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Star Trek - Icicle - 07

Operation Christkind
von

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Ein Admiral wird entführt


 

6.
 

Ein Admiral wird entführt
 

STRATEGICAL STARBASE 71

Sternenzeit: 58978.0

An Bord der USS ICICLE
 

Den gesamten gestrigen Tag hatte Commander Pasqualina Mancharella versucht, Beweise dafür zu finden, dass Sub-Commander Enrom Tolaron Unrecht hatte. Doch gegenwärtig war sie verunsicherter, als am Tag zuvor.

Seit dem seltsamen Zusammentreffen mit Enrom Tolaron hatten sie seine Worte verfolgt. Konnte es denn sein, dass der Romulaner wirklich Recht hatte? Zuerst hatte sie diese Frage mit einem rigorosen Nein beantwortet, doch dessen war sie sich heute längst nicht mehr so sicher, wie noch am gestrigen Tag. Denn tief in ihrem Innern spürte sie es – das ganz langsame Auseinanderdriften von Tar´Kyren und ihr selbst.

Nach der Rückkehr des Captains, vom Einsatz im Gamma-Quadrant hatte es begonnen. Er war als ein Anderer zurückgekehrt, das hatte sie sofort gespürt. Zunächst hatte sie geglaubt, es wäre der Tod einer Freundin gewesen, der ihn verändert hatte. Doch mittlerweile glaubte sie nicht mehr wirklich an diese Theorie. Da war noch etwas Anderes. Etwas viel weniger Greifbares.

Im Laufe der letzten Wochen hatten sie angefangen, sich voreinander zurückzuziehen. Diesen Prozess wollte sie nicht weiter zulassen, und darum war sie nun auf dem Weg zum Quartier des Andorianers. In etwa einer halben Stunde begann, nach gültiger Standard-Zeit der Föderation, der Heilige Abend. Vielleicht war das ein guter Zeitpunkt, um mit dem andorianischen Mann, den sie aufrichtig zu lieben glaubte, Frieden zu schließen, und sich ihm vielleicht wieder ein Stück weit anzunähern.

Dann richteten sich die Gedanken von Commander Mancharella auf ihren Disput mit Christian Sinemus. Sie bedauerte ihr Verhalten ihm gegenüber, und sie würde sich wohl, wenn sie sich das nächste mal trafen, bei ihm entschuldigen müssen, wie es schien.

Die Spanierin war so in Gedanken versunken, dass sie die Stimmen aus einem der Radialgänge erst hörte, als sie bereits nahe herangekommen waren. Die sonore Stimme Dherans war dabei unverkennbar. Warum schlich er zu dieser späten Stunde hier herum, statt in seinem Quartier zu sein?

Eilig, und so lautlos sie konnte, schlich sie zum Quergang zurück, den sie eben passiert hatte und verbarg sich in einer Nische, von der aus einige Jeffries-Röhren abzweigten. Vorsichtig lugte sie dabei um die Ecke, wobei sie sich für einen Moment lang ziemlich lächerlich vorkam.

Sie erhaschte einen kurzen Blick auf Dheran und glaubte, ihr Herz würde aussetzen, als sie in seiner Begleitung Commander Tia´Vareni Sheralan erkannte. Lächelnd plauderte sie mit dem Captain, und aus einem der Wortfetzen, die sie aufschnappte, glaubte sie das Wort Entführung identifizieren zu können. Aber wen wollten die beiden entführen?

Pasqualina Mancharella sagte sich, dass das keinen Sinn ergab. Gleichzeitig aber musste sie an Tolarons Worte denken. Was, wenn der Romulaner sich irrte, und Commander Sheralan sich aus ganz anderen Absichten mit Dheran traf?

Ihre Neugier war geweckt, und sie beschloss, den beiden andorianischen Offizieren zu folgen. Dabei fragte sie sich in Gedanken intensiv, was die Beiden vorhaben mochten, wenn nicht das, was Sub-Commander Enrom Tolaron vermutete.

Auf spitzen Sohlen eilte sie zur Gangecke und lugte vorsichtig herum. Sie kam gerade rechtzeitig, um mitzubekommen, dass sie in der Kabine des Turbolifts verschwanden.

