle Schüler bewertet wurden, hast du noch Zeit Nezu darauf anzusprechen, dass die Schüler vielleicht einen Vertrauenslehrer brauchen. Nezu wird diese Idee sehr begeistert begrüßen und wird kurz darauf dir und All Might diesen Posten geben.

Aufgabe 2: Da du nun Zeit hast, dich vorzubereiten, kannst du dir diese nehmen um zum Beispiel mal mit Nemuri und Pres Mic Essen zu gehen. Beide schlagen ein Restaurant vor, das ziemlich familiär wirkt. Die Besitzerin Miwako ist eine Feuernutzerin, die das Essen am Tisch bereitet. Ihr Mann, wirkt zwar normal, scheint aber keine Skrupel zu haben die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Nemuri ist begeistert von dem Restaurant und flirtet mit Miwakos Mann, die das aber locker ablächelt. Du kannst aber merken, dass Miwakos Mann Pres. Mic gegenüber nicht sehr freundlich ist. Doch auch dieser scheint es nicht sehr persönlich zu nehmen.

Aufgabe 3: Einige Tage nach der Auswertung, bekommst du eine Schülerliste. Und Zeit, einen Geschichtslehrplan zu erstellen. Du wirst in Klasse 1-A abgesehen von Shinsou und Erenya keine unbekannten Gesichter sehen. Ebenso ist Klasse B im gewohnten Kader, abgesehen von zwei Schülern. Die junge Rumi Hotsuin und den jungen Daichi Arisawa. Beide müssen wohl bewertet worden sein, als du mit All Might gesprochen hattest, denn du erinnerst dich nicht an sie. Rumis Fähigkeit ist Gesang. Sie kann mit Liedern verschiedene Effekte erzeugen. Daichi hingegen beherrscht Telekinese. Du kannst gerne ihre beiden Prüfungen ansehen, denn alle sind noch auf der Datenbank.
Rumi wird etwas, na ja, arrogant erscheinen, ist aber auch nicht oft da, da sie ein Idol ist. X'D Sie hat ne Sondergenehmigung während einer Show ihre Fähigkeit einzusetzen, allerdings in bedingtem Maß. Daichi hingegen scheint noch ein anderes Problem zu haben, außer der Telekinese. Denn sein negativer Effekt ist, dass er, sobald er Telekinese zu oft eingesetzt hat, die Emotionen von allen um sich herum fühlen kann. Man vermutet, der Effekt kam dadurch, dass seine Mutter eine Empathin ist. Er ist dadurch sehr distanziert und das, obwohl er auch ziemlich competitive sein kann.

Aufgabe 4: Die Zeit der Vorbereitung vergeht und der erste Schultag beginnt. Allerdings etwas holprig, denn die Klassenlehrerin für die allgemeine Abteilung wird einige Zeit ausfallen, so dass du ihre Position einnehmen sollst. Du wirst eine Klasse vorfinden, die zwar in U.A. ist, aber doch nicht ganz so motiviert wirkt, vor allem nachdem sie nun einen Normalo als Klassenlehrer-Ersatz haben, haben sie das Gefühl, dass man sie nicht ernst nimmt oder wertschätzt. Überlege dir, wie du deine erste Stunde mit den Halbstarken gestaltest. Komplett anzeigen

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