Zum Inhalt der Seite

Die Sache mit der Kunst

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kuscheln.

Draußen war inzwischen ein richtiger Sturm los gebrochen, wie in den letzten Tagen bereits angekündigt worden war, im Wetterbericht.
 

Orkanartige Böen rüttelten an den Fenstergläsern und dicke Tropfen klatschen gegen die Hauswände.
 

Fröstelnd kuschelte sich Sasori tiefer in die Kissen auf dem Sofa und knipste gelangweilt auf einen anderen Sender um.
 

So früh am Morgen lief doch tatsächlich nur Bullshit im Fernsehen, was interessierten ihn bitte Frauen die für zwei Wochen ihre Familien tauschten?
 

Aus irgendeinem Grund wurden für die Folgen auch immer genau solche genommen, die unterschiedlicher nicht sein konnten.
 

Kopfschüttelnd schaltete er das Fernsehgerät schließlich komplett ab und lugte vorsichtig an sich herunter.
 

Deidara lag auf ihm, Beine und Arme um ihn geschlungen wie ein kleines Koalabärchen und schlief, leise atmend.
 

Mit einem zaghaftem Lächeln im Gesicht fuhr der Puppenspieler dem Kleinen über den Rücken.
 

Er seufzte leise, schob seinen Partner dann vorsichtig von sich runter, so gut es ging, doch der Blondschopf schlug prompt die Augen auf.
 

Wimmernd rollte er sich auf die Seite und vergrub das Gesicht in Sasoris Taille.
 

Tatsächlich war er heute beinah etwas anstrengend, ziemlich mosernd und quengelig, doch Sasori machte ihm keinen Vorwurf, es störte ihn auch nicht, was ihn selbst mehr als überraschte.
 

Niemals hätte er damit gerechnet, das er, er Sasori no Akasuna solch eine Geduld mit kleinen Kindern haben würde.
 

„Ich mach uns mal was zu essen, ja?“, flüsterte er sanft und löste sich sachte von dem Blondschopf, welcher ihn instinktiv am Saum seiner Oberteiles fest hiel.
 

„Will nicht...“, nuschelte er heiser und hustete dann ein paar Mal.
 

„Nicht essen!“
 

Sasori nickte:“Doch, hör zu, du musst essen. Du willst doch schnell wieder gesund werden.“
 

Doch der Kleine schüttelte nur stur den Kopf und schaute ihn entschlossen an.
 

„Kein' Hunger.“
 

Seufzend legte der Puppenspieler den Kopf schief.
 

„Ich werd' trotzdem was machen, dann für später vielleicht, hörst du?“, gab er sich vorerst geschlagen und riss sich los, doch Deidara richtete sich fiepend auf.
 

Es sah aus, als würde es ihm viel Kraft abverlangen und vom Mitleid gepackt hielt der Rothaarige dennoch inne.
 

„Mh!“, nicht sprechend, nur wimmernd, streckte der Blonde die Arme nach seinem Danna aus und warf ihm einen herzzerreißenden Blick zu.
 

„Ich komm gleich wieder.“, versprach der Ältere und warf einen flüchtigen Blick auf die Mattscheibe, die gegenüber des Ecksofas stand, „Soll ich dir den Fernseher anmachen?“
 

Doch Deidara schüttelte erneut nur den Kopf.
 

„Arm...“, hauchte er dann hell und in seinen Augenwinkeln standen bereits gefährlich wirkenden Tränchen.
 

„Ich bin doch sofort wieder da.“, versuchte es der Puppenspieler noch einmal, doch erkannte schon das es keinen Sinn hatte, erst recht nicht als sich die Unterlippe des Kleinen nach vorne schob und er bereits begann zu schniefen.
 

„Na, komm her, du kleine Nervensäge.“, gab er es schließlich auf, packte den Blondschopf unter den Schultern und nahm ihn hoch.
 

Glücklich schlang dieser auch sogleich die schmalen Ärmchen feste um seinen Hals, so das Sasori im ersten Moment meinte schlechter Luft zu bekommen und schmiegte sich dann an ihn.
 