Verflixt, wie soll ich denen folgen?, dachte die Spanierin fieberhaft. Ich weiß ja gar nicht, wo die hin wollen.

Doch dann fielen der XO der ICICLE wieder die Wortfetzen ein, die sie aufgeschnappt hatte. Die beiden würden garantiert niemanden der Besatzung entführen wollen. Also befanden sie sich auf dem Weg zur Andock-Schleuse.

Mit einem verwegenen Lächeln machte sich die Spanierin wieder auf den Weg. Sie wollte die beiden andorianischen Offiziere nicht verlieren.

Einen der anderen Turbolifts nutzend, damit sie den beiden Offizieren, denen sie auf den Fersen war, nicht zufällig in die blauen Arme lief, erreichte sie Deck-10, innerhalb der Primärhülle, und begab sich auf den Weg zur Steuerbordschleuse.

Bevor sie den Gang zur Schleuse erreicht hatte vernahm sie erneut die Stimmen der beiden Andorianer. Die meisten Besatzungsmitglieder hatten heute Dienstfrei, darum war auf dem Schiff auch so gut wie nichts los. Die Beiden wähnten sich offensichtlich allein in diesem Teil des Raumschiffs. Ihre Vermutung stimmte also – beide waren auf dem Weg, die ICICLE zu verlassen. Einmal mehr fragte sich Pasqualina Mancharella, welcher Admiral des Sternenflottenkommandos es wohl gewesen sein mochte, der einen so schrägen Humor besaß, dass er ein Raumschiff mit diesem Namen ausgerechnet einem Andorianer in die Hände gegeben hatte. Das konnte doch kein Zufall sein.

Auf der Station angekommen wandten sich die Andorianer zunächst nach links. Während ihnen die Spanierin folgte, wurde ihr bewusst, dass es schwer werden würde, sie in den Untiefen von STRATEGICAL STARBASE 71 nicht zu verlieren. Außerdem kannte sie sich hier nur sehr wenig aus. Schließlich fiel ihr etwas ein. Sie tippte auf ihren Kommunikator und flüsterte: „Sub-Commander Enrom Tolaron, hier Commander Pasqualina Mancharella, kommen.“

Danach wartete sie ungeduldig, dass sich der Romulaner melden mochte. Sie wusste durch ihn, dass er heute Nacht Dienst hatte, wobei sie weiterhin hinter den beiden Andorianern durch die leeren Gänge dieses Teils der Station schlich.

Es dauerte nicht lange, bis sich Tolaron meldete. „Was gibt es Commander?“

Kurz zögernd, meldete die Spanierin: „Sie müssen die Kommunikatoren von Captain Dheran und Commander Sheralan verfolgen, und mich durch die Station leiten. Beide haben vor einigen Augenblicken die Station betreten. Ich kenne mich auf der Station zu schlecht aus, um ihnen auf Dauer auf der Spur zu bleiben. Ich vermute, dass sie hier irgendetwas vorhaben. Aber nicht das, was Sie im Turbolift erwähnten. Das Wort Entführung fiel nämlich und vielleicht sind wir hier etwas ganz Anderem auf der Spur.“

„Gehen Sie auf Abstand, Commander, ich werde sie über den Kommunikator anweisen“, kam die geraunte Antwort. „Halten Sie mich auf dem Laufenden, was passiert.“

Tolaron war nicht dumm, wie die Spanierin zugeben musste. Der Romulaner wusste, dass momentan in den Gängen dieser Abteilung kaum etwas los war, und so würde eine zu laute Antwort die Aufmerksamkeit der Verfolgten erregen. Darüber hinaus schien er nicht sonderlich verwundert gewesen zu sein, aber vielleicht täuschte das. Wer konnte schon wissen, was sich in Tolarons Tal´Shiar-Gehirn wirklich abspielte.

Der Vorteil ihrer jetzigen Vorgehensweise war der, dass sie Tar´Kyren und Commander Sheralan nun nicht mehr in Sichtweite folgen musste. So ließ sie sich, relativ sicher unbemerkt zu bleiben, von Tolaron durch die Station leiten.

Pasqualina Mancharella benutzte zwei verschiedene Turbolifts und verfolgte einen etwas konfus anmutenden Kurs durch die Gänge der Station. Nur hier und da begegnete sie einem Besatzungsmitglied der Station. Zumeist niederrangige Dienstgrade.

