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All of me

von

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Don´t know what hit me, but I´ll be allright – Teil 3, Nachempfindung

Das Fieber ließ Stiles tagelang nicht los. Er schlief fast die ganze Zeit, doch selbst wenn er zwischendurch einmal wach war, war er kaum bei klarem Bewusstsein, sondern fantasierte und redete wirr vor sich hin. Wenn er schlief, dann träumte er offensichtlich sehr lebhaft, denn er zappelte, murmelte im Schlaf und manchmal weinte er sogar.

Noah Stilinski bekam es endgültig mit der Angst zu tun und er rief schließlich doch noch ihren Arzt Dr. Geyer an, welcher von nun an einmal täglich nach seinem Sohn sah. Er hatte dem besorgten Vater eine ganze Batterie von Medikamenten dagelassen, welche dieser Stiles mehrmals täglich verabreichte.

Der Sheriff hatte sich frei genommen, etwas dass er sich locker leisten konnte, denn er hatte beinahe drei Monate Resturlaub aus den letzten Jahren angesammelt und die verbrachte er nun eben an der Bettseite seines Sohnes.
 

Nach ihren Feierabenden kamen Melissa und Scott ebenfalls täglich vorbei und verbrachten die Nacht im Haus der Stilinskis, um Noah bei der Pflege seines Patienten zu unterstützen und um dafür zu sorgen, dass der Sheriff etwas aß und wenigstens ein bisschen Schlaf bekam:
 

„Es ist seltsam?“ stellte Melissa heute beim Abendessen fest: „Warum hat Stiles bloß dieses hohe Fieber? Ihm scheint doch weiter nichts zu fehlen? Er hat jedenfalls weder eine Bronchitis oder Lungenentzündung. Und das Antibiotikum, das Dr. Geyer ihm verschrieben hat, sollte wirklich langsam mal anschlagen. Das gefällt mir gar nicht!“
 

Die Sorgenfalten auf Noah Stilinskis Stirn vertieften sich noch ein wenig.
 

Erst am Morgen des siebten Tages schien sich Stiles Zustand endlich ein wenig zu bessern. Die Temperatur sank und war nun nur noch ein wenig erhöht. Der Kranke hatte endlich auch wieder Appetit und er verlangte nach einem Stapel Pancakes mit Ahornsirup und Blaubeeren zum Frühstück. Nichts tat der erleichterte Vater lieber, als seinem Sohn diesen Wunsch zu erfüllen.

Stiles blieb zum Essen im Bett, sein Dad schob ihm den Fernseher herein und machte ihm Cartoons an. Nun gesellte sich auch noch Scott dazu, welcher sich mit seinem Teller direkt neben seinen besten Freund hockte und schon war es wieder wie früher, als die beiden Freunde noch kleine Jungen waren, am Morgen nach einer Pyjamaparty.
 

Zumindest bis die Pflicht rief und Scott entschuldigend erklärte:
 

„Sorry Bro, ich muss zur Arbeit. Deaton ist für ein paar Tage verreist und ich muss heute Morgen die Klinik öffnen.“

Sie umarmten sich noch einmal und dann machte der angehende Tierarzt sich auf den Weg.
 

Nachdem Stiles sechs Tage mehr oder weniger verschlafen hatte, hielt ihn heute nichts mehr im Bett. Als erstes ging er nun einmal zum Duschen, weil er sich selbst ehrlicherweise eingestehen musste, dass er roch wie ein Rudel Pumas. Als sein Vater ihn anschließend an seinem Schreibtisch erwischte schimpfte er:
 

„Sag´ mal, bist du größenwahnsinnig? Du bist knapp dem Tod entronnen und nun willst du hier schon wieder den braven Studenten spielen? Ab ins Bett mit dir, aber ganz schnell!“
 

„Aber Da-ad!“ maulte Stiles langgezogen: „Ich bin doch kein Kind mehr!“
 

„Dann benimm´ dich auch nicht so und sei vernünftig.“ erwiderte sein Vater streng:
 

„Ich kann aber nicht mehr liegen!“ jammerte Stiles: „Mein Rücken tut mir weh! Ich mache auch nicht lange, versprochen! Sobald ich müde werde, höre ich sofort auf.“
 

„Also gut. Aber ich habe dich im Auge, Sohn!“ knurrte sein Vater und ließ Stiles schließlich gewähren.
 