Unbeholfen griff der Sunaninja nach einer etwas kleineren, dünneren Decke, legte sie dem Kleinen um den Rücken und ging dann samt des fiebernden Bündels auf seinem Arm in die Küche.
 


 

Es war etwas schwierig zu kochen und dafür nur eine freie Hand zu haben, hinzu kam, das er sich nicht zu hastig und schnell bewegen konnte um den schlummernden Blondschopf nicht zu wecken oder gar runter fallen zu lassen.
 

Nachdem Deidara langsam wieder eingeschlafen war, hatte sich zumindest der krampfhafte Klammergriff um seinen Hals etwas gelöst und er konnte wieder ausreichend Sauerstoff konsumieren.
 

Man musste alles positiv betrachten.
 

Zudem musste er sich eingestehen das er herzlich wenig Ahnung von Essenszubereitung hatte, immerhin brauchte er ja keine Nahrung um zu überleben und somit hatte er auch nie eingesehen wofür es gut sein sollte kochen zu lernen.
 

In den seltenen Fällen, das sie sich über mehrere Tage im Hauptquartier aufgehalten hatten, hatten meistens Konan, oder aber Itachi gekocht und ansonsten wusste sich der Blonde da auch meist recht gut selbst zu helfen.
 

Während Sasori auf umständliche Weise, mit nur einer Hand eine Konserve Hühnerbrühe öffnete, kam ihm der Gedanke, das Deidara eigentlich nie so lästig gewesen war, wie er es immer dargestellt hatte.
 

Tatsächlich war er ganz an nämlich gewesen, natürlich hatte er manchmal Flausen im Kopf und war ein wenig chaotisch, aber mein Gott, er war ja auch keine 20!
 

Und dafür machte er, seine Sache, zugegebener Weise, nicht schlecht.
 

Er biss sich unbewusst auf die Unterlippe, als er darüber nachdachte, wie oft er den Blonden immer ausgeschimpft, ermahnt und gerügt hatte, für Sachen die so selbstverständlich waren und er mit 19 bestimmt nicht besser gekonnt hatte.
 

Doch er hatte nie darüber nach gedacht.
 

Seine Jugend lag so weit hinter ihm, gefühlt, das er sich kein einziges Mal darüber Gedanken gemacht hatte, wie er eigentlich in Deidaras Alter gewesen war.
 

Das war kurz bevor er sich umgebaut hatte.
 

Schlagartig hielt er inne, ließ den Dosenöffner sinken, legte ihn auf die Arbeitsplatte und fuhr mit der freien Hand gedankenverloren durch die blonden Haare seines kleinen Partners.
 

Er erinnerte sich nicht gerne an diese Zeit, aber wieso?
 

Wieso hatte ihn Deidaras Art all die Jahre so auf die Palme gebracht, obwohl er ihm eigentlich nie einen wirklich triftigen Grund geboten hatte.
 

Natürlich war er laut und impulsiv und obendrein auch noch mit einem überaus großem Anteil an Eitelkeit gesegnet, aber das war nie das gewesen, was den Puppenspieler so aus der Haut hatte fahren lassen.
 

„Nein...“, murmelte er kaum hörbar und strich mit der Nasenspitze Deidaras Schläfe entlang.
 

„Du hattest das, was ich nicht mehr hatte….“, flüsterte er, ohne es richtig zu realisieren.
 

Deidara war jung.
 

Jung und hatte sein ganzes Leben noch vor sich.
 

Er hatte die Möglichkeit etwas besseres aus seinem Leben zu machen, die Möglichkeit die Sasori verspielt hatte und das wusste er.
 

Auch wenn der Gedanke nie richtig präsent war, er war da gewesen.
 

Und das schon immer.
 

Lange vor Deidara, lange, lange Zeit vor ihm.
 

Und zum ersten Mal in seinem Leben, wurde dem Puppenspieler klar, warum er so war, wie er denn war.
 

Warum er alles und jeden um sich herum hasste und verachtete.
 

