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Star Trek - Icicle - 07

Operation Christkind
von

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Ein unangenehmes Geständnis


 

10.
 

Ein unangenehmes Geständnis
 

STRATEGICAL STARBASE 71

Sternenzeit: 58999.3

In den Gängen der Raumstation
 

Konteradmiral Valand Kuehn eilte mit langen Schritten durch die hell erleuchteten Gänge der Raumstation. Er war bereits ein paarmal hier gewesen, doch bisher noch nie in diesem Teil der Station. Darum musste er sich an den Gangkreuzungen jedes Mal einen Moment orientieren und auf die Bezeichnungen an den weißen Wänden sehen um sicher seinen Weg zu finden. Geteilt wurden sie, in halber Höhe, durch das dunkle Glas der Warnpaneele, von denen der Konteradmiral hoffte, dass sie nicht ausgerechnet während seines Besuchs in Tätigkeit treten mochten.

Was ich Tar´Kyren zu sagen habe ist bereits Katastrophe genug, grübelte der Konteradmiral düster. Sein Ziel lag in Hangarscheibe-2. Genauer gesagt handelte es sich bei seinem Ziel um die U.S.S. ICICLE. Das Raumschiff, das von seinem Freund kommandiert wurde. Natürlich hätte er sein Ziel bequemer mit dem Turbolift erreicht, doch Valand Kuehn wollte etwas Zeit haben um sich zu sammeln für das Treffen.

Noch etwas anderes trieb den Norweger momentan um. Denn auch mit Linara Enari wollte er, möglichst noch vor dem Jahreswechsel, reden. Allerdings an diesem Abend eher über rein private Dinge, von denen er hoffte, sie endlich, nach mehr als vierundzwanzig Jahren, ein für allemal aufklären zu können. Was es sonst noch mit Enari zu besprechen gab, das hatte Zeit, bis nach Silvester.

Als der Konteradmiral die Zentrumsnabe von Hangarscheibe-2 erreicht hatte und er in den Gang einbog, der ihn zu Andocksektion-7 – Liegeplatz-8 führen würde, ballte er entschlossen seine Hände zu Fäusten. Ein drängendes Gefühl, tief in ihm, wollte ihn von diesem unangenehmen Treffen mit Tar´Kyren abhalten, doch jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt um zu zaudern. Die Fakten mussten jetzt auf den Tisch.

Als er durch den Andock-Tunnel die Backbordschleuse der ICICLE betrat, wurde er von der Bordwache empfangen. Valand Kuehn bat darum das Schiff betreten zu dürfen und ließ sich dann von einem der Petty-Officers zu Dherans Quartier, auf Deck-3, bringen.

Valand Kuehn dankte, betätigte den Türmelder und trat ein, als sich das Schott des Quartiers vor ihm öffnete.

Der Andorianer blickte seinen Freund etwas überrascht an, als er ihn erkannte. Dann jedoch kam Dheran schnell näher und begrüßte ihn, ohne lange Umschweife, mit den Worten: „Wir müssen reden, Valand. Jetzt!“

Valand Kuehn machte ein verständnisloses Gesicht. „Das trifft sich gut, Tar, denn auch ich will mit dir über...“

Zur Überraschung des Konteradmirals schnitt ihm der Freund, mit düsterer Miene, das Wort ab und wiederholte mit Nachdruck: „Mein Thema hat Vorrang, Valand!“

Die Augenbrauen des Norwegers hoben sich. „Verdammt, Tar, was ist denn los?“

Tar´Kyren Dheran deutete wortlos auf die Sitzecke seines Wohnraums und Valand Kuehn grübelte, während sie beide Platz nahmen, über die verschiedenen Optionen von Unterhaltungen, die nun in Frage kommen mochten.

Die laute und erzürnte Stimme des Freundes riss den Konteradmiral abrupt aus seinen Grübeleien. „Wann wolltest du mir etwas von deiner Tätigkeit für den Geheimdienst der Sternenflotte erzählen, mein Freund? Oder sollte ich da vielleicht eine noch geheimere Organisation ins Spiel bringen? Wie lange wolltest du das noch vor mir geheim halten?“

Tar´Kyren Dheran hatte nur einen vagen Verdacht, seit ihrem gemeinsamen Einsatz im Gamma-Quadrant, aber der ließ ihm, seit der Beisetzung von Alev Scenaris, keine Ruhe mehr. Also hatte er beschlossen, einfach einen Schuss ins Blaue zu riskieren, von dem er instinktiv ahnte, dass es mehr war, als das.

Reglos saß Valand Kuehn im Sessel. All das, was er sich vorgenommen hatte seinem Freund zu erklären, warf ihm der Andorianer nun von sich aus verbal an den Kopf. Der Konteradmiral überlegte fieberhaft, wie er auf diese Vorwürfe reagieren sollte. Er hatte schon mehrmals darüber sinniert, wann der richtige Moment gekommen sein würde, um seinen besten Freund ins Vertrauen zu ziehen und etwas zu offenbaren, wovon bisher, außer drei Admirals und einem Commodore, nur Sylvie LeClerc wusste.

Er hatte diesen Moment um Haaresbreite verpasst, und so hatte er sich diesen Moment auch nicht vorgestellt. Doch er konnte und wollte andererseits nicht länger dieses Geheimnis vor dem Freund verbergen. Darum erklärte er „Ich bin hierher gekommen, um genau darüber mit dir zu sprechen, Tar. Leider hast du den Dingen nun bereits voraus gegriffen.“

Die Miene des Andorianers versteinerte. Er hatte gehofft, dass der Freund seinen Vorwürfen vehement widersprechen würde, doch das war nicht geschehen. In seinem Gesicht arbeitete es, als er, Valand prüfend musterte.

Valand Kuehn legte seine Handflächen gegeneinander und beugte sich angespannt in seinem Sessel vor. „Ich muss etwas weiter ausholen, Tar, und ich bitte dich, als dein Freund, darum, mir bis zum Ende zuzuhören.“

Der Andorianer nickte stumm und Kuehn erklärte: „Es war im Jahr 2376, als Sherman und ich uns kennenlernten. Damals, als ich für einige Tage im Hauptquartier zubrachte, und du das Kommando über die EXODUS geführt hast. Bereits während unserer ersten Unterhaltung gewann ich den Eindruck, dass er mich für seine Zwecke einzuspannen gedachte. Was ich dir nie erzählt habe, Tar, ist, dass ich kurz zuvor ein Gespräch mit Vizeadmiral William Ross geführt hatte. Er warnte mich vor Frank Sherman und schlug andererseits vor, dass ich ihm nachgeben soll, falls er seine Fühler nach mir ausstreckt. Das geschah dann, im Zuge mehrerer Gespräche unter vier Augen mit Sherman, tatsächlich. Sherman wollte mich unbedingt für den Sternenflotten-Geheimdienst gewinnen. Doch nicht für eine seiner regulären Sektionen.“

Valand Kuehn ließ seine Worte für einen Augenblick wirken und sah bittend in das Gesicht des Freundes, bevor er ergänzend fortfuhr: „Mehrmals arbeite ich mit Sherman eng zusammen, und ich gewann das Vertrauen des damaligen Vizeadmirals. Er war von meiner Person und meiner Einstellung zur Föderation sehr überzeugt, und er ist es immer noch. Frank Damon Sherman wollte mich unbedingt für Sektion-31 gewinnen, besonders nachdem Luther Sloan, unter mysteriösen Umständen, ums Leben kam. Er war der Meinung, ich sei hervorragend dazu geeignet, Sloan zu ersetzen, und ich bestärkte ihn in dieser Ansicht. Jedoch wurde ich auf meinem Posten belassen, um meine Position nicht zu verraten. Tar, all das, was ich dir hier und jetzt offenbart habe musst du tief in dir verschließen. Du darfst mit Niemandem darüber reden, und damit meine ich: Mit wirklich Niemandem. Es geht hier um nicht weniger, als das Wohl und Wehe der Föderation, und ich würde es sehr bedauern, wenn Unbeteiligte zu Schaden kämen, weil du mit ihnen darüber geredet hast.“

Zunächst ungläubig starrte Tar´Kyren Dheran seinen Freund einfach nur an. Dann begannen sich seine Antennen unaufhaltsam nach Innen zu biegen. Namenlose Wut, wie sie Valand Kuehn noch nie an seinem Freund beobachtet hatte, spiegelte sich auf seinem Gesicht wieder. Dann sprang der Andorianer von seinem Sessel auf und deutete anklagend auf ihn, wobei er ihn unbeherrscht anschrie: „Du redest dich damit heraus, das alles für das Wohl und Wehe der Föderation zu tun?! Du verrätst all das, woran ich glaube und willst mir einreden, dass du das zum Wohl der Föderation tust?! Du verdammter Narr arbeitest seit Jahren für Sektion-31 und denkst, dieser Verein würde dich nicht längst korrumpiert haben?! Und du besitzt die Dreistigkeit und drohst mir und meinen Freunden?!“

Valand Kuehn erhob sich ebenfalls. Was er nun sagen würde, das wusste Valand Kuehn, würde sie endgültig entzweien. Trotzdem war es an der Zeit für die ganze Wahrheit. Entschlossen sah er Dheran mit brennenden Augen an und sagte kalt: „Du hast die volle Wahrheit immer noch nicht erkannt, Tar´Kyren. Ich arbeite nicht für Sektion-31 – ich bin Sektion-31. Ich bin es, der seit dem Tod von Direktor Luther Sloan an der Spitze dieser hoch geheimen Sektion des Sternenflottengeheimdienstes steht. Diese Tatsache wird hier, in deinem Quartier begraben, und nie wieder von dir erwähnt werden. Andernfalls währst allein du für die Konsequenzen verantwortlich, die ein Bruch deines Schweigens hätte.“

Die Worte des Konteradmirals brachten Dheran zum Verstummen, und Valand Kuehn erkannte den Moment, in dem der Andorianer innerlich mit ihm brach, in fast unnatürlicher Klarheit. Die bläulich-violetten Augen loderten förmlich in einem inneren Feuer.

Im nächsten Moment richteten sich die Antennen des Andorianers auf Valand Kuehn, wie Dolche, und mit kratziger Stimme herrschte Dheran ihn an: „Raus aus meinem Quartier und runter von meinem Schiff, Freund! Wir zwei sind fertig miteinander!“

Dheran spie das Wort Freund förmlich aus.

Valand Kuehn schluckte. Seine Verlobte hatte ihm diese Reaktion des Freundes prophezeit, und sie hatte Recht behalten. Der Norweger wusste, dass es momentan gar keinen Sinn hatte, zu versuchen Tar´Kyren seine Motive für sein Handeln darzulegen. Dazu würde sich vielleicht noch eine Gelegenheit ergeben, wenn der Andorianer sein Geständnis verdaut hatte. Doch sicher war das keinesfalls.

Deprimiert sah Valand Kuehn nochmal in die Augen des aufgebrachten Captains, bevor er sich abwandte und das Quartier verließ. Er hatte, neun Jahre lang, auf zwei Raumschiffen der AKIRA-KLASSE gedient, darum fand er ohne Hilfe seinen Weg von Bord. Einen herzhaften Fluch zwischen den Zähnen zerquetschend änderte er seine Planung für den Rest dieses Tages. Er musste nun dringend mit Admiral Torias Tarun reden.
 

* * *
 

Torias Tarun sah Valand Kuehn mit ernster Miene an, nachdem der Konteradmiral ihn in Kenntnis gesetzt hatte, dass Tar´Kyren Dheran nun die Wahrheit, in Bezug auf ihn kannte. Beinahe entschuldigend sah Kuehn den Trill an.

Tarun lehnte sich schließlich auf der Couch zurück und seufzte schwach. „Wir wussten, dass Ihr Freund es irgendwann erfahren muss. Sie konnten es nicht länger vor ihm verbergen, und bis zu einem gewissen Grad erleichtert mich das sogar. Auch wenn es verschiedene Dinge, abhängig von Dherans Reaktion, nun auch verkompliziert. Dheran ist nicht der Typ, der an diesem Punkt nun aufhören wird, weitere Überlegungen anzustellen. Fraglos wird er, früher oder später, eine Verbindung zwischen unseren Personen finden. Das Beste wird sein, wenn Sie ihm jetzt den nötigen Freiraum lassen. Christina und ich selbst werden den Andorianer im Auge behalten.“

Niedergeschlagen stimmte Valand Kuehn zu. „Danke, Admiral. Ich fürchte nur, dass Ihnen und Miss Carey noch bevorsteht, was ich gerade hinter mir habe, und mit einem Mann, wie Tar´Kyren Dheran ist nicht zu spaßen.“

Der Trill erinnerte sich an seine Unterhaltung mit Christina Carey, nachdem er Dheran im Sommer zur Erde geschickt hatte. Die Mundwinkel verziehend, seufzte er: „Ich habe meiner Stellvertreterin einmal prophezeit, dass uns Tar´Kyren Dheran die Bude einrennen wird, wenn er die Wahrheit über unser gemeinsames Wissen herausbekommt. Ich denke, damit liege ich richtig. Ich hoffe nur, dass er seinen Zorn dabei auf mich konzentrieren wird, denn Christina und Dheran finden gerade erst wieder zwischenmenschlich zueinander.“