Nach einer Weile kam von Tolaron die Weisung: „Werden sie langsamer Commander Mancharella. Ihr Captain und Miss Sheralan haben angehalten. Beim Quartier seines Vaters.“

Unsicher werdend erkundigte sich die Spanierin bei dem Romulaner: „Könnte das vielleicht doch auf eine rein private Party hinauslaufen, Sub-Commander?“

„Sie meinen, auf eine Entführungsparty?“, erkundigte sich Tolaron spitz.

Pasqualina Mancharella seufzte schwach. „Da habe ich was angefangen. Also schön, Sub-Commander, ich werde warten. Geben Sie Bescheid, wenn sich etwas tut.“

Schneller, als gedacht, meldete sich Tolaron wieder. „Commander, der Captain und Commander Sheralan setzen sich wieder in Bewegung. Ich habe einen Check der Kommunikatoren sämtlicher andorianischer Besatzungsmitglieder der Fünften Taktischen Flotte durchgeführt, und einige dieser Andorianer haben sich ebenfalls an diesem Treffpunkt aufgehalten. Andere versammeln sich in einem Quartier, dass kürzlich angeblich für einen Diplomaten reserviert wurde. Da sich die Gruppe um Dheran auf dem Weg zu Admiral Taruns Quartier befindet, vermute ich, dass er das Ziel der Entführung ist, und dass man ihn zunächst zu besagtem Quartier bringen wird. Ich leite Sie in die Nähe dieses angeblichen Diplomaten-Quartiers. Dort werden bald einige Leute der Stations-Sicherheit zu Ihnen stoßen. Warten Sie dort auf mich, ich unterrichte Commodore Carey von den Vorgängen und mache mich dann mit ihr ebenfalls auf den Weg.“

„Aber das ist doch...“ Pasqualina Mancharella unterbrach sich selbst und grübelte vor sich hin. War das wirklich so weit her geholt? Einen Fluch unterdrückend bestätigte sie und ließ sich von Tolaron erklären, welchen Weg sie einschlagen musste.

Am vorläufigen Ziel ihrer Exkursion durch die Weiten der Station angekommen musste sie nur zwei Minuten warten, bevor ein Trupp der Stationssicherheit – alle mit neuesten Typ-III-Phasergewehren bewaffnet – auf sie zu schritt. Offensichtlich hatte Tolaron darauf verzichtet, die MACO´s der Station zu involvieren und verließ sich dafür lieber auf seine eigenen Leute.

Der Lieutenant an der Spitze der gut zwei Dutzend Bewaffneten trat zu Commander Mancharella und reichte ihr einen Handphaser, der auf Betäubung eingestellt war. „Ein Gruß von Sub-Commander Tolaron.“

„Ganz reizend“, gab die Spanierin ironisch zurück.

Es dauerte nochmal einige Minuten, bis auch Tolaron und Commodore Christina Carey bei ihnen ankamen. Die Irin begab sich an die Seite der Spanierin und sagte: „Ich freue mich, dass Sie so umsichtig waren, den Sub-Commander zu unterrichten, Commander.“

Pasqualina Mancharella nickte abwesend. Vor einigen Wochen war sie mit dem Commodore zusammen gerasselt. Nicht zuletzt wegen Tar´Kyren. Doch die Stellvertretende Kommandeurin der Fünften Taktischen Flotte ließ sich nichts davon anmerken, was die Spanierin ihr in diesem Moment hoch anrechnete. Vielleicht war sie gar nicht so übel, solange nicht ein Tar´Kyren Dheran zwischen ihnen stand, überlegte sie. Dabei sah sie zu Tolaron, der über seinen Kommunikator mit seinem Stellvertreter im Kommandozentrum der Station, in Verbindung stand. Vermutlich wartete er auf das Signal zum losschlagen. Doch was würde danach passieren? Im Kopf der Spanierin begannen sich die Gedanken zu jagen.
 

* * *
 

Eine halbe Stunde zuvor hatte Lieutenant-Commander Sheralan das Quartier von Captain Tar´Kyren, auf der U.S.S. ICICLE, betreten. Sie hatten die letzten Schritte der Entführung von Admiral Tarun besprochen, bevor sie sich danach auf den Weg machten.