Einschließlich Deidara, obgleich dieser überhaupt nichts für die ganzen Schicksalsschläge konnte, die ihm wieder fahren waren.
 

Kaum merklich schüttelte der Puppenspieler den Kopf, starrte wie paralysiert auf den Küchenboden, auf einen unbestimmten Punkt und mit einem Mal wurde ihm schwindelig.
 

Er stolperte ein Stück zurück, spürte die Kante des Tisches an seinem Steißbein und ließ sich schwach dagegen plumpsen.
 

Blinzelnd öffnete Deidara in seinen Armen die Augen und warf ihm einen müden, dennoch fragenden Blick zu, doch Sasori registrierte es gar nicht.
 

Mit geweiteten Augen und kaum erkennbar am Zittern, schaute er nach wie vor, wie hypnotisiert auf die gekachelten Fliesen, als ihm eines klar wurde.
 

Er hasste nicht die Anderen.
 

Er hasste auch nicht Deidara.
 

Nein, … er hasste sich selbst.
 

Und irgendwann hatte er angefangen es zu verstecken, in dem er allen vorspielte er würde sie verachten und nicht wert schätzen, nur um davon ab zu lenken, das sich sein ganzer Frust eigentlich gegen ihn selbst richtete.
 

Er hatte sich selbst besser gemacht, in dem er andere schlecht gemacht hatte.
 

Damit sie nicht bemerkten, wie verletzt, wie zerbrochen er war.
 

Er hatte seinen Körper in etwas ewiges, unsterbliches, unzerstörbares verwandeln können, doch seinen Seele hatte sich in all den Jahren nicht verändert.
 

Sie war noch genau so, wie sie zu Anfang war.
 

Noch genau so roh, empfindlich und voller Angst.
 

Gequält schloss er die Augen, er wollte die Gedanken vertreiben, doch sie schwappten über ihn wie eine Welle, der er nicht entfliehen konnte.
 

Er hatte allen immer erzählt er hätte keine Gefühle, er bräuchte sie nicht, er hätte sich ihnen entledigt und irgendwann, hatte er nicht nur die anderen belogen.
 

Sondern auch sich selbst.
 

Und letztendlich wurde ihm bewusst, dass ein größter Feind, all die Jahre er selbst gewesen war.
 

Er selbst, der sich mit seinem Hass so sehr im Weg stand, das er alles um sich herum damit gefüllt hatte, nur um sich ab zu laden, doch je mehr er alle anderen angeschrien hatte, je mehr er sie verletzte hatte, sie niedergemacht, je mehr er Deidara runter gemacht hatte, desto tiefer war er in das Loch des Selbsthasses gerutscht.
 

Warum war er so?
 

Weil er sich selber aus dem Strudel nicht mehr hatte befreien können…
 

Er atmete entsetzt auf, keuchte fast, hatte beinah ganz vergessen zu atmen, die Emotionen waren so stark, hatten ihn dermaßen physisch aus der Bahn geworfen, das es fast wie ein Rausch gewesen war.
 

Und mit einem Mal spürte er etwas warmes über seine Wange laufen, es fühlte sich an wie ein Insekt, ein wenig, es kitzelte und doch wusste er, das es nicht der Gleichen war.
 

Mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen fing er die Träne mit der Fingerspitze auf und betrachtete sie mit solche einem Entsetzen, das Außen stehenden ihn sicher für verrückt erklärt hätten.
 

Und wahrscheinlich war er das auch.
 

Ein Verrückter.
 

Ja, er war verrückt.
 

Er war wahrscheinlich der Verrückteste von ganz Akatsuki und das musste was heißen, denn normal waren sie alle nicht.
 

Immer noch keuchte er, sein Brustkorb hob und senkte sich bebend, bis ihn Deidara schließlich aus den Gedanken riss.
 

Erschrocken zuckte er zusammen, als der Kleine ihn sanft mit dem Finger an die Wange tippte.
 

„Sasohi…?“, schwach blinzelte der Blonde ihm entgegen, doch der Puppenmensch war immer noch viel zu perplex um entsprechend zu reagieren.
 

Erst nach ungefähr einer halben Minute hatte er sich schließlich gesammelt und starrte den kleinen Bomber an, als sähe er ihn zum ersten Mal.
 

„Sasohi?“
 

Misstrauisch hob der kleine Wirbelwind eine Braue, was dem unschuldigen Gesicht irgendwie so gar nicht stand.
 

„Ja?“, Sasoris Stimme zitterte, doch langsam wich die Aufregung einem anderen Gefühl.
 

Und zwar Ruhe.
 

Aber nicht die Ruhe, die er all die Jahre als Ruhe zu bezeichnen pflegte, nein, viel mehr eine Art Ausgeglichenheit.
 

Es war ihm, als hätte er all die Zeit einen schweren Mantel auf seinen Schultern getragen, den er nun endlich abgelegt hatte.
 

„Ja...“, Sasori lächelte und fuhr Deidara einmal sanft durch die langen Haare, „Ja, was ist?“
 

Immer noch etwas verunsichert ließ der Kleine den Kopf wieder auf Sasoris Schulter sinken und begann erschöpft an seinen Fingern zu nuckeln.
 

Wohlig seufzend drückte der Rothaarige seinen Schützling etwas fester an sich, ließ sein Kinn auf dessen Schulter sinken und tat etwas, was er all die Jahre nicht mehr getan hatte und mit einem Mal konnte er nicht mal mehr sagen, wo sein Problem gewesen war.
 

Er genoss die Nähe.
 

Menschliche Nähe.
 

Diese Wärme von Deidaras Körper und sein Duft ließen ihm einen warmen Schauer über den Rücken fahren, er schloss die Augen kurz, öffnete sie dann allerdings sofort wieder und blickte den kleinen Bomber zufrieden an.
 

Müde blinzelte dieser ihm entgegen, immer noch nuckelnd, die Lider schon halb geschlossen.
 

„Ich glaub du tätest gut daran, ein bisschen zu schlafen, mh?“, wollte er wissen und strich ihm behutsam seinen Pony hinters Ohr.
 

Deidara schüttelte leicht den Kopf und krallte sich mit der freien Hand in Sasoris Tshirt feste.
 

„Saso...“, wimmernd presste er sich an seinen Danna, welcher begann leicht hin und her zu schunkeln.
 

„Ist ja gut, ist ja gut.“, beschwichtigte der Puppenspieler schließlich seinen kleinen Freund und machte sich wieder daran einarmig die Suppendose zu öffnen.
 

„Ist ja gut, ich bleib doch bei dir.“
 


 

Mit einem lauten Platschenden Geräusch ließ er den Konserveninhalt schließlich in den Topf auf der Herdplatte plätschern und stellte diese an.
 

Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, das es kurz vor zwölf war.
 

Itachi hatte ja gemeint, gegen Mittag sollte er Deidara zum essen ermuntern.
 

Er schielte auf den kleinen Blonden auf seinen Armen, welcher an ihn gelehnt, friedlich schlummerte.
 

Ein Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab und er beschloss, bis die Suppe warm genug war, ein wenig ins Wohnzimmer zu gehen.
 

Vielleicht war das Fernsehprogramm ja jetzt ansprechender.
 


 

Immer noch regnete es wie aus Eimern und die ersten Blitze hatten begonnen am Himmel zu zucken.
 

Armer Kakuuzu und Hidan.
 

Aber da musste man durch als Shinobi.
 

Da war schlechtes Wetter noch das geringste Übel.
 

Seufzend ließ er sich auf die Couch plumpsen und Deidara vorsichtig auf seinen Schoß sinken, hielt ihm mit dem Arm jedoch im Rücken feste, um ihn bloß nicht zu wecken.
 

Diesmal hatte er Glück, der kleine Bomber schlief weiter, schmiegte sich seitlich an seinen Bauch, doch hielt die Augen geschlossen.
 

Mit liebevollem Blick fuhr der Puppenspieler dem kleinen Bomber sanft mit den Fingerrücken über die Wange.
 

Er fühlte sich immer noch ganz heiß an und er überlegte ob es ratsam wäre, ihm etwas gegen das Fieber zu geben.
 

Gedankenverloren schaute er durch den Raum, als sein Blick plötzlich auf Hidans Lese-Lernbuch fiel und mit einem Mal erinnerte er sich an die besondere Begebenheit am Morgen.
 

Deidara konnte lesen.
 

Lesen und rechnen mit vier.
 

War das nicht eigenartig, das so kleine Kinder das schon konnten?
 

Zumal Deidara gut lesen konnte, so schien es, immerhin hatte er selbst ein so schweres Wort wie „Kaminfeuer“ fehlerfrei entziffern.
 

Er beugte sich vorsichtig nach vorne und griff nach dem Buch, schielte kurz zur Seite und atmete innerlich erleichtert auf, als er feststellte, das der Kleine nicht wach geworden war.
 

Verträumt blätterte er in der Fibel, konnte sich erinnern als Kind auch so eine besessen zu haben, aber da war er mindestens schon, … sechs, sieben Jahre gewesen? Mindestens.
 

Und für ein Wort wie „Kaminfeuer“ hätte er auch in dem Alter noch mindestens zwei-drei Anläufe gebraucht.
 

Er schob seinen Arm unter Deidaras Rücken, um mit beiden Händen in dem Büchlein blättern zu können und zuckte kurz zusammen, als er etwas feuchtes, nasses an seinem Handgelenk spürte.
 

Es war einer von Deidaras Handmündern gewesen, der wohl die Gunst die Stunde genutzt hatte um auf sich aufmerksam zu machen.
 

Schmunzelnd beobachtete er, wie die kleine Zunge sich immer wieder aus der Hand schob und Bewegungen machte, die ein bisschen an die einer Schlange erinnerten.
 

Er wusste, das die Münder eine Art Eigenleben führten, das hatte der Blonde ihm mal erklärt, obwohl er sich nicht erinnern konnte, jemals nachgefragt zu haben.
 

Deidara hatte sie auch manchmal gefüttert, nicht weil sie es irgendwie zu brauchen schienen, sondern wahrscheinlich einfach wenn ihm langweilig war, oder aber vielleicht auch um ihnen einen Gefallen zu tun.
 

Zumindest konnten die Hände nicht verdauen, denn alles was man ihnen gab spuckten sie irgendwann wieder aus, so dem Bomber nach.
 

Er streckte vorsichtig seinen Zeigefinger aus und ließ die Zunge mit der Spitze an ihm rauf und runter schlecken.
 

Schmunzelnd schüttelte er den Kopf.
 

Wie ulkig es sein musste Münder auf seinen Handflächen zu haben.
 

Und das bereits sein ganzes Leben.
 

Gedankenverloren strich er mit den Fingerspitzen über die angedeuteten Lippen der Münder, ehe sich das mit dem Eigenleben plötzlich bestätigte und der kleine Mund zuschnappte.
 

Zwar erwischte es nur seine Fingerspitze, doch das tat weh genug.
 

„Autsch!“
 

Fluchend zog er seinen Zeigefinger aus dem gierigen Mäulchen, was Deidara erwachen ließ, während sich Sasori den verletzten Finger in den Mund schob und begann dran zu saugen.
 

Blinzelnd rieb sich der kleine Bomber mit den Fäustchen die Augen und schaute müde zu dem Puppenspieler auf.
 

„Mh?“, zu mehr schien er nicht im Stande zu sein.
 

Sasori schüttelte nur den Kopf.
 

„Schon gut.“, beruhigte er den Kleinen und zog ihm die Decke ein Stück höher.
 

„Ich war zu neugierig.“, gestand er, doch der Blondschopf schien das gar nicht richtig zu registrieren.
 

„Mh… worauf?“, wollte der kleine Bomber wissen und wischte sich mit dem Ärmelsaum ein bisschen Sabber aus den Mundwinkeln.
 

Sasori schüttelte nur den Kopf.
 

„Auf dein Hände, aber ist nicht so wichtig...“
 

Er hatte ja bereits gelernt, dass diese wohl nicht gerade zu Deidaras Lieblingsthema gehörten.
 

Der kleine Attentäter nickte.
 

„Habn' sie gebeißt?“, fragte er vorsichtig nach und warf ihm einen entschuldigenden Blick zu, ehe er sich, immer noch auf seinem Schoß liegend, auf die Seite rollte und den Kopf an seinen Bauch rieb.
 

„Gebissen,...“, korrigierte Sasori ihn und begann mit den Fingerspitzen den Zopf durch zu kämmen, „Und ja, haben sie, aber das war meine Schuld.“
 

Er lachte.
 

„Ich wusste nicht das sie so aggressiv sind.“
 

Deidara warf ihm einen traurigen Blick zu.
 

„Früher warn' sie nicht so.“, erklärte er dann und betrachtete sich seine Münder, „Aber je mehr die Ärzte gemacht haben, desto mehr haben sie gebeißt…. Bissen, ….“
 

Er schaute auf.
 

„Mama sagt, sie machen das, weil sie wütend sind und sich das nicht gefallen lassen wollen.“
 

„Was denn gefallen lassen wollen?“, interessiert setzte sich der Sunaninja etwas aufrechter hin, doch Deidara schüttelte nur den Kopf.
 

„Schon gut...“, beschwichtigte der Puppenspieler ihn schnell und beschloss, dass es ratsamer wäre mit dem Thema Pein zu konfrontieren, anstatt Deidaras Vier-Jähriges-Selbst.
 

Der kleine Blondschopf hustete ein paar mal kläglich und schaute seinen Dann dann aus großen, tränenden Augen entgegen.
 

Mitfühlend erwiderte der Sunaninja den Blick.
 

„Magst du mal was essen und dann gucken wir, das wir dein Fieber was runter bekommen, mh?“
 


 

Es dauerte ein bisschen, bis er Deidara davon überzeugt hatte, das er etwas Essen musste um bald wieder bei Kräften zu sein, doch letztendlich hatte es funktioniert.
 

Immer wieder schob er dem kleinen Wirbelwind einen Löffel Suppe in den Mund, wenn dieser gerade unaufmerksam war und freute sich beinah schon ein wenig, als langsam der Boden der Schüssel erkennbar wurde.
 

Seufzend stellte er den restlichen Spuckrest hinter sich auf dem Tisch ab, langte nach dem feuchten Lappen, der neben ihm, in einer kleinen Wasserschüssel lag und legte diesen behutsam auf des Bombers Stirn ab.
 

Er erhob sich leise stöhnend und setzte sich auf den Rand des Sofas, während der Blonde die Beine näher an den Körper zog, um ihm Platz zu machen.
 

„Brauchst du noch was?“, wollte der Sunaninja wissen und strich dem Kleinen über den Kopf, „Oder soll ich sonst noch irgendwas für dich machen?“
 

Anspruchslos wie immer schüttelte Deidara nur den Kopf und streckte dann wieder die Ärmchen nach ihm aus.
 

„Saso!“, fiepte er flehend und der Rotschopf nickte.
 

„Vorlesen?“, fragte er dann, mit Blick auf Hidans Buch, welches immer noch auf dem Tisch lag und der Blondschopf nickte schwach lächelnd.
 

Seufzend kuschelte sich der Puppenmensch schließlich mit seinem kleinen Partner unter die Decke, schnappte sich vorher noch das Buch, hob die Arme etwas an, damit Deidara es sich mit Kopf und Oberkörper auf seiner Brust liegend bequem machen konnte und schlug dann die entsprechende Seite auf.
 

Kurz bevor er ansetzte hielt er noch kurz inne und schielte zur Seite, zu seinem kleinen Freund.
 

„Aber eigentlich kannst du ja auch selber lesen, oder?“, neckte er ihn.
 

„Ja...“, gab der Jüngere murrend zu.
 

„Aber jetzt hab ich zu viel Kopfaua.“, erklärte er dann.
 

Sasori nickte, als ihm plötzlich noch etwas einfiel.
 

Kurz ließ er das Buch sinken, was Deidara dazu brachte auf zu schauen.
 

„Wer hat dir eigentlich lesen beigebracht?“, wollte er dann wissen.
 

Der Blonde zwinkerte ihm verwirrt entgegen, antwortete dennoch:“ Die Ärzte und Mama auch ein bisschen.“
 

„Aber das ist doch sicher schwer?“, wollte Sasori wissen, „Immerhin bist du doch erst vier. Mit vier muss man doch noch nicht lesen und rechnen können. Das ist doch zu viel in deinem Alter.“
 

Misstrauisch legte der Kleine den Kopf auf seiner Brust etwas schief und zuckte dann mit den Schultern:“Also ich find' das nicht schwer.“
 

Sasori lachte leise und auf einmal kam ihm die Erinnerung daran, wie schwer er sich damals damit getan hatte.
 

Er hatte beim lesen echt Startschwierigkeiten gehabt und seine Mutter hatte stunden lang mit ihm üben müssen.
 

„Man muss aber aber doch viel üben.“, überlegte er dann und blickte besorgt zu seinem kleinen Partner, welcher gedankenverloren an seiner Ponysträhne rumzupfte, „Und es dauert lange, bis man es richtig kann.“
 

„Nö...“, entgegnete Deidara ohne ihn an zu schauen, „Ich hab das ganz schnell gekonnt.“
 

„So?“, interessiert blickte der Sunaninja ihn an, „Was heißt denn ganz schnell?“
 

„Weiß nicht genau...“, kam die genuschelte Antwort, „Mama meinte „unter einer Woche“...“
 

Man merkte, dass er sich der genauen Bedeutung der letzten Worte nicht ganz bewusst war, Sasori dafür um so mehr und so riss er erschrocken die Augen auf.
 

„Du hast nicht mal eine Woche gebraucht um lesen zu lernen?“, wollte er schockiert wissen.
 

Deidara nickte.
 

„Und schreiben.“, sagte er dann, als ob es nichts wäre.
 

Beinah wäre der Rothaarige aufgesprungen.
 

„Deidara.“
 

Er klappte das Buch zusammen.
 

„Du kannst lesen und schreiben?!“
 

Nun doch leicht verunsicherte hob der Blonde den Kopf.
 

„Ist das schlimm?“, wollte er dann wissen und schaute seinen Danna entschuldigend an.
 

Immer noch leicht verdattert schüttelte der Puppenmensch schließlich den Kopf.
 

Sagte der kleine Deidara da die Wahrheit?
 

Natürlich, zumindest beim lesen, das hatte er ja selbst mit angesehen.
 

Und schreiben? Wieso sollte er da lügen?
 

Deidara log nicht, zumindest nicht seine Kleinkindversion.
 

War so etwas denn normal, für Vierjährige, so weit entwickelt zu sein?
 

Unbewusst schüttelte er den Kopf.
 

Irgendwie wurde die Sache um seinen Partner immer mysteriöser.
 

War Deidara denn so schlau?
 

Er erinnerte sich daran, das ihm ab und an tatsächlich, auch innerhalb des Kampfes aufgefallen war, wie scharfsinnig der Blonde kombinieren konnte und wie schnell er die Taktiken seines Gegners analysiert hatte und seine Eigenen darauf angepasst hatte.
 

Doch er hatte sich nie groß drum Gedanken gemacht, immerhin waren das für ihn immer Sachen gewesen, die man als Shinobi eben können musste, die er schließlich auch konnte…
 

Mit dem Unterschied, das er beinah doppelt so alt war, wie sein Kollege.
 

War Deidara denn so hoch begabt und war ihm das tatsächlich nie aufgefallen?
 

Hatte ihm das vielleicht nicht auffallen wollen?
 

Und was waren das denn für seltsame Ärzte die dem armen Kleinen erst irgendwelche Sachen spritzen und dann lesen und schreiben bei brachten?
 

