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Der Ritter und die Prinzessin

von

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Ritter brauchen keine Pausen!

Sully gähnte. Eine vorwitzige Fliege summte um ihren Kopf. Gelassen liess die Frau das Insekt ihre Runde fliegen. „Na mein Hübscher? Lust auf einen Ausritt?“ Das Pferd stellte seine Ohren nach vorne. Sully nickte und tätschelte ihr Pferd sanft. Die restlichen Pferde, die auch mit Chroms Armee reisten, lebten in den Tag hinein. Einige schliefen oder assen, eines wieherte. Pfeifend holte die Frau den Sattel. Dieser reichte für sie vollkommen aus. Die restliche Ausrüstung, die sie sonst in der Schlacht trug, brauchte sie nicht. Heute wollte die Frau nur ihren Spass haben.

„Oh, du bist auch hier?“

„Hast wohl wenn anderen erwartet. Cordelia zum Beispiel?“

Errötet kratzte sich Stahl am Kopf. Sully achtete nicht auf ihren Kameraden. „Stahl, wenn du was zu sagen hast, spuck es aus. Mein Pferd und ich haben noch was vor.“ Stahl lächelte. Jeder in der Armee wusste, wie sehr Sully ihr Pferd liebte und schätzte. Es freute den jungen Mann, dass seine Kameradin wenigstens in den Ställen ihre sanfte Seite zeigte. Doch würde der Ritter dies der Frau niemals sagen. „Ich wollte dich bloss fragen, ob du Frederick gesehen hast.“

„Ha! Der sucht nach der Prinzessin“, antwortete Sully und lachte, während sie die Zügel anlegte. Als sie den verirrten Ausdruck ihres Freundes bemerkte, zog sie ihre Augenbraue hoch. „Hast du es nicht mitbekommen? Kommt verdammt nochmal davon, wenn man den ganzen Abend versäuft.“ Stahl versuchte sich zu erinnern, Sully half ihm jedoch gerne auf die Sprünge.

„Oh, dies war mir wirklich nicht bewusst. Doch ich bin stolz auf die Prinzessin.“

„Sie sollte sich besser anstrengen. Frederick tritt gerne in Hintern. Ausserdem sattelte er sein Pferd. Prinzessin Lissa versucht wohl wieder auszureissen.“
 

***
 

Leise schlich Lissa aus dem Gemeinschatsszelt. Sollte sie zu Miriel gehen? Solange sie ruhig war, störte die Magierin Gesellschaft nicht. Oder brauchte Sumia Hilfe bei den Pegasi? Kichernd dachte die Prinzessin an Sumia. Wann würde Chrom endlich bemerken, was sie für ihn empfand?

Lissa war so tief in ihren Gedanken versunken, das sie Frederick nicht bemerkte. Der Ritter erblickte sie und lief direkt auf sie zu. Lächelnd stellte er sich vor die Prinzessin und sprach freundlich: „Kommt, meine Dame. Es wird Zeit für Eure Lektion.“ Da die Prinzessin, die nun den Ritter mit grossen Augen ansah, nicht reagierte, ergänzte Frederick den Satz mit: „Und läuft nicht wieder davon. Wenn es sein muss, hole ich sogar gleich mein Pferd.“

Fieberhaft arbeitete es in der jungen Frau. Wie konnte sie Frederick überlisten und sich vom Training drücken? Behaupten, Bauchschmerzen plagten sie? Nein, Frederick würde dann den ganzen Tag sich um sie kümmern. Der Tag war jedoch noch frisch und Lissa wollte ihn geniessen. Oh, da kam ihr eine gute Idee. Sie konnte behaupten, Chrom stelle was an oder das er was von dem Ritter verlangte.

Lissa drehte sich im Kreis, um Mut zu sammeln. Frederick schaute ihr stumm zu. Er erwiderte den Blick, dem ihr die Prinzessin schenkte. Diese seufzte und murmelte leise: „Ich will nicht.“ Sie erkannte schlagartig, dass der Ritter in diesem Punkt nicht mit sich reden liess. Er würde mit ihr üben, sogar dann, wenn sie mit Fieber im Bett läge. „Argh… Ich und mein loses Mundwerk“, stiess Lissa resigniert hervor.

Einige Soldaten betrachteten die Szene. „General Frederick schont nicht einmal die Prinzessin“, sprach einer der Männer zu seinem Freund. Einer der älteren Soldaten lachte leise. „General Frederick schont niemanden. Insbesondere nicht sich selbst.“ Verwundert blickten die restlichen Soldaten zu dem Kavalier. Sie wunderten sich darüber, wollten jedoch nicht weiter darüber sprechen.
 

„Frederick, biiiitteeee! Mir tut immer noch alles von gestern weh!“ Das sollte er doch verstehen. Sah sie wie ein Soldat aus? Sie wollte nur ein bisschen stärker werden und nicht das Heer anführen.

Kopfschüttelnd vernahm der Ritter die Worte seiner Herrin. „Ein deutliches Zeichnen dafür, dass Ihr mehr trainieren müsst!“, antwortete er kurz. Auf den bösen Blick ergänzte Frederick trocknen: „ Ihr seid nicht in Form!“ Lissa seufzte laut und setzte sich schmollend hin. Die Prinzessin verspürte nicht im Geringsten die Lust, das zu tun, was der Mann verlangte. Geduldig blickte der Ritter zu seiner Herrin, die das Gras neben sich ausrupfte. Auch wenn er sehr streng war, konnte er sich denken, wie die Prinzessin sich fühlte.

„Kommt nun. Die Ausreden werden Euch sicher nicht stärker machen.“

„Wenn ich mich zu Tode trainiere, werde ich aber auch nicht stärker! Ich brauche eine Pause, Frederick! Weisst du, was das ist? Eine Pause?“

Lissa hätte gerne weitergeredet, stattdessen schaute sie lieber den Menschen böse an, welchen sie persönlich vor wenigen Tagen um Hilfe bat.

„Ja, ich kenne das Konzept. Aber ich selbst habe kein Bedürfnis für Pausen.“

Weshalb runzelte nun seine Herrin die Stirn. Der Ritter konnte sich nicht vorstellen, was er unpassendes sagte. Lissa schmollte jedoch nicht mehr, was ihn beruhigte.

„Wie ist das möglich?“, platzte es aus der Prinzessin und ergänzte nach wenigen Sekunden mit fester Stimme, „Man muss doch mal Dampf ablassen, sonst explodiert man!“ Perplex dachte Frederick über diese Worte nach. Er konnte sich nicht vorstellen Dampf abzulassen. Weder besass er den Wunsch dazu, noch konnte er sich dies erlauben. Lissas gemurmelte „Und glaub mir, das ist kein schöner Anblick“, nahm er nicht wahr.
 

Da Frederick nicht reagierte, er versuchte herauszufinden was Lissas Worte bedeutete, stupste seine Herrin ihn an.

„Hast du noch nie Pause gemacht?“

„Ich lebe, um Euch und Chrom zu dienen und zu beschützen. Dies ist meine Pflicht. Mein ritterlicher Eid enthält keine Klausel bezüglich festgelegter Pausenzeiten.“

Lissa erhob sich langsam, stemmte ihre Hände in ihre Hüfte und sprach mit amüsierter Stimme: „Weisst du was? Ich glaube, du WEISST einfach nicht, wie man sich entspannt!“ Ertappt schloss der Mann die Augen, lief einige Schritte zurück. Lissa hatte Recht und traf eine Schwachstelle von ihm.

Ihre Worte kamen so überraschend, dass Frederick seine Verblüffung nicht verbergen konnte. Miriel, die zufälligerweise vorbeilief, zog ihre Augenbrauen hoch. Bedauerlicherweise bekam sie nicht mit, weshalb der Ritter ohne Furcht und Tadel so ungewöhnlich reagierte. Sie hatte jedoch bedauerlicherweise was anderes zu erledigen. Ob Stahl im Gemeinschaftszelt seine Zeit totschlug?
 

Was hab ich jetzt wieder dummes gesagt?, schoss es der Prinzessin durch den Kopf. Blinzelt versuchte sie Fredericks Gedanken zugeraten. Ob er wütend war, weil ihr Training sich verzögerte? Sanft nahm sie die Hand des Ritters und fragte leise: „Es war ein Scherz… Hatte ich etwa Recht?“ Als der Mann nickte, rief sie: „Du weisst nicht, wie man sich entspannt?!?“

Nowi, die eine streunende Katze streichelte, hob den Kopf. Auch Kellam drehte sich überrascht zu den Beiden um. Er war auf den Weg zum Gemeinschaftszelt, um seinen Freund Stahl zu warnen.

Räuspernd drehte sich Frederick um seine eigene Achse. Er wusste von der Anwesenheit einiger Lauscher. Der Ritter merkte, wie die Scham in ihm hochkroch. Besonders beschämte es ihn, dass seine Herrin nun eine Schwachstelle von ihm kannte.
 

Mit einem strengen Blick sprach der Ritter: „Genug der Worte. Bezieht Stellung. Heute üben wir, Pfeilen auszuweichen.“ Lissa kicherte. Auch wenn Frederick seine strenge Seite zeigte, spürte Lissa, dass es ihm unangenehm war.

„Meine Herrin, bitte macht Euch bereit.“

„Wohl eher, Fragen auszuweichen“, antwortete die Prinzessin belustigt und setzte sich wieder hin. Seufzend, da der Ritter sie immer noch unerbittlich ansah, sprach Lissa vertraulich zu ihm: „Na gut. Ich sehe schon, das wird ein bisschen mehr Arbeit. Wie wäre es damit… Als Ausgleich dafür, dass du mich trainierst, werde ich dir zeigen, wie man entspannt! Du solltest dich geehrt fühlen! Ich bin die entspannteste Person in ganz Ylisse!“

Der Mann schüttelte den Kopf. Wie kam die Prinzessin nur auf diese Gedanken? Sicherlich, seine Herrin genoss es zu entspannen und sie war eine Tagträumerin. Dennoch hatte er keine Zeit für solche Kindereien.

„Meine Dame, wir haben wirklich keine Zeit für so etwas.“ Lachend erwiderte die Angesprochene: „Wenn man sich keine Zeit nimmt, um Zeit zu verschwenden, lernt man nie, wie es geht.“

Sie gab nicht auf. Frederick musste sich einfach einmal gehenlassen. Jeder Mensch tat dies und Emm sagte selbst, Frederick sollte sich schonen. Gut, so direkt sagte die Erhabene es nicht, aber Lissa verstand, was sie damit meinte. Oder wollte ihre grosse Schwester selbst etwas Ruhe von dem übereifrigen Ritter?
 

Frederick wusste nicht weiter. Es fühlte sich gerade so an, als wäre er in eine Falle getappt. „Zeit auf das Lernen von Zeitverschwendung zu verschwenden klingt nach…“, er seufzte und führte leise hinzu, da Chrom gerade vorbeilief: „Nun ja, das klingt nach Zeitverschwendung.“

Lissa lächelte, winkte fröhlich ihren Bruder zu, während sie siegessicher sprach: „Genau! Also, dann legen wir mal los!“

Frederick wusste, wenn er verloren hatte. Er war wirklich in eine Falle getappt. Resigniert murmelte er zu sich selbst: „Vielleicht bin ich jetzt derjenige, der davonlaufen sollte…“ Lissa sprang auf und drückte die Hand des Mannes. „Keine Sorge, es wird dir Spass machen. Oh, mit was fangen wir an?“

Frederick schloss die Augen, atmete tief durch. „Verzeiht Herrin, meine heutigen Pflichten erfüllen sich nicht von alleine.“

Enttäuscht sah die Prinzessin ihn an. Chrom, der zu seiner Schwester blickte, legte den Kopf schief. Wollte Frederick sie nicht trainieren?
 

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„Er ist gemein! Er ist gemein!“ Chrom lachte und tätschelte brüderlich Lissas Kopf. „Hat er dich zu fest drangenommen?“, fragte er und nahm Lissa fest in die Arme, da sie anfing zu schluchzen.

„Lissa, da du nun nicht trainieren musst, können wir die Zeit nutzen.“ Chrom hatte da schon eine Idee, wie er seine kleine Schwester aufmuntern konnte. Und Frederick ein wenig zu ärgern. Das verdiente der treue Ritter. Ob Frederick der Mensch war, der gerne Springseil spielte?


 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich bitte um Aufmerksamkeit!
Die kursiven Dialoge in der Geschichte stammen aus dem Spiel Fire Emblem: Awakening. Komplett anzeigen

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