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Flirting gone wrong

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
„Ich schreibe gerade an einem Telefonbuch. Kann ich dazu bitte deine Nummer haben?“ (Irisviel -> Karna) Komplett anzeigen

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Telefonbuch

“Dankeschön, Held der Wohltätigkeit!” Artig verbeugte sich Jack vor Karna, dessen Miene ein freundliches Lächeln zeigte. “Gern geschehen.” Doch Jack the Ripper hörte diese Worte schon fast nicht mehr. Sie war bereits begeistert hinter ihrer Freundin Abigail hergelaufen, damit die beiden ihr Spiel fortführen könnten. Karna nahm keinen Anstoß daran. Vielmehr freut es ihn, dass die wenigen Kinder in Chaldea, Servants oder nicht, die Chance auf ein kleines Stück Kindheit hatten. Dass ihrer aller Master sie darum praktisch nie mitnahm, war ein offenes Geheimnis, auch wenn die Kleinen darüber gerne schimpften, weil sie als Heldengeister ernst genommen werden wollten.

Nachdenklich sah er Jack und Abigail nach, die munter durch die metallenen Flure wetzten, die im Licht der Neonröhren nicht unbedingt gemütlich aussehen mochten, doch für viele Servants zu ihrem Zuhause geworden waren. Mit einigen Servants verband ihn inzwischen sogar schon eine Freundschaft. Als Siegfried beschworen worden war, hatte Karna ihn als einer der ersten willkommen geheißen und sie beide hatten ihren Kampf fortführen können, wenn auch nur zu Übungszwecken, wie Master zu betonen gewusst hatte. Komplizierter war Arjunas Erscheinen gewesen, das so zwiespältige Gefühle in Karna geweckt hatte, dass er sich einiger davon schämte. Letzten Endes jedoch fand er, dass Arjuna und er, allem zum Trotz, das früher zwischen ihnen vorgefallen war, einen ersten Schritt aufeinander zugetan hatten.
 

Sehr viel einfacher war es mit Irisviel. Sie war bereits hier gewesen, als er nach Chaldea kam und hatte ihn freundlich, ja gar mütterlich begrüßt. Geduldig und zuvorkommend hatte sie ihn herumgeführt und ihm alles erklärt, was er wissen musste und schon am ersten Tag hatte Karna verstanden, dass Irisviel eine wichtige Person in Chaldea war. Keiner, der nicht ob des Klanges ihrer Stimme aufgesehen und sie begrüßt hätte und für jeden hatte die Frau mit dem schneeweißen Haar ein paar freundliche, aber persönliche Worte gefunden.

Vor allem dank ihrer Bemühungen hatte Karna einige Kontakte knüpfen können, anstatt nur still Unterhaltungen beizuwohnen, um nicht unhöflich zu erscheinen, wenn er sich einmischte. In solchen Dingen war er schon immer ein wenig unsicher gewesen, hatte sich als Fremdkörper empfunden und sich meistens damit zufrieden gegeben, einfach nur zu beobachten. Er konnte die Male, die sich Irisviel einfach zu ihm gesetzt hatte, um dann ein Gespräch zu beginnen, kaum zählen und wusste diese Geste durchaus zu schätzen. Meistens sprach nur sie und er hörte nur zu, doch immer häufiger fragte Irisviel nach seiner Meinung, nach seinen Gedanken und schließlich auch, wenngleich zögerlich, nach seiner Vergangenheit.

Stundenlang hatten sie sich unterhalten, hatten sich über ihre Vergangenheit ausgetauscht, über die Leben, die sie gehabt hatten, gleich wie kurz sie gewesen sein mochten. Selbst von ihrem Ehemann hatte sie berichtet, obgleich sie zugab, sich kaum noch zu erinnern. Alles scheine ihr wie ein ferner Traum. Etwas, das Karna gut nachfühlen konnte, ging es ihm doch nicht anders.
 

Natürlich war auch anderen Servants aufgefallen, wie viel Zeit Karna und Irisviel miteinander verbrachten. Ob nun in der Caféteria oder im Gewächshaus, wo sie stundenlang im Grünen hockten und sich die Zeit damit vertrieben, einander besser kennenzulernen. Es war ein offenes Geheimnis, wie gut sich Karna und Irisviel verstanden, die beide gleichermaßen als ruhig und freundlich galten. An dem Tag, an dem Karnas Kopf auf Irisviels Knien lag, während sie ihm aus einem dicken Buch vorlas, war dann auch bei den Letzten der Groschen gefallen, dass Irisviel womöglich mehr für Karna übrig hatte.

Gleichzeitig war aber auch allen rundherum klar, dass einer überhaupt nicht bemerkte, was hier passiert, nämlich Karna selbst. Einige versuchten subtil dafür zu sorgen, dass die beiden ein wenig Zeit zu zweit hatten, ganz ungestört, doch es zeigte sich schnell, dass diese Taktik keinen Erfolg versprach. Kleine Hinweise blieben gleichermaßen von Irisviel wie Karna völlig ignoriert und selbst, als dem König der Helden der Kragen platzte und er laut und deutlich darauf hinwies, dass selbst er, Gilgamesh, eine so schöne Frau wie Irisviel nicht von sich stieße, blieb es dabei, dass Karna höflich bekundete, er könne nur zustimmen, dass Lady Irisviel wahrlich schön sei, in ihrer Gestalt wie ihrer Persönlichkeit. Ein verlegener Rotschimmer war über Irisviels Wangen gezogen, als sie sich für dieses Kompliment bedankte. Caster Gilgamesh war nur kopfschüttelnd weiter gegangen, den vielleicht einzigen Moment ignorierend, in dem ihm selbst Cú Chulainn und Emiya zustimmten, die sonst schon aus Prinzip anderer Meinung waren, erinnerte Caster sie doch zu sehr an sein jüngeres Ich, das ebenfalls in Chaldea Einzug gehalten hatte. Sehr zum Leidwesen einiger anderer Servants.
 