Und vor allem warum?
 

Und warum mit vier?
 

Das alles machte keinen Sinn und dann war da immer noch diese komische Geschichte mit den Mündern, die er ja anscheinend seit seiner Geburt besaß…
 

Des Puppenspielers Gedanken überschlugen sich regelrecht, bis ihn das klägliche, schwache Husten seines Partners aus dem Denkfluss riss.
 

Hastig klopfte er dem Blondschopf auf den Rücken, bis dieser sich beruhigt hatte und schwer atmend, leicht sabbernd, den Kopf wieder auf seine Brust betete.
 

Flehend schaute er ihn aus großen, blauen Augen an.
 

„Vorlesen, Sasohi?“, bittete er zuckersüß und auf den Lippen des Sunaninjas formte sich automatisch ein Lächeln.
 

„Okay.“
 

Sanft zog er den kleinen Bomber etwas näher an sich, legte seinen Arm um ihn, schnappte sich das Buch und begann am entsprechenden Absatz zu lesen.
 

Er spürte die Wärme des kleinen Körpers der halb auf ihm und an ihn gedrückt da lag, spürte das regelmäßige atmen, spürte wie Deidara manchmal leicht zuckte, wenn er kurz davor war ein zu schlafen, aber dann doch wieder aufwachte, weil er zuhören wollte und auf einmal machte sich in Sasori ein Gefühl breit, welches er lange, lange Zeit nicht mehr empfunden hatte und wovon er dachte es nie wieder im Stande sein würde es zu fühlen.
 

Es war Liebe.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Und ....

1....

2...

3...

Awwwwwwwww... *g* Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  kleines-sama
2019-04-23T17:51:10+00:00 23.04.2019 19:51
So ein wunderschönes Kapitel :) Hat echt Freude gemacht es zu lesen!!

Rührend, dass Sasori sich mit seinen eigenen Gefühlen auseinandersetzt und begreift, was er falsch gemacht hat. Vielleicht hat er ja die Möglichkeit einiges wieder gutzumachen, wenn Deidara wieder normal ist.

Mir haben auch die Hinweise auf Deidaras Vergangenheit gut gefallen. Mysteriös alles.
Wobei ich mich frage... Ob Deidara wirklich schlau ist? xD Ist er über Sunagakure nicht mit einem Vogel geflogen, der ihn verriet, weil er da nicht heimisch ist..? :o xD

Freue mich schon auf die nächsten Kappis :)

bye
sb
Von:  Scorbion1984
2017-11-13T14:54:20+00:00 13.11.2017 15:54
Das ist sehr mysteriös mit Deidara ,was haben die Ärzte bloß mit ihm angestellt und was ist mit seiner Mutter passiert ?
Toll wie liebevoll Sasori mit ihm umgeht ,obwohl ihn harte Erkenntnisse getroffen haben !
Super geschrieben !
Antwort von:  -AkatsukiHime
13.11.2017 20:41
Danke für deinen lieben Kommentar :)
Oh ja, Sasori entwickelt sich richtig, das stimmt und die ganzen Fragen, tja die werden wohl im nächsten Kapitel endlich geklärt :)
Von:  lula-chan
2017-11-13T14:21:35+00:00 13.11.2017 15:21
Wie süüüß!
Die beiden sind richtig niedlich zusammen.
Sasori wird ja immer mehr über sich klar und er macht sich richtig viele Schuldgefühle. Deidaras vierjähriges Selbst scheint ihn allmählich wirklich zu verändern.
Das mit Deidara wird ja auch immer mysteriöser.
Na mal sehen, wie sich das noch entwickelt. Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel.

LG
Antwort von:  -AkatsukiHime
13.11.2017 20:40
Ja, Sasori findet wieder mehr und mehr zu sich selbst. Manchmal unheimlich, was Kinder alles ausmachen können.
Oh ja, aber ich kann dir versprechen, im nächsten Kapitel wird sich vieles aufklären.

LG und bis dann :)


Zurück