Zum Inhalt der Seite

Crystal Eyes

reloaded
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der Himmel war grau. Adam schloss die Augen und lehnte sich für einige Momente gegen die Tür. Nassgrau. Vielleicht würde es sogar regnen. Kalter, nasser Schneeregen. Der Schnee auf der Straße würde dann zu grauem Matsch werden. Noch grauer und dreckiger als der Himmel es jetzt war. Die Leute würden sich in ihren Häusern verbarrikadieren und nicht mehr rauskommen, bis die Sonne wieder zum Vorschein kam. Oder zumindest der schöne, weiße Schnee. Obwohl er eher das Gefühl hatte, dass es nicht mehr weiß, nicht mehr sanft schneien würde. Nicht mehr so wie der erste Schnee dieses Jahres gewesen war. Unschuldig und rein. Das gehörte, so schien es ihm, einer anderen Zeit an. Einer Zeit, als er sich noch über den weißen Schnee freuen konnte.
 

Gemächlich drehte er den Kopf, fixierte aus halb geöffneten Augen die Türklingel, die er eigentlich schon längst hätte drücken sollen. Er wusste nicht, wie er es anstellen sollte. Wie er es schaffen sollte, Leon zu begegnen. Gestern, nach dem Gespräch mit Sachiko, war er noch voller Zuversicht und Optimismus gewesen. Doch dieses Hochgefühl hatte nicht lange angehalten. Die Kälte, die Einsamkeit, die Unsicherheit hatte ihn plötzlich befallen. In den letzten Wochen hatte er sich so sehr in dieses neue Gefühl, dass er nicht kannte, hineingesteigert, in seine unerschöpfliche Liebe zu Leon, dass er gar nicht bemerkte, wie er sich gleichzeitig auch wahnsinnig abhängig davon gemacht hatte. Ohne Leon litt er die reinsten Höllenqualen, vermisste ihn wie verrückt. Seine einhüllende Wärme, seine ruhige Stimme, sein warmes Lächeln, sein unverwechselbarer Geruch. Selbst seine arrogante Art, seine neckenden Worte oder die Wut, die ab und zu in seinen Augen aufblitzte, fehlte Adam.
 

Und mitten in der Nacht war das alles über ihn hereingebrochen, hatte ihn förmlich aus dem Schlaf gerissen. Die Tatsache, dass er ihn eine gewisse, unbestimmte Zeit nicht mehr sehen würde. Oder, wenn es komplett schief lief, er ihn nie wieder sehen würde. Nur noch von Ferne, ein Bekannter, eine kurzfristige Leidenschaft, die man schnell vergaß. Die nicht weiter wichtig war. Er wollte das nicht. Er wollte das auf keinen Fall. Der Gedanke, Leon durch seinen Ausbruch vielleicht verloren zu haben, hatte ihn schier aufgefressen. So allein, so einsam hatte er sich gefühlt. Mitten in der Nacht, in einem fremden Raum, der nur von Straßenlaternen erhellt wurde. Nur André neben sich.
 

Er schluckte und öffnete wieder komplett die Augen. Nicht dran denken, hieß die Devise. Jetzt musste er sich erst einmal Leon stellen. Ihm kam es schon jetzt wie ein Spießrutenlauf vor. Mit ihm reden, ihn sehen, sein Haus besuchen, dort, wo Leon in jeder Ecke, in jeder Nische zu spüren war. Sein Refugium. Die Höhle des Löwen. Adam lachte kurz trocken auf. Wie passend.
 

Mit einem Ruck drehte er sich zur Tür und musterte sie. Er durfte nur nicht aufgeben. Er durfte nur nicht seine eigenen Prinzipien vergessen und sich hinreißen, verführen lassen. Nein, er musste ehrlich sein. Zu Leon. Und zu sich selber.
 

Langsam hob er die Hand und legte die Fingerspitzen auf die Klingel. Zögerte noch einmal kurz, bevor er dann den Druck verstärkte. Er hörte den hellen Glockenton durch die Eingangshalle schallen. Soweit er wusste, hörte man die Klingel nur im Atelier nicht. Dort, wo Leon auf keinen Fall gestört werden wollte. In seinem kleinen, privaten Heiligtum. In seinem Ein und Alles.
 