Sich unauffällig verhaltend schritten sie, Seite an Seite, durch die nächtlich leeren Gänge der riesigen Raumstation. Ihr erstes Ziel war das Quartier von Dherans Vater. Bei ihm wartete der kleine Kommandotrupp, der den Admiral überfallen sollte.

Im Quartier von Den´Lyran Dheran ergriffen Vater und Sohn ihre Handgelenke und sahen einander für einen langen Moment an, bevor Tar´Kyren zu seinem Vater sagte: „Ich danke dir für deine Unterstützung, in dieser Angelegenheit.“

Danach wandte sich der Captain der ICICLE an Tar´Veron Talev, der in seiner Galauniform neben seinem Vater stand. „Auch Ihnen gilt mein Dank, General. Dafür, dass sie meinen Vater, und vor allen Dingen das Geheimkommando, zur Station gebracht haben.“

„Das war für mich selbstverständlich, Captain Dheran. Ich freue mich, dass Ihr Vater mich zu diesem Unternehmen hinzugezogen hat.“

Nachdem sich auch Tia´Vareni Sheralan bei den beiden Generalen bedankt hatte, sah sie in die Runde und meinte ernst: „Es ist soweit. Holen wir Admiral Torias Tarun aus seinem Quartier und erklären ihm den Ernst der Lage. Captain Dheran, sie übernehmen den Trupp, wie abgesprochen. Den Überbrückungscode für das Quartier des Admirals haben Sie. Ich selbst bringe Ihren Vater und General Talev zum Geheimkommando. Wir sehen uns dann in spätestens einer Viertelstunde.“

Tar´Kyren Dherans Antennen spreizten sich. Er wartete, bis Commander Sheralan mit den beiden Generalen aufgebrochen war, bevor er dem Trupp, bestehend aus drei hochrangigen andorianischen Offizieren, die auf verschiedenen Raumschiffen der Taktischen Flotte stationiert waren, das Zeichen zum Aufbruch gab.

Es dauerte nicht lange, bis der andorianische Kommandotrupp das Quartier des Admirals erreicht hatte. Zwei Andorianer sicherten zu beiden Seiten des Schotts, während sich Tar´Kyren Dheran Zutritt verschaffte.

Zischend glitt das Schott in die Verschalung und der Captain der ICICLE sagte heiser: „Gehen wir hinein.“

Im Vorraum des Quartiers deutete Dheran auf das geöffnete Schott zu Taruns Arbeitsraum. Flüsternd meinte einer von Dherans Begleitern: „Der Admiral hat sich noch nicht zu Bett begeben.“

„Umso besser“, zischte die einzige Frau im Team. „Dann müssen wir ihn nicht wecken. Außerdem geht es so schneller, ihn von hier weg zu bringen.“

Dheran wusste, dass der Admiral mehrere altertümliche, geladene Waffen auf seinem Schreibtisch stehen hatte, so wie auch in seinem Büro. Da er nicht darauf erpicht war, dass es bei diesem Unternehmen am Ende Verletzte gab, schärfte er dem Trupp flüsternd ein, dass sie beim Sturm auf das Arbeitszimmer des Admirals nicht zögerlich sein sollten.

Beidseitig des Eingangs nahmen die vier andorianischen Offiziere Aufstellung. Auf Dherans Kommando hin stürmten sie in den Arbeitsraum des Admirals. Zwei von ihnen packten den Admiral an den Armen und zogen den überraschten Flaggoffizier aus seinem Sessel hoch, so dass er nicht an seine Waffen gelangen konnte. Die Frau im Team sicherte zum Schott hin, während Tar´Kyren Dheran langsam zum Admiral schritt.

