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Schöpfer, Bewahrer oder Zerstörer

von

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Das zweistöckige Gebäude war weiß mit schwarzen Fensterläden und wurde zur Hälfte von der Veranda umschlossen. Der Flur führte in ein geräumiges Wohnzimmer mit einem grossen Panoramafenster. Vitrinen und offene Regale voller antiker Töpferwaren und Glas säumten die Wände. Links war ein halb offenes Treppenhaus, rechts schloss sich ein offenes Esszimmer wie der kurze Schenkel eines L an das Wohnzimmer an. Naruto ging ins Esszimmer und bemerkte einen Stapel Post auf dem Tisch. Einige Sendungen waren geöffnet, zum Teil noch ungelesen. Er schaute zur Treppe zurück und beschloss, sich im Obergeschoss umzusehen. Langsam stieg er die Holzstufen hinauf. Oben angekommen, sah er auf der linken Seite eine geöffnete Badezimmertür. Er warf einen Blick hinein. Der Duschvorhang war zur Seite gezogen. Hier war niemand. Naruto schaute über den Flur. Am anderen Ende sah er eine geschlossene Tür, dazwischen befanden sich zwei weitere Türen. Während er sich an das Halbdunkel im Korridor gewöhnte, schien die dunkle Maserung auf der geschlossenen Tür zu wimmeln und sich zu ringeln wie Würmer in einem offenen Grab. Die Stille war gespenstisch und Schmerzen ihm in den Ohren, als er sich leise voranbewegte, wobei er sich an der rechten Wand hielt, über die immer wieder Schatten huschten, die ihn zusammenzucken ließen. Eine düstere Vorahnung überkam ihn. Hier stimmte etwas nicht, ganz eindeutig nicht. Die alte Tsunade hätte sich längst bemerkbar gemacht wenn sie im Haus wäre. War sie vielleicht doch in die Stadt gefahren? Aber Sakura hatte gesagt, das sei völlig unüblich für sie. Obwohl er dagegen ankämpfte stieg Furcht in ihm auf. Er ballte die Fäuste, bereit, zuzuschlagen, falls jemand aus einem Zimmer gestürzt kam. Die Tür links war geschlossen, das Zimmer rechts dagegen stand offen. Licht schien heraus und warf eigentümliche Schatten an die Wand. Angespannt spähte Naruto um die Ecke. Als er keine unmittelbare Gefahr entdeckte, betrat er den Raum. Er sah ein Trimmrad, eine Rudermaschine, einen kleinen Fernseher und ein paar Geräte, die er nicht erkannte. Alles war von einer feinen Staubschicht bedeckt. Er sah, dass die Schatten im Flur von einem alten Baum vor dem Fenster herrührten, der sich sanft im Wind wiegte. Naruto schaute in den Schrank und wandte sich der ersten geschlossenen Tür zu. Er drehte den Knauf und schob die Tür langsam nach innen. Auf dem sorgfältig gemachten Bett lagen dekorative Kissen. Ein Berg aus Stofftieren türmte sich in einer Zimmerecke. Darüber hing ein Regal voller Sammelpuppen. Naruto durchsuchte das Zimmer, fand aber nichts, was auf ein Verbrechen hindeutete. Langsam ging er zum nächsten Zimmer. Vielleicht spielt meine Fantasie mir einen streich, sagte er sich. Er blieb wie angewurzelt stehen. Zweifel und Wunschdenken gehören plötzlich nicht mehr ins Reich des Möglichen. Am Türknauf zum letzten Zimmer klebte Blut. Naruto schlug das Herz bis zum Hals. Der puls pochte ihm in den Schläfen. Er streckte die Hand aus, packte den Knauf und erschauderte, als er klebriges Blut an den Fingern spürte. Widerwillig drehte er den Knauf und drückte die Tür vorsichtig nach innen. Überall war Blut. Verwesungsgestank stand in dem kleinen Raum. Fliegenschwärme summten. Die Luft kam ihm feucht und klebrig vor und schien sich wie ein fettiger Film auf die Haut zu legen. Er würgte und ihm wurde schwindelig. Der Mageninhalt stieg ihm in die Kehle. Ein Mensch konnte so etwas unmöglich getan haben. Das war ein brutaler Schlächter gewesen. Nein brutal reicht nicht aus, um ein solches Gemetzel zu beschreiben. Das Wort war viel zu schwach. Es gab kein Wort, das eine solch wahnsinnige Gewalt beschreiben konnte. Naruto brach der Schweiß aus. Ruhig bleiben, ermahnte er sich. Woher kam der Gestank? Wo war die Leiche? Als er sich langsam umschaute, sah er im Spiegel des Toilettentisches etwas Seltsames. Er schaute genauer hin und der Schock traf ihn mit voller Wucht. Das Spiegelbild zeigte ein blutiges Händepaar, das über die Tür ragte, die er gerade geöffnet hatte.