Es regte sich nichts. Keine Schritte, keine Türen, die geöffnet wurden. Konnte es tatsächlich sein, dass Leon gar nicht da war? Nein. Irgendwie glaubte er das nicht. War er in seinem Atelier? Schon wahrscheinlicher. Vielleicht versuchte er sich an einem neuen Meisterwerk oder hatte sogar eins seiner Modells bei sich. Er seufzte. Die Kälte kroch ihm unter die Jacke, tief in sein Innerstes. Er hatte keine Lust zu frieren. Bevor er jedoch noch mal klingeln konnte, wurde die Tür geöffnet. Nicht aufgerissen, als ob jemand ungeduldig auf ihn gewartet hätte. Nein, nur geöffnet, als ob man alle Zeit der Welt hätte. Als ob es nicht weiter wichtig wäre. Er hatte nicht mal Schritte gehört.
 

Sie sahen sich einen Moment, einen sehr, sehr langen Moment nur an. So als ob sie sich das erste Mal sahen und nicht wussten, wo sie das Gesicht des Anderen einordnen sollten. So als wären sie sich fremd und doch wieder nicht.
 

Adam nahm sich die Zeit, ihn zu mustern. Seine rauchgrauen Augen ruhten genauso auf ihm, nicht neugierig, eher abwartend. Nicht wütend oder verletzt, nicht mal amüsiert. Kein einziges der Gefühle, die Sachiko erwähnt hatte, waren darin zu sehen. Ruhe, nur innere Ruhe. Wie ein Bergsee, in dessen Wasser sich der graue regnerische Himmel spiegelte. Seine Haare hatte er locker zusammen gebunden. Einige wenige glitzernde Strähnen fielen in sein Gesicht, umspielten seine markanten Züge. Der blau-violette Fleck, der sich über seinen Wangenknochen erstreckte, tat seiner Schönheit, seiner Ausstrahlung keinen Abbruch. Es war fast das Gegenteil der Fall, er machte alles noch interessanter, in seinem Kontrast zum sonst makellosen Gesicht alles nur reizvoller.
 

Adams Blick wanderte weiter nach unten, seine Kinnpartie entlang zu seinem Hals. Er trug ein schwarzes, schlichtes Seidenhemd, dessen oberste Knöpfe offen waren und die Konturen seines Schlüsselbeins freigaben. Die gebräunte Haut blitze unbewusst verführerisch hervor. Irgendetwas, tief in Adam drin, zog sich zusammen. Er hatte sie berührt, diese Haut. Er hatte sie gestreichelt und geküsst, ihre Wärme gespürt. Er hatte seine Male dort hinterlassen. Ob sie wohl noch da waren? Die Male seiner Küsse? Die Male seiner Liebe?
 

Er schluckte. Das es schwer werden würde, Leon gegenüber zu stehen, war klar. Doch das es so schwer sein würde, hatte er nicht erwartet. Seine Hände zitterten und er vergrub sie noch tiefer in seinen Jackentaschen.
 

„Ich...“ Er räusperte sich kurz. „Ich will nur meine Sachen holen.“
 

Seine Stimme klang schwach, nicht wie er selber. Am liebsten hätte er sich ihm in die Arme geworfen, hätte sein Gesicht in seine Halsbeuge geschmiegt und seinen Duft tief in sich aufgesogen. Wer hatte nur solche Dinge wie Stolz und Selbsttreue erfunden? Sie schmerzten doch nur, taten weh.
 

Leon glitt zur Seite und gab ihm den Weg in die Eingangshalle frei.
 

„Du kennst den Weg.“, meinte er nur emotionslos. So als ob er einen unliebsamen Gast vor sich hatte, den er möglichst schnell loswerden wollte.
 

Adam nickte, schlüpfte hinein und legte seine Sachen ab, während Leon sich schon abgewendet hatte und zur Küche ging. Der Junge sah ihm einen Moment nach, sah seinen Rücken, der sich ihm so kalt zugewendet hatte. Wie konnte er noch glauben, dass Leon von sich aus zu ihm kommen, ihn aufsuchen würde? Lächerlich. Naiv und lächerlich.
 