„Ich bedauere, dass wir Sie zu dieser späten Stunde so formlos überfallen, Admiral.“

Dheran deutete in die Runde. Dann nahm er den Kommunikator des Admirals und legte ihn auf den Schreibtisch. „Den werden Sie in der nächsten Stunde nicht benötigen. Ich möchte Sie bitten mit uns zu kommen, Sir.“

Mit versteinerter Miene sah der Admiral in die Augen des Andorianers. Dabei machte sich in ihm ein Gefühl von Deja-Vu in breit. Hinter seiner Stirn begann es zu arbeiten und schließlich fragte er mit kratziger Stimme: „Ist… ist das eine Revolte, Captain?“

„Bei der weißen Kreatur der Reinheit, nein. Ihre beiden Schatten haben nur verhindern wollen, dass Sie diese Situation missverstehen und nach ihren Waffen greifen.“

„Ach nein“, entfuhr es dem Admiral grimmig. „Sie haben wirklich gedacht man könnte diese Situation missverstehen?“

„Ich werde Ihnen schon bald erklären, worum es geht, Admiral“, wich Dheran aus. „Jetzt muss ich darauf bestehen, dass Sie mit mir kommen. Dort wo wir hingehen werden sie bereits von Commander Sheralan erwartet.“

„Sie benutzen Sheralan als Geisel gegen mich? Ich schwöre Ihnen, wenn...“

„Nicht jetzt, Admiral“, unterbrach ihn Dheran drängend. „Es geht dem Commander gut, und es wird ihr auch nichts passieren. Aber wir sollten nun wirklich gehen, Admiral.“

Torias Tarun presste die Lippen zusammen und massierte seine Oberarme, als die beiden Andorianer ihn freigaben.

„Das wird Konsequenzen haben!“, zischte der Trill zornig.

Tar´Kyren Dheran nickte zustimmend, wobei er mit unbewegter Miene erwiderte: „Ja, das wird es ganz bestimmt, Sir.“

Dabei beließ es der Captain. Die vier andorianischen Offiziere nahmen den Admiral in die Mitte und verließen mit ihm das Quartier. Sie beeilten sich zu dem Quartier zu gelangen, in dem die übrigen andorianischen Verschwörer bereits auf sie warteten. Vor dem Schott angekommen gab Dheran einem seiner Begleiter einen Wink das Schott zu öffnen. Er selbst begab sich zu Tarun und sagte ernst: „Admiral, bitte halten Sie sich dicht an meiner Seite, sobald wir eingetreten sind.“

Tar´Kyren Dheran wartete mit dem Admiral einen Moment, bevor sie als Letzte in das Quartier eintraten.

Torias Tarun blickte sich um. Zu seinem gelinden Erstaunen waren etwa dreißig uniformierte andorianische Männer und Frauen, rechts und links des Schotts angetreten und bildeten so etwas, wie eine Gasse zum hinteren Bereich des großen Raumes. Tarun war zweimal auf Andoria gewesen und er kannte sich mit der andorianischen Schrift und einigen Symbolen etwas aus. So wusste er, dass die Flagge, die an der Stirnwand drapiert war, Auskunft darüber gab, welcher andorianische Clan darauf benannt wurde. Seine Kenntnisse dieser Sprache reichte jedoch nicht aus, um die Worte darauf zu entziffern. Auch die düster-violette Farbgebung sagte dem Trill nichts.

Langsam schritt der Admiral nach vorn, wobei er das unbestimmte Gefühl nicht los wurde, dass es sich bei den Angetretenen um so etwas, wie eine Ehrenformation handelte. Das Ganze schien Tarun reichlich surreal, und an eine Revolte glaubte er nicht mehr so recht. Doch was passierte dann hier? Er sah sich suchend um doch er konnte Tia´Vareni nicht entdecken, und so zischte er wütend zu Dheran gewandt: „Wo ist der Commander?“

„Bitte haben Sie etwas Geduld, Admiral“, bat der Andorianer an Taruns Seite eindringlich. „Bitte gehen Sie weiter.“

Tarun ergab sich in sein Schicksal. Vor sich erkannte der Trill einen Andorianer und eine Andorianerin in Zivil. Beide schienen deutlich älter zu sein, als Dheran. Der Admiral brannte darauf zu erfahren wer sie waren, und welche Rolle sie bei dieser Aktion spielten.

Am Ende der Angetretenen erkannte Tarun den Vater Dherans und General Talev. Die wildesten Theorien schossen dem Admiral durch den Kopf, bevor Tar´Kyren Dheran mit ihm vor den beiden Zivilisten anhielt und sich, auf Andorianisch an den Mann wandte.