Oh Gott.

Naruto drehte sich um und ging mit langsamen Schritten zu der angelehnten Tür. Er wusste, dass der Anblick für den Rest seines Lebens in sein Gedächtnis gebrannt sein würde, als er die Tür nach innen zog. Er starrte auf die entstellte Leiche einer zierlichen Frau. Zwei lange Stacheln durchbohrten ihre Hände und nagelten sie an die Wand. Sie war nackt. Lange schnittwunden überzogen ihren Körper. Naruto sah, dass es weder Hiebe noch Stiche waren, stattdessen hatte der Mörder die Schneide gerade so tief ins Fleisch gedrückt, dass die Haut aufgetrennt wurde und war dann mit der Klinge den gesamten Körper entlanggefahren. Naruto betete, dass die Frau vom Schock rasch die Besinung verloren hatte, doch eine Bestie wie Uchiha wusste garantiert wie man die Bewusstlosigkeit verhinderte und die Qual verlängerte. Wahrscheinlich war die Frau erst nach schrecklichem Leiden verblutet. Er wollte sich abwenden aber der Polizist in ihm behielt die Oberhand. Er trat näher an die Tote heran und entdeckte Anzeichen der Verwesung. Das verbliebene Blut hatte sich in den unteren Körperpatien gesammelt und ein milchiger Film bedeckte die Augen. Fliegen umschwirrten die Leiche. Irgendetwas stimmte hier nicht aber was? Naruto vermochte es nicht zu sagen. Es hatte mit den Händen und dem Blut zu tun, doch es viel ihm schwer, sich zu konzentrieren. Die Emotionen waren stärker als die Vernunft. Er stellte sich die letzten Augenblicke der alten Tsunade vor, sah sie vor sich, wie der Mörder sie folterte während sie vor Schmerz schrie. Ein Schmerz den kein lebendes Wesen erdulden sollte. Er sah, wie ihr Peiniger mit dem gleichen Stolz lächelte wie ein Maler oder Bildhauer nachdem er ein Meisterstück vollendet hat. Die Toten Augen waren in unvorstellbarem Grauen aufgerissen. Sie blickten Naruto starr an, flehten stumm um Hilfe. Er schauderte, wandte sich aber nicht ab. Naruto kannte den Ausdruck dieser Augen. Er sah ihn beinahe jede Nacht in seinen Träumen. Er konnte sich nicht von der Stelle rühren, zitterte am ganzen Körper. Wut kochte in ihm hoch, eine unbändige Wut wie der Zorn eines Vaters wenn er dem Mörder seines Kindes ins Gesicht Blickt. Wie der Hass einer Mutter, die entdeckt, dass ihr Mann die gemeinsame Tochter missbraucht hat. Naruto schwor sich, alles zu tun damit dieser geschundenen Frau wenigstens ein bisschen Gerechtigkeit widerfuhr, indem er ihren Mörder jagte und zur Strecke brachte. Die Polizei...

Die Polizei.