Wie sich bald zeigen sollte, fehlte Stiles am Schreibtisch dann aber doch die Disziplin, um konzentriert arbeiten zu können. Wenn er versuchte, in seinen Fachbüchern etwas nachzulesen, dann schweiften seine Gedanken immer wieder ab. Die Buchstaben tanzten vor seinen Augen und es war ihm unmöglich, den Sinn der Worte zu erfassen, also gab er es nach einer halben Stunde wieder auf und er versuchte es mit ein wenig Fernsehen. Er zappte durch die Kanäle, blieb hier und da kurz irgendwo hängen, nur um dann doch gelangweilt weiter zu schalten. Seine Aufmerksamkeitsspanne reichte momentan nicht einmal aus, um einer flachen Sit-Com zu folgen und irgendwie zog es ihn ohnehin eher nach draußen. Die Sonne schien warm durch sein Fenster und Stiles hatte das dringende Bedürfnis nach frischer Luft, also schlich er sich hinüber zu seinem Vater, welcher in der Küche gerade dabei war, die Spuren des Pfannkuchenbackens zu beseitigen und fragte kleinlaut:
 

„Ist es okay, wenn ich einen kleinen Spaziergang mache, Daddy?“
 

Sein Vater kniff skeptisch die Augen zusammen:

„Mal sehen?“ erwiderte er mit diesem strengen, väterlichen Unterton in der Stimme. Er hatte blitzschnell das Fieberthermometer zur Hand, um es seinem unvernünftigen Sohn ins Ohr zu stecken:

„Siebenunddreißig-Fünf. Wesentlich besser als in den letzten Tagen, aber immer noch erhöht. Also gut, aber geh´ nicht zu weit! Und nimm dein Handy mit!“ entschied Noah Stilinski gnädig: „Oder soll ich dich vielleicht doch lieber begleiten?“
 

„Das musst du nicht, Dad. Ich komme klar, ehrlich!“ versprach Stiles: „Ruh´ dich lieber ein bisschen aus. Ich weiß, die letzten Tage waren anstrengend für dich, weil du mich pflegen musstest.“
 

„Ach was! Es war nicht anstrengend.“ erwiderte sein Vater und machte eine wegwerfende Handbewegung: „Und schließlich bin ich Kummer gewohnt. Immerhin habe ich DICH großgezogen.“
 

Stiles schenkte seinem Vater ein kleines Grinsen und dann tat er etwas, was er seit einer Ewigkeit nicht mehr gemacht hatte: Er drückte ihm einen Kuss auf die Wange:

„Hab dich lieb, Dad!“ versicherte er. Dann schnappte er sich sein Handy und seine Jacke und machte sich auf den Weg.
 

Eigentlich hatte Stiles vorgehabt auf seinen Vater zu hören und in der Nähe zu bleiben, doch wie fernsteuert führte sein Weg ihn nun in das Naturschutzgebiet.
 

Als irgendwann die Ruine des Hale-Hauses in seinem Blickfeld auftauchte, erinnerte er sich daran, wie er beim letzten Mal den Wolf hier angetroffen hatte und heimlich wünschte er sich, er möge erneut auftauchen, denn aus irgendeinem Grund hatte Stiles nun keine Angst mehr vor ihm. Im Gegenteil, er verspürte eine große Sehnsucht danach, ihm nahe zu sein, mit ihm zu spielen, zu toben und das dichte, schwarze Fell zu berühren.

Doch heute war von dem Tier weit und breit nichts zu sehen. Stiles war enttäuscht.
 

Er nahm nun die Überreste des Hauses ins Visier und dachte an jenen Traum, in welchem er hier zu Gast gewesen war.

