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Der Ritter und die Prinzessin

von

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Die Erkenntnis des Ritters

Nachdenklich blickte Chrom zu den neuen Soldaten. Waren sie schon bereit, in einer richtigen Schlacht zu kämpfen? Der Blick des Prinzen blieb bei Donnel hängen. Der Junge klammerte sich an seine rustikale Lanze, verfolgte mit grossen Augen den Übungskampf zweier altgedienten Soldaten. Ein Seufzer verliess den Mund des Prinzen.

Donnel sollte bei seiner Mutter sein und seine Kindheit geniessen. Nicht auf einem Schlachtfeld um sein Leben kämpfend. Sollte auf dem Feld helfen. Nicht dabei, Menschen das Leben zu nehmen. Mit seinen Freunden spielen. Nicht lernen mit einer Waffe Leben zunehmen. Doch der Bauernjunge schloss sich den Hirten freiwillig an. Lehnte sich sogar gegen den Wunsch seiner Mutter auf.

Während Chrom einem Bogenschütze freundlich zunickte, lief er auf den Knaben zu. Dieser nahm Chrom nicht wahr, da er die Kämpfenden begeistert anfeuerte. Erst als der Prinz ihm eine Hand sanft auf die Schultern legte, reagierte der Bursche. Entschuldigend murmelte er leise: „Eure Hoheit, verzeiht mir. Ich hab Eure Hoheitlichkeit nicht gesehen.“ Chrom bemerkte, wie unangenehm diese Situation Donnel war. Die anderen Männer salutierten oder verneigten sich. Drei Männer waren im Hintergrund. Sie waren in einem Gespräch vertieft und sprachen darüber, wie man wohl Miriel zu einem Spaziergang überredeten könnte.

 „Donnel, hast du Frederick gesehen?“ Der Angesprochene verzog das Gesicht. Die Kämpfenden hörten auf, blicken sich amüsiert an. Während einige der Soldaten mehr oder weniger versuchten, ihr Lachen zu unterdrückten, überlegte der Dorfbursche genau, wie er die Frage beantworten sollte. „Herr Frederick ist wie der Blitz weggehuscht, nachdem er uns trainierte. Er musste … ähm… was erledigen.“ Chrom nickte und sprach sein Dank aus. Die Soldaten trainierten nun gar nicht mehr. Sie tuschelten und flüsterten lieber miteinander. Chrom konnte sich denken, was Frederick so zur Eile trieb.
 

***

Lissa kicherte. Heute hatte sie einige tolle Beschäftigungen mit Frederick geplant. Als Erstes würden sie in die Stadt gehen. Kellam erzählte, das ein Puppenspieler sein Schauspiel vorführte. Danach stand ein Marktbummel auf dem Plan. Die Prinzessin blieb stehen, griff in ihrem Beutel.

„Wunderbar, das sollte reichen!“, flüsterte sie halblaut. Mit den gesammelten flachen Steinen würde der Tag beendet werden. Lissa übte mit Sully und Stahl, Steine über den See springen zu lassen. Ob Frederick diese Kunst beherrschte?

Ricken, der nach Chrom suchte, um ihn seinen neu gelernten Zauber zu zeigen, blickte verwundert zu der sich hinträumenden Prinzessin. Weshalb nur färbten sich Lissas Wangen in letzter Zeit häufiger rot? Der junge Magier verstand dies nicht. In letzter Zeit benahm sie sich wirklich merkwürdiger und verträumter.
 

Der Ritter schüttelte seinen Kopf. Es ging so nicht weiter. Seine Herrin war entschlossen, ihm die Kunst der Entspannung zu lernen. Sicherlich, er sollte froh über ihren Eifer sein. Doch stattdessen verbarg er sich im Waffenzelt. Der Mann hielt in seinen Bewegungen inne, während er einen Heilstab in seine Hand nahm. Lady Lissa war eine begabte Heilerin, eine magiebegabte junge Frau. Lächelt legte Frederick den Stab weg und nahm stattdessen ein Magiebuch. Blätterte vorsichtig in ihm, überflog die Formeln. Er beherrschte einige Waffen, war gewandt in vielerlei Kampftechniken. Doch die Kunst der Magie konnte er nicht meistern. Oder besass er schlicht zu wenig Geduld für diese Kunst? Welches Element würde Lissas innere Stärke verstärken? Ricken war ein ausgezeichneter Windmagier, während Miriel eher das Feuer beherrschte. Vielleicht würde Lissa den Weg der Erhabenen einschlagen? „Meine Herrin, Ihr erblüht jeden Tag mehr“, sinnierte Frederick leise vor sich hin, zugleich legte er das Buch sorgfältig in die Kiste zurück.