Es war schließlich Arjuna zugefallen, mit Karna zu sprechen. Was genau die beiden hinter verschlossenen Türen jedoch besprachen, blieb ihr Geheimnis, doch der Anblick Arjunas, der mit verkrampfter Miene den Raum seines Bruders verließ und wortlos die Küche ansteuerte, ließ viel Raum für Spekulationen. Ergebnisse konnte jedoch niemand feststellen, sodass am Ende zur Überraschung aller ausgerechnet Illyasviel, die Tochter Irisviels, die befand, man müsse doch endlich mal dafür sorgen, dass ihre Mama und Karna einander näher kamen.

Also brütete Illyasviel gemeinsam mit Jack und Abigail, beide ebenso jung wie sie selbst, über Büchern wie “Flirten für Dummies” und “Anmachsprüche, die garantiert funktionieren”, welche sie sich von Dr. Romani geliehen hatten. Hätte jemand geahnt, welchen Unfug der Nachwuchs Irisviel zuflüstern würden, hätten wohl noch alle gelacht, die die weißhaarige Frau nicht allzu gut kannten. Diejenigen jedoch, die mehr über sie wussten, wären darüber gestolpert, dass Irisviel ein sehr zurückgezogenes und von der Außenwelt abgeschottetes Leben geführt hatte, bestimmt durch den Gralskrieg, der auch ihr Ende war. Flirten hatte nicht unbedingt zu den Dingen gehört, mit denen sie sich je hatte beschäftigen können.
 

So jedoch trat niemand an Illya oder Irisviel heran, um zu verhindern, was in Chaldea noch Wochen für Kopfschütteln und eine Mischung aus Amüsement und Mitleid sorgen würde. Als Irisviel die Caféteria betrat und dort, wie so oft, Karna vorfand, der etwas abseits saß und einfach nur beobachtete, wie sich gleich zwei Inkarnationen von Arthuria Pendragon um den Archer Emiya geschart hatten, um einen Nachschlag an Pancakes zu erbeuten. Ob Irisviels Eintreten jedoch wandte sich sein Blick der weißhaarigen Frau zu, deren Anwesenheit wie stets ein Lächeln auf seine Züge zu zaubern vermochte. “Irisviel, guten Morgen.” “Guten Morgen, Karna”, erwiderte Irisviel den Gruß, ehe sie neben dem Sohn des Sonnengottes Platz nahm.

Dass Irisviel ein wenig nervös war, bemerkte Karna zwar, doch er war viel zu höflich, um sie darauf anzusprechen. Vielmehr baute er darauf, dass sie von selbst sprach, wenn sie soweit wäre. Still sahen die beiden einander an, ohne zu bemerken, dass sie mit dem ungewohnt angespannten Schweigen zwischen sich auch die Blicke einiger anderer auf sich zogen. Allein Ishtar jedoch trug dabei ein Schmunzeln zur Schau. Verlegen räusperte sich Irisviel. Sie hatte lange mit ihrer Tochter gesprochen, die sehr eindringlich und mit zahlreichen Bildern untermalt hatte, dass es an ihr wäre, den nächsten Schritt zu tun. Ein wenig peinlich war es ihr dennoch, als sie schließlich eben jene Worte wählte, zu denen ihr Illyasviel nach ihrer Recherche geraten hatte. „Ich schreibe gerade an einem Telefonbuch. Kann ich dazu bitte deine Nummer haben?“
 

Für einige Augenblicke war es einfach nur still. So still, dass man hätte eine Stecknadel hören können, die zu Boden fiel. Wer noch nicht in Richtung der zwei weißhaarigen Servants gesehen hatte, tat es jetzt. Selbst die beiden Arthurias hielten inne, die Pancakes völlig vergessend. Obwohl keiner einen Laut verursachte, konnte fast jeder im Raum die mentalen mentalen Schläge an die Stirn hören, die sich ein jeder von ihnen gab.

“Selbstverständlich. Master war so freundlich, mich ebenfalls mit einem dieser faszinierenden Mobiltelefone auszustatten”, entgegnete Karna freundlich, was Irisviel mit einem dankbaren Lächeln quittierte. “Vielen Dank, Karna. Wenn es fertig ist, werde ich dir gerne eine Kopie zur Verfügung stellen.” Irisviel hatte erst nicht gewusst, was sie von Illyas Idee halten sollte, doch jetzt schien sie sich als etwas Gutes herauszustellen. So eine Telefonbuch könnte immerhin wirklich praktisch sein.

Fassungslos starrte Ishtar zu den beiden rüber. Neben ihr ließ Robin Hood seine Gabel fallen, um sich als erster auch physisch an die Stirn zu fassen. Zu behaupten, dass mindestens ein halbes Dutzend der nicht ganz zufällig lauschenden Servants nicht fassen konnte, was für ein Gespräch sie da bezeugten, wäre eine Untertreibung. Arjuna rieb sich demonstrativ die Schläfen. Neben ihm vergrub Ishtar ihr Gesicht in den Händen, während ihr gegenüber Nobunaga einfach nur starr zu Karna und Irisviel herüber sah, als könne sie noch nicht so richtig glauben, was da gerade passiert war. “Es ist hoffnungslos”, seufzte Emiya leise und wandte sich ab, um Arthurias Pancake-Wünsche zu erfüllen.



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