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Rosa Rosen

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Zu Ostern bekommt ihr eine neue Geschichte - und diese widme ich Linchen-86 und Ariana

Viel Spaß allen beim lesen und euch allen ein wunderschönes Ostern :)

Eure Tasha :3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo miteinander :)
da bei uns gestern halligalli war, bekommt ihr das vierte Kapitel heute :)
viel Spaß beim lesen ^^

Liebe Grüße
eure Tasha Komplett anzeigen

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~.~.1.~.~

“Hey großer Bruder”, begrüßte Takeru seinen Bruder, der ihm gerade die Wohnungstüre geöffnet hatte.

“Kleiner, schön dass du kommen konntest.” Yamato grinste den Jüngeren an und schlug ihm auf die Schulter.

Takeru erwiderte das Grinsen, hängte seine Jacke an die Garderobe und tauschte die Turnschuhe gehen Hausschuhe. Dann folgte er Yamato in das Wohnzimmer der Wohnung, die dieser zusammen mit seiner Freundin bewohnte.

“Also, was war denn so dringend, dass du meine Hilfe brauchst?”, fragte er.

Yamato sah ihn über seine Schulter an. “Warten wir noch kurz auf Tai, ja? Dann muss ich es nur einmal sagen.”

Takerus Augenbrauen hoben sich. “Dann muss es ja wirklich etwas wichtiges sein.”

Der Blick des Älteren wurde unergründlich. “Vermutlich schon”, murmelte er, sagte aber nichts weiter zu dem Thema. “Willst du was zum trinken?”, fragte er stattdessen.

“Ein Wasser wäre nicht schlecht.”

“Kommt sofort.”

Takeru lief durchs Wohnzimmer und sah die Fotos an, die Sora aufgehängt hatte. Viele davon hatte seine eigene Freundin gemacht. Und dass nicht Yamato diese an die Wand gehängt hatte, war irgendwie klar. Würde Sora nicht mit hier wohnen, dann würde es vermutlich ziemlich kahl und ungemütlich aussehen.

“Hier, dein Wasser.” Yamato stellte ein Glas auf den Couchtisch. In dem Moment klingelte es.

“Taichi scheint gar nicht so spät dran zu sein”, stellte Takeru mit einem Blick auf die Uhr fest. Keine zehn Minuten nach ihm.

Yamato grinste schief und hob seine Schultern. “Ich habe dich erst eine halbe Stunde später bestellt. Mir war klar, dass das sonst nichts wird.”

Takeru lachte auf, während sein Bruder zur Wohnungstüre ging. Ein paar Minuten später hörte man die Stimme desjenigen, auf den sie noch gewartet hatten.

“Hey T.K.”, begrüßte Taichi den Jüngeren, als er ins Wohnzimmer kam.

“Hey Tai”, erwiderte dieser die Begrüßung.

Der wand sich an den Wohnungsherren. “Als du angerufen und gemeint hast, dass es etwas wirklich dringendes und wichtiges ist, habe ich auch gleich noch etwas zu trinken mitgebracht.” Er öffnete die Tasche, die er dabei hatte und holte erst einen Sixer Bier hervor. “Etwas zu trinken. Und falls das nicht reicht und zu schwach ist …” Erneut ein Griff in die Tasche. “Dann habe ich hier auch noch etwas stärkeres.” Eine Flasche Whiskey fand ihren Platz auf den Couchtisch. “Und dann noch etwas zum knappern.” Ein paar Chipstüten und Gummibärchen folgten der Whiskeyflasche. Takeru hoffte sehr, dass diese nicht unter der Whiskeyflasche transportiert worden waren, denn dann würden sie nur noch Chipskrümel bekommen.

Yamato seufzte auf. Irgendwie war das zu erwarten gewesen. “Ich hole Schüsseln und Gläser”, murmelte er, um anschließend erneut in der Küche zu verschwinden.

“Ich brauche nichts weiter zu trinken. Mein Wasser reicht mir”, erklang die Stimme seines Bruders.

“Was heißt das denn? Wasser alleine reicht nicht aus!” Taichi hatte sich dem Jüngeren zugewandt, während Yamato alles weitere besorgte.

“Lass ihn, es ist seine Entscheidung, was er trinken will!”, richtete er an seinen besten Freund, als er zurück ins Wohnzimmer kam, wo Taichi Takeru eine Dose Bier entgegen hielt, die dieser jedoch nicht annahm.

Taichi sah seinen besten Freund an. “Hey, das ist ein Bier! Ich habe ihn nicht gezwungen, die Whiskeyflasche leer zu trinken. Nur das Bier hier.”

“Alleine seine Entscheidung!”, wiederholte Yamato.

Taichi blinzelte noch kurz, ehe er das Bier wieder auf den Tisch stellte. “Na gut, bleibt mehr für mich …”, murmelte er und griff stattdessen nach einer Chipspackung. Noch während er diese aufriss hielt Yamato ihm bereits die Schüssel entgegen.

“Also großer Bruder, was ist denn, dass du uns gerufen hast?”, fragte Takeru, lehnte sich auf dem Sofa zurück und nahm einen Schluck seines Wassers.

Yamato ließ sich auf den Sessel sinken, der ebenfalls im Wohnzimmer stand. Er kaute unruhig auf seiner Unterlippe herum.

Takeru legte seinen Kopf schief, als keine Antwort kam und auch Taichi sah fragend auf.

Yamato atmete tief ein. “Was denkt ihr dazu, wenn ich Sora einen Antrag machen würde?”
 

~.~.~.~.~
 

“Glaubt ihr mir das?” Mimi fuchtelte wild mit ihren Händen herum.

Sora und Hikari wechselten einen kurzen Blick miteinander, ehe sie ihre Freundin wieder ansahen, die durch das Wohnzimmer lief und dabei bisher die Arme vor ihrem Oberkörper verschränkt gehalten hatte.

Sora zog ihre Beine unter ihren Körper, so dass sie im Schneidersitz auf dem Sofa ihrer besten Freundin saß. “Findest du es wirklich so wichtig?”, fragte sie nachdenklich. Sie hatte sich bisher noch gar nicht so viele Gedanken über dieses Thema gemacht, wie Mimi das gerade tat.

“Natürlich! Hallo? Tai und ich sind schon über fünf Jahre ein Paar und sogar die da”, ein Fingerzeig auf Hikari, die neben Sora auf dem Sofa saß und nun zusammen zuckte, “ist schon weiter als ich! Dabei ist sie jünger!”

“Naja, ich …”, fing diese an, brach ihren Satz ab und warf Sora einen hilfesuchenden Blick zu.

Diese legte ihr eine Hand auf den Unterarm, ehe sie zu Mimi sah. “Das ist was anderes, meinst du nicht auch? Takeru ist in vielen Sachen nunmal weiter als Tai …” Sora warf einen schnellen Blick zu Hikari, die ihren Kopf gesenkt hatte und versuchte ein Schmunzeln zu unterdrücken. Vermutlich war ihr Verlobter - und auch alle anderen - weiter als Taichi, in vielerlei Hinsicht. Ihr Bruder war doch noch oft sehr kindisch.

Mimi seufzte auf und ließ sich neben ihren Freundinnen auf das Sofa sinken. “Du hast ja recht”, murmelte sie. “Tai ist eben in vielen Dingen langsamer … und trotzdem …” Sie warf Hikari einen sehnsüchtigen Blick zu. “Ich hätte auch gerne das, was du hast.”

Der Jüngsten war klar, was Mimi mit ihrer Aussage meinte. Sie warf einen Blick auf ihre linke Hand, an deren Ringfinger ein silberner Ring glitzerte. Ein verliebtes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Damit hatte sie nicht gerechnet. Weder mit der Frage, noch damit, dass Takeru sie schon so früh fragen würde. Doch er hatte es getan. Er hatte ihr gesagt, dass es für ihn nie etwas klareres als sie und ihr gemeinsames Leben gegeben hatte. Und natürlich hatte es für sie nie eine Antwort als die eine gegeben. Sie waren beide jung gewesen und es hatte für einige seltsame Blicke gesorgt, aber schlussendlich freuten sich alle mit ihnen.

“Lass Taichi ruhig Zeit”, richtete sie dann an ihre Freundin. “Du weißt, dass mein Bruder bei manchen Sachen eben länger braucht. Er macht keine Dinge einfach so … wobei, vergiss es, das stimmt nicht. Aber bei so wichtigen, lebensverändernden Dingen braucht er seine Zeit.”

Dieses Mal war es Sora, die ihr Schmunzeln kaum unterdrücken konnte. Sie riss sich zusammen, ehe sie zu Mimi sah. “Du solltest ihn nicht unter Druck setzen, sonst wird er das niemals machen.”

Mimi runzelte ihre Stirn und sprang erneut auf. “Ich will aber nicht ewig warten, bis Tai seinen Hintern hoch bekommt. Ihr wisst doch, dass er so oft wie auf den Kopf gefallen ist!”

Sora und Hikari nickten. In diesem Fall hatte Mimi leider recht. Taichi war nicht dumm … das nicht, sonst hätte er nicht Politikwissenschaften studiert, aber bei vielen anderen, auch alltäglichen Dingen war er nicht so ganz bei der Sache … Vermutlich hatte er sich über das, worüber Mimi sich den Kopf zerbrach, noch nicht einmal Gedanken gemacht. So war er einfach nicht. Er lebte lieber in den Tag hinein, als zu planen. Daher war es ja erst recht gut, dass er Mimi an seiner Seite hatte. Und das schon seit fünf Jahren, so wie sie vorher gesagt hatte.