Es war doch wirklich eigenartig? Er hatte dieses Haus vor dem Brand niemals betreten und auch die Personen, die hier gelebt hatten, hatte er nicht wirklich gekannt. Die jüngste Tochter Cora war zwar mit ihm in die Schule gegangen, jedoch nicht in dieselbe Klasse. Sie hatte damals auch nie mit ihm spielen wollen, wie überhaupt die ganze Familie immer eher für sich geblieben ist. Manchmal war Cora von ihrem großen Bruder Derek von der Schule abgeholt worden und der kleine Stiles hatte dem hübschen älteren Jungen von Weitem schwärmerische Blicke zugeworfen. Später dann, als er etwas älter war, hatte Stiles regelmäßig bei jenen Basketballspielen in den Zuschauerrängen gesessen, bei denen Derek Hale auf dem Spielfeld gestanden hatte, dabei interessierte er sich im Grunde überhaupt nicht für dieses Spiel. Oder überhaupt für Sport.
 

Das alles war schon so wahnsinnig lange her, also warum hatte Stiles von diesen, im Grunde fremden Menschen geträumt?

Und warum war er jetzt hierher gekommen?

Das machte doch überhaupt keinen Sinn?
 

Stiles war rational natürlich vollkommen klar, dass die Ruine mit Sicherheit einsturzgefährdet war, dennoch musste er in dieses Haus hinein! Er musste es einfach sehen!
 

Das Holz unter seinen Füßen knarrte, als er auf die Tür zutrat, von welcher die rote Farbe bereits beinahe vollständig abgeblättert war. Er drückte die Klinke herunter und erwartete im Grunde nicht, dass sie sich öffnen lassen wurde, doch zu seiner Überraschung schwang sie mühelos auf, also trat er vorsichtig ein.

Hier drinnen roch es nach modrigem Holz, doch man nahm zugleich immer noch einen leichten Brandgeruch wahr.

Stiles blickte sich um und er musste schlucken: Das war doch überhaupt nicht möglich? Abgesehen von der Verwüstung, welche das Feuer angerichtet hatte, sah es hier drinnen genauso aus wie in seinem Traum! Das Esszimmer, in welchem er empfangen worden war, war genau dort, wo es sich auch in seinem Traum befunden hatte und da war auch die gleiche lange Tafel, dieselben Stühle und Einrichtung, oder zumindest, was davon übriggeblieben war. Wie hatte er das wissen können?

Fieberhaft dachte Stiles über eine Erklärung dafür nach, warum er sich im Schlaf an einen Ort erinnern konnte, den er in der Realität noch nie betreten hatte?
 

„C.G.Jung!“ sagte er zu sich selbst: „Die Theorie des Kollektiven Unbewussten. Im Traum habe ich Zugang zu einer Realität erhalten, die ich gar nicht persönlich erlebt haben muss. Ist doch vollkommen logisch!“

Zumindest in Stiles fiebrigem Kopf klang das irgendwie einleuchtend und es beruhigte ihn ein wenig. Wenn Stiles gerade fähig gewesen wäre, noch einmal vollkommen rational darüber nachzudenken, dann hätte diese unsinnige Theorie seinen Überlegungen natürlich niemals standhalten können.
 

Stiles schaute sich weiter um. Der vordere Teil des Hauses war noch relativ unbeschädigt, während nach hinten hin teilweise nur noch Rudimente der Fassade stehen geblieben und sämtliches Mobiliar unter den Trümmern des Daches und der Wände begraben waren.
 

Stiles entdeckte die Treppe zum Keller und ohne groß darüber nachzudenken, wie gefährlich das möglicherweise war, stieg er die knarzenden Stiegen hinab in die Dunkelheit. Er erschrak beinahe zu Tode und stieß einen kleinen Schrei aus, als plötzlich ein paar aufgescheuchte Fledermäuse an ihm vorbei nach oben flatterten und er zückte sein Handy, um es als Taschenlampe verwenden zu können.

Der Weg in den Kellerraum führte durch eine massive Stahltür, welche halboffen stand. Irgendwer hatte sie offenbar mit sie mit sehr viel Gewalt vor langer Zeit aufgebrochen.

Stiles trat ein und im selben Moment wurde er nahezu überrannt von Eindrücken.

Hier waren sie gestorben!