Plötzlich fiel ihm Sakura ein. Er rannte über den Flur zu Front des Hauses und schaute aus dem Fenster. Das Auto war verschwunden. Gott sein dank dachte er. Er blickte auf die Uhr und sah zu seinem Erstaunen, dass erst sieben Minuten vergangen waren. Der Sheriff musste bereits hierher unterwegs sein aber darauf zählen konnte er nicht. Das Mobilfunknetz in einer dünn besiedelten Gegend wie dieser war lückenhaft. Naruto kehrte ins Schlafzimmer zurück, ließ den Blick schweifen und suchte nach verräterischen Spuren. Er entdeckte eine Blutspur, die zu einer Tür links von ihm führte. Hinter dieser Tür befand sich eine Treppe, die zur Küche führte. Er stieg die Stufen hinunter als er plötzlich ein Geräusch aus dem Erdgeschoss hörte. Er verharrte, lauschte. War der Killer noch im Haus? Mit einem Mal schenkte Naruto der Blutspur keine Beachtung mehr. Der Vulkan in seinem Innern brach aus und ein roter Vorhang legte sich wie ein Schleier über seine Augen. Er vergaß jede Vorsicht und stürmte in die Küche. Leer. Wieder hörte er das Knarren und entdeckte die Quelle des Geräusches: Ein Fensterladen hatte sich geöffnet und schwang im Wind. Rasch ließ Naruto den Blick schweifen. Links war eine weitere Tür, sie war nur abgelehnt. In seiner Wut öffnete Naruto sie mit solcher Kraft, dass sie beinahe aus den Angeln flog. Dahinter befand sich ein kleines Büro. Es gab nur einen Schreibtisch und einen Wandschrank. Naruto riss die Tür des Schranks auf, die Faust zum schlag erhoben, den Atem angehalten in der Erwartung, dass der Killer ihm aus dem Dunkel entgegensprang. Der Schrank war leer. Naruto eilte zurück in die Küche und von dort in den Flur. Rechts war eine weitere Tür. Er riss sie auf. Das Badezimmer. Der Duschvorhang war zugezogen. Anders als vorhin, als er den Vorhang zur Seite gerissen und gehofft hätte, niemanden zu finden wäre es ihm jetzt am liebsten gewesen, dass der Killer sich hinter dem Vorhang versteckte. Er würde ihm jeden Knochen einzeln brechen. Ein kräftiger ruck und Naruto blickte in die Duschkabine. Sie war leer. Er fluchte lautlos. Wenigstens konnte er jetzt so gut wie sicher sein, dass sich im Haus niemand versteckte. Er nahm die Suche nach der Blutspur wieder auf. Sie führte durch die Küche. Naruto folgte der Spur bis zur Hintertür und drehte den Knauf. Die Tür war mit einem Zusatzschloss abgesperrt. Er entriegelte das Sicherheitsschloss, ließ das Horror Haus hinter sich und trat hinaus auf die Veranda. Dort endete die Blutspur. Von hier aus konnte der Mörder sich in sämtliche Himmelsrichtungen abgesetzt haben. Der Killer war verschwunden. Naruto atmete tief durch. Sein Adrenalinspiegel fiel. Hier an der frischen Luft, schien sich eine Zentnerlast von seinen Schultern zu heben. Endlich war er wieder vom tiefblauen Abendhimmel und der unermesslichen Weite der Landschaft umgeben. Doch die Welt erschien ihm nicht mehr so hell wie vor dem Betreten des Hauses. Er hatte geglaubt in seiner neuen Heimat vor dem Bösen geschützt zu sein. Nun musste er erkennen, dass Dunkelheit und Hässlichkeit auch im strahlendsten Licht und makelloser Schönheit gedeihen konnten. Er musste wieder an den Mann im Fernsehen denken. Naruto sah sich um. Hinter dem Haus standen zwei Schuppen aber er verzichtete darauf sie zu durchsuchen. Er hätte es vorgezogen nie wieder einen Fuß in das Haus zu setzen, beschloss dann aber den Sheriff vorsichtshalber über das Festnetz anzurufen. Er ging ins Haus zurück, nahm im Vorbeigehen einen ungeöffneten Brief vom Poststapel auf dem Esstisch und wählte die Notrufnummer.
 

.....
 

Der Sheriff betrachtete die Leiche Tsunades und blickte in ihre leeren, starren Augen. Die Qual, die sich noch immer darin spiegelte, war ihm nur allzu vertraut. Er hatte diesen Ausdruck gesehen als er damals seiner Frau in die Augen geschaut hatte. Er kämpfte gegen die Tränen an als die schmerzlichen Erinnerungen an jenen schrecklichen Tag auf ihn einstürmten. Er war nach Hause gekommen und hatte im Wohnzimmer ihren verstümmelten Leichnam gefunden. Seine Frau war schon zwei Tage tot gewesen. Zwei volle Tage und ihm war nicht einmal aufgefallen, dass sie nicht mehr angerufen hatte. Der Verlust warf den Sheriff für längere Zeit aus der Bahn. Nun schilderte Naruto ihm in allen Einzelheiten, was geschehen war. Der Sheriff hörte ihm zu, unterbrach ihn nur hin und wieder mit einer kurzen Frage. Der Chief Deputy Inuzuka Kiba hörte ebenfalls zu und machte sich auf einem kleinen Schreibblock Notizen. Inuzuka war ein junger Mann. Er trug eine gut sitzende sandbraune Uniform und man sah ihm an, dass er viel Zeit im Fitnessstudio verbrachte. „Was für eine Geschichte." murmelte Inuzuka als Naruto geendet hatte. „Ja eine Tragödie. Also haben Sie im Haus oder auf dem Grundstück niemanden gesehen Naruto?“ fragte der Sheriff. „Nein. Wer immer das getan hat, er war schon lange verschwunden als ich hier her kam."