Die junge Frau hatte ihre Wanderung durchs Wohnzimmer wieder aufgenommen, während Sora und Hikari sie weiterhin beobachteten. Plötzlich blieb Mimi wie angewurzelt stehen. Aufgeregt drehte sie sich zu ihren Freundinnen um, in ihren Augen ein Leuchten. “Ich habe es!”, rief sie laut auf.

Die beiden anderen blinzelten verwirrt über den Stimmungsumschwung und sahen sich wieder an, ehe sie ihre Blicke zurück auf Mimi richteten.

“Was meinst du?”, fragte Sora nach.

Mimi grinste breit. “Ich warte nicht, bis Tai mich fragt, sondern ich frage ihn einfach selbst, ob er mich heiratet!”

~.~.2.~.~

Yamato sah unsicher zwischen seinem Bruder und seinem besten Freund hin und her. Erst reagierte keiner der beiden und er bemerkte, wie er immer unsicherer wurde. Er hatte doch auf eine Reaktion der beiden gehofft. Eine Reaktion, eine Meinung. Einfach das, was sie dazu dachten. Und sonst waren sie doch auch nicht auf den Mund gefallen, am allerwenigsten Taichi!

Auf Takerus Gesicht erschien ein Lächeln, während er seinen Bruder ansah.

Taichi sah Yamato jedoch mit großen Augen ungläubig an. Seine Hand war mit Chips zwischen der Schüssel und seinem Mund stehen geblieben. “Was willst du?”, fragte er nach.

Takeru lächelte seinen Bruder immer noch an. “Ich finde das eine schöne Idee. Sora ist sowieso schon so etwas wie meine Schwester und dann wäre sie das sogar fast offiziell.”

“Naja … wäre sie deine Schwester, dann wäre sie auch meine und darüber will ich eigentlich nicht nachdenken”, erklärte Yamato, woraufhin der Jüngere abwinkte.

“Du weißt, wie ich das mit Schwester meine. Sie ist für mich eben mehr als nur deine Freundin. Sie ist für mich schon lange ein Teil meiner Familie.”

Yamato nickte auf die Aussage. takeru kannte Sora wirklich schon sehr, sehr lange. Auch schon, bevor er und die junge Frau ein Paar geworden waren.

“Du willst heiraten!”, brachte Taichi in dem Moment hervor.

Sein bester Freund verdrehte seine Augen. “Du hast echt eine lange Leitung. In der Zeit, bis du verstanden hast, was ich vorher zu euch gesagt habe, haben Sora und ich bereits fünfhundertmal geheiratet”, grummelte er. Warum hatte er seinen besten Freund eigentlich hergeholt? Der verstand das ganze doch sowieso nicht! Okay, er war sein best man und er sollte sein Trauzeuge werden, wenn Sora ja sagen würde, doch trotzdem. Manchmal war Taichi sehr anstrengend.

“Was erwartest du denn auch für eine Reaktion auf so eine Aussage? Das muss ich eben auch erstmal verdauen!”, entgegnete Taichi beleidigt.

Yamato erstarrte. “Meinst du etwa … hältst du es für eine dumme Idee?”, fragte er auf die Aussage seines besten Freundes verunsichert nach.

Sofort schüttelte Taichi ernst seinen Kopf. “Nein, nein. Das will ich ziemlich sicher nicht sagen! Du und Sora, das soll so sein. So wie”, sein Blick wanderte zu Takeru, ehe er auf ihn deutete und zu Yamato zurück sah, “der da und meine Schwester. Wobei die ja ordentlich vorgelegt haben.” Seine Augenbrauen hoben sich und wieder sah er zu dem Jüngeren.

Der zog seinen Kopf ein. “Hey, ich habe vorher extra bei deinen Eltern um ihre Hand angehalten. Und sogar mit dir habe ich vorher geredet. Das war keine Kurzschlussentscheidung.”

Taichis Augenbrauen hoben sich noch weiter. “Wehe, wenn das eine Kurzschlussentscheidung war!”

Sofort schüttelte Takeru seinen Kopf. “Niemals!”

Nun grinste der Ältere, ehe er wieder zu seinem besten Freund sah. “Ich finde es eine gute Idee. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass Sora dich nicht heiraten würde wollen. Wenn du sie fragst, dann sagt sie auf jeden Fall ja!”

Yamato atmete erleichtert aus. Genau das hatte er hören wollen. Die Zustimmung von zwei der wichtigsten Personen in seinem Leben tat ihm gut.

“Und wie können wir dir nun helfen?”, fragte Takeru und sah seinen Bruder an.

Der zuckte mit seinen Schultern. “Bei … bei allem?”, fragte er. “Ihr wisst ja”, verlegen sah er zur Seite, “ich bin nicht so der Romantiker.”

“Bist du wirklich nicht!”

Yamato sah seinen besten Freund böse an. “Aber du!”

“Sicherlich mehr als du!”

“Klar! Bei dir ist romantisch, wenn du nach fünf Tagen endlich mal den Abwasch machst.”

“Stimmt doch überhaupt nicht!”

Takeru seufzte auf, während er den beiden Streithähnen lauschte. Das konnte ja etwas werden. Er sah zu seinem Bruder. “Was hast du dir denn gedacht, großer Bruder? Was sollen wir vorbereiten, wie sehen deine Überlegungen bisher aus?”

Yamato verstummte und sah zu Takeru. Ein breites Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Er wusste doch, dass er sich auf ihn verlassen konnte. Und auf Taichi? Sein Blick glitt zurück zu seinem besten Freund. Okay, er wusste, dass er sich auch auf ihn verlassen konnte.
 

~.~.~.~.~
 

“Wie?”

“Dein ernst?”

Sora und Hikari starrten Mimi ungläubig an, die vor ihnen stand und ihre Freundinnen begeistert ansah.

“Natürlich! Das ist doch die Lösung! Tai wird noch ewig brauchen, bis er mich endlich fragt ob ich ihn heiraten möchte. Und ehe ich total enttäuscht bin und das nachher an ihm auslasse, dann frage ich ihn einfach selbst. Dann kann er mich auch nicht mit einem total unromantischen Antrag enttäuschen. Damit komme ich doch sicherlich auch ihm entgegen!”

“Hältst du das wirklich für eine gute Idee?”, hakte Sora vorsichtig nach.

Mimi zog ihre Augenbrauen zusammen. “Warum? Was meinst du damit?”

Sora und Hikari wechselten einen schnellen Blick, ehe sich Hikari an die Ältere wand.

“Bist du nicht enttäuscht, wenn nicht Taichi dich fragt? Nicht, dass jetzt du ihn fragst und ihm das dann vielleicht mal vorwirfst.” Die Jüngere wollte nicht, dass so etwas die Beziehung von ihrem Bruder und ihrer Freundin belastete. Sie wollte, dass beide glücklich waren. Auch miteinander.

Mimi schüttelte ihren Kopf. “Nein, auf keinen Fall. Ich will Tai ja heiraten. Ich will mit ihm mein Leben verbringen. Und ihr müsst ehrlich sein, da stimmt ihr mir sicher zu. Bis er mir einen Antrag macht, vergehen noch Jahrhunderte! Ich übertreibe da nicht.”

Dem konnten die beiden anderen Anwesenden tatsächlich nicht widersprechen. Taichi würde wirklich noch einige Zeit benötigen, bis er auf diesen Punkt kommen würde.

“Wo sie recht hat”, stimmte Sora achselzuckend zu.

Hikari nickte schmunzelnd und wand sich dann ihrer Freundin zu. Sie freute sich darüber, denn sie liebte ihren Bruder und er und Mimi waren ein tolles Paar, auch wenn sie öfter stritten. Doch selbst diese kleinen Streitereien, das waren keine schlimmen Streitereien. So waren die beiden eben, es gehörte zu ihrer Beziehung dazu.

“Hast du schon eine Idee?”, fragte sie und lächelte ihre Freundin und baldige Schwägerin an. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Taichi nein zu Mimi sagen würde.

Mimi ließ sich wieder auf das Sofa sinken und sah nachdenklich zu der Schwester ihres Freundes und hoffentlich bald-Verlobten. “Hmm … ich weiß es ehrlich gesagt nicht.”

“Du würdest ihn glücklich machen, wenn er den ganzen Abend über zocken und futtern könnte.” Hikari grinste.

“Genau, und den Ring in die Chips werfen.” Sora lachte auf.

“Den würde er sofort schlucken. Er kaut ja kaum.” Hikari bestätigte ihre eigene Aussage durch ein Nicken.

“Oder einen Schokoladenkuchen backen, in den der Ring eingebacken wird.”

“Aber auch in diesem Falle würde er den Ring schlucken.”

Hikari und Sora stellten sich lachend die verschiedenen Szenarien vor.

Mimi war wie erstarrt, dann nickte sie. “Das ist es!”

“Was meinst du?” Sora sah ihre beste Freundin fragend an.

Mimi nickte strahlend. “Wir machen es so ähnlich wie ihr sagt. Ich koche ihm sein Lieblingsessen und backe ihm seinen Lieblingskuchen, eben einen Schokoladenkuchen. Und ich dekoriere die ganze Wohnung mit Rosen und Kerzen. Und dann beim Nachtisch frage ich ihn, ob er mich heiraten will. Und natürlich brauchen wir auch noch einen Ring.”

Sora runzelte ihre Stirn. “Du willst dir deinen Ring kaufen? Und er soll ihn dir dann geben?”

Mimi nickte. “Zu einer Verlobung gehört immer ein Ring!”

“Aber sollte dir den nicht Tai kaufen?” Hikari sah ihre Freundin nachdenklich an.

“Weißt du was?” Sora legte Mimi eine Hand auf den Unterarm. “Auch da finden wir eine Lösung. Machen wir uns doch einfach mal die Gedanken, wie der perfekte Antrag für euch beide aussehen könnte, so dass wir die perfekte Mischung für euch finden.”

~.~.3.~.~

“Hast du dir schon eine Vorstellung gemacht?”

Takeru trat neben seinen Bruder. Dieser stand vor dem Schaufenster eines Juweliers und sah auf die unterschiedlichen Dinge, die dort ausgestellt waren. Es waren Eheringe, Verlobungsringe, sonstige Schmuckstücke. Und er merkte, wie schon alleine diese Aufgabe sein Herz zum schneller schlagen brachte.

Er, sein bester Freund und sein Bruder hatten zusammen den perfekten Plan für die Verlobung ausgetüfftelt. Er würde ein perfektes 5-Gänge-Menü zusammenstellen und kochen. Beim Nachtisch würde er Sora dann um ihre Hand bitten. Die Wohnung wollte er mit Kerzen und Rosen dekorieren. Von oben bis unten. Er würde es abends machen, dann wäre es dunkel und er konnte die Wohnung durch die Kerzen in romantisches Licht hüllen. Er würde von der Wohnungstüre bis zum Wohnzimmer eine Spur aus Kerzen und Rosen legen. Sie würde so vermutlich gleich wissen, was los war, aber er war sich sicher, dass es ihr gefallen würde. Sora war nun nicht die romantischste Person, genauso wie er. Doch er wollte, dass dieser Abend, dieser Antrag unvergesslich für sie bleiben würde. Er wollte, dass sie sich immer daran erinnern würde. Und das würde sie sicherlich.

“Matt?”

Der Angesprochene zuckte zusammen. Er war so in seinen Gedanken gefangen gewesen, dass er gar nicht gehört hatte, dass sein Bruder ihn etwas gefragt hatte. “Was?”

Takeru lachte leise auf. Er konnte den Älteren verstehen. Als er damals den Ring für Hikari ausgesucht hatte, war er auch nervös gewesen. Nicht nur den Ring auszusuchen. Alles. Ihre Eltern und Taichi zu fragen, den Ring auszuwählen, den Antrag vorzubereiten, der ganze Tag dann. Und dann, in dem Moment, als er Hikari gefragt hatte, in dem Moment war die ganze Anspannung weg gewesen. Denn ihm war klar gewesen, dass er sein Leben mit ihr verbringen wollte. Er wollte sie an seiner Seite haben, für immer. Und die Gewissheit, dass er sie so sehr liebte, die hatte ihn ruhig werden lassen. Und zum glücklichsten Menschen der Welt, als sie ja gesagt hatte. Er warf Yamato lächelnd einen Blick zu.

“Ich hatte wissen wollen, ob du dir denn schon Gedanken gemacht hast, was den Ring angeht. Ob du schon weißt, welcher Ring zu Sora passt.”

Yamato runzelte seine Stirn, ehe er seinen Kopf schüttelte. “Nein, überhaupt nicht. Eigentlich ist sie nicht die Person, die Schmuck trägt. Sie hat nie Ringe an. Sie hat zwar einen von ihrer Oma, der ihr auch passt, aber selbst der liegt nur in einer Schatulle auf ihrem Nachttisch. Sie trägt ihn nicht. Ich denke also …” Nachdenklich sah er wieder die Ringe im Schaufenster an. “Ich denke, dass es nichts zu ausgefallenes sein darf. Ein schlichter Ring, etwas, das nicht zu sehr auffällt, so dass sie ihn auch gerne trägt. Was meinst du?” Ein schneller Blick zu dem Jüngeren.

Der nickte. “So würde ich sie auch einschätzen. Also? Sollen wir rein? Oder willst du noch auf Tai warten?”

Yamato seufzte auf. Warum war immer darauf Verlass, dass auf Taichi kein Verlass war? “Ich denke, wir warten noch fünf Minuten. Und wenn er dann nicht da ist, dann gehen wir ohne ihn rein.”

Takeru nickte schmunzelnd. Hoffentlich würde Taichi bei seiner und Yamatos Hochzeit wenigstens pünktlich sein. Hikari würde ihrem Bruder den Hals umdrehen, Sora ebenfalls, wenn dieser bei ihren Hochzeiten zu spät kommen würde. Er hoffte also, dass sein zukünftiger Schwager zumindest an diesem Tag die Uhr im Blick hatte.
 

Ein paar Minuten später war Taichi tatsächlich da. Gemeinsam betraten die drei jungen Männer den Juwelier. Taichi sah sich neugierig um, während Yamato und Takeru auf eine Verkäuferin oder einen Verkäufer warteten. Takeru hatte den Verlobungsring für Hikari damals auch hier bei diesem Juwelier gekauft und konnte nur Gutes berichten. Daher hatte er diesen auch seinem Bruder empfohlen.

“Kann ich ihnen helfen?”

Die Brüder drehten sich zu der Verkäuferin um, die auf sie zugekommen war.

Yamato trat auf sie zu. “Ich brauche einen Ring …”, antwortete er. Er spürte seine schweißnassen Hände und strich sie nervös an seiner Hose ab.

“Ah, ein Ring. Ein spezieller Anlass?” Die Verkäuferin lächelte Yamato an. Dieser räusperte sich.

Takeru unterdrückte ein Lachen und stieß seinem Bruder leicht seinen Ellenbogen zwischen die Rippen. “Mein Bruder will seiner Freundin einen Antrag machen”, erklärte er dann, als Yamato kein weiteres Wort hervor brachte.

Die Verkäuferin schmunzelte leicht. War dem jungen Mann die Nervosität doch anzumerken. “Das ist doch ein schöner Anlass. Dann kommen Sie doch bitte mit mir mit.”
 

Sie ging vor den Brüdern zu einer Theke und stellte sich dahinter. Yamato und Takeru stellten sich davor. Gleich darauf stand auch Taichi neben ihnen, der das Prozedere neugierig mit verfolgte.

Die Verkäuferin sah Yamato an. “Haben Sie sich schon Gedanken gemacht, was ihrer Freundin gefallen könnte?”

Yamato sah kurz zu seinem Bruder und lächelte leicht. Zum Glück hatte dieser ihn schon gefragt, ansonsten wäre er vermutlich noch verunsicherter gewesen. “Meine Freundin ist eher der schlichte Typ. Sie trägt sonst keinen Schmuck. Daher wäre vermutlich auch ein schlichter Ring das richtige.”

“Das hört sich schon einmal nach einer Richtung an. Weiß- oder Gelbgold?”

Yamato zog seine Augenbrauen zusammen. “Ich weiß nicht genau.”

“Das ist nicht schlimm. Dann schauen wir einfach mal beide Farben an. Mit Stein oder ohne?”

“Sie meinen einen Diamanten?” Ein fragender Blick zur Verkäuferin. Die lächelte wieder.

“Wir haben echte Diamanten oder auch nur Zirkon. Das sind günstigere Steine.”

Yamato sah auf. “Ich weiß zwar noch nicht, ob ein Stein das richtige für Sora ist, aber wenn, dann einen echten Diamanten. Sie hat etwas echtes verdient.”

Die Verkäuferin nickte. “Gut, dann zeige ich Ihnen ein paar Ringe und wenn nichts dabei ist, hole ich die nächsten.”

Yamato nickte. Er war immer noch nervös. Hoffentlich würde er den richtigen Ring finden.

Die Verkäuferin stellte zwei Tabletts mit Ringen auf den Tisch.

“Der da!” Taichi deutete sofort auf einen Ring. Yamato und Takeru runzelten ihre Stirn und sahen ihren Freund an. Der hob seinen Kopf. “Was?”

“Das passt nicht unbedingt zu dem, was Ihr Bekannter gerade gesagt hat”, brachte die Verkäuferin hervor.

Taichi blinzelte und sah auf den Ring hinab, auf den er deutete. Dieser war aus Weißgold und mit zahlreichen Steinen besetzt, die einen größeren in der Mitte umrahmten.

Die Verkäuferin schmunzelte. “Eigentlich wollte ich diesen noch aufräumen, da er falsch einsortiert ist.” Ihr Blick wanderte zu Yamato zurück. “Oder denken Sie, dass der Ring zu ihrer Freundin passen könnte.”

Yamato erwiderte den Blick kopfschüttelnd. “Nein, das ist nicht Sora.”

“Gut, dann schauen wir doch mal, was zu ihr passen könnte.”
 

Eine halbe Stunde später standen die drei jungen Männer vor dem Juwelier. Yamato hielt eine kleine Tüte in der Hand, in deren Inneren sich eine Schatulle mit einem schmalen, gelbgoldenen Ring befand. Auf diesem waren sogar fünf Diamanten angebracht. Einem etwas größeren, wenn auch immer noch klein genug, in der Mitte und die jeweiligen zwei noch kleiner werdenden daneben. Als er diesen in der Hand gehalten hatte, war er sich sicher gewesen, dass es der richtige Ring für Sora war.