Valand Kuehn legte die Stirn in Falten. „Sie nähert sich doch hoffentlich nicht nur deshalb meinem Freund an, um ihn besser für Sie im Auge behalten zu können?“

Schnell hob Tarun seine Hände und versicherte ernsthaft: „Nein, die Gefühle von Christina für Ihren Freund sind echt. Gerade darum hoffe ich, dass sie unbeschadet aus dieser verdrehten Angelegenheit hervorgehen wird. Es wäre umso bedauerlicher, wenn auch noch das private Glück der Beiden darunter leiden würde. Besonders in diesen Zeiten.“

Der Konteradmiral nickte in Gedanken und fragte dann, das Thema wechselnd: „Wie kommen Sie mit den neuen Verbandskommandeuren der Klingons, Andorianer und der Romulaner zurecht, Admiral. Ich habe mir sagen lassen, dass besonders dieser Karenn von Ademak ein ziemlicher Querulant sein soll.“

„Ein ziemlich arroganter Sack würde es besser beschreiben.“ Tarun berichtete Kuehn, was sich bei der Ankunft des Klingon in diesem Büro ereignet hatte.

Als der Trill endete nickte Valand Kuehn und entgegnete: „Keine schlechte Taktik. Ihnen einen Schrecken einzujagen, um Sie später umso besser für seine eigenen Pläne einspannen zu können, Admiral.“

Torias Taruns Miene wirkte etwas zweifelnd, und schmunzelnd meinte der Konteradmiral: „Ich, an Karenn von Ademaks Stelle, hätte das so gemacht.“

„Und ich dachte immer, Sherman wäre der Ränkeschmied in der Sternenflotte“, spöttelte der Trill.

„Das ist er auch“, beteuerte Kuehn bestimmt. „Dafür werde ich ihm irgendwann auch die Rechnung präsentieren, Sir.“

Der Trill verzog das Gesicht. „Da stellen Sie sich gefälligst Hinten an, Mister Kuehn. Meine Rechte, in dieser Beziehung, dürften nämlich die Älteren sein.“

Der Norweger nickte zustimmend. „Vermutlich. Sagen Sie, Admiral, gibt es eigentlich ein Wesen, dass dieser Kerl noch nicht gegen sich aufgebracht hat?“

Der Trill schüttelte den Kopf. „Das wäre wohl ein gesegnetes Wunder. Während unserer gemeinsamen Zeit an der Akademie, hat es Sherman sogar geschafft, die Katze des Hausmeisters, während einer Gefechtsübung, mit einem Handphaser zu erschießen.“

„Absichtlich?“

Der Admiral schnaubte verächtlich. „Macht das einen Unterschied?“

Valand Kuehn grinste humorlos. „Nein, bei einem Typ, wie Frank Damon Sherman, wohl nicht, und ganz bestimmt nicht für die arme Katze. Aber Sie kennen unseren neuen Chiefadmiral besser. Zum Glück hätte ich jetzt beinahe gesagt, aber im Grunde meines Herzens bedauere ich Sie eher.“

Der Trill erwiderte nichts darauf sondern meinte, mit verändertem Tonfall: „Jedenfalls danke ich Ihnen dafür, dass Sie mich umgehend in Kenntnis gesetzt haben, in Bezug auf Mister Dheran.“

„Und Sie wollen ihn immer noch befördern?“

Der Admiral der 5. Taktischen Flotte sagte mit entschlossenem Gesicht: „Unbedingt, Valand. Dheran mag momentan sauer sein. Doch ich bin weiterhin fest davon überzeugt, dass er in den entscheidenden Momenten dennoch richtig, und in unserem Sinne, reagieren wird. Wollen Sie ihrerseits immer noch an der Beförderungszeremonie teilnehmen?“

Valand Kuehn nickte entschieden. „Ja, Sir. Dass wir momentan über Kreuz sind spielt keine Rolle. Zumindest für mich nicht.

Torias Tarun erhob sich und Kuehn tat es ihm nach. Als sich die beiden Männer die Hand reichten, meinte der Trill aufmunternd: „Ich glaube, dass die Freundschaft zwischen Ihnen und Dheran diese Belastungsprobe überstehen wird.“

In den grau-grünen Augen des Konteradmirals lag ein zweifelnder Ausdruck, doch er nickte zustimmend. Dann wandte er sich ab und verließ eilig Taruns Büro.

Torias Tarun, der dem Norweger sinnend nachsah, murmelte, nachdem er gegangen war: „Ich fürchte nur, dass es eine Weile dauern wird, bis sich Dheran wieder einkriegt.“



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