Der Zivilist antwortete in derselben Sprache und als er endete, wandte sich Dheran an den Admiral und sagte beinahe feierlich: „Admiral Torias Tarun. Zu Beginn dieses Jahres haben Sie sich zu etwas bekannt, das jetzt danach verlangt, geklärt zu werden. Commander Tia´Vareni Sheralan ist seit dieser Zeit offiziell Ihre Lebensgefährtin. Sie hat darum, nach alt hergebrachter, andorianischer Clan-Tradition, ihren Vater, Kel´Thoran Sheralan, aus dem Clan der Klen´Theran, und ihre Mutter, Inaris Sheralan, um den elterlichen Segen für diese Verbindung gebeten. Kel´Thoran Sheralan ist dazu bereit, Sie, im Zuge dieser Zeremonie, in den Clan aufzunehmen, dem seine Familie angehört. Das bedeutet für Sie eine große Ehre, Admiral, denn sie wird nur wenigen Außenstehenden zuteil. In dieser Zeremonie erfülle ich, auf Bitten ihrer Lebensgefährtin hin, die Aufgabe eines Mentors. In dieser Funktion muss ich Sie dahingehend warnen, dass, sollten Sie sich dazu entschließen an dieser Zeremonie teilzunehmen, Sie sich auf ein bindendes Versprechen einlassen. Sie würden das wohl als Verlobung bezeichnen, Admiral.“

Dutzende von Gedanken gingen dem Admiral gleichzeitig durch den Kopf, bei den Worten des andorianischen Captains, und es dauerte einige Momente, bis er die Bedeutung des eben Gesagten voll erfasst hatte. Tief durchatmend flüsterte er Dheran zu: „Dann sind Sie also so etwas, wie mein Beschützer.“

Dheran grinste humorlos. „Nein, das verstehen Sie falsch, Admiral. Ich fungiere eher als eine Art Kempe für Commander Sheralan. Das heißt, wenn Sie diese Verbindung eingehen werden und sich ihr gegenüber später unehrenhaft verhalten, dann ist es, nach alter Tradition, meine Pflicht, sie auf Leben und Tod zu befehden. Und diese, mir übertragene, Aufgabe nehme ich ernst, Sir. Tödlich ernst.“

Torias Tarun suchte in den Augen seines Gegenübers nach einem Anflug seines schrägen Humors, für den Dheran berüchtigt war. Doch der Andorianer blickte ihn unverwandt an und etwas ernster meinte der Trill schließlich: „Ich verstehe, Captain. Sagen Sie mir, was ich jetzt tun soll.“

„Sie bekennen sich also zu Commander Sheralan, und zu ihrer Tochter?“

Der Trill nickte.

Die Antennen Dherans spreizten sich etwas. Wieder sprach er einige Sätze auf Andorianisch zu Kel´Thoran Sheralan und der Andorianer trat ein Stück nach vorne.

„Bitte knien Sie sich hin, Admiral“, raunte Dheran dem Admiral zu.

Torias Tarun sah zu seinem Captain und folgte dann der Anweisung.

Zufrieden wandte sich Dheran erneut an Tarun. „Bitte sprechen Sie mir nun die folgenden Worte nach: Tia´Vareni Sheralan y´ner ker´Dharim – y´ner kre tovar Fhalcris.

Der Admiral sprach die Worte nach, wobei er sich darum bemühte, die Aussprache des andorianischen Captains möglichst genau zu kopieren.

Kel´Thoran Sheralan antwortete mit einer ganzen Litanei, von der Torias Tarun nicht das Geringste verstand. Als er endete, übersetzte Dheran: „Commander Sheralans Vater hat ihr Bekenntnis, mit Herz und Seele, zu seiner Tochter, vernommen und bestätigt. Er ist nun bereit für den Segen, mit dem Sie in den Clan aufgenommen werden. Als Ihr Mentor frage ich nochmal: Sind Sie wirklich bereit dazu, Sir?“

Die Antwort des Trill kam ohne zu zögern. „Ja, das bin ich.“

Wieder wechselte Dheran einige Worte mit Kel´Thoran Sheralan. Dieser blickte zu seiner Frau, die nun zu ihm trat. Gemeinsam legten sie ihre Hände auf den Kopf des Admirals und unisono sprachen Sie den elterlichen Segen.