“Danke für eure Hilfe”, richtete er an seine Begleitung.

Taichi schlug ihm auf die Schulter. “Immer doch.”

Auch Takeru nickte. “Taichi hat schon recht. Immer doch. Immerhin bist du auch für uns immer da.”

Yamato lächelte. Er war froh, die beiden Männer an seiner Seite zu haben.

“Ach Mist!”, erklang Taichis Stimme und schon sahen beide ihn an.

“Was ist los?” Yamato runzelte seine Stirn.

Sein bester Freund zog seinen Kopf zwischen die Schultern. “Ich muss meinen Geldbeutel und mein Handy drinnen auf der Verkaufstheke liegen lassen haben. Könnt ihr kurz warten?”

Während Yamato die Augen verdrehte, nickte Takeru. Gleich darauf war Taichi wieder im Juwelier verschwunden. Es dauerte einige Minuten, dann kam er zurück.

“Warum hast du jetzt denn so lange gebraucht?”, beschwerte Matt sich.

Sein bester Freund zuckte mit seinen Achseln. “Entschuldige bitte! Die Verkäuferin hat noch mit mir geredet. Und es wäre ja unhöflich, dann einfach zu gehen.”

“Naja, unhöflich kannst du ja auch öfter!”

“Was soll das denn jetzt schon wieder heißen?”

Takeru stöhnte leise auf und stellte sich zwischen die Streithähne. “Okay, gehen wir einfach zu dem Blumenladen und bestellen die Rosen, ja? Ansonsten kommen wir heute nicht mehr weiter.”

Yamato und Taichi musterten sich noch einen Moment, ehe sie nickten und dem Jüngsten folgten.

~.~.4.~.~

Mimi rannte aufgeregt durch Taichis und ihre Wohnung. Heute war der große Tag! Sie hatte an der Universität extra einen Tag frei gemacht. Okay, das war vielleicht nicht ganz korrekt. Sie schrieb ihre Abschlussarbeit, da konnte sie auch einen Tag aussetzen. Taichi arbeitete bereits fast ein halbes Jahr, direkt nach seinem Abschluss hatte er angefangen. Und wenn er nachher von seinem heutigen Arbeitstag nach Hause kommen würde, dann würde sie ihn überraschen. Es gäbe sein Lieblingsessen und sie würde ihn verwöhnen. Und zum Nachtisch dann der Schokoladenkuchen. Diesen würde sie jetzt noch backen. Mit einem flüssigen Schokoladenkern. So liebte Taichi ihn. Und daher … Es sollte keine Bestechung sein … aber hoffentlich half es Taichi zu einer richtigen Entscheidung. Wobei sie ja eigentlich eher davon ausgehen sollte, dass er sie heiraten wollte, weil er sie liebte, nicht, weil sie gut kochen konnte. Wobei das vielleicht auch ein Grund war, dass er sie liebte. Mimi schüttelte ihren Kopf. Über was für einen Doofsinn dachte sie eigentlich nach? Das war jetzt eindeutig nicht die Zeit für so etwas. Sie hatte noch einen straffen Plan. Backen, kochen, aufräumen, dekorieren. Sie konnte ihren Kopf jetzt nicht mit anderen Sachen füllen! Sie ging in ihre Küche und griff nach ihrer grünen Küchenschürze, die sie sich überstreifte. Stimmt, duschen und frisch machen stand ebenfalls noch auf der To-Do-Liste. Sie musste sich wirklich ranhalten! Sie griff nach einer Schüssel und den Zutaten, die sie benötigte. Sie machte den Kuchen so oft, dass sie das Rezept auswendig kannte. Zudem hatte sie selbst ab und an etwas daran geändert, so dass es sowieso nicht mehr das Original war.
 

Mimi goss den Teig in die Form und stellte diese dann zur Seite. Sie würde den Kuchen erst nachher in den Backofen stellen, denn dann wäre er noch etwas warm, wenn sie ihn zum Nachtisch servieren würde. Ihr Blick wanderte über den restlichen Menü-Plan. Alles war soweit vorbereitet. Dann konnte sie sich jetzt um die Dekoration kümmern. Sie zog die Küchenschürze aus und räumte sie auf, dann ging sie ins Wohnzimmer, wo sie einen Blick auf die Uhr warf. Sora und Hikari würden ihr bald die Rosen bringen, die sie in einem Blumenladen bestellt hatte. Ihre Freundinnen würde ihr auch noch beim Dekorieren helfen, das hatten sie ihr versprochen.

Mimi fing an den Esstisch zu decken. Eine weiße Tischdecke, Platzteller, Teller und Besteck. Dazu Kerzen. Sie sah sich in ihrer Wohnung um. Ein paar ihrer Glasdekodiamanten passten doch auch gut dazu. Sie nahm diese von dem eigentlichen Platz in ihrer Wohnung und verteilte die Glassteine in verschiedenen Größen auf dem Tisch. Einen davon hielt sie an ihren linken Ringfinger und seufzte auf. Sie hatte für heute Abend keinen Ring. Sora und Hikari hatten sie dazu überredet, dass der Verlobungsringkauf trotzdem eine Sache von Taichi war und dass sie doch einfach in den nächsten Tagen gemeinsam zu einem Juwelier gehen sollten. Dann konnte sich Mimi auch den Ring aussuchen, der ihr gefiel und nicht Taichi irgendeinen kaufen lassen. Vermutlich würde er einen schmalen silbernen oder goldenen Ring mit einem aufgesetzten Stein kaufen, einen ganz simplen. Dabei hatte Mimi eine genaue Vorstellung davon, wie der Ring aussehen sollte. Deshalb wäre es an sich auch nicht dumm gewesen, wenn sie den Ring selbst gekauft hätte. Aber gut, wenn sie wenigstens mit könnte … das wäre auch schon einmal eine Lösung. Hikari hatte ihr gesagt, dass sie Takeru fragen würde, bei welchem Juwelier er ihren Ring gekauft hatte. Denn dieser war auch wunderschön, wenn auch simpel, aber er passte zu der Jüngeren. Eben ein schlichter silberner Ring mit aufgesetztem Diamanten. Hikari liebte ihren Ring. Und Mimi wollte ihren Ring ebenfalls lieben. Daher wollte sie mit entscheiden.
 

In dem Moment klingelte es an der Türe. Sofort drehte Mimi sich herum und riss die Türe auf. “Da seid ihr ja!”, rief sie laut.

Sora und Hikari, die mit den Armen voller Blumen vor ihr standen, schmunzelten, als sie die Aufregung ihrer Freundin bemerkten.

“Wir sind pünktlich”, richtete Sora an ihre beste Freundin, drückte dieser die Blumen in die Hände und zog sich ihre Schuhe aus, ehe sie Hikari deren Blumen abnahm, so dass auch diese ihre Schuhe wechseln konnte.

Mimi starrte die Blumen in ihren Armen an. Da stimmte doch irgendetwas nicht! Sie blinzelte, ehe es ihr klar wurde. “Die haben die falsche Farbe!”, rief sie panisch aus.

Sofort drehten Sora und Hikari sich herum. “Die falsche Farbe?”

“Ja! Wir haben rosa Rosen und keine roten bestellt!” Mimi wurde schier panisch. Alles ging schief! Nichts würde funktionieren! Taichi würde nein sagen! Und alles nur, weil sie die falschen Blumen geliefert bekommen hatte!

“Stimmt. Eigentlich hatten wir rosa Rosen bestellt”, stellte Sora jetzt erst fest. Sie musste zugeben, sie hatte nicht darauf geachtet. Sie waren in den Laden gegangen und hatten ihre Lieferung bekommen. An den Blumen war ein Namensschild gewesen, auf den Namen desjenigen, der die Rosen bestellt hatte.

“Bei den roten Rosen stand Yagami dabei”, erklärte Hikari das in diesem Moment. Die Jüngere hatte die Blumen auf ihren Namen bestellt.

“Aber … sie haben die falsche Farbe!”, gab Mimi in einer hohen Stimme von sich.

“Ach, rote Rosen sind doch das Zeichen der Liebe. Es ist sicher ein gutes Zeichen, dass du jetzt rote und keine rosa Rosen bekommen hast”, versuchte Sora ihre beste Freundin zu besänftigen und tätschelte dieser die Schulter.

“Das sehe ich wie Sora. Und auch rote Rosen sind wunderschön. Also komm, lass sie uns verteilen.” Hikari griff nach Mimis Arm und zog diese mit sich ins Wohnzimmer.

Dort verteilten die drei jungen Frauen die falschen Rosen und auch noch einige Kerzen. Wenn man nachher nur die Kerzen anzünden würde, dann wäre der Raum in ein wunderschönes Licht getaucht.

“Aber wenn Tai die Rosen sieht und erkennt, dass sie rot und nicht rosa sind …”, fing Mimi erneut an. Ihre Freundinnen stöhnten auf.

“Erstens wird es Tai nicht auffallen, immerhin wusste er nicht, dass es eigentlich rosa Rosen sein sollten. Und zweitens ist es in dem Licht nicht unbedingt erkennbar, welche Farbe die Rosen haben!”, sprach Sora ein Machtwort und hoffte, dass Mimi nun mit diesem Thema aufhören würde. Sie hatte keine Lust mehr, sich erneut anzuhören, dass die falsche Farbe der Rosen alles kaputt machen würde.
 