Er hatte keine Ahnung, wie er das wissen konnte, doch es gab für ihn daran nicht den geringsten Zweifel. Es war, als hätten sich die Panik, das Geschrei, der Schmerz und der Todeskampf für immer als emotionales Echo in diese Mauer eingebrannt. Die Mörder mussten die Familie hier eingeschlossen haben, ehe sie das Feuer gelegt hatten. Keiner von ihnen hatte auch nur die Spur einer Chance zu entkommen, weder durch die Tür, noch durch die, mit dicken, eingemauerten Stahlstangen vergitterten Fenster.

Es war einfach teuflisch!

Erst als man kam um ihre Leichname zu bergen, hatte man die Stahltür aufgebrochen. Da war das Feuer bereits seit Tagen erloschen gewesen.
 

Stiles sah all dies in lebhaften Bildern vor seinem inneren Auge, als sei es eine eigene Erinnerung: Er spürte die Hitze, den beißenden Rausch, den Mangel an Sauerstoff, die Verzweiflung und die Todesangst, als würde es jetzt gerade geschehen.

Als würde es IHM geschehen.

Tränen rannen über sein Gesicht. Er ertrug es einfach nicht mehr und musste hier RAUS!
 

Als er wieder an der Stahltür anlangte, erkannte er etwas, was eigentlich gar nicht dort sein dürfte. Dort waren Spuren, wie von Fingernägeln, die versucht hatten, sich den Weg ins Freie zu kratzen, nur war das vollkommen unmöglich, denn menschliche Nägel würden nicht einmal oberflächliche Kratzer auf Stahl hinterlassen, doch hier waren tiefe Spuren zu sehen.

Und dann fiel Stiles noch etwas auf: Auch an der Außenseite der Tür gab ein diese Spuren?

Jemand von der Familie war nicht mit den anderen eingesperrt gewesen und hatte verzweifelt versucht, sie zu befreien und zu retten.
 

Er hatte es nicht geschafft.
 

Beinahe zärtlich strich Stiles über die Kratzer.
 

Nachdem Stiles das Haus verlassen hatte und wieder an der frischen Luft und im hellen Sonnenschein stand, spürte er plötzlich eine enorme Erschöpfung. Sein Fieber musste wieder gestiegen sein. Er machte sich auf wackligen Beinen auf den Weg zurück nachhause, doch bereits nach einem halben Kilometer musste er sich eingestehen, dass er es nicht schaffen würde, also rief er seinen Dad an, damit dieser ihn mit dem Wagen abholen würde:
 

„Was hast du dir nur dabei gedacht, so weit wegzugehen? Und wie siehst du überhaupt aus, Junge? Du bist ja ganz dreckig? Ist das Ruß?“
 

„Tut mir leid, Dad. Ich war wohl in Gedanken und bin weiter gelaufen, als mir bewusst gewesen ist.“ murmelte Stiles, schloss erschöpft die Augen und ließ die Fragen zu seinem Äußeren unbeantwortet.
 

Noah Stilinski gab ein genervtes Brummen von sich, doch er insistierte nicht weiter, angesichts des desolaten Zustandes seiner ungezogenen Brut.
 

Wieder Zuhause wurde Stiles wieder in seinen Pyjama und mit diesem dann auch ins Bett gesteckt. Er bekam eine Aspirin, einen Becher widerlichen, bitteren Tee und eine Wärmflasche verabreicht und schlief daraufhin bis zum nächsten Morgen durch.
 

Er hatte ein weiteres Mal viel und lebhaft geträumt, doch er erinnerte sich beim Erwachen nicht mehr an die Einzelheiten, lediglich daran, dass es wieder einmal um die Hale-Familie gegangen war.
 

Nach den vielen Stunden Schlaf fühlte Stiles sich bereits wieder wesentlich besser; erholt und gesund. Er nahm das Thermometer vom Nachttisch und stellte erleichtert fest, dass seine Temperatur wieder im Normalbereich lag.

Sein Vater traute dem Frieden natürlich noch nicht und verlangte, dass Stiles sich einen weiteren Tag schonte. Erst danach war es dem Sohn allmählich wieder erlaubt, zu tun und zu lassen, was er wollte.
 

Und was Stiles wirklich wollte, waren Antworten!



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