Bedächtig stieg er die Treppen empor, sah sich um, sog jedes Detail in sich auf. Ja, man spürte den egozentrischen Künstler in jeder Ecke. Wie die Möbel aufgestellt waren, welche Bilder an den Wänden hingen oder welche Nippes die niedrigen Kommoden zierten. Der weiche Teppich unter seinen Füßen erzählte von Leons Vorliebe für Bequemlichkeit, die feinen Vorhänge vor den Fenstern von seinem erlesenen Geschmack. Das gesamte Haus war von seinem Duft, von seiner Präsenz erfüllt. So nah. So verdammt nah, und trotzdem so weit entfernt als ob er auf einem anderen Stern wäre.
 

In dem Gästezimmer, das kurzzeitig Adams Schlafraum gewesen war, fand er seine Sachen. Selbst die Klamotten, die er am Samstag in der Früh so achtlos in Leons Zimmer gelassen hatte, waren jetzt fein säuberlich auf dem Bett zusammengelegt. Seine Tasche, seine Schulbücher, die er sicherheitshalber mitgenommen hatte, seine ganzen Habseligkeiten. Er musste nur noch alles packen und konnte gehen. Konnte dieses Haus, das er so lieb gewonnen hatte, verlassen. Er wusste, tief in seinem Inneren, dass er mit diesen Gefühlen übertrieb, dass es schließlich kein Abschied für immer sein musste, dass dieses Haus immer noch gerade mal einen kleinen Fußmarsch von ihm entfernt war. Aber er konnte dieses Gefühl der Einsamkeit und Endgültigkeit einfach nicht abschütteln. Ein kleiner Streit. Eigentlich würde doch eine simple Entschuldigung, eine Aussprache alle Probleme beiseite wischen. Eigentlich. Wenn nur dieser dumme, sture Stolz nicht wäre. Sein und Leons Stolz. Er wusste nicht, welcher das größere Problem darstellte.
 

Es dauerte nicht lang, alles fertig zu machen. Mit einem tiefen Seufzen schmiss er sich die Tasche über die Schulter und tappte wieder nach unten. Aus der Küche hörte er geschäftiges Geklirre. Nun, er konnte sich ja noch verabschieden.
 

Seine Sachen auf dem Boden abstellend, ging er leise zur Küchentür, schob sie lautlos auf und blieb im Türrahmen stehen. Die Küche war von dämmrigen, grauen Licht des schwindenden Tages erfüllt. Es hüllte alles in schummrigen Nebel, der irgendwie unwirklich erschien. Leise, klassische Musik ertönte, die Adam nicht zuordnen konnte.
 

Leon bemerkte ihn nicht. Er war damit beschäftigt, einige Trinkgläser verschiedenster Formen, aber von feinster Aufmachung und Qualität, mit einem Tuch abzuwischen und in den Küchenschrank einzuräumen. Adam konnte sich ein schiefes Grinsen nicht verkneifen. Anscheinend hatte Leon Sachiko gleich heute schon zum Shoppen geschleppt. Seine Gläser mussten ihm ja wirklich wichtig sein, immerhin würde er sie bei seinem nächsten Wutausbruch bestimmt wieder brauchen.
 

Adams Grinsen wich wieder einer ernsten Miene. Er würde vermutlich nicht mehr der Grund für seine Ausbrüche sein.
 

„Ich bin fertig.“
 

„Ah, okay.“ Leon drehte sich nicht mal zu ihm, sondern rieb ungerührt an einem hartnäckigen Fleck.
 

„Ist das alles?“
 

Der Künstler warf ihm einen kurzen Blick zu. „Was soll denn noch sein?“
 

„Willst du mir nichts sagen?“ Adam stockte kurz. „Hast du mir denn wirklich gar nichts zu sagen? Irgendwas zumindest?“
 

„Wieso sollte ich?“ Er drehte sich nicht einmal zu ihm, putze weiter an seinen Gläsern. „Du hast dich ausgekotzt, deine Wut über mich freigelassen. Und? Mit dem, was du gesagt hattest, hattest du ja auch Recht. Was soll ich also noch großartig sagen?“
 

„Und das ist dir alles egal?“ Er sah ihn ungläubig an. Konnte das tatsächlich sein?
 

Leon zuckte nur mit den Schultern. „Was willst du eigentlich, Adam?“ Er bequemte sich doch noch, sich zu ihm zu drehen und ihn anzuschauen. Erst jetzt merkte Adam, wie müde er eigentlich wirkte. Nicht niedergeschlagen, nur müde und erschöpft. „Du solltest mich doch kennen, wissen, wie ich mit anderen umgehe. Also, was willst du?“
 

„Ich will nicht, dass du mich als Spielzeug ansiehst. Oder als Besitz.“ Sein Mund fühlte sich mit einem Mal wie ausgetrocknet an, und sein Innerstes zog sich auf unangenehme Weise zusammen. Er spürte, wie ihm langsam heiß wurde. „Ich will nicht, dass du mit mir nur deswegen zusammen bist, damit ich nur dir gehöre, damit du Ansprüche auf mich hast.“
 

Leon schnaubte kurz auf. Verächtlich? Ungläubig? „Und weswegen sonst?“
 

„Vielleicht, weil du mich liebst? Der einfachste, ordinärste Grund?“ Er sprach etwas schneller. Ehrlich sein, hatte Sachiko gesagt. Gut, dann würde er ehrlich sein. Adam atmete einmal tief durch und fing Leons Augen mit seinem Blick ein. „Ich liebe dich, Leon, aber ich will nicht von dir benutzt werden.“
 

Zuerst kam gar nichts. Keine Reaktion, so als ob Leon nichts gehört hätte. Dann, langsam, weiteten sich seine Augen. Ein verwirrter, ungläubiger Ausdruck trat in sie, überzog wie ein Schatten das hübsche Rauchgrau. Er schüttelte den Kopf, als ob das grad gehörte nur ein Wahn, eine irre Idee gewesen wäre.
 

„Das ist lächerlich, Adam. Verheddere dich nicht in irgendwelche Wunschgespinste.“ Vorsichtig stellte er das Glas, das er gerade in der Hand gehalten hatte, ab. „Schon allein deswegen, weil ich sie nicht erwidere. Gar nicht erwidern könnte.“ Mit einigen wenigen Schritten war er zu ihm gekommen und drehte ihn um. „Du solltest gehen. Du hast alles, nicht wahr?“
 

Adam konnte nur nicken. Am Liebsten hätte er laut losgelacht. Was hatte er sich eigentlich eingebildet? Dass Leon voller Freude zu ihm springen und sagen würde „Ich dich auch“? Er hatte gewusst, dass Leon es nicht erwiderte. Er hatte es doch gewusst. Wieso tat es dann trotzdem so verdammt, verdammt weh? Wieso fühlte es sich dann trotzdem so an, als ob sein Herz gerade in tausend kleine Teile zersprungen wäre? Wieso, verdammt noch mal, wieso?
 

„Was ist mit dem Modell stehen?“ Leons ungerührte Frage kam, als sie schon direkt bei der Tür waren. „Kommst du trotzdem noch? Ich wollte dein Bild eigentlich für eine Ausstellung benutzen.“
 

Leichter Unglaube machte sich in Adam breit. Wie konnte er einfach nur so drüber hinweg gehen? Er hatte ihm gerade seine Liebe gestanden und ihn interessierte nur das Bild? Das war doch so was von scheißegal. So absolut egal. Und so typisch Leon.
 

Aber ihm fehlte die Kraft, noch irgendwie wütend zu reagieren.
 

„Vorerst nicht.“ Langsam zog er seine Sachen an und hob die Tasche hoch. „Vielleicht in zwei, drei Wochen. Oder später. Keine Ahnung, ich meld mich dann.“
 

“Hm. Ich verstehe.“
 

Nichts verstehst du, du gefühlloser Hornochse. Gar nichts. Gibt es für dich denn nichts wichtigeres als deine Kunst? Als dich selber?
 

Adam konnte ihm nicht ins Gesicht schauen. Wollte es einfach nicht. Nicht jetzt.
 

„Also dann. Viel Spaß noch.“
 

Leon antwortete nicht. Auch egal. Langsam öffnete er die Tür ein Stück weit. Draußen hatte es zu schneien angefangen. Schneeregen, wie er es prophezeit hatte. Es konnte ja nur noch besser werden.
 