Hikari warf einen Blick auf ihre Uhr. “Mimi, du hast noch ungefähr eine Stunde, bis Tai nach Hause kommt. Sollen wir noch irgendetwas machen? Sonst würden wir uns langsam auf den Weg machen. Sora muss bei mir noch ein paar Sachen abholen. Und Takeru und ich wollen nachher noch zusammen weg gehen.”

Mimi erstarrte. Nur noch eine Stunde? Aber sie musste doch noch duschen, ihre Beine rasieren, eine Maske auflegen, sich danach eincremen und schminken. Dann noch ihre Haare … das alles in einer Stunde war doch viel zu knapp! Und der Kuchen! Der musste auch noch in den Ofen! “Alles erledigt, danke für eure Hilfe”, gab sie schnell von sich, um ihre Freundinnen so schnell wie möglich los zu werden. Sie schob die beiden kurzerhand in den Flur und drückte diese dort an sich. “Ihr findet den Weg raus? Super. Ich schreibe euch dann, wie es lief.” Und schon war sie weg.

Sora und Hikari sahen ihr verwirrt hinterher. Dann zuckten sie mit ihren Schultern. Sie kannten ihre Freundin und ihnen war klar, dass diese mehr als aufgeregt war.

“Na gut, gehen wir.” Sora griff nach ihren Schuhen und zog diese an.

Hikari tat es ihr gleich. “Kommst du dann gleich mit?”, richtete sie anschließend an die Ältere.

Die nickte. “Natürlich. Ich bin über die Stoffe dankbar, die du besorgen konntest.”

Hikari schmunzelte. “Immer gerne. Immerhin springt dabei auch ein Kleid für mich mit raus.”

“Und wer weiß, vielleicht ziehst du es ja zu deiner Hochzeit an.”

Hikari kicherte auf Soras Aussage. “Oder auf deine, wer weiß.”

Sora schüttelte schmunzelnd ihren Kopf. “Dazu müsste Matt mich erstmal fragen, ob ich ihn heiraten möchte. Und nach der Geschichte mit seinen Eltern”, sie zuckte mit den Schultern, “glaube ich nicht, dass er heiraten will.”

Hikari sah sie ernst an, während sie die Wohnung verließen und sich auf den Weg machten. “Denk immer daran, dass T.K. genau die gleiche Vorgeschichte hat wie Matt. Und er will heiraten. Also glaube ich, dass auch Matt heiraten will.”

Sora lachte auf und hakte sich bei ihrer jüngeren Freundin ein. “Ich denke, das bleibt abzuwarten. Und falls ich irgendwann nicht mehr warten will, dann kann ich es ja wie Mimi machen … und Matt einfach selbst fragen.”

~.~.5.~.~

Sora schloss umständlich ihre Wohnungstüre auf, vollgepackt mit Taschen und Tüten. Yuuko Yagami, Hikaris Mutter, hatte Stoffe besorgt, die sie ihrer Tochter gegeben hatte, damit diese sie an sie weitergab. Sora war dafür sehr dankbar. Sie konnte Stoffe immer gebrauchen um damit verschiedene Kleidungsstücke und auch Taschen, Kissenbezüge und anderes herzustellen. Sie hatte Hikari bereits vor einiger Zeit versprochen, ihr ein Kleid zu nähen. Und nun hatte Hikari einen Stoff gefunden, der ihr sehr gefallen hatte. Daher war Sora noch mit zu ihrer jüngeren Freundin gegangen und hatte deren Maße genommen. Dabei hatten sie sich verquatscht und sie war eine halbe Stunde später dran als normal. Yamato hatte sie dann auf dem Handy angerufen, wo sie denn bliebe. Daraufhin hatte Sora sich gleich auf den Weg gemacht. Irgendetwas schien zu sein, denn normalerweise würde er sie nicht so schnell anrufen, wenn sie etwas zu spät dran war.
 

Sora öffnete die Türe und blieb wie angewurzelt stehen, als ihr Blick in den Flur fiel. Ihr Blick huschte hin und her. Überall waren Kerzen und Rosenblätter verteilt. Ihr Herz begann schneller zu schlagen. War es etwa das, was sie sich dachte?

“Ich … ich bin da …”, rief sie mit zitternder Stimme. Sie ließ die Taschen sinken, darauf bedacht, dass sie diese nicht zu nahe an eine Kerze stellte. Die Stoffe würden sofort in Flammen stehen und das war nichts, was sie wollte.

“Sora, kommst du ins Wohnzimmer?”, erklang Yamatos Stimme.

Die Gerufene nickte, bis ihr klar wurde, dass ihr Freund sie gar nicht sehen konnte. “Ich komme”, rief sie und zog mit zitternden Händen erst ihre Jacke und anschließend ihre Schuhe aus. Dann folgte sie der Spur aus Kerzen und Rosenblättern. Im Wohnzimmer blieb sie erneut stehen. Dort erwartete Yamato sie neben einem festlich gedeckten Tisch. Sie sah sich verwirrt um. Ein ähnliches Bild hatte sie heute doch schon gesehen. Kerzen, Rosen … Verwundert runzelte sie ihre Stirn, ehe sie ihren Freund ansah. Der erwiderte ihren Blick unsicher. “Matt?”, fragte sie leise.

Dessen Hand verkrampfte sich um die Lehne des Stuhls, ehe er diesen nach hinten zog. “Würdest du dich setzen?”, bat er und deutete auf den Stuhl.

Sora nickte, ehe sie auf ihren Freund zuging. Direkt vor ihm blieb sie stehen und sah zu ihm auf. Sie konnte die Unsicherheit in seinem Blick sehen. Hatte er wirklich vor, das zu machen, was sie vermutete? Aber was sollte er sonst vorhaben?

In Yamatos Blick änderte sich etwas und er lächelte sie an, ehe er sich zu ihr hinunter beugte und ihr einen Kuss auf die Lippen hauchte. Einen sanften Kuss, einen, der “Ich liebe dich” aussagte. Sora musste ebenfalls lächeln und erwiderte den sanften Kuss.
 

Kaum dass sie sich gesetzt hatte, wand sie sich ihrem Freund zu. Dieser war jedoch schon in ihrer Küche verschwunden. Kurz darauf kam er mit zwei Tellern wieder.

“Ich habe uns etwas gekocht”, erklärte er und stellte die Teller ab.

Sora blickte auf die bunten Leckereien, die auf dem Teller vor ihr appetitlich angerichtet waren.

“Es gibt Sushi und Sashimi mit mariniertem Gemüse und Salat”, erklärte Yamato, der anschließend nach einer Karaffe auf dem Tisch griff und ihnen beiden Rotwein in die bereitstehenden Weingläser einschenkte.

Seine Freundin blinzelte überrascht, ehe sie aufsah. “Und … und womit habe ich das verdient?”

Yamato wurde leicht rot. “Du hast es eben verdient, findest du nicht auch?” Er sah sie ernst an, ehe er lächelte. “Du bist wundervoll Sora. Und da hast du es eben auch einmal verdient, verwöhnt zu werden.”

Auch Sora wurde rot und sie lächelte. Ob das tatsächlich der einzige Grund war? Ihr blieb nichts anderes übrig, als abzuwarten.
 

Sie brachten weitere drei Gänge hinter sich. Eine Suppe mit Seegras und gebratenen Bambussprossen, danach gegrillter Lachs mit Jakobsmuscheln, weißem Spargel und einer Butter- und Sojasauce, anschließend der Hauptgang mit Teriyaki-Rind und Austern, Gemüse, Reis und Misosuppe.

Sora war sich sicher, dass sie platzen würde, so viel hatte sie bereit gegessen. Wie viele Gänge würden noch kommen? Sie traute Yamato alles zu. Er konnte kochen und das stellte er mit diesem Menü wieder einmal unter Beweis. Sora durfte zwar auch in die Küche, aber hauptsächlich übernahm Yamato die Rolle des Kochs in ihrer Beziehung, nicht, dass sie das stören würde.

Jeden Bissen hatte die junge Frau vorsichtig gekaut und geschluckt. Nicht, dass in irgendeinem der liebevoll angerichteten Gänge ein Ring versteckt war … und sie diesen schlucken würde. Sie kniff einen Moment ihre Augen zusammen. Nein, sie musste mit diesen Gedanken aufhören! Wenn er ihr gar keinen Antrag machen sondern sie tatsächlich nur verwöhnen wollte, dann wäre sie nachher mehr als enttäuscht. Okay … sie wäre es auf jeden Fall. Das hier und Mimis Plan, Taichi einen Antrag zu machen, hatte wohl mehr in ihr ausgelöst als gedacht. Vielleicht war es bei ihnen doch irgendwann Zeit, sich über den nächsten Schritt Gedanken zu machen … Ihr Blick wanderte über die Dekoration, während Yamato wieder in der Küche verschwunden war. Sora erstarrte plötzlich, als sie die Farbe der Rosen wahrnahm. Rosa Rosen? Warum rosa? Als Yamato wieder zurückkam, sah sie ihn an.

“Und hier der Nachtisch. Ein Schokoladen-Souflee mit Matcha-Eis an süßen roten Bohnen.” Der Teller mit dem Nachtisch wurde sorgsam vor die junge Frau gestellt, dann nahm Yamato wieder gegenüber von ihr Platz. Er erkannte ihren fragenden Blick. “Was ist los?”, erkundigte er sich unsicher.

“Die Rosen …”

“Ja?”

“Sie sind rosa.”

Yamato nickte verwirrt. Was meinte sie damit?

“Sollten sie rot sein?”

Wieder nickte Yamato. “Ja. Ich vermute, dass Taichi sich bei der Bestellung versprochen hat. Ist doch typisch, oder? Er hat versucht, es zu verneinen, aber wir kennen ihn ja. Ich hoffe, die Blumen gefallen dir auch in dieser Farbe.”

Sora kicherte und nickte. “Natürlich gefallen sie mir. Aber ich kann dir versprechen, dass er sich nicht versprochen hat.”

“Wie meinst du das?” Yamatos Stirn runzelte sich.

Sora zuckte schmunzelnd mit ihren Schultern. “Glaube mir einfach, wenn ich dir sage, dass die roten Rosen ebenfalls gut aufgehoben sind.” Sie sah ihm in die Augen.

Yamato blinzelte und nickte dann. “Wenn du das sagst, dann glaube ich dir natürlich.”
 

Sora lächelte und sofort erwiderte ihr Freund dieses Lächeln. In dem Moment wurde ihr wieder klar, was hier gerade los war und sie wurde rot.

“Was ist denn los?”, fragte Yamato, der dies erkannte.

“Naja ... “, murmelte sie und sah zur Seite, so dass er ihr nicht in die Augen sehen konnte. Als seine Hand ihre auf dem Tisch berührte, sah sie doch wieder zu ihm.

“Was, Sora? Rede mit mir.”

Sie blinzelte und zuckte dann mit ihren Schultern. “Ich bin einfach aufgeregt. So etwas machst du doch sonst nicht. Ich weiß einfach nicht, was ich erwarten soll. Nicht …” Sie lief noch röter an. “Nicht, dass ich nachher enttäuscht bin …” Ihr Herz stockte einen Moment. Warum hatte sie das so direkt gesagt? Das war nicht besonders schlau gewesen.

“Hmm … okay.”

Sora sah verwirrt auf. War das etwa alles? War das die einzige Reaktion, die sie zu erwarten hatte? Ein “okay”? Ihre Stirn runzelte sich. Na klar. Natürlich interpretierte sie zu viel in diese Situation hinein! Sie spürte Tränen in ihren Augen aufsteigen und wand sich ihrem Nachtisch zu, in den sie ihren Löffel stach. Sie erwartete einfach zu viel! Warum hatte sie sich von Mimi und auch Hikari so sehr von dieser Verlobungssache beeinflussen lassen?

In ihren negativen Gedanken versunken bemerkte sie gar nicht, wie Yamato kurz aufgestanden war und nun wieder auf seinen Stuhl gesessen war.

“Sora …”, begann er.

Seine Freundin zuckte zusammen, hielt ihren Blick aber weiterhin gesenkt. Sie wollte nicht, dass er die Enttäuschung und die Tränen in ihren Augen sah.

“Du hast recht … Normalerweise mache ich so etwas nicht … aber … es soll etwas besonderes sein. Etwas, an das du dich immer gerne zurück erinnerst. Und das letzte was ich will ist, dass du enttäuscht bist.”

Nun sah Sora doch auf.

“Ich liebe dich Sora Takenouchi. Und daher …” Yamato sagte nichts weiter sondern stellte eine kleine Schatulle auf den Tisch. “Und daher ist das hier alles, was ich von dir wissen will.”

Er tippte mit seinem Finger auf die Schatulle, ehe er sie öffnete und weiter zu Sora schob. Diese sah mit großen Augen und geöffnetem Mund auf den Ring, der ihr entgegen funkelte.

“Also?”, fragte Yamato, als keine andere Reaktion von seiner Freundin kam.

Die sah nun ihn ungläubig an. “Meinst … meinst du damit … das … das was ich meine?”

Yamato wurde langsam unwohl. Würde sie etwa doch nein sagen? “Also ich … ich denke schon. Also ich hoffe es. Dass du … also dass du das Gleiche denkst wie ich. Und dass du … also dass du …” Hilflos gestikulierte er mit seinen Händen herum und deutete auf den Ring.

Sora blinzelte diesen erstaunt an, ehe sie ihren Freund ansah. Wieder standen Tränen in ihren Augen, dieses Mal jedoch aus Freude. “Ja, ja!”, gab sie aufgeregt von sich, während die Tränen zu fließen begannen.

Yamato atmete erleichtert aus. Dann stand er auf, griff nach dem Ring und nach Soras Hand. Er schob diesen auf ihren linken Ringfinger und zog sie dann vom Stuhl in seine Arme. “Ich liebe dich!”, gab er von sich.

“Ich dich auch”, erwiderte Sora noch, dann lagen schon seine Lippen auf ihren und er gab ihr das Gefühl, dass er sie nie wieder loslassen würde.

~.~.6.~.~

Taichi war auf dem Weg nach Hause. Er hoffte sehr, dass der Heiratsantrag seines besten Freundes funktionieren würde. Aber er war eigentlich überzeugt davon. Sora und Yamato liebten sich. Sie waren bei manchen Dingen sehr unterschiedlich, aber er hatte selten ein Paar gesehen, das so perfekt miteinander harmonierte. Okay, ignorierte man seine Schwester und Yamatos Bruder. Die beiden waren schon eher unheimlich, was das Thema anging. Auf jeden Fall war ihm klar, dass Sora ja sagen würde. Warum auch nicht? Die beiden waren so lange ein Paar. Wenn sie nicht ihr Leben mit ihm verbringen wollte, dann wäre sie schon längst weg.

Taichi selbst hatte heute länger arbeiten müssen, daher hatte er Yamato nicht bei der Vorbereitung helfen können. Wobei dieser vielleicht auch ganz dankbar dafür war, zumindest hatte er so etwas geäußert. Zusammen mit “du würdest nur alles wegessen und dann die Kerzen umwerfen und unsere Wohnung mitsamt dem Wohnhaus abfackeln!”. Taichi hatte nur geschnaubt. Warum hatten eigentlich immer alle ihm gegenüber solche Vorurteile und trauten ihm nichts zu? Oder warum trauten sie ihm alles zu? Alles, was schiefgehen konnte? So verpeilt war er nun auch wieder nicht!
 

Seufzend schüttelte er seinen Kopf während er seine Wohnungstüre öffnete. Er blinzelte wie erstarrt. War er wirklich richtig? War das hier sein Zuhause? War er richtig? Er trat einen Schritt zurück um auf das Klingelschild zu schauen. Tachikawa/Yagami. Doch, er schien hier richtig zu sein. Aber … Er sah nochmal auf die ganzen Kerzen und roten Rosen sowie Rosenblätter, die im Hausflur verteilt waren. Das war doch … Oh nein. Yamato würde doch nicht … er würde ja wohl nicht … Er hatte sicher selbst eine Kerze umgeworfen! Und seine Wohnung fast abgebrannt, weshalb sie nun hier sein mussten. Oder hatte der Blumenladen die Rosen aus Versehen an seine Adresse geliefert? Hatte er fälschlicherweise Lieferung anstatt Abholung angegeben? Und da er nicht da war? Hatte Mimi dann die Rosen verteilt? Hatte sie mit Yamato gesprochen? Wusste dieser Bescheid, dass die Blumen falsch geliefert worden waren?

“Tai?”, erklang Mimis Stimme in diesem Moment.

“Einen Moment bitte!”, antwortete der und griff nach seinem Handy. Er suchte nach Yamatos Nummer und rief diese an.

“Hallo, Yamato Ishida hier.”

“Matt, ich bin es. Ich habe hier …”

“Ich bin zur Zeit nicht erreichbar. Sprich einfach drauf, ich melde mich, wenn ich kann.”

Taichi ließ sein Handy sinken. Verdammt!

“Ist Matt hier?”, rief in Richtung des Wohnzimmers.

“Matt? Warum sollte Matt hier sein?”, erklang Mimis Stimme.

“Na wegen den ganzen Blumen und Kerzen!”, antwortete Taichi gestresst.

“Was hat Matt damit zu tun?” Mimi trat um die Ecke und sah zu ihrem Freund.

Der ignorierte sie jedoch total. “Verdammt, verdammt, verdammt!”, fluchte dieser. “Ich muss nochmal los”, richtete er dann an Mimi.

“Los? Wohin? Und warum?” Die Stimme der jungen Frau klang unsicher, was der Ältere jedoch gar nicht wahrnahm.

“Yamato und Sora müssen sofort hierher kommen! Sonst geht alles schief! Der ganze Plan.”

Mimi war wie erstarrt. Wusste Taichi etwa, was sie vorhatte? Das durfte er aber nicht! Hatte Sora es Yamato gesagt? Und der es dann Taichi? Wollte er ihren Antrag etwa ablehnen? Warum sonst sollten ihre Freunde sonst herkommen? Sora sollte ihr sicher Beistand leisten. Und Yamato Taichi. Aber warum braucht er seinen besten Freund? Wenn er nein sagte, dann brauchte er keinen Beistand. Außer Taichi ging davon aus, dass sie sogar ihn brauchte … dass beide ihretwegen kommen sollten.

“Aber … aber …”, brachte sie nur fassungslos hervor. “Wie kommst du jetzt darauf?” Er sollte es ihr lieber gleich sagen, dass er sie nicht heiraten wollte, dann könnte sie besser damit leben, als noch auf die Abfuhr warten zu müssen.

Taichi sah sie mit gerunzelter Stirn an. “Warum? Du weißt es doch! All die roten Rosen!” Er zeigte über die Blumen, ehe er die Türe aufzog. “Ich muss sofort zu Matt!” Und schon war er weg.

Mimi blickte ihrem Freund fassungslos hinterher. Er … er rannte einfach davon. Nein, nicht mit ihr! Er würde ihr antworten, es ihr wenigstens ins Gesicht sagen, dass er sie nicht mehr liebte! Sie griff nach ihrer Jacke und schlüpfte in ihre Schuhe, ehe sie kurzerhand Taichi folgte.

Auf der Straße konnte sie ihn schon nicht mehr entdecken. Was hatte er gesagt? Dass er Yamato und Sora holen wollte. Also mussten er in die Richtung, in der die beiden wohnten. Und das wusste sie zum Glück, immerhin handelte es sich um ihre beste Freundin. Sofort rannte sie los. Ihr Herz schlug aufgeregt in ihrer Brust, die sich wie eingeschnürt anfühlte. Zudem spürte sie die Tränen, die immer noch in ihren Augen brannten. Ihr ganzer Plan. Alles schief gegangen. Und Taichi? Er konnte ihr nicht einmal in die Augen schauen, wenn er ihr einen Korb gab. Nein, er wollte es ihren besten Freunden überlassen! So ein Feigling!
 

Mimi rannte und rannte. Ihre Lungen brannten allmählich und sie war sich sicher, dass sie sich in ihrem Leben noch nie so sportlich betätigt hatte, wie in diesen Minuten. Sie war sich unsicher, ob sie Taichi überhaupt einholen konnte. Immerhin war dieser um einiges sportlicher als sie. Doch dann sah sie eine Person, die auf dem Boden kniete. Die Frisur war eindeutig zu erkennen. Zudem die Statur ihres Freundes. Oder schon Ex-Freundes? Er kniete auf dem Boden und schien seinen Schuh zu binden. Gerade stand er auf und wollte weiter. Doch soweit würde sie es nicht kommen lassen.

“Taichi Yagami! Bleib sofort stehen!”, schrie sie mit schriller Stimme.

Wie angewurzelt blieb er stehen und sah in ihre Richtung. Er schien einen Moment zu zögern, dann lief er auf sie zu. “Mimi?”

Die junge Frau lief auf ihn zu und blieb vor ihm stehen. Sie stützte ihre Hände auf ihren Knien ab und versuchte Luft in ihre brennenden Lungen zu ziehen.

“Mimi, ich habe keine Zeit, ich muss dringend zu Matt und Sora. Ansonsten geht alles …”

“Du gehst nirgendwo hin!”, brüllte die junge Frau los und sah zu ihm auf.

Taichi blinzelte verwirrt. Was war das denn jetzt?

“Du … du bist so ein Feigling! Nicht einmal nein sagen kannst du ohne Hilfe?”

“Nein sagen?” Taichi war wie vor den Kopf geschlagen. Was war mit seiner Freundin los? Und warum, alles in ihm zog sich zusammen, warum weinte sie jetzt? “Mimi, was ist los?” Er trat einen weiteren Schritt auf sie zu, so dass sie direkt vor ihm stand. Vergessen waren Yamato und Sora. Jetzt ging es um sie.

“Ich … ich habe mir so viel Mühe gegeben!”, schluchzte Mimi vor ihm. “Ich habe alles geplant, ganz genau. Und dann … dann ist alles schief gelaufen! Es war doch klar!” Schluchzend wischte sie die Tränen ab, die über ihre Wangen liefen, jedoch ohne viel Erfolg. “Die Rosen hatten die falsche Farbe und sind rot anstatt rosa. Der Kuchen ist jetzt sicher verbrannt, weil er immer noch im Ofen ist … und das schlimmste! Du liebst mich nicht mehr. Was soll das jetzt alles noch für einen Sinn haben?” Wieder schluchzte sie auf und schlug beide Hände vor ihr Gesicht..

Taichi starrte sie mit aufgerissenen Augen an. “Warum soll ich dich nicht mehr lieben?” Wie kam sie denn auf solchen Doofsinn?

Mit tränenüberströmten Gesicht sah sie ihn an. “Das ist doch klar!”

“Mir nicht.” Der Ältere schüttelte seinen Kopf.

Mimi deutete fahrig in die Richtung, in der ihre besten Freunde wohnten. “Warum solltest du sonst zu Sora und Matt, wenn du die beiden nicht dazu brauchst, mir schonend beizubringen, dass du mich nicht heiraten willst?”

Wieder erstarrte der Ältere. Ungläubig blinzelte er. “Was?”

Seine Freundin sah zur Seite. “Du solltest es mir wenigstens selbst sagen und es nicht anderen überlassen!”
 

Taichis Kopf ratterte wie verrückt. Mimi? Heiraten? Er griff nach ihren Schultern, woraufhin sie zu ihm aufsah. In seinem Herzen stach es, als er ihre tränenvollen Augen sah. “Prinzessin”, gab er von sich und sah sie ernst an. “Was meinst du damit?”

Sie schluchzte erneut auf. “Ich wollte dir heute doch einen Antrag machen! Ich wollte fragen, ob du mich heiraten willst! Und dazu habe ich gekocht, Kuchen gebacken und die Wohnung mit Rosen und Kerzen dekoriert. Und du … du willst mich nicht heiraten, sonst wärst du ja nicht zu Sora und Matt gerannt. Und nicht heiraten willst du mich, weil du mich nicht mehr liebst. Sei wenigstens ehrlich zu mir.”

Taichis und Mimis Handys piepsten gleichzeitig. Sie wechselten einen Blick, ehe Mimi ihn von sich schob und nach ihrem Handy griff. Sie starrte auf den Bildschirm, während Taichi es in dem Moment total egal war, was da gekommen war.

Mimi erstarrte. “Das … das darf doch nicht deren ernst sein!”, erklang ihre Stimme entsetzt.

Taichi blickte über ihre Schulter und auf das Bild, das auf dem Bildschirm zu sehen war. Soras und Yamatos Hände, an Soras Finger der Verlobungsring … und darunter auf dem Tisch rosa Rosenblätter. Ihm dämmerte langsam, was passiert sein könnte.

“Prinzessin, hast du rosa Rosen bestellt?” Sie hatte doch vorher etwas von der falschen Farbe gemurmelt, oder?

Mimi sah ihn fragend an und nickte. “Ja.”

Taichi schmunzelte. “Naja”, er deutete auf das Handy, “Matt hat rote Rosen bestellt. Warum also haben sie rosa Rosen und du rote?”

Auch in Mimis Kopf machte es Klick und sie sah wieder auf das Foto ihrer Freunde. “Du … du meinst, dass die Blumen … dass sie vertauscht worden sind? Und dass Matt … dass Matt auch einen Antrag für Sora geplant hat? Heute?”

Sofort nickte Taichi. “Ja. Und ich habe ihm geholfen.”

Mimi sah zu ihm auf. “Und als du die Rosen bei uns gesehen hast, da hast du gedacht, dass … “

“Dass der Antrag bei uns erfolgen soll. Also wollte ich die beiden holen, dass Matts Plan nicht schief geht. Und stattdessen …”

“Stattdessen ist mein Plan schief gegangen …”, murmelte Mimi fassungslos.

Taichi nickte, dann griff er nach ihrem Kinn und drückte es nach oben, während er schmunzeln musste. “Prinzessin, meinst du nicht, dass es meine Aufgabe ist, dich zu fragen, ob du mich heiraten willst?”

Ihre Wangen wurden rot. “Da hätte ich vermutlich noch eine ganze Weile warten müssen.”

Taichis Augenbrauen hoben sich und Mimis Wangen wurden noch dunkler. “Und hattest du dir auch einen Ring gekauft?”

Nun senkte sie verlegen ihren Blick. “Ich wollte … Aber Sora und Kari meinten, dass ich das dann lieber mit dir zusammen machen soll.”

“Aha.” Taichi nickte verstehend, ehe er lächelte. “Meine Prinzessin”, begann er, woraufhin Mimi ihn wieder ansah. “Ich liebe dich”, sprach er weiter. “Ich liebe dich so sehr. Und ich will mein Leben mit dir verbringen. Wenn du mich gefragt hättest, ob ich dich heirate …” Mimi versteifte sich. “Dann hätte ich ja gesagt. Aber …” Nun sah sie ihn fragend an. “... du hast mich nicht gefragt!” Mimi wollte den Mund öffnen und etwas sagen. Doch noch bevor sie soweit kam, legte er seine Finger auf ihre Lippen, um sie davon abzuhalten. “Und da du mich nicht gefragt hast …” Mit großen Augen verfolgte Mimi, wie er sich plötzlich vor ihr auf ein Bein niederließ. Er schob seine Hand in seine Jackentasche und hob ihr gleich darauf eine kleine Schatulle entgegen. Als er diese öffnete, schimmerte ihr der schönste Ring entgegen, den sie je gesehen hatte. “Da du nicht gefragt hast, kann ich dich fragen. Also Mimi Tachikawa, erweist du mir die Ehre und wirst meine Frau?”

~.~.Epilog.~.~

Takeru ließ sich neben seine Verlobte auf ihr gemeinsames Sofa sinken und legte einen Arm um ihre Schultern. Sofort ließ sie sich gegen ihn sinken und schmiegte sich an ihn. “Ist das nicht unglaublich?”, fragte er sie.

Hikari kicherte leise, ehe sie nickte. “Ich habe zwar daran geglaubt, aber dass es schlussendlich doch so ausgeht?”

Takeru zuckte leicht mit seinen Schultern. “Hey. Es ist genug schiefgegangen. Ich bin dankbar, dass es bei Mimi und Taichi Zuhause nicht gebrannt hat. Das hätte gut passieren können.”

Hikari nickte. “Ja. Der Kuchen, der im Ofen verbrannt ist, die ganzen Kerzen, die sie nicht gelöscht haben.” Sie sah ihren Verlobten an. “Da hätte wirklich viel schief gehen können.”

“Hätte es eindeutig.” Takeru nickte, ehe er seinen Kopf zu ihr senkte und ihr einen Kuss auf die Stirn hauchte. “Ich bin froh, dass es bei uns damals so unkompliziert war.”

“Und schön und romantisch”, fügte seine Verlobte glücklich hinzu. Und das war sie wirklich. Glücklich. Mit ihrem Takeru, mit ihrem Leben und damit, dass auch ihre Familie und ihre Freunde glücklich waren. Dann seufzte sie auf.

“Was ist los?” Takeru sah sie verwirrt und fragend an.

Sie erwiderte seinen Blick. “Naja … das waren gerade mal die Pläne für eine Verlobung … irgendwie habe ich Angst, wenn die vier jetzt anfangen ihre Hochzeiten zu planen. Denn wenn bei einer Verlobung etwas schief gehen kann, wie ist es dann erst bei dem großen Fest?”

Takeru fing schallend an zu lachen, ehe er Hikari noch enger an sich zog. “Zum Glück haben sie uns an ihrer Seite. Denn so können wir zumindest dafür sorgen, dass nicht allzu viel schief geht.”

Hikari musste schmunzeln, ehe sie ihm leicht ihren Ellenbogen zwischen die Rippen stieß. “Du hast nur eines vergessen.”

“Und das wäre?”

“Dass wir auch unsere Hochzeit noch planen müssen.”

Ein Lächeln zog sich über sein Gesicht. “Das würde ich niemals Hika. Und ich bin mir sicher, dass es das schönste Fest von allen werden wird!”
 

~.~.Ende.~.~
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das war tatsächlich schon das letzte Kapitel -.-
in den nächsten Tagen folgt noch der Epilog ^^

Ich hoffe, die Geschichte hat euch gefallen und ich würde mich sehr über Rückmeldungen freuen ;)

Eure Tasha Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich möchte allen Lesern vielmals danken.
Das war vorerst die letzte Geschichte von mir. Das liegt aber nicht daran, dass ich keine Lust mehr habe zu schreiben, sondern daran, dass ich keine Zeit mehr dazu finde. Mein Leben hat sich vor fast einem halben Jahr geändert, zum schöneren, doch leider "leidet" mein Hobby darunter. Doch jedes Lächeln meines Zwerges entschädigt mich dafür.

Irgendwann werde ich wieder dazu kommen und ich hoffe sehr, dass wenn es soweit ist, dass ich euch als Leser wieder gewinne.

Ich wünsche euch alles Gute und viel Spaß beim lesen von anderen Geschichten. Es gibt noch so viele tolle Autoren, deren Geschichten sich lohnen.

Eure Tasha Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (37)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  May_Be
2018-08-16T09:19:31+00:00 16.08.2018 11:19
Ich muss sagen, Hikari und Takeru mag ich irgendwie am liebsten <3
Weiß auch nicht wieso :D
Die sind so niedlich *.*

Vielen Dank für diese tolle Geschichte!
Ich freue mich auf weitere Storys von dir, wenn du Zeit dafür finden solltest <3

Deine Vielleicht :*
Von:  May_Be
2018-08-16T09:14:49+00:00 16.08.2018 11:14
Das war ein tolles Kapitel, meine liebste Tasha.

Nur, weil Taichi so verplant ist und seinem Freund helfen wollte, ist Mimis Plan in die Hose gegangen, aber dafür hat er ihr dann den Antrag machen können *_* Einen Ring hatte er zum Glück ja schon :D
Von:  May_Be
2018-08-15T16:42:49+00:00 15.08.2018 18:42
Also Tashalein... ich muss schon sagen, mir lief das Wasser im Mund zusammen XD
So viele Köstlichkeiten wurden beschrieben *_*
*yammi*
*räusper* Ok, ich schweife ab.

Die kurze Enttäuschung von Sora kann ich gut nachvollziehen. Es ist kacka, Erwartungen zu haben, weil es auch vorkommen kann, dass diese nicht erfüllt werden.
Zum Glück war das hier nicht der Fall :D
Ich hatte am Ende auch einen kleinen Gänsehaut-Moment <3
und süß, wie aufgeregt der sonst so coole Matt ist *kicher*
Von:  May_Be
2018-08-15T16:12:46+00:00 15.08.2018 18:12
Ich finde es irgendwie süß, wie viel Mühe Mimi sich macht *_* Sie hat alles perfekt geplant und möchte Taichi mit seinem Lieblingsessen verwöhnen. Natürlich dient das alles dem Selbstzweck... ABER sie will, sie kriegt XD und da ist es egal, zu welchen Mitteln sie greif *Hände in die Hüfte stämm, Kopf zurückwerf und teuflisch lach*

*hust*

*gespannt weiterblätter*
Von:  May_Be
2018-08-15T15:39:39+00:00 15.08.2018 17:39
Gerade habe ich mich über den Taichi beschwert und schon im nächsten Kapitel kehrt er zurück in den Laden und kauft den protzigen Ring für Mimi XD stimmt's oder hab ich recht? ;)

Ich freue mich schon darauf, wenn sie sich gegenseitig einen Antrag machen XD
Von:  May_Be
2018-08-15T15:20:24+00:00 15.08.2018 17:20
Liebe Tasha,

da hast du mal wieder etwas Schönes fabriziert :D

Arme Mimi... will Tai selbst einen Antrag machen... >_< Ob das eine gute Idee ist? *grübel*
Aber was soll sie sonst machen, wenn er zu verpeilt ist... Männer... *grummel* XD

Da haben Sora (auch wenn sie es noch nicht weiß) und Hikari mehr Glück *.*
Kann verstehen, dass Mimi da ein bisschen neidisch ist.

Aber du wärst nicht du, wenn du dafür keine Lösung hättest :D

Auf auf zum nächsten Kapitel *.*

Dein Vielleicht <3

Von: abgemeldet
2018-05-22T14:44:47+00:00 22.05.2018 16:44
Hallo kleiner Geist :*

Oje, was bei einer Hochzeit alles schief gehen kann? Ich kann ein kleines Lied davon singen. >.<


Danke dir für diese tolle, oder besser geschrieben alle deiner super Geschichten. :*
Genieße die Zeit. Ich wünsche dir/euch alles Liebe. :*
Meine Meinung kennst du ja. :)

Bis zum nächsten wiederlesen ;)
Herzliche Grüße und sei ganz doll gedrückt :*

Dein Glitzersteinchen

Von: abgemeldet
2018-05-22T14:30:07+00:00 22.05.2018 16:30
Hallo :)

Danke, ich habe so herzhaft gelacht. XD

Bei Tai und Mimi ist das Chaos zu Hause.
Obwohl man Tai auch in Schutz nehmen muss. Die wenigsten Männer denken daran, dass die Frau ihnen den Antrag macht. ;)
Arme Mimi von 'alles geht den Bach runter' bis 'auf Wolke sieben' macht sie innerhalb kürzester Zeit eine Achterbahn der Gefühle durch. Zum Schluss hat sie Alles was sich möchte. :)

Danke dir :*


Von: abgemeldet
2018-05-22T14:17:18+00:00 22.05.2018 16:17
Hallo kleine Geist :*

Endlich komme ich dazu deine Geschichte weiter zu lesen. :)

Die Rosen haben sich angefunden. ;P
Wie schön, dass coole Männer weiche Knie bekommen.
Die Beiden verstehnen sich ohne viele Worte. :)

Ganz liebe Grüße :*



Von:  Hallostern2014
2018-05-11T13:38:56+00:00 11.05.2018 15:38
Huhu😘

Also ersteinmal zum Kap vorher.

😂. Also das war mal wieder Typisch Tai. Kaum sieht er Rosen die auch noch Rot sind denkt er gleich an Matt. Aber da sieht man, dass er doch Mimi wirklich gut kennt. Er weiß das sie Rosa Rosen mag. Deswegen dachte er ja das der Antrag den Matt vor hat in seiner Wohnung statt findet.

Dann haut er ab Mimi hinterher. Beide vergessen das sie die Kerzen und den Kuchen vergessen haben. Dann weint Mimi weil sie denkt, dass er sie nicht Heiraten will. Tai sagt das es sein Job ist sie zu fragen. Und holt promt einen Ring raus. Und fragt sie. Also den Antrag würden beide nicht vergessen. Nun können sie ja eine Doppelt Hochzeit machen oder eine Dreifache😂.

Das Ende hat mir auch sehr gefallen. T.K und Kari sind sooo toll zu einander. Und T.K hat recht wer weiß wie die Hochzeit endet bei so einer Verlobung.

Ich wünsche dir auf jedenfall eine schöne Auszeit. Ich freue mich schon auf deine nächsten FF.
Ganz liebe grüße 😘😘❤


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