Nachdem sie verstummten, sagte Tar´Kyren Dheran zu Tarun: „Bitte erheben Sie sich nun wieder, um aus Kel´Thoran Sheralans Händen nun das Ushaan-tor zu empfangen. Es steht symbolisch dafür, dass Sie dazu bereit sind, die Ehre und das Leben ihrer Lebensgefährtin, und das Ihrer Tochter, unter Einsatz ihres eigenen Leben, zu beschützen.“

Tarun wusste um die Bedeutung des andorianischen Ushaan-tor. Zunächst nur ein Werkzeug galt es mittlerweile, seit vielen Jahrhunderten, als traditionelle Zweikampfwaffe.

Es war die Mutter seiner Lebensgefährtin, die ihm die Waffe überreichte. Sie war eingewickelt in ein Tuch aus kostbarer Andorianischer Seide.

Nachdem Torias Tarun es an sich genommen hatte, raunte Tar´Kyren Dheran: I´kar zaa´Kren y´ner Ushaan-tor var kro´Tenn, var kre´Toral, var Zhrevec. Das bedeutet: Ich verspreche, das Ushaan-tor mit Achtung, Ehre und Stolz zu bewahren.

Wieder sprach der Admiral die fremdartig klingenden Worte nach, und Dheran lächelte, beinahe zufrieden. Dann sah er bedeutungsvoll zur Seite und Torias Tarun folgte dem Blick des Andorianers unwillkürlich.

Er erkannte Tia´Vareni Sheralan, die in Begleitung von Den´Lyran Dheran nun zu ihm schritt. An ihrer rechten Hand hielt sie ein andorianisches Mädchen von etwa vier irdischen Jahren, und der Trill wusste in demselben Moment, als er sie sah, wer sie war. Bisher hatte er nur Fotos von ihr gesehen. Eines davon stand in seinem Büro, auf seinem gläsernen Arbeitstisch.

Tia´Vareni Sheralan blieb zwei Schritt vor Torias Tarun stehen und kniete sich zu dem Mädchen ab. Sie sagte leise einige andorianische Worte zu dem Kind.

Das andorianische Mädchen lächelte schüchtern. Dann ging es zu Tarun, der sich nun ebenfalls zu dem Mädchen hinab kniete und es legte schließlich ihre Arme um seinen Hals.

So vorsichtig, als habe er Angst, das Mädchen könne zerbrechen, erwiderte der Admiral die Umarmung des kleinen Mädchens und drückte es ganz sacht. Als er schließlich zu Dheran aufsah, lag tiefe Dankbarkeit in den feucht schimmernden Augen des Trills. Schließlich hob er das Mädchen behutsam auf seinen Arm und fragte, mit leiser rauer Stimme: „Du bist also Inira. Du bist ebenso hübsch, wie deine Mutter.“

Das Mädchen lächelte schüchtern und sah sich zu ihrer Mutter um, die nun zu Tarun und ihrer Tochter trat. Dabei sagte sie leise zu Tarun: „Entschuldige die Heimlichkeiten, aber es sollte eine Überraschung für dich sein.“

Tarun merkte kaum, dass Tar´Kyren Dheran ihm das Ushaan-tor aus der Hand nahm, als mit der linken Hand Tia´Vareni umarmte und sagte: „Die Überraschung ist dir wirklich gelungen, mein Blauer Engel. Ich dachte für einen Moment wirklich, dass auf meiner Station eine Revolte stattfindet. Mach das nie wieder, hast du gehört?“

Die Andorianerin lächelte lediglich verschmitzt.

Nach einer Weile ließ der Admiral seine Lebensgefährtin los und er wandte sich, immer noch sichtlich ergriffen, an Captain Dheran. Ich danke Ihnen, Captain. Obwohl ich Ihnen sagen muss, dass ich nicht erfreut darüber bin, dass sich ihre Verschwörungen gegen mich, auf dieser Station, allmählich zu einem Dauerbrenner entwickeln.“

Tar´Kyren Dheran wollte auf die Worte seines Kommandeurs etwas erwidern, doch in diesem Augenblick ereignete sich etwas, das verhinderte, dass er die Worte jemals aussprach.



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