Plötzlich knallte Leon seine Hände gegen die Tür, so dass sie wieder ins Schloss zurück fiel. Adam zuckte erschrocken zusammen. Spürte Leons Atem an seinem Hinterkopf. Zögernd drehte er sich um, mit dem Rücken zur Tür. Leon war nah, viel zu nah.
 

Einen Augenblick später spürte er seine Lippen auf den eigenen. Ein warmes Gefühl überflutete ihn. Er hatte es vermisst, so sehr vermisst. Diese Süße, die ihn fast um den Verstand brachte. Weiche Lippen, ein warmer Körper nah an seinem. Seine Beine fingen an zu zittern. Konnte er das wirklich so einfach hinter sich lassen? Wollte er das wegen seinem Stolz wirklich aufgeben?
 

Leons Zunge glitt gemächlich in Adams Mund, umspielte zärtlich seine Zähne, drang etwas tiefer und streichelte seinen Gaumen. Umgarnte Adams Zunge, langsam, bedächtig. Sie hatten alle Zeit der Welt.
 

Mühsam unterdrückte er den Drang, seine Tasche fallen zu lassen und die Arme um Leons Nacken zu schlingen, ihn noch enger zu sich zu ziehen.. Stattdessen umklammerte er ihren Griff fester, ließ sich gegen die Tür fallen, gab sich dem Kuss hin. Genießen. Einfach nur genießen. Und sich hingeben.
 

Er spürte, wie sein Widerstand langsam bröckelte, sein Stolz sich zu verabschieden suchte. Er hatte es so sehr vermisst. So sehr. Verdammt!
 

Mit einem Keuchen drückte Adam Leon von sich, löste ihre Münder von einander.
 

„Das war jetzt wohl der Abschiedskuss, was?“ In seiner atemlosen Stimme schwang ein Hauch von Lachen mit. Selbstironisches Lachen. „Ich brauch dein Mitleid nicht.“ Ohne aufzuschauen, kramte er seinen Schlüsselbund aus seiner Tasche, löste Leons Hausschlüssel davon und legte ihn ihm in die Hand. „Den brauch ich auch nicht mehr.“
 

Mit einem Ruck drehte er sich zur Tür und riss sie auf. Für einen Moment blieb er stehen.
 

„Wenn du so scharf auf mich bist,“, er zitterte, „wenn du wirklich so scharf auf mich bist, dann such nach einem Weg, mich wieder zu erlangen. Auch wenn ich nicht weiß, wie das gehen sollte. Oder ob es dir überhaupt die Mühe wert ist. Aber eins verspreche ich dir: Ich werde nicht angekrochen kommen und deine Fußspitzen lecken. Ich werde nicht dein Spielzeug sein.“
 

Ohne auf eine Antwort zu warten trat er nach draußen und zog die Tür hinter sich zu. Ein Windstoß fegte einen Regenschauer in sein Gesicht, das er angewidert verzog. Die Kälte kroch unter seine Jacke, bis tief in sein Innerstes. Drinnen war es warm gewesen, angenehm warm. Sein Blick wanderte nach oben, zum grauen Himmel. Wieso hatte er ihn jetzt küssen müssen? Er hatte ihm mit aller Brutalität wieder vor Augen geführt, was er von sich wegstieß. Und ihm seine Liebe wieder und wieder bewusst gemacht. Diese Liebe, die ihn überschäumte, einfing und nicht mehr losließ. Diese gottverdammte Liebe. Sie hatte ihn gewärmt.
 

Trotzdem, er fühlte sich hier draußen wohler. Hier konnte er atmen. Hier konnte er frei und er selber sein, ohne nach Leons Pfeife tanzen zu müssen.
 

Keine Kompromisse, nicht wahr? Er musste sich selber verteidigen, durfte seine Ideale und Prinzipien nicht verraten, durfte nicht zu einem schwächlichen Spielball Leons werden. Keine Kompromisse. Jetzt war Leon am Zug.
 

Er fühlte sich gut.
 

Doch trotzdem benässten Tränen seine Wangen.
 

Und erst jetzt fiel ihm auf, dass die Musik Suos Pianospiel gewesen war.



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück