Zum Inhalt der Seite

Verliebt aber zwangsverheiratet

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Sag das nochmal!

In dieser Nacht schlief ich ausgesprochen schlecht. Die Angst, dass Draco mich jetzt nicht mehr leiden konnte und ein seltsamer Traum, in dem ich mal mit Crabbe, mal mit Goyle zum Weihnachtsball ging, weil Draco und Blaise mich beide hatten fallen lassen, raubte mir den Schlaf.

Doch sehr zu meiner Erleichterung verhielt sich Draco mir gegenüber beinahe normal. Er war sogar noch ein wenig charmanter, zuvorkommender und höflich mir gegenüber, auch wenn ich in seinen Augen deutlich lesen konnte, dass er mir meine Absage gestern Abend noch nicht verziehen hatte.

Dracos verändertes Verhalten hatte aber auch seine Schattenseiten. Das Mopsgesicht Pansy erklomm ungeahnte Höhen der Eifersucht und hetzte den Rest meiner Schlafsaalgenossen gegen mich auf, was im Allgemeinen alles andere als ein Zuckerschlecken war. Millicent Bullstrode sah aus wie eine weibliche Version von Goyle und konnte sicher auch genauso hart zuschlagen wie er; Daphne Greengrass tat zwar wie ein Engel, doch ihre skrupellosen Intrigen waren berühmt-berüchtigt; und von Tracey Davis‘ Flüchen hatte ich bereits angsterfüllte Berichte gehört.

Auch Blaise war von Dracos Verhalten nicht unbeeindruckt geblieben. Schon im Zug, als mir der Blonde zwei Küsschen auf den Wangen gepflanzt hatte, waren sein Augen zu eifersüchtigen Schlitzen geworden und jetzt, als er sah wie mich der Malfoysprössling umwarb fuhr er regelrecht aus der Haut. Draco gegenüber verhielt er sich wie der letzte Arsch, eine Attitüde die er sich sonst für besonders verhassten Gryffindors aufhob. Mir gegenüber war er jedoch genauso wie Draco ganz Gentleman.

Nach dem Frühstück war jede Reue über den gestrigen Abend verschwunden. Meine Bücher wurden getragen, ich brauchte keine einzige Tür selbst zu öffnen und für sämtliche Hausaufgaben, die wir bereits bekommen hatten wurde mir angeboten, sie abschreiben zu können, da „ich ja noch neu war und nicht wusste worauf die Lehrer bei Hausaufgaben Wert legten“. Natürlich tat es mir leid, dass Draco und Blaise zerstritten waren, aber in all der Aufmerksamkeit mit der ich überschüttet wurde fiel es mir schwer, dieses Gefühl aufrecht zu erhalten.

Unangenehm wurde der Tag erst, als Blaise und ich als einzige Slytherins am Nachmittag zu Arithmantik gingen. Kaum waren wir in einem verlassen Korridor fing Blaise an mich mit unangenehmen Fragen zu löchern, alle mit kühler Stimme und unterdrückter Wut vorgetragen.

„Sag mal, was läuft da eigentlich zwischen dir und Draco?“

„Gar nichts.“

Er schnaubte verächtlich und warf mir einen Seitenblick zu, während ich stur geradeaus stierte. Warum waren in den Pausen eigentlich alle Gänge mit Schülern verstopft, nur wenn man gerade nicht allein sein wollte, war keine einziger da?

„Ja genau, drum leckt er dir ja auch die Schuhe.“

„Du tust doch heute auch nichts anderes.“

„Aber zwischen uns läuft was.“

„Blaise, wir haben geknutscht, nichts weiter.“

„Dann war ich also nur ein schöner Zeitvertreib für eine Nacht und kaum war ich nicht mehr in der Nähe hast du dir gleich mal Draco geschnappt?“

Eigentlich hatte ich Draco ja schon vor Blaise geküsst, aber das behielt ich lieber für mich, allein schon weil Blaise vor Zorn rauchte und ich allmählich Schiss bekam, dass er mir einen Fluch im die Ohren jagen könnte.

„Nein, so war das nicht. Ich mein nur, dass wir kein Paar sind oder so deswegen. Es war nur ein wenig Rumgeknutsche, nicht mehr und nicht weniger. Ich bin ein freies Mädchen und kann was mit jemandem am Laufen haben wie’s mir passt.“

„Also hast du doch was mit ihm am Laufen!“

„NEIN! Das hab ich nicht gesagt, du drehst mir die Worte im Mund um!“

Vermutlich würde er mir in diesem Moment lieber den Hals umdrehen, aber es war mir egal. Ich war von einem blinden Zorn gepackt worden. Warum mussten Jungs bloß so schwierig sein? Ich war mit keinem von beiden fest zusammen, selbst wenn ich fünf Jungs küssen würde, könnte es ihnen egal sein.

Einen Moment schwieg er und ich reckte triumphierend das Kinn.

„Geh mit mir zum Weihnachtsball.“

Nicht schon wieder dieser beschissene Ball! Warum konnten sie mich nicht einfach damit in Ruhe lassen? Am besten wäre es vermutlich, wenn ich einfach in meinem Schlafsaal blieb und beide Einladungen ausschlagen würde.

Nicht dass ich Blaise‘ Einladung nicht erwartet hätte, aber sein Verhalten zeigte mir ebenso wie Dracos dass es mittlerweile nicht mehr um bloß eine Einladung zum Tanzen ging. Wenn ich Draco begleiten würde, würde Blaise schmollen und umgekehrt. Mehr noch, die beiden würden mich sowie den jeweils anderen bestimmt hassen. Wenn es hier denn überhaupt noch um mich ging und nicht bloß um gekränkte, männliche Egos.

„Ich werd’s mir überlegen.“

„Was, hat dich Malfoy etwa auch schon gefragt?“

Malfoy? Seit wann nannte er Draco bitte beim Nachnamen?

„Das geht dich nichts an. Überhaupt nichts. Wenn ich mich entschieden habe werd' ich’s dir mitteilen.“

Er schwieg wieder einen Moment, bevor er zum Vernichtungsschlag ausholte.

„Es hätte sowieso keinen Sinn, wenn du mit Malfoy gehen würdest. Irgendwann würdest du dann ja doch zu mir gehören.“

„Was meinst du damit?“, fragte ich bemüht beiläufig.

„Weißt du das denn nicht? Der Grund warum du nach England gekommen bist?“

Seine Stimme war leise und er beobachtete meine Reaktion mit einem gehässigen Blick.

„Wir sind verlobt, Anjali.“

„WAS?! Sag das nochmal!“

„Wir sind verlobt. Unsere Eltern haben sich darauf geeinigt, dass wir eine gut, respektable Partie für einander wären und haben unsere Vermählung beschlossen.“

Ohne es zu merken rannte ich los. Ich wollte einfach nur mehr rennen. Rennen, bis zu totalen Erschöpfung, bis ich an nichts mehr denken konnte, bis ich die Verwirrung hinter mir gelassen hatte.

Doch schon hinter der nächsten Ecke wurde meiner Flucht ein Ende bereitet. Ich stürmte mitten in einen Schülerpulk hinein, der vor dem Arithmantikklassenzimmer wartete und gemeinsam mit der Masse wurde ich in den Unterricht geschwemmt.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück