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Verliebt aber zwangsverheiratet

von

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Das Nichts

Die Arithmantikhexe Vector hatte mich gleich zu Beginn der Stunde in den Krankenflügel geschickt. Ich wäre so blass, hatte sie gemeint. Und mein Gesicht so unnatürlich gerötet. Und meine Augen so gehetzt. Ich solle besser zur Krankenschwester gehen. Und die war der gleichen Meinung gewesen, weshalb sie mich kurzer Hand in ein Bett gesteckt hatte und ich jetzt in der Abenddämmerung noch immer im Krankenflügel lag, was mir allerdings gerad überhaupt nicht passte. Die friedliche Stille des Krankenflügels animierte mein Hirn Überschichten zu schieben. Es arbeitet und arbeitet und arbeitet. Den ganzen Nachmittag lang hatte ich nachgedacht. Und den ganzen Abend.

Die einzige Unterbrechung hatte ein sehr ungewöhnlicher Besuch in Form von Daphne Greengrass, Millicent Bullstrode und Tracey Davis geboten.

Die Drei waren kurz vor Sonnenuntergang in mein Zimmer geschneit und hatten sich an meinem Bett nieder gelassen.

„Wie geht’s dir?“

Daphnes Mine war freundlich gewesen, doch ich hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass ich ihr nicht über den Weg traute. Sie hatte doch bestimmt mit dem Mopsgesicht irgendeine Intrige gegen mich ausgeheckt, solange ich noch gehandikapt ans Bett gefesselt war.

„Gut“, hatte meine schlichte Antwort gelautet.

Ungekünstelt klingendes Lachen war daraufhin von allen drei Seiten erschallt und Tracey hatte mich grinsend gefragt, mit welchem Zauber man es hinkriegte so beschissen auszusehen, dass man aus dem Unterricht geworfen wurde, obwohl es einem doch ‚gut‘ ging.

Ich ließ die Frage offen im Raum stehen, kam aber nicht umhin zu bemerken wie glaubhaft diese Mädchen doch schauspielern konnten. Fast kaufte ich ihnen die Freundschaftsnummer ab. Aber nur fast.

„Hör zu, Süße, ich weiß was du denkst, aber es ist nicht so.“ Daphne hatte genau erahnt, was gerade in mir vorging, hatte sich das lange, blonde Haar über die Schulter geworfen und mir mit einem festen, eisblauen Blick in die Augen gesehen.

„Wir sind ein exquisiter Club, nicht jede daher gelaufene Möchte-gern-Slytherin wird so einfach in unseren Reihen aufgenommen. Warum sollten wir uns die Mühe machen zu jemanden nett zu sein, der für uns wertlos ist?“

„So? Und ich hab mir also die Aufnahme verdient?“, argwöhnte ich.

„Wie könnte ein Mädchen, das noch vor Beginn ihres ersten Schuljahres hier etwas mit den zwei heißesten Jungs des ganzen Jahrgangs am Laufen hatte, unserer nicht würdig sein?“

Tracey grinste wieder breit. Das Gerücht über meine Liebelein hatte sich also in Windeseile ausgebreitet. Naja, warum sollte die Neuigkeitengeilheit über die Affären der Mitschüler hier nicht genauso groß sein wie in Frankreich? Es war vermutlich in jeder Schule gleich, dass sich solche Dinge weitaus schneller verbreiteten und auch mit weitaus größerem Interesse aufgenommen wurden, als es beim Schulstoff jemals der Fall sein würde.

„Und welch großartige Leistung hat das Mopsgesicht vollbracht?“

Reihum blickte ich fragend in die Gesicht und blieb schließlich bei Millicent hängen, die zu einer Antwort ansetzte.

