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Flirting gone wrong

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
„Von welcher Wolke bist du denn gefallen, mein Engel?“ (Karna/Arthuria) Komplett anzeigen

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Engelsgleich

“Du hast bitte was zu ihr gesagt?” Fassungslos starrte Ritsuka den indischen Helden an, der ihn nur mit ruhiger Miene und schief gelegtem Kopf ansah, sich offensichtlich nicht ganz schlüssig darüber, wie er die Reaktion seines Masters zu deuten hatte. “Ich sagte: Von welcher Wolke bist du denn gefallen, mein Engel?”, erklärte Karna noch einmal so ruhig, dass sich der junge Mann ihm gegenüber am liebsten die Haare gerauft hätte. Unverkennbar rang der Magier mit sich im Versuch, die passenden Worte zu finden. “Karna, du kannst doch nicht einfach… Was hast du dir denn dabei gedacht?” Wild gestikulierte der junge Mann mit beiden Armen, doch auch das konnte Karna nicht wirklich aus der Ruhe bringen.

Der selbstlose Halbgott wirkte vielmehr nur noch verwirrter. “Ich versuchte, ein Kompliment zu machen. Engel, so habe ich erfahren, werden in der christlichen Mythologie”, begann er zu erklären und machte für Ritsuka alles damit nur noch schlimmer. “Karna”, ächzte er gequält, aber so leise, dass dieser unbeirrt fortfuhr. “Als Personen mit goldenem Haar dargestellt, welche heilige Klingen im Kampf gegen das Böse führen. Nach eingehender Recherche liegt es nahe, dass Arthuria Pendragon ein Engel ist.” Ritsuka war fassungslos und wusste ehrlich nicht, was er dazu sagen sollte. Bei jedem anderen hätte er Ironie oder einen miesen Scherz erwartet, doch bei nicht bei Karna. Der klang vermutlich nicht nur ernst, sondern meinte seine Worte auch so.

“Da Engel auf Wolken leben”, sinnierte der Inder weiter, “nahm ich an, sie wäre womöglich gestürzt. Mithilfe eines adäquaten Flugvehikels wäre es vielleicht möglich…” “Stop. Nein. Stop, Karna”, unterbrach ihn Ritsuka halb lachend, halb ungläubig. “Sie ist kein Engel und… sie lebt auch nicht auf Wolken und wir brauchen sie auch nicht nach Hause bringen.” Es fiel ihm wirklich schwer, nicht zu lachen, sondern ernst zu bleiben, damit Karna nicht das Gefühl hatte, sein Master erlaube sich einen Scherz auf seine Kosten.
 

Dass der weißhaarige Halbgott so manches Mal gerade in Dingen, die das zwischenmenschliche Miteinander oder Redewendungen anging, auf dem Schlauch stand, war nichts Neues, doch das hier schoss den Vogel einfach ab. Als Karna versucht hatte, König Gilgamesh dazu zu bringen, sich für eine medizinische Untersuchung bei Nightingale zu melden, weil Cú Chulainn Proto gemeint habe, Gilgamesh habe doch “Lack gesoffen”, hatten sie noch alle herzlich gelacht und nach einigen Anläufen war es Caster Cú Chulainn auch gelungen, das Missverständnis aufzuklären. Das hatte jedoch nicht verhindert, dass sich Arjuna merklich für seines Bruders Fauxpas schämte - oder wie man später in Chaldea von denen zu hören bekam, die dabei gewesen waren: Manchmal ist die Hand an der Stirn nicht genug, da muss dann eine Wand herhalten. Spaßeshalber hatte Jack zusammen mit Chlóe die entsprechende Stelle an der Wand sogar mit bunten Stiften markiert.

Einige erinnerten sich auch an den Lacher vom Besuch in den heißen Quellen, als Mordred Kiyohime zurechtwies, die wie so oft versuchte, ihrem Master näher zu kommen. Ob Kiyohime denn noch ganz sauber wäre, hatte die Ritterin verlauten lassen, was dazu geführt hatte, dass Karna der Berserkerin zur Seite geeilt war, indem er kundtat, die Dame lege stets großen Wert auf Körperhygiene und es wäre höchst unhöflich, etwas anderes auch nur zu behaupten. Das Ende vom Lied war gewesen, dass Kiyohime den armen Karna anschrie, was er denn rede - obwohl der wiederum überhaupt nicht verstand, was eigentlich los war - während sich der verräterische Ritter der Tafelrunde vor lauter Lachen den Bauch hielt.
 

“Okay… also… du kannst so etwas einfach nicht einfach raushauen, Karna”, versuchte Rtisuka zu erklären. “Leute werden das missverstehen.” Er konnte Karna ansehen, dass dieser absolut nicht verstand, worauf er hinauswollte und beinahe tat es ihm Leid, überhaupt etwas gesagt zu haben. Sicherlich war auch Arthuria klar gewesen, dass der weißhaarige Halbgott gar nicht gewusst hatte, was er da sagte. Vermutlich war das sogar jedem klar, der diese Worte von Karna gehört hatte. Dennoch würde es hinter dem Rücken des armen Karnas Scherze darüber geben und es tat Ritsuka einfach Leid, dass der Sohn des Sonnengottes immer wieder unfreiwillig Ziel von Späßen wurde, ohne überhaupt verstehen zu können, wieso.

“Pass auf. Wenn man jemanden einen Engel nennt, dann wird das schnell als Flirt ausgelegt”, versuchte Ritsuka seine Erklärung einfach zu halten, doch das schien Karna nur noch mehr zu verwirren. “Engel sind Kreaturen der christlichen Mythologie. Es schien mir eine angemessene Bezeichnung für eine Christin wie Arthuria”, sinnierte Karna und am liebsten hätte sich sein Master direkt noch einmal die Hand vor die Stirn geschlagen. “Schon, aber dennoch… sei… einfach vorsichtig mit dem, was du sagst. Wenn man sehr freigiebig Komplimente gibt, wird das einfach sehr, sehr schnell missverstanden.” Karnas gerunzelte Stirn verriet ihm, dass der Servant noch immer nicht ganz dahinter stieg, aber das war wohl das Beste, was er im Moment herausholen könnte. Karna fehlte einfach Übung im Umgang mit anderen Leuten, dann würde das schon werden. Zumindest hoffte Ritsuka das.
 

“Oi!”, durchbrach eine laute Stimme die Stille des Flures und ließ Master wie Servant aufblicken. “Lancer, dich suche ich!” Die zierliche Gestalt Mordreds näherte sich ihnen mit schnellen Schritten. Wie fast immer zeugte ihre Miene von einer gewissen Streitsucht und Ritsuka ahnte schon das Schlimmste, doch als Mordred Karna erreichte und vor ihm stehen blieb, wandelte sich ihr Gesichtsausdruck und ein breites, zufriedenes Grinsen legte sich über ihre Lippen. Freundschaftlich schlug sie Karna auf die Schulter, allerdings so fest, dass Ritsuka instinktiv zusammenzuckte. Ihn hätte der Ritter damit vermutlich gegen die nächste Wand geklatscht.

“Ich danke dir! Vater hat sich sehr über deine Worte gefreut. So ein rührendes Kompliment war besonders heute genau das richtige!” Mordreds Augen funkelten freudig. Ritsuka verstand kein Wort. Wieso ausgerechnet heute? War irgendein besonderer Tag? Er warf einen Blick zu Karna, der ebenso planlos wirkte, sich dann aber respektvoll vor Mordred verbeugte. “Meine Worte waren aufrichtig und es freut mich sehr, vermochten sie den König der Ritter im Herzen zu berühren”, erklärte er fast feierlich, sodass Mordred nur noch einmal lachte. “Als Dank lade ich dich zu einem Onigiri ein! Emiya hat eben welche mit süßer Füllung gemacht. Wenn wir uns in die Küche schleichen, können wir welche erbeuten.” Karna war anzusehen, dass er protestieren wollte, doch Mordred ließ das gar nicht erst zu, sondern griff den Halbgott am Arm und zog ihn einfach mit sich. “Bis später, Master!”, rief sie noch über die Schulter in Ritsukas Richtung, der verdattert winkte. Ob es gut war, Emiya Essen unter der Nase weg zu stibitzen, konnte er nicht sagen, doch Karna tat es sicher gut, etwas Zeit mit jemandem wie Mordred zu verbringen. Jemand, der… Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Heute war der Jahrestag der Schlacht von Camlann, eben jener Schlacht, in der so viele Ritter der Tafelrunde gefallen waren, dass Arthuria in diesem Datum eine Erinnerung an ihren größten Fehler sehen musste.

Dann war es wohl gut, dass Karna sich für seine Worte ausgerechnet heute ausgesucht hatte. Er mochte oft nicht wissen, wie unvorsichtig er seine freundlichen Worte wählte und Dinge missverstand, weil Ironie oder Sprichworte an ihm vorüber gingen, doch vielleicht hatte Karna ein Feingefühl inne, das man nicht auf den ersten Blick erkennen mochte. Ritsuka lächelte. Sicherlich würde Karna bald Anschluss an die anderen Servants finden und dann auch nicht länger nur ein stiller Beobachter bleiben, sondern Freunde finden. Bis dahin allerdings würden sicher noch einige Fettnäpfchen auf sie alle warten.



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