Seine Gedanken kreisten wieder einmal um seine Herrin. Seine Tage mit ihr waren auf ihre Weise schön. Jeder im Lager schätzte die Prinzessin, schenkten ihr bei einer Begegnung ein Lächeln. Ganz gleich wie beschäftigt die Personen waren, für die Prinzessin liessen sie ihre Arbeit sein. Wieder einmal schlich sich ein seliges Lächeln auf das Gesicht des Mannes.

Er diente schon viele Jahre dem ylissanischen Königshaus. Trainierte seit seiner Geburt hart und diszipliniert, versuchte niemals Müdigkeit und Angst zu zeigen. Um die königliche Familie zu beschützen. Um …

Ein lautes Schleppern riss den Mann aus seinen Gedanken. Ertappt sah er zum Eingang des Waffenzeltes. Vaike redete mit Sumia. Seine laute Stimme war nicht zu überhören. Zwischendurch vernahm Fredericks die erstaunte Stimme der Pegasusreiterin. Es schien, als versuchte der Kämpfer mit der Axt Sumia zu beeindrucken. Der Blick von Fredrick wanderte langsam zu aufgestellten Waffen. War Vaikes Axt zerbrochen? Immerhin verlor der Krieger seine Waffen nicht mehr. Miriel hatte es sich zur Aufgabe gemacht, sich persönlich um seine Ausrüstung zu kümmern.
 

Seufzend betrachtete Lissa das Waffenzelt. Hier drin musste er sein. Frederick kam ihr nicht davon! Nicht heute. Heimlich sammelte sie Steine. Unter einigen haben sich eklige Käfer verborgen. Sich schüttend dachte die Prinzessin an das Getier. Schleimige Würmer, kleine Spinnen, Käfer mit riesigen Augen. Ob sie einfach einmal nach dem Ritter rufen sollte? Das war die Idee! Tief Luft holend schritt sie näher zum Waffenzelt. „Komm, Frederick. Es wird Zeit für eine Lektion“, sprach die Prinzessin mit fester Stimme und ergänzte gebieterisch: „ Und versteck dich nicht wieder. Du kannst das sowieso nicht gut.“ Der Gerufene blieb still. Seine Herrin fand ihn. Es wäre besser sich zu ergebenen, bevor die Prinzessin ins Waffenzelt ging und sich im schlimmsten Fall verletzte.

Der Mann schritt mit erhobenem Haupt nach draussen. Die Sonne blendete ihn für einen Moment, danach blickte er in das zufriedene Gesicht von seiner Herrin. Und auch eine zerbrochene Kiste erblickte der Ritter, um die zerdeppertes Kochgeschirr lag. Die Überreste von Vaikes Versuch, Sumia zu beeindrucken? Oder war es Sumias schuld? Bevor Frederick weiter darüber nachdenken konnte, nahm ihn Lissa in Beschlag. „Ah, da bist du ja“, kicherte die Prinzessin und griff nach seiner Hand. Da der Mann nicht reagierte, plauderte das Mädchen fröhlich weiter: „Komm schon! War es letztes Mal nicht ein Riesenspass?!?“ Kopfschüttelnd antwortete der Gefragte: „ Meint Ihr, als wir stundenlang ziellos durch das Lager streiften und Leute störten?“

Statt das Lissa den Wink verstand oder darüber kurz nachdachte, antwortete sie fröhlich: „ Ja, weil sich jeder darüber freute. Niemand verweigert ein kleines Gespräch unter Freunden.“ Frederick atmete tief ein und aus.

Oder als wir im Kornfeld lagen und die Wolken anstarrten?

„Auch das war lustig. Nicht?“
 

Lissa verstand nicht, weshalb der Ritter so missmutig dreinblickte. Vielleicht brauchte er einen kleinen Stups? „Beides! Das war fantastisch, oder? Verjüngend? Lebensverändern?“ Frederick blickte leise seufzend in das fröhliche Gesicht seiner Herrin. Diese Tätigkeiten sollten einen Erheitern? Ihr tat dies wohl gut. Jedoch fühlte er keine Befriedigung dabei.

Frederick blickte sich um, wollte etwas Zeit gewinnen. Sumia kam angerannt, sicherlich um die Scherben aufzukehren. Kurz winkte die Pegasusritterin dem Mann zu, was sie stolpern liess. „Keine Sorge, ich helfe dir“, rief die Prinzessin, da sie sich Sorge um ihre Gefährtin machte. Doch Frederick hielt sie mit den Worten: „Bleibt hier, Herrin“, zurück. Innerlich lächelte er über Lissas Gesichtsausdruck. Sie wusste nicht, ob sie eine wütende oder schmollende Mimik zeigen sollte. Seine Herrin war ein guter Mensch, niemals würde sie jemanden in Not Hilfe verweigern.

„Du hast meine Frage noch nicht beantwortet. Antworte oder lass mich jetzt gehen!“

„Herrin, ich hätte Euch …“

„Frederick!“

Der Angesprochene räusperte sich, die Situation war ihm mehr als unangenehm. Obwohl das Waffenzelt Abseits aufgebaut war, davor sie immer noch standen, zogen sie Aufmerksamkeit auf sich. Sumia konnte mit der Hilfe von Stahl und Donnel einiges des demolierten Geschirrs aufsammeln.

Bevor Lissa wieder ungeduldig nachfragen musste, antwortete ihr der Ritter: „Es war anstrengend. In all den Jahren, die ich für den Kampf trainiere, war ich noch nie so erschöpft!

Überrascht über diese Aussage blinzelte Lissa. Sie stand mit offenem Mund da und suchte fieberhaft nach Worten. Frederick befürchtete, seine Herrin gekränkt zu haben. Jedoch lachte die Prinzessin nach einem Moment, zwinkerte und antwortete besserwisserisch: „Ein deutliches Zeichen dafür, dass du öfter entspannen musst. Du bist zu gut in Form!“ Jetzt war der Ritter sprachlos. Diese Worte hatte sich die Prinzessin gemerkt und verwendete sie abgewandelt gegen ihn?
 

Fröhlich blickte Lissa den Ritter an. Der Mann fühlte sich schlecht. Wie konnte er es ihr schonend beibringen, dass er keine Schulung in der Kunst der Entspannung brauchte. Wieder schwieg Frederick, in seinen Gedanken versunken, bemerkte nicht, wie Lissas fröhliche Miene verschwand. Erst als sie sanft seine Hand ergriff und mit leiser Stimme zögerlich fragte: „Hat es dir wirklich gar nicht gefallen?“ erwachte er Mann aus seiner Trance. Herrin, sieht mich nicht mit Euren traurigen Augen an. Fredericks Herz schien zu bersten. Er wollte sie wieder lächeln sehen.

Nun… Ich sagte nicht, dass es…ganz ohne Reiz war.“ Er bemerkte, wie seine Stimme zitterte. Er erschrak. Hoffentlich bemerkten es nicht Stahl und Donnel, besonders seine Herrin sollte es nicht bemerken. Räuspernd beendete seinen Satz mit: „Die Zeit, die wir gemeinsam auf Entdeckungsreise waren, war eine Erfahrung.

Bemerkte seine Herrin die Veränderung seiner Stimmlage? Angespannt musterte Frederick die Prinzessin. Ihre Augen, die vorher weit geöffnet waren, strahlten vergnügt. Sie lächelte auch wieder. Sie zog ihm am Ärmel und sprach: „Oh, wunderbar! Es freut mich so, das zu hören!

Erleichtert atmete der Mann aus. Sie bemerkte es nicht, Naga sei Dank.

Wenn es Euch erfreut, freut es mich auch, meine Dame.

Dann mal los! Diese Wolken starren sich ganz sicher nicht von allein an!“

 

Die Prinzessin wollte endlich loslegen. Die Puppenspieler warteten sicherlich nicht. Ihr Tagesplan wollte sie nicht vergebens ausgetüftelt haben. „Komm jetzt! Wir müssen später noch in die Stadt.“ Ergeben liess sich der Ritter einige Schritte mitziehen. Als Lissa stehen blieb, ergriff Frederick das Wort: „Wir haben uns gestern schon entspannt. Wie wäre es, wenn wir wechseln? An geraden Tagen… trainieren wir. An ungeraden Tagen… entspannen wir.“

Lissa drehte sich stirnrunzelnd um.

„Willst du in Wirklichkeit nur kneifen?“

„Woher habt Ihr diesen Ausdruck, meine Dame?“

Die Angesprochene antwortete nicht, sie murmelte nur leise vor sich hin.

Der Mann spürte ihre Enttäuschung. Sie blickte ihm nicht ins Gesicht. Lagen seiner Herrin diese Tage so sehr am Herzen?

Frederick schloss seine Augen. Eigentlich verspürte er keine Lust, den angebrochenen Tag zu verschwenden. Doch seiner Herrin Befehle musste er befolgen. „Meine Dame, womit fangen wir an? Sicherlich lernt Ihr mir eine neue Technik.“

 

Frederick konnte schwören, noch nie ein solches strahlendes Lächeln gesehen zu haben. Ihre Augen strahlten und ihr Lachen klang so heiter, wie er es noch nie vernommen hatte. Er würde lieber tausende Tode sterben, als das er seine Herrin jemals wieder zum Weinen brächte.



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