„Keine. Aber sie vermag es uns immer wieder aufs Neue zu amüsieren, wenn du verstehst was ich meine.“

Ich lächelte matt und ließ mich in meine Kissen zurück fallen. Also so war das. Und ich hatte mich die ganze Zeit schon gefragt, wie man ernsthaft mit dieser blöden Kuh befreundet sein konnte. Aber zum Auslachen bot sie beständig Stoff, da musste ich Millicent durchaus Recht geben.
 

Nachdem mein Besuch wieder gegangen war, blieb ich wieder allein zurück. Allein mit meinen Gedanken über Blaise. Und über Draco. Und übers Heiraten. Und über mich. Und darüber, was ich jetzt tun sollte. Doch zu einem Entschluss war ich selbst am späten Abend noch immer nicht gekommen, lediglich Kopfschmerzen hatte ich von der Grübelei bekommen. Aber mir war auch etwas klar geworden: ich war verliebt. Hals über Kopf. Leider nicht in meinen zukünftigen Gatten – selbst in Gedanken musste ich bei einer solchen Formulierung schlucken – sondern in Draco. Wenn ich die Augen schloss sah ich ihn vor mir. Wenn ich meinen Gedanken freien Lauf ließ, begaben sie sich automatisch zu ihm. Ja, ich war verliebt. Zum ersten Mal in meinem Leben. Eigentlich ein schönes Gefühl. Wenn es nicht gerad von anderen, schauerlichen Gefühlen getrübt wurde.

Blaise hatte mehr als deutlich gemacht, dass ich zu ihm gehörte und zu niemanden sonst. Er hatte ja eigentlich Recht, wenn er sagte, dass eine Beziehung oder auch nur ein Date mit einem anderen keinen Sinn gehabt hätte. Es würde alles keine Zukunft haben. Nur das Nichts. Nichts. Ein seltsames Wort. Ich hatte immer angenommen, dass es keine Nichts gab. Irgendwas war immer da. Und wenn es nur die Buchstaben waren, die das Wort ‚Nichts‘ bildeten. Aber jetzt fühlte ich nichts. Alles in mir war leer und kalt und schwarz, wenn ich daran dachte wie es sein würde sich ein Bett mit Blaise zu teilen. Leer. Kalt. Schwarz. Aber das konnte dann doch nicht das Nichts sein. Das würde dann nämlich heißen, dass das Nichts die Leere, die Kälte und die Schwärze vereinen und verkörpern würde. Also wäre das Nichts dann ja nicht mehr nichts. Aber es fühlte sich nun mal an wie das Nichts. Hieß das also, dass das Nichts mehr war als nichts und nur Nichts hieß, weil es als bildhafte Metapher verwendet wurde? Mir schwirrte der Kopf von diesem Unsinn.

„Woran denkst du gerade?“

Erschrocken drehte ich mich zu Seite und sah mich einem blondhaarigen, bildhübschen Jemand von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Draco hatte die Arme auf mein Bett gelegt und seinen Kopf direkt neben meinem Kopfkissen darauf platziert. Der Rest von ihm war auf einen der unbequemen Krankenhausstühle neben mein Bett geparkt. Ich war so in Gedanken versunken gewesen, dass ich ihn weder herein kommen noch Platz nehmen wahrgenommen hatte.

„Nichts.“

Er zog ungläubig eine Augenbraue hoch und musterte mich kühl, während ich mich langsam auf die Seite drehte.

„Ehrlich. An das Nichts.“

„Das Nichts. Wie poetisch.“

„Nein. Wie leer, kalt und schwarz.“

Einen Moment musterten wir uns schweigend.

„Und daran, wie man das Nichts vertreiben kann.“

Langsam schob ich meine Hand unter der Bettdecke nach oben und nahm Dracos Hand in meine.

„Und wie macht man das?“

„In dem man mit dem Menschen, in den man verliebt ist zum Weihnachtsball geht, den Moment lebt und nicht an die Zukunft denkt.“

Zärtlich verflochten wir unsere Finger miteinander. Egal was morgen sein würde, das Heute war das, was zählte – um die Zukunft konnte ich mir später auch noch Sorgen machen.



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