„Oder ist nie weggegangen." sagte Inuzuka. Naruto musterte den Chief Deputy mit zusammengekniffenen Augen. „Was soll das heißen?"

„Nun mir kommt es nur merkwürdig vor, dass jemand in unser schönes Konoha zieht und bereits zwei Tage später hat er ein paar Männer krankenhausreif geschlagen und seinen ersten Mord entdeckt. Sie sind schon ein Pechvogel was?“

„Ja. Schließlich muss ich mich momentan jeden Tag mit einem Trottel abgeben. Sie haben recht. Es könnte besser laufen."

„Wenn es nach mir ginge, würden wir nicht bloß reden." drohte Inuzuka.

„Tut mir leid Süßer. Beim ersten Rendezvous küsse ich nie." sagte Naruto und grinste ihn an. Inuzuka trat näher an Naruto heran. „Beim nächsten Mal bist du allein mit mir in einem dunklen Raum freundchen. Dann kommst du mir nicht so komisch."

Naruto drehte den Kopf zur Seite und ließ die Nackenwirbel knacken. Als er antwortete sprach er ruhig. „Wenn Sie das mit mir versuchen trägt man sie auf einer Bahre aus dem Raum."

„Drohen Sie mir?“

„Nein. Ich drohe nie. Ich sage Ihnen nur wie es ist." Inuzuka wollte noch einen Schritt näher treten, doch der Sheriff hielt ihn fest. „Geh nach oben und hilf den Jungs." Inuzuka bedachte Naruto mit einem hasserfüllten Blick ehe er gehorchte. Der Sheriff wandte sich wieder Naruto zu. „Sie finden nicht leicht Freunde was? Sie waren mal Polizist also sollte man annehmen, dass Sie in der Lage sind die Dinge auch aus Inuzukas Warte zu betrachten."

„Das könnte ich versuchen Sir aber ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass ich meinen Kopf so weit in meinen Hintern bekomme." Der Sheriff sah ihn ausdruckslos an und kratzte sich den Bart. „Hören Sie Naruto ich glaube nicht, dass Sie etwas mit dem Mord zu tun hatten aber Ihr erster Eindruck hier in Konoha ließ ziemlich zu wünschen übrig. Und die Umstände sind durchaus verdächtig. Also denken Sie lieber nach bevor Sie etwas sagen. Wenn Sie länger in Konoha leben wollen sollten Sie Ihr Mundwerk besser im Zaum halten." Naruto zuckte die Schultern. „Ich werde es versuchen."

„Gut. Jetzt fahren Sie nach Hause, ruhen sich aus und vergessen die Sache. Ich weiß das ist leichter gesagt als getan aber versuchen Sie es trotzdem. Wir sind jetzt für den Mordfall verantwortlich. Falls Ihnen noch etwas einfällt, hier ist meine Karte. Die Handynummer steht ganz unten." Naruto nahm die Karte entgegen und steckte sie ein. „Wenn Sie sich diesen Fall ansehen sollten Sie eines nicht vergessen Sheriff. Ein berüchtigter Serienkiller treibt sich in der Gegend herum. Für jemanden der einen Mord plante, war es der ideale Zeitpunkt um zuzuschlagen. Überlegen Sie doch mal. Als ich die Leiche gesehen habe musste ich sofort an Uchiha denken. Jemand der einen Mord begehen wollte hätte die perfekte Gelegenheit und einen absolut glaubwürdigen Sündenbock gehabt. Alle denken ständig nur daran, dass Uchiha in dieser Gegend sein soll. Sie sollten ihre Ermittlungen auf Tatsachen aufbauen Sheriff, nicht auf Annahmen und wenn sie noch so naheliegend sind." Der Sheriff schien einen Augenblick über Narutos Worte nachzudenken. „Danke aber wir kennen unseren Job. Denken Sie nicht mehr an die Sache. Wir brauchen Ihre Hilfe nicht. Und solange der Fall nicht geklärt ist halten Sie sich von meiner Tochter fern, verstanden?"
 

....
 

Naruto saß im Dunkeln und ging noch einmal durch was er im Haus der alten Frau erlebt hatte. Er wünschte er könnte vergessen. Er betete um die Fähigkeit, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und ein neues Leben anzufangen. Er ging jedes Detail des Tages durch und suchte nach Hinweisen die er in der Hitze des Augenblicks übersehen haben könnte, wobei ihm sein Fotografisches Gedächtnis zugute kam. Und irgendetwas hatte er übersehen. Das spürte er. Während er in Gedanken jede Einzelheit Durchging wurde ihm bewusst, dass ihm einen ganze Reihe von Dingen zunächst nicht aufgefallen war. Doch er konnte den Finger nicht drauf legen. Er wusste nicht was genau ihm keine Ruhe ließ. Narutos Gedanken schweiften ab. Er musste an Sakura denken. Der Sheriff hatte sie von einem Deputy nach Hause bringen lassen nachdem er ihre Aussage aufgenommen hatte. Naruto beschloss sie anzurufen. Er wählte Sakuras Nummer. Sie nahm nicht ab. Mit jedem Klingeln wuchs seine Enttäuschung. Insgeheim hatte er gehofft, dass Sakura auf seinen Anruf wartete. „Ja? "meldete sie sich schließlich, als er schon nicht mehr daran glaubte. „Hallo Sakura. Naruto hier. Ich dachte schon du wärst noch nicht zu Hause."

„Ich war unter der Dusche. Ich bin nicht mal in diesem schrecklichen Haus gewesen aber ich fühle mich furchtbar...besudelt. Ich weiß wie ich es nennen soll."

„Ich weiß was du meinst."

„Die arme Tsunade. Sie war eine wunderbare Frau. Ein solches Ende hat sie nicht verdient."

„Ein solches Ende hat niemand verdient." sagte Naruto.

„Hast du so etwas Grausames schon einmal gesehen? Ich meine als du noch Cop warst."

„Ich habe Dinge gesehen die ich lieber vergessen würde aber so etwas... Nein, ich glaube nicht. Aber ich sollte dir lieber nicht davon erzählen, es jagt dir bloß angst ein."

„Es jagt mir keine Angst ein. Erzähl es mir."

Er berichtete es ihr so schonend wie er konnte. „Und dann schaute ich ihr in die Augen. Es war als würde sie mich um Hilfe anflehen. Ich habe mich so machtlos gefühlt wie noch nie. Ich wurde wütend, verlor die Beherrschung. Ich bin durchs Haus bis zur Hintertür gerannt, habe sie entriegelt und...." Er stockte als ihm mit einem Mal klar wurde was er bis jetzt übersehen hatte. Er hatte das Zusatzschloss an der Hintertür öffnen müssen aber dieses Schloss konnte nur von innen per Hand oder von außen mit einem Schlüssel verriegelt worden sein. Und der Mörder war verschwunden. Wenn er nicht aus irgendeinem Grund zurückgekehrt war bedeutete dies, dass jemand nach dem Mörder und vor ihm, Naruto, im Haus sein musste. Jemand anderes als der Mörder. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Hammerschlag. „Tut mir leid Sakura ich muss auflegen."

„Was ist denn los?"

„Ich melde mich später bei dir."

Naruto legte auf, eilte an den Tisch und holte die Visitenkarte des Sheriffs. Auf einmal hatte er es schrecklich eilig. Er wusste das die ersten achtundvierzig Stunden bei jeder Mordermittlung die wichtigsten waren. Er wollte sich mit seiner neuen Information im Hinterkopf noch einmal den Tatort anschauen. Vielleicht hatte er ein weiteres Detail übersehen das man nur erkennen konnte wenn man wusste, dass ein unbekannter Dritter im Haus gewesen war. Was hatte dieser Unbekannte dort gewollt? Wieso hatte er Tsunades Leiche nicht entdeckt? Hatte er vor dem Killer die Flucht ergriffen? Naruto stand vor einem Rätsel. Er wählte die Handynummer des Sheriffs. „Ja?" hörte er die inzwischen vertraute Stimme kurz und knapp fragen. „Naruto hier, Sheriff. Wo sind Sie?"

„Ich habe gerade den Tatort verlassen und bin unterwegs in mein Büro. Habe alles eingepackt und Feierabend gemacht. Wieso? Was ist passiert?"

„Sie müssen sich am Haus der Ermordung mit mir treffen so schnell wie möglich. Mir ist etwas eingefallen. Und es kann nicht warten."

„Also gut. Ich kann mir zwar nicht Vorstellen was so schrecklich wichtig sein sollte aber ich komme so schnell ich kann."
 

.....
 

Naruto wartete in der Zufahrt von Tsunades Haus. Aus der Ferne näherten sich Scheinwerfer. Kurz darauf fuhr der Wagen in die Einfahrt und hielt. Der Sheriff stieg aus. „Na mein Junge? Was ist wichtig genug um mich von meinem Feierabendbierchen abzuhalten?"

„Ich habe viel nachgedacht Sheriff. Über das was hier passiert ist. Ich hatte etwas übersehen. Jetzt Weiss ich was es war."

„Und was?“

„Ich zeig es Ihnen. Kommen Sie.“

Er führte den Sheriff durch das Haus in die Küche.

„Als ich oben vor Tsunades Leiche stand wurde ich so wütend, dass ich wie ein Verrückter durchs Haus gerannt bin. Deshalb ist mir nicht aufgefallen, dass die Hintertür von innen abgeschlossen war, obwohl blutige Fußabdrücke dorthin führten. Das könnte bedeuten... "

„Dass jemand anderes vor Ihnen im Haus gewesen ist und die Tür abgeschlossen hat. Oder es bedeutet überhaupt nichts. Nehmen wir es war tatsächlich noch jemand im Haus. Wer außer dem Täter hätte nicht auf der Stelle den Mord gemeldet? Ein Komplize? Wer immer es war, er muss sehr darauf geachtet haben, nicht in das Blut zu treten, das der Killer überall hinterlassen hatte. Wir haben keine anderen Spuren gefunden, nur die des Mörders und Ihre." Naruto blickte nachdenklich aus dem Küchenfenster auf den Hof hinter dem Gebäude. Dabei bemerkte er etwas Merkwürdiges. Er ging zur Hintertür, entriegelte sie und trat hinaus. Der Sheriff folgte ihm. „Haben Sie sich den Schuppen hinter dem Haus angesehen Sheriff?"

„Ja natürlich. Aber da haben wir auch nichts gefunden."

„Kennen Sie das Klischee von dem Mörder, den es wieder an den Ort seiner Tat zieht? Diesmal stimmt es vielleicht."

„Wie kommen Sie darauf?“

„In dem Schuppen brennt Licht. Wenn Sie es nicht angemacht haben... Und sonst wohnt hier weit und breit niemand."

„Verdammt, Sie haben recht."
 

......
 

Naruto und der Sheriff nutzen jede Deckung als sie sich den Schuppen näherten. Der Sheriff bedeutetete Naruto mit einer Handbewegung welche der beiden Türen er benutzen sollte. Naruto nickte und bewegte sich auf die Tür zu, wobei er sich innerlich wappnete auf das was ihm bevorstand. Sein Puls raste. Er glaubte zu spüren, dass ihn auf der anderen Seite der Tür eine mordlüsterne Bestie erwartete. Und nun lag es an ihm und dem Sheriff diese Kreatur in die Finsternis zurückzujagen. Er hatte sich geirrt. Hier war niemand. Der Schuppen war größer als man glauben mochte. Das Innere bestand aus einen offenen Raum mit mehreren Reihen hoher Regale. Wer sich vor Entdeckung schützen wollte fand hier geeignete Verstecke. Eine Unheimliche Stille lag über den Schuppen. Es roch nach Öl und Staub. Vorsichtig prüfte Naruto jede Regalreihe. Mitten im Schuppen stand eine Werkbank. Naruto blickte um die Ecke eines Regals und sah weitere Tische und Werkzeuge. Langsam bog er um die Ecke. Und sah, dass sein Instinkt ihn doch nicht betrogen hatte. Ein Mann mit kalten schwarzen Augen saß neben einen der Tische. Das Gesicht des Mannes hatte Naruto erst vor kurzem im Fernsehen gesehen. Es gehörte Sasuke Uchiha, dem Serienkiller.



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